II.
Zeige immer eine echt christliche Liebe gegen deinen Gatten!
Christliche Gattin, deine erste Pflicht gegen deinen Gatten ist eine wahre christliche Liebe. Niemand auf der Welt darf dir jemals so lieb und teuer sein als dein Gatte. Ihm allein musst du nach dem lieben GOTT dein Herz schenken. Ihm allein in allen deine Worten und Handlungen zu gefallen suchen. Was deinen Mann bewegt in Freud oder Leid, Hoffnung und Enttäuschung, das sollst du liebevoll mit ihm teilen; deines Mannes Freude muss deine eigene Freude, deines Mannes Leid dein eigenes Leid sein. Du musst mit ihm e i n Herz und e i n e Seele sein.
Diese Liebe zum Gatten verlangt zunächst GOTTES strenges Gebot: „Dieses ist Mein Gebot, dass ihr euch einander liebt, wie Ich euch geliebt habe.“ (Joh. 13,14) Wenn wir nun als Christen schon alle Menschen lieben müssen und zwar nach den Worten der Ewigen Wahrheit wie uns selbst, um wieviel mehr musst du alsdann gegen deinen Gatten, der dir am nächsten steht, fortwährend eine große Liebe zeigen!
Diese Liebe verlangt das Verhältnis, in welchem du zu deinem Gatten stehst. Du hast ihm diese Liebe wiederholt versprochen, versprochen bei deiner Verlobung mit Worten, die dich binden mit einer schweren Verpflichtung, versprochen in feierlichster Weise an den Stufen des Altars in jenem ernsten Augenblicke, als du ihm deine Hand zum unauflöslichen Ehebundes reichtest. Endlich verlangt dein eigenes Glück und das Wohl deiner ganzen Familie, dass du deinen Gatten liebst. Zeigt eine Gattin sich kalt und lieblos gegen ihren Mann, so wird auch dieser bald seine Liebe zu ihr verlieren. Ist aber die Liebe aus der Ehe verschwunden, so zieht Unfriede, Missmut, Hass, Argwohn, Zank, Feindschaft, Eifersucht, Untreue und Verwirrung aller Art in die Familie ein. Das Leben wird dann zur Last und Qual, jedes Kreuz und Leiden doppelt schwer, auf dem ganzen Hause ruht der Fluch GOTTES, es wachsen die Kinder ohne ordentliche Erziehung heran und bereiten den Eltern nur Kummer und Verdruss. Weder Reichtum noch Ehre, weder Ansehen noch Gesundheit, weder Vergnügungen noch Festlichkeiten können die Liebe ersetzen. Und wäre auch dein Haus voll Gold und Silber, ohne Liebe ist es eine Hölle. Nur wo echt christliche Liebe die Herzen vereint, kann man glücklich sein.
Diese Liebe, diese wahre christliche Liebe der Eheleute beruht aber nicht so sehr in natürlichen Gründen, sondern vielmehr in der Liebe zu GOTT, welcher allen Gatten gegenseitige Liebe streng gebietet. Darum ist sie, wie der Göttliche Wille, zunächst beständig, unwandelbar und unzerstörbar. Man kann auf dieselbe das Wort des Apostels anwenden: „Die Liebe hört nie auf.“ In der Ehe gibt es manches, was aufhört: Die Jugend hört auf, die Wohlgestalt hört auf, die Lebenskraft hört auf, aber eines ist, was nie aufhören darf, die gegenseitige Liebe. Christliche Gatten, dauert auch dein Ehestand 30, 40, 50 oder 60 Jahre, ist dein Gatte gebrechlich und von Alter und Krankheit entstellt, du musst ihn so lieben wie am Tage der Vermählung. Deine eheliche Liebe darf nie und unter keinen Umständen aufhören; sie muss beständig und unzerstörbar sein.
Diese Liebe zum Manne darf aber nie größer sein als die Liebe zu GOTT. Es gibt Verhältnisse, wo die Gattin sagen muss: „Man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apgsch. 5,29) Wenn der Mann verlangte, dass die Gattin an Ungerechtigkeiten, an sündhaften Vergnügungen, an Feindschaften Anteil nehmen sollte, so müsste sie mit aller Entschiedenheit Widerstand leisten.
Die wahre Liebe ist, wie die Heilige Schrift sagt, ferner geduldig. „Die Liebe ist geduldig; sie erträgt alles, sie leidet alles, sie lässt sich nicht erbittern.“ (1. Kor. 13, 4. 7.) Eheleute sind noch ganz besonders zu dieser geduldigen Liebe verpflichtet, weil sie durch die Heiligsten Bande miteinander verknüpft sind. Bemerkst du aber, christliche Gattin, Fehler an deinem Gatten, so darfst du dich nie kränkender Vorwürfe oder Schmähworte gegen ihn bedienen, sondern du musst den gelegenen und günstigen Augenblick abwarten, um ihn in Sanftmut und Liebe auf seine Fehler aufmerksam zu machen. Nur liebevolles, freundliches Ermahnen kann den Fehlenden gewinnen, während rohe Beschimpfung ihn nur erbittert. Immer wahr bleibt, was der Heilige Franz von Sales sagt: „Mit einem einzigen Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem ganzen Fass Essig.“ Alles heftige Aufbrausen, alles Schelten und Schimpfen kann nur Verderben anrichten, aber „ein gutes Wort – zu passender Zeit- findet einen guten Ort.“ Eine verständige Frau schweigt daher geduldig, wenn der Mann gereizt und zornig oder gar berauscht ist. Sie ist nicht so einfältig, Feuer dadurch löschen zu wollen, dass sie Öl hinein gießt. Zur rechten Zeit aber weiß sie ein liebevolles Wort und auch eine ernste Bitte anzubringen; und selten ist ein Mann so roh, dass er einer geduldigen, guten, liebevollen Frau lange widerstehen könnte.
Wird dir, christliche Gattin, dieses geduldige Ertragen der Fehler und Unvollkommenheiten deines Gatten recht schwer, so bedenke, dass du ihn nicht seiner Eigenschaften wegen, sondern aus Pflicht lieben musst. Er ist nun einmal nach deiner eigenen Wahl durch die Heiligsten Bande mit dir verbunden. Er ist und bleibt dein Mann. Ertrage daher seine Gebrechen im Geiste der Buße, und du kannst so hier dein Fegfeuer abbüßen. Erinnere dich auch an die schöne Krone, welche den Friedfertigen im Himmel bereitet ist.
Willst du jedoch deine Lage nicht von dieser Seite betrachten, dann wirst du viel leiden und zwar nicht bloß ohne Trost, ohne Aussicht auf ewige Vergeltung, sondern auch mit der begründeten Befürchtung, ewig für deine Lieblosigkeit bestraft zu werden, so dass du eine doppelte Hölle zu erleiden hast, eine Hölle hier auf Erden und eine Hölle in der Ewigkeit.
Vergiss ferner nicht, dass du auch selbst deine Fehler und Unvollkommenheiten hast, und das somit die Gerechtigkeit verlangt, dass du ebenso nachsichtig die Fehler deines Gatten erträgst, wie du wünschest, dass er die deinigen ertrage.
Denke endlich öfters daran, wieviel Geduld und Langmut GOTT stets mit deinen Vergehen und Sünden hat.
Christliche Gattin, ist deine Liebe zum Gatten eine wahre, so wird dieselbe auch tätig sein. Sie wird dich veranlassen, gegen deinen Gatten immer freundlich, gefällig und zuvorkommend zu sein, sie wird dich antreiben, in deinem Benehmen und Reden alles zu vermeiden, was als Härte und Gefühllosigkeit aufgefasst werden könnte, und gern jede Gelegenheit zu benutzen, deinem Gatten eine Freude zu bereiten. Du wirst zum Beispiel deinem Gatten ein aufmunterndes Wort sagen, wenn er zur Arbeit geht, ihn freundlich grüßen, und durch die Kinder grüßen lassen, wenn er zurückkommt, ihm ab und zu, namentlich am Namenstage, ein Geschenk, wie es deine Vermögensverhältnisse erlauben, machen, zur Zeit einer Krankheit als tröstender Engel an seinem Lager stehen, dich immer gern mit ihm liebevoll unterhalten und durch fortwährende Zeichen der Aufmerksamkeit ihn zu erfreuen suchen.
Die tätige Liebe muss aber noch besonders dadurch zeigen, dass die Gattin mit Fleiß und eingehender Umsicht Sorge trägt für die gute Zubereitung der Nahrung, für eine musterhafte Ordnung und Reinlichkeit im Hause, für eine vernünftige Sparsamkeit in der Haushaltung und für die Erhaltung des häuslichen Friedens.
Was wird denn die gute Gattin zur Erhaltung des häuslichen Friedens tun?
Ist der Mann wegen irgendeines Vorfalles aufgebracht, macht er ihr bittere und wohl auch unverdiente Vorwürfe, so wird sie alles vermeiden, was ihn noch mehr zum Zorne reizen könnte, und in liebevoller Geduld abwarten, bis der Sturm sich wieder gelegt hat. Sind gegenseitige Mißhelligkeiten und kleine Streitigkeiten, was ja in den besten Familien vorkommen kann, ausgebrochen, dann überschüttet sie ihren Gatten nicht mit Vorwürfen und Klagen, sondern sie zeigt, dass sie aus Liebe zum Frieden auch zu schweigen und nachzugeben versteht, und das sie nicht das letzte Wort haben muss. Sie sagt nicht: „Ich habe Recht.“ Alle streitsüchtigen Menschen pochen auf ihr Recht. Die christliche Frau aber legt ihr Recht auf den Altar der Liebe und des Friedens nieder und schweigt. Und was auch immer vorfallen mag, niemals beklagt sie sich bei andern, selbst nicht bei ihren Eltern und vertrautesten Freundinnen und um keinen Preis bei ihren Kindern.
O gäbe es doch recht viele solche Frauen! Wie viele Männer wären dann glücklicher, als sie es jetzt sind! O wie viele sind allein deshalb Trinker geworden und haben ihre Familie ins Elend gestürzt, weil ihre Frauen mürrisch und unfreundlich waren und aus kleinlicher Rachsucht sich oft tagelang in ein peinvolles Schweigen hüllten oder durch endlose Vorwürfe denselben das Leben verbitterten!
Christliche Gattin, möchtest du doch fortwährend dir alle Mühe geben, die gegenseitige Liebe, welche im Ehestande so notwendig ist, zu unterhalten, zu pflegen und zu nähren durch Freundlichkeit, durch liebevolles Benehmen und tausenderlei kleine Aufmerksamkeiten! Sei überzeugt, dass du desto mehr das Herz deines Mannes gewinnest, je freundlicher und liebevoller du gegen ihn bist! Sei überzeugt, dass du als liebevolle Gattin von einem unendlichen Segen für deinen Gatten, deine Kinder und deine ganze Familie sein wirst, und dass du nur so wahrhaft glücklich sein kannst!
Fortsetzung folgt!