Was darf kein Segnender übersehen?
Dass Segnen und Lieben zusammengehören…
Worin liegt die Bedeutung des Segens für jeden Leidenden?
Wenn Gott ihn durch glaubensvolles Segnen nicht von seinem Leid befreien will, liegt der Wert darin, dass er nicht versagt und verzagt, sondern am Leid innerlich wächst und reift und so gewürdigt wird, durch seine Teilnahme am Leiden Christi in einzigartiger Weise selbst zum SEGEN zu werden.
Wem sollten wir vor allem die Gabe des Segens zuwenden?
Allgemein gesprochen, denen, die ihrer besonders bedürfen:
den Sündern, damit sie den Weg in die Vaterarme Gottes zurückfinden;
den Unglücklichen, dass sie die sorgende und bergende Liebe Gottes erfahren;
den Verzweifelten, damit sie über alle scheinbaren oder wirklichen Ausweglosigkeiten hinweg in Gott eine neue Sinnerfüllung entdecken;
den Verirrten, dass sie trotz allen Wirrwarrs unseres Zeitgeschehens in Kirche und Welt klarsichtig und entschlossen den Rückweg zur Kirche Christi betreten;
den Ungläubigen, damit sie die Pfade des Bösen aufgeben und die Wirklichkeit Gottes in ihr Leben einlassen;
den Kranken, dass sie Gesundheit oder Geduld empfangen, je nachdem, wie es dem göttlichen Willen entspricht;
den Verlassenen, damit sie in den schweren Belastungen und Grenzsituationen ihres Alltags den Erlöser als den Gott aller Hoffnung erleben;
den Entmutigten, dass die Überzeugung in ihnen wächst, ihre ins Dunkle hingehaltene Hand werde nie leer zurückkommen;
den Hungernden, damit ihre zermürbende Not durch ihre gesättigten Brüder und Schwestern tatkräftig beseitigt wird;
den Verfolgten, dass sie in ihrer fürchterlichen Bedrängnis durch Gottes übermächtige Gnade durchhalten und die Zeit ihrer Prüfung abgekürzt wird.
… Fehlt jedoch beim Segnen die heimliche Triebfeder der Liebe, so ist alles bloß Leerlauf. Der heilige Paulus schreibt unmissverständlich: "Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich tönendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnisse hätte; und wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts" (1 Kor 13,1-3).
Dieser Geist der Liebe, der alles übersteigt und alles heiligt, sollte uns beim Segnen leiten. Fließt unser segnendes Tun aus dieser Quelle, so ist es wertvoll, wirklich "segensreich".
Die Macht und die Kraft des Segens von Seiten der Eltern:
In jeder Familie leben zwei begnadete Menschen, die aufgrund der Elternweihe durch den Empfang des heiligen Sakraments der Ehe einen kraftvollen Segen spenden können, den man den Elternsegen nennt. Aus dem Alten Testament wird uns berichtet, dass der große Patriarch Jakob, als er nach einem langen Leben sein Ende herankommen sah, seine zwölf Söhne an sein Krankenlager kommen ließ und mit letzter Kraft jeden einzelnen seiner Söhne segnete. Wenn also schon aus den Händen der Menschen aus dem Alten Testament Segen floss, in welch größerem Maß muss dann erst der Segen aus den Händen von christlichen Eltern fließen. Es wurde den christlichen Eltern eine stets frisch sprudelnde Segensquelle in dem Augenblick gegeben, als sie einander das Jawort gegeben und das Ehesakrament gespendet haben. Hierdurch floss der Segensstrom in ihre Hände. Geben wir also den göttlichen Segensstrom, solange wir dazu in der Lage sind, in unaufhörlicher Fülle in die Herzen unserer Kinder weiter.
In der Zeit der Christenverfolgung, wenn die Eltern um ihres Glaubens Willen eingekerkert waren, ließen ihre Kinder keine Gelegenheit unversucht, um von ihren Eltern den letzten Segen zu erhalten. Ein Beispiel aus der damaligen Zeit: Die hl. Makrina spendete ihren Enkeln mit solchem Vertrauen den Segen, dass zwei große Heilige aus einer Familie hervorgingen, der hl. Blasius und der hl. Gregor von Nyssa. - Als im Jahre 1931 der Erzbischof von Prag in der dortigen Kathedrale geweiht wurde, wohnte auch seine Mutter der Feier bei. Als der Erzbischof an dem Platz vorbeikam, an dem seine Mutter stand, kniete er sich vor allen Gläubigen auf den Boden nieder und bat seine Mutter um den Segen. Für alle Umstehenden war es ergreifend, wie seine Mutter ihre zitternden Hände erhob und das Segenskreuz auf die Stirn ihres Sohnes zeichnete.
Wenn christliche Eltern ihren Kindern vielleicht auch kein großes Vermögen hinterlassen können, eines können sie ihnen geben: Das Erbteil ihres Segens. Ein Kind, das von seinen Eltern gesegnet ist, ist von Gott gesegnet. Es wird das Bild der segnenden Elternhände nie in seinem Leben vergessen. Gott hat den Eltern die Kinder zu treuen Händen anvertraut. Sie haben, auch wenn sie Millionen besitzen würden, nichts Wertvolleres, Größeres, Wichtigeres als ihre Kinder. Sie sind ein Geschenk Gottes an Vater und Mutter. Diese haben ihre Kinder aufgenommen und bejahen sie. Nun will Gott, dass sie diesen ihren Kindern wirklich Vater und Mutter sind und dies nicht nur für den Leib, sondern auch für die Seele. Sie sehen, was ihnen anvertraut ist. Sie sollen dafür sorgen, dass das Geschenk Gottes den Kindern bewusst wird und dass ihre Kinder dieses Geschenk annehmen. Sie selbst sollen die stärksten Hüter und die inneren geistigen Beschützer und seelische Führer ihrer Kinder sein.
Christliche Eltern sollen oft ihre wunderbare Segenskraft in Anspruch nehmen. Vor allem sollen sie ihre Kinder segnen, wenn sie an einem bedeutsamen Markstein ihres Lebens stehen. Sie sollen sie segnen, wenn sie zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten oder zum Traualtar schreiten. Sie mögen ihre Kinder segnen, wenn sie auf Reisen gehen oder wenn sie am frühen Morgen das Haus verlassen. Sie sollen ihnen den regelmäßigen Morgen- und Abendsegen aus der Nähe und aus der Ferne spenden. Das ist eines der kostbarsten Güter, die sie ihren Kindern schenken können.
Von allergrößter Bedeutung ist der Elternsegen, wenn eines der Kinder vom Weg des Glaubens abgekommen ist. Selbst wenn es Jahre dauern sollte, der unaufhörliche Segen der Eltern wird eines Tages mit Sicherheit Früchte tragen und den Lebensweg des Kindes zurückführen zum Glauben und zur Tugend.
Empfehlen wir unsere Kinder und Enkel täglich von neuem dem besonderen Schutz, der Obhut und der geistigen Führung der von uns so sehr geliebten Gottesmutter Maria, der Vermittlerin aller Gnaden…
(Auszug aus "Segnet einander!": Sekretariat des Marianischen Segenskreises e.V., Leuterod)