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Thomas von Aquin - Lehre des Heils

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Caelum:
cHRISTUS HAT DEN APOSTEL PETRUS ZUM SICHTBAREN HAUPT SEINER KIRCHE BESTELLT

"Er fragte sie: 'Ihr aber, für wen haltet ihr mich?' Simon Petrus gab zur Antwort: 'Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.' Da sprach Jesus zu ihm: 'Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas! Denn nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und so sage ich dir: Du bist Petrus, auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen'" (Mt 16,15 ff.).
Damit gibt der Herr dem Petrus eine Belohnung für sein Bekenntnis. Petrus hatte für seine Menschheit und für seine Gottheit Zeugnis abgelegt, und dafür belohnt ihn nun der Herr. Er gibt ihm zunächst einen Namen und dann eine Vollmacht. Und nach der Namengebung erschließt er sogleich den Sinn dieses Namens: (Du bist Petrus, das heißt Fels,) "und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen". Dazu war er ja in diese Welt gekommen, um die Kirche zu gründen: "Schon gründe ich in Sions Fundamente einen erprobten und kostbaren Eckstein, der sicher ruht auf festem Grunde" (Is 28,16)... Das Besondere eines Felsens liegt darin, daß er zum Fundament gelegt wird, und daß er ferner (dem Bau) Festigkeit verleiht. Man denke an das Gleichnis von "dem klugen Mann, der sein Haus auf Felsengrund baute" (Mt 7,24)...

"Auf diesem Felsen", das heißt: auf dir als dem Felsen. Und wie ich selbst Fels bin, so werde ich über dir als dem Felsen meine Kirche bauen. Aber wie? Ist denn Christus oder ist Petrus das Fundament? Die Antwort muß lauten: Christus ist es an sich, Petrus ist es, weil er die Anerkennung Christi besitzt und sein Stellvertreter ist. So heißt es auch im Epheserbrief (2,20): "Ihr seid auf dem Fundament der Apostel und Propheten aufgebaut, und Jesus Christus selbst ist der Eckstein." Und die geheime Offenbarung (21,14) sagt: "Die Stadt hatte zwölf Fundamente, auf denen die zwölf Namen der Apostel und der Name des Lammes standen." Christus also ist das Fundament, die Apostel aber nicht an sich, sondern kraft der ihnen von Christus übertragenen Vollmacht. Der Psalm sagt: "Ihre Fundamente liegen auf heiligen Bergen" (Ps 86,1). Ganz besonders gilt von dem Haus des Petrus, daß es niemals zerstört werden wird. Man denke an das oben angeführte Gleichnis (Mt 7,24). Und somit kann man wohl dagegen anstürmen, man kann es aber nicht erstürmen.

"Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18). Bei Jeremias (1,19) heißt es: "Sie werden gegen dich ankämpfen, aber dich nicht überwältigen." Und wer sind die Pforten der Hölle? Das sind die Irrlehrer, denn wie man durch die Tür in das Haus eintritt, so geht man durch diese in die Hölle ein. Das sind ferner die Tyrannen, die Teufel und die Sünden.

Und wenn man auch anderen Kirchen Vorwürfe machen könnte um der Irrlehrer willen, so ist doch die Römische Kirche niemals durch Irrlehren entstellt worden, weil sie auf dem Felsen festgegründet war. So standen Irrlehrer in Konstantinopel auf, und die Arbeit der Apostel war verloren, allein die Kirche Petri blieb unversehrt. Deshalb heißt es auch bei Lukas (22,32): 'Ich habe für dich gebetet, Petrus, daß dein Glaube nicht wanke." Das gilt nicht nur von der Kirche des Petrus, sondern auch vom Glauben des Petrus und von der ganzen abendländischen Kirche. Deshalb bin ich auch überzeugt, daß die Abendländer dem Petrus eine größere Ehrfurcht schulden als den anderen Aposteln.

"Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben" (Mt 16,19). Das ist die zweite Gabe, die Christus in seiner Menschheit dem Petrus verliehen hat. Denn er hat deshalb seine Kirche auf Erden gegründet und Petrus zu seinem Stellvertreter eingesetzt, um uns in den Himmel zu führen. "So haben wir denn kraft des Blutes Christi zuversichtliche Hoffnung auf den Eintritt in das Allerheiligste" (Hebr 10,19). Christus hat aber den Petrus als seinen Stellvertreter eingesetzt und gab ihm das Amt, in den Himmel zu führen, und deshalb verlieh er (ihm) die Schlüsselgewalt. Denn der Schlüssel führt hinein, und somit hat Petrus das Amt, hineinzuführen. Ein Doppeltes tut der Herr: Erst überträgt er die Schlüssel, und dann lehrt er ihren Gebrauch: "Was immer du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein." Man muß darauf achten, was die Schlüssel bedeuten. Ein verschlossenes Haus verhindert den Eintritt; der Schlüssel schiebt jedoch den Riegel zurück. Das Himmelreich hatte auch Riegel, aber nicht von seiner Seite aus: "Ich sah: und siehr, eine Tür war aufgetan" (Offb 4,1). Das Hinternis lag vielmehr auf unserer Seite und bestand in der Sünde, denn "nicht Unreines darf darin eingehen" (Offb 21,27). Diese Hinternisse hat Christus durch sein Leiden hinweggeräumt, denn "er hat uns von unseren Sünden durch sein Blut erlöst" (Offb 1,5). Und dieses Leiden hat er mitgeteilt, daß durch den Dienst (der Kirche) die Sünden nachgelassen würden, was durch die Kraft des Blutes Christi wirklich geschieht. Deshalb haben die Sakramente ihre Wirksamkeit aus der Kraft des Blutes Christi...

Der Herr sagt: "Die will ich geben", weil die Schlüssel noch nicht hergestellt waren. Man kann aber etwas nicht eher schenken, als es da ist. Sie sollten erst hergestellt werden in seinem Leiden, und darum war ihre Wirksamkeit im Leiden begründet. Deshalb hat sie der Herr hier versprochen, aber nach seinem Leiden tatsächlich überreicht, als er sprach: "Weide meine Schafe" (Joh 21,17).

amos:
 Lieber Caelum, mit Deiner Beitragsreihe "Thomas von Aquin, machst Du mir eine sehr große Freude! Herzlichen Dank dafür!

In meinen Sturm- und Drangjahren hatte ich auch damals  schon "Thomas von Aquin" in meiner Tasche. Er war für mich eine große Orientierungshilfe, auch wenn ich ihn nicht immer ganz richtig verstanden habe.
Ich war auf der großen Suche nach meiner Verwirklichung in Gott. Hierbei war mir auch "Augustinus" sehr behilflich.
Meine Seele nahm alles wohlwollend, in Freuden, ja manchmal auch sehr beglückend auf -
Jedoch stand meine menschliche Natur, mir manchmal mehr als mir lieb war, im
Wege! Der "Rheinländer" kam bei mir immer wieder durch!
Der Heilige Geist zeigte mir durch seine Gnadengaben den richtigen Weg; ich jedoch bin ihm leider nicht immer in der richtigen Richtung gefolgt.
Herr, erbarme dich meiner -

Es grüßt Dich herzlich und wünscht Dir Gottes Segen, amos

Caelum:
Lieber amos, das freut mich, dass ich dir eine Freude damit mache.
Dieses alte Buch von Thomas von Aquin ist verständlich geschrieben, was man von so manch anderer Schrift von ihm nicht sagen kann.

Amos, für Gott ist das JETZT wichtig. Ich mußte auch erst über 40 Jahre alt werden, um dann - Gott seis gedankt - umzukehren.

Herzliche Grüße und Gottes reichen Segen!

Caelum:
DER PRIMAT ALS GRUNDLAGE DER KIRCHLICHEN EINHEIT

Zur Einheit der Kirche ist es erforderlich, daß alle Gläubigen im Glauben übereinstimmen. In dem gesamten Glaubensbereich kommt es aber manchmal vor, daß Fragen aufgeworfen werden. Nun würde die Kirche durch die Verschiedenheit der Meinungen zerteilt werden, wenn sie nicht durch den Lehrentscheid eines Einzigen in der Einheit bewahrt würde. Zur Erhaltung der Einheit der Kirche ist es also erforderlich, daß einer da ist, der der Gesamtkirche vorsteht. Nun liegt es doch auf der Hand, daß Christus seine Kirche, die er geliebt und für die er sein Blut vergossen hat, nicht im Stich gelassen hat in dem was notwendig ist. Sagt doch der Herr sogar von der alttestamentlichen Kirche: "Was hätte ich noch für meinen Weinberg tun können und habe es nicht getan? (Is 5,4). Es läßt sich also nicht anzweifeln, daß auf Grund der Anordnung Christi ein Einziger der Gesamtkirche vorsteht.

Zudem darf niemand daran zweifeln, daß die Leitung der Kirche aufs beste geordnet ist, weil sie ja durch den begründet ist, "durch den die Könige herrschen und die Gesetzgeber das Rechte bestimmen" (Spr 8,15). Die beste Leitung einer Vielheit besteht aber darin, daß sie von einem Einzigen regiert wird; und das ergibt sich offensichtlich aus dem Endziel der Regierung, welches der Friede ist. Denn Friede und Einheit der Untergebenen sind das Endziel des Regenten. Nun ist einer doch ein passenderer Urgrund für die Einheit als viele. Es ist also offenbar, daß die Leitung der Kirche so grundgelegt ist, daß Einer der Gesamtkirche vorsteht...

Wenn aber jemand entgegnen wollte, daß Christus das eine Haupt und der eine Hirt ist, welcher ja der eine Bräutigam der einen Kirche ist, dann würde seine Antwort nicht ausreichen. Denn es ist doch offenbar, daß Christus selbst alle Sakramente der Kirche vollzieht. Er ist es nämlich, der tauft, und Er ist es, der die Sünden vergibt. Er ist der wahre Priester, der sich dargebracht hat auf dem Altare des Kreuzes, und durch dessen Kraft sein Leib täglich auf dem Altare geweiht wird. Und doch hat Er, weil Er nicht in Leibhafter Gegenwart mit allen Gläubigen zusammensein sollte, sich Verwalter erwählt, durch die er die genannten (Sakramente und Lehren) den Gläubigen austeilen wollte, wie oben dargelegt wurde. Somit mußte er auch aus demselben Grunde, weil er seine leibhafte Gegenwart der Kirche entziehen wollte, irgendeinen beauftragen, daß er an seiner Statt die Sorge für die Gesamtkirche trage. Und so sind seine Worte zu verstehen, die er an Petrus richtete vor der Himmelfahrt: "Weide meine Schafe" (Joh 21, 17) und vor seinem Leiden: "Und du, wenn du dich bekehrt hast, stärke deine Brüder" (Lk 22,32). Und ihm allein hat er versprochen: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben" (Mt 16,19), damit offenbar werde, daß die Gewalt der Schlüssel durch ihn auf andere übertragen werden soll zur Einhaltung der Einheit der Kirche.

Man kann aber nicht sagen, daß diese Würde zwar von Christus dem Petrus gegeben sei, aber doch nicht auf andere übertragen werde. Denn es ist offenbar, daß Christus die Kirche so eingerichtet hat, daß sie bis zum Ende der Weltzeit fortbestehen soll, wie Isaias sagt: "Auf dem Throne Davids und über seinem Königreiche wird er sitzen, auf daß er es stärke und kräftige durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit" (Is 9,7). Daraus folgt offensichtlich, daß er die, welche damals im Dienste waren, so eingesetzt hat, daß ihre Vollmacht auf die Nachfolger übertragen würde, zum Nutzen der Kirche bis zum Ende der Weltzeit, zumal der Herr selbst sagt: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20).

Caelum:
DIE EINHEIT DES KIRCHLICHEN LEHRAMTES

Das Glaubensbekenntnis neu zu fassen, ist dann notwendig, wenn neu entstandene Irrtümer zu überwinden sind. Diese Verkündigung des Glaubensbekenntnisses steht kraft seines Amtes dem zu, der die Vollmacht hat, endgültig zu bestimmen, was zum Glauben gehört, so daß es von allen mit unerschütterlichem Glauben festgehalten werden muß. Das gehört aber zur Vollmacht des Papstes, dem die wichtigeren und schwierigeren Fragen der Kirche vorzulegen sind, wie es in den Dekretalen heißt (Extra de baptismo cap. Majores). Deshalb hat auch der Herr zu Petrus gesagt: "Ich habe für dich gebetet, Petrus, daß dein Glaube nicht wanke. Dafür stütze und stärke du dereinst deine Brüder" (Lk 22,32).

Der Grund dafür ist: Die ganze Kirche muß einen Glauben haben, wie der erste Korintherbrief mahnt: "Seid alle einig! Laßt keine Spaltungen unter euch aufkommen! Seid eines Sinnes, einer Meinung!" (1 Kor 1,10). Das kann nur bewahrt werden, wenn eine neu entstandene Glaubensfrage durch den Vorsteher der Gesamtkirche entschieden wird, dessen Urteil darum von der ganzen Kirche mit fester Zustimmung angenommen werden muß. Deshalb steht eine Neuausgabe des Glaubensbekenntnisses kraft seines Amtes nur dem Papste zu, und das gilt auch von allen anderen Angelegenheiten der Gesamtkirche, wie zum Beispiel von der Einberufung eines allgemeinen Konzils.

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