Band 3
Seite 1
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Inhaltsverzeichnis
Band 3
249 Erster Montag im Juli 1898
„Ist das Priestertum nach Meinem Herzen
beschaffen und nicht verweltlicht, dann steht es gut um
die Völker.“
Lied: Aus Lieb verwundeter Jesu mein ...
Barbara: „O
mein Jesus! Alle meine Sünden
sind mir von Herzen leid, weil ich dadurch Dich, das
höchste Gut, beleidigt habe. Ich hasse und verabscheue
sie alle und nehme mir ernstlich vor, mein Leben zu
bessern. Gib mir Deine Gnade dazu. Ich danke Dir, o
allersüßester, liebreichster Jesus. O herzallerliebster
Jesus, komm doch! O mein Geliebter, komm doch wieder!
Siehe, nichts Härteres kann es für mich geben, als wenn
Du Dich zurückziehst und mich mir selbst überlässest. O
wo bist Du, daß ich Dich wieder auf suche? Räume hinweg
alle Hindernisse. O lüfte doch den Schleier, laß mich
wieder hineinschauen in Dein süßes Herz. Ich kann nicht
leben ohne Dich! O mein Jesus! Komm, o mein Geliebter,
komme zu mir! Nach Dir dürstet meine Seele. Wie der
Hirsch nach der Wasserquelle verlangt, so sehnt sich
meine Seele nach Dir ...
O Du Bräutigam meiner Seele. Was ist es,
daß ich so schrecklich leide? Ich kann nicht mehr leben!
Komme, o Geliebter! Komme, mein Jesus, komme! Meine
Seele, sie ist ausgedorrt wie eine Wurzel, die vom Baum
getrennt ist, wie eine Rebe, die abgerissen ist vom
Weinstock; denn kein Lebenszeichen fühle ich, wenn Du
Dich zurückziehst. Ich kann nur noch beten mit den
Lippen, aber mein Herz weiß nichts davon. Denselben
Schmerz fühle ich, als wenn die Seele aus meinem Leibe
geschieden wäre, so aufgelöst ist alles. Jedes gute
Keimchen steht so verlassen da, und ich bringe nichts
vorwärts. Mein Jesus, Barmherzigkeit!“
Jesus: „Meine
Kinder! So geht es gar vielen Menschen im Leben, so geht
es auch allen treuen Kindern der katholischen Kirche,
und weil Ich durch euch viele trösten will in ihrer
Bedrängnis, Verlassenheit und Armseligkeit, darum lasse
Ich dieses alles so zu, und gerade an den höchsten
Festen, wo Mein Herz am freigebigsten ist, da entziehe
Ich dir Meine Nähe. Denn du sollst leiden und allen, die
sich dem Werk der Weltumgestaltung, der Umgestaltung der
Seelen, widmen wollen, geht es wie dir, nicht nur den
getreuen Seelen, die da vereinzelt in den Familien oder
in den Klöstern wohnen, zurückgezogen hinter den
Klostermauern der Welt, sondern auch gar vielen von
Meinen Dienern, die mutlos werden.
Aber, Meine Kinder, dies ist es, was Ich
euch heute lehren will. Seht, an solchen Festen, wie das
Große Gebet eines ist, das von der Kirche auch
eingesetzt ist, um das Volk herbeizuführen, um sich um
Meinen Thron zu versammeln, den Ich aufgeschlagen habe
unter dem Menschengeschlecht, sollte sich der ganze
mystische Leib glücklich fühlen, um sein Haupt, das die
Krone dieses Leibes ist, recht zu ehren und zu zieren.
Aber da seht ihr gerade das Gegenteil. Ich, die Krone
dieses mystischen Leibes, der Schöpfer aller Dinge, der
Herr aller Kreaturen, stehe da auf der Warte, und all
der Undank und die Treulosigkeiten, die Mir
entgegengebracht werden, wollte Ich vergessen, wollte
Meine Kinder umarmen, denn sie alle, alle sollten
gesunden an Meinem Herzen.
Aber wo sind sie, wo sind die treuen
Kinder, die Glieder dieses mystischen Leibes? Ach, nur
vereinzelt steht dieser Leib da, die Glieder dieses
Leibes. Viele sind herausgenommen, sind abgestorben, und
diejenigen, die noch treu zu Mir stehen, stehen einzeln
da; denn das andere Glied neben ihm ist tot. Und dieses
alles sollst du mitfühlen, weil Ich dich gesetzt habe,
mit Mir zu leiden. Du sollst ja den mystischen Leib
vertreten, den mystischen Leib Meiner Kirche. So wie es
dir ergeht, wie alle deine guten Absichten manchmal zum
Bösen ausgelegt werden, wie du gerade, wo du es gut
meinst, auf nichts als Widersprüche stößt, so geht es
Meiner ganzen heiligen katholischen Kirche. Wie gut
meint sie es mit ihren Kindern, Meine jungfräuliche
Braut, wie will sie alle glücklich wissen, wie habe Ich
Meine Priester ausgesendet, um sie herbeizuführen, die
Kinder dieser Mutter! Welche Mühen und Opfer haben sie
nicht alle gebracht, Meine Diener! Und alles wird ihnen
mit Undank, mit Treulosigkeit belohnt, von diesen
undankbaren Kindern der katholischen Kirche.“
Und ich sehe den Thron, auf welchem der
Herr ruht, drüben in der Kirche. O mein Gott, mein Gott!
Ich sehe einen Himmel von lauterem, feinstem Gold, mit
lauter spitzen Türmchen ist der Altar gearbeitet, so
ähnlich wie in einer anderen Kirche, aber aus dem
feinsten Gold, und auf diesem Thron hoch in der Höhe
sitzt Er, zwischen dem Altar und dem Gewölbe. Auf diesem
Thron sitzt der Herr, unendlich liebenswürdig anzusehen,
unendlich mild und herablassend; sozusagen freudig ist
Er, und doch auch gepaart mit Traurigkeit. Mit heiligem
Ernst blickt Er über die kleine Schar hin, die da kniet
und betet. Sein Fußschemel ist ein Behälter, der
überströmt wie ein siedender Kessel mit kochendem
Wasser, und es ist, wie wenn es kocht in diesem Wasser,
in diesem Fußschemel und der ganze Altar überströme von
dieser Flüssigkeit.
Barbara: „Was
willst Du mir denn damit sagen? Ich verstehe dieses
Gleichnis nicht.“
Jesus: „Du
verstehst es nicht, Meine Tochter! Dieser Fußschemel,
den du siehst, ist das heutige Fest, das in dieser
Kirche gefeiert wird, das Fest, das alle Kinder dieser
Pfarrei und alle frommen Christen einlädt, hierher zu
kommen, um die Gnaden in Empfang zu nehmen, die der Herr
bereithält für die gläubigen Christen. Die Andacht
dieser gläubigen Christen sammeln die Engel und bringen
sie vor den Thron Gottes; sie alle werden aufbewahrt in
diesem kostbaren Gefäß, auf dem der Herr hier ruht, und
von Zeit zu Zeit kommt dieses Gefäß so in Wallung. Es
ist die Liebe des Herrn und die Gebete und Andacht der
Gläubigen, die das Herz Gottes so bewegen und rühren,
daß Er Seine Liebe und Seine Gnadenschätze nicht
zurückhalten kann. Dieses bedeutet das Sprudeln, daß von
Zeit zu Zeit die Flüssigkeit ausströmt und der ganze
Altar davon begossen wird. Wenn du dich recht umsiehst,
wirst du sehen, daß diese Flüssigkeit in Strömen
dahinfließt über das gläubige Volk, die alle davon
bewässert und befeuchtet werden, das heißt, mit neuen
Gnaden aus der Kirche wieder in ihre Wohnungen
zurückkehren.“
Barbara:
„Warum bist Du denn so mild, so ernst und so traurig,
und doch auch so innerlich überglücklich? Ich sehe Dir
doch Deine Glückseligkeit an. Du scheinst recht
zufrieden zu sein am heutigen Tage, und warum läßt Du
mich diese Glückseligkeit nicht fühlen? Warum muß ich so
leben, als wäre ich von Dir ganz getrennt, da ich Dich
doch so sehr liebe und wünsche, Dich lieben zu können,
verzeihe mir! Gelt ich bin schuld, ich habe Dich gestern
betrübt, weil ich eine Beleidigung nicht mit der Ruhe
und Gelassenheit hingenommen habe, wie ich sollte, weil
ich in mir grollte darüber. O nein, ich will nicht
grollen, aber ich kann mir nicht helfen. Du kennst ja
mein Gemüt, das nur Dich allein sucht, und das in
solchen Zeiten gern bei Dir in Deiner Nähe weilen
möchte, und wenn ich so abgehalten werde davon, bin ich
sehr traurig. Verzeihe mir meine Schwermut! Ich
verlange, aufgelöst zu werden, um bei Dir sein zu
können. Hinweg mit dieser Erde! Mein Jesus, hinauf zu
Dir, ich will zu Dir.“
Jesus: „Du
kannst noch nicht zu Mir, Meine Tochter! Komme recht
nahe her! Komme her zu diesem Gefäß, auf dem Meine Füße
ruhen, komme, Ich will dich abwaschen mit der
Flüssigkeit, die sich darin befindet.“
Und wir stehen alle drei um das Becken
herum; ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Und
so viele heilige Engel sind hier und sind auch tätig.
Weiß, ganz weiß gewaschen wie Schnee, sind wir alle
drei. Und ich sehe eine Öffnung an der heiligen Seite,
ich fühle die Pulsschläge dieses lieben, göttlichen
Herzens.
Barbara: „O
lieber, heiliger Johannes! Ich grüße dich durch das
allersüßeste Herz Jesu Christi und bitte dich, da du
doch der erste warst, der an diesem Herzen ausruhen
durfte, nimm doch meine Wenigkeit und alle meine
Armseligkeit, mit der ich belastet bin, und opfere sie
dem Herrn auf in Vereinigung mit deinen Verdiensten, mit
deiner Liebe, mit der Reinheit deines Herzens und
Leibes, mit dem süßen Gottvertrauen, mit dem du dich
deinem Herrn so ganz ergeben hast. Bitte Ihn, Er möge
mich doch so, wie Er dich an diesem Herzen ruhen ließ
beim letzten Abendmahl, so recht ausruhen lassen, mich
diese Pulsschläge fühlen lassen, damit ich ganz und gar
mir selbst absterbe und nur Ihm allein lebe. O lieber,
heiliger Johannes, da ich doch so mitten in der Welt
stehe und manche Zeit so schwere Bürde zu tragen habe,
daß es unmöglich ist, nicht befleckt zu werden, so sei
doch mein Trost und meine Stütze und führe mich recht
oft herbei zu diesem Herzen.“
Johannes:
„Meine Kinder! An diesem Herzen ruhen viele. Im
neunzehnten Jahrhundert sollen so viele an diesem Herzen
ausruhen und die Pulsschläge dieses Herzens vernehmen,
daß kein Jahrhundert sich rühmen kann, so viele Seelen
dem göttlichen Herzen Jesu nahestehen zu sehen wie
dieses Jahrhundert. Die Zeit ist gekommen, wo die Kirche
ihren Kindern alles geschenkt, all den Reichtum, den der
Herr in den dreiunddreißig Jahren Seines Lebens vom
Himmel auf die Erde gebracht hatte. All diesen Reichtum
hat die Kirche ihren Kindern geschenkt und angeboten.
Jetzt aber, im neunzehnten Jahrhundert, sollen die
inneren Schätze, die in diesem Herzen verborgen blieben
bis zu dieser letzten Zeit, geöffnet werden, und ihre
Kinder sollen hineingreifen in diesen Schatzkasten und
sich damit bereichern. Darum verlangt der Herr, daß die
Kinder der katholischen Kirche, die sich noch treue
Christen nennen, herbeigeführt werden zu diesem
Schatzkästlein. Sie alle sollen vernehmen die
Pulsschläge dieses süßen Gottesherzens, sie sollen die
Liebe dieses Herzens erwidern, und je mehr die Christen
sich anschließen, herbeigeführt werden an dieses liebe,
süße Herz, desto mehr wird die Liebe erwidert, die in
diesem Herzen verborgen ist.
Fürchtet euch nicht in all den Stürmen,
die noch kommen werden. Und du: rufe mich an, wenn du
schwach wirst, wenn es nicht mehr weitergehen will.
Weißt du nicht, daß ich durch mein Vertrauen vom Herrn
erlangte, daß ich ohne Todeskampf in den Himmel einging?
Warum kannst nicht auch du durch dein Vertrauen alles
das vom Herrn erlangen können? Rufe mich an, und ich
werde dir zur Seite stehen; denn der Herr hat dich mir
unterstellt, daß ich dich mit meinem ganz besonderen
Schutz begleite und deine zwei Freundinnen mit dir. Ihr
sollt die Liebe erwidern, die in diesem Herzen schlägt,
die der Undank der Menschen zum Zorn herausfordert; denn
wenn die Liebe gehaßt wird, verwandelt sie sich in das
Gegenteil. Weil der Herr aber nicht hassen kann, so wird
Seine Liebe sich in Zorn verwandeln; denn es sind ja
dies Seine Geschöpfe, die Er Sich erschuf, damit sie Ihn
lieben sollen. Wenn nun diese Ihn hassen, muß Seine
Liebe sich in Zorn verwandeln, und Er muß sie bestrafen
dafür.
Werde nicht mutlos, meine Kleine! Die
Leiden, die dich drücken, sind vom Herrn gewollt. Wisse,
daß kein Haar vom Haupte fällt ohne Seinen Willen, wisse
auch, daß kein Wort, kein Widerspruch vorkommt ohne
Seinen Willen, ohne daß Er es weiß, wofür Er es will.
Die Leiden, die du heute fühlst, sollst du mit Ihm
fühlen; denn du bist ein auserwähltes Gefäß, in dem Er
Seine Gnadenschätze niederlegen will, und du sollst sie
austeilen an viele deiner Mitmenschen. So wie es dir
ergeht, so geht es allen Menschen. Das Leben ist ein
Kampf, und nur wer gesetzmäßig gekämpft hat, wird
gekrönt werden. Das Leben ist eine Leidensschule, und
nur diejenigen, die diese Leidensschule kennen, die
wissen, daß sie in derselben sind, werden leiden für
Gott und werden den Preis erringen, der dem Kämpfenden
gesetzt ist.
Siehe, als ich noch auf Erden weilte und
der Herr mit mir verkehrte – auf dieselbe Weise verkehrt
Er aber auch mit dir und mit allen, die Er dazu
auserwählt hat –, da war auch ich ein Mensch wie du, ich
hatte meine Bedürfnisse und war nicht vom Anfang an, als
Er mich zu Sich rief aus dem Gewühl der Welt zu Seinem
lieben Gottesherzen, der ich jetzt bin, um ewig zu
genießen, was ich mir erworben. Ich lebte auch in einer
Welt voll Sünde und Elend, und auch ich hatte meinen
Teil davon, obwohl ich der Lieblingsjünger bin und
derjenige, der in der ganzen Welt gerühmt wird. Aber der
Kampf, der fortgesetzte Kampf über meine Neigungen und
das Vertrauen, das ich auf den Herrn gesetzt habe, und
der Umgang mit Maria, Seiner Mutter, erwarben mir den
Sieg.
Seht, wenn alle Menschen, die Gott
erkennen und lieben wollen, so an der Hand geführt
würden wie ihr, und Tag für Tag auf ihre Fehler
aufmerksam gemacht und immer erinnert würden an das
Ziel, das jedem Menschen gesteckt ist, die ganze Welt
würde sich zum Herrn wenden, wenigstens diejenigen, die
treu zur Kirche halten. Sie würden es machen und tun wie
ich es getan, wie ihr es tun sollt. Sie würden alles
verlassen und sich ganz dem Herrn hingeben. Wenn ihr
noch wankelmütig und unentschlossen sein wollt, was
sollen dann die anderen tun? Fest müßt ihr stehen, meine
Kinder, fest wie ein Fels! Gottvertrauen müßt ihr euch
aneignen, wie ich es hatte in meinem sterblichen Leben,
dann könnt ihr Berge versetzen. Nichts wird imstande
sein euch zu scheiden von der Liebe Jesu Christi, aber
kämpfen müßt ihr, kämpfen! Gelobt sei Jesus Christus!“
Barbara: „Ich
danke dir, lieber heiliger Johannes, für deine Tröstung.
Du wirst uns also nicht verlassen, wenn wir dich nicht
vergessen, aber wir wollen kämpfen, wir versprechen es
dir. Mein Jesus! Dein Wille geschehe! O Herr, ich will
mich Dir ergeben!
Mein Jesus! Ich empfehle Dir noch alle
meine lieben Geschwister, daß sie doch treu ausharren
und alle, die sich im Geist mit mir vereinigen, alle die
lieben, treuen Seelen, die Dich suchen, besonders meine
Schwester in A. Erhebe sie zu einem so hohen Grad der
Liebe, daß sie in allem Dich suche, all ihre Fehler zu
bessern suche, um in allem Dir wohl zu gefallen und Dir
Freude zu machen. Nimm unser Herz so in Besitz, daß wir
nichts mehr denken und suchen als nur Dich allein. O
hilf mir, daß ich unter meinen beiden Freundinnen doch
den härtesten Kampf haben werde. Siehe, all die Kämpfe,
die ich schon durchkämpft habe, um Dich zu finden, siehe
mein ganzes Leben ist ja ein beständiger Kampf. Hilf
auch all denjenigen, die mit mir leben sollen und
müssen, sie alle streben das Gute an und sehen manchmal
an mir nichts Gutes. Erbarme Dich ihrer und meiner,
aller Familienmütter und -väter, erbarme Dich ganz
besonders meiner Beichtväter, gib ihnen einen recht
hohen Grad der Liebe und eine hohe Stufe der ewigen
Glückseligkeit. Ich bitte Dich ganz besonders, stehe
meinem Beichtvater in der Leitung meiner Seele bei, daß
er doch immer das Rechte finde in mir.
Siehe, ich bin gar nicht mehr ängstlich.
Ich weiß nicht, ist es recht, oder bin ich irre. Wenn Du
Dich halt zurückziehst, dann meine ich, es wäre alles
Sünde, dann bin ich unglücklich. Wenn Du wiederkommst,
ist alles hell und ich bin der glücklichste Mensch. So
kenne ich mich noch gar nicht. Ich meine halt, Du
würdest Deine Barmherzigkeit über mich walten lassen.
Hast Du mich ja doch in diese Welt gestellt und nicht in
ein Kloster. Dadurch bin ich viel auf mich selbst
angewiesen. Darum mußt Du auch Geduld haben mit mir und
mir viel Hilfe schicken, und auch Deine heiligen Engeln.
O lieber, heiliger Johannes, o hilf mir! O lieber
heiliger Vater Josef, du bist mein Schutzherr, ich
stelle mich ganz besonders unter euren Schutz. O lieber
Jesus! Was bedeutet denn der Glanz, der Deinen Thron
umgibt, das aussieht wie reines Gold?“
Jesus: „Es
ist die Liebe der Gläubigen, besonders der Priester hier
in Mainz. Sie haben diesen Thron mir bereitet. Siehe,
mit Freuden ruhe Ich auf diesem Thron in den neun
Pfarreien, die hier das Große Gebet abhalten. In dieser
Woche fühle Ich Mich sehr geschmeichelt. Ich rühme Mich
dessen vor Meinen Himmelsbewohnern. Sie alle sind
entzückt und freuen sich, daß Ich Mich so glücklich
fühle, und bewundern den Eifer der Priester dieser
Stadt.
Und Ich sage euch, wäre es in der ganzen
Welt so! Wäre überall, wo eine Kirche steht und ein
Priester ist, ein solcher Eifer für die heilige
Eucharistie, wie Ich es verlange, und eifrige, fromme
Seelen, Turteltäublein, die da trinken aus dem Behälter,
den du unter Meinen Füßen siehst, es würde um vieles in
aller Welt besser werden. Das Gold habe Ich dir schon
oft gezeigt, das Sinnbild der Liebe, das Meine Kirche
schmückt, ist das Priestertum. So wie das Gold das
Kostbarste ist in der Kirche, in dem steinernen Bau, so
ist das Priestertum in der Kirche das Kostbarste, die
kostbarsten Geschöpfe, weil sie Meinem Herzen am
nächsten stehen, und weil von ihnen das ganze Wohl und
Wehe der Völker abhängt. Ist das Priestertum nach Meinem
Herzen beschaffen und nicht verweltlicht, dann steht es
gut um die Völker.“
Barbara: „Ich
danke Dir, mein Jesus, für diese glückliche Stunde.
Heute hatte ich Dich nicht erwartet, weil ich so ganz
losgelöst war von Dir. Ich mußte mit aller Gewalt mich
aufrecht halten. Ich fühle eine solche Schwäche und
Schmerz in meinen Gliedern, daß es mir ist, als wäre
meine Seele vom Leibe getrennt.“
Jesus: „Dies
ist aber der sicherste Beweis, daß du ein lebendiges
Glied Meines Leibes bist und gestellt und gesetzt bist,
daß Ich durch dich Meine Geheimnisse erschließen will,
denn du suchst ja Mich. Geh nur über deine Fehler
hinweg, denn Ich vergesse, daß du so trocken, so kalt
Mir gegenüberstehst, weil Ich weiß, daß Ich alles in
Meiner Hand habe. Ich habe dich in Meiner Hand. Es ist
nicht deine Sache, nach Belieben mit Mir verkehren zu
können. Dies ist Meine Sache; du hast Mir nur deinen
guten Willen zu bringen, alles andere hängt von Mir ab.“
Barbara: „So
laß doch alle Glieder dieser Pfarrei Deine Gnade fühlen
und Deine Liebe. O führe sie doch herbei, die armen
Reichen, möchte ich sagen, die nur ihr Geld und Gut
suchen und ihr Vergnügen. So nimm hin meine Leiden,
meine Armseligkeiten. O gib mir Seelen. Ich will mich
hinopfern, wir sollen uns ja ganz vergessen. Gib uns nur
einen recht starken Mut, einen großen Mut und große
Liebe, daß wir nicht so kleinmütig sind und so verzagt.
O führe die Leute herbei, daß sie wieder eintreten in
die Kirche, die solange ferngeblieben, damit sie Dein
Wort hören, Deine Sakramente empfangen. Ich empfehle Dir
die ganze Stadt Mainz. O laß auch den Armen Seelen etwas
zugute kommen; denn alle, die da beten, beten doch für
ihre Abgestorbenen. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.
Schenke mir besonders N.“
Jesus: „Bis
Freitag!“
Inhaltsverzeichnis Band 3
250 Zweiter Freitag im Juli 1898
„Fürchtet euch nicht ihr Kleinen, ihr
Demütigen, ihr von der Welt zurückgestoßenen,
zurückgesetzten Seelen.“
Lied: Heiliger Kilian, Apostel der
Franken ... Hochgelobt und angebetet sei Jesus im
Allerheiligsten Sakrament! Lobpreis und Dank sei jetzt
und ohne End, Jesus im Allerheiligsten Sakrament!
Barbara:
„Mein Jesus, ich danke Dir für all die Gnaden, die in
dieser Woche in dieser Stadt so reichlich fließen. Ich
vereinige mich mit all den frommen Anbetern hier und mit
all den Christen in Bayern droben, die Dich verehren und
anbeten in Deinem Diener, dem Apostel der Franken, dem
heiligen Kilian, denn ihnen verdanken wir das Licht des
Glaubens. Sie haben ihre Heimat verlassen und sind
Deinem Lichte gefolgt, um uns die frohe Botschaft zu
bringen. Ich bitte Dich, Du mögest ihnen eine eigene
Glorie verleihen. Denn ich wünsche ihnen Glück zu ihrer
Glorie und vereinige mich mit allen Heiligen im Himmel,
die durch sie zur Seligkeit gelangten und ihnen
nachgefolgt sind im Frankenland. Ich bitte Dich, Du
mögest mir die Gnade verleihen, daß ich wie sie kämpfe,
um das Licht des Glaubens in mir recht anzufachen und
auszubreiten, aber auch in allen, die sich mit mir
vereinigen, dasselbe Licht des Glaubens zu entzünden,
immer mehr und mehr, auf daß recht viele ihnen
nachfolgen. Gelobt sei Jesus Christus!“
Jesus: „Meine
Kinder! Ich bin recht zufrieden in dieser Woche hier in
Mainz, denn zahlreicher als zuvor in den früheren
Jahren, versammeln sich die getreuen Kinder Meines
Herzens um Meine Altäre. Der Geistlichkeit der Stadt
Mainz danke Ich herzlich für all die Bemühungen, die sie
sich schon längere Zeit auferlegen, um Mein Volk
zurückzuführen zur Herde Jesu Christi, zur treuen Herde.
Ein anderer Geist weht in dieser Stadt und alle, die
noch ein Fünkchen Gottesliebe in ihrem Herzen haben,
schließen sich den treuen Kindern der katholischen
Kirche dieser Stadt an.
Und seht ihr die Begeisterung, mit
welcher das arme Volk, wenn es sein Tagewerk
zurückgelegt hat, sich einfindet um Meine Altäre, und
mit welcher Freude und Jubel aus seinem Herzen die
Wünsche aufsteigen, Mir noch besser dienen zu können!
Ja, Ich allein sehe die Wünsche der Herzen aller, die da
um Mich versammelt sind, und auch von den rohesten, die
sich auch mitunter einfinden, steigen Wünsche zu
besserer Gesinnung auf.
Freilich, wenn sie wieder beschäftigt
werden, wenn sie hinaustreten in die Werkstätten,
Fabriken und Schulen, wo alles wieder herausgearbeitet
wird aus den Herzen der Menschen, hält es nicht an. Aber
vieles ist doch gewonnen in dieser Stadt. Die Guten
nehmen zu, die Verbindungen der Guten werden enger
geknüpft, und alles möchte ein Sinn und ein Herz und ein
Streben werden, Mir besser zu dienen. Dieses alles
verdanke Ich dem Eifer der Priester.
Freilich ist es Mein Geist, Der ihnen
diese Kraft und diese Energie gibt, Mein Geist, Der da
durch dich ausgegossen ist über die Stadt. Denn nicht du
bist es, der da spricht und ordnet und angibt, Mein
Geist ist es und Mein Wort ist es, das du sprichst, und
du bist nur das Werkzeug, dessen Ich Mich bediene.
Glücklich darum, wer Meine Worte hört und sie aufnimmt
mit gutem Herzen.
Überall, wo die Schrift hindringt, und
wo man Meine Worte hört und liest, geht ein anderes
Licht auf, ein anderes Glaubenslicht, und wer da sich
anschließen will, der ist gerettet. Wehe dem, der es
hört und liest und sich nicht aufrafft und den alten
Schlendrian ablegt. Wenn er auch jetzt noch gut ist und
wähnt, auf eigenen Füßen stehen zu können, es kommt aber
die Zeit der Prüfung, und dann o weh, es ist um ihn
geschehen. Er glaubt, auf eigenen Füßen gehen zu können,
und fällt über Stock und Stein, um nicht mehr
aufzustehen.
Denn wißt, der Unglaube und die
Gottlosigkeit, die in allen Schichten der menschlichen
Gesellschaft eingedrungen ist, breitet sich immer weiter
und weiter aus, und das leichtfertige Leben, das dieser
Unglaube predigt und zur Schau trägt, die vielen
Vergnügen, die der Unglaube bietet, reißt alles mit sich
hin. Und der Mensch, der so leichtfertig dahinlebt, läßt
sich mit hineinziehen in diese Vergnügungssucht. O weh,
schon ist es um ihn geschehen, er ist nicht mehr zu
retten, weil ihm dieses Leben besser gefällt als das
liebliche Leben, das stille, zurückgezogene Leben, das
da von Meinem Geist geleitet und ausgegangen ist.
Fürchtet euch nicht ihr Kleinen, ihr
Demütigen, ihr von der Welt zurückgestoßenen,
zurückgesetzten Seelen. Wenn ihr auch nicht prangt vor
den Augen der Menschen, vor Meinen Augen aber ist all
euer Tun und Lassen ausgebreitet. Ich kenne die Wünsche
eurer Herzen, und obwohl auch ihr armselige Wesen seid,
Adamskinder wie alle Menschen, Meine Gnade wird alles
ersetzen, was ihr nicht zu vermögen imstande seid.
Wandelt nur festen und sicheren Schrittes einher mitten
unter der gottlosen Welt, steht fest im Kampf. Ich sage
euch: kein Haar von eurem Haupte fällt ohne Meinen
Willen, kein Haar eures Hauptes wird gekrümmt werden,
ohne daß Ich es zulasse.
Darum, wenn ihr verfolgt und
niedergebeugt werdet von euresgleichen, euren
Mitmenschen, weil ihr ja mitten in dem Geschlechte
steht, das nun einmal Meine Zuchtrute fühlen soll und
muß, wisset, daß alles, was ihr zu erdulden habt, zu
Meiner Ehre und Verherrlichung gereichen soll. Denn
durch euch werden viele Seelen gerettet werden. Viele
werden sich aufraffen und wieder zu Mir zurückkehren aus
der Zahl der Gottlosen, der Lauen und Kalten, die sich
wieder anschließen an Mich.
Darum auf, ihr Meine Treuen! Auf, ihr
Meine Lieben, auf zum Kampf! Keine Mühe und kein Opfer
dürft ihr scheuen. Wo Meine Gnade euch einlädt, da müßt
ihr folgen, denn es gilt jetzt, Kinder zu gewinnen,
Seelen zu retten. Euch habe Ich an Mich gezogen und Mich
mit euch vermählt, damit ihr Mir Kinder gewinnt, damit
ihr arbeitet für Meine Ehre und Verherrlichung.
Seht, hier stelle Ich euch Meine drei
Freunde vor: Kilian, Kolonat und Totnan. Sie haben aus
Liebe zu Mir ihr Vaterland verlassen. Hätten sie nicht
besser getan, zu Hause zu bleiben und dort Mir zu
dienen, wie viele ihrer Brüder es getan? Nein, Meine
Gnade rief sie, und sie folgten Meiner Stimme, sie
wollten Kinder gewinnen, Seelen retten, weil sie mit Mir
vermählt, jungfräuliche Bräute waren. In den geistigen
Ehestand eingetreten, wollen sie sich keine Ruhe mehr
gönnen, nein, sie wollen für Mich arbeiten. Die Hausfrau
hat immer ihre Beschäftigung, sie ist Tag und Nacht
besorgt, um das Hauswesen in Ordnung zu halten, um es zu
vermehren und zu vergrößern. So muß jede treue Seele,
die in den geistigen Ehestand getreten ist, nicht mehr
an sich denken, nicht mehr in Ruhe Mir dienen wollen.
Sie muß heraustreten aus sich selbst und sich
hineinwerfen in die große Haushaltung Gottes, in die
Familie Gottes. Dort muß sie stehen und sich umschauen,
wo es vielleicht in der Haushaltung fehlt und eingreifen
und helfen.
So taten es auch diese drei Männer. Sie
gingen in das Frankenland, wo noch das finstere
Heidentum herrschte. Und auch du bist ein Sprößling
dieses Heidentums, auch du, Meine Kleine. Darum hast du
Ursache, ganz besonders dich zu freuen. Siehe, dich habe
Ich fortgeführt aus deiner Heimat in ein fremdes Land,
um dich in den geistigen Ehestand einzuführen. Hier, in
dieser großen Gottesfamilie, stehst du und sollst Mir
Kinder gewinnen.
Und ihr alle, die ihr teilnehmt an dem
Liebesbund, die ihr euch anschließen wollt, ja hört die
Stimme, die Ich durch diese kleine Dienerin zu euch
rede. Ihr alle sollt eintreten in die große
Gottesfamilie, eintreten und als Hausfrau arbeiten,
nicht nur für euch selbst, auch für andere, auch für
eure Brüder und Schwestern, die sich da nicht begeistern
für Meine Ehre und Verherrlichung, die sie nicht durch
Wort und Beispiel zu gewinnen und anzueifern suchen,
damit von Tag zu Tag die Zahl Meiner Kinder sich mehre.“
Dann wendet sich Jesus an eine
Verwandte, die von Bayern gekommen war.
Jesus: „Auch
du, Meine Tochter, wenn du in deine Heimat zurückkehrst,
sage doch allen deinen Mitschwestern und Brüdern, wie
sehr Ich erfreut bin, in eurer Mitte zu wohnen, wie Ich
dieses arme Volk in Meine Arme schließe, wie Ich ihre
Opfer und Mühen belohnen werde am großen Gerichtstage.
Sage ihnen, daß Ich sie belohnen werde, und daß keine
Seele verlorengehen soll, die mit lebendigem Glauben und
festem Vertrauen sich Mir anschließt; die, auch wenn es
am Rand des Grabes ist, ihre Sünden offen und frei
bekennt, einem Priester beichtet; sie alle, sie alle
sollen gerettet werden!
Ja, deswegen habe Ich ja ein so armes
Landmädchen Mir erwählt, ein Kind aus eurer Mitte, du
armes kleines Landvolk, weil Ich dich liebe, weil Ich
dich retten will. Denn du allein zahlst Mir noch den
Tribut, der Mir gehört, du allein erkennst Mich noch als
deinen Herrn und Schöpfer an. Alle, denen Ich es gut
gehen ließ in diesem Leben, die mit Leichtigkeit ihr
Brot essen, das andere Menschen verdienen, sie sind von
Mir abgefallen und haben Mein armes Volk, das ihnen das
Brot in den Mund schiebt, von Mir gerissen, Mir
entrissen. Weh diesem Geschlecht, wie werde Ich von ihm
einstens die Seelen zurückverlangen, die es dem ewigen
Verderben anheimgegeben hat.
Ja alle, die schuld sind, daß dieses so
gekommen ist, daß es nunmehr zweierlei Menschen gibt auf
Erden: Gottlose, recht Gottlose, und Gute, aber auch
recht Gute. Die Gottlosen das sind alle diejenigen, die
nicht mehr an Mich glauben, mögen sie nun im Reichtum
stehen und schwelgen in den Gütern der Erde. Die
Gottlosen sind aber auch die Armen, die sich haben
verführen lassen, die jetzt nicht mehr an einen Gott
glauben wollen, weil sie hinaufschauen zu dem gottlosen
Reichen und dessen Güter sich aneignen wollen, und weil
sie dieses tun wollen und Ich die Zehn Gebote gab, darum
verwerfen sie Mich, sie wollen Mich hinausschaffen aus
den Herzen der Menschen. Diese sind es, die Ich noch
retten will, und um derentwillen Ich den Liebesbund
gründen will. Ihr alle, ihr alle sollt einstehen für den
Liebesbund, für diese eure Brüder. Ihr alle, die ihr dem
Liebesbund angehört, ihr sollt sie Mir wieder zuführen,
dieses arme gottlose verführte Geschlecht, das da steht
unter den Reichen, um das Brot zu verdienen, das nur
arbeiten muß, um die Güter der Reichen zu mehren.“
Barbara:
„Mein Jesus, sieh doch. Es wenden sich so viele Menschen
mit allerlei Bitten an mich, sie sind so bedrängt und
haben so viele Bitten. O ich bitte Dich, lindere doch
den Armen, den gläubigen Menschen die großen Leiden,
womit ihr Herz bedrängt wird. Siehe, diejenigen, die an
Dich glauben, die auf Dich hoffen und vertrauen und Dich
lieben wollen, wenn sie gar so sehr bedrängt sind,
vergessen sie, Dich zu lieben. Sie können die Hand nicht
küssen, die sie so sehr schlägt. O erbarme Dich ihrer
aller! Ich bitte Dich für die Bedrängtesten, die so
wenig zeitliche Güter besitzen, daß sie ihr Brot mit der
Hände Arbeit verdienen müssen, und denen Du Leiden
schickst und sie so hinderst, ihr Brot zu verdienen. O
nimm Dich auch Frau N. an und verschaffe der Tochter
doch eine Stelle, wo sie Dir besser dienen kann.“
Jesus: „Sage
ihr, dieser Meiner Dienerin, daß sie auch dereinst
glänzen soll am Sternenhimmel der Kirche, und da muß Ich
sie mit Leiden bedenken, und sage ihr aber auch, daß sie
noch viel abzulegen hat, und daß ihre ganze Familie sehr
an einer geistigen Krankheit leidet, die Ich stutzen und
beschneiden muß, nämlich: den Stolz. Sie erkennt dies
nicht und auch ihre ganze Familie nicht, weil es im
tiefinnersten Herzen verborgen ist, aber Ich will diesen
Fehler herausarbeiten, weil Ich Meine Freude habe an
dieser Familie und will sie retten und dereinst vielen
anderen vorstellen. Darum soll sie zufrieden sein mit
ihrem Schicksal und nur aufschauen auf das Kreuz, und
sie alle werden gerettet durch das Kreuz, das Ich in
ihre Mitte gestellt. N. aber soll doch zufrieden sein.
Wie oft habe Ich schon gesagt, wo Meine Liebe waltet, wo
Mir gedient wird, da ist nichts zu fürchten. O wie
kleinlich sind doch die Herzen der Menschen. Sage ihr
nur, sie soll doch diese Kleinlichkeit ablegen, diese
Ängstlichkeit. Was soll Ich ihr denn noch schmeicheln?
Genügt es ihr nicht, wenn Ich ihr sage,
daß Ich zufrieden bin, daß sie nur arbeiten soll, aus
sich herausgehen und an andere denken, und Mir Kinder
gewinnen, Seelen zuführen, und da muß sie doch leiden,
ein bißchen Leiden muß Ich ihr doch lassen. Das ist die
Ängstlichkeit und die Furchtsamkeit, sie möge Mir nicht
genug dienen. Ja, ja, der Rückblick auf sich selbst ist
immer das beste Mittel zur Demut, sich zu verdemütigen.
Und mit dem Menschen steht es gut, der immer noch
glaubt, nichts getan zu haben, der sich immer noch
fürchtet, Mir zu mißfallen, wenn er alles getan hat.“
Barbara:
„Mein Jesus! Du hast mir auch versprochen, daß ich heute
die Hauptgnade von Dir erlange, einen Einzug zu sehen in
den Himmel von solchen Seelen, die in dieser Woche des
Großen Gebetes ihre Seligkeit gewinnen und aus dem
Fegefeuer befreit werden. Mein Jesus! O ich bitte Dich
darum!
Liebe Mutter! All die Vaterunser und
Ave, die in dieser Woche aus den Herzen aller Menschen
emporgestiegen sind, opfere ich Dir durch Deine Hände
der Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf, Dich demütig
bittend, Du wollest uns für jedes Ave und jedes
Vaterunser eine Arme Seele schenken. Es wäre freilich
zuviel verlangt zu bitten, uns so viele Arme Seelen zu
schenken als alle Menschen zusammen gebetet haben, das
kann ich nun doch nicht verlangen. Du hast aber gesagt,
man soll sein Herz erweitern, vieles und großes
verlangen. Gib sie mir, das ganze Fegefeuer. Du hast
soeben gesagt, daß Du, o mein Jesus, zufrieden seist,
daß sie so einmütig und fromm gebetet hätten, besonders
in der letzten Stunde, wo die armen Dienstmädchen,
Arbeitsleute und Hausfrauen, die den Tag über keine Zeit
hatten und dann so fleißig gebetet, Dir so wohlgefielen.
Siehe, das alles opfere ich Dir auf
durch die reinsten Hände Deiner Mutter, und um
derentwillen bitte ich Dich um viele Armen Seelen,
besonders N. und auch N. O schenke sie uns alle! O ihr
heiligen Schutzengel, deren Schützlinge sich im
Fegefeuer befinden, alle die Armen Seelen dieser Stadt,
für die so fleißig gebetet worden ist. In Vereinigung
mit Jesus, den ich am Mittwochabend Seine Arme
ausbreiten sah, um alle Seine Kinder an Sich zu ziehen,
ich will in Vereinigung mit Ihm, Der da jetzt in mir und
mit mir ist, sie euch allen entgegenstrecken, um euch
die Verdienste Jesu Christi durch die Hände Seiner
Mutter zu übermitteln. Alle die heiligen Messen, die
gelesen werden, die heiligen Kommunionen, die empfangen
werden, die priesterlichen Segen, die frommen Gebete der
Gläubigen, die guten Vorsätze und Entschlüsse und Opfer,
die fromme Seelen gebracht, indem sie Stunde um Stunde
bei Dir knieten unter Fasten und Tränen und Bitten, alle
diese guten Werke opfere ich Dir auf, o himmlischer
Vater, durch die reinsten Hände der allerseligsten
Jungfrau Maria, für diese Armen Seelen der Stadt Mainz
und von R. und S., der ganzen Diözese Würzburg und auch
N.
Wenn aber von anderen Ländern Seelen
befreit werden sollen, überlasse ich alles Deiner lieben
Mutter. Möge Sie jene Seelen herausführen, die Sie
zuerst befreien will. Du kennst all die frommen Wünsche
Deiner Kinder. Segne alle, die Du uns zugeführt, denn
eine ganz besondere Gnade hast Du über alle die
ausgebreitet, die sich uns anschließen. Du hast zur
heiligen Gertrud gesagt, daß Du alle erhören wollest,
die sich mit Vertrauen an Dich wenden, und weil Du ja
doch geruhst zu verkehren mit uns armen Kindern, mußt Du
auch ganz besonders segnen und mit Segen alle erfüllen,
die sich uns anschließen. Darum erfülle alle die frommen
Wünsche derer, die sich an uns wenden.“
Und ich sehe eine große Schar. Es sind
die heiligen Schutzengel, die sich ihre Schützlinge
auswählen, welche die Gnade erlangen, um des Gebetes der
frommen Seelen willen aus dem Fegefeuer befreit zu
werden.
Maria: „Ja
seht, wie gut es ist, sich recht zu beteiligen an
solchen heiligen Zeiten.“
Bei denjenigen Familien, die sich recht
anschließen in dieser Woche an das Große Gebet, sehe
ich, wie ihre Angehörigen zuerst befreit werden. Mein
Jesus, ich sehe Familien, deren Mitglieder im Fegefeuer
sich befinden, die aber um des Gebetes ihrer Angehörigen
willen heute befreit werden, die sich anschließen
durften.
Barbara: „O
ich danke Dir, liebe Mutter, ich danke Dir für Deine
Liebe und Güte.“
Es ist wie ein großer freier Platz, wie
der Markt, so sehe ich sie alle aufgestellt. Der heilige
Erzengel Michael und die Himmelskönigin ziehen voraus,
und die lieben heiligen Engel, jeder einen Schützling an
seiner Seite, ziehen mit, gerade so wie ich gesehen, als
der Erzbischof N. in den Himmel einzog. Wie ich dessen
Zug neulich geschaut habe, so ähnlich ist auch jetzt der
Zug. O glückliche Seelen, vergeßt uns nicht! O wie
glücklich sie sind! O glückliche Seelen! Darum fürchtet
euch nicht, fürchtet euch nicht, ihr lieben Kinder! Er
hat uns wahrhaftig nicht erschaffen, um uns zu
verderben. Seht, sie alle waren, was wir jetzt sind, wir
alle. Auch sie haben nicht anders gelebt und sie waren
Menschen, und jetzt immer und ewig diese Glückseligkeit,
dieser Austausch von Freude und Friede. Noch einen
letzten Blick!
Barbara: „O
Herr, jene bitten Dich, Du mögest ihnen doch im
kommenden Sturm die Gnade verleihen, nicht aus ihrem
Haus vertrieben zu werden.“
Jesus: „Seid
nicht gar zu kleingläubig! Wer auf Mich vertraut, wird
nicht zuschanden werden. Ich habe euch ein Vorbild
gezeigt bei der letzthin verflossenen Wahl. Und nun lebt
wohl, Meine Kinder, und freuet euch! Freuet euch mit
Mir, denn auch Ich bin sehr getröstet und recht
zufrieden. So müßt auch ihr tun, ihr müßt zufrieden sein
mit dem wenigen, wie auch Ich es tun muß mit Meinen
Kindern. Gar vieles bleibt zu wünschen übrig.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
251 Dritter Freitag im Juli 1898
„So muß Ich auch strafen, ganz
schrecklich strafen und ganze Völker vertilgen von der
Erde, um zu zeigen, daß ich Anerkennung und Liebe
verlangen muß von Meinen Geschöpfen.“
Lied: Christen schaut ...
Barbara: „O
mein allersüßester, liebreichster und holdseligster
Jesus, o Du Bräutigam meiner Seele, wie danke ich Dir
für all Deine Liebe und Herablassung zu uns armseligen
Würmchen. Wer bin ich, daß Du mich heimsuchst? Ich,
Staub und Asche, und Du, der allerhöchste Herr, scheust
Dich nicht, zu uns zu kommen. Ja komme, o Herr, Deinen
Dienern zu Hilfe, komme und reinige mein armseliges Herz
von allen Makeln und Flecken, womit ich mich immer
wieder und trotz all Deiner Gnaden verunreinigt habe. O
verzeihe mir und bedecke alle die Mängel und Fehler, die
ich in meiner Schwachheit beging. Wie bereue ich, daß
ich immer wieder so armselig bin, da Du doch alles in
mir so angelegt hast, daß ich Dir dienen kann. O wie muß
ich Dir danken, daß Du mich in eine Familie
hineingesetzt hast, die alle nach der höchsten
Vollkommenheit streben; sich nicht zufrieden damit
geben, die Gebote Gottes zu beobachten, nein, die sich
vielmehr auch bemühen, Dir wohl zu gefallen und nach
Heiligkeit streben, wie mir mein Beichtvater selbst
zugestand. Nur deswegen habe ich das große Glück, mit
Dir verkehren zu dürfen, denn da Du mich in eine Familie
gestellt hast, die beständig gegen Dich arbeitete, wie
es von Anfang an hier war, weil sie nicht nach
Vollkommenheit strebten, so wäre es unmöglich, mich Dir
hinzugeben. So aber, weil Du sie bekehrt und an Dich
gezogen hast, ist mir das größte Glück zuteil geworden,
mich ganz Dir hingeben zu können. O nimm mich hin, Du
Held der Liebe, Du mein Leben, meine Welt. Und wenn auch
alle Menschen nur mit Verachtung mich ansehen würden,
ich würde alles nicht beachten und darüber hinweggehen,
weil Du mich dorthin geführt hast.
Ich danke Dir für die große Gnade, daß
Du uns zusammengeführt hast zu einem Bund. Ich bitte
Dich für alle jene, die sich uns anschließen, daß Du sie
durch die Schriften und dadurch, daß sie glauben, daß Du
ein so großer Gott bist und Dich der armseligen
Werkzeuge bedienst, um den Menschen Beweise Deiner Liebe
und Barmherzigkeit zu geben, in der Liebe zu Dir
befördert werden und in Abscheu gegen die Sünde. Im
Namen aller derjenigen, besonders aber meiner
Beichtväter, die mir förderlich sind im Guten, danke ich
Dir und empfehle sie Dir ganz besonders. O ihr lieben
Heiligen Gottes, mit denen ich das Glück habe, auf eine
innige, geistige Weise zu verkehren, die ihr mir schon
so schöne Belehrungen gegeben habt, euch alle bitte ich,
Fürsprache einzulegen für meinen Beichtvater, meinen
Bischof, meinen Pfarrer und alle Vorgesetzten und auch
die Priester meiner Heimat, die es so glaubwürdig
aufnehmen, und die so eifrige, fromme Priester sind,
weil sie sich erbauen können an ihren guten, treuen
Schäflein, den Christen meiner Heimat. Ich danke Dir,
mein Jesus.
Wie wahr ist es doch geworden, was Du
mir alles versprochen hast. Wie hast Du mich doch
überzeugt und überführt trotz all der Widersprüche, die
ich in all den vielen Jahren und Jahrzehnten erduldete,
wie hast Du auch alle, die an die Spitze gestellt sind,
überzeugt, wie wahr es ist, daß nicht zuschanden wird,
wer auf Dich vertraut. O wie müssen alle sehen, welch
ein guter Gott Du bist, wie Du Dich der Kleinen
annimmst, wie Du das arme Volk retten willst, und daß Du
verlangst, daß das gläubige Volk und das Priestertum
Hand in Hand gehen, daß die Priester sich nicht schämen,
mit dem armen, gläubigen Volk vertraut umzugehen und sie
in der Liebe Gottes zu fördern, anstatt zurückzuhalten.“
Jesus: „Seht,
Meine Kinder, dies ist es ja, was Ich dich heute lehren
will. Wenn Mein Diener, den Ich auserwählte, um der Welt
zu zeigen, wie gut Ich bin und den Ich an die Spitze
dieser Herde gestellt, Meine Worte nicht beachten
wollte, sie vielleicht für zu kleinlich hielt, weil sie
gar zu kindisch gesprochen und aufgesetzt sind, ja
Meinen Plan gar vernichten wollte, dann hätte Ich ein
anderes Mittel in der Hand, um ihn zum Durchbruch zu
bringen. Er steht doch in Meiner Gewalt, Ich bin doch
der Herr über Leben und Tod.
Er soll wissen, daß er neben seinem
Freund stand, als Ich jenen vom Leben abberief und Ich
ihm die blühende Gesundheit ließ, den anderen aber
abberief, um ihn einzuführen in Mein Reich und ihm die
Krone des Lebens aufzusetzen. Ihm aber ließ Ich das
Leben. Denn aus der Mitte zweier seiner Freunde stellte
Ich ihn hinein in voller Gesundheit, weil er sich seine
Krone erst noch verdienen soll.
Er soll Mir eine Krone aufsetzen, indem
er nämlich Meiner Kirche eröffnen soll, daß es Mein
Wille ist, den Ich ihm durch ein so unmündiges Werkzeug
übermittele, die öftere Kommunion einzuführen in der
ganzen Welt, in der ganzen heiligen katholischen Kirche.
Denn Ich weiß kein anderes Mittel mehr, um die
Menschheit zu retten, als dieses eine noch, daß Ich die
guten, die treuen Seelen zusammenschare zu einem
Häuflein, das durch die beständige Vereinigung mit Mir
nicht mehr abweichen soll vom rechten Weg.
Ihm habe Ich die Aufgabe gesetzt, mit
aller Entschiedenheit mit seinen Mitbrüdern, den
Bischöfen der katholischen Kirche, in Gemeinschaft mit
dem römischen Papst, den Mächtigen dieser Erde Meine
Strafgerichte anzukündigen, falls sie nicht damit
einverstanden sind, Meine Kirche zum Sieg zu führen.
Nicht nur ein Land ist bedroht, nicht nur eine Stadt,
nein, die ganze große Gesellschaft der Menschheit von
Nord bis Süd und von Ost bis West. Besonders aber wird
Europa eine Stätte der Verwüstung und der Greuel werden,
weil alle sich erhoben haben, um die Ordnung
umzustürzen. Die Ordnung aufrechterhalten kann nur ein
Volk, das vom Glauben an einen Gott beseelt und aus
Liebe zu Ihm bereit ist, Opfer und Marter zu erdulden.
Deswegen, als die Welt gesündigt hatte
und die Völker schon weit vermehrt und ausgebreitet
waren, aber auch ausgebreitet und versunken in Laster,
da erwählte Ich Mir ein Volk und scharte es zusammen zu
einem kleinen Häuflein. Es war und ist das auserwählte
israelitische Volk, mit dem Ich dann vertraut redete,
wie Ich jetzt mit dir rede, Meine Kleine. Und wie Ich
jetzt durch diese zu dir rede, du Mein Diener, du
Bischof von N. So wie aber das Volk ausartet in allen
Schichten der Gesellschaft, wenn es erst einmal vom
rechten Weg abgewichen ist, so muß Ich auch strafen,
ganz schrecklich strafen und ganze Völker vertilgen von
der Erde, um zu zeigen, daß ich Anerkennung und Liebe
verlangen muß von Meinen Geschöpfen.
Ein Zeugnis habe Ich euch gegeben in
Sodom und Gomorrha. Wie Ich dort nur Lot und seine
Familie herausführte aus dieser gottlosen Stadt, so
werde Ich Meine Auserwählten beschützen und um
ihretwillen Mein Reich fortbestehen lassen. Ich will,
daß die menschliche Gesellschaft bestehen soll so, wie
Ich die Ordnung einst eingeführt habe. Denn als Ich Mir
das auserwählte Volk erwählte und ihm Meine Gesetze gab,
da führte Ich mit diesen Gesetzen auch eine ganz neue
Ordnung ein in der menschlichen Gesellschaft, sonst
hätte Ich ja nicht die Zehn Gebote auf dem Berge Sinai
zu geben brauchen. Die Gebote, die Ich gab, waren nur
dazu bestimmt, um die menschliche Gesellschaft und in
ihr die Ordnung aufrechtzuerhalten. Reich und arm muß
und soll bestehen, solange die Welt steht; denn der
Mensch hat seinen freien Willen, und der eine benutzt
seinen freien Willen so und der andere anders. Nicht
alle Menschen sind gleich gesinnt in der Schöpfung.
Gleiche Gesinnung herrscht nur einmal, wenn die
Schöpfung zurückgetreten sein wird, wenn sie nicht mehr
sein wird, wenn alle in die Vereinigung mit Mir
eingegangen sind. Wie nun im ganzen Alten Bund Ordnung
herrschte in der Gesellschaft, warum denn nicht noch
mehr im Neuen Bund? Es bestand da der Herr mit dem
Knecht, der Reiche mit dem Armen, und immer war es so,
daß der Arme darben mußte, während der Reiche im
Überfluß genoß.
Und doch kam Ich in die Welt hinein,
nicht um diese Gesetze aufzuheben, sondern um sie zur
Vollkommenheit zu bringen. Ich wollte keineswegs die
Gesetze aufheben, daß der Arme so sehr darben mußte –
besonders in der Zeit, wo Ich in die Welt hereintrat,
denn da verhungerten die Armen und herzlos war der
Reiche, herzloser als je in der Weltgeschichte –, und
doch kümmerte Ich Mich wenig darum, diese Ordnung zu
ändern. Meine Aufgabe war vielmehr, dieses Gesetz zur
höchsten Vollkommenheit zu bringen, indem Ich Selbst arm
war, arm geboren, hungern und darben wollte. Vierzig
Tage lang fastete Ich in der Wüste, und die Schrift sagt
von Mir, daß Ich heftig hungerte, um den Armen zu
zeigen, wie sehr Ich die Armut liebe und hochschätze.
Hätte Ich diese Ordnung aufheben wollen,
wäre Ich im Palast geboren worden. Und Ich hätte diesen
Palast sodann Meinem armen Bruder übergeben, der in der
elenden Hütte gewohnt, hätte ihn heraufgezogen zu Mir,
um so die Welt zu belehren, daß es keine Armen mehr
geben dürfte, sondern daß alle Menschen von jetzt an in
Palästen leben sollen. Nun aber sage Ich, so wie Ich im
Alten Bund schrecklich strafte, wenn das Volk Mich
vergessen hatte, und als Ich Selbst unter den Menschen
erschien, doch diese Ordnung nicht aufheben wollte in
der menschlichen Gesellschaft, sondern sie vielmehr zur
höchsten Vollkommenheit bringen wollte, so will Ich
jetzt, wo die Welt so gottlos geworden ist – und dies
geht nicht anders als durch den Glauben an Mich, der da
niedergelegt ist in Meiner heiligen katholischen Kirche
–, diese Ordnung aufrechterhalten und wiederherstellen
und zur höchsten Blüte bringen.
Dem Bischof in Verbindung mit dem Papst,
ihnen allein ist die Ordnung in die Hände gelegt; denn
sie besitzen Meine Macht, und diese können sie nur
ausüben durch einen kindlichen, demütigen, einfachen
Glauben, indem sie sich in Verbindung setzen mit den
guten, gläubigen Christen und durch Gebet und Tränen
sich vereinigen zu einem Bund, vor die Mächtigen der
Erde hintreten und ihnen Meinen Plan vorlegen, den Ich
mit der menschlichen Gesellschaft vorhabe. Für was
kritisieren? Nimm und lies und überlege, Mein Freund, ob
Ich dir ein sichereres Zeugnis geben könnte, als Ich es
dir hier gebe, daß Ich es bin, Der zu dir spricht. Da es
dir so kleinlich vorkommt, mußt du wissen, daß Ich zu
den Kleinen und zu den Armen Mich deshalb so herablasse,
weil sie Meine liebsten Kinder sind. Du sollst aber auch
wissen, daß Ich diesem unwürdigen Werkzeug, das Ich dir
hier gegeben, Mein Auge zugewendet habe, da es Mir nun
einmal gefiel, sie vielen anderen vorzuziehen und mit
ihr zu verkehren, weil sie Mir ein gutes Herz
entgegenbrachte. Du aber, Meine Kleine, fürchte dich
nicht.
Sieh, wie Ich all deinen Wünschen
entgegenkomme, so werde Ich, wenn man auch noch so sehr
dich tadelt, verlacht und verspottet, ferner deinen
Wünschen entgegenkommen. Auch wenn man behaupten sollte
und wollte, es sei nur dein Wille, und du wolltest das
alles so und hättest es gerne so, dann ist es doch
immerhin ein Zeichen von einem guten Herzen, wenn es
andere glücklich zu machen wünscht, weil es selber
glücklich ist. Ein verdorbenes Herz kann seinem
Mitmenschen nichts Gutes gönnen, es freut sich vielmehr,
wenn es seinem Mitbruder schlecht geht. Sieh doch, als
du einmal bei deinem Beichtvater den Wunsch äußertest,
du hättest so gern den Kreuzweg eingeführt in deiner
Dorfkirche, wie Ich doch bald deinen Wünschen
entgegenkam, weil Ich wußte, daß niemand den Kreuzweg
eifriger betete als du. Ist dies nicht ein Zeichen, daß
dein Wille Mein Wille, und daß du willst, was Ich will,
Ich aber auch tue, was du willst?
Merkt es euch, ihr Großen! Nehmt euch
ein Beispiel an den Kleinen, an den Unmündigen.
Als du ferner wünschtest, daß Mir ein
neuer Thron aufgerichtet werde in deiner armen
Dorfkirche, keiner Meiner Diener hatte es gewagt, daran
zu denken, einen neuen Tabernakel zu errichten, weil
dein Dörfchen und Kirche gar zu arm sind an Mitteln und
sie selbst, die armen Priester, dort darben müssen, kam
Ich deinem Wunsch zuvor und gab dir die Mittel in die
Hand.
Und sieh, wie beharrlich Ich es
durchgeführt habe um der Anregung willen, die du gabst,
einen Meiner Diener beständig zu haben. (Der Herr
bezieht Sich darauf, daß früher die beiden Dörfchen Rück
und Schippach keinen eigenen Pfarrer hatten, jetzt aber
eine Kuratie zustande gekommen ist, so daß sie einen
eigenen Geistlichen haben und den gläubigen
Dorfbewohnern dadurch große Erleichterung beim Empfang
der heiligen Sakramente gewährt wird.)
Und: habe Ich nicht allen deinen
Wünschen die Krone aufgesetzt? Wie oft wünschtest du und
trautest dich nicht, deine Gedanken auszusprechen, und
Ich kam deinem Wunsche zuvor, und eher als du es
ahntest, hast du jetzt in deiner Heimat alles, was du
einst gewünscht. Siehe, um deines Gebetes willen bin Ich
all deinen Wünschen zuvorgekommen und habe Ich auch
einen ständigen Priester in deine Heimat geschickt, dein
armes Dörfchen erhoben, daß es beständig einen Priester
im Dorf hat. Du aber mußtest das Opfer bringen und deine
Heimat verlassen; denn hättest du es nicht verlassen,
hätte Ich Meinen Plan nicht ausführen können, den Ich
mit dir vorhabe, weil durch dich viele sollen zur
Gottesliebe angefeuert und entflammt werden. Kein
Priester hätte den Mut gehabt, es durchzuführen.
Deswegen habe Ich dich in eine
Bischofsstadt geführt, wo der Bischof in der Nähe ist,
damit er um so leichter Kunde davon erhalte. Ich will,
daß die Welt zurückgeführt werde zu dem alten, guten
Glauben. Nicht soll die Welt vom guten Glauben
abgebracht werden, wie einige Meiner Diener im vorigen
Jahr und in den letzten Jahrzehnten meinten und wie sie
sagen, man müsse mehr mit der Welt sich halten und es
sei nicht mehr an der Zeit, vom Wunderglauben zu reden.
Auch die guten Christen glaubten nicht mehr daran.
Besonders die Reichen, die seien aufgeklärt und
verlautbarten gar, man wisse jetzt, woher der
Wunderglaube stamme und woher alle diejenigen stammen
würden, die mit Gott in Verbindung stünden. Letztere
seien nur eine Art hysterischer Personen, von einer
Krankheit befallen, die nur zuviel beteten.
O weh, ihr Meine Diener! Ist dies das
Goldene Zeitalter, das solche Dinge erzeugt, daß auch
die besten Meiner Kinder vernichtet werden sollen? Ich
warne euch alle, die ihr zu der Würde erhoben seid,
Meine Nachfolger zu sein, ihr alle, die ihr das Glück
habt, andere zu leiten und Mir zuzuführen, vor solch
gefährlichem Spiel. Spielt nicht mit der unsterblichen
Seele! Nehmt das Evangelium in die Hand und lest und
studiert, wie einfach und kindlich Ich mit dem armen
Volk umging. Lest aber auch nach und schlagt die Blätter
um, wieviel ihr suchen müßt, wieviel ihr nachschlagen
müßt, bis ihr wieder einmal eine Stelle findet, wo ein
Reicher und Gelehrter Mir nachgefolgt ist und Meine
Worte beachtete. Immer und immer lest ihr, daß das arme
Volk sich an Mich anschloß, von einzelnen Fälle
ausgenommen. Welche Mühe kostete es Meine Apostel, um
die Völker in Athen und in den gebildeten Städten der
Römer, der Griechen zu bekehren. Welche Mühe hatte es
sie gekostet, sage Ich. Und doch unterwarfen sie sich,
diese gelehrten Völker, dem einfachen, kindlichen
Glauben Meiner Apostel. Aber warum denn? Nicht, weil sie
in gelehrten Worten Meine Religion lehrten, sondern weil
sie einfach und kindlich glaubten, einfach und kindlich
lehrten. So aber auch, Meine Tochter, wie Ich es damals
durchführte – und dir jetzt nur sagen will und Ich dir
zeigen will, wie Ich deine Wünsche erfüllt habe in
deiner Heimat –, so werde Ich durchführen, was Ich jetzt
von dir verlange, auch wenn sich Mir noch so viele
entgegenstellen.
Die Priester deiner Heimat waren dieser
Aufgabe nicht gewachsen; sie sollten sie nicht
durchführen deswegen, weil sie sich doch Meinem Willen
entgegensetzen, den Ich ihnen durch dich kundgab, daß es
nicht erlaubt sei, eine Seele, die Mich sucht und sich
alle Mühe gibt, Mich zu finden, so zu behandeln, wie man
dich behandelte in deiner Heimat. Kein Priester hat das
Recht, eine Seele zu tyrannisieren, die sich redlich
abmüht, um ihres Glaubens willen. Deswegen entriß Ich
dich ihnen. Ich will aber auch zeigen, wie gut Ich bin,
und daß Ich alles zum besten zu lenken weiß, auch das,
was scheinbar böse ist, doch gut ist für diejenigen, die
Mir treu bleiben in all den Bedrängnissen dieses Lebens.
Und deswegen führte Ich dich hierher und gab dir, was du
wünschtest, Mich Selbst. Ist das nicht das größte Glück?
Du hast nun bekommen, was ein Christ nur verlangen kann,
du empfängst Mich täglich in der heiligen Kommunion.
Aber damit auch keine Seele irre werden
soll in diesem Leben, so will Ich ferner zeigen, daß,
wenn eine Seele auch alles das erlangt hat und scheinbar
zur Ruhe gekommen ist, sie doch keine Ruhe findet, sie
kämpfen muß so lange, bis sie eingegangen ist in jenes
Reich, wo es kein Kämpfen mehr gibt. Deshalb mußt du
jetzt weiter leiden, weiter fühlen das harte Joch, das
da lastet auf den Kindern Adams. Du mußt den Kampf
führen zwischen Meinen Dienern und für alle guten,
treuen Kinder der katholischen Kirche. Fürchte dich aber
nicht. So siegreich und so gewiß Ich dir das, was du
jetzt mit Augen siehst, gegeben habe und das doch dich
in deiner Heimat auch Opfer kostete und viele Tränen, so
gewiß werde Ich durchführen, was Ich jetzt von dir
verlange.
Das alles war nur ein Vorspiel, um den
Menschen zu zeigen, daß Ich nicht nur die Seele, die Mir
treu dient, ewig glücklich machen will, daß Ich sie
nicht vom rechten Weg abirren lasse, sondern daß Ich dem
leisesten Wunsch ihres Herzens entgegenkomme und ihn
erfülle. Harret aus, Meine Kinder, harrt aus in all den
Trübsalen, die da noch kommen werden.
Herrlich ist die Krone, die denjenigen
bereitet ist, die da gesetzmäßig gekämpft haben, mag es
nun sein, in welcher Art Ich auch immer an den Menschen
herantrete. Mag es sein, was es will, wenn es zu Meiner
Ehre gereicht, dann ist es ein Kampf für Mich. Mag nun
der Mensch hinausziehen in fremde Länder als Missionar,
um die Menschen im Glauben zu unterrichten, mag er im
eigenen Vaterland stehen und seine Brüder unterrichten
und Mir zuführen; mag es ein armes Dienstmädchen sein,
das Ich hineingestellt in eine Familie, das da aber
kämpft und ringt für Meine Ehre, allen diesen ist die
Krone bereitet, eine überaus herrliche Krone, denn sie
kämpft ja für Mich, und der Siegespreis, um den sie
kämpft, ist ein unendlich großer.
Darum, wer es wagen will, eine Seele zu
verderben, zu verlachen und verspotten, die den Mut hat,
für Mich zu leiden und zu opfern, die den Mut hat, ihren
Glauben vor allen Menschen offen und frei zu bekennen,
von diesem werde Ich einstens strenge Rechenschaft
verlangen. Ich bin der Vater aller Menschen und liebe
den Armen, der im letzten Winkel der Erde lebt, der aber
seine Pflicht erfüllt gegen Mich, gegen sich und seine
Mitmenschen, gerade so wie denjenigen, den Ich auf den
Stuhl Petri erhob, denn nicht der Mensch hat das
Verdienst, dessen er vor seinen Mitmenschen scheinen
kann, sondern alles Verdienst ist in Meiner Hand. Ich
habe den Menschen erschaffen, den einen wie den anderen,
und daß der eine arm oder der andere auf einem
fürstlichen Thron sitzt, ist nicht sein Verdienst, nicht
seine Sache. Darum hat auch niemand das Recht, eine
Seele zu verachten und zu verspotten, deren Streben man
nicht kennt. Eine Seele, die Mir dient, ist Königin vor
dem ganzen himmlischen Hof, mag sie sein im armen,
grauen Kittel oder im seidenen Gewand.
Denen aber, die Ich mit Leiden bedacht,
sagt nur einen herzlichen Gruß. Derjenigen, die deine
Schwester Mir anempfiehlt – und so gibt es gar manche
Seelen in der Welt, die mit Leiden bedacht an das
Krankenbett gefesselt oder von Kummer niedergebeugt sind
unter Sorgen und Mühen –, sagt, wie gut Ich bin, daß
diejenigen, die Ich auf das Krankenbett niedergeworfen,
Tag und Nacht an Meinem Herzen ruhen, daß Ich ihnen den
Kuß des Friedens aufdrücken werde, wenn sie eingehen
werden in Meine ewige Herrlichkeit. Sagt auch, daß sie,
wenn sie ihre Leiden Mir zuliebe mit Geduld ertragen,
alle ihre Fehler abgebüßt sind hier auf Erden und somit,
ohne die Qualen des Fegefeuers empfinden zu müssen,
eingehen werden in Meine Herrlichkeit. Welch ein Trost
für alle Leidenden! – Ich, die ewige Wahrheit, habe
dieses zu euch gesprochen!
Als Ich am Kreuz verschied in den
unendlichen Schmerzen und Qualen, da hing neben Mir ein
Verbrecher, der sein ganzes Leben in Sünden und Lastern
zugebracht hatte, der sich aber reumütig an Mich wandte
und Mich um Verzeihung bat. Und sofort ging er mit Mir
ein in die ewige Herrlichkeit. Dieses ist wahr und es
steht Mir frei zu tun, was Ich will. Denn alle Geschöpfe
sind Mein, und was Ich in Meiner Hand habe, hängt von
Meinem Willen ab. Das gilt von euch allen, und ihr alle
seid in Meiner Hand. Fürchtet euch also nicht, wenn Ich
euch sage, daß ihr ohne Fegefeuer eingehen werdet in den
Himmel.
Wozu noch Klagen, wozu noch das unnütze
Stöhnen, wenn Ich es dem einen so, dem anderen wieder
anders bereitet habe. Wenn Ich diesen zu harter Arbeit
verpflichtet, den anderen an das Krankenbett angekettet;
diesen auf den Predigtstuhl, einen anderen an den Pflug,
diesen an den Bettelstab, jenen auf den Königsthron
gesetzt habe. Sie alle habe Ich in der Hand, sie hängen
ab von Meinem Willen. Aber einmal kommt die Zeit, wo sie
alle gleich sein werden, wo der König neben dem Bettler
stehen wird; der Kirchenfürst, der auf dem bischöflichen
Stuhl sitzt oder auf dem Stuhl Petri, neben dem armen
Dienstmädchen, das die Ecken des Hauses hüten und
zufrieden sein mußte mit dem Dachkämmerchen.
Darum merkt euch, wenn Ich eine Sprache
rede durch eine Person, die niemals sich in politischen
noch in theologischen Schriften geübt, die niemals
nachgedacht, was aus der Kirche werden wird, wenn die
Welt gottlos geworden ist, und Ich in einem Augenblick
sie zurückrufe und Ich durch sie solche Worte spreche,
die nur von geübter Zunge können gesprochen werden, dann
mußt du wissen, Mein Freund, daß Ich es bin, und daß
Meine Worte wahr werden, und daß Ich sie, wenn du sie
verschmähst, doch werde durchdringen lassen in der
Weltgeschichte. Ich werde tun, was Ich dir in dieser
Erzählung gesagt.“
Barbara: „Ich
bitte Dich ganz besonders für meinen Beichtvater. Er
liest nicht die Schriften und stellt sich immer so, als
glaube er nichts. Ich bitte Dich, ich stehe doch unter
seiner Leitung und fürchte mich auch, mich wieder einem
anderen zu unterwerfen. Nein, ich fürchte mich nicht,
wenn er fortgeht, es ist mir ganz gleichgültig. Aber
doch wäre es mir lieber, obwohl er so kalt sich mir
gegenüber verhält und ich nichts an ihm habe. Solltest
Du ihn von mir fortnehmen, so gehe ich zu einem anderen
Pfarrer. Läßt Du ihn aber hier, wäre es mir schon
lieber, weil er alles von mir weiß, wenn er auch nichts
darauf gibt. O liebe Mutter, darf ich darum bitten, daß
er hier bleibt?“
Maria: „Du
hast es ja schon gehört.“
Barbara:
„Gelobt sei Jesus Christus.“ Barbara ängstigte sich
dieser Tage durch Bemerkungen anderer, daß das viele
Gebet nicht gut sei, ob sie nicht doch am Ende zu viel
Zeit versäume. Da sagte der Herr:
Jesus:
„Fürchte dich nicht, ängstige dich nicht, das kommt
daher, weil in dieser Zeit auch in den besten Kindern
der Kirche ein solcher Weltgeist eingedrungen ist, daß
sie nichts mehr davon halten, Gott zu dienen! Ein
heiliger Nikolaus von der Flüe war doch ein Mann mit
zehn Kindern, und doch hat er alles im Stich gelassen,
um nur Mir zu dienen. Auch ihn hat man getadelt, doch
hatte die Welt eine solche Ehrfurcht vor solchen
Personen, daß man sich nicht getraut hätte, den Tadel
auszusprechen. Der Gottesdienst war ihm doch das
Liebste, das Streben nach zeitlichen Gütern ist doch nur
für die Welt, und wenn sie auch meinen, sie wollten
damit Gottes Ehre befördern. Es braucht sich niemand
darüber zu sorgen, daß zu viele sich anschließen und
zuviel gebetet werden könnte.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
252 Vierter Freitag im Juli 1898
„Besser ist es aber, tausendmal besser,
sich zurückzuziehen von der gottlosen Welt, um sich ganz
dem Dienst Gottes weihen zu können.“
Lied: Selig sind, die arm im Geiste ...
Barbara: „Ich
danke Dir, o mein liebster Jesus, o Du Bräutigam meiner
Seele! Ist es möglich, daß Du Dich würdigst,
herabzusteigen zu mir armen Sünderin? In dieser Woche
wurde Dir nicht gedient, mein lieber Jesus. Siehe, mit
welcher Ängstlichkeit ich die ganze Woche zugebracht
habe, und doch wollte ich Dir gefallen, Dir dienen und
nur Dich suchen. Aber Du hast Dich mir verborgen. Wo
warst Du, mein Geliebter? O wie armselig ist dieses
Leben! O ich wünschte mir, befreit zu sein von dem Joch
dieses Leibes, eingegangen zu sein in die ewige Ruhe, wo
ich nicht mehr gestört werde, sondern im Frieden sein
werde mit Dir, mit mir und allen Menschen. Verzeihe mir,
wenn ich Ursache dieses Unfriedens gewesen bin, der in
dieser Woche in diesem Hause geherrscht.
O liebe, heilige Maria Magdalena. Ich
grüße dich durch das allersüßeste Herz Jesu Christi,
meines himmlischen Bräutigams. O rede du mit mir, ich
fürchte mich heute, mit meinem Herrn reden zu müssen.
Rede du, meine liebe Schwester, denn gar zu unwürdig bin
ich. Ich habe gesündigt, meinen bösen Neigungen
nachgegeben, meinen Willen nicht genug dem heiligen
Willen Gottes unterjocht. O wie bereue ich alle Sünden
meines ganzen Lebens, aber besonders die Sünden, an
denen ich noch hänge und von denen ich befreit sein
möchte. Liebe heilige Maria Magdalena, o bitte du für
mich! Ich danke dir, liebe heilige Maria Magdalena, für
die Gnade, die du mir erwirkt. Magdalena: „Meine
liebe Schwester! Unter meinen drei Geschwistern hatte
ich meinen Herrn am allermeisten beleidigt und gekränkt.
Als ich aber einmal angefangen hatte, mein Sündenelend
einzusehen und wer Derjenige ist, Der in unser Haus
kommt, in das Haus meiner lieben Geschwister, da wandte
ich mich mit ganzer Seele Ihm zu. Ich vergaß alles, was
um mich her vorging. Ich vergaß aber auch mein
Jugendleben, ich verwarf es, und wenn Er eingetreten war
in dieses Haus, das meinen lieben Geschwistern gehörte,
dann tat ich es allen anderen zuvor. Sie sorgten noch
mehr für Ihn, waren bekümmert, Ihm auch alles
erdenkliche an äußeren Diensten zu erweisen, Ihm sich
gefällig zu erweisen, durch Bedienung, durch
Unterhaltung und anderes, wie mein Bruder es tat, und so
allerlei Erkenntnis Ihm zu erzeigen. So bemühten sich
beide, wenn Er Sich würdigte, uns zu besuchen. Ich aber
setzte mich zu Seinen Füßen nieder und übergab Ihm meine
Seele, mein ganzes Herz. Ich hörte Ihm zu, ich sprach
mehr im Herzen mit Ihm als mit Worten, wußte ich ja, daß
Er mein Inneres durchschaute, und daß Er mehr auf die
Liebe des Gebenden schaute als auf die Gabe der Liebe.
Verstehst du das, meine Schwester?
Die Liebe der Gebenden ist die
Herzensgesinnung, die gute Meinung eines jeden Menschen,
der sich entschlossen hat, Gott zu dienen, Ihn zu lieben
und Ihm zu gefallen. Die Gaben der Liebe sind aber
allerlei Dinge, die ein Mensch hingibt aus Liebe zu
Gott, das da sind Almosen, Bußwerke jeglicher Art. Was
Ihm unter allen diesen am meisten gefällt, meinem Herrn,
ist das Herz, ist das Herz Ihm schenken, Ihm ganz zum
Opfer bringen, damit Er in ihm wohne und in ihm schalte
und wirke.
Deswegen saß Ich zu Seinen Füßen und
hörte aufmerksam auf Seine Worte, um sie alle in mein
Herz einzuschließen und in mir zu verwerten. Dieses war
es auch, das ich so sehr schätzte, den Wert und das
Glück, das in diesem Haus wohnte durch meinen Herrn. Als
wir alle flüchten mußten vor der gottlosen Welt wirkten
meine beiden übrigen Geschwistern viel in Wort und
Beispiel, und erwarben sich dadurch viele Verdienste,
weil sie so viele Menschen bekehrten. Auch ich hätte
Menschen bekehren können, wenn ich mich darum bemüht
hätte. Statt dessen aber riß mich los, um mich ganz
allein mit Ihm beschäftigen zu können, um alle die
Worte, die ich gehört und in mich aufgenommen hatte,
recht zu erwägen und zu beherzigen mein ganzes übriges
Leben.
Darum, meine liebe Schwester, und ihr
alle, die ihr hier zugegen seid, die ihr das Glück habt,
die Schriften, die Worte, die so wichtig sind für das
arme Menschenherz, zu lesen und zu studieren, merkt euch
wohl, gut ist es, sich dem Dienst an der Menschheit zu
widmen, um die Menschen auf bessere Gesinnungen
zurückzuführen. Besser ist es aber, tausendmal besser,
sich zurückzuziehen von der gottlosen Welt, um sich ganz
dem Dienst Gottes weihen zu können. Denn durch diesen
Dienst Gottes kann eine Seele, die es recht versteht,
mit Ihm umzugehen, der Menschheit mehr nützen als durch
alle Werke der Nächstenliebe nach außen hin, weil sie
dem Willen des himmlischen Seelenbräutigams entspricht,
Der da in den Herzen wohnen will, Der da durch Seelen,
die Er ganz in Besitz genommen hat, anderen nützen will.
Du aber, meine liebe Schwester, du
darfst nicht müde werden, wenn es auch noch so hart ist,
in der Familie zu leben, mit Menschen zu verkehren, die
dich auf deine Fehler aufmerksam machen, ihre Fehler
aber vergessen. Siehe, dieses alles hat seinen Grund und
Ursache, weil du und mit dir viele Menschen gerettet
werden sollen. Sie alle sollen wissen, wie gut der Herr
ist! Sage es deinen Angehörigen, und alle sollen es
wissen, welche die Schriften lesen, daß es nicht
jedesmal so gemeint ist, wenn etwas vorkommt, woran
andere Anstoß und Ärgernis nehmen und dadurch
Uneinigkeiten, Zwistigkeiten, wenigstens in den Herzen
der einzelnen Glieder der Familie, entstehen. Dieses ist
das Kreuz, das die Menschheit schleppt seit dem
Sündenfall Adams, daß sie einander widersprechen. Dies
ist so in der Familie, so in den klösterlichen
Genossenschaften und überall, wo mehrere zusammenwohnen.
Wo jedes seine Gesinnung geltend machen will, auch wenn
es die heiligsten Personen sind, da gibt es Widersprüche
und Fehler. Durch die Widersprüche entstehen allerlei
Unvollkommenheiten und Fehler, die aber durchaus unter
Menschen nicht zu verhüten sind, weil sie noch im
Fleische leben.
Aber da sollen die Menschen lernen an
dir, wie gut der Herr ist, daß nach begangenem Fehler
sie sich wieder aufraffen und zu Ihm zurückkehren und
Ihm sagen: ‚Mein Gott, ich habe gesündigt, mache Du
wieder gut, was ich gefehlt habe.‘ Siehe, dann zerbricht
der Mensch das Alabastergefäß, und die Salbe des
himmlischen Wohlgeruchs erfüllt das ganze Haus. Dann ist
der Eigensinn wieder gebrochen, die Menschen
verständigen sich wieder miteinander, und das gute
Beispiel des einen zieht viele an und es ist wieder
Friede geschlossen in der Familie, in der
Genossenschaft, in der menschlichen Gesellschaft.
Welches Glück wohnt in diesem Haus, und doch scheint es
oftmals, als erkennten es die Bewohner nicht.
Siehe, dies ist aber das Leben der
ganzen Menschheit. So war es auch, als ich noch in
meiner Familie lebte. Wenn der Herr einkehrte in unser
Haus, da freuten sich alle Bewohner desselben, wenn Er
aber das Haus wieder verließ, waren wir auch wieder
Menschen wie alle anderen Menschen es sind. Deswegen
aber strebten wir doch das Gute an und suchten, Ihm zu
gefallen. Der Herr, Der gar so lieb und barmherzig zu
den Menschen ist, Der sie alle retten will, übersah die
Fehler, die Unvollkommenheiten der einzelnen. So tut Er
es hier in diesem Haus, und so tut Er es auch in jeder
anderen Familie, die mit Gott vereinigt lebt, in deren
Mitte der Friede wohnt. Alle acht Tage und manchmal noch
öfters, kehrt Er ein in diesem Haus, und doch sind die
Bewohner danach wieder unzufrieden und geben ihren
Launen nach.
Aber weil sie es einsehen, daß sie
armselige, schwache Geschöpfe sind und ihre Fehler
gleichzeitig wieder bereuen, vergißt der Herr ihre
Fehler und kommt dennoch immer wieder aufs neue zu
ihnen. Daß doch die Menschen wüßten um die Sprache der
Liebe des Herrn, wie gut Er ist, wie süß Er ist in
Seinen Unterhaltungen, in Seiner Gesellschaft, die Welt
wäre in ein Paradies umgewandelt. Dies aber ist nicht
möglich hier auf Erden, das Paradies ist nur noch
aufzurichten in einzelnen Seelen, in einzelnen Familien,
wo Gott gedient und wo Er geliebt wird. Die meisten
Menschen sind bestimmt, mit den Leidenschaften anderer
Menschen zu kämpfen, mit anderen Menschen
zusammenzuwohnen und sie zusammenzuhalten in der Liebe
Gottes. Einzelne gibt es nur, die der Herr herausgeführt
aus der Familie, um sie ganz für Sich zu verwenden.
Dieses tat Er mit deiner Freundin
Lieschen. Sie führte Er heraus auf einen hohen Berg, um
sie ganz für Sich zu verwenden. Sie ist also bestimmt,
mein Leben nachzuahmen, mit Ihm zu verkehren Tag und
Nacht, denn Er braucht solche Seelen, die ganz in Ihm
aufgehen, um Sich einigermaßen zu entschädigen für den
Undank so vieler Menschen, die nur Seiner spotten und
lachen, und für die Gleichgültigkeit so vieler anderer,
die Ihn zwar noch kennen und lieben, Ihm aber nur soviel
dienen, wie es ihnen gefällt.
Du aber und deine Freundin Luise stehen
noch in der Gesellschaft der Menschen. Ihr seid
bestimmt, noch mehr auf andere acht zu haben, ihren
Launen euch zu unterwerfen und ihre Lasten zu tragen,
wie sie auch die eurigen tragen müssen. Aber vereinigt
euch mit eurer Freundin und mit mir. Ich werde euch
beistehen.
Seht, was mich eigentlich befähigte, in
dieser Einsamkeit mein Leben zuzubringen, war mein
lebendiger Glaube. Die Liebe waren die Flügel, die mich
auf den Berg brachten, aber der Glaube war die Wurzel,
die mich dort fesselte, um emporzuwachsen bis ins Herz
Gottes hinein. Hätte ich im mindesten gewankt im
Glauben, wäre es geschehen gewesen um mein Leben, denn
ich hatte so viele Versuchungen zu bestehen, daß es kaum
einen Menschen geben wird, von Adam und Eva angefangen
bis zum Weltende, die so viele harte und schwere
Versuchungen zu bestehen hatten wie ich in den Jahren,
wo ich mich ganz und gar in diese Höhle zurückgezogen
hatte, um nur Gott allein zu gefallen und Ihm allein zu
dienen.
Satan trat an mich heran in Gestalt
eines alten Mannes und hielt mir vor, ich solle ihm
beistehen. Dieses war die Versuchung, mit der er mich
beständig an mein Jugendleben erinnerte, an die alten
Sünden. Da nahm er die Gestalt eines alten Mannes an, um
mir vorzuspiegeln, als sei doch alles umsonst, da ich
doch eine so schlechte Jugend vollbracht, niemals werde
ich zu einem guten Ziel kommen können. Bald kam er
wieder in Gestalt eines Jünglings, um mir die Gegenwart
zu verleiden, indem er mich erinnerte an das glückliche
Leben, das ich jetzt genießen könnte, wenn ich unter der
Gesellschaft von Menschen leben würde, bei meinen
Geschwistern oder bei anderen guten Menschen, wo ich
doch ein angenehmes Dasein hätte und dabei doch Gott
dienen könnte nach Seinem höchsten Willen und
Wohlgefallen. Bald nahm er die Gestalt eines Engels an,
oder kam mit vielen himmlischen Geistern, es waren aber
Geister der Finsternis. Sie sangen mir Lieder vor und
lobten meine Tugenden, um mich in Stolz zu bringen und
so mit einem Schlag alles zu vernichten, was ich schon
jahrelang mir an Verdiensten gesammelt hatte. Doch über
alles dieses siegte ich, über alle die Versuchungen in
meinem felsenfesten Glauben.
Der Glaube erleuchtete mein Auge, mein
Geistesauge, daß ich die Schlauheit des Feindes
erkannte, der da alles mögliche aufbot, um mich zu
verführen. Endlich hörte aller Kampf auf, und ich lebte
nur mehr noch das Leben eines überirdischen,
übersinnlichen Menschen. Daran, meine Lieben, müßt ihr
euch beständig erinnern. Ihr müßt wissen, daß ihr auch
mitten in der Welt auf den heiligen Berg gelangen könnt,
auf dem ich mein Leben beschloß. Aber die Versuchungen,
die Zweifel und Ängste, die Satan euch beizubringen
sucht, die müßt ihr alle niederkämpfen und überwinden,
durch einen felsenfesten Glauben.
Wenn er anpocht mit den alten Sünden,
mit der Jugendzeit, wo ihr Gott nicht so treu gedient,
wie ihr gesollt, dann sagt ihm doch: ‚Schlechter als
Magdalena war ich auch nicht, und doch gefiel sie dem
Herrn mehr als alle übrigen Menschen ihresgleichen, als
sie einmal angefangen hatte, Ihn zu lieben und Ihm zu
dienen.‘ Wenn er euch das Leben verleiden will, wegen
der Opfer und Mühen, die ihr bringen müßt, Tag für Tag,
weil man eurer spottet und sagt: Ja seht, diese Simpel,
die immer anderes wollen als wir, die anders beten
wollen, die ihre Pflicht vernachlässigen, besser täten
sie, wenn sie den gewöhnlichen Weg gingen.
Dann wißt, daß dieser Satan ist, der
euch hineinziehen möchte in das Alltagschristenleben.
Und doch brauchte zu keiner Zeit die Kirche mehr Seelen,
die ein außergewöhnliches, frommes Leben führten, als
zur jetzigen Zeit. Schlimmer steht es um eure Zeit als
zu der meinigen, wo die römischen Kaiser die ganze Welt
beherrschten, alles Heiden. Denn damals strebte der
Geist des Menschen noch danach, ein höheres Wesen
kennenzulernen, das über ihm steht, und diesem höheren
Wesen wollte man noch Anbetung und Tribut darbringen.
Jetzt aber, in der Zeit, in der ihr lebt, meine lieben
Schwestern, ist auch dieses noch geschwunden, man will
jetzt ganz und gar nichts mehr anerkennen als nur sich
selbst.
Die Vernunft soll die Gottheit sein,
welche die ganze Schöpfung beherrschen soll, und mit
dieser armseligen, menschlichen Vernunft soll alles
abgetan sein. Die Vernunft soll die Menschheit anbeten,
und die Vernunft soll die ganze Menschheit regieren und
leiten. Welches Scheusal ist die Gesellschaft von
Menschen. Satan tritt an euch heran in Gestalt eines
Engels des Lichtes, um euch zu verderben, indem er die
Fehler, die jedem Menschen anhaften, so vergrößert, daß
er euch zum Kleinmut zwingt und bringen will, indem er
sagt: ‚Du siehst ja, daß niemand sich erbauen kann an
dir, du kannst ja alle Tage deine Fehler hören von
anderen Menschen, laß ab von solcher Frömmigkeit, die
nur anderen zum Fall, nicht aber zur Erbauung gereichen
kann.‘
Dieses, weil der Mensch gar sehr im
Stolz verstrickt ist, ist dem armen Menschen sehr
zuwider, daß er auf Fehlern ertappt wird. Kämpft nieder
diesen Stolz, wißt, daß alle, die euch die Fehler
vorhalten, euch nur nützen können. Indem der Stolz
angestachelt und aufgebläht wird, müßt ihr ihn bei der
Wurzel packen, indem ihr ruhig weitergeht und Gott so
dient, als wenn alle Menschen euch lobten und nur Gutes
nachsagten. Dann seid ihr in der Lage, mit Gott euch
wieder zu vereinigen, das Alabastergefäß zu zerbrechen
und den Wohlduft der Salbe über eure Mitmenschen
auszugießen. Denn wenn sie sehen, daß du ruhig
weitergehst, meine Schwester, auch wenn du noch so
unvollkommen bist und sie dir deine Fehler alle
vorhalten, dann erinnern sie sich an ihre eigenen
Fehler, und wie auch sie dich nachahmen müssen in dieser
Beziehung, und es wird mehr Gutes gestiftet, als wenn
sie an dir ein engelgleiches Leben bewundern müßten,
denn Engel kann kein Mensch nachahmen, wohl aber einen
Menschen.
Darum freut euch, meine lieben
Schwestern, das große Glück zu besitzen, daß der Herr so
oft mit euch verkehrt, euch heimsucht, und erspart Ihm
den Verdruß, daß ihr Satan Platz macht neben Ihm. Es ist
jetzt eine Zeit, wo Satan Ernte hält in der Welt. Viele
Menschen sind schon in sein Garn gelaufen, hält er
gefangen. Darum muß der Herr, so wie Satan, alles
aufbieten, die ganze Kraft und Liebe Seines göttlichen
Herzens einsetzen, um Satan zu überbieten. Niemals wird
das Reich Jesu Christi untergehen, aber doch viele,
viele Menschen werden Schaden leiden, denn es ist
Luzifer erlaubt, die Menschheit zu sieben, weil die
Menschheit gar zu gottentfremdet ist und viele
freiwillig und mit Haß und Abscheu sich von Ihm
abwenden. Wundere sich darum niemand, daß der Herr so
außergewöhnliche Mittel ersinnt, um Seine Geschöpfe zu
erhalten, wenigstens die getreuen Kinder Seines Herzens
an Sich zu ketten mit den Banden Seiner Liebe. Grüßt
alle recht herzlich, die im Liebesbund sich befinden,
von einer armen Sünderin, von einer großen Büßerin, von
einer treuen Liebhaberin Jesu Christi, der heiligen
Maria Magdalena.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ich opfere Dir auf, alle die Andachten und
die Gebete der frommen Christen am heutigen Tage, die zu
Ehren Deiner treuen Dienerin Magdalena in allen Kirchen,
wo sie verehrt wird, besonders in Trenfort, Dir
dargebracht werden. Ich bitte Dich, Du mögest um der
Andacht und des frommen Gebetes und aller heiligen
Meßopfer willen, ihr einen Zuwachs von Glorie und
Verdienst verleihen. Ganz besonders aber grüßen wir sie
herzlich durch Dich, o allerliebster, süßester Herr
Jesus, Du Bräutigam meiner Seele. Ich grüße sie herzlich
durch Dich und bitte, Du mögest ihr das Kleid, das sie
trägt, das alle ihre Sünden bedeckt und so glänzt, daß
die Fehler, die sie begangen hatte in ihrem Leben, mit
lauter Edelsteinen zugedeckt sind, so hell und glänzend
machen, daß der ganze Himmel sich daran erfreut und
ergötzen möge.
Ich bitte Dich um dieser Freude willen,
Du wollest uns doch Nachlaß und Verzeihung aller unserer
Sünden und Fehler gewähren, besonders um der Verdienste
willen, die sie sich gesammelt, daß sie so große
Versuchungen überstanden hat. O gewähre allen, die sich
mit uns vereinigen, mit uns verkehren und in Verbindung
kommen, besonders aber den Priestern, einen lebendigen
Glauben, besonders N. und N., dem hochwürdigsten Herrn
Bischof und der ganzen Diözese Mainz und Würzburg.
Erhalte und vermehre in uns den Glauben, die Hoffnung
und die Liebe. Stehe den Sterbenden bei, besonders
denjenigen, die heute vor Deinen strengen Richterstuhl
gefordert werden und sich nicht bekehrt haben. Im Geiste
stelle ich mich neben Dich, o liebe, heilige Magdalena,
du mußt allen Sterbenden die Gnade der Bekehrung
erflehen um deiner Liebe willen, die du zu Jesus
hattest. Erflehe ihnen doch die Liebe Gottes, die ihnen
den Abscheu über ihre begangenen Sünden verleihen und
erwirken möchte. Im Geiste gehe ich mit dir, o liebe,
heilige Maria Magdalena, in das Fegefeuer hinab.
Nimm doch die Armen Seelen an deinem
Festtag heraus, die um solcher Sünden willen zu leiden
haben, mit denen ich noch behaftet bin. O befreie sie
und nimm sie mit dir, du hast doch so große Gewalt über
das Herz Gottes. So viele Seelen erbitte ich durch deine
Fürsprache, so oftmals Jesus mit dir verkehrt hat in der
Felsenhöhle, denn nach der Beschreibung vieler kam unser
guter Jesus oft zu Dir. O gib mir so viele Arme Seelen,
als Du sie erfreutest mit Deinen gnadenreichen Besuchen,
als Du schon mit mir verkehrt hast in dieser heiligen
Stunde. O verzeihe mir, daß ich so oft zweifle und mich
ängstige und glaube, ich selbst würde mir solche Dinge
einbilden.
Es ist aber auch so bei mir: wenn der
Herr wiederkommt, bin ich überzeugt; wenn Er mich
verläßt, dann bin ich armselig und schwach, weil ich
mehr an die Worte der Kirche halte als an die
Offenbarungen, die ich auf übernatürliche Weise
empfange. Weil ich aber fest glaube, und sobald die
heilige Kirche spricht, auch alles ohne Zweifeln für
wahr halte, was Du in dieser Stunde mir offenbarst,
darum bitte ich Dich, gib mir so viele Arme Seelen aus
dem Fegefeuer, so oft Du schon mit mir verkehrt hast.
So will ich die ganze Welt umfassen,
alle Menschen in mein Liebeswerk mit einschließen, indem
ich – sovielmal wie Menschenherzen schlagen – Dein Herz
Deinem himmlischen Vater darreiche, und mit Deinem
Herzen auch vereinige die Herzen der heiligen Magdalena,
Deiner heiligsten Mutter, Deines Lieblingsjüngers und
aller Seelen, die Dich geliebt haben und lieben werden,
solange die Welt besteht. O möge doch mein Herz so groß
und so weit werden wie die ganze Welt. Ich verteile es
sovielmal, als Menschenherzen schlagen, um mein Herz
jedem Menschen geben zu können, daß es Dich liebe. Denn
ich verlange Dich so inniglich zu lieben, als es jemals
einem Menschen zuvor gelungen ist. O heilige Magdalena,
könnte ich Ihn doch so lieben, wie du es getan! O
erflehe mir die Gnade, daß ich so viele Seelen einführen
kann, als Er schon mit mir verkehrt hat. O ihr lieben
Heiligen Gottes, vereinigt euch mit uns, damit wir die
ganze Welt bekehren können, umfassen können mit Liebe,
dies ist unser allersehnlichster Wunsch. Weil wir so
schwache, hinfällige, sündhafte Geschöpfe sind, wollen
wir nur zu dem Grad der Liebe gelangen, den Er Sich
vorgenommen hat, uns zu erheben und ihn uns zu
verleihen. Ich will zufrieden sein mit der Gnade und
Liebe, die Er über mein armes Herz ausgegossen. Ich sage
Ihm Dank und bitte Ihn durch dich, o liebe Schwester,
daß ich nie mehr vergessen möge, Ihm den schuldigen Dank
zu entrichten. Zufrieden will ich sein mit Seiner
Gnadengabe. Und auch meine beiden Mitschwestern wollen
zufrieden sie sein und alle, die dem Liebesbund
angehören, und meine lieben Geschwister und alle, die es
glauben und guten Willens sind, wollen zufrieden sein
mit den Gnaden, die der Herr über sie ausgießt.
O daß doch alle Menschen Dich erkennten,
aus ganzem Herzen liebten, aus allen Kräften Dich loben
und ehren möchten! Du Bräutigam meiner Seele, gib doch
allen Menschen den süßen, heiligen Gottesfrieden, damit
alle Dich wieder erkennen und ein Schafstall und eine
Herde werde auf der ganzen Welt. O gib den Bischöfen in
der Vereinigung mit dem Papst, daß sie vor die Mächtigen
hintreten und die Bosheit ihnen vorhalten, mit der sie
die Kirche auf Erden kneten, und die Strafgerichte
ankündigen, die bald zum Ausbruch kommen werden, damit
die Mächtigen erschüttert die Völker wieder zurückführen
zur Einheit des Glaubens. Gehe hin, liebe heilige
Magdalena, zu unserem hochwürdigsten Bischof, flöße ihm
deine Liebe ein, deinen kindlichen Glauben, deine Demut,
dein Gottvertrauen; gehe auch zu meinem Beichtvater und
zu N.“
Als dieser Tage Barbara in der Kirche
große Gnaden empfing und infolge davon, weil ihr Körper
gefühllos geworden, ihr Haupt fast die Bank berührte,
sprach der Herr:
Jesus:
„Erhebe dich und ziehe nicht die Blicke der Menschen auf
dich.“
Andern Tages hörte Barbara, daß eine
Dame sich bei ihrem Dienstmädchen erkundigt und gesagt
habe: „Haben Sie das mit der Barbara auch gesehen, es
muß etwas mit Barbara in der Kirche vorgegangen sein,
als sie herauskam, war sie schneeweiß.“ Als Barbara
wieder weiter betete, sprach der Herr:
Jesus:
„Erhebe dich und gehe jetzt nach Haus, denn deine
Schwägerin will mit ihrer Tochter spazierengehen!“
Als Barbara wieder in Ängsten sich
befand wegen ihrer Unvollkommenheiten, sprach der Herr:
Jesus: „Ihr
seid in dem nämlichen Fall wie die heiligen Apostel.
Solange Ich bei ihnen war, war alles gut, war Ich aber
von ihnen getrennt, so waren sie wieder unvollkommene
Menschen und begingen Fehler wie alle anderen.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
253 Fünfter Freitag im Juli 1898
„Eine Seele, die Mir zuliebe noch lebt
und leben will, eine Seele, die Mich sucht und ihr
ganzes Sein und Wirken darauf hinrichtet, Mir zu
gefallen, kann nicht irregehen; denn niemals werde Ich
sie aus Meiner Hand lassen.“
Lied: Ihr Kräfte der Seele ...
Barbara: „O
mein Gott, alle meine Sünden sind mir von Herzen leid,
weil ich dadurch Dich, das höchste Gut, beleidigt habe.
Ich hasse und verabscheue mich darüber und nehme mir
ernstlich vor, mein Leben zu bessern und nie mehr zu
sündigen; ja, alle Gedanken, Worte und Taten zu meiden,
die Dich beleidigen könnten. Gib mir Deine Gnade dazu.
Verzeihe mir, daß ich diese Woche wieder auf so
vielfache Weise Dich beleidigt habe. Nimm mich wieder in
Gnaden auf und gib, daß ich die kommende Woche besser
nutze, um Dir zu dienen, Dich zu lieben und Dir zu
gefallen. O mein Jesus!, Du Bräutigam meiner Seele! Ist
es möglich, daß ich noch längere Jahre in diesem Kampf
leben muß? O erbarme Dich meiner! Sehnlichst verlange
ich, aufgelöst und bei Dir zu sein. Wo ich mich auch
hinwende, habe ich keinen Frieden mehr. O erbarme Dich
Deiner Dienerin! Laß nicht zu, daß ich am Ende noch
versage. O erbarme Dich meiner! Ich fürchte, Dich zu
verlieren und alles, was ich getan in meinem ganzen
Leben, sei unnütz und vergebens gewesen. O erbarme Dich
meiner, erbarme Dich meiner!“
Jesus: „Meine
Kinder! Ich grüße euch in Vereinigung mit allen lieben
Engeln und Heiligen des ganzen himmlischen Hofes,
besonders aber mit Meinen heiligen Großeltern, Joachim
und Anna, und mit all den lieben Heiligen, deren Feste
die Kirche schon gefeiert, die sich alle mit euch
vereinigen, euch Kraft und Stärke erflehen vor dem
Throne der unendlichen Majestät Meines himmlischen
Vaters. Ich komme, obwohl du so armselig bist und den
Zweifeln und Ängsten nachgibst, als seiest du getäuscht.
Ich komme, weil Ich mit dir viel Nachsicht habe und
haben muß, da du niemanden zur Seite stehen hast, der
dir beistehen könnte. Unter allen Meinen Dienern gibt es
viele, die Mir recht treu dienen, und die Mir zu
gefallen sich bemühen, aber in der jetzigen Zeit, die
gar zu gottlos geworden ist, fürchten sie sich, sich
deswegen lächerlich zu machen und ziehen sich deshalb
zurück. Deswegen müßt ihr aber nicht glauben, daß sie
keine Achtung vor dem haben, was Ich in mancher Seele
wirke. Sie glauben an eine Gnade des Beistandes, an eine
übernatürliche Hilfe, wenn sie es euch gegenüber auch zu
verbergen suchen.
Deswegen, weil ihr so allein steht, will
Ich euch alle Meine Liebe und alle Meine Gesinnungen
offenbaren. Glaubt ihr denn, Meine Kinder, daß Ich Mich
an Großmut übertreffen lasse? Eine Seele, die Mir
zuliebe noch lebt und leben will, eine Seele, die Mich
sucht und ihr ganzes Sein und Wirken darauf hinrichtet,
Mir zu gefallen, kann nicht irregehen; denn niemals
werde Ich sie aus Meiner Hand lassen. Glaubst du denn,
Meine Tochter, Ich will Meinen Geschöpfen nachstehen?
Ein Mensch, der weiß, daß er die Achtung seiner
Mitmenschen besitzt, hütet sich wohl, diese Achtung zu
verlieren. Und Ich werde die Achtung einer Seele nicht
zu schätzen wissen? Glaubst du wohl, ich werde die
Opfer, die du bringst, und die deiner beiden Freundinnen
verschmähen? Und wenn es auch wahr ist, daß du ein
armseliges Geschöpf bist, so ist es aber dennoch wahr,
daß alle Menschen armselige Geschöpfe sind, und daß Ich,
Der Ich die Geschöpfe liebe und aus Liebe zu ihnen ihr
Bruder geworden bin, Mich freue, wenn Ich nur noch eine
Seele finde, die glaubt, daß es eines Gottes würdig sei,
mit Menschen zu verkehren, die glauben, daß Ich Mich
ihrer Seele mitteile, daß Ich herabsteige in eine Seele,
die nach Mir verlangt, die Mir zuliebe aus sich
herausgeht.
Und siehe, dies tue Ich wirklich.
Jedesmal, wenn du dich Mir überläßt, steige Ich zu euch
herab, wie Ich durch das Wort des Priesters herabsteige
auf den Altar. Der Menschheit zuliebe habe Ich dieses
Heiligste Sakrament eingesetzt. Warum sollte Ich nicht
dem Menschen zuliebe in seine Seele kommen, wenn er es
verlangt. Ich teile Mich dir mit in Meiner Gottheit und
Menschheit, doch nicht immer der Menschheit nach.
Bisweilen teile Ich Mich nur deinem Verstande mit und
deinen Seelenkräften und treibe dich an, dieses anderen
mitzuteilen. Denn wißt, in einer Welt, wie sie jetzt
ist, brauche Ich starke Seelen, die feststehen im
Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe; denn der arme
Mensch wird gar bald müde. Wundert euch nicht, wenn
Seelen, die euch zugetan waren, auch sich wieder von
euch entfernen. Weil der Mensch beständig Abwechslung
sucht und will, wird er heute dessen müde, was er
gestern geliebt und was er gestern geglaubt, verwirft er
heute schon wieder.
Und weil der Stolz im Menschen gar so
tief gewurzelt ist, denn Stolz war ja die erste Sünde,
darum können auch solche, die sonst gute, brave Menschen
sind, doch nicht dulden, daß es Seelen gibt, mit denen
Ich in außergewöhnlicher Weise verkehre. Dies alles muß
euch nicht wundern, und Ich verzeihe es ja auch dem
armen Menschen. Wenn er Mir nur sonst gut dient und ein
braver Christ ist, will Ich ja auch mit ihm zufrieden
sein. Es ist aber nun einmal Meine Freude, daß Ich
derjenigen Seele, die sich Mir hingibt, in
außergewöhnlicher Weise verkehre. Freilich habe Ich sie
schon von Ewigkeit dazu bestimmt, aber niemand, den Ich
von Ewigkeit her schon erwählte, zwinge Ich dazu.
Alle Menschen sind dazu berufen. Alle
Menschen sind und wären auserwählt, wenn sie Mir nur
ihren ganzen Willen zum Opfer bringen wollten. Ich biete
jedem Meine Gnade an, aber weil Ich jedem Menschen auch
seinen freien Willen dazu lasse, ob er Mir dienen will
oder nicht, darum muß Ich von denen, die Ich dazu
auserwählte, doch auch ihre freie Zustimmung dafür
haben. Ihr, die ihr Mir eure ganze Willenskraft zum
Opfer bringt, die ihr euch Mir freiwillig unterworfen
habt, euch habe Ich in Besitz genommen und will Mich in
euch ergötzen.
Wundert euch aber nicht, wenn die Stunde
vorüber ist, und Ich Mich zurückziehe, daß ihr wieder in
die frühere Armseligkeit zurückversetzt seid, denn ihr
sollt ja verdienen, Verdienste sammeln, nicht nur für
euch, sondern für so viele, die da den Weg der Sünde
gehen. Ich werde Mich aber auf längere Zeit
zurückziehen, damit ihr mit größerem Verlangen Mich
wieder sucht, ihr und alle, die müde geworden sind. Sie
sollen sehen, was eine Seele vermag, wenn Ich Mich
zurückziehe. Von euch aber erwarte Ich Beharrlichkeit.
Ich will sehen, was ihr gelernt habt. Ermuntert euch
gegenseitig, wenn die Mutlosigkeit sich einschleicht,
und benutzt um so treuer alle die Gelegenheiten, die
sich darbieten, um euren Glauben zu erfrischen. Geht
hin, wo ihr Mich finden könnt. Beim stillen Tabernakel,
dort werdet ihr Mich immer finden, aber eine Zeitlang
will Ich Mich diesem Hause entziehen, damit die Bewohner
Mich wieder schätzen lernen.“
Barbara: „O
mein Jesus! O hilf mir doch! Wie
werde ich die Zeit zubringen, wenn Du Dich in mir
zurückziehst? O komme doch um so öfter in der heiligen
Kommunion. Zeige mir, daß Du es bist, denn dort bin ich
öfters gar zu trocken.“
Jesus:
„Fürchte nichts, Meine Tochter, Ich werde um so inniger
mit dir verkehren in der heiligen Kommunion.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
254 Vigil von Mariä Himmelfahrt 1898
„Viele Glieder der heiligen katholischen
Kirche sind faul geworden und mit hineingeschwemmt in
den Strom der Zeit, und wenn diesem Strom kein Einhalt
getan wird, wird er alles verschlingen.“
Lied: Himmelsfürstin ...
Barbara: „Sei
mir tausendmal gegrüßt, o meine Königin, o meine Mutter!
Aus dem Grund meines Herzens falle ich nieder, um Dir
meine Huldigung darzubringen, um Dich zu
beglückwünschen, o hehre Himmelskönigin, zu Deinem
Einzug in den Himmel. Ich grüße dich, o jungfräulicher
Johannes, du, Ihr Beschützer. Du warst gewiß der erste
an Ihrem Sterbelager und Ihr der Nächste. O ich
wünschte, mit dir an dieses Sterbebett treten zu dürfen.
O lieber, heiliger Johannes, mein auserwählter Führer,
der du mir von meinem süßen Bräutigam gegeben worden
bist an dem Tag, wo Er Sich mit meiner Seele auf innige
und geistige Weise vermählte. O mein lieber Freund, du
Freund meines Bräutigams, ich grüße dich durch das
allersüßeste Herz Jesu Christi und durch das Herz Seiner
jungfräulichen Mutter. O laß mich doch einen einzigen
Blick tun mit dir an dieses Sterbebett.“
Jesus:
„Komme, meine Tochter!“
Barbara:
„Gelobt sei Jesus Christus! O
mein Gott! Ja, da ist freilich
keine Trauer. Da ist nebst den Jüngern und Aposteln, die
da versammelt sind, das ganze Sterbezimmer angefüllt mit
unzähligen himmlischen Geistern und unter Jubel und
Lobgesängen begleiten sie ihren Herrn an dieses
Sterbebett. Ja, das glaube ich, daß Deine Seele voll
Entzücken aufjauchzte, und nicht der Todesschmerz ist
es, der Deine Seele loswand von dem Leibe, sondern der
Jubel und die Freude Deines Herzens, die Liebe, die
Liebessehnsucht Deines Herzens.“
Maria: „Seht,
Meine Kinder, ich freue Mich, Mich in eurer Mitte
aufhalten zu können, in dieser Stunde, wo Mein lieber
Sohn Seine Dienerin an Mein Sterbebett führt. Seht,
dieselbe Stunde steht auch euch bevor, dasselbe Glück,
wenn auch nicht in der Weise, wie es Mir geschehen. Bei
Mir mußte der Tod eine Ausnahme machen. Bei Mir konnte
er seinen Stachel nicht anwenden. Bei Mir mußte er mit
Liebespfeilen kommen, um Meine Seele von dem Leib zu
lösen. Euer Tod wird zwar schmerzlicher sein, weil die
Sünde Adams, die auf euch noch liegt, immer Bitterkeiten
mit sich führt bei jedem Menschen, der da lebt unter der
Sonne.
Wenn der Herr ihn zu Sich ruft, muß er
noch als Sühne dieses Opfer bringen, daß er auf
schmerzliche Weise seine Seele vom Leib trennen lassen
muß. Ich war zwar davon ausgenommen, weil Ich ja den
Urheber alles Lebens, den Herrn über Leben und Tod,
geboren und der Welt geschenkt habe, und die Sünde Adams
niemals auf Mir lasten konnte, um des Verdienstes Meines
lieben Sohnes willen. Aber merkt es euch und alle, die
sich im Geist mit euch vereinigen: tut, was in euren
schwachen Kräften steht, und dann verlaßt euch mehr auf
die Barmherzigkeit Gottes als auf euer Verdienst, nur so
könnt ihr dem Tod ruhig ins Angesicht schauen. Bestrebt
euch, Mir nachzufolgen, eure Lebenstage zuzubringen nach
dem heiligen Willen Gottes, dann habt ihr alle den Tod
nicht zu fürchten.“
Barbara:
„Gelobt sei Jesus Christus! Ich bete Dich an, o mein
allerliebster, himmlischer Bräutigam, aus dem Abgrund
meines Nichts. Ich danke Dir für alle empfangenen Gnaden
und Wohltaten. Ich danke Dir auch ganz besonders, daß Du
Dich wieder gewürdigt hast, Deine arme Magd und Sklavin
heimzusuchen. O ich bin es nicht wert, o Herr! Warum
aber hast Du auch ein so unwürdiges Werkzeug Dir
erwählt, das ja vor den Augen des himmlischen Vaters und
denen des ganzen himmlischen Hofes Dir nur Verachtung
zuzieht? Mit mir, o Herr, kannst Du wahrhaftig keine
Ehre einlegen. Ich glaube schon, daß es den Leuten
schwerfällt zu glauben, daß Du mit einer solchen Person
verkehren magst. Ich bin ja auch das allerelendste
Erdenwürmlein, das unter der Sonne weilt. Wann werde ich
anfangen, Dich wirklich zu lieben und Dir zu dienen?
Wann werde ich endlich aus mir herausgehen und mich ganz
und gar Deinem Willen unterwerfen? O ich armes, elendes
Würmchen, o ich Sünderin, o gib mir die Gabe der Tränen,
daß ich beweine meine Sünden und meine Seele wieder
abwasche.“
Jesus:
„Siehst du, Meine Tochter, zum Feste Meiner heiligen
Mutter, der glorreichen Aufnahme Meiner heiligsten
Mutter in den Himmel, will Ich dir diesen Trost
mitbringen, daß kein Mensch auf Erden würdig ist, mit
Mir zu verkehren, wenn nicht Meine unendliche Güte,
Meine unendliche Weisheit, Meine unendliche Allmacht an
dem Menschen alles ersetzt, was ihm mangelt. Alle
Menschen sind sündhafte Geschöpfe, auch wenn sie sich
bemühen und bestreben, Mir zu dienen. Und eine wahrhaft
fromme Seele, die auch mit Ernst und Entschiedenheit
sich zu Mir wenden will, sieht dieses ein. Sie sieht,
daß sie nichts ist als Elend und Sünde, und darum ist
der Kleinmut bei der Seele so groß, daß in der ganzen
Welt wenige Seelen sind, die sich getrauen, auch nur
aufzublicken und Meinen Besuch zu erwidern. Sie halten
sich für unwürdig, und aus lauter Unwürdigkeit und
lauter Demut kann Ich mit ihr nichts anfangen. Da du nun
aber eine jener Seelen bist, die stark und gesetzt über
sich hinwegging, großmütig ihrer eigenen Schwächen zwar
eingedenk, aber auch der unendlichen Güte Gottes bewußt,
sich so Mir hingegeben hat, deshalb habe Ich dich
erwählt und nur durch deine Einwilligung konnte Ich
diesen innigen Verkehr mit dir anknüpfen, um vielen
diese Mutlosigkeit zu nehmen.
Ja, Meine Kinder, zum Feste der
glorreichen Aufnahme Meiner heiligen Mutter will Ich
euch zugleich gratulieren auch zu eurer Aufnahme, euch
allen, die es gut meinen mit ihrer Seele. Denen, die
Meinen Worten glauben, verspreche Ich, daß sie auf ihrem
Todesbett, wenn Ich sie auch, solange sie hienieden noch
kämpfen und streiten müssen, mit allerlei
Widerwärtigkeiten heimsuche, wenn Ich auch die
Versuchungen keiner Seele erspare, die Mir treu dient,
zum Geschenk der glorreichen Himmelfahrt Meiner Mutter,
daß auf dem Todesbett keines von euch soll schweren
Versuchungen von seiten Satans anheimfallen, daß es sich
merklich ängstigen müßte. Ich werde, mit Meiner
heiligsten Mutter im Bunde, keinen Feind, keinen Geist
der Finsternis, an ein solches Sterbebett herantreten
lassen, wenigstens nicht mehr in den letzten
Augenblicken des Lebenshauches. Ein himmlischer Trost,
der Ausfluß Meines Geistes, wird sich der Seele
bemächtigen, und sie wird mit heiliger Freude und
himmlischem Frieden ihre Seele Meinen Händen übergeben
und durch Meine heilige Mutter und durch die ihr
zugedachten und erwählten Patrone hinübergeleitet werden
in jenes glückselige Land, wo es keinen Kampf mehr gibt,
keine Ängste, keine Mühsale und kein Leiden.“
Barbara:
„Mein lieber Jesus! Wie danke ich Dir für Deine
unendliche Liebe und für die tröstliche Verheißung, die
Du uns gibst an diesem Abend. Ich danke auch Dir, o
glorreiche Himmelskönigin. O erbitte uns doch allen den
Frieden, den heiligen Frieden, wie Du ihn hattest in
Deinem sterblichen Leben, damit wir doch all die
Widerwärtigkeiten, Leiden und Versuchungen so ertragen,
wie Du sie ertrugst, meine liebe Mutter! Zwar macht es
mir nichts mehr aus, wenn ich von unseren Vorgesetzten
höre, daß ich so verachtet bin. Man mag mir nachsagen,
was man will, es kümmert mich nicht mehr, aber der böse
Feind setzt mir mit seinen Versuchungen gewaltig zu.
O liebe Mutter! Zu Deiner glorreichen
Aufnahme in den Himmel erflehe mir doch diese Gnade, daß
doch die vielen Ängste mich nicht mehr so quälen, oder
erflehe mir die Gnade, daß ich meinen Jesus so liebe,
als aller Unrat mich anekelt, daß ich mich mehr
losschäle von allem Irdischen, von aller Anhänglichkeit
an diese Welt.“
Maria: „Ja,
Meine Tochter, du mußt dir aber Mühe geben. Die Gnaden
werden nicht in den Schoß geschüttet, die müssen erst
verdient sein. Auch Ich mußte sie verdienen, obwohl Ich
voll der Gnade war, vom ersten Augenblick Meines Daseins
an, durch ganz besondere Privilegien Meines
allerliebsten Sohnes, den Ich ja doch zu der Zeit unter
Meinem Herzen tragen sollte. Und doch mußte Ich, obwohl
Ich voll der Gnade war und zudem geschmückt mit allen
Tugenden, treu mitwirken vom ersten Augenblick an. Von
nichts blieb Ich verschont: von keinem Leiden, von
keiner Widerwärtigkeit und auch von keiner
Verängstigung. Siehe, als Ich von Meinen Eltern Mich
trennte und in den Tempel ging, tat Ich dieses zwar
freiwillig, aber es bereitete Mir doch einige
Verängstigungen, die Meiner Natur auch nicht zusagten,
unter fremden Menschen zu leben, Mich all den unbequemen
Dingen, die der neue Beruf mit sich brachte, auszusetzen
und noch vieles anderes. Aber, als Ich diesen Beruf
wieder verlassen sollte, um in den Ehestand einzutreten,
welche Verängstigungen, welche Zweifel stiegen da in
Meiner Seele auf. Hatte Ich ja doch ewige
Jungfräulichkeit gelobt, und jetzt sollte Ich Mich
vermählen mit einem Manne. Wie ist dieses möglich,
jungfräulich zu leben und doch zu heiraten, doch in den
Ehestand einzutreten, fragte Ich Mich immerfort.
Glaubt Mir, Meine Kinder, daß das nicht
ohne viele Ängste abging. Viele harte Nächte hatte Ich
zu durchwachen, um mit Mir eins zu werden. Und als Ich
dann mit Meinem lieben Sohn verkehrte, als Er in Mir
Fleisch angenommen hatte und Ich wußte, zu welch hoher
Würde Ich auserkoren sei, und dieser Mein geliebter Sohn
Sich oft tagelang von Mir trennte, welche
Verängstigungen, welche Zweifel kamen in Mir da auf! O
Meine Kinder! Niemals wird ein Herz erfassen können, was
Ich gelitten habe in den drei Tagen, als Mein Sohn von
Mir getrennt war, als Er Sich ganz und gar leiblicher
Weise Meinen Blicken entzog. Seht, dies alles wollte Ich
aber leiden, um allen Menschen ein Vorbild zu werden, um
Mitleid zu haben, großes Mitleid zu haben mit den
Seelen, die Mir nachfolgen wollen.
Darum fürchtet euch nicht, Meine Kinder!
Glaubt nicht, daß der Herr Sich euch entzieht, wenn ihr
nicht selbst euch Seiner lieblichen Gegenwart entzieht.
Viele, viele sollen durch euch ja belehrt werden. Nicht
umsonst fügt es der Herr, daß ihr mit vielen
zusammenkommt. Dieses geschieht aus zweierlei Gründen:
Erstens, um die Seelen zu Gott zu führen, denn es sind
lauter Seelen, die sich doch Mühe geben, Ihm zu
gefallen, und da heißt es, eines für das andere
einzustehen. Die Seelen alle, die euch zugeführt werden,
wenn sie auch noch so fromm sind, haben immer noch etwas
an sich, was Meinem lieben Sohn sehr mißfällt und was Er
an ihnen bemängelt und gern abgestreift wissen möchte.
Darum darf keines von euch dem anderen seine Fehler
verschönern, verschweigen oder gar verhehlen. Ihr müßt
einander zurechtweisen in brüderlicher Weise, damit der
Herr ungestört wirken kann in der Seele. Der zweite
Grund, warum Er euch mit so vielen Menschen in
Verbindung bringt, ist der, damit ihr von eurem Kleinmut
geheilt werden sollt. Denn wenn du siehst, wie alle
Menschen, auch wenn sie noch so gut sind und sich Mühe
geben, Gott zu gefallen, doch auch immer wieder recht
armselige Menschen sind, der eine auf diese Weise, der
andere auf jene, und doch liebt Er sie und doch sind sie
alle Seine Lieblinge. Wenn du nun die Fehler an deinen
Mitmenschen siehst, die doch auch Mir dienen und dienen
wollen, dann mußt du dich aufraffen und mußt von deinem
Kleinmut zurückkehren, dich Mir großmütig in die Arme
werfen und ruhig weitergehen.
Der Welt aber will der Herr zeigen, und
besonders den Dienern der Kirche, wie gut Er ist, wie
wahr es ist, daß Er in Seiner Kirche lebt, wirklich und
wahrhaftig, und daß Er auch lebt in jeder einzelnen
Seele, die Ihm treu dient. Daß Sein Geist es ist, der
die Kirche leitet und führt. Daß es Sein Geist auch ist,
Der jede einzelne Seele leitet, die sich Mühe gibt, Ihm
zu gefallen. Wenn man darum eurer spottet, euch verlacht
und verhöhnt, dann müßt ihr wissen, daß dieses euer
Verdienst ist, daß ihr damit nur verdienen könnt,
niemals verlieren, und daß alles, was der Herr wirkt
durch diese Seine Dienerin, zur rechten Zeit und an der
rechten Stelle zur Geltung kommen wird.
Wenn man euch sagt, daß ja doch nichts
eintreffen wird, was der Herr durch sie spricht, dann
sagt ihnen, daß der Herr nicht wirke für eine Person,
auch nicht für eine Stadt, für ein Land, daß Er wirke
für die ganze Welt, für die ganze heilige katholische
Kirche. Wenn Er nun gesagt, daß die Strafgerichte ihren
Anfang nehmen werden in diesem Jahre noch, dann müßt ihr
nicht glauben, daß dieses für eine Stadt wie N., oder
für ein Ländchen, wie das Hessenland, oder für
Deutschland oder Europa gesprochen ist. Die Kirche
Gottes ist ausgebreitet über die ganze Welt und die
Gottlosigkeit hat überall Eingang gefunden. Viele
Glieder der heiligen katholischen Kirche sind faul
geworden und mit hineingeschwemmt in den Strom der Zeit,
und wenn diesem Strom kein Einhalt getan wird, wird er
alles verschlingen. Er wird auch die guten, die besten
Kinder der Kirche noch mit sich fortziehen, wenigstens
wird er sie so in den Schlamm hineinführen, daß sie für
längere Zeit zu tun haben, bis sie sich wieder erheben.
Darum ist es an der Zeit, daß die Kirche
zum Sieg gelangen soll und muß. Die Kirche muß siegen,
so wahr Ich heute in den Himmel aufgefahren bin und zur
Rechten Meines Sohnes sitze, so wahr muß die
jungfräuliche Braut Meines Sohnes wieder auffahren in
der Weltgeschichte. Die Völker müssen mit Achtung und
Ehrfurcht zu ihr aufschauen. Aber ehe dieses geschieht,
muß die Kirche noch vieles leiden. Sie muß darum mit
Entschiedenheit ihr Recht suchen, ihr Recht verlangen
und in Vereinigung mit den treuen Katholiken fortwährend
ihr Recht verlangen.
Darum verlangt Mein Sohn, daß der
Liebesbund gebildet werde, daß die guten und treuen
Katholiken zusammenstehen und ihre Priester
unterstützen. Die Priester mit dem gläubigen Volk, das
gläubige Volk mit dem Priestertum Hand in Hand dem Ziel
zustreben. Und was damit gefördert wird, habt ihr alle
gesehen an den Reichstagswahlen in Deutschland. So wie
es dort zuging, daß die Feinde der heiligen Kirche sogar
ihre Stimmen beisteuern mußten, ihre Stimme abgeben
mußten, gern oder auch ungern, denn ihre Gegner, die
Sozialisten und Liberalisten, sind den Zentrumsmännern
in ihren Gesinnungen und Gebräuchen ja himmelweit
voneinander entfernt, wie der Himmel von der Erde.
Aber eine solche Zeit wird wieder
kommen, aber erst dann, wenn die Kirche Gottes schon
recht bedrängt und vieles gelitten haben wird, wo ihre
Feinde sich wider ihren Willen dieser Kirche unterwerfen
müssen, ja unterwerfen müssen! Ich betone dieses
ausdrücklich, denn von einem Augenblick zum nächsten
wird der Herr einschreiten und wird Seinen Feinden die
Waffen aus der Hand nehmen und sie der Kirche in die
Hand geben. Darum nicht fürchten, weder das
Freimaurertum noch den Liberalismus. Das arme Volk soll
gerettet werden, weil doch die Mehrzahl der arbeitenden
Klasse ihm angehört. Nicht mutlos werden, Meine Kinder,
wenn der Herr auch nicht mehr sooft kommt, aber seht,
wie Er Sich sehnt und wie Ich Mich sehne, wenn eine
Zeitlang vorübergegangen und Er nicht zu euch gesprochen
hat.
Darum grüßt Mir alle recht herzlich!
Sagt N., er möge verteidigen, was Mein Sohn von ihm
verlangt. Man will außergewöhnliche Dinge sehen. Ist
denn das Evangelium etwas Außergewöhnliches? Bietet es
seinen Anhängern alle Tage Neuigkeiten? Im Gegenteil!
Als Mein Sohn vom Himmel herabstieg, brachte Er der Welt
keine Neuigkeit, Er brachte nur das Gesetz zur
Vollendung. Und wenn Mein Sohn in einer Seele wirkt,
wenn Er Seine Liebe, Seine Güte, Seine Barmherzigkeit an
der Menschheit offenbaren will, wenn Er die Menschheit
wieder erinnern will an Seine Gegenwart, an Sein Zutun,
dann braucht Er keine außergewöhnlichen Dinge zu wirken.
Wunder wirken mußte Er, als Er auf Erden wandelte, um
den Menschen zu zeigen, daß Er von Gott ausgegangen ist,
und daß Er wieder zu Gott zurückkehren werde.
Dies zeigte Er durch das Wunder Seiner
Auferstehung. Aber jetzt, nachdem die ganze Welt Seine
Wunder geschaut und von Tag zu Tag sie noch schaut, ist
es nicht mehr notwendig, neue Wunder zu wirken. Still
und unbemerkt kann Er Sich offenbaren in den einzelnen
Seelen, und tut dieses und wird dieses tun, solange die
Welt steht. Ist es nicht genug, wenn die Gottesliebe neu
angefacht wird in denjenigen, die da glauben?
Glücklich die Seele, die glaubt, daß
Mein Sohn die Gewalt hat, und daß Er auch die
Herzensgüte besitzt, mit den Armen zu verkehren.
Glücklich die Seele, die da nicht mit neidischem Auge
herabschaut auf ihre Mitschwester, auf ihren Mitbruder,
den der Herr erwählt hat zu besonderen Vergünstigungen.
Sie wird einsaugen den Honig, der da ausfließt aus den
lieblichen Worten, die Seinem Geist entströmen, er wird
wachsen und groß werden.
Diejenigen aber, die da vorgeben, es sei
nicht mehr an der Zeit, an wunderbare Dinge zu glauben,
man müsse mit der Zeit gehen, werden niemals in ihr
armes Herz eingeträufelt bekommen den Honig der
göttlichen Liebe. Dein liebes Schwesterchen in N. grüße
Mir recht herzlich.“
Barbara: „O
liebe Mutter! N. fürchtet sich
immer noch, die Sünden seien ihr nicht vergeben. Sieh,
wie guten Willens sie ist.“
Maria: „Die
Sünden sind ihr verziehen, und wenn sie nicht in den
Augen Gottes Gnade hätte gefunden, hätte Er sie dir
nicht zugeführt. Es ist ein Zeichen, daß der Herr sie
emporbringen will. Darum hat Er sie in gute Gesellschaft
geführt, um sie loszureißen von sich selbst. Sie hängt
aber noch allzu fest an sich selbst, an dem niederen
Staub und Tand der Welt, an ihrem eigenen Willen. Aber
ihr alle, ihr alle, ihr hängt noch zu viel an eurem
eigenen Willen, ihr alle müßt noch absterben euch
selbst, nicht der Welt, dieser seid ihr längst
abgestorben, aber euch selbst. Die Schuhe müßt ihr noch
ausziehen. Aber nur Mut!
Du, Meine Luise, mußt nicht glauben,
wenn du manchmal kalt bist und trocken, du seiest
abgewichen, es sei Meinem lieben Sohn nicht angenehm,
weil du jetzt viel zerstreut bist. Siehe, wenn der
Bräutigam seine Braut ins Brautgemach einführen will,
wird die Braut ihm dann grollen, wenn er sie einige Zeit
im Gange hält und sie liebkost, wird sie ihm grollen?
Gewiß ist die Braut auch da mit ihm zufrieden, auch wenn
er nur mit ihr auf dem Gang stehen bleibt. Sie wird
gewiß nicht drängen und treiben, daß er sie einführe in
das Brautgemach. Seht, so macht es Mein lieber Sohn mit
einer jeden Seele, die Er liebt. Wenn Er Sich manchmal
ihr entzieht und sie darben läßt, weil Er sie
hinaussendet unter andere, um sie für Sich zu gewinnen,
da hält Er sie auf dem Gang, da liebkost Er sie und
spricht mit ihr durch alle die Seelen, die Er dir
zuführt. Dieses alles sind Liebkosungen von deinem
himmlischen Bräutigam. Ins Brautgemach einführen wird Er
dich dann erst, wenn Er dich einführt ins himmlische
Brautgemach. Dort wird Er mit dir verkehren, Tag für
Tag. Aber solange ihr noch unter den Menschen weilt,
müßt ihr mit Menschen verkehren und andere Ihm zuführen.
Das soll aber auch dir gesagt sein,
Meine Kleine. Du stehst in einer Familie, die guten
Willens sind, zudem recht fromm und brav. Aber siehe, du
bist manchmal auch so ungehalten, wenn es dir nicht nach
deinem Köpfchen geht. Weg mit der Eigenliebe, nieder mit
der Selbstsucht, die Schuhe aus, und deinem Bräutigam
entgegenlaufen! Grüße Mir alle deine lieben Angehörigen,
die zwei Mädchen, deine Nichte und Schwägerin. Grüßet
Mir auch alle, die mit euch in Verbindung stehen,
besonders eure lieben Angehörigen.“
Barbara:
„Meine liebe Mutter! Ich bewundere N., die Deinem lieben
Sohn so großmütig dient, und schäme mich vor ihr, und es
tut mir auch leid, daß sie über einiges so redet. Ich
weiß nicht, ob ich es ihr nicht sagen soll.“
Maria: „Du
mußt ihr in aller Ruhe dieses sagen, deswegen bist du
ihr zugeführt worden, das Gerede ihr offenbaren und sie
aufmerksam machen auf diesen Fehler. Sie muß wie du und
wie ihr alle, die Schuhe ausziehen. Das ist es ja, warum
so wenige Menschen zur vollendeten Vollkommenheit
gelangen. An etwas hängt jede Seele, und dieses Etwas
muß weg. Sie braucht nicht ins Kloster zu gehen, sie
soll nur ihren Eigenwillen bekämpfen. Sie soll ja nicht
glauben, daß sie allein die Fromme sei, weil sie ihr
ganzes Vermögen eingesetzt. Dieses Vermögen hat sie
nicht errungen, ist nicht ihr Verdienst; es ist eine
Gabe Gottes, die der Herr dem einen gibt, dem anderen
nimmt. Ihr hat er diese Gabe gegeben und guten Willen
dazu, damit sie diese Gabe für Seine Ehre verwende. Nun
soll sie Ihm auch ihr liebes Herz schenken, ihr Ich mit
Füßen treten und nicht glauben, andere seien weniger
fromm als sie.“
Barbara:
„Siehe, liebe Mutter, was sagst Du dazu, daß sie so
abfällig vom Dritten Orden spricht und von den
Betschwestern. Zwar kann sie nichts dafür, weil sie
diesen Fehler von einer Lehrerin ihrer Jugend geerbt hat
und ihr dies eingepflanzt wurde, aber es scheint mir
doch ein Fehler.“
Maria: „Darum
ist es ein großer Fehler und muß auch sehr gerügt
werden. Und dieses ist es auch, warum gerade der Herr
Sich ein so unwürdiges Werkzeug erwählt, warum Er mit
einer Seele und durch eine Seele spricht, die von allen
verachtet und hinausgestoßen ist, weil sie in einer
Wirtschaft steht. Damit will Er die ganze Welt belehren,
auch die abstrakten, frommen Klosterleute, die meinen,
man müsse nur im Kloster sein, um mit Gott verkehren zu
dürfen, und so sei es erlaubt, von anderen verächtlich
denken zu dürfen nach freiem Willen und Belieben. Du,
die der Herr ins Kloster geführt, hast für dich zu
sorgen, und du, die der Herr in den Ehestand geführt,
hast gleichfalls für dich zu sorgen. Du hast zu sorgen,
daß du deine Seele hinbringst vor den Richterstuhl
Gottes. Und du, die du in der Welt stehst als Jungfrau,
in der Familie oder für dich allein stehst, auch wenn du
reich bist und andere arm, auch wenn du Gutes tun kannst
und andere können nur empfangen, vor Gott seid ihr alle
gleich. Da gibt es keinen Unterschied der Person, seiest
du ein Kirchenfürst auf dem Stuhle Petri oder auf dem
bischöflichen Stuhl; seiest du ein armer Knecht oder
eine arme Dienstmagd, oder aber eine Äbtissin, das ist
alles gleich vor Gott! Der ist Ihm am nächsten, der sich
am meisten verläßt, der nur Ihn sucht und kennt und auf
Seine Stimme hört, und diese Seine Stimme befolgt und
nicht schaut auf diesen oder jenen. Geht hin und sagt es
ihnen.“
Barbara:
„Meine liebe Mutter! Man schiebt den Eintritt dieser
Klosterkandidatin auf zwei Jahre hinaus. Deswegen möchte
ich anderswo anfragen, um ihr fortzuhelfen.“
Maria: „Du
kannst dort anfragen. Dies alles hat seine wichtigen
Gründe, und später werdet ihr auch erfahren, warum.
Meine lieben Kinder! Laßt euch nicht sieben, laßt nichts
unter euch aufkommen, was die Liebe und die Einheit und
den Frieden stören könnte. Je treuer ihr zusammensteht,
desto sicherer ist der Weg, das Ziel, das ihr verfolgt.
Zu dritt geht es sich doch viel leichter als alleine.
Laßt nie einem Gedanken Raum, der irgendwie die Liebe
verletzen könnte. Wißt, daß man alles aufbietet, um euch
auseinander zu bringen, daß da alle nur möglichen
Kunstgriffe angewendet werden. Ihr müßt euch freuen,
eines für das andere und alle für eins. Wenn man eines
von euch tadelt, muß dieser Tadel euch soviel gelten,
als wenn er euch gegolten hätte. Es muß sich freuen
jedes sowie über den Tadel. Aber auch über das Lob, denn
wenn man eines von euch tadelt, erweist man euch ja
Gutes; wenn man euch lobt, erweist man euch ja Gutes,
insofern ihr dieses Lob Gott allein zuschreibt und auf
Ihn allein zurückführt.
Aber ihr müßt wissen, daß es darauf
abgesehen ist von der Welt, besonders von Meinen
Dienern, denen die Gewalt in die Hände gelegt ist, um
euch zu prüfen und zu sieben. Diese setzen alle Hebel in
Bewegung. Da sie es nicht der Mühe wert halten, sich zu
überzeugen, wollen sie sich halt so überzeugen, daß sie
mit Verachtung über euch reden und es in die Länge
ziehen, um euch so lahmzulegen. Aber der Herr hat euch
erwählt und zusammengeführt, nicht um den Menschen zu
gefallen, sondern um Ihm Freude zu machen, um durch euch
viele andere zu belehren und vielen anderen Freude zu
machen und vielen den Weg zu zeigen, der zum Himmel
führt, auf dem gewandelt, die heilige Freude auch mitten
in der Trübsal in dem Herzen des Menschen sein kann.“
Barbara:
„Meine liebe Mutter! Zu Deinem heiligen Feste bitte ich
Dich, gib uns doch auch Arme Seelen.“
Maria: „Ich
will euch ein anderes Geschenk noch bringen. Ihr habt
Mich gebeten um die vollkommene Liebe, um die
Losschälung von allem Irdischen. Alles, was euch
vorkommt, was wider euren Willen geht und der Herr es
anders fügt, als ihr glaubt, ist ein Zeichen, daß ihr
noch zu sehr am Weltlichen hängt. Ihr müßt es einfach
fallen lassen, sobald ihr merkt, daß es der Herr euch
entzieht, mag es sein, was es will: eine Gesellschaft,
einen Menschen, der euch treu zugetan und den der Herr
auf einmal von euch abwendet, oder daß er sich von euch
abwendet. Dann ist es für euch das Zeichen, daß der Herr
es so will, daß ihr euch davon trennen sollt dem Geiste
nach, daß ihr es Ihm zum Opfer bringt. Ist es aber ein
zeitliches Gut, Geld oder etwas von eurem Vermögen, oder
in der Familie, geht es nicht so, wie ihr es geglaubt,
in eurer Phantasie ausgemalt, dann wißt, daß euer Herz
daran hängt, und wenn es euch der Herr entzieht, dann
schenkt es Ihm freiwillig, und wendet das Herz von
diesem Menschen oder Gegenstand ab und auf den Willen
Gottes hin. So und nur so allein werdet ihr zur Freiheit
der Kinder Gottes gelangen. Der Herr soll euch alles
sein, und nichts anderes mehr wird euch betrüben. Dieses
soll Mein Geschenk sein, das Ich euch heute durch eure
heiligen Schutzengel überlasse, daß ihr, falls ihr kein
Hindernis in den Weg legt, zur höchsten Stufe der
Freiheit gelangen könnt, der Freiheit des Geistes.
Du, Meine Luise, bist zu hastig, wenn
etwas dir nicht nach Wunsch und Willen geht, oder du dir
einen Plan gesetzt, um ihn durchzuführen. Sei ruhiger
und gesetzter, und du wirst sehen, welche Fortschritte
du machst. Du, Mein Lieschen, bist zurückhaltender, du
mußt aber gegen deine Schwestern frei und offen sein, du
mußt sie nachziehen als diejenige, die der Herr
vorausgesetzt, du bist die ältere, du bist die am
weitesten Vorgeschrittene. Nicht aber, daß du dir etwas
darauf einbildest. Nein, der Herr hat ein gutes Herz in
dir gefunden, und du hast Ihm deinen Willen zum Opfer
gebracht, und nun sollst du auch deine Schwestern
nachziehen, du sollst mit ihnen wandeln, sie anleiten.
Ihr seid bestimmt, vieles zu leiden, aber auch viele zu
trösten. Seht nur, wie der Herr für all diejenigen
sorgt, wie Er sie führt und leitet, wie Er sie an der
Hand hält, die mit euch in Berührung stehen. Seht nur,
Meine Kinder, wie Er für euch alle gesorgt, daß ihr an
nichts Mangel leidet. Dieses aber nur deswegen, weil Er
euren guten Willen gesegnet und weil Er Großes wirken
will und den Menschen zeigen will, daß derjenige, der
sucht, was droben ist, in keinster Weise zurückgesetzt
wird von Ihm, daß Er im Gegenteil alles so lenkt und
leitet, daß es demselben auch in zeitlicher Beziehung
gut gehen wird. Er soll sich nur Seinem Willen
unterwerfen. Seht, wie der Herr alles, was Er noch dir
versprochen vom ersten Augenblick an, wo Er mit dir
verkehrte, in Erfüllung gehen ließ. Siehe, wie Er alle
deine Geschwister segnet um deines Gebetes willen, wie
Er sie alle führt und leitet und so alle diejenigen, die
mit euch in Berührung kommen; wenn sie einigermaßen das
erfüllen, was der Herr verlangt, soll es ihnen gutgehen,
sie sollen keinen Mangel leiden, auch nicht in
zeitlicher Beziehung. Der Herr wird für das Brot sorgen,
sorgen sie nur für Ihn.“
Am Fest Mariä Himmelfahrt nach der
heiligen Kommunion sah Barbara ihren Schutzengel. Dieser
zeigte ihr ihre Seele und sagte:
Schutzengel:
„Siehe, weiß wie gefallener Schnee!“
Als Barbara sich sehr verwunderte und
die heiligen Engel bat, Gott mit ihr zu preisen, kamen
auch die Schutzengel von Lieschen und Luise hinzu und
zeigten Barbara auch ihre Seelen. Alle waren blütenweiß,
wie Federn, die auf und ab wogten, so sah es aus, und es
war kein Unterschied zwischen den dreien zu sehen. Als
Barbara sich verwunderte und sagte, daß das doch nicht
möglich sei, weil erst neulich ihr die Seele von
Lieschen viel glänzender sei gezeigt worden, sagte er:
Schutzengel:
„Ja, das ist durch das Gebet gekommen, was die liebe
Mutter Gottes uns gelehrt, die Aufopferung und das
Eintauchen der Gebete in das kostbare Blut Jesu. Dadurch
wird schneller alles ersetzt, als durch persönliches
Verdienst erreicht werden kann.“
Die heiligen Engel beglückwünschten sich
und sagten, sie seien sehr froh, daß sie uns leiten
dürften, weil der Herr Sich unser so annehme. Wir sollen
nur fleißig sammeln, damit wir ihnen viel übergeben
könnten, um es vor den Thron Gottes zu bringen. Es
wurden an diesem Tage sehr viele Seelen erlöst. Ein
ganzes Magnifikat lang zogen Seelen in den Himmel ein.
Barbara war in der Herz-Jesu-Kirche, wo ihr der Herr
sagte:
Jesus:
„Keinem Sterblichen, auch nicht dem heiligsten,
enthüllte und enthülle Ich Mich so klar, daß er nicht
ähnliche Prüfungen hätte bestehen müssen wie du. Alle
mußten im Dunkeln wandeln, denn es gibt einen Grenzstein
im Leben und nur derjenige schaut alles klar, der diesen
Stein überschritten hat. Ich werde dich an Meiner Hand
führen und leiten. Vergiß nie, was Ich dir an dieser Mir
geweihten Stätte gesagt habe. Haltet fest zusammen und
geht ruhig weiter.“
An demselben Tag kam der liebe Heiland
Barbara in einer anderen Kirche als wunderschöner
Jüngling entgegen und sagte:
Jesus: „Komm
und folge Mir nach!“ Er führte sie an einen schönen,
blauen See. Er ging voran und Barbara mußte Ihm folgen.
Jesus: „Weißt
du, was Ich dir damit sagen will? Der See ist dein
Leben. Du wirst rechts und links von den Wellen
gepeitscht werden. Wie es aber schon viele Wassergüsse
und Regen und Sturm erfordert, bis das Wasser des Sees
sich trübt, so sollst du immer ruhig hindurchgehen und
dich durch nichts irremachen lassen.“
Später sagte der Herr zu ihr:
„Ihr bittet Mich schon lange um die
Freiheit des Geistes. Wenn Ich aber nicht Selbst solche
unangenehme Dinge herbeiführte, so käme der Mensch nie
von sich selbst los. Aus diesem Grunde lasse Ich euch
dies alles durchmachen. Ihr beiden könnt das nicht
leisten, was Lieschen in der Abtötung leistet, aber ihr
könnt sie einholen durch den Spott und Hohn, der euch
mehr trifft als Lieschen. Wenn ihr feststeht und tut,
was Ich wünsche, will Ich euch alle Fehler verzeihen.“
Danach war Barbara sehr in Ängsten, ob
sie nicht etwa getäuscht sei, und weil sie nicht
schlafen konnte, so las sie in einem Buch. Da plötzlich
hörte sie gegen Mitternacht eine wunderliebliche Stimme:
„Wer bittet, der empfängt, wer sucht,
der findet, wer anklopft an der Gnadenpforte Meiner
Barmherzigkeit, dem wird aufgetan.“
Auf die Kraft dieser Worte hin wurde
Barbara wie umgewandelt und voll heiligen Friedens und
himmlischen Trostes.
Inhaltsverzeichnis Band 3
255 Erster Donnerstag im September 1898
„Niemand in der Welt kann dir den
Frieden geben, niemand kann ihn dir aber auch nehmen,
wenn Ich ihn dir gebe.“
Lied: Reine Engel ...
Barbara: „O
mein Jesus! O Du Bräutigam meiner
Seele! Wie soll ich Dich empfangen, o Du König der
Herrlichkeit, Du König der Glorie. Du kommst zu mir
armen Sünder. Mein Jesus! Habe ich Dich doch nichts als
beleidigt, nichts als Dich gekränkt durch die vielen
Zweifel und Ängsten, durch die vielen zahllosen
Beleidigungen, die ich Dir entgegenbrachte. O mein
Jesus! Wenn Du Dich in mir zurückziehst, bin ich nichts
als Armut und Elend, Torheit und Sünde. O wie muß ich
Dir danken! O helft mir doch, meinem Jesus Dank sagen.
Du allein genügst mir! O ich brauche niemand, o ich
brauche nichts, wenn ich Dich besitze, bin ich reich
genug. Sage mir doch, warum kommst Du heute, wo ich Dich
gar nicht vermutete? Gelobt sei Jesus Christus! Ich
danke Dir, o Herr!“
Jesus: „Meine
Kinder! Ihr wundert euch, daß Ich so unverhofft komme,
so unerwartet Mein Werkzeug benutze. Ich will euch heute
eine Freude machen. Seht, der Monat, an dessen Anfang
ihr steht, an dessen Eingang, ist Meinen heiligen Engeln
geweiht, und Ich komme, euch euren heiligen Schutzengel
zu bringen, ihn euch vorzustellen.“
Barbara: „O
mein Jesus! O Du Bräutigam meiner
Seele. Ich danke Dir für diese unendliche Güte. Ich
danke euch, ihr lieben, heiligen Engel, im Namen meiner
beiden Mitschwestern. O, diese herrlichen Kronen! Diese
sollen wir uns verdienen, diese sollen unser sein, ist
es möglich, meine lieben, heiligen Engel?“
Und der Schutzengel von Lieschen steht
neben ihr und reicht ihr eine unaussprechlich schöne
Krone. Der Engel ist wie durchsichtig, sein Kleid ist
wie Kristall und doch gedeckt, unaussprechlich glänzend.
Um die Lenden sind sie gegürtet, alle drei. Auch der von
Luise hält ihr die Krone hin, aber sie ist noch nicht so
herrlich, noch nicht so vollkommen.
Barbara: „Ich
danke dir, mein lieber, heiliger Engel!“
Eben hält er Barbara die Krone hin.
Jesus: „Die
mußt du aber erst noch verdienen. Du mußt sie noch
verzieren mit Edelsteinen und mit Perlen. Siehe, diese
Kronen, die aus feinstem Gold geschmolzen sind, da
fehlen noch viele Edelsteine, überall sind Lücken, wo
ein Edelstein muß eingefügt werden, und so kleine
Öffnungen, wo die Perlen fehlen.“
Barbara: „O
mein Jesus, Barmherzigkeit für mich! Mein lieber,
heiliger Schutzengel, ich grüße dich durch das süßeste
Herz Jesu Christi, und ich bitte dich, mache mich so
gleichgültig gegen alles Irdische, daß ich darüber
hinweggehe, als wenn ich in der Luft flöge. Nicht eher
will ich sterben, bis ich geläutert bin. O Herr, laß
mich doch so lange leben, bis mein Fuß nicht mehr
anstößt an all dem, was mir vorkommt, an all den Stöcken
und Steinen, über die ich hinwegschreiten muß. Besonders
bitte ich Dich, steh mir bei in meinem Familienleben.
Mach mich aufmerksam jeden Tag auf das, was wieder
vorkommt, damit ich mich vorsehe und wappne mit Geduld.
Wir sind bestimmt und berufen zum Leiden, Seelen zu
retten unserem lieben, himmlischen Bräutigam, anderen
ein gutes Beispiel zu geben, wie sie ihren Lebensweg
zurücklegen sollen. Darum brauchen wir viel Kraft und
Stärke. Ihr lieben, heiligen Schutzengel, ich grüße euch
durch das süßeste Herz Jesu Christi und bitte euch um
Kraft und Stärke, die ihr uns von Gott erflehen wollt.
Du aber, o lieber Jesus, o ich danke Dir für die
unaussprechliche Liebe und Güte, daß Du Dich würdigst,
unsere lieben, heiligen Engel uns zuzuführen.“
Dann sang Barbara das Lied: Engel Gottes
...
Jesus: „Meine
lieben Kinder! Seht, wie Ich Mich würdige, euch zu
trösten. In allen den Trübsalen, die über euch kommen,
will Ich euer Tröster sein, ganz allein euer Tröster!
Ihr müßt Mir aber auch eine solche Treue
entgegenbringen, daß Ich jederzeit zu euch kommen kann,
wenn es Mir beliebt. Treue verlange Ich von euch; ein
treues verlange Ich, ein edles Herz und sonst nichts
weiter. Gewissenhaftigkeit in allem, was Mich anbelangt.
Gewissenhaft müsst ihr Mir gegenüber sein. Ihr müßt euch
hüten, je etwas zu denken, zu reden oder zu tun, was
Mein liebendes Herz betrüben könnte. Alles andere geht
euch nichts an, ob jemand kommt und trinken will an der
Quelle, von welcher Süßigkeit ausströmt, oder nicht, ob
jemand sich trösten will oder nicht. Alles das muß euch
eins sein. Ich werde dafür sorgen, daß ihr Freude habt
und Frieden in Überfluß; Freude und Frieden! Meine
Kinder! Wundert euch nicht, daß so wenig Menschen
glauben, daß Ich ein so guter Gott bin. Sie kennen ja
die Liebe nicht, die Liebe eines Gottes, weil sie die
Liebe nicht kennen wollen, weil sie die Liebe nicht
aufsuchen wollen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ich war wirklich untröstlich in den letzten
Tagen. Ich hatte mich entschlossen, niemals mehr etwas
zu glauben, was über die Vernunft hinausgeht, was man
nicht mit Händen greifen kann. Denn wie es immer geht,
wenn nicht alles handgreiflich ist, hat man ja nichts zu
erwarten als Schmach und Schande und Unbilden von allen
Seiten. Kein Mensch ist da, der sich erbauen könnte und
erbauen möchte. Darum wollte ich ganz einfach den
gewöhnlichen Weg wieder gehen. Aber, mein Herr und mein
Gott, wie muß ich Dir danken! Du kommst, ohne daß ich es
ahnte. Siehe, ich habe Dich heute nicht erwartet, so
wenig wie jeder andere Mensch, der nichts um die Sache
weiß, und doch kommst Du. Mein Jesus! Ist es denn
möglich, daß Du so unendlich gut bist? Kannst Du denn
vergessen den Undank Deines Kindes?“
Jesus: „Ich
habe ihn vergessen, denn Ich weiß, wie kurzsichtig der
Verstand des Menschen ist. Mein Verstand ist aber nicht
zu ermessen und zu erschöpfen, er ist nicht zu
vergleichen mit deinem Verstand. Du weißt nicht mehr,
daß du dich Mir zum Opfer gebracht hast, daß du Mir
deine Einwilligung dafür gegeben hast. Ich aber weiß es
noch, und Ich werde tun, was Ich will; denn du bist
Mein, und Ich bin dein. Ich bin dein!“
Barbara:
„Mein Jesus! Ist es wahr, Du bist mein? O Du genügst mir
auch. Komme, wenn die ganze Welt mich verschmäht, wenn
sie mich für einen Narren hält. O komme an mein Herz!
Mein Jesus! Du hast mir vorhin in der Kirche gesagt, als
ich Dich fragte, warum Du meinen Beichtvater weggeholt
hast, weil er ja doch nicht so tiefgläubig war und sich
nicht um Dich gekümmert hat. Mein Jesus! Ist denn der
andere gläubiger, den Du mir heute vor acht Tagen
bestimmt? Wird er sich mehr um mich annehmen? Mein
Jesus! Ich bin so ruhig, als wäre gar nichts
vorgefallen. Ich weiß nicht, ist es ein gutes Zeichen
oder ein schlimmes?
Jesus: „Meine
Tochter! Niemand in der Welt kann dir den Frieden geben,
niemand kann ihn dir aber auch nehmen, wenn Ich ihn dir
gebe. Und der Beichtvater, der jetzt kommt, den Ich dir
angegeben, wenn er dich einmal kennt, durch und durch
kennt, wird er nicht so wankelmütig sein wie der, den
Ich von dir weggeführt habe, weil er ja doch Meinen
Plänen nicht zustimmte.“
Barbara:
„Mein Jesus! Wird es denn etwas nutzen der Sache, wenn
dieser besser zu mir ist und nicht so wankelmütig ist?“
Jesus: „Ich
will, daß du ein Gebetsleben führen kannst, mehr als die
gewöhnlichen Christen. Ich will dich oft in Meiner Nähe
sehen; denn je mehr die Menschen Mich hinausstoßen aus
ihrem Herzen, je weniger sie glauben an Mich und ihr
Vertrauen auf Mich setzen, desto mehr hängt Mein Herz an
Seelen, die Meinen Kummer teilen. Nun aber stehst du in
einer Familie, die sich gar zu sehr beeinflussen läßt
von dem Weltgeist, und darum wirst du gar viel davon
abgehalten. Wenn aber dein Beichtvater dazu steht und
sich deiner annimmt, dann sehen die, die Ich um dich
gestellt habe, doch mehr ein, daß Ich es bin, Der dich
in ihre Mitte gestellt und um deinetwillen und um deines
Gebetes willen soll der Segen überströmen über sie und
über die Familie und über alle, die sich daran
beteiligen.
Alle, auch deine Geschwister, sie sollen
den Segen empfangen, den Ich spenden werde durch dich
und durch dein Gebetsleben. Je mehr du nun dieses
Gebetsleben führst, desto mehr soll der Segen ausströmen
über alle, die mit dir in Verbindung stehen. Ihr aber,
laßt euch nicht in die Enge treiben, laßt euch nicht
irreleiten, wenn man euch haßt und verfolgt und alles
Unrecht euch nachredet. Freut euch und frohlockt, denn
groß ist euer Lohn. Wißt, daß, wer Mir nachfolgen will,
auch den Weg gehen muß, den Ich gewandelt bin. Wenn der
Schleier fällt, dann erst wird offenbar werden, was Ich
durch euch gewirkt habe und durch euch wirken wollte.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ich kann aber Lieschen nicht nachahmen,
soll ich denn auch fasten wie sie?“
Jesus: „Du
sollst ruhig über alles hinweggehen, was Widerwärtiges
dir vorkommt, nicht achten auf das Gerede der Menschen,
geradeaus gehen, schnurstracks auf Mich zu. Das Fasten
und alles das, es ist gut für die Seele, die anfängt Mir
zu dienen, aber die Seele, die Ich schon eine Weile
geführt, und deren Gebetsleben ohnedies schon die Kräfte
erschöpft, für diese ist es nicht gut, ihren Körper
allzusehr abzuhärmen. Und Ich sage dir nochmals,
Lieschen, wenn du Mir Freude machen willst und willst
dein Leben verlängern, um Mir zu dienen und Seelen zu
gewinnen, dann mußt du deine Kräfte erhalten. Es ist
nicht mehr notwendig, durch außergewöhnliche Dinge den
Menschen zu erhalten und Wunder zu wirken wie früher. Es
ist vielmehr notwendig, auf dem gewöhnlichen Weg ein
Tugendleben zu führen, auf ganz gewöhnlichem Wege ein
vollkommenes Christenleben zu führen. Dies will Ich
durch euch bewirken und bezwecken, und deshalb geruhe
Ich, soviel mit euch zu reden und zu verkehren.
Weil die Welt gottlos geworden ist, und
weil die Welt allseitig abgewichen ist vom rechten Weg,
und weil die Christen, die Meine Lieblinge sind, Mein
auserwähltes Volk sind, und Ich durch sie die Welt
retten will, darum will Ich eine Regel aufstellen, die
alle Menschen befolgen können. Ich will, daß die
Eheleute mit den Klosterleuten, mit jenen, die sich Mir
geweiht, daß die Laien mit den Priestern, und die
Jungfrauen mit den Verheirateten, jedes für sich leben
und stehen kann im Gebetsleben. Darum verlange Ich
nichts Außergewöhnliches, als nur, daß die Menschen ihr
Kreuz, das Ich ihnen auferlegt habe, jedes in seinem
Stand und Beruf, mit Geduld Mir nachtragen sollen, daß
sie sich losreißen sollen von irdischen Dingen,
losschälen von allem, was sie abwärts zieht, von allem
Leben und Treiben der Weltkinder, die Vergnügungssucht
meiden, der Vergnügungssucht ganz absterben unter jeder
Bedingung.
Wer sich anschließen will an den
Liebesbund, den Ich gründen will mit den treuen Kindern
Meines Herzens, mit den Christen dieser Zeit, der muß
die Vergnügungssucht meiden, der muß ein Gebetsleben
führen, auch wenn es nur Stoßseufzer sind. Jeder Christ,
mag er stehen, wo er will, als Dienstmädchen oder
Ehefrau, als Priester oder Bischof, oder Papst auf dem
Stuhle Petri, jeder kann ein solches Leben führen und
muß es auch führen. Und jeder, der sich anschließen
will, muß, weil er da viel Kraft und Gnade braucht, sich
oft einfinden am Tisch des Herrn, an Meinem heiligen
Tische. Ich Selbst will ihn leiten und führen an der
Hand, denn durch diese Armee, die Ich da bilden werde,
soll die Welt gerettet werden, soll Meine Kirche wieder
aufblühen und zum Sieg gelangen. Darum, wenn auch viele
sich euch entgegenstellen werden, wenn alle eure
Vorgesetzten euch mit Verachtung gegenüberstehen werden,
wenn niemand glaubt und glauben will, wenn man euch
sagt: ‚Der redet die Wahrheit, da gibt es kein Fehlen
und kein Abweichen von der Wahrheit‘, dann verhaltet
euch ruhig und klammert euch fest an Mich. Und doch ist
es die ewige Wahrheit, die da zu euch spricht. Und wenn
es manchmal euch vorkommt und den Anschein hat, als sei
die ewige Wahrheit nicht in euch, dann müßt ihr wissen,
daß dieses nur zu eurem Besten geschieht, um euch Leiden
zu verursachen. Denn ihr seid gar armselige Menschen und
müßt immer wieder abgestreift, geläutert und gesiebt
werden, und wie kann Ich euch anders läutern und sieben
als durch solche Dinge, die euch Verachtung und Spott
eintragen. Aber, daß es Mich freut, daß Ich glücklich
bin, zu euch zu kommen, Mich euch mitteilen zu können,
seht ihr am heutigen Abend wieder, am Vorabend, wo die
Christen Mein Herz verehren, Mein Herz, das alle Schätze
der Liebe und der Gnade in sich birgt, das Ich so gern
ausgießen möchte und niemand ist da, der sie empfangen
will.
Du aber, Meine Tochter (eine Verwandte
von Barbara), Ich habe dich an die Seite eines Mannes
gestellt, der Meinem Herzen gefällt, der Mir Freude
macht, dessen Ich Mich rühmen kann, du mußt dich mehr
ihm fügen, du mußt suchen, dich ihm gleichförmig zu
machen. Du hast bisweilen einen eigensinnigen Kopf. Du
mußt dir alle Mühe geben, diesen Eigensinn abzulegen,
recht einig und friedlich mit ihm leben, ihm Freude zu
machen suchen. Denn euer Ehestand soll vielen Eheleuten
zum Vorbild werden. Deswegen habe Ich euch gesegnet, ihr
werdet in Zukunft nie mehr darben an zeitlichen Gütern.
Dieses habe Ich euch dazu gegeben, weil ihr Mir dienen
sollt. Das verlange Ich aber auch von allen deinen
Geschwistern, sie sollen ihren Mitmenschen zum Vorbild
stehen, wo sie sind. Nur dann werden Meine Diener
überzeugt werden, daß es gut ist, sich in den Liebesbund
einzureihen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Wie bin ich doch so beglückt, gerade heute
an dem Tag, wo Du mir meinen Beichtvater weggenommen
hast. Ich danke Dir, segne um so mehr N. Segne ihn, daß
er noch überführt wird, er ist nicht allein schuld. O
segne alle die Priester in der Stadt, daß sie doch
feststehen im Kampfe, und alle die Priester in der
heiligen katholischen Kirche. Besonders bitte ich Dich
für diejenigen, die so wankelmütig sind. Mein Jesus,
Barmherzigkeit!“
Inhaltsverzeichnis Band 3
256 Erster Freitag im September 1898
„Denn jeder Mensch hat einen furchtbaren
Kampf zu bestehen, weil zwei Geister streiten um seine
Seele, um seine Seligkeit.“
Lied: Dem Herzen Jesu singe ...
Barbara:
„Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste
Sakrament des Altars, von nun an bis in Ewigkeit! O mein
Jesus! Ich danke Dir für die unendliche Liebe und Güte,
daß Du Dich herabläßt zu mir armen Sünderin. Ich bereue
all meinen Undank, meine Treulosigkeiten, die ich in
meinem ganzen Leben, besonders an diesen Tag begangen. O
verzeihe mir! Wann werde ich einmal anfangen, Dich
wahrlich zu lieben, wie Du es verlangst und verdienst. O
mein Jesus, Bräutigam meiner Seele!“
Jesus: „Meine
Kinder! Es freut Mich und Ich sehne Mich, zu euch zu
kommen. Warum auch nicht? Sehnt sich nicht der Vater,
seine Kinder wieder einmal zu sehen, besonders, wenn sie
lange abwesend waren? Sehnt sich nicht die Mutter nach
dem Kind, besonders wenn sie weiß, daß ihr Kind leidet,
daß es kein Herz hat so wie ihr eigenes, wie ihr
Mutterherz. Da sehnt sie sich, dem Kind zu ersetzen, was
ihm von der Außenwelt abgeht. Bin Ich nicht der treueste
Vater, bin Ich nicht die zärtlichste Mutter, bin Ich
nicht der liebenswürdigste Bräutigam? Und lange war Ich
abwesend; schon drei Wochen habe Ich Mich nicht in eurer
Mitte sehen lassen.
Aber mehr noch als ihr euch nach Mir
sehnt, sehne Ich Mich nach euch. Glaubt es doch, daß Ich
Mich sehne, in eure Mitte zu kommen. Habe Ich ja doch
das Allerheiligste Sakrament des Altars eingesetzt, um
Meine Kinder nicht verlassen zu müssen, da Ich sie ja zu
Meinen Brüdern und Schwestern erhob, indem Ich Fleisch
von ihrem Fleisch annahm, und darum Ich Mich nicht mehr
von ihnen trennen konnte. Solange Mein Fleisch und Blut
lebt in dieser Schöpfung, so lange will auch Ich in ihr
leben, Ich, Der Ich dieses Fleisch und Blut geschaffen
habe. Wenn Ich Mich nun unter euch aufhalte, verborgen
im stillen Tabernakel, und unerkannt von den meisten
Menschen, so glaubt Mir doch, daß Ich Mich sehne, daß
die Menschenherzen sich mit Mir vereinigen und Ich ihre
Not und ihr Elend mit ihnen teilen kann, indem Ich
tröstend und helfend ihnen zur Seite stehen will,
weswegen Ich sie ja einlade, zu Mir zu kommen, um sie in
Mich aufzunehmen. Um wieviel mehr sehne Ich Mich, Meine
lieben Kinder, zu euch zu kommen, da Ich hier gerade so
herabsteige wie auf den Altar, auf das Wort des
Priesters, im stillen Tabernakel auf geheimnisvolle
Weise, die der Mensch freilich nicht versteht und auch
nicht begreifen kann. Und doch ist es so. Bin Ich ja der
Schöpfer aller Dinge und kann tun, was Ich will, darf
Ich ja nur wollen, und es geschieht.
Wenn Ich Mir nun ein Geschöpf erwähle
und dieses benutzen will, wie einen hölzernen
Tabernakel, wo Ich wohne, in dem Ich Mich aufhalte, weil
es Tag für Tag mit Mir verkehrt in der heiligen
Kommunion, und Ich so alle ihre täglichen Fehler wieder
auslösche, wie Ich es tue nach jedem guten Werk, sollte
es Mir nicht erlaubt sein, mit ihm zu verkehren, wie Ich
will. Sollte Ich dieses Geschöpf nicht benutzen dürfen,
um Mich durch dieses Geschöpf euch verständlich zu
machen; durch dieses Geschöpf zu euch zu reden?
Seht, Meine lieben Kinder, die Liebe ist
es, die dieses Werkzeug sich erwählte, nicht für sich,
sondern der Liebe zu Meinen Kindern halber. Denn zu
allen Meinen Kindern will Ich reden die Sprache der
Liebe, zu allen, die guten Willens sind, die an Mich
glauben, auf Mich hoffen und Mich zu lieben verlangen.
Und weil Ich weiß, daß es doch viele sind, die begierig
Meine Worte einschlürfen, wenn sie auch noch so sehr im
alltäglichen Geschehen abgezogen werden, freuen sie sich
doch immer wieder, ein liebes Wörtchen von Mir zu hören.
Deswegen glaubt es Mir, daß Mir die Zeit, bis Ich wieder
zu euch kommen kann, länger wird wie euch selbst; denn
ihr kennt die Liebe nicht, die Liebe eines Gottes, die
Liebe, die da drängt, sich mitzuteilen, die Liebe, die
nicht allein sein kann, die alles mit sich fortreißen
kann, was ihr im Wege steht, weil sie alles mit sich
fortreißen will.
Denn die Liebe ist glücklich. Der
Mensch, der liebt, ist glücklich, auch wenn er alles
entbehren müßte. Die Liebe ist aber dann erst glücklich,
wenn sie in ihrem Ursprung ist, von dem sie ausgegangen
ist. Die Liebe, sie ist ausgegangen von Mir, und Ich bin
ihr Ursprung, und sie ruht und rastet nicht, bis sie
wieder zu ihrem Ursprung zurückgekehrt ist, zu ihrem
Schöpfer. Seht, Meine Kinder, es muß euch nicht
verdrießen, daß ihr so vieles leiden müßt, daß Ich euch
schlage mit Trübsal jeglicher Art: Trübsal von innen und
von außen, Trübsal von der Welt, von den Menschenkindern
dieser Welt, Trübsal vom Feind, von eurem Widersacher,
Trübsal endlich von euch selbst, denn jeder Mensch hat
einen furchtbaren Kampf zu bestehen, weil zwei Geister
streiten um seine Seele, um seine Seligkeit; denn
glücklich sollst du werden, Mein Kind, ewig, ewig
glücklich, und diese Spanne Zeit, die du lebst, ist dir
nur gegeben, um deine Seligkeit zu erhöhen und zu
vermehren.
Darum harre aus, Mein Kind, benütze gut
die Spanne Zeit und wisse, daß du nur im Leiden für gut
befunden wirst, nur im Kampf. Wer gesetzmäßig gekämpft
hat, nur der wird den Siegespreis erlangen. Und ihr
alle, die ihr teilnehmen sollt an Meiner Glückseligkeit,
ihr alle sollt den Kampf bestehen und gut bestehen.
Deswegen komme Ich zu euch, Meine Kinder, deswegen rede
Ich eine Sprache, die man nicht verstehen will, die man
für einfältig und töricht hält, weil es die Sprache der
Kleinen ist, der von der Welt Zurückgesetzten; weil es
die Sprache der Verachteten und Verstoßenen ist, der
Kinder Meines Herzens. Es ist die Sprache des leidenden
und sterbenden Gottmenschen, Der ja Selbst verachtet und
zurückgesetzt und verstoßen sein wollte, welcher der
Letzte sein wollte unter Seinen Brüdern, weil Er die
Kleinen retten wollte.
Wenn Ich nun eine Zeitlang Mich
zurückziehe, hat das immer seine wichtige Bedeutung,
denn viel leichter ist es für euch, je öfter Ich zu euch
komme. Die Kinder, die um den Vater geschart sind, haben
keine Not, solange der Vater für sie sorgt. Wenn sie
sich aber selbst überlassen sind, angewiesen sind auf
ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, dann darben
sie manchmal, besonders aber, wenn sie etwas ungeschickt
sind. So geht es euch. Solange Ich bei euch bin, da habt
ihr keine Not, da spende Ich euch immer das Lebensbrot,
daß ihr übersatt seid. Wenn Ich Mich zurückziehe, geht
das Brot aus und ihr müßt hungern und darben. Aber auch
das ist ein Kunstgriff Meines Herzens, damit ihr auch
verdienen lernt, damit ihr auch seht, wie sauer Mir das
Brot zu verdienen kam.
Denn dreiunddreißig Jahre mußte Ich euer
Brot verdienen, das Brot, woran alle Menschen essen,
solange die Welt besteht, das Gnadenbrot. Ich bin nun
eingegangen in Meine Herrlichkeit, und das Gnadenbrot
wird ausgeteilt. Aber es soll immer und immer wieder
vermehrt werden, der Schatz der katholischen Kirche, den
Ich in ihr niedergelegt durch Meine Verdienste und die
Meiner heiligen Mutter. Und dieser Schatz wird immer und
immer vermehrt durch neuen Zuwachs an Verdiensten, den
Meine Kinder Mir verdienen müssen, Meine leidenden
Kinder auf Erden. Und diese seid ihr, ihr treuen Glieder
Meiner katholischen Kirche, ihr allein könnt das
Gnadenbrot verdienen und vermehren helfen. Je mehr die
Welt hungert und ausgedorrt ist im Gnadenleben,
abgestorben ist, desto mehr Glieder brauche Ich, die
sich einsetzen für die anderen, die sich einsetzen und
arbeiten und verdienen für andere, die nicht verdienen.
Der Vater, der zwölf Kinder hat, hat mehr Sorgen als der
Vater, der nur eines hat, und je mehr Kinder draußen
herumirren, außerhalb dem Vaterhaus und im Nichtstun
sich herumbalgen und dennoch leben und essen und
eingehen wollen ins Vaterhaus, desto mehr müssen die
anderen Kinder und der Vater zusammenwirken, um das Brot
zu verdienen für diese nichtsnutzigen und entarteten
Kinder.
Deswegen nicht müde werden, ihr Meine
liebsten Kinder, ihr alle, die Ich euch erwählte, um an
Meinem Tisch zu sitzen und auszuteilen das Brot des
Lebens, das sind die Worte, die da heraussprudeln aus
der Quelle des ewigen Lebens, die da fließt über die
ganze Welt, über die ganze sichtbare Schöpfung im
Allerheiligsten Altarsakrament; denn Ich bin es, die
Quelle des ewigen Lebens, die da niedergelegt ist dort
im stillen Tabernakel. Dort sprudelt sie; denn hier ist
dieselbe Quelle wie dort im stillen Tabernakel, nämlich
Mein lebendiges Wort.
Hinaustragen sollt ihr Meine Worte, die
da ausströmen aus Meinem Mund, unter Meine Kinder. Ihr
sollt verkündigen, wie Ich jedem seinen Stand
angewiesen, und mit diesem Stand ihm auch sein Kreuz auf
seine Schultern gelegt. Und daß er dieses Kreuz Mir
nachtragen möge; wenn er es mit Mir trägt, wie Ich es
ihm erleichtere und ihm die Krone verdienen helfe, die
seiner wartet in der Ewigkeit.
Große Gefahr steht Meinem Volke bevor,
und je näher die Gefahr heranrückt, desto leichtsinniger
wird Mein Volk. Satans Reich ist ausgebreitet in Meiner
Schöpfung, denn es ist die Zeit gekommen, wo Meine
Kinder gesiebt werden sollen, weil die Völker Mich nicht
mehr anerkennen als ihren Gott, weil man Meine Kirche
geknetet und sie unterdrückt wird von allen Seiten –
aber nur deswegen, weil Ich es will, weil so die Herzen
und Gedanken vieler offenbar werden sollen. Denn viele
Glieder Meiner Kirche sind faul geworden, darum überließ
Ich es Satan, seine Gewalt und seine Bosheiten auszuüben
in Meiner Schöpfung.“
Barbara:
„Mein Jesus! Es gibt doch auch viele Gute noch. O
verschone, o Herr, verschone Dein Volk; gedenke, daß Du
uns nicht verwerfen kannst, ohne daß der Wert Deines
heiligen Blutes an uns verlorengehe. Gern will ich die
Schmach ertragen und mit mir alle, die sich an uns
anschließen. Lieber ist es uns doch, Schmach und
Verachtung zu ertragen, als so gezüchtigt werden, wie Du
es vorhast durch Krieg, Hungersnot und Krankheiten aller
Art. O dann werden auch wir ja alle gestraft, mitsamt
den Gottlosen und den abtrünnigen Menschen. Verschone, o
Herr, verschone bitte Dein Volk!“
Jesus: „Ja,
es ist so, Meine Kinder! Damit könnt ihr auch am meisten
verdienen, daß ihr die Schmachreden alle mit Geduld
hinnehmt, die auf euch geschüttet werden. Denn fürchten
tun sich alle vor dem Strafgericht. Das weiß doch jeder,
der da lebt unter der Sonne, daß es eine Zeit gibt, wo
Ich Mein Recht wieder zurückverlange, und wenn er auch
tut, als sei er der Ungläubigste von der Welt, wenn er
auch sagt, es gibt keinen Gott: im Herzen denkt er ganz
anders und zittert vor diesem Gott.
Auch die Bessergesinnten, die Mir noch
dienen, fürchten diese Strafgerichte, und wenn Ich sie
ihnen androhe, dann glauben sie auch eine Zeitlang. Wenn
sie aber nicht plötzlich hereinbrechen, dann fängt man
an zu spötteln und zu witzeln über diejenigen, durch die
Ich Meine Strafgerichte vorher verkündigen ließ. Gottes
Mühlen mahlen jedoch langsam, aber sicher! Wenn Ich
bisher Mein Volk strafen wollte, zögerte Ich immer
lange, lange damit. Wenn Ich aber strafte, dann strafte
Ich furchtbar. Wie weh tut es dem Vater, wenn er sein
ausgeartetes Kind strafen muß. Auch wenn er noch so
zornig ist, tut es ihm so weh, als müßte er sich selber
die Rute schwingen. Und Ich, der beste Vater, Ich sollte
nicht zögern? Wehe aber, wenn Ich schlage!“
Barbara: „O
mein Gott! Sieh, es gibt doch
auch so viele gute Gläubigen. Siehe, wie die katholische
Kirche alles aufbietet, um ihre Kinder zurückzuführen.
Sieh doch, welche Geduld die Priester üben mit den
Christen dieser Zeit. Es gibt doch so viele verborgenen
Seelen, Du hast es selber schon gesagt. Erbarme Dich der
Welt, verschone Dein Volk um dieser Christen willen!“
Jesus: „Es
ist wahr, es gibt viele in diesem Jahrhundert, große
Heilige. Aber diejenigen, die nach Heiligkeit streben
wollen, müssen diese Heiligkeit auch verdienen. Nicht
nur, daß Ich ihnen Meine Gnade dazu gebe, ihrerseits
müssen sie auch treu mitwirken, wie immer. Aber ganz
besonders in diesem Jahrhundert, welches das abgängige
Jahrhundert ist, wo das Christentum abgegangen ist wie
noch in keinem Jahrhundert, seitdem Ich die Erde
bewohne. Da müssen diejenigen, die nach Heiligkeit
streben, sauer ihre Tugenden erproben. Sie werden
geprüft und geschmolzen in dem Schmelzofen der Trübsale.
Wenn sie auch nicht auf die Folterbank oder auf dem
Schafott sterben müssen, eine beständige Folterbank
bereite Ich ihnen durch ihre Mitmenschen. Denn je
abgängiger die Christen, je lauer die Christen sind,
desto boshafter sind sie über andere, die es nicht mit
ihnen halten.
Darum freut euch, daß ihr zu denjenigen
gezählt seid, die dieses Martyrium zu bestehen haben.
Und sagt es allen Meinen lieben Kindern, allen, die die
Schriften lesen, die hören von Meinen Worten, daß sie,
falls sie sich nicht schämen wollen, offen und frei
ihren Glauben zu bekennen, offen und frei vor ihren
Mitmenschen sich unter Meine Fahne zu flüchten, Ich sie
zu den liebsten Kindern Meines Herzens zähle, zu
denjenigen, die nach Heiligkeit streben und dereinstens
eine Krone, eine herrliche Krone sich erwerben sollen,
die sie vor ihren Himmelsbürgern, vor ihren Mitbrüdern
durch die ganze Ewigkeit auszeichnen wird. Wenn Ich, da
Ich doch versprochen habe, wer Meine Gebote hat und sie
hält, der ist es, der Mich liebt, schon großen Lohn
versprochen, wie erst dann, wenn einer Meine Gebote hat
und sie hält und obendrein auch noch für Mich leidet und
duldet; dessen Krone wird um vieles schöner, dieser
trägt eine eigene Krone.
Grüßet Mir alle eure lieben Geschwister,
besonders euer liebes Schwesterchen in A., die ganz
aufgeht in Meiner Liebe. Freuet euch, ihr Geschwister
dieser Familie, denn ihr habt in ihr eine Blume, die die
ganze Ewigkeit hindurch eurem Auge wohltun wird. Sie ist
eine Blume im Garten Gottes, eine reine Himmelsblume,
die Mein Herz erfreut, wenn Ich sie ansehe. Sie ist
demütig, sanftmütig, geduldig, liebreich gegen
jedermann, sie liebt Mich über alles und ihren Nächsten
wie sich selbst. Dasselbe kann Ich auch sagen von deinen
Geschwistern, Meine gute N. Sie alle suchen Mich und nur
Mich allein, und sind Blumen im Garten der Kirche, die
dereinst verpflanzt werden in Meinen Garten, in Meinen
Himmelsgarten. Könnte Ich doch alle Menschen
herbeiführen. Könnte Ich ihnen zeigen, wie gut Ich bin!
Könnte Ich sie in Meine Arme schließen. Denn niemand
kann Ich auf dieser Welt das Kreuz ersparen, das Ich ja
Selber tragen wollte dreiunddreißig Jahre, weil Ich ja
den Menschen bestimmt habe, mit Mir die Krone zu tragen,
die Krone der ewigen Herrlichkeit. Wie gut ist es darum,
wenn der Mensch hört und weiß, wie Ich ihn liebe, daß
Ich gekommen bin, um ihn zu retten und selig zu machen,
daß Ich unter ihnen weile, daß Ich seine Trübsal sehe
und Ich ihm doch seine Leiden versüßen möchte.“
Barbara:
„Mein Jesus! Würde es Dir nicht Freude machen, wenn man
die drei Gebetchen verbreitet, welche Du die heilige
Gertrud gelehrt, zur Ersetzung aller Versäumnisse und
die Aufopferung von der lieben Mutter Gottes?“
Jesus: „Tue
es so und sage Meiner Dienerin N. Meinen Dank für ihre
freigebige Liebe. Denn alle die Menschen, die sich
erbauen an diesem Gebet, deren Werke und Fehler will Ich
ersetzen, indem sie Mir diese Aufopferungen machen, da
Ich ja doch ohnedies warte, ob der Mensch nicht zu Mir
komme und Mir seine Armseligkeiten vorstelle, weil Ich
Mich so sehr sehne, ihm alles zu ersetzen, all dies will
Ich dir zugute rechnen. O wie sehr sehnt sich Mein Herz,
ihm alles zu ersetzen. Seht doch Mein liebes Gottesherz!
Wenn du zur Ruhe gehst und bist sehr
müde und fühlst dich recht schwach und du weißt, daß du
dich recht verfehlt hast und getraust dich nicht, die
Augen zu erheben vor lauter Armseligkeit und Fehler, die
du begangen, und du zu Mir kommst und sagst: ‚Siehe,
mein Jesus, welch armseliges Werkzeug ich bin, nichts
als Gebrechen habe ich zu bringen, nichts als Fehler und
Unvollkommenheiten, ersetze Du mir, was ich elender
Sünder nicht vermag‘, wie bin Ich so bereit, wenn
du nur kommst und sagen magst, daß Ich ersetzen soll,
wie bin Ich so begierig, dieses Wörtchen zu hören und zu
sagen zu Meinem himmlischen Vater: ‚Vater, Ich will
ersetzen, was ihm mangelt, gewähre ihm die vollen
Verdienste, den vollen Genuß, wie er begehrt, und die
Ich ihm schenken will; Ich schenke ihm alle Meine
Verdienste.‘
Dann gehst du wieder frei von Fehlern
den anderen Tag an deine Arbeit und an dein Tagewerk,
und wenn du es so machst jeden Tag, und Ich dann komme
und dich abrufe vor Mein Gericht, siehe, wie kannst du
dann, wenn Ich neben dir stehe und du dich an Mich
wendest zum letzten Mal und Mir sagst: ‚Mein Jesus! Ich
war ein armer Mensch, aber jeden Abend habe ich Dir die
Bitte vorgetragen, mir alles zu ersetzen‘, und Ich dich
nun zum letzten Mal Meinem himmlischen Vater vorstellen
und sagen werde: ‚Siehe, Vater, Meine Verdienste sind
seine Verdienste, o nimm ihn zu Dir in Deine
Herrlichkeit‘. Sieh, Mein Freund, mit welchem Trost und
Zuversicht kannst du dann aus dieser Welt hinausgehen,
scheiden und vor dem Gericht bestehen. Ich sage dir
dieses, Mein Freund, damit du dich erinnerst, wenn der
Kampf schwer ist, wenn der Schweiß dir ausgepreßt wird
von der Last und Hitze des Tages. Siehe, Ich stehe neben
dir und will dir alles ersetzen, was du nicht kannst.
Glaube Mir nur, und du bist gerettet. Fürchte nur
insofern Meine Gerichte, wenn du nicht willst, wenn du
nicht glauben magst, dann fürchte Meine Gerichte. Wenn
du aber glaubst und tust, wie Ich dir sage, dann hast du
nichts zu fürchten, denn alles, alles will Ich dir
ersetzen.“
Barbara: „O
ihr lieben Heiligen Gottes, o ihr alle unsere lieben,
heiligen Schutzengel, helft mir doch Dank sagen. Ihr
Schutzengel all derer, welche die Schriften lesen, o
saget Dank; denn sie nehmen teil an der Glückseligkeit,
die aus den Worten sprudelt. O kommt mit mir! O
Himmelskönigin, Dein Lob wollen wir verkünden! Ich sehe
das ganze Zimmer voll von himmlischen Geistern; sie alle
wollen sich mit uns vereinigen und Lob singen dem Herrn.
Heilige Barbara, ihr heiligen Katharina, Agnes,
Elisabeth, Franziskus, Antonius; heiliger Johannes, ihr
meine erwählten Patrone, ich danke euch für euren
Besuch. O singet mit uns Lob der hohen Himmelskönigin!
Hochpreiset meine Seele ... O gib doch, o liebe Mutter,
daß jene nicht so flucht.“
Maria: „Ihr
müßt es mit ihr bereden, solchen Menschen, die Satan in
Besitz genommen.“
Barbara: „O
schenke uns doch einige Arme Seelen, besonders N. und
N.“
Maria: „Für
jetzt noch nicht, aber wenn einmal die Gebete verbreitet
sind, die sie durch ihre Mittel will drucken lassen,
dann kommt das Gebet ihr zugute, und ich will ihr
zuwenden das Gebet dieser Christen; denn weil ja jede
Aufopferung für die Abgestorbenen mitgebetet wird, will
Ich dieses den Seelen zuwenden um des Verdienstes
willen, das ihre Tochter verdient durch ihre treue
Hingabe an Meinen Sohn. Vielleicht auf Weihnachten. Ich
will Mich für sie verwenden.“
Nachtrag: Am Fest Mariä Geburt 1898 war
Barbara am Gnadenort der lieben Muttergottes zu N.
Während des Hochamtes sah sie, wie die liebe Mutter
Gottes in großer Majestät, angetan mit einem unsagbar
herrlichen, blumenreichen Mantel, unter den Gläubigen
herumging und deren Gebete entgegennahm, und dann vor
den Thron Gottes brachte. Als die liebe Mutter Gottes am
Altar bei den Priestern stand, ragte Sie mit ihrer
Schulter über die der Priester hinaus in
unaussprechlicher Majestät. Eine bekannte Arme Seele
stellte sich mit sehr wehmütigem, trübem Blick in die
Nähe des Altars, und zwar zwischen seine Frau, die
ebenfalls anwesend war, und seine Tochter, die dem
Körper nach jedoch nicht da war, sondern nur mit dem
Seelenauge. Nach der heiligen Wandlung goß die liebe
Mutter Gottes das kostbare Blut über diese Seele. Es
wurde Barbara bedeutet, daß der trübe Blick bedeute, daß
besagte Seele im Leben sich dem Licht des Glaubens
verschlossen hatte.
Dann zeigte die liebe Mutter Gottes
Barbara die Gestalt der Kirche Gottes auf Erden, wie sie
in jetziger Zeit aussehe. Sie führte Barbara zuerst in
das Innere, das alles von weißem Marmor und Gold
glänzte. Das Gold bedeute die Liebe der Priester und der
jungfräulichen Seelen, die trotz aller Feinde der Kirche
mit so großer Liebe und Anhänglichkeit an ihr hängen und
sie zu stützen trachten.
Der weiße Marmor bedeute die
Unverfälschtheit der Lehre Christi, die die Priester mit
allem Fleiß zu wahren trachten, und die Reinheit der
Sitten und ihres Wandels, sowie der jungfräulichen
Seelen in der Welt. Nun führte die liebe Mutter Gottes
Barbara nach außen. Dort sah es anders aus. Die ganze
Mauer war fast abgebröckelt und nur mehr eine ganz dünne
Scheidewand stand aufrecht. Jedoch waren unzählig viele
damit beschäftigt, von unten herauf eine feste Mauer an
die ganz dünne, zerbröckelte Scheidewand anzubauen,
während viele andere den Mörtel emsig anrührten und
wieder andere Handlangerdienste verrichteten.
Die ausgefallenen Steine bedeuten die
von der Kirche abgefallene Männerwelt. Diejenigen,
welche die Steine mit dem Mörtel wieder einfügten, sind
die Priester. Es war bereits wieder eine meterhohe dicke
Mauer aufgerichtet, und emsig arbeiteten sie weiter. Die
Handlanger sind diejenigen, so wurde mir bedeutet,
welche die Missionen in der Welt unterstützen, die
Familien und treuen Seelen, die ihre Kinder oder Geld
dazu hergeben. Die vielen Seelen, die im Kalk oder
Mörtel rühren, sind die treuen Seelen der Kirche, die
durch ihr Leiden und Opfer die Kirche stützen. Es komme
wieder die Zeit, wo die ganze Mauer wieder aufgerichtet
sei, wo die Kirche in großem Triumph stehe und der Glanz
auch nach außen hin sich entfalte. Die Zeit ist nicht
mehr fern.
Bei dem Requiem des Laienbruders, der
plötzlich auf der Reise starb, sah Barbara denselben
dasitzend und den Kopf in seine Hand stützend, gleichsam
als ob er schläfrig wäre. Bei der heiligen Wandlung
stand er auf und stellte sich unter den Priester am
Altare. Bald darauf kam die liebe Mutter Gottes und
führte ihn mit sich fort. Barbara wurde mitgeteilt, daß
es ein sehr frommer Bruder gewesen sei, der alles
getreulich besorgte, nur sei er etwas schläfrig im Gebet
gewesen. Barbara fragte ihren heiligen Schutzengel, was
sie ihm tun könne für all seine lieben Dienste. Dieser
sagte: „Frage nur deinen lieben Bräutigam in der
heiligen Kommunion.“ Barbara jedoch vergaß es sonntags.
Am Montag bei der heiligen Kommunion stellte sich ihr
Schutzengel an die Seite und sagte: „Jetzt vergiß auch
nicht, was ich dir gestern gesagt habe, deinen lieben
Heiland zu fragen.“ Das tat sie denn auch und der liebe
Heiland sagte:
Jesus: „Dann
machst du ihm die größte Freude, wenn du deine Zweifel
und Ängste wegläßt, denn die kommen vom Widersacher.
Fasse dir dies jetzt recht in den Sinn.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
257 Fest Kreuzerhöhung 1898
„Meine Kirche wird nicht gelobt werden.
Sie wird hineingestellt in die Welt nackt und bloß, auf
sich allein angewiesen, auf Meine Macht. Ans nackte
Kreuzesholz wird man sie schlagen.“
Lied: Der am Kreuz ... O du hochheiliges
Kreuz, daran mein Herr gehangen, ganz kläglich
ausgespannt. O heiliges Kreuz, sei uns gegrüßt, das
unsere einzige Hoffnung ist, sei allen Trost und Rettung
hier, vermehre den Frommen Gottes Gnad, tilge Sündern
ihre Missetat. So betete Barbara dreimal in erhöhtem
Ton. Mein Jesus! Ich danke Dir! Ganz besonders muß ich
Dir heute danken für Deine unaussprechliche Liebe. Wie
bist Du doch so gut. Nichts in der Welt ist, was mich
trösten kann. Niemand ist aber auch, der mich zu trösten
sucht.
Darum kommst Du, und darum ist mein Dank
so groß, daß ich bereit bin, alle Tage dieses Leiden zu
erdulden. Weil niemand sich darum kümmert, bist Du um so
überzeugender, um so sicherer überführst Du mich. O
liebe, heilige Patrone, liebe, heilige Barbara,
Katharina, Elisabeth. Und Du, o Himmelskönigin, heiliger
Josef, mein Führer, und ihr alle, die ihr mir beisteht,
mit denen ich schon das Glück hatte zu verkehren, o
helft mir doch Dank sagen für die unaussprechliche
Gnade, daß der Herr sich herabläßt. O verzeihe mir meine
Sünden, laß mich die Gnade und Barmherzigkeit bei Dir
finden. Helft mir doch, meine Sünden bereuen, um
Verzeihung zu bitten und Dank zu sagen. Ich bitte Dich
aber auch, sei allen denen gnädig und barmherzig, mit
denen Du auf ganz besondere Weise verkehren willst.
Siehe, die Welt ist so gottlos, daß
niemand mehr daran glaubt, daß Du auf besondere Weise in
einigen wirkst. Ja, die besten Kinder glauben nicht
mehr. Alles, was sie sehen und hören, legen sie auf die
schlimmste Weise aus. O verzeihe die Fehler aller
derjenigen, mit denen Du auf solche Weise verkehren
willst, weil dieses doch die Ursache ist, daß die
anderen nicht glauben wollen. Gib allen denjenigen, mit
denen Du verkehrst, den Trost, daß Du sie hinüberführst,
weil sie ganz besondere Leiden von ihren Mitmenschen zu
erdulden haben. Mein Jesus, Barmherzigkeit! Gelobt sei
Jesus Christus!“
Jesus: „Meine
Kinder! Freuet euch! Obwohl heute die Kirche ein
Kreuzfest begeht, sie feiert das Fest Kreuzerhöhung, wo
Meine Kirche gesiegt über alle ihre Feinde, wo ihre
Kinder jetzt herbeigeführt werden und ihr Blick
aufwärtsgezogen wird, wo Meine Kirche ihre Kinder
hinweist, ihre Blicke auf das Kreuz zu richten. Darum
sage Ich nochmals, freuet euch, ihr habt alle Ursache
dazu.
Seht, je höher die Wogen gehen und je
beklommener die Brust der einzelnen Glieder der
katholischen Kirche wird, desto mehr sollen sich eure
Herzen erweitern und in freudigem Jubel Mir Danksagung
entgegenbringen, denn diese Beklommenheit der
Christenherzen ist der Anfang zum Sieg, zu einer
Entlastung, daß diese Herzen bald wieder freudiger
aufatmen und die Beklommenheiten entfernt werden sollen.
Habe Ich dir nicht voriges Jahr gesagt, daß
haarsträubende Dinge sich ereignen werden? Habt ihr je
gelesen in der Weltgeschichte, daß man das
Frauengeschlecht zu erdolchen suchte, um seine Pläne
durchführen zu können?
Dieses ist das Zeichen, daß der Anfang
des großen Elends da ist, das Ich dir im Frühjahr, bei
Beginn des Sommers, angedeutet. Meine Diener, die sich
dir so ungläubig entgegenstellen, werden bald anfangen
zu glauben, daß Ich es bin, der mit dir redet. Verhaltet
euch nur ganz ruhig. Laßt sie nur machen. Ich, der Ich
die Macht habe, Mir ein Geschöpf zu erwählen und durch
dieses Geschöpf zu Meinen Geschöpfen zu reden, habe auch
die Macht, alle zur Überzeugung zu bringen, daß Ich es
bin, von dem das Wohl und Weh der Völker ausgeht. Das
Wohl der Völker habe Ich jederzeit im Auge, auch wenn
Ich zuschlage, wenn Ich züchtige. Aber wenn das Volk
gottlos geworden ist, dann muß Ich Meine Zuchtrute
schwingen, um die Völker wieder zu Mir zurückzuführen.
Wenn auch immer und zu allen Zeiten die
Guten mit gestraft werden, um so die Sünden der
Gottlosen zu büßen und um die Gottlosen – weil sie Mich
hassen und verachten – durch die Verdienste der Guten
wieder für Mich gewinnen zu können, so tut es Mir doch
von Herzen leid, daß Ich die Unschuldigen strafen soll.
Denn die Gottlosen werden sagen: ‚Wo ist denn euer Gott?
Wenn es ein Gott gibt, an den ihr glaubt, dann kann Er
dieses nicht dulden, nicht zulassen. Seht jetzt, daß wir
recht hatten, daß es keinen Gott gibt, und wie gut wir
taten, daß wir nach unseren Gelüsten lebten. Ihr
Dummköpfe, die ihr in Fasten, Wachen und Beten und
Abtötung eure Tage verbrachtet, wie übel seid ihr jetzt
daran!‘
Seht, Meine lieben Kinder, die Mir so
treu gedient im Leben, um dieses zu verhüten, um nun die
Unschuldigen zu trösten und die Guten
aufrechtzuerhalten, damit sie nicht wankend werden, will
Ich Mein Volk aufmerksam machen durch die Worte, die Ich
in einer Seele spreche. Sie sind nur für die Guten
gesprochen, für die treuen Kinder Meines Herzens, um sie
in der Trübsal zu trösten, um sie aufrechtzuerhalten,
wenn Ich die Zuchtrute schwinge. Glücklich darum
diejenigen Seelen, die da glauben, daß Ich die Macht
habe zu tun, was Ich will, die da nicht mit neidischen
Blicken auf ihren Mitbruder oder ihre Mitschwester
herabsehen, weil sie wähnen, sie wären doch die besseren
Seelen, mit denen Ich verkehren könne, und weil sie dann
sich brüsten, die andere Seele sei doch gar nicht
geeignet und stehe nicht an dem rechten Platz, wo man
glauben könne, daß Ich mit einer solchen Seele zu
verkehren wage.
Glücklich, sage Ich, die Seele, die
glaubt ohne Hinterhäkchen, ohne Zweifel und ohne zu
kritisieren. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wo sie
hineingeschwemmt ist in die Trübsal, in den Strom der
Trübsale, wo die Wellen über ihrem Haupt
zusammenschlagen, dann weiß sie, daß Ich es bin, Der sie
retten wird, und dieser Trost wird sie vor dem Untergang
bewahren. Sie wird wie die drei Jünglinge im Feuerofen
bewahrt bleiben vor den Flammen, die um sie züngeln; sie
wird wie Jonas sein, der drei Tage im Bauch des
Walfisches war und dennoch unversehrt ans Land gespieen
wurde. Siegreich wird sie hervorgehen aus all ihrer
Angst, aus all der Trübsal, die sie umgab, und während
ihre Mitmenschen zu Boden geschmettert sind, wird sie
stehen wie ein Fels im Meer.“
Dann sang Barbara dreimal: „O heiliges
Kreuz, sei uns gegrüßt, das uns die einzige Hoffnung
ist, sei allen Trost und Rettung hier, vermehr den
Frommen Gottes Gnad, tilg Sündern ihre Missetat.“
Jesus: „Meine
Tochter! Ich will, daß du, sobald dieses Buch vollendet
ist, zu deinem Bischof gehst und ihm sagst, daß er nicht
verwerfen soll, was Ich ihm in die Hände gebe, auch wenn
es ihm kleinlich vorkommt zu glauben, was Ich ihm durch
ein ungelehrtes Dorfmädchen, durch eine Dienstmagd,
sagen lasse. Wenn es ihm auch schwerfällt zu glauben,
daß Ich die Arme aus dem Kot erhebe und sie neben die
Fürsten Meines Reiches stelle. Die Arme, die Mir treu
gedient, die aber von der Welt verachtet und
zurückgesetzt und hinausgestoßen ist, weil sie aus der
niedersten Schicht der menschlichen Gesellschaft
herausgenommen ist. Ich will ihm damit zeigen, daß Ich
die Armen retten möchte! Ich bin gekommen, den Armen das
Evangelium zu predigen, um ihretwillen bin Ich vom
Himmel herabgestiegen.
Und siehe, Mein Sohn, wie gerade die
Armen verlorengehen, wie Ich ihr Richter sein muß, sie
verdammen muß, weil sie gottlos geworden sind. Sie haben
Mich über Bord geworfen. Hohnlachend sprechen sie: ‚Es
gibt keinen Gott!‘ Aber sie sind die Verführten, sie
sind nicht diejenigen, von denen das Übel ausgegangen
ist. Ausgegangen ist das Übel von den hohen Häuptern und
nicht wenig von Meiner Kirche. Meine jungfräulichen
Braut hat dazu beigetragen in den Tagen, wo es ihr gut
ging, wo sie mit Ehren gekrönt, das Szepter führte. In
dieser Zeit wurde sie gar üppig. Sie verband sich mit
den Mächtigen der Erde, ja sie war mit ihnen verbunden.
Und weil die Welt sah, wie diejenigen lebten, denen Ich
alle Meine Macht in die Hände gegeben, da wurde sie
leichtsinnig, da schwand die Ehrfurcht.
Sobald der Mensch nämlich anfängt, die
Autorität zu verlieren, schwindet alles mit dieser
Autorität. Der Mensch muß wissen, daß es etwas gibt, vor
dem er mit Ehrfurcht hinaufschauen muß, und das bin Ich
in erster Linie. Jeder Mensch, der da lebt unter der
Sonne, muß mit Ehrfurcht zu Mir hinaufschauen und dieses
vor allem Meine Diener, denen Ich Meine Gewalt gab.
Sobald diese Meine Diener anfingen üppig zu werden,
schwand auch schon die Ehrfurcht. Denn je mehr sie sich
an weltlichen Vergnügen und großen Festlichkeiten
beteiligten, desto weniger dachten sie an Mich, desto
mehr schrieben sie sich die Macht zu und meinten gar,
die Ehre gebühre ihnen. So kam allmählich das Übel in
Meine Kirche. Es wurde Mir lauer gedient, und Ich mußte
ihr Meine Gnaden entziehen. Deswegen entzog Ich ihr alle
Macht, alle weltliche Macht, sogar Meinen Dienern, die
Ich auf den Stuhl Petri gesetzt habe.
Ich entzog in den letzten Jahrzehnten
Meinen Dienern auf dem Stuhl Petri die weltliche Macht,
die ihnen von Rechts wegen gebührt, um Meiner Kirche zu
zeigen, daß Ich sie strafe, weil sie durch diese
weltliche Macht von Mir abgewichen ist. Nun aber will
Ich sie wieder zur höchsten Blüte führen. Es ist dies
nur eine Strafe, mit der Ich sie eine Zeitlang züchtige.
Ich will dem Stuhl Petri seine Macht wieder zurückgeben,
denn ihm gebührt die Weltregierung, weil er der höchste
Herr sein soll auf der ganzen weiten Schöpfung, zu dem
all die übrigen Mächte ehrfurchtsvoll hinaufschauen
müssen.
Nun aber habe Ich die Zuchtrute
geschwungen in Meiner Kirche, die Ich jetzt wieder an
Mich gezogen habe. Meine Kirche ist geläutert und
gesiebt. Sie dienen Mir nach Meinem Wohlgefallen, und
nur noch kleine Makel und Fehler hängen an ihr, die Ich
noch beseitigen will. Dort nämlich, wo sie noch ein
wenig liebäugeln will mit der Welt. Freilich verzeihe
Ich ihr dieses, weil es zum guten Ton gehört, weil sie
nur die Welt dadurch gewinnen möchte, daß sie mit ihr
gar viele Nachsicht hat. Ich will dieses aber nicht. Ich
will nicht, daß sie Nachsicht hat mit der Welt. Meine
Kirche muß durch ihre eigene Macht sich
hindurcharbeiten, hindurchkämpfen. Dir habe Ich Meine
Macht gegeben, du Meine jungfräuliche Braut, und durch
diese Macht mußt du dich hindurchkämpfen durch die
gottlose Welt, du mußt hinaustreten, du Mein Freund, und
der Welt die Strafgerichte ankündigen.
Glaubst du jetzt, Mein Freund, was Ich
dir schon so oft sagen ließ, daß du, der du auf einem
fürstlichen Throne sitzest, der du den Hirtenstab
trägst, der auch ein Szepter ist, weil Ich dich über ein
Reich gesetzt habe. Über ein ebenso großes und mächtiges
Reich, noch vieltausendmal mächtiger als das Reich des
größten Fürsten, Königs und Kaisers der Welt, denn du
besitzest viel mehr Kleinodien als der mächtigste
Kaiser, du behütest unsterbliche Seelen, die ewig mit
Mir herrschen und triumphieren sollen, um einst zu
regieren. Ich habe dir schon oft gesagt, daß du vor die
Mächtigen hintreten mußt, die jetzt das irdische Szepter
führen und ihnen sagen mußt, daß die Kirche Christi die
allein wahre Kirche ist, welche die Macht besitzt, die
Völker zurückzuführen. Und daß dieser Kirche Freiheit
gewährt werden muß, Freiheit, damit sie frei ihre Rechte
ausüben kann über ihre Kinder. Freiheit auch dem Stuhle
Petri. In Verbindung müßt ihr euch setzen, ihr Könige
und Kaiser, ihr Herrscher der Welt, mit dem, der auf dem
Stuhle Petri sitzt. Mit Ehrfurcht müßt ihr ihn fragen in
allen Angelegenheiten, wo ihr nicht entscheiden könnt,
wo ihr kopfschüttelnd dasteht.
Ja, ja, tun sie es nicht, dann wird die
Zeit bald kommen, und sie ist schon da, wie Ich euch
schon oft gesagt, daß Ich ihre Häupter zerschmettern
werde am Felsen Petri. Was nützt ihnen denn ihre Gewalt,
wenn einer nach dem anderen unter dem Dolchschwert eines
Bösewichts fallen? Und die Welt ist so überflutet mit
Raubmördern, daß kein Mensch mehr sicher ist, weil der
Glaube geschwunden ist.
So wie sie an diejenigen gehen, die da
in goldenem Geschmeide dahergehen, so kommen sie auch an
solche, die da im schwarzen Gewand demütig einhergehen,
denn Thron und Altar sollen zugleich gestürzt werden.
Deswegen, Mein Diener, sage Ich dir durch diese Meine
Kleine, daß du keine Zeit mehr schweigen sollst, daß es
dir genügen muß, schon ein ganzes Jahrzehnt diese Seele
so zurückhaltend behandelt zu haben, und sie dennoch
sich nicht zurückhält, weiter das auszusprechen, was Ich
ihr all die Zeit aufgetragen habe. Aber fürchtet euch
nicht, denn diejenigen, die euch nachstellen, können
zwar den Leib töten, aber eurer Seele keinen Schaden
beibringen. Den Wunderglauben will Ich erhöht wissen,
dieses ist noch eines der Mäkelchen, die euch anhaften,
ihr müßt den Wunderglauben Meiner Kinder bekräftigen,
denn sonst werden sie wanken in der Trübsal, ihr müßt
ihnen sagen, was man im Mittelalter geglaubt, was man im
israelitischen Volk geglaubt, was man jederzeit
geglaubt, solange die Welt steht, unter Meinem treuen
Volk. Lehrt doch die Kirche in der Heiligen Schrift, daß
die Sonne stehen blieb am Firmament, als Ich die Feinde
schlagen wollte, auf das Gebet eines einzigen Gerechten
hin. Lehrt doch die gleiche Schrift, daß Ich die Körper
zum Leben erweckte, wo die Gebeine zerstreut lagen auf
dem Schlachtfelde, auf das Gebet eines einzigen
Gerechten hin. Warum sollte Ich nicht die Macht haben,
in einer Seele zu reden, die im Fleisch wandelt, die Mir
treu dient, die Mir zuliebe ihre Heimat verließ, die Mir
ihre Ehre und guten Namen zum Opfer brachte. Verachtet,
belächelt und bespöttelt wird sie von Meinen Dienern,
achselzuckend und hohnlachend geht ihresgleichen an ihr
vorüber, der darum weiß, und sie geht ruhig ihre Wege
weiter. Warum denn? Weil sie nicht ihre Ehre sucht und
nicht eure und nicht die Ehre ihrer Mitmenschen, weil
sie Meinen Willen erfüllt und sonst nichts weiter.
Wenn ihr dem Volk auf der Kanzel und im
Beichtstuhl sagt, daß Ich der Anfang und das Ende bin
von allem, daß niemand sagen kann: ‚Herr Jesus!‘, außer
im Heiligen Geist, daß der Mensch zwar Verstand hat und
freien Willen und Gedächtnis, daß Ich es ihm aber
gegeben, daß Ich die Gedanken einem jeden gebe und lenke
und leite, der Mir treu dient, und daß zwei Geister um
die Seele des Menschen streiten, daß der böse Geist
ebenso mit seinen Einflüsterungen an die Seele
herantritt, wie Ich durch Meinen guten Engel an sie
herantrete und zu ihr spreche, warum wollt ihr zweifeln,
daß Ich es bin, Der in dieser Seele angefangen und bis
jetzt durchgeführt hat, daß Ich es bin, Der das, was ihr
für ihre Gedanken und Einbildungen hinstellt, lenke und
leite und durchführe.
Und Ich werde es durchführen, auch wenn
ihr alle Hindernisse an ihr versuchen werdet. Laßt sie
nur ruhig ihre Wege weitergehen. Niemals wird sie euch
eine Schande bereiten, niemals wird sie sich hervortun
in einer Gesellschaft, wo man sagen wird: ‚Seht, so weit
kommen diejenigen, die den Pfaffen anhängen‘. Nein,
nein! Ich will, daß die Guten und Treuen gefördert
werden, indem sie in den Schriften lesen, wie gut Ich
bin.
Ich will aber auch eure Autorität
erhöhen, denn indem die treuen Christen, die noch
glauben an Mich, die Mich suchen, hören, wie gut Ich
bin, und welche Macht Ich den Priestern gegeben, werden
sie nur mit Ehrfurcht zu euch hinaufschauen, wenn sie
hören und sehen, daß ihr an Wunder glaubt, daß ihr
glaubet, daß Ich von jeher durch Menschen zu Menschen
reden wollte.
Lebt wohl, Meine Kinder, und sagt all
denjenigen, die nach Mir verlangen, die durch die
Schriften eifriger im Gebet werden, deren Liebe
entflammt wird durch die Worte, die Ich durch dieses
unmündige Werkzeug an sie richte, einen herzlichen Gruß.
Sie sollen nur nicht wanken im Glauben, wenn Ich auch
zeitweise Mich ihnen entziehe. Am rechten Tag, wenn es
Mir gefällt, werde Ich immer wieder einen Trost für sie
haben. Jener Klosterfrau sagt einen herzlichen Gruß von
Mir; weil sie ihr Leben für Mich geopfert und
eingesetzt, will Ich mit ihr zufrieden sein. Sagt ihr
aber auch, sie soll nicht scheiden von ihren Schwestern,
ohne ihnen zu sagen, wie gut Ich bin, und deswegen nicht
mit einem neidischen Blick auf ein anderes Geschöpf
herabsehen, das Ich erwählte, um durch dieses Geschöpf
zu ihnen zu reden, als ob es nicht sein könnte, daß Ich
auch in der Welt Seelen habe, mit denen Ich verkehre.
Sie sollen glauben, daß Ich an jedem Menschen Meine
Freude habe, der Mir treu dient, auch wenn er mitten in
der Welt steht.
Wie du im Kloster Mir Freude machst
durch Gehorsam, tut es eine Seele in der Welt durch die
Geduld. Dadurch kann eine Ehefrau sich so hoch schwingen
wie eine Klosterfrau. Durch die Geduld kann eine
Dienstmagd zu dem Ehrenposten gelangen, auf den Ich
einen Kirchenfürsten nicht erheben kann, der Mir lau und
nachlässig dient, und noch viel höher wird eine arme
Dienstmagd dereinstens gelangen als der laue
Kirchenfürst, der sein Amt nur verwaltet, weil Ich es
ihm gegeben! Sagt noch Meiner Tochter einen freundlichen
Gruß von Mir, sie soll ihr Leiden hinnehmen als ein
Opfer Meiner Liebe. Ich habe ihren guten Willen
gesegnet, den sie Mir entgegengebracht, daß sie ihr
ganzes Leben Mir treu gedient. Sie soll aber auch den
Einflüsterungen Satans jetzt widerstehen, aber auch die
bösen Gedanken, die sie auf Meine Dienerin hat,
niederkämpfen, denn so wie sie ihre Fehler noch hat, die
sie noch zu beweinen hat, so lasse Ich einem jeden
Menschen gewisse Fehler, auch wenn er Mir noch so treu
dient, um ihn in der Demut zu erhalten. Sie soll, wenn
sie die Gedanken niederkämpft, die Verheißung haben, daß
sie ruhig wie ein Kind entschlafen wird; denn ihr Tod
ist ja das Opfer für einen Sünder, der Mir sonst
verlorengegangen wäre.“
Barbara: „O
Herr! Habe ich es nicht
übertrieben, indem ich N. riet, doch trotz ihrer
schwachen Gesundheit täglich in die Betstunden zu
gehen?“
Jesus: „In
Meinem Dienst kann man nicht übertreiben. Sie soll nur
jeden Tag eine Stundenuhr der Barmherzigkeit halten,
eine Stunde ihrem Bruder halten, aber nicht mutlos
werden. Es wird noch eine geraume Zeit verfließen zu
ihrer Verdemütigung und zur Prüfung für sie; denn
diejenigen, die Mir anhangen, müssen harte Wege gehen;
Ich kann es ihnen nicht ersparen, auch Ich mußte diesen
Weg wandeln.
Darum freut euch, daß ihr so viel zu
leiden habt, daß ihr so harte Wege wandelt, ihr seid ja
auf dem Weg, den Ich gewandelt bin. Sagt nur N., fest
soll er stehen im Glauben, daß Ich die Macht besitze, zu
einem Geschöpf zu reden durch ein Geschöpf, das Ich
gerade Mir erwählt, um diese Macht durchzuführen.“
Barbara:
„Mein Jesus! Voriges Jahr und schon einige Jahre zuvor,
hast du mir das Kreuz gezeigt, glänzend und siegreich,
ganz von Gold überzogen. Dieses Jahr sehe ich es ganz
hölzern, warum denn nur?“
Jesus: „Weil
ihr viele Beängstigungen und Leiden zu erdulden habt,
Beängstigungen von allen Seiten. Eingeengt ist Meine
Kirche, Meine jungfräuliche Braut, und ihr müßt mit ihr
leiden. Ich habe dir nur das Kreuz gezeigt mit Gold
überzogen, um euch Mut zu machen. Nach und nach verblaßt
dieses Gold und nur noch das nackte Kreuzesholz steht
vor euch, ein Zeichen, welches der Triumph eures Herrn
geworden ist. Am Kreuze hat euer Herr und Meister
triumphiert, am Kreuze sollt auch ihr triumphieren.
Darum nicht der Welt nachsprechen, ihr
Meine Diener, ihr Meine treuen Kinder. Am nackten
Kreuzesholz sollt ihr stehen, allein, entblößt von
allem. Man wird jeder Kirche Lob sprechen, man wird die
jüdische Kirche noch loben, man wird alle, die
abgerissen sind vom wahren Weinstock, sie alle werden
noch gelobt werden, aber eure Kirche, Meine Kirche wird
nicht gelobt werden. Sie wird hineingestellt in die Welt
nackt und bloß, auf sich allein angewiesen, auf Meine
Macht. Ans nackte Kreuzesholz wird man sie schlagen.
Deswegen, ihr Meine Diener, harrt aus, ihr Meine
Priester, übergoldet dieses Kreuz mit eurer Liebe,
umfaßt es und klammert euch fest an dieses Kreuz, denn
an diesem Kreuz werdet ihr siegen.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
258 Dritter Freitag im September 1898
„Glaubt wohl, meine Kinder, daß ich
niemals zu der Stufe gelangt wäre, auf der ich jetzt
stehe, wenn ich meinen niederen Neigungen gefolgt oder
auf die Reden meiner Mitmenschen geachtet hätte.“
Barbara:
Ich sehe den heiligen Franziskus auf dem Berg Alverna im
Gebet versunken. Heiliger Franziskus, seraphischer
Lehrer. Lehre uns arme und unwürdige Kinder deines
heiligen Ordens deine Lebensweise, lehre uns, in deine
Fußstapfen eintreten.
„Heiliger Franziskus! Was willst du mich
denn lehren?“
Franziskus:
„Meine Kinder! Die Zeit, in der ihr lebt, ist so recht
ähnlich der Zeit, in der ich lebte, nur noch um eine
Stufe tiefer, ja noch viel tiefer ist das
Menschengeschlecht gesunken als in der Zeit, da ich
lebte. Die Welt war damals auch schon genußsüchtig,
stolz und aufgebläht. Man strebte nur nach irdischem
Besitz, um sich zu vergnügen, um sich das Leben angenehm
zu machen. Aber nur leichtsinnig war die Welt,
leichtsinnig über alle Maßen, besonders die Reichen. Man
kannte nicht die Not der Armen, man überließ den Armen
seinem Schicksal. Aber gottlos war die Welt dennoch
nicht, nicht so, wie sie jetzt ist. So tief stand die
Menschheit noch nie seit dem Sündenfall, wie sie es
jetzt ist. Man glaubte noch an den einen Gott. Man
fürchtete jedoch diesen Gott nicht, weil man an sein
letztes Ziel und Ende nicht dachte, mit einem Wort: Weil
man nicht nachdachte in seinem Herzen.
Aber viele bekannten sich in den Jahren,
wo sie die Welt von sich stieß, wo sie die Welt nicht
mehr brauchen konnte, doch wieder zum Herrn. Soviel, wie
in der jetzigen Zeit, in der ihr lebt, hielt Satan doch
nicht Ernte. Leichtsinnig war die Welt und üppig und
genußsüchtig, aber nicht gottlos. Gottlos waren nur
einzelne, die waren dünn gesät. Jetzt aber sind sie zu
Tausenden und Abertausenden auf der Erde, die nicht mehr
an einen Gott glauben. Darum, meine Kinder, ist es an
der Zeit, daß sich Heilige bilden, daß die streitende
Kirche Jesu Christi, der auch ich angehörte, sich alle
Mühe gibt, um die treuen Katholiken, die treuen
Christen, auf dem Weg zur Heiligkeit zu bestärken und zu
fördern. Darum will ich euch heute eine praktische
Belehrung geben, wie ihr es anstellen müßt, um recht
viele Heilige zu bilden und möglichst schnell heilig zu
werden.
Seht, meine Kinder, als ich auf Erden
wandelte, waren dieselben Leidenschaften im Menschen,
wie sie in euch auch sind. Man spottete und lächelte
über eine Seele, die es nicht mit der großen Masse
hielt. Deswegen mußt du Christ, wenn du heilig werden
willst, nicht nach anderen fragen, dich nicht nach
rechts und nicht nach links umschauen, was diese oder
jene sagen oder tun. Fromme Christen können sie sein,
wenn sie auch kein außergewöhnliches Leben führen.
Ein Familienvater (Familienmutter) kann
ein recht frommer Christ sein, wenn er seine Kinder gut
erzieht, wenn er ein sparsamer Hausvater (Hausmutter)
ist und für das zeitliche und ewige Wohl seiner Kinder
bedacht ist; aber daß er dadurch zu einer Heiligkeit
sich erschwingt, Verdienste erübrigt, die der Kirche
nützen können, ist nicht der Fall.
Merkt euch also, meine Kinder, wollt ihr
mehr tun als nur selig werden, als nur in den Himmel
kommen, wollt ihr auch andere zu euch ziehen, für andere
sorgen, Verdienste sammeln, die auch euren Mitmenschen
zugewendet werden können, dann müßt ihr ein
außergewöhnliches Leben führen, nicht zufrieden sein mit
dem, womit andere zufrieden sind. Ihr müßt auch das
aufsuchen, was ich aufsuchte in meinem sterblichen
Leben. Wenn ich mein Vaterhaus verließ und herumirrte
wie ein verstoßener, verlassener Mensch, billigte dieses
die Welt auch nicht. Ich aber tat es, um etwas für
meinen Herrn leiden und dulden zu können, um Ihm zu
zeigen, daß es mir Ernst ist, um Seine Blicke auf mich
zu richten mit einem Wort. Und die erste Gnade zog die
andere nach sich, ich hörte auf seine Stimme und folgte
jedem Seiner Worte, die ich in meinem Innern vernahm.
Ich glaubte, daß die Stimme, die in mir sprach, die mich
anleitete, zu laufen auf dem Weg der Vollkommenheit,
Gottes Stimme sei, und ich überwand meine natürlichen
Neigungen und die Neigungen meiner Mitmenschen, gleich
welcher Art sie auch sein mochten.
So müßt auch ihr tun, ob man euch zu-
oder abgeneigt ist, geradeaus gehen, schnurstracks auf
den Willen Gottes zu, Der da von Tag zu Tag euch
kundgetan wird in den heiligen Stunden, wo der Herr Sich
würdigt, zu dir und zu euch zu reden. Er wird euch
kundgetan, jedem in seinem Herzen, wenn der Herr sich
würdigt, bei euch einzukehren in der heiligen Kommunion.
Glaubt wohl, meine Kinder, daß ich niemals zu der Stufe
gelangt wäre, auf der ich jetzt stehe, wenn ich meinen
niederen Neigungen gefolgt oder auf die Reden meiner
Mitmenschen geachtet hätte. Wenn in mir der Geist
sprach: ‚Stehe auf und gehe da und dorthin, diene Mir in
stiller Zurückgezogenheit, oder gehe hin, das Wort
Gottes zu vernehmen, und was Ich dir sagen werde durch
den Mund des Priesters, der das Wort Gottes vorträgt,
das befolge‘, dann ging ich ohne Zögern, nicht nach
rechts und links schauend.
Seht, meine Kinder, das sind
Ausnahmefälle, die nicht für alle Christen passen, weil
nicht alle Christen dasselbe und das gleiche tun können.
Dies sind Fälle, die nur für eine Seele passen, die der
Herr schon jahrelang vorbereitet, der Er alle Wege
gelegt und ihr gezeigt und gesagt hat: ‚Siehe, Ich bin
es, Der dieses von dir verlangt; dazu habe Ich dich
auserwählt, dazu habe Ich alles geordnet und geleitet,
damit du Mir jetzt dienen kannst. Jetzt verlange Ich von
dir dieses oder jenes!‘
Die Seele, die der Herr so an Sich
zieht, merkt es gar wohl. Dann mußt du aber auch
fortfahren, tapfer mitwirken, nicht nach rechts und
nicht nach links schauen. Wenn nun der Herr dich ruft an
einen bestimmten Ort, wo du ihm in noch größerer,
außergewöhnlicher Weise dienen kannst als da, wo du
bist, dann mußt du dieser Stimme folgen, es ist Gottes
Stimme.
Siehe, meine Tochter, hätte ich nicht
gefolgt, wäre ich nicht auf den Berg Alverna gezogen mit
einigen meiner Brüder, so wäre ich niemals die Male
meines Herrn zu tragen gewürdigt worden. Alle die
Seelen, die mir vorausgegangen sind, die mit mir lebten,
und die noch leben werden, die der Herr auf
außergewöhnliche Wege führt, mußten alle
außergewöhnliche Dinge tun. Wenn man euch sagt, es sei
besser, den gewöhnlichen Weg zu gehen, dann folgt,
soviel in eurer Kraft liegt, um ja keinen Anstoß zu
geben, euren Mitmenschen, aber geht ruhig weiter und
tut, was der Herr spricht, denn ihr seid berufen, um
viele nach euch zu ziehen.
Die Welt, die gottlos geworden ist,
braucht viele, die leiden und dulden, die den Mörtel
zurechtmachen, womit das Priestertum die Bausteine
wieder einfügt und festigt, denn das Mauerwerk der
Kirche ist zerbröckelt. Mir wurde die Kirche gezeigt,
wie sie am Einstürzen war. Dir wurde gezeigt, wie sie
fest am Boden eingewurzelt ist, wie sie dasteht mit hoch
gehobenem Haupte, wie ihr Gipfel bis an die Wolken des
Himmels reicht, ein Zeichen, wie gewaltig fest und
unentwegt die Kirche dasteht unter den gottlosen Völkern
dieser Erde. Aber ihre Mauer ist zerbröckelt, ganz und
gar zerbröckelt. Nie sind die Tore so aus den Angeln
gehoben worden wie zu der Zeit, wo ich und eine andere
Dienerin Gottes sie schaute, wie die heilige Brigitta
nämlich, wo das große Tor und alle die kleinen Türchen
aus den Angeln gehoben waren und der Kirche der Einsturz
drohte. Jetzt sind Tür und Tor nagelfest wie neu, obwohl
die alte Mauer dasteht, zerbröckelt und zerfallen.
Wißt ihr, was dieses bedeutet? Nicht
braucht es Männer und Frauen, die die Kirche wieder
aufrichten. Nein, Männer braucht es und Frauen, die
Mörtel bereiten, die der Kirche helfend zur Seite
stehen, damit die Mauer wieder erneuert werden kann, die
zerbröckelt ist. Die Mauer, das Mauerwerk, das da ist
die katholische Männerwelt, die ganz abgewichen ist vom
rechten Weg, die andere Wege geht durch die
unaufhörliche Genußsucht. Überall, auch auf dem Land, wo
noch die Männer treu zur Kirche stehen, werden durch die
unaufhörliche Genußsucht, durch die unaufhörlichen
weltlichen Festlichkeiten, die da eingeführt werden von
Sonntag zu Sonntag, die Männer abgezogen vom rechten
religiösen Sinn und hineingezogen in das neue Heidentum,
in den Liberalismus und den Sozialismus der Zeit. Da
braucht die Kirche Seelen, die leiden und sühnen, den
Mörtel bereiten; die das Material bereiten, daß das
Mauerwerk wieder befestigt werden kann.
Was nützt das Wort des Predigers? Es ist
recht, es dringt in die Herzen hinein. Du Prediger und
du Priester, Ihr habt die Aufgabe, die Steine wieder
einzufügen in die Mauer durch das Wort Gottes, das du
predigst auf der Kanzel und durch den Beichtstuhl, wo du
zum Sünder sprichst. Aber dieser Stein, der dir da in
die Hände gegeben ist und den du wieder zurückführst, er
steht noch wankend und wackelnd da, weil der Mörtel
fehlt. Siehe, der Mörtel wird nur bereitet durch
jungfräuliche Seelen, die da leiden und sühnen und
opfern, die in der stillen Klosterzelle oder auf dem
Krankenbett oder im Familienleben den Mörtel bereiten,
und dieses gibt erst dem Sünder die Festigkeit, gute
Beispiele, mit einem Wort, gute Beispiele. Und was ich
war im zwölften Jahrhundert der Welt, das müssen solche
einzelne Seelen im neunzehnten Jahrhundert wiederum
sein. Darum, ihr Priester der katholischen Kirche,
arbeitet fleißig und tüchtig, damit die Kirche viele
Seelen gewinne, die auch den Mörtel treten, die auch den
Speis zurechtmachen, womit ihr das Mauerwerk ausfüllen
könnt.
Ihr aber, meine Kinder, fürchtet euch
nicht! So und nur so seid ihr wahre Franziskuskinder.
Franziskus gefiel auch nicht jedermann. Dieser
Franziskus, er tat auch außergewöhnliche Dinge, die
nicht jedem gefielen. Er ging betteln von Tür zu Tür, er
schmeichelte nicht den Reichen und nicht seinesgleichen,
er ging einfach und ruhig seiner Wege und scheute sich
nicht, dem Stolzen, Aufgeblähten, auch wenn er eine hohe
Würde bekleidete, sein Unrecht ins Gesicht zu sagen, ihn
auf seine Fehler aufmerksam zu machen, und auch wenn er
ihm nicht folgte, seine Worte nicht beachtete, ließ er
es doch an Warnungen und Drohungen nicht fehlen. Er aber
blieb nach wie vor der ruhige, verachtete, arme
Franziskus.
Meine Kinder, ihr werdet sehen, wie sich
die Dinge noch ganz anders gestalten, wie man noch froh
sein wird in eurem Jahrhundert, sich an gute, treue
Seelen wenden zu können, um Trost und Hilfe in den
Bedrängnissen sich zu holen. Denn groß sind die Wirren
der Zeit, in der ihr lebt, groß, überaus groß! Und wenn
ihr nicht die Hilfe eurer vorausgegangenen Brüder zu
erwarten hättet, viele von euch würden verschmachten;
aber rechnet auf die Stütze von oben, rechnet auf unsere
Hilfe. Wenn je das Glaubensbekenntnis gebetet wurde, und
wenn ihr es betet und dabei betet, ‚Gemeinschaft der
Heiligen‘, dann nehmt euch dieses wohl zu Herzen, dann
denkt daran, wie wir euch in Schutz nehmen. Wenn wir zu
allen Zeiten uns mit der streitenden Kirche auf Erden
vereinigen, dann ganz besonders in dieser Zeit, wo noch
nie die Kirche so bedrängt war und die treuen Kinder der
Kirche.“
Barbara: „Wie
kommt es doch, o lieber heiliger Franziskus, daß es
viele fromme Leute gibt wie N., die den Drittorden
verwerfen, und sogar Priester, die sehr vor einem
Eintritt in denselben abraten?“
Franziskus:
„Die Priester, die dies sagen, sind sehr im Irrtum, und
das ist als ein großer Fehler ihnen anzulasten. Diese
sind nur Priester, weil der Herr ihnen die Macht und
Würde gegeben, und wissen nicht, was sie da verwerfen.
Die mögen doch einmal Rundschau halten in ihrem eigenen
Herzen, ob es da noch ganz richtig bestellt ist, weil
sie vorgeben, es seien ja in diesen Seelen grobe Fehler
vorhanden, die Ärgernis geben. Diese mögen nur in sich
selbst nachdenken, ob dieselben Fehler nicht auch ihnen
zu tadeln sind. Dies ist so und bleibt so, solange die
Welt steht. Was der eine befördert, verwirft der andere.
Darum werden nicht alle Priester heilig, nein: nur sehr
wenige werden heilig, denn viele gehen den gewöhnlichen
Weg wie alle Christen und haben nur das voraus, daß sie
die Macht und Würde Jesu Christi tragen dürfen, und
deswegen sind sie zu achten und zu würdigen, aber in
ihrem Leben tun sie auch nicht mehr als andere
gewöhnliche Christen.
Dies ist die Ursache, warum sie den
Drittorden verwerfen. Sie werden einmal Rechenschaft
dafür abzulegen haben an ihrem Lebensende. Alles, was
die Seele fördern kann auf dem Weg zur Vollkommenheit,
soll ein Priester nicht tadeln. Gibt es auch Seelen hie
und da, die den Leuten nicht gefallen und denen man
deswegen allerlei nachredet, so ist deswegen aber der
dritte Orden nicht schlecht und nicht zu verwerfen. Am
allermeisten ist es die Bosheit der Menschen, welche die
Fehler solcher Seelen hundertund tausendmal vergrößert,
weil sie einmal einen Haß haben auf alles, was sie
selbst nicht tun wollen. Der Stolz ist die Ursache von
allem, der Stolz ist überall die Ursache.“
Am Fest der heiligen Hildegard in
Eibingen war Barbara dort und wohnte dem Gottesdienst
bei. Die Heilige erschien ihr beim Evangelium und
stellte sich auf die Epistelseite und sagte, sie habe
das Evangelium durch ihre Schriften mit verbreiten
geholfen, deshalb sei sie gleichgestellt den
Evangelisten. Hildegard: „Laßt euch nicht
abhalten und nicht einschüchtern vom Gerede der
Menschen. Die Gnaden, die Gott in dir niederlegt, sind
noch viel größer als diejenigen, die Er in mir gewirkt
und viel glaubwürdiger als diejenigen, die ich hatte,
weil ich eine Klosterfrau war, die sich üben konnte in
diesen Sachen und ich in Wahrheit viele Bücher gelesen,
während du in einem Stande stehst, wo es nicht möglich
wäre, sich so etwas auszudenken; denn bei mir hätte man
eher denken können, ich würde mich hineindenken. Deshalb
haben die Priester unrecht, die Schriften nicht
anzunehmen. Wie sie die Klosterfrauen durch Beschauung
und Ansprachen in der Liebe Gottes entflammt haben,
wodurch Gott sehr verherrlicht worden sei, so sollt ihr
es tun, wenn ihr euch zusammenfindet.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
259 Fest des heiligen Erzengels Michael
1898
„Gottlos wie noch nie ist die Welt
geworden und niemand ist da, der Rettung schaffen kann
und will.“
Lied: Reine Engel ungesehen ...
Barbara: „Ich
grüße dich, o heiliger Erzengel Michael, und mit dir das
ganze himmlische Herr der seligen Geister, die Gott treu
geblieben sind mit dir. O heiliger Erzengel Michael,
erflehe mir Verzeihung meiner Sünden, nimm mein
armseliges Gebet, die armseligen Werke, die ich
verrichtet habe und übergib sie den Händen der lieben
Mutter Gottes.
Und Dich, o liebe Mutter, bitte ich, Du
wollest es eintauchen in das kostbare Blut Jesu Christi
und es reinigen, verschönern und vervollkommnen und es
vollwertig, vollkräftig und vollzählig machen aus dem
Wert der hochheiligen fünf Wunden und Deiner Verdienste
und Tugenden und es vereinigen mit dem Gebet und den
Werken aller Frommen und Gerechten und so dem
himmlischen Vater darbringen für die Bedürfnisse der
heiligen Kirche, besonders des Heiligen Vaters, für die
Bekehrung der Sünder, zum Trost der Armen Seelen. Ganz
besonders bitte ich durch dich, o lieber, heiliger
Erzengel, um die vollkommene Liebe Gottes, um die
Losschälung von mir und allen Geschöpfen, um die
Vereinigung meines Willens mit dem Willen Gottes. Gelobt
sei Jesus Christus!“
Michael: „Es
ist recht so, daß gläubige Seelen sich zusammenfinden,
um ihrem Gott, ihrem Schöpfer und Herrn die Ihm
gebührende Ehre zu erweisen, Ihm Dank zu sagen für alle
erzeigten Wohltaten, wofür Ihm die Menschen nicht
danken, Ihn zu loben, Ihn zu bitten. Denn gar viele
Menschen sind unter euch und mit euch vereinigt, die es
vergessen. Es ist eine Zeit, die so recht der Zeit
ähnlich ist, als die Schöpfung zum ersten Mal
geschüttelt werden mußte.
Rein und heilig war die Schöpfung aus
des Schöpfers Hand hervorgegangen, Seine Geschöpfe
nämlich. Denn das erste, was Gott erschuf, war der
Himmel, und diesen bevölkerte Er mit uns, Seinen
Dienern. Den Himmel gab Er uns zu unserem Palast, in dem
wir herrschen und regieren sollten. Er war unser
Wohnsitz, der Himmel, der Palast des Königs der Könige.
In Seiner Nähe waren wir überaus glücklich und sind es
jetzt noch, die treu gebliebenen Engel. Aber auch uns
gab der Herr, obwohl Er uns keinen Leib erschuf wie den
Menschen, den Er in die zweite Schöpfung hineingesetzt,
doch unseren freien Willen. Mit diesem freien Willen
sollten wir uns selbst prüfen. Den freien Willen gab uns
der Herr, damit wir wählen könnten zwischen Gut und
Böse. Damals, als Gott uns erschuf, gab es noch nichts
Böses. Da war alles gut aus des Schöpfers Hand
hervorgegangen.
Als Er aber die zweite Schöpfung plante,
uns Seinen Plan darlegte und mit diesem Plan uns die
Schwäche und Armseligkeit des Menschen schauen ließ, daß
dieser Mensch, den Er zum König dieser Schöpfung
eingesetzt und einsetzen werde, Seinen Willen
mißbrauchen werde und Er somit diesen Menschen strafen
müsse, da enthüllte Er uns zugleich auch den Plan, daß
wir dereinstens einen Menschen anbeten sollen, einen
Menschen, der zwar kein bloßer Mensch ist, durch den Er
aber die menschliche Natur so erhöhen wolle, daß dieser
Mensch höher hinaufsteigen könne zum Throne Gottes durch
seine Mitwirkung, als die Geister der ersten Schöpfung.
Und dieses war die Prüfungszeit für uns, und viele,
viele bestanden sie nicht. Es fing an zu gären, und der
Stolz, die erste Sünde, war geschehen.
Der ganze Himmel zitterte, so furchtbar
war der Sturm, die erste große Revolution, die in der
Schöpfung sich abspielte. Aber wie mit einem Schlag, wie
mit einem Zauberschlag durchfuhr mein Eifer diese
Schöpfung. Ich forderte alles auf, was da lebte und
webte, sich mir anzuschließen und Gott dem Herrn die
Ehre, die Ihm geraubte Ehre, wieder zurückzuerstatten,
und es gelang uns so, daß große Feierlichkeit und Stille
einzog in den Palast des himmlischen Königs, des großen
Königs.
Seht, meine Kinder, nicht umsonst hat
die heilige Kirche, der Heilige Geist nämlich, in der
Kirche, mich als ihren Schutzherrn eingesetzt, als ihren
Feldherrn. Weil ich die erste Revolution durchkämpfen
mußte, so bin ich der Feldherr aller geworden, die da
leben in der zweiten Schöpfung, und zu allen Zeiten,
wenn sich der Sturm erhob in der Kirche, in der Welt, in
der ganzen Schöpfung, in der sichtbaren Schöpfung, bin
ich an die Spitze gestellt, um das Heer zu führen, das
gute Heer. Aber, meine Kinder, ich bin ein unsichtbarer
Feldherr und kämpfe nur mit den Geistern, mit den
Seelen, und helfe nur den Seelen, denjenigen, die den
geistigen Kampf kämpfen. Darum ist es billig und recht,
wenn sich viele Seelen an mich anschließen und diesen
geistigen Kampf mit mir führen.
Das Übel ist groß und stark geworden in
der Welt und wieder ist eine Revolution in der
sichtbaren Schöpfung entbrannt, wieder deshalb, weil man
Gott nicht mehr anerkennen will, weil es so viele
Menschen gibt, die sich sagen: ‚Ich will Gott gleich
sein‘, die sich selbst zu Gott machen und keinen höheren
Herrn mehr über sich anerkennen wollen. Da ist es wieder
an der Zeit zu kämpfen, mit geheimen Waffen, zu kämpfen
mit Geistern, wie ich gekämpft. Die geheimen Waffen sind
das Gebet, das gute Beispiel der einzelnen Seelen, und
wehe, wehe der katholischen Kirche, wenn sie sich
entblößt sieht dieser Waffen.
Nun ist es aber so weit gekommen in
jetziger Zeit, daß diese Waffen sehr abhanden gekommen
sind in der Welt, und eine furchtbare Katastrophe
bevorsteht dem armen Menschengeschlecht. Gottlos wie
noch nie ist die Welt geworden und niemand ist da, der
Rettung schaffen kann und will. Alles hat sich erhoben,
und voll Angst und Schrecken stehen sich die Geister
gegenüber. Die Mächtigen der Erde wissen nicht mehr ein
noch aus. Zitternd stehen sie da vor dem Abgrund, der
sich unter ihren Füßen auftut, denn keiner ist mehr
sicher seines Lebens. Zitternd steht da der Arme, Nackte
und Entblößte, weil er nicht mehr gelernt hat, sein Brot
zu verdienen durch der Hände Arbeit, weil er nur mit
scheelem Auge nach den Glücksgütern des Reichen schaut,
seines Bruders, und so viel als möglich nur genießen
will. Zitternd steht er da vor seinem Elend, das er sich
selbst bereitet hat.
Die Zeit ist gekommen, von der man sagt:
Bruder, wie hast du dich in dem einen wahren Glauben
halten, wie hast du dich retten können? Und von der eine
Sybille sagt, daß der Christen so wenig seien, daß sie
sich alle unter dem Schatten eines Baumes versammeln
könnten. Ja, wahrhaftig, meine Kinder, die Zeit ist
gekommen, denn in der ganzen Welt ist nichts als Irrtum,
Unglauben und Aberglauben, und nur einen Bund hat der
Herr geschlossen mit einem Volk, und das ist die
Christenheit, die katholische Kirche. In ihr allein ist
die Wahrheit und in ihr allein wird noch dem Herrn
gedient. Aber wo sind die Christen? Abgeirrt sind sie
vom rechten Weg. Die einen suchen nur noch ihr Vergnügen
in der Wollust, in der Üppigkeit des Lebens, die anderen
streben nur nach irdischen Gütern, um zu besitzen.
Habsüchtig strecken sie die Hand nur aus nach diesem
Staub dieser Erde, der in ihrer Hand zerfließt, und nur
noch ein ganz kleiner Teil ist es, der Gott noch treu
dient, ein ganz kleiner Teil.
Und da sollte der Herr nicht jammern,
wenn Er hinein sieht in Seine Schöpfung, in das Leben so
vieler Christen. Harret aus, meine Kinder, und
versammelt euch recht oft, sooft der Herr euch ruft, um
Ihm Sein Lob zu bringen, Sein Lob darzubringen, das Ihm
gebührt. Fürchtet euch nicht! So wie es war in der
ersten Revolution, wie diejenigen, die sich mir
angeschlossen, den guten Kampf mit mir gekämpft und
gesiegt haben, so werdet auch ihr siegen, ihr guten,
treuen Kinder der katholischen Kirche.
Aber ein Michael muß der katholische
Priester sein, ein Michael! Er muß vor die Mächtigen der
Erde treten und vor das Volk und ihm sagen: ‚Wer ist wie
Gott?‘ Und fortwährend ihm sagen: ‚Wer ist wie Gott?‘
Schrecklich ist die Zeit, aber harret aus. Auf diese
Zeit kommt wieder eine andere, eine gar liebliche,
schöne Friedenszeit, obwohl ihr viele Lücken beweinen
werdet. Aber andere kommen herbei, die diese Lücken
wieder ausfüllen werden, welche die Plätze einnehmen
werden, die viele unter den Christen einreißen lassen.
Viele, die da abfallen vom wahren Glauben, werden
ersetzt werden durch andere, welche die Gnaden des
Glaubens wieder besser nützen.“
Barbara: „O
heiliger Erzengel Michael! Es ist eine schreckliche
Zeit! Man steht da und weiß nicht ein und aus. So viele
Menschen, die darben, weil sie nicht sparen können.
Zudem wird geflucht und alles verwünscht; lange kann das
nicht mehr so gehen. O mein Gott!
Da wird es einem angst, wenn es
wieder Tag wird. O stehe uns doch bei in all den
Trübsalen. Niemand glaubt, daß Gott noch mit Seinen
Geschöpfen verkehrt. O stehe mir doch bei, o lieber
heiliger Erzengel Michael!
Und du, liebe, heilige Hildegard, du
hast mich so schön ermuntert, wie ich an deinem Grabe
war. O ihr lieben Heiligen Gottes, o ihr heiligen Engel,
vereinigt euch mit uns und wir mit euch, daß wir unser
Ziel erreichen. O hilf mir doch in meiner Familie, wo du
mich hineingestellt hast, die vielen Widerwärtigkeiten
durchzukämpfen, daß ich den Mut doch nicht verliere. O
bitte, bitte für uns!“
Michael: „So
ist es überall in allen Familien in der ganzen Welt, und
nur noch einzelne sind es, die nicht angesteckt sind von
diesem Zeitgeist, der da alles überschwemmt hat vom
Unglauben. Alles ist matt und schwach geworden. Die
Völker haben das Wasser getrunken, das Wasser der
Gottlosigkeit, und diese einzelnen sind es, die den
Kampf kämpfen müssen, die den geistigen Kampf
durchkämpfen müssen durch die Waffen des Gebetes. Sie
müssen in der gottlosen Welt ein Michael sein,
schnurstracks durch die Welt hindurchgehen, sich
verspotten und lästern lassen von ihrer Umgebung, von
ihren religiösen Pflichten nichts, aber auch nicht ein
Tüpfelchen vom ‚i‘ sich abstreiten lassen und vor allem
beten für die gottlose Welt, immerzu beten. Die Priester
auf der Kanzel und im Beichtstuhl; der Vater, die Mutter
in der Familie, die Jungfrau im Kloster und in der Welt:
Ein Michael müßt ihr sein! ‚Wer ist wie Gott!‘ Dieses
sei euer Losungswort! Nichts anderes soll euch etwas
bedeuten als alle Verdemütigungen und Leiden, alle
Verachtung und Verspottung, alle Zurücksetzung. ‚Wer ist
wie Gott!‘ sei euer Losungswort.“
Barbara: „O
lieber, heiliger Erzengel! Ich empfehle dir die jungen
Leute, die mir neulich empfohlen worden sind, denn
soviel ich zu wissen bekam, sind dieses so einfältige
Landleute, die in gar großer Angst sich befinden. Tröste
die guten Leute, die ihre Söhne eingebüßt. O wenn es der
heilige Wille Gottes ist, so tue mir doch zu wissen, o
mein Gott, zum Trost der armen Eltern, was aus ihren
Söhnen geworden ist. Sie wollen ja alle Opfer bringen
für sie. – Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnaden!
Heiliger Erzengel Michael, du Fürst der
himmlischen Heerscharen, bitte für sie, du, der du das
Amt hast, die Sterbenden zu begleiten vor den
Richterstuhl Gottes, der du auch die Armen Seelen aus
dem Fegefeuer befreist und die Pforte des Himmels
öffnest, um sie darin einzuführen. Ich grüße dich durch
das allerheiligste Herz Jesu und bitte dich ganz
besonders für die Armen Seelen. Siehe, da doch so viele
Menschen in der Welt Gott nicht mehr erkennen, Ihn
lästern und verachten, ja Ihn hassen und verfolgen. O
ich bitte dich für unsere leidenden Brüder im Fegefeuer,
daß diese die Lücken ausfüllen und Ihn loben und preisen
anstatt der Menschen. O schenke uns viele Arme Seelen.
Schon jetzt opfere ich auf durch die reinsten Hände der
allerseligsten Jungfrau Maria und durch dich alle die
Rosenkranzgebete, die Ave Maria, die gebetet werden für
die leidenden Seelen.
O schenke uns doch an diesem Abend zu
deinem heiligen Fest, daß du wieder einen Einzug feiern
kannst wie damals, als die bösen Geister aus dem Himmel
ausgestoßen und du ein Freudenfest feiertest, wie du mir
doch gesagt hast. O nimm recht viele Arme Seelen bei
deinem Feste hinauf in den Himmel, damit auch sie ein
Freudenfest feiern können, und damit der Herr, Den ich
über alles liebe, doch verherrlicht werde, da ich doch
so armselig bin, obwohl guten Willens, und doch so
schwach. O helfet uns doch und gebt uns doch die Armen
Seelen. Erfleht uns Verzeihung am Throne Gottes. Schenkt
uns doch alle die lieben Armen Seelen, die im Fegefeuer
sich befinden, um der Tränen und des Gebetes willen, das
der Herr auf Erden verrichtet und das ihr verrichtet für
eure Schützlinge. Besonders ihr, ihr lieben heiligen
Schutzengel, deren Schützlinge im Fegefeuer sind, euer
Gebet ist freilich nicht mehr wirksam für sie, weil sie
nicht mehr im Fleische wandeln. Darum will ich das Gebet
aller guten Christen zusammennehmen und dieses euch in
die Hände geben. Nicht wahr, diese Gnade gewährt ihr
mir, daß das Gebet aller Menschen auf Erden aufgeopfert
sei für das Gebet der Schutzengel dieser Seelen. Und
jetzt tretet mit mir alle hervor und betet mit mir:
„Gegrüßet seist Du, Maria voll der Gnaden, der Herr ist
mit dir...“
O wie unendlich schön! Jeder hat eine
Seele, jeder heilige Schutzengel führt eine Seele aus
dem Fegefeuer, aus der Unterwelt. „Ist denn Schwester N.
auch dabei?“ Ja, sie hat eine Krone, die gefertigt ist
aus roten und weißen Rosen, ein Zeichen ihrer
Jungfräulichkeit und ihrer Liebe zu ihrem himmlischen
Bräutigam. Ich sehe aber auch viele jeden Alters und
jeden Geschlechtes. Herr N. ist auch dabei, aber Herr N.
noch nicht. O um des Gebetes dieser Klosterfrauen
willen, ich opfere es dir jetzt schon zum voraus auf,
und ich will es ihnen zu wissen tun, daß sie recht
eifrig mit ihren Angehörigen den Rosenkranz halten
sollen, zum voraus opfere ich es dir auf und mußt du uns
auch diese Seele erbitten. O wie glücklich! Es ist mit
nichts zu vergleichen die himmlische Aue, die himmlische
Aue.
Barbara: „O
lieber heiliger Erzengel Michael! O hilf doch N., daß
sie die Erlaubnis bekommt, und da sie das Opfer dazu
bereits gebracht, so schenke ihr im vorhinein um all des
Guten willen, das daraus entsteht, ihren Eltern.“
Michael: „Für
heute nicht!“
Barbara: „O
schenke uns auch N., lieber, heiliger Erzengel Michael,
o gib uns doch den N. Ich grüße dich durch das
allersüßeste Herz Jesu Christi! Du bist der Heerführer,
der Anführer der Armen Seelen. O ich verspreche dir ja,
daß ich dir dankbar sein will. O schenke uns doch den
N., wenn er auch kein Kind der katholischen Kirche ist.
O selige Katharina Emmerich, hast du doch so viel
gefleht für die Andersgläubigen. Warum ist da immer ein
Schleier, der da fällt? Warum darf ich nicht da
hineinschauen? O laß mich nur einen einzigen Augenblick
da hineinwerfen!“
Michael: „Die
sind in einer ganz anderen Abteilung.“
Barbara: „O
mein Jesus! O heilige Hildegard!
So lüftet doch den Schleier, den du so oft schauen
durftest, o laß mich doch einmal hineinschauen.“
Barbara schauerte zusammen und entsetzte
sich. Da ist es so kalt, eisige Kälte! Die haben ganz
besondere Peinen zu leiden, weil die Wärme des
Evangeliums, der wahren Kirche Jesu Christi, fehlt, die
Liebe fehlt. Wie ist es doch zu bedauern, daß es diese
Irrlehrer gegeben hat und noch gibt, die all die Leute
zum Abfall bringen. O glücklich sind wir Kinder der
katholischen Kirche. Wie ganz anders ist es hier an
diesem Ort. Da ist es ja wie Feiertag gegen Werktag und
wie Sommer gegen Winter, Frühlingswind weht oben, dort
eisiger Norden. O wie ist es zu bedauern, o ihr lieben
Armen Seelen, wie dauert ihr mich!
„O Herr, gelt dahin kommen auch die
Christen, die ihren Glauben so schlecht betätigen, die
sich aber dann doch noch bekehren? O mein Jesus,
Barmherzigkeit! O gib mir doch den N., weil seine Frau
so viel tut; den ganzen Goldschmuck hat sie hingegeben
für den Mann. O gib ihn mir, Du mußt ihn mir schenken.“
– Gegrüßet seist Du, Maria ...“
Arme Seele:
„Gehe hin und grüße meine Frau im Namen Jesu Christi, im
Namen Seiner heiligen Mutter, und danke Ihr für all die
Tränen, die sie geweint, für all die Gebete, die sie
verrichtet für mich, ihren Ehemann. Meiner Tochter sage
einen herzlichen Gruß, sie möge ihrer Mutter folgen und
sich enger anschließen an die Grundsätze ihrer heiligen
Religion. Wie bedaure ich, so gelebt und gestorben zu
sein, ohne den Wert dieser Religion besser geprüft zu
haben. Gnade habe ich gefunden, Gnade vor dem Herrn, um
des Gebetes willen, das in eurer Gesellschaft verrichtet
wird, weil meine Frau sich so beteiligte und betätigte
an dem Guten, durch das, was der Herr hier wirkt.
Alle die Seelen, die da eifriger werden,
entflammt werden zur Liebe Gottes, alle die Gebete und
Seufzer, kommen denjenigen zugute, die da mit
einverleibt sind, und ich habe das Glück, durch meine
Frau teilnehmen zu können an all den guten Werken, an
all den guten, frommen Seufzern, die da verrichtet
werden; alles dieses kam mir zugute, deshalb bin ich so
schnell befördert aus den Peinen des Fegefeuers.“
Barbara: „O,
daß doch alle Menschen Dich erkennten, aus ganzem Herzen
liebten, aus allen Kräften und über alles loben und
ehren möchten, zur Erfüllung der auserwählten Zahl
Deiner Heiligen, zum Werke Deines Dienstes und zur
Auferbauung des Leibes Christi, damit wir alle
miteinander zur Einheit des Glaubens gelangen und der
Erkenntnis des Sohnes Gottes, und zu vollkommenen
Menschen werden nach dem Vorbild Deines Sohnes Jesu
Christi. O mit welcher Freude ist dieser Mann erfüllt! O
mein Gott, wie verjüngt und wie verklärt er ist! O gehe
hin und vergiß auch uns arme Sünder nicht, die wir noch
hier auf Erden pilgern und fortwährend in Gefahr sind,
zugrunde zu gehen. Hochpreiset meine Seele den Herrn! O
hört ihr nicht, wie die himmlischen Geister mit uns
singen? O guter Jesus! Was soll denn N. machen, soll sie
hierbleiben oder fortgehen?“
Jesus: „Sie
soll nur hierbleiben, es ist ja besser für ihre arme
Seele, sie soll sich mehr anschließen, mehr den Staub
der Erde abschütteln, habe Ich ihr ja doch im Überfluß
gegeben. Warum noch nach Irdischem treiben und jagen?“
Barbara: „O
Herr, ich empfehle Dir diese Seele, die dem Sterben nahe
ist und sich nicht bekehren will.“
Jesus: „Gehe
du hin und biete ihr die Gnade an. Gehe du nur hin,
stelle ihm Gottes Gerichte vor, er wirft dich nicht die
Treppe hinunter, habe keine Angst. Dein Verdienst bleibt
dir; auch wenn du die Seele nicht rettest, hast du dafür
wieder eine andere gerettet, und Ich will dir für diese
eine andere schenken.“
Barbara:
„Aber was soll ich als weltfremd vorschützen? O gib mir
noch einen Trost für die armen Leute, heiliger Erzengel
Michael! O laß ihnen das Gebet zugute kommen, das für
sie verrichtet wird von ihren Eltern.“
Michael: „Sie
sollen ein ganzes Jahr recht reichlich Almosen geben und
jeden Monat eine heilige Messe für sie lesen lassen. Der
eine ist hell, der andere dunkel.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
260 Am heiligen Rosenkranzfest 1898
Der Herr zeigte Barbara nach der
heiligen Kommunion eine Madonna in Weiß gekleidet mit
einer dreifachen Krone. Die erste war weiß, die zweite
rot und die dritte golden; sie war mit einem Trauerflor
verhüllt.
Barbara:
„Aber warum zeigst Du mir Deine heilige Mutter in
Trauerflor? Heute ist doch der Anfang des Monats, wo Sie
so sehr verherrlicht wird?“
Jesus: „Das
ist nicht Meine heilige Mutter, die Ich dir zeige,
sondern meine jungfräuliche Braut in jetziger Zeit. Die
weiße Krone bedeutet ihre jungfräuliche Reinheit, weil
das Priestertum im großen und ganzen jungfräulich rein
dasteht. Die rote Krone bedeutet ihre Geduld, womit sie
ruhig ihre Wege weitergeht, obwohl Ich sie durch so
harte Schicksalsschläge züchtige. Die goldene Krone
bedeutet, daß sie sich aber gerade durch diese Geduld
die Krone des Sieges erwirbt.“
Inhaltsverzeichnis Band 3
261 Fest des heiligen Franziskus 1898
„Denn viel schlimmer als der Kampf, der
mit eiserner Waffe gekämpft wird, der blutig erkämpft
wird, viel schlimmer, sage ich, ist der innere Kampf,
der mit den Geistern und durch die Geister gekämpft
wird.“
Franziskus:
„Gelobt sei Jesus Christus! So grüße ich euch, meine
lieben Kinder, mit dem Gruß unseres seraphischen Ordens.
Dieser Gruß war mein Lieblingsgruß, wenn ich meinen
Brüdern begegnete. Dieser Gruß soll auch euer
Lieblingsgruß sein, wenn ihr zusammengeht, wenn ihr euch
auf der Straße begegnet, soll fortwährend aus eurem
Munde ertönen: ‚Gelobt sei Jesus Christus!‘ Denn nur so
soll die Welt euch erkennen als seraphische Kinder eines
seraphischen Vaters. Meine lieben Kinder! Vieles habe
ich euch zu sagen. Schon jahrelang verkehre ich mit euch
an diesem meinem Festtag, und die Worte, die ich mit
euch rede, sollen Kleinodien sein für die Brüder meines
Ordens und für alle Brüder und Schwestern des zweiten
und dritten Ordens; denn nur durch die Mitglieder des
seraphischen Ordens soll die Welt gerettet werden, soll
die Welt wieder zu dem guten, alten Glauben, zu den
alten Sitten wieder zurückgeführt werden. Nicht umsonst
hat der Heilige Vater Leo XIII. der Welt meinen Orden
empfohlen. Alle Menschen, alle Christen möchte er
eingegliedert wissen in die Reihen dieser Kämpfer, eben
weil die Welt so abgewichen ist vom rechten Weg, weil
die Welt so üppig geworden ist in all ihren Grundsätzen.
Weil die Welt reich sein möchte, ist die
Armut ihr entgegengesetzt, ist die Armut das einzige
Mittel, wodurch die Welt wieder ins Geleise kommen soll,
durch die freiwillige Armut nämlich, wenn es Menschen
gibt, die glücklich sein können in der freiwilligen
Armut um Christi willen. Warum können die Kinder der
Welt nicht glücklich sein? Warum? Weil ihre Grundsätze
falsch sind! Weil ihre Grundsätze nicht übereinstimmen
mit der Lehre Jesu Christi, mit den Grundsätzen des
Evangeliums. Diesem gegenüber hat der Herr befohlen,
einen Damm aufzurichten. Schon ein ganzes Jahrzehnt ist
darüber vergangen, wo er dir zeigte, welche Klüfte
entstehen in der Menschheit, welche Abgründe. Er hat dir
gezeigt, wie sich die Christenheit zersplittert, wie sie
sich teilt in zwei Teile, wie der eine Teil gegen
Christus, der andere für Christus arbeitet, lebt und
wirkt. Diese Zerklüftung ist nun da und die ganze Welt
kann sie sehen, wer das Auge nicht schließen will.
Gespalten ist die Christenheit in zwei Teile: in solche,
die recht treu zu ihrer Kirche stehen, und in solche,
die gar nicht mehr zu ihr halten. Darum, meine Kinder,
ist es an der Zeit, daß die Guten zusammenstehen und
zusammengehalten werden zu einem Häuflein.
Deswegen verlangt der Herr die
Einführung der öfteren Kommunion, um den guten treuen
Seelen Kraft und Stärke zu verleihen durch Sich Selbst,
indem Er Sich Selbst mit den Menschen verbindet, und Tag
für Tag ihnen neue Kräfte zuströmen aus Ihm heraus. Denn
jetzt, wo die Seele in einer so gefahrvollen Welt steht,
wie sie im Heidentum noch nie gewesen ist, braucht die
Seele viele Kraft und Stärke, um nicht irre zu gehen.
Darum will Er das Priestertum stählen,
zum Kampf ermuntern, damit sie die Schäflein
zusammenhalten, die guten und getreuen Schäflein, die
noch zur Kirche stehen. Und drittens will Er sie trösten
und ermuntern, nicht müde zu werden im Kampfe, der
bereits in der ganzen Welt losgebrochen ist. Denn viel
schlimmer als der Kampf, der mit eiserner Waffe gekämpft
wird, der blutig erkämpft wird, viel schlimmer, sage
ich, ist der innere Kampf, der mit den Geistern und
durch die Geister gekämpft wird, und dieser Kampf wird,
Gott sei es geklagt, noch weiter zunehmen. Wir Heiligen,
die da eingegangen sind, eure Brüder und eure
Schwestern, stehen in Furcht und Zittern euch zur Seite.
Wir schauen vom hohen Himmel herab den Kämpfern zu, wie
sie jetzt auf dem Schlachtfeld der Welt stehen und
kämpfen mit den Feinden der Finsternis, mit den Feinden
des Unglaubens, des Atheismus, des Sozialismus und des
Liberalismus, überall, wo wir unsere Blicke hinrichten,
sehen wir, wie die Kirche darniederliegt, die Kirche
Jesu Christi.
Zu meiner Zeit, als ich lebte, stand es
schon schlimm, aber bei weitem nicht so wie zu der Zeit,
wo ihr lebt, ihr meine armen Kinder. Bittend stehen wir
da auf der Warte und schauen aus, ob nicht Männer sich
hervortun, die wie ein heiliger Dominikus und ich selbst
gekämpft haben und kämpfen und streiten wollen für die
gute Sache. Seht, meine Kinder, da ist es an der Zeit,
offen und frei seinen Glauben zu bekennen, sich nicht zu
fürchten vor dem Gerede der Menschen. Da ist es aber
auch an der Zeit, daß die Priester, anstatt zu tadeln
und zu fürchten wegen eines spitzfindigen Wortes, eines
Achselzucken ihrer Feinde, zu den Guten halten, sie
ermuntern und trösten und bestärken in ihrem Glauben,
den sie allseitig bekennen und betätigen. Nicht mehr
brauchen sie sich zu fürchten, sich ins Lächerliche zu
ziehen, wenn sie zu treuen Seelen stehen, denn ihre
Feinde sind längst einig geworden mit ihnen. Sie
möglichst bald aus dem Weg und bald aus den Augen zu
räumen, ist ihre einzige Aufgabe. Das Spötteln und
Witzeln über sie könnten sie längstens gewohnt sein.
Also auf, auf, ihr Priester der
katholischen Kirche! Freut euch und frohlockt, denn groß
ist euer Lohn im Himmel. Ihr seid ja die erhabenen
Söhne, die der Herr erwählte, das Kreuz zum Sieg zu
bringen, die der Herr erwählte, das Kreuz zu vergolden
mit der Liebe, mit eurer Liebe das Kreuz zu umklammern:
Das Kreuz der Verachtung und Verdemütigung; und am Holz
der Schmach sollt ihr sterben, am Kreuzesholz der
Schmach sollt ihr sterben, ihr Priester der katholischen
Kirche. Den Tod hat man euch geschworen, aber glücklich
der Tod, den ihr sterbt, denn er ist der Anfang zu einem
ewig glücklichen Leben schon hier und dort. Darum rufe
ich euch zu mit einer Donnerstimme, welche die ganze
Welt hören soll, und ich wünschte, daß sie die ganze
Welt wirklich höre: Ergreift freiwillig die Armut und
geht ruhig ans Werk. Schaut nicht auf die Großen der
Erde, daß sie eure Mißgünstlinge werden könnten, schaut
nicht auf die große Masse, welche die Opfer des
Unglaubens schon allseitig geworden sind, daß sie euch
nach dem Leben streben könnten.
Nein, dies alles muß euch soviel sein,
als wenn ihr auf Rosen wandelnd durchs Leben schreiten
würdet. Ihr seid berufen, das Reich Jesu Christi
aufzurichten und die heilige katholische Kirche zum Sieg
zu führen. Und je mehr sie von allen Seiten eingedämmt
und niedergeschmettert wird, je mehr die Großen und
Mächtigen ihr Haupt stolz erheben und stolz mit Füßen
treten den heiligen Glauben, um so stolzer müßt ihr das
Haupt erheben, um so sicherer muß euer Fuß stehen, um so
feierlicher müßt ihr durchschreiten all die Wirren der
Zeit. Denn überall in allen Ländern, die sich noch
katholisch nennen, ist alles morsch und faul geworden.
Die Häupter, die berufen waren, die Kirche zu stützen,
sie sind morsch und faul geworden, und niemand hat mehr
den Mut, einen Glauben zu bekennen und ihm
beizupflichten, der so verachtet, so geschmäht ist in
der Welt.
Diejenigen, die den Unglauben predigen,
sollt ihr nicht fürchten, wie ich euch schon sagte, und
die kleine Masse auch nicht. Von niemand habt ihr etwas
zu fürchten. Also, wozu noch das Zagen und Zittern? Die
Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen, auch
wenn ihr mit den paar guten, treuen Seelen, die zu euch
halten, ganz allein dastehen solltet in der Welt. Zum
Sieg sollt ihr führen das Reich Jesu Christi! Darum
merkt euch, ihr Priester, wenn man euch alles nimmt und
abstreift von euch, dann seid ihr gezwungen, zu den
treuen Seelen zu stehen, denn mit ihnen müßt ihr dann
ihr Brot teilen.“
Barbara: „O
lieber, heiliger Franziskus! Erflehe uns doch Kraft und
Stärke. Wir sind wirklich mutlos, wir Kinder der
katholischen Kirche. Was ist es doch, daß man so
zusammengeschmettert ist, alles andere macht sich breit,
viele andere Religionen kommen auf, und wir, die wir
doch die wahre Religion besitzen, unser Häuflein wird
immer kleiner. Die Christen hängen mehr dem
Protestantismus an als ihrer eigenen Religion, diese
kalten, lauen Christen! Und wie stolz gehen die Führer
jener Sekten auf die Bühne und predigen ihre
Unwahrheiten, und unsere Priester haben nirgends Schutz
und Hilfe. O lieber, heiliger Franziskus, heiliger
Dominikus, o alle ihr lieben Heiligen, bittet für uns in
dieser großen Bedrängnis. Man hat keinen Mut zum Beten,
weil man meint, es sei alles umsonst. Die meisten
frommen Seelen, wen ich höre, die leiden an
Geistestrockenheit, alle guten, treuen Seelen sind
krank. O helft uns doch! Wie traurig ist es, so
dazustehen in der jetzigen Welt.“
Franziskus:
„Meine Kinder! Trockne die Tränen und schaue auf, schaue
über dich, mein Kind! Siehe die Glorie, in der ich mich
jetzt befinde. Siehe, in der Nähe von Jesus und Maria
bin ich und weile jetzt schon seit sechshundert Jahren
dort. Und sieh doch alle die vielen Throne, die da unter
den Seraphim aufgerichtet sind. Unter dem Chor der
Seraphim ist mein Thron. Von hier aus herrsche und
regiere ich die ganze Ewigkeit mit Jesus und mit allen
guten, treuen Seelen, die da gekämpft für ihren Glauben.
Hierher sollt auch ihr einst kommen nach vollbrachtem
Kampf. Seht, warum der Herr euch alles so leicht
gemacht, warum Er schon jahrelang mit euch redet und den
Weg zur Vollkommenheit so leicht, so angenehm, so süß
gemacht, daß jeder, der nur einigermaßen guten Willens
ist, denselben betreten und gehen kann. Viel mehr
verlangte der Herr in früheren Zeiten von Seinen treuen
Kindern, von Seinen treuen Anhängern. Sie mußten sich
scharf geißeln, strenge Nachtwachen verrichten, lange
Fasten üben, um das Fleisch zu zähmen, um den Himmel
sich zu sichern.
Ihr aber, ihr Kinder dieses
Jahrhunderts, wie hat es der Herr euch leicht gemacht.
In allen Schichten der menschlichen Gesellschaft, wo ihr
wohnt und lebt und arbeitet, könnt ihr Ihm treu dienen
und die Krone erlangen, die ich erlangte und mit mir so
viele treue Diener Gottes, wenn ihr nur treu zu eurer
Kirche steht, wenn ihr nur treu die Pflichten erfüllt,
die unsere Kirche vorschreibt. Ihr braucht nicht
hinauszuziehen in die Wüste und euren Leib kasteien
durch Nachtwachen und Strenge, wie wir sie übten, denn
es wäre zu viel verlangt, weil die Menschheit jetzt
schwächer geworden ist und dieselbe sich viel zu früh
aufreiben würde. Dafür hat aber der Herr anderer Geißeln
Sich bedient, um euch zu geißeln.
Die Völker sind abgewichen und
abgefallen von Ihm, und diese Völker, die da stehen und
die Ihm Schande und Schmach bereiten, sollen doch wieder
zurückgeführt werden, und dieses sind eure Geißeln.
Diese sind es, die euch geißeln, die Schlechtigkeit
dieser Völker, dieser Nationen, die nur überall ihren
Gewinn suchen, ihre Hände ausstrecken nach ungerechtem
Gut und deswegen alle Mittel ersinnen, um alles, was
Gott zum Wohl der Menschheit mit solcher Freigebigkeit
geschaffen und wachsen läßt, zu verderben und zu
verfälschen. Weshalb der arme Mensch gleichsam schon
vergiftet wird im Mutterleib, ehe er noch geboren ist,
und das Blut des Menschen schon geschwächt ist und
hinfällig schon der Körper ist, in dem dieses Blut
strömt und weshalb der arme Mensch schon fasten muß vom
Mutterleib bis zum Grab, weil alle Nahrungsstoffe
vergiftet sind. Seht, deswegen ist es so wichtig, was
der Herr zu euch spricht, ihr Kinder meines Ordens.
|