Allgemeines > Gesundheit

Die Depression

(1/3) > >>

Hemma:


Liebe Leser/innen!

Ich habe einen sehr informativen Artikel von DDr. Raphael Bonelli,, Psychiater, Neurologe und Psachotherapeut, zum Thema Depression gefunden, den ich für Betroffene wiedergeben möchte.



Die Depression


Der Ausdruck „Depression“ kommt aus dem Lateinischen (deprimiere) und bedeutet „niederdrücken“.
Das ist eine gute und anschauliche Bezeichnung für das, was hier passiert: Plötzlich ist das Leben nicht mehr bunt, die Freude weg, die alltäglichen Probleme werden unerträglich und erdrücken scheinbar den Menschen.
Der Ausdruck wird einerseits in der Medizin verwendet und umschreibt ein klar definiertes Krankenbild. Aber auch landläufig spricht man andererseits im analogen Sinn von deprimiert, depressiv und Depression.

Der medizinische Begriff bedeutet ein sogenanntes „Losigkeits-Syndrom“, das heißt Lustlosigkeit, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Schlaflosigkeit.
Dazu kommt häufig Hypochondrie, Libidoverlust, soziale Selbstisolation, Selbstentwertung, übersteigerte Schuldgefühle, chronische Müdigkeit, verringerte Konzetrations- und Entscheidungsfähigkeit, verlangsamtes Denken, sinnloses Gedankenkreisen im Sinne eines Grübelzwangs, Reizbarkeit, Ängstlichkeit und schließlich Lebensüberdruss, bis zu Selbstmordphantasien.


Zur Depression kommt es im Wesentlichen aus drei Gründen:

1)   Manchmal spielen die Botenstoffe im Hirn verrückt (vor allem das Serotonin), da kommt die Traurigkeit ganz von alleine, völlig grundlos („endogene Depression!).

2)   In anderen Fällen gibt es einen schrecklichen Grund, der Menschen depressiv macht, wie zum Beispiel der Tod eines geliebten Angehörigen („reaktive Depression“). Und

3)   Spielt sich das „Unglück ganz einfach im Kopf ab, ohne äußere Anlässe, ohne verrückte Botenstoffe, ohne schreckliche „life events“, ganz einfach durch eine Art von Denken, die sich selbst immer tiefer ins Unglück verstrickt („neurotische Depression“).

Die endogene Depression braucht vor allem Medikamente, die den Serotonispiegel im Gehirn wieder normalisieren. Diese nennt man Antidepressiva.

Ich erlebe aber häufig, dass gerade Gläubige sich sehr schwer tun, diese große Hilfe der modernen Medizin anzunehmen, da sie der Meinung sind, dass sie durch künstliche Mittel verändert oder gar manipuliert werden, oder/und dass sie da selber wieder raus kommen müssen.
Das ist ein großer Irrtum, denn die Medikamente stellen ja erst den Normalzustand im Gehirn wieder her, auf dass der Mensch dann wieder klar erkennen und frei entscheiden kann. Nicht selten sagen mir Menschen, die vor der antidepressiven Therapie keinen Ausweg aus ihren Eheproblemen mehr gesehen haben als die Scheidung, dass sie zwar nach wie vor die Probleme sähen, es aber in Wirklichkeit auch sehr viele Lichtblicke in der Ehe gäbe und sie vor allem ihren Partner lieben würden.

Die Depression verhindert eine objektive Sicht auf die eigene Situation, weswegen geschulte Psychiater davon abraten, in der Depression Entscheidungen zu treffen.


Die reaktive Depression ist die logische Folge auf ein Trauma. Dabei ist gerade im Falle eines Angehörigentodes die Grenze zwischen einer normalen und einer pathologischen Trauer fließend.
Hier können Psychotherapie und manchmal auch Medikamente hilfreich eingesetzt werden, aber vor allem heilt die Zeit Wunden. Auch die Tröstungen der Religion haben hier ihre Stärke. Religiöse Traditionen können dem Menschen in solchen Situationen helfen, langsam wieder in den Alltag zurückzufinden.
Im orthodoxen Judentum ist die Trauer nach dem Tod eines Ehepartners so genau ritualisiert, dass jedes Familienmitglied genau weiß, was es wann zu tun gibt. Da wir oftmals unsere Traditionen über Bord geworfen haben, sind Menschen besonders in der Konfrontation mit dem Tod in unseren Breiten manchmal besonders hilflos. Dazu hat nämlich der postchristliche Zeitgeist recht wenig anzubieten.
Wie trostreich kann es doch sein, für den geliebten Verstorbenen gemeinsam einen Rosenkranz zu beten und/oder Nachtwache zu halten! Die transzendente Ausrichtung erleichtert auch den Abschied, denn das Wissen um ein Wiedersehen kann den Schmerz leichter lindern als die brutale Hoffnungslosigkeit des Atheismus.

Die neurotische Depression schließlich hat die Ursache im übertriebenen und angstvollen Kreisen um sich selbst. Selbstmitleid und Fremdbeschuldigung ist das Koordinationssystem, nach dem der Neurotiker sein Weltbild zusammenbastelt. Klassischerweise wird den anderen die Schuld für das eigene Versagen in die Schuhe geschoben -  allem voran den Eltern, der Schule oder der Kirche. Die eigene Verantwortung für das vielleicht nicht optimal verlaufene Leben wird ins Unbewusste verdrängt, oftmals aggressiv verteidigt.
Bei vielen Neurotikern fällt eine demonstrative Opfermentalität auf, gepaart mit Unversöhnlichkeit gegenüber den vermeintlichen Tätern.
Sicherlich haben alle Eltern immer irgendwo irgendetwas falsch gemacht, aber das kausal mit der eigenen Pathologie zu verknüpfen, ist psychodynamisch ungesund, weil der Weg hinaus verbaut ist.
Eine kürzlich publizierte Studie aus den USA zeigt, dass Menschen, die ihre Fehler wahrnehmen können, auch viel leichter verzeihen können, während den unschuldigen Opferlämmern nicht zu helfen ist.
Die neurotische Depression ist die Domäne der Psychotherapie, die die enge Ichhaftigkeit aufbrechen muss, um zu einer inneren Freiheit zu kommen, die auch Verantwortung für das eigene Leben übernehmen kann. So gelingt dann schließlich auch die Versöhnung mit der eigenen Vergangenheit.


Aus „Betendes Gottesvolk“, Zeitschrift des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges um den Frieden der Welt, 2011/2, Nr. 246


LG. Hemma

CSPB:
Danke für den Beitrag!

Ich könnte noch etwas ergänzen:

20-25% aller Frauen und 7-12% aller Männer waren mindestens einmal im Leben von einer Depression betroffen.

Depressionen sind für 60% aller Selbstmorde verantwortlich. 72% aller Selbstmorde begehen Männer, daraus lässt sich schließen, dass Frauen zwar häufiger depressiv sind, Männer sind dagegen "konsequenter".

Symptome einer Depression: Unentschlossenheit, Antriebslosigkeit, Trägheit, Konzentrationsstörungen, Gewichtszu/abnahme, Schlafstörungen, langsame Motorik, Verdauungsprobleme, Phantomschmerzen, Minderwertigkeitskomplexe, Angstzustände, Suizidgedanken;

Neben dem Seratoninmangel (z.B. in Schokolade enthalten) kann auch ein Noradrenalinüberschuss (angst- & stressfördernd) Ursache einer Depression sein. Eine weitere häufige Ursache von Depressionen ist die Nebenwirkung von anderen Medikamenten.

Meist tritt eine (endogene) Depression im Alter auf, da hier der Hormonhaushalt zusehends aus den Fugen gerät.


Besonders schwer zu diagnostizieren ist eine manische Depression, da sich der Patient gar nicht typisch depressiv verhält, im Gegenteil: Der Mensch ist rastlos, voller Tatendrang und Energie, hat immer neue Ideen, muss sich immer beschäftigen, ist in einer unerklärlichen Hochstimmung. Damit einher gehen aber auch Größenwahn, Selbstüberschätzung, Realitätsverlust, Wahnvorstellungen, unruhiger Schlaf, selbstzerstörerische Vernachlässigung der körperlichen Bedürfnisse; Diese manischen Phasen werden manchmal von depressiven Phasen abgelöst. Ursache ist auch hier eine Störung des Hormonhaushaltes.

KleineSeele:
Soll Dein Beitrag bedeuten, dass Du glaubst, ein glaubender Mensch könne nicht an Depression erkranken?

KleineSeele:
Hab´ ich es mir doch gedacht!
Auch wenn Du es abmildern möchtest mit "so krass darf man es nicht sehen".

Ich bin an Depression erkrankt. Seit ca. 25 Jahren.

Hänge ich nun für Dich zu sehr an Irdischen, habe ich zuwenig Vertrauen auf Gott?

Das wäre ein böses Vorurteil, das ich eigentlich nur von Nichtkatholiken kenne.

Du kannst davon ausgehen, dass ich nicht besonders an materiellen Gütern hänge. Es gibt sicher Menschen, die mehr Vertrauen in Gott haben als ich. Ich kenne aber keinen persönlich. Höchstens gleich viel.

LG
Kleine Seele

KleineSeele:
Ich hätte jetzt doch zumindestens ein kleines Feedback von Schear-Jaschub erwartet. Naja, vielleicht braucht er noch ein bisschen Zeit zum Überlegen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln