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Heiligstes Antliz
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Anemone:
O Herre mein, präge Dein Bild meiner Seele ein !
Sieh', meine Seele ist Dir ganz nah,
wie einst auf dem Kreuzweg Veronika.
Laß meiner Seele Antlitz Deine Züge tragen:
Blutüberströmt, von den Häschern zerschlagen,
und die Stirne mit Dornen gekrönt,
voll Wunden, dieses heilige Antlitz so ganz zerschunden.
Doch voll Hoheit und Würde und heiliger Ruh'.
Siehe, hier ist meine Seele, mein Herre, Du!
http://www.voltosanto.com/start.htm
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Gottes Segen
Anemone
Admin:
http://kath-zdw.ch/maria/turiner.grabtuch.html#veronika
Das wahre Gesicht Jesu
Das Tuch der Veronika
Es ist eine der wertvollsten Reliquien der Christenheit und galt lange als verschollen: das Tuch der Veronika. In den Abruzzen machte unser Autor eine Entdeckung. Von Paul Badde
Wie sah Jesus aus? Etwa wie Jim Caviezel im "Passion"-Film? Oder wie auf den Porträts von Dürer oder El Greco, die in den Gemächern des Papstes hängen? Sie alle haben Jesus doch nie gesehen. Wie also sah er aus? - Auf diese Frage gibt es eine sehr, sehr alte Antwort: auf einem Tuch mit dem "wahren Bild" Christi, das selbst der Papst noch nie gesehen hat. Nicht von Menschenhand gemalt. Vor diesem Bildnis kniete schon der Kaiser von Byzanz - Foto: Badde
Darüber kann im Vatikan nur schwer gesprochen werden. Denn dieses Tuchbild ist anderer Art. Bis zum Jahr 1600 wurde es in der alten Petersbasilika Kaiser Konstantins verwahrt. Millionen haben es gesehen. Seitdem aber hat diese "Vera Ikona" kaum noch jemand zu Gesicht bekommen. Im neuen Petersdom wurde das Gottesbild hinter drei Riegeln verschlossen. Es sei "im Laufe der Zeit sehr verblasst", hat Kardinal Marchisano, der Erzpriester der Basilika, die WELT wissen lassen. Es ist jedoch nicht nur verblasst, es ist wohl auch eine Attrappe - von der es kein einziges taugliches Foto gibt. Verehrer der Christusikone wurden deshalb zuletzt meist auf ein anderes Bild in der Sakristei des Papstes nebenan verwiesen, von dem es heißt, es sei das älteste der Welt.
Sr.Blandina Paschalis Schlömer
Via Cese 32
I- 65024 Manoppello (Pescaro)
So sieht dieses Bild auch aus. Es ist im Lauf der Zeit fast schwarz geworden - wie viele alte Gemälde, die mit Tempera auf Leinwand gemalt wurden. Das "wahre Bild" Christi hat aber keine Farben. Bevor es nach Rom kam, war es in Konstantinopel, davor im Orient, wo ein syrischer Text aus Kamulia in Kappadokien im 6. Jahrhundert davon sprach, es sei "aus dem Wasser gezogen" und "nicht von Menschenhand gemalt". Doch als es nach Rom kam, zog es die Menschen an wie ein Magnet.
Mit einer Palme schmückten sich in der ersten Hälfte des letzten Jahrtausends die Heimkehrer aus Jerusalem. Das Zeichen der Santiagopilger ist bis heute die Muschel. Rom-Pilger aber hefteten sich Miniaturen des Christusbildes an ihre Pelerine, der "Sancta Veronica Ierosolymitana": der heiligen Veronika aus Jerusalem. Der Grundstein des neuen Petersdoms sollte nach Papst Julius II. deshalb auch Fundament eines mächtigen Tresors für diesen unvergleichlichen Schatz werden.
Während der Bauzeit des damals noch so umstrittenen Prachtbaus verschwand das Bild dann aber auf mysteriöse Weise aus der Stadt. Nur ein venezianischer Rahmen mit zerbrochenem altem Glas ist davon übrig und in der Schatzkammer von Sankt Peter noch heute zu sehen. Verschwunden ist das Bild jedoch nicht. Seit 400 Jahren hängt die wertvollste Reliquie der Christenheit, vor der einst der Kaiser von Byzanz einmal im Jahr knien durfte, zwischen zwei Kristallscheiben in einem über viele, viele Stunden völlig leeren Kirchlein der Kapuziner in Manoppello, einem Bergstädtchen in den Abruzzen. Es ist das verschollene Leitbild Europas. Heute endlich muss es als wieder entdeckt gelten; es verblasst gegen Licht, es dunkelt im Schatten, doch es vergeht und verfällt nicht.
Es zeigt das bärtige Gesicht eines Mannes mit Schläfenlocken, dem die Nase angeschlagen wurde wie einer Geisel aus einem der vielen Folterkeller heutiger "Gotteskrieger" - oder eines Häftlings aus Abu Ghraib. Die rechte Wange ist geschwollen, der Bart teilweise ausgerissen. Stirn und Lippen haben beim nahen Hinsehen das Rosa frisch verheilter Wunden. Unerklärliche Ruhe liegt im Blick aus weit geöffneten Augen. Verblüffung, Erstaunen, Verwunderung liegt in seinen Zügen. Mildes Erbarmen. Keine Verzweiflung, kein Schmerz, kein Zorn. Er gleicht dem Gesicht eines Mannes, der gerade vom Schlaf erwacht und in einen neuen Morgen schaut. Sein Mund ist halb geöffnet. Sogar die Zähne sind zu sehen. Müsste der Laut bestimmt werden, der auf den Lippen liegt, dann formen sie gerade ein leises A. Alle Proportionen zeigen eins zu eins die Maße eines menschlichen Gesichts auf dem 17 mal 24 Zentimeter großen Tuch. Der hauchdünne Schleier ist durchsichtig wie ein Seidenstrumpf. Mehr als einem gemalten Bild gleicht es aus der Nähe einem großen Diapositiv. Im Gegenlicht ist es transparent. Im Schatten, ohne Licht, wirkt es fast schiefergrau. Ein kleiner abgebrochener Kristallsplitter klebt rechts unten im Rahmen an dem Bild. Im Licht von Glühbirnen ist das zarte Tuch gold- und honigfarben, gerade so, wie Gertrud von Helfta im 13. Jahrhundert das Gesicht Christi beschrieben hat. Denn nur im Licht und Kontrast zeigt das feine Tuch das Antlitz in dreidimensionalen, fast holografischen Lichteffekten - und zwar von beiden Seiten, nur seitenverkehrt. Es scheint so fein gewebt, dass es zusammengefaltet in eine Walnussschale zu passen scheint. Professor Vittori von der Universität in Bari und Professor Fanti von der Universität in Bologna haben auf mikroskopischen Aufnahmen entdeckt, dass das gesamte Gewebe keinerlei Farbspuren aufweist. Nur im Schwarzen der beiden Pupillen wirken die Fasern angesengt, als hätte Hitze die Fäden hier leicht verschmort. Eine ganz und gar frische Erkenntnis ist das alles nicht. Denn die Bauern und Fischer der Adria von Ancona bis Tarent haben diesen Schleier seit Jahrhunderten schon immer als "Volto Santo" verehrt, als "Heiliges Gesicht". "Engel" hätten ihnen das Bild in die Hände gespielt, glauben die Manoppellesi seit 400 Jahren (und berufen sich dabei auf einen alten Bericht). Das mag sein. Wahrscheinlich ist aber, dass auch einige Bengel sich unter jene Engel geschlichen haben, als sie die Reliquie im dreistesten Bubenstück des an abenteuerlichen Schurkereien nicht eben armen Zeitalters der Renaissance ganz einfach geklaut haben. Der zerbrochene Kristall im alten Rahmen der Veronika in Sankt Peter scheint jetzt noch eine kleine Strophe dieser Moritat zu singen. Die Geschichte hat etwas von einer Posse, einem Krimi, einem Detektivstück, einem Drama - und von einem fünften Evangelium für unsere bilderverrückte Zeit. Doch als Professor Pfeiffer von Roms Gregoriana-Universität vor Jahren der Sache im Licht der Kunstgeschichte und früher Quellen der Christenheit erstmals wissenschaftlich nachging und nachwies, dass das Bild aus Manoppello Referenzpunkt der ältesten Christusbilder zuerst im Osten und dann im Westen wurde, erschien dies in der Weltpresse unter "Vermischtes" - und seine Kollegen und viele Prälaten und Kardinäle im Vatikan schüttelten die Köpfe über so viel überbordende Professorenfantasie. Schwester Blandina Paschalis Schlömer, eine deutsche Trappistin, Pharmazeutin und Ikonenmalerin, hatte den Professor darauf gebracht - nachdem sie schon Jahre zuvor entdeckt und akribisch nachgemessen hatte, dass das Gesicht auf dem Tuch von Manoppello millimetergenau deckungsgleich mit allen Details auf dem schattenhaften Gesicht des Mannes auf dem Grabtuch von Turin ist, mit den realen Maßen und Proportionen ebenso wie mit allen Verletzungen, von denen der Gekreuzigte in jenem Tuch gezeichnet ist - nur ohne die dort noch sichtbaren offenen Wunden. Dies alles hat die Kritiker der Authentizität des Tuches von Manoppello nie angefochten, im Gegenteil. Ihr Haupteinwand ist einfach und überzeugend: Das alles sei gemalt. Es lohne kaum, es auch nur von nahem anzusehen. Es sei zu fein, um nicht gemalt zu sein. Die Augen, die (erst in der Vergrößerung sichtbaren) Wimpern, die Tränensäcke, die Barthaare, die Zähne (!), all das sei schlichtweg zu delikat gezeichnet, um nicht die Hand eines Künstlers und Meisters zu verraten. Kurz, dieses Objekt sei nicht etwa ein Vorbild, sondern selbst eine Kopie anderer Kopien eines unbekannten Originals - oder eben des Originals auf dem Turiner Grabtuch. Eine bisher selten gestellte, doch entscheidende Frage betrifft allerdings das Gewebe selbst. Der Konsistenz nach könnte es gefärbtes Nylon sein, wäre der Gedanke bei einem seit 400 Jahren ausgestellten Tuch nicht absurd. Baumwolle, Wolle, Leinen sind viel zu dick, um diese immaterielle Transparenz zuzulassen und den Perlmuttglanz. Selbst Seide lässt dies nicht zu. Die Kapuziner von Manoppello indessen lassen es nicht weiter wissenschaftlich und chemisch untersuchen oder auch nur aus dem Glas der Monstranz herausnehmen, in dem es über ihrem Hauptaltar ausgestellt ist. "Nicht nötig!", sagte mir vor Wochen Pater Germano, der letzte Guardian des Konvents. "Die Wissenschaft kommt uns entgegen. Sie entwickelt sich so schnell, dass wir nur abzuwarten brauchen." Das stimmt wohl. Viele Fotos, die ich in den letzten Monaten mit meiner Digitalkamera von dem Bild machen konnte, habe ich so zuvor noch nirgendwo von dem Gewebe gesehen. Von zwei Tüchern spricht das Johannes-Evangelium im Bericht vom leeren Grab Christi in Jerusalem. Petrus und "der andere Jünger" liefen nach dieser Quelle in der Frühe zum Grab. Der "andere Jünger" war schneller am Ort. "Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte." Für dieses so genannte Schweißtuch aus dem leeren Grab haben die Bewohner Manoppellos das Bild immer gehalten, obwohl es nicht die geringsten Schweißspuren zeigt. Es ist ja auch viel zu dünn, um nur einen Tropfen Blut oder Schweiß aufzufangen. Rom, 1. September 2004, Flughafen Fiumincino. Eine frische Brise vom nahen Mittelmeer kühlt den Spätsommermorgen. 07.35 zeigt die Uhr der Halle A, als die Alitalia-Maschine AZ 1570 aus Cagliari draußen auf der Rollbahn aufsetzt. Minuten zuvor haben Terroristen im fernen Beslan eine Schule gestürmt, zum grauenhaftesten Verbrechen seit dem 11. September 2001. Apokalyptische Gräuel sind das tägliche Brot vieler Reporter der Erde geworden. Ich aber habe an diesem Morgen keine Nachrichten gehört. Auch später auf der Autostrada nach Pescara werde ich das Radio nicht einschalten. Reporter haben es leicht, geht es mir in der Ankunftshalle durch den Kopf. Sie müssen nichts beweisen. Sie sind keine Richter, Anwälte oder Lehrer. Reporter dürfen nur berichten von Dingen, die sie tagelang, bei jedem Licht, umkreist und beobachtet haben. Als Chiaro Vigo die Sperre durchschreitet, erkenne ich sie gleich, obwohl ich sie noch nie gesehen habe. Pier Paolo Pasolini hätte jeden Film mit ihr in einer Hauptrolle besetzen können. Ihre Fingernägel sind Spindeln. Sie kommt von der kleinen Insel Sant`Antioco vor der sardischen Küste, wo sie die letzte lebende Byssus-Weberin der Erde ist, in ungebrochener Tradition seit vielen Generationen. "In unserem Volk ist Byssus ein heiliges Gewebe", sagt sie im Auto. Was soll das heißen, "in unserem Volk"? Zählt die Insel nicht einfach zu Sardinien? Nein, lacht sie rau. Sie spreche Sardisch und Italienisch und kenne viele aramäische Lieder. Die Bevölkerung leite sich von Chaldäern und Phöniziern ab und führe die Kunst der Byssus-Gewinnung auf die Prinzessin Berenike zurück, eine Tochter des Herodes, die zur Geliebten von Kaiser Titus wurde. Dann hält sie ein Büschel von unversponnenem rohem Byssus ins Morgenlicht, feiner als Engelshaar. Das Gold der Meere! In ihrer Hand leuchtet es bronzen in der Sonne. Das Gewebebüschel ist aus den Haftfäden "edler Steckmuscheln" gewonnen, nach denen sie im Mai bei Vollmondlicht fünf Meter tief taucht, um sie danach zu kämmen, zu spinnen und zu Preziosen zu verweben. Byssus ist das kostbarste Gewebe der Antike. Es taucht in Pharaonengräbern auf und in der Bibel, wo es erstmals für die Teppiche des Allerheiligsten und den "Ephod", das hohepriesterliche Gewand des Obersten Priesters, obligatorisch vorgeschrieben wird. Im Zitronenbad wird es golden. Früher, in einem Urinbad von Kühen, wurde es eher blasser, heller. Wir fliegen über die Autobahn nach Manoppello. Schwester Blandina erwartet uns auf dem Hügel des Heiligtums. Als wir auf dem Mittelgang die Orgelattrappe an der Rückwand der Kirche hinter uns lassen, leuchtet das "Volto Santo" im Gegenlicht wie eine milchige, rechteckige Hostie über dem Tabernakel. Ein Fensterkreuz aus dem Chor schimmert durch das Gewebe. Chiara Vigo fällt auf die Knie, nachdem wir hinter dem Altar die Stufen zu dem Bild hochgestiegen sind. Einen Schleier, so fein gewebt, hat sie noch nie gesehen. "Er hat die Augen eines Lammes", sagt sie und bekreuzigt sich. "Und eines Löwen." Und dann: "Das ist Byssus!" Chiara Vigo sagt es ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Byssus lasse sich mit Purpur färben, hat sie schon im Auto erzählt. "Doch Byssus lässt sich nicht bemalen. Es ist unmöglich. O Dio! O Dio mio!" Das ist Byssus - das heißt: Es ist kein gemaltes Bild. Es ist etwas anderes. Etwas vor allen Bildern. Artikel erschienen am Do, 23. September 2004
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