Wahre und falsche Propheten Prof. Dr. Georg MayPrälat mit dem Ehrentitel „Apostolischer Protonotar“
Predigt gehalten am 31. Juli 2011
Nun treten aber falsche Propheten auf, die äußerlich gesehen auch Christus bekennen. Da gibt es ein zweites Kriterium, um sie zu durchschauen, nämlich: man muss auf ihren Wandel achten. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Was von ihnen ausgeht, was sie bewirken, das ist ein Kriterium für die Unterscheidung der Geister, die notwendig ist, um den echten vom falschen Propheten zu unterscheiden. Wahre und falsche Propheten Predigt gehalten am 15. Juli 2012 Dieser HTML5 Player wird von Deinem Browser nicht unterstützt Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Geliebte im Herrn! Propheten sind die charismatischen Organe der Offenbarung Gottes im Alten Testament wie im Neuen. Sie stehen in besonderer Weise mit Gott in Verbindung. Sie verkünden Gottes Willen und bewahren das religiöse Erbe. Sie sind die unerschrockenen Verkünder der Rechte und des Gerichtes Gottes. Sie reden dem Volk ins Gewissen. Ja, man kann sagen: sie sind das Gewissen des Volkes. Sie suchen den heiligen Rest als Samen des neuen Gottesreiches zu retten. Die Propheten sind Kämpfer, wo der Kampf gefordert ist. Sie sind aber auch Trostspender, wo Trost angebracht ist. Ihr Amt ruht nicht auf Beruf, sondern auf Berufung. Sie drängen sich niemals zum Prophetenamt, sie fürchten sich vielmehr vor Gottes Auftrag und ringen schwer mit ihrem Gott, und beugen sich dann seinem heiligen Willen. Die meisten Propheten sind Männer, aber die Frauen fehlen keineswegs. Im Alten Bunde wissen wir von Prophetinnen wie Deborah, Mirjam, Hulda. Und im Neuen Bunde begegnen uns die Prophetin Anna im Tempel und die vier Töchter des Philippus. Sie sind Prophetinnen. Die Propheten hatten in der Urkirche eine wichtige Stellung. Der Apostel Paulus schreibt an die Epheser: „Ihr seid auferbaut auf dem Grunde der Apostel und der Propheten.“ Die Propheten sind also Grundstein, Fundament. Sie sind nicht wegzudenken. Es muss sie geben. Sie haben eine besondere Aufgabe in den Gemeinden. Sie sollen die Gemeinden erbauen, also ihren Glauben stärken und ihre Sittlichkeit heben. Ihre Worte beziehen sich sowohl auf die Zukunft als auch auf die gegenwärtige Situation. Sie wissen um die Geheimnisse Gottes und künden sie den Menschen je nachdem, wie es die Stunde verlangt. Die echten Propheten erkennen den Plan Gottes in einer geschichtlichen Stunde. Neben den echten Propheten treten falsche Propheten auf, im Alten Bund wie im Neuen. Sie verkünden dem Volk nach dessen Wünschen. Sie sagen den Menschen das, was sie hören wollen, nicht, was sie hören sollen. Sie verkünden um Geld und führen das Volk in die Irre. „Sie sprechen“, so sagt der Prophet Jeremias, „sie sprechen Friede, Friede – und es ist doch kein Friede.“ Sie sind nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Sie treiben Betrug! Der Apostel Petrus schreibt in seinem ersten Briefe: „Es gab auch im Volke falsche Propheten, wie auch in eurer Mitte falsche Propheten auftreten werden. Sie werden verderbliche Irrlehren einführen, weil sie den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen.“ Die falschen Propheten werden im Neuen Testament nicht nur für die Endzeit erwartet. Sie treten auch jetzt schon auf. Und deswegen bedarf es der Unterscheidung der Geister, ob sie aus Gott sind. Maßgebend für den echten Propheten ist die ‚Analogia fidei‘, also das Maß des Glaubens, insbesondere das unverdorbene Bekenntnis zu Christus. Im Glauben der Kirche finden die Propheten ihren Auftrag und ihre Grenze. „Gott ist ein Gott des Friedens und nicht der Unordnung“, schreibt der Apostel Paulus. Ein Prophet muss die Art des Herrn an sich haben. Weil aber auch die falschen Propheten von Christus sprechen, muss man auf ihren Wandel achten. Dem Vorsteher der Gemeinde in Thyatira, das ist in der heutigen Türkei, dem Vorsteher der Gemeinde in Thyatira schreibt der Apokalyptiker Johannes: „Ich habe wider Dich, dass Du das Weib Jezabel gewähren lässt, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen.“ Auch Jesus war ein Prophet. Das Volk sah in ihm mit Recht einen Propheten, und zwar den letzten, den endzeitlichen Propheten, der angekündigt war im Buche Deuteronomium des Alten Testamentes. Als Messias und als Machthaber über die Gewalten der Erde ist er der endzeitliche Prophet, der höchste Prophet und Lehrer. Der „höchste“ deswegen, weil seine Natur göttlichen Wesens ist. Er ist der Gottessohn, und aufgrund seiner Wesenheit überragt er jeden anderen Propheten. Christus, der Prophet, ist der Herr aller Propheten. Er ist der Offenbarer. In ihm ist die Wahrheit Gottes den Menschen kund. Das prophetische Amt Christi hat mit seiner Heimkehr in die Herrlichkeit des Vaters nicht aufgehört – es lebt weiter in seiner Kirche. Die gesamte Kirche hat Anteil am prophetischen Amt. In erster Linie selbstverständlich die Amtsträger, Bischöfe und Priester. Aber das Zweite Vaticanum sagt ganz richtig: „Christus, der große Prophet, erfüllt sein prophetisches Amt nicht nur durch die Hierarchie, sondern auch durch die Laien. Er bestellt sie zu Zeugen und rüstet sie mit dem Glaubenssinn aus und mit der Gnade des Wortes.“ Wie steht es heute, meine lieben Freunde, um die Ausübung des prophetischen Amtes Christi in unserer Kirche? Nehmen die Glieder der Kirche, vor allem natürlich die Amtsträger, dieses Amt wahr? Die Bischöfe sind als wahre Propheten berufen, zu lehren, zu unterrichten, zu mahnen, zu warnen, zur Umkehr und Bekehrung zu rufen. Wie üben sie ihr Amt aus? Die Bischöfe sind authentische, das heißt mit Autorität ausgerüstete Lehrer. Sie sollen dem Volk die Wahrheit des Glaubens unverkürzt und vollständig verkünden. Tun sie es? Ich stelle Fragen. Sind die Weihnachtspredigten der Bischöfe ein überzeugendes Zeugnis der Menschwerdung Gottes auf Erden? Oder wird da soziologisches Zeug vorgetragen? Lehren sie ohne Wenn und Aber die wahre metaphysische Gottessohnschaft Jesu Christi? Bekennen sie ohne dunkle Allgemeinheiten die leibhaftige Auferstehung unseres Heilandes? Legen sie dem Volke lichtvoll die Wahrheit des Dreieinigen Gottes vor? Wie viele Bischöfe verkünden die Wahrheit von den Letzten Dingen: Tod, Gericht, Himmel, Hölle? Wann haben die Bischöfe zum letzten Mal die Lehre vom Fegefeuer vorgelegt? Die Bischöfe sollen durch ihre Verkündigung der Kirche neue Glieder zuführen. Sie sollen missionarisch wirken. Tun sie das? Bemühen sie sich, die Unwissenden und Ungläubigen, die Abgefallenen und Abständigen, die Ausgetretenen und die Austretungswilligen der Kirche zurückzuführen oder in der Kirche zu halten? Verlassen die Bischöfe den Kirchenraum und verkünden sie das Evangelium in Markthallen und Vortragssälen? Gehen sie zu den Menschen oder warten sie, bis sie kommen? Viele kommen niemals! Wie sieht die Statistik der Konvertiten und der Revertiten in unserer Kirche aus? Ich fürchte, sie ist vernichtend! Die Bischöfe sollen die Normen des sittlichen Lebens vorlegen. Die Menschen müssen nicht nur wissen, was sie glauben sollen. Sie müssen auch wissen, was sie tun dürfen. Die christliche, die katholische Sittenlehre ist eingehend, schlüssig und erhaben. Wird sie von den Bischöfen vollständig und situationsbezogen vorgelegt? Wie viele deutsche Bischöfe erklären den Menschen, dass niemand, der im Dauerzustand der schweren Sünde lebt, die Sakramente der Buße und des Altares empfangen kann, es sei denn, er bekehrt sich? Welcher deutsche Bischof hat in einer Zeit grenzenloser Verwirrung die katholische Lehre über die geschlechtliche Sittlichkeit ausführlich und abstrichlos vorgelegt? Die Bischöfe sollen die ihrem Volk drohenden Irrtümer bannen. Sie sollen die Wölfe von ihrer Herde fernhalten. Tun sie es? Weisen sie die Irrlehrer in die Schranken? Schützen sie das Volk vor den Hetzern und Wühlern? Was unternehmen sie gegen jene Theologen, die zum offenen Widerstand gegen die Ordnung der Kirche aufrufen? Was unternehmen sie? Greifen sie ein, wenn die Liturgie der Kirche fortlaufend verschandelt wird? Welche und wie viele Bischöfe stellen sich vor den Heiligen Vater, wenn er verunglimpft wird? In einer Zeit der Gleichgültigkeit gegen die Wahrheit wäre es notwendig, die Unterscheidungslehren zwischen katholischer Kirche und nicht-katholischen Religionsgemeinschaften vorzulegen. Welcher deutsche Bischof kommt dieser Aufgabe nach? Ist jemals ein Hirtenbrief erschienen, der den Unterschied zwischen dem katholischen Priester und dem nicht-katholischen Prediger lichtvoll darlegt? Hat jemals ein Bischof den wesentlichen Unterschied zwischen dem Messopfer und der Abendmahlsfeier der Protestanten erklärt? Von den Atheisten werden die Naturwissenschaften bemüht, um den Menschen den Glauben zu rauben. Welcher deutsche Bischof hat sich dagegen zur Wehr gesetzt? Wer hat jemals die Stolpersteine des Darwinismus dem Volke vor Augen geführt? Die Priester haben in ähnlicher Weise am Prophetenamt Christi Anteil wie die Bischöfe. Sie haben in gewisser Hinsicht die gleichen Aufgaben in Verkündigung und Lehre. Kommen sie ihnen nach? Was träufelt jeden Sonntag von den Ambonen auf die zusammenschrumpfenden Gemeinden? Ist es das Evangelium Christi im Verständnis der katholischen Kirche oder eine ausgewählte Verkürzung, wie sie den Menschen grad recht ist, um sie nicht zu beunruhigen? Ich stelle Fragen. Ich meine, notwendige Fragen. Ich möchte nicht missverstanden werden. Gewiss versuchen manche Bischöfe und Priester, dem prophetischen Amt, das ihnen übertragen wurde, gerecht zu werden. Sie unternehmen es, die Wahrheit Gottes zu lehren und zu predigen. Aber eines ist sicher: Prophetische Männer wie Johannes Dyba oder wie Leo Scheffczyk sind selten geworden in unserer Kirche. Heute ist es dahin gekommen, dass die mutigsten Zeugen des katholischen Glaubens Männer und Frauen aus dem Laienstande sind. Ich nenne: Robert Spaemann, Martin Mosebach, Matthias Matussek, Alexander Kissler, Manfred Lütz, Andreas Püttmann, Christa Meves, Johanna von Westphalen, Hilde Bayerl, Gloria von Thurn und Taxis. Sie erinnern an die unterschlagenen und vergessenen Wahrheiten. Sie verteidigen die Kirche. Sie stellen sich vor den Papst. Ihr Zeugnis beschämt die meisten Bischöfe und Priester und Theologen. Wenn die echten Propheten selten geworden sind, dann sind doch die falschen Propheten umso zahlreicher. Die Massenmedien sind an den echten Propheten nicht interessiert; sie stürzen sich auf die falschen. Es gibt kein kirchliches Ereignis von irgendeiner Bedeutung, ohne dass die falschen Propheten um einen Kommentar bemüht werden. Wer sind die falschen Propheten? Die meisten sitzen auf Lehrstühlen der Theologie! Von da träufelt Mephisto sein Gift in die Wunde eines Volkes. Die falschen Propheten sitzen in den Redaktionsstuben der Massenmedien, der Zeitungen, des Rundfunks, des Fernsehens. Woran erkennt man sie? Sie kommen in Schafskleidern, innen aber sind sie reißende Wölfe. Ohne Bild gesprochen: Sie verwenden die christlichen Begriffe weiter. Aber sie verfälschen ihren Sinn. Sie sprechen weiter von der Gottessohnschaft Jesu. Sie meinen aber damit nicht die Wesenseinheit mit dem Vater, sondern eine besonders „innige Gemeinschaft“ des Menschen Jesus, der Sohn der Maria, mit Gott. Falsche Propheten sind jene die sagen: Mariendogmen und Marienverehrung sind nicht wichtig. Man muss sich an das Wesentliche halten, an das Kerygma, an die Verkündigung Christi. Meine lieben Freunde: Hat es jemals eine Verkündigung Christi gegeben ohne seine gebenedeite Mutter? Gibt es einen Gottessohn ohne die Gottesmutter? Falsche Propheten sind jene, die sagen: „Die Hölle ist leer! Jesus droht nur deswegen mit der Verdammnis, um die Zuhörer zu erschrecken.“ Ja aber, meine lieben Freunde, wenn man das einmal durchschaut hat, dass er ‚nur schrecken‘ will und in Wirklichkeit seinen Worten keine Taten folgen, dann ist ja der Schrecken ausgelöscht, dann erschreckt er ja gar nicht mehr! Falsche Propheten sind jene, die behaupten, auf die Glaubenssätze kommt es nicht an, Hauptsache, dass man ein anständiger Mensch ist. Ja aber: woher weiß man denn, dass man ein anständiger Mensch sein soll? Wer sagt uns denn, was Anständigkeit ist? Das sagt uns doch der Glaube! Falsche Propheten sind jene, die fortwährend nach Reformen rufen. In Wirklichkeit wollen sie die Auflösung von Lehre und Ordnung der Kirche. Sie wollen uns in den Protestantismus führen. Falsche Propheten sind jene, die unentwegt Erklärungen, Memoranden verfassen, um das Volk gegen die Hierarchie der Kirche und gegen den Glauben und die Ordnung der Kirche aufbringen. Zu den falschen Propheten gehört auch die Bundesministerien für Bildung, Annette Schavan. Papst Johannes Paul II. erklärte am 22. Mai 1994: „Ich erkläre kraft meines Amtes, ich erkläre kraft meines Amtes, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig –endgültig!- an diese Entscheidung zu halten haben.“ Frau Schavan ist anderer Meinung. Sie sagt: „Die Diskussion geht weiter.“ Natürlich in der Absicht, die Lehre der Kirche umzustoßen. Die falschen Propheten erkennt man an ihren Früchten. Wo finden Sie die falschen Propheten? Vor dem ausgesetzten Allerheiligsten? In der Werktagsmesse? Vor dem Beichtstuhl? Die Fragen stellen heißt, sie beantworten! Haben die falschen Propheten, die Beherrscher der öffentlichen Meinung, die Priesterseminare gefüllt oder geleert? Sind durch die Pamphlete der falschen Propheten die Orden der Kirche aufgeblüht oder zusammengebrochen? Ist die katholische Bevölkerung durch die falsche Moralverkündigung kinderfreudig geworden oder kinderarm? Die Früchte weisen die selbsternannten Propheten als falsche Propheten aus, ihre Früchte sind faulig. Ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Die falschen Propheten haben ihr Werk getan, meine lieben Freunde. Ihr Auftreten war erfolgreich. Seit langer Zeit ist die katholische Bevölkerung systematisch mit protestantischen Vorstellungen erfüllt und imprägniert worden. Die Mehrzahl derer, die sich heute noch katholisch nennen, steht nicht mehr hinter dem Glauben und hinter der Ordnung der Kirche. Die meisten Katholiken sind, wie der Herr Bundestagspräsident Lammert sagte, „protestantische Katholiken“. Sie haben katholische Restbestände bewahrt, aber sie denken und verhalten sich nicht mehr katholisch. Wie wird es weitergehen? Zunächst wie bisher! Solange das Geld für die falschen Propheten fließt, fahren sie fort, Lehre und Ordnung der Kirche zu untergraben. Solange ihre zeitgeistigen Tiraden Abnehmer finden und sie davon auskömmlich leben können, bedienen sie ihre Kunden. Die falschen Propheten geben erst auf, wenn der Geldhahn zugedreht wird. Sobald ihre Reden und Schriften nicht mehr gefragt sind, gehen sie zu anderen Tätigkeiten über und verlassen das sinkende Schiff. Und noch eine andere Weise gibt es, wie die falschen Propheten verschwinden werden. Sie stellen sich um. Sie verkriechen sich, wenn es gefährlich wird. Zum Leiden für den Glauben fühlen sie sich nicht berufen. Sie sind Schönwetterchristen! Stürme und Hagel mögen sie nicht aushalten. Aber schlechtes Wetter ist für die Gläubigen angesagt. Wenn nicht alle Zeichen trügen, stehen unserer Kirche schwere Zeiten bevor. Der Druck auf sie und die Feindschaft gegen sie nehmen fortlaufend zu. Es kann sein, dass über kurz oder lang die Verfolgung ausbricht, die Gott über die Kirche kommen läßt, um sie zu reinigen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Ein jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Amen. https://www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2012/20120715/ Videos Prof. Dr. Georg May https://kath-zdw.ch/maria/May/index.html Prof. Dr. Georg May Prälat mit dem Ehrentitel „Apostolischer Protonotar“
Georg May wurde am 14. September 1926 in Liegnitz in Schlesien geboren. Am 1. April 1951 empfing er von Bischof Heinrich Wienken von Meißen (der seinerseits vom sel. Kardinal von Galen zum Bischof geweiht worden war) die Priesterweihe. Er wurde geweiht für die Diözese Breslau. In München wurde er summa cum laude zum Doktor der Theologie promoviert. Sein Lehrer war der berühmte Kanonist Klaus Mörsdorf. Nach seiner Habilitation lehrte er zuerst in Freising, ab 1960 an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.
„In kanonistischen Fachkreisen fand May hohe Anerkennung“, schrieb das Bistum Mainz 2001 anläßlich seine Goldenen Priesterjubiläums. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Tatsache, daß ihm bereits zwei umfangreiche Festschriften gewidmet wurden, einmal zu seinem 65., dann zu seinem 80. Geburtstag.
In der ersten Festschrift „Fides et Ius“, die auf 639 Seiten 30 Beiträge vereint, u.a.. von Matthäus Kaiser, Audomar Scheuermann, Heinz Maritz, Konrad Repgen und dem späteren Kardinal Leo Scheffczyk, schreiben die Herausgeber Winfried Aymans, Anna Egler und Joseph Listl: „Georg May ist ein von seinen Hörern geschätzter, erfolgreicher akademischer Lehrer. In den Jahren 1965 und 1968 an ihn ergangene Rufe an die neugegründeten Universitäten Bochum und Regensburg lehnte er ab. Seine Standfestigkeit hat ihn nicht davor bewahrt, gelegentlich ungerecht behandelt zu werden und Zurücksetzung zu erfahren. Seine grundfeste Art, manche Erscheinungen in der heutigen Kirche kritisch zu hinterfragen und an den Maßstäben des Glaubens und der Tradition der Kirche zu messen, hat in der nachkonziliaren Ära nicht selten Mißfallen erregt und Ablehnung hervorgerufen. Nach seinem Verständnis von Pflichten eines Professors der katholischen Theologie konnte er sich diesem Einsatz nicht entziehen. Die Aufgabe des Theologieprofessors versteht er als Dienst an der Wahrheit des katholischen Glaubens. Daß mutiger Widerspruch und ein dem Zeitgeist entgegengesetztes Auftreten ihren Preis fordern und zu einem Hindernis der akademischen Laufbahn werden können, hat Georg May aus Treue zu seiner Glaubensüberzeugung in Kauf genommen“ (Fides et Ius, Regensburg 1991, S. 10).
Die zweite Festschrift, unter dem Titel „Dienst an Glaube und Recht" herausgegeben von Anna Egler und Wilhelm Rees, enthält auf 861 Seiten 32 Beiträge, darunter solche von Bruno Primetshofer, Anton Ziegenaus und Georg Schwaiger.
Quantität und Qualität seiner Werke lassen auf eine unglaubliche Schaffenskraft schließen. Die Herausgeber von "Fides et Ius" schreiben im erwähnten Vorwort, daß seine Veröffentlichungen auf intensiven Forschungen in Archiven beruhen und daß er hierin "vielen seiner Kollegen ein unerreichbares Vorbild“sei.
Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschränkte er sich nicht auf sein kanonistisches Fachgebiet, sondern schrieb z.B. ein viel beachtetes Werk über die Kirche im Nationalsozialismus, dessen Auszug auf kath-info die meistbesuchte Seite dieser Website ist. Darüberhinaus publizierte er immer wieder Artikel (etwa im FELS und in „Theologisches“) und Bücher zur Diagnose der kirchlichen Lage, z.B. "Glaube und Seelsorge in unserer Zeit", "Echte und unechte Reform", "Demokratisierung der Kirche. Möglichkeiten und Grenzen“, „Die Krise der nachkonziliaren Kirche und wir“. Die Liturgiereform analysierte er in „Die alte und die neue Messe“ und hielt als Konsequenz, die er aus seinen Erkenntnissen zog, an der überlieferten Messliturgie fest.
Alltäglich, mit nur sehr wenigen Ausnahmen, zelebriert er in einer Mainzer Kirche das heilige Meßopfer im überlieferten Ritus und erfreut sich in seiner Gemeinde eines hohen Zuspruchs. Seine Predigten sind Lehrstücke katholischer Glaubensfragen und für unsere Zeit unentbehrlich, bestechend klar und im höchsten Maße hilfreich für die Wahrheit im Vermächtnis des einen wahren Glaubens.
Aktueller Nachtrag:
Erst jetzt wurde Prof. May hohe päpstliche Ehrung zuteil, die sein hervorragendes Lebenswerk und seinen Kampf gegen die nachkonziliaren Missstände in der katholischen Kirche würdigt. Er wurde in den Prälatenstand erhoben mit dem Ehrentitel „Apostolischer Protonotar“. Wir danken Gott und dem Heiligen Vater, dass dieser Priester nun doch noch Ehre und Anerkennung erfährt. Gott gebe ihm noch viele Jahre!