UND TREIBT DÄMONEN AUSZur Pastoral eines vernachlässigten Auftrags
Vom 30. Juni bis 6. Juli dieses Jahres fand in Medjugorje die zweite Internationale Priestertagung statt. Ein ganzer Tag wurde der Thematik des Befreiungsdienstes gewidmet. Referent war der Psychotherapeut und klinische Psychologe
Dr. Jörg Müller SAC, der aus seinen jahrelangen Erfahrungen im Umgang mit dämonisch gestörten Menschen berichtete. Viele Fallbeispiele kamen zur Sprache, vor allem die unsagbare Not derer, die von der Kirche alleingelassen werden, weil der Glaube an die Wirkmacht der Finsternis weitgehend verlorengegangen ist und der Auftrag zur Befreiung nicht wahrgenommen wird. Hier ein Zusammenschnitt aus den Referaten:
Woran erkennt man dämonische Störungen?Die Symptomatik dämonischer Störungen ist vielschichtig, diffus und ähnelt oft auch klinischen Krankheitsbildern. Es gibt stets auch Überschneidungen. Wenn Widerstand gegen alles Göttliche, Lasterzwang, mediale Fähigkeiten, sexuelle Perversionen, Heilsungewißheit, ichbezogene Frömmigkeit mit Übertreibungen, Stimmen hören (bei geistiger Gesundheit)oder/und flottierende Ängste vorliegen, sollte man hellhörig werden. Nie ist es nur ein Symptom. Unruhe sowie das subjektive Gefühl innerer Blockaden und Bedrückungen können Hinweise sein. Wenn dann noch magische Praktiken vorausgingen, spiritistische Sitzungen oder intensive Kontakte mit "Wahrsagern", esoterischen Geheimbünden oder der Besitzbzw. Gebrauch von satanischen Zauberbüchern zugegeben wird,kann man, muß aber nicht zwingend eine geistige Ursache annehmen. Dennoch ist es ratsam, erst eine ärztliche/psychologische Untersuchung bei christlich orientierten Fachleuten vornehmen zu lassen.
UmsessenheitDie meisten Menschen, die bei sich eine solche Störung vorfinden, sind nicht besessen, sondern allenfalls (nach negativem ärztlichen Befund) umsessen. Die Umsessenheit zeigt sich in massiven, periodisch auftretenden Belästigungen:unerklärliche körperliche Funktionsstörungen, das Gefühl,umschattet zu sein, gewisse Räume nicht betreten zu können,depressive Stimmung, Angst, Schlafstörungen, gehäufte Pechsträhnen, mitunter auch das Sehen von Schatten. Manchmal geht von solchen Menschen eine schwermütige, runter ziehende Ausstrahlung aus.Auch hier muß man aufpassen: Die Symptome dürfen nicht isoliert gesehen werden. Kommen sie gehäuft vor, darf zu Recht ein Verdacht auf dämonische Hintergründe erhoben werden.Man sollte den Dämonen nicht zuviel Raum geben, indem man überall den Teufel sieht oder die wenigen Priester, die diesen Dienst tun, mit der Bitte um den Exorzismus bei jedem einzelnen Symptom belästigt.Wurzeln solcher dämonischen Umlagerung sind meist negative Menschen in der unmittelbaren Umgebung, Neid, Haß,verschmähte Liebe, Eifersucht, wenn nicht sogar eigenes Verschulden.
Was nicht okkult istDie Auffassung, autogenes Training, Homöopathie, Akupunktur und Irisdiagnostik seien für einen Christen abzulehnen, kann ich nicht teilen. Hier liegen Unkenntnis der Materie, aber auch mangelndes Vertrauen in die Schöpfung Gottes vor. Natürlich lassen sich ängstliche Menschen schnell verunsichern und deuten im nachhinein irgendwelche negative Erscheinungsweisen als Folgen dieses Tuns. Die Ablehnung dieser alternativen Methoden haben ihre Wurzeln im fundamentalistischen und verkürzten Kausaldenken, frei nachdem Motto: Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, war ein Freimaurer, also ist die Homöopathie schlecht. Die Schöpfung Gottes beinhaltet mehr Heilkräfte als wir noch wissen. Ist der Alkohol dämonisch, weil er süchtig machen kann? Umgekehrt: Ist das Schwarzpulver schon deshalb gut, weil es ein Mönch entdeckt hat? Ist die seriöse Hypnotherapie abzulehnen, weil da ein Patient war, der nach einer Hypnose-Sitzung das Zittern bekam? Abzulehnen ist alles, was mich von einer Person abhängig macht, was dauerhaft Angst und Unruhe hinterläßt, was den christlichen Glauben verwässert und umdeutet; was teuer und glücksversprechend ist, was mich unter Druck setzt und unfrei macht, was geheim bleiben soll.
Wer darf den BefreiungsdienstDas Gebet um Befreiung ist nicht gleichzustellen mit dem Exorzismus. Der Exorzismus ist bei Besessenheiten angezeigt (was sehr selten vorkommt) und allein dem Priester vorbehalten, wobei zum großen, feierlichen Exorzismus die Bevollmächtigung durch den Ortsbischof eingeholt werden muß. Die Gebete um Befreiung sind angezeigt bei Attacken und Umsessenheiten und dürfen bei begründetem Verdacht gesprochen werden; sie dienen auch einem diagnostischen Zweck; denn wenn sich nach wiederholtem Beten nichts tut, weder eine Verschlechterung noch eine Verbesserung der Symptomatik, kann man davon ausgehen, daß auch nichts Dämonisches vorliegt. Weil mit den Exorzismen viel Mißbrauch geübt wurde, hat die Kirche diesen Dienst auf bestimmte Priester beschränkt(Canon 1172)und am 15.August 1972dieWeihe zum Exorzisten (eine der niederen Weihen auf dem Weg zum Priester) sogar aufgehoben.Seitdem geschieht fast gar nichts auf diesem Gebiet.Derzeit bereitet die Sakramenten-Kongregation die neue Exorzismus-Liturgie vor. Es ist Zeit dafür angesichts der150 Anfragen, die ich jährlich bekomme, wenngleich auch nur ein geringer Teil der Anfragenden tatsächlich diesen Befreiungsdienst braucht
Jeder Christ kann still um Befreiung beten;empfehlenswert sind.das Vaterunser, die Psalmen 27 und57, die Novene zum H1. Benedikt oder andere Novenen,die Allerheiligenlitanei, Mariengebete. Bei massiven Bedrängnissen und Umsessenheiten empfiehlt sich der Dienst durch einen oder mehrere Priester mit einem Team(etwa Gebetsgruppe). Hier kann der Exorzismus Leo XIII.still gebetet werden. Der große Exorzismus bringt zwar rascheren Erfolg, wird aber kaum von den Bischöfen erlaubt. Wir müssen also leider diese schweren Wunden mit dem Notköfferchen verarzten, da der Operationstisch versperrt ist. Dieser Dienst erfordert geistliches Leben,seelische Gesundheit, physische Stabilität. Er kann mit Fasten unterstützt werden und muß diskret erfolgen. Er stellt eine konfrontative Therapie im geistlichen Kontext dar und hat es zu tun mit Ubertragungsphänomenen, mit Projektionen und Abwehrmechanismen, wie sie auch in der klassischen Therapie vorkommen. Deshalb sollte der Beter im optimalen Fall mit Ärzten und Psychologenzusammenarbeiten.
Die GefahrenIch mache die Erfahrung, daß gerade fromme, aber nicht sehr kluge Leute, zu schnell den Dämon wittern und händeauflegend beten. Davor warne ich wegen der Gefahr einer nachträglich einsuggerierten "Besessenheit", hier werden Ängste geschürt und Symptome verstärkt.Hysterische, hypochondrische und psychotische Patienten müssen als solche erkannt und medizinisch behandelt werden. Und sollten sich hierbei auch dämonische Überlagerungen finden, so darf das Beten nur in Abwesenheit des Betroffenen stattfinden. Niemals sollte einer allein diesen Dienst tun; wenn der Patient "ausflippt",ist es gut, Zeugen und Helfer dabei zu haben.
Das direkte Gebieten der dämonischen Mächte gehört zum imprekativen Exorzismus ("ich befehle euch") und ist nach den derzeitigen kirchenrechtlichen Bestimmungen allein dem beauftragten Priester erlaubt, ein bedauerlicher Umstand, wenn man bedenkt, daß sich kaum ein Bischof traut, diese Erlaubnis zu geben, geschweige denn Priester zu beauftragen.Wer diesen Dienst leichtfertig und vorschnell tut, muß sich nicht wundern, wenn die Symptome auf ihn selber überspringen. Der Befreiungsdienst (inkl. Exorzismus) kann manchmal mehrere Monate dauern. In leichten Fällen reichen 2 Gebetssitzungen von je 1-2 Stunden Dauer.(Hervorhebungen von mir)
(Quelle:
www.kathhost.net)