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Memorandum "Kirche 2011"
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kleineMaria:
Hier ein sehr gelungener Artikel.
Freiburg i.Br.
Inzwischen liegt die Zahl derer, die das Memorandum „Kirche 2011. Ein notwendiger Aufbruch“ , vom 3. Februar unterschrieben haben, bei 224. Ihre Zahl könnte sicher noch größer sein und sie wird vielleicht auch noch wachsen. Man wundert sich, dass man manche Namen nicht findet in der Liste, in einigen wenigen Fällen wundert man sich allerdings auch, dass sie darin sind. Wenn zu den Unterschriften derer, die gleich am Anfang der Aktion unterschrieben haben, mehr als achtzig Unterschriften hinzugekommen sind, ist das möglicherweise auch eine Folge der positiven Reaktion von Seiten des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz Langendörfer. Zunächst ist man erstaunt über diese Reaktion. Dieses Erstaunen weicht jedoch einer Ernüchterung, wenn man sich vor Augen hält, dass Langendörfer dem Jesuitenorden angehört, der sich zur Zeit wohl in einem desolaten Zustand befindet.
Das Dokument macht das Ausmaß des Verfalls der Kirche und der Theologie deutlich. Überrascht können darüber nur die Ahnungslosen sein und jene, die sich bewusst dieser Erkenntnis verschlossen haben. Unter diesem Aspekt muss man dankbar sein, dass nun das zutage tritt, was bisher nicht so deutlich geworden ist, dass alle es erkennen konnten und dass nun auch eigentlich jene nicht mehr die Augen verschließen können, die es bisher getan haben. Ich denke bei den Letzteren vor allem an die Hirten der Kirche, die ex professo die Aufsicht zu führen haben über die theologische Lehre und Forschung. Auch jene, die wussten, was los war in den theologischen Fakultäten und in der Priesterausbildung haben indessen nicht eingegriffen. Hatten sie Angst? Oder fühlten sie sich nicht in der Lage dazu? Oder vertrauten sie renommierten Theologen, die ihnen sagten, dass das so richtig sei, dass die Kirche nur dann überleben könne, wenn sie sich dem Zeitgeist anpasse und sich unter Aufgabe ihrer Identität dem modernen Relativismus und Indifferentismus verschreibe? Sie hätten sich jedoch sagen müssen, dass die Kirche nur dann Zukunft haben kann, wenn sie ihr Ureigenes nicht verschweigt. Ich erinnere mich, dass vor mehr als dreißig Jahren in einer Versammlung von Priestern Kardinal Höffner von einem Priester vorgehalten wurde, wie verheerend der Religionsunterricht heute sei. Seine Antwort darauf lautete: Sagen Sie den Eltern, sie sollten ihre Kinder vom Religionsunterricht abmelden. Der Priester meinte darauf hin bescheiden: Ist es nicht besser, wenn Sie den Unterricht der Religionslehrer überwachen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, wenn er nicht gemäß den Richtlinien der Kirche erfolgt. Darauf antwortete Kardinal Höffner: Das können wir nicht. Das ist zu kompliziert. Wäre es dann nicht besser, man würde auf den Unterricht verzichten? Dann würden sich nicht wenige weitere Probleme von selber lösen, vor allem das Problem der theologischen Fakultäten.
Die Bischöfe brauchen sich nicht einschüchtern lassen durch die Theologen, wenn diese ihnen vorhalten, sie dürften nicht ausgrenzen und ihre Aufgabe sei es, für die Einheit sich einzusetzen. Gerade um der Einheit willen müssen sie gegebenenfalls ausgrenzen. Es ist die genuine Aufgabe der Bischöfe, den Theologen zu sagen, wo sie die Grenzen des katholischen Glaubens sprengen, wo sie Lehren verkünden, die nicht mit dem Glauben der Kirche zu vereinbaren sind. Darum handelt es sich zumeist bei den Forderungen des Memorandums, die im Gewand von Dialogbeiträgen daherkommen.
Vielleicht sind die Bischöfe deshalb so schwach, weil ihre Apparate zu stark sind, der Apparat innerhalb der einzelnen Diözese und der Apparat der Bischofskonferenz, die weithin vom Leerlauf leben. So der Eindruck. Zum anderen kapitulieren sie vor den Theologen und deren oberflächliche und wenig aufbauende Theologie. Die einfachste Rettung wäre hier für sie die klare Ausrichtung auf Rom, einmal deshalb, weil das zur katholischen Identität gehört, zum anderen, weil hier ein eindeutiges Profil sichtbar wird sowie klare Wege einer Erneuerung der Kirche aufgezeigt werden, einer wesensechten Erneuerung, das heißt in innerer Kontinuität.
Das Memorandum macht deutlich, wie brüchig das Glaubensfundament der Kirche geworden ist und wie weit sich die Theologie von der Kirche und ihrem Glauben entfernt hat. Dieser Zustand hat eine längere Geschichte. Seit Jahrzehnten vertreten nicht wenige Theologie-Professoren eine anthropologische Wende in der Theologie und sehen in der Distanz von der Kirche und in zynischen Bemerkungen über die Amtsträger der Kirche, speziell über den Träger des Petrusamtes, ein Qualitätssiegel der akademischen Theologie. Zugleich wollten sie mit dieser Praxis die Freiheit ihrer Wissenschaft dokumentieren, die in nicht wenigen Fällen schon lange zur Ideologie degeneriert war.
Wer die Augen aufmacht, erkennt in dem Memorandum das ganze Elend der Theologie und einer Kirche, die darauf noch ihre Hoffnung setzt. Da zerstört sich nicht nur die Theologie, da zerstört die Theologie auch die Kirche, die sie doch aufbauen soll. Zu Recht wird man heute oft gefragt, wo man in den deutschsprachigen Ländern noch Theologie studieren kann, wenn man Priester werden möchte oder Religionslehrer oder auch in einem pastoralen Beruf die Priester unterstützen möchte.
Wenn das Memorandum darüber jammert, dass der Glaube mehr und mehr zurückgeht, so sollte man seine Architekten daran erinnern, dass an dieser Verdunstung des Glaubens gerade jene Theologie schuld ist, wie sie und ihre Mitstreiter sie Jahrzehnte hindurch gelehrt haben. Das war eine Theologie der Willkür, eine Theologie, die sich subjektivistisch verfremdet und so den Boden unter den Füßen verloren hat, die im Grunde nur noch von ihrer finanziellen Dotation lebt.
Hier geht es weiter.
http://www.kath.net/detail.php?id=30261
Lesermeinung:
Kathole vor 2 Minuten
Ein Lichtblick im Erzbistum Freiburg!
ZITAT: "Die Theologie des Memorandums lässt keine wesentlichen Unterschiede mehr erkennen zwischen der katholischen und der evangelischen Theologie, gerade auch in ihrer agnostizistischen Grundposition, weshalb ihre Konsequenz eine Fusion der evangelisch-theologischen und der katholisch-theologischen Fakultäten wäre." ZITAT-Ende
Genau dieser Schmusekurs mit dem liberalen Protestantismus der EKD kennzeichnet doch den Freiburger Oberhirten seit jeher. Denken wir nur an seine zwiespältige Reaktion auf "Dominus Iesus".
Danken wir aber Gott, daß es neben all der Verkommenheit im Erzbistum Freiburg auch noch ein paar Lichtblicke gibt. Dazu zählen neben Professor Joseph Schumacher auch der Freiburger Dogmatiker Prof. Helmut Hoping und der Pastoraltheologe Prof. Hubert Windisch, die sich ebenfalls bereits auf kath.net zum Memorandum klar geäußert haben.
Wären sie nur schlichte Gemeindeprieseter, hätte sie das Ordinariat sicher schon in die entlegensten Winkel und unbeliebtesten Posten der Erzdiözese versetzt (und zur Demütigung einem gerade geweihten Jungpriester untergeordnet), wo niemand mehr Notiz von ihnen nähme.
Soweit die Lesermeinung.
Liebe Grüße
adina.
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