Hl. Alto, Abt, Einsiedler bei Dachau Abt, Glaubensbote – 9. Februar
Im Westen des Siedlungsgebiets der Bajuwaren nahe Dachau lebte um die Mitte des 8. Jahrhunderts der Einsiedler Alto, der wohl aus einer angesehenen Familie des bajuwarischen Hochadels stammte. Auch Alto wurde nicht nur bereits zu Lebzeiten, sondern weit über seinen Tod hinaus (um 760) so geschätzt, dass seine lebendige und fortwährende Verehrung zur Gründung eines Klosters führte. Dieses Kloster Altomünster trägt den Namen des Heiligen und bewahrt dessen Grab. In einem Freisinger Missale des 10. Jahrhunderts wird das Fest Altos zum ersten Mal verzeichnet. Im Kloster Altomünster wirkten vermutlich seit dem 10. Jahrhundert zunächst Benediktiner-Mönche, dann Benediktinerinnen und seit 1497 bis heute Nonnen des Birgittinnen-Ordens.
Nach neueren Forschungen ist Alto identisch ist mit jenem Einsiedler Alto, der seine Unterschrift unter eine undatierte Urkunde setzte: »Signum Altoni reclausi« (Unterschrift des Einsiedlers Alto). Dieses Dokument bestätigt die Schenkung von Grundbesitz eines Adeligen aus Mammendorf an die Kirche zu Puch im heutigen Landkreis Fürstenfeldbruck. Altos »Signum« findet sich vor den Unterschriften des Schenkers und zahlreicher Geistlicher - ein Hinweis auf die herausgehobene Stellung Altos.
Hingegen gibt es keine Belege für die traditionelle Ansicht, dass Alto Mönch oder Abt eines von ihm gegründeten Klosters gewesen ist. Davon jedoch spricht die »Vita Sancti Altonis« des Benediktiners und Hagiographen Otloh (um 1010 bis nach 1070) aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram. Otloh verfasste um 1056 die Vita des hl. Alto im Auftrag der Äbtissin des Benediktinerinnen-Klosters Altomünster, das erst seit 1056 bestand: In diesem Jahr nämlich wurden die Benediktinerinnen aus dem württembergischen Kloster Altdorf (heute Weingarten) nach Altomünster versetzt und suchten nach den Wurzeln ihres neuen Klosters, in dem bis dahin Benediktiner-Mönche aus Altdorf/Weingarten lebten.
Otloh betont, dass er keine schriftlichen Dokumente mehr für seine Arbeit nutzen konnte, weil die ehedem vorhandenen Quellen nun verschwunden waren. Dennoch verfasste Otloh die Vita des hl. Alto ebenso wie die Geschichte des Klosters bis zu seiner eigenen Gegenwart Otloh zufolge stammte Alto aus einer schottischen Familie; sein Name sei später eingedeutscht worden. Nach Otloh erhielt Alto in einer Vision den Auftrag, gleich dem Vorbild Abrahams die Heimat zu verlassen, um zu missionieren: Alto begab sich auf die »peregrinatio propter Christum«, auf die missionarische Wanderschaft um Jesu Christi willen. Alto kam nach Bayern und ließ sich hier in einem Wald nieder, den er sofort zu roden begann. Auf den tüchtigen Einsiedler aufmerksam geworden, erhielt Alto schließlich vom karolingischen König Pippin d.J (+ 768), dem Vater Karls des Großen (747-814), einen Teil des Waldes als Geschenk, Diesem Beispiel folgten andere Reiche des Landes, so dass Alto bald über fruchtbares Ackerland und ansehnlichen Grundbesitz verfügte. Dadurch konnte Alto nicht nur Herbergen bauen, sondern auch ein Kloster gründen: »Monasterium Altonis", das Kloster des Alto. Dieses Kloster wurde zur Heimat zahlreicher frommer Menschen, die wie Alto Christus nachfolgen wollten. In der Überlieferung Otloh war es Winfrid Bonifatius, der angelsächsische Glaubensbote und Apostel Deutschlands, der wiederum in einer Vision von dem neuen Kloster erfuhr, es aufsuchte und weihte. Entgegen dem Willen des Bonifatius, das Kloster nur für Männer zu benedizieren, setzte sich Alto erfolgreich gegen eine derartige Beschränkung durch. Lediglich die Quelle und der Brunnen neben der Kirche sollte den Männern vorbehalten bleiben. Über die folgenden Lebensjahre Altos merkt Otloh nur allgemein an. Alto habe ein vorbildliches heiligmäßiges Leben geführt. Gleichsam als Nachweis spricht Otloh davon, es hätten sich zahlreiche Wunder ereignet, ohne hierzu aber genauere Informtionen zu geben.
Deshalb handelt es sich bei den drei so genannten Alto-Wundern offenbar um Zuschreibungen aus späterer Zeit: Einmal fuhr Alto, weil es auf der Anhöhe an Wasser mangelte, mit seinem Stab in den Boden. Sogleich sprudelte klares Quellwasser hervor, das bis heute nie mehr versiegte (Brunnenwunder). Dieses Wasser durften aber, so Otloh, nur die Mönche nutzen. Um Kirche und Kloster bauen zu können, musste ein großer Teit des Waldes gerodet werden, in dem Alto lebte. Jene Bäume, die zu fällen waren, markierte Alto mit einem Messer, die dabei sofort zu Boden fielen (Rodungswunder). Ein anderes Mal stieg bei der Feier der Heiligen Messe das segnende Jesuskind aus dem Kelch hervor (Kelchwunder).
Brauchtum und VerehrungIm Kloster Altomünster verehrt man die Hirnschale des Heiligen Alto als Reliquie. Jedes Jahr am Fest des Heiligen legt der Priester allen Gläubigen diese Hirnschale auf. Darüber hinaus wird auch jenes Messer bewahrt, mit dem Alto der Legende nach die Bäume des Waldes kennzeichnete.
Darstellung, Attribute, PatronateEntsprechend der legendenhaften Überlieferung wird Alto als Abt mit Stab genauso wie als Bischof in Pontifikalkleidung dargestellt Dabei hält der Einsiedler meist ein Messer, mit dem er die Markierungen der Bäume in seinem Wald vornahm. Häufig trägt der Heilige zudem einen Kelch mit dem Jesuskind: so, wie es ihm während der Messfeier einst erschien.
Literatur
Altomünster. Ein bayerisches Kloster In europäischer Sicht Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, München 1973
Wilhelm Liebhart (Hg.). Altomünster. Kloster, Markt und Gemeinde. Altomünster 1999
Alto-Lied
Dich, Sankt Alto, preisen wir.
Heil'ger Stifter, Glaubensstütze;
Kindlich flehen wir zu Dir:
Gnädig die Gemeinde schütze;
Milder Vater steh' uns bei,
Daß uns Gott barmherzig sei.
Arm zogst aus der Heimat Du,
Über Land und über Meere,
Eiltest unserm Bayern zu,
Predigend die heil'ge Lehre,
Nähmest hier im stillen Wald
Deinen frommen Aufenthalt.
Fürstengnade hat beschenkt
Hier Dein andachtsvolles Streben,
Wunderbar sich niedersenkt
Jeder Baum, der ward gegeben
Zu dem heil'gen Gottesbau,
Vöglein machen rein die Au.
Und ein klarer Quell ersprießt,
Wo Dein Stab es angedeutet,
Reicher Trost und Segen fließt,
Frommer Glaube sich verbreitet,
Wo Du wandelst. Heiliger,
Wundervoll Begnadigter.
Schirme, hoher Schutzpatron,
Alle, die auf Dich vertrauen.
Hilf, daß wir der Tugend Lohn,
Einst wie Du in Jesus schauen,
Führe treuer Glaubensheld,
Selig uns in jene Welt.
Amen. Amen. Amen.
Alto-Lied; Test: Ignaz Huber (1823 – 1893; Lehrer in Altomünster); Melodie: Leopold Schwaiger (Pfarrer in Altomünster 1926 – 1951)