26. Juli Hl. Anna und hl. Joachim, Eltern der Gottesmutter Maria, + 1. Jahrhundert - Fest: 26. Juli
Die Eltern Marias (die Großeltern Jesu) werden im Neuen Testament nicht erwähnt (auch nicht im Stammbaum Jesu: Mt 1; Lk 3). Die Namen Anna und Joachim werden zum ersten Mal gegen Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. in einer Schrift genannt, die vor allem der Verehrung Marias dienen will. Der Name Anna (Hanna) erinnert an die Mutter Samuel (1 Sam 1), die von ihrem Mann geliebte und von Gott begnadete Frau. Die Verehrung der heiligen Mutter Anna hat sich in der abendländischen Kirche vor allem seit dem 10. Jahrhundert ausgebreitet, die des heiligen Joachim seit dem 16. Jahrhundert. Erst das neue römische Missale feiert die Erinnerung an beide gemeinsam am 26. Juli (früher: Joachim am 16. August, Anna am 26. Juli).
Die heilige Anna
Hochfeierlich ist der heutige Tag.
Schon die Eingangsworte der heiligen Messe sind nicht alltäglich, sondern von jener stimmungsvollen Art, wie wir sie nur selten finden: „Lasst uns im Herrn frohlocken, da wir den Tag der heiligen Anna begehen, an deren Fest sich die Engel freuen und Gottes Sohn lobpreisen.“ Noch feierlicher klingt es bei der Opferung: „Dein Ehrengeleit bilden Königstöchter, und an deine Rechte tritt die Königin (Maria) in goldenem Gewand, mit Glanz und Pracht umhüllt.“ Schließlich heißt es bei der Kommunion: „Gott hat auf ewig dich gesegnet für ewige Ewigkeiten.“
So hochfeierlich feiert die Kirche den heutigen Tag, und es geschieht mit Recht, denn die heilige Anna ist die Mutter der allerseligsten Jungfrau und daher auch die Großmutter des lieben Heilandes. Das ist eine Doppelwürde, so hoch und hehr, dass sie die Herrlichkeit aller Königinnen weit überstrahlt, und wenn uns die Gottesmutter lieb und teuer ist, weil sie uns den Heiland gebracht hat, dann müssen wir auch die heilige Anna gern haben, denn sie hat uns das holde Kind Maria geschenkt.
Die heilige Anna wurde zu Bethlehem geboren. In ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr heiratete sie einen Grundbesitzer mit Namen Joachim, der aus dem königlichen Geschlecht Davids stammte, und zog mit ihm auf sein Landgut in Nazareth. Beide waren glücklich miteinander, lebten fromm und gottesfürchtig und taten den Armen Gutes. Trotzdem kam schweres Leid über Joachim und Anna, denn die Wiege, die sie kurz nach der Hochzeit angeschafft hatten, blieb leer, und ein Kindlein ward ihnen nicht geschenkt, wie sehr sie sich auch danach sehnten und wie innig sie auch darum beteten. Jahr um Jahr verging, und immer geringer wurde die Hoffnung, dass der Herzenswunsch der beiden in Erfüllung gehe, trotz aller Almosen, aller Gebete, aller Wallfahrten und aller Tränen. Das war ein schweres Leid.
Es sollte noch ärger kommen, denn als einmal Joachim, während er im Tempel zu Jerusalem opferte, wegen seiner Kinderlosigkeit in böser Weise zurückgesetzt wurde, nahm sich der Geschmähte dieses Unrecht so zu Herzen, dass er wie närrisch wurde, von Zuhause fortlief und in die Einöde ging und nicht mehr essen und trinken wollte, vierzig Tage lang.
Auch Sankt Anna hat geklagt, bitter und gramvoll, bis der Himmel sich erbarmte und ihr zwanzigjähriges Gebet erhörte; denn ein Engel trat zu ihr und sagte:
„Anna, Anna, erhört hat Gott dein Flehen, denn du sollst eine Tochter gebären, die gebenedeit sein wird im Himmel und auf Erden von nun an bis in Ewigkeit.“
Darauf entgegnete Anna in überreicher Freude:
„Wenn es so ist, dann soll das Mägdlein auch dem Herrn geweiht sein alle Tage seines Lebens.“
Nachdem Anna die Worte gesprochen hatte, schied der Engel von ihr. Joachim, dem eine gleiche Botschaft zuteil geworden war, kehrte heim, und beide freuten sich in großer Freude gar sehr, alle Tage von neuem, bis endlich am 8. September das Kindlein geboren wurde, dem sie den Namen Maria gaben. Über die Maßen groß war die Freude; denn es war dieses Mägdlein, dem Anna das Leben schenkte, die Gebenedeite unter den Frauen, die Mutter der Barmherzigkeit, die unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung und die Himmelskönigin ist, Maria hochgelobt in Ewigkeit.
Drei Jahre behielten Joachim und Anna das Kind bei sich, dann opferten sie es dem Versprechen gemäß dem Herrn im Tempel.
Während Joachim vier Jahre nach der Geburt des Gnadenkindes starb, erlebte Anna es noch, dass sie Gottesmutter wurde und ihren Enkel, den lieben Heiland, an ihr Herz drücken durfte. Hochbetagt ging sie in den Frieden des Herrn ein und lebt doch ewig weiter in der Liebe aller Gottes- und Marienkinder, denn sie war es, die uns durch Maria auch das göttliche Kind geschenkt hat.
Die christliche Kunst stellt Anna als eine fromme, würdige Mutter dar, die ihrem Töchterlein aus einem offenen Buch oder einer Schriftrolle Unterricht über Gott erteilt. Der heilige Joachim, eine ernste Gestalt, steht auf manchen Bildern etwas weiter zurück und schaut schützend und sinnend auf Mutter und Kind, den größten Schatz, den der Himmel ihm anvertraut. Eine heilige Familie!
Andere Bilder zeigen Anna, Maria und das Jesuskind. Sie werden „Selbdritt“ genannt oder die „drei heiligsten Personen“.
Ein berühmter Prediger, der im 9. Jahrhundert in Konstantinopel lebte, sagte einmal: „Zu eurem Lob, Joachim und Anna, genügt, dass ihr der Mutter Gottes das Leben gegeben habt.“
Diese Tatsache allein ist der Grund, dass die heilige Anna eine so hohe und allgemeine Verehrung gefunden hat, dass die heiligen Väter unserer Kirche, besonders die des Morgenlandes, sie in den herrlichsten und innigsten Worten gepriesen haben. Die abendländischen Schriftsteller kamen denen des Orients nach, und bald war die Verehrung der Heiligen im Abendland ebenso ausgedehnt und innig wie die im Osten.
In der Zeit von den Kreuzzügen bis zum 15. Jahrhundert entstanden viele Kirchen, Kapellen und Klöster zu ihrer Ehre. Es bildeten sich Bruderschaften, fromme Stiftungen, Wallfahrten unter ihrem Namen. Städte und Berge, Glocken und Kelche wurden ihr geweiht; allüberall begegneten einem ihre Bilder und Statuen. Berühmte Stifte und Städte bemühten sich um ihre Reliquien. Spanien, England, Frankreich, Deutschland, Italien wetteiferten in ihrer Verehrung.
Im Jahr 1378 ermahnte Papst Urban VI. die Erzbischöfe und Bischöfe Englands, die dort übliche Feier der heiligen Anna aufrechtzuerhalten.
In Spanien war es eine Schülerin der heiligen Theresia, Schwester Anna vom heiligen Augustin, welche die Verehrung der heiligen Anna förderte.
In Italien und Sizilien tat dies der Minorit Innozenz von Clusa; wegen seiner zärtlichen Andacht zur Mutter Mariens wurde er „Innozenz von der heiligen Anna“ genannt und wirkte durch ihre Vermittlung viele Wunder.
Einer der durch sie Geretteten war Papst Gregor XV. Als er tödlich erkrankt war und die Ärzte ihn bereits aufgegeben hatten, kündigte ihm Innozenz die Genesung durch den Schutz der eiligen Anna an. Zum Dank dafür verordnete der Genesene im Jahr 1622, dass das Fest der Heiligen fortan jährlich am 26. Juli in der ganzen Kirche gefeiert werden sollte.
In Deutschland stritten lange Zeit die Stadt Düren in der Rheinprovinz und Mainz um den Besitz einer Reliquie der heiligen Anna, bis endlich Papst Julius II. entschied, dass Düren im Besitz der Reliquie verbleibe.
Selbst die Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts konnte die Verehrung der Heiligen nicht ganz zerstören, wenn sie auch in manchen Gegenden nicht mehr so wie früher blühte.
Noch immer sieht das katholische Volk in der heiligen Anna ein herrliches Vorbild der Mütterlichkeit. I einer Zeit, wo das Familienleben überall in Auflösung begriffen ist, wo die Religion ihren Einfluss verloren hat, verkündet Sankt Anna den Wert und die Würde der Mutter und lehrt, den Beruf der Mutter nicht als Last, sondern als Weihe und Auszeichnung zu empfinden und großmütig die Opfer desselben auf sich zu nehmen. Zahllose christliche Frauen und Mütter schauen mit Recht voll Vertrauen und Bewunderung zu derjenigen auf, die gewürdigt ward, der seligsten Jungfrau und Gottesmutter das Leben zu geben, ihr Lehrerin und Erzieherin zu sein; sie erwarten Gnade von ihr, Segen und Hilfe in ihrem schweren, aber erhabenen Beruf.
In dankbarer Freude werden die christlichen Frauen und Mütter mit der ganzen Kirche beten: „O Gott, du hast dich gewürdigt, der heiligen Anna die Gnade zu verleihen, der Mutter deines eingeborenen Sohnes das Leben zu schenken; gewähre uns gnädig, die wir ihr Fest begehen, dass wir durch ihre Fürsprache bei dir Hilfe finden. Amen.“
Der heilige Joachim
Während die Kirche das Fest der heiligen Anna, der Mutter der allerseligsten Jungfrau, wie es schon lange allgemein Brauch war, an ihrem Sterbetag, dem 26. Juli, beging, feierte sie früher das Gedächtnis des heiligen Joachim, ihres Vaters, dessen Sterbetag man nicht kennt, schön und sinnvoll am Tag nach Mariä Himmelfahrt, am 16. August.
Der heilige Joachim, der in Nazareth lebte, war ein Nachkomme des Königs David und entstammte somit jenem Geschlecht, dem die Verheißung gegeben war, dass aus ihm der Erlöser sollte geboren werden. Es war ein Doppeladel ohnegleichen, und zu dem zweifachen Adel des Blutes und der Verheißung gesellte sich bei Joachim auch noch der Adel der Seele, denn mit der Gattin Anna lebte er fromm und gottesfürchtig, und beide waren überaus mildtätig. Was ihnen die Felder und die Weiden einbrachten, teilten sie alljährlich gewissenhaft in drei Teile. Den ersten Teil schenkten sie als Opfer dem Tempel in Jerusalem, der zweite Teil gehörte den Armen, und von dem Rest lebten sie selbst. Joachim und Anna hatten also ein gutes Herz, und nicht anders konnte es wohl sein, denn sie waren doch die Eltern jener, die nächst dem Heiland das allerbeste Herz besaß, das je in eines Menschen Brust geschlagen hat.
Wer anderen wohltut, sagt das Sprichwort, macht sich Gott zum Schuldner, und Gott zahlt die höchsten Zinsen. Auch Joachim hat diese Tatsache an sich erfahren. Zwar ist er nicht ohne Leid durch das Leben gegangen, denn Leid bleibt nach Gottes weiser Anordnung keinem Menschen erspart, aber am Ende ist Joachim für sein Wohltun von Gott über die Maßen belohnt worden.
Das Leid, das Joachim mit der Gattin Anna zu tragen hatte, bestand darin, dass die beiden kinderlos blieben. Das wurde damals als Schande angesehen, und als Joachim einst im Tempel opfern wollte, wies man ihn zurück, weil er nach damaliger Ansicht als kinderloser Mann unter dem Fluch Gottes stehe.
Das war arg und tat so weh, dass der Geschmähte sich in die Wüste verkroch und Gott unaufhörlich bestürmte, bis ihm ebenso wie seiner Gattin ein Engel erschien und ihm sagte, dass sein Flehen Erhörung gefunden habe und dass der Himmel ihm ein Kind bescheren werde, das gebenedeit sollte sein auf dem ganzen Erdkreis bis in die fernsten Zeiten.
Da ging Joachim getröstet heim, und als er sich dem Haus näherte, lief ihm Anna entgegen und rief ihm schon von weitem freudestrahlend zu:
„Nun weiß ich, dass Gott der Herr uns überreich gesegnet hat.“
Am 8. September wurde dann das Kind geboren. Nie hat es Eltern gegeben, die solch ein Gnadenkind ihr eigen nannten, wie es Joachim und Anna in Maria besaßen.
Der 8. September soll in jenem Jahr, in dem Maria geboren wurde, ein Samstag gewesen sein. Deswegen ziemt es sich also, dass wir Maria, wenn wir sie auch alle Tage loben, doch vorzugsweise am Samstag verehren.
Auf Bildern wird der heilige Joachim mit einer weißen Taube in der Hand dargestellt. Wen die weiße Taube versinnbildet, braucht nicht gesagt zu werden.
Gut zweitausend Jahre vorher hatte Gott durch ein furchtbares Strafgericht die lasterhaften Menschen der Frühzeit vernichtet. Nur Noah und die Seinen waren in der Arche vor dem Verderben bewahrt geblieben. Als dann die Wassermassen der Sintflut zurückgingen, sandte Noah eine Taube aus, die mit einem grünen Ölzweig im Schnabel heimkehrte. Daran erkannten diejenigen, die in der Arche waren, dass das Strafgericht vorüber war und dass wieder Friede sei zwischen Himmel und Erde.
Noah ist ein Sinnbild Joachims und Noahs Taube ein Vorbild von Joachims Tochter Maria, die den Menschen durch den Heiland, den sie uns brachte, den immerwährenden Frieden mit Gott schenkte.
Der heilige Joachim gehört also zu jenen großen Heiligen, die Gott mehr nach ihrem Tod der Welt bekannt machen wollte als zu ihren Lebzeiten.
Im 6. Jahrhundert fing man an, das Gedächtnis des Heiligen kirchlich zu feiern, zuerst im Morgenland, bald auch im Abendland, immer in Verbindung mit der heiligen Anna und zwar am 9. September, nachdem man tags zuvor die Geburt der seligsten Jungfrau festlich begangen hat, oder, wie oben gesagt, am 26. Juli oder am 9. Dezember. Gegen das Jahr 1510 verordnete Papst Julius II., dass der 20. März als Tag des heiligen Joachim zu gelten habe. Klemens XII. verlegte das Fest 1738 auf den Sonntag nach Mariä Himmelfahrt. Papst Leo XIII., der selbst in der Taufe den Namen Joachim erhalten hatte, erhöhte am 1. August 1879 den Rang des Festes seines erhabenen Patrons gleich dem der heiligen Anna.
In dem päpstlichen Dekret heißt es: „Jesus Sirach lehrt, dass man diejenigen loben soll, aus denen eine glorreiche Nachkommenschaft entsprossen ist. (44,1) Demnach muss man eine ganz besondere Verehrung dem heiligen Joachim und der heiligen Anna zollen, weil sie, denen die unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter entsprossen ist, darum über allen glorreich sind. Da nun die göttliche Barmherzigkeit es gefügt, dass in unseren unglücklichen Zeiten die der allerseligsten Jungfrau gezollten Ehren und ihr Kultus im Einklang mit den wachsenden Bedürfnissen des christlichen Volkes einen neuen Aufschwung genommen haben, so musste dieser neue Glanz und diese neue Glorie, womit ihre glückselige Tochter umgeben wird, auf ihre glücklichen Eltern zurückstrahlen. Konnte doch ihre dadurch vergrößerte Verehrung bewirken, dass die Kirche in noch erhöhtem Maße ihre Hilfe erfahre.“
Durch die Erhöhung dieses Festes ging der Wunsch einer großen Verehrerin des heiligen Joachim in Erfüllung, der seligen Kreszentia von Kaufbeuren, die sich um einen höheren Rang seines Tages bemüht hatte.
Papst Leo XIII. ließ sich stets die Verehrung seines heiligen Namenspatrons sehr am Herzen gelegen sein. Deshalb wurde seinen Wünschen entsprechend zu seinem goldenen Priesterjubiläum aus den Gaben der ganzen katholischen Welt in einem äußeren Stadtteil Roms eine herrliche St.-Joachims-Kirche (San Gioacchino) von 1891-1893 erbaut, ein unvergleichliches Kleinod an Schönheit und ein unvergängliches Denkmal der Liebe des Heiligen Vaters zu seinem erlauchten Patron.
Sein Nachfolger, Papst Pius X., bestimmte den 16. August als Fest des Vaters der seligsten Jungfrau.
Der heilige Epiphanius, Bischof von Salamis auf Cypern, sagt: „Von der Wurzel Jesse ist ausgegangen König David und vom Stamm des Königs David die heilige Jungfrau, ich sage die „heilige“, die Tochter heiliger Menschen, deren Eltern Joachim und Anna waren. Diese haben in ihrem Leben Gott gefallen und haben eine solche Tochter gehabt, die heilige Jungfrau Maria, die zugleich Tempel und Mutter Gottes war. Joachim, Anna und Maria, diese drei brachten öffentlich der Dreieinigkeit das Opfer des Lobes. Der Name Joachim bedeutet „Vorbereitung des Herrn“, weil aus ihm vorbereitet wurde der Tempel des Herrn, nämlich die heiligste Jungfrau. Anna hinwieder wird ähnlich als Gnade erklärt deshalb, weil Joachim und Anna Gnade erhalten haben, indem sie durch ihre Gebete ein solches Kind erhielten; denn Joachim betete auf dem Berg und Anna in ihrem Garten.“
Die heilige Kirche hat gewiss recht, uns zur Verehrung dieser heiligen Eltern zu ermahnen. Wie sie am 26. Juli seit alter Zeit besonders der heiligen Mutter Anna gedachte, so feiert sie heute am gleichen Tag den heiligen Joachim und stellt ihn wegen seiner Tugenden als Vorbild für uns alle auf, besonders aber für die christlichen Männer und Väter. Wer wie Joachim heilig zu leben strebt, auf dem ruht Gottes Segen, und ein solcher Mensch ist in Ehren bei Gott und den Menschen, bei Mit- und Nachwelt.
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