Was uns die Mainstreammedien verschweigen:
Bischof Tebartz-van Elst fliegt nach Rom – Was steckt wirklich hinter dem Limburger Streit?12. Oktober 2013 12:18
Limburger Dom: Bischof Tebartz-van Elst auf dem Flug nach Rom. Was steckt wirklich hinter dem Limburger Konflikt und wie wird er enden?(Limburg) Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst befindet sich auf dem Flug nach Rom. Der schon länger schwelende Konflikt um seine Person hat seinen Ausgangspunkt nicht in den vermeintlichen oder tatsächlichen Kosten der bischöflichen Residenz. Er ist älteren Datums und von ganz anderer Natur. Der von Rom zur Klärung des Konfliktes eigens nach Limburg geschickte Kurienkardinal Giovanni Lajolo sagte anschließend: „Daß hier auch eine Medienkampagne vorliegt, ist nicht zu übersehen. Das merken auch die Gläubigen. Die Ursache für die gegenwärtigen Konflikte liegen aber viel tiefer. In meinen Gesprächen konnte ich feststellen, daß die Spannungen latent schon über Jahrzehnte existieren und jetzt offen zutage treten“. Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller bezeichnete die Anschuldigungen gegen den Limburger Bischof sogar als „sich selbsttragendes Lügengebäude“. Worum geht es also wirklich?
Die „synodale Kirche“ von Limburg – 60 Jahre progressive SchlagseiteAls der ehemalige Weihbischof von Münster 2008 nach Limburg kam, fand er das Erbe der Bischöfe Wilhelm Kempf (1949-1981) und Franz Kamphaus (1982-2008) vor. Das Bistum an der Lahn war damit ganze 60 Jahre in der Hand des progressiven Kirchenlagers. Die Zeit nannte Kempf 1973 eine „Regionalausgabe Johannes XXIII.“ und benannte ihn damit als führenden „Repräsentanten“ eines der „beiden gegnerischen Lager in der katholischen Kirche“. Kempf und Kamphaus waren, um es präziser zu formulieren, „Repräsentanten“ des „Geistes des Konzils“, nicht etwa des Konzils selbst und schon gar nicht der kirchlichen Tradition. Bischof Kempf stellte sich nicht gegen den Theologen Hans Kessler, als dieser in seinem Buch Erlösung als Befreiung die Gottheit Christi und das Geheimnis der Erlösung in Frage stellte. Kempf selbst fand Gefallen an jener Unverbindlichkeit, die in den 60er Jahren in Mode kam.
An die Stelle „kirchlicher Bevormundung“ setzte Kempf „die Mitverantwortung von Laien und Priestern, legitimiert nicht durch Ämter, sondern durch demokratische Wahlen“, wie Die Zeit immer 1973 begeistert berichtete. Gemeint war damit der sogenannte Limburger „Synodale Weg“, mit den durch Wahlen bestimmten Pfarrgemeinderäten, Bezirksversammlungen und einer Diözesanversammlung, dazu noch ein Diözesansynodalrat. Die Ideensuche gestaltete sich nicht schwierig, „Demokratisierung“ und „Mitbestimmung“ waren Schlagworte der Zeit und schließlich brauchte man nur über den Gartenzaun zu den Protestanten schauen, um sich in synodaler Brüderlichkeit wiederzufinden. Daß aus der Brüderlichkeit später eine Geschwisterlichkeit wurde, war nur folgerichtig.
Von Kempf zu Kamphaus: Beharrlich im staatlichen Tötungssystem ungeborener KinderBischof Franz Kamphaus war die ideale Nachbesetzung für die Kempf-Diözese. Im progressiven Milieu, in dem Kempf als Johannes XXIII. galt, würde man heute Kamphaus wohl als „Regionalausgabe von Papst Franziskus“ bezeichnen, wäre er nicht schon seit Jahren emeritiert. Kamphaus erlangte Berühmtheit durch sein Beharren, am staatlichen Tötungssystem ungeborener Kinder mitzuwirken. 1999 verlangte Johannes Paul II. nach einem längeren Hin und Her einen definitiven Ausstieg der deutschen Bistümer aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung, die eine Verstrickung in die Abtreibungsindustrie bedeutete. „Aufgeklärte“ Katholiken, die das Blut an ihren Händen nicht störte, widersetzten sich der päpstlichen Anweisung und gründeten den noch heute bestehenden Verein Donum vitae (siehe eigenen Bericht). Limburg war die einzige Diözese, in der sich der Bischof dem Papst widersetzte. Johannes Paul II. erteilte schließlich dem damaligen Weihbischof von Limburg Sondervollmachten, den Ausstieg der Diözese aus dem staatlichen Beratungssystem durchzuführen. Kamphaus bot Johannes Paul II. demonstrativ den Rücktritt an, was Rom jedoch ablehnte. Einen solchen Bruch, so die Empfehlungen aus Deutschland, möge man dringlich vermeiden, um kein Schisma heraufzubeschwören.
Kamphaus blieb an seinem Platz und wurde, auch darin hat die Kirche viel Erfahrung, ausgesessen. Als er 2007 sein 75. Lebensjahr vollendete, zögerte Benedikt XVI. keine Sekunde, ihn zu emeritieren.
Bischof für Funktionärskader ein Eindringling – Zusammenprall eines konträren KirchenverständnissesKempf und Kamphaus hinterließen eine Diözese, die strukturell fest in der Hand des progressiven Lagers war, um das Bild des Zeit-Artikels von 1973 aufzugreifen. Der neue, von Benedikt XVI. ernannte Bischof Tebartz-van Elst galt von vorneherein als Eindringling, als eine fremde Spezies in einem weitgehend geschlossenen Biotop. Ein „progresssives“ Biotop mit „konservativem“ Fremdkörper. Diese Vorgeschichte ist notwendig, um den eigentlichen Hintergrund zu erhellen, vor dem sich der ganze derzeitige „Limburger Konflikt“ abspielt.
In Limburg prallt seit 2008 ein konträres Kirchenverständnis aufeinander. Die Parteinahme der meisten Medien ist aufgrund des Stallgeruchs der beiden Streitparteien schnell erklärt. Wenn es nun über Deutschlands Landesgrenzen hinaus in den Nachrichten etwa heißt, daß es „seit Jahren Kritik an einem autoritären Führungsstil“ des amtierenden Limburger Bischofs gibt, so ist die Tatsache, daß es diese „Kritik“ gibt, absolut wörtlich zu nehmen, weit weniger die Anschuldigung des „autoritären Führungsstils“. Für die Verfechter der „synodalen“ Kirche ist das katholische Verständnis von Autorität an sich bereits unzumutbar.
Die Frage des Lebensschutzes spielte von Anfang an eine zentrale Rolle. Die Haltung zum ungehorsamen Verein Donum vitae gilt als Schnittpunkt in Limburg. Bischof Tebartz-van Elst stand für das Limburger Diözesanestablishment vom ersten Tag an auf der „falschen“ Seite. Er beharrte darauf, daß Donum vitae mit der Kirche unvereinbar ist. Das erklärt auch das Engagement des ZdK-Vorsitzenden Alois Glück gegen den Bischof. Glück gehört zu den Gründern von Donum vitae und befindet sich seither im offenen Widerspruch zur katholischen Kirche mit allen Konsequenzen, die in Deutschlands Kirche allerdings kaum jemand auszusprechen wagt.
Kostenfrage für Diözesanzentrum samt Bischofswohnung nur vorgeschoben?Festgemacht wird der Feldzug gegen den ungewollten Bischof natürlich nicht an inhaltlichen Fragen, das wäre unter Benedikt XVI. ohnehin sinnlos gewesen und zum Eigentor geworden. Statt dessen entdeckte man ein weit aussichtsreicheres, weil „neutrales“ Kampffeld. Die Kosten für die Renovierung des bischöflichen Palastes in Limburg. Bischof Kempf verließ in demonstrativer Demut die bischöfliche Residenz und zog in das Priesterseminar. Die Rückkehr gestaltete sich nach Jahrzehnten daher aufwendiger als in anderen Diözesen. Entstanden ist neben dem Limburger Dom eine Mischung aus Altbaurenovierung und Neubau. Um die Kostenseite scheint sich Bischof Tebartz-van Elst nicht gekümmert zu haben. Muß er sich ja auch nicht unbedingt. Schon gar nicht bei den aufgeblähten Funktionärsapparaten deutscher Diözesen, wo es für alles Fachreferenten und Experten gibt. Allerdings betreffen die 31 Millionen, von denen nun der Vermögensverwaltungsrat der Diözese spricht, anders als im Eindruck der Kritiker vermittelt wird, nur zum kleineren Teil die Bischofswohnung. Es geht um einen Gebäudekomplex, der ein Diözesanzentrum und weitere Einrichtungen umfaßt. Der Vermögensverwaltungsrat, der nun in den Chor der Kritiker einstimmt, scheint jedoch seit Jahren geschlafen zu haben.
In Zeiten von Finanzkrise und erst recht mit dem Gestendruck von Papst Franziskus im Nacken gelang es jedenfalls rasch, den Bischof ins Eck des Angeklagten zu stellen. Die Ausnutzung von Neidkomplexen in Teilen der Bevölkerung wird billigend in Kauf genommen. Der Zweck heiligt die Mittel der Bischofsgegner.
Kostenkritik auf sandigem Boden – Die Geldpolitik des Wortführers der BischofksritikerAuf welch sandigem Boden die Kritik gebaut ist, zeigt ein Blick auf den Wortführer der Bischofskritiker. Zu diesem hat sich der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz aufgeschwungen, samt unterstützter Unterschriftensammlung „Frankfurter Katholiken“ gegen ihren Bischof. Dekan zu Eltz, der dem Bischof in etwa so alles von „Luxussucht“ bis „Geldverschwendung“ vorwirft und penibel die Kostenfrage reitet, setzte seinerseits eine christliche Buchhandlung in Frankfurt vor die Tür, weil er die Räumlichkeiten des Gebäudes in Kirchenbesitz lukrativer vermieten will. Wenn sich also laut Dekan van Eltz bei Bischof Tebartz-van Elst „alles“ ums Geld drehen soll, dann scheint es bei ihm nicht anders zu sein. Und solchermaßen seiner Kleider enttarnt, steht die Kritik am Limburger Bischof wieder dort, wo sie eigentlich zu stehen hat: Es geht in erster Linie um einen kirchenpolitischen Machtkampf, um den sich dann der taktischen Aufmunitionierung wegen und zur Sammlung von Hilfstruppen persönliche, zwischenmenschliche Aspekte und natürlich auch die hohen Renovierungs- und Baukosten gesellen.
Mit den exorbitant hoch erscheinenden Kosten – Vorsicht ist geboten, denn die Zahlen scheinen sich parallel zur Zuspitzung des Konflikts zu rapide aufzublasen – ´, daran ist nicht zu deuteln, hat sich Bischof Tebartz-van Elst angreifbar gemacht. Da hilft es auch wenig, daß neugierige Besucher am Tag der offenen Tür „enttäuscht“ blieben, weil sie gar keine „goldenen Wasserhähne“, sondern einen verhältnismäßig beengten Gebäudekomplex vorfanden. Der Bischof hatte allen Zutritt zur neuen bischöfliche Residenz gewährt, um durch Ortsaugenschein seinen Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen. Immerhin hat Bruder Paulus Terwitte daran erinnert, daß jeder Kilometer Autobahn 40 Millionen Euro kostet. Sein Amtsbruder, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx von München-Freising kam 2008 immerhin mit acht Millionen Euro Sanierungskosten für das bischöfliche Palais aus. Die Reihenfolge ist jedoch zu beachten. Abgesehen davon scheint der Limburger Bischof von schlechten Beratern umgeben zu sein. Nach den Kosten scheinen nicht einmal die dazu Berufenen gefragt zu haben.
Allianzen zum Abschuß eines „Ratzingerianers“Entscheidend ist letztlich, daß sich Allianzen gefunden haben, einen konservativ geltenden, vor allem aber einen „Ratzingerianer“ aus der Riege der Bischöfe abzuschießen. Da finden sich dann auch schnell Brüder im Bischofsamt, die am Stuhl des Mitbruders sägen, wie der genannte Kardinal Marx ebenso wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der emeritierte Erzbischof von Freiburg. Unter Papst Franziskus sieht man sich im Aufwind. Handelte es sich anfangs nur um einen innerkirchlichen Machtkampf von lokaler Bedeutung, erhielt die Angelegenheit schnell eine ganz andere Dimension, als das Gerücht die Runde machte, Bischof Tebartz-van Elst könnte als Nachfolger von Joachim Kardinal Meisner nächster Erzbischof von Köln und damit potentieller Anwärter auf das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und wahrscheinlich auch Kardinal werden. Eine Entwicklung, die einige unter allen Umständen verhindern zu scheinen wollen.
Die Liste „erlegter“ konservativer Bischöfe, die im deutschen Sprachraum durch skandalöse, teils unappetitliche Hetzkampagnen aus dem Amt gejagt wurden, ist schon lang. Begonnen hat alles mit dem Erzbischof von Wien, Hans Hermann Kardinal Groër (1995), wurde fortgesetzt durch den Churer Bischof Wolfgang Haas (1997), der immerhin von Rom zumindest als Erzbischof nach Vaduz wegbefördert wurde, dann folgte Bischof Kurt Krenn von St. Pölten (2004) und der Augsburger Bischof Walter Mixa (2010).
Liste von Märtyrerbischöfen eines brutalen kirchenpolitischen KampfesSo unterschiedlich die jeweilige Situation auch gewesen sein mag, so ist ihnen allen eines gemeinsam, dahinter stand immer der Kampf progressiver Kirchenkreise, die ein Wiedererstarken kirchen- und glaubenstreuer Kräfte verhindern wollten. Und jeweils neu bildete sich eine unheilige Allianz mit kirchenfernen weltlichen Medien, die den nötigen öffentlichen Druck erzeugten. Die Rollen- und Gewichtsverteilung ist eindeutig: alle „abgeschossenen“ Bischöfe galten in den Augen ihrer Jäger als „konservativ“. Die Jäger waren immer progressiv. Es darf angesichts der Beweggründe der Verfolger von Märtyrerbischöfen gesprochen werden.
Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch die verhinderte Ernennung von Pfarrer Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof von Linz (2009), einer Diözese, die als Prototyp einer de facto „bischofslosen“, von einem progressiven, grün-katechismusfernen Funktionärsappart kontrollierten Diözese mit abgehaustem liberalen Klerus in Führungspositionen bezeichnet werden kann. Auch Prototyp für zahlreiche gute Initiativen glaubens- und kirchentreuer Katholiken und Priester, die jedoch durch die Verhinderung von Weihbischof Wagner führungslos sind. Es darf behauptet werden, daß die vorherrschenden progressiven Kreise eben diese Führungslosigkeit auf der Gegenseite beibehalten oder erreichen wollen.
Nun ist Bischof Tebartz-van Elst kein Bischof Krenn, das sollte aber nicht über gewisse Gemeinsamkeiten hinwegtäuschen, die man auf der anderen Seite, auf der Seite ihrer Kritiker und Jäger zu erkennen meint. Je länger die Liste der erfolgreich aus dem Amt gedrängten Bischöfe wird, desto übermütiger wird die Jagdgesellschaft. Es verdichtet sich bereits jetzt der Eindruck, daß man durch eine gezielte und koordinierte Kampagne notfalls den Progressiven mißliebige, von Rom „vorgesetzte“ Bischöfe wieder davonjagen kann. Ein verheerender Eindruck, der das Kirchenverständnis im latent schismatischen Teil der Kirche offenkundig werden läßt. In dieser Hinsicht wäre es mehr als wünschenswert, daß Tebartz-van Elst Bischof von Limburg bleibt. Die Zeichen stehen allerdings nicht danach. Die Jagdgesellschaft ist mächtig. Bischof Tebartz-van Elst befindet sich auf dem Flug nach Rom. Das wird Klarheit bringen. Aber welche?
Quelle:
http://katholisches.info/2013/10/12/bischof-tebartz-van-elst-fliegt-nach-rom-was-steckt-wirklich-hinter-dem-limburger-streit/