Auszug aus meinem Buch
Beim Lesen der Offenbarung stoßen wir unweigerlich auf eine Stelle, über die man schnell hinweg liest, weil sie oft nicht verstanden wird. Es handelt sich um Offb. 11,19, wo es heißt:
„Da wurde der Tempel Gottes im Himmel aufgetan, und die Lade seines Bundes war zu sehen in seinem Tempel, und es folgten Blitze und dröhnender Schall, Beben und starker Hagel.“
Wer oder was ist denn die Lade des neuen Bundes? - fragt man sich. Es scheint für viele Christen keine Antwort darauf zu geben! Doch im Heiligen Geist wird sie uns offenbart! Der Verweis auf die himmlische Bundeslade richtet unseren Blick zunächst auf die alte Bundeslade des Volkes Israel, deren Bau Gott durch Moses angeordnet hatte. Und diese Hinwendung unseres Blickes auf diese Lade ist in der Offenbarung an Johannes von Gott beabsichtigt, damit wir anhand der alten Lade verstehen, was es mit der machtvollen Lade des neuen Bundes im Himmel auf sich hat. Aus dem AT erfahren wir, was die alte Bundeslade so wertvoll machte und welche Eigenschaften sie besaß. Zunächst war die Lade mit Gold überzogen1 und zwei Cherubime aus Gold waren auf ihrer Deckplatte an beiden Enden angebracht2. Doch das, was die Lade tatsächlich wertvoll machte, waren nicht das Gold und die Cherubime, sondern das, was sich in der Lade befand: das Gesetz (der Alte Bund), das Manna (das Himmelsbrot) und der priesterliche Stab Aarons.3 Diese nun - der Alte Bund, das Himmelsbrot und der Aaronstab - sind Vorausbezeichnungen für den noch größeren Neuen Bund, das neue Himmelsbrot und den neuen Aaronstab. Der Neue Bund ist das Blut Christi4, das Himmelsbrot ist das Fleisch bzw. der Leib Christi5 und der Aaronstab steht für Christus als den Priester6. Das Blut, der Leib und der Stab repräsentieren also Jesus Christus.
So wie sich das Alte – der alte Bund, das alte Manna, der Aaronstab – in der Alten Bundeslade befinden, so befindet sich das Neue, Jesus Christus, in der Neuen Bundeslade. Wer oder was ist aber die neue Bundeslade? Diese Frage lässt sich anhand der Offenbarung erst klären, wenn wir uns von der Kapiteleinteilung „12“ nicht irritieren lassen, die direkt auf „Offb. 11,19“ folgt, denn das geschieht nämlich bei sehr vielen Lesern. Sie suggeriert dem Leser, dass ab Kapitel 12,1 etwas beschrieben würde, was mit Kapitel 11 nichts mehr zu tun hätte. Lassen Sie sich davon nicht irritieren, denn die Kapiteleinteilung der Offenbarung ist viel später künstlich vorgenommen worden. Sie existiert in der Bibel grundsätzlich nicht! Nach der Erwähnung der neuen Bundeslade erfolgt in der Bibel ihre sensationelle Offenbarung, wenn wir die unbiblische Kapiteleinteilung „12“ als Hindernis aus unseren Gedanken hinweg räumen! Ist das unbiblische Hindernis hinweg geräumt, erstrahlt die Offenbarung der neuen Bundeslade in ihrem vollen Glanz:
„eine Frau, mit der Sonne umkleidet, der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von 12 Sternen. Sie war gesegneten Leibes“
Es ist Maria, die Mutter Christi, die allzeit den Neuen Bund, das neue Himmelsbrot und den neuen Aaronstab in ihrem Leib, in ihrem Geist und und in ihrer Seele trägt: Jesus Christus! Damit wir die vollständige Bedeutung Mariens in Gottes Heilsplan erkennen, hat Gott in seinem weisen Ratschluss in der Offenbarung an Johannes also das Bild der Bundeslade benutzt. Die alte Bundeslade war aus Akazienholz und mit Gold überzogen:
„Verfertige eine Lade aus Akazienholz … Überziehe sie mit reinem Gold von innen und von außen und befestige eine Leiste aus Gold ringsherum.“ (2 Mo. 25,10f.)
Die Lade steht als Sinnbild für Maria. Das Material der alten Lade, das Akazienholz, steht als Sinnbild für Mariens physischen Leib, für ihr Fleisch. Das „reine Gold“, mit dem die Lade aus Akazienholz innen und außen überzogen ist, symbolisiert Mariens reine Herrlichkeit, in die ihr physischer Leib innen und außen gehüllt ist! Das korrespondiert mit der Aussage „eine Frau, mit der Sonne umkleidet“. Ihr Leib ist also in Herrlichkeit gehüllt, ist rein und makellos! Ihr Leib erstrahlt in Reinheit, d.h. sie ist ohne Erbsünde, denn die Herrlichkeit Gottes hat ihr Fleisch (Akazienholz) schützend umhüllt und so vor der Erbsünde bewahrt! Das wird auch durch das „reine Gold“ versinnbildlicht! Und so wie die alte Lade ohne ihren Inhalt nichts gewesen wäre, so wäre auch Maria, die neue Bundeslade nichts ohne ihren Inhalt: Christus! Maria ist also vollständig von ihrem Sohn Jesus Christus durchdrungen und beseelt! Sie sind eins, bilden nach Gottes Ratschluss eine unzertrennliche Einheit! Er ist permanent in ihr und mit ihr!
Wir sehen also, dass die alte Lade Maria versinnbildlicht. Um diese neue Lade – Maria – in ihrer vollen Bedeutung zu erfassen, ist es notwendig die gesamten Details zu beachten, die der alten Bundeslade zu eigen waren. Denn erst wenn wir die Details der alten Bundeslade beachten, eröffnet sich uns die vollständige Bedeutung Mariens in ihrer Fülle, weil sie die Vorausbezeichnung für Maria ist:
1.) Gott thront direkt über der Lade (1 Sam. 4,4 + 16). Er ist in ihr und durch sie präsent (1 Sam. 4,3), Gott bzw. Gottes Kraft wirkt in ihr und durch sie. In ihr liegt Seine Kraft (Jos. 3,15f. + 4,23f.), ihr ist die Kraft Gottes zu eigen (Jos. 3,13), sie wirkt immer nur in Gott, in Seinem Willen und nie außerhalb von ihm (1 Sam. 4,1-11; 4 Mo. 14,44; Jos. 7,1-5) und Gott spricht durch die Lade zum Volk (Ri. 20,27ff.)
2.) Die Lade Gottes räumt Hindernisse aus dem Weg (Jos. 3,15f.), bahnt dem Gottesvolk den Weg und schützt es (Jos. 4,11), hilft unüberwindliche Mauern einzureißen (Jos. 6,12-16 + 20), in ihrer Gegenwart, durch sie, erfährt man Heil und Segen (2 Sam. 6,11f), sie hilft, Gottes Aufträge zu erfüllen (Jos. 4,10), sie wirft die Gottlosigkeit um und zerstört sie (1 Sam. 5,1-4) und bewirkt Gehorsam vor Gott (1 Sam. 7,2).
3.) Man soll Respekt und Hochachtung vor ihr haben und bewahren (Jos. 3,4) und sie verherrlichen (2 Sam. 6,12-15; 1 Kö. 8,5f.; Ps. 132,8). Deshalb wird ihr im Allerheiligsten Platz gegeben (1 Kö. 8,5f.). Sie wird erhoben und getragen (5 Mo. 10,8; Jos. 3,6/13). Das Gottesvolk soll ihr folgen, denn sie bahnt ihm mit göttlicher Kraft ausgestattet den Weg (4 Mo. 10,33; Jos. 3,3f./6/11)
4.) Die Lade hat ihre Hüter (1 Sam. 7,1).
5.) Man darf sich vor ihr niederwerfen (Jos. 7,6)
6.) Gott kann sie dem Volk nehmen, wenn es nicht gehorcht (1 Sam. 4,11)
7.) Die Verherrlichung des Gottesvolkes war die Bundeslade. Durch sie wird das Gottesvolk verherrlicht (1 Sam. 4,22)
8.) Diejenigen, die die Lade entehren, werden von Gott gestraft und verheert (1 Sam. 5,6/19; 2 Sam. 6,6f.)
9.) Wer die wahren Verehrer der Bundeslade verachtet, wird von Gott gerichtet und gestraft (2 Sam. 6,16 + 23).
Alle diese Details der alten Bundeslade sind vorausbezeichnende Sinnbilder der gewichtigen Details, die der neuen Bundeslade in vollkommener Ausprägung zu eigen sind. Das Bild, das Gott uns in der Offenbarung Mariens in Offb. 11,19ff. vermittelt, sieht daher wie folgt aus:
Über Maria, der neue Bundeslade, die Christus in sich trägt, thront Gott.
Er ist in ihr und durch sie präsent.
Er und Seine Kraft wirken in ihr und durch sie.
Seine Kraft liegt in ihr, sie ist ihr zu eigen, sie ist mit Gottes Kraft ausgestattet.
Dies versinnbildlichen auch die Blitze, der Donner, die Beben und der Hagel in Offb. 11,19.
Maria wirkt immer nur in Gott, in Seinem Willen und nie außerhalb von ihm,
und Gott spricht in ihr und durch sie zu seinem neuen Bundesvolk,
dem sie, mit göttlicher Kraft ausgestattet, den Weg bahnt!
Maria räumt Hindernisse, Probleme aus dem Weg,
bahnt dem Gottesvolk bzw. einem Kind Gottes den Weg und schützt es.
Sie hilft unüberwindliche Mauern, Hindernisse, Probleme, einzureißen.
In ihrer Gegenwart, durch sie, erfährt man Heil und Segen, weil sie in der Kraft Christi wirkt.
Sie hilft uns, Gottes Aufträge zu erfüllen.
Sie wirft die Gottlosigkeit um und zerstört sie und bewirkt Gehorsam vor Gott,
denn in ihr ist Christus und die Kraft Gottes manifestiert.
In der Einheit mit der Kraft Gottes, mit Christus,
wird sie in gewisser Hinsicht selbst zur Kraft Gottes.
Und sie darf verherrlicht werden,
denn man darf sich vor ihr in Hinblick auf Christus, der in ihr ist, niederwerfen (allerdings nicht zur Anbetung).
In ihr ist Gott gegenwärtig, wie er auch in der alten Bundeslade gegenwärtig war.
Man muss Respekt und Hochachtung vor ihr haben und bewahren und sie verherrlichen.
Deshalb wird sie vom neuen Bundesvolk Gottes, das ihr folgt,
auch erhoben, getragen und gehütet.
Sie ist in Christus die Ehre des neuen Bundesvolkes!
Wird das Kind Gottes oder das neue Bundesvolk Gottes, Gott ungehorsam,
kann Gott ihm Seine machtvolle Lade des neuen Bundes – Maria – ,
und damit ihre Kraft und ihren Segen auch entziehen.
Über jeden, der Maria, die neue Bundeslade, entehrt,
und der das neue Bundesvolk Gottes
wegen seiner Verehrung der neuen Bundeslade entehrt und verachtet,
über den wird Gottes Gericht ergehen!
Das ist die Botschaft und die Offenbarung Gottes über Maria, seine Mutter, die Königinmutter, die er uns in Offb. 11,19ff. vermittelt. Sie wird den vielen Protestanten, die Maria, Gottes neue Bundeslade, entehren, nicht passen. Doch ist es sehr wichtig, dass sie aus der Heiligen Schrift erfahren, wo sie wirklich stehen, um dann umzukehren und der Mutter des Herrn die Ehre und Verherrlichung zukommen zu lassen, die ihr von Gott her zustehen! Wollen sie es nicht, so müssen sie dann eben mit entsprechenden Konsequenzen rechnen. Denn Gott lässt Seine Gegenwart in der neuen Bundeslade nicht spotten!
Doch für die Kirche, für uns, dem neuen Bundesvolk Gottes, ist sie nach Christus das wertvollste, wie für Israel, das alte Bundesvolk Gottes, die alte Bundeslade nach dem Alten Bund das wertvollste war, das sie von Gott als Geschenk bekommen hatten. Maria, unsere neue Bundeslade, in der Christus und seine Kraft gegenwärtig sind, ist uns genauso wichtig, wie die alte Bundeslade Israel wichtig war. Sie ist unser Schutz, der Schutz der Kirche, so wie die alte Bundeslade der Schutz der alten Kirche, Israel, war. In ihr und durch sie wirkt Gott in seiner Kraft und Weisheit für seine Kirche. Gott ist in ihr gegenwärtig. Gott spricht zu uns in ihr und durch sie bei ihren Erscheinungen, und wir Katholiken wollen ihr zuhören, auf sie hören und nach ihren göttlichen Worten handeln und wandeln:
„Wenn ich meinen Mantel um dich lege, fühle dich geborgen in meiner Liebe, denn meine Liebe ist erfüllt von der Macht, mit der Gott mich begnadet – der Macht, gegen die nichts Böses bestehen kann.“ (Maria, 12. April 1999)7
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(1) 2 Mo. 25,11ff./17.
(2) 2 Mo. 25,18ff., 5 Mo. 10,5.
(3) Hebr. 9,4.
(4) Mt. 26,28.
(5) Joh. 6,48-51.
(6) Hebr. 4,14.
(7) Aus: Alan Ames: Worte Mariens. Miriam 1999, S. 183.