Wer war Hildegard v. Bingen? Hildegard von Bingen ist eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters. Geboren im Jahre 1098, kam sie schon mit acht Jahren in die Obhut der Klausnerin Jutta v. Spohnheim auf den Disibodenberg bei Bingen. Mit 16 wurde sie Novizin und mit 38 schließlich Äbtissin des Nonnenkonvents am Disibodenberg. Seit dem achten Lebensjahr wurde sie in benediktinischer Spiritualität und deren Schrifttum unterrichtet, bald stand sie in regem Briefverkehr mit hervorragenden Gelehrten ihrer Zeit. Schon in jungen Jahren hatte Hildegard eine intuitive Begabung, die sie selbst die "visio" nannte. Ab dem 40. Lebensjahr erhielt sie jene tiefen Schauungen, die dann in ihren großen Werken aufgezeichnet wurden: "Scivias Domini" (Wisse die Wege des Herrn), "Liber Vitae Meritorum" (Das Buch der Lebensverdienste) und das "Liber Divinorum Operum" (Buch der göttlichen Werke). Zusätzlich zu diesem visionären Werk, in dem ihre Schauungen schriftlich festgehalten wurden, weist Hildegards literarisches Werk einen reichen Briefwechsel mit herausragenden Persönlichkeiten aus ganz Europa auf. Schließlich entstanden zwischen den Jahren 1150 und 1160 jene naturkundlichen Lehrschriften, die als "Physica" und "Causa et Curae" überliefert wurden. Von Hildegard stammen auch
Lieddichtungen, die sie mit eigenen Kompositionen versehen hat. Schon zu Lebzeiten wurde ihr der Ehrentitel "prophetissa teutonica" gegeben, sie wurde als der "Edelstein Bingens" bezeichnet und "die rheinische Sibylle" genannt. Ihre prophetische Gabe bestand nicht in einer Zukunftsschau, sondern im tiefen Blick in die Geheimnisse der Heiligen Schrift. Hildegard starb am 17. September 1179, und obwohl sie nie formal heilig gesprochen wurde, wird sie vom Volk als Heilige verehrt und auch im offiziellen Heiligenkalender der Kirche genannt.
Was ist "Hildegard-Medizin"? Die "Hildegard-Medizin" ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Erst in den 1970ern wurden im Zusammenhang mit dem aufkommenden Esoterikund Gesundheitsboom ihre naturkundlichen Schriften herangezogen und im Rahmen der "HildegardMedizin" vermarktet. Es wurde behauptet, diese Medizin sei von besonderer Qualität, da sie auf göttliche Offenbarung zurückgehen würde. Deshalb wird von manchen die Hildegard-Medizin als "göttliche Medizin" bezeichnet, die nicht in Frage gestellt werden dürfe. Um die Hildegard-Medizin hat sich ein eigener Kult entwickelt, der z.B. in den so genannten Hildegard-Kreisen betrieben wird. Vor allem hat sich die "Hildegard-Medizin" als Geschäftsidee durchgesetzt, da herkömmliche natürliche Produkte mit der Etikette "Hildegard" zu völlig überteuerten Preisen verkauft werden können.
Ist Hildegard-Medizin göttlichen Ursprungs? Einige Hildegard-Medizin-Anhänger sind der Ansicht, dass sämtliche Schriften Hildegards von Bingen als Diktate vom Himmel aufgenommen wurden und deshalb der Autorität der Heiligen Schrift gleichzustellen seien. Doch soll darauf hingewiesen werden, dass die naturkundlichen Schriften von den mystischen Schriften unterschieden werden müssen. Hildegard von Bingen hat als eine der gelehrtesten Frauen des Mittelalters Wissen ihrer Zeit gesammelt, aufgezeichnet und originell nach ihrer Weise verarbeitet. Es handelt sich bei den naturkundlichen Schriften um natürliches Wissen des Mittelalters. Zudem sind die naturkundlichen Schriften nicht im Original erhalten. Alles, was noch aufzufinden war, sind Kommentare und Sammlungen verschiedener naturkundlicher und medizinischer Texte, die ledig
Die Edelsteinmedizin nach "Hildegard v. Bingen" erfreut sich großer Beliebtheit. Bloß: diese "Medizin" stammt gar nicht von ihr - betonen Historiker.
Die naturkundlichen Schriften "Hildegards" enthalten kein Offenbarungsgut.
Schon in jungen Jahren hatte Hildegard eine intuitive Begabung, die sie selbst die "visio" nannte.
Hildegard-Medizin ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts.
Es existieren keine Originale der naturkundlichen Schriften Hildegards.
lich unter ihrem Namen veröffentlicht wurden (im Mittelalter eine gängige Praxis) - die ältesten Schriften stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert - also lange Zeit nach Hildegards Tod. Nachdenklich sollte auch stimmen, dass fast über 1000 Jahre diese Schriften keinen Einfluss auf das abendländische Gesundheitswesen hatten. Manche Experten sind der Ansicht, dass selbst Hildegard dieses Wissen lediglich gesammelt, selbst jedoch nicht angewendet hatte.
Ist Hildegard-Medizin eine Brücke zur Esoterik? Die Erfinder und Vermarkter der Hildegard-Medizin haben sich zwar zum katholischen Glauben bekannt, aber wenig Mühe gegeben, sich von esoterischem Gedankengut abzugrenzen. Viele dieser Bücher wurden von Anfang an in einem der größten Esoterikverlage Deutschlands herausgegeben und meist mit Werbematerial für Esoterikschriften versehen. Die in den 80er-Jahren herausgegebene "Edelsteinmedizin nach Hildegard v. Bingen" ist medizinisch unseriös und stimmt in den Grundannahmen mit Elementen des esoterischen Weltbildes überein. Wer sich auf das Denken einlässt, das in zahlreichen Schriften zur "Hildegard-Medizin" einfließt, läuft Gefahr, weltanschaulich die Orientierung zu verlieren, zumal zahlreiche Autoren ausdrücklich esoterisches Gedankengut unter dem Deckmantel "Hildegard von Bingen" als "christlich" verkaufen. In zahlreichen Schriften zur sog. "Hildegard-Medizin" wird esoterisches Gedankengut als "christlich" verkauft.
Wie soll man mit Hildegard-Medizin umgehen? Auch wenn der Konsumentenschutz zur Vorsicht rät und darauf hinweist, dass das, was unter dem Begriff der sogenannten "Hildegard-Medizin" angeboten wird, kein seriöses Gesamtkonzept darstellt, ist es selbstverständlich möglich, dass einzelne Anwendungen, die unter diesem Namen angeboten werden, sinnvoll sein können - vor allem trifft dies für die Überlegungen zur rechten Lebensordnung zu. Es bleibt jedem unbenommen, auch diese Therapieformen in Anspruch zu nehmen. Man sollte gleichzeitig aber bedenken, dass es sich um menschliche, natürliche Überlegungen ohne religiöse Autorität handelt. Ein "kultischer" Umgang mit dieser Therapieform sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Zu den wichtigsten Themen der Gesellschaft gehört in unserer Zeit alles, was sich um die Gesundheit dreht. Während die so genannte "Schulmedizin" zunehmend auf Kritik stößt, haben die "Alternativen Therapien" regen Zulauf. Vieles davon ist unseriös, viele Therapien gelten als esoterisch-magische Heilverfahren. Was ist dagegen von der so genannten "HildegardMedizin" zu halten? Handelt es sich dabei um eine gute Alternative, oder sind auch hier einige kritische Überlegungen angebracht?
Eine kirchliche Stellungnahme zum Thema "New Age" hält weitere Informationen für Sie bereit: "Jesus Christus, der Spender des lebendigen Wassers. Überlegungen zu New Age aus christlicher Sicht", Rom 2003. Dieses Schreiben kann als PDF-Datei auf folgender Internetadresse heruntergeladen werden:
http://nazaret.juengergemeinschaft.at (downloads)
Impressum: P. Dr. Clemens Pilar COp Gebrüder Lang Gasse 7, A - 1150 Wien clemenspilar@gmx.at Tel. u. Fax: 01/893 43 12 47 homepage:
http://nazaret.juengergemeinschaft.at Für Deutschland: Pfr. Martin Ramoser, Hofberg 9, D-94419 Reisbach, FAX: 08734 - 932921 E-Mail: martin.ramoser@vr-web.de
Quellen (Auswahl): Much, Th., Der veräppelte Patient, Wien 2003 Reger, Karl Heinz, Hildegard Medizin, München 1993 Schipperges, H., Hildegard von Bingen, München 1997 Stiftung Warentest, Die Andere Medizin, Wien 2005 Strickerschmidt, H., Streit um Hildegard v. Bingen,
Bingen 1998!
http://www.gloria-patri.de/Achtung-ESOTERIK;focus=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_11803481&path=download.action&frame=CMTOI_de_dtag_hosting_hpcreator_widget_Download_11803481?id=85721