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Hl. Pater Pio Gekreuzigt aus Liebe

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Misericordia:
Eigenartige Vision
"Mein Geist, fühlte sich plötzlich von einer höheren Kraft in ein weiträumiges Zimmer versetzt, das von strahlendstem Licht erfüllt war. Auf einem hohen, mit Edelsteinen besetzten Thron sah ich eine Frau von seltener Schönheit sitzen, das war die Seligste Jungfrau; sie trug auf ihrem Schoss das Kindlein, das aberr einen majestätischen Ausdruck besaß, ein Antlitz voller Glanz und Licht, mehr als die Sonne. Ringsherum eine große Menge von Engeln unter gar glänzenden Gestalten.
Ganz hinten in diesem großen Saal standen zwei Bettchen, und in jedem von diesen lag eine Person, die nach dem Aussehen zu urteilen ziemlich leidend sein mussten. Eine davon war leidend im höchsten Grad; es schien, als müsste sie von einem Augenblick zum andern dem Leben den letzten Abschiedgruß geben.
Dem Thron gegenüber, wo die Jungfrau saß, befand sich eine andere Person, die ganz in die Kontemplation versunken war, sie sah aus wie die personifizierte Glückseligkeit. Das Kind, das auf dem Schoss der Jungfrau war, stieg hinunter und von seiner Mutter und den Engeln gefolgt, begab es sich zu jener Person, die am Beten war. Es warf ihr die Arme um den Hals, drückte sie ganz fest an die Brust, gab ihr unendlich viele Küsse mit andern ungezählten Zärtlichkeiten. Dasselbe taten die Jungfrau und die Engel.
Dann machte es sich auf den Weg zu Betten, wo die beiden Kranken Personen waren. An eine dieser Personen, die mitten auf dem Bette saß, richtete das Kind nur einige Worte des Trostes, ziemlich kühl jedoch und es machte da bei wenig Umstände. Die andere Kranke die im Bette ausgestreckt da lag und am meisten Trost nötig hatte, würdigte er nichts desto weniger  kaum eines Blickes. Und als ob es geradezu Abscheu hätte, sie auch nur zu strafen, befahl es den Engeln, sie möchten sie schlagen. Diese zögerten nicht einen Augenblick, den empfangenen Befehl auszuführen. Sie machten sich an die Kranke heran, einer von ihnen fasste sie an einer Hand und die andern beganen, sie mit Fäusten, Fußtritten und Ohrfeigen zu schlagen.
Es schien eine Grausamkeit, diese Szene anzuschauen. Ein eigenartiger, erstaunlicher Vorfall! Die Ärmste beklagte sich nicht, sondern mit einem dünnen Stimmchen in der Kehle wiederholte sie: " O huldreichster Jesus, hab Erbarmen mit mir, solange die Zeit der Barmherzigkeit noch dauert... Verurteile mich nicht, o süßester Jesus, wenn du  mich wirst richten müssen, weil ich dich dann nicht mehr lieben könnte... O barmherzigster Jesus, wenn deine strenge Gerechtigkeit mich verurteilen will, wende ich mich an deine mitleidsvollste Barmherzigkeit".
Und zu mir gewandt, sagte das Kind : "Lerne, wie man lieben soll!" Ich begriff nichts. Dieser Anblick ließ mich erzittern, wie ein dem heftigsten Wind ausgesetztes Schilfrohr, weil ich erwartet hatte, dass diese Seele von Jesus verworfen worden sei. Aber ach, wie verschieden von dem, was sie in Wirklichkeit sind, beurteilt der fleischliche Mensch die geistlichen Dinge!

Ich Elender! So viele Jahre bin ich in der Leidensschule gewesen, ohne dass ich dabei etwas gelernt hätte. Ewiglich möge die unendliche Barmherzigkeit unsres Gottes dafür gelobt werden, da er solche Güte und Geduld hat, mich in Ruhe zu ertragen!
Aber um jede Befürchtung in mir zu verscheuchen, wollte der Herr mir auch die Seelen von all diesen dreien zeigen.
Wie schön sind doch die Seelen, in denen der himmlische Bräutigam herrscht! Wenn allen eine solche Schönheit gezeigt würde, so sähe man gewiss nicht so viele unsrer törichten Brüder dorthin eilen, wo Gott nicht ist.
Diese engelgleichen Geschöpfe waren alle drei in Gottes Gnade. Alle waren mit Verdiensten  geschmückt, wenn auch nicht mit den gleichen. Denn das dritte Geschöpf war mit mehr Verdiensten geschmückt als das zweite und dieses mehr als das erste. Und da ich es nicht vermochte, mir Rechenschaft zu geben, warum der Herr auf recht verschiedene Weise diese seine drei Bräute behandelte, würdigte sich dieser, diesem armen, nichtigen Menschlein zu Hilfe zu kommen. Und mit klaren, ausdrücklichen, inneren Einsprechungen beginnt er mir zu sagen: "Dass die erste noch eine schwächliche Seele war, und dass sie noch Zärtlichkeiten brauchte, sonst hätte sie ihm den Rücken gekehrt. Dass die zweite eine weniger schwache Seele war und um sie in seinem Dienst zu erhalten, brauchte sie noch irgendeine kleine Zärtlichkeit. Die dritte war eine geliebte Braut von ihm. Denn ungeachtet der Art und Weise, wie er sie plagen ließ, blieb sie immer standhaft in seinem Dienst und treu in der Liebe."

Die erste von diesen drei Seelen kenne ich recht gut, meint Pater Pio. Was die beiden andern Seelen betrifft - obwohl der Herr es mir nicht deutlich kundgetan hat - bin ich dennoch fest überzeugt, dass die dritte die von Barlette ist. (1,138)

Und das soll im Klartext heißen, dass je höher eine Seele in der Liebe zu Gott vorangekommen ist, um so mehr befindet sie sich mit ihm am Kreuz und dass nichts Gefühlsmäßiges in diese Liebe eindringen darf.  Das könnte deren Schönheit trüben.

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