Christsein - Mystik - Gaben, Charismen, Früchte. > Christsein im Alltag
FÜR JEDEN NEUEN TAG
amos:
WIDERSTAND LEISTEN
Tote Fische schwimmen mit dem Strom
lebendige dagegen.
Schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftigt sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben, für
euch erwerben zu müssen! Wacht darüber, daß eure Her-
zen nicht leer sind, wenn mit der Leere eurer Herzen
gerechnet wird.
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund
nicht erwartet! Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im
Getriebe der Welt!
Günter Eich
Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt.
Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre
und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme
und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: Sag nein!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befeh-
len, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte
Leben, dann gibt es nur eins: Sag nein!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie
morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen,
dann gibt es nur eins: Sag nein!
Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie mor-
gen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern
für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten,
Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins: Sagt nein! Mütter,
sagt nein!
Wolfgang Borchert
Der Oberste Priester und die Sadduzäer ließen die Apostel
verhaften und ins Gefängnis werfen. Doch gleich in der
ersten Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnis-
tore, führte die Apostel heraus und sagte zu ihnen: Geht in
den Tempel und verkündet allen die Botschaft von dem
Leben, das Jesus gebracht hat! Die Apostel gehorchten,
gingen früh am Morgen in den Tempel und sprachen zu den
Menschen.
Der Kommandant ging mit den Tempelwachen hin, um sie zu
holen. So brachten sie die Apostel vor den jüdischen Rat,
und der oberste Priester hielt ihnen vor: Wir haben euch
deutlich genug befohlen, nicht mehr öffentlich von diesem
Mann zu sprechen und seinen Namen bekanntzumachen.
Und was tut ihr? Ihr redet und redet, bis auch der letzte in
Jerusalem es gehört hat. Uns macht ihr für seinen Tod ver-
antwortlich und wollt die Strafe Gottes über uns bringen!
Aber Petrus und die anderen Aposteln antworteten: Man
muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5,17-32(in Auswahl)
Wolfgang Borchert
amos:
VERTRAUEN WAGEN
Kontrolle ist gut,
Vertrauen ist besser.
Ein junger Mann und ein Mädchen liefen auf zwei verschie-
denen Landwegen. Als die zwei Wege zusammenkamen,
liefen der Junge und das Mädchen gemeinsam weiter. Der
Junge trug einen Kupferkesse auf seinem Rücken. In der
einen Hand hatte er ein lebendes Huhn und einen Stock,
während er an der anderen Hand eine Ziege führte. Nach
einer Weile kamen sie an eine Bergschlucht. Da blieb das
Mädchen stehen und sagte: "Durch diese Schlucht gehe
ich nicht mit dir." "Warum nicht?", wollte der Junge wissen.
"Du könntest mich dort umarmen und küssen?", antwortete
sie. "Wie soll ich dich denn umarmen und küssen? Ich habe
einen Kupferkessel auf dem Rücken, an der einen Hand
habe ich eine Ziege und in der anderen Hand ein lebendes
Huhn und einen Stock." Aber das Mädchen beharrte auf sei-
ner Meinung: "Du könntest mich die Ziege halten lassen,
danach den Stock in den Boden stecken, das Huhn auf den
Boden setzen und den Kessel darüberstülpen, und dann
könntest du mich umarmen und küssen." Lange starrte der
Junge das schöne, nette Mädchen an. Endlich sagte er:
"Allah segne deine Weisheit." Worauf sie gemeinsam durch
die Schlucht gingen.
Laß uns vertrauen dem seltenen Verständnis,
das ärgerlich Schwache und Fremde einbezieht
in unsere vertrauten Kreise.
Laß uns vertrauen der seltenen Freiheit,
die für das Wohl und das Recht der Gegner eintritt
und so dem Frieden Brücken baut.
Laß uns vertrauen der seltenen Liebe,
die verkümmertes Leben behutsam zum Blühen bringt.
F.K. Barth/G. Grenz/P.Horst
Auf meinen lieben Gott
trau ich in Angst und Not;
der kann mich allzeit retten
aus Trübsal, Angst und Nöten,
mein Unglück kann er wenden,
steht alles in seinen Händen.
Diesen Tag, Herr, leg ich zurück in deine Hände,
denn du gabst ihn mir.
Du, Herr, bist doch der Zeiten Ursprung und ihr Ende,
ich vertraue dir.
Kommen dunkle Schatten über die Welt,
wenn die Angst zu leben mich plötzlich befällt:
Du machst das Dunkel hell.
Martin Gotthard Schneider
amos:
GOTT SUCHEN
Wir können Gott mit dem Verstand suchen,
aber finden können wir ihn nur mit dem Herzen.
Einer ist da, der mich denkt.
Der mich atmet. Der mich lenkt.
Der mich schafft und meine Welt.
Der mich trägt und der mich hält.
Wer ist dieser Irgendwer?
Ist er ich? Bin ich Er?
Mascha Kaléko
Gott, wer bist du?
Ich kenne dich nicht und möchte dich lieben.
Gott, wo bist du?
Ich finde dich nicht und suche dich doch.
Gott, hab Erbarmen!
sehnsucht
ich hab dich
verloren
du großer fund
klein wie
die perle
im ackergrund
ich such dich
in allem
versuche dich
und wo ich
dich suche
da finde ich
mich
ich bin
nach dir
süchtig
ich suche dich
ich kann dich
nicht finden
finde du mich
ich hab dich
verloren
du großer
fund
klein wie
die perle
im ackergrund
Wilhelm Willms
amos:
VERGEBUNG EMPFANGEN
Vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern.
Du sagst was du angerichtet hast -
willst dem anderen wieder unbe-
fangen begegnen.
Der hat längst gespürt, daß etwas
nicht stimmt.
So kann es geschehen,
daß der andere mit dir zusammen
erleichtert ist.
Manchmal wird uns vergeben,
und wir können dann wieder lachen.
F.K. Barth/G. Grenz/P. Horst
Glücklich, wem die Übertretungen vergeben sind,
wessen Sünde bedeckt ist.
Wohl dem Menschen,
dem der Herr seine Schuld nicht zurechnet,
in dessen Geist kein Trug ist.
Denn als ich es verschweigen wollte,
wurde ich krank und elend
unter meinem täglichen Stöhnen.
Denn schwer lag deine Hand auf mir
Tag und Nacht,
meine Zunge verdorrte
wie in den Gluten des Sommers.
So bekannte ich dir meine Verfehlung
und verhehlte meine Schuld nicht.
Ich sprach: Bekennen will ich dem Herrn
meine Übertretungen.
Da hast du die Schuld vergeben,
die aus meinem Ungehorsam kam.
Psalm 32,1-5
Mahatma Gandhi berichtet aus seinem Leben:
"Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich einen Diebstahl beging.
Weil ich Schulden hatte, stahl ich meinem Vater ein golde-
nes Armband, um sie zu bezahlen. Aber ich konnte die Last
meiner Schuld nicht ertragen. Als ich vor ihm stand, brachte
ich vor Scham den Mund nicht auf. Ich schrieb also mein
Bekenntnis nieder. Als ich ihm den Zettel überreichte, zit-
terte ich am ganzen Körper. Mein Vater las den Zettel,
schloß die Augen und dann - zerriß er ihn. "Es ist gut', sagte
er noch. Und dann nahm er mich in die Arme. Von da an
hatte ich meinen Vater noch viel lieber."
Liebes Kind
Wenn du nach Hause kommen willst
dann komm bei Tag und Nacht
der Tisch ist schnell gedeckt
dein Bett gemacht
ist die Tür verschlossen
und sind wir unterwegs
du kennst das alte Schlüsselversteck
schlag notfalls ein Fenster ein
der Vater wird dir verzeihn
verzeih auch ihm
sein Zorn ist auch sein Schmerz
er kann nicht weinen
wenn du wieder nach Hause kommen willst
dann komm
wir fragen nicht viel
wir warten.
Hedwig Meutzner
amos:
VERZICHT ÜBEN
Am reichsten sind die Menschen,
die auf das meiste verzichten können.
Rabindranath Tagore
Du hattes ein viereck gemalt,
darüber ein dreieck,
darauf (an die seite) zwei striche mit rauch -
fertig war das Haus.
Man glaubt gar nicht,
was man alles
nicht braucht.
Reiner Kunze
Petrus sagte zu Jesus: Du weißt, wir haben alles stehen- und
liegenlassen und sind mit dir gegangen. Was haben wir
davon? Jesus antwortete: Ich versichere euch: Wenn Gott
die Welt erneuert und der Menschensohn in seiner ganzen
Herrlichkeit auf dem Thron Platz nimmt, dann werdet auch
ihr, die ihr mir gefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und über
die zwölf Stämme Israels Gericht halten. Jeder, der um mei-
netwillen sein Haus, seine Geschwister, Eltern oder Kinder
oder seinen Besitz zurückgelassen hat, der wird das alles
hundertfach wiederbekommen und dazu das ewige Leben.
Matthäus 19,27-29
Was wir brauchen
um glücklich zu leben,
ist wenig.
Aber wir steigern
die Bedingungen
für Glück
ins Endlose
und beklagen
unser Unglück.
Kristiane Allert-Wybranietz
Wir sind leer und gleichzeitig angefüllt mit überflüssigen
Waren und Gütern. Es besteht eine seltsame Beziehung
zwischen den vielen Dingen, die wir besitzen und konsu-
mieren, und der Leere unseres Daseins. Überflüssige Dinge
machen das Leben überflüssig.
Ärmer werden und mit immer weniger Gewalt auskommen,
das ist die Umkehr zur Fülle des Lebens. Der Reichtum des
Menschen liegt in seinen Beziehungen zu anderen, in sei-
nem Dasein für andere. Die Fülle des Lebens wird nicht
weniger, wenn wir sie miteinander teilen, sondern vermehrt
sich.
Christus befreit uns von der das Leben fressenden Armut
und von der das Leben aufsaugenden inneren Leere in eine
neue Gemeinschaft hinein, in der wir einander nicht mehr
Gewalt antun müssen, sondern einander glücklich machen
können.
Dorothee Sölle
Franz von Assisi wurde einmal gefragt, weshalb er und
seine Freunde ohne Besitz lebten. Er antwortete: "Hätten
wir Besitz, so müßten wir ihn verteidigen; zum Verteidigen
bräuchten wir Schwerter, und mit Schwertern müßten wir
bereit sein zum Töten."
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