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Gottmensch: Die Passion
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Liebe Freunde!
Hier ein Auszug aus dem Werk "Der Gottmensch - Maria Valtorta (www.gottliebtuns.com/gottmensch.htm)
Es beginnt der schmerzvolle Weg auf dem steinigen Sträßchen, das vom Platz der Gefangennahme Jesu zum Kidron führt und von dort auf einem weiteren Sträßchen zur Stadt. Und gleichzeitig beginnen Spott und Mißhandlungen.
Jesus ist an den Händen gefesselt, und man hat ihm sogar einen Strick um den Leib gebunden, als wäre er ein gefährlicher Geisteskranker.
Die Strickenden halten zwei haßerfüllte Rohlinge, die ihn hin- und herzerren, wie ein Rudel wütender Hunde einen alten Lappen.
Aber wenn es Hunde wären, die sich so benehmen, könnte man sie noch entschuldigen. Diese hingegen nennen sich Menschen, obwohl sie von Menschen nur das Aussehen haben. Um ihm noch mehr wehzutun, haben sie sich eine Fesselung mit zwei entgegengesetzten Stricken ausgedacht. Mit einem sind nur die Handgelenke zusammengebunden, aber der sehr straffe, rauhe Strick kratzt und schneidet tief ins Fleisch ein. Der andere, um die Taille gebundene, preßt die Ellenbogen an den Körper und drückt auf die Magengegend, die Leber und das Kreuz, wo sich ein riesiger Knoten befindet.
Von Zeit zu Zeit schlagen die Männer, die die Strickenden halten, damit auf ihn ein und schreien: »Hü! Hott! Lauf, Esel!« und geben dem Gequälten Fußtritte in die Kniekehlen, so daß er wankt und nur deshalb nicht fällt, weil die Stricke ihn auf den Füßen halten.
Das hindert aber nicht, daß Jesus an Mäuerchen und Baumstämme stößt und dann durch einen noch kräftigeren Ruck hart gegen das Geländer der Brücke fällt, als er über den Kidron geht; denn der eine reißt ihn an dem Strick um die Handgelenke nach rechts, der andere
an dem Strick um die Taille nach links. Sein verletzter Mund blutet. Jesus hebt die gefesselten Hände, um das Blut, das in seinen Bart tropft, abzuwischen und sagt kein Wort. Er ist wahrhaft das Lamm, das sich nicht gegen seine Peiniger auflehnt.
Inzwischen sind Leute zum Kidron hinuntergelaufen, um Kies und Steine im Bachbett zu holen, und nun hagelt es von unten Steine auf das leicht zutreffende Ziel. Denn auf dem schmalen, unsicheren Brückchen, auf dem sich die Leute stauen und sich gegenseitig behindern, geht es nur langsam voran, und die Steine treffen Jesus am Kopf, an den Schultern und am Rücken; und nicht nur Jesus. Seine Schergen reagieren darauf, indem sie nun selbst Stöcke und die gleichen Steine werfen. Alles dient nur dazu, daß Jesus noch häufiger an Kopf und Hals getroffen wird. Aber schließlich sind sie am Ende der Brücke, und nun wirft ein enges Gäßchen seine Schatten auf das Gewühl, denn der Mond beginnt unterzugehen und scheint nicht mehr in diesen krummen Durchgang. Auch sind viele Fackeln im allgemeinen Durcheinander erloschen.
Aber der Haß dient als Leuchte und läßt sie den armen Märtyrer erkennen, für den selbst seine hohe Gestalt zur Qual wird. Er ist der größte von allen. So ist es leicht, ihn zu schlagen, ihn an den Haaren zu packen und sein Haupt gewaltsam nach hinten zu reißen, um ihm eine Handvoll Kot ins Gesicht zu werfen, der ihn in Mund und Augen trifft und ihm gewiß Schmerz und Ekel bereitet.
Nun durchqueren sie den Vorort Ofel, den Vorort, in dem Jesus so viel Gutes getan und so viele Liebkosungen ausgeteilt hat. Der lärmende Haufe ruft Schläfer auf die Schwellen der Häuser, und wenngleich die Frauen schmerzerfüllt aufschreien und entsetzt fliehen, als sie sehen, was geschieht, so senken doch die Männer – die Männer, denen er ja auch Heilungen, Hilfe und Freundesworte geschenkt hat – gleichgültig die Köpfe, scheinen zumindest teilnahmslos, oder ihre Neugierde verwandelt sich in Haß, in Hohnlachen, in
eine Drohung. Und viele schließen sich dem Zug an, um die Qualen noch zu vermehren. Satan ist schon am Werk . . .
Ein Mann, ein Ehemann, der ihm folgen will, um ihn zu beleidigen, wird von seiner schreienden Frau zurückgehalten, die ihm zuruft: »Du Feigling! Wenn du noch lebst, so hast du es nur ihm zu verdanken, du schmutziger, schlechter Kerl. Denk daran!« Doch der Mann überwältigt die Frau, schlägt wild auf sie ein, wirft sie zu Boden und läuft davon, um den Märtyrer einzuholen und ihm einen Stein an den Kopf zu werfen.
Eine andere alte Frau versucht, sich ihrem Sohn in den Weg zu stellen, der mit dem Gesicht einer Hyäne und einem Stock herbeieilt, um Jesus zu schlagen. Sie ruft ihm zu: »Solange ich lebe, wirst du nicht der Mörder deines Erlösers sein!« Doch ein brutaler Fußtritt des Sohnes trifft die Arme am Unterleib, und sie bricht schreiend zusammen: »Gottesmörder und Mörder deiner Mutter! Um des Leibes willen, den du zum zweitenmal zerreißt, und um des Messias willen, den du schlägst, sollst du verflucht sein!«
Die Szenen werden immer grausamer, je näher sie zur Stadt kommen. Bevor sie die Stadtmauern erreichen – die Tore sind schon geöffnet, und die römischen Soldaten halten ihre Waffen bereit und beobachten den Verlauf des Tumults, und wohin er sich wendet, um sofort eingreifen zu können, falls das Ansehen Roms verletzt würde – erscheinen Johannes und Petrus. Ich nehme an, daß sie auf einer Abkürzung oberhalb der Brücke über den Kidron gelangt und der Menge vorausgeeilt sind, die nur sehr langsam vorankommt, da sie sich gegenseitig behindert. Sie befinden sich im Halbschatten eines Hausflures, an einem kleinen Platz vor der Mauer. Sie haben die Mäntel über den Kopf gezogen, um ihre Gesichter zu verbergen.
Doch als Jesus dort ankommt, läßt Johannes seinen Mantel fallen und zeigt offen sein blasses, verstörtes Gesicht im Licht des Mondes, der hier noch scheint, bevor er jenseits der Mauer hinter dem Hügel, den ich die Schergen Tofet nennen höre, verschwindet. Petrus wagt es nicht, sein Gesicht zu zeigen, kommt aber etwas näher, um gesehen zu werden . . . Jesus schaut sie an . . . und lächelt ihnen unendlich gütig zu. Petrus dreht sich um, kehrt in seinen finsteren Winkel zurück und bedeckt die Augen mit den Händen – ein gebeugter, gealterter, gebrochener Mensch . . . Johannes bleibt mutig an seinem Platz, und erst, als die schreiende Menge vorbeigezogen ist, geht er zu Petrus, nimmt ihn am Ellbogen und führt ihn, wie ein Junge seinen blinden Vater, hinter dem lärmenden Volk in die Stadt.
Ich höre die erstaunten, spöttischen und bedauernden Ausrufe der römischen Soldaten. Einer von ihnen flucht, weil man ihn aus dem Bett geworfen hat wegen dieses »dummen Hammels«. Ein anderer verspottet die Juden, die imstande sind, »ein halbes Weib gefangenzunehmen «. Wieder ein anderer bemitleidet das Opfer, das ihm »immer gut« erschienen war. Und einer sagt sogar: »Ich wäre lieber gestorben, als ihn in diesen Händen zu sehen. Er ist ein Großer. Meine Verehrung gilt zwei Dingen in der Welt: Ihm und Rom.«
»Beim Jupiter«, ruft der Ranghöchste aus. »Ich will keine Unannehmlichkeiten. Ich gehe jetzt zum Offizier. Er soll benachrichtigen, wen es angeht. Ich will nicht abkommandiert werden und gegen die Germanen kämpfen. Diese Hebräer stinken zwar und sind Schlangen, die Scherereien machen. Aber man ist hier seines Lebens sicher. Meine Zeit geht bald zu Ende, und bei Pompeji wartet ein Mädchen auf mich . . . «
Den Rest höre ich nicht, da ich Jesus folge, der weitergeht auf der Straße, die in einem Bogen zum Tempel hinaufführt. Aber ich sehe und verstehe, daß das Haus des Hannas, in das sie ihn bringen wollen, zu dem Labyrinth des Tempels gehört, der den ganzen Berg Zion einnimmt, und doch auch wieder nicht. Denn es liegt an seinem äußersten Rand, in der Nähe einiger Mauern, die an dieser Stelle anscheinend die Stadtgrenze bilden und sich dann von dort mit Gewölben und Höfen den Berg hinauf bis zum eigentlichen Tempelbezirk hinziehen, in den sich die Israeliten zu ihren verschiedenen Kulthandlungen begeben. Ein hohes, eisenbeschlagenes Tor befindet sich in der Mauer. Dorthin eilen die eifrigen Hyänen und klopfen kräftig an. Kaum hat sich das Tor einen Spalt geöffnet, stürmen sie hinein, und beinahe werfen sie die alte Dienerin um und zertrampeln sie, die ihnen geöffnet hat. Sie reißen das Tor weit auf, damit die lärmende Menge mit dem Gefangenen in ihrer Mitte hereinkommen kann. Kaum sind sie drinnen, schließen und verriegeln sie das Tor wieder, vielleicht aus Furcht vor den Römern oder den Anhängern des Nazareners.
Vor seinen Anhängern? Wo sind sie denn? . . .
Nun gehen sie durch die Vorhalle, dann über einen weiten Innenhof und durch einen Gang, eine weitere Säulenhalle und noch einen Hof. Danach schleppen sie Jesus drei Stufen hinauf und fast im Laufschritt durch eine etwas höher als der Hof gelegene Säulenhalle, um möglichst schnell zu einem prächtigen Saal zu gelangen, in dem schon ein alter Mann in Priestergewändern wartet.
»Gott tröste dich, Hannas«, sagt einer, der anscheinend der Offizier ist, wenn man den Halunken, der diese Räuberbande kommandiert, Offizier nennen kann. »Hier hast du den Schuldigen. Deiner Heiligkeit vertraue ich ihn an, damit Israel von der Sünde gereinigt wird.«
»Gott möge dich für deine Klugheit und deinen Glauben segnen.« Schöne Klugheit! Die Stimme Jesu genügte, um ihn in Getsemani zu Boden zu werfen.
»Wer bist du?«
»Jesus von Nazaret, der Rabbi, der Christus. Du kennst mich. Ich habe nicht in der Finsternis gewirkt.«
»In der Finsternis nicht. Aber du hast das Volk mit Lehren der Finsternis verwirrt. Und der Tempel hat das Recht und die Pflicht, für das Wohl der Seelen der Kinder Abrahams zu sorgen.« »Die Seelen! Priester Israels, kannst du behaupten, daß du je für die Seele des Geringsten oder des Größten dieses Volkes gelitten hast?«
»Und du? Was hast du getan, was man Leiden nennen könnte?« »Was ich getan habe? Warum fragst du mich? Ganz Israel spricht davon. Von der heiligen Stadt bis zum ärmsten Dorf reden auch die Steine von dem, was ich getan habe. Ich habe die Blinden sehend gemacht: sehend mit den Augen und mit dem Herzen. Ich habe die Ohren der Tauben geöffnet: für die Stimmen der Erde und die Worte des Himmels. Ich habe die Lahmen und die Krüppel gehen gemacht, damit sie den Weg zu Gott beginnen, zuerst mit dem Leib und dann mit der Seele. Ich habe die Aussätzigen rein gemacht: von dem Aussatz, von dem das Gesetz des Mose spricht, und von dem, der in den Augen Gottes unrein macht, den Sünden. Ich habe die Toten erweckt. Ich nenne es nicht groß, das Fleisch zum Leben wiederzuerwecken, sondern es ist groß, einen Sünder zu erlösen; und ich habe es getan. Ich habe den Armen geholfen und die geizigen und reichen Hebräer das heilige Gebot der Liebe zum Nächsten gelehrt. Ich bin arm geblieben trotz des Goldstromes, der durch meine Hände geflossen ist, und habe allein mehr Tränen getrocknet, als ihr alle zusammen, die ihr Reichtümer besitzt. Schließlich habe ich einen Reichtum geschenkt, der keinen Namen hat: die Kenntnis des Gesetzes, die Kenntnis Gottes, die Gewißheit, daß wir alle gleich sind, und daß in den heiligen Augen des Vaters auch die Tränen oder die Verbrechen gleich sind, ob nun die des Tetrarchen oder des Hohenpriesters, oder die des Bettlers oder des Aussätzigen, der am Weg stirbt. Das habe ich getan. Sonst nichts.«
»Weißt du, daß du dich selbst beschuldigst? Du sagst: der Aussatz, der in den Augen Gottes unrein macht, und dieser wurde nicht von Mose genannt. Du beleidigst Mose und unterstellst, daß in seinem Gesetz Lücken sind . . . «
»Nicht sein, vielmehr Gottes Gesetz. Das ist es. Ich sage, schlimmer als der Aussatz, das Verhängnis des Fleisches, das einmal endet, ist die Sünde, das Verhängnis der Seele, das niemals endet.«
»Du wagst zu sagen, daß du Sünden vergeben kannst.Wie machst du das?«
»Wenn es erlaubt und glaubhaft ist, daß man durch ein wenig reinigendesWasser und das Opfer einesWidders von seinen Sünden rein wird und sie tilgt und sühnt, wie sollten es dann meine Tränen, mein Blut und mein Wille nicht vermögen?«
»Aber du bist nicht tot. Wo ist also das Blut?«
»Noch bin ich nicht tot. Aber ich werde es sein, denn so steht es geschrieben. Im Himmel stand es schon geschrieben, als Zion noch nicht war, als Mose noch nicht war, noch Jakob und Abraham, seit der Biß des Fürsten des Bösen das Herz des Menschen und seiner Nachkommen vergiftet hat. Auf Erden steht es geschrieben in dem Buch, das die Stimmen der Propheten enthält. Es steht geschrieben in den Herzen. In deinem, in dem des Kajaphas und der Synedristen, die mir nicht verzeihen, nein, diese Herzen verzeihen mir nicht, dass ich gut bin. Ich habe schon losgesprochen, bevor Blut geflossen ist.
Nun vollende ich die Lossprechung durch die Waschung im Blut.« »Du nennst uns habgierig und des Gebotes der Liebe unkundig . . . «
»Ist dem etwa nicht so? Warum tötet ihr mich? Weil ihr fürchtet, ich könnte euch entthronen. Oh, fürchtet nicht. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Ich lasse euch die Herrschaft und alle Gewalt. Der Ewige weiß, wann er das „genug“ sagen und euch mit seinem Blitz zerschmettern wird . . . «
»Wie Doras, nicht wahr?«
»Er starb an seinem Zorn. Nicht durch den Blitz des Himmels.
Gott hat ihn im Jenseits erwartet, um ihn zu zerschmettern.«
»Und das sagst du mir, seinem Verwandten? Du wagst es?«
»Ich bin die Wahrheit. Die Wahrheit ist niemals feige.«
»Du Hochmütiger und Irrsinniger!«
»Nein: Aufrichtiger. Du beschuldigst mich, euch zu beleidigen.
Aber haßt ihr denn nicht alle? Einer haßt den anderen. Nun vereint euch der Haß gegen mich. Aber morgen, wenn ihr mich getötet habt, wird der Haß noch unbarmherziger zu euch zurückkehren, und ihr werdet verfolgt von dieser Hyäne und mit dieser Schlange im Herzen leben. Ich habe die Liebe gelehrt, aus Mitleid mit der Welt. Ich habe gelehrt, nicht habgierig zu sein und Barmherzigkeit zu üben.
Wessen beschuldigst du mich?«
»Daß du eine neue Lehre eingeführt hast.«
»O Priester! In Israel wimmelt es von neuen Lehren. Die Essener haben die ihre, die Zadokiden die ihre, die Pharisäer die ihre, alle haben sie ihre geheime Lehre; für den einen ist es die Lust, für den anderen das Gold, für den dritten die Macht, und jeder hat seinen Götzen. Ich nicht. Ich habe das mit Füßen getretene Gesetz meines Vaters, des ewigen Gottes, erneut aufgegriffen und habe einfach wieder die Zehn Gebote des Dekalogs gepredigt. Ich habe mir keine Ruhe gegönnt, um sie in den Herzen zu verankern, die sie nicht mehr kannten.«
»Furchtbar! Gotteslästerung! Mir, dem Priester, sagst du das? Hat denn Israel keinen Tempel? Sind wir die von Babylon Heimgesuchten? Antworte.«
»Das seid ihr. Und noch schlimmer. Es gibt einen Tempel, ja. Ein Gebäude. Aber Gott ist nicht mehr darin. Er ist geflohen vor dem Greuel in seinem Haus. Aber warum fragst du mich so vieles, da doch mein Tod beschlossen ist?«
»Wir sind keine Mörder. Wir töten nur, wenn wir aufgrund erwiesener Schuld ein Recht dazu haben. Aber ich will dich retten. Antworte mir, und ich werde dich retten. Wo sind deine Jünger? Wenn du sie mir auslieferst, lasse ich dich frei. Ich will die Namen aller, und mehr noch die der geheimen als die der bekannten. Sage, gehört Nikodemus zu dir? Gehört Josef von Arimathäa zu dir? Und Gamaliël? Und Eleasar? Und . . . Nun, von diesem weiß ich es . . . Es ist nicht nötig. Also sprich, sprich. Du weißt es, ich kann töten oder retten. Ich bin mächtig.«
»Du bist Schlamm. Ich lasse dem Schlamm das Handwerk des Spions. Ich bin das Licht.«
Ein Henkersknecht versetzt ihm einen Faustschlag.
»Ich bin das Licht. Das Licht und die Wahrheit. Ich habe offen zur Welt gesprochen. Ich habe in den Synagogen und im Tempel gelehrt, wo sich die Juden versammeln, und ich habe nichts im Verborgenen gesagt. Ich wiederhole es. Warum fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich geredet habe. Sie wissen es.«
Ein anderer Scherge gibt ihm einen Backenstreich und schreit: »Antwortest du so dem Hohenpriester?«
»Ich rede mit Hannas. Der Hohepriester ist Kajaphas. Ich spreche mit dem gebührenden Respekt zu dem Greis. Wenn du glaubst, dass ich ungehörig gesprochen habe, beweise es mir. Wenn nicht, warum schlägst du mich?«
»Laß ihn in Ruhe. Ich gehe zu Kajaphas. Ihr behaltet ihn hier, bis ich weiteres befehle. Und sorgt dafür, daß er mit niemandem spricht.« Hannas geht hinaus.
Nein, Jesus spricht nicht. Nicht einmal mit Johannes, der sich trotz des Häschergesindels bis zur Tür gewagt hat. Aber Jesus muß Johannes ohne Worte einen Befehl gegeben haben, denn dieser geht nach einem letzten traurigen Blick fort, und ich verliere ihn aus den Augen.
Jesus bleibt mit seinen Peinigern allein, die ihn mit Stricken schlagen, ihn anspeien, ihn verhöhnen, ihm Fußtritte geben und ihn an den Haaren ziehen. Das ist, was ihm bleibt, bis ein Diener mit dem Befehl kommt, den Gefangenen in das Haus des Kajaphas zu bringen.
Jesus wird, immer noch gebunden, unter Mißhandlungen wieder in die Säulenhalle gezerrt. Er durchquert sie und gelangt in einen Gang und dann durch einen Hof, in dem sich viele Leute an einem Feuer wärmen, denn die Nacht ist windig und kalt geworden in diesen ersten Stunden des Freitags. Auch Johannes und Petrus befinden sich in der feindseligen Menge. Sie müssen schon recht mutig sein, um dort zu bleiben . . . Jesus schaut sie an, und die Spur eines Lächelns zeigt sich um seinen von den erhaltenen Schlägen schon
geschwollenen Mund.
liebe Grüße
Hermann
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