Hallo ihr Lieben,
hier mein Versuch auf die Frage von Gine eine Antwort zu geben.
Da hierbei schon einiges gesagt wurde, beschränke ich mich auf die Dinge die noch nicht angesprochen wurden oder meiner Meinung nach zu kurz kamen.
Ich denke ich brauche kein Wort über den menschlichen Leib zu verlieren, er sollte jedem bekannt sein. Daher reduziert sich Nachfolgendes auf das Wesen der Seele.
Um hier weiter zu kommen ist es unausweichlich über den Tod und die unterschiedlichen Todesvorstellungen im AT bzw. NT sprechen.
Die Alttestamentarische Vorstellung vom Tod besagt, dass der Mensch nachdem er gestorben ist hinabsteigt in den Scheol, an einen Ort an dem er ein nichtiges Dasein im Schatten führt. Abgeschnitten von allem Lebendigen, verbannt in eine Beziehungslosigkeit zu Gott. Der Scheol ist gerade dadurch gekennzeichnet, dass Gott dort nicht ist, dass er dort nicht gelobt wird.
Eine zutiefst erschreckende Vorstellung. Jedoch zeigt es in wunderbarer Weise auf, warum das Judentum das Erlösungswerk Jesu nicht verstanden hat.
Denn er selbst unser Messias ist in den Scheol, in die Zone, wo es Gott nicht gibt, wo Gott nicht gelobt wird hinabgestiegen. Mit diesem Hinabsteigen, steigt Jesu, steigt Gott selbst hinab in das gottverlassene Land der Finsternis, dadurch hört der Tod auf der Bereich der Gottesferne zu sein. Er erfüllt selbst den Tod mit Leben, der Tod wird besiegt indem Christus selbst stirbt. Er ist derjenige der die Liebe über alles Erwarten hinaus erfüllt, was in letzter Konsequenz zur Selbstzerstörung, zur Selbstaufopferung führt. Er stellt das ICH hinter die Wahrheit, hinter die Liebe. Es wäre der Weg eines jeden getauften Christen, Jesus auf seinem Weg in das Martyrium zu folgen, das ICH der Wahrheit und der Liebe unterzuordnen.
Hierin ist das Großartige und eigentlich Unbeschreibliche an der Erlösungstat Jesu verborgen. Denn erst durch seinen Tod öffnete er uns das wahre Leben.
Wenn also das Wesentliche an der Erlösungstat das hinten Anstellen des eigenen Ichs ist, dann stehen die meisten esoterischen Strömungen diesem gegenüber und können nur in das Verderben führen. Denn oftmals geht es dabei nicht um ein Unterordnen, sondern ein Überordnen. Je mehr man auf sich selber stellt, desto fester stellt man sich auf das Nichts, weil es dem Wege, dem Nachfolgen Jesu widerspricht.
Im Alltag sieht es jedoch ganz anders aus, da ist dieses Unterscheiden eben nicht so einfach, es liegt nicht so klar auf der Hand. Schlussendlich begrenze ich mich darauf zu sagen, dass es Selbsterlösung in diesem Sinne nicht gibt und geben kann und alles was in diese Richtung zielt dem Prinzip der Liebe widerspricht und gegen Gott gerichtet ist. Heil aus sich selbst heraus ist unmöglich.
Wenn also der Tod in das eigentlichen Leben führt, so ist dies nur bedingt richtig. Was wir als Christen oft vergessen, ist, dass das eigentliche Leben bereits mit unserer Geburt begonnen hat. Der Tod stellt hierbei keine Trennung dar. Das Christentum ist keineswegs lebensfeindlich, es ist lebensbejahend. Manchmal erhaschen wir einen Moment des wahren Lebens, erkennbar in den Augenblicken die niemals vergehen sollten, Augenblicke die uns am Liebsten in der Ewigkeit verharren lassen wollen. Diese Momente sind der Hauch des ewigen uns verheißenen Lebens, spürbar in der Liebe.
Jedoch ist die Liebe für uns nicht ergreifbar, je mehr wir sie fordern, desto weniger erhalten wir sie. Sie ist Geschenk, wir können die Liebe nicht erschaffen, wir können sie nicht fordern. Das ist das Paradoxe an unserem Dasein. Das was wir das eigentliche Leben nennen, ist genau das worauf wir keinen Einfluss haben.
Hier schließt sich wiederum der Kreis, der uns zur Erkenntnis führt, dass der Erhalt des wahren Lebens nicht gebunden an den Tod, nicht gebunden an das eigene ich, sondern einzig gebunden an das Vertrauen in die Liebe Gottes, in der Selbstaufgabe und Annahme des eigenen Martyriums und schlussendlich in der Bejahung des Lebens durch die Überordnung der Liebe über das eigene Ich.
Um dies zu verdeutlichen: Die Grenze des menschlichen Lebens ist nicht der Tod, sondern sie verläuft mitten in unserer Existenz. Der Mensch in Christus ist IM LEBEN und zwar endgültig. (Welche Wunder daraus entstehen ist an den vielen Geschichten über Heilige zu erkennen). Der entscheidende Unterschied ist also nicht das irdische Leben oder das Tod sein, sondern das Leben mit oder ohne Jesus.
Daraus ergibt sich jedoch scheinbar ein Widerspruch zur Bibel, denn diese spricht einmal davon, dass der Mensch im Zeitpunkt des Todes als Ganzes stirbt und andererseits spricht sie von einer Zeit zwischen der Auferstehung und dem individuellen Tod, einer Zeit in der wir nackt (entkleidet) und noch nicht ÜBERKLEIDET sind (um dieses Überkleidet geht es im eigentlichen Sinn in der Frage von Gine).
Unleugbar ist, dass der Körper, das Fleisch nach unserem Tod der Verwesung und der Vergänglichkeit preisgegeben ist. Das Materielle ist vergänglich, aber wir sprechen gleichzeitig von der Unsterblichkeit der Seele, welche nach dem Tod im Schoße Jesu ruht.
Um hier nicht sämtlichen Rahmen zu sprengen, reduziere ich hier auf eine wesentliche Erkenntnis. Thomas von Aquin beschrieb die Seele als die Form des Leibes. Der Geist im Menschen ist völlig eins mit dem Leib und umgekehrt. Dadurch ist eine gewisse Individualität des einzelnen gewährleistet. Wäre der Geist nicht mit dem Leib und der Leib nicht mit dem Geist verbunden, wäre unsere Seele nicht einzigartig.
In anderen Worten: Das „Fleisch" Christi ist „Geist", aber der Geist Christi ist „Fleisch"
Eine Trennung von Geist und Leib würde diesem widersprechen.
In der Esoterik wird öfters von einem Astralleib oder einer Wanderung des Astralleibes gesprochen, wie wir sehen ist dies aus christlicher Sicht zu irdischer Lebenszeit nicht möglich.
Paulus behauptet aber: „Das aber sage ich, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben; das Vergängliche erbt nicht das Unvergängliche“
Im Tod trennt sich die Seele von der Vergänglichkeit des Fleisches, der Körper stirbt als Ganzes, die Seele bleibt aber in gewisser Weise mit der materiellen Welt verbunden. Sie verschwindet nicht aus dem Kosmos und zumindest bis zur Auferstehung der Toten bleibt in gewisser Weise ihre Zeitlichkeit erhalten.
Unsere Geschichte endet nicht mit unserem Tod, überspitz gesagt endet die Zeitlichkeit unserer Seele mit dem Ende der Geschichte oder anders formuliert mit der Auferstehung der Toten. Der Mensch bekleidet mit dem verklärten Leib tritt in die Ewigkeit ein.
Hier möchte ich einen kurzen Schnitt machen und das Zusammenfassen, was sich auf die Frage von Gine bezieht.
Zu irdischer Lebzeit ist der Mensch eine untrennbare Einheit zwischen Leib und Seele.
Stirbt der Mensch so stirbt auch das vergängliche an ihm. Wobei das wahre Leben weder mit dem Tode selbst beginnt noch mit diesem aufhört. Er befindet sich quasi in einem Zwischenzustand, sein Ziel ist die verheißene Auferstehung des Fleisches, welches die Auferstehung des Leibes und der Seele bedeutet. Der Zeitpunkt der Verherrlichung oder Verklärung geht mit der Auferstehung der Toten einher (abgesehen von den Märtyrern, denen eine sofortige Verherrlichung zugeschrieben wird).
Zum Verständinis: Ziel bezieht sich hier nicht auf die Schauung Gottes!
Für den Zwischenzustand lassen sich drei mögliche Szenarien beschreiben auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte.
Die umgehende Verherrlichung der Märtyrer
Die Reinigung im Fegefeuer und die persönliche „Himmelfahrt“
Die Verbannung in die Hölle.
Kommen wir zurück auf die Seele, so gibt es keine Aussage über ihre Stofflichkeit, ihre Beschaffenheit, sondern nur über ihr Wesen. Die Seele macht uns Beziehungsfähig mit Gott, sie macht uns liebesfähig und daraus ergibt sich ihre Unsterblichkeit.
Erinnern wir uns an vorher Geschriebenes:
Er (Jesus) erfüllt selbst den Tod mit Leben, ……
Ufff das wäre geschafft^^
Fehlt nur noch das unspektakuläre Ende:
Die Auferstehung des Fleisches:
Hierzu gibt es neben den bereits in den außer in den anderen Beiträgen beschriebenen Eigenschaften nur Weniges zu ergänzen.
Unstrittig ist, dass wir einen neuen, unvergänglichen materiellen Leib bekommen. So wie sich die Seele vollendet, so wird sich auch der materielle Teil vollenden. Der Mensch besteht aus Leib und Seele, die Schöpfung ist gleichwertig in ihren Teilen, die Materie unterliegt nicht der Seele sie ist untrennbar verbunden.
Weder die Bibel noch sonst eine Quelle gibt Auskunft über die Stofflichkeit des verklärten Leibes, wir wissen über seine Beschaffenheit nichts, warum auch? Wir benötigen es auch nicht.
Es ist der Leib, den wir am Tag der Auferstehung der Toten bekommen. Nicht dass dieses Geschehen unbedeutend ist, ganz im Gegenteil, aber alles bedeutende für den Menschen ist bereits gesagt.
Alles Weiterführende ist Spekulation, ohne wirklichen Sinn, ohne Inhalt und vor allem besagt es eines, derjenige hat das Wesen unseres Glaubens nicht verstanden. Wir können nicht ergründen, was nicht ergründbar ist, alles andere habe ich versucht (und hoffentlich schlüssig) zu erklären.
Möge die Physik eines Tages darüber Auskunft geben können, der Glaube tut es nicht.
Beste Grüße
Das3Rad
Nachtrag am 03.02.2011:
Ich habe die Quellenangabe vergessen.
Der Beitrag ist im Wesentlichen aus Ratzingers Eschatologie entnommen.
Textliches wurde ein wenig editiert.