Heroldsbach: Bericht über das große Sonnenwunder am 8. Dezember 1949 

Das Fest der „Unbefleckten Empfängnis Mariens" hat mehr als 10.000 Menschen angelockt, die sich nach dem Gebet des freudenreichen Rosenkranzes zur Prozession formieren. An der Spitze geht der Ortspfarrer mit drei weiteren Priestern und den einheimischen Seherkindern. Die Pilgerscharen folgen und beten dabei den schmerzhaften Rosenkranz.
Die Prozession gestaltet sich schwierig, weil der Boden vom Regen stark aufgeweicht ist. Die Leute müssen aufpassen,dass sie nicht ausrutschen oder in Schlammpfützen versinken.
Plötzlich reißt die Wolkendecke auf und es bildet sich ein langer, schmaler Spalt, wie mit Gold überzogen. Und auch die Leute sind in ein helles Glitzern und Funkeln eingetaucht. Ihre Blicke gehen überrascht nach oben und freudige Rufe werden laut: „Die Sonne, die Sonne!" Auffallend ist, dass man trotz ihres hellen Scheins ungehindert und ohne jede Blendung hineinschauen kann.
Dann beginnt die Sonne sich in gleichmäßiger Bewegung zu drehen, zuerst nach rechts, bleibt ruckartig stehen und dreht sich dann in gleicher Weise nach links. Zugleich entwickelt sie ein unbeschreibliches Farbenspiel. Ihre Farbwirkung ist so gewaltig, dass die ganze Landschaft beleuchtet wird. Die Felder, der Wald, die Wolken, die Menschen sind ständig in ein anderes Licht eingetaucht. Es ist ein atemberaubendes Schauspiel von unbeschreiblicher Farbenpracht.
Beim Einsetzen des Sonnenwunders hat sich die Prozession teilweise aufgelöst. Das Beten und Singen verstummt. Alle starren wie gebannt nach oben und haben das Gefühl eines überirdischen Erlebnisses. Nach einem anfänglichen Erschrecken sind alle von einer tiefen Freude erfüllt.
Die Seherkinder erblicken in der Sonne die Muttergottes in weißem Kleid und mit einer Krone auf dem Haupt. Sie sehen sie teils mit und teils ohne Jesuskind. Laute Rufe zahlreicher Erwachsener geben zu verstehen, dass sie ebenfalls die Muttergottes in der Sonne erblicken, manche schauen auch das Jesuskind. Die Vorgänge am Himmel vermitteln den Eindruck, dass etwas Ungeheuerliches passiert. Niemand ist mehr im Zweifel, dass sich hier eine Macht offenbart, die alles Irdische überragt.
Das Sonnenwunder tritt jetzt in sein gewaltigstes Stadium ein. Die große, rotierende, feuersprühende Scheibe bewegt sich von ihrem Standort weg. Es beginnt der „Sonnentanz", der alle Gesetze der Natur aufzuheben scheint. In zuckenden Bewegungen beginnt sie, nach oben und unten und nach beiden Seiten zu schweben. Das Umhertanzen der Sonne wird immer bedrohlicher und ihre Sprünge werden grotesker. Schließlich scheint sie sich gänzlich vom Himmel zu lösen und schießt in gewaltigen Zickzacksprüngen auf und nieder. Die Menschen befällt Entsetzen. In panikartigem Schrecken stieben die Gruppen auseinander und suchen Schutz.
Plötzlich zerreißt ein vielstimmiger Schrei die Luft: „Die Sonne kommt! Sie kommt!" Die Sonne stürzt nieder und scheint alles zu zerschmettern. Sie kommt in rasendem Tempo näher und näher. Mit unglaublicher Geschwindigkeit stürzt der Sonnenball nieder, auf die Menschen zu. In diesem stürzenden Lichtball ist für viele erneut in hellstrahlendem Grün das Gotteszeichen
JSH zu sehen. Mit den Kindern erblicken auch Erwachsene in der Sonne die himmlische Königin. Sie steht aufrecht in dem glühenden Feuerball. Die Menschen sind von Todesangst befallen. Sie liegen reihenweise in den Ackerfurchen und suchen Deckung. Sie wissen, dass außer Gott ihnen nun niemand mehr helfen kann.
Im Birkenwald erreicht der „Sonnensturz" seine letzte Vollendung. Die Birken sind in rote Glut getaucht und angstvolle Schreie ertönen: „Feuer, Feuer!" Viele sehen direkt vor sich, zwischen zwei Birken, in dem geöffneten Sonnenball die Muttergottes mit oder ohne Jesuskind. Sie steht in unbeschreiblich reinem und hellem Weiß in diesem flammenden Meer von goldenem Licht. Ihr Antlitz, weiß, zart gerötet und lebendig, strahlt eine unsagbare Liebe und Güte aus. Der Anblick des Jesuskindes, so lieblich und schön, löst lautes Weinen der Freude und des Glücks aus. Minutenlang ist die mit der Sonne umkleidete himmlische Frau zu sehen. Dann schließt sich dieses mystische Feuer und es ist nur noch ein großer, rotglühender Lichtball zu sehen. Die Menschen erholen sich allmählich von ihrer Todesangst. Wildfremde Menschen fallen sich um den Hals und weinen vor Freude. Ein unbeschreiblicher Jubel bricht sich Bahn: „Jetzt ist alles wahr! Die Gottesmutter hat das Zeichen dafür gegeben! Jetzt glauben wir an die Erscheinungen! Das ist die Bestätigung des Himmels für die Echtheit! Das ist das Sonnenwunder wie in Fatima!"
Da geht erneut ein Aufschrei durch die Menge: „Die Sonne! Sie fängt wieder an!" Das große Sonnenwunder wiederholt sich wie beim ersten Mal mit viertelstündiger Dauer. Dann kehrt die Sonne zurück und das Wunder erlischt in einem lieblich verklingenden Farbenspiel.
Die vielen Leute kehren ohne jede Ordnung zum Hügel zurück. Die zurückströmende Menge versammelt sich um das Podium, wo auch die Geistlichen mit den Seherkindern wieder eingetroffen sind. Sobald Ruhe eingetreten ist, wird der glorreiche Rosenkranz gebetet.
Dem überwältigenden Sonnenphänomen folgt jetzt das wunderbare Zeichen des „wandelnden Sternes". Die Wolken öffnen einen langen Spalt, der über dem Birkenwald beginnt und nach Westen zu bildet er eine schmale Straße am Himmel. Plötzlich wird am Anfang des Spaltes ein mild leuchtender „Stern" sichtbar. Er steigt vom Birkenwald auf, bleibt über der Erscheinungsstätte stehen und zieht dann waagrecht nach Westen der Sonne zu. Dabei dreht er sich um sich selber. Eine Viertelstunde ist er klar zu erkennen und legt in dieser Zeit etwa 600 Meter zurück. Am Ende des Waldrandes überquert er die angrenzenden Felder und geht dann weit im Westen in den dunklen Wolken unter. Doch nach wenigen Sekunden erblicken die Menschen den goldschimmernden Stern erneut über dem Birkenwald.
Nach Beendigung des glorreichen Rosenkranzes spricht der Ortspfarrer zu den Gläubigen. Seine Stimme ist bewegt, ernst und feierlich. Jeder spürt seine Ergriffenheit, die nur eigenes Erleben geben kann. Dann stimmt der Priester freudig das „Te Deum" an, und die Gläubigen singen das „Großer Gott, wir loben dich ..." in nie gekannter Begeisterung mit.