Band 2
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Inhaltsverzeichnis Band 2
170 Dritter
Freitag im Mai 1897
„Denn du sollst wissen, daß die Trübsale
die Freude des Geistes nicht hindern“
Maria:
„Meine Tochter! Es hat dir Mein Sohn
durch Mich, Seine himmlische Mutter und deine Mutter, am
letzten Freitag im April gesagt, daß du im Monat Mai –
und all die Christen, die sich anschließen an dich,
besonders die Diener der Kirche – mit Mir, die Ich ihre
himmlische Mutter und ihre allerreinste Braut sein will,
wie Mein Sohn es wünscht, daß Ich es sein soll, eine
große Freude haben werden. Siehe, diese Freude ist
diejenige, die Ich in Meinem ganzen Leben empfand, es
ist die Freude eines echten und wahren Christen und soll
die Freude eines echten und wahren Christen sein.
Siehe, die Freude der Weltkinder ist
ganz und gar ausgeschlossen von der Freude der Kinder
Gottes. Aber ihr versteht es nicht, ja auch die besten
Meiner Kinder verstehen es nicht, weil sie noch im
Fleisch leben. Du aber sollst durch Mich belehrt werden
und durch dich alle Kinder der katholischen Kirche. Sage
nur N., die Freuden der Christen, die Freuden der Kinder
Gottes seien Meiner Freude ähnlich. Siehe, Mein ganzes
Leben war ein beständiges Meer von Trübsalen, denn von
der Stunde an, da Simeon Mir vorhersagte, daß ein
Schwert des Schmerzes Meine Seele durchbohren werde,
wich dieses Schwert nicht mehr aus Meinem Herzen.
Ich wußte von dem Tag Meiner Empfängnis
an schon alles, denn Ich war ohne Makel der Erbsünde
empfangen und hatte somit das Privileg, daß Ich
teilnehmen durfte an den Eigenschaften Meines göttlichen
Sohnes. Ich war begabt mit der Vernunft, Ich schaute und
wußte damals schon in einem hellen Licht die
Beschaffenheit und die Beziehungen des Menschen zu Gott
und Gottes zu den Menschen, Ich schaute alle
Geheimnisse, wenn auch nicht in so klarem Licht wie
nachher, als Ich mit Meinem Sohn wandelte, als Ich Ihn
unter Meinem Herzen trug. Von der Zeit an aber, als Ich
Mein liebes Kind durch Mitwirkung des Heiligen Geistes
empfangen hatte, schaute Ich alles mit Meinem lieben
Sohn klar und unverhüllt, nicht mehr in einem Schleier,
wie du jetzt siehst in dieser Stunde, wo dein Geist mit
dem Geist Meines Sohnes vereinigt ist, und du deshalb
vereinigt bist mit den Eigenschaften Gottes,
gewissermaßen Meines Sohnes, Der dich hineinschauen läßt
in Sein liebendes Herz, und in welchem und durch welches
du manches siehst, was ein gewöhnliches Herz nicht sehen
kann.
Und so schaute Ich vom Tag Meiner
Empfängnis bis zum Tag, wo Ich Meinen lieben Sohn unter
Meinem Herzen trug, noch verhüllt, aber von dem Tag der
Geburt an schaute Ich klar und unverhüllt. Seit Mir
Simeon weissagte, was Mir bevorsteht in der Vereinigung
mit Meinem Sohn, war das Schwert Mir eingestoßen und ein
unbeschreiblicher Schmerz durchwühlte Meine Seele, und
doch hatte Ich die Freude der Kinder Gottes, und doch
beseelte Meine Seele eine solche überschwengliche Wonne,
daß Mein Geist beständig in Wonne lebte, denn du sollst
wissen, daß die Trübsale die Freude des Geistes nicht
hindern.
Wenn aber das Licht der heiligen Gnade
über die Seele ausgegossen ist, dann besitzt die Seele
den Geist Gottes, den Geist Meines geliebten Sohnes, und
sie nimmt teil an den Eigenschaften Meines Sohnes, und
dies verstehen die Kinder nicht, die Kinder der heiligen
katholischen Kirche. Ihr müßt aber wissen, daß mit den
Leiden, die Mein Sohn ihnen zuschickt, sie büßen sollen
all die kleinen Unvollkommenheiten und Fehler, die auch
der Vollkommenste immer noch begeht, ihm immer noch
anhaften; in erster Linie sollen sie diese abbüßen, in
zweiter Linie sollen aber diese treuen Seelen Sühne und
Ersatz leisten für so viele Brüder und Schwestern,
welche die Gnade verloren, die abgestorben sind am
mystischen Leib Meines Sohnes, am mystischen Leib der
heiligen Kirche.
Merkt es euch doch endlich einmal, Meine
Kinder! Wie lange schon belehrt dich Mein Sohn? Wie
lange schon sage Ich dir, daß du eine ABC-Schülerin
bist, und du willst nicht verstehen; und wenn so
drückende Kreuze kommen, wenn alles dunkel wird um dich
her und du keinen Ausweg mehr siehst, dann verlässest du
die Bahn und verwirrst dich und weißt nicht, daß du bist
hineingestellt mitten in die Welt.
Nicht vergebens stehst du in der Familie
und hat dir Mein Sohn im Anfang gesagt, als alles
dagegen war, wo dein Beichtvater dir befahl, dich in ein
Kloster zurückzuziehen, und alles schon fertiggestellt
war dazu, Mein Sohn es aber doch nicht geschehen ließ,
sondern dir sagte, hier zu bleiben, weil du der Welt ein
Beispiel geben sollst, weil die Welt, die gottlose,
gerettet werden sollte. Merkt es euch, ihr treuen
Kinder, merkt es euch, ihr treuen Seelen, wo ihr steht,
es steht schlimm um das Reich Meines Sohnes, sehr
schlimm, und wenn ihr noch zweifeln wollt und wenn ihr
noch zögern wollt – viele, viele Seelen könnten gerettet
werden, wenn nur ihr, ihr treuen Kinder der Kirche,
zusammenhieltet.
Darum steht zu Meinem Bund, statt
kopfschüttelnd zu fragen, ob es auch wahr sein kann, daß
Mein Sohn einer Seele mitten in der Welt sich mitteilen
könne. Ja, ist es denn anders geworden als zu den
Zeiten, wo Mein Sohn unter euch lebte und wandelte? War
es denn damals eine andere Welt als jetzt? Lebte Er
nicht mitten unter diesem Geschlecht, verborgen und
unbekannt, dreiunddreißig Jahre lang und nur denjenigen
bekannt, die Ihm ein bereitwilliges Herz, ein offenes
Ohr und guten Willen entgegenbrachten? Blieb Er nicht
allen verborgen? Und gerade diejenigen, die es am ersten
hätten aufnehmen müssen, die dem Volk die Ankunft des
Messias predigten, die dem Volk die Schriften der
Propheten hätten auslegen sollen, verwarfen Ihn, und nur
das kleine Volk erkannte in Ihm seinen Messias, aber
durch diese gebildete Welt wurde das arme Volk wieder
verführt, weil Mein Sohn leiden wollte, um die
Menschheit zu retten.
Seht ihr, Meine Kinder, glaubt ihr, daß
jetzt Mein Sohn mitten unter euch lebt wie damals, aber
gerade so verborgen und nur denjenigen bekannt, die mit
gläubigem Herzen Ihm entgegenkommen. Dort wandelt Er als
Mensch und angetan mit einem Schein der Unmöglichkeit,
daß in diesem Derjenige, Der das Judenvolk retten
sollte, Der die Menschheit erlösen sollte, verborgen
sein könne, und doch ist in Ihm der Messias verborgen.
Gerade so will Er jetzt verborgen sein
im heiligsten Sakrament, und doch teilt Er Sich euch mit
und hat die Macht, wie damals, durch Sein allmächtiges
Wort alles an Sich zu ziehen und zu eurem Herzen zu
reden und durch eines Seiner Kinder, das Er als
Sprachrohr benutzen will, euch Seinen Willen
mitzuteilen. Gerade so wie damals will Er die Menschen
retten. Nicht eher aber wird man glauben, daß Mein Sohn
mit dir verkehrt, wird man glauben die Worte, die Er
durch dich spricht, du kleines, armseliges Wesen, du
Sprachrohr, als wenn du einmal eingegangen sein wirst in
die Herrlichkeit.
Er sagte dir im Anfang, daß du sollst
ans Kreuz geschlagen werden. Und als der Oberhirte
dieser Diözese die Sache zur Besichtigung genommen
hatte, sagte Er dir, daß jetzt die Zeit gekommen sei, wo
du am Kreuz sterben sollst. Siehe, Meine Tochter, am
Kreuz sollst du sterben, und das Saatkorn, das in die
Erde gelegt wird, es soll aufgehen und hundertfältige
Früchte bringen. Die Zeit ist nun gekommen, der
Oberhirte dieser Diözese hat das Samenkorn in die Erde
gelegt, indem er sich scheinbar nicht darum bekümmert
und tut, als habe er die Sache nicht beachtet.
Ihr sollt aber wissen, daß nur dann das
Saatkorn emporschießen kann, wenn es eine Zeitlang
verborgen ist in der Erde, und wenn du am Kreuz erhöht
sein wirst, dann werden die Worte, die Mein Sohn durch
dich spricht an Seine Diener, Früchte tragen. Darum, ihr
treuen Kinder, laßt euch nicht beirren, werdet nicht
müde, mag man euch spotten oder nicht; je mehr Spott, je
mehr Verachtung, das ist euer Verdienst, und um so mehr
könnt ihr der heiligen Kirche, der Braut Meines Sohnes,
nützen. Je mehr Spott und Verachtung ihr tragt, desto
reichlicher die Ernte, desto größer die Zahl derjenigen,
die ihr zurückgewinnen werdet für die heilige Sache.“
Barbara:
„Liebe Mutter, ich bitte Dich: Ich glaube, Dich nicht
recht verstanden zu haben. Du hast gesagt, daß ich
wieder so verwirrt gewesen, weil ich die Worte Deines
Sohnes nicht verstehe. Kommt das nicht daher, weil ich
ein so armseliger Mensch bin? Wenn dann die Zeit vorüber
ist und Dein Sohn Sich zurückzieht, mein geliebter
Jesus, o dann bin ich so armselig. O sage Ihm, daß ich
mit blutigen Tränen beweine mein Elend. Aber sieh, Du
hast mich in eine Familie hineingestellt, wo ich so
nötig wäre, und es tut mir so leid, wenn so viele
Bedrängnisse auf einmal kommen.
O liebe Mutter, erflehe mir doch die
Gnade, daß meine Schwägerin nicht vor mir stirbt, daß
ich mich nicht gar so sehr mit der Welt herumärgern muß.
Sieh, ich habe für die Welt gar nicht viel Interesse und
gar nicht den Verstand dafür, und Marie ist noch gar so
jung. (Die Schwägerin ist dem Tode nahe)
Maria:
„Siehe, Meine Tochter, dies ist es ja, was Ich dich
lehren wollte. Habe Ich dir nicht vorhin gesagt, daß du
eine ABC- -Schülerin bist und bleibst. Habe Ich dir
nicht gesagt, daß Mein Herz inmitten der Trübsal und des
Schwertes, das Meine Seele durchdrang, in einer
überschwenglichen Wonne lebte, Meine Seele, Mein Geist
nämlich. Du sollst wissen, daß dies auch damals der Fall
war, wo Ich unter dem Kreuz stand, wo Mein liebes Kind
den letzten Atemzug aushauchte; auch da! Nicht wahr, das
scheint dir unmöglich, daß Ich auch da in einer Wonne
lebte? Das ist eine Sprache, die ihr Kinder nicht
versteht.
Ja, Ich war die Mutter des göttlichen
Sohnes. Meine Eltern, Meine Mutter, hatten alles
hergerichtet und wollten den Empfang des göttlichen
Kindes möglichst herrlich machen, möglichst dem
Gotteskind angemessen entgegenkommen, und Ich mußte mit
Meinem heiligen Gemahl fort in der letzten Stunde, wo
Ich Ihn erwartete, wo Ich Sein himmlisches Angesicht zum
ersten Mal sehen wollte. War das nicht ein großer
Schmerz für Mich?
Mein heiliger Bräutigam hatte Mir
versprochen, daß wir dort in Bethlehem, bei seinen
Verwandten, eine gute Herberge finden werden. War Ich
nicht eine Tochter aus Davids Stamm? Hatte Ich nicht
königliche Ahnherren? Und doch sollte man für Mich ein
königliches Plätzchen nicht finden. Mein heiliger
Bräutigam mühte sich ab von Tür zu Tür, und die letzte
Stunde, wo Er unter Meinem Herzen ruhte, die letzte
Stunde mußte Ich in einem armen Stall Ihm
entgegenharren. Siehe, sind das nicht Verhältnisse, die
alle Kinder Meines Sohnes beherzigen sollten? Nicht
wurde Ich verwirrt, obwohl Meine Natur Sich
widerstrebte, denn auch Ich war aus Fleisch und Blut,
auch Meine Natur war aus der Erde genommen, Mein Leib
war auch ein Adamskind.
Der Weg ist nun einmal kein anderer als
der königliche Weg des Kreuzes. Merkt es euch doch! Und
nur da könnt ihr verdienen, wo das Kreuz um so
drückender ist und auf euch lastet. Niemals ist es da
gut bestellt in einer Familie, in einer Genossenschaft,
wo alles glatt abgeht. Nur dann wohnt der Geist Gottes
in einer Familie oder Genossenschaft, nur dann hat Mein
Sohn Freude, wenn sie vereinigt ist und geht in enger
Verbindung mit Meinem Sohn und Mir. Versteht ihr Mich?
Wenn ihr den Kreuzweg geht, Seelen retten! Seelen
retten!
Ja, es kommt die Zeit herbei, wo Satan
sieben will, Satan will sieben, und viele, viele Kinder
der katholischen Kirche wird er zu leicht befinden und
wird sie wie die Spreu hinausblasen in die Wogen dieses
Lebens, in die Wogen des Unglaubens, und verschlungen
werden von dem Abgrund, der sich da auftut. Darum, Meine
Kinder, ihr sollt Meine Stellvertreterinnen sein.
Seht, als Mein Sohn hinaufgefahren war
zu Seinem himmlischen Vater, da mußte Ich zurückbleiben,
da ließ Er Mich zurück. Noch viele Jahre sollte Ich der
Mittelpunkt sein in der neuen Kirche, um die sich die
neue Kirche scharen sollte. Ich sage der Mittelpunkt,
denn obwohl Mein Sohn das Haupt der Kirche gewählt hatte
in Petrus, Seinem Jünger, sollte Ich doch der
Mittelpunkt sein des Bandes, das Er da geschlossen hatte
am Kreuz. Am Vorabend vor Seinem bitteren Leiden, als Er
das Allerheiligste Sakrament des Altares einsetzte,
begründete Er den Liebesbund, schloß das Band, das Er
schlingen wollte um alle treuen Kinder, die da eingehen
werden in dies Schifflein Petri, und am Kreuz besiegelte
Er dies Band mit Seinem kostbaren Blut.
Diesen Liebesbund sollt ihr als die
Jungfrauen, die da Meine Stelle vertreten in sichtbarer
Gestalt, unterstützen. Ihr sollt dies Band unterstützen,
wie es auch Meine Aufgabe war, wie Ich die Kirche, die
Mein göttlicher Sohn gestiftet hatte und in der Er
Petrus als das Haupt eingesetzt hatte, unterstützen
mußte durch Mein Gebet, durch Meinen guten Rat, den Ich
ihm erteilte und allen Aposteln. Und so sollt ihr durch
eure Gebete, eure guten Werke, durch euren guten Rat,
wenn er auch nicht angenommen wird, die Kirche
unterstützen. Und die Gnaden, die da ausgehen, die da
sprudeln aus Meinem Herzen und hineingeleitet werden
durch die Diener Meiner Kirche, denn diese sind die
Kanäle; noch viel verzweigter aber müssen diese werden
durch kleine Kanälchen, durch kleine Schleusen, damit
die Gnaden hineingeleitet werden können in die einzelnen
Teilchen des mystischen Leibes Meines Sohnes. Und diese
Kanälchen sind alle jene Seelen und Genossenschaften,
welche die Kirche gestiftet hat und durch die Glieder
hinausgesandt werden in einzelne Familien, und durch die
das Reich Gottes, sei es durch leibliche Werke der
Nächstenliebe oder andere, befördert wird.
Noch mehr aber wird das Reich Meines
Sohnes aufgerichtet, wenn diese Seelen die geistigen
Werke mit den leiblichen verbinden, wenn sie mit
gläubigem Herzen und mit Entschiedenheit auftreten, wo
es nötig ist; in ungläubigen Familien entschieden vor
solche hintreten und ihnen die Strafgerichte Gottes
vorhalten, wenn es Familienväter sind, die da nicht
glauben; in jenen Familien aber, wo sie gläubige Seelen
antreffen, Trost und Linderung hineinträufeln in diese
gebrochenen Seelen.
Seht, wieviel Mal könnt ihr Meine Stelle
vertreten! Ihr sollt das Reich Christi, Meines Sohnes,
unterstützen mit Rat und Tat, auch gegenüber Meinen
Dienern. Ich nenne sie so, weil Mein Sohn wünscht, daß
Ich in engere Verbindung treten soll zu ihnen und auch
getreten bin, wenigstens mit denen, die es glauben. Ich
nenne sie Meine Diener, denn sie Meinen Bräutigam zu
nennen, wäre für manche anstößig.
Ich sage, wenn sie lächeln wollen über
das, was Ich zu ihnen rede und sie nicht verstehen, dann
sollen sie abwarten, bis diese ABC- -Schülerin es ihnen
auslegen wird. Alles, was Mein Sohn durch dieses
Sprachrohr spricht, hat für das Reich Christi eine hohe
Bedeutung. Das Reich Christi soll erneuert werden, es
muß ein Damm errichtet werden, die klösterlichen
Genossenschaften müssen in Verbindung treten mit den
guten, gläubigen Christen der Welt.
Deswegen hat Papst Leo XIII. den Verein
der Heiligen Familie gegründet, und wißt ihr, ihr
klösterlichen Genossenschaften, ihr seid die Berufenen,
die das Familienleben heiligen sollen. Ihr seid berufen,
Jüngerinnen Gottes zu sein; denn wo das Wort des
Priesters nicht mehr hindringt – was der Priester im
Beichtstuhl und auf der Kanzel nicht reden kann, weil
man sich von der Kirche entfremdet, weil es solche gibt,
die viele, viele Jahre keine Kirche mehr betreten –
gelangt das Wort Gottes nicht mehr an Seine Kinder. Da
seid ihr hingestellt, ihr Jüngerinnen des Herrn, ihr
sollt ihnen das Wort Gottes hintragen. Fürchtet nicht
die Drohungen der Welt, fürchtet nicht, daß man euch
hinausstößt. Geht immer wieder über solche Schwellen und
geht solange, bis die Herzen sich nicht ganz abgewendet
haben von Meinem Sohn, und Mein Sohn das Maß nicht voll
sieht, und die Gerechtigkeit nicht in Kraft tritt. Dann
habt ihr eure Schuldigkeit getan, und der Lohn bleibt
nicht aus, ob man euch Gehör geschenkt oder nicht. Ihr
seid berufen, die Guten aufzurichten, den Verein der
Heiligen Familie recht wirksam zu machen, und ihn in den
Familien begründen zu helfen, die Schlechten zu warnen
und auf die Strafgerichte aufmerksam zu machen, und so
die Kirche Gottes zu stützen, durch Rat und Beispiel die
Priester zu unterstützen.“
Barbara: „O
liebe Mutter! Was sollen jene
tun, um ihre protestantische Großmutter doch bald für
die heilige Kirche zu gewinnen, da sie es doch erkennt,
daß sie im Irrtum ist?
Maria: „Sie
soll öfter einmal nach M. kommen. Legt ihr die
Schönheiten unserer heiligen Kirche recht ans Herz. Sie
soll sich dann mit ihrem Pfarrer ins Benehmen setzen.
Wenn sie erkennt, daß die katholische Kirche die wahre
ist, dann muß sie auch danach handeln und diese
Erkenntnis nützen. Viele, viele haben es schon erkannt
und doch keinen Nutzen daraus gezogen. Die Gnade – sie
kommt und geht – pocht an jedem Herzen, und kein
Gedanke, der da kommt, ist vergebens. Niemand kann
sagen: ‚Herr Jesu‘, außer im Heiligen Geist, außer der
Heilige Geist gibt den Gedanken ein, wenn etwas Gutes
ausgeführt ist; was Gutes in ihm ist, ist ihm gegeben
von Gott, und alles Böse wird ihm beigebracht von einem
anderen Geist. Sie soll wählen. Jeder hat seinen freien
Willen, er benutze diesen. Gott zwingt niemand zum
Glauben. Er hat dem Menschen Verstand gegeben und
Gedächtnis, damit er wähle.
Seht, Meine Kinder, wie groß das
Vorrecht ist, das der himmlische Vater den Menschen
gegeben, habt ihr in der vorigen Belehrung gelesen. Die
Engel, die zur ersten Schöpfung gehört haben, haben nur
einmal gesündigt und wurden auf ewig verdammt und gleich
hinausgestoßen. Der Mensch, den Er nur um etwas unter
die Engel erniedrigte, sündigt so oft, und doch bietet
ihm Gott wieder Seine Gnade an. Wie würde denn die
Gerechtigkeit Gottes angebracht sein, wenn sie diesen
Menschen keine Prüfung vorlegte.
Die Prüfung ist nun sein ganzes Leben,
die Prüfung ist, daß er wählen soll, daß er seinen
freien Willen hat, unabhängig wie er ist, soll er wählen
zwischen Gut und Böse. Dies hängt vom Menschen ab, sonst
würde ja die Gerechtigkeit Gottes nicht ausgeglichen.“
Barbara: „O
liebe Mutter! Ich bitte Dich, daß
die Schwestern in N. doch an ihrem Gut, das in Gefahr
ist, nicht zu Schaden kommen.“
Maria: „Sie
sollen sich an den heiligen Nährvater Josef wenden, der
ist der Vermittler der zeitlichen Dinge. Ich bin die
Vermittlerin der Kirche, der geistigen Güter Meines
Sohnes, und wißt ihr, wer die geistigen Güter Meines
Sohnes sind? Es sind die unsterblichen Seelen. Die
leiblichen Güter, die so tief, tief unter den geistigen
stehen, die da so vorübergehend sind, von kurzer Dauer,
die zu nichts da sind, als daß sie in ihr Nichts
zurückfallen, sind Meinem heiligen Bräutigam zur
Verwaltung übergeben.“
Barbara: „O
gib doch, daß Frl. N. auch Deine Geheimnisse verstehen
lernt und ganz Dir und Deinem Sohn angehöre.“
Maria:
„Solange eine Seele nicht ganz ihren Willen dem
göttlichen unterworfen, kann sie nicht ganz Gott
angehören. Verstehe es doch! Ich sagte dir im Anfang:
Den Willen beugen, beugen unter den Willen Gottes. Dann
versteht sie die Gnade. Es soll diese Seele nur das
Reich Gottes suchen und nicht so viele Bedürfnisse für
ihren Leib beanspruchen, dann wird sie nicht mehr
fragen. Eine Jungfrau sorgt für das, was des Herrn ist;
eine Ehefrau lebt ihrem Mann zu Gefallen. Merkt es
euch.“
Barbara: „O
gib doch N. die Gnade, ganz Deinem Sohn zu leben.“
Maria: „Ja,
das ist sie, sie lebt ja das Leben, das bleibt freilich
jedem verborgen.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
171 Letzter
Freitag im Mai 1897
„Denn die Familie ist es in der Welt,
die Ich heiligen will“
Barbara:
„Mein Jesus, wo warst Du denn inmitten
aller Leiden und Drangsale diese Woche, inmitten all
meiner Untreue, Fehler und Nachlässigkeiten, die ich
begangen?“
Jesus: „Bei
dir war Ich, Meine Tochter, und du verstandest es nicht.
Ich war es, der euch die Leiden verursachte, die ihr zu
ertragen hattet, all die Ängste und Kümmernisse, die Ich
dir verursachte. Ihr wißt nicht, Meine Kinder, wie gut
Ich bin. Ihr wißt nicht, wie Ich da, wo Ich einkehre,
die Bewohner des Hauses auffordere, Mir nachzufolgen und
den Kreuzweg zu wandeln. Das wißt ihr nicht, weil ihr
noch zu sinnlich, zu irdisch gesinnt seid. Deine
Schwägerin wird nicht sterben an dieser Krankheit. Ich
habe sie ihr nur gegeben, damit Ich verherrlicht werde.
Sie soll wieder einmal einsehen, wie gut Ich bin, wie
gut Ich es mit ihr meine, daß Ich dich an ihre Seite
gestellt.
Ich habe ihren Mann hinweggenommen, Ich
habe ihr geliebtes Kind von ihr weggerissen, das liebste
ihrer Kinder, um ihr zu zeigen, daß Ich es bin, Der in
dir wirken will, und daß du Mir hie und da ein Stündchen
gönnen sollst. Sie soll wissen, daß Ich in der Welt gar
viele Liebhaber herumlaufen habe, aber gar wenige, die
mit Mir auf Kalvaria gehen, den Kreuzweg wandeln wollen,
der alles in sich schließt, was den Menschen zuwider
sein kann, sei es im Beruf oder in Krankheiten oder in
damit verbundener Trostlosigkeit, die Ich zuschicke,
oder daß Ich Satan die Gewalt gebe, einige Zeit ihn zu
plagen. Das alles gehört zu dem königlichen Weg des
Kreuzes.
Diesen Weg wollen aber gar wenige
wandeln. Man denkt nur daran, hie und da ein wenig sich
abzuschieben von dem Kreuzweg. Und doch brauche Ich
starke Seelen zu aller Zeit und besonders jetzt, wo
Satan sieben will, damit noch viele gerettet werden
können. Von Anfang an, als Ich hinaufstieg zu Meinem
Vater, als Ich am Pfingstfest den Heiligen Geist gesandt
und die zukünftige Kirche gegründet hatte, da gab es in
Meiner Kirche schwache Seelen, die durch das Gebet,
durch Opfer und Sühneleiden sollten Stütze haben. Diese
Seelen habe Ich immer gefunden zu aller Zeit und finde
sie auch heute noch, aber Starkmut braucht eine solche
Seele, die sich einsetzt für die schwachen Glieder,
damit sie nicht abweichen vom rechten Weg, und weil
damit gar viel verbunden ist, Verfolgungen aller Art,
Verachtungen, das Belächeln und Bespötteln von allen
Seiten, so muß Ich denn auch einer solchen Seele doch
irgendwie eine Stütze verschaffen. Diese Stütze sei dir
deine Schwägerin, und um des Gebetes so vieler treuen
Seelen willen habe Ich sie nicht von deiner Seite
weggerissen.“
Barbara: „O
Herr, Du hast mir gesagt, daß ich mich freuen sollte
diesen Monat. Wo ist aber die Freude? Siehe, ich kann
mich nicht freuen in Trübsalen. Du hast mich
hineingestellt, die ganze Last des Hauswesens mir
übertragen, und die großen Leiden dabei mir geschickt.“
Jesus: „Ja
siehe, Meine Tochter, das ist es ja, was Ich dich lehren
will. Du bist immer noch viel zu kleinlich, zu armselig,
zu mutlos, und bis du alles abschütteln wirst, muß Ich
schneiden und dich behauen, dich mit dem Mörser
zermalmen. Du glaubst, nur da Mir dienen zu können, wenn
es dir im Herzen wohl ist, wenn alles gut bestellt ist
in der Familie, wenn du getrost dich fühlst in Meiner
Nähe, im heiligen Sakrament mit Mir zu verkehren.
Und weil du aber vielen zum Trost dienen
und sie belehren sollst, daß es darauf nicht ankommt, ob
man stundenlang in Betrachtung versunken, in süßem
Gefühl mit Mir verkehrt, oder ob man im Gewühl des
Familienlebens, in Sorgen und Mühen, in Bekümmernissen
und Betrübnisse aller Art Mir diene. Sieh, das alles muß
einer Seele gleichgültig sein, sie muß wie ein ruhiger
See dahinwandeln, auch wenn alles über ihr
zusammenzustürzen scheint. Die Natur, die freilich dies
hart fühlt, muß so lange behauen und beschnitten werden,
bis der Geist die Oberhand gewinnt, bis der Geist keine
Widersprüche mehr findet in einer Seele. Merke dir das!“
Barbara: „O
liebe himmlische Mutter! Ich grüße Dich durch das
süßeste Herz Jesu! Ich danke Dir für alle Gnaden und
bitte Dich um Verzeihung, daß ich Dir so wenig gedient.
Ich kann Dir nicht sagen, was ich Dir entgegenbringen
soll, denn ich habe nichts. Wo sind die Opfer, die ich
gebracht, wo sind die heiligen Gebete, die heiligen
Kommunionen, die Werke der Nächstenliebe? O wie ist
alles so befleckt, so verstellt, so verzerrt durch meine
Untreue. Und doch bin ich so glücklich, Dich heute zu
sehen. O meine Königin, o meine Mutter, ich danke Dir
für Deinen liebsten Sohn, Der mir so vieles an Liebe
schenkt.“
Maria: „Habt
guten Mut, wenn alles euch in die Quere kommt, wenn
alles eurem Willen zuwider ist, wenn alles euch dunkel
vorkommt. Siehe, habe Ich euch nicht gesagt am letzten
Freitag, daß ihr ruhig hinnehmen sollt und könnt, was
Mein Sohn euch schickt, daß ihr die Worte beherzigen
möchtet, daß Ich alles recht schaffen werde, was krumm
ist gerade? Dies versteht ihr nicht, weil ihr im
Fleische seid.
O seht, Meine Kinder, wie Ich Meinen
schützenden Mantel über euch ausgebreitet in den
Trübsalen, wie Ich alles leitete und lenkte, wie Ich
euch unterstützte in all den Trübsalen, und wie Ich auch
das, was euch betrübte, euch entzweite, ersetzen will.
Seid nicht betrübt, Ich will euch alles
ersetzen, denn seht, ihr seid doch Meine liebsten
Kinder, Ich trage euch in Meinem Herzen, in Meinen
Armen.
Ich habe euch zusammengeführt, damit ihr
teilnehmt an dem großen Werke, das die Kirche
auszuführen hat in dieser Zeit, ihr sollt Meine Kirche
unterstützen. Die Kirche braucht Stützen, denn sie
braucht Glieder, die sich einsetzen mit Gut und Blut für
ihre Rechte; denn gar viele schwache Glieder betrüben
das Herz Meines Sohnes, sind abgestorben an Seinem
mystischen Leib und gereichen Ihm zur Schmach. Diese
Glieder sollt ihr beleben und erfrischen durch euer
Gebet, Opfer und Sühneleiden. Das alles versteht ihr
nicht. Aber sieh, wenn nicht solche Dinge vorkämen, wie
Ich sie jetzt wieder geschickt, würden manche Seelen
nicht gerettet. Der Geist, der waltet in diesem Haus,
geht über auf alle diejenigen, die darin verkehren,
wenigstens in gewissen Augenblicken, denn Ich muß dir
sagen, daß eine Erschütterung eingekehrt ist in den
Herzen, sogar in den Verstockten, die da verkehren, und
viele gute Vorsätze wurden gefaßt in diesen Tagen.
Die Tränen sind ein Zeichen dafür, denn
Tränen sind ein Beweis, daß das Herz noch nicht ganz
verstockt ist. Und darum bereitet Mein Sohn Seine treuen
Kinder so sehr auf Leiden vor und macht sie so sehr mit
Leiden vertraut, weil der Starkmut, den treue Seelen
bekunden und an den Tag legen, die Sünder mehr noch
erschüttert als noch so vieles Gebet und andere fromme
und gute Übungen, die da Meinem Sohn dargebracht werden.
Starke Seelen braucht es, die nicht wanken in der
Trübsal, die auch dann zu Ihm halten, wenn alles zu
brechen scheint.“
Barbara: „Ich
danke Dir, liebe Mutter! Ich danke Dir auch im Namen
meiner beiden Mitschwestern, aller Bewohner dieses
Hauses, meiner Verwandtschaft und Freundschaft. Segne
sie alle bis ins vierte Glied. Laß diesen Geist, der da
ausgegossen ist, überall wehen, wo ein Glied dieser
Familie hineingestellt ist. Laß sie im Glauben, in der
Hoffnung und in der Liebe erstarken, in Leiden nicht
trostlos und verzagt sein. Nicht bitte ich Dich, daß Du
sie verschonest mit Leiden, noch diejenigen, die bei mir
nachsuchen um Gebet in Trübsalen und Leiden, die da
Abhilfe verlangen von schwerem Leiden – nein, ich
vereinige mich mit Dir für sie, um Starkmut zu erflehen
und Kreuzesliebe.
O erflehe mir und allen, die glauben,
daß Du mit mir verkehrst und mein lieber, guter, süßer
Jesus, Starkmut in allen Leiden, Trübsal und
Anfechtungen. O ruhig laß mich dahingehen in all dem,
was noch kommt. O gib, daß ich alles ertrage und Geduld
habe mit all denen, die mit mir verkehren, und auch sie
mit mir; denn ich bin ein armseliger Mensch und habe
noch so viele Fehler an mir.“
Maria: „Gut,
Meine Tochter, daß du dies einsiehst. Ich habe es dir so
oft gesagt und gezeigt, und deswegen führe Ich dich mit
anderen zusammen, mit Priestern und Laien, mit
Ordenspersonen und Weltleuten, damit du nicht verzagst
in deinen Fehlern, sondern damit du großmütig
einhergehst. Siehe, alle sind armselige Sünder, alle
arme Adamskinder, weil, nicht wie Ich, ohne Makel der
Erbsünde empfangen und geboren. Darum bleibt Adams
Neigung, Adams Stoff in dir, darum Geduld mit dir selbst
und allen Menschen.“
Barbara: „O
liebe Mutter Gottes! Frau N.
vertraut so sehr auf Dich für die kommende Zeit. Sie
bittet Dich, sie zu beschützen.“
Ich sehe Sie, die liebe Mutter Gottes,
ihr beistehen, wie Sie tätig ist und der Wärterin
beisteht, ihr die rechten Mittel an die Hand gibt wie
damals, als der kleine Johannes zur Welt kam. So sehe
ich Sie im Haus auf- und abgehen, bedienend und
besorgend.
„O wie gut bist Du! Ja, ich danke Dir,
daß Du dieser Frau diesen Trost bringen lässest, der sie
so aufmuntert in ihren guten Entschlüssen.“
Maria: „Möge
sie doch glauben wie damals deine Schwägerin in A., als
Mein lieber Sohn ihr sagen ließ, daß sie bald ein
gesundes, liebes Knäblein zur Welt bringen werde. Sieh,
wie dieses in Erfüllung ging, so wird auch bei dieser
Frau alles in Erfüllung gehen, wenn sie sich fest an
Mich anschließt. Ich werde sie nicht verlassen, wenn sie
auf Mich vertraut, sie wird ein gesundes, liebes
Knäblein bekommen.“
Barbara: „O
liebe Mutter, erflehe doch allen Kindern dieser Frau die
Gnade, treu an der heiligen Kirche zu hangen, gib, daß
sie alle wahrhaft christliche Familien seien.“
Maria: „Ich
habe Meine Freude an einer frommen Familie, die
nachfolgt der Heiligen Familie, wie Ich mit Meinem
heiligen Bräutigam zu Nazareth lebte. Denn Familien,
christliche Familien, verlangt das Herz Meines Sohnes,
verlangt die heilige Kirche, christliche Familien der
Heilige Vater in Rom. Er verlangt, die Familie zu
heiligen, und weil das Familienleben so zerrüttet ist,
ist es diese Zeit, wo es am meisten gute Familien
braucht. Mögen sie Mir vertrauen, mögen sie aber auch
Opfer bringen, wie du sie gebracht. Siehe, alle deine
Geschwister habe Ich versorgt, daß sie an die richtige
Stelle kamen, aber mit Opfer verbunden muß eine Seele
dazwischenstehen. Dies ist es, warum so vieles
fehlschlägt in der Welt, weil wohl viel die Martha
vertreten ist, aber so selten die Maria.
Und nun freue dich, Meine Tochter, der
Frühling ist gekommen, der Winter ist vorüber. Freue
dich, wenn es auch langsam geht, die Knospe treibt
empor, bald wirst du dich durch eine aufgeblühte Blume
sehr erfreuen können in Meinem Sohn, denn es kommt der
Tag, wo die Gottheit, die du ganz besonders anbeten und
verehren sollst, in der Christenheit auf ganz besondere
Weise verherrlicht wird. Darum freue dich, denn dies ist
der gnadenreichste Tag für dein liebendes Herz.“
Barbara: „O
liebe Mutter! Du hast uns noch
jedesmal auf das hohe Fest Christi Himmelfahrt mehrere
Arme Seelen geschenkt, und siehe, gestern habe ich auf
den Trost verzichtet, so bitte ich Dich heute für den
Priesterfreund von N.“
Ich sehe die liebe Mutter Gottes, wie
Sie herabsteigt und wie Sie einen Priester an der Hand
nimmt.
Maria: „Ja,
er ist noch nicht befreit.“
Barbara: „Ja,
himmlischer Vater, dasselbe bitte ich für die
Klosterfrau von N. und alle, die in R. und S. und in der
Pfarrei I. gestorben sind (lange Bitten). O wie bist Du
heute so gut!“
Maria: „Ja,
Meine Tochter, weil du heute Himmelfahrt feiern sollst.“
Barbara:
„Mein süßer, treuester Bräutigam! Ich grüße Dich durch
das jungfräuliche Herz Deiner Mutter, mit meinem lieben,
heiligen Schutzengel, im Namen aller Seelen, die sich
mit mir vereinigen. O komm doch mit mir!“
Jesus: „Ja,
Meine Tochter! Die Bitte ist groß: Alle Seelen, die in
R. und S. und I. gestorben sind. Du hast zwar schon viel
erfleht durch dein anhaltendes, gläubiges, inständiges
Bitten. Du mußt wissen, daß ein Beter Mein Herz
verwundet mit einem Haar seines Hauptes. Weißt du, was
das Haar bedeutet? Das ist die Treue im Kleinen, die
Treue im Beruf, in den Leiden und Widerwärtigkeiten, die
Ich Tag für Tag dir zuschicke, die wie die Haare
anwachsen, denen Mein Herz nicht widerstehen kann. Ein
gläubiges Herz mußt du Mir entgegenbringen, und dann
wird die Bitte gewährt werden.“
(Es folgen nun lange Bitten).
Barbara: Und
ich sehe eine große Schar. Es ist, wie wenn eine Pforte
sich öffnet, und sie treten heraus.
„O Du süßer Bräutigam meiner Seele, o
laß mich Dich begleiten! O wie glücklich! O wie
glücklich! Vorüber ist der Winter, der Frühling ist
gekommen, der ewige Frühling. Sie ziehen mit der
Siegespalme ein. O welch ein Austausch von Freude an
diesem Ort! Welche Begrüßungen! Ist denn die Schwester
N. auch dabei?“
Jesus: „Die
Schwester ist die erste nach dem Priester!“
Barbara:
„Sind denn Frau N. und die zwei Herren N. auch dabei?“
Jesus: „Nur
die Frau.“
Barbara: „O
liebe Mutter, was macht denn Herr N.? Wir hören so lange
nichts mehr von ihm?“
Maria: „Er
hat sich von euch getrennt. Es tut nichts zur Sache,
wenn er sich nur nicht auch trennt von Meinem Sohn.
Kümmert euch nicht um diejenigen, die sich zurückziehen,
wenn sie nur noch im Schifflein Petri sich befinden.“
Jesus: „Je
tiefer eine Seele hinabsteigt in den Abgrund der Demut,
desto höher hebe Ich sie hinauf und vereinige sie mit
dem Band Meiner Liebe, je lebendiger eine Seele im
Glaubensleben voranschreitet, desto mehr wird Mein Geist
über sie herabsteigen und sie einführen in das Licht,
worin diejenigen wandeln, die, gereinigt von der Sünde,
den Weg der Erleuchtung wandeln wollen und alle, die
sich mit Mir verbinden, die nur glauben, hoffen, lieben
können, nachdem sie von der Sünde gereinigt, in den Weg
der Erleuchtung eintreten, wenn sie sich mit lebendigem
Glauben an Mich anklammern, vertrauen, daß, was Meine
heilige Kirche lehrt, auch an ihnen sich erfüllen könne.
Wenn aber eine Seele, die eine Zeitlang
vorangeschritten, zurückgeht, kann das Licht sie nicht
erreichen, auch wenn sie den Weg der Reinigung bereits
verlassen.
Die dritte Stufe, das ist der Weg der
Vereinigung. Tief muß eine Seele hinabsteigen in den
Abgrund der Verdemütigung, sie muß sich für ein Nichts
halten, für ein Nichts, das man mit Füßen tritt.“
Barbara: „O
lieber Jesus! Gib doch dieser Schwester noch einen
Trost!“
Jesus: „Ja,
Ich habe ihn ihr schon am letzten Freitag gegeben. Ich
habe dir gezeigt, daß Ich Meine Freude an ihr habe. Sie
soll glauben und ihre Zweifel beseitigen. Sie soll
wissen, daß Ich nicht vergebens unter euch wohne im
Allerheiligsten Sakrament, nicht vergebens in diesem
Holzwerk eingeschlossen sein will, daß Ich da bin, um
mit Meinen Kindern zu verkehren. Eine Seele, die fest an
Mich glaubt, zu ihr will Ich hinabsteigen und mit ihr
reden, da Ich nicht wie ein Stummer in ihr wohnen will.
Mein Geist, Der da wohnt im Heiligen Sakrament, teilt
sich einer jeden Seele mit; denn so wie Ich dort wohne
mit Meiner Gottheit und Menschheit, kehre Ich ein in
jeder Seele, und ihre Seele soll Mir der Tabernakel
sein, in dem Ich immer wohnen will.
Wenn dann die Seele sich bereit erklärt,
über all die Hindernisse hinwegzugehen, all die
Verdemütigungen, die damit verbunden sind, ruhig zu
ertragen, all den Spott, weil alles den Anschein hat,
als ob diese Seele aus sich selbst sich so verstrickte
und diese Seele trotz all den Ängsten, die auch Ich zur
Prüfung über sie selbst kommen lasse, glaubt, daß Ich es
bin, der mit ihr verkehrt: willst du dann noch zweifeln,
daß Ich, dein Gott und Herr, nicht die Macht habe, Mir
eine Seele nach Belieben auszuwählen und durch sie mit
dir zu verkehren, eine Seele als ein Sprachrohr zu
benützen, um durch sie Meine Liebe zu offenbaren?
Du mußt wissen, daß Ich ein Geist bin
und als Geist zu dem Geist des Menschen rede; denn ihr
Geist ist mit Meinem Geist vereinigt, und wenn du auch
noch so viele Unvollkommenheiten in ihr findest, dann
steige in dich hinab und schau, ob du nicht auch solche
in dir findest. Siehe, und doch bist du das liebste
Kind, gehörst zu den liebsten Kindern Meines Herzens.
So verhält es sich aber auch mit dieser
Seele und allen treuen Kindern der Kirche, die glauben,
daß Ich im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig bin.
Habe Ich nicht das Recht, zu schalten und zu walten in
Meiner Kirche, den mystischen Leib Meiner Kirche zu
erneuern, die Glieder, die da in ihr sind, zu ermuntern
und im Glaubensleben zu erneuern? Steht Mir nicht das
Recht zu, allen Meine Liebe zu offenbaren , allen zu
sagen, wie gut Ich bin, auch jenen mitten in der Welt,
wie auch deine Verwandten mitten in der Welt stehen, sie
alle mit dem Tau Meiner Gnade zu übergießen, damit sie
sehen, wie gut Ich bin und sich aufraffen, sich im
Glaubensleben zu erneuern und andere wieder
herbeiführen, denn die Familie ist es in der Welt, die
Ich heiligen will. Väter, Kinder, Mütter, Greise und
alle sollen sich anschließen an den Liebesbund, sie alle
sollen herbeikommen zu Meinem Tisch und sich laben an
den Früchten, die da ein jeder schöpfen und pflücken
kann an diesem Baum, der da verborgen ist im
Allerheiligsten Sakrament.
Die öftere Kommunion will Ich einführen,
das Familienleben will Ich erneuert wissen. Darum
fordere Ich Meine Diener durch dies Sprachrohr auf, daß
sich die klösterlichen Genossenschaften vereinigen
sollen mit denen, die in der Welt leben, mit den
Familienvätern, Müttern, Jungfrauen in der Welt, durch
Gebet, Opfer, Sühne; denn Mein Herz ist betrübt bis in
den Tod um der Seelen willen, die verlorengehen. Denn
geschüttelt wird der Baum Meiner Kirche, und es fallen
viele, viele hinab in den Abgrund und gehen verloren auf
ewig, verloren auf ewig.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
172 Erster
Freitag im Juni 1897
„Siehe, die Sprache Meiner Liebe ist der
heilige Kreuzweg, den ich gewandelt bin“
Barbara:
„Mein Jesus! Bräutigam meiner Seele! Ich
bete Dich an aus dem Abgrund meines Nichts. Ich danke
Dir für alle Gnaden, besonders für diejenigen, die Du
mir in der letzten Zeit durch besondere Heimsuchungen,
durch alle Trübsal und Angst, die ich an Leib und Seele
ausgestanden, erwiesen. Nimm dies alles hin zur Buße für
meine Sünden, zur Genugtuung für all meine Untreue; denn
gar manchmal bin ich Dir untreu gewesen. O verzeihe
mir!“
Jesus: „Meine
Tochter! Du hast dich schon manchmal Meiner Gegenwart
erfreut, schon gar oft war Ich bei dir, manchmal auch,
ohne daß du Mich beachtet hast und wußtest, wer
Derjenige sei, Der dich in eine so unaussprechliche
Wonne und Glückseligkeit versetzte. Manchmal mußtest du
Meine Nähe fühlen, ob du wolltest oder nicht, und so
auch heute wieder, obwohl du gar nicht in der Stimmung
bist, mit Herz und Gemüt, in der du Mich erwarten
könntest, du so niedergedrückt bist in deinem Geist, in
deiner Seele, weil er verbunden ist mit deiner niederen
Natur. Ich will aber, daß deine niedere Natur deinem
Geist unterworfen ist, und daß du dieses nicht beachten
sollst. Denn Ich will mit dir verkehren, in der
Einsamkeit will Ich reden mit der Braut, in der Stille
des Herzens, im Herzenskämmerlein.
Da du nun in deinem Beruf so tätig bist
und nur sorgst für die vergänglichen Dinge, mußt du um
so mehr dich freuen, wenn Ich dich zurückrufe, da du
siehst, wie gut Ich bin. Vergraben willst du dich in die
Dinge dieser Welt. Ich bin es aber, Der deinen Geist
emporhebt über diese Welt, über alles Irdische. Ich bin
es. Noch vieles mußt du lernen! Der Monat Mai ist
vorüber. Du verstehst nicht die Sprache Meiner Liebe,
obwohl du schon ziemlich geübt wurdest in dieser
Sprache. Siehe, die Sprache Meiner Liebe ist der heilige
Kreuzweg, den Ich gewandelt bin, und den alle treuen
Kinder Meines Herzens wandeln müssen.“
Barbara: „Ich
danke Dir, o Herr! Ja, freilich verstehe ich es nicht,
aber siehe, ich glaube! Wenige würdest Du finden, die es
recht verstehen, welche die Sprache der Liebe recht
verstehen; denn wir alle sind armselige Menschen und gar
wenig geneigt zum Leiden, und besonders in der Lage, wie
ich bin! Du hast mir zwar vieles abgenommen, aber mir
auch vieles wieder dazugegeben. Siehe, schon fünfzig
Jahre bin ich alt und seit achtundzwanzig Jahren bemüht,
Dir zu dienen, und wenn mir etwas in die Quere kommt,
dann werde ich gleich so verdrießlich, so kleinmütig. O
hilf mir doch! O jetzt ist der schöne Monat, der Deinem
Herzen geweiht ist, und so wenig ist in mir, das Dich
erfreuen kann. Barmherzigkeit für all die treuen
Liebhaber des Kreuzes!“
Jesus: „Da
schlüpfe hinein!“
Barbara durfte das hochheiligste Herz
Jesu schauen, unermeßlich groß mit winziger Pforte.
N: „O laß auch mich hinein!“
Jesus:
„Kommt, Meine Kinder!“
Barbara: „O
laß auch diese Sünder N.N.N. eine Zuflucht finden in
Deinem Herzen!“
Jesus: „Da
hinein schlüpfen nur die treuen Kinder Meines Herzens,
die es verstehen, das Haupt zu beugen, den Nacken zu
beugen, die es verstehen, nicht stolz einherzugehen.“
Barbara: Und
ich sehe viele darin, und wir sind dabei und nehmen
unsere Plätze ein, und viele sehe ich hineinschlüpfen
und setzen sich, auch N. und N. Es sind viele Wohnungen
darin, aber weit, himmelweit ist der Raum noch leer, gar
so leer, und dies schmerzt Ihn tief.
Jesus:
„Werdet nicht müde, Meine Kinder, die Worte, die Ich
rede durch Meine kleine Dienerin, zu beherzigen. Alles
trägt zur rechten Zeit seine Früchte, wenn ihr es auch
nicht ahnt und nicht versteht, die Worte, die Ich zu
euch rede, die zwar nicht Menschenworte sind, die Ich
aber durch Menschen an die Menschen richte, die von
Meinem Herzen ausgegangen sind und wie Liebespfeile
eindringen in die Herzen der Menschen, welche die Herzen
zu Meiner Liebe hinziehen, sie mit Meinem Geist
erfüllen. Die Ungläubigen freilich, an denen alles
verloren ist, sie sahen Mich auch nicht, als Ich unter
ihnen wandelte.
Doch wird es zur rechten Zeit seine
Früchte bringen, denn ihr wißt nicht, wie die
Bearbeitung vor sich geht. Mit Entschiedenheit treten
Meine Diener hin vor ihre Feinde – dies habt ihr doch
erst in den letzten Tagen gesehen – (der Herr spielt an
auf den öffentlichen, feierlichen Empfang des
hochwürdigsten Herrn Bischofs bei seiner Rückkehr aus
Rom seitens des Klerus, der katholischen Beamten und
Vereine), wo die Welt staunt und in Verwunderung gesetzt
ist über die Freimütigkeit Meiner Diener, der Priester.
Es ist Mein Geist, von dem einer hat reden gehört.
Darum fahret fort, werdet nicht mutlos,
wenn man euch belächelt. Ich danke all denjenigen, die
den Mut fassen, ihren Feinden entgegenzutreten mit der
Entschiedenheit, die Ich schon jahrelang verlangte, denn
schon jahrelang sagte Ich, daß keine Macht sich messen
kann mit der Macht, mit der Ich Meine Diener ausgerüstet
habe, denn sie haben eine göttliche Macht. All ihre
Feinde werden zerstreut und verwirrt, sobald sie sehen,
wie Meine Diener mit Freimut hintreten, wie sie sich
nicht fürchten, sondern wie feuersprühende Löwen Meine
Worte ihnen hinschleudern...
Dies ist der Anfang zum Sieg Meiner
Kirche. Vieles wird freilich noch vor sich gehen, bevor
die Zeit kommt, wo man überall nur Mir dienen wird, wo
es nur einen Schafstall und eine Herde geben wird auf
der ganzen Erde. Aber sicher ist und auch gewiß, daß in
den Zeiten, wie sie jetzt sind, der Anfang zum Sieg und
zum Triumph muß vorbereitet werden und auch vorbereitet
wird. Dazu gab Ich Meiner Kirche den Statthalter, der
jetzt an der Spitze steht, dazu habe Ich in die Welt
hinein viele eifrige Diener geschickt, Diener, die sich
nicht fürchten vor dem Gerede. Zwar ist es zu bedauern,
daß auch heute unter diesem Geschlecht viele Judasse
sind, die Mir untreu sind und untreu werden, was
freilich jetzt noch verborgen; aber um des Gebetes und
des Eifers Meiner Diener willen werden viele, viele in
die rechte Bahn eingelenkt. Ihr aber, Meine Kinder,
freuet euch. Es kommt das heilige Pfingstfest, und Ich
habe dir versprochen, daß das Pfingstfest für dich ein
Freudenfest sein werde.“
Barbara: „O
wie danke ich Dir, o Herr! Verzeihe mir, daß ich Dich
gar nicht verstehe, ich verstehe Dich nicht, o Herr.“
Jesus: „Ja,
wenn Ich dir Tag für Tag den Weg mit Blumen bestreute,
dann verstündest du Mich. So aber, wenn Ich dir den Weg
mit Kreuzen belege, willst du Mich nicht verstehen.
Damals, als du den blumenreichen Weg gingst, verbarg Ich
dir die Dornen, jetzt aber sind die Blumenblätter
abgefallen und die Dornen treten hervor. Das willst du
freilich nicht recht verstehen. Ich will nicht mehr, daß
du dich noch einmal so gebärdest wie diese Woche. Das
steht nicht einer Liebhaberin Meines Herzens zu,
höchstens einem Weltkind, einem Liebhaber der Welt, der
da nur sucht, sich Genüsse zu verschaffen. Du sollst
nicht schauen nach oben und nach unten, nicht nach
rechts und links, sondern geradeaus sollst du gehen, auf
Mich zu. Du sollst immer an den Platz dich erinnern, den
Ich dir gezeigt habe, daß da deine Wohnung sein wird.
Habe Ich nicht die Macht, für dich zu sorgen? Glaubst du
denn, Ich habe Mein Wort nicht gehalten, das Ich dir
sagte, als deine Verwandten verarmt, daß Ich ihnen
irdisches Gut geben werde im Überfluß? Habe Ich es nicht
wahrgemacht?
Und als Ich dir sagte, daß du in der
Pfarrei St. Ignaz bleiben werdest und du dich von nun an
nicht mehr als ein Schutzkind des heiligen Antonius,
sondern des heiligen Ignatius betrachten sollst, habe
Ich nicht Wort gehalten? Und habe Ich bis jetzt nicht
auch Wort gehalten in Dingen, wo es die Menschen nicht
verstehen: als du deinem Beichtvater sagtest, du werdest
bei deiner Schwägerin bleiben, als er schon alles
vorbereitet, um dich in einem Kloster unterzubringen, da
lachte er dich aus, weil er dir sagte, sie werde wieder
heiraten. Habe Ich nicht Wort gehalten, indem Ich dir
sagte, deine Schwägerin heiratet nie mehr? Das alles
siehst du jetzt. Ich sage es dir, Ich halte dir noch
einmal eine Strafrede, es soll die letzte sein, aber
dann nicht mehr. Wenn du dich dann wieder gebärdest wie
ein Kind, dann werde Ich Mich zurückziehen, weil Ich
zwar der Liebhaber treuer Seelen bin, aber nicht
Liebhaber von Feiglingen.“
Barbara: „O
verzeihe mir, ich weiß, daß Du mich nicht verlässest,
wenn ich Dich nicht verlasse, und daß Du auch für mich
sorgen wirst. O verzeihe mir um Deiner heiligen Mutter
willen, Sie ist ja die Hilfe der Verlassenen, die
Zuflucht der Sünder. Ich mache es wie damals, als ich
mich meiner Armut so sehr schämte und Du mir sagtest,
ich möge Dir Ihr Herz darbringen. O nimm hin all die
Tugenden Deiner heiligen Mutter, Ihre Geduld, Demut,
Sanftmut, Herzensreinheit, und vergiß alle meine Fehler,
hat Sie uns ja zu Kindern angenommen und will uns alles
ersetzen, wenn wir zu Ihr flüchten.“ Und Sie kommt, die
liebe, heilige Mutter Gottes.
Maria: „Meine
Tochter! Bereite dich vor auf morgen abend.“
(Eines der Dienstmädchen, die wegen
Krankheit ihrer Mutter nach Hause beordert war, ließ
fragen, ob sie wirklich heimgehen solle.)
Maria: „Sie
soll ganz ruhig bleiben.“
(Am anderen Morgen sandten ihr die
Eltern einen Boten, sie möge ruhig bleiben, die Mutter
sei in der Genesung.)
Barbara: „O
liebe Mutter, stehe auch der Frau N. in London bei, die
im Sterben liegt, daß sie sich mit der Kirche aussöhnt.“
Und ich sehe die liebe Mutter Gottes hineilen nach
London und ihr beistehen.
Inhaltsverzeichnis Band 2
173
Pfingstfest Nacht 1897
„Solange der Atem noch ein- und ausgeht,
solange sollt ihr die Hoffnung nicht sinken lassen.“
Weil die liebe Mutter Gottes gesagt
hatte, wir sollten uns auf den Abend richten, so
versammelten wir uns schon um 18 Uhr in der Meinung,
Jesus käme in den nächsten drei Stunden, und richteten
uns gar nicht für die Nacht, damit uns jemand abhole.
Barbara war von der Arbeit des Tages so müde und krank
und dazu von Zahnschmerzen geplagt, daß sie gar nicht
wußte vor Aufregung der Nerven, wo aus und ein. Als es
nun einundzwanzig Uhr war und sie noch gar nichts von
dem besonderen Leiden spürte, da drängte sie uns sehr
heimzugehen und sagte: „Ach, heute abend kommt Er nicht
mehr, ich bin es auch gar nicht wert, gehet doch.“
Wiewohl wir uns sehr vor dem Heimweg fürchteten, so
hielten wir doch im Vertrauen auf das Wort der lieben
Mutter Gottes aus, bis endlich kurz vor Mitternacht das
Leiden begann und der erste Sturm uns die sichere
Ankunft des Herrn verkündete und uns von unserem Hangen
und Bangen erlöste. Auch sandte uns der Herr den
Schwager von Barbara ungerufen zur Heimbegleitung, so
daß unsere Angst sich auf einmal in Freude verwandelte.
Beim zweiten Sturm sah Barbara schon, wie sich das ganze
Haus mit Licht erfüllte. Barbara sang dann mit einer
solch starken, lieblichen Stimme, daß solcher Umschwung
uns alle sehr erfreute.
Barbara: „Ich
danke Dir, o mein Jesus, Bräutigam meiner Seele, daß Du
Dich gewürdigt hast, mich arme Sünderin heimzusuchen,
trotz all des Widerstrebens meiner Natur. Verzeihe mir,
daß ich trotz der Gnaden immer noch so unwürdig bin.
Nimm hin alle die heute erduldeten Leiden zur größeren
Ehre Deines heiligsten Herzens, zur Ehre des Heiligen
Geistes, dessen besondere Verehrung mir aufgetragen
worden.“
Jesus: „Meine
Kinder! Ich grüße euch im Namen des Vaters und des
Heiligen Geistes, und im Namen Meiner lieben, heiligen
Mutter! Ich danke euch, daß ihr euch versammelt, diese
heilige Stunde (die Mitternachtsstunde) mit Mir zu
feiern, diese heilige Stunde, wo Ich in die Welt
eintreten wollte, diese heilige Stunde, die zwölfte
Stunde um Mitternacht, wo Ich wieder anfing, aus dieser
Welt zu scheiden, zu Meinem himmlischen Vater. Ich danke
euch, daß ihr euch daran erinnert, und Ich wünsche, daß
ihr euch ein ganzes Leben daran erinnert und nicht nur
ihr, sondern alle frommen Christen, von denen Ich
wünsche, daß sie zu einer Gemeinschaft, zu einem Bund,
zusammentreten.
Siehe, die Kirche fängt an, das heilige
Fest zu begehen, wo Meiner Kirche der Schlußstein gelegt
wurde. Alles ist vollbracht, die Kirche ist begründet,
sie steht fest, Meine Kirche steht in voller Blüte.
Alles ist geschehen, alles, was Ich tun wollte, um alles
zur Vollkommenheit zu bringen. Der Heilige Geist, Er ist
gesendet, nicht nur Meiner Kirche – die da ist das
Priestertum, der Heilige Vater und alle Bischöfe und
alle Priester bis zum Ende der Welt, bis zum letzten
Meiner Diener –, sondern auch hinein in alle Herzen, die
da guten Willens sind, die da vereinigt sind mit Mir;
hinein ist Er gesendet der Heilige Geist, in ihr will Er
wohnen, in jeder Seele Seinen Thron aufschlagen, in
jeder Seele, die da ausgeht aus Meinem Geist und dem
Geist des himmlischen Vaters.
Seht, Meine Kinder, weil gottlos
geworden die Welt, weil sie erkaltet in der Liebe, weil
die Demut geschwunden, selbst aus Meinen treuen Kindern,
und der Geist der Hoffart Platz greifen will, darum ist
es an der Zeit, daß Meine Kirche erinnert wird, was Ich
ihr getan, daß in jeder Seele nicht nur Mein Herzblut
klebt und wohnt, sondern der Geist Meines Herzens, Der
da ist der Heilige Geist. Und je mehr der Unglaube alles
mit sich fortreißt und je mehr die Fluten anschwellen zu
einem Strom, desto deutlicher will Ich Mich zu erkennen
geben, wie schlimm die Zeiten sind und werden, wie
schlimm die Dinge stehen und wie schrecklich der
Ausgang, wenn Mein Volk nicht treu und fest im Kampfe
steht.
Darum, ihr Priester, euch habe Ich die
Schlüsselgewalt übergeben, euch habe Ich Meinen Geist
gegeben, wirkt mit Ihm und durch Ihn. Führet die
Schäflein herbei, die guten und treuen, und spart keine
Mühe und Sorgfalt, denn es kommt die Zeit, wo der Hirte
geschlagen, die Herde zerstiebt und zerstreut wird, wo
die Schäflein sich flüchten, ein jedes für sich, und da
brauchen sie Kraft und Mut, die armen Kinder Meines
Herzens. Nicht lange mehr wird es anstehen und Meine
Kirche wird einen Sturm erleben, desgleichen lange,
lange, lange nicht mehr gewesen ist, ja der größte, der
noch war und je sein wird, solange die Welt steht. Denn
es soll die Umwälzung geben, die Wende zu einem neuen,
besseren Reich. Und weil in der ganzen Welt keine Stadt,
kein Dorf verschont sein wird, weil alles die Folgen
dieses Unglaubens, dieses Unglücks tragen muß, das da um
sich gegriffen, darum wird das Wehgeschrei ein großes
werden, aber die Zeiten werden abgekürzt um des Gebetes
derjenigen willen, die in der Trübsal feststehen.
Siehe, Meine Tochter, begreifst du
jetzt, warum Ich dich in solche Tage hineinstelle, warum
Ich dich in den Wirrwarr des Tages mitten hineinstelle,
daß du nahe daran bist zu erliegen und nicht weißt, wo
aus und ein, und erschüttert an Mark und Bein, an Leib
und Seele niedersinken möchtest? Trotzdem scheue Ich
nicht die Verhältnisse deines Körpers und deines
Geistes, die gar nicht in der Lage sind, Mich zu
empfangen, und komme zu dir, du armer, kleiner
Schwachkopf!
Siehe, das alles ist ja nur der Anfang
des Jammers. So wie es jetzt bei dir ist am heutigen
Tag, so wird es bald von einem Ende der Welt bis zum
anderen sein, und jedes einzelne Glied Meiner Kirche
wird nicht mehr wissen, wo aus noch ein, weil es
zusammenstürzen möchte inmitten des Jammers und der
Trübsale. Und siehe, wie Ich inmitten der Nacht komme,
um euch aufzuheitern und alle Trübsal zu verscheuchen
und in einem Augenblick alle Leiden wegfege, so werde
Ich tun, wenn die Not am größten ist, wenn alles
erschüttert ist auf dem ganzen Erdkreis, dann werde Ich
hineinsteigen ins Schifflein Petri und alle, die
ausgeharrt in all den Stürmen, die da über euch gekommen
sind, und alle, die Mir treu geblieben sind, werden mit
Mir sich vereinigen, und ein Schafstall und eine Herde
wird werden in der ganzen Welt.
Meine Kirche wird anfangen zu blühen und
wird auf den Gipfel der höchsten Vollkommenheit gestellt
werden, wenn alle Glieder der Kirche vollkommen und
gereinigt sind, denn sie sind gereinigt worden in dem
Schmelzofen der Leiden. Und du, wie lange noch willst du
dich fürchten? Weißt du nicht, daß du gestellt bist
vielen zur Belehrung und zur Ermunterung, daß du mitten
in ein Volk gesetzt bist, mitten in die Welt, mitten
hinein in das Treiben eines Wirtschaftslebens
(Gastwirtschaft), damit niemand auf der ganzen Welt eine
Ausrede hat und sagen kann: ‚Ja, ich konnte das nicht,
mein Beruf war dazu nicht angetan.‘
Allen Christen, allen Menschen, mögen
sie stehen, wo sie wollen, jedem gebe Ich Meine Gnade,
daß sie ausharren können, ein jeder auf seinem Posten,
wohin Ich ihn gestellt. Und weil so viele, viele, zum
Abfallen kommen, weil viele zugrunde gehen werden, und
in all der Trübsal und Angst verzweifeln und untergehen
in der Trübsal, darum sollt ihr, Meine treuen Kinder,
zusammenstehen und nichts scheuen, um eure Mitschwestern
und Mitbrüder anzueifern, ihnen Trost zuzusprechen, die
Gefallenen aufzurichten, über all das wegzugehen, und
solange der Atem noch aus- und eingeht, solange sollt
ihr die Hoffnung nicht sinken lassen. Deswegen sage Ich,
was Ich dir am letzten Freitag gesagt: Priester und
Laien, Kloster- und Weltleute, Familienväter und Mütter,
Kinder und Greise, sollen sich zusammentun zu einem
Bund, das ist der Liebesbund Meines göttlichen Herzens.
Oft und oft sollt ihr euch vereinigen am heiligen Tisch
des Herrn, damit ihr, neu gestärkt, mutig hinaustretet
in die gottlose Welt.“
Barbara: Und
jetzt sehe ich voll Freude die liebe Mutter Gottes.
Maria: „Komm
mit Mir, Meine Tochter! Siehe, da sind sie, die Mein
Sohn erwählt zur Gründung Seiner Kirche, welche die
zwölf Säule in sollen, auf die Er das Gebäude aufrichten
will. Siehe, was Er aber Mir für einen Auftrag gibt! Ich
muß hin und wieder eingreifen durch Gebet, durch
Sühneleiden, durch ein opferfreudiges Herz. Seht, das
seid ihr alle, die ihr euch zusammen vereinigt zu einem
Bund. Ihr sollt durch eure Gebete die Säulen der Kirche
stützen, das da ist das Priestertum, das Haupt ist der
Papst in Rom, die Säulen sind die Bischöfe, auf denen
das Gebäude ruht, die Ecksteine sind die Priester, jeder
einzelne Priester der ganzen Welt. Die Mauer, die das
Gebäude umgibt, das da zusammengefügt ist durch den Kalk
oder Mörtel, sind alle katholischen Männer, die treu zur
Kirche stehen, und der Kalk seid ihr, ihr Kinder der
katholischen Kirche. Zusammenhalten müßt ihr dies
Gebäude durch Beten, durch euer Gebet die Kirche
unterstützen.
Sühneleiden war Meine Aufgabe, sonst
hätte der Schmerz und die Liebe Meines Herzens Mich
verzehrt, Ich wäre von der Stunde an Meinem Sohn
gefolgt, als Er die Erde verließ, aber Ich sollte, was
an den Leiden Meines Sohnes noch abging, an Meinem Leibe
ersetzen. Versteht ihr Mich, Meine Kinder? All die
Leiden eures Berufes, all eure Trübsale, die über euch
kommen, opfert sie Mir, bringt sie Mir: Ich weiß sie
anzuwenden, Ich will sie alle der Kirche zuführen, Ich
will ersetzen, was so vielen fehlt, die wanken und
schwanken hin und her, bis daß der Abgrund sie zu
verschlingen droht. Ich will diejenigen, die vom rechten
Weg abgekommen, wieder herbeiführen. O seht, Mein lieber
Sohn hat Mich in letzter Zeit den Priestern an die Seite
gestellt, weil sie unmöglich allein die Kirche
aufrechterhalten können in dieser schweren Zeit, in
dieser folgenschweren Zeit, denn die Glieder dieser
Kirche, die Priester, sie waren erkrankt, und darum hat
das Übel so überhand genommen, und dies Übel zu
entfernen, kostet großen Schweiß und Mühe.
Vergeßt nicht, was Ich euch gesagt am
heutigen Abend, daß ihr Mir Sühneleiden entgegenbringen
sollt... denn Pfingsten ist ein Freudenfest, aber noch
nicht jetzt, denn die Kirche trauert um so viele ihrer
Kinder, die draußen stehen. Opfern sollt ihr, opfern,
euch einsetzen, wo es nötig ist. Darum, wenn Ich euch
bisweilen prüfe, wenn auch die Zeit euch hart vorkommt,
da eure Leiber müde und der Ruhe bedürfen, bringt das
Opfer Meinem Sohn! Und seht, ihr sollt das Vorbild
werden für viele in der Kirche; viele sollen auf euch
schauen und sehen, wie sie es anzustellen haben, wenn
Trübsale kommen. Und wenn dies alles kommt, sollt ihr
zeigen, wie der Arm Meines Sohnes zurückgehalten werden
kann, wie die Zeiten abgekürzt werden können.
O was Ich euch sage, es wird gar manchen
unter euch unverständlich vorkommen, es kommt aber auch
die Zeit, wo sie sehen werden, wie wahr die Worte, die
durch dich gesprochen sind. Nun aber, Meine Kinder,
freut euch doch, es ist ja das hochheilige Pfingstfest,
es ist ja bereits angebrochen. Ja freut euch doch, wenn
ihr auch betrübt seid über das, was euch gesagt worden
ist. Tretet hin und empfanget Meinen Sohn, und mit neuem
Mut und mit neuer Kraft werdet ihr die Opfer bringen,
die an euch herantreten.“ Lieschen: „O meine
liebe Mutter, erflehe mir doch auch die heilige Freude
wieder!“
Maria: „Meine
Tochter! Die heilige Freude ist von dir noch nicht
genommen worden, wenn du sie auch nicht fühlst, du mußt
auch nicht alles nehmen, so wie es scheint. Weil deine
Natur zu abgespannt ist, kannst du die Schönheit Meines
Sohnes nicht fassen, aber mitten in deinem Herzen wohnt
und thront Er doch und weiß, daß du dein Joch nicht
abwerfen wirst. Siehe, solange jemand sein Joch trägt,
solange weicht Er nicht von ihm; denn wiewohl Er sagt,
daß Sein Joch süß und Seine Bürde leicht sei, so ist es
doch immer ein Joch. Das Wort Joch bringt es mit sich,
daß es eine Last und eine Bürde ist, und dies Joch
fühlen auch die besten Seiner Kinder.
Und nun freuet euch alle, die ihr hier
versammelt seid, denn ihr gehört alle zu den liebsten
Kindern Meines Herzens.“
Barbara: Und
ich sehe die liebe Mutter Gottes. Wie unendlich schön,
wie Kristall ist Ihr Gewand, verschleiert wie eine
Braut, und doch wie ein Kind, so lieblich und so fein
die Züge, wie milde dieser Blick, wie mütterlich Ihre
Augen, wie besorgt Sie ist für Ihre Kinder, wie liebend
fließen Ihre Worte, wie tröstend, wenn Sie spricht. O
freut euch mit mir, o ihr glückseligen Bewohner, alle!
Dieses Schatzes werdet ihr nie mehr verlustig in
Ewigkeit! „O laß mich mit einziehen in diese Stadt des
Friedens und der Ruhe!“
Maria: „Du
darfst noch nicht, begnüge dich mit der Freude, die dir
zuteil wird, die da gar so vielen nicht zuteil wird.
Seid getrost, Meine Kinder, Ich werde morgen mit euch
sein, seid getrost, gehet hin, alles wird euch ersetzt
werden, ihr werdet eine so überschwengliche Freude
empfinden, daß ihr all euer Leid vergessen werdet.
Freuet euch, das heilige Pfingstfest hat in eurem Haus
bereits angefangen, es hat die heilige
Mitternachtsstunde in eurem Haus ihren Anfang genommen.
Darum freuet euch mit Mir!“
Barbara:
„Liebe Mutter, noch eine Bitte! Diese Armen Seelen rufen
und jammern: ,O erbarmt euch unser!’ Tausende und
Abertausende strecken die Hände zu mir empor und
verlangen Hilfe.
Mein Jesus, durch die Hände Deiner
reinsten Mutter opfere ich Dir auf all das Blut, das Du
am Stamm des Kreuzes vergossen, alle Tränen und
Schmerzen der lieben Mutter Gottes und des heiligen
Josef und alles, was Dir heute im Himmel und auf Erden
geopfert wird, all die Abtötungen und Leiden, die sich
Deine Kinder auferlegen, all die Leiden dieser Seelen in
Vereinigung mit den Tränen und Schmerzen der heiligen
Mutter Gottes.
O nimm sie hin, o guter lieber Jesus!
Erfreue diese Seelen. Ich opfere Dir all die heiligen
Opfer, die dargebracht werden. O gib mir für jedes
heilige Meßopfer doch nur eine Seele! O wie ist Sie so
tätig, die liebe Mutter Gottes. Wie gut ist es, wenn man
sich überwunden hat, wie gut ist es, daß ihr euch
eingestellt habt und dazu beigetragen habt.
O welche Schar! Seht, wie so manche
Seele aufsteigt und teilnimmt an dem Freudenmahl. O wie
glücklich diese Seelen, die sich vereinigen mit der
triumphierenden Kirche. Seht, wir schließen uns dem Zug
an. Eben schließt sich die Pforte! O mein Jesus, nur
noch einmal, nur noch einen Blick! O ist es denn
möglich, daß Du, der Herr Himmels und der Erde, mit uns
armen Würmchen verkehren willst? O nimm hin unser Herz,
o teile es in so viele Stücke, wie Menschenherzen
schlagen. O laß uns hinein in Dein liebendes Herz! O laß
uns darin wohnen unser Leben lang und dann am Schluß
einziehen in diese Heilige Stadt. Ich soll zurück und
kann nicht. O laß mich doch bei Dir!“
Inhaltsverzeichnis Band 2
174 Zweiter
Freitag im Juni vor Dreifaltigkeit 1897
„Ein einziger Akt vollkommener
Liebesreue reicht hin, alle Sünden zu tilgen“
Lied: Gelobt sei Gott, der Vater ...
Barbara:
„Hochgelobt und angebetet sei die Allerheiligste
Dreifaltigkeit! Gott Vater sei gepriesen, Gott Sohn sei
gepriesen, Gott Heiliger Geist sei gepriesen, von mir
und allen Kreaturen! Ich danke Dir im Namen aller
Geschöpfe des Himmels und der Erde und in Vereinigung
mit allen Himmelsbewohnern, die Dich lobpreisend
umgeben, und mit allen Menschen, die sich Mühe geben,
Dich anzubeten, zu lieben und Dir zu gefallen, im Namen
aller, die Dich nicht erkennen, Dich nicht lieben, Dir
nicht dienen wollen. Mein Jesus!
Ich bitte Dich um Verzeihung für alle
Nachlässigkeit und alle Sünden, die ich diese Woche
begangen habe. O ist es möglich, daß Du, der Herr des
Himmels und der Erde, der König aller Könige, daß Du
Dich würdigst herabzusteigen zu mir, die ich Tag für
Tag, ja stündlich, Dich beleidige?
O verzeihe mir, daß ich so aufgeregt, so
zornmütig, so kleinmütig, so selbstsüchtig, bin. O mein
Jesus! All die Fehler, die in meiner Jugend mit mir
aufgewachsen, sie sind noch in mir, nach so vielen
Gnaden, die ich doch täglich von Dir empfange! O
verzeihe mir!“
Jesus: „Meine
Tochter! Beruhige Dich! Wohl ist es wahr, daß du ein gar
armseliges Geschöpf bist, ja das Ärmste, das Ich Mir
hätte auswählen können. Und doch geruhte Ich, dich zu
erwählen, du Armselige, um allen Menschen ein Trost und
ein Beispiel zu sein, damit niemand verzagen soll, wenn
er auch noch so armselig und schwach sich findet.
Alle die Fehler, die du Mir genannt,
sage sie Meinem Diener im Richterstuhl der Buße und
Gnade, und Ich will sie dir verzeihen und will dich
reinigen mit Meiner Gnade, denn ein jeder Akt einer
vollkommenen Liebesreue tilgt alle Sünden, die ein
Mensch in seiner Schwachheit begeht, alle läßlichen
Sünden. Und weil du vielen zum Vorbild werden sollst,
daß sie in ihrer Schwachheit Mut fassen und trotz ihrer
Fehler nicht verzagen sollen, darum habe Ich dich
erwählt, weil du Anlage hast zu allen Sünden und
Neigungen, weil du allen Menschen zum Vorbild dastehen
sollst, weil alle Menschen sehen sollen, wie unendlich
gut, wie unendlich liebenswürdig, wie unendlich
herablassend zu den Geschöpfen Ich bin, wie geneigt zum
Verzeihen, wie wenig Ich nachtrage, wenn der Mensch nur
seine Fehler einsieht, auch wenn die Menschen Mich noch
so sehr beleidigen.
Sobald der Mensch einsieht und erkennt,
daß er gefehlt, bin Ich schon überführt und habe Ich ihm
die ganze Güte und Liebe Meines Herzens wieder
zugewendet!
Versteht ihr Mich, Meine Kinder? Ein
einziger Akt vollkommener Liebesreue reicht hin, alle
Sünden zu tilgen, Mich mit euch vollkommen zu versöhnen,
und wenn ihr euch naht Meinem Tisch, um Mich zu
empfangen, wenn ihr hingeht, wo Ich Mich zum Opfer
bringe Tag für Tag für die Menschheit, um euch mit Mir
zu opfern im Namen eurer Mitmenschen, anstatt
derjenigen, die nicht hingehen wollen, wenn ihr euch
vereinigt mit Mir und Sühne leistet für die Mitmenschen,
die draußen stehen, die sich nicht um Meine Liebe und
Güte kümmern, dann wisset, wisset, daß die Verzeihung
Meinerseits eine vollkommene ist. Wenn ihr dann Mich in
euch aufgenommen im hochheiligsten Sakrament, ja, dann
will Ich mit euch Liebesmahl halten.
O ihr Menschen, ihr wißt nicht, ihr
kennt nicht die Sehnsucht eines Gottes, ihr fürchtet den
Vater als einen gar so strengen und gerechten Mann. Ja,
Er ist es, der Vater, aber vergeßt nicht, daß Er die
Liebe Selbst ist. Die Liebe hat den Sohn erzeugt von
Ewigkeit her. Ihr wisset also, daß die Liebe vom Vater
ausgeht, in den Sohn, die durch den Heiligen Geist euch
mitgeteilt ist am heiligen Pfingstfest, wo Er mitgeteilt
wird jeder Seele, die mit Mir vereinigt ist, welche die
heiligmachende Gnade mit sich trägt. Was fürchtet ihr
den Vater? Ist Er doch Mein Vater und bin Ich doch der
Bräutigam einer jeden Seele, die Mich liebt und sich mit
Mir vereinigt.
Ich muß dieses Wort gebrauchen, denn die
Menschen kennen nichts Lieberes, nichts Süßeres, nichts
Zärtlicheres als einen Bräutigam, der es von Herzen gut
meint mit seiner Braut. Also merkt es euch, daß Ich der
Bräutigam einer jeden Seele bin. Und der Vater ist ja
doch der Vater des Bräutigams. Will ja doch der Vater
das Beste seines Sohnes, will er also auch das Beste
seiner Schwiegertochter. Die Schwiegertochter ist aber
jede Seele, die da mit Mir vereinigt ist, die an Mich
glaubt, die Mich lieben will, die Mir gefallen will, die
nur Mir zu Gefallen lebt. Seht nun, ihr treuen Kinder
Meines Herzens, euch fordere Ich auf, euch mit Mir zu
vereinigen und Mir für andere Sühne und Ersatz zu
leisten.
Seht, Mein Herz blutet, wenn Ich Mich
umsehe unter den Kindern Meiner Kirche, die Ich am Kreuz
geboren, wenn Ich Mich umsehe unter den Kindern der
heiligen katholischen Kirche. Die Kirche tritt jetzt ein
in den Kreis, der Meinem Herzen geweiht ist, Meinem
hochheiligen Fronleichnam, wo sie sich ganz besonders
Meines heiligen Lebens erinnert, denn das heilige
Fronleichnamsfest soll die Christen erinnern an Meinen
Leib, den Ich zur Zeit dahingeopfert habe für die
sündige Menschheit, soll die Christen erinnern an jenes
Herz, das dreiunddreißig Jahre für sie schlug, das Tag
und Nacht im Tabernakel noch für sie schlägt, und Tag
und Nacht an jedes Christenherz denkt.
Seht, wie viele Christen es gibt jetzt
in dieser Zeit, für die dieses Herz umsonst schlägt, wie
viele Christen es gibt, die nichts mehr kennen als
genießen und verdienen, um zu genießen und wieder zu
genießen, die da, von der Habsucht ganz überwuchert,
nichts mehr kennen, als Schätze zu sammeln und
anzuhäufen, Mich aber, ihren Gott, Der unter ihnen
wohnt, kennen sie nicht mehr. Ihr Gott ist der Mammon
des Geldes. Und die anderen, die ganz der Fleischeslust
leben, was soll Ich erst von ihnen sagen, die ihren Leib
der Sünde hingeben, der Sünde, die unter Christen nicht
einmal soll genannt werden. Ja, das ist das Übel, das da
hineingedrungen ist bis ins Mark der Kirche. O wie
sticht der Dorn in Meinem Herzen, der Dorn, der da Mir
eingedrückt ist und eingegraben selbst von jenen, die
Ich da gestellt habe, um andere zu leiten, um andere zu
hüten, andere herbeizuführen in Meinen Schafstall.
Ja, ja, ihr liebsten Kinder Meines
Herzens, wie oft bin Ich getäuscht und enttäuscht von
euch. Wie oft nährt ihr euch an den Trögen der Schweine.
Dies alles tut Mir weh, entsetzlich weh! Und jetzt, da
die Zeit herannaht, wo Mir Sühne und Ersatz von den
treuen Kindern Meines Herzens geleistet werden soll,
will Ich euch auffordern, euch ganz besonders jener zu
erinnern, die diesen Dorn in Mich hineinbohren und
hineinstoßen. Ihr sollt euch für jene Diener einsetzen,
Sühne leisten für jene Priester, die im Begriff sind,
ihr heiliges Amt zu schänden. O vergeßt nicht, ihr
Diener der Kirche, welche Schmach Meinem Herzen angetan
wird durch solche Diener der Kirche, nicht nur durch das
Ärgernis, das da gegeben wird Meiner Kirche selbst,
sondern auch durch das Ärgernis, das da hinausdringt in
alle Schichten der Menschheit, bis zum Heidentum hinein,
denn überall deutet man mit dem Finger auf Meine Kirche
um solcher Diener willen.
Doch betrübt euch nicht allzu sehr! Seid
auch nicht allzu ängstlich ob der Dinge, die da kommen,
die da angekündigt werden an verschiedenen Orten und zu
verschiedenen Zeiten. Es ist ja dies alles nur, um die
Guten zu festigen, um die Schwachen zu ermuntern, die
Schwankenden aufzurütteln und die Sünder, wenn es ihnen
nicht zu spät noch zu Ohren kommt, zu erschrecken.
Weit entfernt aber, euch mutlos zu
machen, ihr, die ihr ja nach besten Kräften euch
einsetzt für Meine Rechte, ihr treuen Diener Meiner
Kirche, an euch, ja an euch soll zuerst das Wort des
Trostes ergehen. Betrübt euch nicht über all diejenigen,
die Ich eben genannt, die euch und Meiner Kirche zur
Schmach und Schande dastehen. Ich sage euch nur diese
Worte, damit ihr mit um so größerem Eifer, mit um so
verzeihenderer Liebe ihnen entgegentreten sollt, sie
erwartet, sie aufzumuntern sucht, sie an ihre Pflichten
zu erinnern sucht. Hören sie eure Stimme, so habt ihr
sie gewonnen, hören sie eure Stimme nicht, dann geht
weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen.
Ihr aber, ihr Kinder Meines Herzens,
alle die ihr da eintretet in den Liebesbund, freut euch
und seid nicht allzu betrübt, so wie der Sturm, den Ich
hie und da über eine Familie hinwegbrausen lasse, sich
wieder legt, und nachdem er sich ausgetobt, die liebe
Sonne wieder scheint und Freude, Friede und Trost
allmählich wieder zurückkehren, sobald der Sturm sich
gelegt, so und noch viel tröstender wird, wenn der Sturm
in alle vier Himmelsrichtungen dahinbraust und sich dann
wieder legt, die liebe Gnadensonne des Trostes, des
Friedens hereinleuchten in die Herzen, so daß ihr all
die Leiden und Trübsale vergessen werdet. Freuen sollt
ihr euch mitten in der Trübsal, wenn auch dieser Leib,
dieser schwerfällige, die Freude nicht spürt, wenn er
auch gebeugt und gedrückt dahinschleicht.
O das ist ja nur die Schale; die Seele,
das kostbare Kleinod Meines Geistes, fühlt freilich,
solange sie in dieser Schale wohnt, die Last dieses
Körpers, aber in jenem innersten Kämmerlein, wo Mein
Geist wohnt, ist und bleibt es Licht, auch inmitten der
Trübsal. Seht, dies ist ja der Unterschied zwischen
jener Seele, in welcher der Geist der Finsternis Platz
genommen, und jener, in welcher der Geist des Lichtes
wohnt, der da ausgeht aus Meinem Geist. Jene Seele kommt
in der Trübsal zur Verzweiflung, weil dieser Leib die
Last zu sehr fühlt, und die Seele, die das Licht nicht
in sich birgt, kann die Trübsal nicht ertragen und
erliegt, und so werden viele, viele ewig zugrunde gehen,
denen Ich noch Zeit und Gelegenheit in Hülle und Fülle
anbieten werde, um sich zu retten. Aber weil sie die
Tage der Heimsuchung nicht erkennen, die Gelegenheit
nicht benützen und sich nicht bessern wollen, müssen sie
auf ewig büßen. Seht, diesen Schmerz müßt ihr jetzt
schon mitfühlen mit Mir.
Darum liegt in der ganzen Welt, in der
ganzen heiligen katholischen Kirche, auf jedem einzelnen
Glied derselben, Ich meine, unter den besten Kindern
Meines Herzens, die Mir dienen, die Mich noch lieben und
Mir Ersatz und Sühne leisten, ein eigenartiger Druck,
den niemand sich erklären kann. Man kann sich nirgends
mehr so recht freuen, wie das die Christen früherer
Zeiten konnten, weil es das Hereinleuchten ist des
Schmerzes, den Mein Herz fühlen muß und fühlt über den
Untergang so vieler, vieler Kinder, die es geboren unter
dem Kreuz. Seht, wenn eine Mutter eines ihrer Kinder
verliert, ist sie untröstlich.
Wenn aber eine Mutter ein Kind verliert
für Zeit und Ewigkeit, wenn sie weiß, es ist in die Irre
gegangen, es hat sich verloren und ist trotz allen
Mühens und Suchens nie mehr zurückzubringen in ihre
Mutterarme, dann ist sie nicht mehr zu trösten. Seht,
Meine Kinder, Ich bin diese Mutter! Seht doch, schon
Jahrhunderte gehe Ich Meinen Kindern nach und in den
letzten Jahrzehnten, mit welchem Schmerz, mit welchem
Verlangen gehe Ich Meinen Kindern nach. Wie habe Ich an
verschiedenen Orten Mir Opfer auserwählt, hie und dort,
um besser mit ihnen reden zu können, um Meine Kinder zu
warnen, sie aufzurütteln, ihnen Meine Pläne vorzulegen,
die Ich mit der Menschheit vorhabe, um diese Schäflein
aufzusuchen, um ihnen nachgehen zu können bis in den
letzten Winkel der Erde hinein, und alles ist umsonst,
alles ist vergebens! Darum ist Mein Schmerz ein
unendlich großer, und ihr alle, Meine Kinder, müßt ihn
mit Mir teilen, müßt diesen Schmerz mit Mir fühlen, mögt
ihr euch befinden in den stillen Klostermauern oder an
der Spitze einer Herde als Bischof oder als Priester.
Ja, du Statthalter in Rom, du sollst am
meisten den Schmerz fühlen, den Schmerz Meines
Mutterherzens! Unendlich groß ist Mein Schmerz, daß so
viele Kinder von Mir getrennt sind, und Ich muß sie
sehen, wie sie im ewigen Pfuhl brennen in dem Feuer, das
nie mehr erlischt und wo nicht stirbt der Wurm. Darum
wundert euch nicht, daß ein eigenartiger Druck liegt auf
der menschlichen Gesellschaft, und es wird auch nicht
mehr anders.
Auch die besten Kinder müssen fühlen
diesen Druck, der nie mehr wegzuwälzen sein wird, bevor
eine andere Zeit eingetreten ist, bevor Meine Diener auf
der ganzen Welt werden begriffen haben, was Ich von dir
verlangte, daß überall in jeder Kirche, in jeder
Kapelle, wo das Allerheiligste Sakrament aufbewahrt ist,
Ich auch Tag für Tag hineinsteigen will in die Herzen
frommer Christen.
Bevor diese Zeit gekommen ist, wo in
jeder Gemeinde es Seelen gibt, die sich nähren Tag für
Tag mit dem Brot der Engel, wird dieser Druck nicht
wegzuwälzen sein. Dann aber, wenn dies alles gekommen
ist, wenn dies alles vorüber ist, wird eine schönere
Zeit für Meine Kirche erstehen, wie Ich dir ja schon
öfter gesagt. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Und wem
Ich eine Zunge gegeben habe zum Reden, der rede, und der
rede recht. Lebt wohl, Meine Kinder, bis Ich
wiederkomme!“
Inhaltsverzeichnis Band 2
175
Fronleichnamsfest 1897
„Die Liebe Meiner Kinder hat dies Fest
erzeugt“
Lied: Christen singt ...
Barbara:
„Mein Jesus! Du Bräutigam meiner Seele! O ihr alle, die
ihr euch mit mir vereinigt, o kommt und danket mit mir
dem Herrn für Seine unendliche Güte und Herablassung.
Wer gibt mir Worte, um Dir genug zu danken und Dich zu
lobpreisen? O zu armselig und schwach ist meine Sprache,
zu sündhaft meine Zunge, die ich so oft mißbrauche zu
unnützen Worten und lieblosen Reden. Verzeihe mir! Diese
Zunge soll Dein Lob verkünden, die nur da zu sein
scheint, um Dir Unehre und Schande zu bereiten. O bittet
mit mir den Herrn um Verzeihung!“
Jesus: „Ich
danke dir, Meine Tochter! Siehst du, wie gut Ich bin!
Ich bin die Güte und die Liebe und die Barmherzigkeit
Selbst, die unter den Menschen erschienen ist. Ich bin
die Menschenfreundlichkeit! Nicht nur, daß Ich
dreiunddreißig Jahre unter euch umherwanderte und
umherwandelte, noch sehne Ich Mich, mit euch zu
verkehren wie damals, als Ich unter euch weilte. Darum
wundere dich nicht, wenn Ich alle die Fehler vergesse.
Ich habe dich ausersehen, du armseliges Werkzeug in
Meiner Hand, Ich habe dich ausersehen als ein Opfer
Meiner Liebe, um durch dich allen Menschen zu zeigen,
wie gut Ich bin mit den Menschen, die Mich ganz
vergessen.
Siehe, die heilige Nacht ist
angebrochen, wo Ich liebe, mit dir zu verkehren, die
heilige Nacht, wo der Tag anbricht, der Mir so viel Ehre
einträgt; denn ihr sollt wissen, daß dieser Tag Mir mehr
Freude macht als die drei anderen Hauptfesttage des
ganzen Kirchenjahres, weil dieses Fest nicht ausgeht aus
Mir Selbst, wie die Feste Weihnachten, Ostern und
Pfingsten. Diese drei Feste habe Ich erzeugt, sie gehen
aus Mir Selbst aus. Weihnachten trat Ich herein in diese
armselige Welt, Ostern feierte Ich den Siegestag, weil
Ich am Kreuze siegte und die Kirche gestiftet habe.
Pfingsten habe Ich Meinen Geist der Kirche gesandt, die
junge Kirche war gegründet, fest besiegelt durch den
Heiligen Geist.
Also gingen diese Feste aus Mir Selbst
heraus, sie sind aus Mir Selbst herausgewachsen. Das
Fronleichnamsfest aber ist herausgewachsen aus der Liebe
Meiner Kinder. Die Liebe Meiner Kinder hat dies Fest
erzeugt. Ich hatte Mich einer armen Klosterfrau
geoffenbart im stillen Herzenskämmerlein, Ich hatte ihr
Meinen Wunsch geäußert, und Meine Kirche hat nicht
angestanden, diesem Wunsch entgegenzukommen. Sie hat
dies Fest, das hochheilige Fronleichnamsfest mit
höchster Feierlichkeit eingesetzt, das die übrigen Feste
weit überragt, weil die guten und treuen Kinder Meines
Herzens sich mehr freuen als an den drei übrigen
Hauptfesten. Darum sollt ihr wissen, daß dieses Fest im
Himmel und auf Erden ein großes Freudenfest ist, ja ein
Freudenfest, das die übrigen übertrifft. Jung und alt,
groß und klein, alles, alles beteiligt sich an der
Freude, und manchem schlechten Katholiken, manchem
Ungläubigen, geht ein Schauder durch die Seele, wiewohl
er nicht weiß warum, auch wenn er ihn übertüncht.
Und du sollst wissen, daß es eine Zeit
geben wird, wo Meine Kirche das, was Ich von dir
verlange, gerade so aufnehmen wird. Sie wird nicht
anstehen, Meinem Wunsch entgegenzukommen, nur mußt du
ausharren und am Kreuze sterben, und im Kreuz und durch
das Kreuz siegen! Du wirst nach überstandenem Leiden ein
großes Freudenfest mit Mir feiern; denn du wirst am
hochheiligen Fronleichnamsfest sterben und deinen Einzug
halten in den Himmel. Darum freue dich, wenn du auch die
Früchte deiner Leiden mit diesen sterblichen Augen nicht
schauen wirst. Vieles wirst du doch noch erleben, aber
vom Himmel aus, in Vereinigung und in Gesellschaft mit
Mir und allen Engeln und Heiligen wirst du die Früchte
sehen. Darum werdet nicht mutlos, wenn auch harte Tage
kommen, denn ihr sollt beitragen zu dem Sieg, zu dem
Meine Kirche gelangen muß, und das muß durch Leiden
erkämpft werden.
Sowenig Ich die Seelen retten, die
Seelen erkaufen konnte und den Himmel erschließen ohne
Leiden, so wenig könnt ihr und kann die Kirche einen
Sieg erfechten, wenn die Glieder abgewichen sind vom
rechten Weg, ohne große, große Leiden. Darum sollen sich
aber auch die Diener der Kirche nicht wundern, sondern
fest glauben, was Ich durch dich an sie richte.
Es wird der Kampf noch lange dauern,
aber es kommt viel darauf an, wie sie Mir
entgegenkommen. Wenn sie mit Löwenmut und Adlersflügen
sich emporschwingen zu Mir, wenn sie vor die Völker
hintreten, nicht scheuend die Verachtung und die
Verspottung, die man allseitig ihnen entgegenbringt,
wenn sie retten, was noch zu retten ist, wenn sie die
Guten fortwährend ermuntern und aneifern, die Schwachen
stärken und aufrichten, die Gottlosen, wo es nötig ist,
tadeln, strafen, warnen, wie es vorkommt und ihnen paßt,
wenn sie ungeniert mit Löwenmut auftreten vor jedermann,
denn nur so, wenn der Feind sieht, daß ihr nicht
eingeschüchtert werdet durch seine Bosheit, nur dann
wird er entwaffnet, nicht aber, wenn ihr den Feinden
nachsprechen wollt.
Darum bitte Ich alle Diener der
katholischen Kirche Deutschlands, laßt ab mit solchen
Dingen, mit solchen Phrasen, die ihr aus der Zeitung
herausnehmt. Die Zeitungsschreiber sind doch nur solche
Männer, die ihr Brot damit verdienen, nicht aber die
Säulen Meiner Kirche. Ihr aber, die Ich euch gestellt zu
Säulen und Ecksteinen, um Meine Kirche zu stützen und
aufrechtzuerhalten, ihr habt das Evangelium in der Hand,
ihr habt Stoff genug und Beispiele genug.
Ja, tretet ihr nur zurück in die
Fußstapfen derer, die an Wunder glaubten und die Wunder
wirkten, in jenes Zeitalter, wo ein Franziskus, ein
Antonius, ein Dominikus, ein Benediktus lebte, und ihr
werdet finden, daß sie alle keine Zeitung lasen, und
doch sind dies Säulen und Ecksteine Meiner Kirche. Ihr
aber sollt sie jetzt sein. Jene sind bereits eingegangen
in die Herrlichkeit.
Jetzt brauche Ich Franziskusse,
Dominikusse, Benediktusse. Jetzt brauche Ich solche, die
das beschauliche, das tätige und das Büßerleben üben
wollen und miteinander verbinden, und ihr braucht
wahrhaftig nicht in die Einöde zu flüchten. Erschreckt
nicht, wenn Ich euch diese Männer vorhalte, nein, wartet
nur ab, was Ich sage und wie Ich es meine.
Seht, wenn ihr den Spott der Welt in
Geduld ertraget, dann habt ihr Bußleben genug, dann seid
ihr jenen Büßern gleich, die bei Wasser und Brot ihr
Leben in der Einöde verbrachten. Und wenn ihr im
Beichtstuhl und auf der Kanzel Mein Volk unterrichtet,
wenn ihr den Geist der Liebe hineinträufelt in die
gebrochenen Herzen, dann übt ihr das beschauliche Leben
wie jene Männer, die in der Zurückgezogenheit nichts
mehr schauten als den blauen Himmel und sich um die Erde
nicht mehr kümmerten. Und wenn ihr mit Löwenmut
hinaustretet vor die Völker der Erde und mit Freuden,
dann verbindet ihr das tätige und das beschauliche und
das Büßerleben alles zugleich miteinander, und Ich bin
mit euch zufrieden und ihr werdet den Grad erreichen,
den jene erreicht haben und eure Namen werden glänzen an
dem Sternenhimmel Meiner Kirche.
Deutschland hat noch viel Gutes, aber
auch viel, viel Schlimmes. Wenn Meine Diener alles
aufbieten, wenn sie Meine Worte in Anbetracht bringen,
wenn sie sich nicht scheuen vor dem Gerede anderer, wenn
sie frei und offen den Willen des Herrn verkündigen,
wird vieles noch abgehalten werden von Deutschland, um
des Gebetes vieler frommer Seelen willen, die Tag und
Nacht zum Himmel rufen werden, wenn es allgemein bekannt
sein wird. Dann wird das Gebet der treuen Seelen die
Wolken durchdringen und die Pläne der Gottlosen
durchkreuzen und vernichten. Man ist freilich darauf
aus, das ganze Land wegzufegen, den Hirten zu schlagen
und die Herde zu zerstreuen, zu zerstieben, aber um des
Gebetes treuer Seelen willen werden viele gerettet
werden. Hört nur auf Meine Worte und verbreitet sie
überall, wo ihr nur könnt!“
Barbara: „O
Herr, N. hat sich schon so viele Mühe gegeben mit den
zwei Personen, die sich dem Teufel verschrieben. O
schenke uns doch diese Seelen.“
Jesus: „Er
soll nur nicht verzagen. Um seines Eifers willen und um
seiner Leiden willen und um der Leiden Meiner Dienerin
willen und um deines Gebetes willen wird er alles
erlangen, wenn auch nicht gleich, er muß Geduld haben
wie auch Ich.
Solche Seelen, welche Satan ganz in
Besitz genommen, da ist es schwer anzukommen, da muß Ich
Meine Gerechtigkeit durch Meine Barmherzigkeit
überbrücken, und das fällt Mir als Gott entsetzlich
schwer. Der Arm Meiner Gerechtigkeit ist ausgestreckt,
das Schwert schwebt über den Völkern, die Zuchtrute, ein
großes Wehgeschrei wird gehört werden von einem Ende zum
anderen.
Ihr aber, wundert euch nicht, ihr
Glieder der katholischen Kirche, daß Ich euch alle mit
Leiden heimsuche, denn ihr, die ihr die lebendigen
Glieder dieses mystischen Leibes seid, müßt fühlen, was
die toten Glieder Mir verursachen. Auch wenn sie
abgestorben sind, sind sie immer noch Glieder dieses
mystischen Leibes. Und wenn du, o armseliger Mensch, ein
Glied an deinem Leibe trägst, das abgestorben ist, wie
tut es dich doch schmerzen, immer fühlen es die anderen
Glieder noch, daß es gestorben ist.
So ist es aber auch, daß die gesunden
Glieder Meines mystischen Leibes mitfühlen, was die
toten Glieder Mir verursachen, und den Schmerz mit Mir
teilen. Denn Mein Schmerz ist unendlich groß, doch groß
ist auch die Freude und der Trost, die Mir durch die
guten und treuen Seelen, besonders die guten Landleute,
an diesem Tag entgegengebracht werden, sie wiederholen
es am folgenden Sonntag, und dies macht Mir und dem
Himmel Freude. O das gute Landvolk, wie ist es Meinem
Herzen so teuer, dieses gute Volk. Darum will Ich ihnen
beweisen, wie gut Ich bin und sein hartes Schicksal ihm
erleichtern. O das gute, arme, gequälte Landvolk!“
Barbara: „O
Herr, gib doch dieser Kranken einen Trost, sie leidet so
viel, und nimm sie ohne Fegefeuer zu Dir in den Himmel.“
Jesus: „Habe
Ich dir doch gesagt, daß sie noch vieles leiden werde
für andere und für Mich. Möge sie sich freuen auf den
Tag, wenn sie ihren Einzug in den Himmel hält; denn mit
offenen Armen werde Ich ihr entgegenkommen, wenn sie aus
ihrem Leib ausgeschieden sein wird. Möge sie nur recht
geduldig leiden und nicht mutlos werden. Grüße sie Mir
recht herzlich und sage ihr, daß Ich Tag und Nacht an
ihrer Seite stehe und ihr Haupt an Meinem Herzen ruhe.
Grüße Mir auch N. und alle Bewohner dieses Hauses.“
Luise: „O Herr, da ich eine neue Abschrift beginne,
soll ich, was A. betrifft, der Personen wegen,
auslassen? Doch ist so viel Lehrreiches für ähnliche
Fälle darin enthalten, daß ich nicht weiß, was das Beste
ist.“
Jesus: „Es
soll alles, wie es ist, wie Ich Mich offenbare,
abgeschrieben werden, und wo ein Fehler vorkommt, woran
die ungeschickte Sprache Meiner Dienerin schuld ist,
oder großen Anstoß erregen könnte, soll er verbessert
werden, aber alles, was die Belehrungen anbelangt, soll
geschrieben werden, denn es ist nicht für ein Jahr und
nicht für diese Zeit allein, es ist für die Zukunft
geschrieben.
Niemals kann eine Seele, die sich
lostrennt von der Kirche, die nicht unter der Leitung
des Priesters wandelt, den rechten Weg wandeln, sie
wandelt den Weg der Eigenliebe und des Hochmuts.
Luise: „O Herr, Du hast doch versprochen, alle
diejenigen zu beschützen, die glauben, daß Du mit
Barbara verkehrst, und die nach Kräften Deinen Willen
erfüllen. Du wirst es doch tun?“
Jesus: „Ja,
ja, ganz sicher! Seid fest überzeugt, ihr treuen Kinder
Meiner Kirche, zur rechten Zeit, wenn die Not am größten
ist, werde Ich einsteigen in das Schifflein Petri, und
ihr werdet sehen, wie gut Ich bin, ihr werdet euch um
Mich scharen, wenn auch in Angst und Schrecken, und um
so größer wird die Freude sein, je größer die Angst und
der Schrecken waren, in die ihr versetzt gewesen. Und
nun lebt wohl, Meine Kinder!“ Luise: „O Herr, ich
kann Dich nicht ziehen lassen, ohne Dir zu sagen, wie
sehr wir wünschten, Dich täglich mehr zu lieben, und daß
Dich alle Menschen liebten, doch siehe, wie armselig
meine Werke und wie wenig ich zustande bringe.“
Jesus: „Seht
nur auf Meine Dienerin, wie armselig und wie menschlich
sie ist. Ich habe darum dieses armselige Werkzeug Mir
erwählt, damit niemand sich fürchte vor Mir; denn gar
leicht bin Ich zufrieden. Nur guter Wille! Nur guter
Wille und ein entschiedener guter Wille und Ich bin
zufrieden.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
176 Requiem
der ehrwürdigen Schwester N.
Als die Messe anfing, da sah Barbara
dieselbe über der Totenbahre schwebend, ganz weiß
gekleidet. Sie redete Barbara an und sagte:
Schwester N.:
„Fürchte dich nicht wegen deines Zustandes, denn es ist
noch viel mehr wahr, als du es siehst und dir gezeigt
wird, und alles, was der Herr mir durch dich gezeigt
hat, ist in Erfüllung gegangen, und ich danke dir für
deine Teilnahme. Nicht nur stand mein himmlischer
Bräutigam an der Pforte, um mich abzuholen, sondern als
meine Seele vom Leibe schied, war Er schon bei mir, aber
nicht als Richter, sondern als Seligmacher. Sage nur
meinen Schwestern, wie glücklich ich bin, und daß sie
nicht mehr für mich zu beten brauchen, und sage der Frau
Oberin, daß ich ihr nochmals herzlichst danke für all
die Opfer, die sie für mich gebracht, und ihre Liebe und
Güte, und sage ihnen, daß sie sich freuen sollen auf
ihren Einzug in den Himmel.
Das längste Leben voll Leiden ist nichts
gegen den einzigen Augenblick von Glückseligkeit, den
die Seele hat, wenn sie mit Ihm vereinigt ist, und sage
nur allen Schwestern, wie glücklich sie sind und wie
viel Segen durch ihr Gebet über die Stadt von dem
Allerheiligsten herabströmt. Besonders soll sich
diejenige freuen, die vieles verließ, um in dieses Haus
eintreten zu können; denn in der Welt hätte sie große
Gefahren gehabt wegen ihres Reichtums, aber hier wird
ihr überreich alles belohnt, denn sie ist jetzt sicher,
daß sie mit ihrem Gott vereinigt wird.
Du aber, fürchte dich nicht und freue
dich wegen der Schriften, woran so viele Menschen sich
erbauen. Denn wenn der Trunk kalten Wassers nicht ohne
Lohn bleibt, wieviel mehr das, womit der geistige Durst
so vieler Seelen gestillt wird, denn das, was du
erfährst, sprießt aus der Quelle des Lebendigen Wassers,
und sooft eine Seele die Schrift liest, sooft strömt ihr
aus der Quelle des Lebendigen Wassers ein Trunk zu, der
in der Ewigkeit dir und allen denjenigen zur Belohnung
wird, die sich Mühe geben, die Worte zu verbreiten.“
Als der Priester ihren Namen nannte beim
letzten Gebet, sah Barbara dieselbe ganz anders als
vorher, in blühendem Alter, in jugendlicher Schönheit,
nicht mehr in mattweißem Gewand, sondern dasselbe war
blütenweiß mit lauter Silberperlen besetzt, die alle
glänzten wie Tau im Sonnenglanz.
Inhaltsverzeichnis Band 2
177 Fest des
Heiligen Johannes des Täufers 1897
„Niemand kann sagen, mein Beruf hält
mich ab.“
Lied: Singet laut ...
Barbara: „O
mein Jesus! Du Bräutigam meiner
Seele! Wie muß ich Dir danken, daß Du Dich würdigst,
mich heute heimzusuchen, wo ich Dich gar nicht
erwartete, wo ich es gar nicht verdiene. O verzeihe mir,
daß ich so armselig war diese Woche. Hast Du doch an mir
die Allerletzte gefunden auf Gottes weitem Erdboden. O
wie schäme ich mich vor Dir! Wie magst Du, o reinster
Gott, Dich würdigen, in ein so armseliges Wesen
herabzusteigen! Wie bin ich so ungestüm, wenn ich etwas
leiden muß. O verzeihe mir, ich war wirklich böse diese
Woche, aber sage mir, wann ist es je besser mit mir? Es
ist immer so, und doch bist Du so unendlich gut. In
einem Augenblick verscheuchst Du die Finsternis in
meiner Seele, wo dann alles auf einmal Licht ist.
Ja, wie muß ich Dir danken, daß Du
meiner Sünden nicht gedenkst. Preiset mit mir den Herrn!
Seht, wie unendlich gut Er ist, wie Er handelt mit uns
armen Sündern! Schauet nicht zurück, wenn ihr euch
unvollkommen seht, denn unvollkommen sind alle
Adamskinder. Lobpreis und Dank sei Jesus im
Allerheiligsten Sakrament! Lobpreis und Dank sei Jesus
in Seinem kostbaren Blut, das Er für uns vergossen, von
allen Kreaturen, und weil so viele Menschen es
vergessen, so nimm doch unseren Lobpreis an für sie,
denn wir vereinigen uns mit dem ganzen himmlischen Hof,
besonders mit der Königin der Engel, Maria, unserer
himmlischen Mutter!“
Jesus: „Meine
Tochter! Es ist recht, daß du dich verdemütigst; billig
und recht ist es, aber fürchte dich nicht vor Mir!
Siehe, Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und
wenn die Leidenschaften euch umtoben, wenn es dir schwül
wird um das Herz, wenn du niedergedrückt durch all die
Umstände, die sich diese Woche um dich gelegt,
niedergedrückt bist an Geist und Leib, wie in dieser
Woche, so mußt du nicht glauben, daß Ich dich deshalb
verlasse, nein, nicht deshalb! Denn alle die Umstände,
die um dich vor sich hergingen, die dir diesen Druck
bereiteten, mußtest du über dich ergehen lassen, weil es
so Mein Wille ist. Du warst in dieser Woche ein
Spielball Satans; er spielte mit dir und allen
Genossinnen des Hauses. Ich habe dir dies vorher gezeigt
am Vorabend der Oktav, indem Ich dich Satan sehen ließ,
damit – wenn die Dinge über dich kommen – du weißt, wer
es ist, der dir dies verursacht; und obwohl du verwirrt
warst, dich nicht daran erinnern konntest, und du dich
nicht aufrecht halten konntest, du dich doch jetzt
erinnerst, wenn all die Leiden beseitigt sind, damit du
siehst, wie gut Ich bin.“
Am Vorabend der Fronleichnamsoktav sah
Barbara nämlich in wachem Zustand den bösen Feind, dem
Tierkopf eines Pferdes ähnlich, jedoch mit grauen
Haaren, mit meterlangem Hals, wie er im ganzen Zimmer
herumschweifte, als suche er etwas. Barbara entsetzte
sich. Als sie nachher in eine Kirche kam, wo gerade das
Allerheiligste Sakrament ausgesetzt wurde, tröstete sie
der Herr, indem Er ihr ihre eigene Seele zeigte, die in
Gestalt eines kleinen Kindes Ihm entgegeneilte, das der
Herr liebreichst umarmte. In dieser Vereinigung verlor
sie alles Gefühl und Bewegung und genoß eine große
Wonne. Am folgenden Morgen sah Barbara den bösen Feind
als Schlange, wie er aus einem mit schlammigem Wasser
angefüllten Behälter den Kopf herausstreckte und gegen
Barbara zischte und wütende Blicke ihr zuwarf. Es
dauerte nicht lange und die Schwägerin fing an, mit
alten Erinnerungen Barbara sehr anzufeinden, und die
zwei Mädchen stimmten ihr darin sogar bei. So ging es
die ganze Oktav durch. Da sagte der Herr eines Tages
nach der heiligen Kommunion:
Jesus: „Ich
habe dir ja bereits gezeigt in dem trüben Wasser, wie
Satan jetzt die Mutlosigkeit deiner Schwägerin – infolge
ihrer Krankheit – dazu benützt, um in ihr alle möglichen
Erinnerungen aufzufrischen, um sie gegen dich
aufzuhetzen, und wie er sich an alle Bewohner des Hauses
macht. Niemals lass Ich Satan unvorbereitet über eine
Seele kommen, über eine treue Seele. Niemals lass Ich
große Leiden unvorbereitet über sie ergehen, aber ganz
besonders nicht über Meine treuesten, liebsten Kinder.
Diese will Ich auf außergewöhnliche
Leiden vorbereiten, weil sie es ja gerade sind, die Ich
außergewöhnliche Leiden erdulden lasse. Sieh, dies alles
mußte so kommen, damit du für Meine heilige Kirche recht
viel verdienen könntest, damit du ein Vorbild werdest
für alle Mitglieder des Liebesbundes, den Ich da
einführen werde in Meiner Kirche. Kein Mensch, der
eintreten wird, mag er stehen in stiller
Zurückgezogenheit in einsamer Zelle, oder mag er ein
Priester sein und an der Spitze einer Gemeinde stehen,
die ihm viel Unannehmlichkeiten bereitet; mag er viel
verfolgt werden wegen seines Amtes, selbst von solchen,
denen er am meisten nützte, denen er am meisten Gutes
getan; mag er stehen als Familienvater und alles gegen
ihn sein und seine Kinder ihn noch so undankbar
behandeln, und die Kinder, nachdem er alles getan, doch
gegen ihn gehen wie gegen ein Untier.
Oder mag es eine Familienmutter sein,
die Tag und Nacht für die Ihrigen sorgt, und deren
Ehemann, den Ich ihr an die Seite stellte, sie trotz all
ihrer Sorgen und Mühen mit Undank behandelt, Ich sage
dir, sie alle, auch jene armen Geschöpfe, die Ich
einreihen will in die Kette der Familien, weil Ich will,
daß der jungfräuliche Stand neben dem Ehestand bestehen
soll, und weil es allen geht wie es dir geht, denn alle
werden nur benutzt, wie sich die Welt ausdrückt, um als
fünftes Rad am Wagen zu sein, und doch sind sie
diejenigen, die die Ehe halten sollen.
Im alten, guten Bayern heißt man diese
die Ehehalter. Ja wahrhaftig, es ist so, das sind sie,
sie müssen arbeiten für die Ehe, für die im Ehestand
Lebenden, und doch treffen sie überall nur den
schwärzesten Undank, alle, ja weitaus die meisten.
Siehe, für diese alle sollst du als Vorbild stehen.
Niemand soll in der ganzen weiten Welt sagen können, das
kann ich nicht oder ich konnte nicht, mein Beruf leidet
es nicht. Niemand kann sagen, mein Beruf hält mich ab.
In all den Leiden, in all den
Drangsalen, die nun einmal den Kindern Adams beschieden
sind, könnt ihr aushalten, könnt ihr erdulden und
ertragen aus Liebe zu Mir und das Schicksal der Kirche
so tragen, das Kreuz, das Meine Kirche schleppt, ihr
erleichtern; ihr alle, wie Ich sie eben genannt, niemand
ist ausgeschlossen in der heiligen Kirche, niemand!
Ihr alle, ihr treuen Seelen, sollt euch
vereinigen in dem Liebesbund: Priester und Laien,
Ordens- und Familienmitglieder, Väter, Mütter,
Jungfrauen, Kinder, Greise, Jünglinge, ihr alle
vereinigt euch zu einem Bund und gebt Mir das
Versprechen ab im Beichtstuhl vor eurem Beichtvater oder
an der Kommunionbank, für Meine Rechte einzustehen, euch
einschreiben zu lassen als treue Mitglieder dieses
heiligen Bundes, den Ich geschlossen habe mit diesen
drei Seelen; denen Ich den Auftrag gab, die Heiligste
Dreifaltigkeit auf besondere Weise zu verehren und
anzubeten im Namen aller Menschen, und durch ihre
Persönlichkeit diese drei heiligsten Personen
vorzustellen; denn so wie der Vater und Ich und der
Heilige Geist Eins sind, so müssen diese drei eins sein
im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, und was
Ich noch als Beigabe ihnen zugebe, ist Leiden.
Im Leiden müßt ihr eins sein, ihr drei:
Du und Lieschen und Luise, ihr alle drei müßt eins sein
im Leiden, euch einander aufrichten, wenn eine von euch
niedergebeugt ist, wie Meine kleine Dienerin
niedergebeugt war diese Woche, Meine kleine armselige
Dienerin! Also geschlossen habe Ich den Bund in Eigener
Person, merkt es euch, ihr Priester, und nicht durch
bloße Erfindung oder Einbildung ist er entstanden.
Niemals kann eine Seele so etwas erdichten, was so lange
standhält in allen Kämpfen, wie dieses hier sich
gehalten hat. Niemals kann etwas eine Erfindung sein,
was nicht um ein Haarbreit von Mir abweicht. Also von
einem Erdichten müßt ihr absehen. Ihr müßt wissen, daß
Ich die Macht habe, mit Meinen Kindern zu verkehren, daß
Ich in Meiner Kirche schalten und walten kann, daß Ich
das Recht habe, euch zu gebieten und durch eines Meiner
schwachen Geschöpfe zu euch zu reden. Oder kann Ich
nicht in Meiner Kirche machen, was Ich will?
Also, die Welt liegt im argen, der
Glaube schwindet von Tag zu Tag mehr und mehr, und auch
die guten Katholiken werden vom Strom der Zeit mit
fortgerissen. Hinweggeschwemmt wird alles Heilige und
Ehrwürdige durch die allzu große Vergnügungssucht dieser
Tage! Denn es reihen sich Feste an Feste, die darauf
abzielen, den Glauben und die guten Sitten zu
untergraben, alles Religiöse aus den Herzen
herauszureißen. Wo bleibe Ich nun, euer Herr und
Gott?
Ich befehle euch im Namen des Vaters und des Heiligen
Geistes, daß die treuen Kinder Meiner Kirche sich
anschließen müssen an den Liebesbund, den Ich befohlen
habe zu errichten in Meiner Kirche.
Und nun hört die Statuten, die Ich euch selbst diktiere
in Eigener Person:
Jeder Priester hat in seiner Gemeinde
darauf hinzuwirken, jeder hat die Aufgabe, daß er mit
Entschiedenheit vor die Vorstände der Gemeinde hintritt,
daß die allzu große Vergnügungssucht womöglich
aufgehoben, und wenn nicht aufgehoben, so doch möglichst
gemindert werde. Jeder Priester hat die Gewalt, die Ich
ihm übertragen habe durch die Priesterweihe, die Ich ihm
gegeben habe, also eine göttliche Gewalt, die alle
Gewalt dieser Erde, die einem Geschöpf gegeben, auch
wenn er König oder Kaiser wäre, weit, weit überragt.
Jeder Priester hat in seiner Gemeinde dafür mit
Entschiedenheit zu sorgen, dieser Vergnügungssucht
entgegenzutreten!
Dann soll er die guten und treuen
Katholiken anhalten und auffordern, trösten und warnen,
trösten und aufrichten, wo es notwendig ist; die
Leidenden, ganz besonders jene Familien, die Ich mit
Kreuz heimsuche; denn Ich kann unmöglich den guten und
treuen Christen die Leiden ersparen. Denn wißt ihr, ein
Kennzeichen eines guten Christen sind die Leiden. Daran
müßt ihr erkennen, daß ihr gute Kinder der katholischen
Kirche seid, wenn ihr viel mit Leiden heimgesucht seid.
Denn ihr alle sollt das Kreuz schleppen und sollt Meine
Kirche unterstützen. Meine Kirche schleppt das Kreuz,
wie Ich dir damals gezeigt, als Ich dir das Leiden geben
wollte, wo Ich dir sagte und dich fragte, ob du mit Mir
das Kreuz tragen wollest. Damals hast du Mich gesehen,
wie Ich ein Kreuz schleppte.
Siehe, es ist das Kreuz, das Ich trage
in Meiner Kirche. Viele, viele ihrer Kinder sind
abgewichen vom rechten Wege, laufen den Irrlichtern nach
und irren in Sandwüsten einher und gehen elend zugrunde,
ja, elend zugrunde. Die treuen Kinder Meiner Kirche, sie
sollen zusammengeschart, zusammengeführt werden zu
Meinem Herzen, Meine treuen Kinder.
Wißt ihr, ihr Priester, ihr habt die
Aufgabe, dieses zu tun, denn nicht ihr allein könnt das
Kreuz tragen, Meine treuen Kinder sollen euch dabei
helfen, sie alle sollen vollzählig werden, sie sollen
unter dem Kreuz stehen und Meiner Kirche das Kreuz
schleppen helfen. Denn nicht ihr allein könnt es
schleppen, auch nicht jene Kinder allein, die sich da
zurückgezogen, um sich den Werken der Gottes- und
Nächstenliebe zu widmen.
Seht, das alles nützt gar zu wenig; denn
im Strom dieser Zeit stehe Ich. O seht, wie Mein Herz
blutet! Seht, wie ist Mein Herz so zerrissen. Tausend
und abertausend Wunden sind diesem Herzen geschlagen
worden. Nicht mehr ist es wie vor einigen Jahrhunderten,
wie Ich damals klagte Meiner Dienerin, der seligen
Margareta Maria Alacoque, daß diejenigen Mir so weh tun,
die Ich Mir erwählt.
Nein, zerrissen ist Mein Herz in tausend
und abermaltausend Stücke. Nicht mehr allein eine
Dornenkrone ist um Mein Herz gewunden, nein! O höret die
klagende Stimme eures Hirten! Seht, wie die Jugend Mir
entrissen wird! Die Jugend ist die Zukunft und Meine
zukünftige Kirche. Was soll aus ihr werden? Höret die
klagende Stimme eures Oberhauptes ihr, Meine treuen
Kinder!
Seht, Ich stehe an der Spitze, seht, Ich
gehe euch voraus! Schaut auf Mich, folgt Mir nach,
erinnert euch, wie Ich unter euch gewandelt bin, wie Ich
niemand gescheut. Ahmt Mich nach, studiert Mein Leben,
wie Ich die Guten um Mich herum gesammelt und ihnen das
Evangelium verkündete, wie Ich vor die Pharisäer und
Stolzen hingetreten und sie zurechtwies, obwohl Ich doch
wußte, daß Ich dadurch nur Meinen Tod beschleunigte. Wie
Ich vor sie hintrat und fortfuhr, Meinen Feinden ihr
Unrecht vorzuhalten, so sollt ihr es auch tun ihr, Meine
treuen Diener!“
Barbara: „O
mein Jesus! Warum bist Du denn
gar so traurig? O ich vereinige mich mit Dir und opfere
Dir alle Leiden dieser Woche auf für Deine heilige
Kirche. Sieh, Du hast mich hineingestellt mitten in die
Welt, und ich habe doch so wenig Sinn und Verstand für
die Welt, und so kam es bei all den Leiden, daß ich gar
nicht aufblicken konnte. O gib mir doch wieder andere
Zeiten, wo ich Dir dienen kann; denn siehe, ich komme so
abwärts, daß ich gar nicht mehr an Dich denken kann. Ich
habe nicht mehr geglaubt, daß es wahr ist, ich habe
gedacht, es sei Einbildung, ein leerer Wahn, und habe
alles über Bord geworfen. O verzeihe mir!“
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, dies alles mußte ja so kommen!
Sei doch nur bescheiden, sei doch nur zufrieden. Du
sollst geprüft werden und abgehärtet in allen Fächern
des menschlichen Lebens, damit du niemals eine Ausrede
hast. Siehe, so wie du das Kreuz schlepptest, wenn auch
manchmal ungehalten und unfreiwillig, so schlepptest du
es immerhin noch. Aber solange der Mensch nicht aus dem
Strang springt, wie man sich in der Welt auszudrücken
pflegt, so lange bin Ich zufrieden mit ihm, wenn er sein
Joch nur nicht abwirft. Du sollst allen Kreuzträgern des
Liebesbundes ein Vorbild sein, damit niemand sich zu
armselig und zu klein vorkommt. Denn die meisten Seelen
fallen nieder aus zu großem Kleinmut, sie kommen sich
selbst zu unbescheiden vor, zu armselig und ungeduldig
und glauben dann, weil sie selbst mit sich unzufrieden
sind, daß auch Ich mit ihnen unzufrieden sei, und so
lassen sie das wenige Gute, was sie noch tun, auch
beiseite und fallen von einem Fehltritt in den anderen,
und schließlich verlassen sie die rechte Bahn ganz.
So armselig wie du bist, sind alle
Menschen. Darum will Ich auch, daß deine Armseligkeiten
niedergeschrieben werden, damit die Gnade, die Ich an
dir wirke, damit zu der großen Gnade auch deine großen
Armseligkeiten allen vor Augen stehen und die Menschen
sehen, wie man von Stufe zu Stufe steigt, wie sie es
anstellen müssen, um fromm zu leben und heilig zu
sterben; denn alle sind berufen, heilig zu werden, alle
Kinder Meiner Kirche. Die wenigsten aber geben sich
Mühe, weil sie glauben, die Heiligen, die müßten von
vornherein ganz besonders außergewöhnliche Menschen
sein, ganz anders als gewöhnliche Menschen. Nein, nein!
Heilig kannst du werden, du armer Familienvater, wenn du
deine Pflichten treu erfüllst und alle die Leiden mit
Geduld erträgst, den Glauben bewahrst, die Hoffnung
nicht sinken läßt, mit Zuversicht auf Mich hoffst.
Heilig kannst du werden, du Familienmutter, auch mitten
im Gedränge der Geschäfte, denn du mußt wissen, daß Ich
dich gestellt habe als Familienmutter, deren
Hauptaufgabe es ist, für die Ewigkeit zu sorgen, daß Ich
dich gestellt habe, den Himmel zu zieren und mit
Heiligen anzufüllen.
Das kannst du nicht, wenn du es nicht
selbst mit einem guten Beispiel zeigst, dich nicht
bestrebst, deine Kinder anzuhalten, vor allem die
religiösen Pflichten zu erfüllen, selbst danach zu leben
und zu streben, deine Religionspflichten auszuüben über
alle die Deinigen. Tust du dies, dann kannst du heilig
werden und mußt heilig werden. Du mußt aber dich
stellen, wie Ich es anordne, zu der Zahl der
Liebesbundmitglieder; denn alle sind eingeschlossen,
hinzutreten zu Meinem Tisch.
Und weil alle Priester darauf
hinarbeiten sollen im zweiten Teil, wenn sie ihre
Pflicht getan, daß die Jugend soviel wie möglich und
soweit es nur geht, von der allzu großen
Vergnügungssucht abgehalten werde, darum sollen die
Priester das gläubige Volk recht oft herbeiführen zu
Meinem heiligen Tisch, anhalten zur Verehrung des
Allerheiligsten Sakramentes, dafür sorgen, daß die
Kirche überall geöffnet bleibe und die Gläubigen
manchmal eine stille Stunde bei Mir zubringen, mit Mir
verkehren. O wie will Ich es euch lohnen!
Jetzt aber, Meine Kinder, kommt mit Mir!
Seht, in mancher Kirche ist doch schon die nächtliche
Anbetung eingeführt und die treuen Seelen Meiner Kirche
scharen sich, um Mein Herz zu verehren und anzubeten.
Seht, wie diese Männer Mein Herz erfreuen, Mein Herz
trösten! Und wißt ihr, daß Ich zufrieden bin, obwohl so
mancher da kniet und anstatt zu beten, eingeschlafen
ist. Ach ja, verdenkt es ihnen doch nicht! Wer sind sie
denn die Männer, die Jünglinge, die da knien? Sind es
nicht die armen Fabrikarbeiter, die armen Landleute, die
da dann freilich, wenn sie mit gutem Willen vor Mir
erscheinen, vor Mir dann schlafen. Aber seht, sie sind
doch da, und Ich bin zufrieden mit ihrem guten Willen!“
Barbara: „O
Herr, es haben sich ja schon hier die Männer angeboten,
aber niemand wollte ihnen eine Kirche überlassen.“
Jesus: „Sagt
nur den Priestern dieser Stadt, daß Ich ihre Stadt
erwählt und ein besonderes Licht ausgieße über sie, ein
besonderes Licht ausgieße über alle die Diener dieser
Stadt, dieser Diözese, daß sie berufen sind, Meine Worte
hinauszutragen in andere Länder, was Ich freilich erst
durch fremde Priester in anderen Ländern tun mußte.
Freilich ist es allerdings eine Schande, daß man so viel
Menschenfurcht in sich trägt, nicht einmal
nachzuschauen, ob denn alles, was in Meiner Kirche Gutes
gewirkt wird, durch Schwindel könne gewirkt werden. Seht
da den feurigen Geist, den feurigen Eifer, den Ich
niederlege in die Priester dieser Stadt, und alle
diejenigen, die ihre Worte hören, strömen doch aus von
Meinen Worten. Mein Geist ist es, der ausgeht, und ihr
wollt noch zögern zu glauben? Habe Ich euch nicht
tapfere Männer gegeben, die euch unterstützen in eurem
Beruf? Geht in andere Städte und sucht euch Männer, ob
ihr überall solche findet, überhaupt solche Katholiken,
wie ihr sie findet hier in dieser Stadt.
Ja, das gute, alte Goldene Mainz. Wenn
auch das Gold sehr, sehr verblichen ist, lebt das Gold
doch noch in Familien; ihr habt noch gute, goldene
Familien, ihr habt noch Mitglieder, die wirklich noch
das Goldene Mainz ausmachen, die noch einstehen mit Gut
und Blut für Meine Kirche, die nicht halbwegs Christen
sind, die auch Opfer zu bringen wissen. Verbreitet nur
Meine Worte, nehmt sie zu Herzen, gebt eine Kirche dazu,
um die Männer, die guten Willens sind, zu sammeln.
Niemals wird das Böse ausgehen, wo Gutes gestiftet
worden ist, wo man mit gutem Willen Mir dienen will.
Schützt nicht vor, daß Unfug zu befürchten sei. Ja seht,
das kommt doch vor, nicht aber unter solchen, die sich
Mühe geben, Mein Herz zu versöhnen und zu trösten für
die treulosen Kinder der Kirche.“
Barbara: „O
Herr, welche Kirche wäre denn eigentlich für uns die
beste?“
Jesus: „Eine
Kirche mitten in der Stadt, wo nur eine Tür geöffnet
ist, eine Tür soll geöffnet werden. Besser ist eine
nicht allzu große Kirche. Sagt es nur Meinem Diener, er
ist Mir doch ein treuer Diener Meines Herzens und hat
schon viel gekämpft und gerungen in seinem Beruf. Sage
ihm nur, Ich lasse ihn herzlich grüßen; Ich werde Mich
an seine Seite stellen und seine Interessen zu den
Meinigen machen. Er möge die Sache überlegen und mit
seinem Freund beraten und dann tun, wie sie einig
werden.
Gute Männer finden sich in dieser Stadt;
Ich lobe die Männer dieser Stadt. Es soll den Priestern
kein Schaden sein, wenn sie die Männer anhalten, Mich zu
trösten; denn eine gar traurige Zeit wird die Zukunft
werden, eine gar traurige Zeit wird kommen, wo auch die
Besten in Gefahr kommen, in Gefahr geraten, aber
fürchtet euch nicht! Mit hocherhobenem Haupt sollt ihr
einhergehen, Trotz bieten dem Gespött der Welt, über
alle die Verfolgung hinweggehen. Zur rechten Zeit werde
Ich euch Hilfe senden. Fürchtet euch nicht! Mit
hocherhobenem Haupte, wie feuersprühende Löwen, sollt
ihr euren Feinden entgegentreten.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
178
Herz-Jesu-Fest 1897
„Ihr alle könnt eine heilige Theresia
werden!“
Jesus:
„Meine Tochter! Komm mit Mir, denn es
ist der Jahrestag, wo Ich dich Meinem himmlischen Vater
vorstellte als Meine Braut! Komm mit Mir, Ich will dir
die Schätze zeigen, die du als Meine Braut Mir
gesammelt, und zwar durch Mich gesammelt hast, nicht als
ob du deren würdig seiest, nicht als ob du durch deine
Verdienste etwas zustande gebracht. Nein, nein, du bist
ein armes Geschöpf wie alle Adamskinder, und was du
bist, das bist du durch Meine Gnade, und was du getan
und gewirkt, das tatest du in Meiner Gnade, also nicht
dein Verdienst ist es, nicht durch deine Tat und auch
nicht das Verdienst Meiner zwei Dienerinnen, durch die
es ausgeführt worden ist, Meine Luise und Mein Lieschen.
Sie benutzte Ich nur, um Großes zu wirken in Meiner
Kirche, in Meinem Reich, und alle, die sich darum
bemühen. Behaltet vor allem die Demut im Auge, das muß
Ich vorausschicken, ehe Ich euch einführe.
Seht, es ist das dritte Fest vorüber, wo
Ich euch zusammenführte und den Bund mit euch
geschlossen, wo Ich euch zu dritt einführte in die
Geheimnisse Meines Herzens. Und nun seht schon die
erfreuliche Früchte an dem Baum, den Ich euch gezeigt
und zwischen euch gestellt, an dem Baum, den Ich
gepflanzt in eure Mitte, der da ist der Liebesbund
Meines heiligen, göttlichen Herzens. Viele Blüten siehst
du prangen an diesem Baum, und nun liegt es in eurer
Hand und in den Händen Meiner Diener, daß diese Früchte
auch zur Reife gelangen und nicht etwa durch einen
kalten Hagelschlag oder durch ein Unwetter verdorben und
abgeschüttelt werden an diesem Baum.
Seht, all die Worte, die Ich durch dich
rede, die Meine Dienerinnen aufschreiben, und die Meine
Diener verbreiten überall, wo sie ein gutes Samenkorn
finden, ein gutes Erdreich; seht, die Saat ist in diesem
Erdreich bereits aufgegangen und steht in vielen, vielen
frommen Herzen. Ja, ja, der Vater hat seine Freude an
den Blüten, die da diesen Baum schmücken, der Heilige
Geist hat Seine Freude daran und ist bemüht, Sein Werk
zu vollenden in all den Herzen, welche die Schriften
lesen, zu fördern den Geist der Liebe, der Sanftmut und
Demut, zu fördern das Glaubensleben, die Zuversicht, und
überall entfaltet sich die Liebe in ausgiebigem Maße.
Nur schade, daß sich die Äste dieses Baumes nicht weiter
ausdehnen, daß sie noch allzu beschränkt sind.
Siehe, Meine Tochter, das Feuer, das du
gesehen im vorigen Jahr, das da ist die Liebesglut
Meines Herzens, der Feuerherd ist im Allerheiligsten
Altarsakrament, es schlägt höhere Flammen, die Flammen
schlagen weiter um sich, sie bleiben nicht mehr in dem
Kreis, wie du ihn voriges Jahr geschaut, nein, die
Flammen wenden sich bald nach rechts, bald nach links,
bald nach oben, bald nach unten. Es ist dieses ein
Sinnbild, weil viele Meiner Diener hineinblasen in
diesen Feuerherd und das Feuer, das da die Eigenschaft
hat, nie zu ruhen, das immer unruhiger hin und her weht,
wird um so unruhiger, je mehr Meine Diener hineinblasen.
Das Feuer bedeutet die Liebe Meines
Herzens, und daß du die Flamme bald nach rechts und bald
nach links, bald nach oben und bald nach unten sich
bewegen siehst, zeigt dir, daß es sich nicht mehr
beschränken will auf den engen Kreis derer, die Mich da
schon lieben und Mich zu entschädigen suchen. Nein, es
möchte hinausdringen um der Liebe der Liebenden willen,
es möchte auch andere mit fortreißen und allmählich
zieht es hie und da andere mit hinein, wenn ihr es auch
nicht seht, aber es ist so.
Um der Liebe der Liebenden willen
schlägt das Feuer umher, greift um sich, verzehrt alles
Unheilige, das da vor sich geht. Die lauen Seelen, die
bisher mir fremd gegenüberstanden, aber doch noch ein
kleines Fünklein des Glaubenslebens in sich bergen, sie
lassen sich, da sie von der Liebesglut Meines Herzens
hören, berühren und hinreißen, und das Feuer Meiner
Liebe, das da ausgeht aus Meinem Herzen, verzehrt
allmählich die Schlacken in ihnen und sie sind, ohne es
zu wissen, Kinder Meines Herzens.“
Und ich sehe N. um das Feuer herumgehen,
zwar verzagt, aber doch dieses Feuer anfachen. Ja, ich
sehe ihn, wie auch er von diesem Feuer verzehrt wird,
doch nicht so in dem Maße wie N. Seine Gestalt bleibt
matt und gebrochen.
Jesus: „Habe
nur guten Mut, Mein Sohn, es kommt die Zeit, wo auch du
von dem Feuer verzehrt, von der Flamme dieser Liebe
verzehrt wirst und hineinbläst in die Flammen, und
viele, viele wirst du noch herbeiführen. Siehe, zwar ist
noch matt und gebrochen dein Lebensgeist, aber in den
Herzen deiner Beichtkinder zündest du die Flamme an.
Werde nicht mutlos, Mein Sohn!
Siehe, hier hast du das Gegenbild von
dir selbst in diesem deinem Beichtkind. Sie bläst hinein
in die Flamme, sie als das Sprachrohr, das Ich benütze,
um viele, viele zur Erkenntnis Meiner göttlichen Liebe
herbeizuführen. Sie selbst ist so matt und schwach und
fühlt so wenig von der Liebesflamme, als ob sie gar
nicht vorhanden wäre, daß sie bisweilen glaubt, sie sei
auf dem Irrweg und gehe den Weg des Lasters.
Ihr beide seid bestimmt, vieles zu
wirken in Meinem Reich, und darum muß Ich so tun, um die
Demut zu wahren in Meinem Geschöpf, darum dürft ihr
nicht sehen, was Ich durch euch tue in Meiner Kirche.
Klein sollt ihr sein in euren Augen. Darum sollt ihr
nichts sehen als eure Schwachheiten.
Du aber N., du hast den richtigen Plan
gefaßt, fahre nur so fort, führe ihn nur aus. Wo du eine
Person findest, eine jungfräuliche Seele, wo du einen
Priester findest, der da ein gläubiges Gemüt hat und
sich von dir bearbeiten läßt, dem sage nur, daß er in
Einverständnis kommen muß mit den Lehrern und den
Kindererzieherinnen, weil ja die Welt überflutet ist mit
jungfräulichen Seelen, welche die Kinder erziehen
sollen; denn dem weiblichen Geschlecht ist die Anlage
dazu gegeben, denn weibliche Herzen sind mehr geneigt
zur Andacht und Frömmigkeit. Es ist ihnen von Meinem
Vater so gegeben, weil es bestimmt ist, die Kinder mehr
zu erziehen als der Mann.
Darum arbeite an den Pfarrern, wo sie
auch stehen, damit sie sich in Einklang setzen mit den
Lehrern und auch mit den Erzieherinnen, und diese durch
Frömmigkeit und gute Sitten der Jugend recht zur Seite
stehen, überall den Liebesbund empfehlen, die öftere,
heilige Kommunion empfehlen, denn nur von dieser Stätte
aus kann die Jugend dazu gebracht werden, sich oft an
Meinem Tisch einzufinden, am Tisch des Herrn.“
Barbara: „O
Herr, wie ist es denn mit der Tochter der Frau N., die
in London starb? Ist sie denn gerettet?“
Jesus: „Sie
ist nicht für ewig verloren, aber sie soll büßen, was
ihre Mutter an ihr gefehlt, sie soll büßen, bis es
Meiner Gerechtigkeit gefallen wird, sie zu erlösen ...
sie hat Mich verschmäht im Leben, sie hat sich von Mir
getrennt im Leben, nun will Ich Mich, solange die Welt
steht, von ihr trennen. Sie wird Mein Angesicht nicht
sehen, solange die Welt ist, bis dieses Geschlecht wird
vergangen sein, allen zum warnenden Beispiel, aber
verloren ist sie nicht. Sie ist ihrer Mutter immer
gefolgt, aber weil sie so große Menschenfurcht hatte,
auch noch auf dem Totenbett, und nicht mit Mut das nach
außen verteidigte, was sie in ihrem Innern empfand,
darum soll sie jetzt empfinden, was diese Menschenfurcht
für Schaden mit sich bringt. O die schnöde
Menschenfurcht, wie viel Schaden verursacht sie in
Meiner Kirche!
Du aber gehe noch einmal hin zu Frau N.
Mein Geist wird dich begleiten, und damit das Werk, das
Ich begonnen, in euch vollendet werde, sollt ihr Mir die
Beharrlichkeit entgegenbringen; durch eure
Beharrlichkeit wird Mein Werk gekrönt werden.“
Barbara: „O
Herr, die Schwester der Frau N., die in London
ausgesöhnt mit Dir starb, kommt hierher. Soll ich ihr
denn sagen, wie es ihrer Schwester in der Ewigkeit geht,
damit sie in sich geht?“
Jesus: „Die
glauben es nicht. Der tierische, sinnliche Mensch
begreift das Übersinnliche, das Übernatürliche nicht.
Viele, ja die treuesten und besten Kinder Meiner Kirche
glauben ja vielfach nicht, daß es möglich ist, auf
übersinnliche Weise etwas zu erfahren oder tun zu
können. Und doch ist es so! Ihr müßt euch nur
anschließen an das Leben Meiner Kirche. Ihr müßt nur
Schritt für Schritt ihr folgen, und ihr werdet sehen,
daß es etwas Übernatürliches, etwas Übersinnliches geben
muß und gibt; denn so wie Ich in dieser Meiner Dienerin
wirke und in jeder Seele, der Ich Meine Gnade zufließen
lasse, über die Ich Meine Gnade ausgieße, so lebt und
wirkt Meine heilige Kirche. Alles an ihr ist
übersinnlich und zugleich überirdisch und trägt das
Gepräge einer anderen Welt an sich; darum ist es auch
diesen sinnlichen Geschöpfen so undenkbar, so
unbegreiflich. Fürchtet nichts, Ich werde mit euch sein
und Meine Kirche trotz aller Anfeindungen, trotz aller
Schmähungen von seiten Andersgläubiger zum Siege führen.
Die Hölle wütet überall in all den
verschiedenen Glaubensgenossenschaften gegen Meine
allerreinste Braut. Jene möchte darauf ausgehen, diese
ihr verhaßte Kirche zu vernichten, weil sie allein die
vier Eigenschaften an sich trägt, die alle jene
Glaubensgenossenschaften nicht an sich tragen. Meine
Kirche muß aber dies erdulden, weil sie die heilige ist,
die jungfräuliche Braut Meines heiligsten Herzens; weil
sie die Trägerin der Heiligkeit ist und ihre Kinder zur
vollendeten Heiligkeit führen soll und auch führen wird.
Noch nie seit achtzehn Jahrhunderten
wird und soll ein anderes Jahrhundert bestehen, in dem
so viele Heilige gelebt haben und leben werden als in
diesem Jahrhundert: Heilige Priester, heilige Bischöfe,
ein heiliger Papst an der Spitze, heilige Ordensleute,
heilige Familienväter, heilige Familienmütter, heilige
Jungfrauen in den vier Mauern ihrer Zimmer, wie es schon
dieses Jahrhundert aufzuweisen haben wird; denn je
größer die Verführung, je umfangreicher das Laster, je
größer die Gefahren, desto glänzender die Tugend, die da
blüht in einzelnen Seelen. Der katholische Priester, der
da seines Amtes waltet mit Freimut und Entschlossenheit,
der da, ohne auf zeitliche Vorteile zu schauen, nur das
Wohl der unsterblichen Seelen zu fördern sucht, ist ein
heiliger Priester, auch wenn er noch so verachtet und
unbedeutend scheint, noch so großen Undank erntet von
seinen Untergebenen oder von seinesgleichen.
Der Ordensmann, dem Ich die Aufgabe
gegeben, das beschauliche mit dem tätigen Leben zu
verbinden, wenn er es tut, wie Ich gesagt, er ist ein
Heiliger, auch wenn man ihn am wenigsten dafür hält. Nur
Mut, Meine Söhne! Nur Mut, ihr Diener der katholischen
Kirche! Einstens kommt die Zeit, wo alles wird offenbar
werden, alle die Kämpfe, die ihr gekämpft, alle die
Mutlosigkeit, die ihr besiegt, alle die Sünder, denen
ihr zugeredet und nachgegangen seid; wenn sie sich auch
nicht bekehren, euer Lohn bleibt euch doch.
Nur Mut, ihr alle, ihr treuen Kinder!
Nur zusammenstehen zu einem Bund! Ausgegangen ist das
Übel aus Meiner Kirche. Weil sie reich gewesen, ist sie
üppig geworden, diese jungfräuliche Braut, und der
Reichtum, er schadet überall, am meisten aber an
derjenigen, die Meine Braut ist, die Braut des ärmsten
Jesus! Aber nur Mut, die Schäden werden beseitigt und
ein anderes Reich wird erstehen; Meine Kirche wird
erblühen wie noch nie.“
Und jetzt sehe ich die liebe Mutter
Gottes, wie Sie tätig, wie Sie beschäftigt ist für den
Liebesbund, alle diejenigen zu unterstützen, die das
Werk des Liebesbundes fördern. Wie es scheint,
vervielfältigt Sie Sich so oftmals, wie eine treue Seele
sich vorfindet.
Barbara: „O
Herr, wie sollen denn diejenigen, die guten Willens
sind, ihren Eintritt in den Liebesbund bewerkstelligen?“
Jesus: „Es
ist gut, wenn N. ein Register führt, weil der Mensch gar
sinnlich ist und etwas mit den Sinnen Wahrnehmbares in
Händen haben möchte. Gut ist es schon, aber es wird noch
wenig nützen, solange es noch so im Verborgenen ist,
doch kann es ja niemand schaden, auch wenn noch harte
Stürme kommen. Streben ja doch diejenigen, die
eintreten, nur Gutes an, und das Gute wird gefördert,
weil nicht wie bei vielen guten Genossenschaften das
Geld mitspielt; denn alles muß, ohne den geringsten
Geldverlust zu erleiden, bewerkstelligt werden. Niemand
darf eine Münze verlangen, Ich behalte das Mir vor,
damit niemand sagt und der heiligen Kirche vorwirft, daß
es Geldmacherei sei. Uneigennützig müssen alle
Mitglieder des Liebesbundes sein, alle, die teilnehmen
an dem Liebesbund, alle, die ihn fördern, alle, die
Mitglieder sammeln, alle, die sich bemühen, andere
herbeizuführen und den Priestern zuzuschicken. Kein
Geld, nichts, nichts darf eine Seele annehmen.
Man soll das Gute an Armen wirken und an
armen Priestern, wo ein Armer studieren möchte, wo ein
Jüngling ist, der sich zum Priester ausbilden will, oder
wo sonst die Not groß ist, wie in den Missionen, und
überall gibt es ja Zwecke, wo man seine Beiträge
anbringen kann, aber für dieses Werk darf nichts
genommen werden, alle die Zettel umsonst, es wird sich
schon eine Person finden, die Ich mit zeitlichen Gütern
gesegnet, die das Geld dazu hergibt, damit man alles
unentgeltlich austeilen kann.“
Barbara: „O
Herr, ich bitte Dich, sag uns doch zu unserer
Ermutigung, was eine Jungfrau, die guten Willens ist,
fertigbringen kann, denn weil wir Jungfrauen in der Welt
für nichts tauglich gehalten werden, traut man sich
selbst auch gar nichts zu und erschrickt, wenn man von
der heiligen Theresia hört, daß sie so viele Seelen
durch Gebet gewonnen, wie der heilige Franz Xaver durch
sein Wirken.“
Jesus: „Diese
kann so viel fertigbringen, daß Ich um einer Jungfrau
willen ein ganzes Land verschone. Was eine heilige
Theresia konnte und tat, könnt auch ihr, ihr treuen
Seelen, ihr jungfräulichen Seelen. Theresia war auch ein
Adamskind wie ihr alle. Und lest nur ihr Leben, und wenn
es ausführlicher geschrieben wäre, so würdet ihr sehen
können, was für ein armseliges Menschenkind sie war,
aber die Ausdauer und der feurige Eifer, womit sie sich
selbst ertrug, ihre Schwächen erduldete und nicht mutlos
ward, ihr feuriger Eifer, womit sie Meine Rechte
verteidigte, indem sie überall, wo sie konnte, das Feuer
der Gottesliebe anzublasen bemüht war, machte sie zu
dem, was sie ist, verlieh ihr die Gnade der
Beharrlichkeit bis ans Ende, und allmählich geht eine
solche Seele ein in Meine Geheimnisse, wird überirdisch
noch in diesem Jammertal. Nur Mut, ihr jungfräulichen
Seelen! Ihr alle könnt eine heilige Theresia werden!
Auch sie aß und trank und schlief und erholte sich. In
allem könnt ihr Mich finden!“
Inhaltsverzeichnis Band 2
179 Fest Mariä
Heimsuchung 1897
„Leiden und Verdemütigungen sind der
einzige Weg, der Meine Kirche aufrechterhalten wird.“
Lied: Zu dir, o Maria ... Barbara hatte
vom Herrn gehört, daß eine Verwandte ein Knäblein
bekommen würde. Jedoch kam es anders. Dadurch entstand
Gelächter bei den Verwandten. Aber statt dessen gab Er
uns die Bekehrung einer Seele, um die wir schon lange
und immer wieder vergeblich den Herrn angefleht hatten.
Barbara: „O
Herr, ich habe gar keine Lust mehr, ich klage nicht
mehr, aber ich glaub’ es auch nicht mehr, wenn Du auch
noch Deinen Spott an mir hast, o Herr. Ja, ich bin gar
nicht mehr so leichtgläubig, heute bist Du mir
Schuldner. Ich weiß es, daß ich eine armselige Sünderin
bin, und daß Du die unendliche Majestät bist. Das habe
ich immer geglaubt und deswegen mich ganz ohne Vorbehalt
Dir überlassen, und wenn ich falle, so hast Du mich in
das Gewühl des Tages hineingeworfen, Du hast es gewollt,
indem Du mich hineingestellt.
Siehst Du, seitdem Du mir die Last ein
wenig erleichtert hast, wie da mein Herz mit Dir
verkehren möchte. Du, die unendliche Majestät Gottes,
hast mich durch Dein Blut erlöst; Du hast mir den
Heiligen Geist gesendet, Du hast mich geheiligt im
Sakrament der Firmung, und dann bist Du in der heiligen
Kommunion eine so innige Vereinigung mit mir
eingegangen, daß ich Dir recht dankbar sein muß.
Aber siehe, diese Gnade bietest Du allen
Menschen an und sogar in Hülle und Fülle, wenn sie nur
guten Willen zeigen; aber auf so außergewöhnliche Weise
die Menschen zu führen, ist doch eine recht heikle Sache
und für mich arme Sünderin eine recht schwierige zudem.
Ich habe nichts gescheut, alle die Leiden und Umstände,
die diese Aufgabe mit sich brachten, freiwillig
hingenommen; denn Du hast ja gesagt, daß Du mich nicht
zwingst dazu. Und jetzt, da ich jahrelang für eine
Närrin hingehalten worden bin für Dich, spielst Du mir
solche Streiche! Verzeihe mir, daß ich glaube, es sei
der böse Feind, daß ich zweifle und böse bin und Dir
nicht mehr folgen will!
Mein Jesus, Du winkst mir! Du bist heute
aber außergewöhnlich liebenswürdig, warum denn? Ja, ich
traue Dir nicht mehr! Wenn Du es wirklich bist und nicht
ein anderer Geist, dann sage es mir, wie es denn kommt,
daß ich manchmal etwas erfahre, und zwar deutlich, und
Du es ganz anders lenkst, als ich es erfahre, wo ich
doch glaube, daß Du es mir gesagt oder Deine heilige
Mutter oder ein Seliger des Himmels.“
Jesus: „Meine
Tochter! Du mußt wissen, daß Mein Herz betrübt und
bedrückt ist, tief bedrängt und bedrückt, daß Es in
einer Zeit steht, die gar so schlimm ist, und doch ruhig
bleibt, ruhig auf Seinem Posten. Mein Herz schlägt Tag
und Nacht im Heiligsten Sakrament unter euch, ob es Dank
erntet oder Undank, ob Menschen da sind, die Ihm ihren
guten Willen entgegenbringen oder nicht. Mein Herz
bleibt unerschütterlich treu Seinem Beruf, immer wieder
treu Seinem Beruf. Versteht ihr Mich, Meine Kinder?
Als Ich von euch schied, als Ich die
Welt verlassen und wieder heimgehen wollte zu Meinem
himmlischen Vater, da sann Ich ein Mittel aus, um diese
Menschheit, um derentwillen Ich den schönen Himmel, den
Schoß Meines Vaters verließ, nicht allein zu lassen, da
sann Ich ein Mittel aus, um zu Meinem Vater zurückkehren
zu können und doch bei Meinen Brüdern, Meinen Schwestern
zu bleiben, sie nicht verlassen zu müssen. So lieb bist
du Mir, so lieb seid ihr alle Mir, daß Ich Mich zu eurem
Genossen machte, daß Ich Mir einen Beruf erwählte, der
Mich fesselte mit starken Banden an euch. Dieser Beruf
ist es, der Mich im Tabernakel festhält, und die Bande,
die Mich halten, das ist die Liebe zu euch, zu den
Menschen.
Siehe nun, wie viele da sind, die Mir
untreu werden, die nicht mehr zu Mir kommen, die Mich
verspotten, die Mich lästern tagein, tagaus, jahrein,
jahraus, bis zum letzten Atemzug ihres Lebens, und das
Band der Liebe, das Mich an sie fesselt, ist nicht
gelöst, solange Meine Gerechtigkeit diese Seele nicht
von der Erde hinwegnimmt. Das Band der Liebe umschlingt
die Seele bis zum Tod. Nun aber, wer soll diese
Gerechtigkeit überbrücken, wer soll diese Barmherzigkeit
besänftigen? Meine Barmherzigkeit ist unendlich groß,
größer als die gesamte erschaffene Schöpfung, größer als
alle Welten zusammen, sie ist unendlich, und dieses
Geschöpf, das diese Barmherzigkeit mit Füßen tritt, ist
und bleibt aber doch Mein Bruder, Meine Schwester. Wer
soll Mir nun Beihilfe leisten, wer soll Mir nun
beistehen in Meinem Beruf, da Ich ja doch in der ganzen
sichtbaren Schöpfung keinen Beruf allein gestellt? Jedem
Beruf habe Ich seine Beihilfe gegeben.
Der Priester, der sich den heiligen
Beruf erwählt, Priester zu werden, ihm habe Ich Beihilfe
gegeben in seinem priesterlichen Amt. Fromme Seelen, die
ihn unterstützen sollen, um das Samenkorn, das er
ausstreut, auch hie und da hineinzubringen auf ein
unfruchtbares Erdreich. Da muß Ich die Seelen benützen,
die den Boden auflockern und ihn aufrütteln, damit das
Samenkorn, das da durch Meine Diener hineingestreut
wird, nicht überwuchert werde, und hätte Ich dem
Priester keine Beihilfe gegeben zu seinem Beruf, er
würde allein wenig ausrichten. Dem Vater, der Mutter,
die Ich berufen in den Ehestand, ihnen habe Ich Beihilfe
gegeben; diejenigen, die Ich für Mich bestimmt, die sich
ganz Mir weihten, habe Ich zusammengeführt, in einer
Genossenschaft zu leben, und wenn nicht in einer
Genossenschaft, dann wie die Jungfrauen in der Welt. Es
ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, deswegen habe
Ich euch zu dritt zusammengeführt, damit auch ihr nicht
allein steht, um der Welt zu zeigen, daß Ich jedem Beruf
Beihilfe geben will.
Es gibt Stunden, wo der Mensch allein
erliegen würde, wenn er nicht hie und da sich halten
könnte an einen anderen Menschen. Nun aber, da Ich
diesen Beruf erwählt habe, denn als Gott beherrsche und
regiere Ich den ganzen himmlischen Hof, bin Ich aber im
Allerheiligsten Sakrament nicht nur Gott, sondern auch
Mensch, und obwohl Mir der ganze himmlische Hof zu
Gebote steht und Tag und Nacht Ich bedient werde von den
himmlischen Geistern, obwohl Ich Tag und Nacht angebetet
werde von Meiner lieben Mutter und von den Heiligen, je
nach den Ständen und dem Unterschied, wie sie Mich auf
Erden geliebt und angebetet, denn jene Seelen, die Mich
am meisten im Heiligen Sakrament geliebt und geehrt, tun
es auch, solange die Welt besteht, mit Vorliebe mehr als
andere. Auch sie beten Mich an und umringen euch, wenn
ihr vor dem Tabernakel erscheint. Jene Heiligen sind es,
die sich mit Vorliebe mit euch vereinigen, die
desgleichen auf Erden auch getan.
Ich will hier Seelen, die Mich in Meinem
Beruf unterstützen, und diese sollt ihr sein, ihr
Geschöpfe, die Ich erschaffen, ihr Kinder der
katholischen Kirche. Euch verlange Ich um Meinen
Tabernakel, euch will Ich sehen, um euch will Ich das
Band der Liebe schlingen, und da nun so viele Meiner
Brüder und Schwestern fern bleiben von Mir, Meiner
spotten und lästern, so sinne Ich auf Mittel, um Meine
Barmherzigkeit ausüben zu können an diesen Geschöpfen.
Und wer, meint ihr wohl, wen Ich Mir erwählt habe, um
Brücken zu bauen? Euch habe Ich erwählt, euch, Meine
liebsten Kinder, ihr alle, die ihr teilnehmen wollt an
dem Liebesbund.
Durch euch will Ich Brücken bauen, um
Meine Gerechtigkeit zu überbrücken, ihr sollt die
Schwestern der Barmherzigkeit sein, und wie anders könnt
ihr denn diese Brücken bauen, als wenn Ich euch Spott
bereite, das Gelächter eurer Mitmenschen errege, damit
ihr jene Geschöpfe, die Meiner spotten, die Mich
verlachen und bis zum letzten Atemzug Meiner spotten,
wieder gewinnen könnt. Also seid zufrieden, wenn hie und
da etwas vorkommt, wodurch ihr das Gerede eurer
Mitmenschen erregt, und ein wenig bewitzelt und
bespöttelt werdet. Seht, den Beruf, den ich euch
gegeben, sollt ihr so wacker und tapfer ausüben wie Ich.
Oder ist es euch nicht genug, wenn Ich euch zu Meinen
Gehilfinnen Mir erwähle, daß ihr Mich unterstützen
sollt? Liebhaber habe Ich viele in der Welt, auch viele,
viele eifrige Diener.
Ja, Ich lobe den Eifer Meiner Diener.
Aber solche, die um Meinetwillen Spott erleiden und
selbst von denen, die Meine Stelle vertreten, selbst von
solchen, die gute Christen sind, dazu finde Ich wenige,
wenige in der Welt. Versteht ihr Mich, Meine Kinder?
Wenn du nun, Meine Kleine – so nenne Ich dich jetzt
auch, denn sobald eine Seele über sich weggeht und tut,
was Ich ihr sage, so ist sie klein geworden in Meinen
Augen -, wenn du, Meine Luise, über dich weggehst,
dadurch kannst du Mir und könnt ihr Mir Seelen zuführen,
und dieses ist es, was Ich verlange; ob in Erfüllung
geht, was euch nun ein wenig Ehre eintragen würde und
einem guten Ehepaar Freude machte, ist nicht viel daran
gelegen. Jenes Ehepaar ist gut und fromm und treu in
Meinen Geboten, und die Kinder, die Ich ihnen schenke,
werden sie erziehen nach Meinem Willen, und Mir steht es
frei, welches Kind Ich für Mich berufe. Dies alles ist
einerlei. Mir ist nur darum zu tun, Seelen zu retten,
und durch Verdemütigungen kannst du und könnt ihr Seelen
retten.
Also, ihr Priester, versteht ihr Mich?
Solange die Welt so abwärtsgeht, solange der Strom der
Zeit abwärtsfließt, solange die vielen Seelen, die da
verlorengehen, nicht anders können gerettet werden als
durch Leiden, durch Sühneleiden, durch Verdemütigungen,
durch Spott und Hohngerede, selbst von denen, die euch
vorstehen und unterstützen sollen, solange werden noch
Dinge vorkommen, so ähnlich wie hier bei diesen Meinen
Dienerinnen.
Seht, es ist einmal der Fels Petri Meine
heilige Kirche, die Ich gegründet und gestiftet habe, es
ist nun einmal dieses der Fels, auf den Ich Meine Kirche
gebaut, und doch scheint es jahraus, jahrein, als ob es
umgekehrt wäre. Ihr seht alle eure Opfer unbelohnt, ihr
seht, wie es immer abwärts geht trotz all eurer Mühe und
des Gebetes Meiner Kirche. Schon zwölf, ja dreizehn
Jahre ermahnt Mein Statthalter in Rom und fordert seine
Diener auf zum Gebet, und in erhöhtem Maße zum Gebet,
und doch scheint alles verloren, und mit immer mehr
Spottreden und Verdemütigungen werdet ihr überhäuft, ihr
Diener.
Also, so ist es hier bei Meiner
Dienerin! Sie soll und muß den Kreuzweg gehen, den
eucharistischen Kreuzweg; sie soll und muß Mich
unterstützen in Meinem Beruf; sie soll und muß euch
unterstützen in eurem Beruf. Darum lacht und spottet ihr
nicht, wenn Dinge vorkommen, worüber die Welt lächelt
und spöttelt. Seht nur, die ganze Geschichte Meiner
Kirche, Meiner jungfräulichen Braut, ist in ihr
verwirklicht. Ihr sollt euch überzeugen von dem, was Ich
zu euch spreche, von den Worten, die Ich durch sie an
euch richte. Seht, wenn Ich diese Sprache durch einen
Gelehrten, durch einen in der Theologie und Dogmatik
Unterrichteten und Gelehrten an euch richtete, dann
würdet ihr sagen: Ja, er ist gelehrt und diese Sprache
hat er aus seiner Glaubenslehre.
So aber richte Ich diese Sprache durch
eine arme, ungebildete Frauensperson an euch, die, wenn
sie zwei oder drei Sätze mit euch sprechen soll, ein
wenig tiefgehend, ein wenig gelehrt, dann errötet sie,
weil sie in ihrer Albernheit, in ihrer Einfachheit als
einfaches, dummes Landmädchen nicht mehr gelernt hat und
versteht.Den Liebesbund will Ich errichten, und alle,
die glauben, daß Ich im Allerheiligsten Sakrament des
Altares zugegen bin, müssen zu einem Bund
zusammentreten, denn Ich wiederhole euch, daß die Zeit
gekommen ist, wo Satan mit aller Wucht, mit aller
Entschiedenheit, mit aller Energie auftritt in Meiner
sichtbaren Schöpfung.
Ich habe es dir an einer anderen Stelle
schon einmal erklärt, daß damals, als Satan noch ein
Lichtengel war, er von der Gottheit großen Einfluß auf
sich vereinte. Er wohnte in einem unzugänglichen Lichte,
und das Licht der Gottheit überschattete, überstrahlte
ihn in überreichem Maße.
Deswegen hatte er viel hineingeschaut in
die Tiefe, in die Abgründe der Gottheit, er hatte viel
geschaut in die Pläne der Gottheit, und weil nun die
unendliche Barmherzigkeit Gottes und Seine unendliche
Liebe die Welt erschaffen wollte, um Sich in ihr zu
verherrlichen, um Sich in der Menschheit zu erfreuen,
und der Himmel, der nun erschaffen war mit allen seinen
Himmelsbewohnern, und diese Geister, die ihm da so
ähnlich waren und von Seiner Gottheit so reichlich
überschattet waren, daß sie diese arme Menschheit doch
weit überstrahlten, denn der Mensch, die zweite
Schöpfung, die Gott ähnlich sein sollte, war doch bei
weitem schwächer, also nicht so vollkommen wie die erste
Schöpfung, weil Ich in gewissem Sinn eine Abstufung
erschaffen wollte. Die erste Stufe jener
Gottebenbildlichkeit sollten die Engel, die himmlischen
Geister sein. Die zweite Stufe Seiner
Gottebenbildlichkeit dagegen der Mensch.
Nun aber sollten beide Abstufungen eine
Prüfung bestehen, denn sie waren doch beide, obwohl Gott
ähnlich, doch nicht wie Er, also nicht Götter wie Gott
Selbst. Und da Er die erste Stufe nur prüfen wollte
durch die zweite Stufe Seiner Erschaffung, so mußte der
Mensch, den Er mit Fleisch umgeben wollte, das Mittel
sein, um diese Prüfung zu verwirklichen.
Der Mensch ging aus der Schöpferhand
hervor als ein reines Wesen, wie jene Schöpfung, die
Mich umgab, aber er war genommen aus der Materie der
Erde. Sein Leib war genommen und gehörte demnach dem
Schöpfungsteil an, den Ich dereinst wieder in sein
Nichts zurückfallen lassen will. Dieses war ein Plan,
der in beiden Fällen Meine Gerechtigkeit und Meine
Barmherzigkeit befriedigen sollte. Meine Gerechtigkeit,
weil der Engel nur ein reiner Geist war, weil er Mich
Tag und Nacht schaute, weil er in einem unzugänglichen
Lichte wohnte, weil er nicht genommen war aus einer
Materie, die da dereinst wieder in ihr Nichts
zurückfallen würde, weil er ein reiner Geist war, ganz
nach Meinem Ebenbild erschaffen und eingeweiht in Meine
Geheimnisse, erschaffen wurde in ungetrübtem Glück, nur
geschaffen war zum Lieben und zum Dienen, und wieder zum
Lieben und zum Dienen, denn sein Dienst war ihm kein
Joch, er bewirkte in ihm die Liebe, und die Liebe bewog
ihn zum Dienen; denn er schaute Meine unendliche
Schönheit, Meine unendliche Liebenswürdigkeit.
Meine Barmherzigkeit sollte befriedigt
werden, indem Ich den Menschen, die zweite Stufe Meiner
Erschaffung, mit Fleisch umgab und deswegen, weil er
diesen zerbrechlichen Leib mit sich herumträgt, und der
genommen ist aus der dereinst in sich zurückfallenden
Erde und deswegen hinneigt zu dieser Erde und bedeutend
schwächer ist und nicht so rein erschaffen wie jene
Geister, die Ich so rein erschaffen und in
unzugänglichem Lichte wohnen hieß. Nun sollt ihr wissen,
ihr Völker, und besonders ihr Priester, warum jetzt
Satan so wütet.
Seht, als er nun die Prüfung nicht
bestand, wandte sein ganzer Haß, seine ganze Bosheit,
sich den Menschen zu, um dessentwillen er so schrecklich
gestraft wurde. Aus Barmherzigkeit und um Meine
Gerechtigkeit zu befriedigen, denn Ich muß dies tun, Ich
muß als Gott so handeln, gerecht und heilig und
barmherzig und liebevoll, so gab Ich ihm einen Teil des
Lichtes mit, das er im Himmel in Meiner Nähe, in Meiner
Umgebung, besaß.
Er hat noch Licht, aber dieses Licht
beschränkt sich nur auf dieses Weltall, auf diese
erschaffene Schöpfung, und vieles durchschaut Satan in
der Schöpfung. Manchen Menschen kann er deswegen
schaden, weil er in gewissem Sinne und eine Zeitlang
teilnimmt an Meiner Allwissenheit. Er weiß viel, und er
weiß, wenn die Zeit gekommen ist, wo die Welt abgewichen
ist, wo sie gottlos geworden ist, daß da Meine
jungfräuliche Braut, die heilige Kirche, wenig Einfluß
auf diese Menschheit hat und ausüben kann, weil die
Menschheit zu gottlos ist: dann, ja dann wähnt er, sein
Reich aufzuschlagen und sich dieser Menschheit zu
bemächtigen, und dann, wenn er die ganze Menschheit
unter seinem Dienst sieht, wähnt er, sich als Gott
aufzuwerfen und zu herrschen die ganze Ewigkeit über
diese sichtbare Schöpfung.
Dennoch hat Satan dieses Licht nicht
überkommen, daß nämlich die Welt einmal in ihr Nichts
zurückfällt, auf ewig verschwindet. Dieses Licht hat ihn
nicht überkommen. Er glaubt, es komme eine Zeit, wo er
aus dieser schrecklichen Qual, in der er sich jetzt
befindet, werde befreit sein, und werde seinen Thron
aufschlagen über diese zweite Schöpfung und so herrschen
neben Mir durch die ganze Ewigkeit, Mir gleich, denn
listig, wie er ist, ist er doch ein Geschöpf und hat
etwas Dummes an sich, wie die Menschen sich ausdrücken:
Dummheit und Verblendung!
Die Zeit ist nun gekommen, wo Satan
schrecklich wütet, wo er alles zu verschlingen droht,
und wartet nur noch ein paar Jährchen und ihr sollt
sehen, wie Satan sein Reich aufschlägt, welche Triumphe
die Hölle feiert. Darum heißt es einstehen mit aller
Entschiedenheit, einstehen für Meine Rechte.
Du, Meine jungfräuliche Braut, bist tief
betrübt, du dauerst Mich, weil du so traurig
einhergehst, Ich habe Mitleid mit dir, Ich möchte dir
helfen! Du bist tief betrübt wegen deiner Kinder, die du
so sehr beweinst, und die du wieder gewinnen möchtest.
Ich möchte sie dir alle wieder zuführen, aber siehe, Ich
brauche Stützen, Ich brauche Helfer und Gehilfinnen, und
diese Stützen und Gehilfinnen sind die treuen Kinder der
katholischen Kirche.
Darum auf, liebe Seele, kein Spott,
keinen Hohn, keine Verdemütigung sollst du dir ersparen,
mit freier Stirn hintreten vor jene, die sich von Mir
gewandt. Du aber, o Priester, sollst mit Freimut, mit
Löwenmut, hintreten auf die Kanzel.
Ich bitte dich noch, Meine Kleine, diese
Abschrift, die Ich heute an euch gerichtet und durch
euch an viele, ja an alle richten möchte, die noch an
Mich glauben, vor allem Meinem Freund zum Lesen zu
bringen, und auch diesen Spott sollst du noch hinnehmen,
er soll es durchlesen, gut durchlesen und studieren, er
soll danach handeln als ein echter Weltmann, der frei
seinen Glauben bekennen will; denn an der Männerwelt,
die Ich zu Meiner Fahne stellen will, ist viel gelegen.
Er soll es nur lesen, du sollst es ihm in die Hände
geben.“
Barbara: „O
Herr, wen meinst Du denn eigentlich, N. oder N.?“
(Worauf der Herr sagte, es seien beide.)
„O Herr, was soll ich denn mit Frau S.
anfangen? Denn sieh doch, ich richte gar nichts aus, sie
läßt sogar vor mir die Türen verschließen. Soll ich denn
wieder hingehen?“
Jesus: „Ich
habe dir ja in der ganzen Belehrung gesagt, daß du
nichts scheuen sollst, kein Gerede, kein Gespötte, keine
Bosheit der Hölle, weil sie diese Seele und alle
Bewohner in ihren Klauen hat. Durch den Freimut, womit
du vor die Mädchen trittst, will Ich diese Seele retten.
Ich habe dir Meinen Schutz versprochen, und Ich werde
Mein Wort halten, wenn auch nicht alles gelingt in dem
Maße, wie ihr meint. Seht auf Meine jungfräuliche Braut.
Seht doch, wie sie wartet und wartet, und alles scheint
umsonst. Werdet nicht müde, Verdemütigungen und Leiden
auf euch zu nehmen. Leiden und Verdemütigungen sind der
einzige Weg, der Meine Kirche aufrechterhalten wird.“
Barbara: „O
Herr, soll ich denn trotzdem auch immer noch in dieses
andere Haus gehen?“
Jesus: „Tue
es nur! Der Spott und die Verdemütigung sind deine
Ernte. Klein sollt ihr werden, klein in euren Augen, und
darum diese Verdemütigungen. Und nun, Meine Kleine,
wirst du jetzt zufrieden sein, oder bist du Mir noch
böse, weil Ich dir den Streich gespielt? Warum wolltest
du Mir heute entfliehen, du arme Kleine, du wolltest Mir
entfliehen?“
Barbara: „Ja,
mein Jesus! Es ist halt doch noch der Stolz in mir und
demütige mich nur, bis ich über alles gleichgültig
hinweggehe. Nun aber sehe ich meine Schwester von A.
neben mir. Warum denn?“
Jesus: „Ja,
weil sie neben dir steht!“
Barbara:
„Also ist sie eingereiht in unseren Liebesbund?“
Jesus: „Ja,
ja, sie ist eingereiht und auch deine Schwester, aber
diejenige, die auch Spott und Unrecht für Mich leidet,
wie deine Schwester in A., ist näher bei Mir. Und grüße
sie und grüße Mir alle, die in dem Liebesbund stehen,
welche die Worte, die Schriften lesen, alle, die nach
Mir verlangen, alle, die guten Willens sind!“
Schon seit Juli 1896 baten wir
wiederholt den Herrn um die Bekehrung der Frau N.,
erhielten aber stets eine abschlägige Antwort, wie etwa:
„Empfehlet Mir doch lieber die Armen. Seht doch, diese
Frau, die alles in Hülle und Fülle genießt und die,
anstatt Mir dankbar zu sein, Meine Wohltaten gebraucht,
um Mich zu beleidigen.“ Manchmal gab Er auch gar keine
Antwort, sondern schüttelte mit dem Kopf: „Nein, nein,
nein!“ Vor einiger Zeit aber ließ der Herr die Bemerkung
fallen: „Solange noch der Atem ein- und ausgeht, sollt
ihr die Hoffnung nicht aufgeben.“
Da dachte N. bei sich, jetzt will ich
Ihm mal den guten Willen entgegenbringen und hingehen,
wiewohl ich weiß, daß Frau N. mit ihren Mädchen
abgemacht hat unter Strafe der Enterbung, jeden die
Treppe hinunterzuwerfen, wie sie sagte, der ihr von Gott
spreche, weshalb bisher jeder Priester an der Türe
abgewiesen wurde. Vielleicht knüpft Gott Seine Gnade an
den Besuch, und dann habe ich doch den Trost, nichts
versäumt zu haben.
Das erste Mal fügte es Gott, daß Frau
N., nichts ahnend, N. mit ihrer Begleiterin als alte
Bekannte mit mehr als herzlicher Freude aufnahm, und
während ihre Begleiterin sich mit ihrer Haushälterin in
einem anderen Zimmer unterhielt, dachte N., wiewohl es
ihr leid tat, alles umzustimmen: Jetzt gilt es, jetzt
oder nie! Und ging ihr energisch zu Leibe und redete ihr
von der Ewigkeit, von der Hölle, dann von der
Barmherzigkeit Gottes bis zum letzten Atemzug; von der
liebevollen Fürsprache und Macht der lieben Mutter
Gottes während fast zwei Stunden mit so eindringlichen
Worten, die ihr Gott eingab, daß Frau N. sich öfters die
Tränen aus den Augen wischte, und als N. sie fragte, ob
sie denn glaube, daß Gott dem größten Sünder sofort
verzeihe, wenn er nur einmal aus Herzensgrund sage: Es
reut mich, Dich beleidigt zu haben, da sagte sie: „Ja,
das glaube ich.“
Als N. dann sagte: „Gott trägt nichts
nach, Er ist die Güte Selber,“ sagte sie: „Ja, Er ist
die Liebe und Freundlichkeit Selber.“ Als N. ihr
erklärte, welch ein Trost in der heiligen Beichte liege,
wie dies N. und N., ihre Bekannten, auch erfahren hätten
und sie fragte, ob es ihr denn schwer dünke, sagte sie:
„Nein, das ist nicht schwer!“, und sie versprach, sich
bald mit Gott auszusöhnen. Als N. aber fragte, ob sie
ihr einen Priester besorgen solle, sagte sie: „Das will
ich selbst besorgen.“
Als N. aber nach sechs Tagen wieder zu
ihr kam, war alles anders. Ihr Dutzfreund, Geheimrat N.,
ein Freimaurer, war bei ihr und hatte ihr die Ewigkeit
und Gott wieder ausgeredet und ihr gesagt, sie wollten
lieber miteinander in die Hölle. Die Haushälterin sagte
gleich: „Frau N. hat die ganze Nacht nach ihrem Besuch
nicht geschlafen, sie hat fortwährend geseufzt.“ N.
sagte: „Besser ist es, einmal eine Nacht nicht zu
schlafen, als in Ewigkeit in Verzweiflung zu liegen.“
Aber die Haushälterin bat N., morgen
wieder zu kommen, sie hoffe, es fertigzubringen, daß sie
vorgelassen werde. Am anderen Tag sagte die
Haushälterin, sie werde aus ihrem Dienste entlassen,
wenn sie N. nochmals zu ihr lasse. Frau N. habe gesagt,
sie verzichte auf ihre Besuche, sie möge sie mit Ruhe
sterben lassen, sie wolle sich nicht bekehren, sie wolle
in die Hölle, wo Musik wäre, und wo überhaupt der Himmel
wäre!
Trotzdem schickte der liebe Heiland N.
wieder hin, wiewohl Frau N. jedes Mal um diese Stunde
die Türe schließen ließ, aus Furcht, sie käme herein. N.
ging auf Wunsch des Herrn täglich hin unter großen
Ängsten wegen des Freimaurers N., der täglich kam, und
ließ ihr sagen: „Wenn Frau N. auch auf ihre Besuche
verzichte, so verzichte N. nicht so leicht und schnell
auf ihr ewiges Glück, der Himmel sei, wo Gott sei. Die
sechzig Millionen Märtyrer der heiligen Kirche seien
auch keine Esel gewesen, darunter habe es königliches
und fürstliches Blut gegeben und größere Männer als ihr
Freund N., wie ein Kanzler Thomas Morus; und noch zu
unserer Zeit habe es gescheitere Ärzte gegeben, wie
Pasteur und Récamier, die sich anders für die Ewigkeit
vorgesehen hätten wie N. und dergleichen.“
Und weil N. mit ihr nicht reden konnte,
so sprach sie um so energischer den Mädchen zu und
brachte ihnen auch jedesmal kleine Geschenke mit, um mit
der sinnlichen Gabe die übersinnliche anzubringen. Als
N. darauf wiederkam, bestanden die Mädchen wieder
darauf, N. nicht vorlassen zu dürfen, sagten aber, daß
Frau N. bereits gestern nach ihrem Besuch, wiewohl sie
wieder die Türe verschlossen hatte, angefangen habe,
ganz laut, ohne sich zu schämen, das Vaterunser und das
Ave Maria zu beten.
Als N. Tags darauf wiederkam, sagten die
Mädchen, der Geheimrat habe sie beide hereingerufen und
gesagt: „Sagen Sie Frl. N., sie möge die Frau mit Ruhe
sterben lassen, und ich käme selbst zu ihr und wolle es
ihr sagen.„ Da sagte N.: „Sagen Sie ihm, er solle nur
kommen, ich wäre ihm gewachsen, ich werde ihm die
Lektionen lesen.“
Er kam aber nicht. So energisch mußte N.
auftreten, um den Mädchen Mut zu machen, die aus Angst
vor ihm keine Priester rufen ließen, denn, sagten sie,
er würde uns bei den Ohren nehmen und die Treppe
hinunterwerfen.
Endlich fügte es Gott an einem Freitag,
daß der Freimaurer in ein Kurbad reiste, und am Morgen
seiner Abreise noch, als Frau N. schwächer wurde, riefen
die Mädchen den hochwürdigen Herrn Pfarrer. Sie bekam
zunächst die heilige Ölung, weil die Schwäche zu groß
war, und als mittags die Schwäche nachließ, konnte sie
auch beichten. Nach der Beichte sagte Frau N. selbst zu
den Mädchen: „Betet, betet,“ und sie fing selbst an, das
„Gegrüßet seist Du Maria„ zu beten, und so mußten es ihr
die Mädchen an die neunzig Mal vorbeten, und wenn sie am
Ende waren, fing sie selbst wieder an. In der Nacht
befiel sie ein Schlaganfall und sie konnte nur noch
gebrochen sprechen. Die Mädchen flüsterten ihr von da an
von Zeit zu Zeit Akte der Reue zu, und so lebte sie noch
vom Freitag bis zum Dienstag und starb im Gebet. Während
der heiligen Wandlung am Freitag erschien sie Barbara;
sehr, sehr traurig, arm und alt eingeschrumpft
aussehend, und es wurde Barbara gesagt, daß dieses
Aussehen deren große Armut bedeute.
Jesus: „Weil
sie sich nur bekehrt hat aus Furcht vor der Hölle
allein, so muß sie Meine Gerechtigkeit fühlen. Wenn sie
aus Liebe zu Mir ihre Sünden bereut und den Tod
hingenommen hätte zur Buße dafür, so hätte Ich sie
begnadigt und all ihrer Sünden nicht gedacht.“
Einige Tage darauf begegnete N. eines
der Mädchen und sagte: „Fräulein, wenn Sie nicht immer
wieder gekommen wären und hätten uns so aufgeklärt und
Mut gemacht, so hätte ich nie und nimmer den Mut gehabt,
hinter dem Rücken meiner Schwester den Herrn Pfarrer zu
rufen. Denn manche Träne habe ich schon geweint, wenn
ich meine Schwester sagen hörte, ich will mit Frau N. in
die Hölle gehen.“
Letztere war nämlich sehr ungläubig.
Daraus erkannte N., daß der liebe Heiland nicht umsonst
gesagt, N. solle hingehen, obwohl sie verschlossene
Türen vorfand. Aber auch das andere Mädchen, das sehr
gelitten hatte durch die ungläubige Umgebung, so daß es
keine Kirche mehr besuchte, sagte mir: „Es gibt doch
einen Gott, denn sonst hätte Frau N. nicht fortwährend
gerufen, ach Gott, ach Gott, und gebetet. Ich will aber
jetzt eine gute Generalbeichte ablegen und Gott wieder
dienen, wie es früher war.“
Die beiden Mädchen waren nur so
eingeschüchtert, weil Frau N. und der Geheimrat ihnen
eingeschärft hatten, sie würden von der Erbschaftsliste
gestrichen, wenn sie einen Priester rufen ließen. Frau
N. hatte an vierzig bis fünfzig Jahre nicht mehr
gebeichtet und keine religiösen Pflichten mehr erfüllt
und alle Priester, die zu ihr kommen wollten,
fortgeschickt.
180 Großes
Gebet in der St.-Ignatius-Kirche 1897
„Die Sünden derjenigen, die ihr Meinem
Herzen zuführen sollt, müßt ihr büßen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Du Bräutigam meiner Seele!
Ich bete Dich an aus dem tiefsten Abgrund meines Nichts.
Ich danke Dir für alle Gnaden und Wohltaten, besonders
aber für die Beschämungen und Verdemütigungen, die Du
mir in diesen Tagen zugeschickt. Ich bitte Dich, o Herr,
laß nicht zu, daß ich dem bösen Feind nachgebe, der mich
zum Kleinmut verleiten will. Nicht wahr, Du bist es und
kein anderer Geist? Wo soll ich mich hinwenden, um es zu
erfahren? Wenn Du mir nicht beistehst, so muß ich
verzagen. O ich arme, kleine und armselige Sünderin, ich
hätte doch vielleicht besser getan, Deiner ersten
Einsprechung nicht zu folgen, Deiner ersten Stimme kein
Gehör zu geben, die mich berief, mich noch inniger an
Dich anzuschließen.“
Jesus: „Meine
Tochter! Siehe, Ich verzeihe dir alle die verzagten
Ausdrücke, die du diese Tage Mir vorbrachtest. Ich weiß
ja, wie armselig der Mensch ist, Ich kenne die
Menschenseele, Ich kenne auch die deinige. Ich kenne
auch deinen guten Willen, und darauf kommt es an. Ich
weiß, daß du Mich liebst, und zwar ohne Gefühl, und dies
ist eine harte Prüfung für den sinnlichen Menschen. Aber
siehe, Meine Tochter, Meine Braut, diese Tage müssen
kommen; denn die Ferienzeit ist vorüber, die Brautreise
ist durch, du bist jetzt eingetreten in den geistigen
Ehestand, du sollst Mir jetzt Kinder gewinnen, geistige
Kinder.
Und nicht nur du, sondern alle, die sich
im Geist mit Mir vereinigen, Priester und Laien, deine
beiden Mitschwestern, und alle deine Bekannten, die
darum wissen, alle, die sich an dem Liebesbund
beteiligen wollen. Und da kommen gar trübe Tage über
eine solche Hausfrau, die da im Tagesgeschäft steht und
überall Ordnung halten soll.
Siehe, was nützt es Mir, mit den
Menschen Mich zu vereinigen, mit ihnen zu liebkosen, sie
an Mich zu ziehen, um nur sie mit Tröstungen zu
überhäufen? Was nützt es Mir und was nützt es diesen
Seelen? Mein Gewinn ist, wenn diese Seele für Mich
leidet, wenn sie die Last und Hitze des Tages auch für
Mich trägt, und der Gewinn der Seele ist es, wenn sie
Mich auch da liebt, wo Ich zuschlage, wenn sie Mir auch
da treu bleibt und Mir nicht den Rücken kehrt, wo es
scheint, daß Ich Mich von ihr abgewandt.
Du hast Mir diesen Morgen in der
heiligen Kommunion gesagt, du seiest noch keine Sklavin,
du seiest nur die Magd einer Sklavin und habest dir zu
viel eingebildet und dich vorgedrängt, es sei deine
Schuld. Es tat Mir leid, dich so betrübt zu sehen, aber
siehe, dieses alles mußte so kommen, um deine Liebe auf
die Probe zu stellen, und, obwohl es Mir weh tut, so mit
den treuesten Kindern Meines Herzens zu verfahren, so
ist es nur die Liebe, die erfinderische Liebe, die so
verfährt mit ihren Kindern, mit ihren Bräuten.
Das ist noch nicht das Kreuz, woran du
sterben sollst, noch nicht, wie Mein Diener dir sagte.
Er hat recht, die am nächsten stehen, können einem
tiefere Wunden schlagen als jene, welche weiter entfernt
sind.
Aber was ist das Leiden von außen her,
gegen das Leiden in sich selbst. So weit der Himmel von
der Erde, so tief die Kluft zwischen den Seelenleiden,
die im Herzen vor sich gehen, und Leiden, die von außen
kommen, als da sind Krankheiten, Verfolgungen,
Unterdrückungen, Verachtungen; alles das sind
Kleinigkeiten, wenn Ich in der Seele bin und mit ihrem
Herzen verkehre.
Wenn aber die Seele Mich sucht und so
weit gekommen ist, daß sie Mich nicht einmal mehr suchen
kann, weil sie glaubt, daß sie über Abgründe wandle, die
sie jeden Augenblick zu verschlingen drohen, das sind
Leiden, die Ich nur Meinen treuesten Kindern sende, denn
die ganze Welt würde Mich verlassen, würde Mir untreu
werden, wenn Ich alle Menschen gleich behandeln wollte.
Seht, Meine Kinder, Ich habe euch
zusammengeführt und den Liebesbund gegründet; ihr seid
die Fundamente, an euch sollen sich alle anschließen,
Priester und Laien, Reiche und Arme.
Darum sollt ihr aber auch nicht wanken,
da Ich es doch bin, Der zu euch spricht durch dieses
Sprachrohr, und da ihr mehr Gnade habt als andere, darum
muß Ich mit euch auf härtere Weise verfahren. So wie ihr
angefangen, hier in Mainz, so ganz im stillen vereint
mit dem Priestertum und doch so, daß niemand von der
Außenwelt ahnt, wie sich die Sachen ereignen und
entwickeln, so soll der ganze Liebesbund sich ausbreiten
auf diesem Fundament. Entschieden mit Freimut sollt ihr
hintreten vor die armen Sünder, die da gerettet werden
sollen. Und, wenn ihr dies alles getan, wo bleibt aber
dann der Stoff, die Materie, die Meine Gerechtigkeit
versöhnen soll?
Dieser Stoff, diese Materie, seid ihr.
An euch muß Ich Mich wenden. Und die Sünden derjenigen,
die ihr Meinem Herzen zuführen sollt, müßt ihr büßen,
denn Ich bin eingegangen zu Meinem Vater, und obwohl Ich
Ihm Tag für Tag Sühne leiste auf euren Altären, so bin
Ich doch der sinnlichen Welt entrückt. Obwohl Ich mit
Gottheit und Menschheit unter euch weile, so bin Ich
doch nicht mehr leidensfähig, also kann Ich die
menschlichen Leiden, die Ich erdulden wollte, als Ich
unter euch weilte, die da sind Ängste, Betrübnisse,
Hoffnungslosigkeit, nicht mehr aushalten, und Ich muß
Mich an solche wenden, die mit Mir vereinigt den Weg
gehen, den Ich gewandelt bin und so Meiner Gerechtigkeit
Genugtuung leisten durch euch.
Ihr Priester, zweifelt nicht an der
Echtheit des Verkehrs zwischen Mir und diesen Meinen
Dienerinnen, denn seht, ihr braucht keine Angst zu
haben, daß da noch Übermut vorherrschen kann, wo Ich
Selbst Meine Hand im Spiel habe, Ich Selbst werde sorgen
für den Übermut. Laßt nur ruhig geschehen, was
geschieht, nehmt hin, was Ich durch sie zu euch gelangen
lasse. Ich werde dafür sorgen, daß kein stolzer Gedanke
da aufkommen kann, wo Ich Selbst sie demütige.
Nun aber wende Ich Mich an euch. Vor
allem danke Ich euch, ihr, Meine tapferen Helden, nur
mutig in den Kampf! Seht, wenn ihr so tut, wie Ich
letzthin schon angegeben, daß ihr euch haltet mit den
Lehrern, mit den Erzieherinnen der Kinder, vielmehr,
weil doch die Lehrer, weil dem männlichen Geschlecht
angehörend, vom Unglauben angesteckt und in den Strudel
des Zeitgeistes mehr mit fortgerissen sind, so wendet
euch an jene Erzieherinnen, die Ich euch bezeichnet.
Denn die Welt ist ja so überflutet mit
Lehrerinnen, und dieses Geschlecht ist eher zu
bearbeiten als jenes, dem ihr selbst angehört. Überall,
wenn auch nicht immer, haben sie die größte Anlage zur
Frömmigkeit und so ist es auch, daß, wenn ein Priester
ein wenig nur solchen schmeichelt, er sie leicht nach
und nach auf bessere Gesinnungen hinlenken kann. Und
seht, was solche Erzieherinnen für eine Macht ausüben
können in ihrem Beruf, welch einen Einfluß sie haben
über die jugendlichen Herzen. Das habt ihr heute gesehen
in der St.-Ignatius-Kirche, wer nur die Augen ein wenig
auftun und nachdenken wollte.
Wie war Mein Herz so befriedigt, als Ich
dieses kleine Völklein um Mich sah in so großer Ruhe und
Gemessenheit, wenn auch das Gebet zerstreut war. Aber
die Haltung dieser Kinder selbst ist Gebet, weil es zu
Mir um Versöhnung schreit für jene ruchlosen Eltern, die
anstatt ihre Kinder Mir zuzuführen, dieselben noch
abhalten von Mir.
Nur vorwärts N., tue, wie du gesagt und
wie Ich dir zustimme darin, und sage jener Lehrerin in
B. einen herzlichen Gruß von Mir. Ich lobe ihren Eifer
und ihre Treue, womit das Samenkorn, das Ich in ihr
empfängliches Herz gelegt und das sie so gut durch ihre
treue Mitwirkung benutzt und Frucht bringen ließ, daß
sie so treu arbeitet, sie soll nur fortfahren und bei
ihren Brüdern und überall, wo sie guten Willen, gute
Kolleginnen findet, desgleichen tun; so wird das
Senfkörnlein nach und nach wie ein Sauerteig Meine ganze
Kirche durchsäuern und aufwachsen zu einem großen Baum.
Kein Hinterpförtchen, nichts in eurem Herzen! Seht
zurück auf Mein Leben. Seht, immer und immer wieder gebe
Ich euch das Evangelium in die Hand und sage, ihr seid
ja ein anderer Christus! Darum folgt Mir nach und höret
die Räte, die Ich euch gebe.
Seht, als Ich das Volk belehrte, als Ich
persönlich unter euch weilte, wer war wohl am
glücklichsten? Jenes Weib, das da offen mit deutlich
vernehmbarer Stimme, so daß es weithin schallte, offen
mit Glauben bekannte: ‚Selig der Leib, der Dich
getragen!‘, oder jene stolzen Pharisäer, die da Meine
Weisheit bestaunen mußten, denn das konnten sie sich
nicht verhehlen, sie gingen Tag für Tag zusammen und
lispelten sich in die Ohren: ‚Eine merkwürdige
Erscheinung, dieser da, eine merkwürdige Erscheinung! Wo
hat Er wohl die Weisheit her, wo hat Er wohl den Einfluß
her, den Er ausübt auf alle Herzen?‘ Ja, das lispelten
sie sich in die Ohren. Aber dann war doch ihr Stolz zu
groß, als daß sie sich hätten beugen mögen der Macht,
die da ausströmte aus Meinem Mund.
Du aber, Meine Tochter, wenn du
hinkommst zu dieser Frau, die dich da einladet, und die
gar sehr bedrängt und betrübt ist um ihres Mannes willen
(Protestant, der bei einem Brand ums Leben kam), sage
ihr nur, daß Ich ihrem Mann, obgleich er nicht Meiner
Kirche angehörte, doch ein gnädiger Richter war und sein
werde, denn er war ein braver Mann, wenn auch nicht ein
braver, frommer Christ. Sie aber, diese Frau soll mit
ihren Angehörigen sich an Mich anschließen und erfahren,
wie gut Ich bin; dann will Ich ihren Mann recht bald an
einen glückseligen Ort führen.
Ihr alle aber, Meine Kinder, harrt aus
in allen den Dingen, die da über euch ergehen werden.
Seht, das sind die Prüfsteine, die Ich hineinsenke, das
ist das Senkeisen, womit Ich abwäge, wie tief der Stolz
in euch gewurzelt und wie er schon aus eurem Herzen
herausgearbeitet. Wenn ihr trotz aller Verdemütigungen,
die Ich über euch schicke, ruhig weitergeht, ist es ein
Zeichen, daß der Stolz nicht mehr so tief ist. Stolz
habt ihr noch alle, und Ich habe dir gestern gesagt, daß
Ich sorgen muß, daß du dir nichts aneignest.
Denn alle Ehre, welche die Menschen der
ganzen Welt Mir darbringen, wenn sie auch alles
aufböten, ist nichts im Vergleich zu der Ehre, die Ich
Meinem himmlischen Vater erzeige, wenn Ich Mich so tief
demütige und zu einem so armseligen Geschöpf Mich
herablasse wie du es bist, wie ihr es seid, ihr alle!
Und ein einziger Akt dieser Ehre, den Ich damit Meinem
himmlischen Vater erweise durch die Verdemütigungen,
denen Ich Mich dadurch unterziehe, wiegt die Ehre der
ganzen Welt und aller Menschen auf, weil sie eine
unendliche Ehre ist; eine unendliche Ehre, die Ich
dadurch Meinem Vater beweise.
Nun aber ist der armselige Mensch doch
gar so tief gewurzelt im Stolz, und ihr alle, ihr alle,
die ihr es leset, auch wenn ihr euch im letzten Winkel
der Erde befindet, wo diese Schriften hindringen, ihr
alle steckt im selben Fleische, ihr alle seid
Eva-Kinder, aus Evas Schoß hervorgegangen.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
181 Montag des
Großen Gebetes in N. 1897
„Nicht wahr, du sagst Mir nicht mehr:
‚Ich kann nicht’“
Jesus: „Du
aber, Mein Freund, du armer, gedrückter Freund, du
Liebling Meines Herzens, siehe, Ich kann es dir nicht
ersparen, du mußt, wie Meine kleine Dienerin, diesen
Druck auf dir lasten sehen; denn du gehörst dem
Liebesbund an. Du sollst der Begründer sein, ein
Fundament, auf dem Ich aufbauen will. Du wirst nicht aus
N. kommen, aber du mußt dem Kleinmut nicht gar zu sehr
nachgeben, du mußt dem Dämon die Stirne freier bieten
und nicht so vor ihm herkriechen.
Wenn du mit den Brüdern hie und da offen
sprechen würdest, wenn Ich einmal einen lichten
Sonnenstrahl in die Wolke deines Herzens einsenke, dann
mußt du diesen Strahl benutzen und deine Brüder
aufheitern. Denn es fehlt in diesem Haus an einer Seele,
die nach allen Seiten hin einen Spiegel abgibt, einen
Spiegel im Leiden und einen Spiegel in der Freude.
Du aber, Mein Freund, wenn es anders
geworden ist – merke es dir – du sollst dafür sorgen,
daß es unter deinen Brüdern eine Zeit der Freude, eine
Zeit der Erholung und eine Zeit des Gebetes und der
Trauer, wie überall, geben soll, und dann sollst du nur
ruhig, nur ruhig ertragen, was Ich über dich kommen
lasse. Mehr verlange Ich nicht von dir, als daß du dich
mit gutem Willen Mir hingibst.
Es ist die Zeit, wo noch niemals,
seitdem die Welt steht, die Menschheit so gottlos
gewesen ist, wie sie jetzt ist. Darum kann Ich Meine
liebsten Kinder nicht schonen. Der strafende Arm Meiner
Gerechtigkeit ist ausgespannt und schwebt über den
Völkern und droht, sie zu vernichten, ja, er lastet
schon auf ihnen. Wer soll ihn aufhalten? Wie kann Ich
da, wo Ich euch zurufe, Tag für Tag, Woche um Woche:
‚Sühne, Sühne, Sünder sollt ihr Mir zuführen‘, wie kann
Ich da anders, als euch mit Leiden heimsuchen? Denn in
Freuden kann man nicht sühnen. Freuden genießen und
Sühne leisten ist ein Widerspruch.
Ich bitte dich, Mein Freund, sage Mir
doch das eine Wort nicht mehr: ‚Ich kann das nicht
ertragen!‘ Siehe, du kannst, wenn du willst. Hier hast
du eine Mitgenossin; sie wird dich nicht viel
belästigen, aber wenn sie zu dir kommt, niedergebeugt,
und du kannst sie nicht aufrichten, weil dein Herz zu
schwer in sich selbst niedergeschmettert ist, dann geht
sie zu Mir und sagt: ‚Ja, ich kann es, ich will dies
Leiden tragen‘. Verlange Ich denn zuviel von dir?
Siehe, nie wirst du verhungern, nie
nackt gehen. Wie Ich die Lilien des Feldes kleide und
die Sperlinge auf dem Dach ernähre, so werde Ich auch
dir für Nahrung und Kleidung sorgen. Aber was Ich von
dir verlange, wo Ich dich hingestellt, da erfülle nur
Meinen Willen. Nicht wahr, du sagst Mir nicht mehr: ‚Ich
kann nicht‘, Mein Freund, Mein Bruder, Mein
Gleichgesinnter? Ich habe dir so viele Seelen unter
deine Leitung gestellt, Ich habe dir einen so starken
Arm gegeben, du hast die Besseren in der Stadt, worauf
du großen Einfluß ausüben kannst, wenn du deinen
Kleinmut niederlegst, wenn du Mir sagst: ‚Ja, Herr, ich
kann es, ich will Dir folgen.‘
Aber sieh doch, Mein Freund, wie diese
Stadt darniederliegt, wie viele Seelen in der Stadt
sind, die Mich nicht mehr kennen, trotz all der Liebe
Meinerseits, trotz all Meiner Liebe, die Ich durch gute
Priester und Seelen ausübe und an sie ergehen lasse, und
doch bleiben sie taub, blind und stumm.
Wie sollen sie gerettet werden, wie soll
Ich sie retten, wenn du mit N. ein Fundament im
Liebesbund sein sollst und doch so kleinlich dich
benimmst? Seelen, Seelen sollst du retten, und du wirst
staunen, wenn du ausharrst. Doch das alles siehst du
nicht, weil es finster ist in deiner Seele; eben hast du
Mitternacht, und du siehst nichts mehr als den Abgrund.
Wenn aber einmal die Morgendämmerung angebrochen ist,
dann sollst du sehen, wie sie die Mitternacht
verscheucht, daß dein Herz erleichtert aufatmet und du
wachsen wirst bis zum vollen Tag.
Also, Hand aufs Herz, Mein Freund! Und
gehe heute noch vor Meinen Tabernakel hin und versprich
Mir, daß du Mir folgen wirst, daß du ausharren wirst in
der Trübsal. Siehe, Mein Freund, Ich kann nicht anders.
So weh es Mir auch tut, Meine liebsten
Kinder müssen harte Wege gehen, harte Prüfungen
durchmachen. Wofür soll Ich sie belohnen, wenn Ich sie
nicht erst prüfe, ihre Treue prüfe. Erhält denn der
Soldat, der jahrein, jahraus die Tapferkeit preist, die
er seinem Herrn und König entgegenbringen soll, erhält
er den Siegespreis, wenn er zur Zeit, wo der König ihn
in den Kampf hineinschickt, ruhig sitzen bleibt und
seinem König Lobsprüche spendet? Gewiss nicht! Er muß
sich zuerst den Preis verdienen, indem er zeigt, daß er
wirklich ein Soldat ist, daß er für seinen Herrn in den
Tod geht. Das bist du, und das seid ihr alle, die ihr
Mir treu dienen wollt, zusammenstehen wollt unter der
Fahne des Kreuzes. Zuerst müßt ihr in den Kampf hinein.
Angekommen bist du in der Mitternacht, dann kommt die
Morgendämmerung, es fängt an zu dämmern, und das Licht
wächst bis zum vollen Tag, und der Siegeskranz ist euch
gewiß!“
Inhaltsverzeichnis Band 2
182 Großes
Gebet am zweiten Freitag im Juli 1897
„Daß die wahre Liebe in geduldigem
Ertragen der Leiden besteht“
Lied: Aus Lieb verwundeter Jesu ...
Barbara: „O
mein Jesus! Du Bräutigam meiner
Seele! Wie jubelt mein Herz, wenn ich an Dich denke,
wenn ich so betrachte, wie unendlich gut Du bist. Was
soll denn das bedeuten? Und ich sehe ein Feuermeer,
einen Glanz, nicht zu beschreiben. Nein, dieses Auge,
dieses menschliche Auge ist viel zu schwach, aber das
Auge, das da geschaffen ist wie das Deinige, o Herr, das
kann ohne Schaden es sehen.
Ein Lichtglanz geht von Ihm aus und in
einem Freudenmeer schwimmt Sein Herz, daß Sein Antlitz
davon erleuchtet und ganz übergossen ist, die Freude
strahlt auf Seinem Angesicht. Seine Züge sind nicht
ernst wie sonst, sie atmen nur Freude und Liebe. O Herr,
ich danke Dir für dieses Glück. Nicht wahr, es soll mir
einigen Ersatz bieten, weil ich so viel opfern mußte
diese Woche? O mein Jesus! Wäre auch alles Täuschung,
Leiden kann nie Täuschung sein, und siehe, ich leide um
Deinetwillen und für Dich, so hätte ich mich selbst
betrogen und getäuscht, o Herr. Nein ich kann es nicht
glauben, denn dann wäre ja mein ganzes Leben ein Betrug,
und von frühester Jugend an hätte ich mich getäuscht,
und alle Leiden hätte ich mir selbst gemacht.
Denn ich bin schon seit meinem
fünfundzwanzigsten Lebensjahr krank, so daß neun Kapläne
in meinem Haus mich versehen und mir die heiligen
Sakramente bringen mußten. So hätte ich mich also auch
dazu verstellt, nein, gelt, das ist nicht möglich, ein
ganzes Menschenalter hindurch sich verstellen und auch
noch so dumm verstellen, daß man nichts hat als Leiden?“
Jesus: „Meine
Tochter! Du hast das richtige Wort gesprochen diese
Woche. Du hast Mir am Dienstag in der Kirche
vorgehalten, du seiest die Magd einer Sklavin, und du
habest dich doch eigenmächtig vorgedrängt und dich Mir
aufdrängen wollen, aber weil du nur die Magd einer
Sklavin seiest, habe Ich dich nicht angenommen, und weil
du es nicht eher erkannt hättest, bis jetzt, wo Ich dich
Selbst überführt, so wollest du zurücktreten und wie
eine arme Magd nichts Besseres erwarten. Siehe, etwas
hast du erraten, du bist die Magd einer Sklavin, aber
die Sklavin, der du dienst, ist die Liebe zu Mir, die
Liebe zu Mir ist die Sklavin, bei der du im Dienste
stehst, also dein Leib und deine Seele hast du dieser
Sklavin verkauft und unterworfen, und diese Sklavin
dient Mir.
Wenn Ich dich nun wegschicke, obwohl Ich
dir etwas gesagt und es gutgeheißen habe, um das du Mich
anhieltest, dann muß es dir gleichgültig sein. Und wenn
Ich nun Mein Wort zurücknehme und dir nur das Gegenteil
von dem gebe, was Ich dir versprochen, dann bist du ja
nur die Magd einer Sklavin, dann ist ja alles gut.
Siehe, das ist die höchste Stufe des
Prüfsteines, des Senkeisens, womit Ich Meine treuesten
Kinder prüfe. Verstehst du Mich, Meine Tochter? Eine
Seele, die mit ihrem ganzen Wesen, mit ihrer Seele und
all ihren Kräften, mit ihrem Herzen und all seinen
Neigungen, mit ihrem Leib und seinen fünf Sinnen, sich
Mir geschenkt, wie du es schon hunderttausendmal getan
hast, die liebt Mich, die liebt Mich leidenschaftlich,
und diese Liebe ist das Edelste, was ein Mensch Mir hier
auf Erden entgegenbringen kann. Wenn nur der Mensch sich
in allem dieser Liebe unterwirft in allen Wechselfällen
des Lebens, womit Ich nun einmal den Weg eines Menschen
besät habe, wenn er nicht abweicht vom rechten Weg, auch
wenn Ich ihn mit harten Prüfungen heimsuche in
zeitlichen und ewigen Dingen, ja, wenn Ich Mich ihm
mitgeteilt und er schon eine gute Weile mit Mir
eingegangen ist in die Geheimnisse Meines Herzens, die
Ich nur denjenigen erschließe, denen Ich sie erschließen
will, und Ich plötzlich dieses wieder umwende dieses
Blatt und Mich stelle, als sei Ich in dieser Seele noch
nie gewesen. Das sind lauter Kunstgriffe Meines Herzens,
womit Ich Meine Auserwählten prüfe.
Wenn die Seele auch dies in Geduld
erträgt, wo Ich ihr, anstatt die Seele zu befördern, die
sie durch Meine Geheimnisse, die Ich ihr kundgab,
befördern wollte und zur Gewißheit und zur Überzeugung
Meines Daseins überführen wollte, und die Seele dann
selbst in Verwirrung gerät, weil Ich nicht Wort
gehalten, ja, sage Ich, wenn sie dann doch ruhig
weitergeht und alles über sich ergehen läßt, all die
verschiedenen Meinungen der Menschen, an die Meine
Botschaften gerichtet sind, oder an die Meine
Botschaften dringen, ja dann ist dies ein Zeichen, daß
sie die Magd Meiner Sklavin, die Magd Meiner Liebe ist;
sie steht im Dienste Meiner Liebe.
Siehe, genießen und sich erfreuen, das
wollen alle Menschen, und wenn der Liebesbund, den Ich
errichten will, und dem alle treuen Katholiken beitreten
sollen, mit lauter Freude und Genießen gegründet und
aufgerichtet werden könnte, so daß diejenigen, die sich
anschließen, alles in Erfüllung gehen sähen, wenn es
auch nur heilige und fromme Wünsche sind, dann würden
alle Christen sich beteiligen, dann würden in kurzer
Zeit alle kommen, alle glauben, alle sich anschließen.
Das ist es aber, was Ich die Menschen lehren will, daß
die wahre Liebe in geduldigem Ertragen der Leiden
besteht, und das ist es, warum Ich dir manches
abschlage, manches nicht erfülle, was Ich dir
versprochen habe in einer heiligen Stunde, damit alle
Menschen lernen sollen, sich Meinem Willen zu fügen, und
auch du nichts mehr begehren, nichts mehr suchen sollst,
nicht rechts und nicht links, was diese oder jene davon
halten, ob dieser oder jener Geist es dir eingeben
könne. Du sollst und mußt von Herzensgrund sagen und
bekennen: ‚Herr, Dein Wille geschehe‘ und nichts weiter,
so in deinem zeitlichen wie in deinem ewigen Heil.
Solange du leidest und niedergedrückt
bist von allen Seiten, ist nichts zu fürchten, daß du
könntest irregeleitet werden, und solange du nichts als
verfolgt wirst um dessentwillen, was Ich mit dir rede,
kannst du sicher sein, daß du nicht betrogen wirst. Denn
die Diener Satans haben Freude und Sicherheit in sich,
solange sie Satan dienen. Sie denken nicht nach, sie
leben in Saus und Braus, sie sind nicht ängstlich, ob
dies oder jenes auch vom rechten Geist sein könne, wenn
nur ihre Sinnlichkeit befriedigt ist, wenn nur ihr Stolz
geschmeichelt ist, dann ist alles gut.“
Barbara: „O
Herr, was soll ich tun? Siehe, die heilige Kirche ist
die Mutter der Wahrheit. Du hast uns das Priestertum
gegeben, damit wir in allen unseren Bedrängnissen Trost
bei ihnen holen können. Nun sagt aber N., er könne es
nicht beurteilen, er könne mir keinen Trost geben, und
doch bin ich angewiesen, dies von Deinen Dienern zu
bekommen. Und wenn ich auch noch so oft höre, daß Du es
sein sollst, der mit mir diese Sprache spricht, bin ich
immer wieder unruhig, weil ich es bei einem Priester
nicht weiß, ob es auch wirklich so ist. Wo soll ich mich
hinwenden?“
Jesus: „Ruhig
sollst du bleiben, Meine Tochter! Geheimnisvoll ist es
schon, wenn es aber einmal nicht mehr geheimnisvoll ist,
dann ist eine Seele eingegangen in jenes Reich, wo ihr
aufhört zu glauben, wo die Seele unverhüllt schaut.
Geheimnisvoll ist Meine ganze heilige Kirche, denn sie
ist göttlichen Ursprungs, und alles, was göttlich ist,
ist den Menschen geheimnisvoll, sonst wäre es nicht mehr
göttlich. Darum, ihr Menschen, auch wenn ihr alle Bücher
studiert, auch wenn ihr alle Theologie studiert bis
hinauf zum Stuhl Petri, so bleibt euch doch noch etwas
Geheimnisvolles. Wenn ihr aber Licht haben wollt, dann
verschließt nicht eure Herzen und eure Augen und schaut
hinein in den Kern, der darin liegt, und schaut nicht
auf die Schale, auch nicht auf die Auswüchse, die hie
und da entstehen.
Denn als Ich unter den Menschen wandelte
und Meine Lehre Selbst den Menschen vortrug, da
verstanden sie Mich nicht, weil sie geheimnisvoll dem
menschlichen Wissen gegenübersteht, und selbst
diejenigen, die es doch verstehen sollten und die Ich
einweihen wollte zu Nachfolgern Meiner Lehre, um Meine
Lehre den anderen Völkern zu verkündigen, auch sie
standen vor Mir, vor Meinen Worten wie vor einem
Geheimnis. Sie verstanden Mich nicht, auch wenn Ich es
ihnen noch so oft und wieder und wieder sagte.
Denkt nur daran, wie oft Ich gesagt
habe, daß Mein Reich nicht von dieser Welt ist, daß Ich
gekommen bin, der Welt den Frieden zu bringen, und wie
wenig sie es verstanden, das könnt ihr daraus entnehmen,
daß sie bei jeder Gelegenheit sich hervortun wollten,
sie stritten um die ersten Plätze, sie stritten um die
Ämter. Und wie oft findet ihr in Meinem Evangelium etwas
Geheimnisvolles, und doch ist alles so klar für
diejenigen, die es üben wollen, so leicht erreichbar,
daß jeder, der guten Willens ist und mit Meiner Gnade
mitwirken will, zur höchsten Stufe der Glückseligkeit
schon hier auf Erden emporsteigen kann.
Habe Ich nicht gesagt, suchet vor allem
das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit und alles
übrige wird euch hinzugegeben werden? Und doch scheint
es, als sei nichts weniger wahr als dieses. Könnte man
da nicht meinen, Ich habe der Welt vorgepredigt,
Arbeiten und Mühseligkeiten ertragen sei weit hinter dem
anderen, das Ich zuerst genannt: Suchet vor allem das
Reich Gottes! Und doch ist es so. Wer nur beten wollte
und denkt, er könne mich so ernähren, hätte Mein
Evangelium so wenig verstanden wie diejenigen, die dir
jetzt Vorwürfe machen, wenn etwas nicht so ausfällt, wie
Ich ihnen sagen ließ. Wenn der Liebesbund, der sich da
in der Welt ausbreiten soll, nur beten wollte und die
Mitglieder dieses Bundes nur kommunizieren und alles
andere unterlassen, so wäre das ebenso wenig echt wie
das, wie Ich früher angegeben. Mit dem Gebet, mit der
Arbeit, soll ein gutes Wort, ein gutes Herz und eine
starke Schulter verbunden sein. Versteht ihr Mich?
Man muß vieles ertragen können, man muß,
wie Meine Luise, wo es gilt, mit Energie auftreten und
Opfer verbinden mit dem Wort und mit der Tat. Dann, ja
dann, o was könnten Meine Diener nicht alles fertig
bringen in der Gesellschaft der Menschen, in ihren
Gemeinden, in ihren Klöstern, wenn man mit Freimut
bekennen würde, wie gut Ich bin und auch fest daran
glaubte, daß es möglich sei, und daß es Mir an Macht
nicht fehlte, Meiner Kirche zu Hilfe zu kommen in
schweren Zeiten. Nun ja, wie soll Ich ihr und wie will
Ich ihr zu Hilfe kommen? Bin Ich denn in einem Palast
geboren worden? Habe Ich Mich denn von einem Kaiser
Augustus ernähren lassen? Habe Ich als Meine
Gesellschaft Mir Fürsten auserwählt? Gewiß nicht!
Seht, Meine Diener, wie unscheinbar, wie
geräuschlos, obwohl Ich die ganze Welt unter Meinen
Füßen hatte und um der ganzen Schöpfung willen vom
Himmel herabstieg, wie geräuschlos Ich es tat, um ja
niemand auffällig entgegenzukommen, um ja niemand das
Verdienst des Glaubens zu rauben.
Selbst Mein Nährvater hatte wenig Licht
von Meinem göttlichen Erscheinen. Im Glauben mußte er
leben, und im Glauben mußte er sterben. Nie sah er von
Mir wie ein Petrus, ein Jakobus, ein Johannes, einen
Tabor. Und hätte Ich dieser Drei nicht bedurft zur
Bekräftigung Meiner Gottheit, Ich hätte Mich auch diesen
nicht gezeigt. So sehr ist es Mein Wille, daß Ich vor
der Menschheit als ein geheimnisvoller Gott stehen will,
und so sehr ist es aber auch Meinem Vater daran gelegen,
den Menschen das Verdienst des Glaubens nicht zu rauben.
Also, wenn Ich euch nun sage, wie
geräuschlos Ich vom Himmel stieg, Ich, der Ich doch
gekommen war, die Menschheit nicht nur zu erlösen,
sondern auch die Menschheit zur höchsten Stufe der
Vollkommenheit emporzuführen und diese arme, gefallene
Menschheit, die darniederlag, so daß es eher hätte
scheinen können, es sei besser, sie ganz zu vernichten,
wenn Ich nun, um niemand das Verdienst des Glaubens zu
rauben, Mich verbarg und so vorsichtig Mich hineinsenkte
in das arme Menschenherz, warum soll Ich jetzt, da die
ganze Menschheit weiß und überzeugt ist, daß Ich einmal
auf der Welt erschienen bin und sie jetzt wieder
erneuern will, zu einem neuen Glaubensleben zurückführen
will, anders verfahren, als Ich das erste Mal tat?
Nun aber sollst du wissen, daß Ich schon
sehr zufrieden bin, daß dieses Emporsteigen zu einem
neuen Glaubensleben unter den Christen überall anfängt.
Warum aber? Weil Meine Diener, obwohl sie es nicht
glauben, daß Ich mit dir verkehre, oder wenigstens so
tun, als ob sie es nicht glaubten, doch es andererseits
auch nicht verhehlen können, nur eben sich nicht mehr
ganz trauen, und so flüchten sie sich an Mein Herz. Und
vom Eifer und um des Gebetes so vieler Seelen willen,
entzündet sich ein neues Licht in ihnen.Dieses Licht
lassen sie leuchten und gießen es aus, und so
allmählich, wenn auch langsam, entwickelt sich ein ganz
neues Glaubensleben unter den Christen, wenigstens in
vielen Diözesen, wo man schon davon gesprochen, daß Ich
Mich Meinen Geschöpfen mitteile, da entwickelt sich ein
regeres Leben, und dies ist es auch, was Ich dir im
Anfang gezeigt, warum du Mein Angesicht so leuchten
sahest, den Ausfluß Meiner Freude und der Befriedigung
Meines Herzens.
Siehe, die guten und braven Christen der
Stadt Mainz haben Mich wirklich diese Woche sehr
getröstet, und Ich danke all denjenigen, die dazu
beigetragen haben. Besonders danke Ich den Priestern,
die dafür sorgten, daß die lieben Kleinen Mich so
umringten. Werdet nicht mutlos, ihr, Meine Freunde!
Glaubet, daß Ich es bin, prüft die Geister, und was gut
ist, behaltet. Nichts wird es euch schaden und nichts
könnte es auch schaden, auch wenn diese Kleine hier, die
Ich Mir erwählt, um Meine Worte an euch zu richten,
nicht aushalten würde, was Ich aber nur als Anmerkung
hinzusetze, denn sie wird aushalten, auch wenn ihr alle
sie verlassen würdet. Sie hat ein Herz, worin sie sich
flüchtet, und das ist das treue Jesusherz. Dort findet
sie Trost für alle Leiden, wenn ihr auch nicht imstande
seid, sie zu trösten.
Ich sage, auch wenn sie wirklich nicht
ausharren würde, dann sind die Worte, die Ich durch sie
spreche, doch nicht unrecht. Und wenn sie euren Eifer
und eure Liebe begeistert, was wollt ihr, was verlangt
ihr noch? Und wenn Meine Kinder hören, wie gut Ich bin,
wie zufrieden Ich bin, wenn auch das arme, schwache
Menschenherz nur noch an Mich denkt, Mir nur noch einen
Blick zuwirft, bin Ich, ja dann bin Ich schon bereit,
ihm entgegenzukommen.
Seht, wenn das arme Volk hört und weiß,
was alles das Leiden einträgt, wie viel leichter wird
das Kreuz getragen von denjenigen, die auch nur halbwegs
Christen sind. Wenn sie aber hören, daß Ich auch mit
ihnen zufrieden bin, daß Ich sie einlade, recht oft zu
Meinem Tisch zu kommen, daß Ich niemand zurückstoße, daß
Ich auch die Ärmsten aus dem allerletzten Winkel des
Dorfes bei Mir und um Mich sehen will, ja, muß das nicht
die Liebe entzünden und das arme Volk trösten?
Und so, und nur so wißt ihr und weiß das
arme Volk, warum Ich unter ihnen weile – nicht für den
hölzernen Tabernakel, der Mich umgibt, nicht für die
steinerne Mauer, in die Ich eingeschlossen bin – nein,
nein, für dich, du armes Menschenkind, für dich, um dich
zu trösten, um dich zu begleiten, an der Hand zu führen
ins himmlische Vaterland. Und nun grüße Mir alle Meine
Diener in der Stadt M., alle Meine Freunde, besonders N.
und N.N., dein armes Schwesterlein in Augsburg, Meine
gutes Lieschen, (die nicht anwesend war), alle die
Geschwister Meiner Luise, die Lehrerin N. in B. und alle
Meine Freunde, wo sie stehen. Grüße sie Mir alle
herzlich und sage ihnen, daß Ich sie in Meinen Arm
schließe und an Mein Herz drücke, denn sie sind die
Boten, die Ich hinaussende unter die armen Menschen, wie
die armen Fischer, Meine Apostel vor
eintausendneunhundert Jahren.“
Barbara: „O
Herr, verleihe doch diesem Studenten die Gnade, daß er
die Prüfung besteht, und wenn nicht, daß er Dir doch
treu bleibt.“
Jesus: „Er
soll nicht zurückgehen, wenn er auch diese Prüfung nicht
besteht. Er soll sich an die Priester wenden vom hl.
Dominikus.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
183 Letzter
Tag des Großen Gebetes 1897
„Daß der Liebesbund alle umschlingen
soll, Reich und Arm, Groß und Klein,Weltleute und
Klosterleute, Priester und Laien“
Lied: Aus Lieb verwundeter Jesus ...
Barbara:
„Hochgelobt und angebetet sei Jesus Christus im
Allerheiligsten Sakrament des Altares! Mein Jesus! O
meine süße Liebe! Ich danke Dir für alle Gnaden, die ich
und alle Menschen von Dir empfangen haben in dieser
Woche. Ich sage Dir auch Dank im Namen aller gerechten
Seelen und im Namen derer, die Dir keinen Dank sagen,
die alles gleichgültig dahingehen ließen und es nicht
der Mühe wert hielten, sich zu beteiligen. Tausendmal, o
Herr, sei Dir Dank gesagt für alle Gnaden in Vereinigung
mit Deiner lieben Mutter, dem heiligen Josef, dem
heiligen Franziskus und allen Engeln und Heiligen. Mein
Jesus, wie mußt Du Dich gefreut haben hier in der Stadt
Mainz, daß Deine Kinder sich so zahlreich beteiligen.“
Jesus: „Meine
Tochter! Dies ist es, was Mich noch zum Schluß der
Feierlichkeit und zum Schluß des Festes zu euch bringt.
Ich möchte euch, wie ein liebender Vater es tut, dessen
Kinder sich um ihn versammeln, um ihrem alten Vater mit
seinen Kindern eine Freude zu machen, die ein Gastmahl
geben und alle in der Familie, groß und klein, einladen
und alle, die verzweigt sind in die Familie hinein, um
dem Vater eine Freude zu machen für all die Liebe, die
er ihnen erwiesen, und der Vater, der da hocherfreut
ist, daß seine Mühe nicht ganz verloren ist, die er
angewendet, und der zum Schluß des Festes in
Dankergüssen sich mitteilt und mit Freudentränen
Abschied nimmt, so komme Ich heute abend zu euch, Meine
Kinder, freudigen Herzens.
Ja, wenn es möglich wäre, möchte Mein
Herz weinen vor Freude, da sich doch Meine Kinder in
dieser Woche zahlreich zusammenfanden und Mir so den
Tribut der Treue und des Dankes entgegenbrachten. Ja, in
Meinem Namen sollt ihr allen Menschen in dieser Stadt
Meinen Dank aussprechen. Ich danke all den Gläubigen,
den treuen Katholiken, die sich so viel Mühe gaben, Mir
Ersatz und Sühne zu leisten für so viele Kinder, die Ich
mit ebenso vielen Gnaden überhäufen möchte, die aber
kopfschüttelnd vorübergingen, wo Ich doch mit ebenso
großer Zärtlichkeit und Liebe sie alle gerne an Mein
Herz gedrückt und so empfangen hätte.
Dank besonders den Dienern Meines
Herzens, den Priestern dieser Stadt! Ihr könnt wohl
sehen, wie sie wetteifernd sich Mühe gaben und alles
taten, ein jeder in seiner Pfarrei, um Mir Freude zu
machen. Um ihre Herde herbeizulocken, boten sie alles
auf, was die Augen der sinnlichen Menschen erfreuen
kann, um so von der sinnlichen Freude zur übersinnlichen
ihre Kinder, ihre Herde, überzuführen. Es ist recht so,
Meine Diener, daß ihr es so tut, und Ich werde es euch
zu belohnen wissen in der Herzensfreude, die Ich euch
bereiten werde. Niemals wird einem von euch der Gedanke
kommen, Mir untreu zu werden, Mich zu verlassen, und
dies ist eine der ersten Gnaden, die Ich allen denen
zuteil werden lasse, die sich Mühe geben, das Volk um
Mich zu versammeln, Mir zuzuführen. Die zweite Gnade,
die Ich jenen zuteil werden lasse, die ihre Kinder um
Mich sammeln ist, daß Ich sie von Stufe zu Stufe
emporführe, emporsteigen lasse zur Vollkommenheit.
Denn Ich habe dir gesagt am letzten
Freitag, was denn eigentlich das Wort ‚Sklavin‘
bedeutet, dessen du dich bedienst in deiner Einfalt, um
Mir womöglich viele, viele derbe Vorwürfe vorzubringen.
Aber diese Worte legte Ich dir in den Mund; Ich Selbst
war es, Der es dir eingab, obwohl du den Sinn nicht
verstandest, denn Sklave der Liebe sind alle diejenigen,
die ihre Freude haben an Mir, dem eucharistischen Gott.
Bin Ich ja doch Selbst auch Sklave. Bin Ich nicht
gebunden an Händen und Füßen in diesem heiligsten
Sakrament? So aber sind alle diejenigen, die ganz sich
Mir hingeben, die auch Opfer nicht scheuen, um Mich zu
gewinnen, wie du tatest.
Ja, Ich sage: eine Seele, die nach Mir
verlangt im Allerheiligsten Sakrament, ist Mein Sklave;
denn Ich binde sie mit den Banden der Liebe so fest an
Mein Herz, daß alle ihre Seelenkräfte und die Sinne
ihres Leibes sich dieser Liebe unterwerfen müssen; sie
müssen die Magd dieser Sklavin sein. Darum merkt es
euch, ihr Diener! In erster Linie habt ihr es dahin
gebracht, daß ihr, wenn ihr eure sinnlichen Neigungen
einmal überwunden habt, die da immer das Leichtere, das
Bequemere suchen wollen, dann werdet ihr von selbst
immer zu Mir euch flüchten; denn eine Seele, die Mich
wahrhaft liebt in der heiligen Eucharistie, die hat sich
schon überwunden und verleugnet, bin Ich ja doch ein
unbekannter Gott, ein verborgener Gott, und darum nicht
den Sinnen wahrnehmbarer Gott.
Wer Mich also liebt, wer Mir treu dienen
will im heiligsten Sakrament, wer sich an Mich
anklammern will, muß schon seine Sinne verleugnet haben,
somit ist er schon eine gute Weile auf dem Weg der
Vollkommenheit vorgeschritten. Wenn er dann Mich
gefunden, will Ich ihn mit Meiner Liebe überhäufen und
ihn an Mich ziehen, und so wird es ihm leichter werden,
wenn es ein Priester ist, sich Gewalt anzutun, die
Bequemlichkeit nicht mehr zu suchen, und so wird ihn von
selbst sein Eifer und seine Liebe anspornen, auch andere
Mir zuzuführen, und dieses geschah in dieser Woche. Es
hat Mich sehr gefreut, Meine Kinder!“
Barbara:
„Mein Jesus! Du zeigtest Dich mir vorhin in einem so
schönen Lichtglanz. Was bedeutet diese blendend weiße
Farbe Deines Gewandes und Dein fröhliches, heiteres
Angesicht? Bedeutet es denn etwa, daß Du diese Stadt
verschonen willst, obgleich so viele da sind, die Dich
beleidigen? Ich verstand es nicht, und ich verstehe es
jetzt noch nicht, erschließe mir doch diese
Erscheinung.“
Jesus: „Meine
Tochter! Siehe, der Eifer und die Liebe Meiner Kinder,
wenn alt und jung, groß und klein sich um Mich
versammelt, so gibt es einen Austausch von Liebe. Mein
Herz strahlt in die Herzen aller, die da zugegen sind,
und die Liebe, die da ausgeht aus den Herzen, strahlt
wieder in Mein göttliches Herz zurück. Dies hast du
gesehen, und das ist der Austausch von Liebe. Das
blendend weiße Gewand ist die Unschuld. Die unschuldigen
Kinderherzen, wenn sie Mir so zugeführt werden, wie
erfreut es Mein Herz!
Wenn das unschuldige Kinderherz Mich
umgibt, da erneuert sich die Freude, die Ich bekundete
vor Meinen Aposteln, als Ich ein Kindlein in ihre Mitte
stellte und ihnen zurief: ‚Wenn ihr nicht werdet wie
dieses Kind, so könnt ihr nicht eingehen in das
Himmelreich!‘ Der blendende Schimmer, den du um Mich
sahst, der Glanz, den du so hell leuchtend gesehen und
geglaubt, daß er von Mir ausgeht, hat eine ganz andere
Bedeutung. Es ist der Glanz jeder Seele, die da
widerstrahlt in Meinem Herzen, denn unter denjenigen,
die sich am Großen Gebet beteiligen, sind viele Seelen,
die Mich mit feuriger, mit opferfreudiger Liebe lieben,
die Mir Sühne und Ersatz leisten für jene Brüder und
Schwestern, die es nicht tun, und dies erfreut Mein
Herz. Den freudigen Blick und die Freude, die du in
Meinen Zügen gesehen, ist die Freude, die sich allen
mitteilt, der Widerstrahl Meines Geistes, den Ich
ausgieße über alle Meine Kinder.
Darum ist es recht, wenn Meine Diener
ihren Schäflein das Joch und die Bürde süß und leicht
und angenehm machen; denn es ist so in Wirklichkeit.
Habt ihr nicht gesehen, wie das Herz des Armen ebenso
freudig pocht und Mir entgegenschlägt wie das Herz des
Reichen, den Ich mit zeitlichen Gütern gesegnet habe?
Habt ihr nicht gesehen, wie hier um Mich sich alles
ausgleicht, wie da alles überbrückt wird, wie das arme
Herz ebenso wie das Herz des Reichen sich freut? Seht,
das ist die große Gebetsarmee, die Ich so sehnlich
wünsche errichtet zu sehen in Meiner Kirche. Das ist das
Band, das Ich schlingen will, das da ausgeht aus Meinem
Herzen.
Und wie Mein Diener N. am Sonntag seinen
Zuhörern das Streben nach Vollkommenheit einprägte, wie
er ihnen vortrug, so sollen alle Meine Diener tun. Nicht
umsonst sage Ich, nicht umsonst wiederhole Ich es immer
und immer wieder, ein Band soll alle umschlingen, das
Band der Liebe.
Es ist recht so, wer es kann und wen Ich
in den Stand gesetzt, der soll es tun, der soll auch für
jene, die nicht können, vor Mir erscheinen; wer aber,
und wen Ich in den Stand gesetzt, daß er – wie er glaubt
– nicht viel beten, nicht viel sühnen und opfern kann,
der soll zufrieden sein mit seinem Stand und tun, was er
kann, aber sich anschließen an diese Armee.
Zusammentreten sollt ihr zu einem Bund! Und ihr, ihr
Meine Diener, und ihr Meine treuesten, liebsten Kinder,
ihr sollt mit großmütigem Herzen alle umschlingen, alle
umfassen; denn alle sind eure Brüder und Schwestern,
keine, auch nicht die Geringsten, sollt ihr
ausschließen. Auch ihr, Meine liebsten Kinder, die ihr
euch von der Welt zurückgezogen habt, mit großmütigem
Herzen sollt ihr alle umschlingen, mit wahrhaft
mütterlicher Liebe alle umfassen.
O seht, indem ihr die Kinder der Armen
erzieht, die unter eurer Obhut stehen, indem ihr die
Kinder belehrt, die in eurer Schule stehen, indem ihr
die Wunden der Kranken verbindet, indem ihr diejenigen,
die auf Irrwege gegangen, zurückführt zu Meinem
göttlichen Herzen, ihr, die ihr am Krankenbett steht,
und ihr alle, alle sollt ihr zusammenstehen, ihr sollt
nicht denken, o da ist ja alles verloren! Nein, nein,
nichts ist verloren! Auch nicht ein einziges Wort, auch
nicht ein einziger Akt der Liebe, den ihr euren Brüdern
erweiset.
In der ganzen Welt bis zum letzten
Winkel der Erde soll die Anbetung und Sühne errichtet
werden, soll der Liebesbund sich ausbreiten, und so die
große Kluft, die große Spaltung, die da entstanden ist,
wieder überbrückt werden durch den Eifer und durch die
Liebe Meiner treuen Kinder. Fragt doch nicht mehr, warum
Ich euch Verdemütigungen zuschicke. O sagt doch allen
Meinen Dienern, warum Ich Meiner jungfräulichen Braut,
Meiner heiligen Kirche solche Verdemütigungen schicke. O
sagt ihnen, wie Ich dir gesagt am letzten Freitag, wenn
Meine Kirche, Meine jungfräuliche Braut ihre Kinder
wieder gewinnen will, dann muß sie dieselben mit großen
Leiden gewinnen, mit großen Leiden und Verdemütigungen
von ihren eigenen Kindern. Und durch die Herzensangst
und durch Händeringen und Verzweiflung soll sie ihre
Kinder wieder für sich gewinnen. Versteht ihr Mich?
Denn gleich wie Ich in jeder Seele
wirke, wie Ich dir schon so oft gesagt habe, daß du den
eucharistischen Kreuzweg gehen sollst und daß, wie Ich
in dir wirke, wenn ihr einen großen Sünder von Mir
verlangt, wie du diese Verdemütigungen hinnehmen mußt
unter großer Angst und Unruhe und Finsternis, so Meine
jungfräuliche Braut, die heilige Kirche, in den Tagen
der Trübsal, wenn sie sieht, wie ihre eigenen Kinder
ihrer spotten, wenn sie sieht, wie all ihre Sorgfalt und
Mühe vergebens ist, wie ihre Kinder sie nur ausnützen,
um sie um so mehr zu betrüben und zu verspotten und zu
verachten, und sie trotzdem diese verzweifelte Angst
hinnimmt aus Liebe zu Mir und mit Geduld erträgt, so und
nur so wird Meine Kirche siegen, indem sie all die
Verachtung, all die Verspottung hinnimmt, als ob es
nicht gewesen wäre, wieder ihnen nachgeht wie vorher,
dahingeht, Segen spendend, Wohltaten spendend.
Aber wenn sie es nicht tut, wie Ich
sage, wie Ich angebe durch dich und an vielen Stellen,
denn nicht nur hier wirke Ich, Ich wirke jetzt in gar
mancher Seele überall in der Welt, Ich sage, wenn sie es
nicht durchführt, daß ein Band alle Katholiken
umschlingt und so Meine Gerechtigkeit überbrückt wird
durch stilles Ertragen der Leiden, durch freudiges
Hinnehmen aller Verspottungen, aller Verdemütigungen,
dann werden die Strafgerichte um so furchtbarer werden,
je weniger Meine treuen Kinder daran glauben und sich um
diese Strafgerichte kümmern.
Und damit ihr nicht vergeßt, Meine
Kinder, nochmals, warum ihr diese Verdemütigungen
hinnehmen sollt, da es scheint, als habe Ich Meiner
Wahrhaftigkeit widersprochen, ihr sollt wissen, daß der
Liebesbund alle umschlingen soll, reich und arm, groß
und klein, Weltleute und Klosterleute, Priester und
Laien, und die bedrängte Menschheit möchte überall, wo
sie angehalten wird, Mir zu dienen, sich nicht auf
Wunder verlassen und auf Wunder beschränken. Dies ist
nicht Mein Wille, da die Zeit, Wunder zu wirken, nicht
mehr am Platze ist. Wunder, Wunder ist es, wie sich
Meine heilige Kirche ausbreitet von Jahrhundert zu
Jahrhundert.
Das ist ein großes Wunder, daß sie sich
immer weiter und schöner entfaltet am Himmel, von
jedermann zu sehen. Dieses ist das eine große Wunder,
das alle Menschen schauen sollen, und alle Leiden und
Unannehmlichkeiten, womit Ich alle Meine Auserwählten
heimsuchen will, sollt ihr ertragen, wie ein jeder sie
ertragen muß, wenn er Mein Jünger sein will. Also, die
Kleinmut so vieler Menschen soll verhindert werden, weil
so vielfach überall in der Welt verlautet, daß einer
nicht am rechten Platze steht. Der Ehemann, der Kinder
gewinnen will, will sie gewinnen nach seiner Laune; die
Ehefrau, die die Kinder gewinnen soll, möchte ihrem Mann
Freude machen. Das alles ist nicht Meine Absicht. Das
Mädchen, das Ich in die Welt gestellt, möchte im Kloster
sein; die Frau, die verstrickt ist im Ehestand und mit
ihrem Gatten Kreuz hat, möchte wieder frei sein, und
darum überall ein Seufzen in der ganzen Welt, weil
niemand zufrieden ist mit seinem Stand.
Die Ich bestimmt habe, anderen zu
dienen, die möchten herrschen, und die Herrscher möchten
ihre Gewalt gebrauchen, um alle zu unterdrücken. Überall
werden Wunder verlangt, weil man das auferlegte Joch
abschütteln möchte. Ja, wenn die Ehefrau überall die
Laune des Mannes befriedigen will, und wenn der Ehemann
alles nach seinem Wunsche haben möchte, und wenn das
Mädchen, das Ich bestimmt habe, um in der Welt als
jungfräuliche Seele zu strahlen, wo viele Gefahren zu
überwinden sind, gerne im Kloster wäre, und diejenigen,
die im Kloster sind, gern ihr Joch abwerfen möchten, so
soll Ich Wunder wirken.
Aber nicht Wunder will Ich wirken,
sondern den Frieden bringen und so das alles in Einklang
bringen durch den Liebesbund. Seht, nicht Wunder soll
man verlangen, nicht Wunder will Ich wirken, aber den
Frieden, den Ich verkündet auf den Fluren von Bethlehem,
den will Ich der Welt wieder bringen.
Du armes Mädchen, das Ich hineinstelle
mitten in die Welt, ist es dir nicht genug, wenn Ich
Meinen Dienern sage, daß sie den Born öffnen sollen, der
da fließen soll mitten in dein Herz, daß du den Wein
trinken sollst, der da Jungfrauen erzeugt, an Meinem
Tische dich laben sollst Tag für Tag? Darum will Ich,
daß Meine Diener ihr Volk herbeiführen, damit du die
Kraft hast, auch Jungfrau zu bleiben. Dich, den Ich in
den Ehestand berief und der Ich dir ein Kreuz
aufgeladen, weil du den Himmel zieren sollst mit
Bewohnern, der Ich dir starke Schultern gegeben, daß du
das Kreuz tragest, das Ich dir auferlegt habe, und daß
du nichts wünschen und verlangen sollst, als was Ich dir
selbst gebe, und daß du die Kinder für Mich erziehen und
das Kreuz tragen sollst, das Ich dir gegeben in deinem
Gatten.
Und du Gatte sollst zufrieden sein mit
deiner Gattin, daß sie dir helfe, die Kinder zu
erziehen, du sollst zu Meinem Tisch gehen, damit du neue
Kraft schöpfest, um der Heiligen Familie nachfolgen und
beitragen zu können zu dem großen Ziele, das Ich Meiner
Kirche gesteckt; denn du sollst Priester werden in
deinem Haus und Priesterin unter deinen Kindern, du
Mutter!
Du armes Mädchen, du Klosterfrau, du
Ordensmann, wo du auch stehst, sollst du Hand in Hand
arbeiten am Frieden der Menschen. Versteht ihr Mich,
Meine Kinder? Dieses ist es, warum Ich euch
Verdemütigungen schicke: Erstens, wie Meine
jungfräuliche Braut nichts als Verdemütigungen von ihren
eigenen Kindern erleben muß und so ihre Kinder
zurückführen muß, so sollt ihr alle arbeiten, daß der
Liebesbund sich ausbreite, aber nur durch
Verdemütigungen und Leiden wird der Liebesbund sich
ausbreiten, um Sünder Mir zuzuführen und Mir Seelen zu
gewinnen und Meine heilige Kirche zum Sieg zu führen.
Und nun lebt wohl! Noch einmal herzlichen Dank allen
denjenigen, die sich beteiligten in dieser Woche.“
Barbara: „Ich
danke Dir, o Herr!“ Und ich sehe die liebe Mutter
Gottes.
Maria: „Ich
habe das Seufzen Meines Dieners gehört. Er verlangt,
Seine Mutter möchte wieder einmal Ihre Kinder besuchen.
Ja, ja, Ich bin die liebende Mutter, aber wo Mein Sohn
schaltet und waltet, da tritt die Mutter zurück; denn Er
führt das Hauptregiment, und ihr müßt zufrieden sein,
wenn Ich euch unterstützen und euch Beihilfe leisten
kann, und das tue Ich gerne. Denn wenn ihr vor Meinem
Sohn kniet, wenn ihr im Allerheiligsten Sakrament Ihn
empfanget, wenn ihr für die Sünder betet und sühnt, so
müßt ihr wissen, daß Ich immer mit euch Mich vereinige;
denn das alles ist ja Meine Lieblingstat: Sünder retten,
Sünder herbeiführen, Meine Kirche unterstützen, das tue
Ich ja gerne.“
Barbara: „O
liebe Mutter, ich bitte Dich für meinen Nachbarn aus N.
O hilf doch, daß er sich bekehrt.“
Maria: „Ich
verspreche dir deinen Nachbarn. Wende dich an die
Tochter, sie ist wirklich gut und brav.“
Barbara: „O
liebe Mutter, soll ich es ihr denn sagen, was Du mir
gesagt?“
Maria: „Ich
halte es für jetzt noch nicht ratsam, bete du erst
recht, halte sie an zum Gebet, fordere alle deine
Freundinnen auf zum Gebet, und nach jeder heiligen
Kommunion trage Meinem Sohn diese Bitte vor, und wenn du
dann hie und da ein Wörtchen beibringen kannst, da tue
es.“
Barbara: „O
welche Glückseligkeit! O liebe Mutter! O nimm doch dies
arme Fräulein, die eines so martervollen Todes gestorben
ist, bald mit Dir. Bitte Deinen Sohn, daß Er ihr Gnade
und Barmherzigkeit erzeigt, wenn sie noch zu leiden
hat.“
Maria: „Für
heute noch nicht.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
184 Dritter
Freitag im Juli 1897
„Ich bin nicht nur als Gott, sondern
auch als Mensch unter euch“
Lied: O Sünder, mach dich auf ...
Jesus: „Meine
Tochter! Siehe, es fällt dir schwer, dich in der Familie
von der Arbeit zu trennen, deine Arbeit nicht zu tun. Du
möchtest, wie die übrigen, deinen Berufsgeschäften
obliegen, und es ist recht von dir, daß du immer tätig
sein willst, denn Satan hat nichts lieber als eine
müßige Seele, die da bereit ist, all seinen
Einflüsterungen zu folgen; denn Müßiggang öffnet dem
Feind die Türe, die Türe der Augen, der Ohren, des
Mundes. Die Türen sind leicht geöffnet für Satan; durch
ein Wort, einen Blick findet er schon Eingang. Wo
Menschen müßig stehen, da finden sie ihren Zeitvertreib
durch lieblose Reden, um sich zu unterhalten, oder zu
schauen und sich umzusehen, ob sie nicht etwas für ihre
Neugierde fänden, irgendwie ihren Hochmut zu
befriedigen, oder eine sinnliche Neigung zu ergötzen,
oder auch, daß sie Neuigkeiten hören wollen und anhören
wollen die lieblosen Reden der Menschen.
Das alles ist aber bei dir nicht der
Fall, wenn du dich losmachst und, wie andere meinen,
dich pflegen möchtest. Nein, Ich verlange diese Stunde
für Mich. Es ist kein Müßiggang, wenn du Mir diese
Stunde widmest, wo deine Augen, deine Ohren, dein Mund
auf Mich gerichtet sind. Da sollst du büßen für die
Sünden des Müßiggangs so vieler Menschen; denn sieh, wie
dein Mund sich auftut, um Meine Worte nachzusprechen,
denn du bist ja nur das Sprachrohr, wodurch Ich zu den
Menschen rede, dadurch sollst du büßen die vielen
unnützen Reden, selbst von denen, die Mir geweiht sind
oder die doch sich vorgenommen haben, Mir zu dienen. Mit
dem Anhören Meiner Worte sollst du büßen das Anhören
aller derer, die da nur Neuigkeiten hören wollen, um das
Herz aufzupfropfen und dann, anstatt sich mit Mir zu
unterhalten, sich mit dem zerstreuen, was sie gehört.
Mit deinem Blick, der so starr auf Mich geheftet ist,
sollst du büßen die sündhaften Blicke. Deshalb halte Ich
deine Augen, daß sie dir wehe tun sollen.
Daß du deine Augen vor der Zeit
verlierst, das kommt daher, weil ich sie so starr halte,
daß sie dir wehe tun; denn erspart soll dir nichts
bleiben. Du hast deine sinnliche Natur und diese soll
dir bleiben, bis du eingegangen sein wirst in Meine
ewige Herrlichkeit, aber durch dieses Blicken, durch das
Anschauen Meiner Gegenwart, sollst du büßen die frechen
Blicke so vieler Menschen und für die unnützen Blicke so
vieler Meiner treuen Kinder, die anstatt nach Mir sich
umzusehen, ein gutes Buch zu lesen, die Armen
aufzusuchen und ihnen einen barmherzigen Blick zuwerfen,
die Blicke nur mißbrauchen, um unnütze Lektüre zu lesen,
die da sind: Zeitungen, Unterhaltungsblätter und Romane,
wenn sie auch nicht gerade sündhaft sind.
Darum werde nicht mutlos, wenn auch
deine Umgebung die Geduld verliert, dann verliere du sie
nicht, denn dadurch, daß du Mir immer und immer wieder
ein bereitwilliges Herz entgegenbringst, büßest du alle
Fehler ab, die du von Woche zu Woche, von Tag zu Tag,
von Stunde zu Stunde, begehst; denn du bist ein gar
armseliges Werkzeug in Meiner Hand. Aber darum, Meine
Kinder, ihr alle, die Ich euch zusammengeführt, und die
Ich noch zusammenführen will zu diesem armen Wesen,
kommt und sehet, wie wenig Ich verlange, kommt und
sehet, damit ihr in der Stunde des Kleinmuts und
Verzagtheit euch aufrichten könnt.
Denn eine Seele, die da sich ganz Mir
geweiht, die an Mich glaubt, auf Mich hofft und Mich
lieben will, fällt am meisten noch in die Fehler des
Kleinmuts und der Verzagtheit. Sie gibt dann, weil sie
glaubt, daß doch alles umsonst sei, die Hoffnung auf und
lebt dann den alten Schlendrian fort. Deshalb habe Ich
ein so armseliges Geschöpf erwählt, um den Kleinmut und
die Verzagtheit all denjenigen zu nehmen, die da noch
guten Willens sind. Ihr aber, Meine Diener, seid
zufrieden, wenn eure Herde sich um euch sammelt, tragt
ihnen die Süßigkeit Meines Geistes vor, die Süßigkeit
Meiner Liebe und Meines Dienstes, aber mit Liebe und
Sanftmut; macht sie aufmerksam auf ihre Fehler und
Gebrechen, aber mit Milde und mit Schonung.
Als Ich auf Erden wandelte, da
versammelten sich um Mich Ehebrecher, Zöllner,
Sadduzäer, Pharisäer und alle Sorten Menschen, alle
Sünder und Verbrecher. Keiner floh Mich, alle wollten
Meine Worte hören und seht zu, wie Ich mit Schonung alle
behandelte. Das Weib am Brunnen, das sieben Männer
hatte, im Ehebruch lebte und allgemein verachtet war und
ein gar so wollüstiges Leben übte, so daß es ihr sehr
befremdend vorkam, als Ich von ihr zu trinken verlangte,
und doch, mit welcher Schonung ging Ich mit ihr um, Ich
floh sie nicht ...
Die Ehebrecherin, die man Mir vorführte,
um Mein Urteil zu hören über sie, mit welcher Schonung
behandelte Ich sie; den Zöllner, der so viele betrogen,
der so viel ungerechtes Gut angesammelt hatte, Ich rief
ihn in Meinen Dienst. Und erst die Armen. Ja, habt ihr
denn einmal gehört, daß Ich nach Sünden fragte, daß Ich
deshalb einen ausschloß nur deshalb, weil er ein Sünder
war? Habe Ich denn nicht dem achtunddreißigjährigen
Kranken geholfen, der da lag wegen seines sündhaften
Lebens und der deshalb von niemandem beachtet wurde,
weil man glaubte, es sei ein wohlverdientes Leiden und
er könne ohne Hilfe abgehen zur Sühne für seine Sünden,
und niemand wollte ihm helfen in den Teich, obwohl er
für alle da war? Ich aber schloß ihn nicht aus und
fragte nicht, wie viel hast du gesündigt? Ich sagte ihm
teilnahmsvoll und wohlwollend: ‚Gehe hin und sündige
nicht mehr!‘ Ja, Ich sage dies nur, damit ihr nicht
verzagt seid, nicht allzu ängstlich. Klopfet doch an die
Brust und sprecht mit allen Menschen: Mea culpa, mea
culpa, mea maxima culpa; denn ihr alle seid ohne
Ausnahme Adamskinder.
Dort nur, wo der Geist des Hochmuts eine
Seele so eingenommen, daß sie euch von sich stößt und
lachend und spottend euch den Rücken kehrt, indem sie
niemals unter der Kanzel steht oder euren Beichtstuhl
aufsucht, ist eine Ausnahme zu machen. Diejenigen aber,
die noch eure Worte hören, die noch guten Willens sind,
ihre Fehler zu bekennen, die sollt ihr aufnehmen in den
Liebesbund, die sollt ihr binden an Mein Herz.
Du aber, Meine Kleine, du bist immer so
ängstlich. Es ist keine Stunde, in der Ich dich besuche,
wo Ich dir nicht sagen muß, daß du über all die Ängste
und Zweifel hinweggehen sollst. Du armseliges Wesen bist
doch gar so sinnlich, du möchtest doch alles mit den
Händen greifen und mit deinen eigenen Augen sehen,
deswegen verlangst du einen Diener Meiner Kirche und die
Zuversicht von einem Diener.
Siehe, wo dir aber dieses abgeht, wo Ich
dir einen Beichtvater gegeben, der gerade so ängstlich
ist wie du, mußt du dich begnügen mit Mir selbst und
Meinen Belehrungen. Siehe, solange du durch die Reden,
die Ich durch dich führe, niemandem Schaden bringst,
weder in zeitlichen noch ewigen Dingen, so lange
brauchst du nicht zu fürchten, Rechenschaft ablegen zu
müssen, selbst wenn es ein anderer Geist wäre, der
dieses wirkte. Nun aber prüfe, halte einmal Rundschau
bei denen, die die Schriften lesen, ob du jemand
zeitlich oder ewig geschadet oder nachteilig könnest
gewesen sein in der Familie in zeitlichen Dingen. Ja,
wäre es vielleicht möglich, daß Menschenwerk alles
zustande gebracht, daß das, was Ich dir versprochen vor
zwölf Jahren, sich verwirklicht hätte? Hättest du das
zustande bringen können oder ein anderes Geschöpf, wenn
nicht Mein allmächtiger Arm?
Viele sind, die desgleichen wie deine
Schwägerin tun, arbeiten und sich abmühen tagein,
tagaus, die Gesundheit und Leben zum Opfer bringen, und
doch nicht so gesegnet sind wie du. Warum grämst du
dich, wenn Ich eine Stunde von dir verlange, um Mich in
dir erneut zu erfreuen?“
Barbara: „Ja,
Herr, weil man ungehalten ist, wenn ich mich den
Geschäften entziehe, weil ich vieles vermissen muß, mein
Lieblingsgeschäft, das Gebet. Siehe, ich habe Dich
gerade so lieb, ich habe denselben Lieblingszug, mich
mit Dir zu vereinigen, Dich aufzusuchen, wo Du wohnst,
ich kann aber nicht mehr, weil ich so abgehalten bin und
die Verhältnisse es mir nicht gestatten, denn ich will
mir keine Vorwürfe machen lassen.“
Jesus: „Ich
bin ja auch zufrieden, Meine Tochter, wenn du nicht mehr
so oft kommst wie früher, wie du es früher gerne tatest.
Das verlange Ich ja auch nicht mehr, weil Ich Selbst
durch dich sprechen will, weil Ich Mich in dir erfreuen
will, um erstens die Menschen und dich selbst an den Tag
zu erinnern, wo Ich für sie litt und starb. Dies ist der
Hauptbeweggrund, daß Ich alle Freitage zu dir komme, um
die Menschen zu erinnern, daß Ich an diesem Tag für sie
litt und starb, daß Ich Blut und Leben in der Blüte der
Jahre für sie dahin gab.
Denn wenn auch die Menschheit nicht mehr
daran denkt, daß Ich den Schoß Meines Vaters verließ,
daß Ich herabstieg, daß Ich Mich ihnen gleichstellte und
ein armseliger Mensch wurde gleich wie sie, wenn Ich
dies eher ertrage, daß sie nicht mehr beachtet, daß Ich
dreiunddreißig Jahre ihr Bruder geworden bin, so will
Ich doch nicht vergessen wissen, daß Ich für sie
gestorben bin, daß Ich am Kreuz Mein Blut vergoß und
verspritzte. Wenn dies die Menschen vergessen, daß also
Mein kostbares Blut auch noch aus dem Gedächtnis
verwischt werden soll, das geht Mir allzu nahe; denn Ich
bin euer Bruder.
Darum sollst du durch die Freitage die
ganze Menschheit erinnern, daß Ich für sie gelitten
habe. Der Freitag soll für dich ein unvergeßlicher Tag
werden und durch dich vielen, vielen Menschen, und diese
Menschen sollen Mir dann immer Ersatz und Sühne leisten
für ihre Brüder und Schwestern, die nicht mehr an Mich
glauben. Und daß du aber durch dieses Leiden, das Ich
von dir verlange, vielen zum ewigen Heil nützen wirst,
kannst du daraus ersehen, mit welcher Begierde, mit
welcher Freude diejenigen die Schriften lesen, die
einmal angefangen haben, sie zu lesen; denn ein guter
Gedanke bleibt in jedem hängen, auch wenn er sie liest
aus Zeitvertreib oder aus Gefälligkeit. Ein guter
Gedanke steigt in jedem auf, er denkt nach, Meine Gnade
wirkt mit, und es entfaltet sich in ihm ein inniger Hang
zur Frömmigkeit.“
Barbara: „O
mein Jesus! Soll es denn noch
lange dauern, bis die Schrift gedruckt wird? O wenn doch
meine Geschwister und diejenigen, die sie bisher nicht
gelesen, die Schriften doch in den Händen hätten, sie
würden dann noch andere herbeiführen, und die Güte und
Liebe Deines Herzens würde dann noch mehr Menschen
bekannt werden.“
Jesus: „Laß
Mich nur sorgen, es ist noch nicht an der Zeit; habe du
guten Mut und gehe ruhig weiter. Genug ist es dir und
muß es dir sein, daß du zwar Widersprüche hast, aber
doch niemand dir ein Unrecht vorwerfen kann. Niemand
kann dir auch sagen, es sei erdichtet, denn wenn es
wirklich so wäre, dann müßte dir doch jemand den
Verstand dazu geben. Studiert hast du nicht, und wenn du
wirklich studiert hättest, so kommen alle Gaben vom
Vater allen Lichtes und das Licht, das über dich
ausgegossen, über deinen Verstand, kann von niemand
anders kommen als vom Vater des Lichtes.
Wenn Ich aber komme, wenn Ich dich rufe
zu anderen Zeiten, dann ist es entweder, daß Ich dich
einführen will in die Schönheit eines Festes, das die
Kirche feiert, oder du sollst Mir Ersatz und Sühne
leisten für diejenigen, die sich nicht kümmern um die
Feste Meiner Kirche, oder Ich will dir Meine Freude
mitteilen an den treuen Kindern Meiner Kirche, da Ich
als Mensch doch auch Freude habe und sie auch mitteilen
muß; denn geteilte Freude ist doppelte Freude.
Ich bin nicht nur im Himmel, sondern
auch auf Erden unter euch mit Fleisch und Blut, wenn
auch euren Augen verborgen, und Ich bin nicht nur als
Gott, sondern auch als Mensch unter euch, und darum habe
Ich auch Meine menschlichen Bedürfnisse und werde sie
haben, solange die Welt steht. Der Mensch kann es nicht
ertragen, zuviel mit Schmerz heimgesucht zu werden, er
muß seinen Schmerz mitteilen.
Deswegen kommt es oft vor, daß eines
Menschen Herz berstet, weil der Mensch nicht geschaffen
ist, um übergroßes Leid und übergroße Freude tragen zu
können. Es beruht dieses auf dem Bedürfnis gegenseitiger
Mitteilung. So geht es Mir denn auch. Ich lebe als
Mensch unter euch in der hochheiligsten Eucharistie, und
habe Ich eine Freude, so will Ich sie Meinen treuen
Kindern mitteilen. Darum kommt es vor, daß an
Hauptfesten, wo Meine Kirche große Feierlichkeiten
entfaltet, sich alle mit Mir freuen, reich und arm, und
daß ein gewisser Zauber auf allen liegt. Alle fühlen
sich hingezogen, die guten Kinder meines Herzens; Arm
und Reich, Alt und Jung fühlen das Hinzugezogen sein,
das sie sich nicht erklären können. Dies ist der Ausguß
Meiner Liebe, dies ist der Austausch Meiner Freude.
So ist es aber auch zur Zeit großer
Feste, wo Ich Meine Gnade austeilen möchte, wo Ich so
freigebig bin und dastehe mit vollen Händen, zum
Austeilen bereit, und Meine Kinder bleiben ferne; ja,
dann ist Mein Gemüt so betrübt, so niedergebeugt, daß
Ich vor Schmerz Mich verzehren möchte, weil Meine
Brüder, Meine Schwestern, die Ich alle beglücken möchte,
ja ewig beglücken möchte, diese Glückseligkeit durch ihr
Fernbleiben von sich stoßen; und diesen Schmerz, Ich
kann ihn nicht allein tragen, und darum müssen Meine
Kinder es mitfühlen, und dies ist das Mitfühlen Meiner
treuen Seelen, diese müssen mitfühlen den Schmerz Meines
Geistes und Meines Gemütes.
Daher kommt es, daß du die ganze Zeit,
wo Meine Kirche einhergeht, um ihre Kinder
herbeizuführen, sie einzuladen, zur Bekehrung zu kommen,
wie die Osterzeit, von der Faschingszeit angefangen bis
hinauf, wo alle die hohen, heiligen Feste, die von
Meiner Kirche, die ganz Meinen Geist in sich trägt und
die Gefühle Meines Geistes verwirklicht, angelegt sind,
bis, sage Ich, all die Feste vorüber sind, du den
Schmerz mitfühlen mußt, und ihr alle, ihr Meine Kinder,
den Schmerz, den Mein Herz fühlt über all diejenigen,
die sich nicht daran beteiligen, mit ertragen müßt. Mit
einem Wort: Du mußt Mir sühnen und büßen helfen, sühnen
und büßen mit Mir im Heiligsten Sakrament für alle, die
Meinem Herzen so viel Schmerz bereiten.
Nun wißt ihr, wenn wieder solche Zeiten
kommen, warum ihr leidet? Harret aus, ertragt für Mich
im stillen die Leiden. Denkt dann, daß ihr Meine
Schwestern, Meine Brüder seid, und Meinen Schmerz teilen
müßt.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
185 Vierter
Freitag im Juli 1897
„Und wenn ihr gegen den Stachel
ausschlagt, werden jene nicht in sich gehen, sondern ihr
werdet euch nur selbst verwunden.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ich danke Dir für die
unaussprechlich große Gnade, daß Du Dich würdigst, mich
arme Sünderin heimzusuchen, daß Du alle Freitage mich
heimsuchst in meinem Elend. O verzeihe mir alle Sünden
und Nachlässigkeiten gegen Deine unendliche Liebe und
Güte. Es war zwar in dieser Woche etwas besser als
sonst; ich danke Dir für all die Gnaden, Einsprechungen
und Erleuchtungen, die Du mir nach der heiligen
Kommunion zuteil werden ließest. O Herr, warum kann es
denn nicht immer so sein? Wäre es denn nicht besser,
wenn ich immer so beten könnte wie diese Woche? Wie viel
leichter war ich im Gemüt, alles kam mir nicht so schwer
an. Ich meine, ich hätte mich auch nicht so versündigt
wie früher, wo ich so trostlos und verlassen war?“
Jesus: „So
sind die Menschen! Vor allem, Meine Tochter, muß Ich dir
sagen, daß Ich dergleichen Reden, wie Ich sie vorhin
hören mußte, nicht mehr hören will, wenn Ich anpoche an
deinem Leib. Ihr habt nicht das Recht, so zu reden, eure
Mitmenschen zu beurteilen, auch wenn sie euch wehe
getan. Ihr habt nicht das Recht, über sie zu reden; das
müßt ihr Mir überlassen, die Rechtfertigung steht nur
Mir allein zu. Ihr habt Geduld mit allen Menschen zu
üben, das steht euch zu, und diejenigen, die euch wehe
tun, sind eure besten, liebsten Freunde und müssen es
euch sein, denn sie verschaffen euch Verdienste, sie
vermehren eure Glorie und eure Krone verschönern sie.
Merkt es euch!
Für jetzt aber, für heute sollst du mit
Mir kommen in die Felsenhöhle, wo diejenige
dreiunddreißig Jahre verweilte, die Mich nach Meiner
heiligen Mutter am meisten liebte auf der ganzen Welt,
die Ich aber auch deswegen bevorzugte unter allen
Geschöpfen damaliger Zeit, nach Meiner heiligen Mutter.
Ich hatte wohl dem Petrus die Schlüssel des
Himmelreiches übergeben, Johannes, Mein Lieblingsjünger,
durfte an Meinem Herzen ruhen, sie aber ging in der
Liebe beider voraus.
Als sie einmal erkannte, wer Ich bin,
und dies sagte ihr der Glaube, als sie mit ihren Tränen
dort im Haus des Pharisäers Meine Füße benetzt hatte und
Ich einmal das tröstende Wort gesprochen: ‚Geh in
Frieden, deine Sünden sind dir vergeben‘, da hatte der
Glaube eine solche Wurzel gefaßt in dieser Seele, daß
sie an nichts mehr zu zweifeln und zu häkeln hatte. Sie
hatte viel und schwer gesündigt, sie hatte Mich tief
beleidigt, Mich, ihren Gott, dies stand vor ihrer Seele,
aber der Glaube sagte ihr fortwährend, deine Sünden sind
dir vergeben. Also hatte sie nichts mehr zu tun, als
Mich zu lieben.
Als nun die Zeit gekommen war, wo sie
Mich mit leiblichen Augen nicht mehr sehen konnte, wo
sie Meine sichtbare Nähe nicht mehr fühlen konnte, da
wandte sie sich ganz dem Innern zu. In ihrem Kämmerlein,
in ihrem Herzen da hatte sie Mich fortwährend mit
fühlbarer Nähe, und mit ihren Geistesauge schaute sie
Mich fortwährend Tag und Nacht.
Und als sie nun die Liebe Meines Herzens
hinweggeführt hatte aus ihrem Vaterland und aus ihrem
Geschlecht und sie unter den Heiden lebte – die aber
nicht mehr Heiden waren, denn ihre Liebe besiegte die
Herzen all derer, womit sie umging, und viele in ihrer
Nähe bekehrten sich zum heiligen katholischen Glauben –,
da war die Zeit gekommen, wo sie unter Menschen nicht
mehr leben konnte; so sehr hatte die Liebe ihr ganzes
Sein, ihr Leben verzehrt. Sie lebte nur noch ein Leben
und für ein Leben, und das war die Liebe. Ich wußte
dieses und wollte diesem Herzen zuvorkommen. Vergleiche
nun dein Leben mit dem ihrigen.
Sieh, was Ich dieser Dienerin getan
habe, das habe Ich auch dir getan. Wohl hatte die Liebe
auch dein Herz in Besitz genommen, und das sei allen
Menschen gesagt, welche die Schriften lesen und die
davon hören. Sobald eine Seele Mich wahrhaft liebt,
räume Ich ihr die Hindernisse, die sie von der Liebe
abhalten könnten, derartig hinweg, daß, wenn es nötig
wäre, Ich eine neue Welt erschaffen würde, wo sie diese
Liebe zu Mir befördern könnte. Dies tat Ich Meiner
Dienerin.
Als es Zeit war, als sie die Sehnsucht
so erfaßt hatte, daß sie unter den Menschen nicht mehr
leben konnte, führte Ich sie an einen Ort auf gar
wunderbare Weise. Dort verkehrte Ich mit ihr, wenn auch
nicht immer in sichtbarer Gestalt.
Oft und oft ließ die Liebe Meines
Herzens Mich ihr gleichstellen. Ich nahm die Gestalt
eines Menschen an, um so nicht nur ihr Herz, sondern all
ihre Sinne zu erfreuen. Die Augen, die nichts mehr sehen
wollten als ihren Jesus, durften Mich im Fleische
schauen; die Ohren, die nichts mehr hören wollten als
Meine Worte, als die Stimme ihres Geliebten, sie sollten
mit diesen fleischlichen Ohren Meine Worte hören, und
Ich verkehrte in so süßer Weise mit ihr, daß es Meine
Lust war, Meine Freude, und Ich in Wirklichkeit Mich
nach dieser Stunde sehnte, wo Ich sie besuchen wollte.
Außer diesen Besuchen, die Ich manchmal
als Mensch wiederholte, wie Ich auch Meinen Jüngern
manchmal erschien nach derAuferstehung, verkehrte Ich
auf geheimnisvolle Weise mit ihr, so ungefähr, wie Ich
in dieser Stunde mit dir verkehre, nur auf viel innigere
und vertraulichere Weise. Ich erhob dann das Geschöpf
über die Geschöpfe, über die Schöpfung, über alles
Sichtbare bis hin zu den Gefilden, wo Ich wohne in
Meiner unsichtbaren Schöpfung, und so verflossen ihr die
Tage und Jahre, und dieses Geschöpf, obwohl es viel
litt, wenigstens im Anfang, ward mehr und mehr
vergeistigt, endlich litt sie gar nicht mehr, und sie
lebte das Leben eines Engels, ein rein geistiges Leben;
denn ihr Leib, der da schon in Verklärung überging,
wurde vergeistigt wie Mein Leib auf dem Berg Tabor.
Siehe, das ist der Lohn einer wahrhaft liebenden Seele.
Und nun vergleiche dein Leben mit dieser
Seele. Wieviel fehlt dir noch, wie wenig liebst du Mich
gegen sie, wie bist du vertieft in das Irdische? Obwohl
Ich Mich würdige und Mich herablasse, so oft und so
vertraut mit dir umzugehen, bist du noch gar zu
kleinlich. Ich will nicht reden von den Berufsarbeiten
und von der Stimmung, mit der du sie verrichtest; denn
Ich will, daß du in deinem Berufe wirken sollst, weil
nicht alle in die Einöde fliehen können. Denn es ist
keine Einöde mehr, es gibt keine mehr, weil die Welt
fast überall bewohnt ist und weil es auch keine Menschen
mehr gibt, die sich nach der Einöde sehnen, aber es soll
und muß in Meiner Kirche Heilige geben, Mich Liebende,
wahrhaft Liebende, wie eine Büßerin Magdalena.
Aber sieh, ob Ich nicht dieselben Wunder
der Liebe und Gnade an dir gewirkt wie an ihr, und das
sei allen zum Trost gesagt, die Mich in Wahrheit lieben
und suchen wollen, daß Ich sie nicht im Stich lasse. Wer
mit Meiner Gnade mitwirken will, dem werde Ich zur
rechten Zeit die Gelegenheit anbieten. Er soll sie nur
benutzen, er soll nur Meiner Gnade sich hingeben, sich
von Mir führen lassen wie ein Kind, das laufen lernt an
der Hand seiner Mutter.
Als du Mich lieben wolltest und
suchtest, da führte Ich dich aus der Heimat hinweg, hier
in dieses fremde Land. Hier habe Ich dir alle Schätze
der Liebe und Gnade gegeben, mehr noch als Meiner
Dienerin Magdalena; denn jene mußte sich begnügen gar
oft mit der unsichtbaren Welt, sie mußte sich
fortwährend anstrengen, ihren Geist in Betrachtung
versenken, um nachzudenken, um sich an Mich zu erinnern
und sich mit Mir zu beschäftigen; denn sie hatte um sich
nichts als die wilde Einöde.
Dir aber, was habe Ich dir gegeben, wie
schöne, herrliche Kirchen, die du Tag für Tag aufsuchen
kannst, wo Ich mit dir verkehre wie mit Magdalena, wenn
Ich sie besuchte; denn so wie Ich zu ihr kam als schöner
Jüngling in Menschengestalt, so komme Ich zu dir Tag für
Tag in der heiligen Kommunion. Du mußt nur so innig dich
an Mich anschließen und so mit Mir verkehren wie vor
einigen Jahren, als du Mich zärtlicher liebtest als
jetzt; du bist lauer geworden, du bist erkaltet in der
Liebe.
Ich muß dir einen Verweis geben; denn du
sollst vielen zum Vorbild werden. Du darfst nichts
scheuen, du darfst nicht zurückschrecken, wenn du auch
manchmal ein Gesicht bekommst; dieses alles gehört dazu.
Siehe, der vertraute Besuch, den du Mir machtest am
Mittag, wie lieb war er Mir! Hättest du die Liebe und
den Mut wie damals, wie manche angenehme, liebe Stunde
könntest du mit Mir mehr haben.“
Barbara:
„Verzeih mir, o Herr! Du redest aber gar so ernst heute,
Du willst, daß ich mich unterwerfe, und jede
Viertelstunde, wo ich nicht da bin, muß ich Rechenschaft
dafür ablegen; ich bin eine Dienstmagd.“
Jesus: „Das
bist du nicht; du bist die Dienstmagd Meiner Liebe, das
bist du! Aber Ich sage dir und durch dich deiner
Umgebung, so du nicht tapfer bist und dich wehrst, werde
Ich Meine Hand zurückziehen. Du mußt nicht immer
nachgeben. Du mußt dich losreißen, damit du wieder in
die Liebe hineinkommst, die erkaltet ist in dir!“
Barbara: „O
mein Jesus! Verzeihe mir, ich
will es ja gerne tun, aber wenn meine Schwägerin wieder
krank wird und ich den Vorwurf höre, daß sie sich so
plagen muß, dann bin ich nachher schuld an allem. O hilf
mir doch aus dieser Verlegenheit, gib ihr eine bessere
Gesundheit.“
Jesus: „Höre
nun weiter, Meine Tochter! Ich habe dir so gute Priester
gegeben, die dich aufmuntern in jeder Predigt, die du
anhörst, wo du von neuem aufgemuntert wirst, und jede
Predigt ist eine Unterhaltung zwischen dir und Mir; denn
so wie du Meine Worte hörst in der Predigt, so sprachen
Ich und Meine Dienerin Magdalena zusammen auf der
Felsenhöhle. Ich ermunterte sie, Ich redete mit ihr über
die Schönheit Gottes, die Schönheit Meines himmlischen
Vaters, die Schönheit der Liebe.
Nun ist die Zeit gar schlimm geworden
auf Erden und darum mußt du, wie Meine Dienerin, gar oft
dich dorthin flüchten auf jenen Berg, der in jeder Seele
selbst verborgen ist, den Berg des Herzens. Jeder Mensch
trägt den Berg in sich. Das ist seine Seele, sein Herz;
dieses ist das Kämmerlein, in dem Ich wohne. Dieses
Kämmerlein ist für Mich geschaffen, dahin sollst du dich
flüchten, wenn du merkst, daß du allzu zerstreut wirst
durch die Geschäfte des Tages, oder wenn der Kummer dich
niederbeugen will, oder wenn du glaubst, du seiest von
Mir verlassen, flüchte du dich dorthin, und wenn du Mich
auch nicht findest oder glaubst Mich nicht zu finden,
wenn Ich Mich vor dir verberge, es gefällt Mir doch,
wenn du kommst und Ich bin doch bei dir, wenn du es auch
nicht siehst.
Siehe, die Zeiten sind schlimmer
geworden, als jene Zeiten waren, in der Meine Dienerin
lebte. Alles ist überflutet mit Unglauben, und
hineingedrungen ist das Gift des Unglaubens in die
engsten Kreise, wo man Mir noch dient und dienen will. O
möchten doch Meine Diener beherzigen, was zu tun ist,
und der Welt predigen und ihr zureden. Man muß in dem
Jahrhundert der Aufklärung, die das neunzehnte
Jahrhundert ist, das Volk eines anderen belehren, man
muß das Volk auf den nackten Glauben zurückführen, auf
den soliden Glauben, wie sie vorgeben.
Ja, glaubst du denn, du Diener Meines
Herzens, der du vorgibst, der Welt, der heiligen Kirche
einen Dienst zu erweisen, wenn du alle Meine Diener
aufforderst, desgleichen zu tun wie du: Den
Wunderglauben Meinem Volk zu nehmen! Glaubst du denn, du
tust ein gutes Werk? Glaubst du, du machtest Mir dadurch
Ehre?
Wisse, daß Ich Rechenschaft fordern
werde von all jenen, die eines dieser Kleinen, die an
Mich glauben, ärgern werden. Ich sagte dies Meinen
Aposteln, indem Ich ein Kind in ihre Mitte stellte.
Kinder sind aber alle gläubige Seelen, und du, wenn du
nicht zurückkehrst zum kindlichen Glauben, gehörst du
nicht mehr zu den kindlichen Seelen.
Wohlan, sei zufrieden, wenn nur du
gelehrt bist, und bringe deine Wissenschaft, deine
gelehrten Phrasen dort an, wo die Gelehrten, die
Gebildeten sind, und lasse Meinem Volk seinen lebendigen
Glauben und bringe Mein Volk, das nicht zu der gelehrten
Welt zählt, nicht um den kindlichen Glauben.
Nimm’ die Legende Meiner Dienerin
Magdalena zur Hand, und du wirst Wunderglauben bei ihr
finden, Wunder an Wunder an ihr. Und was war es, das
diese Wunder vollbrachte? Es war ihr lebendiger Glaube,
indem sie sich Mir schenkte ohne Vorbehalt und alles von
Mir erwartete, von Mir, ihrem einzigen Gut, das sie über
alles liebte. Glaubst du denn, du tust der Kirche einen
Dienst, wenn du die ganze Welt über einen Leisten
ziehst? Nicht wahr, das Leben dieser Dienerin gehört
auch nicht mehr in dieses Jahrhundert? Wenn man jetzt
bei der gebildeten Welt davon spricht, wird man ins
Lächerliche gezogen, und doch ist es diejenige, die
gerühmt werden wird, solange die Welt steht.
Euch aber, ihr treuen Diener Meines
Herzens, euch sage Ich, haltet es nicht mit solchen
gelehrten Geistern, nehmet keine Zeitung in die Hand und
studiert eure Predigt nicht aus der Zeitung; denn mit
Zeitungsschreibern und Verfassern von Lektüren, die nur
auf Bildung und Aufklärung und auf Wissenschaft
versessen sind, gehe Ich nicht. Wohl aber mit gläubigen,
kindlichen Seelen gehe Ich Hand in Hand, denen gebe Ich
Meinen Geist, und mit Meinem Geist werden sie Wunder
wirken, und auch du wirst Wunder wirken, du Priester
Meines Herzens, wenn du es hältst mit Meinem gläubigen
Volk, und Ich wiederhole es immer und immer wieder:
Solange Meine Kirche, Meine Diener, all
die Verdemütigungen, die Ich über sie hingehen lasse,
nicht hinnimmt mit Geduld und Sanftmut, solange sie
ausschlagen will gegen den Pfeil, der da abgeschossen
wird gegen sie, so lange verwundet er die Kirche in
ihrem eigenen Herzen, in ihrem Glaubensleben.
Laßt doch jene gelehrten Geister, die
darauf ausgehen, Meine Kirche zu verspotten, Meine
Diener zu lästern, sie vor der ganzen Welt ins
Lächerliche zu ziehen, sie hinzustellen als Dummköpfe,
lasset sie doch! Geht doch ruhig eure Wege, eingedenk,
daß Ich mächtig und groß und stark genug bin, um all
eure Feinde zuschanden zu machen. In ihrem eigenen Netz
verstrickt und ihrem Untergang entgegensehend, ihr
Haupt, das sie hoch erhoben wider euch, wird zerschellen
am Fels Petri! Laßt doch, Ich bitte euch, all die Dinge
kommen, die euch so demütigen.
Seht, Demütigungen müssen kommen, und
wenn ihr gegen den Stachel ausschlagt, werden jene nicht
in sich gehen, sondern ihr werdet euch nur selbst
verwunden. Geht ihr aber demütig und still dahin,
diejenigen um euch sammelnd, die eure Worte hören, dann
kommt die Zeit, wo ihr siegen werdet, wo all eure Feinde
gedemütigt vor euch sich beugen werden. Ihr aber, Meine
Kinder, kümmert euch nicht darum.
Macht Mir die Freude, wenn Ich euch
besuchen will, Mir immer ein recht bereitwilliges,
gutmütiges Herz entgegenzubringen und hütet euch, dieses
Herz, das Mir geweiht ist, zu verunreinigen, indem ihr
über eure Mitmenschen lieblos redet. Nichts mehr derart
will Ich hören von euch! Ich habe euch wiederholt
gesagt, ihr sollt ein Beispiel geben, und obwohl zwar
der Gerechte siebenmal im Tag fällt, so sollt ihr euch
bestreben, Geduld und Nachsicht mit allen Menschen zu
haben.
Aber ihr, die ihr für viele ein Vorbild
werden sollt, ihr sollt nur Liebe haben, nur Mitleid,
und sobald ihr eine Regung in euch verspürt, die von
dieser Liebe abweicht, so haltet Rundschau in eurem
Herzen, flüchtet euch zurück auf den heiligen Berg, wo
Meine Dienerin Magdalena wohnte, und nehmt sie euch zum
Vorbild und zu eurer Mitschwester.
Und wie der böse Feind sie versuchte und
ihr allerlei vorstellte, um sie abwärts zu bringen von
ihrem strengen Leben, von ihrer Lebensweise, so bereite
Ich euch Versuchungen, das sind: Der Widerwille, die
lieblosen Reden und Behandlungsweisen eurer Mitmenschen.
Über alles dies sollt ihr hinweggehen wie Magdalena und
Mich anrufen, und zur rechten Zeit werde Ich euch zu
Hilfe kommen. Und nun grüßt Mir alle Meine Lieben, ihr
wißt ja, wo sie zerstreut leben in der Welt, ganz
besonders dein liebes Schwesterlein in A., die Schwester
von Luise; sie möge bedenken, daß sie noch nicht
eingegangen ist in jenes Reich, wo es nichts mehr zu
leiden gibt. Wo soll Ich sie prüfen auf ihre Treue, und
ihre Verdienste vermehren und ihre Krone verschönern,
wenn Ich ihr nichts mehr zu leiden schicke? Gerade dies
ist Mir das liebste Leiden, das ihr am härtesten ankommt
und von dem sie gern befreit sein möchte. Merkt es euch,
ihr alle Meine Kinder! Leiden und sühnen, leiden und
sühnen, das ist das Losungswort der Mitglieder des
Liebesbundes, nicht, sich freuen und sühnen wollen!
Denn wenn das Herz ausgedorrt
dahinschmachtet vor Trockenheit, wißt ihr, daß ihr
sühnen könnt. Trachtet, die Trockenheit mit Geduld zu
ertragen und geht euren Weg ruhig weiter wie früher, wo
Ich euch mit Salbung und Liebe entgegenkam. Sie kann
ruhig sein über ihren Seelenzustand, und wenn sie mir
ein Opfer bringen will, dann soll es ihr Kleinmut sein,
denn wenn Ich zufrieden bin, warum nicht auch sie?
Leiden und sühnen ist das Losungswort für alle
Mitglieder des Liebesbundes, für Meine treuesten Kinder.
Sage es N. und N. in N. und all den Priestern, die es
lesen.
Alle, alle will Ich herzlich grüßen und
sie bitten, nicht mit jenen Geistern zu halten, die da
die Bildung und Wissenschaft voraussetzen. Denn ihr müßt
wissen, daß die große Zahl der Menschheit die
ungebildete Welt ist, und daß die meisten Heiligen aus
der ungebildeten Welt hervorgegangen sind. Die
Heiligkeit hat mit Bildung und Wissenschaft nichts
gemein. Meine Apostel waren ungebildete Leute, und all
die liebsten Kinder Meines Herzens waren meist
ungebildete Menschen und hatten keine Zeitung und keine
Schriften zum Lesen. Ihre Zeitung, ihre Bildung war die
Liebe ihres Herzens, die sie in der Tiefe ihres Herzens
durch Betrachtung und Gebet sich aneigneten. Tretet
jenen Geistern gegenüber und sagt ihnen offen eure
Meinung. Denn das arme Volk nimmt Anstoß an solchen
Redensarten; denn der Glaube wankt in mancher Seele, er
wird zutiefst erschüttert.“
Barbara: Und
ich sehe die liebe, heilige Magdalena. „O würdige dich,
ein einziges Wort des Trostes zu sagen. Wie hast du es
gemacht, daß du zu so großer Vollkommenheit gelangt
bist? Du warst doch auch ein Mensch wie wir?“
Magdalena: „Meine liebe Schwester! Es ist ganz
einfach und doch auch schwer. Einfach, weil wir aus uns
selbst gar nichts tun können, also wir uns unbedingt an
Gott hingeben müssen. Schwer ist es, weil wir gar
armselige, gebrechliche Menschen sind und immer von
diesem Fleisch zurückgehalten werden, und dieses Fleisch
sich nicht beugen will unter den Geist.
Aber siehe, liebe Schwester, großmütig
mußt du handeln. Großmut war es, mit der ich mein
Fleisch mit Füßen trat. Du mußt dich alle Tage an jenes
Wort erinnern, das dir dein und mein lieber, guter Jesus
einmal gab am Feste des heiligen Antonius von Padua:
‚Meine Tochter, du mußt ganz über dich hinweggehen und
tun, was Ich dir sage!‘ Siehe, darin liegt die ganze
Vollkommenheit: Ganz über dich hinweggehen, und so wird
dir, was dir so schwerfällt, leicht, und dich ganz
deinem Gott hingeben Tag für Tag.
Wenn harte Zeiten kommen, wenn die
Menschen um dich kalt sind, dann mußt du dich erinnern
an die Felsen, die ich bewohnte. Wenn ich weinte, so
weinten sie nicht mit mir; sie fühlten nichts, wenn ich
Schmerzen fühlte, und wenn meine Natur erliegen wollte,
da mußte ich mich aufraffen und ruhig weitergehen und
meinen Trost in mir selber suchen bei meinem Jesus.“
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, das sollst auch du tun, wenn es
deiner Umgebung lästig ist und wenn sie nicht mehr
glauben will und nachläßt im Glauben und alles über Bord
werfen möchte, dann fasse dich, erinnere dich an die
Felsen, in denen Magdalena lebte und unterhalte dich mit
Mir Selbst in deinem Herzen, und so wirst du nach und
nach die Welt unter die Füße bekommen. Du wirst darüber
hinweggehen, als ob du auf Rosen wandeln würdest. Und
alle, die Ich dir zuschicke, sollst du mit Liebe
behandeln.
Siehe, ist es nicht ein Zeichen für
dich, daß Ich dich gestellt habe zum Troste vieler?
Obwohl Meine Diener dich trostlos hingehen lassen, habe
Ich dich gestellt, die Betrübten zu trösten, und wo
Meine Diener dies nicht vermögen, da sende Ich sie zu
dir, und Ich werde dir noch viele Seelen zuführen und du
sollst sie trösten, du sollst das geknickte Rohr
aufrichten und Mir zuführen.“
Barbara: „O
Herr, sage mir doch, wie ich jene zwei Protestanten für
Dich gewinnen kann?“
Jesus:
„Empfiehl sie dem Gebet des Liebesbundes und anderen
Gebetsvereinen und geh ihnen mit guten Worten an die
Hand; ein kleines Geschenk hie und da und du wirst noch
manche Freude erleben. Und auch du, Meine gutes
Lieschen, mußt dich einmal trennen und Opfer bringen,
mußt hingehen zu deinen Verwandten und nicht mehr das
Haus verlassen, bis die Kinder getauft sind. Gehe hin,
bearbeite den Mann, und Ich werde dich begleiten. Es ist
Zeit, die Kinder müssen Meiner Religion angehören!“
Barbara: „O
Herr, wird diese arme Kranke es noch einmal erleben, daß
sie noch einmal ihre Schwestern besuchen kann?“
Jesus: „Sie
wird es noch erleben.“
Barbara:
„Willst Du N. als Dein Schlachtopfer annehmen?“
Jesus: „Sie
ist noch nicht in der Lage!“
Barbara: „N.
bittet Dich, sie doch ein Los gewinnen zu lassen, um
alle Schulden bezahlen zu können.“
Jesus: „Die
reich werden wollen, fallen in viele Versuchungen.“
Inhaltsverzeichnis Band 2
186 Fünfter
Freitag im Juli 1897
„Und das Streben nach Heiligkeit, ...
dem Menschen für ein Ding der Unmöglichkeit hingestellt
wird von allen Seiten.“
Lied: Wann wird doch endlich mein Jesus
kommen ...
Jesus: „Meine
Kinder! Ich habe am letzten Freitag dir eine lange
Lektion gegeben über das Verhalten gegen deine
Mitmenschen. Ich habe dir gesagt, falls du dich nicht
besserst, Ich Mich von dir zurückziehen werde. Und doch
bist du wieder in diesen Fehler gefallen! Siehe, ein
langmütiger Gott bin Ich, ein barmherziger Gott, ein
Gott der Güte und Liebe, sonst würde Ich sofort mit dir
abbrechen; denn du sollst in erster Linie diejenige
sein, die vielen zum Vorbild werden soll im Umgang mit
den Menschen. Ich hätte Mir, wenn Ich nicht dich zum
Vorbild für alle Menschen hätte wählen wollen, damit
niemand eine Ausrede hat, Ich hätte Mir eine deiner
Freundinnen erwählen können, die allein steht, die nicht
so viel Gelegenheit hat, mit den Menschen umzugehen, und
Nachsicht hat mit ihren Schwächen. Aber Ich wollte dich
aus der Familie herausnehmen und wieder in die Familie
hineinstellen, um der Menschheit zu zeigen, daß Ich die
Familie heiligen möchte, und niemand in der ganzen Welt
eine Ausrede haben kann, daß er zu tief steckt.
Darum hüte dich, Mein Kind, hüte dich,
sonst werde Ich abbrechen und Mich von dir zurückziehen,
wenn die Versuchung an dich herantritt zu klagen, irgend
jemand etwas nachzutragen oder andere aufmerksam zu
machen auf deine Leiden. Das alles mußt du
niederkämpfen.
Ich will nicht sagen, denn Ich kenne
dich ja, daß du bei gar niemand dein Herz öffnen darfst,
darum erlaube Ich dir, hie und da bei einer deiner
Freundinnen dich auszusprechen, denn Ich habe sie dir
als Schwestern gegeben, und die sollen eines Herzens und
eines Sinnes gegen dich sein, und du sollst sie auch als
solche betrachten, wenn auch nicht als leibliche
Schwestern und darum um so mehr als geistige.
Und darum erlaube Ich es dir, daß du dir
dein Herz erleichtern könnest bei ihnen, du armes
Menschenkind. Ich weiß, daß Ich sonst nichts
fertigbringe mit dir, das Ich es nicht erzwinge, dir
ganz den Mund zu stopfen. Du bist viel zu armselig, weil
zu verstrickt. Aber niemand soll eine Ausrede haben, er
habe sich Mir nicht anschliessen können wegen seiner
Umgebung, die ihn abgehalten, oder die ihm zu viel
Verdruß und Ärgernis bereitet, als daß er auch noch
einen guten Gedanken in sich hätte aufnehmen können.
Deswegen will Ich, daß alles
aufgeschrieben werde, alle deine Armseligkeiten und
Fehler, die du von Tag zu Tag, von Woche zu Woche
begehst, trotz der großen Gnaden und der undenkbaren
Nachsicht, die Ich mit dir habe, damit der Kleinmut und
das Mißtrauen verschwinden, das so viele Menschen
beherrscht; so viele Menschen, die, wenn sie größeres
Vertrauen hätten, in kurzer Zeit zur höchsten Stufe der
Vollkommenheit gelangen könnten. Nicht nur die Kinder
Meines Herzens, die liebsten Kinder, ihr wißt, wen Ich
meine, es sind die Ordenspersonen und die Priester, die
Ich hinausgesendet unter Mein Volk, sind berufen zur
Heiligkeit, sind berufen, nach höherer Vollkommenheit zu
streben.
Ich will ein Band schließen um alle
Mitglieder, die sich umschließen lassen wollen. Einen
Bund will Ich schließen mit der ganzen Menschheit.
Dieser Bund soll nicht nur diejenigen umfassen, die Ich
eben genannt, sondern auch alle in der Welt lebenden
Christen, besonders die christliche Familie. Sie soll
durch leichte Mittel zur höchsten Stufe der
Vollkommenheit gelangen, so daß Ich in ihr wohne, mitten
in ihr, und die Familie nach allen Seiten hin ein
Vorbild werde, ein Licht von ihr ausgeht, das von vielen
gesehen werden kann und gesehen wird.
Deswegen will Ich vor allem, daß deine
Brüder und deine Schwestern, wo sie stehen in ihrer
Familie, sich bestreben und befleißigen müssen, ein
gutes Beispiel zu geben für die ganze Nachbarschaft, ein
gutes Beispiel nicht nur in religiösen Dingen, wo es
gilt, ihren Glauben offen und frei zu bekennen vor ihren
Mitmenschen, sondern auch im Kreuztragen. Deswegen sage
nur deiner älteren Schwester C., daß sie ja nicht irre
werde und glaube, sie sei verlassen worden, und Ich habe
an ihr kein Wohlgefallen. Im Gegenteil: Ich habe sie
geprüft und bewährt gefunden in ihrem religiösen Leben
und Streben, in ihrem Glauben und in ihren guten Sitten.
Ich habe sie auch bewährt gefunden im
Leiden, im Kreuztragen, denn Ich habe sie schon beim
Antritt in den Ehestand im allerersten Anfang
hineingeschickt in die Kreuzesschule; aber sie soll
ausharren unter dem Kreuz. Sie soll da, wo das Kreuz am
härtesten sie drückt, noch erfahren, daß sie bewährt
werden muß im Kreuztragen, und so vielen Familien ein
Vorbild werden, was eine gute Mutter vermag. Sie soll
ihrem Kind nicht zürnen, wenn es fällt, sie soll nur
Liebe haben und Güte im Zurechtweisen, und ihre Tränen
und ihr Gebet verdoppeln und ruhig weitergehen.
Desgleichen sollen aber auch deine
übrigen Geschwister tun, besonders deine beiden Brüder.
Ich lobe sie, diese beiden Männer und bin zufrieden mit
einem christlichen Mann, wenn er nur so weit gekommen
ist, daß er einem Vergnügen entsagen kann und lieber an
einen Ort geht, wo er auch etwas für sein Inneres hat,
für sein Glaubensleben eine Nahrung. Sage ihnen beiden
einen herzlichen Gruß.
Also, Ich fahre fort; denn die
Belehrungen, die Ich gebe, gelten allen Menschen, nicht
nur euch allein, die ihr Meine Worte hört und
aufschreibt. Also deswegen habe Ich dich, du armseliges
Werkzeug in Meiner Hand, im Familienleben erzogen und
hineingestellt, damit du hier wirkst, solange du lebst.
Aber ablegen mußt du alles, was Ich noch an dir tadle.
Alle Fehler will Ich übersehen, die du noch an dir hast,
aber die Lieblosigkeit werde Ich niemals übersehen und
dulden, wenn du Steine werfen willst, weil Steine auf
dich gefallen sind. Das Gegenteil verlange Ich von dir:
Güte, Liebe, Nachsicht und Schonung. Merkt es euch, ihr
Mitglieder des Liebesbundes.
Friede soll einziehen in die Familie,
Friede, ja Friede soll kommen in die Welt. Der Friede
ist ausgewandert, und wodurch soll er einziehen, wenn
nicht durch Meine heilige Kirche und durch ihre Glieder,
durch diejenigen, die Ich hineingestellt als Leuchte in
die Schöpfung? Ich habe das letzte Mal euch schon
gesagt, wie Meine Dienerin Magdalena Mich liebte und wie
Ich dafür sorgte, daß sie diese Liebe nähren und
erhalten und ausüben konnte, und dadurch schon in diesem
Leben vergeistigt wurde wie ein überirdisches Wesen.
Seht doch, noch niemals, solange die
Welt besteht, waren Meiner Kirche heilige Seelen so
notwendig wie jetzt, und Ich will Heilige bilden zu
allen Zeiten, am allermeisten aber in dieser Zeit, wo
der Unglaube alles zu verwischen droht und das Streben
nach Heiligkeit, nach höherer Vollkommenheit dem
Menschen für ein Ding der Unmöglichkeit hingestellt wird
von allen Seiten. Seht, daß es aber kein Ding der
Unmöglichkeit ist, will Ich euch heute erklären. Die
ersten Christen wurden Heilige in ganz kurzer Zeit, weil
sie nämlich ihr Gut und Blut und Leben hinopferten für
ihren Glauben. Ihre Tyrannen nahmen ihnen das Leben, und
größtenteils starben sie unter den größten Qualen.
Seht, ob euch dieses nicht möglich ist.
Ja, ja, es ist euch möglich! Was jene Tyrannen den
Leibern zusetzten, das soll euch an der Seele zugefügt
werden. Wenn damals eine Seele gefunden wurde, die Mir
noch treu diente, wurde sie vor den Richter gebracht,
vor die Obrigkeit. Dasselbe gilt auch euch und geht euch
an. Wer treu zu Mir halten will in dieser Zeit, der muß
sich vieles, vieles gefallen lassen, viele harte und
bittere Reden; seine Seele wird zerfleischt nicht nur
von der Umgebung, sondern hinauf bis zur höchsten Spitze
der Obrigkeit; auch von da aus wird er verfolgt.
Deswegen ist keine Achtung mehr, weder für die Priester,
noch für einen guten, katholischen Mann, noch für eine
arme Jungfrau, wo sie auch steht. Man hat keinen Respekt
vor solchen, die Mir treu dienen. Alle möglichen Titel
hängt man ihnen an.
Siehe, dies ist der Ersatz für die
leibliche Marter; es ist dies ein geistiges Martyrium,
das die Seele zerschneidet und diejenigen, die alle die
Leiden erdulden, und dennoch schnurstracks auf Mich
losgehen und auf Mich vertrauen, und der Priester, der
nicht schaut auf die hochgebildete Welt und auf
diejenigen, die ihm schaden könnten, der jedem offen und
frei gegenübertritt und seine Meinung sagt, ob es ihm
gefällt oder nicht, er hat ein Martyrium wie jene ersten
Christen, wie ein heiliger Ignatius, ein heiliger
Polycarp, und wie sie alle heißen. Ein Familienvater,
wenn er seine Religion offen und frei bekennt, er ist
ein Dummkopf, ein Finsterling, man kann ihn zu keinem
Amt gebrauchen, weil er ein guter Katholik ist.
Seht da die Märtyrer Meiner Liebe! Das
Menschengeschlecht ist noch dasselbe, aber nicht
dasselbe mehr in seiner Gesinnung in seiner
Willenskraft. Alles an ihm ist abgeschwächt und
verderbt. Wenn nun eine Seele diese Willenskraft
veredeln will, dann muß sie mit aller Energie alle ihre
Kräfte einsetzen, um diesen Willen, diesen unbändigen
Willen zu beugen, der auch mit dem Zeitgeist fort will
und tun will, was andere tun: Vergnügen sich
verschaffen, Ehre, Ansehen und Reichtum.
Wenn nun eine Seele über all diese Dinge
hinweggeht und ihren Willen beugt, ihren Willen ganz
Meinem göttlichen Willen unterwirft und zu unterwerfen
sucht, so daß sie auf alles gerne verzichtet, auf Ehre,
Reichtum, Ansehen und Vergnügen, dann will Ich es so
annehmen wie im Mittelalter, wo Meine Diener durch
strenges Fasten und wachen und beten sich abhärmten. Ich
will zufrieden sein, wenn Meine Kinder in jetziger Zeit
auch nur ganz gemäßigt leben, wenn sie, weil ja doch das
Menschengeschlecht schwächer geworden ist, die Kraft
also nicht in sich fühlen, Mir Nächte zu opfern im
Gebet, Mir Fasten entgegenzubringen, wie jene taten bei
Wasser und Brot.
Nein, Ich will zufrieden sein, wenn sie
Mir nur ihren guten Willen entgegenbringen, die armen,
armen Menschen, und tun, wie Ich angebe im Liebesbund,
wie Ich jedesmal bei jeder Belehrung wiederhole, und sie
sollen zur höchsten Stufe der Vollkommenheit gelangen
wie jene, die zwar bei vieler Mühe und Opfern, die sie
brachten, doch auch wieder gar manches bequemer hatten
als die Kinder jetziger Zeit. Sie hatten zum Beispiel
die Widersprüche, die jetzt eine Seele zu erdulden hat,
bei weitem nicht. Im Mittelalter war eine Familie
glücklich, wenn aus ihrer Familie ein Kind hervorging,
das zum frommen Leben hinneigte.
Wenn eine Seele bekannt geworden, die
sich hervortat durch Bußübung, Gebet und Fasten, so
wurde sie fast angebetet von ihren Mitmenschen, so hatte
man Achtung und Ehrfurcht vor den Dienern Gottes. Denket
nur an den heiligen Nikolaus von der Flüe, an den
heiligen Goar, an all die heiligen Jungfrauen, wie sie
geehrt waren und geachtet. Die ganze Umgebung und
Umgegend holte sich Rat bei solchen Menschen. Die
Familie, wie die eines heiligen Nikolaus, anstatt zu
zürnen, sie stimmte noch bei, damit ja dieser Mann sein
Leben recht zufrieden, ohne Angst und Skrupel um seine
Familie, dahinbringen könne. Ja, eine solche Seele mußte
freilich ihren Leib kasteien, um sich vor Stolz zu
bewahren.
Das alles ist aber jetzt anders
geworden. Eine Seele, die Mir jetzt dienen will, muß
sich für einen Narren verspotten, für eine hysterische
Person verschreien, für einen Simpel und Dummkopf und
Finsterling, für einen Mann, eine Frau, eine Jungfrau
hinstellen lassen, die nirgends zu gebrauchen ist als
nur zur Verachtung und zur Verspottung und zur
Verdemütigung. Sie muß der Fußschemel für alle sein; nur
wo sie zur Aushilfe nötig ist, da flüchtet man sich zu
ihr.
Seht da, wenn nun diese Seele trotz all
der Hindernisse, die ihr gelegt werden, ruhig
weitergeht, ihren Willen beugt unter Meinen göttlichen
Willen, den sie in der Tiefe ihres Herzens hört und
erfährt, wenn sie all das Schreien und Toben um sich her
nicht beachtet, ruhig einen Tag um den anderen Mir
dient, als ob das alles so sein müsse und dazugehörte,
ja glaubet Mir, Meine Kinder, sie wird, wenn sie
ausharrt bis ans Ende, unumstößlich zur Heiligkeit
gelangen. Deswegen verlange Ich die Einführung der
öfteren Kommunion, damit es recht viele solcher Seelen
gibt; denn nur durch Meine Kraft, durch die Kraft
Gottes, die da ausgeht aus Meinem Herzen, können solche
Seelen gebildet werden, solche Familien.
Und wenn Meine Diener es nicht glauben,
daß Ich es bin, daß Mein Geist es ist, Der in dir
spricht, gut, so lasset sie! Dann kümmere dich nicht
weiter darum! Es kommt die Zeit, wo sie es glauben
werden. Warte nur ruhig ab, sieh nur ruhig zu. Die
Zeiten sind jetzt so, und sie werden einmal auch wieder
anders. Meine Kirche aber soll bestehen und wird
bestehen, auch wenn die ganze Welt sie zu zertrümmern
droht; und noch niemals wird sie so herrlich in Blüte
gestanden sein, wie sie stehen wird nach Ablauf dieser
Frist. Erst aber muß der Baum geschüttelt werden und die
faulen und angesteckten Früchte, die da an diesem Baum
gewachsen sind und hängen, abgeschüttelt sein.“
Barbara: „O
Herr, was soll ich tun? Soll ich einen Versuch bei
dieser Seele machen? Denn siehe, weil eine andere sich
Mühe gibt, so ist es vielleicht besser, ich bleibe aus
Rücksicht für diese weg.“
Jesus: „Da
ist Menschenfurcht nicht am Platz. Es ist immer ein
Opfer, das du bringen mußt. Geh du nur, wenn du willst,
geh du nur hin, geh auch zu jener Frau. Denn viele,
viele sollen durch euch gerettet werden; aber durch
Kampf zum Sieg!“
Inhaltsverzeichnis Band 2
187 Fest
Portiuncula 1897
„Ja, Meine Kinder sind bezeichnet, ihre
Stirne ist besprengt mit dem Blut des Lammes“
Nachmittags sah Barbara den lieben
Heiland in einem Garten lustwandelnd. Er war so freudig,
als wenn er gar nichts mehr zu wünschen hätte. Er kam
auf Barbara zu und Barbara fragte ihn, warum er doch gar
so fröhlich sei. Er sagte:
Jesus:
„Deshalb, weil Meine Kinder sich so zahlreich versammeln
und einmütig und inständig Mich anflehen für die
Bekehrung der Sünder.“
Abends in der Schlußandacht beim
Rosenkranzgebet vor dem ausgesetzten höchsten Gut sah
Barbara, wie die heiligen Schutzengel das Ave vom Munde
des Priesters weg einem anderen Engel überreichten, der
mit dem heiligen Franziskus an einem Gefäß stand, das
mit Blut gefüllt war, und es war, wie wenn jedes Ave in
eine Schnur eingefädelt wäre, und sie tauchten jedes Ave
in das Gefäß. Auf der entgegengesetzten Seite stand die
liebe Mutter Gottes und zog die Perlen zu sich hin, die
ganz mit Blut gerötet waren, wenn sie aus dem Gefäß
herauskamen. Wenn die liebe Mutter Gottes eine solche
Perle der Allerheiligsten Dreifaltigkeit emporhob, war
sie von Gold glänzend, und jedesmal ging ein Pförtchen
in einiger Entfernung auf, und eine Seele kam heraus und
verschwand.
Beim Te Deum stellten sich die erlösten
Seelen in Form eines Rosenkranzes um den Altar, und es
wurde Barbara mitgeteilt, daß dieses lauter
Ordensmitglieder aus dem ersten, zweiten und dritten
Orden seien, weil sie (Barbara) ihr Gebet mit der Kirche
vereinigt und der lieben Mutter Gottes übergab zur
Verwendung nach Belieben. Somit flossen die Verdienste
in den Schatz der Kirche, und die liebe Mutter Gottes
teilte es dem dritten Orden aus, weil von diesem der
Ablaß verdient wurde. Beim Segen sah Barbara anstatt der
Monstranz den lieben Heiland auf dem Altar, und wie der
Priester den Segen spendete, machte Jesus mit der Hand
dreimal das Kreuz und sagte: „Von all denjenigen, die
sich heute beteiligten, wird keines verlorengehen!“ Nach
jedem Ablaßgebet fügte Barbara jedesmal hinzu:
Barbara:
„Lieber, heiliger Schutzengel und heiliger Vater
Franziskus, geht hin und überbringt mein armseliges
Gebet der lieben Mutter Gottes, und Du, o liebe Mutter,
tauche es in das kostbare Blut Deines vielgeliebten
Sohnes und mache es vollzählig aus dem Wert der heiligen
fünf Wunden, und so gereinigt und geheiligt, bringe es
in Vereinigung mit dem Gebet aller frommen Seelen und
der ganzen heiligen Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit
dar und verwende es nach Belieben. Vor allem bitte ich
Dich für die heilige Kirche, für die Bekehrung der
Sünder und meine Anliegen und die Seelen aus meiner
Verwandtschaft, die es noch bedürfen.“
Lied: Jesus, Jesus, komm zu mir ...
Jesus: „Meine
Kinder! In später Abendstunde würdige Ich Mich noch,
euch zu besuchen. Es hat Mich sehr gefreut und Mein Herz
ist sehr getröstet, ob all der Mühseligkeiten, die Meine
Kinder auf sich genommen, die treuen Kinder Meines
Herzens, und Ich komme, um euch im Namen aller Meiner
treuen Kinder Meinen Dank auszusprechen, obwohl alle
Menschen Mir danken müßten und in Lobpreisungen und
Verzückungen fast vergehen müßten, ob der großen Liebe
eures Gottes.
Denn seht, was sich in dem kleinen
Kirchlein Portiunkula abspielte in jener heiligen Nacht,
als Mein Diener Franziskus von Mir den Ablaß erbat,
dasselbe wiederholt sich in jedem Jahr, wo Meine Kirche
das Fest von neuem feiert. Meine treuen Franziskuskinder
sind die Vertreter Meines Dieners Franziskus, sind seine
treuen Söhne und tun, was jener tat in der heiligen
Nacht, und mithin alle verzweigten Glieder dieses
Ordens, der erste, zweite und dritte Orden und die
Weltleute, die da sich einfanden in den Kirchen des
ersten und zweiten Ordens, sie alle nehmen teil an der
Freude, die Ich da ausgieße über Meine treuen Söhne.
Seht, Franziskus, Mein treuer Diener,
ist schon längst eingegangen in seine Herrlichkeit, und
doch lebt er noch in der Welt, und doch gibt es so viel
mehr Franziskusse, wie er Söhne zählt, die alle dasselbe
anstreben, was er anstrebte, nämlich die Welt zu
versöhnen zwischen Mir und der sündigen Menschheit.
Darum wiederholt sich auch dasselbe Schauspiel wie
damals. Denn Ich bin ein Gott der Güte und der Liebe,
wie vor eintausendachthundert Jahren, so heute noch
unter Meinen Kindern und werde es sein, solange die Welt
steht. Wenn nun Meine treuen Kinder sich einfinden, um
Mich anzuflehen, dann ist Mein Zorn entwaffnet.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ist denn der Lustgarten, den Du mir heute
gezeigt, der Orden des heiligen Franziskus oder der der
ganzen heiligen Kirche? Ich habe es nicht recht
verstanden. Ich sah Dich gar so fröhlich, als ob Du gar
keinen Schmerz mehr fühltest. O erkläre es mir. Ich
freue mich jetzt noch, wenn ich an die himmlische
Seligkeit denke, die ich dabei genossen.“
Jesus: „Meine
Tochter! Der Lustgarten, den Ich durchwandelte, ist
Meine heilige katholische Kirche, und wenn ein solches
Fest wiederkehrt, und Meine Kinder sich zahlreich um
Mich versammeln und Mich anflehen und Meinem Herzen
Gewalt antun, dann ist Mein Zorn entwaffnet, dann
vergesse Ich den Undank der Welt, der Meinen Zorn
herausfordert, und die Sünden, die das Schwert der
Gerechtigkeit über die Völker heraufbeschworen haben.
Und weil eine Seele, die Mich wahrhaft liebt, eine ganze
Legion ersetzen kann, so bin Ich darüber so erfreut, daß
Ich alles vergessen möchte, und Ich möchte mit dieser
Seele lustwandeln wie im himmlischen Paradies.
Und Ich sage dir, würden Meine Kinder
sich versammeln, würden alle Meine Diener darauf
hinarbeiten, daß das gläubige Volk recht oft und recht
zahlreich sich einfindet und so Meinem Herzen Gewalt
antun, es wäre der Zorn Meines Vaters zu besänftigen, so
daß die Strafgerichte, die da herausgefordert sind durch
die sündige Menschheit, abzuhalten wären. Denn sieh
doch, so wie an einem Ort, wo Meine Kinder Mir Gewalt
antun, wo sie sich um Mich versammeln, die Gottlosen
schweigen müssen, so müßte überall die Gottlosigkeit
verstummen; denn die Gewalt, die da ausgegossen ist über
Meine Kinder, können sich jene nicht erklären, und
obwohl Satan, der all seine Anhänger treibt und jagt und
anspornt, zürnt vor Wut, kann er Meinen treuen Kindern
doch nichts anhaben; denn sie alle sind gezeichnet mit
dem Zeichen, das diejenigen an sich tragen, die zur
Hochzeit des Lammes berufen sind.
Ja, Meine Kinder sind bezeichnet, ihre
Stirne ist besprengt mit dem Blut des Lammes, und
niemand kann es wagen, ihnen Gewalt anzutun.
Zurückschrecken muß der Bösewicht; denn das Licht, das
da ausgegossen ist über die Meinigen, es verscheucht die
Finsternis, und der Gottlose, wenn auch zähneknirschend,
er muß zurückweichen und in Schande stehen. Darum freut
euch mit Mir, denn der heutige Tag ist ein Tag der
Freude und des Triumphes. Viele Ketten sind gesprengt,
viele, viele gute Vorsätze sind gefaßt worden, und heiße
und innige Gebete sind zu Meinem Herzen emporgestiegen,
und sie alle sollen Mich nicht umsonst besucht haben,
nicht umsonst gewartet haben auf Meine Ankunft.
Ihr sollt wissen, daß alle, die heute
erschienen sind, die es ernst meinen mit ihrer
unsterblichen Seele, alle, die mit Entschiedenheit ihren
Glauben bekennen, diese alle sollen das tröstliche Wort
hören und erfahren, daß ihre Sünden vergessen und
vergeben sind, und wären sie auch röter als das Blut und
zahlreicher als der Sand, der im Meer liegt.
Verschwinden sollen alle ihre Sünden aus Meinem
Gedächtnis und eingeschrieben sollen sie sein in die
Zahl Meiner liebsten Kinder. Denn eine Zeit wie die
jetzige, so furchtbar gottlos, wo die Sünde wie
Pflastersteine auf der Straße verübt werden, in den
Häusern, in Gottes freier Natur, wo die Welt
überschwemmt ist mit Gottlosigkeit, wo man nichts mehr
sucht, als sich zu erfreuen und genießen und Geld
einzuheimsen, um sich erfreuen und genießen zu können,
wenn da eine Seele hindurchgeht, und auch wenn sie im
jugendlichen Alter steht, da muß sie schon einen
felsenfesten Willen und einen tiefen Glauben haben;
diesen allen verspreche Ich, daß keines verlorengehen
wird.
Alle ihre Schwachheiten und
Armseligkeiten, alles, was euch abgeht, das soll euch
ersetzt werden aus Meinem liebenden Gottesherzen, durch
Meine liebe Mutter und durch das Fürbittgebet Meines
treuen Dieners Franziskus; denn gleich wie damals, wie
Ich ihm sagte, er solle eine Gnade erbitten, Ich wolle
sie ihm gewähren, und er die Gnade von Mir erbat, daß
alle diejenigen, die dieses Kirchlein besuchen, den
vollkommenen Ablaß gewinnen, so wiederholt er dasselbe
Gebet jahraus, jahrein an demselben Tag für alle Kinder
seines Ordens, in erster Linie aber auch für alle
Glieder des zweiten und dritten Ordens und für alle, die
dieses Kirchlein besuchen, die Kirche seiner Söhne.
Darum ist Mein Herz so freigebig, noch
heute wie damals, und die Freude Meines Herzens soll
übergehen auf alle, die mit gutem Willen Mich besuchen,
die Mich besuchten an diesem Tag. Darum sollt ihr auch
verstehen den geheimnisvollen Zauber, der da
ausgebreitet ist über alle Herzen. Habt ihr nicht
gemerkt, ihr, die ihr die Schriften lest und hört, daß
ihr an diesen Tagen außergewöhnlich gut gestimmt wart?
Habt ihr nicht gemerkt, wie euer Eifer viel mehr und
viel größer war als zu sonstigen Zeiten?
Seht, dies ist die Gewalt der Liebe, die
Mein Diener Franziskus euch erfleht, die Gewalt der
Liebe, die Ich bereit bin, einem jeden Menschen
mitzuteilen wie Meinem Diener Franziskus, der nur mit
gutem Willen und mit bereitwilligem Herzen zu Mir kommt.
Also, Meine Kinder, habt guten Mut, geht hin, sagt es
allen, die sich beteiligen wollen an diesem Feste, euren
Brüdern, die dieses Fest noch erwarten. Sagt es ihnen,
daß es eine größere Wonne und Freude ist für Mein Herz,
als Königreiche und Welten gewinnen und unterjochen, daß
diese Freude aber nur zu gewinnen ist in den Kirchen, wo
die Söhne Meines Dieners Franziskus oder die Töchter
sich befinden. Wo es gar so weit entfernt ist von einer
solchen Kirche, kann man den Ablaß auch in der
Pfarrkirche gewinnen, aber doch nicht so zahlreich und
vollkommen wie in diesen Kirchen.
Denn ihr müßt wissen, daß die Gnade sich
an den guten Willen des Beters knüpft, und dort in der
Pfarrkirche, wo Ich zwar wohne, aber keine Seelen sind,
die so ganz Mir geweiht sind, die alles Mir zum Opfer
gebracht, deren Herz Tag und Nacht geöffnet ist wie ein
offener Kelch, um Meine Gnaden in Empfang zu nehmen, da
strömt Meine Gnade nicht so überfließend aus, weil
Meinem Herzen jene Zaubergewalt nicht angetan wird, die
ihm zukommt in solchen Kirchen.
Darum, Ich wiederhole es euch, daraus
könnt ihr ersehen, wie notwendig es ist, daß viele,
viele zusammenstehen zu einem Bund. Wenn in einem Haus
ein Feind einbrechen will, ein Dieb, um die Mitglieder
dieses Hauses ihrer Schätze zu berauben, und einer
wollte sich wehren gegen diesen Feind, gegen diesen
Dieb, die anderen aber wollten ruhig weiter schlafen,
und sich nicht kümmern um ihn, so würde dem Feind wenig
daran gelegen sein; er würde diesen einen schnell
zurückgeschlagen haben und einbrechen und alle im Haus
ihrer Schätze berauben.
So ist es in Meiner ganzen heiligen
Kirche, in einem Dorf, in einer Stadt, in einem Land, in
der ganzen Welt. Wenn in einem Dorf, wo ein Priester
noch so eifrig ist, wo er Tag und Nacht noch so sehr
sich abmüht, um Mich zu besänftigen, um Meinem Zorn
Einhalt zu tun, wo er Tag für Tag das Opfer darbringt
und entrichtet, das zu entrichten er gestellt ist, sich
noch so sehr Gewalt antut, um den Zorn zu entwaffnen
über seine Gemeinde, weil so viele Sünden Tag für Tag in
diesen Gemeinden begangen werden von seinen
Untergebenen, so wird dieses wenig nützen, wenn er
betet, während andere ruhig weiter schlafen den alten
Sündenschlaf.
Wenn aber viele zusammenstehen in dieser
Gemeinde und mit dem Priester vereinigt Tag für Tag das
heilige Opfer mit ihm feiern und Meinem Herzen Gewalt
antun, so daß die Gnade ausströmt aus Meinem Herzen, die
sie dann hineintragen in die Familien, ja, dann wird
Mein Zorn entwaffnet, das Dorf wird allmählich
durchsäuert, und viele Strafen werden abgehalten um
dieser Seelen willen. So ist es an solchen Tagen, wo
solche Gnaden ausgegossen werden in Meiner Kirche. Weil
in der Pfarrkirche nur einzelne Seelen sind, fließen die
Gnaden nicht so reichlich wie in einer Ordenskirche, wo
es viele sind, die Mir geweiht sind. Da ist Mein Herz
geöffnet und die Gnadenströme fließen überreichlich, so
daß alle, die sich da einfinden, mit diesem Strom
fortgerissen werden, und die Mängel und
Unvollkommenheiten vieler werden ersetzt durch das
Gebet, das Opfer und Sühnen vieler treuer Seelen.“
Barbara:
„Mein Jesus! War es denn keine Täuschung, daß ich den
ganzen Tag das Klösterlein so gefüllt sah mit schönen
Gestalten; ihre Angesichte waren so schön, daß ich es
mit keines Menschen Angesicht vergleichen kann, überall,
wo ein leeres Plätzchen war, da kniete eine Seele,
umringt von so schönen Gestalten. Waren das die heiligen
Engel oder Arme Seelen? Ich konnte es nicht begreifen.
Mein Eifer war so groß, daß ich darüber alles vergessen,
Speise und Trank und meine Familie.“
Jesus: „Meine
Tochter! Es waren dies die Schutzengel all derjenigen,
die da knieten und beteten, und diese beteten mit und
vereinigt brachten sie das Gebet ihrer Schützlinge vor
Meinen Thron, und die Aufopferung, die du und all die
guten Seelen machten, ging dann über auf jene armen,
verlassenen Kinder, die noch zurückgehalten werden von
Meinem Angesicht, die Meiner Gerechtigkeit
anheimgefallen sind, und am Abend, als du gesehen, wie
die Engel bei jedem Ave, das der Priester betete und die
Gläubigen mitbeteten, so eifrig das Ave Meiner lieben
Mutter überbrachten, ging dieses alles dann über auf die
Seelen, die diesem Orden angehörten in ihrem Leben.
All die Seelen, die heute der
glücklichen Anschauung sich erfreuten, die heute erlöst
wurden, waren lauter Ordensleute, Ordensmitglieder des
ersten, zweiten und dritten Ordens. Ich lobe deinen
Eifer und den Eifer aller derjenigen, die es verstanden,
jedesmal ihr armseliges Gebet zu vereinigen mit dem
Gebet Meiner Mutter und Meines Dieners Franziskus und
aller frommen und gerechten Seelen. Diese haben den
rechten Sinn aufgefaßt. So und nur so kann der Mensch
all seine Fehler abbüßen, wenn er trotz seiner
Armseligkeit und Schwachheit sich Mir zum Opfer bringt
und mit Mir opfert. Und sieh, weil du jedesmal Meine
liebe Mutter batest, dein Gebet einzutauchen in das
kostbare Blut ihres Sohnes und zu verbessern durch den
Wert Meiner heiligen fünf Wunden, hast du alle die
Strafen abgebüßt und ausgetilgt, die an dir haften.
Seht, Meine Kinder, macht euch eine
Form! Merkt es euch, daß ihr nie die Kirche verlaßt an
solchen Tagen, ohne diese Aufopferung; dann ist eure
Schwachheit und Armseligkeit ersetzt durch das süße Herz
Meiner Mutter und durch Meine Verdienste. Dann bin Ich
gebunden; denn dann ist Mein Herz verwundet, dann kann
Ich nicht anders.“
Barbara: „O
Herr, haben ihn (den Ablaß) denn nicht alle gewonnen wie
voriges Jahr, wo Deine Mutter alles Fehlende ersetzte?“
Jesus: „Die
aufrichtig und gut gebeichtet und mit gutem Willen zu
Mir gekommen und noch kommen werden, haben und werden
alle den Ablaß gewinnen; nur nicht allzu verzagt! O wenn
Meine Kinder doch nicht allzu ängstlich wären! Es ist
dies ein großer Fehler, daß sie zu verzagt sind. Die
Geschäfte und Berufspflichten sind keineswegs ein
Hindernis, den Ablaß gewinnen zu können, und die darin
vorkommenden Schwierigkeiten, wo der Mensch gar leicht
manchmal hingerissen wird zu einer kleinen Ungeduld, zu
einem übereilten Wort, sollen ihm ersetzt werden. Er muß
nur mit gutmütigem, bereitwilligem Herzen zu Mir kommen
und seine Fehler Mir vortragen. Eben diese Kleinigkeiten
sind es, die das Herz verstimmen, weil es meint, es sei
doch alles umsonst, und der Mensch gibt sich dann keine
Mühe mehr.
Aber seht, allen, allen möchte Ich
sagen: O kommt doch, es müssen noch mehr kommen, gar
viele bleiben zurück; vereinigt euch mit Mir! Seht, wie
gut Ich bin, wie Ich stehe auf der Warte, Tag und Nacht,
um euch Meine Gnaden mitzuteilen. Seht doch, wie Ich die
Hände voll habe, voll Gnaden, wie Ich sie wie Ströme
hineinleite in euer Herz. O kommt doch, seht doch, wie
Ich euch segne, nicht nur einmal; denn Ich bin ja euer
Oberhirt, nein, mit einem dreifachen Segen will Ich euch
entlassen; denn Ich segne euch im Namen Gottes des
Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. O kommt
doch, seht, wie Ich euch alle aufnehme und in Mein Herz
einschließe; denn ihr alle sollt kosten und schauen, wie
süß der Herr ist.“
Barbara: „Und
ich sehe den heiligen Franziskus.“
Jesus: „Ja,
ja, komme nur, du darfst teilnehmen an seiner
Herrlichkeit!“
Barbara: „O
glorreicher, seliger Augenblick! O diese selige Stunde!
O sei hochgelobt und gebenedeit! Ich empfehle dir ganz
besonders deine treuen Söhne und Kinder, alle, die
diesem Orden angehören und Zweige von ihm sind, daß sie
zunehmen an Frömmigkeit und Abtötung und Weltverachtung,
besonders N. und N., führe sie auf die höchste Stufe der
Vollkommenheit, ersetze du, was ihnen abgeht, erbitte
ihnen den Geist der Armut, daß sie ihren Jesus so lieben
wie du. Danke du in meinem Namen für die große Gnade,
die der Herr mir und allen Menschen erwiesen.
Wie freue ich mich, daß alle meine
Angehörigen diesem Orden angehören; aber meinen beiden
Brüdern und N. nehme ihnen die Menschenfurcht, daß sie
sich einschreiben lassen in den Bund.“ Franziskus:
„Du erlangst diese Gnade!“
Barbara: „O
lieber, heiliger Vater Franziskus! O erflehe uns doch
auch deine Liebe zur Armut und Weltverachtung, deine
heilige Einfalt, deinen starken Glauben und Starkmut in
allen Trübsalen.“ Franziskus: „Recht so, meine
Kinder! Geht ihr nur ruhig weiter, kümmert euch nicht,
obwohl es scheint, als sei alles umsonst; denn ihr habt
schon oft gehört von eurem Herrn, daß das Samenkorn
sterben muß. Wohlan, laß es sterben, es ist gut für
euch, wenn es stirbt. Seht, der Mensch ist zum Stolz
geneigt, und das neunzehnte Jahrhundert ist das
Jahrhundert der Aufklärung. Aufgebläht sind die Geister,
und das Gift ist überall verbreitet und steckt in jedem
Menschen, weil, je mehr die heilige Einfalt
zurückgedrängt wird, desto mehr der Geist der Aufklärung
und Aufblähung zunimmt und hineindringt in die treuesten
Kinder der Kirche.
Seht, als ich lebte, war die auch Welt
gottlos; sie war auch wie in eurem Jahrhundert erkaltet
in der Liebe und in der Demut, aber eines hatte sie
voraus: Die Einfalt des Herzens! Man glaubte noch
einfältig wie ein Kind, wenn man auch Bequemlichkeit
suchte und sich Vergnügen verschaffen wollte, aber der
kindliche Glaube war nicht gewichen. Als darum mein
Vater mich verließ, als mein Bruder mich verlachte und
verspottete, als meine Freunde mir auswichen, hatten sie
in ihrem Herzen noch einen gewissen Schauder, noch eine
Ehrfurcht vor Gott und seinen Dienern. Man glaubte und
wußte, daß, wenn eine Seele sich ganz Gott hingibt,
diese Seele dann einen vertrauten Umgang mit Ihm
eingeht, und daher kam es auch, daß, als es einmal
bekannt wurde und ich entschieden auftrat und mich nicht
schämte und scheute, die Frömmigkeit und meinen Glauben
offen zu bekennen, daß sich dann viele an mich
anschlossen.
Man wußte nichts von einer hysterischen
Frömmigkeit, und daß man jene fliehen und meiden müsse,
die sich da an Gott anschließen wie jetzt. Darum ist es
viel schlimmer geworden als in diesem Zeitalter, die
Welt und die Herzen sind zu Blei geworden, nicht nur
erkaltet sind sie, nein, zu Erz, Eisen und Blei sind sie
geworden, so daß nichts mehr in sie eindringen will und
kann, als was die Welt liebt, was nach der Welt riecht
und dem Urteil der Weltkinder gefällt. Harret aus, meine
Kinder, harret ihr nur aus; kümmert euch nicht um all
diese Dinge. Ihr müßt, wie meine Dienerin schon lange
tun muß, die Verachtung verachten. Habt ihr mich
verstanden? Ihr müßt ruhig weitergehen.
Seht, eine Stunde mit Jesus zugebracht,
ist mehr wert als tausend Jahre unter den aufgeklärten,
großen Philosophen zugebracht, die nur nach Aufklärung
trachten, die nur der Welt schmeicheln wollen. Niemals
kann die Welt glücklich werden durch solche Geister, die
da den Wunderglauben vernichten wollen; niemals wird die
Welt gerettet werden, wenn sie nicht zurückkehrt zu dem
einfältigen, kindlichen Glauben, von dem sie abgewichen
ist. Stellt doch ein Kind vor euch, seht, was ihr ihm
vormacht, das macht es euch nach, weil es ein gutes,
unverdorbenes Herz hat und weil es glaubt, daß, weil ihr
groß und erwachsen seid, großgezogen schon, ihr also
verständig sein müßt, also auch wissen müßt, was ihr
tut. So ahmt es doch einfach nach!
Wenn du jetzt eingehen willst in das
Reich Gottes und diesen kindlichen Glauben nicht
nachahmst, daß du das, was du Gutes siehst und hörst,
nicht aufnehmen willst und sagst: Ei was, das sind ja
Simpel, geh darüber hinweg, diese darfst du nicht
nachahmen, du mußt tun wie der große Haufen, damit du
nicht ausgelacht wirst, so wirst du niemals zu dem
kindlichen Glauben kommen, und die Welt wird niemals
gerettet werden, wenn sie nicht zum kindlichen Glauben
zurückkehrt. Wehe denen, die das alles aus der Zeitung
herausgreifen und die Welt von dem Wunderglauben
abbringen wollen!
Weh ihnen, ja, weh ihnen! Sie werden die
Welt statt zu beglücken, von Gott entfernen und das
Übel, statt es zu heben, von Tag zu Tag sich mehren
sehen.“
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