Band 1
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Inhaltsverzeichnis Band 1
26 Zweiter
Donnerstag im Advent 1895
„Ich bin die Quelle des
lebendigen Wassers, Meine Mutter ist der Kanal“
Lied: Maria sei
gegrüßt, du lichter Morgenstern...
Barbara:
Ich sehe eine großartige Beschäftigung, ich sehe die
liebe Mutter Gottes und um Sie alle Seelen, die Ihr
zugeführt werden. Es ist eine neue Bewegung in der Stadt
M. Viele Seelen werden gerettet durch das Gebet frommer
Seelen. Es sind darunter solche, die jahrelang nicht
mehr geglaubt, denen Sie schon jahrelang nachgegangen
ist und Fürbitte für sie bei Ihrem geliebten Sohn
eingelegt hat, und doch blieben sie alle taub, und der
Kanal blieb verstopft, der durch Sie in alle
Menschenherzen sich ergießt.
Jesus:
„Hier sollst du sehen, Meine Tochter, was das katholische Priestertum ist. Ich
bin die Quelle des lebendigen Wassers, Meine Mutter ist der Kanal, durch den das
lebendige Wasser in das Herz der Gläubigen geleitet wird. Aber doch gibt es noch
andere Diener, Knechte, die Ich auf Erden bestellt habe, damit sie dieses
Wasser, obwohl es durch Meine himmlische Mutter aus Meinem Herzen geleitet wird,
hineintragen in die Herzen Meiner Kinder, und diese Diener und Knechte sind die
Priester der katholischen Kirche. Je mehr sich nun Mein Volk von Mir entfernt,
desto stärker fließt dieser Strom, desto höher sprudeln die Wellen; dieses
verursacht die Liebe Meines Herzens.
Darum fließen
auch die Kanäle, durch die Ich das Wasser hineinleite, viel stärker zu solchen
Zeiten, weil das Gebet Meiner Mutter und der treuen Seelen viel inniger und
eifriger ist, und um des Gebetes frommer Seelen und um der Fürbitte Meiner
Mutter willen, wird dann Meine Liebe so stark, daß sie sich nach allen Seiten
hin ergießen will.
Darum erwecke
Ich unter Meinen Dienern ein Verlangen, einen Eifer, der sie antreibt, alles
aufzubieten, um der Welt das lebendige Wasser stärker zuzuführen. Sage darum,
Meine Tochter, Meinem Diener, dem Bischof von M., Meinen herzlichsten Dank für
all die Bemühungen, die er sich gegeben, mit all den frommen Dienern, die seine
Befehle ausführten. Sie sind Meine wahren Söhne, sie sind Meine Erstgeborenen.
Sage doch der Welt, warum Ich den Himmel verließ, warum Ich Mich neun Monate
einschloß in den Schoß Meiner jungfräulichen Mutter, warum wurde Ich ihr Bruder,
warum trug Ich denn dreiunddreißig Jahre die Knechtsgestalt und wurde ein Glied
dieser großen Kette der menschlichen Gemeinschaft, warum? Sage ihr, das sei die
Liebe!
Der Mensch
wurde erschaffen, wie alle übrigen Geschöpfe, um Meinen himmlischen Vater zu
verherrlichen, Seine Freude zu vervielfältigen. Ich habe es dir schon einmal
gesagt, Er ist und bleibt Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er hätte weder der
Engel, noch der Menschen, noch aller übrigen Geschöpfe bedurft, aber es war nun
einmal so Seine Freude. Darum hat Er aber auch den Menschen wie den Engel nach
Seinem Ebenbild erschaffen, um Sich an Seinem Ebenbild zu ergötzen, zu erfreuen.
O du törichter
Mensch mit deinem Hirngespinst, was kann Ich denn weniger von dir verlangen, als
daß du glauben sollst, daß Ich dich erschaffen habe, um dich ewig glücklich zu
machen, wie Ich es bin. Verlange Ich vielleicht zuviel von dir, wenn Ich dir
gebiete, daß du deinen Verstand Mir unterwerfen mußt? Dieses habe Ich auch von
den Engeln verlangt. Und nun, Meine Tochter, sollst du sehen, daß das Gebet
nicht umsonst ist. Siehe, Ich verspreche dir, was Ich dir schon an Ostern gesagt
habe, daß keines deiner Geschwister, noch Kinder, noch Kindeskinder,
verlorengehen; Ich werde sie auf dem rechten Weg erhalten. Teile ihnen aber mit,
wie gut Ich mit dir bin, denn es ist eine große Bevorzugung. Sage aber auch
deinen beiden Freundinnen, daß durch ihr Gebet und die Gebete frommer Seelen
hier in M. viele, viele Seelen gerettet werden, daß sie fortfahren im Eifer
durch ein gutes Beispiel, durch liebevolle Worte, sowohl an Meinen Dienern als
auch an den anderen Menschen.“
Es naht Sich
der Herr in Gestalt eines kleinen Kindes...
Barbara:
„O Du liebes Jesulein, o erbarme Dich unser; o mein
Jesus, o Du lieber Jesus! All die Bitten, die Dir
vorgetragen werden, o erhöre sie durch das Herz Deiner
jungfräulichen Mutter, durch all die Tugenden, die Sie
geübt in jenen neun Monaten, wo Du unter Ihrem Herzen
geweilt.“
Lied: Stille
Nacht...
„O lieber
Jesus! Kann es auf der Welt etwas Süßeres, etwas Schöneres geben, als wie Du
bist? Nimm mich ganz hin als Deinen Besitz und nimm hin die Herzen all meiner
lieben Angehörigen. O ich bitte, gib allen, die sich mit mir vereinigen, einen
lebendigen Glauben, um Dich anzubeten und zu lieben.“
Jesus:
„Für heute bekommst du keine Armen Seelen, ihr sollt
noch recht viel beten, daß viele Seelen sich bekehren
bis Weihnachten. Nächsten Donnerstag komme Ich wieder.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
27 Zweiter Freitag
im Dezember 1895
„Ehe aber dies
geschieht, wird ein großes Blutbad die Erde tränken und ein Wehgeschrei wird die
ganze Welt erfüllen, wenn sie sich nicht bekehren.“
Zuerst kam der
heilige Josef. Er ermunterte sie, das Leiden, welches sie auszustehen hat,
geduldig zu tragen, der vielen verstockten Sünder wegen, die zwar in die Predigt
gehen und zuhören, die guten Regungen annehmen, aber ihre Sünden nicht bekennen
wollen; daher das Würgen; sie bekäme noch vieles zu leiden und solle um die
Gnade der heiligen Kommunion bitten, da brauche sie Stärke, aber sie solle sich
nicht fürchten, er stünde ihr immer bei, weil sie durch seinen Pflegesohn seinem
besonderen Schutz übergeben wäre. Die heilige Kirche würde so in die Lage
versetzt, eine besondere Gewalt zu gebrauchen, um die Gnade wirksam werden zu
lassen. Die Prüfungszeit wäre mit Pater Alphons abgelaufen. Solange die Kirche
nicht einverstanden sei und das nicht annehme und Ihm Gegenwehr setze, würde sie
immer die Wirkungen Seiner Gnade hemmen.
Josef:
„Wozu noch das Zögern? Ist dein Leiden nicht Zeichen
genug? Sie sollen dein Leiden sehen und dann den Geist
prüfen.“
Jesus:
„O ihr Diener Meiner Kirche, höret die Stimme eures
Meisters, fürchtet nicht diejenigen, die euch
gegenüberstehen; denn wisset, daß die Gewalt, die euch
gegeben, kein Mensch auf der ganzen Erde hat, auch nicht
die Mächtigsten. Darum sollt ihr ihnen frei
entgegentreten, und wenn sie eure Stimme nicht hören,
will Ich an dem Felsen Petri ihr Haupt zerschmettern und
auf den Trümmern ihrer Throne Meine Kirche wieder
aufblühen lassen. Siegreich wird Meine Kirche
hervorgehen aus allen Kämpfen, die man ihr bereitet;
denn vom Süden bis Norden und vom Westen bis Osten will
Ich Meine Kirche ausbreiten. Ehe aber dies geschieht,
wird ein großes Blutbad die Erde tränken und ein
Wehgeschrei wird die ganze Welt erfüllen, wenn sie sich
nicht bekehren.
Aber eine
Bedingung will Ich noch setzen: Durch das Gebet vieler frommer Seelen und durch
das Wort und den Eifer Meiner Diener kann der Arm Meiner göttlichen
Gerechtigkeit noch aufgehalten werden. Darum verlange Ich, daß dein Beichtvater
alles wisse, daß er an dein Bett komme und es dem Bischof morgen noch
überbringe; das wäre Mein Wille. Sie sollen wissen, daß Ich ihr Herr bin.“
Barbara:
„O Herr! Das kann ich ja nicht. Der Beichtvater kommt
nicht hierher und ich kann es nicht gut vorbringen, ich
habe auch alles schnell vergessen, und ich bin so
schwach, wenn Du Dich zurückziehst.“
Jesus:
„Ich werde dich nicht mehr aus Meiner Hand lassen,
deinen heiligen Schutzengel wirst du bald sehen, er soll
an deiner Seite sein, wie Ich dir gezeigt habe an Meinem
Feste (Herz-Jesu), und der heilige Johannes ist dein
Führer. Den heiligen Josef habe Ich dir als Schutzherrn
gegeben, weil du für die Kirche leiden sollst; auch habe
Ich dir eine Schar Jungfrauen gegeben, die dir helfen zu
bitten.“
Barbara:
Dann sah ich die Unbefleckte Empfängnis sehr traurig.
„Warum bist Du
denn in der Nacht gekommen?“
Maria:
„Damit die Unmündigen kein Ärgernis nehmen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
28 Zweiter Samstag
im Dezember 1895
„Ja, die
Zweifel, die du hast, die kommen vom Stolze her.“
Lied: Ganz schön
bist du, o Maria, und keine Makel...
Barbara:
„In Deiner Empfängnis, o Jungfrau Maria, bist Du
unbefleckt gewesen, bitte für uns den Vater! Warum, o
große, hehre Himmelskönigin, warum zeigst Du Dich heute
in einer Gestalt, wie ich Dich nur zweimal gesehen habe,
als die allerreinste Braut der Priester?“
Maria:
„Weil Ich sie liebe und weil Ich will, daß auch sie Mich
lieben, nicht nur als ihre Mutter, sondern auch als ihre
Mithelferin, Gehilfin, das heißt soviel, als Gemahlin
oder Braut. Sie sollen nicht alleinstehen; darum sei
unbekümmert, Meine Tochter, wenn du auch verlassen bist
von ihnen, von deinem Pater Bonifaz, Ich werde dich
nicht verlassen.“
Barbara:
„O meine Mutter, o meine Königin! Erlaube mir, meine
Bitte Dir vorzutragen. O bitte bei meinem Jesus um die
Gnade der Beharrlichkeit, nicht um Abnahme der Leiden,
aber um große Geduld, große Liebe zu Ihm und zum Leiden.
Siehe, ich habe alles getan, was ich tun konnte, um
Pater Bonifaz zur Überzeugung zu bringen, daß nur Gott
solche Dinge in einem armseligen Menschen wirken kann.
Aber liebe Mutter, nicht seine Menschenfurcht ist
schuld, sondern meine Sünden, die Unzahl meiner Sünden.
Darum bitte ich
Dich bei Deiner Liebe, die Du zu Deinem Sohn und zu uns armseligen Menschen
hast, o erflehe mir Verzeihung und Besserung derselben. Zwar gab ich mir von dem
ersten Augenblick an, wo ich erkannte, daß Er mich mit Gnaden überhäufen und
mich fester an Sich ziehen möchte, alle Mühe, mein Leben zu bessern, aber siehe,
mein Leben ist doch ein sündhaftes Leben, ich habe Ihn viel zu schwer beleidigt,
und auch während der Zeit, wo ich Ihm besser dienen wollte, habe ich Ihn dennoch
viel beleidigt.
O erflehe mir
doch durch Deine Fürsprache eine so tiefe Demut, daß ich alles über mich ergehen
lassen kann, was noch kommen wird. Denn solange man sich nicht überzeugen will,
sagt man: Ich glaube nicht! Gib mir die Sanftmut Deines lieben Menschenherzens,
mit der Du all das Leid, das Dir zugefügt worden, ertragen hast, und alle jene
Tugenden, die mir noch fehlen. O liebe, heilige Mutter, der Herr hat gestern zu
mir schreckliche Worte gesprochen. O auf offener Straße möchte ich den Leuten
zurufen:
„O ihr
Menschen, liebet Gott! Denn die Strafgerichte harren schwer auf euch. Glaubet,
tut Buße!“
Aber es wäre
für mich ein törichtes Unternehmen. Bereits zehn Jahre gehen schon dahin, wo ich
mir alle Mühe gebe, die Worte zu befolgen; aber nur meine Sündhaftigkeit und
Mangelhaftigkeit ist die Ursache, daß es Pater Bonifaz und Pater Alphons nicht
anerkennen. Darum will ich alle Leiden geduldig als Strafe dafür auch annehmen.“
Jesus:
„Meine Tochter! Du sollst ihm aber auch nie Vorwürfe
machen. Gehe ruhig weiter wie seither, verrichte deine
Gebete mit deinen zwei Mitschwestern und sei unbesorgt
um das, was noch kommen wird.“
Barbara:
„Mein Jesus, mein Pater Bonifaz verlangt ein Zeichen von
Dir und nicht eher wird er glauben, bis Du es ihm gibst,
und ich verlange ein Zeichen von Dir. Siehe, ich habe
alles getan, was in meinen Kräften möglich war und allen
Einfluß aufgeboten durch meine zwei Mitschwestern und
meine Schwägerin, und es hat alles nichts genutzt. Jetzt
verlange ich auch ein Zeichen von Dir und nicht eher
werde ich nochmals ihn rufen lassen, bis er von selbst
kommt. Nie mehr werde ich zugeben, daß Lieschen und
Luise ihn rufen, als bis Du Selbst ihn schickst, und
wenn nicht, werde ich keine Schritte mehr tun und alles
so betrachten, als wäre es nicht gewesen.
Ich will ja
gern geduldig leiden, so gut es geht, aber ich verlange nicht, daß andere es
glauben. Verzeihe, daß ich so ernst spreche, Du hast ja auch gestern so ernst
mit mir gesprochen. Aber ich bin eine Sünderin, Du verschmähst mich ja durch
Deine Diener. Bin ich denn noch stolz, o Herr? Ist es denn doch Stolz in mir?“
Jesus:
„Ja, die Zweifel, die du hast, die kommen vom Stolze
her.“
Barbara:
„Ich beweine meine Sünden, o Herr, und die Sünden der
Welt. Nimm hin, o Herr, alle meine Leiden, alle meine
Tränen in Vereinigung mit all Deinen Leiden und Deinen
Tränen, die Du über mich geweint und über die
verstockten Juden, zur Genugtuung für meine Sünden und
die der Verstockten hier in Mainz. O führe doch
wenigstens diejenigen, die Dein Wort anhören von Deinen
Dienern, zur Bekehrung.“ Und eine Flamme bricht aus
Seinem Herzen nach allen Richtungen hin, es ist die
Flamme der Liebe, die Er trägt zu Seinen Kindern, die Er
trägt zu der undankbaren Stadt Mainz. Es geschehen ja
Bekehrungen, aber nach dem Übermaß der Gnade ist es zu
wenig. Soviel ist aber gewiß, daß die Frommen eifriger
geworden sind, glühender in ihrer Liebe, die Lauen
angeregt zu besseren Gesinnungen. Es erfordert aber
große, große Gnaden, viele, viele Tränen, bis sie ganz
gewonnen werden. Es erfordert eine baldige Wiederholung
dieser Exerzitien.
Jesus:
„Stört euch an niemand, bekümmert euch nicht, kein
einziger Seufzer eurer Herzen, keine einzige Träne, kein
einziger Schritt, den ihr tut um Meinetwillen, geht
verloren. Am großen Gerichtstage wird alles offenbar
werden, all deine Leiden ausgeglichen und die deiner
zwei Freundinnen. Morgen will Ich in eure Herzen
eingehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
29 Dritter
Dienstag im Dezember 1895
„Siehe, wo
Meine Diener nicht kommen wollen, da komme Ich Selbst.“
Luise und
Barbara beteten den Rosenkranz, währenddessen wurde Barbara fort und fort zum
Lachen gereizt. Sie nahm Weihwasser, aber es ging nicht fort. Auf einmal sah sie
den Teufel, der sich ihrer Zunge bemächtigte und ihren Oberkörper quälte. Er
sagte, er habe so große Gewalt, weil sie so lange nicht die heilige Kommunion
empfangen habe. Sie schnitt schreckliche Grimassen und lachte uns aus.
Luise:
„Sag: ,Jesus’.“
Barbara:
„Nein, das kann ich nicht, er läßt mich nicht.“
Luise:
„Dann beuge das Haupt, daß du es sagen willst.“
Daraufhin
beugte sie sehr andächtig das Haupt. Wir besprengten alles mit Weihwasser.
Barbara:
„Mach mir doch das Bett nicht so naß, das ist ja Sünd
getan.“
Er mußte aber
fliehen aufgrund des vielen Weihwassers. Gleich kam er wieder.
Teufel:
„Mach doch das Klümpchen da aus, das ärgert mich, und
das Krippchen wirf in die Ecke, das ärgert mich
schrecklich.“
Diesmal floh er
auf das geweihte Wachs und sagte mitleidig:
Teufel:
„Wie bedaure ich dich, mach dir doch ein besseres Leben,
laß doch die dummen Einbildungen fahren, geh wie andere
Leute einen bequemeren Weg, es nützt dich doch alles
nichts. Lauf doch nicht so oft an die Pforte. Was bist
du so dumm, daß du das alles glaubst. Du wirst sehen,
wenn du so fortfährst, bringe ich dich dahin, daß du
ohne Priester stirbst.“ Dann sagte er wieder:
„O ich möcht
dir dein Herz herausreißen. Du mußt heute noch sterben.“
(Zu Luise):
„Du, du hast ja Simpelfransen, ha, ha, ha, ha!“
Die Luise trägt
keine geschnittenen Simpelfransen, sondern nur durch den Druck des Hutes
gebildete.
Luise:
„Ja, aber warum kommst du zu Simpeln, geh gescheiter zu
gelehrten Leuten, das trägt dir mehr Ehre ein, wir
glauben dir doch nicht, du Lügenvater!“
Teufel:
„Ich gehe nicht eher, bis ein Brauner oder ein Schwarzer
kommt.“
Luise:
„Das wollen wir sehen, wir haben doch noch Eine, die
dich mit Schaden abziehen heißt: Die unbefleckte
Jungfrau.“
Wir flehten zu
Ihr, und Sie kam und fegte wie mit einem warmen Wind das Zimmer rein.
Barbara:
„O meine Königin, o meine Mutter! Gedenke doch, daß ich
Dein bin, errette mich, o große Herrin, o große Königin.
O Jungfrau Maria, nimm an die Huldigung, die ich arme
Sünderin, ich armselige Kreatur Dir darbringe, um Dir zu
danken für die Qualen, die mir Dein Widersacher schon
heute den ganzen Tag zugefügt. Ich lobpreise Dich mit
allen, die Dich in besonderer Weise lieben und verehren,
in Vereinigung mit allen himmlischen Geistern,
insbesondere mit all jenen Engeln, die Dich umgaben, als
Dein göttliches Kind unter Deinem Herzen ruhte. In
Vereinigung mit dem Erzengel Gabriel will ich Dich
lobpreisen für alle Gnaden und Vorzüge, die Dir der
himmlische Vater verlieh, indem er Dich zur Mutter
Gottes auserwählte.
O liebe,
heilige Mutter, ich sage Dir Dank für alle Gnaden, womit Dein göttliches Kind
mich überhäuft, besonders für die Leiden, die Er mir geschickt, die so
außergewöhnlich und auffallend auftreten, daß ich selbst nicht begreifen kann,
wozu das nützen soll. Dein lieber Sohn hat mich Dir zum besonderen Schutz
übergeben und mich unter Deinen Mantel gestellt. Ich danke Dir für alle
Verdemütigungen, die ich deshalb zu erdulden habe. Wer hat solche Verachtungen
zu erdulden in der ganzen Stadt Mainz, denn kein Priester kommt an mein Bett?
Ich danke Dir, daß ich gewürdigt werde, an den Verdemütigungen teilzunehmen, als
Du an jeder Tür abgewiesen wurdest.
O wie freue ich
mich, daß ich doch wenigstens meine Sünden abbüßen kann, die Sünde des Stolzes.
Wie freue ich mich, wenn Du mit Deinem heiligen Kindlein mich heimsuchen wirst
in der Heiligen Nacht! O heilige Mutter, alle diejenigen, die mich verfolgen,
die mir Böses mit Unwahrheit nachsagen, o segne sie, gib mir jene Freigebigkeit
des Gemütes und Herzens, daß ich sie mit Liebe umfassen kann, wie Du alle
Menschen umfaßt und geliebt hast. O gib, daß ich so durchs Leben gehe, wie Du
hindurchgegangen bist. Siehe, was Satan mich heute verfolgt, warum...?“
Maria:
„Sei ruhig, Meine Tochter! Siehe, wo Meine Diener nicht
kommen wollen, da komme Ich Selbst. Ich ersetze dir
alles, was sie dir abschlagen und verweigern, alles,
Mein liebes Kind, ersetze Ich dir. Ich war es, die Satan
in die Flucht schlug. Warum weinst du denn, Mein Kind?“
Barbara:
„O Mutter, o Mutter! Ich muß ja weinen, weil ich
fürchte, er tät mich doch noch überwinden. Siehe, es war
ein heiliger Mann in M., aber niemand war da, der mich
befürwortete bei ihm, und so muß ich allein auf das
gehen, was ich innerlich erfahre. Die ganze Welt ist ja
gegen mich, o liebe Mutter, bitte für mich, daß Er mir
es abnehme, daß ich wieder den gewöhnlichen Weg gehen
kann wie früher. Ich weiß, daß ich es nicht anders
machen kann, deswegen ist es mir so ein Kummer; ich habe
keine einzige Seele, mit der ich reden kann. Du siehst
es, wie es Deine Diener machen.“
Maria:
„O tue das nicht!“
Jesus:
„Sei einfach und demütig und gehe ruhig weiter. Laß
alles kommen, Ich werde sie zur rechten Zeit zu
überführen wissen, denn Ich bin ein gar langmütiger
Gott.“
Barbara:
„O mein Jesus, sage mir doch, warum mir das vorkommt,
warum muß ich denn in M. dies leiden?“
Jesus:
„Weil du Seelen retten sollst, und es werden Seelen
gerettet durch deine Demut. Dazu kommt dies alles vor,
daß deine Demut um so heller an das Tageslicht komme,
daß du nichts suchest als Mich allein. Ich habe dir ja
vorausgesagt, daß du im Advent viele Leiden bekommst.
Sei ruhig, Meine Tochter!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
30 Dritter
Donnerstag im Dezember 1895
„Du sollst eine
Blume werden, die man hineingepflanzt in die Kirche, die Mein Sohn gestiftet.“
Lied: Was kann
schöner sein auf Erden...
Barbara:
„O hehre Himmelskönigin, o Jungfrau Maria, würdige mich,
Dein Lob zu verkünden. O Mutter, wie danke ich Dir und
durch Dich der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, daß Du
vor allen Geschöpfen des Himmels und der Erde bevorzugt
worden und uns zur Mutter gegeben bist, daß Sie uns
durch Dich zu allerhöchster Würde erhoben, daß wir durch
Dich Zutritt haben zum Herzen Gottes. Wie hast Du unser
Geschlecht geadelt und erhoben!
O heilige
Mutter, darum nimm aber auch an die Bitten Deiner Kinder und erflehe uns Kraft
und Stärke wider alle Feinde, Verzeihung all meiner Sünden und Nachlassung aller
wohlverdienten Strafen. Erflehe mir ganz besonders, o himmlische Mutter, daß ich
nicht irre werde an meinem Glauben, daß ich durch all die Leiden siegreich
hervorgehe und niemand auch nicht das Geringste fühlen lasse, die mir wehe tun.
O liebe Mutter, nimm hin die Tränen Deines armen Kindes, Du weißt, ich bin so
schwach, Du weißt, wie wehe das Leiden tut, was Du ausgestanden um des Leidens
Deines Sohnes willen. Du warst aber die Unbefleckte Empfängnis, darum stark,
aber nicht wie ich eine arme Sünderin, die noch so viel abzubüßen hat, die ich
so schwach bin im Glauben und in der Hoffnung, und wie winzig klein ist das
Flämmchen der heiligen Liebe. O verlaß mich nicht in der Stunde der Prüfung.
Siehe, schon so lange harre ich aus ohne Deinen Sohn, ich kann nicht mehr.“
Maria:
„Siehe, Meine Tochter! Das alles gehört ja dazu, um dich
nur vorwärts zu bringen und deine beiden Schwestern zu
bestärken. Habe doch Mut, Meine Tochter, wie winzig
klein bist du noch, schäme dich, du bist noch ein Kind
und schon so alt. Wie war denn das Leben Meines Sohnes,
wie war denn Mein Leben, und Ich frage dich, wie ist
denn das Leben der Kirche? Ist es denn anders? Sollte
nicht die Kirche, die jetzt ganz aufgebaut ist und an
der kein Steinchen mehr fehlt, die jetzt dasteht in
voller Pracht, in heller Blüte, und an der nichts fehlt,
als nur immer wieder neue Blumen hineinzupflanzen, die
noch beitragen zu ihrer Zierde, nicht auch erkannt
werden? Und siehe nun, wie viele sind darin, die all
dies mit Lauheit und Gleichgültigkeit ansehen, die,
anstatt sich zu erbauen, daß neue Blumen eingepflanzt
werden, sich noch ärgern. Schau dich um, Meine Tochter:
Wie viele Armseligkeiten findest du unter Meinen
Dienern, die doch die Nachfolger Meines Sohnes sein
sollen, die gesandt sind, Seelen zu retten, die Armut
und Demut zu predigen. Sag an, wie viele Schwache sind
darunter, und doch will Er alles ertragen wie zur Zeit,
da Er unter ihnen wandelte, um durch sie Seine Kinder an
Sich zu ziehen, wie erträgt Er all ihre Schwächen! Und
du, arme Kleine, du sollst eine Blume werden, die man
hineingepflanzt in die Kirche, die Mein Sohn gestiftet.
Ja, und schau dich an, wie armselig du bist. Kann man
denn solche Blumen brauchen?“
Barbara:
„O heilige Mutter!“
Maria:
„Ja freilich, deswegen kommen solche Dinge über dich,
die du nicht verstehst. Du sollst nicht nachfragen,
woher oder durch wen, du sollst geradeaus gehen und
hinschauen einzig und allein auf Meinen Sohn, und Ich,
Deine Mutter, werde dir beistehen. Ist dir das nicht
genug? Unterstehe dich, Rache zu suchen bei deinen
Dienern, unterstehe dich, je einem unter die Augen zu
treten und ihm sein Unrecht vorzuhalten. Du hast einfach
Pater Bonifaz zu sagen, was er dich fragt und was dir
aufgetragen wird von Meinem lieben Sohn und von Mir.
Alles andere laß kommen, wie es kommt; denn du mußt
beschnitten und gedüngt werden und bisweilen auch
verpflanzt werden in andere Hände, verstehst du Mich?“
Barbara:
„Ja, Mutter, ich verstehe das so, daß ich noch mehrere
Beichtväter bekommen werde, und daß es da immer wieder
neue Leiden geben wird.“
Maria:
„Ja, es ist so, Meine Tochter, aber die eingehen wollen
in jenes liebende, süße, göttliche Herz, müssen ganz
klein sein, klein wie die Kinder, denn das Herz hat nur
ein kleines Pförtchen, und das ist die Demut, und alle
die hochfahrenden Geister, alle, die noch so viele
Menschenfurcht in sich bergen, alle, die liebäugeln mit
der Welt, glaub es Mir, die kommen nicht dort hinein.
Ich sage dir:
Harre aus, Meine Tochter, und laß dich nicht irremachen, weder vom Satan noch
durch die Welt, noch durch den eigenen trügerischen Schein in dir, das ist das
liebe ‚ICH‘. Du hast noch zu viele davon! Harre aus, du wirst noch eine
glückliche Weihnacht feiern. Du beklagst dich, du hast so vieles zu opfern im
Advent? Frage Meinen Sohn, was Er opfert, und damit du nicht irre wirst, deshalb
läßt Er dich jedes Jahr den Unterschied der Geister vor Seiner Geburt erkennen.
Wenn Seine Diener es nicht prüfen wollen, weil sie es nicht hoch anschlagen,
dann halte du es wohl der Mühe wert, diesen Unterschied zu beurteilen, und gehe
ruhig weiter, denn sie sind Schwachköpfe.“
Jesus:
„Ich habe dir vor Jahren gesagt, daß du für Meine Diener
ein Beispiel sein sollst, wie Ich geehrt sein will im
Allerheiligsten Altarsakrament. Gleichwie du dich nicht
niederdrücken ließest, obwohl Meine Diener jahraus,
jahrein dich spotteten, und du dennoch auf deinem Weg
weitergingest, so sollen sie es auch machen im Großen,
wie du im eigenen Herzen. Sie sollen nicht achten auf
die Verführungen, nicht auf die Drohungen der Welt, noch
auf die Macht der Großen. Sie sollen ruhig weitergehen
als Meine treuen Diener, die wohl wissen, mit welchem
Herrn sie es zu tun haben, der es wohl wissen wird, wann
die richtige Zeit ist zum einschreiten, um die Kirche
zum Sieg zu bringen. Das ist deine Aufgabe; darum wirst
du so angefochten von Meinen Dienern.“
Maria:
„Und darum sei zufrieden mit der Belehrung, die Ich,
deine heilige Mutter, dir heute gebe.“
Barbara:
„O große Königin, o unbefleckt empfangene Jungfrau! Du
liebst es so sehr, wenn ich Dich mit diesem Titel
beehre. O erflehe mir von Deinem lieben Sohn Verzeihung,
und daß ich doch nicht mehr zweifle. O ich laß mich so
beeinflussen von dem bösen Feind; er ist ein gar so
mächtiger, starker Geist.“
Maria:
„Nun ja, warte nur noch einige Tage, dann ist die Zeit
wieder vorüber. Du hast dich doch gut gehalten, Meine
Tochter. Sei zufrieden, siehe, alles was du entbehrtest
um Jesu willen, wird dir reichlich ersetzt werden. Du
sollst sehen, Meine Tochter, wie gut Er ist.“
Lied: O du
liebes Jesuskind...
Barbara sah das
Jesuskind in der Krippe und Engel, die einen Christbaum zierten mit lauter
beschriebenen Zetteln.
Inhaltsverzeichnis Band 1
31 Dritter Freitag
im Dezember 1895
„Denn es wird
eine Zeit kommen, wo die Worte, die Ich mit dir spreche, zur Nutzanwendung
kommen werden.“
Lied: O du
hochheilig Kreuze...
Barbara:
Ich sehe das liebe Jesuskind an das Kreuz geschlagen.
„Warum denn? Warum sehe ich Dich heute so anders?“
Jesus:
„Das hat die Bosheit der Menschen getan. Schon seit
eintausendneunhundert Jahren lehre Ich die Menschen, das
Kreuz zu lieben durch Mein Beispiel und noch nie sind
sie vor ihm so geflohen wie jetzt, in der jetzigen Zeit.
Darum verlange Ich von dir, daß du das Kreuz liebst und
nicht vor ihm fliehst wie die anderen Menschen. Ich
meine das Kreuz der Verachtung, der Zurücksetzung! Man
verehrt Mich in der Kindheit, man verehrt Mein heiliges
Leben, man verehrt Mich im Allerheiligsten
Altarsakrament. Ja, es ist wahr, viele Liebhaber habe
Ich, aber wenige, die das Kreuz lieben, und noch viel
weniger, die es aufsuchen. Darum, Meine Tochter, höre,
was Ich dir sage, was Ich dir vom Kreuz, das heute Meine
Krippe ist, predigen will:
Die Welt
braucht Seelen, die es nicht mit ihr halten, verstehst du Mich? Seelen, die auch
in der Verachtung und in der Verdemütigung sich freuen; denn nur dadurch kann
dem großen Übel der Zeit entgegengearbeitet werden, nur dadurch können Seelen
gerettet werden. Sag nur Meinen Dienern und deinen beiden Mitschwestern, daß zur
Zeit, als Ich auf Erden war, die Menschen auch nicht besser waren als jetzt, die
Menschen sich ziemlich gleichen, nur mit dem Unterschied, daß damals die
Menschen – obwohl Heiden und ungläubig – doch noch gläubiger waren, als sie es
jetzt sind. Es ist dies so, weil die Welt ihrem Untergang immer mehr
entgegengeht und die Menschen sich immer weiter von Gott entfernen. Darum müssen
Opfer gebracht werden, die dem Übel, dem vorherrschenden Übel der Zeit,
entgegengesetzt sind.
Und Ich sage
dir, wären alle Meine Diener, die Priester der katholischen Kirche, von diesem
Geist beseelt, daß sie die Verachtung, die Zurücksetzung und die Verdemütigung
liebten und aufsuchten, es könnte die Welt gerettet werden mit leichter Mühe. Da
sie aber zum größten Teil ausgegangen sind aus dem Schoß der Familie des
Zeitgeistes, und wieder hineingepflanzt sind in diesen Zeitgeist, so haben sie,
viele, viele von ihnen, dieses tödliche Gift eingesogen. Siehe, die Mächtigen
und Großen dieser Erde, die in Furcht und Schrecken den Dingen entgegensehen,
die ihnen wie aus einem gähnenden Abgrund entgegengrinsen, wären jetzt leicht zu
überwinden, da die rechte Zeit gekommen ist, wenn unter Meinen Dienern recht
viele Männer aufstehen würden, die die Verachtung, die Verdemütigung, die
Herabsetzung liebten, wie Ich ihnen ein Beispiel gab, als Ich noch auf Erden
weilte, und wie Ich ihnen ein Beispiel Tag für Tag gebe im Allerheiligsten
Sakrament des Altares, bis zum Ende der Welt. Ich will nicht, Meine Tochter, daß
die Worte, die Ich zu dir rede, in den Wind hinausgesprochen sind. Ich will, daß
sie aufbewahrt werden sollen, bis Meine Diener überzeugt sind, welcher Geist mit
dir redet; denn es wird eine Zeit kommen, wo die Worte, die Ich mit dir spreche,
zur Nutzanwendung kommen werden. Meine Kirche braucht feurige Männer, Männer,
die von Meinem Geist beseelt, alle Hindernisse überwinden, die ihnen die
armselige Welt in den Weg legt, und wo sie ihren Fuß auch hinsetzen werden, wird
ihr Andenken nicht spurlos vorübergehen. Die Menschheit ist versunken in
tiefstes, tiefstes Elend; sie hat sich herabgewürdigt unter die Tiere, und es
kostet starke, starke Gegenmittel, um sie wieder herauszureißen!
Harre aus,
Meine Tochter, und Ich verspreche dir, daß dein Verdienst dir ein
Überreichliches im Jenseits eintragen wird! Glaube nur, Meine Tochter, daß
diejenigen, die dich jetzt belächeln, die dich jetzt bespötteln, noch ganz
andere Ansicht von dir haben werden. Sie werden noch beginnen zu lernen von
denjenigen, die weit unter ihnen stehen, und so muß es kommen, wenn die Welt
soll gerettet werden. Kein Stäubchen, kein Würmchen, kein Blättchen am Baum,
kein Tropfen Wasser im Meer ist umsonst. Alles hat der weise Schöpfer so
eingerichtet, und daraus können die großen Geister lernen, die Schöpfung zu
erkennen. So ist es aber auch in Meiner heiligen Kirche. Nichts geschieht da
umsonst. Mögen die Zeichen und Wunder im Sinne der Menschen noch so
unverständlich sein, noch so albern, wie sie es meinen, so sind sie immerhin ein
Pünktchen und ein Beitrag zu dem großen Triumph Meiner Kirche.“
Barbara:
„Ja, mein Jesus, das alles, was Du zu mir sprichst,
findet bei ihnen keinen Anklang; denn ich bin eine
armselige Sünderin, verworfen und hinausgestoßen aus der
Gesellschaft. Denn siehe, kein Priester wagt sich an
mein Bett, selbst nicht mit Dir im Allerheiligsten
Altarsakrament, aus Furcht, er würde für einen
Schwachkopf gehalten werden, der solche Dinge glaube,
die von Weibern herkommen. Wie soll‘s da möglich sein,
daß Deine Worte eine nachhaltige Wirkung hervorbringen
können?“
Jesus:
„Und doch, Meine Tochter, Meine Wege sind nicht eure
Wege, und Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Ich
verlange nichts von dir, als daß du dich über all die
Kleinigkeiten hinwegsetzt. Sei Meinetwegen eine alberne
Person, eine Schwindlerin. Was liegt daran? Du hast Mir
den Finger gereicht, nun gib Mir auch deine ganze Hand.“
Barbara:
„Ich möchte aber auch, o mein süßes Jesuskind, so gern
Dich empfangen. Siehe, ich folge Deiner Stimme, so gib
Dich mir auch zu kosten in der heiligen Kommunion.
Siehe, jetzt ist Weihnachten vor der Türe.“
Jesus:
„Komm nur!“
Barbara:
„Ja, eine Vorfeier vom heiligen Weihnachtsfest; o freuet
euch mit mir, o ihr Kinder der katholischen Kirche!
Freuet euch! O wie bin ich glücklich! O hochheilige
Weihnachtszeit! Wie beginnt das Fest im Himmel! O Kinder
der Kirche, feiert es mit!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
32 Dritter Samstag
im Advent 1895
Bei dem Leiden
und Würgen hörte sie die Worte:
Jesus:
„Leiden mußt du, leiden mußt Du für die Sünder!“
Schon bei dem
letzten Sturm sah sie die liebe Mutter Gottes mit dem Jesuskind an sich
vorbeiziehen.
Barbara:
„O meine himmlische Königin, sei mir von Herzen
gegrüßt!“
Maria:
„Du mußt nicht müde werden mit deinem Leiden, wenn es
auch zu so unbestimmten Zeiten kommt. Du bist bestimmt
zum Leiden; denn Mein Sohn braucht Seelen, die mit ihrem
Leiden sich Ihm in die Arme werfen. Gerade, weil das
Leiden zu so unbestimmter Zeit kommt, ob gelegen oder
ungelegen, darum ist um so sicherer und gründlicher der
Beweis, daß es von Gott kommt. Sage ihnen, daß es
höchste Zeit ist, daß sie Seinem göttlichen Arm nicht
länger entgegen sind. Du hast ein Noviziat von drei
Jahren mitgemacht, es wäre jetzt genug. Es ist nicht
notwendig, daß man Wunder verlangt, sie sollen nur nicht
die Augen zugebunden lassen.“
Barbara:
„Erflehe mir Kraft, führe N. S. ganz an mein Bett.“
Jesus:
„Sei nur ganz ruhig. In der Fastenzeit soll er überführt
werden, spreche nichts mehr mit ihm davon.“
Maria:
„Mein Sohn überführt ihn Selbst; aber leide nur
geduldig; jedesmal kannst du eine Seele retten. Hier ist
die Ernte für die Ewigkeit.“
Barbara:
Viele Bitten... „O gib, daß wir ein rechtes Kleeblatt
bilden. Zu dritt wollen wir unseren Feinden (bösen
Neigungen) entgegentreten. O gib, daß ich den bösen
Feind immer gleich erkenne.“
Maria:
„O laß ihn nur, er versuchte ja auch Mich und Meinen
Sohn. Weine nicht, Meine Tochter!“
Barbara:
„Ist es denn möglich, daß ich die Augen noch auf etwas
anderes richten muß?“
Maria:
„Lebe wohl, Meine Tochter, bis auf die heilige
Christnacht; lade auch deine beiden Freundinnen ein, daß
sie kommen!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
33 Heilige
Christnacht 1895
„Nur diejenigen
werden Mich finden, die Mich hier in der Krippe suchen, die Armen im Geiste, die
reinen Herzens sind, die Demütigen.“
Lied: Ihr Kinder,
ach kommt...
Barbara:
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, kommt, laßt
uns freuen und frohlocken an demselben. Warum kommst Du
heute nicht als kleines Kind? Heute kommst Du als mein
Bräutigam!“
Jesus:
„Ja, Ich will dich einladen, Meine Tochter, Meine Braut!
Willst du mit Mir gehen, so komme! Komm mit Mir nach
Bethlehem, trete ein in den Palast, in dem Ich geboren
bin. Und nun sehe dich um, was du hier siehst! Nicht
wahr, Armut und Dürftigkeit, Meine heiligen Eltern, die
armen Hirten um Meine Krippe und die Himmelsgeister, die
Mir dienen, und die der Menschheit Meine Ankunft
verkünden. Wo sind die Stolzen, die Mächtigen der Erde,
wo sind diejenigen, die sich nur im Irdischen gefallen,
in irdischen Genüssen, in den Wollüsten der Welt? Zwar
kommen solche Mächtige und Herrscher aus weiter Ferne an
Meine Krippe, aber es sind doch solche, die Hunger und
Durst haben nach Meiner Gerechtigkeit. Sie sehen all das
nicht, was Mich hier umgibt: Die große, große Armut, den
finsteren Stall, und Meine armen Eltern, sie sehen nur
Mich als ihren Herrn und Gott, und warum? Weil ihr Herz
leer ist, weil es arm ist im Geist, weil es sucht nach
einem anderen Glück, als nur diesem armseligen
Erdenglück. Hier sollst du lernen, Meine liebe, gute
Tochter!
So wird es
bleiben bis zum Ende der Welt, solange Meine Kirche besteht. Nur diejenigen
werden Mich finden, die Mich hier in der Krippe suchen, die Armen im Geiste, die
reinen Herzens sind, die Demütigen, und sobald du dein Herz hiervon abwendest,
wirst auch du auf Abwege geraten. Darum merke dir, Meine Tochter! Erst mußt du
an Meine Krippe gehen und mußt lernen, dein Leben wandeln, ehe du auf Kalvaria
hinaufsteigen willst. Du mußt zuerst an Meiner Krippe die Tugenden lernen, die
du hier wahrnimmst.
Siehe, in
Nazareth hatte Ich viele Verwandte. Es wäre Mir ein viel reicherer, viel
kostbarerer Empfang bereitet worden bei Meiner Geburt als hier. Ich wollte es
aber nicht. Ich wollte in dem armen Stall unbekannt und verachtet und
hinausgestoßen von den Bethlehemitern eintreten in die Welt, alles, alles dieses
verschmähen, um dich zu belehren und mit dir alle Völker der Erde.“
Barbara:
„Mein Jesus! Es fehlt mir noch viel, ich weiß es. O ich
will nichts anderes mehr anschauen als Dich!“
Jesus:
„Ja, du mußt kämpfen!“
Barbara:
„Ich danke Dir, o mein Jesus, daß alles so gekommen ist.
Wie Du willst, wie Du es machst, so ist es mir recht.
Ich will zufrieden sein, ich will anfangen, wie Du mich
belehrst, gib mir nur Deine Gnade dazu, o Herr!“
Jesus:
„Ja, durchgehe Mein ganzes Leben und sage, wo einmal ein
Zeitpunkt gekommen ist, solange Ich auf Erden wandelte,
wo Ich nicht immer erniedrigt, unter die Füße aller
gestellt gewesen bin; wo habe Ich Mich je einmal
hervorgetan? Das ist das Übel, woran die Menschheit
leidet zu deiner Zeit, weil man nichts mehr wissen will
von der Demut; man möchte nur prunken, man will geehrt
sein, man will nicht mehr dienen. Und doch verließ Ich
den Himmel, den Schoß Meines Vaters, um zu dienen, um
Knechtsgestalt anzunehmen, um so die stolze Menschheit
zu besiegen.
Und solange du
noch nachdenkst, wo das und jenes herkommt, solange ist noch Stolz in dir. Merke
dir dies sehr gut! Es ist lauter Stolz! Ich verlange nichts von dir, als daß du
dich ruhig Meinem Willen unterwirfst, wenn Ich anpoche an deinem Leib; und wenn
du innerlich Meine Stimme hörst, dann frage nicht: Habe ich jetzt Zeit? Brauchen
diese mich nicht? Was werden jene denken? Mache es wie eine folgsame
Klosterfrau, und wenn die Glocke zum Gebet ruft, und sie hat den Kochlöffel in
der Hand, läßt sie den Kochlöffel und alles liegen und geht zum Gebet. Und so
sollst du sein:
Ein williges
Werkzeug in Meiner Hand, das Ich nach Belieben wenden und drehen kann, wie Ich
will, nicht wie du willst. Denke auch nicht an das Ende deiner Leiden, wann es
kommen wird, wann sie aufhören sollen.“
Barbara:
„O mein heiliger Bräutigam, Du Bräutigam aller, die Dich
lieben und Dir dienen. Ich habe aber noch gar nichts
Sicheres in meiner Hand. Es kommt mir manchmal vor, als
würde ich mich selbst täuschen und manchmal meine ich,
ich wäre vom bösen Feind getäuscht. Freilich will ich
Deinen Willen tun. Um Deinetwillen bin ich ja hierher
gekommen. Siehe, wie ich dastehe! Wie kannst Du mir
verdenken, daß ich nicht so in das Ungewisse hinein
leben will. Am Ende könnte ich noch aus meiner Familie
ausgestoßen werden, und wie dann, wenn ich getäuscht
wäre?“
Jesus:
„Du Tor, du Närrin! Habe Ich nicht alle Haare deines
Hauptes gezählt, alle deine Schritte bis jetzt gelenkt,
habe Ich nicht deinen Willen gebeugt unter Meinen
Willen? Wie hingst du an der Erdscholle in deinem
Schippach? Wer meinst du, war es, der dich davon
losmachte und nach Mainz führte? Was machst du Mir für
lange Reden und Einwände?“
Barbara:
„O mein Jesus, verzeih, ich bin aber ein sündiger
Mensch!“
Jesus:
„Siehe, jetzt ist es Weihnachten, dann kommt das
Neujahr, dann Ostern und Pfingsten, und so geht das
ganze Jahr herum, und du lebe so, als ob du nur so und
so lange lebtest, von einem Fest zum anderen, und so
mach es weiter, Ich werde dich nicht irreführen; und
wenn auch kein Beichtvater sich mehr deiner annimmt, Ich
brauche ihn nicht. Hüte dich nur vor der Sünde! Sei klug
wie die Schlange und einfältig wie die Taube, verstehst
du Mich? Sei klug in allem, was du zu tun, zu denken, zu
reden hast, und untersuche erst, ehe du handelst: ‚Was
würde mein himmlischer Bräutigam sagen, wenn Er jetzt
bei mir wäre und ich Ihn fragte?‘ Und dann handle so,
wie du denkst, daß Er dir sagen würde.
So bist du klug
wie die Schlange. Bekümmere dich nicht um andere, bekümmere dich nicht um die
Zeit, die noch in ferner Zukunft liegt. Laß Mich sorgen! Sei aber auch einfältig
wie die Taube, das heißt, glaube alles, was sich auf Mich bezieht und auf den
Fortschritt im Guten, was dich aneifern kann zur größeren Liebe Gottes und zur
tieferen Erkenntnis deiner selbst. Glaube, es ist Mein Geist, und wenn es dir
noch so dumm vorkommt, und dann ist es doch Mein Geist; und dann bist du
einfältig wie die Taube. Und wenn Ich dir sage, daß du mit deinen zwei
Mitschwestern das und jenes tun sollst, dann brauche wieder die Regel, die Ich
dir oben angegeben und brauchst sonst niemand zu fragen. Untersuche erst, ob es
klug sei – Art und Weise – dann prüfe, ob du die heilige Einfalt übst, so
brauchst du niemand mehr zu fragen. Siehe, wo ein anderer Lehrmeister dir
abgeht, da bin Ich Selbst dein Lehrmeister. Nur sage Ich dir immer und immer
wieder: Merke auf jeden Keim, der sich regt, ob er abweicht von den Geboten
Gottes oder den Geboten der Kirche.
Alles, was man
Mir zuliebe tut, denkt, redet und leidet, kann nicht auf Abwege führen, und wenn
es den Menschen noch so töricht erscheint. Alles, was man auf umgekehrte Weise
tut, wenn es noch so groß, noch so erhaben, noch so herrlich in den Augen der
Menschen glänzt, wenn aber die Absicht keine reine ist, aus Liebe zu Mir, ist es
ganz das Umgekehrte. Merk dir das! Sei friedfertig, sei nachgiebig, sei
rechtdenkend in all deinen Handlungen. Gib edem, was ihm gebührt, und laß dann
das übrige, wie es ist. Solange dein Wille auf Mich gerichtet ist, und solange
du das Richtige in der Gewalt hast, dann ist es dir noch nicht fehlerhaft vor
Meinen Augen, auch wenn die ganze Welt dich fehlerhaft macht; denn du bist nur
soviel wert, wie du vor Mir bist, und das sage Ich auch deinen zwei
Mitschwestern.“
Barbara:
„O mein Jesus, es ist doch heute Weihnachten, es ist
doch heute Heilige Nacht, in der Du geboren wurdest von
Deiner himmlischen Mutter. Warum zeigst Du Dich mir als
erwachsener Mann und nicht als ein kleines Kind?“
Jesus:
„Habe Ich Mich dir nicht am Donnerstag gezeigt als
kleines Kind in der Krippe? Du hast Mich auch schon
gesehen auf dem Schoß Meiner Mutter, und heute komme Ich
als dein Bräutigam, weil auf Weihnachten sodann Ostern
folgt, wo Ich gesiegt habe über Tod und Hölle, über
Sünde und Welt. So sollst auch du siegen. Du sollst
nicht immer ein Kind bleiben und dich gebärden wie ein
Kind, wenn Ich Mich deinem Blick entziehe, gleich wieder
Kaprizen machst, als hätte Ich dich verlassen auf immer.
Siehe, das tun nur die Kinder. Aus den Augen, aus dem
Sinn. Du aber mußt erwachsen werden, und in der Zeit, wo
Ich Mich deinem Blick entziehe, an diese Ermahnungen
dich erinnern, auf daß auf Weihnachten auch Ostern
folgt.“
Barbara:
„Ich glaube Dir, mein Gott, mein Jesus! Wo ist nun heute
Deine heilige Mutter? O verzeihe mir meine Neugierde,
ich will Sie nicht sehen, wenn Du es nicht haben willst.
Ich habe es nicht verdient, ich will verzichten auf das
große Vergnügen Ihres Anblickes. O danket mit mir; heute
ist Weihnachten, da freut sich die ganze Christenheit.
So laß doch auch uns die Freude kosten und gewähre uns
die Gnaden, um die wir Dich einstimmig bitten. So senke
doch in die Herzen der Sünder, die abgewichen von Dir,
einen Gnadenblick, daß sie sich an die Vergänglichkeit
der Erde erinnern, und daß es ein Jenseits gibt und
einen Gott, der sie bestraft oder belohnt.
Ich bitte unter
Tränen: O meine Königin Maria! Was dauern mich die armen Arbeiter! In manchen
ist noch so ein guter Keim, aber sie sind so tief herabgesunken, daß sie nicht
mehr glauben können. O unterstütze mein Gebet. Ich wollte gern tausendmal mehr
leiden. Ich wollte mich gern in Stücke zerhauen lassen, wenn ich eine Seele
retten, ihr das Glück verschaffen könnte, Dich zu lieben, und durch Dich zu
Deinem Sohn zu führen. Es tut mir so leid, o ich muß weinen, obwohl es
Weihnachten ist. O Du hast mir ja versprochen, für jedes besondere Leiden, einen
Sünder geschenkt zu bekommen. Gib mir mehr, o gib mir eifrige Priester, die eine
Beredsamkeit entfalten, welche die Welt in Staunen versetzt und überzeugt, daß
es ein Jenseits gibt. Helft mir doch beten für die Sünder. O liebe Mutter! O
liebe Patrone!“
Jesus:
„Heute ist Weihnachten! Meine Tochter, höre auf zu
weinen und freue dich! Freue dich mit deinen beiden
Mitschwestern.“
Barbara:
Ja, jetzt ist es anders, jetzt sehe ich Sie wieder, die
Himmelskönigin mit Ihrem holden Kindlein.
„O lieber
Heiland! O Jungfrau Maria! Was soll denn das bedeuten, himmlische Mutter, daß
ich Dich auf einer Erdkugel sehe mit dem himmlischen Kind?“
O mein Gott,
wie wunderschön! Ich sehe Sie, die liebe, himmlische Mutter, mit Ihrem goldigen
Kindlein auf der Erdkugel dahinschweben, und Sie ist ganz in Blau gekleidet. Was
soll das bedeuten? Und unter der Erdkugel ist alles so hell und glänzend, bis
Sie ganz und gar hinaufschwebt in einem lichthellen Strom, soweit mein Auge
reicht.
O liebe Mutter!
Das ist die heilige Kirche, das ist die jetzige heilige Kirche. Weil Sie von der
Kirche so erhoben und geehrt ist, weil Sie noch nie so geehrt war, seit Ihr
lieber Sohn auf Erden weilte, durch Ihre Diener, wie zur jetzigen Zeit, deshalb
sehe ich Sie so auf dem Erdball schweben. Das ist die Glorie, mit der Sie die
heilige Kirche umgibt, durch die große Verehrung, mit der Sie auf der ganzen
Erde geehrt und verherrlicht wird. Noch niemals war Sie so verbunden mit der
Kirche, mit den Priestern, wie Sie es jetzt ist, weil Sie noch nie so
verherrlicht wurde, und dies ist der Wunsch Ihres lieben Sohnes. Jetzt sehe ich
in der Mitte dieses hellglänzenden Lichtes unseren Heiligen Vater Leo XIII., und
wie Sie Sich herniederläßt, herab zu ihm, und ihn ermuntert, nicht nachzulassen
in seinem Wirken und Bemühen.
Maria:
„Fahre fort, Mein Sohn.“
Mit der Hand
macht Sie eine Bewegung auf dem ganzen Erdkreis herum, und der Heilige Vater
wird wie erleuchtet. „Licht vom Himmel“ heißt Leo XIII. Ach ja, jetzt weiß ich
es, weil dieser Papst das Rosenkranzgebet eingeführt hat.
Lied:
Hochpreiset...
Barbara:
„Jetzt, o liebe Mutter, bitte ich Dich auch, gib mir
Arme Seelen. Ich habe den ganzen Advent noch nicht für
sie gebetet. O liebe, heilige Mutter, o heiliger Josef,
um der Liebe willen, mit der du das liebe Jesuskind und
deine heilige Braut geliebt, bitte ich, o mein Jesus,
gib mir Seelen, nicht um meines armseligen Gebetes
willen, ich bin ja nur eine arme Sünderin, sondern um
Deiner Kirche, um Deiner Selbst, um Deiner Mutter
willen; denn Du willst verehrt und verherrlicht werden,
und das wirst Du durch neue Seelen, die Du eintreten
lässest in die ewige Herrlichkeit. Ich bitte für N. S.“
Jesus:
„Diesen muß Ich dir geben.“
Barbara:
Ich sehe einen anderen Mann aus einer Grube
emporsteigen. Ave Maria! Ja, eben hat ihn die liebe
Mutter Gottes an der Hand genommen. Es wird eine
Prozession aufgestellt.
Lied: Großer
Gott...
Bei der dritten
Strophe durfte sie einen Blick in den Himmel tun und sah, wie die Engel um den
Thron Gottes herum alle ihr Haupt neigten bei jedem „Heilig“.
„O ihr lieben
Seelen, so ziehet denn hin und vergesset auch uns nicht, die wir in Gefahr sind,
Gott noch zu verlieren.“
Als Luise
verschiedene geistige Bitten vorbrachte, sah sie, wie bei jeder neuen Bitte ein
Strahl sich herabsenkte.
Am
Weihnachtsmorgen während der heiligen Kommunioin sagte Barbara: „Jetzt
weiß ich, daß Du bei mir bist. Bist Du es denn wirklich, Der mit mir redet?“
Jesus:
„Meine Tochter, Ich bin es, Ich bin es wirklich, glaube
es Mir doch! Siehe, jetzt bin Ich wirklich bei dir,
jetzt kannst du dir doch keine Angst machen und Skrupel
haben. Jetzt bin Ich so gewiß dein, wie du Mein bist,
und Mein Fleisch und Blut ist so gewiß in dir, wie das
deinige mit dem Meinigen vereinigt ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
34 Evangelist St.
Johannes 1895
„Wäre es denn
eines Gottes würdig, diese Herrlichkeit auch jenen zu verleihen, die sich wenig
oder gar nicht darum bemühen?“
Jesus:
„Heute sollst du auch noch deinen Schutzengel sehen;
deshalb bleibe etwas länger in der Kirche.“
Als es dann
beim Hochamt zum Sanctus läutete, sah Barbara den Altar von Engeln umringt, die
mit ihrem Angesicht auf dem Boden lagen und anbeteten. Nach der Wandlung trennte
sich einer von der Schar, kam auf Barbara zu, stellte sich vor sie hin und
sagte:
Schutzengel:
„Ich bin dein Schutzengel.“
Barbara:
„Das kann ich ja kaum glauben, sagte Barbara, daß du,
ein so hoher Fürst, mich leitest!“
Schutzengel:
„Ich bin es auch noch nicht lange. Früher hattest du
einen anderen Engel. Erst seit drei Jahren, seitdem du
im Bekenntnis vor dem Allerheiligsten Sakrament des
Altares so beharrlich gewesen und deshalb so viel leiden
mußtest. Ich bin ein Seraph.“
Er war so
glänzend, daß alles Gold der Erde dagegen nichts ist und sie sein Angesicht vor
lauter Glanz nicht erkennen konnte. Er sagte, sie solle sich nicht fürchten;
denn all ihre Bitten würden ihr, jedoch erst zur rechten Zeit, erhört. Sie müsse
aber noch vieles leiden. Da sagte Barbara:
Barbara:
„Ja, lieber Engel, wenn das so ist, dann habe ich aber
den lieben Heiland noch gar nicht gesehen, da du ihn an
Herrlichkeit übertriffst.“
Schutzengel:
„Ja freilich, du hast Ihn auch noch nicht gesehen in
Seiner ganzen Herrlichkeit. Das könntest du auch nicht
ertragen.“
Lied: Dich mein
Gott ich lieb von Herzen...
Barbara:
„Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste
Sakrament des Altares. O guter Jesus, Deine himmlische
Mutter samt allen Deinen Heiligen benedeien Dich für all
die Unehre und Beleidigungen. O mein Jesus! Du Bräutigam
meiner Seele, o süßes, erbarmungsvolles Herz meines
Jesus! Wie soll ich Dir danken für all die Gnaden, die
Du mir verliehen und die Du mir täglich verleihest?“
Jesus:
„Ja, du sollst Mir kein Hindernis in den Weg legen,
Meine Tochter! Du sollst wie Wachs dich verzehren, und
wie weiches Wachs sich biegen läßt zu allerlei Formen
und Gestalten, so sollst du dich umgestalten lassen
durch den Mörser Meiner Hand. Du sollst dich zermalmen
lassen in der Leidensschule. Ich werde dir zur rechten
Zeit immer wieder beistehen, mit Trost und Licht dein
Herz erfüllen, und wenn auch dir alles abgeht, so werde
Ich dir alles sein. Du brauchst niemanden. Besser wäre
es, wenn N. sich anders gegen dich benehmen würde. Da er
es aber nicht tut, so will Ich ihm zeigen, daß Ich doch
ausführe, was Ich ausführen will. Du sollst nur ein
biegsames Werkzeug sein in Meinen Händen. Du sollst dich
nicht irreführen lassen durch die Spottreden der
Menschen und selbst, wenn es N. wäre. Und Ich sage dir,
er wird nicht selbst eine große Gnade erlangen, um die
er bei Mir nachsucht, wenn er nicht tiefgläubiger sein
Herz und seinen Verstand unterwirft unter Meinen Willen.
Es ist wahr,
die Zeiten sind schrecklich für Meine katholischen Priester, und die Menschen
gehen wie wilde Bestien auf das katholische Priestertum. Was haben sie aber zu
fürchten, wenn Ich, ihr Gott, Meine schützende Hand über sie ausgebreitet halte,
wenn Mein Arm sie hält? Dies alles, was Ich dir sage, Meine Tochter, ist für
taube Ohren. Aber es wird die Zeit kommen, wo Meine Worte auch an gläubige Ohren
dringen werden.
... Ja, das
sollst du Mir sein. Siehe, du hast schon manchmal einen Einblick gehabt in die
unendliche Herrlichkeit, die Ich denjenigen bereitet habe, die Mich lieben,
Meine Tochter.
Und nun sage
selbst, wäre es denn eines Gottes würdig, diese Herrlichkeit auch jenen zu
verleihen, die sich wenig oder gar nicht darum bemühen? Oder ist es zuviel, wenn
man viel dafür gibt? O gewiß nicht! Wohl ist der Kampf schwerer für jeden. Aber
bedenke:
Die ganze
Ewigkeit hindurch eine unendliche Glorie zu genießen und zu besitzen, und dieses
Besitzes nie mehr verlustig zu gehen! Ist es vielleicht zuviel, ein bißchen
leiden, ein bißchen Beschämung, einen demütigen Glauben, eine Hinwegsetzung über
alle Menschenfurcht?“
Barbara:
„Ja, Herr, ich übergebe Dir meine Seele mit all ihren
Kräften, mein Herz mit all seinen Neigungen, meinen Leib
mit seinen fünf Sinnen, und was Du noch vorhast mit mir,
ich weiß es nicht, aber so viel weiß ich, daß ich das
nicht verdient habe, was Du an mir tust. Obwohl alles ja
ganz anders geht, wie ich es haben will und möchte, so
muß ich Dir doch offen gestehen, daß ich gar nicht
würdig bin, was Du an mir tust. Mag auch die ganze Welt
mich verachten und alle Menschen mich verschmähen, wenn
ich auch von keinem Beichtvater mehr angenommen werde,
wenn Du mir nur treu bleibst und ich für Dich leiden
darf, dann habe ich genug.
Nur eines bitte
ich Dich, o Herr: Laß mir doch ein Plätzchen, wo ich mich verbergen kann. Ich
will nichts als Dich und nur Dich allein, und laß mir meine beiden Freundinnen.
O mein Jesus, laß sie wenigstens erkennen, daß ich nichts suche als Dich! Gib,
daß wir vorwärtsschreiten auf dem Weg der Vollkommenheit, daß wir uns nie mehr
irremachen lassen, wenn es auch allen Anschein hat, als sollten wir nicht zum
Ziel kommen. Siehe, wir suchen nur Dich! Reiche uns die Hand, stärke unseren
Glauben, festige unsere Hoffnung, erwärme unsere Liebe, daß wir nichts mehr
lieben als Dich und nur Dich allein.“
Jesus:
„Höre, Meine Tochter! Ich habe dir gleich zu Anfang
gesagt, daß Ich von dir nur die Beharrlichkeit verlange.
Du mußt ausharren, alles andere will Ich tun! Meine
Diener sollen tun, was sie wollen, nur sollen sie sich
die Augen nicht verbinden.“
Barbara:
„Ich danke Dir, mein Jesus! O wie danke ich Dir.“
Dann sah sie
den heiligen Johannes mit einem Kelch in der Hand. „Heiliger Johannes, ja, ich
will deiner Führung folgen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
35
Herz-Jesu-Freitag im Januar 1896
„Daß der
Augenblick gekommen ist, wo sie ihre Macht gebrauchen müssen, die Ich ihnen
gegeben habe, als ein ‚anderer Christus‘.“
Lied: Sei im
Jubelschall erhoben...
Barbara:
„Mein Herz hat zu Dir gesprochen, mein Angesicht hat
Dich gesucht. Ja Herr, Dein Antlitz will ich suchen,
mein Herz ist entbrannt in mir, in meiner Betrachtung
ist ein Feuer aufgegangen. O mein süßester,
geliebtester, o mein allersüßester Jesus! Du Bräutigam
meiner Seele! O verzeihe mir, daß ich die letzte Zeit so
lau, so nachlässig war in Deinem Dienst, und mir so
wenig Mühe gegeben habe im Gebet; so kalt und so
gleichgültig war gegen Dich, o mein Jesus! Ist es
möglich, daß diejenige, die Du schon so oft heimgesucht
und mit Gnaden überhäuftest, noch so sein kann? Und
doch, denn Du bist unendlich gut und unendlich
barmherzig und kommst immer wieder, sie mit neuen Gnaden
zu überhäufen.
O meine Mutter!
Gegrüßet seist Du, Maria! O vereinige Dich mit mir, Ihm Ersatz und Sühne zu
leisten für all meine Nachlässigkeiten in Seinem Dienst.
O ihr, meine
heiligen Patrone, und du, mein heiliger Schutzengel! Vor Ehrfurcht, wenn ich an
dich denke, zittert meine Seele, weil ich weiß, wie unwürdig ich bin, unter
deinem Schutz zu stehen und wie wenig du von mir vor Gottes Thron hinzutragen
hast. Verzeihe mir, o Herr, daß ich mir so nachgebe. Du weißt, wie ich stehe in
der Familie, wie ungern es gesehen wird, wenn ich mich so lange den
Berufspflichten entziehen muß, und deshalb wollte ich meine Kräfte haben, um
ihnen wieder ganz nachzukommen, und es mag wohl sein, daß ich darüber den
Gebetsgeist vergesse. Mit bitteren Tränen möchte ich beweinen, daß ich so
armselig war, so nachlässig, so zerstreut.“
Jesus:
„Beruhige dich, Meine Tochter! Siehe, Mein Herz ist
unendlich weit, unendlich groß, unendlich reich an
Erbarmungen. Wenn du nur einsiehst, daß du gefehlt, dann
bin Ich schon zufrieden; du mußt nicht allzu ängstlich
sein. Die Zeit, die du dem Gebet widmest, mußt du auch
mit ganzer Seele widmen und nicht an Dinge denken, die
eines Gottes unwürdig sind. Du mußt denken, mit wem du
verkehrst und dir all die leichtfertigen Gedanken aus
dem Sinn schlagen. Und wenn du zurückkehrst in die
Familie, um deine Berufspflichten wieder aufzunehmen,
mußt du wissen, daß Ich die Zeit, wo du abwesend warst,
ersetzen werde, und wenn du wieder eintrittst in den
Kreis der Familie, Ich mit dir eintrete, und daß du
darum um so pünktlicher und treuer deinen Beruf erfüllen
kannst.
Merke dir doch
einmal, was Ich von dir verlange, denn Ich will dich zu einem vollkommenen
Christen machen..., und Ich will nicht nur allein dir nützen, sondern auch
Tausenden von anderen Seelen. Es ist das Jagen nach irdischem Besitz so groß und
so erschreckend groß, daß Ich bei euch allen anfangen muß, wie mit einem
ABC-Schüler. Die Menschheit ist zu verweltlicht, und selbst diejenigen, die Mir
dienen, sind mit so viel Weltgeist erfüllt. Viel Üppigkeit und Bequemlichkeit
ist selbst in denjenigen, die sich ganz Mir geweiht, die Mir dienen wollen.
Darum höre, Meine Tochter! Die Zeit, in der du dich Mir hingibst und deinen
Geist Meinem Geist überläßt, ist nicht verloren, es soll vielen nützen.“
Barbara:
„Ich bin aber so ungeschickt, o Herr. Selbst die Worte,
die Du mit mir sprichst, siehe, so unbeholfen bringe ich
sie vor, daß sich an meinen Worten niemand erbauen
kann.“
Jesus:
„Ja eben, weil du so unbeholfen und kindisch bist,
deshalb muß Ich dich belehren wie einen ABC-Schüler,
weil die Welt in allem Fortschritte macht, weil sie so
gelehrt ist, ihr Wissen aber in der Wissenschaft des
Heiles gar so gering ist. Und je größer die Fortschritte
sind in den Wissenschaften der Welt, um so geringer, um
so kleiner ist der Fortschritt in der einen wahren
Wissenschaft, durch die der Mensch nur allein glücklich
gemacht werden kann hier und dort in jener Welt.
Deswegen muß Ich Mich einer unwissenden Schülerin
bedienen, die aber gelehrig und aufmerksam Meine Worte
anhört, und an ihr und durch sie sollen die ‚Großen‘,
die ‚Weisen‘, die ‚Gelehrten‘ und so nach Wissenschaft
forschenden Geister lernen, was den Menschen allein
beglücken kann.“
Barbara:
„O mein Jesus! O mein Jesus, o belehre die Jugend!“
Jesus:
„Ja.“
Barbara:
„Ich soll mich also zu den Schülern zählen?“
Jesus:
„Ja, das sollst du!“
Dann zeigte Er
ihr, wie ein schrecklicher Wirbelwind – ein Orkan – durch die ganze Welt zieht
und alles, alles mit sich fortreißt.
Barbara:
„O ist denn gar nichts mehr daran zu ändern, um das zu
verhindern? Es gibt doch so viele fromme Seelen in der
Welt, so viele Ordensfrauen, so viele Priester, die doch
alle ihr Möglichstes tun. Siehe, wir sind einmal so
schwache Menschen; aber im großen und ganzen streben sie
doch alle das Gute an.“
Jesus:
„Ja, das ist wahr, Meine Tochter! Ich sage nicht und
tadle nicht diejenigen, die Meine Ehre verteidigen und
fördern, ja, Ich danke all den Priestern, die sich so
viele Mühe geben, die Jugend auf den rechten Weg zu
leiten, und weil sie zu abhängig sind von der weltlichen
Obrigkeit, ist ihnen der Arm gebunden. Aber Ich sage
immer und immer wieder, daß der Augenblick gekommen ist,
wo sie ihre Macht gebrauchen müssen, die Ich ihnen
gegeben habe, als ein ‚anderer Christus‘.
Ich ging in den
Tempel, stieß die Tische um, trat vor die Pharisäer hin, hielt ihnen ihr Unrecht
vor; Ich verjagte die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel Meines Vaters. Und
dies tat Ich aus Eigener Macht. Ich wußte, daß sie Mich dafür tödlich haßten,
dem Tode überliefern wollten; Ich wußte aber auch, daß die Menschheit sollte
gerettet werden und das ganze Volk sich doch meist beeinflussen läßt von
denjenigen, die ihm von Gott gesetzt sind: Den Gesetzeslehrern nämlich. Und
darum scheute Ich keine Drohung, keine Wut, keine Verfolgung von seiten Meiner
Feinde, um das Volk zu retten, das Volk Gottes, die Menschheit. Jetzt lebe Ich
nicht mehr unter ihnen, aber Ich lebe doch noch unter ihnen, nur habe Ich Meinen
Leib den Blicken der Menschen entzogen.
Aber Mein Geist
lebt fort, und Der ist in Meinen Priestern, den Priestern der katholischen
Kirche. Mit Meinem Geist übergab Ich ihnen Meine Macht und Meine Gewalt, nur
fehlt es von ihrer Seite an ihrem Willen, ob sie auch das sein wollen, was Ich
war und was Ich ihnen gegeben, ein anderer Christus nämlich! Die Menschheit ist
so tief gefallen, daß es freilich viel Opfer kosten wird. Noch nie war der
Glaube so geschwunden seit Erschaffung der Welt, wie jetzt. Deshalb habe Ich sie
hingewiesen an Meinen Tabernakel, wo Ich in Wirklichkeit noch unter ihnen weile
wie damals, als Ich auf Erden lebte. Glauben, Glauben, Glauben verlange Ich, und
diesen Glauben zu bezeugen, auch mit Werken.“
Barbara:
„O Herr, ja die Priester tun aber doch genug, und viele
unter den Jünglingen entschließen sich, ein frommes
Leben zu führen. Es gibt auch noch viele Klöster und
darin recht heilige Seelen.“
Jesus:
„Ja, das ist wahr, Meine Tochter! Das Übel ist aber
nicht an einem Tag zu beseitigen, und der Strom, der
einmal abwärts fließt, ist nicht aufzuhalten mit einem
kleinen Brettchen, mit einem kleinen Damm, da muß ein
großer, großer Damm sich entgegenstemmen gegen den Strom
der Zeit, da müssen viele Kräfte sich vereinigen, um den
Damm zu bilden. So kann doch immer wieder noch etwas
herausgesiebt werden, wenn auch nur allmählich, wie auch
die Kirche nur allmählich entstanden ist. Siehe, es ist
jetzt nicht mehr die Zeit, wo eine Sintflut
hereinbrechen soll über die ganze Erde. Durch Mein
allmächtiges Opfer, das Ich Tag für Tag und zu jeder
Stunde des Tages darbringe durch die Hände Meiner
Diener, ist der Zorn Meines Vaters besänftigt, und wird
unaufhörlich dem Zorn Einhalt geboten, so daß Er
unmöglich die Menschheit mit einem Schlag vertilgen
würde.
Nein, Er will
die Menschheit retten, und Er will sie retten durch Menschen, durch Mitwirkung
der Menschen; denn die Erlösung ist nun vollbracht. Es braucht kein Gott mehr
vom Himmel zu steigen, Der Sich unter Menschen aufhält und durch Seine Wunder
die Menschen zum Glauben bringen muß. Jetzt wäre der Glaube wieder zu beleben,
und dies durch die Mitwirkung der Menschen, um dadurch einerseits mehr Heilige
zu gewinnen, um die Verdienste der Guten und Treuen zu vermehren, und
andererseits um die Hölle, die so schrecklich triumphiert in solchen Zeiten, die
so frech das Haupt erhebt gegen den Schöpfer, recht zu beschämen. Und glaube
Mir, Meine Tochter, die Zeiten sind schlimmer, sie sind schlimmer als alle
Menschen sich denken können, und wenn du dich umsiehst, meinst du wohl nicht,
daß die Gerechtigkeit Gottes sich noch zurückhalten könnte?
Aber siehe,
unter den vielen Gottlosen gibt es doch auch recht erfreuliche Dinge für das
Auge Gottes. Es gibt viele, die um ihres Glaubens willen ein wahres Martyrium
bestehen, ein Martyrium des Herzens. Siehe all die Diener Meiner Kirche, die
Priester, wie sie von den Großen und Mächtigen, den Reichen belächelt und
verspottet werden; wie sie von gottlosen Armen ausgenützt, hinterrücks
verspottet und verachtet werden. Was meinst du wohl, was all diese Meine Diener
sind? Sie sind Märtyrer der Liebe, auch wenn sie es selbst nicht erkennen, sie
sind Märtyrer in Meinen Augen. Und das, was ihnen an Schmerzen des Leibes
abgeht, geht um so tiefer ein in die Seele; denn auch sie sind Menschen von
Fleisch und Blut, ihr ganzes Leben lang.
O sage es
Meinen Dienern, daß sie um ihretwillen und all jener Seelen willen, die
zurückgezogen hinter stiller Klostermauer oder in stiller Kammer in der Familie
diesen Kampf um Meinetwillen durchkämpfen, jenen Helden gleichstehen, die in der
ersten Christenheit der Same geworden sind zu neuen Christen. Wie in der ersten
Christenheit aus dem Blut der Märtyrer, wodurch die Erde getränkt, das
Evangelium hervorging und der Keim zu neuen Christen, so soll aus ihrer Asche,
wenn sie einmal in der Erde verwest sind, ein neues Christentum hervorgehen.
Sage es ihnen
zum Trost, daß sie nicht mutlos werden, besonders N. und allen, die in diesem
Hause wohnen und Zweige dieses Ordens bilden. Sage es insbesondere N., daß Ich
große Freude habe an ihrem Leben. Sage es, sie sollen eins sein und glauben, daß
der Geist, der aus dir spricht, kein anderer Geist ist als der eines Christus.
Sage N., daß ein Engel alle seine Schritte zählt, daß all die Worte, die er in
dem ihm angewiesenen Beruf und Stand um Meinetwillen spricht, aufgeschrieben
werden und aufgezeichnet sind, und daß sie für ihn um so verdienstreicher sind,
je mehr Mühe er dabei auf sich nehmen muß. Und siehe hier die Krone, die ihn
erwartet! (Es waren darin Steine, die tausend Strahlen von sich warfen.) Wohl
hat ein jeder dieses Ordens eine gleiche zu erwarten, weil sie die einzigen
sind, die in Meinen Fußstapfen gehen, indem sie den Weg der Armut und der Demut
wandeln. Darum harrt ihrer diese Krone, eine unaussprechlich schöne Krone.
Jedoch hat N.
diese Krone mit noch mehr Verzierungen zu erwarten als bei den anderen. Warum
das so ist, will Ich dir nicht offenbaren, das soll nur er wissen. Sage ihm nur,
diese herrliche Krone sei ihm bereitet, weil er sie doppelt verdienen mußte
durch den Widerwillen, den er fortwährend in sich empfindet.“
Barbara:
„O Herr, ich danke Dir für diese Gnade.“
Jesus:
„Ja, Ich habe dir gesagt, Meine Tochter, daß es viele
Märtyrer gibt in der Welt. Ich habe dir aber auch
gezeigt, wie der Strom der Zeit immer abwärtsfließt, dem
Verderben zu, und daß ein mächtiger Damm soll
aufgerichtet werden, um diesem Geist entgegenzuwirken.
Darum verlange Ich, daß Meine Kirche – obwohl sie sich
immer auszeichnet in der Einheit und Allgemeinheit – in
dieser Zeit sich noch mehr einigt und heilig sein muß.
Das heißt, daß die frommen Seelen die Priester
unterstützen und das Priestertum sich dieser Seelen
annimmt, auch wenn sie noch so verborgen und unscheinbar
sind, wenn sie nur ein Quentchen abgeben können für das
große Ziel, das zu erstreben ist.“
Barbara:
„Ich danke Dir, o mein Jesus! Ich habe Dir aber auch
viele Bitten vorzutragen. Vor allem, Du hast mir heute
gezeigt, wie gut es um den Orden der N. N. steht. (Er
zeigte ihr, wie das Leben derselben sich wie ein
goldener Faden durch die sinnliche Welt zieht.) O Dank
Dir, Herr, daß Du mich in eine Stadt geführt, wo es
solches gibt. Von jeher hatte ich eine große Vorliebe zu
diesem Orden und wünschte immer, das Glück genießen zu
können, unter seiner Leitung zu stehen, weil ich immer
glaubte, daß sie das richtige innere Leben führen. So
bitte ich Dich um die Erhaltung und Verbreitung dieses
Ordens, und daß noch viele sich erbauen so wie ich, als
ich noch in meiner Heimat war. Ich bitte Dich für die
Franziskaner in B., von denen so viele an der
Schwindsucht sterben. O erhalte sie.“
Jesus:
„Sage Meiner Tochter, sie möchte diesen Schwestern ein
etwas freieres Leben gewähren, nicht, daß sie sich
freier benehmen sollen in ihren klösterlichen Übungen
oder in der Regel nachlassen, nein, aber doch etwas mehr
freiere Bewegung in der Luft, ein fröhliches, heiteres
Gespräch mit ihnen anknüpfen, um sie in ihrem harten
Los, das die jugendlichen Herzen abschreckt,
aufzuheitern, weil die Menschheit doch nicht mehr so
kräftig ist wie früher und mehr der äußeren Ruhe bedarf.
Ich meine, daß der Geist sich öfters wieder einmal
erholen kann in Gott, Seinem Schöpfer; denn das ist die
innere Ruhe des Herzens.
Wenn der Geist
sich zuviel hineingelebt in äußere Dinge – auch wenn die Tätigkeiten innerlich
vor sich gehen, wie das Studieren, gehören sie doch zu den äußeren Dingen –
bedarf es immer wieder der Mäßigung. Darauf sollen die Oberen achten, dann
verspreche Ich ihnen, daß Ich es nicht fehlen lasse an Meinem Segen.“
Barbara:
„O Herr, siehe, es sterben so viele davon, und da werden
die Jüngeren abgeschreckt einzutreten.“
Jesus:
„Das ist es eben. Darum verlange Ich dies von ihnen, von
den Vorgesetzten des Ordens, daß sie ihren Schwestern
etwas mehr Erholung verschaffen, freiere Bewegung in der
Natur, und auch die Kinder öfters einmal mit sich
nehmen. Sie werden sehen, wie das einwirkt auf
jugendliche Herzen. Sie sollen freudig und fröhlich mit
den Kindern spielen, wie wenn sie selbst Kinder wären,
wie auch Mein Diener Johannes mit einem Vogel spielte,
obwohl er ein großer Diener Gottes war.“
Barbara:
„O Herr, was sollen die Schwestern in N. mit ihrem
Studenten anfangen? Sie fürchten, er gebe kein guter
Priester.“
Jesus:
„Sag ihnen nur, sie sollen unbekümmert sein um das, was
nicht in ihre Gewalt gestellt ist. Sie sollen ihn immer
mit guten Augen ansehen, dem Jungen recht ans Herz reden
und unbekümmert die Nächstenliebe ausüben. Sag ihnen
nur, sie haben eine Verantwortung vor Mir, ob er so oder
so ausfällt; seine Früchte werden es zeigen; Ich will
sie noch im Unsicheren lassen, Ich will ihnen nicht
sagen, was aus ihm wird, damit sie dann Meine Güte um so
mehr preisen.“
Barbara:
„O Herr, N. bittet Dich um ein Wort der Ermunterung.“
Jesus:
„Sage N. S. doch, ob es nicht genug wäre, daß sie Meine
Kinder sind, Kinder des Hauses. Was wünschen sie denn?
Sie essen ja das Brot der Kinder Gottes. Ist es ihnen
nicht genug, daß Ich sie liebe, daß Ich mit ihnen
zufrieden bin?“
Luise:
„O Herr, verleih mir doch die Gnade, etwas mehr für Dich
tun zu können.“
Jesus:
„Bewahre Mir ein freies, reines Herz, und was du noch
nicht tun kannst – du fürchtest dich noch zuviel – das
ersetze Mir durch ein kindliches, reines, wohlwollendes
Herz, und erbaue Mir jetzt noch die vornehmen, stolzen,
frommen Damen der Stadt Mainz, indem du nicht wie sie
mit der Welt liebäugeln willst. Begnüge dich jetzt, und
wenn du einmal stärker geworden bist, wirst du auch das
andere tun!“
Barbara:
„O Herr, gib N. die Stelle, die er sich wünscht.“
Jesus:
„Ja, er soll sie erhalten. Natürlich müssen erst die
Hindernisse von der Regierung beseitigt werden. Ich
verlange aber auch von ihm, daß er in seinem Leben recht
eifert für Meine Ehre und Verherrlichung, daß er eine
Schar um sich sammelt und diese recht vorwärtszubringen
sucht. Ich meine damit, daß er die heilige Kommunion
recht fördert. Er soll sich nicht beeinflussen lassen
von anderen Priestern, die nicht so gesinnt sind wie er,
auch nicht von Klosterfrauen, die ihm hie und da ein
spitzfindiges Wort sagen.“
Eines Abends
ging Barbara an ein Krippchen und beglückwünschte mit inniger Freude die liebe
Mutter Gottes und gab Ihr allerlei Ehrennamen. Zuletzt begrüßte sie Selbige als
die Unbefleckte Empfängnis und sagte zu Ihr:
Barbara:
„Ich glaube, daß Dir dieser Titel am besten gefällt.
Wenn Du aber etwas anderes lieber hörst, so sag es mir.“
Da antwortete
Sie:
Maria:
„Grüße Mich mit dem Gruß eines Erzengels; das ist Mir
das Liebste.“
Wieder in
großen Zweifeln und Ängsten kniete sie vor dem ausgesetzten, hochheiligen Gut.
Jesus:
„Fürchte dich nicht, Ich bin es.“
Worauf sofort
große Ruhe, Sicherheit, Freudigkeit und Bereitwilligkeit zum Leiden folgte.
Inhaltsverzeichnis Band 1
36 Fest der
Heiligen Drei Könige 1896
„Diese sahen
Mich nur einmal und mußten ihr ganzes Leben lang im Glauben leben.“
Ich hatte in
der Kirche die heilige Kommunion empfangen und war innerlich gesammelt und ließ
den lieben Heiland in mir walten. Doch war ich etwas beunruhigt und mit Zweifeln
beladen, weil mir immer noch die Sicherheit von seiten meiner kirchlichen
Vorgesetzten fehlt, und dann wieder so glücklich, daß ich es kaum verbergen
konnte. Ich wollte die Heiligen Drei Könige recht verehren und ging daher zu
jenen Kirchen, von denen ich wußte, daß zu ihrer Ehre ein Hochamt sei, damit ich
Seinen Segen empfangen könnte. Von der Ignatius-Kirche ging ich in die
K.-Kirche. Es schien mir, als ob meine Füße die Erde nicht berührten. Ich sah
und hörte nichts als meinen Jesus und beeilte mich, Ihn zu finden mit den
Heiligen Drei Königen. Dort war ich wieder gesammelt, innerlich belehrt,
getröstet und aufgemuntert. Doch kamen mir immer wieder die Zweifel, ob ich auch
ausharren würde und es nicht wieder eine Zeit gebe, in der ich wieder kalt und
lau Gott verlassen werde. Ich wurde immer wieder beruhigt und ging in den Dom,
um so jedem der Heiligen Drei Könige einen besonderen Gang zu machen.
Dort fühlte ich
eine solch überschwengliche Freude, daß es mit nichts zu beschreiben ist. Ich
fühlte so die Nähe Gottes, daß es mir vorkam, als sei eine Stunde nur eine
Minute. Ich begleitete die Heiligen Drei Könige auf dem Weg über Berg und Tal,
über Flüsse und Seen bis hin nach Jerusalem an den Hof des Königs, und von dort
nach Bethlehem an die Krippe. Und trotz all meiner Freude dachte ich doch
wieder: Sollte es doch noch einmal eine Zeit geben in meinem Leben, wo ich des
Glückes beraubt sein werde? Ich durchforschte mein Inneres und sagte mir: Was
suchst du denn jetzt? Gewinn und Geld – nicht; Ansehen und Ehre – das hast du
nicht; oder die Achtung der Menschen, um vor ihnen für fromm zu gelten? Sollte
dies doch der Fall sein, daß so etwas noch in mir verborgen wäre?
Jesus:
„Siehe, du warst zuerst in ‚St. Ignatius‘, und dort
warst du so glücklich, und dann in der ,K.-Kirche’ und
jetzt wieder im Dom. Wenn es auch in den zwei ersten
Kirchen der Fall sein könnte, weil du dort bekannt bist,
was aber wäre hier der Antrieb, wo dich niemand kennt?
Hier bist du ganz allein und doch so überaus glücklich,
daß dir eine Stunde wie eine Minute dünkt. Jetzt schau
hin auf Meine Diener, die Heiligen Drei Könige, und
folge ihnen nach. Die Berge und die Täler, die sie
durchwanderten, sind bei dir die Versuchungen, Zweifel
und Ängste, die du zu bestehen hast, und der Reif und
Schnee sind die Launen, die dich zurückhalten wollen.
Aber das alles mußt du durchwandern rechts und links,
und so gewiß, wie sie am Ziel ihrer Reise Mich fanden
und mit Mir so hochbeglückt ihr Ziel erreichten, so
gewiß wirst du es erreichen.“
Ich fragte
Jesus, wenn es aber wirklich für Täuschung erklärt würde und ich ganz allein
dastünde, würde ich denn da auch noch ausharren? Da ward ich entrückt in ein
klares Licht, in eine gar liebliche Aue (ich meine, das Paradies müßte ungefähr
so gewesen sein). Ich sah mich wandern ganz allein eine lange Strecke. Auf
einmal sah ich meine beiden Freundinnen und viele Priester mich umgeben, so daß
wir eine ganze Schar ausmachten.
Jesus:
„Siehst du, was das bedeutet? Daß man in Mir alles
besitzt, daß Jesus einen immer glücklicher macht, auch
wenn alles sonst fehlt, und daß du die Gnade der
Beharrlichkeit erlangen wirst!“
Er zeigte mir,
daß der Weg jedes Christen derselbe ist wie der der Heiligen Drei Könige.
Jesus:
„Sie haben vor nichts zurückgescheut, nicht vor Klippen
und Bergen, und die größte Prüfung für sie war das
Verschwinden des Sternes, und dennoch ließen sie nicht
nach. Sie haben noch weniger Sicherheit gehabt als du;
sie hatten nur die dunklen Prophezeiungen, und dazu hast
du das voraus, daß du Mich jeden Tag in der heiligen
Kommunion empfängst. Diese sahen Mich nur einmal und
mußten ihr ganzes Leben lang im Glauben leben.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
37 Zweiter Freitag
im Januar 1896
„Warum
vertrauen sie nicht, daß Ich sie sicher, ja ganz sicher zum ewigen Heil führen
werde?“
Lied: Christi
Mutter stand mit Schmerzen...
Jesus:
„Meine Tochter! Ganz in Meine Absichten eingegangen, wie
ein gefügiges Werkzeug in Meiner Hand, mußt du dich
bearbeiten lassen, bald durch den Hammer der Leiden,
bald wieder durch Pinselstriche, die Ich an dir
ausführen will, um dich zu bearbeiten zu einem Bilde,
das Mir und Meinem Vater wohlgefällt. Gib dich darein,
wenn Ich anpoche an deinem Leibe. Du beklagst dich,
Meine Tochter, du seiest dir selber zur Last und man
werde deiner überdrüssig in deiner Familie und unter
denjenigen, die mit dir Umgang haben. Aber wisse, daß
das alles dazugehört, weil Ich will, daß du leiden
sollst, leiden für die Sünder. Siehe, jetzt beginnen
überall in den großen Städten die Faschingsleiden für
Mich. Und siehe, Meine Tochter, wie sich in diesem Jahr
hier in Mainz die Jugend beteiligt an diesen
Teufelsübungen, wie jeder gute Keim, der noch in dem
Völklein steckt, herausgearbeitet wird durch diese
satanische Erfindung des Karnevals.“
Barbara:
„O mein Jesus! Und da soll ich leiden die ganze Zeit
jetzt bis Fastnacht und die ganze Fastenzeit hindurch.
Ja, wie wird es mir aber denn gehen, o Herr, in meiner
Familie, weil meine Schwägerin doch auch nicht gesund
ist. Ja, ich bin bereit zu leiden, wenn es Dein heiliger
Wille ist. Aber, o Herr, bedenke, daß ich doch fremd bin
und niemand habe, der sich um mich kümmern kann. Kein
Priester geht an mein Bett, mir die heilige Kommunion zu
bringen. Siehe, wie verachtet ich von allen Menschen
bin, weil ich in einer Wirtschaft arbeite, wo niemand
etwas Gutes sucht, und wie muß ich meiner Familie
überdrüssig werden. O ich bitte Dich, verschone Deine
arme Dienerin die Woche über, daß ich doch was leisten
kann. Ich will ja gern freitags und samstags leiden,
wenn es Dein heiliger Wille ist, doch bitte ich Dich
sehr, daß ich sonntags auf sein kann und auch die Woche
über.“
Jesus:
„Deine Bitte sei dir gewährt, Meine Tochter! Trete ein,
Meine Tochter, in Mein liebendes Herz. Siehe, wo soll
Ich Meine Freude suchen an den Menschen, die Ich
erschaffen habe, wenn nicht an euch, die ihr Mich noch
kennt. Durchwandere jetzt mit Mir die ganze Welt. Geh
mit Mir in die Klöster, ja siehe, wie überall der
Weltgeist eingedrungen ist, und doch sind dies Meine
Diener und Dienerinnen, die Ich auserwählt habe, denen
Ich den Vorzug gab vor allen Geschöpfen. Sie wollen Mich
lieben, sie wollen Mir dienen, sie wollen aber nicht für
Mich leiden. Wären alle von dem Geist durchdrungen, von
dem sie beseelt sein sollten, von Meinem Geist nämlich,
so würde die Erde umgestaltet werden. Man sucht nicht
Mich, man sucht sich!“
Barbara:
„O Herr, ich empfehle Dir all die klösterlichen
Genossenschaften in der ganzen Welt. Ja siehe, wir alle
sind Menschen. Sie haben doch den besten Teil erwählt,
sie wollen Dir dienen, sie wollen Dir Ersatz leisten für
diejenigen, die Dich vergessen.“
Jesus:
„Ja, Meine Tochter, das ist wahr, das tun sie auch, aber
eine Erneuerung wäre doch überall notwendig, wenigstens
in den meisten Fällen. Und sie sind Meine liebsten
Kinder. Um ihretwillen muß Ich noch den strafenden Arm
Meiner göttlichen Gerechtigkeit zurückhalten, und wäre
Meiner Kirche der Arm nicht gebunden, so würden sich
noch viel mehr entschließen, in den heiligen Ordensstand
einzutreten. Aber doch müßte man mehr darauf
hinarbeiten, daß alle diejenigen, die einmal im
Ordensstand sich befinden, den Glauben, die Hoffnung,
die Liebe recht betätigen, weil das die Haupt- und
Grundtugenden des ganzen christlichen, des ganzen
evangelischen Lebens sind. Was ist denn der Glaube? Der
Glaube ist, etwas für wahr halten, was Gott geoffenbart
hat und uns durch Seine heilige, katholische Kirche zu
glauben vorstellt.
Und Gott hat
durch Mich, Seinen Sohn, geoffenbart, daß Er wirklich und wahrhaft unter euch
wohnt, daß Er euch nicht verlassen hat, daß Er, nachdem Er hinaufgefahren zu
Seinem Vater, doch noch gegenwärtig ist bei euch im Allerheiligsten
Altarsakrament. Sage nun, warum suchen Meine Diener etwas anderes, warum sucht
man den Trost nicht bei Mir, der Ich doch unter euch wohne? Weil der Glaube
nicht lebendig genug ist.
Mein Vater hat
Mich auf die Welt geschickt, um die Hoffnung auf die Erlösung zu erfüllen, und
durch die Hoffnung das Vertrauen in der Menschheit zu erwecken. Und siehe, die
Kirche lehrt es und Meine Kinder beten alle Tage: ,Unser tägliches Brot gib uns
heute.’ Warum vertrauen sie nicht, warum haben sie nicht das Vertrauen, daß Ich
es ihnen geben werde, da Ich ihr Vater bin, und Ich unter ihnen wohne, und daß
Ich ihr Leiden lindern werde? Warum vertrauen sie nicht, daß Ich sie sicher, ja
ganz sicher zum ewigen Heil führen werde? Warum hoffen sie nicht auf Meine Güte?
Warum vertrauen sie nicht, daß, wenn sie einstimmig zu Mir rufen in der Not, Ich
ihre Bitten gewähren werde?
Ja, rufet Mich
an zur Zeit der Not, und Ich werde euch nicht ohne Hilfe lassen, und Ich, euer
Gott, verspreche euch, so ihr Mich anruft in allen Bedrängnissen, daß Ich euch
zu Hilfe kommen werde. Noch ist es Zeit, noch haben die Gottlosen nicht über
euch triumphiert. Mögen Meine Diener fortfahren in diesem Eifer, den Ich an
ihnen loben muß, mögen sie fortfahren, Mein Volk zu unterrichten, so will Ich
ihnen versprechen, daß der Arm Meiner Gerechtigkeit sich zurückziehen soll, daß
Meine Kirche neu aufblühen wird und zu großer Ehre vor den Völkern gelangen
soll. O sage ihnen, wie ohnmächtig Satan ist mit all seinen Kindern und
Kindeskindern, mit all seinen Helfern, wenn Meine Diener die Waffen ihnen
entgegenhalten, die Ich ihnen in die Hand geben will.
Darum sage Ich
ihnen immer und immer wieder: Mut und Vertrauen! Die Gewalt, die sie besitzen,
läßt sich nicht einschüchtern durch irdische Gewalt, auch nicht durch die Gewalt
der Finsternis; denn alle sind Geschöpfe. Ohnmächtig sinken sie zu Boden, wenn
Ich Mein Haupt erhebe, Mein Haupt in Meiner Kirche, und wenn die richtige Zeit
gekommen ist, werde Ich es tun. Darum sage Ich dir, die Kirche war von jeher
einig, heilig, apostolisch und katholisch, aber sie muß es ganz besonders in
diesen Tagen sein. Der Abfall ausgearteter Christen soll hundertfach ersetzt
werden.
Seid freigebig
ihr Reichen, unterstützt Meine Diener, seid wohlwollend ihr Diener der Kirche,
seid klug wie die Schlange und einfältig wie die Taube, denn das Reich Gottes
liegt in eurer Hand.
Darum möchte
Ich unter euch jedes Unkraut ausgerottet wissen und darum nehmet auf, was Ich
euch durch Meine arme, kleine Dienerin sagen lasse. Dieses unmündige Werkzeug in
Meiner Hand muß euch erkennen lassen, daß Ich es bin, Ich der Herr, euer Gott.
Und nun kommt mit Mir und lernt die Liebe, lernet die Liebe von Mir im
Allerheiligsten Sakrament des Altares. O seht, was bannt Mich denn unter euch?
Was hält Mich
zu einem Gefangenen in der Gefangenschaft unter euch? Was ist es, daß Ich Mich
unter euch stelle, unter euren Gehorsam, ihr Meine Diener? Daß Ich zu jeder
Stunde euch zu Gebote stehe? Es ist die Liebe! Die Liebe hält Mich hier, die
Liebe zu Meinen Geschöpfen, zu Meinen Ebenbildern, zu Meinen Gleichgesinnten.
Und sehet, Meine Diener! Unter diesem verkommenen Volk habe Ich doch noch
Seelen, die gleichgesinnt sind mit Mir, habe Ich doch noch solche, die Mich
lieben, die Meinen Vater lieben, weil Ich Ihn liebe, und darum auf Mich
vertrauen. Es sind dies jene Seelen, die zurückgesetzt und hinausgestoßen von
der Welt, ihrem Gott dienen wollen, und um ihretwillen vergesse Ich all den
Undank, den jene Seelen Mir bereiten, die Ich erschaffen und die Meiner
vergessen. O die Gefahren sind groß, Meine Liebe ist aber noch viel, viel
größer!
Wenn das
israelitische Volk auf Abwege gekommen war, habe Ich unter ihnen die Propheten
erweckt, heilige Männer. Ich habe Mein Volk heimgesucht mit Strafen, und durch
die Propheten, die es dann Meinem Volk verkündigen mußten, warum Ich sie
strafte, habe Ich Mein Volk zurückgeführt. Und so tue Ich, solange die Welt
steht.
Ihr seid das
israelitische Volk, das Volk Gottes, die Heerführer Israels, ihr Meine Diener,
ihr Bischöfe und Priester der katholischen Kirche.“
Barbara:
„O mein Jesus! Wird das alles nutzen, wenn es die Kirche
nicht annimmt?“
Jesus:
„Sie nimmt es an.“
Barbara:
„O Herr, ich danke Dir für all die Belehrungen, die Du
mir gibst. Verzeihe mir nur auch all meine Bosheit und
Sünden. Ach, ich habe immer so Angst, daß ich Dir nicht
treu genug diene. O Herr, sollen die Schwestern in N.
die Stiftung annehmen?“
Jesus:
„Ja, sie sollen sie annehmen; Ich werde für das Weitere
sorgen.“
Barbara:
„O Herr, ich bitte Dich, gib ihnen ein gutes Examen.“
Jesus:
„Ja, Ich werde es tun, weil sie Meine Dienerinnen sind.“
Barbara:
„O Herr, ich bitte Dich für N., halte sie immer an der
Hand, segne sie, laß sie nicht auf Irrwege kommen.“
Jesus:
„Ja, um des Gebetes willen und weil sie selbst doch
immer guten Willen hat, weil sie nur viel durch die
Umstände in dieses hitzige Temperament hineingekommen
ist durch jene betrügerische, heuchlerische Person, die
Ich ausstreichen will aus Meinem Gedächtnis.“
Luise bat sehr
auch für diese, erhielt aber die Antwort:
Jesus:
„Ich sehe sie ganz finster, sie ist auf bösen Wegen, sie
hat zuviel ungerechtes Gut.“
Luise:
„O Herr, ich bitte Dich für N., daß er doch Dich
wiederfindet.“
Jesus:
„Ich will ihn auf die Stundenuhr der Barmherzigkeit
einschreiben lassen.“
Barbara:
Ich sehe ihn auf einem hellen Pfad zurückkommen.
Inhaltsverzeichnis Band 1
38 Zweiter Samstag
im Januar 1896
Nach der
heiligen Kommunion belehrte sie Jesus über die drei Kämpfe, die sie schon
durchgemacht habe. Zuerst habe sie den Kampf mit den eigenen Neigungen
durchfechten müssen, mit der Wahl zwischen Jesus und einem irdischen Bräutigam,
dabei habe sie zugleich ihre Jugendsünden abgebüßt. Mit dem darauffolgenden
äußeren Kampf, den sie in ihrer Familie zu bestehen hatte – mit dem wankenden
Entschluß, gegen allen Widerspruch dieses Leben zu führen und in M.
auszuharren – , sei sie dann in eine weitere Stufe eingetreten, weil schon ein
viel lebendigerer Glaube dazu gehört, sich ohne irgendeine zeitliche Aussicht
nur Gott hinzugeben.
Der dritte
Kampf, den sie jetzt noch nicht ausgefochten habe, sei der Kampf mit den
Zweifeln und Ängsten, den sie aber in sich selber ausfechten müsse, und aus dem
sie kein anderer herausreißen könne. Er werde ihr aber immer wieder zur rechten
Zeit mit Erleuchtungen beistehen. Wenn sie diesen Kampf gut überstanden, dann
komme sie auf den Weg, der ihr am Dreikönigstag gezeigt worden sei.
Inhaltsverzeichnis Band 1
39 Zweiter Sonntag
im Januar 1896
„Du trauerst
für dich, ja trauere du für Mich, du Närrin!“
Lied: Wir beten
an...
Barbara:
„In Vereinigung mit einem Priester, der Dich jetzt auf
dem Altar Deinem himmlischen Vater opfert zur Sühne für
die Sünden der Welt, will ich jetzt leiden, um Sühne und
Abbitte zu leisten für all die Beleidigungen, die Deinem
liebenden Herzen zugefügt werden von mir und allen
Menschen, besonders denjenigen, die sich dem heiligen
Meßopfer entziehen. Du willst, daß ich leide für die
Sünder. O gib mir denn auch die Kraft und das Vertrauen,
daß ich alles hinnehme und mich Dir hingebe, wie Du
willst.
Mein Jesus,
niemand glaubt, daß Du das Leiden mir zugeschickt, nicht allein für mich,
sondern auch für andere. Man lächelt darüber und sagt gleichgültig, nun ja, es
ist Täuschung. Was soll ich nun davon halten, da ich der Täuschung nicht
entgehen kann?
An mir hast Du
die Proben der Wirklichkeit erfüllt, soll ich es auch für Täuschung halten?
Warum hast Du mich hierhergeführt, warum anders, als daß ich der Welt zum
Gespötte sein soll? Nun ja, o Herr, so will ich mich um Deinetwillen verspotten
und belächeln lassen. Ich will alles tragen, wie Du es willst, nicht wie ich es
will, und ich will es Dir aufopfern für die Sünden der Welt. Was soll es denn
sein? O vermehre doch in mir den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, daß ich
ausharre, denn mein Geist liegt in einer Nacht, die sich keinen Ausweg zu finden
weiß.“
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, so brauche Ich Seelen. Beruhige
dich! Einmal wird die Nacht zu einem hellen Tag.“
Barbara:
„Ja, Herr, weil so was noch nicht vorgekommen ist, kennt
sich niemand aus. O ich bin heute so traurig, ich kann
mir gar nicht helfen. O mein Jesus!“
Jesus:
„Du trauerst für dich, ja trauere du für Mich, du
Närrin! Trauere du um den Verlust so vieler Seelen, die
trotz der vielen Gnaden und Gnadenmittel, die Ich
angeordnet habe in Meiner Kirche, sie dennoch nicht
gebrauchen und verlorengehen, ja, sie sogar mißbrauchen
zu ihrem Verderben.
Sieh hinein in
die Familien, wie es da zugeht. Der Mann geht herum und sucht sein Vergnügen,
und die Frau und die Kinder müssen darben im bittersten Elend. Dort ist der Mann
noch etwas zurückhaltend, aber die Frau kümmert sich nicht um die
Kindererziehung, und die Kinder, Meine Ebenbilder, sind sich selbst überlassen.
Welche Zerrüttungen in den Familien! Und niemand ist da, der diesem Strom
Einhalt gebieten kann. Ja, dafür mußt du leiden, für all die zerrütteten
Familien, die der Zeitgeist aufgelöst hat. Die Zerrüttung deiner Nerven ist ein
Bild der zerrütteten christlichen Familien, die doch Mir geweiht sein sollen.
Leide und
opfere und sühne, Meine Tochter, und kümmere dich nicht, ob man sagt, es sei
Täuschung oder es sei ein Leiden von Mir. Du mußt auch alles nicht so aufnehmen,
Meine Tochter! Ich habe dir gestern früh gesagt, daß du diesen Kampf selbst
austragen mußt, daß dir aber das Verdienst bleibt, und daß du durch diesen Kampf
zum Sieg gelangst.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
40 Dritter
Donnerstag im Januar 1896
„Siehe, Meine
Tochter, Mein Blut klebt an jeder Seele!“
Lied: Aus Lieb
verwundeter Jesus mein,...
Barbara:
„O unendlicher Gott, o mein Jesus! Ja, Du machst mir
einen Zeigefinger. O Herr, ich habe es ja wohl verdient.
O verzeih mir meinen großen, abscheulichen Undank. O
Jesus, was war das doch nur, daß ich so entsetzlich
geängstigt war die letzte Zeit? Du weißt doch, daß ich
fest glaube, daß Du es bist, und daß ich noch nicht mit
Bedacht gezweifelt, außer wenn die Versuchungen so groß
wurden und mich zu solcher Zeit verwirrten und
überwältigten, dann glaube ich Deinem Diener mehr als
Dir, weil Du mir ihn an Deiner Statt gegeben hast.“
Jesus:
„Deswegen verbiete Ich dir, Meine Tochter, dich noch je
einmal irgendwo anders zu befragen als bei deinem
Beichtvater. Ihn habe Ich gesetzt, dich zu beurteilen,
und er hat das Recht, über dich zu verfügen, soweit Ich
ihm die Gewalt gebe. Denn in erster Linie steht Meine
Gewalt, und die habe Ich über deinen Geist. Dein Geist
ist Meinem Geist unterworfen, und du hast deinen Geist
Meinem Diener zu offenbaren, und er hat dich zu
beurteilen nach dem Maßstab des Glaubens. Ich habe dich
gesetzt als ein Zeichen, das Ich den Völkern geben will,
wie Ich immer tue zu Zeiten, wo Mein Volk abgewichen ist
vom rechten Wege, und wenn Ich im Begriff stehe,
dasselbe strafen zu wollen.
Du sollst
Meinem Volk ankündigen, daß der Arm Meiner Gerechtigkeit gespannt ist auf die
Völker, und daß diesem Arm Einhalt getan werden kann durch die Buße und durch
die Besserung der einzelnen Seelen, und daß dieses erstrebt werden muß und
geleistet werden soll von jenen Seelen, die Ich durch Meine Gnade und durch
Meine Liebe an Mich gezogen habe. Ich habe nur eine wahre Kirche gestiftet, und
dies ist die katholische Kirche. Ich habe ihnen Meinen Geist hinterlassen und
dieser Geist soll in jedem Meiner Diener sich äußern. Er soll Meinen Kindern
Meine Geheimnisse erschließen: Tut Buße, tut Buße, ihr Völker, denn das Gericht
ist nahe! So soll von allen Kanzeln herab und von allen Beichtstühlen heraus
Meinen Kindern entgegengerufen werden, denn Ich bin ein gar guter Gott. Meine
Kinder sind Meine Ebenbilder, auch wenn sie die Züge Meines Bildes, das sie an
sich tragen, noch so sehr verzerrt haben durch die Sünde und durch die Laster.
Siehe, Meine Tochter, Mein Blut klebt an jeder Seele!“
Barbara:
„O Herr, kannst Du denn verzeihen, daß ich so undankbar
gewesen bin diese Woche?“
Jesus:
„Ich habe Satan Gewalt über dich gelassen. Ich habe ihm
gesagt, gehe du hin und prüfe Meine Tochter! Und dies
war der Einfluß Satans. Ich habe dir aber gesagt in der
heiligen Fastenzeit, daß Mein Geist nur Liebe und Friede
ist, und daß, wenn Unfriede und Unruhe sich in deinem
Herzen regen, dies nicht von Meinem Geist herkommen
kann, und daß du dir dies merken sollst für alle
Zukunft. Ich will in dir und aus dir reden, und Meine
Diener sollen dir glauben. Es wird für sie von großem
Gewinn sein und für andere; denn sie sind die Heerführer
Meines Volkes Israel. Es ist schlimm, schlimmer als je
seit Erschaffung der Welt, weil der Glaube zu sehr
geschwunden ist. Siehe, bevor Ich auf Erden war
erschienen, war das Volk im Heidentum versunken, es war
ungläubig, abergläubisch und trieb allerlei Greuel und
Schandtaten. Auch sie waren gesunken durch sich selbst,
durch die Sünde.
Aber doch war
seit Erschaffung der Welt noch nie ein Volk so tief gesunken wie jetzt, daß es
in sich nicht einmal den Drang fühlt, nach einem höheren Wesen zu suchen. Jetzt
will man alles aus der Welt hinausschaffen, jeden Gedanken, der an Mich erinnern
könnte, der das Gewissen beunruhigen könnte, man will sich einschläfern und sagt
kurzweg: ,Es ist kein Gott, machen wir uns ein vergnügtes Leben’, und dann
wollen wir verschwinden und vertilgt sein wie jedes andere unvernünftige
Geschöpf. Darum geht hinaus, Meine Diener, unter die Völker und schleudert
unablässig ihnen die Worte entgegen: Tut Buße, tut Buße, denn das Gericht ist
nahe! Und wer euch hört, Meine Diener, soll gerettet werden.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich danke Dir im Namen aller Menschen,
die es nicht tun, und ich vereinige mich mit allen, die
Dankbarkeit und Liebe Dir entgegenbringen, insbesondere
mit meinen beiden Mitschwestern. O siehe, wenn sie nicht
wären, wäre ich diese Woche noch tiefer gefallen, noch
viel undankbarer gewesen. O verzeih! Man sagt, so was
sei noch nicht dagewesen, und da kommen mir dann immer
wieder die Zweifel, weil ich selbst nicht weiß, wo man
etwas Gutes an mir zu finden wüßte. Wie kannst Du nur
das geringste Gute an mir finden und Dich so unendlich
zu mir herablassen?“
Jesus:
„Beruhige dich nur, Meine Tochter, und komme, Ich will
dir ein Bild zeigen, das dich gewiß recht trösten wird!“
(Er zeigte ihr
die ganze Menschheit in zwei Teile geschieden.)
„Siehe, das
sind die Meinen, und das sind diejenigen, die gegen Mich sind. Diese sind
einfach und schlicht in ihrem Äußeren, und in ihrem Inneren bescheiden, demütig
und gläubig. Sie schauen auf Mich, und das ist ihr einziger Trost, und so geht
ihre Lebenszeit vorüber. Leiden und Bekümmernisse sind ihnen nicht erspart, aber
siehe, sie sind immer um Mich geschart, und siehe, wie Ich den Trost in ihr
kummervolles Leben hineinsenke, wie es immer versüßt wird durch Mich, und auf
einmal jetzt stehen sie an der Schwelle der Ewigkeit. Jetzt nur noch einen
einzigen harten Kampf, und dann ist alles vorüber. Siehe, mit ausgestreckten
Armen komme Ich ihnen entgegen und die ganze Ewigkeit hindurch sind sie Meine
Kinder; sie teilen das Reich mit Mir, das Ich ihnen zubereitet habe. Ewig
glücklich!“
Barbara:
„O ich will Dir treu bleiben, o Herr, ich will glauben,
o zeige mir doch nicht das andere Bild.“
Luise bat um
geistige Gnaden.
Jesus:
„Ja, Ich bin freigebig mit Meiner Gnade, aber nur gegen
jene, die sich auch darauf vorbereiten.“
Barbara:
„O gib doch dem kranken Theologen N. eine bessere
Gesundheit und mache ihn zu einem heiligen Priester.“
Jesus:
„Das wird er auch, und durch die Leiden muß er die
Sünden anderer büßen. Ich tue es immer so, daß Ich
Lämmchen unter den Wölfen habe, die all die Schuld auf
sich nehmen müssen, um Seelen zu gewinnen. Er hat eine
große Seele, einen starken Geist; Ich habe ihn in Meiner
Hand. Wißt ihr auch, was den Regens im Priesterseminar
zu dem gemacht hat, was er ist? Sein lebendiger Glaube
und seine Liebe, und das können alle Priester erlangen,
wenn sie sich so wie Mein Diener N. Mir hingeben, einen
kindlichen, lebendigen Glauben haben. Er ist die Zierde
dieses Hauses. Es ist die Heiligkeit der Priester in ihm
verwirklicht. Man hätte in dem Priesterseminar noch
Meinen Diener N. lassen mögen. Er war verkannt. Er ist
ein Diener nach Meinem Herzen; denn je tiefer eine Seele
hinabsteigt, desto höher hebe Ich sie empor zu Meiner
Gnade.“
Barbara:
„O Herr, ich bitte für die Seelen von N. und N.“
Die eine ist noch nicht im
Himmel. Ich sehe eine Hand sich ausstrecken, die um Hilfe fleht.
Inhaltsverzeichnis Band 1
41 Tag vor dem
Fest der Heiligen Familie 1896
Leider war
Luise nicht dabei, und es wurde nichts aufgeschrieben. Barbara wurde in die
Heilige Familie geführt. Jesus sagte, Er habe tausend Wege gehabt, die Welt zu
erlösen. Er hätte aber den Weg der Familie benützt, um die christliche Familie
damit zu heiligen. Die Allerheiligste Dreifaltigkeit wäre von Ewigkeit her die
erste Familie gewesen. Barbara beklagte sich gar sehr, daß sie die heilige
Kommunion an zwei Tagen nicht empfangen konnte. Da kam die liebe Mutter Gottes
und sagte, indem Sie ihr das Jesuskind kurze Zeit auf die Arme gab:
Maria:
„Zum Ersatz für die zwei heiligen Kommunionen bringe Ich
dir Mein Kind. Jetzt kannst du dich nicht mehr
beklagen.“
Das Jesuskind
auf den Armen sang Barbara Loblieder.
Am 29. Januar
1896 erschien ihr Pater Alphons und sagte:
Pater Alphons:
„Es ist nicht nötig, daß man für mich einen
Trauergottesdienst hält, man solle eher einen
Gottesdienst halten für das, was ich erlangt.“ Er habe
am Tage des Geburtstages der N. (verstorbene Nichte von
Barbara, deren Tod ihm von Gott als ein Zeichen gegeben
war) sterben müssen, weil Jesus wolle, daß das
Allerheiligste Sakrament des Altares verehrt werde.
Inhaltsverzeichnis Band 1
42 Vierter Freitag
im Januar 1896
„Aber nur zu
jenen kann Ich kommen, die auch nach Mir verlangen.“
Lied: O Kreuz, o
heiliges Zeichen...
Barbara:
„O mein Herr und mein Gott! Würdige mich, Dich zu loben,
zu preisen und zu verherrlichen! Ist es möglich, daß Du
mich ansiehst, nachdem ich Dich gleichsam von mir
gestoßen, und durch meine Zweifel und vielen unnötigen
Gedanken und Sorgen mich Deiner Gunstbezeugungen ganz
unwürdig gemacht? O verzeihe mir! O unendliche Majestät,
o mein Jesus!
Was war doch
nur die Ursache, und woher kommt es doch, daß ich manchmal Dich so ganz und gar
vergesse; denn wenn ich fest glaubte, daß Du es bist, Der mit mir redet, könnte
der Satan nicht in mir solche Zweifel zuwege bringen.“
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, das ist die Sünde, und das sind
die Folgen der Sünde, die Strafen. Du hast in dir immer
noch den Keim, das Überbleibsel von den zwar erkannten
und gebeichteten und verziehenen Sünden, aber die Strafe
und die Folgen davon sind immer noch nicht ganz
abgebüßt, und diese bereiten dir die Zweifel und Ängste,
weil alles das wirklich in dir gesteckt ist, was du
jetzt bezweifelst. Aber siehe, Meine Barmherzigkeit ist
unendlich groß, und Meine Liebe zu dir und zu allen
Menschen übersteigt alles Maß der Sünde. Siehe, Ich will
unter euch wohnen, Ich habe euch zusammengeführt, um
Mich in euch manchmal zu trösten, um Mir eine glückliche
Stunde zu bereiten, wie sich die Menschen so ausdrücken
in eurer Unterhaltung, in eurer Mitte. Ihr sollt Mir ein
Werkzeug sein, worin recht deutlich Meine Barmherzigkeit
und Meine Liebe zu den Menschen und Mein Wohnen unter
ihnen zutage tritt.
Die Menschen
sollen wieder einmal sehen, wie unendlich gut Ich bin, und wie Ich Meine Füße
wund lief, als Ich unter euch weilte auf Erden, um alle Meine lieben Freunde und
die Freunde Meiner Eltern zu besuchen, ihnen den himmlischen Trost zu spenden
durch Meine wirkliche, wahrhafte Gegenwart unter ihnen. So sollen die Menschen
jetzt sehen, daß Ich noch derselbe Gott bin wie damals, und daß dieselbe Liebe
noch in Meinem Herzen schlägt wie damals, im Allerheiligsten Altarsakrament.
Aber nur zu jenen kann Ich kommen, die auch nach Mir verlangen, die Mich gerne
unter sich sehen, die Vergnügen haben an Meiner Gesellschaft, und das sind jene
reinen, jene braven Seelen, die ausgetreten sind aus jener Gesellschaft der
Gottlosen, die gern in Meinem Gezelt wohnen.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich danke Dir für Deine unendliche Liebe,
für Deine unendliche Herablassung. O könnten wir doch in
unsere Gemeinschaft alle Menschen einschließen. O
könnten wir doch alle Dir entgegenbringen, allen sagen,
wie gut Du bist! Aber siehe, die Verblendeten, sie
begreifen es doch nicht.“
Jesus:
„Darum trete mal ein bißchen näher, Meine Tochter! Sage
Meiner Luise Meinen Dank, ja Meinen herzlichsten Dank
für alle Mühe, die sie sich gibt, Meine Worte
aufzuschreiben, und sage ihr, daß eine kostbare Krone
auf sie wartet. Sie möge sich nicht mehr beeinflussen
lassen von dem Geiste der Welt, sie möge trachten, zu
jeder Stunde des Tages bereit zu sein, wenn Ich sie
rufen will, Meine Worte anzuhören. Sage Lieschen, jener
Student wäre gerettet, sage ihr, daß alle ihre Schritte
gezählt seien, die sie um seinetwillen getan; ihre Krone
sei um vieles verschönert worden durch die
Verdemütigung, die sie auf sich genommen hat, daß sie
für ihn stundenlang von Tür zu Tür betteln ging, um
Meinem Diener zu helfen. Freut euch und frohlocket, denn
euer Lohn ist groß im Himmel. Fahret fort, Meine Kinder,
auf dem betretenen Weg, und wenn auch einmal euch etwas
nicht gelingt, dann seid nicht betrübt darüber; denn ihr
seid Kinder Adams, die immer noch Adamsschuld an sich
tragen, und darum sich auch manchmal einer Verdemütigung
unterwerfen müssen, die recht gut am Platze ist.
Verstehst du Mich?“
Barbara:
„Nein, Herr, ich verstehe das nicht, wie Du das meinst.“
Jesus:
„Ja, Ich meine es so: Ihr seid Adamskinder und täglich
zum Fall geneigt, und daß ihr infolgedessen auch oft
wieder fallen werdet, und diese Fehler müssen gebüßt und
gesühnt werden. Darum wird euch auch manches in die
Quere kommen, und das nehmt an zur Strafe eurer Sünden.
Somit könnt ihr alle Strafen in dieser Welt abbüßen und
braucht nicht zu warten bis in die Ewigkeit, und Ich
verspreche euch, so ihr fortfahrt im Glauben, im
Vertrauen und in der Liebe zu Mir, daß ihr ohne
Fegefeuer eingeht in die himmlischen Freuden. Aber du
mußt dich noch ganz besonders bessern in den Zweifeln!
Siehe, was für Wohltaten Ich dir schon erwiesen, siehe,
wie Ich dich auf fette Weiden geführt, wie Ich dich
angenommen habe als ein Kind Meines Hauses, das täglich
an Meinem Tische sitzt. Ich habe dir alles erfüllt, was
Ich dir schon lange, lange her in deiner Jugendzeit
versprochen habe.
Ich habe dich
unter den Schutz einer Frau gestellt, die, wenn sie auch manchmal eine harte
Schale zeigt, doch einen sehr guten Kern in sich birgt gegen dich, und doch bist
du so undankbar gegen Mich. Ich habe dir so gute Freundinnen gegeben, die in
allem dir beistehen und dich beschützen. Ich habe dir deine Lage so
eingerichtet, daß du keine Ausrede mehr hast, wenn Ich kommen will, und doch
bist du immer noch so hochfahrend. Schäme dich! Was brauchst du herumzugehen und
zu fragen bei diesem und jenem. Du hast deinen Beichtvater; bleibe bei dem und
überlaß das andere Mir. Das andere frage Mich! Du wirst nie zum Frieden kommen,
solange du fragst bei Menschen; denn Meine Wege sind nicht eure Wege, und Meine
Gedanken sind nicht eure Gedanken. Ich will den Menschen zeigen, wie gut Ich
bin, um den Frommen Mut zu machen, daß sie mit Vertrauen sich Mir nahen, um den
Priestern zu zeigen, daß Ich unter ihnen wohne, daß Ich ihr Haupt bin, ihr Herr
und Meister, aber auch ihr Bruder, ihr Zeitgenosse, ihr Gleichgesinnter.
Sage dieses nur
Meinen Dienern, daß sie alle diese Worte, diese Titel, die Ich mir beilege, wohl
beherzigen mögen; denn in jedem liegt ein besonderer Zweck, den zu erreichen sie
sich bestreben sollen. Sie sollen Mich als ihr Haupt ehren und anbeten, als
ihren Meister lieben und Mir dienen, als ihr Zeitgenosse sich umsehen in der
Welt, was zu tun ist und wo es fehlt, und wie der Same ausgestreut ist, damit er
Früchte bringe auf dem harten, steinigen Felsen der Herzen der Menschen, die zu
bebauen Ich ihnen anvertraut habe als ihr Gleichgesinnter, das heißt, daß sie
gesinnt sein sollen, wie Ich gesinnt war und wie Ich noch gesinnt bin gegen alle
Menschen. Ich möchte alle Menschen retten. Und mit welchem Schmerz muß Ich Tag
für Tag zusehen, daß so viele Menschen verlorengehen. Der Strom, der
abwärtsfließt und immer schneller fließt, ist nicht mehr aufzuhalten. Darum
möchten sie einen Damm errichten, wie Ich dir schon einmal gesagt habe, durch
alle die ihnen zu Gebote stehenden Mittel, die Ich ihnen in reicher Fülle
niedergelegt habe in ihre priesterliche Gewalt, daß doch alle Meine Diener
dieses hörten und wohl beherzigen möchten. O daß doch alle Meine Diener
durchdrungen wären von Meinem Geiste!
Aber siehe,
Meine Tochter, wie viele sind es nicht mehr. Wie viele lassen sich beeinflussen
von dem Geiste der wider Mich streitet, von dem Geist der Welt und der
Finsternis. Es ist wahr, ein Volk zu bekehren, das gleich den halsstarrigen
Juden und den stolzen Pharisäern Mir gegenübersteht, ist eine Aufgabe, die den
Mut, den ganzen Mut eines Gottgesalbten verlangt.
Aber siehe, es
geht! Die Zeit eilt schnell dahin! Was schadet es, was hat es Mir geschadet, daß
Ich in der Blüte Meiner Jahre Mich hinschlachten ließ? Bin Ich ja deswegen
gekommen zu den Kindern Adams! Was schadet es ihnen, Meinen Dienern, ein paar
Jährchen früher oder später. Je eher die Ernte reift, desto besser für die
Garben, kommen sie ja auch um so schneller in die Scheune des Vaterhauses.
O ihr frommen
Seelen, die ihr euch verborgen in den Winkeln der Welt zurückgedrängt fühlt,
sehet, höret Meine Stimme, die Stimme eures Geliebten, die euch zuruft die
Worte: O sorget, daß recht viele und recht gute Arbeiter in Meinen Weinberg
kommen werden. Ihr aber, die ihr das Glück habt, bereits in diesen Weinberg
geschickt zu sein, die ihr bereits euren Posten eingenommen habt, o füllet ihn
gut aus! Scheut nicht den Schweiß, der von eurer Stirne rinnt, scheuet auch
nicht die blutigen Hände und Füße, die ihr durch Graben, durch Arbeit, durch
Abmühen, Tag für Tag, euch zubereitet habt. Ich habe euch gesagt, daß ihr die
Märtyrer des Christentums sein sollt, des neuen Christentums.
Denn einmal
wurde das Christentum ausgesät und aufgebaut durch das Blut der Märtyrer im
Anfang, und jetzt soll zum zweiten Male ein neues Christentum erstehen.
Umgestaltet soll die Erde werden, umgeschaffen, denn noch nie, seit Ich und Mein
Vater und der Heilige Geist die Welt erschuf, war es soweit gekommen, wie es
jetzt ist. Immer sehnten sich die Völker nach einem höheren Wesen, um ein Wesen
zu kennen und anzubeten, das mehr sein müßte, als sie waren. Jetzt will man den
Glauben an ein höheres Wesen vertilgen unter Meinen Völkern. Männer, die Meinen
Geist in sich ausgegossen, in sich verwirklichen, müssen Meine Völker belehren.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich danke Dir im Namen aller derer, die
mit mir an Dich glauben, aber ich bitte Dich, solange N.
nicht überzeugt ist von all dem, was Du mit mir
sprichst, solange er kein Zeichen von Dir empfangen,
wird er nie wagen, davon zu sprechen. Ich bitte Dich, Du
mußt ihn überzeugen, ihm aber auch mehr Ruhe
verschaffen.“
Jesus:
„Ich verlange nur mehr Vertrauen, mehr Glauben und mehr
Liebe! Bin Ich anders geworden, als Ich war? Nein, Ich
bin noch derselbe. N. soll nur mit seinem Vorgesetzten
darüber sprechen. Man soll sich nur mit unbegrenztem
Vertrauen Mir in die Arme werfen, mit Liebe Mich und all
die Meinigen umfassen, und Ich verspreche ihm, daß Mein
Geist einziehen wird. Was sie verlangen und was sie
bedürfen, ihre Bedürfnisse sollen befriedigt werden, und
solange sie dieses nicht tun, wird alles umsonst sein.
Ich mache niemand Vorwürfe, Ich bin zufrieden mit jedem
Meiner Geschöpfe, wenn es nur noch einigermaßen einen
guten Willen und ein gutes Herz Mir entgegenbringt.
Siehe, wie bin
Ich mit den Menschen, als Ich auf Erden weilte, umgegangen, wie ertrug Ich all
die Verbrechen, all die Gottlosigkeit, die unter Meinen Augen vor sich gingen,
und wie war Ich stets bemüht, sie Meinem himmlischen Vater zuzuführen, ohne Mich
ihnen jedoch aufgezwungen zu haben. Trotz all der Verbrechen Meiner Geschöpfe
ging Ich Tag für Tag den Weg, Wohltaten zu spenden. Wohlwollen und Liebe
begleiteten und beflügelten Meine Schritte. Wo Ich Meine Füße hinsetzte, brachte
Ich den Frieden mit, jenen Herzen, die Meinen Frieden wollten, die den Frieden
suchten; wer ihn anderswo sucht, als bei Mir, mag vergebens suchen.
Das ist die
große Aufgabe Meiner Kirche, Meiner Diener. Mögen sie Tag für Tag fortfahren
immer in derselben Liebe, immer in demselben Geist auszusäen. Die Zeit der Ernte
kommt, wo Ich Meine Schnitter aussenden werde. Diese ernten, die Ernte aber
gehört doch denjenigen, die ausgesät haben. Diese sollen in der Ewigkeit
genießen die Garben. Das müssen alle Meine Diener wohl verstehen und sich zu
Herzen nehmen, damit sie sich ja keine Mühe und Sorgfalt ersparen und
unbekümmert sind um die Zeit der Ernte; sie reift doch zu jeder Zeit! Sie sollen
sich aber auch nicht grämen und betrüben über den Undank, den sie zu erwarten
haben; denn der Jünger ist nicht mehr als der Meister und der Knecht nicht mehr
als sein Herr. Und nun lebe wohl, Meine Tochter, für heute!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
43 Fünfter Freitag
im Januar 1896
„Du sollst
deine Vernunft dem Glauben unterwerfen, deine Seele herrschen lassen über deinen
Leib.“
Lied: Wenn wir ein
Lied voll Liebe...
Jesus:
„Meine Tochter! Höre die Stimme, die in dir spricht;
denn du bist Mein. Ich habe Besitz genommen von deiner
Seele, und darum sollst du dich jederzeit mit Freuden,
mit Opferwilligkeit hingeben, sooft in dir die Stimme
redet; denn es ist etwas Großes um den Gehorsam. Viele
Liebhaber habe Ich unter Meinen Dienern und Dienerinnen,
aber doch wenige, die erkennen, daß Mein Geist ihren
Geist leiten muß, und die darum sich ganz und gar von
ihrem Geist beherrschen lassen. Ich will aber, daß du
weder auf die Regungen der Natur, noch auf die
Einflüsterung Satans, noch auf die Einwirkungen von
anderen Menschen hören sollst. Du sollst deine Vernunft
dem Glauben unterwerfen, deine Seele herrschen lassen
über deinen Leib. Die menschliche Natur sucht immer das
Bequeme, das ihr am meisten Zusagende. Darum finde Ich
so wenige Liebhaber des Kreuzes. Ich lebe aber in Meiner
Kirche, Mein Geist lebt in ihr, und dieser Geist teilt
sich mit jedem einzelnen Glied dieser Meiner Kirche, und
das um so mehr, je mehr sich die Seele beeinflussen läßt
von diesem Geiste.
Ich habe dich
berufen, daß du der Welt zeigst, was Ich in einer Seele wirke, in der Mein Geist
herrscht, weil Ich will, daß Meine Diener besonders darauf hinarbeiten sollen,
daß der jungfräuliche Stand zu Ehren gelange, daß ihm jenes Recht eingeräumt
werde, das ihm gebührt. Jungfrauen in der Welt, sie sollen Meine Apostel sein.
In ihnen will Ich wirken, ihnen will Ich Meinen Geist mitteilen, damit die Welt
sieht und erkennt, warum Ich Selbst jungfräulich leben wollte, denn allzu
verschmäht ist dieser Stand, und man strebt nur, seine sinnliche Begierlichkeit
zu befriedigen, Güter aufzuhäufen, aber Mir wird wenig Ehre gebracht. Darum
sollen neben dem Ehestand die Jungfrauen bestehen. Sie sollen Achtung und Ehre
genießen, wie auch all die anderen Stände, damit sich mehr in der Familie dazu
entschließen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Wie lange ist es schon, daß ich diese
Sprache rede, daß ich Deine Stimme höre, und was nützt
es, was hat es mir genützt, dieser Stimme zu folgen? Ich
habe Dir ja vieles zu verdanken und danke Dir für die
vielen Gnaden, die Du mir verliehen, für die wunderbare
Führung, die ich aufzuweisen habe, aber was kann das
anderen nützen, da niemand darauf achtet, da ich nur zu
tauben Ohren rede!“
Jesus:
„Ja, was kümmerst du dich um andere! Das andere
überlasse anderen! Kümmere dich nur um dich, daß dein
Leben gut verfließe, harre aus bis an das Ende, mehr
verlange Ich nicht von dir. Werde nicht mutlos, Meine
Tochter!
Aber siehe, Ich
verlange, daß die oftmalige heilige Kommunion überall gefördert werde, damit
auch diejenigen, die das Opfer der Jungfräulichkeit bringen, die Kraft besitzen,
um allen Gefahren zu widerstehen. Wird es auch hie und da vielleicht mißbraucht,
die Mehrzahl deckt einzelne Fälle, wie es ja in allen Ständen und jedem Beruf
überall Menschen gibt, die ihre Würde verunehren. Was habe Ich nicht für Judasse
von Anfang bis zum Ende der Welt unter Meinen Dienern, und doch wünsche Ich, daß
die Zahl Meiner Diener immer mehr vermehrt werde. Denn kein Geschöpf kann Mir
mehr Ehre erweisen als ein begeisterter Priester! Du glaubst immer, es sei alles
umsonst, weißt aber nicht, wie viel Gutes du wirkst. Du sollst es auch nicht
wissen.“
Barbara:
„Es ist nicht möglich, o Herr, daß ich Gutes wirke, da
ich ja auch eine so ungebildete Person bin und niemand
auf mich achtet.“
Jesus:
„Ja, das ist so, und doch wirkst du Gutes; es soll dir
aber verborgen bleiben! Du brauchst das nicht zu
wissen.“
Barbara:
„O Herr, was wird man dann mit meiner Schrift machen,
droben in Bayern?“
Jesus:
„Das ist es ja, was Ich meine, Meine Tochter! Man
zweifelt, man kritisiert, man denkt aber doch, ja die
Kirche lehrt es so, also muß es auch so sein, und es
entwickelt sich ein ganz anderer Eifer in diesem
Geschlecht.“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr! So will ich alles gern dulden,
alles gern leiden aus Liebe zu Dir, wenn nur das
mindeste Gute daraus entsteht. Was war Dein größter
Schmerz, als Du am Ölberg Blut schwitztest, was preßte
Dir den blutigen Angstschweiß aus? Nicht der Gedanke,
daß an so vielen Dein Leiden nutzlos und vergebens sei?
Aber der Gedanke, daß viele gerettet werden, daß viele
Seelen durch alle Jahrhunderte hindurch aufstehen und
den Weg wandeln, den Du gewandelt bist, ließ Dich alles,
allen Undank der übrigen vergessen. Ja, Du wolltest noch
viel mehr leiden, wenn es möglich gewesen wäre.“
Jesus:
„Ja, das ist es, das soll aber auch dich begeistern, und
du sollst nicht müde werden, für Mich zu leiden. Wenn es
Zeit ist, werde Ich zu Meinen Dienern kommen, werde Ich
es ihnen erschließen. O es ist wohl eine schlimme Zeit,
aber die Menschenfurcht macht sie noch viel schlimmer,
als sie ist. Man sollte nur geradeaus gehen und sich so
wenig um die Spötter kümmern, als jene sich darum
kümmern, ob es Recht oder Unrecht ist, was sie von ihnen
aussagen, da ja Meine Diener die Wahrheit besitzen und
in der Wahrheit wandeln. Warum denn da das Gerede der
Menschen, der Gottlosen fürchten? Und wenn sie nur eine
einzige Seele mehr zurückführen, mehr retten, haben sie
mehr gewonnen als die ganze Welt; denn diese soll in
Nichts zerfallen, die Seele aber ewig fortleben. In
einer einzigen Seele will Ich Mich ewig erfreuen,
während die ganze Welt mit ihren Schönheiten Mir nicht
mehr Freude machen kann, als daß Ich sie einst in ihr
Nichts zurückfallen lasse und vernichten werde.“
Barbara:
„Mein Herr! Ich sage aber nichts mehr bei N., bis Du ihn
überführen wirst. Ich habe schon so viel getan und
gesagt, schon so lange, lange Jahre alle Deine Aufträge
erfüllt, daß Du jetzt mit mir zufrieden sein mußt, wenn
ich schweige. Sechzehn Jahre ist wirklich keine
Viertelstunde, seit der Du Dich mir geoffenbart und seit
der ich Deinen Dienern entgegengetreten bin mit Deinem
Willen, während sie mir nur schnurstracks
entgegentreten, weil sie mich für eigensinnig, für
aufgebläht, für hysterisch krank halten und Du weißt ja
alles, was sie mir schon nachgesagt haben.
Ich sage Dir, o
Herr, daß ich jetzt nicht mehr rede, bis Du Selbst zu ihnen reden wirst. Erhalte
mich nur in Deiner Gnade, o Herr, daß ich nicht zurückfalle, und ich bitte Dich
um Deiner heiligen Mutter willen und des heiligen Josefs, der heiligen Patrone
und auch meines lieben Schutzengels willen, laß doch nicht mehr zu, daß Satan
was an mir vermag. Du weißt, wie schwach ich bin, und daß, wie Du mir Selbst
gesagt, der Stoff der Sünde noch in mir steckt. Aber um das eine Vorrecht bitte
ich Dich, daß Satan nicht mehr an mich heran kann gegen die Wahrheit, daß Du in
mir bist und ich in Dir!“
Jesus:
„Du hast Mein Herz verwundet, Meine Tochter! Du sollst
ein besonderes Vorrecht haben, daß, wenn du auch noch zu
kämpfen hast, wenn er dir auch nahe tritt, er dennoch
nie mehr in dein Herz kommt. Dein Herz ist und bleibt
frei, so daß du alsbald erkennen mußt, welcher Geist es
ist. Kurz, Ich will dich den Unterschied der Geister
erkennen lassen. Siehe, wie gut Ich bin. Ist dies nicht
eine größere Gnade, als wenn du von allen Leiden befreit
würdest? Ich bin aber nun einmal so.
Mit einem ihrer
Haare hat sie Mein Herz verwundet. Weißt du, was das bedeutet? Ja, das sind die
kleinen Werke, die aus Liebe zu Mir verrichtet werden, das ist die Treue im
Kleinen, das ist das Haar. Wenn du ein Haar verlierst, das fühlst du nicht
einmal, das geht dir gar nicht ab, Mich aber greift es so an, daß es Mir das
Herz verwundet. Siehe, wie zart Meine Liebe ist zu den Menschenkindern! Das
sollen Meine Diener wissen, damit sie nicht so ängstlich sind in der
Seelenleitung.
Denn Ich
verlange nicht, daß man hinausziehe in die Wüste, daß man sich abkasteie
jahrein, jahraus, aber Ich verlange die Treue im Kleinen, Ich verlange die Treue
im Beruf, in den Ich jede einzelne Seele gestellt habe, und dieses mit Freuden.
Mit einem Wort: Ich verlange freudige Geber, freudige Liebhaber! O sage dies
noch N., welch großes Gut die heilige Freude ist. Er habe Mir sonst nichts mehr
zu bringen als die heilige Freude.“
Barbara:
„O wie glücklich, o Herr, wie glücklich sind wir Kinder
der katholischen Kirche. Darum bitte ich Dich für alle
Menschen, besonders für die Armen, die Verlassenen in
der Welt, wenn sie nur noch einigermaßen die Gebote
Gottes halten und der heiligen Kirche treu sind. O Herr,
gib doch, daß jede einzelne Familie zufrieden und
glücklich ist in ihrem Stand. Ich bitte Dich
insbesondere für die arme Familie N.“
Jesus:
„Ja, Ich habe gar viele arme Familien in der Welt wie
diese. Ich ließ dieses so zu von jeher, weil Ich will,
daß es Arme gebe, um denjenigen Gelegenheit zu bieten,
die Ich mit Gütern gesegnet, sich Verdienste zu
erwerben; denn der Wille der Menschen ist verderbt. Wäre
der Menschen Wille Meinem Willen unterworfen, so gäbe es
keine Armen; denn der eine ist verschwenderisch, der
andere das Gegenteil.
Und weil Ich
dem Menschen die Freiheit seines Willens lasse, darum wird arm und reich,
solange die Welt besteht, nebeneinander schreiten. Ich will, daß ihr N. und N.,
dieser Familie das Allernötigste noch einmal decket, aber dann nicht mehr, weil
Ich ihnen gesunde Leibeskräfte gegeben, die sie hätten besser verwerten können.
Ich will nicht, daß man die Leibespflege allem anderen voranstelle. Es gibt eine
Zeit, wo die ertragene Not ausgeglichen wird. Dafür habe Ich ja den Himmel
erschaffen.“
Lied: O mein
Christ, laß Gott nur walten...
Luise:
„Mein Jesus, habe ich denn heute nicht unrecht getan,
indem ich mich weigerte, den Besuch jener Dame
anzunehmen? Siehe, Du weißt, daß ich bis zur letzten
Faser meines Herzens Dir angehören will, doch ich möchte
auch niemand verletzen.“
Jesus:
„Dieser Gedanke, Meine Tochter, soll dich halten. Er
soll die Richtschnur sein deines ganzen Lebens: Mit der
letzten Faser des Herzens Mir angehören, du und Lieschen
und Barbara. Ich will, daß ihr abschneidet jeden Verkehr
mit der Welt, der nicht zu Mir führt, und euch nur damit
beschäftigt, wie ihr Mir gefallen, wie ihr Mir Seelen
retten könnt. Und nun lebe wohl, Meine Tochter, und
widerstrebe Meinem Willen nicht.“
Am gleichen Tag
nach der heiligen Kommunion sagte Jesus zu Barbara ungefähr so:
Jesus:
„Es gibt so wenige Seelen, die sich so behandeln lassen
wie du, die, wenn sie einmal angefahren worden sind von
ihrem Beichtvater, nicht in ihrem frommen Streben
nachlassen. Darum habe Ich dich erwählt, daß es durch
dich durchgeführt werden soll, und wenn es auch jetzt
noch nicht anerkannt wird, so kommt doch die Zeit, daß
die öftere heiligen Kommunion durchgeführt wird. Deshalb
habe Ich dir die Kraft gegeben, daß du es ertragen
kannst.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
44 Mariä Lichtmess
1896
„Das
katholische Priestertum soll Mich anerkennen als seine allerreinste Braut.“
Lied: Sei gegrüßt,
o Jungfrau rein...
Barbara:
„O hehre Himmelskönigin, o gib mir doch, daß ich Dein
Lob verkünde, gib mir doch eine beredte Zunge und ein
Herz, das Dich lobpreisen kann. Königin der Märtyrer,
Königin der Jungfrauen! Königin der Engel und Heiligen,
sei mir gegrüßt, o Jungfrau Maria, Du Zierde unseres
Geschlechtes. In unendlicher Schönheit kommst Du heute
zu mir, o hehre Himmelskönigin!“
Maria:
„Ja, du siehst Mich heute als die allerreinste Braut der
Priester, als die allerreinste Braut des Heiligen
Geistes.“
Barbara:
„O wie unendlich schön bist Du, und was willst Du mich
denn damit lehren, o Jungfrau Maria?“
Maria:
„Ja, Ich will dich lehren, daß, gleich wie durch Mich
das Licht in diese Welt eingetreten ist und die
Finsternis weichen mußte dem Lichte, also die
Verkehrtheit der Menschen im Alten Bunde dem Lichte
weichen mußte, welches Mein allerliebster Sohn Jesus
Christus in diese Welt gebracht, und das durch Mich
hervorgegangen ist, ebenso soll das Licht hervorgehen
aus Meiner Kirche, aus Meinen Dienern, aus den Priestern
der katholischen Kirche.
Deswegen
verlangt Mein Sohn, und hat es dir schon vor vielen Jahren gesagt und gezeigt am
heutigen Feste, daß sie Mich als ihre ganz besondere Braut anerkennen und
verehren sollen und gab dir den Auftrag an eben dem heutigen Festtag, dein
Beichtvater solle dafür sorgen, daß im Monat Mai die jungen Priester zu der
Marienpredigt ein Loblied anstimmen sollten, damit so das junge Priestertum mehr
und mehr eingeführt werde in die hohe Würde, die Mein Sohn ihnen dadurch
bereitet, daß die Priester Mich nicht nur betrachten als ihre Mutter und Königin
und Herrin, sondern als ihre Braut, weil nichts in der Welt so eng verbunden, so
innig vereinigt ist wie die Braut mit ihrem Bräutigam.
Ja, Meine
Tochter, das katholische Priestertum soll Mich anerkennen als seine allerreinste
Braut. Das ist der Wille Meines Sohnes, weil die Welt so tief herabgesunken, daß
sie nur zu retten ist im Glauben und in der Liebe, da nur der Glaube und die
Liebe allein die Menschheit befähigt zum Opferleben. Und wer steht in erster
Linie, ein Opferleben zu führen, wenn nicht der katholische Priester? Das vermag
er allerdings nur im Glauben an Meinen allerheiligsten Sohn, daß Er wirklich und
wahrhaft unter ihnen wohnt, nicht nur als ihr Herr und Meister, sondern auch als
ihr Bruder, mit dem sie täglich das Glück haben umzugehen und zu verkehren, und
in der Liebe, die sie hintreiben muß, Ihn oft und oft zu besuchen, da die
Bruderliebe, wenn sie wahrhaft ist, sich gerne beisammen einfindet.
Diese Liebe
wird sie dann von selber antreiben, auch andere herbeizuziehen, Ich meine die
Herzen der Untergebenen; denn ein Priester der katholischen Kirche hat so viele
Kinder, so viele Untergebene, wie er unter seiner Leitung Christen stehen hat
und ihm Schäflein anvertraut sind. Und Ich sage dir, Mein Sohn spricht nicht
vergebens zu dir, denn vor allem muß Er beginnen, das Priestertum zu überzeugen,
daß Er wirklich unter ihnen wohnt. Und nicht eher wird die Welt zurückkehren zum
Glauben, zu ihrem früheren Glauben, als bis die Kirche wieder ganz durchdrungen
ist von dem Glauben und der Liebe. Und wer ist die Kirche? Die Kirche ist das
katholische Priestertum! Siehe, Meine Tochter, wie gut der Herr ist, wie Er Sich
würdigt herabzusteigen zu der sündigen Menschheit. Sieh, wie Er Sich würdigt,
Mich zu dir zu senden und dir durch Mich Seinen Willen kundgibt.
Du hast Mich
schon zweimal geschaut, wie Ich heute wieder vor dir stehe, und das war am
Pfingstfest, als du Mich schautest als die allerreinste Braut der Priester und
als die allerreinste Braut des Heiligen Geistes, und ein anderes Mal am Fest
Meiner Reinigung, das die Kirche ‚Mariä Lichtmeß‘ nennt. Dort schautest du Mich
als die allerreinste Braut der Priester. Aber es wurde nicht anerkannt. Dein
damaliger Beichtvater ging darüber hinweg. Man soll es aber wissen, daß Mein
Sohn Seine Worte nicht in den Wind hinausspricht, und es wird zum großen
Nachteil sein, wenn sie noch fernerhin mit Gleichgültigkeit darüber hinweggehen.
O du Stadt Mainz, du heilige Stadt, in deren Mauern so viele heilige Gebeine
ruhen. Viele Heilige hast du schon erzeugt; Heilige leben in deiner Mitte.
Heilige sollst du noch erzeugen, noch viel mehr, viel mehr als du bis heute
erzeugt hast.
Aber hören mußt
du die Stimme deines Geliebten, denn du bist die Bevorzugte unter vielen
Städten, in welcher der Herr gerne weilt. O höre die Stimme, die zu deinen Ohren
redet. Du hattest nicht umsonst gute Hirten, gute Oberhirten im letzten
Jahrhundert. Du hattest einen Oberhirten, der unter der Zahl der Heiligen steht,
wenn er auch bis jetzt noch nicht zu der Ehre der Altäre gelangt ist. Du hast
jetzt einen Oberhirten, der jenem in vielem nicht nachsteht, wenn er auch nicht
erkannt wird. Er meint es gut mit dir, o Stadt Mainz! Er tut seine Schuldigkeit!
Ihr Priester der Diözese rechnet es euch zur Ehre und folgt seiner Stimme, wenn
euer Oberhirte sich hören läßt, denn er hat eine tiefe Demut, einen kindlichen
Glauben, eine große Liebe zu Meinem Sohne, aber er wird verkannt. Und jetzt,
Meine Tochter, komme jetzt mit Mir, und Ich will dir zeigen, wie dieses Fest
heute im Himmel gefeiert wird.“
Barbara:
Und ich sehe den alten, greisen Simeon und die Prophetin
Anna und vor ihm steht die liebe Mutter Gottes mit dem
lieben, holden, goldigen Lockenköpfchen. Und er nimmt
das Kind auf seine Arme, freudestrahlend richtet er die
Augen gegen Himmel und spricht geheimnisvolle Worte.
Sein Angesicht ist übergegangen in Verklärung, denn er
hat das Licht der Welt auf dem Arme. Aber die heiligste,
die jungfräulichste, die reinste Mutter Gottes, Sie
kniet weinend da, denn ein siebenfaches Schwert soll
Ihre Seele durchbohren. Von heute an steht Tag und Nacht
vor Ihrer heiligen Seele das ganze Weh, das Ihr liebes
Kind treffen wird, und von heute an durchbohrt das
Schwert Ihre Seele. Heute beginnt in Ihr das Leiden
Ihres Sohnes in Ihrem jungfräulichen, mütterlichen
Herzen. „O ihr Mütter, die ihr je einmal an dem
Sterbebett eines Kindes gestanden, o tretet herzu und
sehet, ob ein Schmerz dem Ihrem gleiche.“
Maria:
„Leide gern, Meine Tochter! Vieles mußt du leiden bis
Ostern.“
Barbara:
„O liebe Mutter, o hilf mir doch, erflehe mir die
Geduld! Siehe, ich will ja gerne leiden, aber ich bin so
geneigt zur Ungeduld. O hilf mir doch!“
Maria:
„Erinnere dich immer daran, daß von heute an, von dieser
Stunde an, Mein Leiden begonnen und leide männlich, und
sei zufrieden und betrachte jeden Tag, was du heute
gesehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
45
Herz-Jesu-Freitag im Februar 1896
„Das neunzehnte
Jahrhundert legt Zeugnis ab, daß der Mensch verwildern kann“
Lied: Dem Herzen
Jesu singe...
Barbara:
„O mein süßester Jesus, Du Bräutigam meiner Seele, ich
sehe Dich heute, wie Du einst auf Erden wandeltest von
einer Stadt zur andern. Warum denn, o Herr?“
Jesus:
„Ja, Meine Tochter, weil die Menschheit die vielen
Wohltaten vergißt, die Ich in den dreiunddreißig Jahren,
als Ich unter ihnen herumwandelte, gespendet habe.
Siehe, Ich habe die Aussätzigen gereinigt, die Kranken
geheilt. Ich habe die Toten erweckt; Ich habe überall,
wo Ich Meinen Fuß hinsetzte, die Armen um Mich
gesammelt, tröstend und helfend überall eingegriffen.
Ich habe die Reichen zu Wohltaten angeregt, die Armen
zur Ergebenheit in Gottes heiligen Willen. Ich habe die
Reichen zur Freigebigkeit angeregt und dadurch den Armen
ihr hartes Schicksal erleichtert.
Ich habe den
Stolzen gesagt, wer sie sind, daß sie derselbe Gott erschaffen hat wie jene
kleinen, armen Geschöpfe, die sie verachten. Durch Meine Lehren und durch Mein
Beispiel bin Ich der größte Wohltäter, den die Menschheit je gesehen, bin der
Wohltäter aller Menschen geworden. Sollte es möglich sein, daß das Andenken
eines Mannes, auch wenn Er ein ganz gewöhnlicher Mensch gewesen wäre, so aus der
Menschheit getilgt werden könnte, eines Menschen, dessen allumfassende
Wirksamkeit die ganze Welt umschließt? Und doch ist es möglich!
Das neunzehnte
Jahrhundert bürgt dafür, wie undankbar der Mensch sein kann, wenn er seinen Gott
vergißt! Das neunzehnte Jahrhundert legt Zeugnis ab, daß der Mensch verwildern
kann, und es ist möglich, daß, wenn Gott Seine Hand abzieht zur Strafe, die
Menschheit, auch wenn sie vorher eine gebildete gewesen, sich den wilden Tieren
gleichstellt und nichts mehr Gutes in diese Wesen eindringt, daß sie sich selbst
untereinander zerfleischen. Meine Tochter! Es ist noch nicht die Zeit, daß die
Welt soll nicht mehr bestehen, es ist auch noch nicht an der Zeit, wo Meine
Offenbarung aufhören soll. Die Welt soll noch fortbestehen. Darum muß noch alles
aufgeboten werden, um zu retten, was noch zu retten ist; denn wenn einmal der
Jüngste Tag anbricht, gibt es keine Rettung mehr für diejenigen, die nicht
gewollt, solange es Tag war.“
Barbara:
„O mein Jesus! Halte ein den strafenden Arm der
Gerechtigkeit! O sieh die vielen unschuldigen Kinder auf
der Welt. O sieh an Deine heilige Kirche, sieh die
vielen Opfer, die täglich dargebracht werden, und stelle
Dich doch unaufhörlich Deinem himmlischen Vater vor für
die sündige Menschheit. Und ihr alle, o ihr
Menschenkinder, vereinigt euch mit mir, um unaufhörlich
in Vereinigung mit dem Herrn, der Sich für uns auf dem
Altar darbringt, mitzuopfern. Ja, wir wollen mitopfern,
leiden, einstehen für Deine Rechte, für den Glauben
Deiner Kirche. O gib mir ein Herz so weit und so groß
wie die ganze Welt und sovielmal zerteile es, wie es
Menschenherzen gibt, um Dir Ersatz und Sühne zu leisten
für die Menschen, die es nicht tun. O gib mir doch eine
Stimme, die in der ganzen Welt gehört wird, daß ich den
Menschen zurufen kann:
„O ihr heiligen
Geister, vereinigt euch mit mir, ihr Priester des Herrn, ihr Diener Jesu
Christi, vereinigt euch mit mir, denn ihr seid die streitende Kirche auf Erden.
O ihr alle, die ihr Jesus noch liebt, noch glaubt, daß Er unter uns gewandelt
ist, vereinigt euch mit mir, Ihm Huldigung darzubringen, Ihm Dank zu sagen, daß
Er uns erlöst, geheiligt, daß Er uns zu Kindern und Erben des Himmels gemacht
hat, für alle diejenigen, die es nicht mehr tun.“
Jesus:
„Darum, Meine Tochter, scheuet euch nicht, offen und
frei Mich zu bekennen, verbreitet, wo ihr könnt, gute
Schriften und laßt es die Priester wissen, was Ich mit
euch rede. O der Glaube ist so schwach unter gar vielen
Priestern. Das Herz ist zu voll von allem, was nicht von
Meinem Geist beseelt ist, und jetzt, wo der Geist des
Antichrist überall eindringt, sollte doch Mein Geist
ganz gewiß und in erster Linie unter Meinen Dienern sich
befinden. Die sollen sich doch von Meinem Geist
beseelen, vom lebendigen Glauben an Mich durchdrungen
sein, von Liebe und glühendem Eifer sich durchdringen
lassen und hinausgehen unter Meine Völker, um Meine
Kinder, die Ich erschaffen habe, und an denen Mein
Herzblut klebt, zu retten, um zu retten, was zu retten
ist. Der Eifer vermag viel. Schaue in jene Gemeinde, wo
ein eifriger Priester steht. Ich sage nicht, daß sie
alles tun können, daß sie alle Laster ausrotten können;
dies ist nicht möglich. Dies war auch, als Ich unter den
Menschen wandelte, nicht der Fall.
Deswegen sagte
Ich dir in einer Belehrung, daß in dem Damm, den sie dem Strom der Zeit
entgegenstellen sollen, sich noch immer Schleusen befinden, wo der Unflat durch
kann. Verstehst du Mich, was Ich damit sagen wollte?“
Barbara:
„Nein, Herr, ich verstand es gar nicht, bis heute war es
mir dunkel, ich meinte, ich hätte mich verhört. Das wird
wohl heißen, daß sie doch nicht alle bekehren können.“
Jesus:
„Ja, du hast es verstanden; das meinte Ich damit. Meine
Diener sollen nicht irre werden, wenn sie doch nicht
alle bekehren können, trotz all ihrer Mühe und Sorgfalt,
die sie sich geben, doch kein Gehör finden. Sie sollen
nicht beachten die gottlosen Streiche, die man ihnen
spielen wird, sie sollen sich ruhig verhalten, wie
Lämmer mitten unter den Wölfen, denn es kommt der große
Tag, wo die Lämmer ausgeschieden werden von den Böcken,
das heißt, wo die Guten ausgesucht und ausgesondert
werden, und dann kommt die Ernte. Dann werden sie
reichlich ernten, was sie ausgesät. Siehe, es ist
hienieden so! Meine Kirche entstand erst, nachdem Mein
heiliger Leib der Erde übergeben war. Dann erst ging der
Samen auf, den Ich ausgestreut, und er wuchs empor zu
einem Baum, und es entstand die heilige Kirche. So wird
es aber sein, solange die Welt steht.
Der Same, den
Meine Diener ausstreuen, wenn er auch scheinbar auf felsigen Boden fällt, unter
Hecken, Dornen und Sträucher, wenn er auch überwuchert wird von Unkraut, fällt
doch auch zum Teil auf guten Boden und geht auf, wächst empor und daraus
entsteht jene Zeit, die Ich schon angedeutet und andeuten ließ an anderen
Stellen in früherer Zeit, wo Ich Mich durch Kinder und andere Personen
offenbarte, jene Zeit des Friedens. Im Kampf müssen Meine Diener ausstreuen den
Samen des Wortes, im Kampf und in der Verwirrung der Geister. Wenn alles auf dem
ganzen Erdkreis durcheinander geht, da ist es, wo Ich Meine Diener hinaussenden
werde. Sie sollen dann nicht scheuen das Gebrüll wilder Tiere, sie sollen auch
nicht scheuen das Blitzen der Schwerter; sie sollen nicht teilnehmen an den
Verängstigungen und dem Wehgeschrei der Großen und Mächtigen der Erde. Sie
werden frei sein davon, weil sie Meine Diener sind. Jene aber, die
heraufbeschworen Meinen Zorn, die schuld sind und Schuld tragen, daß die Hölle
losgelassen ist in der Welt, sie sollen Meinen Zorn fühlen.
Meine Diener
aber sollen in Frieden wandeln, denn mit ruhigem Blick, mit heiterer Stirne
werden sie zusehen, wie Reiche vergehen und zusammenstürzen, aber nicht Mein
Reich; denn sie sind die Friedensfürsten, wenn sie es auch nicht sehen, denn
auch sie sind Menschen und vergehen. Aber ihr Samenkorn vergeht nicht, das sie
in die Erde gelegt und sie sind die Ursache, die den Frieden herbeigeführt unter
das ganze Menschengeschlecht. Muß das nicht alle Meine Diener begeistern zu
einem rastlosen Eifer!
Siehe, was tun
nicht Weltmenschen alles, um sich einen Namen zu verschaffen, um auch in der
Nachwelt ein bißchen von sich reden zu machen, was ja doch nur eitle Prahlerei
und Torheit ist. Warum sollten denn Meine Diener für einen unvergänglichen Ruhm
weniger wagen und sich bemühen! Siehe, man wird in anderen Jahrhunderten von
ihnen sagen, was sie geleistet, und die ganze Ewigkeit wird man sie loben und
preisen für all das, was sie Mir zuliebe geopfert und gelitten haben.“
Luise:
„O Herr, soll ich eine Maschine kaufen, um Deine Worte
zu vervielfältigen?“
Jesus:
„Schreibe du auf die Worte, die du hörst, und bewahre
sie sorgfältig. Es kommt die Zeit, wo sie abgedruckt
werden.“
O Herr, weil
niemand es dem hochwürdigsten Herrn Bischof sagen will, soll ich es denn sagen?
Jesus:
„Nein!“
Soll ich also
keinen Autograf kaufen?
Jesus:
„Nein, die werden doch nicht deutlich genug abgedruckt.
Es kommt die Zeit, wo sie gedruckt werden.“
Barbara:
„O Herr, hilf doch diesem alten, kranken Priester.“
Jesus:
„Ja, Ich helfe immer und werde all denen helfen, die auf
Mich vertrauen. Ich war es ja, Der viele angeregt, ihm
zu helfen. Was tat Ich anderes, als Ich auf Erden lebte?
Man soll nicht immer Wunder verlangen, wo es auf
gewöhnlichem Weg geschehen kann. Siehe, Ich hätte mit
einem Wort alle Kranken gesund machen, alle Sünder
bekehren können. Ich tat wie einer, der sich
gewöhnlicher Mittel bedienen mußte; denn dabei gewannen
die Menschen immer an Verdienst und werden Tugenden
geübt. Sage dies Meinen Dienern, sage es insbesondere N.
Ich will immer einige Anstrengung von seiten Meiner
Diener und derjenigen, die sie in der Verbreitung Meines
Reiches unterstützen.“
Barbara:
„O Herr, mache doch diesen kranken Priester gesund.“
Jesus:
„Die Sünden, die Strafen der Sünden, müssen verbüßt
sein. Leiden ist kein schlimmes Zeichen; er kann schon
seinen Beruf dabei erfüllen. Leiden ist in der
streitenden Kirche und wird bleiben, solange sie
besteht. Denn dadurch unterscheiden sich die Erdenbrüder
von ihren Brüdern der triumphierenden Kirche.“
Barbara:
„O Herr, war es nicht unrecht, daß ich jene, die sich an
mich wandten, an andere Adressen verwies?“
Jesus:
„Mache dir keine Sorgen. Du hast ganz recht gehandelt.
Und nun lebe wohl und bereite dich vor auf Fastnacht und
leide und dulde mit Mir die schrecklichen Tage für Mein
liebendes Vaterherz.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
46 Zweiter Samstag
im Februar 1896
„Ja, du hast es
gekonnt, du hättest es gekonnt, wenn du gewollt hättest, denn auch Ich ertrug,
was du ertragen mußtest.“
Lied: O Sünder
mach dich auf...
Barbara:
„O mein Jesus, mit dem schweren Kreuz auf Deinen
Schultern, mit der Dornenkrone auf dem Haupte, kommst Du
heute zu mir, o mein Jesus, Du Bräutigam meiner Seele!
Was willst Du mich denn heute lehren?“
Jesus:
„Ich will dich einführen, Meine Tochter, in die
Geheimnisse und in die Zeit, die jetzt die Kirche
begeht, in die Vorbereitung zu Meinem bitteren Leiden
und Sterben. Verschmäht es nicht, ihr, Meine treuen,
geliebten Kinder, Mir wenigstens einigen Ersatz und
Sühne zu leisten für die vielen Sünden, die jetzt
begangen werden und für die Sünder, die Mein Herz
zerfleischen. In eurer Mitte will Ich wohnen, um Meinen
Schmerz zu vergessen. Sehet hinein in dieses liebende
Herz, das den letzten Tropfen Herzblut hingegeben, um
die Seelen zu retten, die Seele, die ewig fortleben
soll.“
Barbara:
„O mein Jesus! Wir wollen Dir Ersatz und Sühne leisten,
soviel wir können, aber Du weißt Selbst, wie armselig
wir sind, wie wenig wir zu tun imstande sind. O kannst
Du denn vergessen den Leichtsinn, mit welchem wir unsere
Zeit verlebt, ich besonders meine Jugend, und selbst die
Jahre, wo ich Dir gedient, wie vielfach habe ich sie
befleckt mit Eigenliebe, mit Undank gegen Dich, meinen
höchsten Herrn, meinen allergrößten Wohltäter?“
Jesus:
„Und doch bin Ich zufrieden, denn Ich will der Welt
zeigen, wie wenig Ich verlange. Daß Mein Joch süß und
Meine Bürde leicht ist, sagt Mein Evangelium, und Ich
will das nicht für einzelne, auserlesene Seelen
gesprochen haben. Ich will, daß viele, viele dieses
fühlen sollen. O wie gerne verzeihe Ich den Menschen,
wenn sie zu Mir kommen mit reumütigem Herzen. Wie bin
Ich bereit, in reichlichem Maße Meine Gnaden ihnen
zuzuwenden, wie lenke Ich ihre Schritte, wie bahne Ich
ihre Wege, um ihr Schicksal zu erleichtern.
Denn Ich Selbst
wollte Erdenpilger sein, um Selbst alles zu fühlen, was die Menschen hienieden
leiden und dulden müssen. Niemand hat eine Ausrede, niemand kann sich
entschuldigen, wenn er einmal vor Meinem Richterstuhl stehen wird, daß er ein
schwacher Mensch gewesen ist. Siehe, darum wollte Ich die menschliche
Schwachheit Selber sein. Ich nahm aus dem Schoß Meiner jungfräulichen Mutter
Meinen Leib an und stattete Ihn aus mit all jenen Eigenschaften, die nur ein
Zartfühlen, ein Empfinden kennzeichnen. Ja, Ich hatte einen zartfühlenden Leib,
und dies wollte Ich freiwillig so, damit Ich alle Schmerzen und die bittere
Armut, in die Mich Mein himmlischer Vater versetzte, recht hart fühlen sollte,
um so allen Menschen voranzuleuchten und damit niemand mehr sagen kann, wenn Ich
ihn vor Gericht stellen werde: Das habe ich nicht gekonnt! Ja, du hast es
gekonnt, du hättest es gekonnt, wenn du gewollt hättest, denn auch Ich ertrug,
was du ertragen mußtest.
O die Armen der
heutigen Welt! Wie suchen sie ein bequemes Leben, und weil sie es nicht selbst
besitzen und sich zurechtlegen können, suchen sie auf alle mögliche Weise, um es
sich auf unrechtem Wege verschaffen zu können. Wie viele, wie viele müßten
verlorengehen, wenn Ich nicht ein so gutes, ein so liebendes Herz hätte, das sie
alle umfassen möchte und alle in sich schließen wollte.“
Barbara:
„O Herr, habe Nachsicht. Siehe, es steckt doch in jedem
noch etwas Gutes. O schließe die Augen für die Fehler
und Schwachheiten der Menschen, und weil Du Selbst arm
und schwach sein wolltest, o wende es ihnen zu, was Du
erduldet, eben weil Du einen so zartfühlenden Leib
hattest, um recht viel für uns sühnen und büßen zu
können. Siehe, die vielen Märtyrer, in all ihren Qualen,
die vielen Christen, die sich alle Mühe geben, Dir zu
gefallen, sie alle opfere ich Dir auf samt allen
Verdiensten Deines ganzen bitteren Leidens und
diejenigen aller Heiligen, aller Frommen und Gerechten
auf Erden, für alle diejenigen, die sich jetzt den
Fastnachtsfreuden hingeben, die Dir darum so viel Kummer
und Schmerzen bereiten.
O siehe, wie
hart das Leben unserer Zeit ist durch die großen Laster, welche die Menschen zu
ertragen haben, die sich in ihren Familien einschränken, hungern und darben,
während der Mann alles durchbringt. Schließe die Augen für die Verbrechen der
Welt. O laß doch nicht zu, daß sie verlorengehen. Du hast ja gesagt: Wo zwei
oder drei in Meinem Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen! Siehe,
wir sind hier zu dritt vereinigt, und so opfern wir Dir alles auf, was ich eben
gesagt, für die Bekehrung der Sünder und diejenigen, die sich jetzt den
Fastnachtsfreuden hingeben.“
Jesus:
„Ja, es gewährt Mir auch einigen Trost, aber die Menge
der Sünden schreien um Rache zum Himmel, die Bosheit der
Menschen ist unaussprechlich groß. Siehe, Ich finde
wenige leere Herzen, in denen Ich Meine Liebe und Gnade
ausgießen kann. Siehe, mit vollen Händen stehe Ich Tag
und Nacht auf der Warte, ob einer komme, um empfangen zu
wollen, und siehe, es findet sich keiner! Viele nahen
sich Meinem Thron, aber das Herz ist da so voll, daß es
nichts mehr zu fassen imstande ist von all den süßen
Gaben, die Ich ihm geben will. Es nimmt Mich auf, aber
der Unflat von zeitlichen Sorgen erstickt Meinen Geist
in sich. Leere Herzen verlange Ich, großmütige Seelen,
die Mir ihr volles Vertrauen schenken, die nicht mehr
kleben an der Erdscholle, an Ehren, an Reichtum, und
eine solche Armee, vereinigt mit Meinen Dienern, ist
imstande, Mein Herz zu trösten.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ja, wir wollen alles tun, was wir können.
O Herr, willst
Du denn, daß N. sich darum annehme, Deine Worte seinen Vorgesetzten vorzutragen?
Siehe, er selbst ist so bedrängt und hat mit sich zu tun. O mein Jesus! Sag mir
doch, was er tun soll. Siehe, ich bin zu allem bereit. Ich weiß, daß viele
Verfolgungen kommen werden über mich. Wenn es aber Dein Wille ist, daß die
öftere Kommunion eingeführt werden soll, so zeige es.
Ja, Du bist es,
ich glaube es, aber siehe, für N. ist es viel härter. Gib ihm doch ein Zeichen,
woran er erkennen muß, daß Du es bist, daß er mit Mut und Vertrauen zu seinem
Bischof geht.“
Jesus:
„Ja, das ist es, was Ich von dir verlange.“
Barbara:
„Ja, dann gib doch N. ein Zeichen. Siehe, ich bitte
Dich. Wenn Du ihm bis Dienstag oder Mittwoch das Leiden
weggenommen und die heilige Freude geschenkt, dann soll
es ihm ein Zeichen sein, daß er zu seinem Bischof gehen
soll. Ist es recht so, o Herr? Ist es nicht Dein Wille,
und Du bist es nicht, dann ist er nicht verpflichtet, zu
seinem Bischof zu gehen und ich auch nicht.
O meine liebe
Mutter, begleite Du mein Gebet und das meiner beiden Freundinnen, daß er ein
Zeichen erhält von Deinem lieben Sohn.
O führe uns
nicht in Versuchung. Mein Jesus, Barmherzigkeit!
Ich bin bereit
zu leiden, wie Du willst und wann Du willst, wäre es auch noch so schwer, aber
ich will wissen, wie N. handeln soll. Ich will mich ganz seiner Leitung
unterwerfen und der Kirche überlassen. Ich will, wenn es die Kirche befiehlt,
den gewöhnlichen Weg gehen wie andere, und wenn sie es anerkennt, leiden,
solange Du willst. Ich verlaß mich darauf, auf den Vertrag, den ich mit Dir
schließe.“
Jesus:
„Recht so, Meine Kinder!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
47 Zweiter
Donnerstag im Februar 1896
„Wenige sind
es, die den Weg des Kreuzes wandeln.“
Lied: Liebster
Jesu...
Barbara:
Ich sehe das Kreuz und unter ihm steht mein Herr, mein
Jesus, mein liebster Bräutigam! – „Was soll denn das
bedeuten?“
Jesus:
„Ja, Ich will dir den Weg zeigen, den du gehen sollst
mit deinen zwei Freundinnen. Siehe, die Kirche beginnt
jetzt, ihre Kinder unter dem Kreuz zu versammeln, sie zu
erinnern, was Ich an demselben erduldet und gelitten
habe. Die Kirche will ihre Kinder jetzt einführen in die
Gesinnung, die Mein Herz beseelte, als Ich das Kreuz
besteigen mußte. Und welches war Meine Gesinnung? Ja,
die Menschheit zu erlösen von der Sünde und vor der
ewigen Verdammnis!
Und Ich habe
sie erlöst, Ich habe die Schuld hinweggenommen und an das Kreuz geheftet. Aber
siehe, Meine Tochter, wie wenige sich dafür hingeben, dem Ruf Meiner Kirche zu
folgen. Viele, viele sind von dem Weg abgewichen, dem Weg, den Ich gewandelt
bin, auch unter den Christen, auch unter denjenigen, die zwar zu Meiner Fahne
geschworen, und dennoch den Weg der Gottlosen wandeln! Sie haben das Kreuz
verlassen und haben auf ihre Fahne geschrieben: ‚Gottlosigkeit‘, das heißt, sie
brauchen keinen Gott. Viele unter den Christen haben zwar das Kreuz noch nicht
verlassen und den Weg, den Ich gewandelt bin, aber sie gehen ihn nur so wie
Kinder, die nicht wissen, welchen Weg sie gehen sollen; sie kümmern sich wenig
darum, Mir Freude zu machen, ihr Herz zu reinigen und Mich zu lieben. Wenige
sind es, die den Weg des Kreuzes wandeln und diese wenigen sind diejenigen, mit
denen Ich Mich vereinigen will.
Dies sind jene
treuen Seelen, die Tag und Nacht ihr Herz bei Mir und mit Mir vereinigen und
unterhalten vor dem Tabernakel. Diese sind Meine liebsten Kinder. Und siehe, der
größte Teil davon kann nicht kosten, wie gut Ich bin. Obwohl Ich Mich ihnen
mitteile im Gebet, in ihren Seufzern, in ihren Gesprächen, kann Ich Mich doch
nicht persönlich mit ihnen vereinigen, wie Ich zu Meinen Lebzeiten mit der
Menschheit verkehrt habe; um dennoch als Person mit ihnen zu verkehren, will Ich
in der Brotsgestalt zu ihnen kommen. Sie sollen wissen, wie gut Ich bin. Ich
will sie in ihren Leiden trösten, in ihren Bekümmernissen ihnen zur Seite
stehen, und sie sollen Tag für Tag Meine liebliche Stimme hören.
Siehe, das ist
Mein Wunsch, weil Ich keines Meiner Glieder zurückgesetzt wissen will. Sie alle
sind Glieder Meines mystischen Leibes, und werden mit dieser lebendigen
Gliederschaft Mein Herz dermaßen trösten, daß Ich den Undank so vieler
ausgearteter Kinder Meiner Kirche vergessen will.
Siehe, Meine
Tochter! Es geht eine Bewegung durch die Völker, man ist gespannt auf die Dinge,
die da kommen werden, man sieht, daß eine schwere Gewitterwolke sich
zusammengezogen hat und allenthalben loszubrechen scheint. Man ist auf dem
ganzen Erdkreis besorgt, aber der Arm Meiner Gerechtigkeit ist aufzuhalten, wenn
auch nicht immer.“
Barbara:
„O Herr, nicht wahr, Du willst doch nicht alle Länder in
dem gleichen Maße strafen?“
Jesus:
„So ist es gemeint!“
Barbara:
„Du wirst wie immer tun, wenn die Völker sich von Dir
abwandten.“
Jesus:
„Ja, das will Ich und Ich wiederhole dir, was Ich dir
schon oft gesagt, daß Meine Diener viel tun können, daß
sie den Arm Meiner göttlichen Gerechtigkeit aufhalten
können, wenn sie sich verbinden mit Meiner heiligen
Mutter und immer enger verbinden mit Ihr.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich empfehle dir die Kirche in M. O gib
doch, daß die Frommen recht eifrig werden, besonders in
diesen Tagen, wo Du wieder so schwer beleidigt wirst.
Gib doch, daß recht viele sich scharen um den Altar, wo
Du ausgesetzt wirst, um Dir Ersatz und Sühne zu leisten,
und laß Dir durch die guten und eifrigen Seelen Genüge
leisten für den Undank so vieler Deiner Kinder, die Dich
vergessen, und die dem Leichtsinn frönen. Ich verspreche
Dir, daß wir tun wollen, was wir können in unserer
armseligen Kraft. Ja, es ist gerade, als wäre die Hölle
losgelassen, so geht es durcheinander. Das sind die
Fastnachtsfreuden. O mein Jesus!“
Und es ist, als
ob sie an Ihn herantreten und Fleischstücke aus Seinem hochheiligen Leib reißen.
Das ist die Unzucht, die getrieben wird in diesen Tagen.
Jesus:
„Ja, Meine Kinder, ihr sollt Mir Ersatz leisten, ihr
sollt die Wunden heilen, die Mir geschlagen werden.“
Barbara:
„Ja, Herr, ich verspreche es Dir!“
Jesus:
„Ich will, daß ihr Meine Altäre umringt, daß ihr vor
zehn Uhr die Kirche nicht verlasset. Ich werde Mich
schon melden, wenn Ich komme.“
Barbara:
„O mein Jesus! Gib uns doch recht viele, die sich mit
uns vereinigen, recht viele Priester, die glauben, daß
Du wirklich mit uns verkehrst, damit sie dann Deinen
Willen erfüllen. O gib uns eine Armee Beter!“
Jesus:
„Fahret fort. Deine zwei Freundinnen sollen keine Stunde
versäumen, wo sie abkommen können und auch du, soviel du
kannst. Ich werde es ihnen überreichlich ersetzen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Hast Du denn das Hindernis beseitigt?“
Jesus:
„Ja, Ich habe es getan.“
Barbara:
„O mein Jesus, gib doch diesem Priester die Stelle, die
er sich so sehnlichst wünscht.“
Jesus:
„Ich bin es, der die Herzen und Nieren durchforscht. Ich
bin es, der alles lenkt und leitet zum Besten Meiner
Diener. Kein Haar fällt von ihrem Haupte ohne Meinen
Willen, und wenn Ich es zulasse, daß sie verkannt,
zurückgesetzt und verachtet werden, so ist es immerhin
doch Mein liebendes Vaterherz, in dem sie ruhen. Und
alle diejenigen Meiner Diener, die dieses verstehen,
werden dazu gelangen, daß sie Mir am nächsten stehen;
denn Ich bin ein gar guter Gott. Wollte Ich Mich denn
vorschieben, wollte Ich etwas sein? War Ich nicht der
Diener aller?“
Barbara:
„O mein Jesus, ich empfehle Dir auch die Arme Seele,
welche sich zeigt.“
Jesus:
„Ja, da sollte sich jemand für sie einstellen.“
Barbara:
„Ja, was sollen wir denn tun, o Herr, um sie zu
befreien?“
Jesus:
„Eine einzige heilige Messe und eine würdig empfangene
heilige Kommunion.“
Barbara:
„O mein Jesus, erbarme Dich ihrer.“
Jesus:
„Es ist den anderen eine Warnung, weil die Welt zu
unglaubwürdig ist.“
Barbara:
„O mein Jesus, Barmherzigkeit!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
48 Samstag vor
Fastnacht 1896
„Weil Ich doch
hier wohne mit Fleisch und Blut unter den Gestalten des Brotes und Weines.“
Lied: O Sünder,
mach dich auf...
Barbara:
„O mein Jesus! Noch nie ist ein König so empfangen
worden, mit solcher Freude und Zuneigung, wie ich Dich
zu empfangen wünschte, mein Herr und mein Gott! Nimm
mich hin und vergiß den Undank Deiner armen Tochter, die
Sünden, die ich begangen habe.“
Jesus:
„Ja, Meine Tochter, Ich komme zu euch; ihr sollt Mich
entschädigen. Siehe dich um in der Welt, wie man sich
jetzt überall rüstet, um Meinem Widersacher zu dienen,
um ihm zu huldigen, und Ich werde jetzt hinausgetrieben
aus den Herzen, aus den Herzen Meiner Kinder! O welch
ein Schmerz für Mein liebendes Vaterherz! So viele
Seelen, die bisher noch in der Taufunschuld gewandelt
sind, gehen in diesen Tagen verloren. Teilt den Schmerz
mit Mir, ihr, Meine Kinder, ihr, Meine Gleichgesinnten;
umringt Meine Altäre, wo Ich Mich würdige, gegenwärtig
zu sein unter den Gestalten des Brotes und Weines. O
teilt doch den Schmerz mit Mir, ihr, Meine Kinder. Ihr
müßt wissen, was eine Seele wert ist. Und es beginnt in
der Zeit, wo Meine Kirche Mein bitteres Leiden
vorstellt.“
Barbara:
„O nimm mich hin, o Herr! Ich will ja tun, was in meinen
schwachen Kräften steht, alles, was Du verlangst. Rede,
o Herr, Deine Dienerin hört!“
Jesus:
„Ja, Ich will, daß ihr in diesen Tagen Meine Altäre
umringt, und auch du, Meine Freundin, Meine Schwester,
Meine Braut, soviel du kannst. Bitte deine Schwägerin,
daß sie es dir erlaube. Ich will nicht sagen, daß du,
wie deine zwei Freundinnen, außer der Essenszeit, alle
Stunden des Tages Mir opfern sollst. Die notwendigste
Hilfe kannst du ihr leisten, aber was Ich von dir
verlange, ist, daß du aber doch keine Zeit versäumen
sollst. Wenn ihre Verwandte da ist, soll sie diese
anhalten und die andere Zeit dich nicht abhalten, daß du
bis zehn Uhr ohne Verdruß in der Kirche bleiben darfst.
Siehe, es ist Mir eine große Freude, wenn Ich Meine
Gleichgesinnten, Meine treuen Seelen um Mich sehe, weil
Ich doch hier wohne mit Fleisch und Blut unter den
Gestalten des Brotes und Weines, wie Ich ehedem auf
Erden gewandelt bin, und Ich will dieses erkannt haben
von Meinen Dienern.
Als Ich auf
Erden weilte, war Ich auch unbekannt, ein unbekannter Gott, denn Ich wollte Mein
Reich erst stiften und unbekannt sein, solange Ich auf Erden weilte, weil dieses
der Wille Meines himmlischen Vaters war, um den Geist der Menschen zu prüfen,
den Guten mehr Verdienst zu erwerben, die Schlechten und Gottlosen, die ja doch
gegen Mich angekämpft hätten, immer noch schonender zu behandeln, denn Ich war
ja gekommen, die Menschen zu retten, auch die Gottlosen, auch diejenigen, die
Mich haßten, die Mich verfolgten. Deswegen hielt Ich Mich als ein unbekannter
Gott unter ihnen auf.
Ich zeigte Mich
ihnen aber so durch solche Zeichen und Wunder, daß alle, auch die schlimmsten
und verstocktesten Sünder, hätten zur Einsicht und Bekehrung kommen können, und
sie haben es nicht getan, und doch ist ihre Bosheit noch nicht so hoch
anzuschlagen als die der Kinder der katholischen Kirche, die jetzt sich so im
Laster tummeln, die sich von Mir abwenden, die Mich behandeln als einen
unbekannten Gott, der nie gewesen, noch war, noch sein wird. Ja, Er ist und war
und wird sein unter euch im Tabernakel unter den Gestalten von Brot und Wein.
Dort ist Er, dort will Er sein; es ist nun einmal Seine Freude so.
Aber warum seht
ihr Ihn nicht in eurer Mitte? Warum stoßt ihr Ihn hinaus aus der Mitte eures
Herzens? Denn in jedem Herzen will Ich ebenso wohnen wie im Tabernakel. Siehe
die vielen, die Mich bereits hinausgestoßen haben, dazu jene, die Mich Tag für
Tag hinausstoßen. Das sind ganz besonders in diesen Tagen die bisher
unschuldigen, die unverdorbenen Kinder, die bisher noch Mein waren, in denen Ich
noch wohnte, obwohl sie es nicht verdient, weil sie Mich nicht kannten, aber aus
diesen Herzen werde Ich hinausgestoßen durch die bösen Beispiele, durch den
Satansdienst, der offen zur Schau getragen wird auf offener Straße, in jeder
Schenke, bereits in jeder Familie, wenigstens in großen Städten wie hier in M.
An wen soll Ich Mich wenden, wenn nicht an euch? An Meine treuen Kinder, Meine
treuen Seelen? Und Ich verbiete es euch: Alles Unnötige in diesen Tagen, jeden
unnötigen Verkehr sollt ihr vermeiden, denn Ich sehe euch gern in Meiner Nähe.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ja, wir wollen es tun. Ich bitte Dich, o
Herr, gib doch demjenigen, der die Predigt hält, Deinen
Geist, daß er recht begeistert die Leute ermahnt, und
all den Pfarrgeistlichen, daß sie die Leute recht
ermuntern, denn wir sind so armselig und können gar
nichts tun, wenigstens wollen wir Deinen heiligen Willen
erfüllen. O es wäre mir doch lieber, wenn es möglich
wäre, daß alles verborgen bliebe (die besondere
Vertrautheit, mit der Jesus mit Barbara verkehrte) und
niemand davon Kenntnis erhalte. Soviel an uns liegt,
wollen wir ja Deine Ehre fördern und Dich lieben aus
allen Kräften. Aber siehe, die ungläubige Welt! Doch
will ich mich ganz Deinem Willen ergeben. Tue, was Du
tun willst, o Herr!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
49 Fastnachtmontag
1896
„Wo bleibt der
Tribut, den Mir die Menschen schuldig sind?“
Lied: Deinem
Heiland, deinem Lehrer...
Barbara:
„O guter Jesus, Deine heilige Mutter samt allen Deinen
lieben Heiligen benedeien Dich für all die Unehre und
Beleidigung, welche wider Dich, das höchste Gut, von den
undankbarsten Kreaturen jemals begangen worden sind oder
zu irgendeiner Zeit begangen werden.“
Jesus:
„Komm, Meine Tochter, und nimm Platz an Meinem Herzen!
Schau hinein in dieses Herz, das für dich ist geöffnet
worden. Schau, wie es schlägt aus Liebe zu dir und zu
all denjenigen, die sich im Geist mit dir vereinigen.
Ihr, Meine liebsten Kinder, ihr sollt Mich entschädigen
für all den Undank jener Kinder, die den Weg des Lasters
gehen und der Sünden. Siehe, wie man Satan huldigt, wie
man sich gegenseitig Glück wünscht, wie man die Fahne
hochschwingt, um diesem zu gefallen, und doch bin Ich
ihr Erlöser und doch bin Ich der Schöpfer, der Herr des
Himmels und der Erde, der mit dem Hauch Seines Mundes
diese Welt erschaffen, der mit einem einzigen Wort alle
Geschöpfe ins Dasein gerufen.
Ich habe den
Menschen erschaffen zu Meiner Ehre und Verherrlichung. Wo bleibt nun Meine Ehre?
Wo bleibt der Tribut, den Mir die Menschen schuldig sind? Ach, daß sie den Weg
des Lasters und der Sünde gehen, das ist der Dank, daß Ich dreiunddreißig Jahre
unter ihnen gewandelt bin, daß Ich durch Wort und Beispiel sie belehrt, daß Ich
alle Mühseligkeit dieses Lebens auf Mich genommen, um alle Menschen zu retten
und ewig glückselig zu machen. Versteh es wohl, Meine Tochter! Die Sünde hat das
Paradies aus der Welt hinausgeschafft und darum muß die Sünde gebüßt werden, um
den Menschen wieder das Paradies zu öffnen. Und Ich habe es getan für Mein Volk.
Ich sage dir noch einmal, Meine Tochter, wo bleibt der Dank, den Ich zu ernten
habe als ihr Gott, als ihr Schöpfer und Erlöser?“
Barbara:
„Siehe, mein Jesus, ich opfere Dir auf all die Leiden,
die Du mir geschickt, in Vereinigung mit Deinem bitteren
Leiden und Sterben, in Vereinigung mit den Tränen, die
Du über die sündigen Menschen geweint in den
dreiunddreißig Jahren, wo Du unter uns gewandelt bist,
in Vereinigung mit Deiner heiligen Mutter, mit dem
heiligen Josef und allen lieben Heiligen. Ich opfere Dir
alle Leiden in Vereinigung mit den Schmerzen aller
Märtyrer, die für Dich ihr Blut hingegeben, mit allen
gerechten Seelen, Jungfrauen, Büßern, die je gelebt
haben, jetzt noch leben bis zum Ende der Welt. Ich
opfere Dir meine Tränen mit den Deinen, meine Seufzer in
Vereinigung mit Deinen Seufzern zur Genugtuung für die
Sünden, die Dir von der gottlosen Menschheit zugefügt
werden.
O daß ich es
doch erkannt hätte in den Tagen meiner Jugend, wo ich Dir diente mit
unschuldigem Herzen. Aber siehe, lange Jahre diente ich Dir nicht, aber doch
sind es bereits fünfundzwanzig Jahre, daß ich mir alle Mühe gebe, Dir zu
gefallen. Ich danke Dir, daß Du mich nach M. geführt, ich danke Dir für meine
gute Umgebung, daß ich Dir dienen kann. Nimm nun auch alles hin. Mein ganzes
Leben soll ein Gottesdienst sein, wie Du willst, will auch ich Dir Sühne leisten
für die Sünden anderer.“
Jesus:
„Ja, trockne deine Tränen, Meine Tochter, und siehe, was
Ich dir zeigen will. Komm mit Mir vor alle Tabernakel in
der ganzen Welt. Siehe, wo Ich dich hinführe, da sind
überall gottbegeisterte Seelen.“
Barbara:
„Ja, hier, da sind aber keine.“
Jesus:
„Da sollst du anbeten.“
Barbara:
„Hochgelobt und angebetet sei ohne End, das süßeste Herz
Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament. Ich vereinige
mich mit meinen zwei Freundinnen und ersetze Dir die
Schmach an jenen Tabernakeln, wo keine Anbeter sind.
Hochgelobt und angebetet sei ohne End, das süßeste Herz
Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament.“
Jesus:
„Ja, das sollt ihr, Meine Kinder, Meine treuen Seelen.
Ich habe deswegen auf Fronleichnam den Bund mit euch
geschlossen. Merkt euch wohl, daß alles, was Ich mit
euch rede, was Ich mit euch tue, eine sehr wichtige
Bedeutung hat für Meine Kirche. Auf Fronleichnam war es,
wo Ich euch eingliederte, das heißt, ihr sollt eine
Gliederschaft bilden in der Verehrung des
Allerheiligsten Altarsakramentes. Was Ich mit dir rede,
rede Ich auch zu deinen beiden Freundinnen, damit ihr
miteinander ausführt, was Ich verlange: Ich will, daß
das Allerheiligste Altarsakrament verehrt werde in der
ganzen Welt! Ich habe vieles mit dir gesprochen, du hast
es Mir gut ausgerichtet! Recht so! Fahre fort, tue was
Ich dir sage.
Du wirst sehen,
welch herrlichen Lohn du in der Welt bereits erlangst, und was Ich dir sage gilt
auch ihnen, weil sie die Werkzeuge sein sollen, durch die es ausgeführt wird. Es
soll ein Damm errichtet werden gegen den Sozialismus der Zeit. Es soll der
undankbaren Welt gezeigt werden, was die Liebe und der Glaube vermag unter
Meinen Kindern; es soll der Zorn Meines Vaters besänftigt werden; denn obwohl
Ich Mich alle Tage und Nächte vor Meinem Vater niederwerfe, anbetend, sühnend,
opfernd, leidend in den heiligen Meßopfern, so genügt Ihm dieses nicht mehr.
Es muß die
Menschheit sich verbinden mit Mir und dann – ja, und nur dann, wird das Opfer
vollbracht sein. Es wird Deutschland gerettet werden. Ich verspreche es dir, daß
allen denjenigen, die in den Bund mit eintreten, kein Haar soll gekrümmt werden;
mit ihm soll der Glaube einziehen in das Familienleben.“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr!“
Jesus:
„Ich habe dir versprochen im Advent, daß Ich N.
überführen werde in der heiligen Fastenzeit; es soll
geschehen. Wenn er aber dann noch ein Feigling ist,
dann...“
Barbara:
„O Herr, spreche nichts über ihn aus, er ist ja so gut
und will ja auch Deine Ehre fördern. Entzieh mich nicht
seiner Leitung, ich bin ja so glücklich bei ihm, ich bin
ja zufrieden.“
Jesus:
„Ist recht, aber tue, was Ich dir sage, und sage es ihm.
Leide gern, leide freudig. Es kommt Ostern, das
Alleluja, und mit Ostern dein himmlischer Bräutigam
wieder. Während die Sünder Mich an diesen Tagen mit
Spott und Hohn bedecken, sollt ihr Mich bedecken mit dem
Mantel der Liebe und der Verherrlichung.“
Die Eltern
eines in die Ferne gewanderten Sohnes ließen durch Barbara fragen, wie es mit
seiner Seele stehe.
Jesus:
„Ja, er ist halt doch etwas abgekommen vom rechten Weg.
O führe ihn zurück! Er ist gar zu beschäftigt, aber
nicht für seine Seele.“
Barbara:
„O Herr, wenn ich es den Verwandten schreibe, welche
Tränen wird es sie kosten. O ich bitte Dich für den
armen Menschen, der so brave Eltern hat.“
Jesus:
„Ja, sag nur der Mutter und der Schwägerin, sie sollten
nie vergessen, täglich drei Ave Maria für ihren Sohn und
Bruder zu beten, und Ich verspreche dir, daß er
zurückkehren wird; er ist abgewichen vom rechten Weg.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
50 Erster Freitag
nach Quadragesima 1896
„Wenn sie am
Kreuz erhöht sein wird, wird sie alles an sich ziehen.“
Lied: Wo eilest du
Jesus hin, wir sehn vom Speisesaale dich...
Jesus:
„Komm mit Mir in Pilatus’ Haus, Meine Tochter, denn du
sollst mit Mir den Kreuzweg wandeln und darum recht wohl
beherzigen, wie Ich als dein Herr und Meister denselben
gewandelt bin. Betrachte jetzt, Meine Seele, was Ich
hier gelitten habe vor diesem gottlosen Richter! Siehe
hier den großen Abstand zwischen der Wahrheit und der
Ungerechtigkeit eines Menschen. Wer ist die Wahrheit?
Was ist die Wahrheit und was ist die Ungerechtigkeit?
Siehe, Ich, dein Herr und Meister, dein Erlöser, deine
ewige Glückseligkeit, Ich bin die Wahrheit und das
Leben, aber man will Mich nicht erkennen und die
Ungerechtigkeit siegt über das Leben und die Wahrheit.
Der Ungerechte triumphiert über den Gerechten; der
Gottlose über den Heiligsten der Heiligen, aber doch nur
scheinbar, nur weil es so der Wille Meines himmlischen
Vaters ist.
Gehe mit Mir
und vernehme das Todesurteil, das über Mich ausgesprochen wird. Siehe, dieser
ungerechte Richter, er bekennt offen und laut vor allem Volk, daß er keine
Schuld an Mir finde, und doch spricht er das ungerechteste aller Urteile, das je
die Welt gehört, über Mich aus. Und so triumphiert das Unrecht über die
Gerechtigkeit. Was meinst du wohl, Meine Tochter, was Ich damit Meiner Kirche
für ein Beispiel geben wollte? Meine Kirche, Meine Braut, ist die einzige, die
mit Mir den Kreuzweg wandelt.
Vom Anfang bis
zum Ende, solange sie bestehen wird, ist sie beständig unter der Hand von
gottloser Macht; beständig wird das Unrecht über sie triumphieren, manche Zeit
minder, manche Zeit wieder mehr, nicht überall zu gleicher Zeit an allen Orten,
aber doch beständig, bald hier, bald dort. Man findet zu aller Zeit keine Schuld
an ihr und doch muß sie leiden und doch muß sie unterdrückt sein, weil sie Meine
Braut ist, weil sie den Weg zu gehen hat, den Ich ihr vorangegangen bin. Und Ich
sage dir, es wäre auch nicht gut für sie, wenn sie anders zu gehen hätte als
Ich, ihr Haupt, ihr Herr und Meister, denn nur Leiden ist das Zeichen der
Auserwählung. Leiden führt ganz gewiß zum Siege. Wenn Ich erhöht sein werde,
werde Ich alles an Mich ziehen. So auch Meine Kirche! Wenn sie am Kreuz erhöht
sein wird, wird sie alles an sich ziehen. Siehe, wie Meine Kinder sich aufraffen
und ihr nachfolgen, wie sie sich flüchten unter den Schutzmantel ihrer heiligen
Mutter.
Siehe, wie von
allen Seiten ein reges Leben sich entwickelt. Und Ich sage dir, die Diener
Meiner Kirche arbeiten nicht umsonst; sie bestellen ihr Erntefeld und Ich will
ihnen ihre Arbeit segnen, daß auch ihre Ernte eine einträgliche, ja
einträglicher als je werden soll. Es soll ein fröhliches Alleluja von allen
Seiten ertönen in den Herzen vieler Christen, in denen es bisher nicht getönt
hat.
Darum gehe mit
deinen beiden Mitschwestern den Berg hinauf nach Golgotha, und stelle dich unter
das Kreuz und opfere Mir, sooft dein Atem aus- und eingehen wird, sooft ein
Glied deines Leibes sich bewegt, bei jedem Puls- und Herzschlag, Mein kostbares
Blut, Mein bitteres Leiden und Sterben in Vereinigung mit Meiner Mutter, mit dem
heiligen Josef, mit der ganzen Kirche, mit allen frommen und gerechten Seelen
auf für die Bekehrung der Sünder. Leide mit Mir, Meine Tochter, und mache alle
deine Schritte und Tritte zum Gebet für die Sünder, und Ich will es so annehmen,
wie Ich gewohnt war von jeher, von Meinen treuen und liebsten Kindern, die
Bitten zu erhören. Konnte Ich denn in Meinem sterblichen Leben je die Bitte
eines wahrhaft Liebenden abschlagen?
Konnte Ich je
einen Menschen zurückweisen, kalt und ohne Trost, der mit lebendigem Glauben,
mit inniger Liebe sich Mir genaht hat? War nicht Mein ganzes Leben ein Leben
voll Wohltun, ein Leben voll Arbeiten und Abmühen und Abplagen, um Seelen zu
retten, um Seelen zu gewinnen? Habe Ich nicht deswegen Meine Kirche gestiftet
und sovielmal Mich in ihr vervielfältigt, wie es Priester in ihr gibt, um dieses
Mein Leben sovielmal in ihr zu gestalten, sovielmal in ihr zu vervielfältigen,
damit sich auch Mein Wirken in ihr vervielfältigen kann, um Seelen zu retten, um
Seelen zu gewinnen für Mein himmlisches Reich?
Sieh, und all
diejenigen, die sich diesen Meinen Dienern nahen werden im Beichtstuhl, die
hingehen, ihre Worte zu vernehmen, sie werden Meine Wohltaten genießen, die Ich
auf sie übertragen will durch Meine Diener. Höre, Meine Tochter! Was jedes arme
Menschenkind leisten kann, was es beitragen kann, daß Mein Reich sich
ausbreitet, will Ich dir und der Welt zeigen an deiner Schwägerin, die in einer
Wirtschaft steht. Sie hat durch ihr stilles Wirken mehr Seelen gerettet, als sie
und ein anderer Mensch ahnen kann, aber nicht sie allein. Das armselige Gebet
von dir bewirkt dies, weil du neben ihr stehst mit deinen Seufzern und Gebeten.
Wenn sie arbeitet, da befeuchtest du ihr Wort durch dein Flehen, das du in der
Kirche oder im stillen Kämmerlein zu Mir absendest. Dadurch wird ihr Wort
lebendig, weil Ich Mich nicht zurückhalten kann.
Wenn eine
liebende Seele zu Mir fleht, muß Ich dem einfältigen Wort Leben geben. Es dringt
ein, es faßt Wurzel, die Seele sinnt nach und wird gerettet. Dies ist das
Geheimnis, das Ich der Welt durch dich lehren will, das Geheimnis des
Gebetslebens durch liebende Seelen, aber meist durch jungfräuliche Seelen, denn
nur eine Jungfrau gibt sich dem Herrn ganz und gar hin. Während eine Ehefrau für
das sorgt, was ihres Mannes ist, sorgt eine Jungfrau für das, was des Herrn ist.
Jungfrauen sind es, die durch ihr Vermögen, ihren Überfluß, den Priester
unterstützen sollen und das Wort des Priesters soll die Welt bekehren.
Und nun komme
zur zweiten Station und nehme dein Kreuz auf deine Schultern und folge Mir nach.
Siehe, Meine Tochter, ob Ich gemurrt habe, als man Mir das Kreuz auflud. Siehe,
Meine zwei Mitgesellen, Meine Mitbürger, die mit Mir gekreuzigt wurden, ihnen
mußte das Kreuz vorgetragen werden. Ich aber, ihr Herr und Gott, mußte Selbst
Mein Kreuz tragen! Weißt du warum, was das bedeutet?“
Barbara:
„Mein Herr, ich weiß nicht, ich kann nicht begreifen,
wie die Menschheit so verblendet sein kann und Dir bei
Deiner so großen Schwäche das Kreuz Selbst auflädt.“
Jesus:
„Ja, du sollst erkennen, Meine Tochter, daß Ich dieses
so freiwillig wollte, um jedem Menschen ein Beispiel zu
geben, daß niemand sein Kreuz abwerfen soll, weil der
Kreuzweg der Weg zum Himmel ist. Ein jeder soll sein
Kreuz selbst tragen und nicht einem anderen aufladen
wollen und denken: Nun ja, ich will schon auch Dir
folgen, aber dieses und jenes ist mir zuviel. Da gibt es
noch andere Menschen. Man flieht vor dem Kreuz und
denkt, diese und jene können es tragen, ich will mir
einen anderen Weg suchen, wo ich doch auch meinem Gott
noch besser dienen kann. Siehst du, warum Ich das Kreuz
freiwillig tragen wollte? Ich wollte das Kreuz tragen
ohne jegliche fremde Hilfe, so lange, bis Ich
zusammenbrach, so lange, bis Meine Feinde sähen, daß Ich
unterwegs erliegen und sterben würde, und um das
Vergnügen zu haben, Mich sterben zu sehen, sich genötigt
sahen, Mir einen Gehilfen mitzugeben.
Aber dies alles
hat seine hohe wichtige Bedeutung für die Menschheit. Solange du, o Christ, das
Kreuz tragen kannst und solange du es in Vereinigung in Mir tragen wirst, werde
Ich dir die Kraft dazu geben, und du sollst nicht verlangen, daß andere dir
helfen, dir dein Kreuz zu erleichtern und Mich nicht nötigen, dir durch andere
Hilfe zu verschaffen. Wenn du je so schwach sein solltest, unter dem Kreuz zu
erliegen, ja dann soll es dir erlaubt sein, Abhilfe zu suchen. Siehe, deswegen
wollte Ich den Simon von Cyrene haben, aber bedenke wohl, es war bereits die
Hälfte Meines Weges zurückgelegt.
O wie
unglücklich sind alle jene, die sich ihr Kreuz erschweren, die es wohl aus
freiem Willen gewählt und mit reifer Überlegung übernommen haben, alsdann aber
wegen der damit verbunden Lasten nicht tragen wollen. Wie erschweren sie sich
die Last! Um wie vieles leichter würden sie gehen, wenn sie tagtäglich auf Mich
schauten, wenn sie bedächten, daß Ich ihnen vorangehe, und daß sie Mir nur
folgen. Nur vorwärts! Oben auf Kalvaria ist der Ruhepunkt! Von dort aus werde
Ich alles an Mich ziehen. Nur von dort aus werden auch sie alles an sich ziehen,
alle ihre bösen Leidenschaften, alle ihre üblen Launen werden sich ihnen zu
Füßen legen und sie werden über dieselben triumphieren. Und nun lebe wohl, Meine
Tochter, bis Freitag komme Ich wieder.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
51 Erster
Donnerstag im März 1896
„Wie es jenen
durch Leiden niedergedrückten Seelen ohne die heilige Kommunion zumute sei.“
Diese ganze
Woche hatte ich mir vorgenommen, auf die innere Stimme gar nicht mehr zu achten,
weil ich infolge des Drängens anderer selbst in Zweifel und Ängsten war, da mir
immer noch die Sicherheit von seiten der Obrigkeit fehlt. Darum bat ich den
Heiland gar sehr, mir doch zu helfen in meiner Not. Und ich hörte die Worte:
Jesus:
„Ich habe dir dieses Leiden nicht ohne deine Zustimmung
gegeben, und Ich werde es dir darum wieder abnehmen,
sobald du es aufrichtig verlangst.“
Ich weiß also,
daß ich mich nur abzuwenden habe vom lieben Heiland, und mein Leiden hört von
selbst auf. Darum wandte ich mich an die liebe Mutter Gottes mit der Bitte, mir
doch zu Hilfe zu kommen. Und Sie kam mir zu Hilfe und sagte:
Maria:
„Meine Tochter! Besinne dich! Weißt du nicht, unter
welchen Umständen Mein Sohn dich bat und einlud Ihm zu
folgen?“
Barbara:
„Ja, ich weiß es wohl noch.“
(Er war mir
nämlich dreimal erschienen, ein langes Kreuz nachschleppend, dicke Tränen von
Seinen Wangen rollend.)
Maria:
„Weißt du auch, was das Kreuz auf Seinen Schultern
bedeutete und die dicken Schweißtropfen auf Seinem
heiligsten Angesicht?“
Barbara:
„Ja, ich erkannte daraus wohl, daß, falls ich meine
Einwilligung Ihm gebe, ich einen schwereren und härteren
Weg zu gehen haben werde als seither.“
Maria:
„Ja, das ist so. Du sollst aber auch wissen, was die
dicken Schweißtropfen bedeuten. Es sind die Leiden, die
Ihm Seine Feinde bereiten, die Ihm Tag für Tag Seinen
eucharistischen Kreuzweg erschweren. Dich hat Er nun
erwählt, daß du mit Ihm diesen eucharistischen Kreuzweg
teilest, um Ihn zu trösten. Harre aus, Meine Tochter,
entziehe Ihm diesen Trost nicht! Was meinst du wohl,
warum Mich der himmlische Vater nicht, wie Meinen
Bräutigam, den heiligen Josef, zu Sich rief, bevor Mein
Sohn diesen schmachvollen Tod sterben mußte?
Siehe, deswegen
nicht: Um unter Seinem Kreuze stehen zu können, die Schmach mit Ihm zu teilen
und Sein Herz durch Meine Gegenwart zu trösten, denn wo Sein Blick hinfiel, sah
Er Seine Feinde. Siehe, dies sollst auch du sein in Seinem eucharistischen
Leben. Laß dich nicht irremachen; es ist alles nicht so bös gemeint, was man dir
nachredet.“
Barbara:
Am Schluß hörte ich noch die Worte: „Du wirst sehen, daß
Ich Wort halte!“
Vom Beginn der
heiligen Fastenzeit an lag Barbara krank zu Bett und konnte die heilige
Kommunion nicht empfangen bis zum zweiten Donnerstag in der Fastenzeit, wo sie
sich aufraffte und zur Kirche ging. Unmittelbar nach der heiligen Kommunion
sagte sie zu Jesus:
Barbara:
„Ich war doch diese Woche so undankbar gegen Dich, o
mein Jesus. Wie kommt es denn nun, daß ich mich vor Dir
nicht fürchte, während ich es doch nicht einmal wage,
den Menschen unter die Augen zu treten?“
Jesus:
„Da siehst du, wie gut Ich bin, wie Ich die Menschen
anziehe, daß sie sich nicht vor Mir fürchten. Das ist
die Liebe und Güte Meines Herzens, die sich dir
mitteilt. So bin Ich aber gegen jeden Menschen. Deshalb
will Ich, daß auch anderen das Glück der heiligen
Kommunion zuteil werde, und Ich ließ dich deshalb diese
Woche auch fühlen, wie es jenen durch Leiden
niedergedrückten Seelen ohne die heilige Kommunion
zumute sei. Denn was der Mensch ohne Mich kann, hast du
diese Woche an dir gesehen. Sage den Schwestern in N.,
Ich habe es ihnen schon gesagt, wie sie es machen
sollen, daß nicht so viele an der Schwindsucht sterben.
Sie sollen nur Mein Wort befolgen und dann sehen, ob Ich
nicht helfe. Ich habe aber auch keine Freude an dem zu
vielen Studieren; denn die zu große Weltweisheit trägt
Mir wenig Ehre ein.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
52
Herz-Jesu-Freitag im März 1896
„Siehe, nicht
Ich wollte ihr Verderben, sondern sie wollten es selbst!
Lied: Sieh deinen
Heiland sterben...
Barbara:
„Hochgelobt und angebetet sei Jesus Christus im
Allerheiligsten Altarsakrament, der uns Sein heiliges
Leiden und Sterben vergegenwärtigt, kommt, laßt uns Ihn
anbeten! O mein Jesus, Du Bräutigam meiner Seele! Wie
muß ich Dir danken, daß Du meinen Undank vergißt und
Dich nicht abwendest von mir armen Sünderin, die ich
doch so viel Dich beleidigt und gekränkt habe durch
meine Bosheit und meinen Undank. O wie armselig und
menschlich war ich doch!“
Jesus:
„Ja, es ist wahr, Meine Tochter! Aber Ich kenne die
menschliche Schwachheit, Ich kenne Meine Kinder, Ich bin
solche Dinge gewohnt, solche Auftritte Meiner
allertreuesten Kinder. Schon vom ersten Augenblick an,
als Ich unter ihnen weilte, kam Mir das Tag für Tag vor
und so wird es bleiben, solange Meine Kirche besteht,
solange Ich unter ihnen gegenwärtig bin auf Erden. Darum
raffe dich auf, vergiß die Erlebnisse dieser Woche und
höre, was Ich dir mitteilen will:
Es ist nicht
böse gemeint von denjenigen, die über dir stehen, die Ich dir zu Vorgesetzten,
zu Stellvertretern gegeben habe, die also Meine Stelle bei dir vertreten, wenn
sie dich abstoßend und ungläubig behandeln. Sie müssen dies anderen gegenüber
tun, die sich vielleicht auch einbilden, auf besondere Weise in Verbindung mit
Mir zu stehen, die Ich aber weder dazu berufen habe, noch in der Lage sind, auch
nur etwas so an ihnen vollbringen zu können. Siehe, solche Menschen müssen von
Meinen Dienern hart behandelt werden, sie müssen harte Wege gehen, weil sie die
Wege wandeln müssen, die Ich gegangen bin, Ich der wahre Sohn Gottes, der wahre
Sohn des himmlischen Vaters.
Darum laß dich
nicht irremachen von den Reden Meiner Diener, die es gar nicht böse mit dir
meinen. Ich habe dir gesagt im allerersten Anfang, als Ich mit dir reden wollte,
daß du nur der Briefträger sein sollst. Du sollst die Botschaft überbringen an
sie, an Meine Diener, die Ich ihnen geben will. Du bist nur das Sprachrohr,
durch welches Ich zu ihnen spreche. Es ist alles vorbereitet von den Gottlosen,
vom Reich des Satans, um Mein Reich zu zerstören. Es ist alles vorbereitet, weil
die Welt gottlos geworden ist und die Menschen den Arm Meiner göttlichen
Gerechtigkeit herausgefordert haben, und es bedarf nur noch eines Winkes, und
der Sturm soll losbrechen, auf den die Völker mit Furcht und Zittern hinschauen.
Der Baum Meiner
Kirche soll wieder einmal geschüttelt werden und die unzeitigen Früchte davon
losgemacht werden und losgelöst zu ihrem Verderben, weil sie nicht hören auf
Meine Stimme, weil sie es selbst so gewollt haben. Darum sollen sie in ihrem
eigenen Elend verfaulen und zugrunde gehen, da sie nicht die Stimme hören
wollen, die zu ihnen spricht durch Meine Diener, durch Meine Kirche, die Diener
der katholischen Kirche. Siehe, nicht Ich wollte ihr Verderben, sondern sie
wollten es selbst! Jahr um Jahr warte Ich, gehe Ich um diesen Baum herum und
suche Früchte und finde sie nicht.
Es soll aber
auch die Zeit vorbereitet werden, die darauf folgen soll, und nicht blindlings
sollen Meine Diener hineinkommen in jene Zeit; denn wie das Abfallen der
Christen nur nach und nach vor sich geht – es nur durch das lange und
absichtliche Sündigen zum Abfallen gekommen ist –, so soll auch das Aufstehen
wieder nach und nach vor sich gehen, und Meine Diener sollen wissen, daß es
durch sie geschehen soll. Sie sollen Meine Kinder bearbeiten und vorbereiten auf
jene Zeit, die alsdann kommen wird nach jenem Sturm, der über die Völker
hereinbrechen wird. Ich will einführen die Zeit des Friedens. Ich will wandeln
mit Meinen Kindern, Ich will sie liebkosen und trösten für all den Schmerz, den
sie mit Mir erduldet, für all die Leiden, die sie mit Mir ertragen haben unter
dem Kreuz, und sie sollen kosten und sehen, wie gut Ich bin.“
Barbara:
„Mein Jesus, Du hast mir allen Undank verziehen. O wie
danke ich Dir. Ich will mich fernerhin nicht entziehen
dem Leiden, ich will nicht länger undankbar sein und
mich weigern. Ich muß es zu meinem Schmerz gestehen, ich
war boshaft diese Woche, ich forderte Deinen Zorn
heraus. Das konnte ich deutlich sehen, weil Du gestern
so schnell von mir fortgingst. O verzeih!“
Jesus:
„Ja, Ich habe dir verziehen, Meine Tochter!“
Barbara:
„O ich bitte Dich für alle Jungfrauen der Stadt M., daß
sie morgen und die kommenden Tage eine recht gültige
Beichte verrichten und viele sich entschließen, Dir
besser zu dienen. Ich bitte Dich insbesondere für meine
zwei Mitschwestern. O schließe das Band enger, ich habe
gesehen, was ohne sie aus mir würde.
Längst hätte
ich alles über Bord geworfen, weil ich den Dienern der Kirche immer mehr glaube
als mir selbst und dem, was in mir vorgeht. Segne sie, umschlinge das Band,
befestige es in Deinem Herzen. Gib, daß alle Menschen Dich erkennen und gib, daß
diejenigen, die davon wissen, Dich um so mehr lieben und Deinen Willen erfüllen.
Gib, daß unser Häuflein zunimmt und sich nicht hänge an Freuden und Güter dieser
Welt, daß sie zunehmen an Gnade und Weisheit und erfüllen, was Du verlangst,
denn Du willst Anbeter, Sühneopfer, Mithelfer Deines eucharistischen Lebens.
Jesus:
„Und sage all diesen, die an Mich glauben, die glauben,
daß Ich mit dir rede, besonders deiner Familie und der
Familie von Luise, sie sollen nicht mutlos werden und
nicht auf eine kurze Spanne Zeit hinsehen; denn wie ein
Senfkörnlein, das in die Erde gesenkt wird, nicht in
einem Augenblick zu einem großen Baum wächst, so soll
alles, was Ich mit dir rede, was Ich durch dich Meiner
Kirche verheiße, nicht mit einem Schlag in Erfüllung
gehen, sondern nur nach und nach sich entwickeln, damit
dadurch um so fester begründet werde der Glaube, die
Demut, die Liebe; denn die Menschen sind gar schwach,
gar vergeßlich, was sie gestern erhalten, vergessen sie
heute wieder, morgen möchten sie wieder eine andere
Gnade. Ich möchte ihnen nicht das Verdienst rauben durch
den beharrlichen Glauben, durch die Beharrlichkeit in
ihren Bitten. Habe Ich dieses ihnen nicht schon gesagt,
als Ich auf Erden lebte, habe Ich ihnen das nicht
angedeutet in jenen Worten, die Ich zu Meinen Aposteln
und durch sie zu allen Menschen in der ganzen Welt
redete:
Wenn ein Freund
in der Nacht zu seinem anderen Freund geht und ihn um Brot bittet, weil sein
Freund zu ihm gekommen ist und er nichts habe, um ihm aufzuwarten, und jener
Freund nicht nachgeben will, weil er schon in seiner Schlafkammer bei seinen
Kindern ist und nicht gestört sein will, aber endlich doch nachgibt, nicht, weil
er sein Freund ist, sondern wegen seines Ungestümes, das er gern los wäre.
Siehe, das soll für alle Zeiten gelten und für alle Orte.
Es war dies
auch für jenen Freund bereits etwas Überflüssiges, denn er dachte bei sich
selbst, was soll ich mir Mühe machen, um diesem Menschen seine Bitte zu gewähren
und ihm aus der Verlegenheit zu helfen, weil er jenem Menschen nicht genug
vorzusetzen hat, und doch gab er nach und gewährte ihm seine Bitte. Warum sollte
auch Ich meinen Kindern die Bitten nicht gewähren, die sie an Mich richten, wenn
sie ungestüm kommen, obwohl Ich auch einsehe, daß viel Überflüssiges sich in
jenen Häusern befindet, was nicht zu Meiner Ehre beiträgt, und darum Meine
Kinder früh hinweggerafft werden durch den Tod. (Gilt von den Schwestern in B.,
wo viele sterben.) Siehe, das lasse Meine Dienerinnen wissen.“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr, für all Deine Belehrungen, denn
jedes Deiner Worte ist wichtig und von großer Bedeutung
für uns arme Erdenpilger.“
Jesus:
„Ja siehe, deswegen sprach Ich alles in Gleichnissen zu
Meinen Aposteln, weil die Gleichnisse zu allen Zeiten
gelten sollen, und weil Ich immer zur rechten Zeit und
am passenden Ort sie aufklären und erschließen will,
manchmal durch Meine Diener, manchmal durch ein ganz
unwürdiges Werkzeug, wie du es bist. Ich werde deine
Bitten gewähren, Meine Tochter. Ich werde deine Familie
segnen und nicht zulassen, daß eines davon verlorengehe,
wie Ich dir längst versprochen, denn alle ihre Kinder
und Kindeskinder werden gläubige Christen sein. Siehe,
du verstandest es nicht, als Ich sagte, daß Ich Selbst
deine Schwester N. in den Ehestand geführt habe. Dieser
ihr Gatte ist ein gottesfürchtiger Mann und nicht so,
wie du befürchtet hast. Ich ließ diese Furcht zu und
verhüllte dies vor deinen Augen, damit du durch deine
scharfen Reden (ihr gegenüber) alles, auch den leisesten
Gedanken zu einer Sünde verhindern möchtest.
Das ist es
auch, warum Ich durch Meine Diener dir manchmal scharfe Worte zureden lasse, um
in dir die Neigung zum Stolz abzuhalten. Das ist auch der Grund, warum Ich dir
Meine Führung mit deiner Schwester zum Ehestand verhüllte. Sie wäre für diesen
jungfräulichen Stand zu schwach gewesen. Ich bin es, der alle Seine Kinder kennt
und der überall das Beste will. Darum führe Ich diese zum Ehestand und jene zum
jungfräulichen Stand, diese in den Priesterstand und jene in den Ordensstand.
Und darum lasse Ich es hie und da vorkommen, daß auch unter Meinen Dienern Wölfe
in Schafskleidern kommen, die dann austreten und die Herde zerfleischen; dies
allen anderen zum warnenden Beispiel. Dadurch gewinnen andere, dadurch werden
sie behutsamer. Viele, die lau und kalt geworden, werden dann wachsamer, und so
wird alles Mir wieder ersetzt, was durch ausgeartete und abgefallene Priester
Mir zugefügt wird und verdorben wird. Ich verspreche dir auch und durch dich
allen, die sich an euch anschließen, daß viele, viele Seelen gerettet werden,
besonders durch das Priestertum. Ich wiederhole, was Ich schon öfter gesagt:
Der Damm muß
aufgerichtet werden von Priestern und Laien, vom Volk und Priestern, durch Wort
und Beispiel, durch Gebet, Opfer und Sühne. Das Volk soll die Priester
unterstützen, die Priester aber das Volk begeistern.
Die Priester
sollen die Säulen sein, auf die das Volk sich stützt, und das Volk soll die
Schleusen bilden, wodurch das unreine Gewässer und aller Unflat durchgesiebt
wird, das heißt, es werden gar viele, viele noch sein unter dem Volk, die nicht
hören wollen trotz aller Mühe der Priester, trotz allem Gebet der Gläubigen, die
dennoch nicht hören, die auf ihrem schlechten Weg fortgehen, diese sollen durch
die Schleusen gehen und in den Abgrund stürzen, da sie es selbst so wollen.
Priester und Volk sollen nicht irre werden und sich nicht ärgern, wenn sie
sehen, daß so viele durch die Schleusen hindurchgehen; sie sollen nur
fortfahren. Und siehe, am Ende ihrer Laufbahn, o wie glücklich, wie glücklich
sind sie dann. Du hast gesehen, wie Ich sie aufnehmen will mit offenen Armen.“
Barbara:
„Darum auf, meine Schwestern, auf, meine Brüder, laßt
uns umfassen das Band, das Er um uns drei geschlungen,
laßt uns festhalten an diesem Band; es ist das Band der
Liebe. Am heiligen Fronleichnamstag hat Er es
geschlungen.
Es ist das Band
der Liebe zur heiligen Eucharistie, zur heiligen Kommunion, und alle, die sich
an diesem Band anfassen und festhalten, werden nicht verlorengehen. Seht, ihr
Diener der Kirche, täglich soll dieses Band mehr ausgebreitet, täglich mehr
vergrößert werden, und ihr seid diejenigen, die es vergrößern sollen, die Tag um
Tag ein Stück sollen hinzusetzen. O freut euch und frohlocket, werdet nicht
müde, denn euer Lohn ist groß im Himmel.“
Lied:
Hochpreiset meine Seele den Herren...
Inhaltsverzeichnis Band 1
53 Erster Samstag
im März 1896
Es war niemand
da, der aufschreiben konnte. Jesus sagte ungefähr:
Jesus:
„Siehe, wir treten in die österliche Zeit ein, da in der
Frühe die Jungfrauen ihre Osterkommunion verrichten. Da
siehst du, daß Mein Leiden ein ganz kirchliches ist. Du
brauchst aber nicht mehr viel davon zu sagen. Meine
Diener schaden sich sehr, da sie es immer noch nicht
annehmen und so Meine Gnaden hemmen. Ich komme, damit du
mit Mir leidest wegen der schlechten Kommunionen.“
54 Zweiter
Donnerstag im März 1896
Barbara sah
Jesus das Kreuz tragen und Er forderte sie auf, Ihm nachzugehen. Sie mußte über
viele Risse und Sprünge und Gräben, und als sie nicht wußte, wie darüberkommen,
drehte Sich Jesus um und sagte, sie solle Sein Kreuz über die Sprünge und Gräben
legen und dann darüberschreiten. Die Sprünge und Gräben bedeuten die
Versuchungen, Zweifel und Ängste.
Inhaltsverzeichnis Band 1
55 Zweiter Freitag
im März 1896
Lied: O du
hochheilig Kreuze...
Es ist
Finsternis geworden, da die Juden Jesus an das Kreuz geschlagen. Jesus fällt das
erste Mal unter dem Kreuz. Jetzt begegnet Ihm Seine betrübte Mutter. Dann sinkt
Er wieder zusammen und niemand ist da, der Ihm das Kreuz tragen will.
Barbara:
„O Jesus, ich will Dir helfen, das Kreuz zu tragen. O so
nimm doch auch mein Herz ganz für Dich, nichts mehr für
die Menschen, nichts mehr für mich.“
Unter den
vielen Tausenden sind keine einzigen, die nur mit einem Wort an Ihn glauben; nur
Seine heilige Mutter und die frommen Frauen. Jetzt kommt die heilige Veronika
mitten durch und schämt sich nicht vor den Vornehmen und auch nicht vor den
Ruchlosen.
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter! So wie Ich der heiligen Veronika
den kleinen Liebesdienst belohnt habe durch den Abdruck
Meines Antlitzes, so werde Ich auch euch belohnen. Die
heilige Veronika erneuert sich immer an Meinem
Angesicht, um auf dem Tugendweg voranzuschreiten. So
will Ich euch auf die höhere Stufe der Vollkommenheit
führen.
Du sollst nicht
müde werden, Mich offen und frei zu bekennen vor Meinen Dienern, wenn auch alle
es nicht tun. Gehe ruhig weiter und verlasse die Bahn nicht mehr, die du
betreten. Wenn die heilige Veronika auf dem Tugendpfad mutlos ward, so ging sie
in ihr Kämmerlein und schaute Mein heiliges Antlitz.
So tue auch du,
Meine Tochter, und gehe hin, wo du Mich findest, im engen Tabernakel. Deine
beiden Freundinnen sollen nicht mutlos werden, wenn es Gerede gibt unter den
Menschen. Betet, leidet und opfert für die Sünder, die es nicht mehr tun. Ich
will all eure Unvollkommenheiten vergessen, wenn ihr tut, wie Ich euch gesagt.
Haltet fest an dem Band, das Ich um euch geschlungen, das von dem Tabernakel
aus- und wieder zurückgeht in den Tabernakel. Ich werde euch nicht verlassen. Es
gibt viele, die mit Mir leiden, aber nicht den eucharistischen Weg gehen.
Verstehst du das?“
Barbara:
„Nein!“
Jesus:
„Siehe, das ist so gemeint: Ich lasse Mich von Meinen
Dienern im Allerheiligsten Altarsakrament hintragen,
wohin sie wollen, arm und unscheinbar will Ich dort
leben, will Mich niemand aufdrängen. So sollt auch ihr
unbekannt und still euer Licht leuchten lassen, ob man
euch tadelt oder lobt oder euch verachtet. Ihr sollt
nicht auf euer Wohl sehen, sondern auf das Wohl anderer,
um sie Mir zuzuführen. Darum gehe hin, wenn es dir
schwer ums Herz ist und betrachte das Bild, das dir
gezeigt worden ist.“
Barbara rief
dann die Heiligen um ihre Fürbitte an für die Priester und die heilige Kirche,
und sie durfte einen Blick tun, wie unsere Gebete mit denen der Heiligen
vereinigt, so wirksam das Herz Gottes durchdringen und wie innig unsere
Verbindung ist mit den Heiligen und deren Freude, wenn sie von uns angerufen
werden.
Inhaltsverzeichnis Band 1
56 Zweiter Samstag
im März 1896
„So sollte Ich
auch die Mithelferin sein zur Gründung der neuen Kirche, denn aus einem
jungfräulichen Leib sollte sie hervorgehen.“
Lied: Christi
Mutter...
Jesus:
„O ihr alle, die ihr vorübergeht, stehet still und
sehet, ob ein Schmerz dem Meinen gleicht.“
Treue Freunde
haben den Leichnam Jesu, nachdem Er vom Kreuze abgenommen, in den Schoß Seiner
jungfräulichen Mutter gelegt.
Maria:
„Komm, Meine Tochter, jetzt kannst du die Wunden sehen,
die Er aus Liebe zu dir empfangen hat.“
Barbara:
Und Sie nimmt die Dornenkrone von Seinem heiligen Haupt
und Sie wäscht Seinen heiligen Leib, das Blut aus den
Wunden, und Sie legt die Hand auf Sein Herz, ob
vielleicht noch etwas Leben sich darin fände, aber alles
ist dahin. Alles ist dahin. Ihr Jesus ist nicht mehr da,
dieses Herz, das so oft und so warm Ihr entgegenschlug.
Maria:
„O Mein liebes Kind! O Mein Jesus, Mein allerliebster
Sohn! Zum letzten Mal soll Ich Dich in Meinen Armen auf
Meinem Schoß besitzen. O ihr Menschen, habt Mitleid mit
Meinem Mutterherzen. Zerrissen ist Mein Herz in tausend
Stücke, denn alle Wunden, die Mein liebes Kind an Seinem
hochheiligen Leibe trägt, trage Ich in Meinem Herzen.“
Barbara:
Und in stiller Trauer, unter bitterem Weh, helfen die
mitleidigen Seelen zusammen, um Ihm die letzte Ehre zu
erweisen. O welch ein Schmerz auf aller Angesicht, ihr
Herr und Meister, ihr geliebter Freund, ihr größter
Wohltäter, ihr allerweisester Lehrer, sie sollen Ihn zu
Grabe begleiten. Und jetzt bringt man eine Bahre, und
noch einmal drückt Sie Ihren Mund auf Seine blassen
Lippen und auf Seine heilige Seitenwunde, und unter
vielen Tränen geleiten sie Ihn zum Grabe. Aber wie
erhaben, mit welch ruhiger Haltung, mit heiligem Ernst,
geht Sie einher, die heiligste, die jungfräulichste, die
allerbetrübteste Mutter.
Maria:
„Ja, weißt du auch, was Mich aufrecht hielt unter diesen
namenlosen Schmerzen? Der Gedanke, warum ist Mein Sohn
auf die Welt herabgekommen, warum ist Er Mensch
geworden? Um uns zu erlösen, um alle an Sich zu ziehen,
um das Reich Gottes aufzurichten in dieser Welt, um die
Kirche zu stiften. Und so wie Ich die Mithelferin war
zur Erlösung des Menschengeschlechtes, so sollte Ich
auch die Mithelferin sein zur Gründung der neuen Kirche,
denn aus einem jungfräulichen Leib sollte sie
hervorgehen. Jungfräulich wie Ich sollte sie sein und
darum brauchte sie Meine Stütze.
Wie sammelten
sich die Apostel und die Jünger um Mich her, wie holten sie bei Mir Rat in all
ihren Anliegen, wie flüchteten sie sich unter Meinen Schutz, wenn ihnen Gefahr
drohte. Wie mußte Ich überall Mich hinwenden, schützend und helfend, ratend und
vermittelnd, wo es nötig war; und das ist es auch, solange die Welt steht, denn
deswegen ließ der himmlische Vater Mich noch so lange auf Erden, obwohl ich viel
lieber mit Meinem Sohn aufgefahren wäre, weil die Kirche Meiner bedurfte.
Deshalb habt keine Angst ihr Menschenkinder, fürchtet nichts! Mein Arm ist noch
nicht verkürzt, Ich bin noch Dieselbe wie damals. In allen Stürmen werde Ich
euch nicht verlassen. Denn obwohl die Feinde der Kirche zahlreich sind, ist aber
auch das Gebet Meiner eifrigen Kinder noch nie so innig gewesen, noch nie so
innig in der ganzen Welt, wie es jetzt ist. Noch nie wurden so viele Maialtäre
errichtet zu Meiner Ehre, wo sich Meine Kinder versammeln zum Preis und Lob
Meines Sohnes, wie auch zu Meiner Ehre.
Und wie freut
Sich Mein Sohn und die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit, daß dieser große
Papst Leo XIII. dem Maimonat noch einen anderen zu Meiner Ehre beifügte, den
Monat Oktober. Ja, glaube Mir, die Kirche hat Meinen Sohn mit einem neuen
Schmuck bekleidet durch ihr inständiges, anhaltendes Gebet, und sie soll nicht
zuschanden werden. Eine Bewegung ist unter den Völkern, die Gnade wirkt vielfach
in Herzen, wo sie seit langem keinen Eingang mehr finden konnte, wo nie mehr an
das Ewige, an das Letzte gedacht wurde, an die Ewigkeit, und es kommen viele zur
Einsicht, es geht nur ganz allmählich.
Darum nur nicht
verzagen, vereinigt euch mit Mir, ihr Menschenkinder. Am großen Gerichtstag
werdet ihr sehen, was euer Gebet genutzt hat.“
Barbara:
„O liebe Mutter! Dein Sohn hat mir am vorigen Freitag
gesagt, wir sollten den eucharistischen Kreuzweg gehen.
Ja, was soll denn das bedeuten, wie ist dies zu
verstehen?“
Maria:
„Ihr sollt den Spott der Welt nicht achten, auch wenn
ihr keine Anerkennung findet, euch nicht irremachen
lassen durch das Gerede der Menschen, ihr sollt nichts
suchen als die Ehre Gottes und Seine Verherrlichung.
Siehe, was tut denn Mein Sohn im stillen Tabernakel?
Dort ist Er Tag und Nacht, ob einer kommt oder ob
niemand kommt, ob man kalt an Ihm vorübergeht oder ob
man Ihn liebkosend und freundlich besucht, mit
liebevollem Herzen, mit guter Gesinnung. Er bleibt immer
Derselbe, weil Er da ist für die Menschen, um von hier
aus ihnen Gnaden zu spenden. So sollt aber auch ihr tun,
ob es euch in eurem Innern schön zumute ist, ob Er
liebevoll mit euch verkehrt, oder ob Er euch Trockenheit
fühlen läßt. Das muß euch immer gleichbleiben. Denn
nicht jener Weg ist der beste, der gut zu laufen ist.
Man kommt über Steine und Klippen eher zum Ziel, als
wenn man immer den schönen Weg gehen will.“
Barbara:
„O mein Jesus! Für alle Belehrungen, für all die süßen,
lieben Worte Deiner heiligen Mutter, wie danke ich Dir!
Nur schade, daß ich so unwürdig bin und sie nicht so
geben kann, wie Du sie zu mir sprichst. Du weißt, wie
unbelehrt und wie unvollkommen ich bin. O nimm dafür
mein armes Herz und meinen guten Willen hin. O mein
Gott, hätte ich doch das Herz Deiner jungfräulichen
Mutter! O könnte ich Dich doch lieben wie Dein
Lieblingsjünger Johannes und wie die Büßerin Maria
Magdalena. Könnte ich wie sie, o Herr, mich auf einen
Berg flüchten, um nur Dir allein leben zu können.“
Jesus:
„Das kannst du auch, Meine Tochter! Du kannst für Mich
leben wie Meine Dienerin Maria Magdalena, wenn du nur
willst. Du mußt dich immer so betrachten, als stündest
du wirklich auf einem hohen Berg und sei alles, all die
niederen Dinge, wonach die Menschen so sehr seufzen und
ringen und jagen, tief, tief unter deinen Füßen. So mußt
du all die Dinge anschauen, als stündest du auf dem
höchsten Berg und als schautest du tief ins Tal und als
sähest du die Menschen rennen nach zeitlichen Gütern und
wie eitel und nichtig doch das alles ist.
Darum merke
dir: Sobald du eine ungeordnete Regung verspürst in deinem Herzen, eine Regung
des Zorns, der Ungeduld, der Lieblosigkeit, so erinnere dich an die Worte, die
Ich heute zu dir gesprochen, als stündest du auf einem hohen Berg und schautest
tief ins Tal und als ginge dich dies gar nichts an. Du mußt dich als einen
Fremden betrachten, als seiest du ein Fremdling und als seien dir fremd alle
diejenigen, die manchmal dir Ursache zum Fall werden könnten, als seien sie dir
ganz fremde Personen. So wirst du leichter darüber hinweggehen; es wird dein
Herz nicht berühren.
Du wirst dich
leichter in dein Herz zurückziehen können; denn dein Herz soll der hohe Berg
sein, in das du flüchten mußt, sobald du merkst, daß irgendeine Neigung dich
abwärts ziehen will, und wenn du dieses tust, dann verspreche Ich dir, daß du
wie Meine Dienerin Maria Magdalena Mir große Liebe erzeigen wirst, daß Ich dich
aber auch in Wirklichkeit auf die Stufe, auf den Berg der Vollkommenheit
hinaufführen werde. Merke dir aber:
Damit ist alles
gemeint, was dich umgibt, alle deine Verwandten und Bekannten. Sie sollen dir so
nahestehen wie jeder Fremde, und jeder Fremde soll dir so nahestehen wie jeder
Verwandte. Du sollst dich über nichts mehr betrüben, wenn ein Unglück sie
treffen wird, als nur über ihren Fall, wenn du hörst, daß sie sündigen und Mich
beleidigen. Über alles sollst du hinweggehen, nur nicht über die Sünde. Diese
sollst du mit Mir betrauern und bereuen und beweinen. Du sollst aber Mitleid
haben mit jenen, die dies nicht einsehen. Du sollst leiden und sühnen und beten
für die Sünder, die es nicht mehr tun und Ich werde dir ein gnädiger Richter
sein.“
Barbara:
„O Herr, ich empfehle Dir alle Jünglinge, die morgen
ihre Osterkommunion verrichten. O mein Jesus, laß doch
nicht zu, daß einer unwürdig hinzutritt, ganz besonders
bitte ich Dich für die Pfarrei I. und E., für die
Diözese W. und M. Ich empfehle Dir alle Priester, die
jetzt so viel zu tun haben im Beichtstuhl, ganz
besonders N. und N., und alle ihre Brüder in der ganzen
Welt, wo ein Zweig dieses Ordens sich befindet, für
jedes einzelne Mitglied, und bitte Dich, ihnen Deine
Gnade zu verleihen, daß alle, die ihre Beichte bei ihnen
ablegen, auch solche gut verrichten. Ich bitte Dich für
alle klösterlichen Genossenschaften in der ganzen Welt,
für welche Du willst, daß ich beten soll, für alle
verfolgten Christen in Armenien, wo so viele sterben
müssen, besonders für jene Missionare, die den Tod
erdulden.
O mein Jesus,
laß dieses Blut neuer Samen werden zu neuem Christentum, wie Du immer getan,
seit Du auf Erden warst, für alle Sekten, daß Du sie zurückführest zur wahren
Kirche, daß sie ihren Irrtum einsehen, damit ein Schafstall und eine Herde werde
und alle Dich anbeten im Allerheiligsten Altarsakrament.“
Luise bittet
den Herrn darum, daß ein gewisses Heilmittel für die Missionare nicht
abgeschafft wird, weil diese es dringend für Kranke benötigten.
Jesus:
„Alles Gute soll zerstört werden, aber sie werden nicht
überall siegen. Ich werde die gute Sache zu schützen
wissen.“
Barbara:
„In der Pfarrei I. geht doch morgen keiner unwürdig, das
war am Sonntag nicht so, denn unter den Mädchen gibt es
viele leichtfertige Seelen. O welch großer Schmerz für
Dich. Sie sind so zum Guten geneigt, aber auch zum
Bösen. Ich bitte Dich auch für den verstorbenen N.“
Jesus:
„Du bekommst keine Armen Seelen bis Karfreitag.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
57 Dritter
Donnerstag im März 1896
„Der
Schutzpatron aller derjenigen zu sein, denen es Ernst ist mit ihrer
unsterblichen Seele.“
Lied: Wenn wir ein
Lied voll Liebe, dir, heiliger Josef, weihen...
Barbara:
„O mein Jesus! Heute feiert die Kirche das schöne Fest
Deines glückseligen, heiligen Nährvaters Josef! Ich
danke Dir noch einmal für alle Gnaden, die Du mir
gestern durch seine Fürbitte zukommen ließest. Du hast
mir gezeigt, daß alle meine Bitten gewährt sind oder
noch werden durch Deinen glorreichen Nährvater. So
erwarte ich auch von Dir, daß N. doch endlich einmal
alle Zweifel hintansetzt und glaubt, daß Du es bist, Der
mit mir spricht. Du willst, o Herr, nach den Worten, die
Du mich schon vor langer Zeit wissen ließest, daß es
bekannt werden soll unter den Priestern. Also soll es
doch nicht als ein Geheimnis betrachtet werden und unter
uns bleiben. So füge es doch, o Herr, daß N. zum Glauben
kommt, daß Du es bist, Der mit mir spricht. Jetzt sehe
ich den heiligen Josef.
Wahrscheinlich
willst du mich belehren, o heiliger Nährvater meines Herrn. Was willst du mir
denn sagen, rede, o heiliger Josef, deine arme Dienerin hört.“
Josef:
„Merke dir: alles, was sich darauf bezieht, die Ehre
Gottes zu fördern und das Wohl unserer Mitmenschen, kann
keine Erfindung eines menschlichen Geistes sein, noch
von einem anderen Geist beeinflußt sein als vom Geist
Gottes. Dies war mein Grundsatz in meinem sterblichen
Leben.
Ich floh den
Umgang mit den Menschen, so gut es ging, in meiner Jugend. Ich suchte die
Einsamkeit auf, um meinem Gott besser dienen zu können, um Seine Stimme, die zu
mir wie zu jeder wahrhaft nach oben strebenden Seele spricht, besser in mich
aufnehmen zu können. Mein ganzes Leben und Sterben war auf das Wohlgefallen
Gottes gerichtet, die Sehnsucht nach dem verheißenen Erlöser erfüllte meine
ganze Seele. Ich wäre bereit gewesen, mein Leben zu opfern, diesen Erlöser nur
einmal zu sehen, und dann wollte ich gern sterben. Aber siehe, wie sehr der Herr
diejenigen belohnt, die nichts suchen, als Gott zu verherrlichen und das Heil
ihrer Mitmenschen zu fördern. Ich sollte Ihn nicht nur sehen, ich sollte Ihn
nähren. Ich wurde zu Seinem Beschützer auserwählt, ich wurde an die Seite der
allerreinsten, heiligsten Jungfrau gestellt, die diesen Erlöser gebären sollte,
die von Gott, dem Vater, bestimmt war, die Miterlöserin des Menschengeschlechtes
zu sein.
Und wie habe
ich diese Aufgabe gelöst, meine Tochter! Ich scheute nicht die Menschen. Alle
meine Brüder und ich stammen aus dem königlichen Geschlecht Davids. Sie alle
schreckten jedoch vor einem geringeren Stand zurück und suchten immer, sich ein
besseres und bequemeres Leben zu verschaffen; ich suchte genau das Gegenteil.
Ich wollte mein Brot verdienen durch Arbeit meiner Hände, weil durch diesen
geringen Stand ich mehr der Verachtung und Zurücksetzung preisgegeben war, und
weil ich wußte, daß die Armen die bevorzugten Lieblinge Gottes sind. Darum
wollte ich immer arm und unbekannt leben. Als ich aber einmal berufen war von
Gott, der Nährvater Seines eingeborenen Sohnes zu sein, da unterwarf ich mich
all den Mühseligkeiten, Leiden und Verfolgungen, die ich um dieses göttlichen
Kindes willen auszustehen hatte. Siehe, ich mußte einen ganz menschlichen Weg
gehen. Ich hatte anderen nicht das Geringste voraus.
Nur das
Bewußtsein, daß ich meine Pflicht erfülle, das hielt mich aufrecht. Zwar hatte
ich in meinem ganzen Leben viele und große Erleuchtungen, doch war ich ein
Mensch wie du, Adamsschuld hatte ich abzubüßen wie du, aber ich ließ nie einen
Gedanken in mir aufkommen, der nur an einen Zweifel auf Gottes Barmherzigkeit
und unendliche Liebe gegrenzt hätte. Und auch da, als mir die Menschwerdung des
Sohnes Gottes verborgen blieb und mich deswegen sehr betrübte, wankte doch mein
Vertrauen auf Gott nicht.
Ich wollte nur
all den Kummer und den Schmerz verbergen vor meiner jungfräulichen Gemahlin.
Auch dachte ich, ich sei zu unwürdig, der Pflegevater des Sohnes des
Allerhöchsten zu sein. Von jenem Augenblick an aber, wo ich durch den Engel
belehrt wurde, kam kein Zweifel, kein Mißton mehr in meiner Seele auf.
Unverwandt war mein Blick auf Denjenigen gerichtet, Der mir anvertraut war, auf
den Sohn Gottes, auf meinen Gott und Herrn, und deswegen habe ich verdient, der
Schutzpatron aller derjenigen zu sein, denen es Ernst ist mit ihrer
unsterblichen Seele. Und ich sage dir, alle diejenigen, die sich unter meinen
Schutz flüchten, sind gerettet.
Weil ich so
treu war im Kleinen und treu war im Großen, darum soll ich auch der Schutzherr
der Großen und Mächtigen sein, wie der Schutzherr jeder einzelnen Seele. Ich
sage: Der Schutzherr der Großen und Mächtigen, ich meine damit die heilige
Kirche, die mir anvertraut ist, der vielen Genossenschaften, die unter meinen
Schutz gestellt sind, und seitdem ich das Glück genieße, in der Gesellschaft
Desjenigen zu sein, der Sich würdigte, den Himmel zu verlassen und in meine
Gesellschaft zu treten, ist meine Fürbitte eine allumfassende, bereits eine
allmächtige.“
Barbara:
„O heiliger Josef, so führe es denn auch zum guten
Ausgang, was der Herr in mir niedergelegt und von mir
verlangt hat. Hilf mir, heiliger Josef, daß es verborgen
bleibt. Gern will ich leiden, gern das Opfer meines
Leibes bringen zur Sühne für meine Sünden und die Sünden
anderer, aber doch in stiller Verborgenheit. Siehe, ich
suche ja nichts, gar nichts, als meinen Gott zu
verherrlichen, Ihn zu lieben, Ihm zu dienen und Seelen
zu retten. O erflehe mir doch die Gnade, daß ich nie
mehr an etwas anderes denke als an das Wohlgefallen
Gottes.
Siehe, ich habe
durch nichts anderes diese Gnade erlangt als durch meinen felsenfesten Glauben,
daß Jesus im Allerheiligsten Altarsakrament zugegen ist. Ich habe in der
heiligen Kommunion Ihm diese Bitte vorgetragen und ich vernahm Gegenbitten, und
dies bewirkte gegenseitige vertraute Unterhaltung, und als ich sah, daß Er alle
meine Bitten erfüllte, war ich gezwungen zu glauben, daß Er es ist. Und so ging
es fort, und ich kam auf diesen Weg.
O heiliger
Josef, hilf mir doch, o hilf mir doch! Was kann ich denken, allein, weggestoßen
von allen Priestern! Ist es wahr, daß es eine Krankheit ist? Warum meidet man
mich? Warum werde ich als gefährliche Person behandelt, mit der man nicht in
Berührung kommen darf? Speie ich denn Gift aus?“
Josef:
„Was magst du auch wohl meinen? Freuen sollst du dich!
Komm mit mir in das stille Häuschen zu Nazareth. Ich
will dir zeigen, wie man da gelebt, und so mache es
nach. Siehe, wie bescheiden, wie einfach, wie demütig
der Sohn Gottes vom Himmel herabsteigt, ohne viel
Geräusch, ohne auch zu prunken in den Augen der
Menschen, und doch ist es der Sohn Gottes. Er war
gekommen, die Menschen zu erlösen. Aber siehe, meine
heilige Braut sagte mir nichts, auf welche Weise sie
empfangen. Der Sohn Gottes kam zur Welt, Er fing an zu
reden, fing an zu arbeiten, Er lebte mit mir dreißig
Jahre lang, Er arbeitete mit mir, Er betete mit mir, Er
aß und trank mit mir, und doch war alles dies so
eingehüllt in die allertiefste Demut, daß ich nur im
stillen Seine Weisheit bewundern mußte.
Er sprach nie
von Seiner hohen Würde. Seine Unterhaltung war so hinreißend, so auf Gott,
Seinen himmlischen Vater, ausgerichtet, daß man fortwährend studieren mußte, um
das gleiche zu tun, um Ihn nachzuahmen, und man mußte – wie Er – ganz bescheiden
sein, um Sein Reich gründen zu wollen. Siehe, so ist es mit allem, was von Gott
kommt!
So wie Er Seinen göttlichen
Sohn herabsandte auf die Welt, um die Welt an Sich zu ziehen und zu Gott
zurückzuführen, jedoch dies alles so in einer ganz anderen Weise, so daß die
Menschheit erkennen muß den Unterschied zwischen göttlich und menschlich,
zwischen dem Reich Satans und dem Reich Gottes. Das entfaltet sich alles von
innen heraus, während jenes sich nur von außen aufprägen will. So geht es auch
mit deinem Auftrag. Es geht doch vor sich; sei unbekümmert. Das Wort Gottes ist
wie ein Senfkörnlein, es wächst empor zu einem Baum.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
58 Fest Heiliger
Josef am 19. März 1896
Am Schluß der
neun Josefs-Mittwoche, als Barbara sich immer noch nicht in ihrem Hauptanliegen
erhört glaubte, ging sie hin, sich bei ihm zu beklagen.
Barbara:
„Du erhörst doch alle und siehe, ich will von allen
meinen Anliegen absehen, aber darin erhöre mich doch,
daß ich doch mein ganzes Leben nicht in Zweifel und
Ungewißheit zubringen muß, daß ich doch eine Sicherheit
erlange, ob ich nicht getäuscht bin und doch nicht immer
in solcher Angst leben muß, während ich mich für Gott
abmühe, am Ende doch getäuscht zu sein.“
Auf einmal ward
sie in den Himmel entrückt vor einen unbeschreiblich schönen Thron. Sie meinte,
man wüßte ihn kaum zu unterscheiden vom Throne Jesu Selbst, so herrlich war er.
Der heilige Josef saß darauf und hatte einen großen „Schaff“ (Arbeit) mit
aufgehäuften Bittschriften. Er nahm einen Zettel nach dem anderen in die Hand,
und alle waren sehr eng und klein geschrieben, daß Barbara es nicht lesen
konnte. Auf einmal bekam er einen in die Finger, wo mit großen Buchstaben darauf
stand: ,Du bist erhört!’
Josef:
„Siehe, das ist dein Zettel. Siehe, wenn ich andere
erhöre, wie sollte ich denn dich nicht erhören, da das
Heil so vieler von deiner Bitte abhängt und da ihr in
dieser Bitte zu dritt vereinigt seid und eure Bitten nur
das Wohlgefallen Gottes bezwecken?“
Inhaltsverzeichnis Band 1
59 Dritter Freitag
im März 1896
„Geräuschlos,
ohne allen äußeren Schein, fängt es an, sich zu entwickeln.“
Lied: Wenn wir ein
Lied voll Liebe, dir, heiliger Josef, weihen...
Josef:
„Ich komme, meine Tochter, um die Fortsetzung
auszuführen. Ich habe dich gestern in das Häuschen zu
Nazareth geführt. Ich habe dir gezeigt, wie alles, was
in der Welt geschieht, was Gott in der Schöpfung zum
Wohle und Besten Seiner Kinder Großes wirken und
anordnen will, um das Heil Seiner Kinder zu fördern,
ganz unscheinbar vor sich geht, wie alles unscheinbar
sich entwickeln muß, vom Kleinen zum Großen aufsteigen
und nicht umgekehrt. Denn alles, was in der Welt geschah
und geschehen wird, alles, was nicht von Gott ausgeht,
fängt mit vielem Geräusch an, tritt mit großem Prunk
auf, verliert mit jedem Tag von seinem Schein, den es um
sich wirft, bis es eines Tages wieder verschwunden ist.
So ist es aber nicht mit dem, was von Gott ausgeht.
Geräuschlos, ohne allen äußeren Schein, fängt es an,
sich zu entwickeln.
Der Lichtglanz,
den es um sich verbreitet, wird heller, so daß sich Menschen an seinem Schatten
laben können, und es faßt Wurzel und bleibt, wie es ist in Seiner Kirche.
Deswegen wird die Kirche, die mein göttlicher Pflegesohn auf Erden gegründet
hat, von Tag zu Tag herrlicher und kostbarer in den Augen Seines himmlischen
Vaters, in den Augen aller Engel und Heiligen, des ganzen himmlischen Hofes,
weil alles, was sich in ihr noch entwickelt, dies zum Besten und zum Wohl der
Menschheit entwickelt, bestehen bleibt. Es fällt nicht wie das andere ins Nichts
zurück, weil es von Gott ausgegangen ist und von Gott entweder durch sich selbst
oder die Kirche oder eine andere Seele, die Er dazu bestimmt hat, zutage
gefördert wurde. So ist es aber auch mit all dem, was ich mit dir rede.
Es soll dir und
anderen zur Belehrung sein. Lerne von mir und ahme mir es nach. Siehe, ich
wußte, daß der Sohn Gottes unter meinem Dach wohnt. Ich wußte, daß Er gekommen
sei, die Menschheit zu erlösen, daß Er ein neues Reich gründen werde und mit
diesem ein neues Priestertum, aber nie hätte ich auch nur gewagt, den leisesten
Schritt zu tun bei jenen, die im Alten Bund von Gott gesetzt waren, die Menschen
zu belehren, ich sage, nie hätte ich gewagt, ihnen einmal ihre verkehrte
Herzensrichtung vorzuhalten. Dies alles überließ ich meinem göttlichen
Pflegesohn. Er war bestimmt, Mensch zu werden und als Mensch die menschlichen
Fehler zu rügen, und darum auch die Fehler jener Schriftgelehrten und jener
Pharisäer.
Es ist gut,
wenn die Priester das Wort annehmen, das der Herr durch irgendeine Seele zu
ihnen spricht, wenn es dient zum Wohl der Menschheit. Aber dies alles muß so vor
sich gehen, in solcher tiefen Bescheidenheit getan werden, daß einzelne nicht
davon berührt werden. Besser ist es, wenn die Priester es unter sich selber tun.
Diejenige Seele, die es dem Herrn gefallen hat zu erwählen, hat sich unbedingt
einem geistlichen Führer zu unterwerfen und darf es nicht wagen, über den Wunsch
dieses ihres geistlichen Führers einen Schritt zu tun; solange es dieser nicht
für gut findet und diese Seele beauftragt, zu einem Dritten zu gehen, hat die
Seele zu folgen, und zwar zu folgen ihrem Führer. Dies sage jener Person, die
von dir wissen will, was sie zu tun habe in Betreff ihres Seelsorgers. Sie hat
nichts zu tun als ihrem Führer zu folgen und zu beten im stillen, und wenn es
Zeit ist und sie sich bewährt gefunden hat, dann wird ihr der Herr andere Wege
zeigen, das heißt, er wird ihr entweder einen anderen Führer zuschicken oder sie
von diesem befreien. Aber da soll sie sich nicht einmischen, sondern ihren Gott
walten lassen.“
Barbara:
„O heiliger Josef, ich empfehle dir die ganze
katholische Kirche, alle Priester derselben, besonders,
die den rechten Eifer nicht haben, die Ehre Gottes und
das Heil der Seelen zu fördern. Nie mehr will ich es
wagen, jemand zu tadeln.“
Josef:
„Ja, dies wollte ich dich lehren. Ich habe nie die
Pharisäer getadelt, obwohl ich so sehr gewünscht hätte,
daß sie meinen göttlichen Sohn anerkannt hätten, obwohl
der Schmerz mich frühzeitig verzehrte aus Liebe zu
meinem göttlichen Pflegesohn und Schmerz und Mitleid mit
Ihm, weil ich sah, daß Er von denjenigen am meisten zu
erdulden hatte, die von Gott gesetzt waren, alles
Göttliche zu fördern. Siehe, du hast gut getan während
der ganzen Zeit, wo der Herr dir den Auftrag gab, es
deinem Beichtvater zu sagen. Noch besser aber hast du
getan, daß du dann folgtest und keinen Schritt getan, um
dich hervorzutun. Besser war es und wird es sein, denn
alles, was von Gott kommt, muß sich allmählich
entwickeln.
Alle deine
Worte haben doch nie an Wert verloren, wenn auch viele, wie du gemeint hast,
verlorengingen. Denn die Worte, die der Herr haben will, daß sie weitergelangen
sollen, daß sie an Seine Diener gelangen, die bewahrt Er schon für Sich, und das
ist die Hauptsache. Alles andere dient mehr oder weniger für dich zur Belehrung,
damit du nicht mutlos werdest auf dem steinigen Weg, den du zu gehen hast. Sage
auch jener Person, sie soll nicht zuviel hin- und herwanken, sie soll kein Spiel
treiben, sie ist kein Kind mehr. Sie soll sich entschließen. Der Herr legt
niemandem einen Zwang auf, denn Er hat jedem Menschen seinen freien Willen
gegeben und gesunde Vernunft. Urteile selbst und sieh, wie du tust, ich habe es
dir gesagt.“
Barbara:
„Ich empfehle dir alle Frauen der Stadt M., die morgen
ihre Osterkommunion halten. O laß nicht zu, daß eine
unwürdig hinzutritt. Siehe, o heiliger Josef, mit
welchem Eifer die Kirche in Mainz drauflosstürmt. O
bitte für die Priester, erflehe ihnen doch alle Gnaden,
die sie brauchen, um recht viele Seelen zu gewinnen. Laß
sie doch immer den rechten Kunstgriff finden.“
Josef:
„Es ist aber auch nicht umsonst, meine Tochter. Die
Priester sollen es sich nicht gereuen lassen, alle ihre
Kräfte aufzubieten. Es ist doch ein ganz anderes Leben
als vor Jahrzehnten, es ist ein ganz anderer Geist, der
jetzt weht in den Herzen der Mainzer Christen und
denjenigen, die noch einen Funken Glauben haben.
Es muß die
Priester doch freuen und begeistern, mit welch warmer Liebe ihnen die frommen
und eifrigen Christen entgegenkommen, ihre Bitten begleiten durch inniges Gebet,
durch Opfer, durch Sühne. Die Priester in Mainz stehen nicht allein, denn auch
sie haben, wie zur Zeit der ersten Christen, Helferinnen in den Frauen. Siehe,
dies Beispiel wollte meine jungfräuliche Gemahlin der Kirche geben, der Kirche
aller Jahrhunderte bis zum Ende der Welt. Sie wollte und mußte leben in der
jungen Kirche, neben den Aposteln, den Jüngern und Priestern, um diese zu
unterstützen, um ihnen zu raten und zu helfen, wo es nötig war.
Dem
Frauengeschlecht soll, solange die Kirche steht, Maria das Vorbild sein. Warum
ließ der Herr mich nicht leben, wo Er doch meine jungfräuliche Gemahlin leben
ließ? Weil der Herr in dem Frauengeschlecht etwas niedergelegt hat, was es vor
uns Männern voraus hat, einen heldenmütigen Opfermut. Siehe, ich war zu schwach.
Obwohl ich der
Beschützer des Sohnes Gottes war, war ich doch zu schwach, all den Schmerz zu
ertragen, den man Ihm bereitet hat. Ich konnte das Opfer nicht bringen, unter
dem Kreuz zu stehen; deswegen mußte ich sterben. Dies soll N. wissen. Es wird
seinen Mut beleben und seine Furcht verdrängen. Alles, was er an dir tut, ist ja
recht vor Gott; denn er handelt ja auch in Seinem Geist und ihm wird nichts zur
Schuld angerechnet, außer dieses, wenn er sich den Leiden entziehen will, wenn
er sich zu schwach fühlt, die Leiden seines Berufes zu ertragen. Großmütig soll
er das Kreuz umfangen, das ihm der Herr anbietet, und es wird ihn tragen. Nicht
er braucht es zu tragen, das Kreuz trägt ihn. Mutig wird er durch alle
Hindernisse hindurchgehen, die sich ihm in den Weg legen, wenn er die Zeit
abwartet, bis es Gott, dem Herrn, gefallen wird, dich seiner Obhut zu
entziehen.“
Barbara:
„O heiliger Josef, ich danke dir für alle Belehrungen.
Ich bitte dich auch für alle Priester, die meinem Gebet
empfohlen sind. O heiliger Josef, es ist aber doch heute
Freitag und ich habe nichts erfahren von meinem Herrn.“
Josef:
„Warte bis morgen!“
Zur Botschaft,
die der heilige Josef einer Person aus Bayern sagen ließ: Es hatte diese am Tage
vorher zugereiste Person gesagt, daß sie große Schwierigkeiten mit ihrem Pfarrer
habe. Als Barbara ihr nun die Antwort vom heiligen Josef überbrachte, da fing
jene Person an vor Dank zu weinen und sagte, daß sie beim Abfahren nach Mainz
zum heiligen Josef gesagt habe: „Nun, heiliger Josef, jetzt übergebe ich es dir,
denn ich bin fast verzweifelt. Aber im Vertrauen auf dich will ich noch einen
letzten Schritt tun und nach Mainz fahren und das Fahrgeld dir opfern, damit du
mir durch Barbara eine Antwort zukommen läßt.“
Jesus:
„Wenn die Priester, die in Meine heiligen Geheimnisse
eingeweiht sind und sie Meinem Volk predigen, nicht
glauben wollen, was sie doch lehren, daß eine Seele,
deren Leben bezeugt, daß sie nichts als Gott sucht,
durch den lebendigen Glauben zum Beschauen und von der
Beschauung zur Vereinigung mit Mir kommt, dann sollen
sie nur ja recht nachsichtig sein mit der ungläubigen
Welt, die Meine Geheimnisse doch noch viel weniger
begreifen kann als sie.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
60 Dritter Samstag
im März 1896
„Mein Herz
siehst du heute gespalten. Das ist die Zerrissenheit der Familie durch den
Ehebruch.“
Lied: Siehe deinen
Heiland sterben...
Jesus:
„Ihr, Meine lieben, treuen Kinder, ihr, ach kommt,
nehmet Teil an Meinem Schmerz! Seht die tiefe Wunde,
welche die Sünde Mir schlägt! Weißt du, was sie
bedeutet, die klaffende Wunde? Die Wunde in Meinem
Herzen, die du heute siehst? Es sind die vielen
unwürdigen Beichten, die abgelegt werden; aber nicht die
Beichten allein, weil Ich auch in das Herz Meines
Feindes eingehen muß, in das Herz, das Mir angehören
soll, das aber ganz und gar Meinem Widersacher übergeben
ist.
Es ist die
Unaufrichtigkeit, mit der man sein Sündenbekenntnis ablegt. Wie viele Sünden
werden heute gebeichtet, aber nicht so, wie sie an sich sind. Vieles beichten
sie, aber nicht, daß sie einen Ehebruch auf dem Herzen haben. Sie beichten nur
eine allgemeine Übertretung gegen das sechste Gebot, aber nicht, daß sie dieses
im Ehestand und mit dem Ehestand vereinigt begangen haben. Siehe, das ist das
große Verderbnis unserer Zeit, die Zerrissenheit der Familie; denn je mehr diese
Sünde überhand nimmt im Ehestand, desto mehr weicht alles Glück und
Zufriedenheit aus der Familie.
Und aus der
Familie geht doch das Menschengeschlecht hervor, aus der Familie gehen die
Kinder heraus in den Ordensstand, gehen die Priester hervor, die dann anderen
das Evangelium predigen, die anderen mit gutem Beispiel vorangehen und ihnen den
Weg zum Himmel zeigen sollen, die aber selbst angesteckt sind von dem Geist des
Familienlebens und darum auch vielfach ihre Pflichten vernachlässigen.
Siehe, Meine
Tochter, dies bedeutet die klaffende Wunde, ja dies bedeutet, daß du Mein Herz
in der Mitte entzweit siehst. Mein Herz siehst du heute gespalten. Das ist die
Zerrissenheit der Familie durch den Ehebruch. Ich habe Mann und Weib im Paradies
zusammengeführt. Unbefleckt gingen sie aus Meiner Hand hervor. Sie haben aber
den Ehestand damals schon zerrissen durch die erste Sünde. Ich stieg vom Himmel
herunter und vermählte Mich mit Meiner jungfräulichen Braut, mit der heiligen
Kirche, um dem Ehestand voranzuleuchten, um ihm voranzugehen, um der Welt zu
zeigen, was der Ehestand ist. Aber alles ist verloren an diesem Geschlecht.
O daß es doch
die Menschen erkennen möchten, wie gut Ich bin! Welche Nachsicht habe Ich mit
diesem Geschlecht, wie freigebig bin Ich mit Meiner Gnade! Wie habe Ich gesorgt,
daß sie Mein Wort hören sollen, daß sie es in reichlichem Maße hören sollen
durch Meine Diener, die Priester der katholischen Kirche. Aber alles ist an
taube Ohren gedrungen, alles ist vergebens. Darum teile Meinen Schmerz, Meine
Tochter! Leide, opfere und sühne und vereinige dich mit Mir. Siehe, wie Ich Mich
alle Tage für sie opfere, wie Ich nicht müde werde, durch die Hände der Priester
Mich für sie Meinem himmlischen Vater darzubringen. Werde auch du nicht müde!“
Barbara:
„O mein Jesus! Was ist denn die Ursache, o sag mir es
doch, damit die Priester dagegen ankämpfen können?“
Jesus:
„Die Hauptursache ist der Stolz! Stolz war ja auch die
erste Sünde, weil die Menschen Gott gleich sein wollten.
Stolz ist es auch jetzt, der diese Zerrüttung
herbeigeführt hat, weil man sich zu groß fühlt, um sich
einem Glauben zu unterwerfen, der längst aus alten
Zeiten herstammt, der nur noch gut ist für die Armen und
für die Dummen, und durch den Stolz gelangen die
Menschen so zum Unglauben. Sie werfen eines nach dem
anderen weg und begehen eine Sünde nach der anderen, bis
der Geist ganz verblendet, die Sünde die Herrschaft über
sie hat. Ich muß dann ein solches Herz verlassen, und
wenn Ich einmal das Herz der Frau verlassen habe, dann
ist das Herz des Hauses verlassen, denn die Frau, die
christliche Frau, ist das Herz des Hauses, und gleichwie
aus dem Herzen alle Sünden hervorgehen, so kommt aus der
Frau und von der Frau alles Unheil in die Familie.
Siehe dir eine
Familie an, wenn der Mann noch so ausschweifend ist, wenn er alles verpraßt im
Wirtshaus bei Vergnügen, wenn er sein ganzes Vermögen verschleudert, ist aber
die Frau noch auf gutem Weg, dann ist zwar der äußere Wohlstand zerrüttet, der
innere bleibt aber fortbestehen. Denn die Frau ist es, welche die Kinder um so
mehr zum Gebet anhält. Je mehr der Mann vernachlässigt, um so mehr betet die
Mutter mit den Kindern und die Familie ist gerettet, ja, sie ist gerettet einzig
und allein durch die Frau, durch das Herz des Hauses.
Und selten, ja
äußerst selten geht ein Mann verloren, wenn er ein frommes Weib hat, auch wenn
er alle Übeltaten der ganzen Welt begangen hätte. Siehe, das ist Mein Schmerz,
den Ich dir mitteilen muß. Es drängt Mich, daß Ich ihn mitteile, denn Ich habe
Mitleid mit dir aus zwei Ursachen, weil du auch von denjenigen für eine
närrische Person gehalten wirst, die Gottes Stelle an dir vertreten und weil Ich
dich fortwährend prüfe und prüfen muß, denn solange du auf dieser Welt lebst,
bist du in der Prüfung. Aber siehe, dieses einzig und allein muß dich aufrecht
halten, daß du wenigstens Meinen Schmerz teilen kannst, wenn du Mich liebst.
Liebst du Mich denn, Meine Tochter?“
Barbara:
„O Herr, warum fragst Du denn, ob ich Dich liebe? O laß
mich nicht fallen, wie du Deine Aposteln fallen ließest.
Ich habe ein Beispiel an Deinen Aposteln. Darum fürchte
ich mich zu sagen, ja, Herr, ich liebe Dich. Du siehst
ja in mein Herz. Vielleicht willst Du mich warnen vor
einem tiefen Fall. O mein Jesus, nein, ich will Dich
nicht mehr beleidigen, ich will aber auch nicht mehr
wanken.“
Jesus:
„Ja, das ist es, was Ich dir sagen will. Deswegen fragte
Ich, ob du Mich liebst, denn Ich weiß, wenn du das erste
Wort wieder aus dem Mund eines Priesters hörst, von
deinem Beichtvater, dann gibst du dich wieder den
Zweifeln hin, und davor will Ich dich warnen. Siehe, sie
finden es nicht der Mühe wert zu untersuchen, ob es denn
möglich ist, daß eine Person aus keinem anderen Grund,
als nur um Mir zu gefallen, sich solchen Leiden
übergibt.
Denn alle
diejenigen, die andere betrügen wollen, haben immer einen Grund und eine
Absicht, entweder, um etwas scheinen zu wollen oder um sich Schätze zu erwerben,
die sie nicht besitzen. Da du nun beides nicht suchst und sie es dennoch
verwerfen wollen und es nicht der Mühe wert halten, einen Schritt zu tun, bin
Ich verpflichtet, Mich dir ganz deutlich zu offenbaren. Darum sei zufrieden und
fürchte dich nicht, Meine Tochter. Harre aus, du stehst nicht auf schwindelnder
Höhe, wie du glaubst, am Rand eines Abgrunds. Denn siehe, Ich habe dich
umschlungen durch ein dreifaches Band. Ich habe dir zwei Schwestern gegeben, die
dich festhalten sollen. Sie sollen an deiner Seite stehen, sie sollen sehen, was
du ertragen mußt, damit sie auch dann feststehen, wenn etwas gegen dich
geschleudert wird, und Ich halte das Band. Du sollst nicht fallen, Meine
Tochter.“
Barbara:
„O mein Jesus! Du Bräutigam meiner Seele! O nimm hin
meine Seele mit allen ihren Kräften, meinen Leib mit
seinen fünf Sinnen, mein Herz mit all seinen Neigungen.
Alles für Dich, o Herr.“
Jesus:
„Ja, ihr sollt Mich entschädigen, ihr sollt die
klaffende Wunde Meines Herzens heilen durch den Schmerz,
den ihr mit Mir teilt. Siehe, darum verlange Ich, daß
neben dem Ehestand der jungfräuliche Stand bestehen
soll, weil die Ehe zerrissen ist, zerrüttet die Familie.
Deswegen verlangt Mein Herz so sehnlichst, daß Meine
Diener, jetzt, wo die Wunde immer breiter und tiefer
wird in Meinem Herzen, diesen Stand mehr ehren und
hochachten, denn die christliche Familie ist ja Mein
Herz, und da sollen Meine Diener es Meiner Mutter
auferlegen, daß Sie ihnen mithelfen soll, daß dieser
Stand zur Blüte gelange. Tun sie es nicht, dann sind
freilich Meine Worte umsonst gesprochen.
Aber Ich weiß,
daß sie es tun. Ich weiß, Ich habe treue Diener, und Ich rühme Mich ihrer. Sie
sind Mein Stolz, sie stelle Ich Meinen Himmelsbürgern vor und dereinst, wenn sie
ausgekämpft haben, sollen sie Platz nehmen an Meinem Herzen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
61 Vierter
Donnerstag vor Palmsonntag 1896
„Denn Ich
allein wußte die Größe Seiner Liebe zu schätzen, die Er zu den Menschen trug.“
Lied: Wo eilst du
Jesus hin...
Barbara:
Ich sehe die liebe Mutter Gottes einsam dahinwandeln.
„O liebe
Mutter, die Kirche feiert morgen das Fest der Sieben Schmerzen. Ich will Dir
darum alle meine Leiden aufopfern in Vereinigung mit Deinen Leiden und Ängsten
und Seelenschmerzen, die Du die ganze Zeit Deines Lebens, besonders während des
Lebens Deines lieben Sohnes getragen hast, von dem Tag an, da Simeon Dir
weissagte, bis zu dem Augenblick, wo Dein lieber Sohn Seinen Geist in die Hände
Seines Vaters gegeben hat, all die Seelenängste und Nöte, die so groß sind, daß
ich glaubte, heute sterben zu müssen.“
Maria:
„Ja, Meine Tochter, das sollst du auch tun und Ich werde
es dir vergelten und all denjenigen, die sich mit dir
vereinigen, die Schmerzen mit Mir zu teilen, die Ich in
Vereinigung mit Meinem Sohn erduldete, besonders die
letzte Zeit Seines heiligen Lebens, denn je näher die
Tage heranrückten, wo Er Sich als Schlachtopfer für die
Sünden der ganzen Welt hingeben wollte, desto mehr
vergrößerte sich der Schmerz und das Mitleid in Mir,
denn Ich allein wußte die Größe Seiner Liebe zu
schätzen, die Er zu den Menschen trug. Ich kannte die
Weite, die Höhen und die Tiefen Seiner Leiden, die Er zu
erdulden hatte von Seinem Volk.
Komm und erwäge
mit Mir, wie vielfach die Schmerzen sind, die Mein Herz durchbohrten in diesen
Tagen. Siehe, Meine Tochter, ins Paradies waren die Menschen gepflanzt worden,
aber sie haben es sich verscherzt durch die Sünde, und dort an der Schwelle des
Paradieses, als die Sünde vollzogen und die Menschen verstoßen waren von Gott,
ihrem Schöpfer, da ward ihnen schon die tröstliche Verheißung gegeben, daß Er
ihnen einen Erlöser schenken wolle.
Diesen Erlöser
verkündigten die Propheten von Jahrhundert zu Jahrhundert, die Patriarchen und
Propheten viertausend Jahre lang. Und obwohl das Menschengeschlecht sehr von
Gott abgekommen war, so behielt es doch den Grundsatz fest, daß sie von Gott
ausgegangen sind, nicht wie die Tiere und Geschöpfe, die da kommen und vergehen.
Sie glaubten an das Wort Gottes, das ihnen gegeben war an der Schwelle des
Paradieses, und mit jedem Jahrhundert steigerte sich in frommen Seelen die
Sehnsucht nach diesem verheißenen Erlöser, in solchen Seelen nämlich, die noch
in ihrem Herzen nachdachten und einsahen, daß es nicht so gehen konnte, denn mit
jedem Jahrhundert sank die Menschheit tiefer ab von Gott, ihrem Ursprung.
Darum ward auch
in jedem Jahrhundert die Sehnsucht vergrößert in den treu gebliebenen Seelen
nach einem Erlöser, der das Menschengeschlecht wieder erneuern und herstellen
sollte. Siehe, unter allen erschaffenen Wesen war aber kein einziges, das so
sehr sich gesehnt hätte nach diesem Erlöser als Ich, obwohl Ich nicht wußte, daß
Ich Selbst das auserwählte Werkzeug sein sollte, welches Ihn in Meinen Schoß
herabziehen werde.
Darum überlege
und denke nach, mit welcher Sorgfalt Ich all die Umstände erwog, Ich jeden
Schritt und Tritt Meines lieben Kindes beobachtete, mit welchem Schmerz Ich aber
auch zusehen mußte, wie Er nur verkannt, verlacht und verspottet wurde von
denjenigen, die Ihn hätten am ersten erkennen müssen, wie innig und tief darum
aber auch Mein Schmerz sein mußte, daß gerade von denjenigen, die das Gesetz den
Menschen verkünden, der meiste Widerspruch kam. Nimm nun an, wie es Mir war, als
Mein lieber Sohn von Mir scheiden wollte und vereinige deine Tränen mit den
Meinigen. Siehe, von der Stunde an, als Er Abschied von Mir genommen, versiegten
Meine Tränen nicht mehr.“
Barbara:
„O liebe Mutter! So will ich Dir auch all die Tränen
aufopfern, die ich weine in diesen Tagen. O erflehe mir
Vergebung meiner Sünden, besonders erbitte mir doch
Verzeihung, daß ich so frei war im Sprechen und mich um
Dinge kümmerte, die mich nichts angingen. Erflehe mir
Verzeihung aller Sünden meines ganzen Lebens, daß mein
Leben so umgestaltet werde, daß ich alles mitfühlen und
mitempfinden darf, was Du gelitten, denn nur so werde
ich Jesus gefallen, wenn ich mich bestrebe, in Deine
Fußstapfen einzutreten.“
Maria:
„Ja, das will Ich. Ihr sollt aber auch von all dem
absehen und das übertragen auf andere. Denn sehet, warum
hat Mein Kind gelitten? Um die Menschen zu erlösen von
der Sünde, um sie zu retten! Und siehe, wie viele gehen
verloren. Seelen sollt ihr retten durch euer Gebet,
durch all eure Schritte und Tritte, durch alle Worte,
die ihr redet, die ihr schreibt und denkt, durch alle
eure Handlungen. Sie sollen darauf gerichtet und
aufgeopfert sein, um andern dadurch zu nützen. Denn
siehe, das war Mein Leben. Nach dem Tode Meines Sohnes
verwandte Ich Meine übrige Lebenszeit nur noch, um
Seelen zu gewinnen, um die Guten zu bestärken, um die
Schwachen aufzumuntern, um die Betrübten zu trösten, um
die Unwissenden zu belehren und um die Sünder, die sich
Mir nahten, durch gute Ermahnungen und Belehrungen, mehr
aber durch Mein Gebet, zum Guten und zur Buße
zurückzuführen.
Das ist nun
auch eure Aufgabe und soll die Aufgabe all derjenigen sein, die sich mit euch
vereinigen. Schäme dich nicht, offen und frei zu sprechen von den Geheimnissen
unserer heiligen Religion und welch große Schätze sie in sich birgt, auch wenn
man dich verspottet und verlacht; denn das schadet nichts. Nur noch kurze Zeit
und alles ist vorüber. Du sollst sehen, wie gut Ich bin, wie Ich diejenigen
beschütze, die sich mit Mir vereinigen, um Seelen zu gewinnen. Bis morgen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
62 Fest der sieben
Schmerzen 1896
„Meine Mutter
soll der Leitstern sein, der euch zum Himmel führen und geleiten soll.“
Lied: Christi
Mutter stand mit Schmerzen...
Barbara:
Ich sehe die liebe Mutter Gottes unter dem Kreuz stehen
und Johannes, den Lieblingsjünger, neben Ihr, und ich
sehe meinen Jesus am Kreuz hängen, in entsetzlichen
Schmerzen, und Er öffnet Seinen heiligen Mund, indem Er
herniederblickt auf Seine heilige Mutter und spricht zu
Ihr: „Weib, siehe da Deinen Sohn!“ Und wieder wendet
sich Sein Blick auf Seinen Lieblingsjünger, und Sein
heiliger Mund tut sich auf und spricht: „Sohn, siehe da
deine Mutter!“
„Was willst Du
mich denn damit lehren, o mein Jesus?“
Jesus:
„Ich will dir dadurch zeigen, daß, obwohl Ich jetzt aus
der Welt scheide, Ich euch doch Meine liebe Mutter
überlassen will. Sie soll noch unter euch weilen, damit
ihr von Ihr lernt, wie der Weg zum Himmel zu finden ist,
denn aus Ihrem Herzen, aus Ihrem Herzblut, ging Meine
heilige Kirche, Meine Braut, hervor. Ihr wollte Ich Sie
noch hinterlassen, damit sie in allen Nöten zu Ihr
flüchtet, damit Meine junge Braut eine Zufluchtsstätte
finde, da sie noch zu unerfahren ist und noch viel
lernen muß, den Haushalt Meiner Kirche zu führen.
Und noch
fünfzehn Jahre stand Sie an der Spitze Meiner jungen Braut und diese, bereit,
sich von Ihr belehren und leiten zu lassen, machte große Fortschritte in der
Tugend und Heiligkeit. Meine Mutter übergebe Ich euch, Meine Mutter soll der
Leitstern sein, der euch zum Himmel führen und geleiten soll. Dies weiß Meine
Kirche wohl und hat es von Anfang an gut begriffen, was Ich ihr damit zu
verstehen geben wollte, als Ich vom Kreuze herab ihr Meine Mutter übergab in
Johannes. Noch nie aber war Sie Meiner Kirche so notwendig wie jetzt in der
Zeit, in der ihr lebt. Denn noch nie war der Glaube so schwach und so schwankend
geworden wie jetzt. Die Menschheit scheint vergessen zu haben, daß Ich bei ihr
bin, daß Ich, obwohl Ich Mich sichtbar ihren Blicken entzogen, Ich doch immer
unsichtbar in ihrer Nähe weilen will. Ich will darum den Glauben erneuern, die
Hoffnung bestärken und die Liebe vermehren in Meinen Kindern, in Meinen treuen
Kindern.
Diese sollen
immer und zu jeder Zeit in Meiner Mutter ihr Vorbild sehen und Sie nachahmen.
Meine Kirche soll Maria, Meine Mutter, immer mehr hochpreisen und Meinem Volk
voranstellen. Das christliche Volk, Meine guten, treuen Diener und Dienerinnen,
sollen der Stimme der Hirten folgen und an der Hand und unter dem Schutz Meiner
lieben, guten Mutter sicher durch alle Stürme hindurchgehen. Denn Meine Mutter
ist es, die sie immer wieder hinführen wird zu Ihrem Sohn; denn wenn sie Ihr
nachfolgen, folgen sie Mir nach. Sie werden Mich aufsuchen, wo sie wissen, daß
Ich gegenwärtig bin. Es ist so bedauernswert, daß die Menschen so
zerstreuungssüchtig sind, daß der menschliche Geist zerstiebt ist nach allen
vier Himmelsrichtungen hin und darum nichts mehr in ihn eindringen kann von
Meinem göttlichen Licht, das Ich ausgegossen habe in Meiner Kirche.
Sie sehen das
Licht nicht mehr, weil ihr Geist verblendet ist durch die Torheit der Welt,
verfinstert durch Sünde und Laster, und durch die falschen Grundsätze ganz
abgekommen ist vom rechten Weg, Mein Licht kann nicht mehr durchdringen das
finstere Herz, das nicht mehr nachdenkt, das ganz aufgegangen ist im Weltgeist,
im Geist der Finsternis. O weh, ihr Weltkinder, die ihr nicht mehr gedenkt der
Schmerzen eurer Mutter an dem Tag, als ihr geboren wurdet, geboren am Kreuze, an
dem Ich, euer Herr und Meister, verblutete.
Ihr, Meine
treuen Kinder, sollt und könnt Mich entschädigen. Seht, wie ertrug Meine Mutter
all die Schmerzen, die Sie im Geist mitfühlte, wie Ich sie an Meinem Leib und an
Meiner Seele empfand, und doch blieb Sie standhaft, Sie murrte und klagte nicht,
Sie suchte all das Elend und den Jammer Ihres Sohnes wenigstens zu lindern, daß
Sie Ihm alles vergüten wollte durch Ihre Liebe, durch Ihr herzliches Mitleid.
Denn es galt, die Seelen zu retten, die Seelen, von denen Sie wußte, daß sie
Seinem Herzen so unendlich teuer seien, daß Er um ihretwillen den Himmel
verließ, daß Er dreiunddreißig Jahre unter ihnen wandelte und mit welcher
Nachsicht und Geduld Er sie immer und immer wieder erwartet.
O schaut auf
das Beispiel Meiner Mutter, ihr Priester, ihr Diener Meiner Kirche, und werdet
nicht müde, wenn euch das Herz bersten möchte vor Schmerz über den Undank eurer
Untergebenen, so vieler eurer Obhut anvertrauten Seelen! Geht ihnen nach, den
Schäflein, den Verirrten, nehmt sie auf die Schultern, tragt sie heim in Meine
Herde und seid nicht allzu sehr betrübt, wenn man euch verspottet und verlacht,
wenn man kalt und gleichgültig und achselzuckend an eurer Predigt vorübergeht.
Seht, wenn ihr
auch alles getan habt und alles verloren scheint, das Herzblut eures geliebten
Herrn klebt immer noch an dieser Seele, und der letzte Augenblick ihres Lebens
kann sie noch retten, denn in dem heiligen Meßopfer, das ihr täglich auf dem
Altar darbringt, habt ihr täglich das Sühneopfer in euren Händen. Dieses bringt
dem himmlischen Vater dar für jene, an denen es scheint, verloren zu sein,
vereinigt eure Traurigkeit mit der Meinigen und wartet und wartet auf diese
Undankbaren, wie auch Ich warte, denn Meine Barmherzigkeit ist unendlich groß
und waltet nur in diesem Leben. Dann kommt Meine Gerechtigkeit an der Schwelle
der Ewigkeit und diese ist furchtbar und schrecklich; schrecklich für Meine so
teuer erkauften Seelen. Sagt es ihnen, wenn sie es auch nicht hören wollen.
Man hat hie und
da doch noch eine gläubige Seele unter seinen Angehörigen, die es vor deren
Ohren bringen, und jedes Samenkörnlein trägt seine Frucht zur rechten Zeit, wenn
es auch gar oft von Disteln und Dornen überwuchert wird, wenn es auch auf
steinigen Boden oder auf den Weg fällt. Siehe, ein einziges, winziges
Samenkörnlein, das noch irgendwo in einem verborgenen Winkel aufgeht, wächst
empor, schießt in den Halm und trägt seine Frucht. Wenn Ich bereit bin, hundert
Leben hinzugeben für eine einzige Seele, warum nicht ihr? Ich spreche diese
Worte zu dir, Meine Tochter! Sie sollen zu den Ohren Meiner Diener gelangen,
weil es jetzt an der Zeit ist, wo sie manchmal mutlos dahinsinken ob ihrer
anstrengenden Arbeit, ob ihren geschwächten Kräften. Ja, Ich bin Derjenige, Der
allein erkenntlich ist für all das, was man dem Geringsten Meiner Brüder tut. O
sag es ihnen, was ihrer wartet, o sag es ihnen, daß sie mit Mir die zwölf Stämme
Israels richten werden. Du aber, Meine Tochter, sollst nicht denken, was werde
ich denn heute erfahren, wenn du weißt und fühlst, daß Ich anpoche an deinem
Leibe.
Du sollst Mir
allzeit ein leeres Herz entgegenbringen und eine reine Seele. Sonst verlange Ich
gar nichts von dir. Sei ganz unbekümmert darum, ob man dir deinen Beichtvater
wegnehmen will; Ich werde für dich sorgen. Ich werde auch dafür sorgen, daß
Meine Worte Anerkennung finden und daß sie gehört werden. Und nun gehe ruhig
weiter, und laß es Meine Diener wissen. Lebe wohl, Meine Tochter! Bis morgen
mache dich bereit und leide für die Männer, die mir so viel Ursache bieten, Mir
Mein eucharistisches Leben zu verleiden.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
63 Letzter Samstag
vor Palmsonntag 1896
„Wo ist der
katholische Mann, der noch mit Mannesmut Mich vor anderen bekennt?“
Lied: Dich mein
Gott ich lieb von Herzen...
Barbara:
„O wie herrlich, o wie schön, o mein Jesus. Hosianna dem
Sohne Davids.“
Ich sehe einen
Zug daherkommen. Von Jerusalem kommen Leute und gehen gegen Bethanien hin. Und
von Bethanien kommt ein Zug, und in der Mitte sehe ich den lieben, guten Jesus.
Ernst und traurig ist Er herauszufinden unter all den vielen Menschen. Alles
jauchzt Ihm zu: „Hochgelobt sei Der, Der da kommt, Jesus, Sohn Davids, sei
gebenedeit!“ So ruft jung und alt, groß und klein Ihm zu, aber es ist, als ob
das alles Ihn nicht berührte. Sein Geist ist mit ganz anderen Gedanken
beschäftigt und ganz anderswo, als hier bei diesem Jauchzen und Jubelgeschrei.
„O mein Jesus,
laß mich Dich begleiten.“
Jesus:
„Ja, komme Meine Tochter, komm mit Mir nach Jerusalem
hinauf, hier will Ich dich einen gar ernsten Weg führen.
Nur noch einige Tage und du wirst Mich sehen, wie
dieselbe Menge, die Mich jetzt umgibt, Mich begleitet,
nur einen ganz anderen Triumphzug. Du sollst Mich sehen
mit der Siegesfahne, aber nicht in der Hand, sondern auf
dem Rücken, wie Ich sie den Kalvarienberg
hinaufschleppe, um den Sieg über Tod und Hölle, über
Welt und Sünde, zu erringen. Und Ich verlange von dir
und von deinen Mitschwestern, daß ihr diese Woche
hindurch diese Worte beherzigen sollt, die Ich heute mit
dir spreche. Sieh, feierlich war der Einzug, den Ich
hielt in Jerusalem.
Man jauchzt Mir
zu als dem König, als dem Herrscher Israels, und noch am Abend mußte Ich
fliehen, nicht einmal eine Herberge in ganz Jerusalem wäre bereit gewesen, Mich
aufzunehmen, und Ich mußte wieder zurück nach Bethanien, um dort bei Meinen
treuen, guten Freunden, bei den drei guten Geschwistern Lazarus, Maria und
Martha, eine Unterkunft zu suchen. Siehe, Meine Tochter, was die Jerusalemiter
Mir angetan in jener Nacht, das tun Mir heute die Kinder der Welt an, die
Christen, jene Christen, die so leichtfertig hin- und herwanken, heute sich
flüchten unter die Fahne des Kreuzes und morgen wieder unter die Fahne Satans,
Meines Widersachers.
Ich will heute
gar nicht reden von jenen, die Mich ans Kreuz schlugen, und die doch unrettbar
verlorengehen, weil sie Mich als ihren Erlöser und Messias gar nicht annehmen
wollten. Ich will nur reden von jenen Christen, die dem Volke gleichen, das Mich
nach Jerusalem begleitete, am Palmsonntag, und dann sich wieder umstellte und zu
Meinen erbittertsten Feinden hielt. Ihr sollt Mich entschädigen diese Woche, bei
euch will Ich einkehren, in euren Herzen will Ich Meine Nachtherberge halten. O
versagt Mir diesen Dienst nicht, Meine treuen Kinder!“
Barbara:
„O mein Jesus! Siehe, wie bin ich aber so lau, so
leichtsinnig, so nachlässig. Wenn Du Dich nur ein wenig
zurückziehst, wenn Du mir nicht zuvorkommst mit Deiner
Gnade, bin ich nicht einmal imstande, auch nur ein
einziges Vaterunser andächtig zu beten, wie soll ich
mich dann anstellen, Dich liebkosend zu behandeln? Wie
gern möchte ich es tun für all diejenigen Christen, die
Dir so viel Leid zufügen, die kalt und gleichgültig
gegen Dich und Deine Liebe sind.“
Jesus:
„Ja siehe, Meine Tochter! Morgen muß Ich in die Herzen
der christlichen Männer einziehen. Diese sind zum
größten Teil wie die Jerusalemiter. Feige und mutlos wie
sie sind, stehen sie heute zu Meiner Fahne und morgen,
wenn sie ein Lächeln von irgendeinem Ungläubigen in
ihrer Nähe bemerken oder ein spitzfindiges Wort fällt,
dann wenden sie sich um, dann ist alles vorüber. Siehe,
diesen Wankelmut solcher Männer! Und doch will Ich sie
retten, und doch bin Ich vom Himmel gestiegen, um dieses
Geschlecht zu adeln und zu vervollkommnen; denn es ist
ja der Mann der König der Schöpfung. Aus der Rippe des
Mannes ist das Weib erschaffen, und doch scheint es so,
als wäre es umgekehrt. Wo ist der katholische Mann, der
noch mit Mannesmut Mich vor anderen bekennt? Muß nicht
das Weib dem Mann vorangehen, wenn es gilt, ein Wort zu
sprechen von Mir und Meinem Reich? Darum ist die Zeit
gekommen, wo man so wenig Männer sieht in einer
katholischen Kirche, in einer Predigt, im Opfer der
heiligen Messe. Um so mehr aber gehen sie dorthin, wo
man andere Dinge hört, wo Ich nicht geehrt werde, wo
Satan die Fahne schwingt, die Siegesfahne. Und wenn Ich
nicht Sorge getroffen hätte, als Ich aus dieser Welt
schied und hätte Mir unter diesem Geschlecht Meine
Auserwählten nicht herausgezogen von dieser gottlosen
Welt, Ich meine die Priester und die Ordensmänner, die
sich zurückziehen von dieser gottlosen Welt, und in
stiller Abgeschiedenheit Mir noch dienen und Mich noch
finden, so stände das Frauengeschlecht allein unter
Meiner Fahne. So weit ist es gekommen im neunzehnten
Jahrhundert. Sag an, Meine Tochter, bin Ich nicht
genötigt, Mich zu euch zu flüchten, ihr, die ihr mitten
in der Welt steht, mitten unter diesem Geschlecht, das
Mich hinausgestoßen, das Mich vergessen hat!“
Barbara:
„O mein Jesus! Ja, wie sollen wir es denn machen, was
tun? O wie gern, o Herr, wollen wir Deinen Willen
erfüllen, sag nur wie?“
Jesus:
„Alles, was ihr tut in dieser Woche – Ich weiß, ihr
steht in der Familie – und ihr sollt keine Sonderlinge
sein, aber ihr sollt, und das verlange Ich von euch:
Morgens beim Erwachen euch im Geist vereinigen und Mich
in eure Mitte nehmen bei jeder Beschäftigung, wenn ihr
in die Kirche geht oder an die Arbeit.
Alles, was ihr
lest, schreibt in dieser Woche, tut in Vereinigung mit Mir und zur Danksagung
für all die Liebe, die Ich dem Menschengeschlecht erweisen wollte, die sie aber
von sich stieß, und zur Sühne für all den Undank vieler Herzen, besonders der
Männer, in die Ich eingehe in diesen Tagen, um das Abendmahl mit ihnen zu
halten, um das Osterlamm zu essen, und die Mich aber an demselben Abend noch
grausam von sich stoßen, hinaus, um einem anderen Platz zu machen.
Alle eure
Tränen, all eure Gebete, eure Schritte und Tritte, vereinigt mit Meiner lieben
Schmerzensmutter, welche die Einzige war, die Mich wahrhaft liebte, und die Mich
beständig begleitete, wenn auch nicht dem Körper nach, so doch dem Geiste nach.
Sie war im Geist beständig um Mich und suchte Mich zu entschädigen, und das
sollt auch ihr tun, und ihr sollt sehen, welch fröhliche Ostern Ich mit euch
halten werde.“
Barbara:
(singt) „Alleluja, deo gratias!“
„O mein Jesus!
Wenn Du für eine einzige Seele hundert Leben hingegeben hättest, wie sehr
bestrebt sollten wir dann sein, Seelen zu gewinnen. Was ist eine Seele wert,
wenn Du hundertmal für sie sterben wolltest? Sieh, ich habe eine zahlreiche
Verwandtschaft und meine beiden Mitschwestern auch, und wenn diese alle Dich
lieben, so ist es schon der Mühe wert, daß Du zu uns kommst. Darum sei ewiglich
gepriesen für Deine Güte und so wunderbare Herablassung!“
Jesus:
„Befolget die Worte, die Ich zu euch rede, fahret fort,
gehet ruhig eure Wege, nicht rechts und nicht links,
geradeausgehen. Ich werde euch nicht aus Meiner Hand
lassen.“
Barbara:
„O Herr, ich bitte Dich auch, daß Du N. N. seine Stimme
läßt bis über Ostern, weil die anderen Herren doch so
angestrengt sind, damit er ihnen helfen kann.“
Jesus:
„Du sollst aber wissen, daß Ich alles belohne, daß Ich
ein gar guter Bezahler bin, denn die Mühe, welche die
anderen dann um so mehr haben, soll ihnen gar reichlich
belohnt werden. Doch will Ich Nachsicht haben mit ihrer
Schwäche. Er wird seinen Dienst versehen können bis nach
Ostern.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
64 Palmsonntag
1896
„Wie die
verstockten Juden, so ist auch dieses Volk.“
Jesus:
„Ich habe dir heute früh gesagt, daß du Mich begleiten
sollst durch die Straßen von Jerusalem auf und ab. Sieh,
wie gut Ich es mit diesem Volk gemeint, wie ein zärtlich
liebender Vater wollte Ich sie um Mich versammeln, um
sie Meinem himmlischen Vater zuzuführen. Aber sieh, wie
man mit Mir umgeht. Alles ist vergebens! Siehe, wie Ich
damals in Jerusalem und im ganzen Judenland herumgeeilt,
um die verlorenen Schäflein aufzusuchen, so eilt Meine
Braut von einem Ende zum anderen, von einer Stadt in die
andere, von einem Fleck zum anderen, um die Menschen
aufzusuchen, um sie zurückzubringen zu Meiner Herde.
Aber alles ist vergebens an diesem Geschlecht. Wie die
verstockten Juden, so ist auch dieses Volk. Darum, Meine
Tochter, bitte Ich dich, du möchtest Mir den Dienst
nicht versagen.“
Barbara:
„O mein Jesus! Warum bittest Du mich? Ich muß Dich
bitten, daß ich Dich begleiten darf. Nimm hin meine
Tränen, o Herr, es sind Tränen des Mitleids, daß Du so
verkannt wirst. O daß doch alle Menschen Dich erkennten
und aus ganzem Herzen lieben würden, aus allen Kräften
und über alles Dich loben und ehren wollten.“
Jesus:
„Aber wie rennt und jagt man nach allerlei Geflitter,
nach bunten Schmetterlingen und Ich, das einzige, das
höchste und wahre Gut, stellt man in die Ecke, um Mich
ja nicht mehr sehen zu müssen.“
Barbara:
„O ich will Dich sehen, es ist mir nicht zuviel, wenn Du
kommst, wenn es auch noch so ungelegen für mich und
meine Umgebung ist. Du schaust in mein Inneres, Du weißt
es, ich will mich nicht nur mit Dir freuen, sondern auch
mit Dir leiden. Darum verspreche ich Dir heute, daß ich
nie mehr versuchen will, einem Kreuz auszuweichen. Mache
Du mit mir, was Du willst. Ich will mich mit Dir
vereinigen in Deinem Leiden. Nimm hin, o Herr, alles,
was ich bin und habe, meinen Leib und meine Seele, mein
Herz und mein Leben.“
Jesus:
„Das ist so recht, Meine Tochter!“
Barbara:
„Das ist auch die Gesinnung meiner beiden
Mitschwestern!“
Jesus:
„Ihr werdet es nicht bereuen, Meine Kinder! Laßt euch
verspotten, laßt andere denken, was sie wollen; Ich habe
sie auch nicht bestimmt, das mit zu leben, wozu Ich euch
bestimmt habe, darum verlange Ich einen felsenfesten
Glauben. Es wäre besser für Lieschen, wenn sie sich
nicht so beeinflussen ließe. Es ist ja wohl im Dienst
der Nächstenliebe, aber man hat in der Stadt Mainz gar
viele, die froh wären um ein Stück Brot, die gar gern
einen Tag aushelfen möchten; sie könnte sich andere
holen. Ich habe ihre Lage so bestimmt, daß sie Mir
dienen soll am Altare.“
Barbara:
„O mein Jesus! Wirst Du denn die ganze Woche kommen? O
verzeih, ich will nicht neugierig fragen, tue was Du
willst, ich will ein gefügiges Werkzeug sein in Deiner
Hand, wie Du gesagt. Alles ist gut, wie Du tust, ich
habe nichts darein zu schwätzen. Genug ist es mir, daß
ich mit Dir leiden darf. Alles andere ist überflüssig zu
wissen für mich. Nimm hin, o Herr, meinen verkehrten
schwachen Willen, der mich manchmal recht abwärts zieht,
verbessere ihn, indem ich ihn Deinem göttlichen Willen
unterwerfe. Nie mehr will ich noch zweifeln, wenn ich
auch sonst noch viel verkehrt mache. Nicht wahr, ich
habe auch nicht mehr gezweifelt?“
Jesus:
„Ja, wenn Ich deinen Geist halte. Wie Ich dich aber aus
der Hand lasse, bist du wieder auf deinem alten Thema.“
Barbara:
„O mein Jesus! Verzeih mir, ich bin ein armer, sündiger
Mensch. Ich empfehle Dir nochmals alle die Männer, die
ihre Osterkommunion noch zu verrichten haben, besonders
die Pfarrei I., für welche ich ja am meisten leiden
muß.“
Jesus:
„Ja, du mußt leiden, Meine Tochter. Gehe aber hin und
sieh dir das Hochamt in St. Ignatius an und vergleiche,
wie es vor zehn Jahren gewesen ist, wo man sich noch
schämte, ein Buch über die Straße zu tragen. Sieh, das
bewirkt die Liebe einzelner Seelen und das Mitleid
einzelner Seelen, das sie mit ihrem Herrn und Gott
tragen. Um der Liebe dieser Seelen willen vergesse Ich
allen Undank jener Undankbaren, Meine Gnade wirkt
mächtiger, die Lauen raffen sich auf und manches
verstockte Herz ist zurückgekehrt. Darum wiederhole Ich
dir immer wieder: Leiden, sühnen, opfern! Vereinige
deine Schmerzen mit dem Opfer, das Meine Diener alle
Tage auf dem Altare darbringen, mit Mir Selbst, denn du
sollst den eucharistischen Kreuzweg gehen, und mit dir
deine beiden Mitschwestern.
Ihr sollt keine
Anerkennung suchen vor den Menschen, nur daß Ich anerkannt, geehrt und geliebt
werde, und daß man Mir mehr Dank und Anerkennung zolle von Meinen Dienern. Von
diesen Seiten verlange Ich Dank und Anerkennung. Sie sollen dein Leben und das
Leben deiner beiden Mitschwestern prüfen, und wenn es nicht übereinstimmt mit
dem, was du sagst, dann sollen sie es verwerfen. Wenn aber dein Leben
übereinstimmt mit den Worten, die Ich zu ihnen – durch dich – spreche, dann
sollen sie auch glauben, daß Ich es bin, Ich, euer Herr und Gott, und sollen
ihren Eifer bekräftigen und ihre Liebe zu Mir ausgießen über die Herzen ihrer
Untergebenen; denn sie sind die Kanäle, durch die Ich den Strom Meiner Gnade
fließen lasse in die Herzen Meiner Kinder. Sie sollen nicht den Kanal verstopfen
durch ihren eigenen Willen, den sie Meinem Willen entgegenstellen; denn es gibt
kein Zuviel, aber es gibt ein viel Zuwenig.
Ich habe ihnen
gesagt, daß sie mit Mir herrschen sollen und mit Mir die zwölf Stämme Israels
richten werden. Darum sollen sie aber auch mit Mir das Reich der Finsternis zu
beherrschen suchen, und das Reich der Gnade nach allen Seiten hin ausströmen
lassen. Ihnen habe ich die Gnadenmittel übergeben, wodurch Meine Kinder sich
heiligen. Sie sollen darum nicht geizig, nicht habsüchtig, diese Güter
verwalten, die ihnen anvertraut sind; denn es sind Meine Schätze, und sie sind
nur die Verwalter.“
Barbara:
„O mein Jesus! So willst Du mit mir die Karwoche
vollbringen. Ich danke Dir, o Herr!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
65 Gründonnerstag
1896
„Wer von diesem
Brot ißt, und diesen Kelch trinkt, mit dem bin Ich verbunden mit Leib und Seele,
mit Gottheit und Menschheit, mit Fleisch und Blut.“
Lied: Düster sank
der Abend nieder...
Barbara:
Und ich sehe den Herrn mitten unter Seinen Jüngern,
unter Seinen Aposteln, wie Er mit ihnen zum letztenmal
das Liebesmahl genießen will. Er ist wie ein Vater, Der
all Seine Kinder um Sich versammelt, um Abschied von
ihnen zu nehmen und hinauszugehen aus dieser Welt, denen
Er noch einmal Sein ganzes väterliches Herz ausgießen
will, um den rechten Eindruck auf sie zu bringen, daß
sie all Seine Belehrungen nicht vergessen sollen. O mit
welcher Liebe, mit welcher Herablassung sitzest Du da, o
mein Jesus!
Jesus:
„Ja, Ich will dich belehren, Meine Tochter, wie man
dieses Brot genießen soll. Siehe, Ich habe Meine Jünger
zum letztenmal versammelt. Dreimal habe Ich das
Osterlamm mit ihnen gegessen, aber nicht, daß Ich ihnen
ein bleibendes Denkmal hinterließ. Ich aß nur mit ihnen
wie ein Freund mit seinen Freunden, wie ein Bräutigam
bei seinen Freunden am Hochzeitsfest. Aber heute bin Ich
nicht allein ihr Freund, ihr Bräutigam, heute will Ich
ihnen alles sein. Ich will heute in eine so innige
Vereinigung zu ihnen treten, wie sie nicht inniger
gedacht werden kann.
Was noch nie
vorgegangen ist, was noch nie ein menschliches Herz ausgedacht, wenn ein
Bräutigam von seiner Braut Abschied genommen, nicht wie ein Freund, der von
einem Freund Abschied nimmt; denn noch nie hat ein Freundesherz so etwas
ausgesonnen, noch nie ein Bräutigam den Entschluß gefaßt, sich seiner Braut nach
seinem Tod oder in seiner Abwesenheit so zu vergegenwärtigen, als ob er immer
noch bei ihr bliebe. Und das tat Ich! Darum, ihr Menschenkinder, o liebet
Denjenigen, Der Sich euch ganz geschenkt, Er hat Sich Selbst geschenkt, Er hat
alles gegeben, was Er nur hatte: Sich Selbst! O es war ein großer Schmerz für
Mich, diese Menschen zu verlassen, die Ich so sehr liebte. Sind sie ja
diejenigen, um derentwillen Ich den Himmel verließ, den Schoß Meines geliebten,
himmlischen Vaters. Alle Mühseligkeiten dieses armen Lebens nahm Ich auf Mich.
Und warum?
Siehe, diese
Menschen, die nach dem Ebenbild Meines himmlischen Vaters geschaffen waren,
hatten ihr Glück verscherzt, sie waren dem Satan unterworfen und nie sollten sie
eingehen in das Reich, das Ich besitze, das Ich mit Meinem Vater teile, und doch
sind diese Menschen erschaffen zu Meiner Freude und Meiner Verherrlichung. Es
mußte ein Mittel ersonnen werden, um die große Kluft auszufüllen, die zwischen
Mir und ihnen bestand, lebten sie ja doch in Feindschaft mit dem himmlischen
Vater und Mir seit der ersten Sünde, und Ich trat hin vor Meinen himmlischen
Vater und sprach:
,Siehe Vater,
Ich will hingehen, will sie loskaufen von der Sünde, von der Sklaverei unseres
bittersten Feindes.‘ Und es war die Zeit gekommen, wo dieses in Erfüllung gehen
sollte, und Ich hüllte Mich ein in den Schoß Meiner jungfräulichen Mutter, um in
allem diesem Geschlecht gleich zu sein, ausgenommen die Sünde. Siehe,
dreiunddreißig Jahre bin Ich unter ihnen gewandelt, drei Jahre bin Ich
umhergeeilt, von Stadt zu Stadt bin Ich diesen Schäflein nachgegangen, um sie
zurückzuführen, um Mein Ebenbild wieder herzustellen, und jetzt ist die Zeit
vorüber, wo Ich wieder hingehen sollte zu Meinem Vater. Aber sieh, je länger Ich
mit ihnen Umgang hatte, desto inniger klammert Sich Mein Herz an dieses
Geschlecht. War Ich doch ihr Bruder geworden.
Ich sehnte Mich
danach, sie glücklich zu wissen, sie dereinst dort in Meinem Reich, wo Ich
hinging, wiederzufinden, und Ich sann ein Mittel aus, um Mich mit diesem
Geschlecht zu verbinden. Weißt du, Meine Tochter, die Liebe ist erfinderisch und
Ich erfand es, das Mittel. Heute sollte es das dritte Mal sein, und Mein Herz
war befriedigt, denn das Mittel hatte Ich gefunden, das Mich mit diesem
Geschlecht verbinden sollte auf ewig. Sieh, komm und schau, wie Ich Mich mit
ihnen verbinde.
Siehe, wenn der
Mensch anfängt zu leben im Mutterschoß, da hat er nur erst das natürliche Leben,
das ihm eingegossen worden ist von seinem natürlichen Vater. Es soll aber das
übernatürliche Leben in ihm ausgegossen werden, und dies geht vor sich durch
Meinen himmlischen Vater, Der das übernatürliche Leben ausgießt. Siehe, so gehe
Ich ein, so geht Mein Geist über in diese Substanz und nicht nur Mein Geist,
sondern auch Mein natürliches Leben geht ein, und wer von diesem Brot ißt, und
diesen Kelch trinkt, mit dem bin Ich verbunden mit Leib und Seele, mit Gottheit
und Menschheit, mit Fleisch und Blut, und die Gemeinschaft ist geknüpft auf
immer und ewig, falls der Mensch sich nicht mehr selbst seinen Feinden
ausliefert; und nie mehr wird die Zeit kommen, wo eine Kluft sein wird zwischen
Mir und ihm, wenn er nicht mit Gewalt Meine Gebote übertritt.
Der Mensch
aber, der Mich würdig genießt, ist so fest begründet, hat einen so festen Halt
in sich, daß er es unbedingt merken muß, wenn er sich von Mir trennt, denn eine
gewaltige Erschütterung geht in ihm vor, wenn er sich freiwillig von Mir trennt.
Und nicht jedesmal bin Ich von ihm gewichen, wenn er einmal seiner Leidenschaft
nachgegeben.
Nur dann weiche
Ich von ihm, wenn er mit vollem Bewußtsein und mit freier Überlegung – daß er es
mit Meinem Feind halten will – handelt, dann erst muß Ich dieses Herz verlassen.
Darum, ihr Menschenkinder, habt acht auf diese Worte eures Herrn, der Sich
sehnt, Sich mit euch vereinigen zu können. Seid nicht allzu ängstlich wegen der
Zerstreuung eurer Geschäfte, wegen der Sorgen des Familienlebens, Mich vergessen
zu haben. Wisset, daß Ich denselben Weg gewandelt bin wie ihr. Dies sage Ich zu
eurem Trost. Auch Ich verschmähte nicht, mit allen möglichen Geschöpfen
zusammenzukommen. Ich ging zur Hochzeit, wo gesungen, gespielt und getanzt
wurde. Ich habe es nicht gescheut; Ich war freudig mit den Fröhlichen und
traurig mit den Traurigen; Ich wollte der Menschheit zeigen, daß Ich nicht
gekommen bin, sie zu verderben, sie zu beunruhigen. War Ich doch gekommen, sie
zu trösten, ihnen ihr Schicksal zu erleichtern, um denselben Weg zu wandeln wie
sie.
Nur wollte Ich
sie den Unterschied lehren im Umgang mit den Geschöpfen; denn, da einmal der
Mensch in dieser Schöpfung wandeln muß, denn der Mensch ist der König der
Schöpfung, und alles, was in dieser Schöpfung ist, ist seinetwegen da, und er
darf es auch genießen, so wollte Ich ihm zeigen, daß er bei all seinen
Schmerzen, Freuden, Leiden und Mühseligkeiten auch nicht vergessen soll, daß
dies alles nur erschaffen ist und ihm dazu dienen soll, daß er soll eingehen in
das Reich der Freude, die er ewiglich bei Mir genießen soll. Nichts wollte Ich
aufheben, nichts wollte Ich getadelt haben als nur die Sünde, und daß sie den
Weg der Sünde verlassen. Ich wollte sie nur belehren, dem einen wahren Gott zu
dienen und Ihn zu verherrlichen.
Nun aber war
die Zeit gekommen, wo Ich diese Welt verlassen sollte, dieses irdische Leben,
weil es so der Wille Meines himmlischen Vaters war, und Ich wollte doch bei
ihnen bleiben bis zum Ende der Welt – und sieh doch, wie Mein Geist dieses
zuwege brachte! Es steht fast kein Dorf, es wohnen keine Menschen mehr in der
ganzen katholischen Christenheit, wo Ich nicht unter ihnen weile. Siehe, wie Ich
Mich überall ihnen nahte, wo Menschen, wo Christen wohnen; denn in ihnen wollte
Ich Mir Meine Apostel versinnbildlichen beim letzten Abendmahl, denn alle
Christen, die gläubig an Mir hängen, sollen Apostel Meines Reiches sein. Sie
sollen Mein Reich verkündigen und ausbreiten, mögen sie in einer Familie stehen
oder einem anderen Stand angehören; überall können sie Apostel sein.
Wie aber Meine
Apostel sich unmittelbar anschlossen an Meine heilige Mutter, als Ich von ihnen
geschieden bin, so verlange Ich jetzt, daß alle Christen sich anschließen an
Meine heilige Mutter. Und wie Sie Tag und Nacht bei Ihrem lieben Sohne weilte,
wenn auch nicht dem Körper nach, so doch dem Geiste nach, beständig vor dem
Tabernakel auf den Knien oder abgeschieden in Ihrem stillen Kämmerlein, so
sollen die Christen sich immer wieder dorthin flüchten, wo Ich unter ihnen
weile. Darum kommt, ihr Menschenkinder! Nehmt Platz an Meinem Herzen!
Seht, wie die
Liebe euch entgegenschlägt, seht, wie Ich Mein Herz öffnen ließ, damit ihr
eingehen könnt in Mein Herz. Seht dies Herz, wie es euch entgegenschlägt, wie es
euch umfassen möchte mit Liebe; denn durch dieses Herz sollt ihr eingehen in die
ewige Ruhe.“
Barbara:
Und ich sehe dieses Herz unendlich weit, unendlich groß,
als ob es die ganze Welt umfassen wollte.
Jesus:
„Ja, das ist so, Meine Tochter! Alle, die Mich lieben,
alle, die Mir dienen, gehen in dieses Herz ein und
sollen in dieses Herz eingehen. Aber weißt du auch,
warum das Türchen so klein ist? Das will heißen, daß
diejenigen, die da hineinschlüpfen, klein sein müssen in
ihren Augen. Sie sollen nicht das Gerede der Menschen
scheuen, sie sollen demütig sein wie ein Kind, gläubig
wie Meine heilige Mutter. Darum will Ich, wie Ich dir
schon so oft gesagt, daß die Priester und das Volk sich
an Sie anschließen sollen, und daß das gläubige Volk
Meine Mutter nicht genug ehren kann, denn nur dadurch,
in der Nachahmung Meiner Mutter, kann man Mich finden,
kann man eingehen durch die enge Pforte und man wird
gerettet sein.“
Barbara:
„O so kommt, ihr Menschenkinder, laßt uns einziehen in
diese Pforte, vereinigt euch mit mir, ja, wir gehen alle
ein, o so kommt doch!“
Und ich sehe
eine große Prozession einziehen in dieses liebende, göttliche Herz, und sie
ziehen immer mehr ein und alle, die eintreten, müssen sich beugen und das Haupt
neigen, um da hineinschlüpfen zu können.
„O so laß doch
auch hinein N. N. N. Alle, die an Dich glauben, auf Dich hoffen, alle unsere
Verwandten, bis ins vierte Glied, o nimm sie alle auf, alle Klosterfrauen aus
unserer Verwandtschaft, alle klösterlichen Genossenschaften, besonders N. N. O
laß sie voranziehen.“
Jesus:
„Ja, jene Gemeinden, da ist aber immer eine Abteilung,
und es geht ein Priester voraus an der Spitze, und die
andern, die folgen, das sind diejenigen, die mit recht
lebendigem Glauben ihre Gemeinden hinführen vor Meinen
Tabernakel, die in ihrer Gemeinde eifern für den Empfang
der hochheiligsten Sakramente, die keine Mühe, kein
Opfer scheuen, um ihre Gemeinde zu retten; jene Klöster,
wo der Obere mit lebendigem Glauben vorangeht und die
Untergebenen anleitet, Mir Freude zu machen, jene sind
es, die du an der Spitze siehst.“
Barbara:
„Ja, so sollen wir alle schon in diesem Leben so
glückselig sein?“
Jesus:
„Ja, das ist es, was Ich dich heute lehren will.
Glücklich sollen sie sein, wie du sie in Mein Herz
einziehen siehst, das heißt, Ich werde ihre Familien,
ihre Gemeinden, ihre Genossenschaften so segnen, daß sie
ohne Anstoß durch das Leben gehen, so daß die Auswüchse
der Gottlosen sie nicht berühren. Und indem sie schon in
diesem Leben in Meinem Herzen wohnen, so daß die
Gottlosen nicht an sie heran können, so werden sie ohne
Gefahr eingehen in jenes glückselige Leben, was kein
Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen
Herz gedrungen ist, wo sie herrschen werden mit Mir in
alle Ewigkeit, in alle Ewigkeit!“
Beim Abschied
schaute Jesus mit unsagbarer Zärtlichkeit jeden der Anwesenden an, wie um Sich
zu verabschieden, zuerst den Bruder von Barbara aus A., dann ihre Schwester aus
Sch., dann die andern.
Inhaltsverzeichnis Band 1
66 Karfreitag 1896
„Denn nie hat
ein Mensch erfaßt, was Meine Mutter Mir auf Meinem irdischen Erlöserweg
gewesen.“
Lied: O du
hochheilig Kreuze...
Jesus:
„Komm, Meine Tochter, setze dich hier neben das Kreuz zu
Meiner heiligen Mutter und betrachte die Schmerzen, die
Sie erduldet hat, indem Sie Mich auf Ihrem
jungfräulichen Schoß hält. Siehe, Ihre einzige Sehnsucht
war, den Erlöser zu schauen, Denjenigen zu sehen, Der
die Menschheit wieder mit Gott vereinigen sollte. Ja,
Sie hat Ihn nicht nur gesehen, Sie hat Ihn unter Ihrem
jungfräulichen Herzen getragen. Dreiunddreißig Jahre ist
Sie mit Ihm gewandelt und jetzt schau in dieses
gebrochene Herz, das mit einem siebenfachen Schwert
durchbohrt ist. Mit welcher Liebe begleitete Sie Mich
auf all Meinen Wanderungen, mit welcher Sehnsucht
erwartete Sie Mich, wenn Ich Mich eine Zeitlang von Ihr
trennen mußte. Ach, Sie lebte ja nur, um Mich lieben zu
können und Mich geliebt zu sehen von allen Menschen. Ich
habe dir von Anfang an gesagt, als Ich Mich dir
vergegenwärtigte, als Ich dir den Weg zeigte, den du mit
Mir wandeln solltest, nämlich den Kreuzweg, du sollst in
diesen Tagen dich recht mit Meiner heiligen Mutter
vereinigen und Sie in Ihren Schmerzen bemitleiden.
Ja, alle die
dies tun, werden in diesen Tagen, wo Ich das große Werk der Erlösung vollbracht
habe, erfahren, wie gut Ich bin und sollten es auch die verstocktesten und
härtesten Sünder gewesen sein. Ich werde sie alle zur Bekehrung führen. Denn nie
hat ein Mensch erfaßt, was Meine Mutter Mir auf Meinem irdischen Erlöserweg
gewesen. Sie war das einzige Wesen, das Mich vollkommen entschädigen konnte für
all die Unehre und Beleidigungen, die Meinem Herzen zugefügt worden sind von den
undankbaren Menschen und Geschöpfen.“
Barbara:
„O Herr, ich habe immer mit Mitleid daran gedacht, in
diesen Tagen habe ich immer viele Tränen vergossen, wenn
ich der Schmerzen Deiner Mutter gedachte, aber seit ich
dieses Leiden an mir habe, kann ich mich nicht mehr so
mit Ihr beschäftigen, weil mein Körper so abgespannt
ist.
O verzeih, daß
ich so wenig daran denke und bete in diesen Tagen. Ich wollte, meine Tränen
würden nie mehr versiegen. Tag und Nacht möchte ich mich mit Ihr vereinigen.
Habe ich denn abgenommen in meiner Liebe, o mein Jesus? O sag mir es doch!“
Jesus:
„Nein, Meine Tochter, du hast nicht abgenommen in deiner
Liebe. Sieh, wenn die Mutter am Sterbebett ihres Kindes
steht, und wenn das Kind Tage und Nächte lang so darin
liegt, die Mutter steht dabei und muß die Schmerzen mit
ansehen, die Tränen versiegen, und es prägt sich dieser
Schmerz so ihrem Gemüt ein, sie kann nicht mehr weinen,
ihr Schmerz ist tiefer und fester, es ist dies, wie man
im gewöhnlichen Leben sagt, ein stummer Schmerz, und so
ist es mit dir.
Tröste dich,
Meine Tochter! Dein Schmerz ist ein stummer Schmerz, weil dein Gemüt abgespannt
ist. Siehe, freue dich mit Mir, trockne deine Tränen, denn Ich bin zufrieden mit
dir! Komm aber jetzt und begleite Sie, die traurigste, die trostloseste unter
allen Müttern. Ich will dir zeigen, warum Meine Leiche in einem Garten wollte
begraben sein. In einem Garten wurde die erste Sünde vollbracht, in einem Garten
wollte Ich die Erlösung beginnen, einen Garten wollte Ich stiften, denn mit
einem Garten vergleiche Ich fortwährend Meine heilige Kirche und alle, die Mir
nachgefolgt sind, die sich retten ließen, stehen in diesem Garten, manchmal als
gewaltige, tiefgewurzelte Bäume und bald wieder als schöne Blumen, die diesen
Garten zieren sollen.
Es sind Beete
angelegt, es sind Wege gemacht, worin die Meinigen lustwandeln und sich erfreuen
sollen. Die Beete, die mit schönen Blumen und allerlei Gewürzen ausgefüllt sind,
das sind die Feste in dem Garten Meiner Kirche, die tiefgewurzelt sind und
entweder geschmückt sind durch den Glanz, deren Fest die Kirche heute begeht,
oder mit Gewürzen ausgefüllt, das ist, daß Meine Kirche eines jener Feste
aufführt, die sich beziehen auf Mich, auf etwas aus Meinem Leben oder Leiden,
und woran die Kinder sich erfreuen an ihrem Wohlgeruch. Aber die Bäume, die da
stehen, die tief eingewurzelt sind, die hoch empor ihre Krone tragen, sind jene
hervorragenden Häupter, welche viele eingeführt haben in die heilige Kirche, in
jenen Gottesgarten:
Die
Kirchenfürsten, Prälaten, Märtyrer, Bekenner, Ordensstifter, Ordensvorsteher,
wie ein heiliger Franziskus und Dominikus und ein heiliger Franz Xaver, so wie
alle Meine lieben Apostel und Missionare, die hinausziehen in fremde Länder, um
die Welt zu bearbeiten, um neue Beete einzupflanzen, um neue Blumen
hineinzupflanzen und ein neues Beet hinzuzufügen, wo noch unfruchtbarer Boden
ist. Siehe, wie Meine Kinder, die in diesem Garten spazierengehen, lustwandeln
können und sich erfreuen, indem wieder ein neues Fest sich eröffnen soll. Die
Wege, die du siehst, sind alle die Gnadenmittel, die durch Meine Diener den
Kindern dieser Kirche geboten sind und gespendet werden, auf denen sie leichter
lustwandeln und fortwandeln können in dem Garten Meiner Kirche.
Sag an, Meine
Tochter, ob Ich noch etwas mehr hätte erfinden können, als Ich hinaufgestiegen
bin ans Kreuz, das Ich nicht erfunden hätte, ob Ich noch mehr hätte tun können?
Sag an, ob es nicht wahr ist, was Ich dir gestern gezeigt, daß Meine Liebe
erfinderisch ist, und daß das Mittel, das Ich dir angegeben habe und ausgedacht
habe, nicht den besten Beweis liefern könnte, daß die Liebe zu Meinen
Geschöpfen, unaussprechlich gewaltig ist, und sag auch, ob es nicht der Mühe
wert ist, wenn Meine Diener sich alle Mühe geben, diesen Garten zu bebauen, ob
es nicht der Mühe wert ist, als Eichbaum zu glänzen, der herabschaut auf die
Blumen und ihnen gegenübersteht, wie ein Elefant zu einem kleinen winzigen
Gesprosse, gegen jenes kleine Insekt, das man nur mit dem Vergrößerungsglas
wahrnehmen kann.
Ich will Meinen
Garten verschönern und will Mich erfreuen an den Blumen, die in diesen Beeten
wachsen, und je herrlicher sie blühen, je üppiger die Beete sind, desto größer
ist Meine Freude und das Vergnügen, unter den Menschenkindern zu weilen, denn
der Garten Meiner Kirche ist das Paradies, in dem die ersten Menschen wandelten.
Dieses Paradies war verschwunden und vertilgt von der Erde durch die erste
Sünde. Ich aber habe es wieder eröffnet, Ich habe es wieder der Erde verschafft,
indem Ich hinaufstieg an das Kreuz, durch Meine Kirche. Und Meine Mutter, Die so
innig Anteil genommen hat an der Erlösung, Die die erste Blume ist in diesem
Garten, Sie soll die Mithelferin sein all derjenigen, die Ich berufen habe, Mein
Paradies zu bebauen, Mein Paradies auf Erden.
Und nun weißt
du, was Meine Lust ist und Meine Freude, daß Ich wünsche, mit Meinen Kindern in
diesem Garten zu lustwandeln, die Blumen Mir anzusehen, wie sie im üppigen
Farbenglanz vor Mir stehen, um all denjenigen zu zeigen, mit denen Ich diese
Pilgerschaft noch durchzuwandeln habe, welche Mühe sie sich geben sollen, um in
diese Beete eingepflanzt zu werden, daß kein Opfer zu groß, keine Mühe zu schwer
ist, kein Leiden zu empfindlich, das nicht gebracht werden soll, um dieser
Blumen willen, und heute sollst du sehen, wie wieder neue Blumen eingefügt
werden in die Beete. Es sind noch viele Lücken.“
Barbara:
„Ja Herr, ich sehe, daß überall noch Lücken sind. Ich
sah es und verstand nicht, was Du mir zeigen wolltest.“
Jesus:
„Ja, das verstehst du erst dann, wenn Ich dir es
erschließe. Jetzt komm mit Mir, jetzt will Ich dich
hineinführen in jene unterirdischen Räume, wo diejenigen
harren, die noch nicht ganz und voll in ihrer Blüte
dastehen, die noch allerlei Makel und Fehler an sich
haben, die Meiner Anschauung noch unwürdig sind und
daher noch nicht eingeführt werden in diese Blumenbeete
des Gartens.“
Barbara:
„O liebe Mutter, geh mit mir, damit ich doch nicht
allein gehe. O lieber, heiliger Josef, meine lieben,
heiligen Patrone, lieber, heiliger Schutzengel, kommt
jetzt alle mit mir. Du mein heiliger Schutzengel, warst
doch Tag und Nacht bei mir. Du hast die Fehltritte
gesehen, die ich begangen. O bitte meinen Jesus um
Verzeihung, wenn ich gefehlt, o um Seines heiligsten
Blutes willen, um der Schmerzen Seiner heiligen Mutter
willen, erflehe mir Vergebung.“
Und wir treten
ein in diesen Ort der Erbarmung und der Betrübnis. O da ist es freilich anders
als in dem Garten, den ich bisher schauen durfte. O welche Peinen, o welche
Qualen, an diesem Ort. Wie abgemagert, wie schmerzlich sind die Züge, wie
traurig ist der Blick, der mir da entgegensieht.
O erbarme dich
meiner, erbarme dich meiner, liebe Schwester, erbarme dich meiner, o liebe
Schwester, erbarme dich meiner..., so strecken sie ihr alle die Hände entgegen
mit dieser flehenden Bitte.
„O mein Jesus,
laß Dich erweichen. Sieh auf die Tränen Deiner Mutter, sieh auf das Leid, das Du
so überfließend über Dich ergehen ließest, sieh auf die Millionen Märtyrer, die
für Dich ihr Blut vergossen. Sieh, den ganzen Schatz der heiligen Kirche opfere
ich Dir durch meine lieben, heiligen Patrone für all diese Seelen; all die
Peinen Deiner treuen Kinder, die sie sich angetan durch Fasten, Wachen, Beten;
alle ihre frommen Seufzer, die hinaufgestiegen zu Deinem liebenden Herzen,
sovielmal mein Puls schlägt, von jenem Tag an, wo ich mir vorgenommen, mit Dir
zu leiden und zu büßen an meinem Körper, und dies alles opfere ich Dir durch
diesen heroischen Liebesakt.
O gib mir all
die Seelen, die ich hier sehe, o erbarme Dich ganz besonders jener Priester, die
meinem Gebet empfohlen sind und meiner Angehörigen. Es gibt in meinem Herzen
keinen Haß, keine Feindschaft, auch für jene nicht, die mir Böses getan. Ich
bitte Dich, führe sie alle ein; o gib sie mir, o Herr! O laß sie eingehen, gib
sie mir, o Herr, denn ich habe mich ja auch Dir hingegeben. Ich weiß, daß ich
eine arme Sünderin bin, aber ich weiß auch, daß Du so unendlich gut bist. Ich
klammere mich an Dein liebendes Vaterherz; Du willst, daß ich mit Dir leide.
Wohlan, so gib mir auch, um was ich Dich bitte.
O öffne das
Fegefeuer, öffne die Pforte, laß sie alle einziehen. Um der heiligen Meßopfer,
um Deines hochheiligsten Opfers willen, das täglich und stündlich auf unseren
Altären dargebracht wird, bitte ich Dich. Was ich nicht kann, mußt Du ersetzen.
Um dieser
gebenedeiten Schmerzensmutter willen, um der Schmerzen willen, die Sie erduldet,
als Sie unter dem Kreuz stand, um dieser Schmerzen willen hat Sie große Gewalt
über das Herz Ihres Sohnes. Und wer Sie um dieser Schmerzen willen anrufen wird,
geht nicht ungetröstet von Ihr.
Darum geht Sie
jetzt an diesem Ort der Pein umher, tröstend und helfend, und überall sehe ich
eine Bewegung, aber nicht alle dürfen Ihr folgen. Diejenigen, denen Sie die
Hände reicht, dürfen mit Ihr kommen, und sie werden meinem Herrn vorgestellt und
in Begleitung meines heiligen Schutzengels, der vorauszieht, folgen sie alle,
und das Tor öffnet sich wieder, und die Prozession tritt heraus, und sie singen
ein Lied, das ich mitsingen soll. Hochpreiset den Herrn...
Und das
Himmelstor öffnet sich und hinein zieht die Schar, die jetzt eingepflanzt werden
soll in die Beete, in jene Blumenbeete, wo noch leere Lücken sind.
Jesus:
„Siehst du, Meine Tochter! Dies ist Meine heilige
Kirche. Das ist das Band, das Ich schließen will, an dem
ihr euch halten sollt, Meine Kinder. Dies ist das Band,
das Ich geknüpft am hochheiligen Fronleichnamsfest, das
ausgehen soll aus Meinem Herzen durch die Verbindung,
die Ich mit diesem Geschlecht eingehen will in der
heiligen Kommunion. Das ist das Band, das Ich um euch
schlinge, ihr Menschenkinder, und durch das Ich euch
gefesselt halten will an Mich. Je mehr nun Meine Diener
den Weg bereiten und erweitern werden, in dem Garten
Meiner Kirche, durch die Gewalt, die Ich ihnen übertrug,
je mehr sie den Kanal sprudeln lassen, durch den Meine
Kinder bewässert werden sollen, desto herrlicher und
desto üppiger werden die Beete sich gestalten und
aufblühen, die zu bearbeiten Ich sie hinausgesandt in
die Welt.
Dies sollen sie
wissen. Dies ist es auch, was Ich dich lehren wollte, indem Ich dir den Auftrag
gab, daß du mit deinen beiden Mitschwestern einen Bund schließen sollst. Diesen
Bund, der ausgeht und umwunden ist vom Band der Liebe, der ausgeht aus Meinem
Herzen und alle Menschen umfassen soll und die Menschen halten wird, daß sie
nicht auf Abwege geraten. Sag an, bin Ich nicht ein guter Gott, ein liebender
Vater, ein treuer Freund, ein unendlich schätzenswerter Bräutigam?“
Barbara:
„Ja, das bist Du, o mein Jesus, und ich danke Dir im
Namen aller Menschen, besonders derer, die mit mir an
Dich glauben und festhalten zu Dir in Vereinigung mit
mir und meinen zwei Mitschwestern.“
Jesus:
„Und nun beschließe den Karfreitag und gehe hin in
Vereinigung mit Meiner lieben Mutter, dorthin, wo du
Mich finden wirst, wo die Kirche Mich heute ihren
Kindern vorführt, ja gehe hin.“
Und Barbara
stand sogleich auf und ging in die Kirche. Als die liebe Mutter Gottes mit
Barbara ins Fegefeuer ging, blieb Jesus an der Türe stehen und ging nicht
hinein.
Inhaltsverzeichnis Band 1
67 Karsamstag 1896
„Tag für Tag
sollst du siegen im Kreuz, und das Kreuz soll dich zur Glorie führen.“
Lied: Freu dich,
du Himmelskönigin...
Jesus:
„Komme mit Mir, Meine Tochter, zur Grabstätte, wo Mein
heiliger Leichnam verschlossen liegt. Siehe, was Ich
gelitten habe in diesen Tagen, was Ich erduldet habe
Mein ganzes irdisches Leben hindurch, alles ist jetzt
vorüber, all die Wehmut, die Ich erduldete, all die
Schmerzen Meines Leibes und Meiner Seele, alles ist
vorüber, und jetzt sieh, wie Ich gekommen bin, um diesen
Leib, Der so innigen Anteil genommen an den Schmerzen
Meiner Seele, wie Ich Ihn jetzt mit Mir nehmen will,
damit Er auch Besitz nehme von der Herrlichkeit, an der
Er jetzt auch teilnehmen soll.
Freue dich,
Meine Tochter! Ja, freuet euch, Meine lieben Kinder, ihr alle, die ihr mit Mir
das süße Joch traget und die Bürde, die Ich Selber tragen wollte, dreiunddreißig
Jahre lang. Seht, alles ist vorüber, und komm mit Mir, wie Ich wieder fahre, um
auch jene teilnehmen zu lassen an Meiner Freude, welche die Gerechtigkeit Gottes
zurückhält, weil der Riegel noch vorgeschoben war vor dem Eingang jenes
himmlischen Jerusalems, zu dem alle Geschöpfe gelangen sollen, die gesetzmäßig
gekämpft haben hier auf Erden.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich danke Dir, daß Du mich arme Sünderin
würdigst, mich so unaussprechlich großer Liebe
teilhaftig zu machen. O verzeih mir alles, was ich in
meiner Jugend gesündigt habe, alle Fehler und
Nachlässigkeiten der ganzen Zeit meines Lebens,
besonders in dieser Woche. O mein Jesus! Wie armselig
bin ich, wenn Du mich verläßt, wie muß ich gleich
fühlen, daß ich aus mir selbst nichts bin als ein
Häuflein Unflat und Würmer, denn aus meinem Herzen
steigt nichts anderes auf als Armseligkeit, wenn Du
nicht bei mir bist. O ich bitte Dich, verzeih!“
Jesus:
„Ich kenne dich, Meine Tochter, jetzt fort mit all
diesem. Dies sage Meinem Stellvertreter, den Ich dir auf
Erden gegeben, und dann will auch Ich dir verzeihen,
wenn du nur einsiehst, daß du alles aus Mir hast und
nicht dein Haupt stolz erhebest und dir einbildest, als
hättest du je ein Verdienst aus dir. Jetzt komme mit Mir
und vergesse, denn auch Ich will vergessen, aber erst
morgen, wenn du dich gereinigt hast.“
Barbara:
„O mein Jesus! O mein Jesus! O mein Jesus! O welch ein
Jubel, welche Freude, welche himmlische Glückseligkeit.
O ihr glückseligen Patriarchen.“
Jesus:
„Siehe, das sind die ersten Eltern. Durch diese kam das
Unheil in die Welt. Aber sieh, mit welcher Sehnsucht,
mit welchem Verlangen, und mit welcher Geduld sie
harrten. Und jetzt will Ich sie einführen. Kommt also
mit Mir!“
Und jetzt kommt
eine Schar majestätischer Gestalten, sie sind ganz anders als die ersten
Menschen.
Jesus:
„Dies sind die Patriarchen mit all den vielen Gerechten,
die mit ihnen an einen Gott geglaubt, die harrten auf
den kommenden Erlöser. Dies sind die Propheten, die Ich
in dieses Volk hinausgesandt, um ihnen die Strafgerichte
anzukündigen, wenn sie von Mir abgewichen, oder um sie
zu trösten, zu ermahnen oder sie zurechtzuweisen, oder
– wenn es nötig war – sie belohnen zu lassen für all
das, was sich bezog auf den kommenden Erlöser. Kommt
alle mit Mir!“
Barbara:
Und nun erheben sie sich, voran mein Herr. „O mein
Jesus! O mein Jesus! O mein Jesus!“ Und dort im
Speisesaal sind sie versammelt, die heiligen Frauen,
vereint mit den Aposteln und den treuen Jüngern des
Herrn, in tiefer Trauer. Es naht sich ein Engel der
Mutter Gottes und stößt Sie an, und Sie steht auf und
schwebt durch die Stadt, ja sie schwebt mehr als Sie
geht, denn Sie kennt den himmlischen Botschafter. Und
Sie eilt Ihm entgegen. O welch ein Jubel, welche Freude
nach all den vielen Schmerzen, nach all den vielen
Tränen.
„Ja, freue
Dich, Du Himmelskönigin, freue Dich Maria! Freue Dich, das Leid ist all dahin,
bitt Gott für uns, Maria!“
Maria:
„Ja sieh, Meine Tochter! Siehst du, wie unendlich gut
Derjenige ist, den Ich Meinen Sohn nennen kann? Siehst
du die überschwengliche Freude Meines Herzens? Siehst
du, wie Er alles belohnt? O harre aus mit Mir, denn noch
muß Ich zurück, noch kann Ich nicht mit Ihm fort, denn
Ich muß wieder zurück zu Meiner Kirche, die Mein Sohn
erst stiften wollte, und die jetzt erst beginnen muß,
die noch verschlossen ist in der Erde, aber die dann
sprießt und grünt und blüht, und Ich muß sie noch
bewässern und begießen mit dem Tau Meines Gebetes, mit
den Belehrungen Meines Mundes, mit dem heroischen
Beispiel Meines Wandels, damit diese Blume aufblühe und
sich entfalte über den ganzen weiten Erdkreis. Beklage
dich nicht mehr, trage, leide geduldig, denn es kommt
die Zeit, wo auch du siegen wirst über all die Leiden
dieses Erdenlebens. Sieh, Mein Sohn hat das Kreuz in den
Händen, denn am Kreuz hat Er triumphiert.
Weißt du, was
das bedeutet? Ja, daß du das Kreuz nicht aus den Augen und nicht aus den Händen
lassen sollst, solange du Erdenpilgerin bist, denn im Kreuz sollst du siegen,
Tag für Tag sollst du siegen im Kreuz, und das Kreuz soll dich zur Glorie
führen. Auch für dich soll der Tag kommen, wo du mit der Siegespalme dich
emporschwingen sollst zu deinem Erlöser.“
Barbara:
„O mein Gott! O mein Jesus! O welche Glückseligkeit, o
wie unendlich schön, nach einem Karfreitag, solche
Ostern zu feiern. O glückseliger Karfreitag, der uns
solche Ostern bringt. O so freuet euch mit mir, ihr
Menschenkinder, und jubelt und singt mit mir, o helft
mir doch! O mein Jesus! Wie unendlich glücklich sind wir
Menschenkinder!“
Lied: Ist das
der Leib, Herr Jesu Christ...
Jesus:
„O geh hin und sag es Meinen Dienern, wie glücklich sie
sind, wenn sie mit Mir Ostern feiern werden, wenn Ich
sie herausrufen werde aus diesem Tal der Tränen, sie,
die so innigen Anteil nehmen an Mir hier auf Erden, an
Meinem leiblichen Leben, denn wie Ich müssen sie ihr
Leben opfern für andere. Ich weiß es, denn sie sind ja
Meine Brüder. Sie sollen aber auch siegen dereinst mit
Mir, wie Ich gesiegt habe, sie sollen dereinst herrschen
mit Mir über die ganze Schöpfung, denn sie sind
diejenigen, die Meinen Wandel fortleben müssen hier auf
Erden.
An ihnen sollen
die Völker ihren Erlöser schauen. Wie erfreulich! Jene, die es nicht sind, diese
sind sehr zu beklagen. Aber die meisten sind es doch, ein zweiter Christus auf
Erden, wenn auch hie und da ein falscher Apostel lebt und wirkt, die meisten
sind doch ein zweiter Christus hier auf Erden. Ihr aber, ihr Völker, ihr
Erdenkinder, die Ich so hoch erhoben, die Ich zu so inniger Vereinigung mit Mir
gelangen lassen wollte, daß Ich es nicht verschmähte, bis zum Ende der Tage
unter euch zu verweilen, euch habe Ich sie gesetzt zu Wegweisern. Folget dem
Finger, der euch fortwährend aufwärts zeigt, höret die Stimmen, die euch
fortwährend ermahnen sollen an die Stimme des Lammes, das Johannes verkündete.
Befolgt ihr es, so seid ihr gerettet; tut ihr es nicht, o wehe euch, o wehe!
Dann muß der strafende Arm Meiner göttlichen Gerechtigkeit euch belehren, und er
wird es tun! Ihr aber, Meine treuen Kinder, harret aus auf dem betretenen Weg, o
sucht eure Zahl zu vergrößern durch Wort und Beispiel. In euch will Ich Mich
entschädigen für all den Undank jener Kinder, die ausgeartet sind.“
Barbara:
„Ja, so schallt es von einem Ende zum andern. O ihr
Menschenkinder, vereinigt euch mit mir. O wie glücklich
sind wir, einen solchen Erlöser zu haben, o wie
glücklich sind wir, eine solche Mutter zu haben, o wie
glücklich sind wir, solche Vorbilder, solche Wegweiser
zu haben, wie die Priester der katholischen Kirche sind.
O ihr
Menschenkinder, hätte ich doch eine Stimme, daß mich die ganze Welt hören
könnte, hätte ich doch solche Füße, daß ich die ganze Welt durchlaufen könnte,
um euch zu verkünden, wie gut der Herr ist. Wie wenig ist es, was wir tun, wie
unendlich groß ist der Lohn schon auf dieser Welt.“
Jesus:
„Ja, das ist der Lohn, den Ich Meinen treuen Kindern
gebe für die kleinen Opfer, die sie für Mich gebracht.
Siehe, Ich habe Meinem Volk Gebote gegeben auf dem Berg
Sinai; siehe, Ich habe ihnen Gebote gegeben durch Meine
heilige Kirche. Halten sie Meine Gebote, so halten sie
auch die Gebote der Kirche, denn Meine Gebote sind auch
die der Kirche und die der Kirche sind auch Gottes
Gebote.
Darum die kurze
Zeit, die Meine Kirche Meinen Kindern auferlegt zur Buße für ihre Sünden. Wenn
sie nun dieser Stimme folgen, will Ich sie alle entschädigen für die Zeit, für
das wenige, das du für Mich getan. Ich bin zufrieden mit dem wenigen, Ich
verlange nichts Unmögliches, denn Ich bin ein gar guter Gott, ein gar zärtlicher
Vater, ein zärtlich liebender Bräutigam. O sage, sage allen, die zärtlichen
Namen, die Ich Mir beilege, ist keine Ruhmessucht, denn Ich bin es in
Wirklichkeit! Ich bin es euretwillen. Ich bin es, um euch glücklich zu machen,
um euch glücklich zu wissen.“
Barbara:
„O Herr, so bitte ich Dich auch noch für Deinen Diener
in N. Vereitle die Pläne solcher, die Deine Diener
schädigen wollen. Laß nicht zu, daß etwas befördert
werde, wo die Kirche in Nachteil kommt, denn Du kennst
die Gottlosen und wie sie Deine Diener hassen.“
Jesus:
„Nein, Meine Tochter! Sage es nur N., Ich werde wachen
über die Ehre Meines Hauses, Ich werde wachen über die
Ehre jedes einzelnen dieser Genossenschaft, wenn sie
ruhig zusehen, wie der Bau aufgeführt wird. Ich werde
das Gegenteil von dem zu verbreiten wissen, was die
gottlose Welt beabsichtigt; denn Ich werde durch das
gute Beispiel Seelen anzuziehen und zu retten wissen,
die nie gerettet worden wären, wenn sie nicht das Glück
gehabt hätten, in der Nähe dieses Hauses wohnen zu
können.“
Barbara:
„Es wird also nicht verhindert werden, o Herr?“
Jesus:
„Nein!“
Barbara:
„Ich wollte Dir noch einwenden, ich wollte noch bitten,
ich will es aber nicht tun, denn ich erkenne an Deiner
Rede, daß es doch zustande kommt. Dein Wille geschehe!
Ich spreche so im Namen dieser Deiner Diener, denn ich
weiß, wie gut sie sind, und daß sie nur Deinem Willen
folgen wollen. Darum Dank Dir, o Herr, für alles, was Du
sagst uns allen. Ob gelehrt oder ungelehrt, arm oder
reich, Dienstbote oder Vorsteher, wir alle dürfen von
Dir lernen und sollten Deine Worte hochhalten.
Sieh, ich weiß,
daß sie es auch in Ehren halten. Ich bitte Dich, Du wollest Pater Ludwig
beistehen in der Mission. O sieh, wie dauern sie mich, wo bleibt denn ihre
Osterfreude? Hinaus schickst Du sie zu den armen, verkommenen Sündern. Wo bleibt
denn ihre Osterfreude?“
Jesus:
„Sei zufrieden, Meine Tochter! Ich habe es dir gesagt,
daß sie das Beispiel verwirklichen, das Ich der
Menschheit gab. Wo war denn Meine Ruhe? Ja, unter den
getreuen Seelen, dort war auch Meine Ruhe. Es war auch
Meine Freude, das unwissende Volk zu belehren, die
bedrängte Menschheit in ihrem Leid und Elend
aufzurichten; dann zog Ich Mich in irgendeine liebende
Familie oder zu einer treuen Seele, um ausruhen zu
können.
Das dürfen sie
und sollen es tun und werden es auch tun. Ich werde ihnen schon eine Freude zu
verschaffen wissen. Darum glücklich alle diejenigen, die Meine Worte hören, die
Ich durch dich sprechen will, denn es sind Worte der Liebe, liebe Worte, die da
ausströmen aus Meinem göttlichen Herzen, und überall, wo sie hindringen, das
Feuer Meiner Liebe entzünden sollen.“
Lied: Heilig
Herr, Gott Sabaoth...
Barbara:
„O nimm mich mit aus dieser armseligen Welt. Du weißt,
wie armselig ich bin, wenn ich wieder in der Welt bin. O
ich möchte bei Dir bleiben, da ist es so schön, o welch
ein Jubel, welche Freude!“
Und jetzt fängt
die Vorbereitung an, wie man sich jetzt anschickt, das hochheilige Ostern im
Himmel zu feiern. Es wird ein Thron aufgerichtet, und ich sehe ein Lamm darauf
mit dem Siegesfähnchen. Wie ist die liebe Mutter Gottes so beschäftigt, um
diesem Lamm alle mögliche Ehre zu erweisen. Ich sehe aber nicht die drei
göttlichen Personen, ich sehe nur das Lamm.
„Es ist also
morgen ein Fest, das nur Dir gilt, o göttlicher Sohn, als dem Lamm Gottes. O
heilige, glückselige Ostern. Vollbracht ist die Erlösung. Du bist eingegangen
und hast Besitz genommen von Deiner Glückseligkeit. Ich bete Dich an, lobe und
preise Dich, o allerhöchste Majestät. Noch eine Bitte: O mache, daß N. ihren
Sohn behält. Du kennst ja das gute Herz, am Ende verdirbt es.“
Jesus:
„Ich will ihn dir schenken. Er soll sich aber nicht
anschließen an leichtfertige Genossen, er soll Mir sein
gutes Herz bewahren und Mir dankbar sein.“
Zu N.: ‚Siehst
du, wie Ich dich entschädigt habe für das Opfer, das du gebracht, indem du den
Witwenstand so treu gehalten, siehst du, wie reichlich entschädigt du bist?
Warte, warte, in der Ewigkeit soll es dir hundertfältige Früchte bringen.‚ O ihr
Menschenkinder, o hört die Stimme eures guten Vaters. So will Ich alle Menschen
beglücken, die Mir nachfolgen, nicht, daß Ich ihnen das Kreuz ersparen werde,
Ich habe es auch dieser armen Witwe nicht erspart. Ich habe ihr Leben aber doch
so durchwirkt und so versüßt bei all dem Kummer, den sie zu ertragen hatte, daß
sie es nicht fühlte. Ich habe sie in ihren Kindern gesegnet, und so will Ich
auch zu allen Menschen sein.“
Lied:
Hochpreiset meine Seele den Herrn...
Inhaltsverzeichnis Band 1
68
Ostersonntagnacht 1896
bekam Barbara
ihr Leiden nachts. Die Anwesenden konnten aber nichts aufzeichnen. Nur einige
Bruchstücke: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, kommt...“
Maria:
„Siehe, Meine Tochter! Heute und die kommenden Tage muß
Mein Sohn hinabsteigen in so manche Herzen, die Ihn
Seinem Widersacher überliefern. Sieh, wie gut Er es
meint mit den Menschen. Schreite du nur mutig weiter.
Leide, opfere, sühne! Noch ist es Ostern, noch ist
manches Unkraut auszurotten. Alles trägt dir
hundertfältige Frucht für die Ewigkeit.“
Dann wurde
Barbara schwerkrank, daß sie glaubte, sterben zu müssen; der Todesschweiß stand
ihr auf der Stirne; sie konnte keine Gliedmaßen mehr bewegen. Da sie gegen vier
Uhr ihr Leben im Gebet aufopferte, bekam sie inneres Licht zu erkennen, daß es
nur das Leiden für die Sünder sei, denn es würden in diesen Tagen so viele
unwürdige heilige Kommunionen empfangen. Deshalb sei Er gekommen, Trost zu
suchen.
Inhaltsverzeichnis Band 1
69 Zweiter Freitag
April 1896 vor Weißem Sonntag
„Weil Ich
nämlich nur dann strafe und schwer strafen muß, wenn die Bosheit des Satans
dazwischen ist.“
Als Barbara
morgens das Leiden herannahen fühlte, sie aber dennoch fortfuhr zu arbeiten,
weil sie gerne noch manches fertigmachen wollte, hörte sie die Worte:
Jesus:
„Hast du denn heute gar keine Zeit für Mich, gönne Mir
doch ein bißchen Zeit.“(worauf Barbara sofort die Arbeit
einstellte)
Lied: Mein Herz
erglüht...
Barbara:
„O mein Jesus! O mein allerliebster Jesus! Du Bräutigam
meiner Seele! Wie unendlich gut bist Du, wie läßt Du
Dich herab zu mir, Deinem armseligen Würmchen, Deinen
armen Geschöpfen, die nicht wert sind, daß die Erde sie
trägt, und Du kommst zu mir, die doch nichts ist als
Staub und Asche, nichts als Sünde und Verderbnis. Wie
bin ich doch so lau und nachlässig, wenn Du nicht bei
mir bist, wenn Du Dich zurückziehst. O verzeih mir, daß
ich mir so wenig Mühe gebe, Dir so treu zu dienen wie
ich sollte, da Du mich mit so unendlicher Liebe
überhäuft hast die ganze Woche, Deine bittere
Leidenswoche, wo Du mich hinangeführt an das Kreuz zu
Deiner heiligen Mutter.
O welche Liebe
hast Du mir erwiesen all diese Tage. O ich danke Dir noch einmal, o Du
unendliche Liebe, o Du unendliche Güte! O hätte ich doch die Sprache eines
Seraphs, um Dich würdig loben und preisen zu können, um Dir würdigen Dank
auszusprechen. Darum bitte ich dich, o mein heiliger Schutzengel, der du dich
mir gezeigt als einer der höchsten Seraphim, o rede du die Sprache, die ich
reden sollte, lobe und preise du meinen Jesus statt meiner! O ihr lieben neun
Chöre der Engel, besonders Du, o Königin der Engel, o liebe Mutter, Deinem
Schutz hat Er mich übergeben an dem Tage, als Er mich zur Braut annahm. Danke Du
Ihm, lobe und preise Ihn für mich. O ihr Patrone, die ich mir erwählt und die Er
mir gegeben, daß ihr mich begleiten sollt auf dieser irdischen Pilgerschaft, in
deren Gesellschaft ich dereinst leben soll, o betet an mit mir, lobet und
preiset das göttliche Herz meines himmlischen Bräutigams. O wie bin ich doch
heute so glücklich, o Herr. Heute zeigst Du Dich nicht als leidender Gottmensch,
heute kommst Du als ein liebender Bräutigam zu mir, der sich freut auf die nahe
Vermählung mit einer recht liebenden Braut, der die letzte Vorbereitung treffen
will, um dieser Braut sich recht gefällig zu zeigen.“
Jesus:
„Ja, das bin Ich, Meine Tochter! Du weißt auch nicht,
mit welcher Sehnsucht Ich dem Tag entgegensehne, wo die
Kinder zum ersten Mal zu Mir kommen, diese Lieblinge
Meines Herzens, diese Veilchen im Dorngestrüpp der Welt.
Aus ihnen will Ich Mir ein Sträußlein flechten, das an
Meiner Brust ruhen soll, das Meine Brust schmücken soll
im himmlischen Jerusalem, und alle Bewohner dieser
himmlischen Stadt sollen sich an dem Wohlgeruch dieses
Sträußchens erfreuen, sollen mit Mir einziehen den süßen
Duft der Tugenden dieser Kinder.“
Barbara:
„O Herr, es sind doch die Kinder der jetzigen Zeit so
beklagenswert, man hört so viele Klagen. Ist es möglich,
daß Du Dich an ihnen erfreuen kannst, daß sie wirklich
Lieblinge Gottes sein können?“
Jesus:
„Und doch ist es so, Meine Tochter! Wohl ist die Jugend
recht verderbt, wohl ist viel zu klagen über sie, der
Zeitgeist, der in der Familie weht, ist aufgenommen in
das Kinderherz, ja, ist mit ihm aus dem Blut der Mutter
mit eingegangen in des Kindes Atem, und doch sind sie
Meine Lieblinge, denn sie haben noch nicht jenes Alter
erreicht und jene Kenntnisse sich gesammelt, die sie
befähigen könnten, zu hassen oder zu lieben. Verstehst
du Mich? Was sie tun, ist immer noch mehr Unbefangenheit
und Leichtsinn, ausgenommen einige Fälle, wo Kinder
schon recht schwer sündigen können, und doch sind sie
noch nicht so strafbar, als wenn sie jenes Alter
erreicht hätten, wo Ich zwischen sie trete und ihnen
sage: ‚Das darfst du tun und das darfst du nicht tun!‘
Und solange sie die Fähigkeit noch nicht besitzen zu
unterscheiden zwischen Gut und Böse, und wenn sie diese
besitzen, noch nicht jene Bosheit in sich aufgenommen
haben, die Mich freiwillig von sich stößt, die sich
sagt: ‚Ich weiß, wenn ich dieses tue, vertreibe ich
meinen Gott, und ich tue es doch!’ Das tun nur jene
Menschen, die mit voller Überlegung sündigen.
Sieh, das ist
alles sehr zu bemerken, denn wenn Ich die ganze Menschheit umfasse und
betrachte, wie sie ist, und sehe das viele, viele Böse, das geschieht, den
vielen Unglauben, der Mich verwirft, die viele Unsittlichkeit, die Mich
hinausstößt aus den Herzen, das viele Unrecht, die Ungerechtigkeit, die
getrieben wird in jedem Fach der menschlichen Gesellschaft, ja, dann wäre es
nicht mehr länger möglich, die Welt, die Menschheit, aufrechtzuerhalten mit
Meinem allmächtigen Arm, wenn nicht dieses eine Mich zurückhielte, weil Ich
nämlich nur dann strafe und schwer strafen muß, wenn die Bosheit des Satans
dazwischen ist, wenn satanische Bosheit im Spiel ist. Darum gebe Ich dir immer
ausführliche Belehrungen, um die Menschheit zu überzeugen, wie gut Ich bin, und
daß Ich doch auch – obwohl Gott, Vater und Richter dieser Menschen – immer noch
Nachsicht habe mit ihren Schwächen und haben muß, weil sie nur armselige
Geschöpfe sind. Nun glaube Mir, wenn Ich dir sage, daß Ich mit dem ganzen
Menschengeschlecht Nachsicht habe und Meinen strafenden Arm zurückhalten will,
weil nicht alles, was Böses ist in der Welt, auch schon an sich satanische
Bosheit ist, sondern mehr Leichtsinn, Unwissenheit und Unverstand, und wenn
dieses bei vielen Menschen, bei den meisten, der Fall ist, um so mehr bei
Kindern. Wie liebe Ich die Kinder! O so komm und teile Meine Freude, Meine
Tochter!“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr, für die Liebe, für Deine
Herablassung, daß Du uns so belehrst. O Du unendlich
gütiger Gott! Also zeigst Du mir heute, daß doch viele
Menschen gerettet werden, gelt?“
Jesus:
„Ja, alle Menschen werden gerettet, die im Schifflein
Petri sich befinden, wenn sie nur noch auf dem äußersten
Rand dieses Schiffleins stehen und sich nicht
hinabstürzen in die Fluten des Unglaubens, wenn sie mit
reumütigem Herzen zu Meinen Dienern kommen und ihre
Schuld bekennen, sollten auch ihre Sünden zahlreicher
sein als der Sand am Meere, unergründlich tief wie das
Meer und alle Sündenregister umfassen würden, so will
Ich ihnen doch verzeihen, denn dafür bin Ich ja
gekommen, dafür habe Ich ja gebüßt und gesühnt und Mein
Herzblut für sie hingegeben. Ich sage dir nochmals, wenn
sie nur auf dem Rand des Schiffleins bleiben, will Ich
sie retten. Drum freue dich mit Mir! Je mehr eingehen in
dieses liebende Herz und in je mehr Seelen Ich
hinabsteige und sie bewässere mit dem Tau Meiner Gnade,
mit dem süßen Duft Meiner Gegenwart, desto
allumfassender wird die Wirksamkeit sich gestalten,
durch welche die Seelen gerettet werden.“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr! Ich habe mich immer gefreut auf
den Weißen Sonntag, wenn die Kinder sich zum ersten Mal
am Tisch des Herrn einfinden, aber ich hatte doch immer
Angst, besonders hier in M., wenn ich das leichtfertige
Wesen der Kinder sah. Aber jetzt will ich mich doch
vielmehr freuen, da Du so unendlich gut bist und alle
Fehler bedecken willst mit Deiner Liebe und Deiner Güte.
O welch ein Trost für die Priester, die sich doch
manchmal betrüben, wenn sie zusehen mußten, daß ihre
Worte nicht beachtet wurden und diese so leichtfertig
darüber hinweggehen.“
Jesus:
„Ja, das ist so. Hörten doch alle Meine Diener die
Sprache, die Ich durch dich rede. Sie wissen wohl, daß
Ich ein guter Gott bin, aber der Mensch ist so arg
beengt, und doch wollte Ich, daß alle mit Freuden Mir
dienten. Einen freudigen Geber liebe Ich. Wie habe Ich
ja doch bis zum letzten Augenblick Meines Lebens unter
diesem Geschlecht alles übersehen, was Mich hätte
niederschmettern und betrüben können, nur um sie zu
retten, und alle wurden gerettet, die nur gerettet sein
wollten. Nur jene konnte Ich nicht retten, die Mich von
sich stießen. Möchten doch Meine Diener immer auf Mein
Beispiel sehen.
Ich bin ja noch
Derselbe, Der Ich war vor neunzehn Jahrhunderten und werde es sein bis zum Ende
der Welt. Mit Freuden Mir dienen, die Leiden mit Mir tragen, das ist der
königliche Weg, den Ich gegangen bin und den sie alle gehen müssen, wenn sie zu
Mir in den Himmel gelangen wollen, wenn jene ächzen und stöhnen, die Meine Liebe
nicht kennen und Meine Sprache nicht verstehen.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich laß Dich heute nicht so fortgehen!
Gib doch Pater Bonifaz ein freies Herz, erleichtere
doch, was ihn niederdrückt, gib ihm doch bessere
Gesundheit!“
Jesus:
„Er selbst ist schuld, er schiebt immer einen Riegel
vor, wenn Ich ihn mit Meiner Gnade überhäufen will.“
Barbara:
„O gib ihm doch ein gläubiges, freudiges Herz!“
Jesus:
„Ja, das ist Mein Wille, so soll es sein, aber Ich
brauche, um die Gnaden einzusenken, auch den Willen des
Menschen. Der Mensch muß Mir seine Zustimmung geben,
wenn Ich ihn mit besonderen Gnaden überhäufen will. Er
muß seinen Willen Meinem Willen unterwerfen, vollkommen
und frei, daß Ich mit ihm tun kann, was und wie Ich es
will, nicht, was er will. Dann will Ich ihn auf jene
Bahnen geleiten, wo er all die Kleinigkeiten dieses
Lebens ansehen wird wie jenen Kot, der im tiefen Tal
niedergetreten wird, wie auf einem hohen Berg stehend,
wo er verächtlich auf all die Dinge schauen wird, die
ihn jetzt so niederdrücken. Tut er dieses nicht, dann
wird er sein ganzes Leben den Kot treten und Mir dienen
wie ein Sklave.
Seine
Gesundheit wird sich nur dann heben, wenn sein Geist frei ist, wenn sein Geist
nicht mehr gefesselt ist von all den kleinen niederen Dingen, die ihn so
vielfach hindern, Mich zu lieben. Ich hab’ ihm schon alles gesagt, wie Ich ihn
belohnen will, welche Güter seiner warten, er will aber nicht!“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich danke Dir für alles, für all die
Belehrungen und bitte Dich, gib doch allen Kindern der
St.-Ignatius--Pfarrei und Pfarrer N. eine gute
Vorbereitung, ziehe doch einige ganz an Dich mit Deiner
Liebe und erwecke auch einige Priester unter ihnen.
Kommst Du denn morgen noch einmal?“
Jesus:
„Das sage Ich dir nicht, nur sage Ich dir: setze Mir
kein Hindernis, wenn Ich kommen will! Haltet euch recht
an Meine heilige Mutter und verehrt Sie, und Sie wird
euch alles lehren, wie ihr Mir dienen sollt. Und nun
lebet wohl, Meine Kinder, bis Ich wieder komme!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
70 Samstag vor dem
Weißen Sonntag 1896
„Ich tue aber
nichts und kann dir es nicht geben ohne dein Zutun; denn du hast deinen freien
Willen.“
Lied: O süßer Jesu
mein...
Jesus:
„Komme, Meine Tochter, begehe mit Mir das Fest, das Mein
Herz zu feiern beginnt. Zieh ein mit Mir in die
Hochzeitskammer zu Meinen Bräuten, zu den Bräuten Meines
Herzens. Sieh, im ganzen Kirchenjahr ist kein Fest so
freudig, mit solcher Wonne für Mein liebendes Herz
geschmückt wie dieses Fest, das du jetzt mit Mir zu
feiern beginnen sollst. Ich bin ein Freund der Kinder,
auch als Ich unter den Menschen wandelte, und bin jetzt
noch immer ein Freund der Kinder in Meinem sakramentalen
Wandel unter den Menschen, denn Ich will jetzt noch mit
den Menschen wandeln wie damals, als Mein Körper Mich
noch den Menschen sichtbar zeigte. O die Kinder, die
Engel im Fleische, wie sehnt Sich Mein Herz, in sie
einzugehen und mit ihnen Abendmahl zu feiern und sie mit
Mir. O daß Ich doch bei ihnen bleiben könnte! Da finde
Ich noch Gehör, da ist das Herz noch hell und
sonnenklar, die Wolke des Unglaubens hat es noch nicht
verfinstert, und die Sinnenlust hat es noch nicht
getrübt.
Gut ist es, daß
die Kinder in der Diözese M. Mir früher zugeführt werden, als es anderswo üblich
war. Mit den Jahren wächst die Leidenschaft, und das Kind nimmt nicht zu an
Weisheit und Gnade, wohl aber mit jedem Jahr an Sünde und Verkommenheit! Was tun
jene Väter und Mütter sich für einen unabsehbaren Schaden zufügen an ihrem Kind,
die es aus nichtigen Gründen, aus purer Eitelkeit, oder was noch schlimmer ist,
aus lauter Bosheit zurückhalten, weil sie Mich schon längst aus ihrem Herzen
verbannt und Meinem Widersacher am häuslichen Familienherd Platz eingeräumt
haben.
Drum muß das
Kind das Glück entbehren, das es allein noch retten könnte. Manches Kind könnte
sich durch Meine Gnade und durch den öfteren Empfang der heiligen Kommunion und
Vereinigung mit Mir doch so weit entwickeln in seinem Glaubensleben, daß es, bis
die Zeit heranrückt, wo die Leidenschaft im Menschen stärker ist, sich selber
leiten könnte ohne Zutun der Eltern. Darum wehe jenen, die solches Unglück
herbeiführen. Wie streng werde Ich sie zur Rechenschaft ziehen am großen Tag des
Gerichts. Wehe denjenigen, die eines dieser Kleinen ärgern!“
Barbara:
„O mein Jesus! O ich bitte Dich für die Kinder in der
Pfarrei I. O ist es möglich, daß eines von ihnen Dich
unwürdig empfangen könnte? Ich bitte Dich, laß doch
keines unwürdig hinzutreten zu Deinem Tische. Ich
empfehle Dir ganz besonders meine Nichte.“
Jesus:
„Sei unbekümmert, Meine Tochter! Die Kinder sind alle
gut vorbereitet und keines von ihnen hat eine solche
Herzensrichtung, daß Ich nicht gern zu ihm ginge. Es
sind in diesem Jahre keine böswilligen Kinder dabei. Ich
bin zufrieden.
Ich habe dein
Gebet erhört und das deiner beiden Freundinnen, und weil ihr so innigen Anteil
nehmt an Meinem Interesse, drum nehme Ich es auch an dem eurigen. Du staunst,
daß Ich so auffallend komme, daß Ich dich herausreiße mitten aus deinem
geschäftlichen Treiben und dich rufe, Meine Worte zu hören!
Aber sieh, was
Ich dir damit sagen will: Du und deine Freundinnen sollt genießen die Freude
Meiner Kinder, die Ich all denjenigen
bereite, die
nach dem Kirchenjahr leben wollen. Siehe, welch herrliche Feste Meine Kirche
vollführt, und wie wenige es sind, die dieses Glück genießen und den Wohlgeruch
dieser Feste einatmen in sich. Ich will dir aber zeigen, von welch großem Nutzen
es ist, diese Feste, die Ich Dir neulich mit schönen Blumenbeeten im Garten
Meiner Kirche bezeichnete, so mitzuleben und das Glück in sich aufzunehmen, das
jedem daraus hervorgehen soll.
Siehe, dieses
ist der Vorgeschmack jener unendlichen Glückseligkeit, die dereinst jedes arme
Menschenkind besitzen und genießen soll auf ewig. Die Freude ist noch nicht
verrauscht, und schon wieder will Ich ihnen eine Freude bereiten. Man erzählt
sich noch von dem Glück, das man genießt, und schon wieder führe Ich die
Meinigen hinein in ein noch größeres Glück; denn in Mir sind alle Schätze der
Weisheit und der Liebe, und diese feiern Meine Himmelsbewohner unaufhörlich. Sie
bewundern diese Schätze in Mir, und Ich gieße sie aus über sie, Tag für Tag. O
du armes Menschenherz! Du zagst und zitterst und krümmst dich, weil dir die
Prüfung zu hart vorkommt, die Ich doch unbedingt von dir verlangen muß. Hab
Geduld, denn es kommt der Tag, wo sie vorüber ist. O glückselig diejenigen, die
es verstehen, treu mit Meiner Kirche zu wandeln, das ihnen gesteckte Ziel zu
verfolgen, ohne auf die Unannehmlichkeiten, die sich dabei in den Weg stellen,
zu achten.
Alles, was sie
belästigt, hat Meine Weisheit angeordnet, um ihre Schritte auf gerader Linie zu
halten. Warum krümmst du dich, du armer Erdenwurm? Ja, weil du es nicht
verstehst, die Blicke abzuwenden von dem, was Ich dir nur gegeben habe, um
dieses Leben dir erträglich zu machen. Komme einmal an die Kommunionbank und
freue dich mit Mir! Ich sehne Mich, zu diesen lieben Kleinen hinabzusteigen.
Aber sieh auch Meinen Schmerz, weil viele von ihnen Mich wieder verlassen werden
und Meine Liebe nicht beachten. Jetzt sind sie noch rein, aber nicht mehr lange,
und es kommt ein anderer in dieses Herz, dem Ich Platz machen muß, und sie
wandeln finstere Wege. O die armen, armen Kinder!“
Barbara:
„O mein Jesus! Laß doch nicht zu, daß meine zwei Nichten
dabei sind. O erhalte sie in Deiner Gnade. Ich bitte
Dich für alle Kinder, besonders aber für diese. Erhalte
die Unschuld in ihnen, daß die Sinnlichkeit keinen
Eingang findet.“
Jesus:
„Ja, Ich werde es tun.“
Barbara:
Und die liebe Mutter Gottes nimmt einige Kinder aus der
Schar heraus und führt sie Ihrem göttlichen Sohn vor.
Dies sind diejenigen, die sich Ihm ganz weihen.
Lied:
Hochpreiset...
„Wir glauben, o
Herr, daß Du wahrhaft hier bei uns bist. O gib doch Pater Bonifaz den heiligen
Glauben und die heilige Freude.“
Jesus:
„Ja sieh, welchen Schaden sich Meine Diener zugefügt,
sie, die alles verlassen haben und Mir nachgefolgt sind.
Warum schleppt er sich so einher? Möge er doch in sich
die Hindernisse hinwegräumen, die Zweifel, die
Verängstigungen, die ihm Satan beibringt und sich Mir in
die Arme werfen. Mit welcher Freude will Ich ihn an Mein
Herz drücken. Er soll sie genießen, die heilige Freude,
ja, er soll sie genießen, wahrhaftig genießen, er und
alle Meine Diener. Ich will es ja, Ich bin bereit, sie
allen Menschen zu geben, ganz besonders aber denjenigen,
die danach verlangen. Verlangen mußt du, Mein lieber
Christ, Mir mit Freuden zu dienen. Dann werde Ich es dir
auch tun.
Ich tue aber
nichts und kann dir es nicht geben ohne dein Zutun; denn du hast deinen freien
Willen. Dadurch unterscheidest du dich von den übrigen Geschöpfen. Du kannst
sündigen, oder aber du brauchst es nicht tun. Du kannst lieben, oder aber du
tust es nicht. Du kannst Mir dienen und mit Freuden dienen, und wenn du es nicht
tust, bin und muß Ich auch zufrieden sein. Das Leben ist die Prüfungszeit und
die Ewigkeit ist lang genug, um diese Prüfungszeit auszugleichen. Wo wäre Meine
Wahrhaftigkeit, wo wäre Meine Treue, wenn es anders wäre, wenn Ich anders
handeln wollte an Meinen Geschöpfen? Denn Ich bin ja ihr Schöpfer und die
unendliche Weisheit ist es, die dich erschuf, und die mit sich zu Rate ging, als
sie dich erschuf, o Mensch!
Und was könnte
Ich weniger von dir verlangen, als daß du diese Weisheit mit dankbarem Gemüt
anerkennst und dich in alles, was Ich über dich verordnete, mit deinem Willen
fügest?“
Barbara:
„Ich danke Dir, o Herr, für all die Belehrungen. O mein
Jesus, Barmherzigkeit, für mich und alle Menschen.“
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