
Barbara Weigand und Bruder Valentin Erstkommunion ca.
1852
Ich wurde geboren am 10. Dezember 1845 in Schippach.
Meine Eltern waren fleißige, brave Landleute. Mein Vater
war fünfzehn Jahre Bürgermeister unserer kleinen
Gemeinde und kam als solcher viel mit Beamten zusammen,
die ihn mit in die Gesellschaft hineinzogen. Obwohl er
ein guter Familienvater war, kam er dadurch auf Abwege.
Er lernte das Trinken. Der liebe Gott aber ließ durch
die vielen Tränen und das Gebet Meiner Mutter aus dem
Bösen Gutes entstehen, indem alle sieben Kinder, drei
Knaben und vier Mädchen, einen entschiedenen Abscheu
gegen den Alkohol faßten und wir uns vom Weltlichen ganz
zurückzogen. Mein Vater starb fünfundfünfzig Jahre alt,
gut vorbereitet auf seinen Tod. Auf dem Sterbebett sagte
er: „Ich habe meiner Frau vielen Kummer gemacht. Wenn
ich nochmals beginnen könnte, würde ich anders leben.“
Meine Mutter war eine kleine, schwächliche Frau und
durch den vielen Kummer schon zu Lebzeiten ihres Mannes
viel ans Krankenbett gefesselt, oft sechs Wochen lang.
Sieben mal allein hatte sie die Lungenentzündung. Wir
Kinder wurden frühzeitig zu harter Arbeit genötigt, um
den täglichen Unterhalt zu verdienen. Ich war die
zweitälteste und stärkste von allen und geweckten
Geistes. Weil meine Mutter meist krank war und die
ältere Schwester wenig begabt für solche Arbeiten und
zudem schwächlich war, als „Mutter“ für die übrigen zu
sorgen, mußte ich einkaufen und verkaufen etc. sowie das
Hauswesen führen, weshalb auch die anderen Kinder mich
als ihre „Mutter“ titulierten. Daher kam dann auch meine
spätere so ernste Lebensführung.
Bis die Zeit kam, wo ich mich zu einem Stand entscheiden
sollte,
betete ich viel, besonders Bußübungen, so daß ich von
meinen Schwestern oft ausgelacht wurde. Das alles tat
ich, um mich zu prüfen, und weinte sehr viel. Vor dem
war ich eitel, stolz und putzsüchtig, aber sehr fleißig
und Tag und Nacht tätig. Morgens in aller Frühe ging ich
in den Wald, um Holz und Streu zu sammeln für den Tag,
denn vor der Feldarbeit mußte dies alles geschehen sein.
Es kam nun die Zeit, wo ich mich für einen Lebensberuf
entscheiden sollte. An Freiern fehlte es nicht, denn die
Familie war geachtet, und somit waren meine Eltern
entschlossen, mich einem braven jungen Mann
anzuvertrauen.
Ich verlobte mich mit ihm, und das Haus für uns beide
war schon gebaut. Doch schon das ganze Jahr vorher war
ich so still und zurückgezogen, daß der junge Mann
öfters fragte: „Wie ist es doch möglich, daß, wo andere
sich so freuen, es dir gar keine Freude zu machen
scheint.“ Ich hatte nämlich innerlich einen großen Kampf
und stellte mir immer die Frage: Kann ich auch im
Ehestand Gott so lieben und dienen, wie im
jungfräulichen Stand? Dazu kam, daß ich eine fromme
Jugendfreundin hatte, die selbst Jungfrau bleiben
wollte. Ihre Gespräche hatten großen Einfluß auf mich.
Sie sprach zuweilen so begeistert von der Liebe der
heiligen Jungfrauen zu Jesus, daß ich bei mir dachte:
„Ach, wenn du doch auch so leben könntest.“
So kam Maria-Himmelfahrt, und wir gingen trotz des
schlechten Wetters in eine nahegelegene Feldkapelle, wo
Muttergottes-Wallfahrt war. Da betete ich inständig zur
Königin der Jungfrauen, daß ich doch den rechten Weg
einschlagen möge.
Da, nach der heiligen Kommunion, fühlte ich zum ersten
Mal die Nähe meines Gottes im heiligsten Altarsakrament.
Auf dem Heimweg sagte ich zu meiner Begleiterin, wir
wollen an Mariä Geburt wieder hierher gehen. Aber das
schlechte Wetter vereitelte dies. Wir gingen in unsere
Pfarrkirche. Auf dem Weg dorthin begegnete uns der neu
angekommene Kaplan und sagte: „Wo wollt ihr hin?“ In
meinem Geburtsort Schippach steht nämlich nur eine
kleine Kirche als Filiale der Pfarrkirche von Elsenfeld.
Wir antworteten ihm, daß wir beichten wollten, worauf er
erwiderte: „So könnt ihr in eurer Filialkirche beichten,
denn ich bin euer neuer Kaplan.“
Derselbe scheint sich später meines inneren Kampfes
erinnert zu haben. Als ich ihm bei Gelegenheit seiner
Versetzung für alle Mühe dankte, die er sich wegen
meiner Bekehrung gegeben hatte, erwiderte er: „Nein: als
ich kam, da waren Sie schon bekehrt.“
Obwohl ich damals noch nicht wußte, welchen Stand ich
antreten sollte, hatte ich schon das Verlangen, alle
drei Wochen die heilige Kommunion zu empfangen. Von dort
an begann der himmlische Gärtner, dieses aufgewühlte
Feld meines Herzens zu bearbeiten. In mir kam kein
anderer Gedanke mehr auf als:
„Arbeite dich aus der Welt heraus, mach dein Herz frei.
Dein Herz ist unruhig, bis es ruht in Gott.“
Deshalb wurde ich oft zur Rede gestellt: „Warum bist du
so traurig, so ganz anders als andere?“ Denn das Haus
war schon gebaut. Mein Bräutigam klagte meiner Schwester
seinen Verdruß, und diese schalt mich oft aus, warum ich
den braven Menschen so hinhalte, ich müsse wohl verrückt
geworden sein. Ich dachte aber immer bei mir: „Nein, ich
kann nicht heiraten, ich will nur Gott dienen.“ Immer
wieder fragte ich meinen Beichtvater um Rat. Dieser
aber, der den Wankelmut eines jungen Mädchens erwog,
riet mir offen, er könne mir durchaus nicht abraten. Er
habe sich nach dem jungen Mann erkundigt, und er sei nur
zu empfehlen. Die Kirche müsse sehr viel auf gute Mütter
sehen, ohne welche es keine Priester und keine
Klosterfrauen gebe.
Nun begann für mich eine Zeit furchtbaren Kampfes. Tag
und Nacht konnte ich nicht mehr ruhen. Die Liebe Gottes
war so stark in mir, daß ich glaubte, ich könne alle
menschlichen Bande zerreißen. Doch wußte ich nicht,
welches der geeignete Augenblick sei. Dies dauerte ein
ganzes Jahr. So kam der schöne Monat Mai, und ich
dachte, in diesen Monat die liebe Gottesmutter recht
vertrauensvoll in dieser Angelegenheit zu bestürmen.
Einmal kniete ich nun vor meinem kleinen Maialtärchen,
um mit meiner jüngeren Schwester die übliche
Abendandacht zu verrichten. Jene war schon zu Bett
gegangen, und ich kniete bis gegen Mitternacht und
betete unter Strömen von Tränen, denn ich traute mir
selbst nicht. Ich dachte immer, es könne auch nur
weibliche Einbildung sein, die morgen wieder verwirft,
was sie sich heute vornimmt.
Da, auf einmal, sah ich in der dunklen Nacht, aber weit
entfernt von mir, die liebe Mutter Gottes. Ein
Lichtstrahl, der von Ihr ausging, traf meine Seele, und
es ward ruhiger in mir. In der Frühe des andern Tages
kniete ich wieder im Beichtstuhl, aber nicht in
Schippach, sondern eineinhalb Stunden davon entfernt in
Kleinwallstadt, wo ich den bischöflichen Geistlichen Rat
N., einen klugen und erfahrenen Priester, zu Rate zog.
Diesem erzählte ich mein ganzes Leben und auch den Kampf
in mir wegen meiner bevorstehenden Berufswahl. Dieser
Herr sagte ganz entschieden:
„Mein Kind, ich sehe hier an dir eine höhere Hand
walten.
Ich glaube nicht, daß du berufen bist, in den Ehestand
zu treten. Laß den Jüngling nur noch ruhig gehen und
verdopple dein Gebet! Sag auch dem Beichtvater, er solle
für dich beten, und auch ich will am Altar deiner
gedenken. Ich versichere dich, daß der liebe Gott dir
noch ein deutlicheres Zeichen gibt, was dein Beruf ist.“
Bald darauf ging ich dann wieder beichten in meiner
Dorfkirche und brachte wie immer mein Anliegen vor und
wiederholte ihm auch die tröstlichen Worte, die mir ein
alter, erfahrener Priester gesagt hatte. Nun war mein
Beichtvater auf einmal wie umgewandelt. Zehn Monate
schon kämpfte ich unter beständigen Tränen und Gebet.
Ich legte mir allerlei Bußübungen auf, aber alles im
geheimen. Niemand wußte davon als meine gute Schwester
Marie, die später Klosterfrau geworden ist. Jetzt sagte
mein Beichtvater, der mir bisher immer abgeraten hatte:
„Ja, ich sehe freilich auch längst, daß der liebe Gott
dich nicht im Ehestand haben will. Nur soll er dir aber
auch die Kraft geben, daß du alle Hindernisse überwinden
kannst. Gut, wir halten zusammen eine Andacht.“
Es war im Juni. Wir hielten vor dem Herz-Jesu-Fest eine
neuntägige Andacht mit einigen Personen. Am dritten Tag
schon war der Kampf gewonnen. In der Nacht vorher hatte
ich nämlich einen auffallenden Traum: Ich befand mich in
einer großen Kirche, die dicht mit Menschen angefüllt
war, die alle sehnsüchtig der Kirchentür entgegensahen,
weil sie den Einzug eines Hochzeitszuges erwarteten. Die
Türen öffneten sich, und herein kam die liebe
Muttergottes mit Ihrem Hofstaat, der aus lauter
Jungfrauen bestand. Als Sie Sich der Menge genähert
hatte, trat Sie aus Ihrer Umgebung hervor, ging bald an
diese, bald an jene Bank, der einen oder anderen Person
etwas ins Ohr flüsternd, worauf dieselben wie von einem
himmlischen Glanz umgeben schienen. Ich dachte bei mir:
Dir kann Sie halt nichts sagen, denn du hast doch zu
weltlich gelebt, und weinte bitterlich. Auf einmal
klopfte Sie mich sanft auf die Schulter und gar
liebreich sah mich die liebe Muttergottes an, und sagte:
„Was du tun willst, das tue bald! Du willst ein Gelübde
ablegen. Tue es und du wirst noch viele Gnaden
erhalten!“
Auch meine Schwester Marie, die mich immer sehr
ausgezankt hatte, daß ich dem jungen Mann so fremd
bliebe, bekam ein Zeichen. Sie sah beim Morgengebet das
göttliche Herz Jesu, und sie verstand, daß sie mir nicht
länger im Wege stehen solle. Ebenso erhielt auch mein
Beichtvater ein Zeichen. Beim Abendgebet sah er mich
plötzlich vor sich und erkannte zugleich, daß ich nicht
zum Ehestand berufen sei. Am folgenden Morgen konnte ich
in aller Gemütsruhe dem jungen Mann sagen, daß ich nie
heiraten werde. Und das war die Gnade, die hatte gesiegt
über die sinnliche Liebe.
Das erste, was ich nun tat, war eine gute Generalbeichte
abzulegen, denn ich wollte vor allem alles mit der
Wurzel ausreißen mit einer recht tiefen Beschämung. Und
Gott sei mein Zeuge, daß ich mir von dort an große Mühe
gab, Ihm zu gefallen und alle Sünden meines vergangenen
Lebens gut zu machen, wenigstens mich zu bessern.
Das ging aber alles nicht so glatt ab. Solange ich es
mit der Welt hielt, war alles recht. Jetzt aber war
alles umgekehrt. Meine Schwester Marie schloß sich mir
an und noch einige junge Mädchen. Damals waren meine
Geschwister noch alle sehr jung und klein. Aber es kam
die Zeit, wo meine Brüder ihren eigenen Hausstand
gründen wollten. Da erhob sich denn auch in meiner
Familie Widerspruch, und wir hatten von allen Seiten
viel zu leiden.
Ich war von Jugend auf sehr zornmütig, herrschsüchtig,
stolz und habsüchtig. Ich wollte um jeden Preis, daß
unsere Familie nicht der Welt zum Spott werde, darum
arbeitete ich lieber Tag und Nacht und trieb die anderen
Geschwister an, das Gleiche zu tun. Und wirklich sagte
vor einigen Jahren eine Frau zu mir, ihr Vater habe
unsere Familie immer als Muster vorgestellt. Daher kommt
es wohl, daß ich immer so ängstlich bin und meine, ich
könne getäuscht sein, denn ich kann nicht begreifen, wie
der liebe Gott, der ein so unendlich reiner Geist ist,
ein so unwürdiges Werkzeug Sich erwählen konnte, um
durch dasselbe Seine unendliche Liebe und Erbarmung der
Welt zu offenbaren. Nur im Gehorsam schreibe ich dieses.
Mögen diejenigen, denen das Recht zusteht, den Geist
prüfen, der daraus spricht, und tun, was sie für richtig
befinden.
Obwohl ich den lieben Gott bestimmt schon schwer
beleidigt habe, so geht aber auch daraus hervor, wie
unendlich gut der liebe Gott sein muß, und wie sehr er
danach verlangt, alle Menschen zu retten.
Weil ich merkte, mit wie vielen Ketten ich an diese Welt
gekettet war, suchte ich mit Eifer die Hilfsquellen auf,
die das umstrickte Herz losreißen sollten, um es vom
Verlangen nach dem Irdischen abzuziehen und zu
himmlischen Begierden zu erheben. Ich legte mir
zeitweise strenges Fasten auf. Lange Jahre versagte ich
mir Obst und das Fleisch, im Winter sogar manchmal das
Brot, und trank nur Kaffee oder aß Suppe und Kartoffeln.
Denn in der Nachbarschaft wohnten zwei arme Buben, die
sich mit ihrem alten, kranken Vater gar kümmerlich
ernährten. Diesen brachte ich heimlich manchen Laib
Brot. Ja, als der Vater gestorben war, und einer dieser
braven Jungen krank wurde, versagte ich mir einen ganzen
Winter lang das Brot, um die armen, verlassenen Knaben
unterstützen zu können. Und als dieser starb, ließ er
mich rufen, schlang seine beiden Hände um meinen Hals
und rief: „Liebe Schwester, Gott vergelte dir, was du an
uns getan hast. Gott segne deine ganze Familie, bis
hinauf ins vierte Glied, denn du hast uns vom Hungertod
errettet.“
Ich war aber auch damals schon so geschwächt, daß ich
beim Gehen einschlief. Ich mußte dieses unbedingt mir
absparen, denn meine Mutter war selbst arm und die
Familie groß. Auch ging ich immer gern zu Kranken und
Sterbenden, und manche Nacht durchwachte ich an einem
Krankenbett. Sogar in benachbarte Orte wurde ich
gerufen.
Einmal nun wurde ich nach Elsenfeld ins Pfarrhaus
gerufen, um einer alten Tante beizustehen, die
schwerkrank war. Zwei Nächte wachte ich bei ihr. Als
dieselbe beerdigt wurde, zeigte mir der liebe Heiland
zum ersten Mal, wie sehr Er die Nächstenliebe belohne.
Es war dort Sitte, daß alle Jungfrauen bei der
Beerdigung ein Sträußchen Blumen bekamen, die sie ins
Grab warfen. An mich aber, obwohl ich der Sterbenden
zwei Nächte geopfert hatte, dachte man nicht, man gab
mir keines. Niemand lud mich dazu ein, während andere
mit ins Sterbehaus gehen durften. Dieser Undank tat mir
sehr weh, und ich klagte es beim Seelengottesdienst dem
lieben Heiland und bat ihn, mich doch zu entschädigen.
Als nun am Muttergottesaltar eine heilige Messe gelesen
wurde, und der Priester bei der heiligen Wandlung die
heilige Hostie emporhob, sah ich den Priester wie in
einem dichten Nebel stehen bis zur heiligen Kommunion.
Als der Priester aber kommunizierte, fiel ein Strahl auf
mich zurück, und ich war wie vernichtet. Dort zeigte Er
mir zum ersten Mal, wie sehr Er uns zu beglücken wünscht
in der heiligen Kommunion. Ich traute mich immer noch
nicht, darum bot ich alles auf, um das Herz vom
Irdischen loszureißen und an Gott zu fesseln. Ich ließ
mich in den Dritten Orden und in viele Bruderschaften
aufnehmen, um gezwungen zu sein, den Gebetsgeist pflegen
zu müssen, um allem unnützen Denken und Reden
vorzubeugen. Als ich nun bei meinem Beichtvater, nachdem
er mich ein ganzes Jahr geprüft hatte, das Gelübde der
ewigen Keuschheit abgelegt hatte, machte er einmal die
Bemerkung: „Fahre fort in diesem Eifer, und du wirst
noch viele und große Gnaden erlangen.“
Mit jedem Jahr wuchs in mir das Verlangen, Gott eifriger
dienen zu können und ihm auch Freude zu machen.
Darum kannte ich keine größere Freude, als Ihn in der
heiligen Kommunion in mich aufzunehmen.
In unserer Dorfkirche hatte ich keine Gelegenheit dazu,
weil wir mitunter Priester hatten, die nicht einmal alle
Sonntage Beichtkinder haben wollten, und so mußte ich
übers Feld in eine entferntere Kirche gehen. So wanderte
ich selbst im strengen Winter 1879 um Mitternacht,
mindestens zweimal die Woche, in die Kapuzinerkirche
nach Aschaffenburg, welches von Schippach fünf Stunden
entfernt liegt. Einmal ging ich von dort heim, ich war
ganz allein und betrachtete auf dem ganzen Weg die
unendliche Güte Gottes, der uns mit solcher Gnade
gleichsam überschüttet. Ich fand jedoch schon wieder in
mir einen Fehler vor, den ich trotz der vielen Gnaden am
selben Tag begangen hatte, und weinte bitterlich vor
Reueschmerz. Da war mir`s plötzlich, als wenn mich
jemand erfaßte. Ich fühlte nicht mehr, daß ich gehe, und
dazwischen kam ich öfters wieder zum Bewußtsein. So kam
ich eine große Strecke weiter, ohne zu wissen, wie und
in viel kürzerer Zeit wie gewöhnlich.
Dort hatte ich zum ersten Mal jenen geheimnisvollen
Verkehr. Dies war am Dreifaltigkeitssonntag 1880. Dabei
hörte ich die Worte:
„Siehe, alle die Fehler, die du begangen und beweinst,
will ich dir verzeihen, wenn du oft kommunizierst.“
Ich berichtete dies meinem damaligen Beichtvater, und er
gab mir neun Tage nacheinander die heilige Kommunion,
und dann eine Zeitlang öfters. Aber das dauerte nicht
lange. Alles Bitten war vergebens. Ich konnte nicht mehr
erlangen, als daß ich für eine hoffärtige, eigensinnige
Person erklärt wurde.
Einmal ging ich mit dem Ave-Läuten in die Kirche. Es war
Fastnachtsdienstag, wo ich den lieben Heiland etwas
entschädigen wollte, und bat um die heilige Kommunion,
erhielt aber wie immer eine abschlägige Antwort. Als die
Leute fort waren, wandte ich mich an den lieben Heiland
und sagte: „Mein lieber Jesus, du siehst, daß es nicht
an mir gelegen ist. So komm, ich bitte dich, geistig zu
mir.“ Dabei weinte ich mein Herz recht aus und ging nach
Haus.
Unter der Haustür begegnete mir ein junges Büblein und
sagte: „Ich soll Sie fragen, ob Sie morgen früh nicht
auf den Neuhof kommen wollen, unser Großvater ist sehr
krank und verlangt nach Ihnen, weil er morgen früh
versehen wird.“ Der Neuhof liegt dreiviertel Stunden von
Schippach entfernt, gehört aber zu einer anderen
Pfarrei. Und ich ging hin. Gegen 11 Uhr kam der Bauer
an, der mit einem Gespann den Geistlichen seiner Pfarrei
geholt hatte, und der alte Mann beichtete. Danach rief
er die Angehörigen, und auch ich trat ein, um den lieben
Heiland zu begrüßen. In diesem Augenblick erfaßte mich
eine solche Sehnsucht nach dem lieben Heiland, daß ich
den Priester bat, er möge mir doch ein kleines
Partikelchen reichen. Der Priester fuhr zusammen und
nickte, verwundert mich anschauend, mit dem Haupte. Tief
bewegt ob der Güte Gottes speiste er den Mann, und
wandte sich dann um zu mir, und gab mir nicht nur ein
Partikelchen, wie ich in meiner Sehnsucht verlangt,
sondern eine ganze Hostie.
Der Priester betete noch mit dem Kranken die
Sterbegebete und gab ihm die Letzte Ölung, dann wandte
er sich zu mir und sagte: „Für Sie hat heute der liebe
Gott selbst gesorgt.“ Dann fuhr er fort: „Ich weiß
nicht, wie dies zuging, ich muß mich vergriffen haben.
Denn als ich schon längere Zeit gefahren war, fiel mir
plötzlich ein nachzusehen, ob ich auch die heilige
Hostie nicht etwa verlieren könnte, und sah zu meinem
Erstaunen, daß ich statt einer Hostie deren zwei hatte.
Jetzt sehe ich aber, daß der liebe Gott dies so gefügt
hat.“
Dadurch aber, daß der liebe Heiland mir so auffallende
Beweise seiner Liebe zu uns gab, wurde mein Glaube von
Jahr zu Jahr lebendiger.
Seit meine jüngere Schwester ins Kloster gegangen war,
deren einzige Freude darin bestand, die Kirche unseres
Dorfes nicht nur äußerst reinlich zu halten, sondern
auch innen mit Blumen zu schmücken und zu zieren, hatte
ich diese Arbeit übernommen. Weil ich dem lieben Heiland
die Freude der Vereinigung nicht gewähren konnte, suchte
ich Ihm auf diese Weise Freude zu machen. Alles, was ich
nur erübrigen und mir absparen konnte, verwandte ich zur
Zierde unserer Dorfkirche. Altartücher, die Statue der
Muttergottes von Lourdes sowie eine Herz-Jesu-Statue,
die Kreuzwegtafeln, zu allem gab auch ich mein
Scherflein dazu.
Jahre vergingen, eine Prüfung äußerer und innerer Leiden
reichte der andern die Hand. Bemerken muß ich noch, daß
ich alle Geldopfer, die ich dem lieben Heiland brachte,
nicht ohne die Zustimmung meiner geistlichen
Vorgesetzten gab. Ich gab dazu die Anregung, wie mein
Scherflein verwendet werden sollte, und ging auch dazu
bei guten Leuten betteln. Das Letzte, was ich anregte,
war, einen neuen Tabernakel für unsere Kirche zu
ermöglichen. Ich schrieb nach Mainz an P. Alphons, nach
N. an die Oberin einer meiner Schwestern und nach F. an
einige reiche Damen, bei denen eine Jugendfreundin von
mir in Dienst ist. Aber an beiden Stellen wurde ich
abgewiesen, in F. sogar sehr kränkend. Die Oberin meiner
Schwester dagegen schickte an das Pfarramt zu Elsenfeld
41 Mark mit der Bemerkung: „Für einen neuen Tabernakel
in der Kirche zu Schippach.“ Und als ich meine Heimat
verließ, um nach Mainz zu gehen, hatte ich bereits an
200 Mark geopfert und erbettelt.
Aber das alles genügte dem lieben Heiland nicht. Mit
unseren armseligen Bettelpfennigen ist Ihm nicht
geholfen. Er verlangt, daß wir Ihm die ganze Kraft
unseres Willens, ja unser ganzes Herz zum Opfer bringen,
denn bei all den äußeren Opfern, die wir Ihm darbringen,
kann unser Herz durch Hochmut Ihm doch sehr mißfallen.
Darum sorgte Er dafür, daß der Stolz nie recht in mir
aufkommen konnte. Meine Vorgesetzten, anstatt meinen
Eifer zu unterstützen, taten, als ärgerte sie mein
Streben. Als die Herz-Jesu-Statue ankam, stellte sie
unser damaliger Kaplan auf die Stelle, wo früher der
Pelikan stand, der jetzt zerfallen ist. Alle Leute
freuten sich über diese Neuanschaffung, wenn sie beim
Eintritt in die Kirche ihren Blick auf den Tabernakel
richteten, denn der Anblick mußte in jedem den Gedanken
erwecken: „Betrachte, o Christ, hier mein Herz, als
Symbol der Liebe, und hier im Tabernakel bin ich
wahrhaftig.“
Eines Sonntags kam ich nun einmal von einer auswärtigen
Heiligen Messe heim. Wir hatten nämlich zur Zeit keinen
Kaplan, und Herr Pfarrer mußte jeden Sonntag erst in die
Pfarrei, dann in den Filialen die Messe halten. Wer also
beichten und kommunizieren wollte, mußte in eine andere
Pfarrei gehen. Mein Bruder trat mir zornig entgegen und
sagte: „Nicht eher mehr gibt es Frieden zwischen uns
beiden, bis du den Kirchendienst aufgegeben hast.
Glaubst du, du hängst deine Kreuzer all an die Kirche,
und ich steh’ am Sonntag in der Predigt und muß anhören,
wie der Pfarrer dich vor den beiden Gemeinden als
närrische Person hinstellt. Ich habe gesehen, wie sich
einer gegen mich wandte und mir die Zunge zeigte.“ Meine
Schwägerin war gerade so aufgebracht, denn sie waren
beide in der Kirche, als ich so öffentlich beschimpft
wurde, und die Schadenfreude der Leute war
unbeschreiblich groß. Der Herr Pfarrer sagte: „Diese
Statue gehört nicht auf den Tabernakel, die Person, die
sie hereingeschafft hat, soll sie nur augenblicklich weg
tun. Meinetwegen kann sie dieselbe dort hinten ans
Fenster stellen. Aber da, wo sie jetzt ist, bleibt sie
nicht stehen, die zieht nur die Augen ab von der
Monstranz.“
Der Kaplan, der die Herz-Jesu-Statue auf diese Stelle
gebracht hatte, war fort, und so gab ich dem Glöckner
gute Worte, die Statue herunterzuschaffen, und lange
Jahre stand die schöne Statue meines lieben Jesus in
einem alten, schmutzigen Fenster, und der Anblick war
für mich ein beständiger Schmerz. Aber ich ertrug meine
Leiden in stiller Ergebung.
Wie oft, ja wie oft wurde ich entweder in der Sakristei
oder in der Kirche öffentlich beschimpft und abgewiesen,
wenn ich um die heilige Kommunion bat, und dies oft mit
sehr kränkenden Worten.
Meine Schwester Maria wurde durch diesen beständigen
Kampf und all die verächtlichen Reden, die wir zu hören
bekamen, bewogen, ins Kloster zu gehen, denn sie sagte:
„Ich glaube nicht, daß ich das mein Leben lang aushalten
kann. Ich geh’ fort, sonst komme ich am Ende wieder auf
die alten Wege.“
Die erste Nacht, als ich mit dem Gedanken umging, meinen
Verwandten zuliebe den Kirchendienst aufzugeben, wie sie
es verlangten, träumte mir, daß ich die Kirche ziere.
Als ich an die liebe Muttergottesstatue kam, um sie
abzustauben, sah sie alt und staubig aus, und sie
blickte mich wie lebend sehr traurig an. Ich sagte zu
ihr: „O liebe Mutter, was soll ich denn machen? Soll ich
dem Willen meiner Verwandten folgen und den
Kirchendienst aufgeben?“ Da ging von ihrem Körper ein
Strom Wassers aus, der in Bächlein durch die ganz Kirche
floß, und wie das Wasser abgeflossen war, war sie eine
wunderschöne Frau, welche mich also anredete: „Siehst
du, mein Kind, dieses sind die Wasser der Trübsale, so
mußt du hindurch gehen.“ Und dabei deutete sie mit dem
Finger zur Türe hinaus auf den Kirchhof, ich möge
hinausgehen. Und ich sah ein Totenhaus, ganz mit
Totenschädeln angefüllt, und vor jedem einzelnen brannte
eine Kerze, und zugleich verstand ich innerlich, daß ich
meine Trübsale für die Armen Seelen tragen solle.
In der zweiten Nacht darauf träumte mir abermals, ich
ziere die Kirche. Vor mir hatte ich die Statuen des
heiligen Josefs, der lieben Mutter Gottes, des heiligen
Joachim und der heiligen Anna. Ich weinte bitterlich und
bat sie um Hilfe, indem ich auf meinem Angesicht
liegend, den heiligen Josef anflehte. Auf einmal
berührte mich derselbe, als ob er lebendig sei, und
bedeutete mir, ich möge aufstehen, und dann sagte er
mir: „So hoch wie der Himmel soll deine Liebe sein, und
so tief, bis zum Staub der Erde, sollst du dich
verdemütigen, und du sollst geradeaus gehen und nicht
rechts und nicht links schauen.“
Dabei deutete er mit der Hand hinauf zum Himmel, dann
zur Erde, dann nach rechts und links, und ich erkannte,
daß ich nach meinen Verwandten nichts fragen solle,
sondern den Kirchendienst mit allem Fleiß weiter
verrichten müsse, was ich auch tat.
In der Fronleichnamsoktav ließ ich jedes Jahr ein
Engelamt halten für meine Eltern und zur Danksagung für
eine große Gnade. Da bat ich nun Herrn Pfarrer auch um
die heilige Kommunion. Er sagte: „Ja.“ Und so kniete ich
mich vorn an die Kommunionbank. Die Kirche war ganz
voll, und alle konnten sehen, daß ich kommunizieren
wollte. Als der Gottesdienst aus war, ging der Pfarrer
in den Beichtstuhl. Vor Scham und auch innerer Sammlung
sah ich mich gar nicht um, sah also auch nicht, daß die
Kirche voll Kinder kniete, die beichten wollten. Weil
ich glaubte, er sitze für mich zur Beichte, ging ich
gleich hin. Augenblicklich sprang der aufgebrachte Herr
auf und schlug mit solcher Gewalt auf den Beichtstuhl,
daß alle Kinder erschrocken zusammenfuhren und schrie:
„Eine so abstrakte, eigensinnige Frömmigkeit habe ich
noch nie gesehen. Packen Sie sich von meinem Beichtstuhl
weg und augenblicklich.“ Ich war starr vor Schrecken und
mußte mich festhalten, denn ich war ganz ohnmächtig.
So ging ein Kaplan fort, ein anderer kam, oder wir
hatten oft jahrelang gar keinen. Aber das Verlangen nach
der öfteren heiligen Kommunion blieb nach wie vor. Nicht
oft, aber doch einige Male, hörte ich in mir jene
geheime Stimme: „Du mußt immer wieder die Vorgesetzten
um die öftere Kommunion bitten, und du wirst diese Gnade
noch erlangen, aber erst dann, wenn du einmal deinen
Willen dem meinigen ganz unterworfen hast. Du sollst das
Werkzeug sein, dessen ich mich bedienen will, um auch
anderen dies Glück zu verschaffen.“
Weil ich mir nie getraute zu sagen, daß eine innere
Stimme mich dazu auffordere, die heilige Kommunion
öfters zu empfangen, und weil ich damals auch noch
nichts wußte von einem geheimen Verkehr der Seele mit
Gott, so hatte ich von einem Priester ein halbes Jahr
viel zu leiden. Er sagte, das Verlangen nach der öfteren
Kommunion in mir sei nichts anders als Hochmut und
Eigensinn, ich sei eine aufgeblähte Person und viel
weniger als die allerletzte im Dorf. Anstatt
fortzulaufen, wie es viele getan hätten, blieb ich aber
bei ihm, erforschte nur um so genauer alle Regungen
meines Innern und beichtete um so gewissenhafter. Drei
Wochen lang gab er mir gar keine Kommunion. Und als er
fortging von uns, sagte er: „Ich habe dich die letzte
Zeit hart behandelt, doch habe ich mich getäuscht in
dir. Fahre fort in deinem Streben, aber was du suchst,
wirst du nie erlangen, solange die Umstände sich nicht
ändern.“ Er meinte damit, solange kein anderer Pfarrer
in unserer Dorfkirche eingesetzt würde. Sein
hochwürdiger Nachfolger, ein Kaplan, gab mir die heilige
Kommunion jedoch jede Woche zweimal, bis er eines Tages
kam und sagte: „Unser Pfarrer hat mir gesagt, er werde
nie zugeben, daß auf den Filialen die öftere Kommunion
eingeführt werde.“
Nun wußte ich doch wenigstens, daß meine Sünden nicht
allein die Ursache dafür sein konnten. Und von jener
Zeit an belästigte ich in meiner Pfarrei keinen Priester
mehr und befolgte das Wort des Herrn Domkapitular Dr.
Schork in Würzburg, jetzt Bischof von Bamberg, der zu
mir sagte:
„Fahre fort, denn das Verlangen nach der heiligen
Kommunion kann nur von Gott herkommen. Wenn du sie in
deiner Pfarrei nicht haben kannst, so geh hin, wo du sie
kriegst.“
Einmal, als ich weniger Trost bei der heiligen Kommunion
empfand als sonst, und deswegen sehr ängstlich war, weil
ich durch Spottreden, die wir oft zu hören bekamen in
unserer Pfarrei, eher entmutigt, als zum Eifer angefacht
wurde, hatte ich nachts einen Traum: Ich sah die liebe
Muttergottes auf mich zukommen und vor ihr her schwebten
zwei Hostien, die so viele Strahlen auswarfen wie die
Sonne. Neben mir war eine große Säule, die bis zum
Himmel reichte. Die liebe Muttergottes sagte: „Siehe,
das sind deine zwei heiligen Kommunionen, die du am
Sonntag und Dienstag empfangen hast.“ An diesen zwei
Hostien sah ich keinen Unterschied, wiewohl ich bei der
einen voll von Ängsten und bei der anderen voll Andacht
war. Die heiligen Hostien schwebten an
die Säule, und alles war verschwunden. Ich erzählte
meinem Beichtvater davon, welcher mir sagte: „Dies ist
ein Trost für dich, weil du so ängstlich bist wegen
deiner Kommunion, damit will dich der liebe Heiland
belehren, daß, wenn du einmal die Erlaubnis von deinem
Beichtvater hast - denn die Säule bedeutet die heilige
Kirche, und ich als dein Beichtvater hatte dir die
Erlaubnis gegeben - du nicht mehr auf deine Gefühle
schauen sollst. Denn daß die eine Hostie mehr glänzte
als die andere, soll dich belehren, daß es nicht auf das
andächtige Gefühl ankommt, sondern auf den guten
Willen.“
In demselben Jahre, als Hochwürden gesagt hatte, er
ließe die Kommunion in der Filialkirche nicht einführen,
empfing ich einmal in meiner Dorfkirche die heilige
Kommunion. Als der Priester die heilige Hostie in die
Hand nahm, ging ein solcher Glanz von derselben aus, daß
der ganze Chor der Kirche erfüllt war davon und alle,
die kommunizierten, wurden von diesem Glanz erfüllt.
Meine Seele fühlte ein solches Entzücken, daß meine
Sinne mir schwanden, und in diesem Zustand hörte ich die
Worte:
„Jetzt ist die Zeit bald gekommen, wo dein Verlangen in
Erfüllung gehen wird.“
Ich dachte, wahrscheinlich kommt ein Priester in unsere
Pfarrei, der mir die Kommunion künftig geben wird. Aber
es kam ganz anders. Damals waren alle meine Geschwister
noch unverheiratet, außer meine ältere Schwester. Nach
dem Tod meiner Mutter kamen zwei von ihnen, ein Bruder
und eine Schwester, nach N. ins Spital der Barmherzigen
Schwestern. Dort war man besonders mit meinem Bruder
sehr zufrieden. Fünf oder sechs Jahre war er dort, und
ich war überglücklich, meine Geschwister in guten Händen
zu wissen. Einmal kam ich hin, da sagte mir eine jener
Klosterfrauen, sie werde meinen Bruder heiraten. Bei
diesem offenen Bekenntnis überfiel mich eine Ohnmacht.
Alle Bemühungen, die Sache zu vereiteln, waren
vergebens. Sie bat um Erlaubnis, aus dem Orden
auszutreten und heiratete meinen Bruder. Was mich aber
dieser Schritt, den ich mit Anstrengung all meiner
Kräfte verhindern wollte, gekostet hat, weiß nur Gott
allein. Als sie einige Jahre verheiratet waren, ging ich
einmal auf einige Tage hin auf Besuch. Der schöne
Gottesdienst, wie er hier in Mainz gehalten wird, gefiel
mir sehr, besonders aber sah ich, daß hier wirklich, was
ich nicht glauben konnte, täglich die heilige Kommunion
ausgeteilt wurde.
Dies war für mich ein Fingerzeig Gottes. Ich wartete den
Tod einer alten Tante, die auf meine Pflege angewiesen
war, noch ab, dann aber sagte ich meiner Heimat Lebewohl
und ging, wohin der Herr mich rief.
Nun begann für mich ein ganz anderes Leben als seither.
Hier kannte ich keinen Menschen. Welche Überwindung es
mich kosten mochte, soll sich ein vernünftiger Mensch
selbst vorstellen. Ich mußte mich hier den Launen einer
Schwägerin unterwerfen, die zwölf Jahre Klosterfrau war
und sinnliche Liebe für Gottesliebe umgetauscht hatte,
während ich das Gegenteil anstreben wollte. Es war große
Armut und Not bei meinen Verwandten, als ich dorthin
kam. Darum begann für mich wieder eine Zeit harten
Kampfes. In meiner Heimat hatte ich keine
Nahrungssorgen, meinen Verwandten daselbst konnte ich
nützlich sein und meine Schwägerin dort hatte mich sehr
lieb gewonnen. Hier aber war man mir abgeneigt, weil ich
mich dieser Heirat so sehr widersetzt hatte, und ich
wußte auch nicht, wie ich mich ernähren sollte.
Einmal war nun meine Schwägerin wieder gar sehr gegen
mich aufgebracht, weil sie mich gern aus dem Haus gehabt
hätte. Es war der Vorabend vor Ignatius, wo ich in der
Ignatius-Kirche läuten hörte, als ich die Kinder zu Bett
gebracht hatte. Ich eilte hin. Und als ich eintrat in
die Kirche, hörte ich in mir eine Stimme, die sprach:
„Hier will ich dich haben. Du sollst dich von jetzt an
als Schutzkind des heiligen Ignatius betrachten und
nicht mehr als ein Schutzkind des heiligen Antonius. Und
gleich wie Ignatius sich um Christi Willen den Zähnen
wilder Tiere preisgab, so sollst du dich um Christi
Willen zerfleischen lassen durch die Zähne der
Menschen.“
Von da an wußte ich nun, daß Gott mich hier haben wolle,
und zwar bei meinen Verwandten. Aber wie mich ernähren?
Da hörte ich wieder einmal die Stimme, die zu mir
sprach: „Meine Tochter, ich will, daß du bei deinen
Verwandten bleibst. Ich werde für dich sorgen, du sollst
keinen Mangel leiden. Ich werde deine Verwandten segnen,
daß du zu leben hast, ja im Überfluß zu leben hast.“ Nun
ließ ich alles über mich ergehen. Die Kirche und die
heilige Kommunion waren der Magnet, der mich beständig
anzog.
So verbrachte ich manchmal einen ganzen Tag vor dem
Allerheiligsten, wenn meine Verwandten, die meine
Neigung kannten, mir hier und da mal ein Vergnügen
machen wollten. So verging ein Jahr.
Immer deutlicher ließ der Herr mich seine Nähe fühlen,
und der Umgang mit ihm wurde immer zutraulicher. Auf
geheimnisvolle Weise zeigte mir der Herr, welch tiefe
Erniedrigung es für Ihn ist, daß Er Sich täglich auf
unseren Altären den Händen Seiner Geschöpfe preisgibt.
Und ich hörte die Worte: „Ich verlange mehr Dank und
Anerkennung von meinen Dienern.“ Ein anderes Mal zeigte
Er mir wieder Seine Freude, die Ihm von denjenigen
bereitet wird, die Ihn würdig empfangen. Da sprach der
Herr wieder:
„Siehe, jetzt habe ich dir dies Glück verschafft, sorge
aber auch dafür, daß es anderen ebenso zuteil werde.
Gehe zu deinem Bischof und sage ihm: Es sei mein Wille,
daß die öftere Kommunion überall eingeführt und
gefördert werde.“
Ich erschrak, als ich diese Stimme hörte, denn ich war
froh, doch endlich einmal die beständigen Widersprüche
meiner Vorgesetzten los zu sein, und für mich hatte ich
ja alles erreicht, was ich mir wünschte, die tägliche
heilige Kommunion, und jetzt mußte ich fürchten, wieder
mein Glück verlieren zu müssen.
So verging der Monat Mai, ohne meinem Beichtvater etwas
davon zu sagen. Als ich der letzten Maiandacht in einer
Kirche beiwohnte, war das Allerheiligste am
Muttergottesaltar ausgesetzt. Ich kniete noch davor und
betete mit der ganzen Inbrunst meiner Seele. Aber der
Herr zeigte Sich unwillig. Um jeden Preis wollte ich nun
wissen, was die Ursache Seines Unwillens über mich sei,
und erfuhr, die Ursache sei die, daß ich mich so vor dem
Leiden fürchte und Sein Anliegen so geheim hielte vor
meinem Beichtvater. Eine Angst überfiel mich, daß mir
eine leichte Ohnmacht kam. Von dort ging ich in die
Seminarkirche, da hörte ich zum zweiten Male die Worte:
„Du sollst nach N. gehen und deinem Bischof sagen, was
ich verlange.“
Jetzt sagte ich es aber meinem Beichtvater. Dieser
lachte mich aus. Am Fest des heiligen Antonius, (13.
Juni), hörte ich nach der heiligen Kommunion wieder die
Worte: „Siehe, all deinen Undank will ich vergessen,
wenn du ganz über dich hinweggehst und tuest, was ich
dir sage.“ Jetzt suchte ich wieder meinen Beichtvater
auf, und bat ihn unter Tränen, mir doch zu erlauben und
die Wege zu sagen, um zu meinem Bischof zu kommen.
Dieser sagte: „Das sind Schwächen, du bist krank.“ Und
schickte mich zu einem Arzt. Der Arzt sagte: „Du darfst
nicht so lang beten und mußt dem Beichtvater folgen“,
und der Beichtvater verbot mir, ich dürfe von nun an
nicht länger als in zwei heiligen Messen in der Kirche
bleiben.
Nun fühlte ich bald nach diesem Verbot eines Tages
wieder, wie nach der heiligen Kommunion mich diese
unerklärliche Gewalt überfiel, daß es mir war, als sei
ich nicht mehr Herr über mich. Aber ich sagte: „O Herr
Jesus, wenn Du es bist, der alle meine Sinne so fesselt,
so muß ich Dir heute sagen, daß ich mich mit Dir nicht
abgeben darf, denn mein Beichtvater verbietet mir,
länger zu bleiben, als in zwei heiligen Messen, und wenn
ich mich mit Dir einlasse, dann vergesse ich den
Gehorsam.“ Augenblicklich verließ mich die Gewalt und
zog sich zurück.
Mein Beichtvater kam fort, und ich zog in einer
neuntägigen Andacht die liebe Muttergottes zu Rate, wen
ich mir an seiner Statt wählen sollte. Die liebe
Muttergottes teilte mir mit, daß ich zu Pater Alphons
gehen solle. Als ich nun diesem von meinen
übernatürlichen Dingen gesagt hatte, wies er mich
anfangs barsch ab. Später aber befahl er mir, alles
aufzuschreiben und ihm zu bringen. Dies tat ich auch
mehrere Jahre hindurch, bis kurz vor dem Tod meines
Bruders.
Die meiste Zeit, wo ich hier in Mainz zubrachte, hatte
ich von meiner Schwägerin viel zu leiden. Besonders in
der letzten Zeit, wo mein Bruder noch lebte, da war es
fast nicht mehr auszuhalten. Da war es nun, wo mein
Beichtvater mir mehrmals sagte: „Hab nur keine Angst,
ich sorge für dich, du brauchst aus Mainz nicht mehr
wegzugehen.“
Und als
ich einmal gar bitterlich bei ihm weinte
, machte er wirklich Anstalten, mich irgendwo,
wahrscheinlich in einem Stift, unterzubringen. Das war
vor Weihnachten. Er hatte mir befohlen, eine Zeitlang
nach N. zu gehen, zu meinem Bruder, bis er die Sache
geordnet habe. Da ging ich eines Tages mit meinen zwei
Nichten zur heiligen Messe. Bei der Wandlung schaute
mein Geist statt der heiligen Hostie Christus, den
Herrn, wie Er als Mensch lebte, und Er sprach zu mir:
„Meine Tochter, ich will nicht, daß du aus dieser Stadt
weggehst. Auch sollst du in kein anderes Haus gehen, als
da, wo ich dich hingestellt habe. Ich will dich meine
Absicht wissen lassen.
Siehe damals, als deine Schwägerin aus dem Kloster
austrat, um deinen Bruder zu heiraten, hat Satan Meiner
sehr gespottet, weil diese Klosterfrau seinen
Versuchungen nicht widerstand. Ich will ihm aber zeigen,
was eine Jungfrau aushalten kann, die Mich liebt. Diese
Klosterfrau hatte eine fromme Jugendzeit durchlebt, und
Satan brachte sie zum Fall. Dich habe Ich nun an ihre
Seite gestellt, denn Ich will sie retten. Auch habe Ich
dich deswegen in eine Wirtschaft geführt, um der Welt zu
zeigen, daß man Mir überall dienen und Mich lieben kann.
Bleibe also, wo Ich dich hingestellt habe. Wenn auch
dein Bruder bald stirbt, so gebe Ich dir die
Versicherung, daß deine Schwägerin nicht mehr heiraten
wird.“
Dies sagte ich meinem Beichtvater. Dieser lachte mich
aus, und sagte: „Nun gut, so warte es doch ab, bis man
dich hinausschmeißt.“
Einmal fragte ich nun den lieben Heiland, warum Er mir
noch gar nichts von Seinem Leiden mitgeteilt habe,
während Er mich doch sonst schon so vieles wissen ließ.
Da sagte er mir: „Weil du noch nicht darauf vorbereitet
bist.“ Dies war etwa Eineinhalbjahr vor dem Tode meines
Bruders. Mein Beichtvater muß diese Worte ausgelegt
haben, als wolle der liebe Heiland ihm sagen, er soll
mich darauf vorbereiten. Denn lange Zeit erinnerte er
mich in jeder Beichte an das Leiden Christi, aber dies
half wenig, weil mir die Gnade noch innerlich fehlte.
Die härtesten Prüfungen hatte ich hier in Mainz
durchzumachen in den Jahren 1891 und 1892, nicht nur von
meinem damaligen Beichtvater, sondern auch von meiner
Schwägerin. Im Winter 1891 glaubte man, jeder Tag sei
der Todestag meines Bruders. Seine Frau, die das
friedliche, sorgenfreie Leben geopfert hatte, um dieses
kummervolle, sorgenschwere Eheleben einzutauschen, stand
nun an seinem Sterbebett, der noch die einzige schwache
Hoffnung ihres vermeintlichen Lebensglückes war, mit
zwei Kindern von fünf und sieben Jahren. Von allen
Seiten drohte man ihr, sie um die Wirtschaft zu bringen,
womit sie doch ihr tägliches Brot für die Kleinen
verdienen mußte. Anstatt nun meinen armen Bruder trösten
zu können in seinen unsäglichen Schmerzen, machte sie
ihm noch am Sterbebett Vorwürfe, er sei selbst schuld an
seinem frühen Tod, und er habe sie jetzt mit ihren
Kindern in solches Elend gestürzt.
Man kann sich leicht denken, wie bei solchen Zuständen
sich beide gegen den mit jedem Tag näher rückenden Tod
wehrten. Um keinen Preis gab er sich dem Gedanken hin,
er werde sterben. In sich ganz zerfallen vor Kummer und
Sorgen, Tag und Nacht von den Schmerzen der Krankheit
gequält, wußten beide ihre Ungeduld und ihre Abneigung
gegen mich gar nicht genug auszulassen. Es scheint, daß
meine Schwägerin in jener Zeit, nach dem Tod ihres
Mannes, mich aus dem Haus schaffen wollte.
Kurz, wenn ich morgens aus der Kirche kam, da ging das
Schimpfen und Schikanieren schon los und hörte erst auf,
wenn die Augen nachts vor 11 Uhr zufielen. Tränen waren
mein Nachtgebet. Ich dachte immer, wenn mein Bruder in
diesem Zustand stirbt, ist er unrettbar verloren, und
deshalb redete ich beiden manchmal zu, ob ich denn nicht
einen Priester rufen dürfe. Aber da kam meine Schwägerin
ganz außer sich. Mein Bruder sagte aber dann, um seine
Frau zu beruhigen: „Ich gehe schon einmal in die Kirche
und werde auch beichten.“
Nun wandte ich mich in meiner Angst mit einer
neuntägigen Andacht an den heiligen Josef und empfahl
ihm die Seele meines Bruders. Und dank dem heiligen
Josef, schon am dritten Tag sagte meine Schwägerin, als
ich von der Kirche heim kam: „Mein Mann will beichten.
Du kannst gleich hinüber ins Pfarrhaus gehen und Herrn
Kaplan rufen.“ Vorher war ich schon einmal heimlich zum
Pfarrer gegangen und hatte ihm gesagt, daß mein Bruder
bald nach Aussage des Arztes sterben solle, denn er
hatte Lungensucht, und ich bat ihn, einmal meinen Bruder
zu besuchen und ihm zuzu- reden, was er auch tat. Er
wurde aber von beiden abgewiesen. Aber jetzt wollte man
den Priester rufen. Glücklich über solche
Sinnesänderung, ging ich den Kaplan zu rufen, und so
beichtete er die elf Wochen, die er noch lebte, noch
viermal und starb sehr erbaulich. Er selbst sprach für
sich die Sterbegebete.
In jener Zeit war es, wo ich einmal in der
Kapuzinerkirche den Kreuzweg betete. Bei der 5. Station
konnte ich nicht mehr weiter, weil ich kein Gefühl mehr
hatte. Mein Geist schien ganz versenkt in das Leiden
Christi, denn die Welt war meinen Sinnen wie
entschwunden. Ich sah den lieben Heiland auf mich
zukommen mit einem schweren Kreuz auf dem Rücken. Neben
mir blieb er stehen, und ich schaute in sein heiliges
Angesicht, das mit dicken Schweißtropfen bedeckt zu sein
schien. Er blickte mich liebevoll an, und sagte:
„Meine Tochter, willst du Mir folgen?“ Ich zögerte und
dachte nach, was das bedeute. Er aber fuhr fort: „Wenn
du Mir dienst, wie bisher, so kommst du auch in den
Himmel. Willst du Mir aber Freude bereiten, so folge Mir
auf dem Weg, den Ich dich jetzt führen will. Ich
verlange aber dazu deine Einwilligung.“
Ich wußte gar nicht, was ich nur machen sollte. Ich
fürchtete, ich könnte getäuscht sein und doch wußte
meine Seele, daß dies der Herr, unser Gott sein müsse,
der ihr Leiden anbieten wollte, die ihr seither nie
begegnet waren. So lag ich nachmittags von zwei bis vier
Uhr auf der Erde ohne Gefühl, bis die Kinder meines
Bruders mich aufsuchten. Bald darauf wiederholte sich
dieselbe Erscheinung, und jetzt sagte ich es meinem
Beichtvater, welcher mir zur Antwort gab: „Ja, den
Willen Gottes müssen wir tun.“ In der darauffolgenden
Woche kam diese Erscheinung erneut. Und nun sagte ich
ganz entschieden:
„Herr, führe mich, wie du willst, und schicke, was du
willst, ich will dir folgen. Nur gib meinem
unbeständigen Willen auch die Kraft, alles zu ertragen,
was noch Schweres über mich ergehen soll.“
Dies war nach Neujahr 1892, und nun kam nichts
Besonderes vor, so daß ich hätte denken können, dies
könne ein anderes Kreuz sein, als dasjenige, welches ich
bis jetzt getragen hatte. Daß mein Bruder starb und mir
damit die Hoffnung auf eine weitere Existenz hier in
Mainz abgeschnitten wurde, war mir kein Kreuz, weil ich
sah, wie geduldig und gottergeben mein Bruder jetzt litt
und starb. Und für mich hatte ich ja meine ganze
Hoffnung auf Gottes Wort, das ich vor Weihnachten im Dom
gehört hatte, gegründet. So vergingen weitere zwei
Monate.
Am Fastnachtssonntag kommunizierte ich wieder wie
gewöhnlich in der Kirche. Der Herr hatte aber an diesem
Tag meine Seele so in Besitz genommen, daß ich es gar
nicht merkte, wie weit die Zeit schon vorgerückt war.
Plötzlich überfiel mich eine solche Gewalt, daß ich gar
nicht mehr Herr war über mich selbst. Mein ganzer Körper
wurde mit solcher Gewalt geschüttelt, daß meine Glieder
krachten, und ich war nicht imstande, mich auch nur im
geringsten dagegen zu wehren. Dies mußte doch von Leuten
gesehen und den Patres im Kloster gemeldet worden sein,
denn es kamen zwei Patres und wollten mir behilflich
sein, weil sie es wohl für Schwäche hielten. Sie ließen
mir Kaffee und ein Gläschen Wein in die Kirche bringen,
aber ich konnte vor lauter Schütteln nichts davon zu mir
nehmen. Und dabei sprach eine Stimme in mir:
„So wie in diesen Tagen die Kinder der Welt, die doch
Glieder Meines Leibes sind, diese Glieder nur
gebrauchen, um Satan damit zu dienen, so sollen deine
Glieder zerrissen werden. Du sollst Mich entschädigen,
indem du mit Mir leidest.“
Daraus erkannte ich aber, daß dies nichts Natürliches
sein könne. Als das furchtbare Schütteln immer
wiederkehrte, sobald sich diese Stimme hören ließ, wurde
mir es unheimlich, und deshalb fragte ich die beiden
Patres nach meinem Beichtvater. Denn diese Herren wußten
ja gar nichts von mir und kannten mich nicht. Aber mein
Beichtvater ließ sich nicht sehen. Damit will ich nur
den Schmerz ausdrücken, daß er in den drei Jahren,
seitdem ich dieses Leiden an mir hatte, nichts mehr von
sich hören und sehen ließ. Nach drei Jahren starb er.
Dieses Leiden wiederholte sich alle Freitage der ganzen
Fastenzeit und ebenso im Advent.
Anmerkung: Seit Fronleichnamsfest 1895 tritt das oben
gemeldete Leiden mit darauffolgender Ekstase auf: an
allen Vigilien der großen Feste unseres Herrn und der
lieben Muttergottes bei letzteren oft Schlag
Mitternacht, an Festtagen der minder großen Feste im
Advent und in der Fastenzeit meist donnerstags, freitags
und samstags, zur Zeit der Priesterexerzitien jeden
Donnerstag und Freitag, an allen Freitagen des ganzen
Jahres mit Ausnahme des Monats November, bei der Ewigen
Anbetung in meiner Pfarrkirche, am letzten Tag des
Großen Gebetes in der Stadt, am Portiuncula-Fest,
schließlich an Vigilien vom Fest der heiligen Familie,
St. Peter und Paul, der heiligen Magdalena und Clara,
des heiligen Erzengels Michael, Franz von Assisi,
Johannes des Evangelisten, Johannes des Täufers und St.
Barbara.
Das Leiden ist charakterisiert durch einen dreimaligen
auffallenden Ansturm, wo der ganze Körper geschüttelt
wird wie ein Baum im Winde und der Kopf von einer Seite
zur andern heftig und gewaltsam hin- und hergeschleudert
wird. Wer es nur einmal gesehen hat, kann leicht
ermessen, daß nach einer so gewaltigen Erschütterung des
Gehirns der Mensch kaum fähig ist zu einem vernünftigen
Gedanken, geschweige denn zu einer wohlgesetzten Rede.
Der Erfahrung nach weiß man, daß, wenn der erste Sturm
vorüber ist, die beiden anderen ganz sicher darauf
folgen und unmittelbar nach dem dritten Anfall die
eigentliche Ekstase beginnt. Kaum eine Minute nach dem
dritten Leidenssturm hat der eben noch so sehr
geschüttelte und gequälte Körper wieder seinen normalen
Zustand, die vollständige Ruhe und die volle Kraft der
Stimme, und sie fängt sofort an, ein Loblied zu singen.
Da der dreimalige Sturm mit Pausen von 20 Minuten, oft
noch länger oder auch mal kürzer, auftritt, so hat man
Zeit, jemanden zu rufen, um die Worte des Herrn
aufschreiben zu können.
Das erste Mal, wo dieses Leiden mich in einer Mainzer
Kirche überfiel, ließ mich eine mir unbekannte,
mitleidige Dame nach Hause fahren. Gott allein ist es
bekannt, was ich in den drei letzten Jahren vor dem Tode
von P. Alphons († 1895) an meiner Seele unter seiner
Leitung gelitten habe wegen dieses übernatürlichen
Leidens. Von jener Stunde an verbot er mir, die
Kapuziner-Kirche nochmals aufzusuchen. Ich durfte sie
nur betreten, wenn ich beichten ging. Anstatt eines
Wortes der Ermunterung, konnte ich hören: „Du bist
närrisch! Für was legst du denn den langen Weg in die
Kirche hin? Es ist der Teufel in dir. Pack dich aus
meiner Kirche! Geh in deine Pfarrkirche, denn von allen
Seiten werde ich aufgefordert, dich aus der
Kapuziner-Kirche zu vertreiben.“ Das einzige, was mich
noch aufrecht hielt, war, daß Er mir den Auftrag gab,
täglich zu kommunizieren.
Nun ging ich in meine Pfarrkirche. Dort ging ich aber
noch keine vierzehn Tage hin, als mir die Pfarrkirche
vom dortigen Pfarrer gleichfalls verboten wurde. In der
nächsten Beichte fragte ich wieder, wo ich denn jetzt
kommunizieren solle, und er befahl mir, in die S.-Kirche
in Mainz zu gehen. Da ich noch nicht die Erfahrung hatte
wie jetzt, wo ich doch weiß, wie sich das Leiden
entwickelt, und ich zu Hause bleibe, wenn sich die
Vorboten einstellen, so war ich ganz untröstlich. Ich
dachte nämlich, das Leiden werde sich auch in der Kirche
einstellen, und ich dort auch fortgeschickt werde.
Deshalb weinte ich eine ganze Nacht und beklagte mich
sehr beim lieben Heiland, und sagte ihm: „O lieber
Jesus, wenn ich nun dort auch noch fortgeschickt werde
und ich Dich auch noch lassen muß, so hab ich ja gar
keinen Halt mehr!“ Nach Mitternacht hörte ich die
Stimme, die mir sagte:
„Steh’ auf und geh in die Kapuziner-Kirche, ich will für
dich sorgen, daß dir nichts mehr vorkommt.“
Da dachte ich bei mir, so will ich denn der Stimme so
lange folgen, bis ich zu meinem Beichtvater komme und
ihn fragen kann, was ich machen soll. Am folgenden
Samstag sagte ich es meinem Beichtvater, und er sagte
dann ganz bewegt: „Ja, ja Kind, es ist recht so, komm
nur wieder in diese Kirche.“
Dies alles ist jetzt leicht niederzuschreiben, denn ich
brauche nicht erst Worte zu studieren, wie ich gestern
im christlichen Unterrichte gehört habe, daß es Leute
gibt, die ganze Bücher zusammenlügen und erdichten
könnten. Auch ist es leicht zu lesen. Wer es aber liest,
den bitte ich um sein Gebet, um Kraft für mich Arme,
denn meine inneren Leiden hören noch nicht auf. Ich
bitte aber auch alle Leser dieser Zeilen, wenn ähnliche
Leiden über sie kommen sollten, abzusehen von den
Menschen und sich ganz allein an Gott anzuklammern, der
das arme Herz doch zur rechten Zeit zu trösten weiß.
So
verging das erste Jahr, ich durfte nichts mehr sagen,
noch aufschreiben, und mußte diesen Geist als unecht
verwerfen. Und um meinen Geist ganz seiner Leitung zu
unterstellen, nahm mein Beichtvater am Dienstag in der
Karwoche 1892 mir die Gelübde der Armut, der Keuschheit
und des Gehorsams ab. Als ich an jenem Tage heimkam von
der Kirche, kniete ich vor einem Muttergottesbild nieder
und wollte meine Danksagung verrichten. Meine Seele ward
dabei in ihren Seelenbräutigam so verzückt, daß meine
Verwandten mich erst gegen Mittag fanden. Mein Kopf war
auf die Spitze eines Möbels gestützt, und in meinem
Gesicht waren Spuren zu sehen, daß ich hart gelegen
haben mußte. Von jetzt an war ich still und sagte nichts
mehr von meinen Zuständen. Aber wenn ich kommunizierte
und die liebevolle Unterhaltung mit meinem lieben, guten
Jesus, der das einzige Zentrum meiner Seele war,
entbehren und mündliche Gebete verrichtete mußte, war
mein Schmerz unbeschreiblich groß.
Einmal kniete ich nun nach der heiligen Kommunion und
war voller Sehnsucht, mit dem Innigstgeliebten meines
Herzens wie früher in Wirklichkeit zu verkehren. Ich
hätte so gerne Seinen Herzenskummer geteilt, den Er mir
schon so oft geklagt hatte über den Undank so vieler
Menschen, die Seine Liebe verachten, und so kniete ich
heftig und bitterlich weinend in der Kapuziner-Kirche.
So gern hätte ich Seine Liebe mit Gegenliebe erwidert.
Dies konnte ich jetzt nicht mehr, weil ich ja nicht mehr
glauben durfte, daß Er es ist, der Sich würdigt, bei
einer armen Sünderin Seine Freude und Seinen Trost zu
suchen. Auf einmal sah ich aus dem Tabernakel eine
Gestalt kommen. Am ersten Stuhl blieb Er stehen und
schaute nach mir herüber, denn ich kniete ganz an der
Wand. Ich erkannte wohl den Bräutigam meiner einzigen
Liebe und bat und flehte: „O Herr, komm doch näher, komm
an mein Herz. Sieh, ich kann ja ohne Dich nicht länger
mehr leben.“ Er aber blieb stehen und blickte mich
traurig an. Nun erst sah ich, daß ihm Hände und Füße
gebunden waren. Ja, Sein ganzer Leib schien in einem
Fischernetz zu stecken. Die Erscheinung verschwand, ohne
mir das Geheimnis zu erschließen, was dies eigentlich
bedeute.
So verfloß der Sommer, und ich betete wie die Kinder aus
einem Buch oder andere mündliche Gebete. Aber meine
Seele war überaus unglücklich. Und wenn ich darüber
meinem Beichtvater berichtete, gab er mir zur Antwort:
„Kind, du bist ganz verwöhnt. Du meinst, immer
Süßigkeiten haben zu müssen. Folg mir nur schön, und du
kommst gewiß in den Himmel.“
Es kam die große Gebetswoche im Juli. Als ich in meiner
Pfarrkirche dem Großen Gebet beiwohnte, sah ich diese
Erscheinung wieder. Aber diesmal war sie näher bei mir.
Heute aber bat ich inständig, der Herr möge mir doch
erschließen, was dies bedeute. „Ach“, sagte ich, „mein
lieber Jesus, bin ich denn schuld, daß Du so gebunden
bist? Nicht wahr, meine Sünden sind die Ursache dafür?
Meine Leidenschaften halten dich gebunden!“ Er aber
sprach: „Dein Beichtvater hat dies getan. Ja, es ist
traurig, auch da noch seinen Dienern nachstehen zu
müssen, obwohl Ich eine Seele schon jahrelang durch
meine Einsprechungen und Erleuchtungen an Mich gezogen
habe.“
Danach sagte ich einmal zu meinem Beichtvater: „Ich
fühle mich unglücklich, weil ich mich beständig
ängstige, ob ich auch die Gelübde halten kann.“ Denn ich
fühlte mich beständig innerlich angetrieben, meinen
Beichtvater zu bitten, daß ich ihm mitteilen dürfe, was
ich in der Großen Gebetswoche erfahren hatte. Da ward er
sehr ungehalten gegen mich, und sagte: „Gut, die Gelübde
sind von heute an wieder aufgehoben.“ Nun war ich aber
noch unruhiger: „Glaubst du denn“, schrie er mich an,
„du hast einen dummen Kaplan vor dir, der dir alles
glaubt. Da müßte ich ja der größte Esel sein, der auf
der Welt herumläuft, wenn ich die Dinge glauben wollte,
die du mir erzählst. Nein, ich glaube gar nichts mehr.
Kein Wort will ich mehr hören, und wenn dir dies nicht
recht ist, so gehe doch zu einem anderen Beichtvater.“
Sechs Jahre zuvor hatte mir derselbe Beichtvater unter
Gehorsam befohlen, nichts zu verschweigen von meinen
übernatürlichen Gnaden, ihm stets alles aufrichtig zu
sagen, und weil ich im Beichtstuhl nicht alles sagen
konnte, befahl er mir, es aufzuschreiben und es ihm zu
bringen. Und wenn es noch so schlecht geschrieben wäre,
weil ich meistens bei der Nacht und im kalten Zimmer
schreiben mußte und mich deswegen entschuldigte, sagte
er jedesmal beruhigend: „Kümmere dich nicht darum, ich
kann es lesen.“
Aber welche Verdemütigungen er damit zu verbinden wußte,
ist gar nicht zu beschreiben. Nur einmal ließ er mich
ins Sprechzimmer kommen, und da sagte er:
„Du brauchst gar nicht ängstlich zu sein, es ist der
liebe Heiland. Der Herr hat das Schwache erwählt, um das
Starke zu beschämen.“
Nachdem aber dieses auffallende Leiden eingetreten war,
veränderte derselbe Beichtvater, ohne zu prüfen und ohne
Bedenken, seine Verhaltensweise zu mir und sagte, er
glaube jetzt nichts mehr. Drei Jahre hatte ich dies
Leiden schon, als der Beichtvater ganz plötzlich starb.
Im ersten Jahr hatte er gesagte, es sei der Teufel. Aber
er tat nichts, um zu untersuchen, ob es denn so sei. Im
zweiten Jahr sagte er, es sei „selbstgemachtes Zeug“ und
zuletzt behauptete er, es sei „Krankheit und Hysterie“.
Es ist nicht zu beschreiben, welche inneren
Beängstigungen ich schon deswegen ausgestanden habe. War
ich krank, was infolge des vielen Kummers öfters vorkam,
ließ er keinen Priester zu mir ans Bett kommen, auch
haben meine Verwandten vergeblich meine Bitten
vorgetragen, beichten zu dürfen. Besonders war dies
einmal der Fall in der Adventszeit, wo ich mehrere Male
ins Kloster schicken ließ, er aber antwortete: „Es kommt
keiner.“ Und doch kann ich dem lieben Gott nicht genug
danken, daß Er mir gerade diesen klugen, in der
Seelenleitung so umsichtigen Beichtvater gegeben hatte.
Niemals ließ Gott zu, daß ich ihm gegrollt hätte, wenn
auch manchmal ein kleiner Unwille mich überkam, so
klagte ich mich sogleich darüber an.
Wenn mir ja der Gedanke kam, meinen Beichtvater zu
verlassen, so wies mich der Herr immer gleich zurecht.
Einmal kam mir auch der Gedanke, ich würde nichts
verlieren, wenn ich mal bei einem anderen beichten ging.
Denn so gut, wie du es jetzt hast, dachte ich, kannst du
es überall haben. Doch betete ich inständig um
Erleuchtung, daß, wenn es Gottes Wille nicht wäre, er
mich zurechtweise. So kam der Samstag, wo mein
Beichtvater am Muttergottesaltar die heilige Messe las,
welcher ich beiwohnte.
Bei der heiligen Wandlung ging ein solcher Glanz von der
heiligen Hostie aus, daß mein Beichtvater ganz von
diesem Glanz umgeben war, er stand ganz in dem Glanz.
Das war für mich das Zeichen, daß er nicht unrecht an
mir gehandelt hatte, sondern daß seine Seele ganz in
Ordnung sei, und ich staunte. Bei der heiligen
Kommunion, als er kommunizierte, sah ich den lieben
Heiland statt der heiligen Hostie, und ein Glanz ging
von ihm aus, und ein Strahl davon traf auch auf mich,
der mich so anzog, daß er mich gleichsam durch dem
Priester und N. in sich zog, und wir alle drei in ihm
verschmolzen. Das war dann für mich das Zeichen, daß ich
auch weiterhin durch ihn muß geleitet sein.
Ein anderes Mal, nachdem ich viel von ihm auszuhalten
hatte, war ich wieder in der Kirche, als er eine heilige
Messe las. Bei der heiligen Opferung opferte ich mich
mit dem Priester auf, und wie ich dies so tun wollte, da
erhob sich zwischen dem Altar und mir eine dunkle Wolke,
als wenn Nebel vor die Sonne tritt und sie verfinstert.
Ich erschrak, weil ich meinte, ich sei im Stande der
Ungnade. Diese Erscheinung dauerte bis nach der
Kommunion. Ich bat lange darum, der Herr möge mir doch
erklären, was das bedeute. Und der Herr sagte, Er wolle
mir nur sein Mißfallen darin zeigen, daß mein
Beichtvater mich so ganz ohne Schutz und Hilfe lasse und
er deshalb auch nicht teilnehme an den Gnaden, die Er
mir gebe.
Ein anderes Mal war mir geraten worden, ihn zu
verlassen, weil man sagte, es wäre besser, wenn ich in
den übernatürlichen Dingen eine Leitung hätte. Mein
Inneres aber sagte mir: „Bleibe!“ Während der heiligen
Messe auf Portiuncula sah ich eine ganze Schar Heiliger.
Sie zogen in Prozession an mir vorbei und jedes hatte
ein prächtiges Blumenbukett in der Hand von den
verschiedensten Blumen. In der Mitte lag ein Zettel
darauf, auf welchem der Name meines Beichtvaters stand
„Durch N.N.“ und es wurde mir bedeutet, daß sie alle
durch ihn die ewige Seligkeit erlangt hätten. Daraufhin
entschloß ich mich, bei ihm zu bleiben.
Anmerkung: Erst Mai 1897 erfuhr die Schreiberin durch
eine ihr befreundete Person, welche mit Pater Alphons
viel verkehrte, und der er die Aufzeichnungen, die er
sich von Barbara machen ließ, sehr oft zum Lesen gab,
daß Pater Alphons sich häufig folgendermaßen äußerte:
„Das Mädchen ist doch so einfach und anspruchslos und
macht so gar nichts aus sich, und ich demütige sie immer
so sehr, und doch kommt sie immer von neuem wieder, es
muß doch was dran sein. Auch ist es sehr zu verwundern,
daß sie dabei ein so sehr tätiges Leben führt.“
Der liebe Gott ließ es nicht zu, daß mein Beichtvater
starb, bevor er seine Meinung ausgesprochen hatte.
Einige Monate vor seinem Tod ließ er mich ins
Sprechzimmer kommen und sagte: „Nun habe ich dich lang
genug geprüft, jetzt ist es genug. Wenn du etwas hast,
so sage mir es. Aber laufe nicht mehr sonst herum. Und
mit dem Übernatürlichen, das kann ich halt auch nicht
wissen.“ Von dort an war er nicht mehr so grob, und als
ich im Advent wieder krank war, kam er selbst und nahm
mir die Beichte ab, wie mir eine innere Stimme einige
Zeit vorher schon gesagt hatte.
Nun frage ich, kann sich der Mensch bei all seinem guten
Willen in seinem heiligen Glauben so täuschen? Die
heilige Kirche lehrt, daß niemand sagen kann „Herr,
Herr“, außer im Heiligen Geist. Und der heilige Paulus
sagt: „Prüfet die Geister, was gut ist, behaltet.“ Was
mich in allen Leiden aufrecht hielt, war, daß ich sah,
wie mich der liebe Gott gleichsam an der Hand führte,
all die Worte und Verheißungen in Erfüllung gehen ließ,
die Er mir gegeben, und die ich mit Augen sehen und mit
Händen greifen konnte. Ich habe schon oben gesagt, daß
Er mich zu Haus schon jahrelang aufforderte, um die
öftere heilige Kommunion zu bitten, und in den letzten
Jahren noch zudem verhieß, daß ich diese Gnade noch
erlangen werde, aber nur dann, wenn ich meinen Willen
Seinem göttlichen Willen ganz unterworfen haben werde.
Als mir gesagt wurde, daß ich mich von jetzt an als
Schutzkind des heiligen Ignatius betrachten solle, war
es sehr fraglich, ob mein Bruder, der damals die
Bierwirtschaft in der Neutorstraße in Mainz hatte, immer
in der gleichen Pfarrei bleiben werde. Denn er war nur
Pächter und konnte als solcher alle sechs Monate in ein
anderes Stadtviertel versetzt werden. Darum kann es nur
Gott sein, der alles so gelenkt hat. Er allein weiß
unsere Wege zu leiten. Und es hat den Anschein, als ob
ich wirklich in dieser Pfarrei bleiben werde, denn das
Lokal kann jetzt nicht mehr von unserem Pachtherrn
gekündigt werden, weil er selbst das Haus angekauft hat,
und jetzt sind wir schon elf Jahre da. Ferner sagte mir
jene Stimme:
„Bleibe, wo ich dich hingestellt habe. Ich will deine
Verwandten segnen, daß du im Überfluß sollst zu leben
haben.“
Wollte man dann behaupten, so was könne man sich
einbilden. Ja, einbilden können sich's die Menschen,
aber ausführen kann es nur der liebe Gott. Und er hat es
ausgeführt. Denn während meine Schwägerin im ersten Jahr
vor der Verheißung 700 Mark zusetzen mußte, konnte sie
im folgenden Jahr schon 500 Mark auf die Sparkasse
tragen und jährlich mehr.
Die Stimme, die in mir spricht, sagte ferner: „Deine
Schwägerin heiratet nie mehr. Bleibe bei ihr, denn ich
will sie retten und der Welt zeigen, was eine Seele
erträgt, die mich liebt.“ Wie hat sich dieses bewährt!
Mein Beichtvater sagte einige Male in der Zeit, wo sie
noch so sehr gegen mich war, „sie heiratet wieder, du
wirst sehen.“ Mehr als zehn bis fünfzehn Freier waren
schon da, aber jetzt ist Ruhe eingekehrt, weil jedermann
ihren entschiedenen Charakter kennt. Ja, einbilden
können wir's uns, aber ausführen kann es nur der liebe
Gott. Als mein Bruder an der Influenza erkrankte, sah
ich in der Ignatius-Kirche bei der heiligen Wandlung,
wie ein Engel etwas in den Kelch hineinlegte. Ich fragte
den lieben Heiland, was dies zu bedeuten habe, und
erfuhr, es sei das Opfer des Lebens meines Bruders, und
es ging in Erfüllung, zwei Jahre später.
Als mein Beichtvater meiner Schwägerin gesagt hatte, er
ließe sich nie mehr überführen, es sei nur Einbildung
von mir oder der böse Feind, da beklagte sich meine
Schwägerin mit Entschiedenheit, daß ich so manche Stunde
mit diesem Leiden versäume, besonders in der Advents-
und Fastenzeit, und wenn sie etwas an mir merkte, fing
sie an zu toben, daß ich mir nicht mehr zu helfen wußte.
Sie sagte, sie könne so etwas in ihrer Wirtschaft nicht
brauchen, sie brauche solches dummes Zeug nicht zu
dulden, wenn auch die Geistlichen nichts darauf gäben.
Wie oft mußte ich die Worte von ihr hören: „Pack dich
aus dem Haus, denn du verdienst nicht das Wasser, das du
trinkst.“ Und doch war der Segen Gottes so sichtbar in
der Familie, daß es, während es früher immer rückwärts
ging, es nun beständig aufwärts ging.
Am 1. Freitag im Advent wurde mir gesagt, daß kein
Priester an mein Bett kommen werde, und ich müsse fünf
Wochen zubringen ohne die heilige Kommunion. Und so war
es auch, denn ich war krank und konnte nicht in die
Kirche. Alles Bitten war vergebens, und kein Priester
kam an mein Krankenbett.
Am letzten Freitag im Advent sagte die Stimme: „Bis
übers Jahr hin, bis es Weihnachten wird, werde ich deine
Schwägerin und deinen Beichtvater überführen.“ In diesem
Augenblick sah ich meine jüngste Nichte, damals sieben
Jahre alt, ein liebliches, blühendes Mädchen, auf der
Totenbahre liegen, ganz weiß gekleidet und mit Blumen
bedeckt. Meine andere Nichte sah ich zum Altar treten
mit einem sehr anständigen jungen Mann, um sich trauen
zu lassen. Als ich mich nach meiner Schwägerin
umschaute, sah ich sie nicht, und hörte die Worte: „Bei
dieser Nichte wirst du bleiben.“
Wenn ich im Laufe jenes Jahres an die Erfüllung dieser
Verheißung dachte, mußte ich weinen, denn dieses Mädchen
war mein und seiner Mutter Augapfel. Und wirklich: Zehn
Tage vor Weihnachten kam sie aus der Schule und klagte
über Kopfschmerzen. Der Arzt erklärte es für Influenza,
und es war Hirnentzündung dabei, und drei Tage vor dem
Weihnachtsfest wurde sie begraben. Nun war meine arme
Schwägerin überführt, aber mit welchem Verlust. Sie
stand das Jahr vorher an meinem Bett, als ich es ihr
sagte, daß ich ihren Liebling so gesehen hätte. Als ich
es aber meinem Beichtvater mitteilte, daß jetzt das
eingetroffen, was ich letztes Jahr ihm gesagt,
antwortete er mir: „Wenn man dem Esel ein Buch vorlegt,
trifft er auch manchmal einen Buchstaben ,a’ oder ,i’.“
Deshalb glaube ich ganz fest, daß der liebe Gott meinen
Beichtvater zu sich nahm, weil er es nie zugegeben
hätte, daß jemand ein Wort erfahre.
Vor sieben Jahren wurde ich einmal nach A. gerufen, weil
man dort in der Familie meines Bruders ein neugeborenes
Kind erwartete. Er hat eine Bäckerei und mehrere
Dienstboten, da sollte ich den Laden versehen, bis seine
Frau wieder gesund sei. Sie hätten es gar gerne gehabt,
daß ich nicht so früh in die Kirche gegangen wäre, weil
gerade um diese Zeit im Laden am meisten zu tun war. Ich
wollte aber doch kommunizieren, und da mußte ich früh in
die Kirche, denn sonst wurde keine Kommunion ausgeteilt.
Ich war schon mehrere Wochen da, und das Kind war noch
nicht zur Welt gekommen, und ich mußte oft hören, das
viele Kommunizieren sei nicht gut, weil man wußte, daß
ich deswegen so früh in die Kirche ging.
Einmal kam ich heim, da fielen mich beide an. Mein
Bruder sagte: „Eben haben wir von dir gesprochen, du
bist mir wirklich ein Rätsel. Du liefst von zu Haus weg
und kümmerst dich gar nicht um dein späteres Schicksal.
Du sorgst nicht für dein Fortkommen, ich glaub, du bist
nicht recht gescheit.“ Dabei blickten sie beide mir
prüfend in die Augen, um die Narrheit herauszulesen.
Dies schmerzte mich sehr, denn ich wußte, daß ich um
mein Glück kommen sollte, um die heilige Kommunion.
Weil ich nun dachte, sie könnten am Ende recht haben, so
ging ich an demselben Tag noch fünf Stunden von dort in
meine Heimat, um das Verlangen nach der heiligen
Kommunion zu unterdrücken, weil ich meinte, ich könnte
mich am End daran gewöhnen, denn in meiner Heimat war
kein Priester. Als ich aber fünf Tage dort war, zog mich
eine solche Gewalt wieder nach A., daß ich in der Nacht
aufbrach und zurückging. Am andern Morgen bei der
heiligen Kommunion belohnte mir der Herr mein Verlangen
nach ihm und half mir alle Schwierigkeiten überwinden,
wie sehr Er verlangt, daß wir ihn oft empfangen. Als ich
von der Kommunionbank zurückgekehrt war, sagte eine
Stimme in mir: „Geh hin und sage deiner Schwägerin, daß
sie bald von ihren großen Beschwerden befreit werde. Sie
werde einen kräftigen, gesunden Knaben gebären, den er
aber bestimmt habe, dereinst Priester zu werden.“
Und als ich den ganzen Tag zögerte und nichts sagen
wollte, wurde ich am Abend, wo ich eine
Muttergottes-Gnadenkirche besuchte, noch einmal dazu
aufgefordert. Die liebe Muttergottes sagte:
„Was hat dir mein Sohn aufgetragen? Warum befolgst du es
nicht? Geh nur hin und sag es deiner Schwägerin.“
Als ich heimkam, saß meine Schwägerin da und weinte. Sie
hatte mein Gebetbüchlein in der Hand, in dem ein Brief
meiner Klosterschwester lag, den sie eben gelesen hatte.
Sie blickte mich an und sagte: „O glückliche Seelen, die
ihr seid, du und Marie.“ Ich ging zu ihr hin und sagte,
da die liebe Muttergottes sie selbst schon unterdessen
umgestimmt hatte: „Sei zufrieden, auch dich hat der
liebe Gott gerade so gern. Er läßt dir sagen, daß du
bald entbunden wirst von einem gesunden, kräftigen
Knaben, der aber einst Priester werden wird.“ Dies Kind
kam am anderen Morgen zur Welt und ist jetzt acht Jahre
alt.
Sein Vater erzählte mir an Ostern, daß er alle Freude an
ihm habe, er sei in der Schule der fleißigste Schüler
und brächte die besten Noten heim. Ein anderes Mal, als
ich betete für meine Verwandten, wurde mir mitgeteilt,
daß meine beiden Schwägerinnen in andern Umständen
seien, aber daß die in A. sterben würde, wenn sie noch
einmal gebären werde. Und es war so. Voriges Jahr
brachte sie ein totes Kind zur Welt und starb bald
darauf. Dieses Jahr (1896), als ich nach einem Besuch
von A. zurückfuhr, weinte mein Bruder noch auf dem
Bahnhof bei mir und sagte:
„Hätte ich dir doch damals geglaubt, als du mir sagtest,
ich solle mit meiner Frau ein jungfräuliches Leben
führen, was hätte ich jetzt ein schönes Leben. Aber
jetzt ist es geschehen.“
Erwähnen will ich noch, was ich von meinem Vater erfuhr,
weil ich daraus lernte, wie beharrlich man beten müsse:
Mein Vater war schon dreizehn Jahre tot. Die Mutter und
wir Kinder hatten immer große Angst, ob er wohl gerettet
sei, weil er so dem Laster der Trunksucht ergeben war.
Er erkrankte an Lungenentzündung und starb schnell, doch
versehen mit den heiligen Sterbesakramenten. Wir waren
immer so ängstlich, ob er zur himmlischen Gnade gekommen
sei. Die Mutter betete jeden Abend mit uns für den
Vater. Auch im Sommer, bei der strengsten Feldarbeit,
durften wir Kinder nicht eher schlafen gehen, bis wir
mit ihr für den Vater den Rosenkranz gebetet hatten.
Wir Kinder wuchsen heran, und ich hatte unterdessen
schon den Entschluß gefaßt, nicht in den Ehestand zu
treten und mein Leben Gott zu weihen, als im Jahre 1873,
mehrere Stunden von meiner Heimat entfernt, die erste
Mission, die ich erlebte, abgehalten wurde. Ich war
damals an 27 Jahre alt. Ich erbat mir von meiner Mutter
die Erlaubnis, sie mitzumachen, und auch von meinem
Beichtvater bekam ich Erlaubnis, während der Mission
täglich die heilige Kommunion zu empfangen. Ich war
voller Freude. Um ja meiner Mutter nicht lästig zu
fallen, bat ich sie um 18 Kreuzer und einen Laib Brot.
Ich hielt mit großer Innigkeit die Mission mit und
weinte und betete unaufhörlich für meinen Vater. Ich
hatte eine solche Gabe der Tränen in jener Zeit, daß ich
täglich zwei Taschentücher durchnäßte. Obwohl ich bei
Verwandten hätte übernachten undessen und trinken
können, schlug ich dies alles aus, und lebte wirklich
nur von Wasser und Brot, volle sechs Tage lang.
In der Nacht vor dem Schluß der Mission nahm ich mir
vor, in der Kirche vor dem Allerheiligsten Sakrament zu
bleiben, um die ganze Nacht zu beten und zu weinen. Ich
verbarg mich in einem Stuhl. Es bemerkte mich auch
niemand, und die Tür wurde verschlossen. Es war die
Woche vor Allerheiligen und schon bitter kalt. Aber wie
es mir scheint, verlangte der liebe Gott dies Opfer
nicht von mir, weil Er nie mehr fordert, als die Kräfte
reichen. Gegen 11 Uhr nachts hörte ich auf einmal Tritte
kommen und die Schlüssel rasselten. Schnell schlüpfte
ich wieder in meinen Winkel, aber zu meinem höchsten
Leidwesen kamen die Leute gerade auf mich zu und stießen
laute Schreie aus in der Meinung, es sei ein Gespenst
und liefen der Kirchentür zu. Es war der Glöckner, der
mit zwei Mädchen gekommen war, um noch einen Kranz an
ein Bild zu hängen. Dieser faßte den Mut, noch einmal
nachzusehen, und redete mich an. Ich sagte zur Ausrede,
ich wolle niemand belästigen mit Übernachten und wolle
deshalb in der Kirche bleiben. Der Mann sagte, es sei zu
kalt, er werde mir schon für eine Logie besorgen. So
mußte ich mit ihm eine längere Strecke durchs Dorf
laufen, aber es war nirgends Platz.
Ich versetzte mich im Geist zur heiligen Familie nach
Bethlehem, wo sie abgewiesen wurde, denn wie dort hieß
es überall: „Nein, kein Platz hier!“ Endlich erbarmte
sich ein Mann und sagte: „Nun, wo meine andern Kinder
sind, kann auch diese noch unterkommen. Komm nur.“ Ich
trat in ein Kämmerchen, wo wir zu dritt auf einem Lager
lagen. Ich konnte aber nicht schlafen. Um die
Mitternachtsstunde sah ich auf einmal, als wenn eine
Gestalt zur Tür hereinkäme und auf mich zu trete. Es war
die liebe Muttergottes in einem weißen wallenden Gewand.
Mit der rechten Hand machte Sie mir einen Zeigefinger,
und ich erinnerte mich gleich, was Sie damit meinte,
denn ich hatte ihr versprochen, jeden Abend den
Rosenkranz vor dem Heiligsten Sakrament für meinen Vater
zu beten, was ich an jenem Abend unterlassen hatte, weil
ich dachte, ich könne es nachts tun, und fing deshalb
gleich an zu weinen, weil ich verstand, was Sie meinte.
Sie aber deutete mit der linken Hand in eine Entfernung.
Ich schaute ihrer Hand nach, und schaute in eine weite
Wildnis.
Später wurde mir zu wissen gegeben, was diese Wildnis
bedeutete. Weil mein Vater nämlich gar zu gern in
lustiger Gesellschaft sich aufhielt, und sein Geld im
Jubel verpraßte, mußte er so viele Jahre lang in der
Einsamkeit schmachten. In dieser Wildnis war nichts zu
sehen als hie und da ein Dornenstrauch. Hinter einem
solchen Dornensträuchlein sah ich meinen Vater ganz
nackt bis an die Lenden. Seine Farbe war eine bläuliche
Totenfarbe, und die ganze Haut war ein Flecken am
anderen, der eine größer, der andere kleiner. Die Hände
hatte er fest ineinander gefaltet, wie gezwängt, und war
abgemagert wie ein Totengerippe, wenn die Haut noch
darüber ist. Ich erkannte ihn nur noch an seinen Zügen
und an seinem Lockenhaar. Er sah mich so bittend an, daß
ich weinte bis in den Tag hinein.
Am Morgen fragte man mich, warum ich so geweint hätte,
aber ich verriet nichts, sondern suchte in aller Frühe
einen Priester auf. Diesem erzählte ich sofort meine
Erscheinung. Er war sehr gerührt und sagte, das dürfe
ich schon meiner Mutter sagen, und wir sollten für
meinen Vater, der viel zu leiden haben müsse, etwas tun,
besonders heilige Messen lesen lassen. Zum Schluß gab er
mir als Priester die Versicherung, daß mir der liebe
Heiland – wenn ich so fortfahre wie bisher – an einem
Tag, wo die Gnaden recht reichlich flössen, auch zeigen
werde, ob mein Vater erlöst sei oder nicht.
Wir ließen fünfundzwanzig bis dreißig heilige Messen
lesen, und jedes Jahr hielt ich sehr strenge Fasten in
der Allerseelenoktav bei Wasser und Brot, daß meine
Kräfte ganz erschöpft waren, weil ich dabei streng
arbeiten mußte. Trotz all der Tränen, die ich geweint,
trotz all der Hitze der Feldarbeit, die ich ertrug, und
ihm aufopferte, erfuhr ich nichts.
So mußte ich von der Mission an noch zwölf Jahre für ihn
bitten, also fünfundzwanzig Jahre waren verflossen seit
dem Tode meines Vaters, und nur einmal hatte ich in der
Zwischenzeit einen Trost. Dies war vom 16. bis 18. Juli,
wo der heilige Vater Pius IX. ein Jubiläum feierte und
ein vollkommener Ablaß gewährt wurde. Ich ging in eine
andere Kirche, um die heiligen Sakramente empfangen zu
können. Eine sehr fromme Jungfrau schloß sich mir an und
wir beteten und flehten bis ein Uhr nachmittags. Die
Kirche war längst leer. Auf einmal sah ich vor mir zwei
Gestalten: Die selige Maria Margareta Alacoque und die
liebe Mutter Gottes, die vor dem lieben Heiland knieten,
gerade so wie wir zwei. Die liebe Mutter Gottes sagte zu
Ihrem Sohn: „Mein lieber Sohn, gewähre ihr doch die
Bitte und zeige ihr ihren Vater.“ Der liebe Heiland saß
auf einem gar wunderschönen Thron und schaute gar
freundlich auf die beiden herab, und Er lächelte über
die Bitte Seiner Mutter, und sagte, indem Er das Haupt
schüttelte: „Die soll sich an ihre Sünden erinnern.“
Dabei aber sah ich im Hintergrund weit, weit hinten, vor
mir meinen Vater, und das war für mich das Zeichen, daß
ich noch viel beten müsse, bis er erlöst sei. Ich stand
in der Mitte, vor mir die liebliche Erscheinung und
weit, weit hinter mir meinen Vater. Dies war das
Zeichen, daß ich ihn noch befreien könne, daß es aber
noch lange dauern werde, bis er zur seligen Anschauung
würde übergehen.
So vergingen weitere zwölf Jahre, und ich kam nach
Mainz. Als ich die neun ersten Josefs-Mittwoche wieder
mit großer Innigkeit abgehalten hatte, und an jedem
meinen Vater empfahl, und den Herrn beständig daran
erinnerte, daß das Wort des Priesters im Beichtstuhl
Sein Wort sei, also Er mir das Versprechen gegeben habe,
daß ich noch bei Lebzeiten erfahren werde, ob mein Vater
erlöst sei, kniete ich am letzten Mittwoch lange, Stunde
um Stunde, und weinte und flehte, bis es zehn Uhr war,
und sagte: „Heute gehe ich nicht eher aus dieser
Kapelle, bis ich erfahren habe, ob mein Vater erlöst
ist. Gewähre mir doch die Gnade. Liebe Mutter, um Deiner
Schmerzen willen, und du, heiliger Josef, um deiner
Betrübnis willen und um all der Liebe willen, die dein
göttlicher Pflegesohn dir erwiesen, müßt ihr mir diese
Gnade gewähren, denn ich bin auch das Kind meines
Vaters, und ich weiß, welche Peinen er erleidet. Ich
gehe nicht von dieser Stelle, bis er befreit wird.“
Ich opferte unaufhörlich das kostbare Blut und alle
heiligen Messen und Kommunionen für ihn auf. Auf einmal
sah ich meinen Vater auf mich zukommen, aber nicht mehr
wie vor zwölf Jahren, abgemagert und bleifarben. Er war
so schön, so jugendlich, so vollkommen am ganzen Körper
und streckte mir die Arme entgegen, als wolle er mich
umfassen. Nur an seinen Zügen und an seinem Lockenhaar
konnte ich ihn wiedererkennen. Doch war seine Hautfarbe
gelb, wie Wachs, auch fehlte ihm die Frische, und sein
Blick war nicht ganz fröhlich, er hatte noch etwas
Trauriges in seinem ganzen Wesen. Ich sagte dies meinem
damaligen Beichtvater, so hätte ich meinen Vater
gesehen. Er wies mich ganz derb ab und sagte, solche
Dinge könne er nicht beurteilen. Ich war sehr
unglücklich, und weinte die ganze Woche, weil ich
dachte: „Wie kannst du arme Sünderin dir einbilden, du
hättest eine Arme Seele befreit, wenn ein so frommer
Priester und Ordensmann davon nichts weiß.“ Denn ich
meinte, das könne jedem Menschen vorkommen.
Bei meiner nächsten Beichte sagte ich ihm, ich sei tief
beschämt über die Worte, die er mir gesagt, und ich
wisse nicht, ob ich noch weiter für den Vater beten
solle, und jetzt erst erzählte ich ihm den Vorgang vor
zwölf Jahren. Darauf sagte er mir: „Du brauchst nicht zu
zweifeln, daß es solche Dinge gibt in unserer heiligen
Kirche. Ich bin aber noch ein junger Priester und mir
ist solches noch nicht vorgekommen, aber nachdem, wie du
mir die Erscheinung beschreibst, mußt du annehmen, daß
deinem Vater noch das Kleid der Glorie fehlt. Du mußt
also noch beharrlich beten, und ich verspreche dir, die
ganze Woche dieses Anliegen in meiner heiligen Messe
auch vorzubringen.“
So vergingen wieder acht Tage. Am ersten Sonntag ging
ich früh in die Kirche und hörte alle sieben heiligen
Messen, die an jenem Morgen gelesen wurden und betete
unaufhörlich für meinen Vater. Nach der heiligen
Kommunion rang ich mit dem lieben Heiland, und hielt ihn
krampfhaft umfesselt. Damals hatte ich noch gar oft die
große Gnade, Seine Nähe nicht nur zu fühlen, sondern Ihn
auch zu schauen in sichtbarer Gestalt mit meinem
geistigen Auge. Ich hielt Ihn so fest und sagte: „Ich
laß Dich heute nicht gehen. Du mußt mir meinen Vater in
den Himmel führen.“ Bei der letzten heiligen Messe
fühlte ich einen solchen großen Schmerz in meiner Brust,
ob von der übergroßen Anstrengung oder von einem
geistigen Leiden, das ich für meinen Vater noch
aushalten mußte. Als der Priester bei der heiligen
Wandlung die Hostie emporhob, sah ich auf einmal auf der
rechten Seite meinen Vater an den Altar treten, und so
blieb er neben dem Priester stehen bis zur Kommunion.
Als der Priester kommunizierte, sah ich meinen Vater in
der heiligen Hostie, die der Priester empfing,
verschmelzen. Die heilige Hostie und mein Vater waren
verschwunden, und ich hatte eine solche überirdische
Freude, ein solches Wonnegefühl, mit der Überzeugung,
daß in diesem Moment mein Vater aufgenommen wurde in die
himmlische Glorie, daß ich nicht daran zweifeln konnte.
Das ist mein Leben und einige Gnaden, die ich glaube,
daß der liebe Gott sie in mir gewirkt hat, um mir zu
zeigen, wie wenig ich getan, und wie vieles Er; wie
wenig Er verlangt und wie viel Er gibt für das Wenige,
das wir tun. Ich stelle alle Worte, die ich geschrieben,
unter das Urteil derer, die dieses von mir verlangt
haben. Finden sie nichts darin, das anderen Seelen
nützen könnte, so werden sie diese Schrift vernichten.
Als ich heute frühmorgens nach der heiligen Kommunion
meine Danksagung verrichtete, und ganz besonders dem
Heiligen Geist für all die Gnaden dankte, und dem lieben
Heiland, daß Er mich ganz besonders dem Heiligen Geist
übergeben habe, um Ihn ganz besonders zu verehren und
anzubeten, brachte ich Ihm neben anderen Danksagungen
meine Schrift zum Opfer dar, und dankte Ihm für die
liebevolle Leitung während des Schreibens – weil es mir
oft vorkam, als stehe jemand neben mir und diktiere mir
die Worte, denn ich brauchte gar nicht nachzudenken –
und bat Ihn um Seinen Segen dafür.
Da hörte ich in meinem Innern die Worte: „Beunruhige
dich jetzt nicht mehr und habe keine Angst, ob sie
Anerkennung finde oder ob die Schrift verworfen werde.
Ich sage dir, daß sie nicht verworfen wird, denn man
wird nicht die Hand beachten, durch die die Gabe
gereicht wird, sondern man wird auf Den schauen, von dem
sie ausgeflossen. Sage N., es sei besser, wenn die
Schrift zusammen gedruckt werde, denn bruchstückweise
könne man den Geist, der daraus spricht, doch nicht so
recht erkennen. Und fürchte dich nicht mehr, daß du
Schaden leiden könntest, denn wenn Ich alle diejenigen
retten will, die im Schifflein Petri sich befinden, auch
wenn sie wenig darin tun, um wieviel mehr werde Ich
diejenigen retten, die sich bemühen werden, daß dieses
Schifflein sich erweitere in den Wogen der Welt, und daß
es verschönert wird. Und dazu habe Ich nicht nur die
Priester, Missionare und Ordensleute allein berufen,
sondern alle, die Meiner Stimme folgen, und diese Meine
Liebe und Erbarmung, die Ich ihnen zu erkennen gebe
durch Meine Worte, auch auf andere zu übertragen suchen.
Denn nicht nur im Anfang war es notwendig, daß Meine
Kirche sich ausbreite auf Erden, sondern das wird so
lange notwendig bleiben, wie die Welt steht. Und wenn
die Welt es je bedurfte, daß die Erde sich erneuere, so
war dies noch nie so notwendig wie in der jetzigen Zeit,
wo selbst die Christen anfangen, ein neues Heidentum zu
schaffen.“
Nachtrag zum „Leben“ von Barbara, ihren Vater
betreffend: In derselben Zeit, als ich die Offenbarungen
über meinen Vater erhielt, war ein Kaplan wegen einer
Predigt, worin er Politisches vorgebracht haben soll,
angezeigt worden, und man sprach im Dorf viel davon. In
derselben Nacht, als ich die Offenbarung erhielt, sagte
eine Stimme zu mir: „Sage nichts mehr von eurem Kaplan,
denn es gibt Untersuchung und auch Arrest. Und was dir
heute nacht vorgekommen ist, ist so gewiß wahr, wie daß
es Gefängnisstrafen gibt.“ Wirklich kam der Kaplan
einige Tage darauf ins Gefängnis.
Wie Jesus Lieschen Feiler mit Barbara Weigand
zusammenführte:
Seit 1888, dem Tode ihres verstorbenen Pfarrers, dem
Lieschen Feiler achtzehn Jahre lang die Haushaltung
führte, war Lieschen schon einige Jahre in der Stadt
Mainz. Doch lebte sie einsam für sich, ohne mit jemanden
in Verbindung treten zu wollen. Zuweilen sah sie Barbara
Weigand in der Kirche, und sie dachte bei sich, wenn sie
selbe die Stationen beten sah: Mit dieser Person
möchtest du ganz gern zuweilen umgehen, denn sie scheint
tieffromm zu sein.
Von Zeit zu Zeit traf sie beim Nachhausegehen aus der
Kirche mit Barbara zusammen und sprach dann einige
freundliche Worte mit ihr. Darauf lud eine bekannte
reiche Frau Lieschen ein, ihr zu helfen, eine Kranke zu
pflegen, weil Lieschen sich darauf sehr verstand.
Lieschen ging auch hin. Nach einigen Tagen aber fühlte
sie einen solchen inneren Drang, nach Mainz
zurückzukehren, daß sie glaubte, nicht mehr leben zu
können, wiewohl der Pfarrer des Ortes ihr bereitwilligst
die tägliche heilige Kommunion angeboten hatte. Die
Familie, die sie ungern verlor, wollte sie jedoch nicht
ziehen lassen. Da ging Lieschen zu dem ihr befreundeten
Herrn Pfarrer des Ortes und bat ihn, ihr doch
beizustehen, daß man sie ziehen lasse, denn Lieschen
fühlte sich heftig nach Mainz hingezogen, wußte jedoch
gar nicht warum.
Derselbe kam noch an demselben Tag und beruhigte die
Familie, so daß man in ihre beschleunigte Abreise
einwilligte. Am andern Tag wurden die neun
Josefs-Mittwoche angefangen in der Franziskaner-Kirche.
Dort traf Lieschen nach der Andacht mit Barbara
zusammen. Barbara bat sie, weil sie vom Herrn an
Lieschen verwiesen worden war und ihr gesagt wurde, sie
möge Lieschen um Beistand bitten, sie möge ihr zuweilen
beistehen, wenn ihr Leiden an sie herantrete. In der
Familie von Barbara hatte nämlich niemand Zeit für
Barbara; vielmehr mußte Barbara im Gegenteil noch froh
sein, wenn man ihr nicht allzusehr grollte, wenn sie
mitten in der größten Arbeit sich losreißen mußte, um
das Bett zu hüten, wenn das Leiden sich einstellte.
Barbara hatte um diese Zeit ihr Leiden alle Donnerstage
und Freitage in der Fastenzeit. Schon das erste Mal
(wahrscheinlich Anfang der Fasten 1893), wo Lieschen dem
Leiden und der nachfolgenden Ekstase beiwohnte, erhielt
Lieschen die Gnade, daß ihre verstorbene Schwester
erlöst wurde, die im Jahre 1889 verstorben ist. Auch war
ein verstorbener, mit Lieschen Feiler befreundeter
Priester ihr in der Kapuziner-Kirche erschienen in
großen Leiden, denn Lieschen betete fleißig für ihn und
opferte täglich das kostbare Blut für ihn auf. Es ward
Lieschen auch zugesagt, sie sollte noch eine heilige
Messe für ihn bezahlen und eine heilige Kommunion für
ihn opfern, aber in der Kirche, wo der Priester gewirkt.
Das tat sie sofort und spornte noch viele an, in der
heiligen Messe für ihn zur Kommunion zu gehen. Diese
taten es bereitwilligst, und der Priester ward erlöst.
Es wurde gleich darauf Barbara gezeigt, wie er in den
Himmel einzog.
Auch ein anderer befreundeter Priester erschien Lieschen
laut seufzend und stöhnend. Sie vernahm durch Barbara,
daß sie noch eine Wallfahrt nach Walldürn für ihn machen
sollte. Lieschen gedachte, barfuß hinzugehen. Der liebe
Heiland aber sagte, das solle sie nicht tun. Sie solle
auch nicht bei Wasser und Brot hingehen, wie sie
beabsichtigte. Sie nahm sich deshalb Eßwaren mit wie
alle andern, konnte aber während des ganzen Weges nichts
genießen als Wasser und Milch, aber mit etwas Wein
vermischt.
Das Blut stand ihr bereits in den Schuhen von dem Gehen.
Auf einmal aber konnte sie nicht mehr weiter. Da
entschloß sie sich, das Kreuz zu tragen, welches
abwechselnd getragen wird, obwohl sie sich so krank
fühlte, und sie trug es ein großes Stück weit und wurde
sichtlich gestärkt, so daß sie, als sie in eine Kirche
kamen, dort noch die Stationen halten konnte, während
die anderen, die gesund waren, sagten, es sei ihnen
unmöglich. In Großumstadt aber wurde sie wieder so
schwach, daß sie nicht mehr weitergehen konnte. Da bat
und flehte sie mit Inbrunst: „Wenn du, o lieber Jesus,
mich jetzt nicht stärkst, so kann ich nicht mehr fort,
ach hilf mir doch!“
Da auf einmal, sah sie eine wunderschöne Hand und einen
Arm sich ihr entgegenstrecken, aber so entzückend, daß
ihr Hören und Sehen verging. Zugleich fühlte sie sich
gestärkt und vollkommen geheilt. Zuerst meinte sie, es
sei die Seele, für die sie den Bußgang unternommen, aber
dann erkannte sie, daß es der liebe Heiland selbst war.
Als sie aufstand, war sie gesund und konnte wieder
gehen.
Beim Anblick der Kirche von Walldürn wurde ihre Seele
von Freude überströmt. Gleich darauf sah Barbara, wie
die Seele erlöst wurde.
Als Barbara in N. bei der Kranken war, kam eine
Verwandte derselben eines Tages zum Kaffee. Auch
Lieschen sollte teilnehmen, aber sie sagte, daß sie
nichts genieße, weil es Fastenzeit sei. Die Dame aber
sprach ihr sehr zu und sagte, daß das Fasten ungesund
sei und wie sehr man sich damit ruiniere. „Sehen Sie“,
sagte sie, „ich esse jeden Mittag zum Kaffee zwei
Butterbrote und schmiere auch noch Honig darauf. So wird
man steinalt.“
Als Lieschen vierzehn Tage später wieder nach Mainz
zurückkehrte, dauerte es nur noch einige Tage, und es
kam eine Arme Seele in der Kirche zu ihr mit schrecklich
entstelltem und wehem Mund, mit lauter Blasen bedeckt.
Tags zuvor klopfte sie an der Tür von ihr, machte Lärm
am Tisch an einer Glasglocke und rief den Namen von
Lieschen Feiler. Diese frug dann in der Ekstase an, wer
denn die Seele sei, die sich bei ihr melde. Sie erhielt
zur Antwort: „Das ist die Frau von N. Dieselbe weiß, daß
Lieschen gern betet und will gebetet haben. Wirklich
hörte Lieschen gleich darauf, daß jene Frau bereits
gestorben sei.
Damals hatte Barbara in der Fasten- und Adventszeit alle
Donnerstage und Freitage die Ekstasen.
Wie der liebe Heiland Luise Hannappel mit Barbara
Weigand zusammenführte.
Nach dem Tod ihrer Mutter empfahl Luise dieselbe mit
Vorliebe in das Gebet frommer Personen, um so durch
andere zu ersetzen, was sie in ihrer Armseligkeit nicht
selber fertig zu bringen glaubte, und fragte deshalb ihr
Mädchen zuweilen, wer besonders andächtig bete. Das
Dienstmädchen kam eines Tages und sagte:
„Ich weiß aber noch ein Mädchen, das sehr fromm ist,
geben Sie der ein Melcherskreuz und lassen Sie für die
Mutter beten.“ Denn wir glaubten annehmen zu dürfen, daß
Mutter sich zweimal in der Nacht bei uns um Gebet
gemeldet, einmal, indem sie mit ihrer Stimme den Namen
des Mädchens rief, ein anderes Mal, indem sie Klagetöne
von sich gab mit ihrer Stimme, wie im Leben dies
geschah, nachdem wir lange darum gebeten, der liebe Gott
möge uns wissen lassen, wie es mit ihr stehe.
Ich ließ mir deshalb das Mädchen kommen, und bat sie um
Gebet. Dieselbe versprach es mir auch, ließ sich aber
von ihren außergewöhnlichen Zuständen gar nichts
anmerken. Daraufhin wurde die Schwägerin von Barbara
sehr krank und Luise traf nach dem Gottesdienst mit
Barbara beim Herausgehen zusammen, und da sie sah, daß
Barbara weinte, fragte sie um den Grund. Dieselbe teilte
ihr ihre Betrübnis mit, und Luise verschaffte ihr eine
Arznei für die Schwägerin. Von da an war Luise immer
froh, wenn sie Barbara in einer Kirche traf, denn die
tiefe Frömmigkeit, mit der sie Barbara beten sah, gefiel
ihr sehr wohl.
Endlich hörte sie, daß Barbara krank sei, und Luise ging
hin, sie zu besuchen. Als sie vor die Tür kam, hörte sie
reden und wollte wieder fortgehen in der Meinung, es sei
ein anderer Besuch da, aber die beiden Dienstmädchen in
der Küche sagten, es sei niemand darin wie Barbara, sie
möge nur hineingehen. Luise ging dann endlich hinein,
wiewohl sie keine Antwort erhielt auf das Klopfen, und
fand Barbara in Ekstase mit gefalteten Händen und
starren Augen im Bett liegend und laut mit unsichtbaren
Wesen redend.
Durch die himmlischen Worte, die sie hörte, wurde sie
sehr ergriffen und bis ins Mark erschüttert. Das dauerte
noch fast eine Stunde. Luise sah wohl ein, daß dies
etwas anderes als Krankheit sei und glaubte, das nicht
für sich allein behalten zu dürfen. Sie ging sofort zu
ihrem Beichtvater und erzählte ihm, was sie gesehen und
gehört, und daß hier Gottes Finger sei, denn wenn so
etwas möglich ist, sagte Luise, dann kann es hier
möglich sein, da das Mädchen ja nichts sucht und alle im
Hause nichts davon verstehen, und da Luise ganz
unvermutet, von Gottes Hand herzugeführt, darauf kam.
Von da
an unterhielt Luise den Verkehr mit Barbara und fragte,
wann dieser Zustand eintrete und suchte hinzuzukommen.
Der Beichtvater sagte auch: „Ich habe von jeher das
Mädchen bewundert wegen ihrer tiefen Frömmigkeit, die
ich oft von meinem Beichtstuhl aus beobachten konnte,
besonders, wenn sie die Stationen betete. Möglich kann's
sein. Jedoch muß man sehr vorsichtig sein.“ Luise teilte
es noch einem anderen Priester mit, und dieser sagte,
Luise müsse erst einmal auskundschaften, ob das Mädchen
nichts Irdisches suche, keine Ehre, Geld oder Ansehen.
Luise konnte von all dem nichts entdecken und teilte es
dem Herrn mit. Dieser meinte, sie solle es einmal
aufschreiben, damit man die Sache besser beurteilen
könne, was Barbara in diesem Zustand sage, denn bisher
hatte Luise nur einige Sätze von Wichtigkeit sich im
Gedächtnis zu merken gesucht.
Nun fing Luise an niederzuschreiben, (1895 Ende),
brachte aber anfangs nicht alles zu Papier, sondern ließ
fast die Hälfte aus, bis sie sich nach und nach
hineinschulte, zuerst mit Abkürzungen sich half, dann
aber Stenographie erlernte, so daß sie jetzt (1897
Ende), Wort für Wort, wie es aus dem Munde von Barbara
fließt, aufzeichnen kann, ohne etwas zu verändern oder
auszulassen, indem sie mit dem Diktat gleichen Schritt
hält.
gez. Barbara Weigand
Inhaltsverzeichnis Band 1
__________
Barbara Weigand
Zur größeren Ehre Gottes
und zur Verherrlichung der unbefleckten Jungfrau und
Gottesmutter Maria
Nachdem ich arme, unwürdige Magd des Herrn vom Jahre
1886 bis zum Jahre 1894 in der Stadt Mainz
unaussprechlich viele Gnaden vom Herrn empfangen habe,
will ich wenigstens dieses Jahr 1894 anfangen, aus
Dankbarkeit gegen Ihn einiges aufzuzeichnen, damit ich
die Danksagung nicht vergesse.
Inhaltsverzeichnis Band 1
1 In der
Karwoche 1894
Am Gründonnerstag ward mein Geist entrückt in den
Abendmahlsaal zu Jerusalem. In hellem Lichte enthüllte
mir der Herr das Geheimnis des Allerheiligsten
Altarsakramentes. In dem Augenblick, als Er das Brot
segnete und Seinen Jüngern überreichte, ergoß sich Sein
Geist in die Substanz, die Er in den Händen hielt. Und
es ging eine unsichtbare Wandlung vor sich, ähnlich, wie
wenn der liebe Gott einem Kind das Leben mitteilt im
Mutterleib. Niemand im ganzen Saale konnte das Geheimnis
begreifen und doch glaubten sie Seinen Worten. Die
Apostel empfingen als erste den Leib des Herrn unter den
Gestalten von Brot und Wein, ohne daß sie eigentlich
wußten, was in ihnen vorging.
Aber Maria, Seine heiligste Mutter, und Magdalena waren
die ersten, denen Er Sich offenbarte. Beide waren an
jenem Abend zwar in demselben Hause, doch beim Abendmahl
nicht gegenwärtig. Sie hielten sich in einem anderen
Zimmer auf. Als aber die heiligste Jungfrau, die im
Geiste alles mit ansah, was im Abendmahlsaal vor sich
ging, es erfuhr, eilte Sie voll innigen Verlangens
voraus und Magdalena folgte Ihr. Ich sah Sie voll
Ehrfurcht Sich Ihrem Sohn, Ihrem Herrn und Gott, nahen
und aus Seiner Hand empfingen sie beide die erste
heilige Kommunion. O das war unbeschreiblich schön!
Am Karfreitag 1894 übergab mich der Herr Seiner
heiligsten Mutter, und weil ich die ganze heilige
Fastenzeit so viel mit Ihm gelitten und so viel geweint
hatte aus Mitleid mit Seiner heiligsten Mutter, sagte
der Herr zu mir:
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, was die Menschen dir versagen,
will Ich dir ersetzen in Meiner heiligsten Mutter, Sie
soll deine Lehrmeisterin sein; sei du Ihre treue
Schülerin. Und zum Ratgeber und Beschützer gebe Ich dir
den heiligen Johannes. Ihm vertraute Ich Meine Mutter an
und unter seinen Schutz stelle Ich auch dich, Meine
Tochter!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
2 Am
Portiunculafest 1894
wurde mir in der Frühe nach der heiligen Kommunion
mitgeteilt, daß ich an demselben Abend sehen dürfe,
wieviel wir an diesem Tage durch gutes, anhaltendes
Gebet erlangen können. Ich sah mich den ganzen Tag
umringt von Armen Seelen. Als nun am Abend der letzte
Segen gegeben wurde in der Kirche, würdigte Sich der
Herr mir zu zeigen, wie viele Seelen ich durch mein
Gebet erlöst habe.
Sie stellten sich um den Altar herum, als das Te Deum
angestimmt wurde. Es waren auch solche dabei, die ich im
Leben gekannt habe. Unter großem Jubel zogen sie dann,
die liebe Mutter Gottes an ihrer Spitze, in den Himmel
ein.
Inhaltsverzeichnis Band 1
3 Am
Herz-Jesu-Fest 1894
wurde mir dies zu wissen gegeben, daß ich in meinem 70.
Lebensjahr (Barbara wird im Dezember 1915 siebzig Jahre
alt) anfangen soll, mich auf meinen Tod vorzubereiten.
Um jeden Preis möchte ich wissen, welche Stimme in mir
spricht. Aber mir steht es nicht zu, dies zu beurteilen.
Darum, o Gott, gib mir doch einen Priester, mit dem ich
mich offen aussprechen kann. Als ich gestern hörte, daß
an die Stelle von Pater Alphons ein anderer als N.
ernannt sei, erschrak ich gar sehr, weil beim Fortgehen
von N. diese innere Stimme mir sagte, daß er
wiederkommen werde. Und später wurde mir die Verheißung
gegeben, daß ich zuerst unter die Leitung von Pater
Alphons kommen werde, und daß ich später unter N.
sterben werde. Darum beklagte ich mich unter vielen
Tränen beim lieben Heiland heute nach der heiligen
Kommunion. Aber Er verhielt Sich gegen mich, wie es ein
Bräutigam manchmal zum Schein tut. Wenn die Braut sich
jahrelang alles gefallen ließ, nur um ihm zu gefallen,
tut er, als ob er dies gar nicht merke, und beglaubigt
noch die Verachtung anderer und scheint gar nichts
wissen zu wollen.
Aber plötzlich hörte ich nach der heiligen Kommunion die
Stimme meines Herrn, doch traute ich Ihr nicht. Ich
sagte mir, es ist ja doch nur Täuschung. Ich bin nicht
wert, daß Du, o mein Jesus, Dich zu mir herabläßt und
mit mir verkehrst. Doch darin ist keine Täuschung, daß
Du jetzt, nach der Lehre der heiligen Kirche, durch die
heilige Kommunion bei mir bist.
Darum bitte ich Dich, o mein Gott, nimm diese große
Verdemütigung, daß ich mich in meinem Glauben getäuscht
finde, hin zur Sühne für die Unvollkommenheiten meines
verstorbenen N. und nimm ihn heute noch zu Dir in den
Himmel auf. Ich opfere Dir alle heiligen Messen auf, die
heute in der ganzen Welt, besonders in dieser Kirche von
seinen Mitbrüdern dargebracht worden sind, und alle
heiligen Kommunionen seiner Klosterleute.
So flehte ich fort und fort bis zur letzten heiligen
Messe, die am Muttergottesaltar gelesen wurde. Als nun
die heilige Wandlung vorüber war, sah ich auf einmal
neben dem Priester den verstorbenen N., aber nicht mehr
wie vorige Woche im Ordenskleid, sondern mit ganz weißem
Gewand, jedoch nicht deutlich, sondern wie ungefähr
durch einen Schleier.
Als der zelebrierende Priester die heilige Kommunion
empfing, sah ich, wie die weiße Gestalt sich mit dem
Priester in der heiligen Hostie vereinigte. Ich fühlte
eine unbeschreibliche Wonne bei diesem Anblick, denn ich
war der Überzeugung, der Priester habe ihm seine heilige
Kommunion geschenkt und ihn dadurch aus dem Fegefeuer
erlöst. Mein Geist brach in einen solchen Jubel aus, daß
ich wie in den Himmel versetzt schien. Ich sagte zu
Jesus in meinem Herzen:
Barbara:
„Darf ich
denn glauben oder ist es auch wieder nur Einbildung?“
Mein Geist folgte nun dem Zuge und ward entrückt in
Gottes Herrlichkeit. Ich hörte eine Stimme zu mir
sprechen:
Stimme:
„Hier
suche deinen Beichtvater, du wirst ihn aber nicht so
leicht wiedererkennen, denn er hat Besitz genommen von
seiner Herrlichkeit.“
Ich ging von einem Thron zum andern, denn ich sah eine
unabsehbare Menge majestätischer Gestalten, sie sahen
alle aus wie Kirchenfürsten und alle hatten ihren
thronartigen Sessel, der von lauterem Elfenbein zu sein
schien, verlassen und waren so freudig, als hätten sie
jemanden beglückwünscht. Ich suchte und suchte, und ganz
gewiß hätte ich ihn nicht wiedererkannt, wenn er nicht
selbst mich angeredet hätte. Er dankte mir und sagte:
Beichtvater:
„Geh hin
und sag auch meinen Brüdern, wie glücklich ich jetzt
bin, und lasse ihnen herzlich danken für alle geleistete
Hilfe. Sage ihnen auch, meine letzte Predigt im Dom und
der darauffolgende schnelle Tod habe die Strafen meines
Fegefeuers getilgt, weil dadurch das Volk dermaßen sei
erschüttert worden, daß viele gute Entschlüsse gefaßt
worden seien. Sage ihnen, es sei wohl der Mühe wert,
auszuharren bis zum Tod.“
Dies war am achten Tag nach Mariä Lichtmeß 1895.
Inhaltsverzeichnis Band 1
4
Fronleichnamsprozession 1895
„Es ist Mein und Meines Vaters Wille, daß ihr drei,
Lieschen, Luise und Barbara, euch zu einem Bund
vereinigt...“
Als die Prozession in die Schusterstraße einbog, sah
Barbara Jesus über der Prozession schweben, ganz außer
Sich vor Liebe über die treuen Schäflein, die Ihm an
diesem Tage Ehre erwiesen, ganz vergessen scheinend die
Verhöhnungen und Lästerungen der übrigen. Barbara fiel
in Ekstase und ging mehr schwebend als gehend, ihr Haupt
wurde emporgehoben, und sie konnte weder den Kopf noch
die Augen mehr abwärts bewegen. Auf der großen Bleiche
zur Zeit des Segens stiegen Legionen Engel hernieder, um
Ihn herum; zu beiden Seiten hatte Er einzig und allein
den heiligen Franziskus und N., die Ihn ganz einnahmen.
In der Schillerstraße vor der Kaserne stieg Jesus wieder
zu Barbara, um ihr einige Aufträge zu geben. Ehe Er sie
anredete, wollte ihr das Herz bald zerspringen, und sie
bat:
Barbara:
„Schenke
mir doch Dein Herz, daß ich mit dem Deinigen Dich lieben
kann.“
Worauf Jesus Sein Herz mit dem ihrigen vertauschte, es
aber nachher wieder umtauschte. Dann sagte Er:
Jesus:
„Es ist
Mein und Meines Vaters Wille, daß ihr drei, Lieschen,
Luise und Barbara, euch zu einem Bund vereinigt und
jeder derselben einer Person der Allerheiligsten
Dreifaltigkeit huldigt im Namen der übrigen Menschen. So
will ich euch denn verteilen. Lieschen soll Meinem
himmlischen Vater, Luise Gott Sohn, Mir der zweiten
Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, und du,
Barbara, Gott dem Heiligen Geist huldigen. Sooft wie ihr
die Anbetung haltet, sollt ihr euch vereinigen mit den
anderen beiden und mit der Göttlichen Person. Wie Ich
und der Vater Eins sind, so sollt auch ihr eins sein.
Danke auch allen Personen, die mitgeholfen haben, den
Verein der Ewigen Anbetung zu gründen. Unter tausend
Seelen gibt es kaum drei, die etwas von Mir wissen
wollen.“
Als vor Fastnacht 1895 die Schwägerin der Barbara in A.
starb, ging Barbara dorthin zur Beerdigung und besuchte
am folgenden Morgen ihre Verwandten in dem von A. drei
Stationen entfernten L. mit der Absicht, am andern
Morgen nach Mainz zurückzufahren. Dort wurde sie schwer
krank, und dazu bekam sie ihr besonderes Leiden, in
welchem Er ihr sagte:
Jesus:
„Ich habe dich hierher geführt, und Ich will, daß du bis
Ostern hier bleibst, denn Ich will von Meinem Volk
anerkannt sein und hier, unter diesen guten Landleuten
werde Ich mehr verherrlicht als in Mainz. Ich verspreche
dir, dein Schwager L. wird nicht in Meiner Ungnade
sterben und deiner Schwägerin A. will Ich beistehen, bis
du wiederkommst.“
Zugleich sah ihre Schwester in R., welches eine halbe
Stunde von L. entfernt ist, am frühen Morgen in
wachendem Zustand in ihrem Zimmer ein Bett und Barbara
darin und vernahm, während sie dieses schaute, die
Worte:
„Die Allmacht, die Weisheit, die Güte wünscht es.“
Sie rief ihren Sohn Valentin (17 Jahre alt):
„O Valentin, Valentin, hast du denn das auch gesehen und
gehört? Das bedeutet was. Ich will schnell nach L.
gehen, um zu sehen, was vorgefallen ist.“
Sie fand dann Barbara krank und verstand, daß sie
dieselbe mit sich nehmen solle, weil im Haus des Bruders
in L., der sieben Kinder hat, kein Platz war. Sie fuhr
Barbara in einem Leiterwagen nach R., und kaum waren sie
im Haus, so begann ihr besonderes Leiden und Barbara
mußte gleich zu Bett. Die Verwandten kamen alle hin und
wußten sich vor Schrecken über das auffallende Leiden
nicht zu helfen. Alsbald erfuhr es das ganze Dorf, und
alles Volk kam herbei, sooft es sich einstellte, was auf
dem Dorf nicht zu ändern war. Die Leute ließen sich
nicht abweisen.
Inhaltsverzeichnis Band 1
5 Bei
einer Priesterweihe 1895
„Ein anderer Christus.“
Als der Bischof dem Priester die Hand aufs Haupt legte
und ihm den Friedenskuß gab, erscholl durch den ganzen
Himmel dreimal der Ruf: „Ein anderer Christus.“ Die
ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit steht auf und
vergißt gleichsam alles, was Ihr an Lob und Ehre im
Himmel zuteil wird und schaut auf den Priester. Schon
öfters hörte Barbara die Worte:
Jesus:„Ich
verlange mehr Anerkennung und Dank von den Priestern.“
Bei einer Einkleidung im Kloster sah Barbara, daß der
Heiland auch eine große Freude hat, weil Er in dem
Herzen der Braut ein- und ausgehen kann, doch nicht so
wie beim Priester.
Bei großer Trockenheit im Gebet, als sie sich beim
lieben Heiland beklagte, sagte die liebe Mutter Gottes
zu ihr:
Maria:
„Weißt du denn nicht, daß du ein Sühneleiden hast?
Sollst du getröstet sein oder Mein göttlicher Sohn?“
Als Barbara für eine Versuchte betete, sagte der Herr:
Jesus:
„Sie wird in diesem Streit siegen, aber nur durch das
Kreuz; sie soll nur tapfer kämpfen; in ihrem letzten
Augenblick aber wird sie gar keine Anfechtung haben.“
Eines Tages war Barbara wegen Versuchungen sehr
ängstlich, zur heiligen Kommunion zu gehen.
Jesus:
„Was meinst du, soll Ich dir auch noch die Versuchungen
wegnehmen? Nein, das tue Ich nicht, denn dadurch nur
unterscheiden sich die Menschen von den Engeln.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
6 Vigil
vom Herz-Jesu-Fest 1895
„Mit
diesem Erdenkind hier will Ich Mich vermählen.“
Nachdem ich die ganze Woche, Oktav von Fronleichnam bis
zum Herz-Jesu-Fest, vieles gelitten, rief Jesus Seine
heilige Mutter herbei und sagte:
Jesus:
„Diese soll Meine Braut werden, stelle Mich mit ihr als
selbige Meinem himmlischen Vater vor.“
Dann gab Er Ihr den Auftrag, Sie möge die Vorkehrungen
zu dem Freudenfeste treffen, das Er mit mir feiern
wolle. Die liebe Mutter Gottes kam, und Jesus sagte zu
Ihr:
Jesus:
„Meine liebste Mutter! Mit diesem Erdenkind hier will
Ich Mich vermählen, ersetze Du Mir, was ihr noch fehlt.“
Als der liebe Heiland diese Worte an Seine heilige
Mutter richtete, wurde ich mit solcher Scham erfüllt,
daß ich gern zurückgetreten wäre, wenn die Liebe zu
meinem himmlischen Bräutigam mich nicht gefesselt hätte.
Voll Scham und Reue wandte ich mich an die liebe Mutter
Gottes und bat und flehte:
Barbara:
„Liebste Mutter, was wird der himmlische Vater sagen,
wenn ich mit Deinem Sohn komme. Ich elende Sünderin vor
dem allmächtigen Gott!“
Meine Bitten waren nicht vergebens. Voll Mitleid
überreichte Sie mir Ihr Eigenes Herz mit all Seinen
Tugenden und sagte:
Maria:
„Siehe, Meine Tochter, dies zeigst du vor.“
Nun kam Jesus in unaussprechlicher Herablassung mit
einer ganzen Gesellschaft. Es waren der heilige Josef,
dem Er den Auftrag gab zu sorgen, daß Seine neue Braut
auch ein geziemendes Brautkleid erhalte und alle
Bedürfnisse durch ihn erledigt würden. Dann der heilige
Johannes, der Lieblingsjünger; diesem gab Er den
Auftrag, die Bedienung zu übernehmen. Dann vier
Jungfrauen, die heilige Barbara, die heilige Katharina
von Alexandrien, die heilige Agnes und die heilige
Elisabeth. Diesen gab Er den Auftrag, mich zu begleiten.
Barbara:
„O mein großer, unendlicher Gott, ich bin nicht wert,
dies zu denken, viel weniger niederzuschreiben. Aber
damit ich in großer Trübsal es von Zeit zu Zeit lesen
kann, will ich es tun.“
Die Jungfrauen legten mir ein weißes Kleid an, setzten
mir einen Kranz mit einem langen Schleier auf das Haupt,
und ich erkannte mich selbst nicht mehr. Aber wenn ich
einen Blick auf meinen Bräutigam warf, da stand mein
ganzes sündiges Leben vor mir, und ich schämte mich vor
Ihm. Da trat wieder die liebe Mutter Gottes herzu und
nahm mich bei der Hand, und Jesus nahm meinen Arm, und
zitternd und zögernd ging ich zwischen beiden. So wurde
ich denn dem himmlischen Vater vorgestellt. Meine Feder
kann die Furcht nicht schildern, die in mir war. Aber da
trat die liebe Mutter Gottes vor mich hin und sprach zu
dem himmlischen Vater:
Maria:
„Siehe, o Vater, allmächtiger, ewiger Gott! Mein und
Dein Sohn, den Du von Ewigkeit her gezeugt und Ich zur
Zeit als Jungfrau geboren habe, will diese Adamstochter
hier zu Seiner Braut annehmen.“
Die liebe Mutter Gottes trat zurück; ich aber war nicht
mehr verzagt. Beherzt voll heiliger Freude, wie eine
Königstochter, überreichte ich dem himmlischen Vater das
allerreinste Herz Mariens mit allen Seinen Tugenden und
Verdiensten, das ich wie ein Bouquet Blumen in beiden
Händen hielt. Darüber freute Sich aber der himmlische
Vater so sehr, daß Er sprach:
Himmlischer Vater:
„Was der Wille Meines göttlichen Sohnes ist, ist auch
Mein Wille! Und du, Meine Tochter, erbitte von Mir
heute, was du willst, heute sollen alle deine Bitten dir
gewährt werden.“
Ich machte nun eine lange Liste von Bitten, aber nur
solche, die ganz im Einklang standen mit dem Willen
meines himmlischen Bräutigams. Als ich damit fertig war,
wandte ich mich an meinen geliebten Jesus und sagte:
Barbara:
„Nun, mein lieber Jesus, Du hast mir heute so große
Glückseligkeit bereitet, daß mein Herz vor Freude
zerspringen möchte. Darum bitte ich Dich: Siehe, der
Vater will ja alle meine Bitten mir heute gewähren,
damit Du auch verherrlicht werdest durch mich arme
Sünderin, so gib mir nun um Deines heiligen Blutes
willen all die Armen Seelen meines Geburtsdörfchens, die
ich im Leben gekannt habe, sie mögen mir Freund oder
Feind gewesen sein. Ich will einen heroischen Akt der
Nächstenliebe üben.“
Und nun gab es eine Bewegung. Ich sah eine lange
Prozession an uns vorüberziehen, überaus dankbare Blicke
mir zuwerfend. Ich aber lehnte sie ab und deutete auf
meinen Jesus. Als ich nun im Himmel dreimal das Amen
erschallen hörte und mit eingestimmt hatte, wurde ich
von Jesus aufgefordert, zu Ehren Seiner heiligsten
Mutter das Magnificat zu singen. Die Erscheinung verließ
mich, und ich wußte nicht, daß dies nur die Vorfeier war
von dem, was kommen sollte.
Nachtrag 1895:
Barbara:
„O wie magst Du Dich nur so herabwürdigen zu mir armen,
elenden Erdenwürmlein! Ach, diese Gnade ist zu groß,
ach, ich schäme mich zu sehr! Ach, mein Jesus, was
findest Du denn in mir? Alles, was in mir gut ist, ist
von Dir! Und was verkehrt ist und nichtsnutzig und
sündhaft, ist von mir! Ach, ich bin ja zu arm, zu elend,
zu sündhaft, ach, ich schäme mich gar zu sehr.“
„O heilige Jungfrau, bedecke Du mich doch, daß ich mich
nicht zu sehr schämen muß; o bedecke mich mit Deiner
Liebe, Demut, Sanftmut, Nächstenliebe, o ersetze, was
mir an Herzensreinheit abgeht.“
„O himmlischer Vater, so nimm mich armes Erdenwürmlein,
die Braut Deines Sohnes, auf als ein Sühneopfer zu
Deiner Ehre im Namen der ganzen, ganzen Welt.“
„O daß Dich doch alle Menschen erkennten und aus ganzem
Herzen liebten und über alles Dich loben und anbeten
möchten.“
„O warum habe ich nicht eine Stimme, daß die ganze Welt
es höre, wie gut Du bist, o mein Jesus.“
„Alles, um was ich heute bitte, willst Du mir geben.
Alles, alles!“
„So bitte ich Dich denn für Deine heilige Kirche, Papst
Leo XIII., Griechenland, für Rußland, alle Völker, die
Dich nicht kennen, die Diözese M. und W., die Pfarrei J.
und E.“
„O gib mir eifrige Priester, tausend heilige Priester. O
wenn Du so gute Gärtner hast, dann wird es bald besser
aussehen in Deinem Garten. Gib mir Heilige wie Franz
Xaver. Gib mir eine Schar Jungfrauen für die Welt. O in
den Dörfern vergeht oft ein halbes Menschenalter, bis
wieder eine Jungfrau kommt. O habe Nachsicht mit den
armen Dorfmädchen; o wenn sie die Belehrung der Mainzer
Jugend hätten, so wären sie längst Heilige. Vor lauter
Sorgen um den täglichen Unterhalt vergessen sie Dich.“
„O heiliger Antonius, jetzt bist du nicht mehr allein.
Siehe, welche Schar Jungfrauen mir Jesus gegeben hat.“
„Ich bitte Dich für meine zwei Mitschwestern. Dein Wille
ist es, daß wir ein Kleeblatt bilden sollen, nur ganz
Dir geweiht, allem Irdischen erstorben.“
„Ich bitte Dich auch, daß diese Gnaden verborgen
bleiben. Doch nicht mein Wille, sondern der Deine
geschehe. Ich gehöre ja nicht mehr mir an, ich bin ganz
Dein, ich habe nichts mehr zu sagen. Ich habe Dir ja
meinen ganzen Leib zu Deinem Dienst geschenkt, meine
Seele mit allen Kräften, mein Herz mit all seinen
Neigungen, nichts, nichts gehört mehr mir. Alles Dein,
Du mein.“
„So wahr Du mein Schöpfer bist, so wahr Du im
Allerheiligsten Altarsakrament mit Fleisch und Blut
zugegen bist, so wahr Du auch eben hier bei mir
gegenwärtig bist, gewähre mir die Befreiung der Seelen,
die Du mir heute morgen gezeigt. Siehe, es sind ja auch
einige von meinen Feinden dabei, ich will einen
heroischen Akt der Nächstenliebe verrichten, o Du mußt
sie mir geben und auch die, welche N. mir empfohlen.
Amen, Amen, Amen.“
So bittet nun auch für uns arme Sterbliche und all
unsere Anliegen.
Lied: Hochpreiset meine Seele...
„Die Wonne ist zu groß für mein armes Herz, ich kann
nicht, ich kann nicht mehr leben, o laß mich bei Dir
bleiben. O warum muß ich auf die Erde zurück? Wie kannst
Du sagen, Du bedürftest meiner noch? Wann kommst Du
wieder? O bleibe nicht zu lang! Noch einige Bitten, die
mußt Du mir auch noch erfüllen und Luise ihre Anliegen
auch noch, und das auch noch!“
„O wie kann ich Dir danken, meine liebe Mutter, o sage
doch, was kann ich Elende tun, um Dir meinen Dank zu
sagen, für all die Gnaden, die Du mir heute erlangt. O
nichts, nichts, o helfet mir, Sie grüßen, ihr
himmlischen Geister. Ave Maria.“
„O mein Jesus, wie gut bist Du! Kein Strohhälmchen läßt
Du unbelohnt.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
7
Herz-Jesu-Fest 1895
„Aber wisse, daß du auch den Weg wandeln mußt, den Er
gegangen ist“
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte ich viel
zu leiden. Doch wollte ich um jeden Preis am
Herz-Jesu-Fest kommunizieren. Als ich mich anziehen
wollte, überfiel mich plötzlich das Leiden wie Tags
zuvor. Ich mußte schnell ins Bett zurück. Nach
vorausgegangenen schweren Leiden kam mein himmlischer
Bräutigam wieder und sagte:
Jesus:
„Bereite dich vor, denn heute sollst du das Freudenmahl
vollends genießen, das gestern begonnen hat.“
Und die ganze himmlische Gesellschaft, die gestern
zugegen war, hatte sich wieder eingefunden. Ich war vor
Entzücken außer mir. Der himmlische Vater war so
zärtlich, so herablassend, daß ich mich nicht mehr
fürchtete.
Himmlischer Vater:
„Meine Tochter! Nimm hin alle Güter Meines Sohnes; was
Sein ist, ist auch dein und was dein ist, ist Sein. Aber
wisse, daß du auch den Weg wandeln mußt, den Er gegangen
ist, nämlich den der Verachtung. Du wirst noch vieles
erdulden müssen.“
Als nun mein Bräutigam sah, daß ich traurig werden
wollte, redete Er mir zu und sprach:
Jesus:
„Fürchte dich nicht, denn Ich werde dich zu trösten
wissen zur rechten Zeit. Wisse, daß Ich zu Meinen
Auserwählten eine solche Liebe habe, daß Ich sie auf den
Händen tragen möchte bis zum Jüngsten Tag.“
Ich kann das Glück meiner Seele in dieser Stunde gar
nicht beschreiben. Nun trat die liebe Mutter Gottes
herzu und sprach:
Maria:
„Als Brautgeschenk versichere Ich dich Meines ganz
besonderen Schutzes. Ich werde dir in allen Nöten
beistehen.“
Der heilige Josef trat herzu und sprach:
Josef:
„Als
Brautgeschenk gebe ich dir die Versicherung, du magst
mich anrufen in was immer für einer Not, ich werde dir
keine einzige Bitte abschlagen.“
Der heilige Johannes versprach mir als Geschenk, einen
Teil seiner Liebe zu schenken, die er beim Letzten
Abendmahl aus der Brust Jesu herausgezogen.
Nun kamen die heiligen Jungfrauen und sprachen:
Heilige Barbara:
„Liebe Schwester, ich schenke dir meinen Glauben, der so
groß war, daß ich meines Bräutigams willen gern den
Martertod erduldete.“
Heilige
Katharina:
„Und ich schenke dir meine Weisheit und meine Gabe der
Beredsamkeit. Sie soll dir dienlich sein auf Erden, denn
du wirst viele zur Liebe Gottes bewegen.“
Heilige Agnes:
„Ich schenke dir meine Reinheit, durch die ich meinem
himmlischen Bräutigam so sehr gefiel, daß Er mir bei
meinem Tod ein weißes Lämmchen sandte, um Zeugnis
abzulegen für meine Unschuld.“
Heilige
Elisabeth:
Sie schenkte mir ihre barmherzige Liebe zu allen
Leidenden und Bedrängten und sprach: „Nimm hin, meine
Schwester, und was dir abgeht an zeitlichen Mitteln,
dafür hast du um so mehr ewige.“
Nun wandte ich mich an meinen Jesus und sagte:
Barbara:
„O Du Geliebter meines Herzens! Erlaube mir nun auch,
meine Bitten noch einmal vorzutragen, die ich gestern an
Deinen himmlischen Vater richtete! Es sind ja meist die
Bitten Deines liebenden Herzens Selbst. Aber gewähre mir
heute noch die große Gnade: Um all Deiner und Deiner
heiligen Mutter Verdienste willen, ja, um des ganzen
Schatzes Deiner Kirche willen, gib mir doch alle Armen
Seelen frei, die in diesem Jahrhundert aus der Pfarrei
I. gestorben sind und noch im Fegefeuer leiden,
wenigstens doch die Armen, die Vergessenen und
Verlassenen. Ich schenke Dir auch alle meine Leiden für
sie.“
Da gab es eine Bewegung in der Oberwelt. Und eine
Prozession, größer als gestern, wo ich für mein Dörfchen
betete, gestaltete sich. O wie glücklich sind wir,
Kinder der katholischen Kirche zu sein. Nun bat ich auch
den lieben Heiland, Er möge mir zu wissen geben, ob
Pater Alphons im Himmel sei, wenn nicht, daß ich doch
mehr für ihn bete. Da hörte ich ganz deutlich die Stimme
von:
Pater Alphons:
„Sage nur N., daß ich jetzt glaube, was du mir über die
Liebe Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament gesagt und
geschrieben hast, und sag ihm auch, daß ein
gottliebendes Beichtkind einem Priester nach seinem Tod
mehr nützen könne, als alle Gelehrsamkeit, wenn er sie
im Leben mit Eigenliebe befleckt habe.“
Nachtrag zu einigem, was äußerlich vernommen wurde:
Barbara:
(zur Mutter Gottes) „O gib mir doch Deine Demut, Deine
Herzensreinheit.“ (Nach der Vermählung, die Augen
senkend): „Ich bin aber so ängstlich, ich bin aber so
ängstlich.“
(Zur heiligen Elisabeth) „Ach, das kann ich nicht geben,
was du gegeben hast, denn ich habe ja nichts! Was
bekomme ich denn jetzt für ein Brautgeschenk vom
himmlischen Vater? Die Taufunschuld ist das Geschenk,
das der himmlische Vater versprochen hat.“
„Um dasselbe Geschenk bitte ich auch für meine
Mitschwestern.“
Jesus:
„Pater
Alphons glaubt jetzt auch.“
Barbara:
„Ja, gelt,
jetzt glaubt er es, jetzt wird er es glauben. Ich bitte
für N.“
Jesus:
„Sie ist
im Himmel!“
Barbara:
„Ich bitte
für N.“
Jesus:
„Meine
Gerechtigkeit verlangt zuviel.“
Barbara:
„O gib mir
tausend Seelen – nein, zehntausend Seelen.“ Dann sang
sie: Hochpreiset... – Te Deum – und Salve Regina.
„Komm, wenn Du willst, ich bin immer da; ich will immer,
wie Du willst, aber Du kannst es machen, wie Du willst.“
„Ach, ich bekomme es ja doch nicht geglaubt. Ich will es
ja gerne sagen, aber mir glaubt es ja niemand. Ach,
erleuchte doch Deine Diener!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
8 Großes
Gebet 1895
Am Donnerstag in der großen Gebetswoche, als ich sehr
für N. um Gesundheit flehte, sprach der Herr zu mir:
Jesus:
„Ich werde
jener Person die Gesundheit wiedergeben, jedoch nicht
auf dem Weg eines Wunders. Ich werde ihm so viel Kraft
geben, daß ihm die Pflichten seines heiligen Berufes
nicht so schwer fallen. Auch werde Ich ihm seine
Verhältnisse etwas ändern, um seine Kräfte mehr für Mich
verwenden zu können, das heißt, Ich werde seine Liebe zu
Mir vervollkommnen. Sage dies nur Meinem Diener!
Barbara:
„O Herr, da ich nicht weiß, welcher Geist dies in mir
spricht, so verlange ich ein Zeichen von Dir. (Es war
gerade eine große Dürre und kein Wölkchen am Himmel und
morgens sechs Uhr schon vierundzwanzig Grad Wärme.) Wenn
Du es bist, dann gib der Erde Regen binnen zwei Tagen,
dann will ich alle Deine Aufträge ausrichten, sonst aber
nicht; an diesem Zeichen will ich Dich erkennen.“
Nachmittags trübte sich der Himmel, und Tags darauf
regnete es den ganzen Tag. Als am Samstag in St. Q. das
große Gebet war, war ich schon von gegen vier Uhr
morgens an in der Kirche. Gegen sechs Uhr war ich so
abgespannt, trocken und schläfrig, daß ich Kraft
aufwenden mußte, um mich aufrecht zu erhalten. Nach der
heiligen Kommunion hörte ich die Worte:
Jesus:
„Nach neun
Uhr komme Ich.“
Und wirklich wurde ich vor zehn Uhr plötzlich wie
erhoben. Dabei hörte ich die Worte:
Jesus:
„Ich habe
an eurem Dreierbund großes Wohlgefallen, denn ihr macht
Mir wirklich viel Freude, und Ich gebe dir das
Versprechen, daß Ich euch nie mehr verlassen werde.“
Ich erwiderte Ihm ängstlich:
Barbara:
„Ja, Herr,
wenn wir Dich nicht verlassen.“
Jesus:
„Dafür will Ich sorgen, Ich übergebe euch der Obhut
Meiner heiligen Mutter, und Ich verspreche euch, daß ihr
alle drei zu Meiner vollkommenen Liebe gelangen werdet.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
9 Mariä
Himmelfahrt 1895
„Leute, die Vermögen besitzen, sollen sich mit dem
ungerechten Mammon den Himmel erkaufen.“
Am Tage nach Mariä Himmelfahrt teilte mir Jesus mit, Er
wünsche, daß wir von heute an bis zum Feste Mariä Geburt
um Mitternacht bis ein Uhr aufständen. Wir sollten uns
im Geist vereinigen, um in Vereinigung mit allen Engeln
und Heiligen der Himmelskönigin unsere Lobpreisung
darzubringen und zugleich der Allerheiligsten
Dreifaltigkeit Dank zu sagen, für alle Gnaden und
Vorzüge, womit Sie die allerseligste Jungfrau
ausgestattet und geziert hat; dafür verspreche Er mir,
wenn wir dies tun würden, folgende große Gnaden:
Jesus:
„1. Viele
Sünder sollen um eures Gebetes willen gerettet werden;
2. die Priester sollen um eures Gebetes willen sehr
gefördert werden im Streben nach Vollkommenheit und auch
andere zur Vollkommenheit führen, und
3. die Leiden der Armen Seelen sollen gelindert und
viele sollen beschleunigt werden zur ewigen Seligkeit.“
Barbara:
Und ich hörte drei Worte: Sühne! (entspricht den
Sündern); Opfer! (entspricht den Priestern) und Leiden!
(entspricht den Armen Seelen). Ferner sagte Er:
Jesus:
„Sage N., Ich verbitte Mir jede Witzrede, wenn beide
zusammenkommen, über dich und was Ich mit dir rede.“
Als ich Ihn für zwei Arme Seelen bat, die im Leben reich
waren, doch nicht nach Kräften Almosen gegeben hatten,
sagte der Herr:
Jesus:
„Leute, die Vermögen besitzen, sollen sich mit dem
ungerechten Mammon den Himmel erkaufen. Ich bin ein
gerechter Gott, und Meine Gerechtigkeit verpflichtet
Mich, um der Gebete der frommen Seelen willen, eher die
an irdischen Gütern arm gewesenen Armen Seelen zu
befreien als die reichen. Sage deren noch lebenden
Tochter: Sie solle freigebig sein, um ihre Eltern zu
trösten, dann werde Er die Eltern um des Gebetes Seiner
Diener willen auch bald befreien.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
10 Mariä
Geburt 1895
„Wir werden siegen, müssen siegen, aber nur im Kreuz;
unsere Kirche siegt, aber nur im Kreuz.“
Barbara war in der Kirche von St. Ignaz, als sie nach
der heiligen Kommunion die Stimme Jesu hörte:
Jesus:
„Ich will jetzt auch deine Neugierde befriedigen,
wiewohl du darauf verzichtet hast. Ihr habt in dieser
Zeit von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt zweitausend
Seelen aus dem Fegefeuer befreit, und dies ist so wahr,
wie der Theologe N. wieder gesund und ein guter Priester
wird. (Im Juli 1898 feierte er seine Primiz in St.
Rochus in Mainz.) Steh aber jetzt eilends auf und gehe
nach Hause, zuvor aber geh noch in den Dom und nimm dir
Meinen Segen mit.“
Am Tag vorher hatten die Ärzte erklärt, man müsse dem
Theologen die zwei Beine abnehmen, er habe nicht nur den
Knochenfraß, sondern auch die Tuberkulose; nur ein Arzt
widersetzte sich der Amputation, die gleich stattfinden
sollte. – Eben feiert die Kirche die Geburt Mariä.
Barbara:
„Ich grüße euch alle durch das heiligste Herz Jesu:
heiliger Joachim, heilige Anna, heiliger Josef, heilige
Engel.“
„F. W. wird gesund! F. N. wird ein guter Priester. Das
ist gut für ihn – für seine Seele.“
Jesus:
„Nur am Priestertum hängt die Bekehrung Meines Volkes.
Deine Beharrlichkeit trotz aller Widersprüche soll
beweisen, daß es wahr ist.“
Barbara:
„Pater Bonifaz ist aber so ängstlich, darf ich denn
nicht lieber schweigen?“
Jesus:
„Und doch muß es Meine Kirche wissen, denn sie ist
Kaiser aller Kaiser und König aller Könige. Wir werden
siegen, müssen siegen, aber nur im Kreuz; unsere Kirche
siegt, aber nur im Kreuz. Die Priester der Diözese M.
sind bestimmt, der ganzen Welt als Vorbild
voranzuleuchten, daß aus dieser Pflanzschule der
Heiligkeit heilige Priester hervorgehen. O ihr, Meine
lieben Priester, teilet mit Mir Meinen Schmerz. Ihr,
Meine lieben gleichgesinnten Brüder, helfet Mir! An euch
hängt ja die Bekehrung Meines Volkes! Ein gläubiger
Sünder ist doch besser als ein Irrgläubiger, dem die
Verdienste der katholischen Kirche nicht zugewendet
werden können.
Sage N., wenn ein guter König sein Leben lang einen
guten Diener gehabt hat, ob er ihn dann zuletzt von sich
stoße. Ob sie Mich denn an Güte einem irdischen König
gleichsetze? Sage ihr aber auch, daß Ich Mich Selbst
versuchen ließ, daß das der Weg von der Erde zum Himmel
ist: Leiden, kämpfen, siegen, dann herrschen!“
Inhaltsverzeichnis Band 1
11
Kreuzerhöhung 1895
„Darum wird Meine Kirche allein die Welt retten.“
Barbara:
„O mein Jesus, Bräutigam meiner Seele, ach, ich bin doch
so bedrängt und voller Angst, weil ich gar nicht weiß,
ob Du es bist, Der mit mir redet, oder ein anderer
Geist. Ach, ich weiß ja gar nicht, was ich anfangen soll
(bittere Tränen). Du weißt ja, daß ich in der ganzen
Welt nichts suche als Dich allein. O ich kann nicht
mehr, o ich kann nicht mehr! O wenn ich gewußt hätte,
was mich alles erwartet, ich hätte nicht gewußt, ob ich
Deinem Willen nachgegeben hätte, als Du mich fragtest:
,Willst du Mir folgen?’
O mein Jesus, was hat mich denn hierher nach M. geführt?
War es nicht die Liebe zu Dir? Du weißt, welche
Schwierigkeiten mein brennendes Verlangen nach Dir in
der heiligen Kommunion zu Hause hatte, wieviel ich
Deinetwegen gelitten und nur, um Dich öfter in der
heiligen Kommunion empfangen zu können, bin ich hierher
gekommen, und ich hätte zu Hause so zufrieden sein
können. Aber ich will nur Dich. O laß mich doch nicht
zugrunde gehen!“
Jesus:
„Siehe, wie Ich Mein Leben in Niedrigkeit und
Verborgenheit und Schmach durchlebte, ob Ich etwa
anerkannt worden bin, ehe Ich in die Tiefe der
Erniedrigung hinabgestiegen bin? Das merke dir!“
Barbara:
„O mein Jesus, ich bitte Dich, daß alles in der Stadt
verborgen bleibt, außer meinen zwei Mitschwestern, der
vielen Urteile wegen, nicht, als ob ich mich davor
fürchte. Aber wiewohl Du Deinen Dienern Gewalt gegeben,
die Herzen zu lenken und die Dinge nach ihrem eigenen
Sinn zu beurteilen und sie deshalb nicht strafbar sind,
weil sie die Gewalt von Dir empfangen haben, so könnten
sich doch andere versündigen, die diese Gewalt nicht
haben. O ich bitte Dich für Deine heilige Kirche, o laß
Deine Kirche siegen!“
Jesus:
„Die Priester sollen nur fortfahren im Eifer und immer
predigen, und wenn es auch gleichsam vor leeren Bänken
wäre, es bleibt doch etwas hängen. O ja, die Kirche wird
siegen, aber nur durch das Kreuz, durch die Liebe in der
Verborgenheit. Wie ich dir schon gesagt vor Jahren, will
der Sozialismus die Religion, die Allerheiligste
Dreifaltigkeit, das Kreuz Christi, Glauben und
Vertrauen, aus der Welt schaffen; aber die Kirche wird
siegen, Meine Kirche, Meine Diener werden siegen.
Ich will alle Fehler Meiner Diener (Priester) mit dem
Mantel der Liebe bedecken, wenn sie Glauben und
Vertrauen haben und sich fest an das Allerheiligste
Altarsakrament anschließen, wo Ich unter ihnen wandle,
wie ehemals unter den Aposteln. O die Kirche von M. ist
mir wohlgefällig, und wird – wenn man es auch nicht
glaubt – in erster Linie den Anstoß geben, um über den
Sozialismus zu siegen. Man muß ihnen sagen, daß das
alles nichts ist, daß es einen Gott, eine Ewigkeit gibt,
und diese Wahrheit lehrt allein Meine Kirche. Darum wird
Meine Kirche allein die Welt retten. Der Sieg ist nicht
fern! Komm mit Mir!“
Barbara:
„O ich will auch meine beiden Freundinnen mitnehmen, sie
lieben Dich viel mehr als ich, und zwar ohne Dich zu
schauen. O welche Gnade! Der Herr hat uns mit einem
dreifachen Band umschlungen, das niemand zu lösen
imstande ist, weil es der Herr geknüpft. Sein Licht
leuchtet über uns, und wir wandeln den Weg des Lichtes
und viele mit uns, aber einzeln. Wir aber wandeln vom
dreifachen Band umschlungen und darum sicherer. Wenn die
eine stolpert, hält sie die andere aufrecht. Niemand
wird imstande sein, dies Band zu zerreißen, weil es der
Herr geknüpft hat.“
Jesus:
„Über N. ist das Licht ausgegossen, aber es erreicht ihn
noch nicht, weil er es von sich stößt. Ich habe ein
großes Mißfallen daran, daß er so hin und her wankt. Ich
habe ja seine Stirn bezeichnet mit dem Zeichen, das
diejenigen an sich tragen, die zur Hochzeit des Lammes
berufen sind.“
Barbara:
„O gib doch, daß er sich über die Zweifel hinwegsetzt.
Was ist es denn, daß er so zweifelt? –
Jesus:
„Das ist seine Schwachheit, weil er sich so beeinflussen
läßt von den Schwachgläubigen. Er hat ja nichts zu tun,
als daß er dich vorwärts leite in Meiner Liebe; er wird
sich vor Gericht zu verantworten haben, und wozu denn
diese Kleinlichkeit, diese Spitzfindigkeit? O Mein Sohn,
habe doch mehr Glauben, wirf die Zweifel weg, und dann
wirst auch du teilnehmen an den Gnaden des
übernatürlichen Lichtes, das Ich über dich ausgieße.
Sage Meinem Diener, er soll sehen, ob du in der Wahrheit
wandelst. Derjenige wandelt in der Wahrheit, der Meine
Gebote hat und sie hält, der nur Mich sucht, der nichts
liebt als Mich!
O Mein Sohn, wenn du doch mehr Glauben hättest! Aber du
siehst nur die Schwächen und Fehler und bleibst dabei
stehen. Du sollst es machen wie Ich, du sollst sie sehen
und die Augen schließen und auf die andere Seite wenden,
auf Meine unendliche Güte, Meine Hoheit, Meine Macht,
Meine Größe, die Sich darin gefällt, mit den Niedrigen
und Elenden umzugehen.“
Barbara:
„O ein wahrhaft unbegreiflicher Gott bist Du und darum
so unfaßbar den kleinlichen Menschenherzen!“
Lied: Vom Vertrauen auf Gott in Kreuz und Leid...
Ich sehe das heilige Kreuz aufgerichtet, so groß, daß
die ganze Welt es sehen kann, strahlend von Gold, es
reicht von der Erde bis in den Himmel.
Lied: O heiliges Kreuz sei uns gegrüßet, daran die
einzige Hoffnung ist...
„Das ist das Zeichen, daß die Kirche siegt im Kreuz.
Gold ist die Liebe. Es ist nicht zu erfassen, was die
Liebe vermag, wenn eine Seele liebt, sie steigt empor
zum Herzen Gottes und zieht Ihn herab zu sich auf die
unwirtliche Erde. O wie glücklich sind wir.“
„Wie danke ich Dir, Gott Vater, daß Du mich erschaffen;
wie danke ich Dir, Gott Sohn, daß Du mich erlöst; wie
danke ich Dir, Gott Heiliger Geist, daß Du mich
geheiligt. O Allerheiligste Dreifaltigkeit!“
„Ich bitte für den verstorbenen N.; ich habe heute nicht
die Kraft zu bitten für die Armen Seelen, weil ich das
Leben Seiner Kirche mitleben soll, das ist meine
Bestimmung. O Du höchste Majestät meines Gottes,
unbegreifbar und unfaßbar, o wie magst Du Dich zu mir
armem Würmchen herabneigen. O ich bin ja zu arm, zu
sündhaft, o wohin soll ich mich verkriechen? O Erde, tue
dich auf und verschlinge mich! O erhebe mich denn zu
Dir! O kannst Du denn vergessen alle meine Sünden?“
Jesus:
„Ja, Ich habe sie vergessen!“
Barbara:
„O vergiß auch die meiner zwei Freundinnen!“
Jesus:
„Das Band ist umschlungen und nichts kann es trennen,
weil es dreifach ist, ein dreifaches Band.“
Barbara:
„O daß die Zweifel mich nicht so sehr niederdrückten. O
steh mir bei, daß sie mich wenigstens nicht in Deiner
Liebe hindern! Du weißt, wieviel Angst ich diese Woche
ausgestanden, weil meine Vorgesetzten, Deine Diener, mir
keine Sicherheit geben.“
Jesus:
„Ja freilich, das ist nun einmal so, jede große Gnade
mußt du dir erst verdienen.“
Barbara:
„So opfere ich Dir denn alle Angst in Vereinigung mit
Deiner Todesangst für Deine heilige Kirche.“
Übermäßige zeitliche Sorgen sind Seinem Herzen höchst
mißfällig und ein großes Hindernis, zur vollkommenen
Liebe zu gelangen.
Jesus:
„Sage N., daß jeder Mensch so viel Gerechtigkeitssinn
haben muß, daß er seinem Nächsten, der ihm aus der Not
geholfen, Sicherheit stellt für das Geld, das zu seinem
Unterhalt nötig ist. Frage sie, ob es nicht besser sei,
in Meiner Gnade zu wachsen als an irdischem Besitz. Ich
will aber dafür sorgen, daß sie reichlich zu leben hat,
wenn sie Gerechtigkeit übt. Ich will sie dafür doppelt
segnen. Sie macht sich zu viele und zu unnötige Sorgen.
Ich will sie inniger an Mich ziehen.“
Barbara:
„O ich bitte Dich nicht, daß Du N. von seinen Zweifeln
befreist und so umstimmst, wie ich es wünsche, aber daß
er mich nicht in der Liebe störe. Ich habe ja kein
Verlangen, von einem Menschen anerkannt zu werden, ich
habe die Ehre von den Menschen schon längst über Bord
geworfen.“
Jesus:
„Du brauchst ihm jetzt nichts weiter zu sagen, als daß
du zwei Tage viel gelitten, und laß ihn dann gehen und
beruhige dich. Sage ihm das Nötigste, ohne dich darum zu
bekümmern, ob er es glaubt oder nicht, und gehe ruhig
weiter.“
Barbara:
„Ich opfere Dir auch alles auf, was wir in der Zeit von
Mariä Geburt bis jetzt getan. Es ist zwar nur ein
Strohhälmchen, aber Du ersetzest alles, was fehlt. O wie
ist jetzt alles so überreich, so glänzend! Opfere es
Deinem himmlischen Vater für die heilige Kirche und zur
Sühne für meine Sünden und die der ganzen Welt. O Herr,
wie viele Sünder wirst Du uns schenken bis zum Fest
Mariä Geburt, wie Du uns versprochen?“
Jesus:
„Ist dies nicht eine sträfliche Neugierde? Es ist wegen
der menschlichen Schwäche nicht gut, alles zu wissen,
denn die menschliche Natur neigt zu sehr zum Stolz.
Wandelt im Glauben, ohne zu wissen. In der Ewigkeit
werde Ich euch Meine Geheimnisse erschließen.“
Barbara:
„Ich opfere Dir alles auf, in Vereinigung mit allen
frommen Seelen in der Diözese, mit allen Jungfrauen, die
Dir einsam in der Verborgenheit dienen, in Verachtung
vor der Welt, und denen Du Leiden sendest, wenn sie es
auch nicht wissen, damit sie Deiner Kirche den Sieg
erringen helfen, in Vereinigung mit den Seelen in den
Klöstern, die sich Dir geweiht haben, mit den Priestern,
den frommen Eheleuten, mit allen, die Dich lieben,
anbeten, verehren. Ach, daß doch alle Menschen Dich
erkennten und aus ganzem Herzen liebten und aus allen
Kräften über alles Dich loben und ehren möchten! Ich
will ja gerne leiden, o erspare mir die Leiden nicht,
nur gib mir Mut und Stärke, um auszuharren. Ich frage
Dich nicht, welche Leiden noch meiner harren; das
überlasse ich Dir, nur gib mir Mut, um auszuharren.“
Jesus:
„Der Reichtum ist ein großes Hindernis, um zu Meiner
göttlichen Liebe zu gelangen. N. ist so verstrickt im
Irdischen, daß es fast ein Wunder braucht, um sie zu
retten.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
12
Kirchenbedrängnis 1895
Jesus:
„Ich habe dich in den Schmelzofen der Liebe geworfen, um
dich zu reinigen von all deinen Sünden. Ich habe dich
erwählt, den Kelch mit Mir zu trinken, der Mir von
Meinem Vater dargereicht wurde. Komme, Meine Tochter,
komme, Meine Braut, komme heute mit Mir nach Rom.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich bitte Dich, halte Deinen Arm über das
Oberhaupt der Kirche, über Deinen sichtbaren
Stellvertreter auf Erden. Laß nicht zu, daß ihm und
einem seiner Diener ein Haar gekrümmt werde! O ich
durchwandere die ganze Welt und suche alle die Seelen
auf, die mit mir einer Gesinnung sind, die an Jesus
glauben, auf Ihn hoffen und auf Ihn vertrauen, daß Du um
ihretwillen Dich der Welt erbarmest. Schone Dein Volk
und die Welt um der Gerechten willen. Du hast gesagt,
wenn in Sodom fünf Gerechte wären, wolltest Du um
ihretwillen die Stadt verschonen. O schone auch jetzt um
der Gerechten willen die Welt, die arme, sündige
Menschheit. Halte den strafenden Arm Deiner
Gerechtigkeit zurück.
O Ewiger Vater, um des Opfers willen, das alle Tage auf
unseren Altären dargebracht wird, schone Dein Volk.
O liebe Mutter Maria, breite Deinen Mantel aus über die
heilige Kirche. O laß nicht zu, daß ihre Feinde die
Oberhand gewinnen.“
O was für ein Gewirr das ist, als wenn die Hölle sich
geöffnet hätte und wäre auf Erden erschienen. Licht vom
Himmel! Leo XIII. Ich sehe den Heiligen Vater mit seinen
Kardinälen versammelt und im Gebet vereinigt. O welch
ein Gegensatz! Licht vom Himmel und Finsternis von der
Hölle. Wer wird den Sieg davontragen?
„O heiliger Erzengel Michael, komm uns zu Hilfe im
Kampf, o ihr heiligen Engel, ihr Heiligen Gottes alle,
eilet uns zu Hilfe!
O Du Besiegerin der Ungläubigen, o himmlische Jungfrau,
komme uns zu helfen in diesem Kampfe. Dein Sohn hat uns
versprochen, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht
überwältigen werden. Und Du wirst der Schlange den Kopf
zertreten. Durch Dich hat die Jungfrau von Orléans
gesiegt, durch Dich wird auch die heilige Kirche siegen
über die Feinde. Ich vereinige mich mit allen Frommen
auf der Welt, mit allen, die Verfolgung leiden, mit
allen, die den Weg des Kreuzes Dir folgen, mit allen
Jungfrauen, Priestern, mit allen Ordenspriestern, die
für Deine Ehre eifern und für das Wohl des Volkes
einstehen. Mein Jesus, Barmherzigkeit für die arme,
sündige Menschheit, für so viele Seelen, die der Satan
alle in seinem Rachen hat.“
O ein Strom wälzt sich über die Erde hin, der alles mit
sich fortreißt, und das ist der Unglaube! O die Jugend
in ihrem Leichtsinn, sie geht verloren, wenn nicht eine
andere Umgestaltung zuwege gebracht wird, aber nur durch
das Kreuz und im Kreuz wird die Kirche siegen. Ich sehe
das Kreuz aufgerichtet von der Erde bis zum Himmel.
Harret aus, ihr guten, getreuen Seelen, vereinigt euch
mit mir; helfet mir, Jesus zu lieben, o gewiß, wir
werden siegen; denn wir haben den lebendigen, den
wahrhaftigen Gott bei uns im Allerheiligsten
Altarsakrament, Er, Der für uns den Tod auf Sich
genommen. O vertrauet und fürchtet euch nicht, ihr
treuen Seelen, wir werden gerettet werden und mit uns
die ganze Welt. O freuet euch mit mir.
Lied: Lobpreis und Ruhm...
Ich sehe einen Thron aufgerichtet wie aus lauter
Elfenbein, und auf ihm sitzt die unendliche Liebe und
die unendliche Barmherzigkeit und hält Gericht über die
Menschheit. Der Thron bedeutet Seine heilige Kirche auf
Erden. Ja, sie wird thronen über die ganze Menschheit
durch die Liebe und die Barmherzigkeit; denn
Barmherzigkeit wird sie erweisen allen denen, die sich
ihr nahen und unter ihren Schutz flüchten und Liebe
allen denen, die sie nicht lieben. Sie wird nicht Haß
mit Haß vergelten, sondern Haß mit Liebe.
Sie wird alle mit Liebe umfassen, allen verzeihen und
alle zu retten suchen. Und das Elfenbein bedeutet ihre
Unschuld und unversehrte Reinheit, mit der sie regiert.
Rein und fleckenlos wird sie sein, wie ihr Bräutigam,
weil sie Seine Braut ist.
O wir Kinder der Kirche, wie glücklich sind wir, ihre
geborgenen Kinder sein zu dürfen. O preiset mit mir den
Herrn, im Schoß der heiligen Kirche geborgen zu sein. O
welch ein Glück!
Ich sehe meinen himmlischen Bräutigam, wie Er Seine Hand
ausstreckt nach Rom. O mein Jesus, was soll denn das
bedeuten? O mein Jesus, Barmherzigkeit. Eben tritt Er
hin zum Heiligen Vater und reicht ihm die Hand, in
gleicher Gesellschaft mit mir und gibt ihm die
Verheißung:
Jesus:
„Sei getrost, Mein Sohn, du wirst noch gekrönt werden
mit der Siegeskrone. Der Sieg ist nahe!“
Barbara:
„Und ihr alle, die ihr an Ihn glaubt, o vereinigt euch
mit mir, o schämet euch nicht, für Seine Rechte
einzustehen und zu bekennen, daß ihr Jünger Jesu seid. O
ihr Priester, harret aus. O ihr Diener des Herrn, harret
aus in diesem schweren Kampf. Ihr werdet siegen, und es
wird ein Schafstall und eine Herde mit einem Hirten
werden. O ich will gerne leiden, ganz in Verborgenheit
für Dich, wenn es auch niemand glaubt und anerkennt. O
mein Jesus, ich will mich auch ganz Dir opfern. O ich
bitte Dich, halte es verborgen hier in Mainz.
O ich will ja ganz dasselbe leiden wie bisher. O es ist
besser, daß ich meinen Willen ganz dem Deinen
unterwerfe, wie Du willst. Ja, wenn ich eine Seele
retten könnte durch mein Gebet und Opfer und
Sühneleiden, o wie gern wollte ich mich auf den Markt
tragen lassen, wenn es Dir also wohlgefällig und Dein
Wille ist.
Ja, ihr Menschen, ihr sollt sehen, wie gut Du bist, o
mein Jesus! O breite doch Deine schützende Hand aus über
die Jugend. O ich bitte Dich ganz besonders für meine
lebenden Verwandten, o laß keines mit dem Strudel
fortgerissen werden, für alle, die in unserem Haus
wohnen, o stärke sie.
O laß doch die, die Dich nicht lieben, einsehen, wie
eitel die Welt ist. O ich bitte Dich für alle, die sich
mit mir vereinigen, daß Du ihre Fehler tilgest durch
Reue und Bußtränen, damit wir viele Seelen retten.
Ich bitte Dich auch für das Kloster in N. Du hast große
Freude an diesem Kloster, es sind dort heilige Seelen,
zwei oder drei, die ganz im Licht sind und viele Gnaden
herabziehen für den ganzen Orden. Hier in M. sind ja
auch viele Klöster, o gib doch, daß der rechte Geist in
ihnen wohne, wehe, daß sie doch den Weltgeist verachten.
O welch ein Schmerz für Dich, daß auch in den Klöstern
solche sind, die nach irdischem Besitz streben und den
Weltgeist mit hereinbringen. Im großen und ganzen wird
doch viel mehr in der Welt das Gute angestrebt. Du hast
doch Freude daran. Es geschieht doch selten, sehr
selten, daß eine Seele verlorengeht, die in einer
Genossenschaft lebt!“
Jesus:
„Darum heißt es zusammenstehen, darum will Ich Mich dir
offenbaren, daß die Welt erkenne, daß Ich sie liebe, und
Ich will alle, die sich mit dir vereinigen, mit
besonderen Gnaden überhäufen, mit besonderer Liebe an
Mich ziehen. Ich will eure Schritte segnen, die ihr für
Meine Liebe tun werdet. O harret aus, Meine Töchter,
harret aus! Die Allerheiligste Dreifaltigkeit ruht mit
besonderem Wohlgefallen auf euch.“
Barbara:
Ja, Er will alle unsere Schritte segnen, o welch Glück,
da soll man ja nicht müde werden, alle die Opfer, die
wir bringen, zu verdoppeln. N. hat einen großen Eifer,
unsere Häufchen guter Werke sind noch kleiner.
Jesus:
„Harre aus, Lieschen, harre aus! Fahre nur fort, je
kleiner deine Schätze auf Erden, desto größer im Himmel.
Alles ist eitel, alles ist nichts.“
Barbara:
„Und ich und Luise wir wollen Dir auch folgen, wir
machen aber noch kleine Schritte, wir sind ja noch
Kinder, wir müssen Dir nachfolgen wie die kleinen
Kinder, aber auch die Kinder werden groß mit Deiner
Gnade. O mein Jesus, wie bist Du so gut.“ (Es wurden
Barbara die guten Werke von ihren beiden Freundinnen
Liechen und Luise sowie ihre eigenen gezeigt in Form von
aufgehäuften, geschlossenen Päckchen.) „Warum darf ich
nicht bei Dir bleiben und muß wieder zurück auf die
armselige Erde, o laß mich doch an Deiner Hand. Du weißt
ja, wie arm ich bin, o daß ich Dich doch nie vergesse.“
Jesus:
„Sei guten Mutes, Ich gebe dir Meine Mutter als Vorbild.
Wie arm, wie klein, wie unscheinbar auf Erden ist auch
Sie gewandelt, wie wenig hat Sie auf Sich Selbst
vertraut. Sie ist deine Mutter, Königin und Herrin;
unter Ihrer Regentschaft gehst du ruhig und sicher und
zufrieden weiter.“
Barbara:
„Also auf, liebe Schwestern! Der Entschluß ist gefaßt,
unter einer Leitung gehen wir, unter einer Regentschaft,
nur weiter, nur vorwärts, wir werden nie mehr Gefahr
laufen, wir werden nie mehr rückwärts gehen. Durch ein
dreifaches Band sind wir vereinigt. Auf, vorwärts, o wie
glücklich sind wir!“
Jesus:
„Laßt nie einen Zweifel aufkommen, wenn die eine den
Versuchungen preisgegeben, dann hilft ihr die andere
auf, denn Satan hat großen Zorn über euch. Und schaut
auch auf Mein Beispiel, denn wenn Ich versucht werden
wollte, wie wollt ihr davon ausgenommen sein. Ihr werdet
vielen Zweifeln, Ängsten, Versuchungen begegnen. Darum
seid ihr durch ein dreifaches Band umwunden, daß die
eine die andere aufrecht hält. Schreitet voran im Kreuz.
Im Kreuz werdet ihr siegen. Es werden viele auf euch
schauen und sich erbauen, die Mir dienen wollen. Darum
folget Meiner Stimme, sobald ihr Sie hört, ohne Zweifel
tut das, was Ich euch sage. Ich werde euch nicht
verlassen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
13 Bei
einem Begräbnis 1895
Als Barbara einst zufällig mit einem Begräbnis
zusammenkam und wegen der Menge nicht über die Straße
konnte, ging sie in den Dom und betete mit ausgespannten
Armen die fünf Wunden für den Verstorbenen. Schon beim
zweiten Vaterunser hörte sie die Stimme Jesu:
Jesus:
„Er hat sich von Mir abgewendet, darum habe Ich Mich
auch von ihm abgewendet.“
Da sie nun glaubte, er wäre verloren, betete sie noch
inbrünstiger, worauf der Herr sagte:
Jesus:
„Morgen sollst du mehr erfahren.“
Andern Tags sagte Er:
Jesus:
„Ich war so erzürnt über ihn, daß Meine Gerechtigkeit
sich gleichsam nicht überwinden konnte, ihn zu retten,
wenn nicht selbstlose Seelen sich zwischen ihn und Meine
Gerechtigkeit gestellt hätten. Das ist eine jener
Seelen, die ihr durch euer nächtliches Gebet gerettet
habt; aber er ist verurteilt, bis an den Jüngsten Tag im
Fegefeuer zu bleiben, und zwar in der tiefsten Tiefe, wo
die Gebete der Kirche ihn nicht erreichen. Wo immer auf
der Welt eine uneigennützige Seele sich zwischen Meine
Gerechtigkeit und den Sünder stellt, da bin Ich
entwaffnet und muß um ihretwillen den Sünder retten.“
Dies war ein Herr, der hartnäckig den Beistand des
Priesters von sich wies, dem aber eine Franziskanerin
noch im letzten Augenblick einen Akt der Reue vorbetete
und er nachbetete. Seine Frau hatte sogar den Bischof
abgewiesen.
Inhaltsverzeichnis Band 1
14 St.
Michaelsfest 1895
Barbara sah den heiligen Erzengel mit dem Schwert in der
Hand, über Rom gezückt. Der Heiland drückte Seinen
Schmerz aus, wenn Er Arme verdammen müsse, denen Seine
Gerechtigkeit eine Entschädigung für dieses Leben
schulde, und die, verführt durch andere, zuletzt im
eigenen bösen Willen sich verhärten.
15 St.
Franziskus von Assisi 1895
Der liebe Heiland führte Barbara an einen Ort
unaussprechlicher Herrlichkeit, wo sie St. Franziskus
und ganz in seiner Nähe N. sah.
Franziskus:
„Hier ist nicht der Ort für die Märtyrer, noch für die
Bekenner; hier ist nur der Ort für die seraphisch
Liebenden. Schwester N. ist im Himmel, denn obwohl sie
Fehler hatte, sind diese durch das geduldige Ertragen
der schmerzlichen Krankheit getilgt worden.“
Schwester N. hatte seit Jahren ein schmerzhaftes
Krebsleiden, war aber am 27. September, also erst seit
einer Woche, gestorben und am 4. Oktober bereits im
Himmel. So viel kann man durch eine schmerzliche
Krankheit abverdienen. Jesus sagte noch, welche Freude
Er an unserem Dreierbund habe, weil kein Stäubchen sei,
das sich nicht auf Seine Liebe bezieht.
Inhaltsverzeichnis Band 1
16 Zweiter
Donnerstag im Oktober 1895
„Ja, weil es Meine Freude ist, bei den Menschenkindern
zu sein und Meine Lust, in ihnen zu wohnen.“
Lied: Düster sank der Abend nieder...
Barbara:
„O liebster Jesu, ich erinnere Dich an jene traurige
Stunde am Ölberg, wo Du blutigen Angstschweiß vergossen.
Verleihe auch mir die Gnade, alle Angst aus Liebe zu Dir
in Geduld zu ertragen. Dein Beispiel soll mich lehren,
mit Dir in Ergebung zu sprechen: ,Vater, nicht wie ich
will...’ Mit Dir will ich leiden, damit ich dereinst
auch verherrlicht werde.“
Ich sehe meinen Jesus, ganz in Blut gebadet, Sein
heiligstes Antlitz ist ganz entstellt, Seine Haare
sträuben sich, und in Schrecken und Angst ist Seine hohe
Gestalt niedergebeugt.
O mein
Jesus, ich vereinige mich mit Dir. Nimm meine Tränen,
wenn sie auch nicht blutig sind, für meine Sünden und
für die Sünden der ganzen Welt. O daß doch die Menschen
Dein bitteres Leiden sich zu Herzen nähmen. O darum
gehen so viele zugrunde, weil es die Menschheit nicht
mehr erkennt und weil diejenigen, die es glauben, sich
so leicht darüber hinwegsetzen, als wäre es nur so ein
Schauspiel gewesen und nicht blutige Wirklichkeit, und
doch bist Du der eingeborene Sohn des Ewigen Vaters,
Gott von Gott, Licht vom Lichte, und hast dies alles für
uns gelitten aus unendlicher Liebe. O mein Jesus, ich
vereinige mich mit Dir.
Ich opfere Dir all meine Leiden in Vereinigung mit
meinen beiden Mitschwestern zu Deiner größeren Ehre und
Verherrlichung, für die Ehre Deiner heiligen Kirche, daß
Dein Reich sich ausbreite auf der ganzen Welt, daß auch
die zur Besinnung kommen, die Dich verschmähen. Ich
opfere Dir all die Herzen auf, die von Dir getrennt
sind, all die lauen und gleichgültigen.
O könnt ich doch mein Herz in so viele Stücke teilen,
wie solcher Seelen sind und es Dir aufopfern für
diejenigen, welche Dich nicht lieben. Ich vereinige mich
auch mit Dir für all die Millionen, die der Heilige
Vater ganz besonders den Kindern anempfiehlt, daß sie
für sie beten sollen. Ist es denn möglich, daß es jetzt
gegen das Ende geht?“
Jesus:
„Siehe, in dir will Ich wirken, Meine Tochter! Ich will,
daß Mein Reich sich immer mehr ausbreite auf der ganzen
Welt, aber ganz besonders in denen, die sich Meiner
Liebe opfern. Sie sollen Mein Reich kosten in seiner
ganzen Breite, in seiner ganzen Tiefe, in seiner ganzen
Höhe, in seiner ganzen Länge. Sie sollen herrschen in
Meinem Reich wie ein König auf seinem Thron, sie sollen
triumphieren über alle ihre Feinde, sie sollen mit Liebe
Meine Liebe umfassen und Mich in Meiner ganzen
Lieblichkeit genießen und in Meiner ganzen Süßigkeit.
Ich verspreche dir, Meine Tochter, so viele Seelen
sollen zur Bekehrung gelangen, wie du und deine beiden
Mitschwestern Rosenkränze beten werdet.
Ich verspreche dir, Meine Tochter, so viele Seelen aus
den Peinen des Fegefeuers sollen in die Freuden des
Himmels eingeführt werden, wie ihr Ave Maria beten
werdet in diesem Monat. Seid darum eifrig, fürchtet
nicht das Gerede der Menschen und laßt euch nicht
abhalten, wenn andere euch zur Rede stellen. Ich
verspreche euch, daß es euch nicht schaden soll an eurer
Gesundheit und eurem Leben, und ihr werdet euren Grad
der Seligkeit um so vieles vermehren, als ihr andächtig
den Rosenkranz betet.“
Barbara:
„O mein Jesus, Du bist unendlich gut. O ich arme
Sünderin, o kannst Du denn vergessen, wie ich Dich
beleidigt habe? Hast Du es denn vergessen? Ist es denn
möglich, daß Du um das bißchen, das ich getan, so
unendlich herablassend bist? O daß doch alle Menschen
Dich erkennten und aus ganzem Herzen liebten, aus allen
Kräften über alles Dich loben und ehren möchten! O ich
bitte Dich auch um Deiner Todesangst willen für die
Priester. Ich kann nichts als leiden, wenn Du kommst,
Dich lieben, soviel Du mir Gnade gibst, und das Übrige
muß ich Dir allein überlassen.“
Jesus:
„N. wird nicht fortgehen, er wird bleiben; sage ihm nur,
er soll sich so lange begnügen mit dem tätigen Leben,
bis Ich ihm das beschauliche Leben Selbst gebe; es wird
die Zeit kommen, wo Ich es fügen werde. Er soll sich
sein Kreuz nicht erschweren, indem er sich den
Querbalken selbst hineinfügt. Mein Wille ist es, daß er
hier stehe, und je tiefer er sich verdemütigt und
hinabsteigt in den Abgrund der Erniedrigung und sich
allem unterwirft und von jedem sich niederdrücken und
demütigen läßt, um so höher steigt er in Meiner Liebe.
Sage ihm, daß Ich dreiunddreißig Jahre hinabgestiegen,
von Tag zu Tag tiefer, bis zu jenem Abgrund, wo Ich am
Kreuz Mein Leben aushauchte, daß er noch viele Tritte
hat, bis er in diese letzte Stufe hinabgestiegen, in der
Ich gestanden bin, und wenn die Zeit gekommen, daß er am
Kreuz soll erhöht werden, hat er doch noch Zeit genug
zum Genießen und Beschauen der göttlichen Dinge.“
Barbara:
„O wie unendlich gut Du bist! Wir Menschen sind halt so,
o habe Nachsicht mit unserer Schwäche. Siehe, Herr, ein
armes Würmchen erhebst Du aus dem Staub und erhebst es
in die Nähe Deiner Gottheit.“
Jesus:
„Ja, weil es Meine Freude ist, bei den Menschenkindern
zu sein und Meine Lust, in ihnen zu wohnen.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich danke Dir für all die Güte, die Du
mir armen Sünderin schon erwiesen hast und noch erweisen
wirst. Ich weiß es zu schätzen, daß Du mich nach M.
geführt hast, doch nicht so, wie ich es wollte. O habe
Nachsicht und Geduld mit mir. Du hast mich nach M.
geführt, um mich zu bereichern mit Dir Selbst in der
heiligen Kommunion. O wie kann ich Dir nur dafür danken!
O ihr Himmel und Erde, o danket meinem Gott, der so
Großes an mir getan und jeden Tag in der heiligen
Kommunion zu mir kommt. O meine heiligen Patrone:
Heilige Barbara, heilige Elisabeth, heiliger Josef,
heiliger Antonius, heilige Katharina und Agnes, o all
ihr Heiligen, ihr lieben, heiligen Schutzpatrone, o
danket mit mir für die große Gnade, daß Gott, den ihr
schaut, Sich erniedrigt, jeden Tag zu mir zu kommen, um
Sich mit mir zu vereinigen, und daß Er mich nach M.
geführt, um dieses Ziel zu erreichen.
Ich bitte Dich auch für die Mädchen meines Dorfes, und
weil Du willst, daß die tägliche heilige Kommunion
überall eingeführt werden soll, o so gib doch auch, daß
es ihnen leichter gemacht werde. Ich danke Dir, daß Du
mich geführt hast unter so gute Menschen, o segne sie
dafür und ihre Familien. Ich danke Dir, daß Du es bis
jetzt verborgen hast. O ich kann es nicht fassen, o mein
Jesus, wie unendlich gut Du bist. Mein Herz ist zu
klein. Ja, es ist für Dich geschaffen, und es ruht nicht
eher, bis es in Dir ruht.
Wie bist Du so unendlich gut gegen Deine Geschöpfe, die
Dich noch beleidigen. Wie gut mußt Du erst sein, wenn
sie Dich besitzen und genießen dürfen an jenem Ort, wo
sie Dich nicht mehr beleidigen können. O hört, ihr
Erdenkinder, wie unendlich gut ist unser Gott. O mein
Jesus, siehe, ich habe Dich schon so oft darum gebeten,
zeige mir, wenn es Dein Wille ist, den Bruder von N.“
„Liebe Mutter, ich wende mich an Dich, ich opfere Dir
auf die Ave, die in diesem Monat gebetet werden. Ich
opfere Dir auf alle die Leiden, die Deine Kinder in
ihren Familien auszustehen haben, weil sie den heiligen
Rosenkranz besuchen, alle Schritte und Tritte; ich
opfere Dir alles, was ich schon gelitten und noch leiden
werde, auf! Ich schenke Dir alles durch einen heroischen
Liebesakt.“
Gleichwie mein Jesus am Kreuz für Seine Feinde gebetet
hat, so bitte ich für die, welche mich beleidigt haben
und noch beleidigen werden, und wenn mir manchmal ein
kleiner Unwille kommt, o so verzeihe es mir. Ich opfere
Dir alle Widersprüche auf, die ich noch werde aushalten
müssen. Gib mir diese Seele, o Herr, Du weißt warum, ich
weiß es auch, aber gerade, da Du siehst, daß ich
uneigennützig liebe, gerade deshalb mußt Du mir ihn
geben. Siehe, uneigennützig, wie Deine Liebe am Kreuze,
ist auch meine Liebe. Du hast mir Seelen versprochen.
Ich werfe mich Dir entgegen, Du mußt sie mir
herausgeben, ich will nur Seelen erbitten, die Dich
verherrlichen. Gib mir ihn. Ave Maria.“
Erlöster Bruder:
„Sage aber meiner Schwester, daß sie ihren Eigensinn
breche.“
Barbara:
„O könnt’ ich doch einmal dorthin gelangen, wo ich nicht
mehr getrennt von Dir bin, o ich habe so Angst, ich täte
Dich wieder verlieren. O befestige doch meinen Glauben,
meine Hoffnung und Liebe. O gib, daß ich über alles
hinweggehe.“
Jesus:
„Laß die Menschen dich halten für was sie wollen,
verzeihe allen.“
Barbara:
„O ich bin ja auch nicht mehr wert, als daß sie mich
schlecht beurteilen.“
Jesus:
„Du sollst nicht müde werden im Leiden, wie auch Meine
Mutter nicht müde geworden ist, an Meiner Seite zu gehen
in Meinem bitteren Leiden. Trete in Ihre Fußstapfen.“
Barbara:
„O ich arme Sünderin.“
Jesus:
„Und wenn innere Leiden kommen, sollst du nicht verwirrt
werden, mache dir nichts daraus. Siehe, wie hat Meine
Mutter neben Ihrem Sohn Sein ganzes Leben mitgelebt. So
sollst auch du neben Mir einhergehen, beständig auf die
Mutter Gottes schauend. Dazu habe Ich dich erwählt. Du
sollst dir Mein Beispiel vor Augen stellen. Siehe, alle
deine Fehler beachte Ich nicht, Ich komme immer wieder
zurück zu dir. So sollst auch du mit deinen Mitmenschen
tun, du wirst sehen, zu welchem Grad der Seligkeit Ich
dich geleite, wenn du ausharrst.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich stecke so tief in meiner Familie.
Niemanden hab’ ich, der mich versteht, o hättest Du mir
doch meine Marie nicht weggenommen; das gute Herz, nun
bin ich so ganz allein. O sage, warum hast Du das getan?
Wir hätten so fleißig zusammen Dir gedient.“
Jesus:
„Siehe, Ich habe dir andere Schwestern gegeben, sie
werden dich nicht mehr verlassen, damit Meine Ehre mehr
gefördert werde. Deine Marie ist Meine Braut und alle,
die Mir dienen, sind Meine Bräute.“
Barbara:
„Nun bin ich getröstet und ergeben, wie Du willst.“ (Die
Schwester Marie ist Klosterfrau in K.)
Jesus:
„Ich bin kein Gott, der immer zürnen und strafen will,
Ich bin ein Gott der Liebe und Barmherzigkeit.“
Barbara:
„O Herr, ich bitte, was wirst Du denn N. zu ihrer
fünfundzwanzigjährigen Profeß schenken?“
Jesus:
„Ich will ihr als Jubiläumsgeschenk einen großen Zuwachs
an Liebe geben und eine unüberwindliche Geduld in allen
Leiden, die noch über sie kommen werden. Es wird eine
Zeit kommen, wo alles offenbar werden wird, was sie Mir
und ihren Schwestern geleistet hat. Ich will, daß diese
Familie anderen vorgeführt werde.“
Jesus wollte fortgehen. Luise brachte aber immer wieder
neue Bitten vor. Er kehrte mit großer Liebenswürdigkeit
um und sagte zuvorkommend:
Jesus:
„Ich werde nicht müde, deine Bitten entgegenzunehmen.“
Als Barbara darauf wegen Äußerungen anderer sehr
ängstlich wurde, ob es wohl der liebe Gott sei, Der mit
ihr rede, flehte sie Ihn unter Tränen an, Er möge doch
nicht zugeben, daß sie verlorengehe, da sie doch nichts
suche, als Ihm allein zu gefallen. Als sie unter solchen
Bitten den Kreuzweg beendet hatte, fühlte sie so
auffallend Seine Nähe, daß sie nicht mehr weiter konnte.
Er fing an, sie liebevoll zu belehren über ihre Zweifel
und Angst und sie zu beruhigen, daß es unmöglich ist, es
auszudrücken.
Jesus:
„Ich will dir zeigen, warum Ich so freigebig bin und dir
so große Verheißungen mache, deinetwegen wohl nicht,
aber damit man erkenne, wie gut Ich bin, und daß Ich
Mich an Großmut nicht übertreffen lasse. In einen neuen
Lichtglanz hat Mich Meine Braut, die Kirche, gekleidet
und in einen neuen Himmel hat sie Mich versetzt in
diesem Monat, weil Meine Kinder sich so zahlreich um
Mich versammeln zum Lobpreis Meiner heiligen Mutter.
Denn siehe, indem sie Meine Mutter ehren, verherrlichen
sie Mich, ihren Gott.“
Am Abend: Das Allerheiligste war ausgesetzt, und der
Rosenkranz wurde begonnen. Bisher zeigte Er Sich ihr
nicht, obwohl sie sicher wußte, daß Er in ihrer Nähe,
bei ihr sei. Jetzt aber zeigte Er Sich ihr in einer
solchen Schönheit auf dem Altar, daß es weder gedacht
noch beschrieben werden kann. Er war in einen Glanz
gehüllt, wie sie Ihn noch nie geschaut. In diesem Glanz
schaute sie einen Reif, oder besser noch, einen
Regenbogen, aber ohne Farben, der Jesus ganz umgab, und
in diesem ovalen Bogen stand überaus liebenswürdig der
liebe Heiland, Sein Angesicht gegen die Leute gerichtet.
Um den geheimnisvollen Bogen herum waren in abgegrenzten
Feldern die zwölf Artikel des apostolischen
Glaubensbekenntnisses. Hinter Ihm stand Seine Mutter,
und der Glanz, mit dem der liebe Heiland umgeben war,
fiel auf Seine Mutter zurück, und Sie teilte mit beiden
Händen den Anwesenden davon aus, so daß alle – jedoch
sehr verschieden – von demselben Lichte umgeben waren.
Nun belehrte sie der Herr, was das bedeuten sollte, weil
sie es nicht verstanden hat. Der Glanz nämlich, den sie
schaute, ging nicht – wie sonst immer – von Ihm Selbst
aus, sondern der Ihn umgebende Regenbogen mit den zwölf
Artikeln des apostolischen Glaubensbekenntnisses
verbreitete ihn. Damit wollte Er uns zeigen, welche
große Freude Seine Kirche Ihm dadurch bereitet, daß sie
ihre Kinder in diesem Monat so zahlreich um Ihn
versammelte, und daß sie auch wissen sollen, daß sie
nicht vergebens bitten und Er Sich nicht übertreffen
lasse.
Deswegen habe Er mir am Donnerstag jene fast
unglaublichen Verheißungen gegeben, für jeden Rosenkranz
einen armen Sünder und für jedes Ave Maria eine Arme
Seele zu schenken.
Damit will der liebe Heiland uns zeigen, welche Freude
Er hat an dem Gebet Seiner Kirche und wie viele Gnaden
für uns, für die Kirche, daraus fließen, und daß wir
selbst Seine Wonne und Herrlichkeit vermehren können.
Wir erlangen, wenn wir uns recht mit Ihm vereinigen und
dem Ruf der Kirche folgen, alles, wie Er es versprochen,
nicht durch unsere Bemühung, sondern durch Sein und
Seiner Kirche Flehen, mit dem wir uns vereinigen.
Inhaltsverzeichnis Band 1
17 Dritter
Donnerstag im Oktober 1895
„Seht doch, wie Ich all eure Schwächen zudecke mit
Meiner Liebe.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich erinnere Dich an jene traurige
Stunde, wo Du blutigen Angstschweiß vergossen und von
Deinem Vater gestärkt wurdest, verleihe auch mir...“
Jesus:
„Ich will, daß du mit Mir leidest, Meine Kirche braucht
starke Seelen, opferwillige Seelen, die sich nicht
fürchten vor dem Gerede der Menschen, Seelen, die in der
Tat das beweisen, was die Priester durch ihr Wort
lehren, denn Ich will, daß in Meiner Kirche der häufige
Empfang der heiligen Kommunion eingeführt werde. Ich
will, daß Meine Kirche alle Kraft aufbietet, um die Welt
zu überzeugen, wie hoch Ich den jungfräulichen Stand
geehrt und geachtet habe; denn eine Jungfrau war es, die
Mich vom Himmel herabgezogen, eine Jungfrau war Mein
Nährvater; eine Jungfrau war es, die an Meinem Herzen
ruhte, als Ich das große Denkmal Meiner Liebe einsetzte.
Jungfrauen werden es sein, wenn Ich einst erscheinen
werde, die Mir das Kreuz voraustragen, wenn Ich zum
Gericht erscheinen werde. Und in der heiligen Kommunion
liegt das Geheimnis verborgen, da trinken die Jungfrauen
den Wein, der sie von Liebe zu Mir berauscht. Ich will,
daß neben dem Ehestand der jungfräuliche Stand bestehen
soll, auch mitten in der Welt, weil nicht alle ins
Kloster gehen können.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich danke Dir für alle Leiden, die Du mir
hast auferlegt, ich danke Dir für Deine Liebe, für Deine
unendliche Liebe, die Du mir, Deinem armen Geschöpfe, ja
dem ärmsten aller Geschöpfe, widerfahren läßt. Ich danke
Dir, daß Du Dich gewürdigt hast, mich in den Stand zu
setzen, wo ich mich täglich mit Dir vereinigen kann, wie
bist Du so gut, so unendlich gut.
Ich habe es damals nicht geglaubt, als Du sagtest: ,Du
wirst die Gnade bald erlangen, aber nicht eher, bis du
deinen Willen dem Meinigen gänzlich unterworfen hast.’
O Himmel und Erde, o ihr Geschöpfe, alle, die ihr Leben
habt, saget Dank meinem Jesus, meinem Gott, für so viel
unendliche Liebe. Nimm hin meine Seele mit allen ihren
Kräften, mein Herz mit allen seinen Neigungen, meinen
Leib mit seinen fünf Sinnen; ich will nichts mehr, als
Dir gefallen. O mein Jesus, lehre mich doch, von Tag zu
Tag mir immer mehr abzusterben. Führe mich doch in den
Versuchungen, Zweifeln und Ängsten immer wieder
siegreich zum Ziel, daß ich nicht erliege. Du hast es
gesagt, daß uns nichts erspart werden wird an
Versuchungen, Zweifeln und Ängsten, aber gib mir und
meinen Mitschwestern die Kraft, siegreich daraus
hervorzugehen. Du siehst ja, daß es wenige Menschen
gibt, die glauben wollen, daß Du Dich so unendlich
herabläßt zu Deinen Geschöpfen, und doch ist es möglich.
O ihr neun Chöre der Engel, ich vereinige mich mit euch,
vereinigt auch ihr euch mit mir, meinen Herrn zu loben
und zu preisen, Ihm Dank zu sagen. O wie danke ich Dir
für die Gnade, die Du der Stadt M. erwiesen hast und
noch erweisen willst dafür, daß sie sich so beteiligt an
dem Gebet in diesem Monat. Wie danke ich Dir für die
Gnaden, die diejenigen erhalten, welche den Rosenkranz
beten. O welche Freude für die heilige Kirche und alle,
die zu Dir halten. Wie freuen sich Deine Diener. Ja,
siegreich kämpfen wir mit den Waffen des Rosenkranzes.“
Jesus:
„Ja siehe, du willst immer noch nicht recht glauben, und
doch mußt du wissen, daß Ich dein Gott bin, und daß Mir,
deinem Gott, kein Ding unmöglich ist.“
Barbara:
„Ja, Herr, ich glaube deshalb nicht, weil ich mich so
unvollkommen sehe, weil ich eine so große Sünderin bin,
und ich täte noch viel mehr zweifeln, wenn Du mich nicht
Selbst überführt hättest. Ich muß mich nur wundern, daß
ich trotzdem durch die Kraft Deiner Gnade Dir nachgab
und das tat, was Du wolltest. Ich ließ mich nur blind an
Deiner Hand leiten, als ich mein heimatliches Dorf
verließ. Ich wußte nicht, daß Deine Hand mich leitet und
führt nach M., und wie hast Du all die Worte, die Du mir
gesagt, in den zehn Jahren bestätigt. Ich danke Dir
dafür, o mein Jesus. Du hast alles so gefügt und
geordnet, daß ich Dir nie genug danken kann für meine
gute Umgebung und Verpflegung. Wie viele Menschen haben
es tausendmal schlechter als ich, die Dir besser
dienten.“
Jesus:
„Ja, damit Du siehst, wie gut Ich bin. Wenn die Mutter
ihr Kind vorbereiten will zu großen und harten
Unternehmungen, so muß sie erst versuchen, es an sich zu
ziehen, ihm Freude zu machen mit Allerlei; sie reicht
ihm Zuckerbrötchen, kauft ihm manches, was ihm gefällt,
um das Kind einzuführen in die großen Ereignisse, es
vorzubereiten auf seinen künftigen Beruf. So habe Ich es
auch mit dir gemacht. Und weil du Meiner ersten Stimme
gefolgt, kam die zweite Stimme an dich, und so habe Ich
dich nach und nach geführt, und wenn dir auch jetzt
alles dunkel ist, fahre fort, laß dich blind leiten an
Meiner Hand, und wenn es durch dein ganzes Leben dunkel
bleibt, frage nicht, was soll das noch werden?
Was Ich ausführen will, das führe Ich aus ohne deine
Mitwirkung, nur mußt du Meiner Gnade treu bleiben. Ich
brauchte keinen Menschen, aber Ich will Mich doch der
Menschen bedienen. Ich habe, als die Sünde in die Welt
kam und Ich die Menschen aus dem Paradies vertreiben
mußte, einen Erlöser verheißen. Ich hätte ihn schicken
können, ohne die Mitwirkung der Menschen, Ich wollte es
aber nicht. Menschen haben gesündigt, durch einen
Menschen sollte die Sünde wieder gebüßt und gesühnt
werden, den Menschen das Paradies wieder geöffnet
werden, und so wird es sein bis zum Ende, bis es keine
Welt mehr gibt. Alles, was Ich ausführen will, führe Ich
aus, aber doch durch Meine Geschöpfe.
Der öftere Empfang der heiligen Kommunion ist
durchzuführen, man muß nur auf Meine Liebe und auf Meine
große Barmherzigkeit schauen. Ich verlange nichts
Unmögliches, man muß nur erkennen, wie gut Ich bin. Die
ersten Christen waren auch Menschen, dieselben Menschen,
wie sie jetzt sind. Und weil die Gefahren dieselben sind
wie damals, darum verleiht Meine Liebe und
Barmherzigkeit dasselbe Mittel, um die Menschen zu
binden und zu vereinigen mit Mir. N. soll nicht aus M.
weggehen; er soll aber auch nicht zweifeln; er soll
Rücksicht nehmen auf den Weg, den du gegangen bist. Mein
Herz ist erfreut in diesem Monat, wo Meine Kinder sich
so zahlreich um Mich versammeln. O ihr Menschen! Seht
doch, wie wenig Ich verlange! Seht doch, wie Ich all
eure Schwächen zudecke mit Meiner Liebe. Ich habe euch
wahrhaftig nicht gesetzt, daß ihr verderben sollt. Ihr
sollt genießen das Land.“
Barbara:
„O mein Jesus! Ich bitte Dich sehr für N. selig.“
Jesus:
„Er ist im Himmel, aber NN. noch nicht. NNN. ist auch im
Himmel.“
Sie ist eine der Seelen, die uns geschenkt ist. Wir
sollen im Monat Oktober noch recht fleißig die
Rosenkranzgebete besuchen und all die Seelen, die wir
Seiner Liebe anempfehlen, sollen uns geschenkt werden,
auf das Gebet der heiligen Kirche hin; denn Er ist so
freigebig in diesem Monat, wie Er es im ganzen Jahr
nicht ist.
Jesus:
„N. hat noch zu leiden wegen Berufspflichten, aber bis
zum Schluß des Monats, bis zum Schluß der
Allerseelen-Oktav, sollen noch all die Seelen erfreut
werden.“
Barbara:
„O mein Jesus, o bleibe bei mir, ich kann nicht leben
ohne Dich, ich will nichts als nur Dir gefallen, o
könnte ich leben ohne alle Bedürfnisse, aber Du hast mir
das Bedürfnis gegeben zu essen, zu schlafen, mit meinen
Mitmenschen zu verkehren, und solange Du es nicht
willst, will ich es auch nicht. Laß doch nicht zu, daß
ich mich versündige im Umgang mit den Mitmenschen, laß
doch nicht zu, daß jemand Anstoß nimmt. Ich danke Dir im
Namen aller für all die Gnaden, für welche Dir nicht
gedankt wird, für alle Leiden, die ungeduldig ertragen
werden. Ich bitte Dich für alle, die in dieser Nacht
sterben, um Deines Leidens willen, um Deiner Todesangst
willen, o laß sie nicht unglückselig sterben, o gib all
denen, die Dir treu dienen, den Frieden. Ich bitte Dich
für N., gib, daß er seine Berufspflichten mit Freuden
erfüllt.“
Jesus:
„Er soll aber bedenken, welchen Lohn Ich ihm bereite und
bereitet habe, einen Siegeskampf soll er kämpfen, einen
sieggekrönten Kampf. Die Zeit der Märtyrer ist vorüber,
jetzt sind sie nur noch Märtyrer der Liebe; er soll ein
Märtyrer der Liebe werden und sein Leiden aus Liebe
tragen.“
Barbara:
„O Herr, gib ihm doch eine bessere Gesundheit.“
Jesus:
„Es ist nicht gut, wenn Mich die Menschen bitten, daß
Ich ihnen das Leiden abnehme, das ist Unverstand. Bin
Ich denn einen anderen Weg gegangen, als den Weg des
Leidens, den Leidensweg. Die Menschen sind so
wankelmütig.“
Barbara:
„Ja gelt, da bin ich gemeint, ja, ich weiß schon; wir
Menschen sind halt so, was wir heute wünschen, wollen
wir morgen nicht, was uns heut gefällt, gefällt uns
morgen nicht. Ach, was mußt Du doch für eine Geduld mit
uns haben. – Die Ergebung in den göttlichen Willen ist
das Beste, das Sicherste, alles hinnehmen, alles, was
über uns arme Menschen kommt. Er hat überall Seine weise
Absicht, warum Er es tut, und die Ewigkeit ist lang
genug zum Genießen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
18 Vierter
Donnerstag im Oktober 1895
„Nicht außergewöhnliche Werke verlange Ich, aber Meinen
Willen zu erkennen und zu vollziehen!“
Jesus:
„Du willst wissen, warum Ich von jetzt an am Donnerstag
komme und nicht mehr, wie sonst, am Freitag? Du sollst
es wissen: Weil Ich will, daß das Allerheiligste
Altarsakrament, die heilige Eucharistie, mehr verehrt
und mehr verherrlicht werde, weil Ich will, weil es Mein
heiliger Wille ist, daß die heilige Kommunion, der
öftere Empfang dieses Allerheiligsten Sakramentes in der
ganzen Welt eingeführt werde. Es hat Mich sehr gefreut,
daß Mein Diener dir so vorwärtshilft.
Das Senfkörnlein wird wachsen zu einem Baum, dessen
Früchte die ganze Welt erfüllen wird. Viele, viele
werden an dem Baume pflücken und werden sich laben an
dieser köstlichen Frucht, denn durch N. und N. soll das
Senfkörnlein in die Erde gelegt werden, und wenn es auch
eine Zeitlang sterben muß, und gerade dann, wenn alles
verloren scheint, wird es von neuem keimen und grünen
und sprossen; es wird wachsen und groß werden, daß man
es in der ganzen Welt sehen wird; zu einem großen Baum
wird es wachsen.
Sag nur N., er soll ruhig bleiben, er soll ruhig
stehenbleiben, Ich werde mit ihm sein. Er soll bedenken,
was du um Meinetwillen schon erduldet, und wie Ich dich
erhalte, so werde Ich ihn bewahren. Nicht Ketten, nicht
Bande wird er zu ertragen haben, nur hie und da ein
bissiges Wort! Und das wird er doch ertragen können! Du
arme Kleine, siehst du, was du bist aus dir! Siehst du,
Ich habe dir gezeigt in dieser Woche, daß du nichts aus
dir vermagst, daß du eine arme Sünderin bist. Du bist
nicht mehr wie andere, glaub es nur, andere sind
tausendmal besser als du. Und doch hat es Mir gefallen,
dich an Mich zu ziehen, Großes in dir zu wirken, du
armseliges Werkzeug in Meiner Hand.“
Barbara:
„Ja, ich will hören Deine Stimme, rede o Herr!“
Jesus:
„Siehe, Ich habe dir schon vor langer Zeit gesagt, und
man will nicht glauben, und doch ist es so, daß von M.
aus der Sieg über den Sozialismus gelingen werde, weil
Ich will, daß Meine Stimme durch die ganze Welt gelangen
soll.“
Barbara:
„O mein Jesus, man hält mich für eine Schwindlerin, man
hält es für unmöglich, weil ich eine so große Sünderin
bin.“
Jesus:
„Das ist aber jetzt gerade Mein Wille so, Mir kann doch
niemand befehlen, Mir kann niemand sagen, mach es so
oder so, denn Ich bin Herr über alle Geschöpfe, Ich will
Meinen Geschöpfen zeigen, besonders den Dienern Meiner
Kirche, daß Ich wenig verlange, wie groß Meine
Barmherzigkeit gegen die Sünder ist, und Ich will ihnen
zeigen, was Ich tue und was Ich wirke in einer Seele,
die Meine Stimme hört und befolgt. Ich habe dich aus der
alleruntersten Klasse von Menschen, aus der ärmsten,
herausgezogen, damit niemand sagen kann, das hat sie aus
den Büchern, oder das hat sie aus anderen
Wissenschaften, oder das hat sie sich selbst
ausgeklügelt. Ein jeder soll sehen, was Ich mit dir
spreche, daß das niemand einfach so aus sich redet. Wer
aus der Welt lebt, redet weltlich; wer aus der
Sinnenlust lebt, redet sinnlich; wer aus Gott lebt, der
redet göttlich. Sage Meinem Diener, er soll prüfen, ob
deine Reden aus der Welt oder aus dem Fleische oder aus
Gott sind. Ich habe dir schon vor acht Jahren gesagt,
daß Ich dein Zutun nicht brauche. Ich verlange von dir
nichts, gar nichts als Beharrlichkeit, und daß daran
Meine Diener erkennen müssen, daß Ich es bin, Ich, euer
Herr und Gott! Geh du nur ruhig weiter und versage Mir
nicht das bißchen, was Ich von dir verlange. Du wirst es
nie zu bereuen haben.
Du sollst wissen, daß Ich Mich an Großmut nicht
übertreffen lasse. Was du leidest, leidest du direkt für
Mich und für Meine Interessen. Meine Kirche ist
bedrängt, Meine Kirche steht in Gefahr: Viele, viele
Meiner Kinder gehen verloren; Ich möchte sie gerettet
wissen, Ich möchte zeigen, wie gut Ich bin. O nicht
außergewöhnliche Werke verlange Ich, aber Meinen Willen
zu erkennen und zu vollziehen! Gib dich hin, wem du
willst, übergib dich deinen Feinden, Meinen und deinen
Feinden; Ich werde mit dir sein.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich kann ja unmöglich etwas aus mir. O
wie war ich diese Woche so leichtsinnig, wie schlecht
habe ich gebetet, o verzeih mir, ich bin halt so ein
Eva-Kind. Du bist gut, so unendlich gut. O welche Wonne
zu wissen, daß dieses Herz mich nicht verkennt, o wie
gut bist Du.“
Und Er wirft mir Seinen Mantel um und bedeckt alle meine
Fehler.
Jesus:
„Kennst du diesen Mantel?“
Barbara:
„Ja, Herr, es ist Deine Liebe. O staunet, ihr Menschen,
der Herr ist wahrhaft wirklich bei uns im
Allerheiligsten Altarsakrament, ja, Er ist auch wahrhaft
wirklich bei mir. O meine Seele, ich bin zu schwach,
Deine unendliche Majestät zu fassen, o hab Erbarmen, ich
möchte gerne sterben. O mein Jesus, meine Seele will
mich verlassen.“
Jesus:
„Das ist die Gewalt der Liebe. Laß das Gerede der
Menschen, das ist nur Staub, den schüttelst du ab und
gehst ruhig weiter. Ich habe dir zwei Freundinnen
gegeben, damit ihr zu dritt eins seid, verstehst du
Mich?“
Barbara:
„O laß sie auch kosten, wie süß Du bist. Du hast uns zu
dritt eins gemacht; sie müssen auch Verachtung tragen, o
laß sie kosten!“
Jesus:
„Wie freut es Mich, wenn zwei oder drei beisammen sind
und von Mir reden. Da kann Ich Mich nicht zurückhalten.
Da bin Ich mitten unter ihnen. Wie freue Ich Mich, wenn
ihr euch besprecht über das, was Ich mit dir rede.
Siehe, Ich habe so viele Liebhaber in der Welt. Viele,
viele, ja das ist schon alles recht, und Ich bin auch
zufrieden mit jenen, aber doch liebe Ich diejenigen
mehr, die auch mit Mir auf Kalvaria hinaufgehen. Weißt
du, was das bedeutet, die den Weg der Verachtung, der
Zurücksetzung gehen, die sich um Meinetwillen schmähen
und alles Böse mit Unwahrheit nachsagen lassen?
Ich
brauche starke Seelen, das kann Ich aber nicht von jeder
ver-langen, denn nebst dem starken Einfluß Meiner Gnade
muß Ich doch auch ihren Willen, ihre Einwilligung haben,
um den Weg der Verachtung und der Leiden zu gehen, auch
muß Ich auf die Beschaffenheit des Körpers einer jeden
Seele Rücksicht nehmen; Ich will jenen nicht mehr
auferlegen, als sie tragen können, und jene nicht
überfordern, die nicht den Körperbau und die nötige
Körperkraft und Nervenbau dazu haben, weil mit äußeren
Leiden innere, und mit inneren Leiden äußere verbunden
sind und diese, wenn sie zusammenwirken, eine Seele
vernichten würden. Darum habe Ich dich erwählt und dir
eine starke Körperbeschaffenheit und einen starken
Nervenbau und eine starke Seele gegeben.
Du mußt wissen, daß Ich deshalb keine Rücksicht auf dich
nehme. Du wirst noch viel ertragen müssen, noch viele,
viele innere und äußere Leiden, aber sei getrost, dies
sage Ich dir, damit niemand zurückschrecken soll, weil
Ich dem einen diese Gnade gebe, dem andern nicht. Ich
liebe alle mit gleicher Liebe, wenn sie Mir nur treu
dienen und guten Willens sind; aber Ich kann nicht von
allen gleiches verlangen. Ja, es wird noch dazukommen,
daß Mein Diener sich selbst überzeugen muß. Nun ja, er
soll es tun, er soll noch andere mitnehmen und sich
überzeugen.“
Barbara:
„O mein Jesus, o lieber Heiland, ich will ja gern
leiden, aber es wäre mir doch viel lieber verborgen. O
mein Jesus! Ich will gern alles erdulden, was Du willst
und so lange Du willst, wenn ich nur eine Seele retten
kann. Aber nehme doch Rücksicht auf meine Familie, ich
will doch nicht aus meiner Familie heraus. Ich will gar
nichts, als Dich lieben und Dir dienen in der Einfalt
meines Herzens wie bisher. Als ich mich entschloß, nach
M. zu gehen, wußte ich nicht, welchen Weg ich zu gehen
hatte, ich wußte nur, daß es mir Ernst war mit der
Besserung meines Lebens. Ich hörte eine Stimme, und
dieser Stimme bin ich gefolgt.
O verzeih mir, daß ich trotz der vielen Gnaden, die Du
mir erwiesen, sooft gezweifelt, wenn andere sagten, es
ist Einbildung, es ist Täuschung, es ist Satan. Jesus,
Du weißt, ich habe gleich alles über Bord geworfen, und
doch habe ich gefolgt und getan, was Du wünschtest. Und
wenn Du es nicht bist, wer wäre es dann? Dann zeige es
mir, durch meinen Beichtvater, ich unterwerfe mich
Deiner Kirche, Deinen Dienern. O Herr, bist Du es nicht,
dann ist auch das Leiden nicht von Dir, dann will ich
auch davon befreit sein. Bist Du es nicht, dann zeige es
mir durch Deinen Stellvertreter, ich glaube seinem Wort,
und ich verspreche Dir zu leiden, solange und soviel Du
willst, wenn ich nur eine Seele dadurch retten kann. Du
weißt, wie gern ich Dich habe und ohne Dich nicht leben
kann, und trotzdem wollte ich gern bis an den Jüngsten
Tag leiden. Ich habe diese Woche gefühlt, was ich ohne
Dich bin, wenn Du Dich zurückziehst, dann hängt sich die
Seele an tausend Kleinigkeiten.
O nimm mich nur und gib mich Dir. Nimm hin meine Seele.
Nichts mehr für mich, alles für Dich, jeden Tropfen
Blut, jede Bewegung meiner Glieder, jeden Atemzug, alles
für Dich – zur Genugtuung für meine Sünden und für die
der ganzen Welt. O daß doch alle Menschen erkennten, wie
gut Du bist. Ich muß ja weinen, weil so viele Menschen
es nicht glauben, daß Du unter uns wohnst, und so viele
Priester, die Dich behandeln als...“
Jesus:
„Teile Meinen Schmerz mit Mir, Meine Tochter! Siehe die
Schmach, welche Mir jene Diener antun, denen Ich Mich
willenlos hingebe Tag für Tag in der heiligen Messe und
auf ihr Wort hin hinabsteige auf den Altar, und die
selbst nicht an Mich glauben. Wie kann Meine Gnade sich
ausgießen über Meine Kinder durch solche Priester, denn
sie sind die Vermittler Meiner Gnade, sie sind die
Kanäle, durch die Ich Meine Kinder bewässere, betaue und
begieße. Es ist ein großes Werk, Priester zu
unterstützen, aber ein noch größeres Werk ist es, wenn
Beichtväter Priester belehren, Priester an ihre
Pflichten erinnern. Ich habe ihnen Meine Gewalt
übertragen, die Gewalt über die Herzen der Menschen.“
Barbara:
„O mein Jesus, habe Nachsicht und Geduld, es wird doch
nicht viele so geben. Halte Deinen Wehe-Ausspruch
zurück. Die meisten sind doch recht fromm, wenn auch hie
und da einer ist; die meisten versuchen doch, die Seelen
zu retten.“
Jesus:
„Laßt euch nicht irremachen vom Gerede der Menschen und
fahret fort zu beten. Wendet jetzt eure Blicke hinüber
zu Meinen bedrängten Kindern im Fegefeuer; denn die
Ehre, die Mir geraubt wird auf Erden, wird Mir ersetzt
durch jene, die schon im Land der Lebendigen sind, und
je mehr ihr euch bemüht, desto mehr werdet ihr gewinnen.
Stört euch nicht an anderen, die Zeit ist kurz, sie ist
bald vorüber. Alles, was ihr dem Geringsten Meiner
Brüder getan habt, das habt ihr Mir getan, und diese
alle sind Meine Brüder und Schwestern. Also vorwärts –
wie einen stillen See, so will Ich eure Herzen wissen.“
Barbara:
„O Herr, gib doch N. die Gnade, sich mäßigen zu können.“
Jesus:
„Das muß dich nicht viel genieren, Mein Kind, Ich habe
es dir gesagt und dabei bleibt es.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich bitte Dich für N., halte ihn noch
recht lang am Leben, daß er noch viel abbüßen kann. Gib
ihm ein gnädiges Gericht; ich opfere Dir für ihn alle
Schmerzen, die ich diesen Abend gelitten, in Vereinigung
mit Deiner dreistündigen Todesangst. O laß ihn eines
glückseligen Todes sterben, o um Deiner Todesangst
willen erbarme Dich.“
Jesus:
„Habe keine Angst, er wird gerettet!“
Barbara:
„Soll N. ihr Geschäft verkaufen?“
Jesus:
„Ich habe es ihr schon gesagt, sie hat so viel, daß sie
leben kann, daß sie ihre notwendigsten Bedürfnisse
befriedigen kann; ruhiger, glücklicher könnte sie leben,
wenn sie wollte.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
19 Vigil
von Allerheiligen 1895
„Wie glücklich wären die Menschen, wenn alle mit ihrem
Stand zufrieden wären.“
Jesus:
„Komm, Meine Tochter!“
Barbara:
Ich sehe eine Schar, die niemand zählen kann, aus allen
Geschlechtern, aus allen Nationen, sie alle sind erkauft
mit dem Blute des Lammes, und ihre Gewänder sind weiß
wie der Schnee.
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, sie alle waren, was du jetzt
bist, und du sollst werden, was sie jetzt sind.
Unendlich groß ist die Güte Meines Herzens. Ich wäre
glücklich ohne euch, aber weil es Meine Freude ist,
unter den Menschenkindern zu sein, so ist es auch Meine
Freude, sie in Meiner Glorie zu sehen, sie um Mich zu
versammeln, wo sie Mir nie mehr können entrissen werden.
Als Ich die Welt erschuf, waren schon die Engel
erschaffen; sie wurden Mir untreu, und Ich mußte sie
verderben, denn sie waren reinere Geister als alle
übrigen Geschöpfe, die Meine Hand erschuf. Als Ich aber
den Menschen erschuf, da lag es in Meiner Absicht, Meine
Freude zu vervielfältigen, denn jeder Mensch trägt an
sich Mein Ebenbild.
So viele Seelen sich nun bemühen, dieses Ebenbild in
sich recht zu gestalten nach Meinem heiligen Willen, so
oft widerstrahlt Meine Gottheit in ihnen. Siehst du nun
diese Schar, die dir vorausgegangen? Sie haben es
verstanden, das Ebenbild Meiner Gottheit in sich
auszuprägen, Mir ähnlich zu werden.“
Barbara:
O wie unendlich glücklich, da ist keine Träne, da ist
kein Jammer mehr, da gibt es keinen Widerspruch, da ist
alles ein Herz und eine Seele. O wie glücklich, und sie
laden uns ein, daß wir ihnen folgen. Ach wie
wunderschön, wie wunderschön! O welch ein Triumphzug.
Unaufhörlich strömt aus Seinem Herzen die Liebe und
unaufhörlich strömt die Liebe zurück von ihnen in Sein
Herz.
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, auch sie waren Menschen, so
schwach wie du, sie hatten denselben Weg zu gehen, sie
hatten denselben Kampf zu kämpfen. Drum fasse Mut. Was
du heute nicht fertigbringst, das beginne morgen von
neuem. Und so geht der Tag und so geht das Jahr vorüber,
und kämpfe nur mutig, die Krone ist dir gewiß. Wie
glücklich wären die Menschen, wenn alle mit ihrem Stand
zufrieden wären. Siehe, das ist das einzige große Kreuz
in der Welt, daß sich alle die Menschen den Querbalken
selber machen. Ich habe jedem seinen Lebensplan gelegt,
und es liegt nur an ihm, den Plan auszuführen.
Der Priester soll wissen, daß er ein anderer Christus
ist. Verstehst du Mich? Was sagt denn die Schrift von
Mir? Nicht wahr, sie sagt, Er ging vorüber, Wohltaten
spendend, und das ist der katholische Priester. Sag nur
N., wenn er nur andern Gutes tut, dann ist seine ganze
Aufgabe gelöst, wenn er auch sich nichts Gutes tut. Wenn
es Mir so gefällt, warum ihm nicht? Ist nicht die
Ewigkeit lang genug, wo Ich ihm Gutes antun kann? Der
Vater und die Mutter, die in der Familie stehen, sollen
ihre Pflicht erfüllen und zufrieden sein mit dem
Schicksal, das Ich ihnen bestimmt habe und sie gelangen
zum Ziele.
Die Jungfrau, mag sie stehen, wo sie will, im Kloster
oder mitten in der Welt, in der Familie oder allein für
sich, soll bedenken, daß sie das tut, was des Herrn ist;
denn sie soll wissen, daß Ich nicht den Himmel verlassen
hätte, wenn Ich nicht in einer Jungfrau hätte geboren
werden können. Damit soll sie sich aber auch begnügen;
denn sie hat nicht die Verpflichtung wie alle andern
Stände, wie der Ehestand und der Priesterstand. Sie hat
zu sorgen für das, was des Herrn ist. Und nun sehe dich
um, wie viele den guten Kampf schon vor dir gekämpft,
und auch deiner wird über eine kurze Zeit ausgekämpft
sein.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich möchte doch so gern meine Verwandten
sehen, meinen Vater, meine Mutter!“
„O liebe Eltern, laßt nicht zu, daß eines von euren
Kindern verlorengeht. Siehe Vater, wie lange und wieviel
ich für dich gebetet, was ich mir manchmal weh getan, um
dich aus dem Fegefeuer zu befreien.“
Vater:
„Ich danke dir.“
Barbara:
„Ist gar nicht notwendig.“
Vater:
„Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in
keines Menschenherz ist es gekommen, was Gott denen
bereitet hat, die Ihn lieben.“
Barbara:
„Ich möchte auch gern meinen Bruder sehen und meine
liebe, kleine Nichte Anna.“
Bruder:
„Bleibe du in dieser Familie, ich sage es dir und sag
nur meiner Frau, sie soll dich nicht abhalten vom Gebet;
was ist denn all das Irdische im Vergleich zum Himmel. O
wenn sie ihr Kind sehen könnte! Sag ihr nur, daß Gott
uns nach M. geführt deinetwegen, daß Gott der Herr uns
mit zeitlichen Gütern gesegnet deinetwegen.“
Jesus:
„Ja, weil Ich in dir Großes wirken will, und weil sie
deine Stütze sein soll, denn der Glaube ist so
geschwunden aus Meinen Geschöpfen, daß Ich Mich auf
außergewöhnliche Weise offenbaren muß.“
Barbara:
„O mein Jesus, ich habe Dir so viele Bitten vorzutragen,
aber vor lauter Freude mit den lieben Deinen und den
Meinen, kann ich gar nicht daran kommen. O ich bin ja
nur eine arme Sünderin, die tausendmal die Hölle
verdient hat, die Dich täglich, ja stündlich beleidigt.
O ihr Heiligen Gottes alle, die ihr die Macht der
Fürsprache erlangt habt, o bittet mit mir für alle
Anliegen.
Ganz besonders danke ich Dir, daß Du den Priester N.
wieder in sein Recht eingesetzt hast. O laß doch niemals
die Unschuld unterdrückt werden, führe ihn doch wieder
nach M., damit alle, die ihm Übles nachgeredet haben,
einsehen, daß sie sich täuschten. Ich bitte Dich für
alle Priester, die in ähnlicher Lage wie er sind, die es
gut mit der Seele meinen, und deshalb verkannt, verfolgt
und verdemütigt werden.
Ich bitte Dich auch für alle Armen, die nicht wissen,
woher das tägliche Brot nehmen. Sende ihnen doch
mitleidige Herzen, daß sie nicht erliegen, daß der
Glaube in ihnen nicht wanke. Ich bitte Dich für alle,
die noch glauben, beten und ganz besonders auf Dich ihr
Vertrauen setzen. Du hast es ja versprochen, Speise zu
senden zur rechten Zeit.
Was soll N. tun, um ihren Bruder zu retten?“ (Einen
verirrten Priester, jetzt protestantischer Prediger.)
Jesus:
„Die Schwester soll sich zum Opfer einsetzen für ihren
Bruder; sie kann ihn retten, denn solange eine Seele,
die noch im Fleische ist, bittet für eine andere und
ganz besonders, wenn die Seele in Blutsverwandtschaft
ist, dann kann Ich nicht widerstehen, denn Mein Herz ist
Liebe.“
Barbara:
„O Herr, Schwester N. hätte gern einige Klosterfrauen
aus ihren Schülerinnen.“
Jesus:
„Sie soll es nur jenen begabten Kindern, die gute
Eigenschaften haben, offen sagen, sich ungeniert
aussprechen, soll sie ermahnen, ihnen das Glück des
klösterlichen Lebens vorstellen und beten und sehen, daß
sie es noch erlebt, daß aus ihren Zöglingen
Klosterfrauen hervorgehen. Grüße sie in Meinem Namen.“
Barbara:
„Schwester N. ist immer so ängstlich.“
Jesus:
„Sage ihr, daß Ich sie liebe, weil auch sie Mich liebt,
sag ihr, daß Ich alle ihre Fehler vergesse, daß Ich mit
ihr zufrieden bin, warum denn nicht sie?“
Barbara:
„O Herr, gib Frau N. auch einige Klosterfrauen.“
Jesus:
„Eine sehe Ich ja, rede nur dieser Kusine zu, sie kann
viel, viel Gutes auf ihre Kinder ausüben, sie hat auch
die Mittel dazu, einen Priester ausbilden zu lassen.“
Barbara:
„O Herr, Schwester N. hätte auch gern ein Wörtchen der
Ermunterung.“
Jesus:
„Gabriel und Raphael sind zwei Diener vor Meinem
Angesicht, sie sind innig verwandt, und Gabriele und
Raphaele sind auch innig verwandt, und was Ich zu jener
sagte, sage Ich auch ihr. Grüße sie herzlich von Mir.“
Barbara:
„Ja, Du hast uns viele, viele Seelen versprochen, o
ersetze doch, was an unserm Gebete fehlt, schmälere uns
nicht die Zahl, die Du uns bestimmt. Schenke uns doch N.
und NN. und...“
Jesus:
„Ja, alle kann Ich sie euch nicht schenken.“
Barbara:
„O gib uns, um was wir flehen, wir verlangen ja nur, was
Dich beglücken kann, was Dein Herz erfreuen kann.“
Jesus:
„Ihr seid Quälgeister.“
Barbara:
„O belohne den Glauben Deiner Kinder. Ich opfere Dir...
(lange Aufopferung). Du hast uns eine große Zahl
versprochen, o öffne das Tor, eben weil der Glaube so
arm, die Welt so lieblos, gerade deshalb öffne den Schoß
Deiner Barmherzigkeit und neige Dich herab, um Deiner
lieben Mutter und Deiner lieben Heiligen willen.“
Luise:
„Ich bitte in Vereinigung mit jener Liebe, mit der Du am
Kreuz für Deine Feinde gebetet, schenke mir vor allem N.
N. N. und meine Freunde schenkt Deine Güte mir
zweifellos obendrein.“
Jesus:
„Du sollst sie alle haben, weil du gut bist.“
Barbara:
„O was eine große Freude. Ja, es ist so, Er hat uns
wahrhaftig nicht erschaffen zu unserem Verderben. Er ist
unendlich gut und barmherzig. O wenn doch die Geschöpfe
noch Glauben hätten. O nimm hin mein Herz und vereinige
es mit Deinem Herzen, mach es so weit wie die ganze
Welt, zerteile es in so viele Stücke wie Menschenherzen
schlagen. Schau nicht auf meine Unwürdigkeit, sondern
auf Deine unendliche Barmherzigkeit, und weil Du mich
gewürdigt hast, um durch Leiden Dir Seelen zu gewinnen.
O freuet euch, denn der Himmel hat Zuwachs erhalten. O
mein Jesus, wie gut bist Du! Man hört es in der Predigt
gleichgültig an, man geht heraus und vergißt es wieder.“
Jesus:
„Aber es ist in Wirklichkeit so, wie die Kirche lehrt.
Der Himmel ist auf der Erde, in der heiligen Kirche, nur
mit dem Unterschied, daß der Himmel bei euch noch im
Streite liegt, während hier nur im Triumph der Himmel
besteht. O wie unendlich glückselig diejenigen, die es
fassen.“
Barbara:
„O mein Jesus, grüße mir recht herzlich Deine liebe
Mutter und die Meinigen.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
20 Fest
Allerheiligen 1895
Als ich am Fest Allerheiligen ganz außer mir war vor
Staunen ob der unendlichen Güte Gottes, zugleich aber
auch recht ängstlich war, ob ich denn alles glauben
dürfe, was mir mitgeteilt werde, wohnte ich der heiligen
Messe bei, in der ich auch kommunizieren wollte. Ich war
vom vorhergehenden Abend noch so abgespannt, daß ich mir
große Gewalt antun mußte, um andächtig mitzubeten. Aber
plötzlich fühlte ich, wie eine andere Gewalt sich meiner
bemächtigte und mit sich fortriß. Mein Körper wurde
gefühllos. In diesem Zustand nahte Sich die liebe Mutter
Gottes gar so lieb, und tröstend redete Sie mich an:
Maria:
„Meine Tochter! Du bist in Ängsten und zweifelst, ob du
nicht getäuscht sein könntest. Du bist es aber nicht,
Meine Tochter! Du kennst die Güte eines Gottes noch
nicht. Auch Ich war ein Geschöpf von Seiner Hand
gebildet, und daß Ich ohne Makel der Erbsünde geboren
wurde, war nicht Mein Verdienst, sondern ein
freiwilliges Geschenk Seiner Liebe. Aber zwei Tugenden
waren es, durch die Ich Mich vor allen übrigen Menschen
auszeichnete. Meine Liebe zur Jungfräulichkeit und Mein
lebendiger Glaube. Glaube nicht, Ich sei von jeglichem
Kampf befreit gewesen.
Als der Engel Gabriel Mir die Botschaft brachte, daß Ich
Mutter Gottes werden sollte, hatte Ich keinen geringen
Kampf in Mir. Ich erwog in Meinem Herzen die Bedeutung
dieser Worte und sprach zu Mir Selbst: Wie kann dies
geschehen, da Ich keinen Mann erkenne? Aber bald siegte
der Glaube über den Verstand. Überlege nun, Meine
Tochter, was dies bedeutet, und wende es auf dich an. Du
hast mit deinen Mitschwestern in diesem Mir geweihten
Monat viele Gnaden von Gott erfleht, für dich und
andere. Und weil du täglich mit ausgespannten Armen den
himmlischen Vater an das Leiden Seines Sohnes erinnert
hast, so sollst du jetzt auch sehen, wie viele Seelen
ihr aus dem Fegefeuer befreit habt. Sieh dich einmal
um.“
Und es war die Kirche voll glänzender weißer Gestalten,
Kopf an Kopf, dicht gedrängt. Unter ihnen ging
unablässig ein gar anmutiger, schöner Jüngling auf und
ab. Ich fragte ehrfurchtsvoll, wer es sei und erfuhr,
daß es mein Schutzengel sei. Nun bat ich die liebe
Mutter Gottes, mir auch die Schutzengel von meinen
beiden Mitschwestern zu zeigen. Und wirklich sah ich
einen Jüngling, der den anderen an Schönheit weit
übertraf, den von Luise sah ich aber nicht, weil sie
nicht in der Kirche war. Auf einmal gab mir die liebe
Mutter Gottes ein Zeichen, daß es Zeit sei, vorzugehen
zur Kommunionbank. Ich lud alle erlösten Seelen und
Heiligen ein, mich zu begleiten, was auch geschah, aber
die schönste Begleitung war die liebe Mutter Gottes zur
Rechten und der Schutzengel zur Linken. Als der Priester
die Hostie auf die Zunge legte, legten beide ihr Haupt,
in tiefster Ehrfurcht gebeugt, auf die Kommunionbank.
Inhaltsverzeichnis
Band 1
21 St.
Elisabeth 1895
Maria:
„Bedenke doch recht oft in dieser Zeit, mit welcher
Sehnsucht Ich auf die Geburt Meines Sohnes wartete und
mit welcher Freude Ich Mich darauf vorbereitete, weil
ich hoffte, bei Seinem Eintritt in die Welt werde Er
wenigstens von Meinen Verwandten umgeben sein, die Ihm
gleich als ihrem Gott und Herrn huldigen würden. Aber
gerade in den Tagen, als Ich Ihn erwartete, kam der
Befehl, daß Ich fort mußte, und so war Ich zur Stunde
der Geburt fern und verlassen von all Meinen Verwandten
in fremdem Land. Hätte Ich da nicht auch zweifeln
können? Aber Ich war stark, Ich habe geglaubt. So sollst
auch du alle Schwierigkeiten auf deinem Weg
durchkämpfen.“
Jesus:
„Ich habe dir schon gesagt, daß du diesen Monat Ruhe
haben wirst, aber um dich zu bestärken und vor den
Zweifeln zu behüten; statt dessen hast du Mir aber mit
deinen Zweifeln gar keine Freude gemacht.“
Barbara:
„Ja siehe, lieber Heiland, jetzt weiß ich, daß Du es
bist (durch die eben empfangene heilige Kommunion), wenn
ich aber wieder in die Welt hineinkomme, dann sind die
Eindrücke vorbei und ich denke, ich wäre getäuscht.
Jetzt sag nur Selbst, wie kann ich anders denken? Ich
hab’ auf meine Schwester gebaut, daß sie nicht mehr
heiraten werde, und jetzt hab’ ich so Angst, sie wäre
auf dem sündigen Weg.“
Jesus:
„Beruhige dich um deiner Schwester willen, sie ist nicht
auf dem Irrweg, laß sie, Ich habe es so gefügt, du
brauchst keine Angst zu haben.“
Barbara:
„Siehe, mein Jesus, N. habe ich gesagt, wie Du mir
gesagt hast.“
Jesus:
„Darüber beunruhige dich nicht, das ist eine Hitzige...,
heute so, morgen so, sie soll es einmal abwarten, ob sie
es später nicht zu bereuen hat.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
22 Dritter
Dezember 1895
„Die sich von Mir getrennt, und die gar nicht mehr an
Mich glauben, die muß Ich verdammen.“
Die ganze Natur ist verändert in Barbara, im Gegensatz
zum vorigen Monat, nachts keinen Schlaf mehr, trotzdem
morgens so früh bei der Hand und angeregt zu allem
Guten. Deshalb stand sie am 3. Dezember schon um vier
Uhr auf und war gegen fünf Uhr schon vor der C.- Kirche.
Nach der heiligen Kommunion fühlte sie die Nähe Gottes
und sagte zu Ihm: „Jetzt weiß ich, daß Du bei mir bist;
wenn ich doch nur recht wüßte, was Dir am liebsten ist,
ob ruhig hier knien bleiben oder in die Rorate-Messe
gehen.“
Jesus:
„Bleibe du heute hier, es gefällt Mir so besser, überlaß
dich Mir; denn Ich will mit dir reden.“
Barbara:
Gleich darauf war ich gefühllos. Als dann das
Allerheiligste ausgesetzt wurde, fühlte ich so Seine
Nähe, wie wenn Er als menschlicher Freund mit mir
verkehrte. Eine so lebhafte Unterhaltung entspann sich
zwischen uns beiden, daß ich, menschlich geredet, sagen
kann, daß Er mir den ganzen Kummer Seines Herzens
eröffnete, denn Er zeigte mir Seine ganze Gesinnung für
die Gutgesinnten und Seinen unbeschreiblichen Schmerz
über den Undank so vieler, die sich gar nicht darum
kümmern, daß Er ihnen zuliebe Mensch geworden sei.
Jesus:
„Siehe, Mein Kind, jetzt kommt wieder die Zeit der
Erinnerung an das große Opfer, das Ich gebracht habe,
indem Ich die Herrlichkeit Meines Vaters verließ, und so
viele, viele Menschen gehen verloren, weil sie sich
nicht daran erinnern und gar nicht an Mich glauben, und
darum auch die Verdienste des großen Opfers ihnen nicht
zugewendet werden können, und siehe, welch ein Schmerz
für Mich! Ich, Der Ich den Schoß Meines Vaters für sie
verließ und Mich ihnen gleichstellte, muß jetzt ihr
Richter sein, muß Mein Eigenes Fleisch und Blut
verdammen! Sage deinen beiden Freundinnen, daß sie Mir
helfen, Seelen retten; ihr sollt ein Herz und eine Seele
untereinander bilden, dreifach in der Person, aber eins
in der Gesinnung, wie Ich und der Vater und der Heilige
Geist; ihr könnt Mir viel helfen.“
Barbara:
„Ja, lieber Heiland, sag uns nur, was wir tun sollen,
wir wollen ja gern alles tun.“
Jesus:
„Alles, was ihr tut zur Vorbereitung auf Weihnachten,
opfert Meinem himmlischen Vater auf in Vereinigung mit
Meinen Verdiensten für die Bekehrung der Sünder; denn
der Unglaube hat sich so in der Welt ausgebreitet und
belagert die Herzen der Menschen so sehr, daß kein
Priester imstande ist, durch sein Wort, und wenn er sich
auch auf eine offene Straße stellte wie zur Zeit des
heiligen Franziskus, und wenn er sich auch aufreibt,
diese Herzen zu entfachen. Ich muß doch ein anderes
Mittel ersinnen. Seelen, Seelen, innige Seelen verlangt
Mein Herz, die sich Meiner Gerechtigkeit entgegenwerfen
und die Mir durch Reinheit ihres Wandels und durch
innige Liebe zu Mir Gewalt antun, daß Ich gezwungen bin,
im letzten Augenblick noch die Seelen zu retten; denn
denke dir, Meine Tochter, für alle Ewigkeit die Seelen
verdammen, Mein Ebenbild – wie hart das ist für Mich!“
Barbara:
„Ach, lieber Heiland, sag nur, befiehl nur, ich will Dir
ja helfen. Kannst Du meinen Undank vergessen, daß ich
diesen Monat so gezweifelt; ja ich sehe, daß Du ihn
vergißt. Ach wie bist Du so unendlich gut; ja, jetzt
glaube ich wieder, daß ich im Stande der Gnade bin,
jetzt bist Du bei mir; aber wenn Du Dich zurückziehst,
dann kommen die Zweifel und Ängste wieder, ich sei
getäuscht.“
Jesus:
„Nein, du bist nicht getäuscht, denn siehe, von all
denen, die hier in der Kirche knien, geht keines
verloren, die liebe Ich alle wie dich, alle ihre Fehler
bedecke Ich mit Meiner Liebe, aber diejenigen, die sich
von Mir getrennt, und die gar nicht mehr an Mich
glauben, die muß Ich verdammen.“
Barbara:
„Ach sag mir doch, was soll ich denn tun, daß ich Dir
helfen kann, ich will ja meinen Leib in Stücke zerhauen
lassen. Siehe, wie glücklich ich bin, daß über mich
geredet wird; ach, wenn mich nur alle verfolgten.“
Jesus:
„Willst du Mir deinen Leib in dieser heiligen
Adventszeit überlassen, dann komm, Meine Tochter, und
teile den Schmerz mit Mir, den Mir die toten Glieder an
Meinem mystischen Leib verursachen.“
Barbara:
„Mein Herz wollte brechen vor Schmerz, wiewohl es mir
ein großes Opfer war, die schöne Adventszeit zu missen,
gab ich meine Einwilligung.“
Jesus:
„Du sollst leiden für Mich, kümmere dich nicht um das
Gerede der Menschen, kümmere dich auch nicht um deine
Familie, Ich werde für sie sorgen und werde für dich
sorgen. Mache dein Krankenzimmer zu Meiner Krippe, zu
Meinem Stall, die Wände deines Zimmers zu einer Kirche.“
Barbara:
Ich stand auf und wollte nach Hause gehen, aber das
linke Bein war mir ganz gelähmt, daß ich es nachziehen
mußte. Um elf Uhr fühlte sich ihr ganzer Körper noch
eiskalt im Bett an.
Inhaltsverzeichnis Band 1
23 Erster
Donnerstag im Dezember 1895
„Die Verschmähung von seiten der weltlichen Macht ist
ihr Ruhm, ist das Zeichen, daß sie siegen werden, wie
Ich einst gesiegt habe.“
Lied: Maria sei gegrüßt...
Ich sehe Sie, wie Sie in Ihrem stillen Kämmerlein kniet
und wie der hohe Himmelsfürst vor Sie hintritt. O
Jungfrau, Du wirst sehen, was Gottes Allmacht kann! Sie
ist ganz von himmlischem Lichtglanz umflossen, und der
Himmel öffnet sich und über Ihr schwebt der Heilige
Geist und senkt Sich herab zu Ihr. Eine schneeweiße
Taube läßt Sich auf Ihr Haupt hernieder und der Glaube
und die Liebe bewirken das staunenswerte Wunder in Ihrem
jungfräulichen Leib. Sie ist Mutter geworden. Sie tritt
jetzt her zu mir.
Barbara:
„O meine Königin, o meine Mutter, gedenke, daß ich Dir
angehöre, errette mich, beschütze mich als Dein
Besitztum!“
Maria:
„Ja, Meine Tochter, höre, was Ich dir sage: Du bist die
Braut Meines Sohnes geworden und hast somit die
Verpflichtung auf dich genommen, ganz in Seine
Gesinnungen einzugehen, mit Ihm gleichen Schrittes zu
wandeln, um Seelen zu retten. Mein Sohn hat den Schoß
Seines himmlischen Vaters verlassen und ist auf diese
undankbare Welt herabgekommen, um das verlorene
Menschengeschlecht wieder für den Himmel zu gewinnen.
Siehe, mit welcher Sehnsucht die heiligen Altväter den
Tag erwarteten, wo Mein göttlicher Sohn in diese Welt
hereintreten werde, und sie sahen Ihn und haben sich
gefreut. Mein Sohn wandelte dreiunddreißig Jahre unter
ihnen, den Undankbaren.
Siehe, Meine Tochter, was hätte Er noch tun können und
hat es nicht getan für die Seinen, die Er liebte. Er hat
mit Meinem Herzblut die Kirche gestiftet und das
Angesicht der Erde erneuert. Die Kirche, die Seine Braut
ist, mußte von dem ersten Augenblick ihres Entstehens
bis auf diese Stunde den Weg wandeln, den Er gegangen
ist, sie mußte mit dem Blut der Märtyrer getränkt
werden, um Blumen und Früchte hervorzubringen, und sie
wurde immer siegreicher und entfaltete sich auf dem
ganzen Erdkreis bis zur schönsten Blüte. Aber, Meine
Tochter, teile mit Mir den Schmerz, noch nie war Seine
Kirche so bedrängt wie jetzt, noch nie war Mein Sohn so
bedrängt, wie Er jetzt ist in Seiner Kirche. Denn zur
Zeit der ersten Christen blieb das Christentum rein; der
Glaube und die Liebe unter den Gläubigen war nicht
getrübt wie jetzt; mit Freuden gaben sie ihr Blut, ihr
Leben zum Opfer hin!
Aber jetzt, o welch ein Schmerz für Meinen Sohn! Die
Lauigkeit, die Herzenskälte, hat so um sich gegriffen,
daß der Arm Seiner göttlichen Gerechtigkeit
herausgefordert ist, und Ich vermag Ihn nicht mehr
aufzuhalten.“
Barbara:
„So nimm hin, o Mutter, die Tränen Deiner armen Dienerin
und ihre Leiden, die Schmähworte, die über mich
gesprochen werden, die Stunden, die ich in stiller
Verborgenheit leidend zubringen werde, alle Schritte und
Tritte meines Lebens und erbitte mir Verzeihung aller
meiner Sünden; ich will nicht mehr meiner gedenken; ich
will mich weihen als ein Opfer der Sühne für die armen
Glieder Seines mystischen Leibes, die abgestorben, den
Weg des Lasters gehen, um Ihm einigermaßen die Schmach
zu sühnen, die sie Ihm als Glieder Seines Leibes
zufügen. O liebe, heilige Mutter Gottes, erflehe mir die
Gnade, daß mein Jesus sich würdigen möge, einen
Augenblick Seine arme Dienerin heimzusuchen.“
Jesus:
„Ja, hier bin Ich, Meine Geliebte, du Braut Meines
Herzens; du hast gezweifelt, Meine Tochter, und doch
habe Ich es dir vorausgesagt, daß Ich diesen Monat nicht
kommen werde.“
Barbara:
„Ja, Herr, weil ich eine Sünderin bin, weil ich, wenn Du
Dich zurückziehst, die Schwachheit, die Armseligkeit,
das Elend selber bin. Siehe, hier hast Du den
Paradiesmenschen an mir! Weißt Du nicht, daß Du mit den
Menschen dort umgegangen bist, und eine einzige kleine
Versuchung reichte hin, um sie zum Fall zu bringen, von
Dir wegzureißen. O verzeih mir, bedecke mich mit dem
Mantel der Liebe.“
Jesus:
„Es ist nicht Mein Wille, daß ihr jemand zulaßt außer
euch, die Ich euch erwählt habe und Meine Diener. Sie
sollen sich überzeugen, daß Ich es bin, Ich bin der
Herr, Ich habe ihnen vor langen Jahren gesagt, daß Ich
mehr Dank und Anerkennung verlange; sage du ihnen nun,
Mein Kind, daß Ich zufrieden bin mit ihnen; denn die
ganze Welt ist in einer neuen Bewegung, um die Menschen
zur Erkenntnis zu führen, daß Ich wirklich und wahrhaft
zugegen bin im Allerheiligsten Altarsakrament. Sage
ihnen auch, daß sie mit recht lebendigem Glauben, mit
fester Überzeugung, dem Wort entgegensehen sollen, das
Ich ihnen gegeben, daß die Pforten der Hölle sie nicht
überwältigen werden, daß sie mit hocherhobenem Haupt
ihren Feinden entgegentreten sollen.
Denn ihre Stirn ist bezeichnet mit dem Zeichen des
heiligen Kreuzes. Verstehst du das, Meine Tochter? Sie
kämpfen mit dem Kreuze, das Kreuz der Verachtung, der
Zurücksetzung, die Verschmähung von seiten der
weltlichen Macht ist ihr Ruhm, ist das Zeichen, daß sie
siegen werden, wie Ich einst gesiegt habe, als Ich noch
auf Erden wandelte. Darum ist es Mein Wille, daß sie mit
den wenigen Guten, die sich noch auf Erden vorfinden,
mutig voranschreiten, unbekümmert um den Spott der Welt,
unbekümmert um den Hohn der Gottlosen. Mögen sie Pläne
um Pläne schmieden, mögen sie den Untergang Meiner
Kirche täglich beschwören, Meine Kirche wird siegen, und
zwar glorreich siegen, triumphieren über alle Mächte der
Hölle!
Sag nur N., er soll sich nicht fürchten vor dem Gerede
der Menschen, er soll sich an die Worte erinnern, die
Ich einstmals gesprochen: ,Alles, was ihr dem Geringsten
Meiner Brüder...’ Diese Worte rufe Ich ihm zu, wenn er
dich in Schutz nimmt; du bist die Geringste Meiner
Brüder. Du hast dir das Leiden weder gemacht, noch ist
es der böse Feind, noch ist es eine Krankheit; Ich bin
es, Der es dir gegeben, weil du Meine Stimme gehört,
weil du die Wege gewandelt, die Ich dir vorgeschrieben,
daß du sie wandeln sollst. Nun sei zufrieden und sorge
dafür, daß sie N. zu Ohren bekommt.“
Barbara:
„Mein Jesus! Ich bitte Dich, ist es denn nicht gut, wenn
ich meine Schwestern hierher kommen lasse, um sie im
Glauben zu bestärken; denn Du weißt, auch sie brauchen
Ermunterung, auch sie sind schwache Menschen. Meine
Freundin Luise, so rate mir, was sie tun soll.“
Jesus:
„Tut, wie ihr wollt, es ist besser jetzt als später.“
Luise:
„O Herr, die Sendung der N., woher war sie?“
Jesus:
„Die N. war von Jugend auf gut, die ließ sich nur
verführen durch den Mammon des Geldes, und Ich warne
dich, Meine Tochter, je etwas anzunehmen, in welcher
Beziehung es auch immer sein mag, und wenn es auch zu
Meiner Ehre gereichen würde. Ich habe dich weder
bestimmt, Meine Kirche zu zieren, noch die Armen zu
unterstützen; deswegen habe Ich dich in die Familie
gestellt und es so eingerichtet, daß du eine Stütze
hast. Du bist nicht bestimmt, die Tabernakel
herzurichten, wo Ich wohne, deshalb ließ Ich durch
diesen Pfarrer dich das merken. Es war deine menschliche
Einmischung, daß du glaubtest, die Monstranz
restaurieren lassen zu müssen.
Ich will, daß du leidest, sühnst und betest, und daß ihr
drei eins seid untereinander. Nie sollt ihr unter euch
einen Gedanken aufkommen lassen, der Abneigung erzeugt.
Ihr sollt euch lieben, wie Ich euch liebe. Meine liebe
N., habe Mut, du wirst noch all die Hindernisse
beseitigen, du wirst auf deine Freundin N. schauen, aber
verzage nicht, Mein Kind, denn Ich liebe dich; Ich habe
Freude an dir, du hast ein gutes Herz.
Siehe, all die guten Anregungen in den Herzen so vieler
Menschen bewirkst du, und das ist jedesmal eine große
Freude für Mich. Siehe da die Landleute, die so wenig an
Mich denken, weil sie so an ihren täglichen Unterhalt
gebunden sind und dafür sorgen müssen, du gibst Ihnen
hie und da ein liebes Wort, ein kleines Zeichen der
Anerkennung, daß man sie nicht verachtet.
Ja, du hast recht, Mein Kind, nimm dich der bedrängten
Landleute an und sage es auch Meinen Dienern, daß sie,
wenn sie dem unwissenden Landvolk predigen, Mir eine
größere Freude machen als wie den verstockten Städtern,
die ihr ganzes Leben in Saus und Braus leben, während
jene ein beständiges Leben der Abtötung und Buße führen
müssen. Glücklich sind die Priester auf dem Land; o wenn
sie doch den rechten Geist Meines Herzens in sich
aufnähmen! Ihre Lage ist doch besser als in der Stadt,
wo die Laster gepflegt, die Unzucht gefördert wird und
Satan auf offener Straße einhergeht durch die Freimaurer
und die Kinder der Freimaurer, die Sozialisten.“
Inhaltsverzeichnis
Band 1
24
Herz-Jesu-Freitag im Dezember 1895
Lied: Maria Jungfrau rein..., Wie eine Blume sich
kehret...
Jesus:
„Innige Seelen verlangt Mein Herz, die sich ganz
vergessen, und die sich Mir hingeben, um Seelen zu
retten; denn so viele, viele gehen zugrunde.“
Inhaltsverzeichnis Band 1
25 Vigil
von Mariä Empfängnis 1895
„Vermehre, wo du kannst, die Ehre Meines Sohnes!“
Lied: Was kann schöner sein auf Erden...
Barbara:
„O Du süße, o Du gütige, o Du milde Jungfrau Maria,
würdige mich, Dich zu loben, o heilige Jungfrau, gib mir
Stärke gegen Deine Feinde. O lege Du mir die Worte in
den Mund, wie ich Dich heute würdig lobpreisen soll in
Vereinigung mit meinen beiden Mitschwestern, in
Vereinigung mit allen frommen Christen der Welt, die
Dich in besonderer Weise lieben und verehren, in
Vereinigung mit den neun Chören der Engel, mit allen
Heiligen, besonders allen jenen, die Dich, o Königin, o
unbefleckte Jungfrau, am meisten geliebt und geehrt
haben; besonders mit Papst Pius IX., der das Dogma der
Unbefleckten Empfängnis verkündet hat, will ich jetzt
Dein Lob verkünden.
O heilige Jungfrau, Gottesgebärerin, die Du der Schlange
den Kopf zertreten, die Du auch in unseren Tagen den
Kopf der Schlange zertreten wirst, je mehr Dein Volk
sich zu Dir flüchtet und Dich anfleht, je mehr Dein Sohn
verherrlicht wird im Allerheiligsten Altarsakrament, um
so mehr muß die alte Schlange zurückweichen und fliehen
aus dem Heiligtum, das ist die katholische Kirche.
Vor allem, o unbefleckte Jungfrau, danke ich Dir und
durch Dich meinem lieben Bräutigam, Jesus Christus, daß
Er mich arme Sünderin zu einer solchen Würde erhoben,
daß ich mit Ihm leiden darf, daß Er mir alle
Jugendsünden verziehen, die ich in so großer Anzahl, mit
so abscheulichem Undank begangen und von Herzen bereue
und beweine, ja ich danke Dir, o süße Jungfrau, und
durch Dich, meinem süßen Jesus, daß Er Sich würdigt,
einen kleinen Teil der Schmerzen, die Ihm durch die
ungläubige Welt zugefügt werden, mit Ihm zu tragen. Ganz
besonders danke ich für die Schmerzen der Seele, die Er
mich erdulden läßt, die nur ein winzig kleiner Ausfluß
jener Seelenangst sind, die Er erduldet und ausgestanden
in Seinem bitteren Leiden.
Ich danke Dir, o himmlische Jungfrau und Mutter, für die
Gnade, daß Du mir so gute Menschen gegeben, daß ich
Anteil nehmen kann an diesem Leiden; denn wenn Er mir
nicht alles so zurecht gerichtet in der Familie, wäre es
unmöglich, daran teilzunehmen. Ich danke Dir für meine
zwei Freundinnen, o belohne es ihnen, was sie für mich
tun; ich danke Dir für meine Schwestern und alle, die
sich daran beteiligen; denn es wäre ja noch viel härter,
wenn es noch wie früher wäre, wo ich ganz verlassen war.
Darum danke ich Dir, daß Du mich einen Deiner Diener
hast finden lassen, der glaubt.
Ich kann die Freude nicht schildern, die ich in
Vereinigung mit der unbefleckten Jungfrau heut empfinde,
es ist unmöglich; denn ein ganz besonderes Freudenfest
ist das Fest der Unbefleckten Empfängnis. Ein
Freudenfest für die triumphierende und die leidende
Kirche. Darum freut euch mit mir, o singet Jubellieder
mit mir; ich muß heut singen.
Lied: Hochpreiset...
Ein unaussprechlich entzückendes Fest beginnt im Himmel
heute, eine neue Krone ist um Ihr Haupt gelegt, eine
Krone, die Ihr Diener Ihr bereitet und aufgesetzt; dafür
wird er aber auch herrlich belohnt. Ich sehe einen
überaus herrlichen Thron zurechtgerichtet neben der
Himmelskönigin, ich sehe Ihren Diener Pius IX. vor Ihr
stehen; bescheiden senkt er das Haupt, als sei er
solcher Gunstbezeugung nicht würdig von seiten seiner
hohen Herrin und Mutter. Sie heißt ihn, neben Sich
setzen und er nimmt den Platz ein neben der
Himmelskönigin und macht Anordnungen und Anstalten zu
einem herrlichen Triumphzug, zu einer herrlichen
Prozession. Er ruft alle die hohen Kirchenfürsten,
Prälaten und Priester, Seelen bis zum letzten seiner
Diener, die mit ihm geglaubt und gewünscht, daß die
Himmelskönigin zu solcher Glorie gelangen möge, und sie
singen ein neues Lied, das bisher in der Kirche Gottes
noch nicht ist gesungen worden, ein neues Loblied, das
sie unaufhörlich wiederholen: ,Es sei gepriesen die
reinste, die Unbefleckte Empfängnis der heiligsten
Jungfrau!’ Das ist das Lied, das sie beständig singen an
diesem hohen Feiertag.“
Jesus:
„Und höre, Meine Tochter, Ich verlange, daß alle Kinder
der katholischen Kirche mit einstimmen in diesen Jubel,
alle, die sich freuen mit Meiner triumphierenden Kirche,
auch einstimmen in diesen Lobgesang!“
Und Pius IX. erhebt seine Stimme und spricht, daß es
weithin gehört wird:
Pius IX.:
„Seid
unbekümmert ihr Söhne der Erde, die ihr noch nicht
schaut, was ich schaue. Der Tag kommt, er kommt ganz
gewiß, wo eure Häupter hoch empor über alle eure Feinde
triumphieren werden, ihr seid die Nachfolger Jesu
Christi; bedenket es wohl, ihr habt Seine Gewalt
bekommen, ihr sollt aber auch den Weg gehen, den Er
gewandelt ist. Kümmert euch nicht um den Spott und um
den Tadel jener stolzen Häupter, die ja doch nur Würmer,
nur arme Würmchen sind, deren Herzen voll sind von
Unflat, Würmer und Gestank. Bedenket nur, der Tag des
Triumphes wird für euch kommen, so wie für jene der Tag
der Vernichtung!
Mit der alten Schlange werden sie hinabgestürzt in den
Abgrund, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht
erlischt, sie und alle ihre Kindeskinder, die aus ihnen
hervorgehen. Weil aber der Herr den Menschen erschuf,
geringer als die Engel, und darum mehr Nachsicht haben
muß mit seiner Schwachheit, so läßt Er ihm mehr Zeit,
und weil Er die Menschen liebt, weil sie aus Seiner Hand
hervorgegangen und Er ihnen einen Leib gegeben, womit
sie sündigen können, darum liebt Er sie mehr als die
Engel, wenn sie Seine Stimme hören, wenn sie so leben
wie die Engel. Sage es meinen Dienern, meinen Brüdern,
daß sie aber schauen sollen auf die Kinder der
Finsternis, und daß sie es nicht machen sollen wie jene!
Was schadet es ihnen, wenn die Gottlosen noch einige
verächtliche Blicke mehr auf sie hinwerfen, als sie
ohnehin tun. Was schadet es ihnen, wenn sie euch
zurufen: ‚Ei seht doch, welchen Träumereien,
Einbildungen, Phantasien sie sich hingeben!‘
Das macht nichts. Eine Seele, die nichts sucht als Gott
und Gott allein, kann nicht auf falschen Pfaden gehen.
Ja, sie sollen sich freuen, wenn sie Seelen finden, die
ihr Wort unterstützen durch ein gutes Beispiel und durch
Opfer und Sühneleiden und Sühneleben.
Ja, ja, die Kirche wird siegen durch das Kreuz, durch
das Kreuz Jesu Christi; denn sie hat eine mächtige
Stütze an Jener, die unter dem Kreuze steht, und das ist
jene unbefleckte Jungfrau. Deine Empfängnis, o Jungfrau
Maria, hat der ganzen Welt Freude gebracht. Ehre sei
Gott, Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Guten,
Friede, Friede auf Erden, Ehre sei Gott, Ehre sei Gott
in der Höhe! Es sei gepriesen die reinste Unbefleckte
Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria.“
Lied: Großer Gott wir loben dich...
Barbara:
„O glückselige Stunde, o mein guter Jesus! Du Bräutigam
meiner Seele, könnte ich doch in alle Herzen nur ein
einziges Quentchen jener Freude hineinleiten, die Du
denjenigen bereitest, die Dich lieben. O glückliche
Kinder der katholischen Kirche! Ja, Er verlangt nichts,
als daß ihr nur euer Herz reinigt von schwerer Sünde!
Alles andere will Er ja ersetzen. O ihr Kinder der
Kirche, o ihr gläubigen Christen, hört doch die Stimme
des Herrn, bereitet die Wege des Herrn, machet eure
Herzen rein und freuet euch. O singet Jubellieder mit
mir der Himmelskönigin, o freuet euch mit mir! O seht,
wie gut Sie ist, wie Sie ihren schützenden Mantel über
alle diejenigen hält, die noch auf geraden Wegen
wandeln, die noch glauben, noch hoffen, die noch lieben,
mögen sie noch so viel Ihn beleidigt haben.“
Maria:
„Nimm hin, Meine Tochter, dies Kränzlein von Blumen, das
Ich dir übergebe zum Lohn dafür, daß du dich jetzt zum
Opfer bringst. Ich weiß, daß du es sehr schmerzlich
empfindest, in dieser heiligen Adventszeit all die
schönen Andachten missen zu sollen. Aber siehe, welchen
Zuwachs du dafür erlangt hast an Gnaden. Du sollst bis
Weihnachten es nicht fühlen, daß du keine heilige Messe
hören kannst. Du sollst wissen, daß du Meinem lieben
Sohn viel Freude machst, indem du dich Ihm hingibst und
Seine Stimme hörst. Du sollst wachsen im Glauben, in der
Hoffnung, in der Liebe, Demut, Selbstverleugnung,
Geduld, Herzensreinheit und in allen Tugenden, die dir
noch fehlen. Alles, was dir mangelt, weißt du, Meine
Tochter, das will Ich dir ersetzen. Darum sage Ich dir,
vermehre, wo du kannst, die Ehre Meines Sohnes! Wo du
noch ein schwaches Flämmchen findest, helfe nach;
verschweige es keineswegs bei deinen Verwandten und
Bekannten, was der Herr an dir getan; denn wisse, daß
Ich deine Beschützerin bin, daß Ich nicht zulasse, daß
du irgend etwas dir zueignest von den Gnaden, die der
Herr dir verliehen!“
Barbara:
„O Du, meine Gebieterin, unsere vielgeliebte
Herrscherin, unsere Königin und Mutter. Höre, Du Zierde
unseres Geschlechtes! O wie können wir stolz sein, daß
wir eine solche Königin aus unserem Geschlecht
hervorgegangen wissen. Du bist die Einzige unter dem
Menschengeschlecht; keiner der Männer steht so hoch wie
Du! O laß nicht zu, daß ich im Glauben wanke, gib mir
doch ein Fünklein Deines Glaubens, der Dich beseelte,
als der Engel Dir die frohe Botschaft brachte, ein
Fünklein jenes Gottvertrauens, das Du bei all Deinen
Leiden bewahrt, jener Liebe, die Ihn vom Himmel herabzog
in Deinen Schoß. Du bist die Erhabenste unseres
Geschlechtes. Ja sehet, ihr Männer, die ihr euch rühmt,
Nachfolger Jesu Christi sein zu können, seht, ob nicht
aus unserer Mitte die Zierde des Menschengeschlechtes
hervorgegangen ist.“
Jesus:
„Unter den Männern hat es schon viele gegeben, die Mein
Herz durchbohrten, weil sie Mich verleugnet und ihre
eigenen Wege gingen.“
Barbara:
O denkt, daß wir gleichen Schrittes miteinander gehen
müssen, um die heilige Kirche zu unterstützen, um die
große Aufgabe zu vollenden, die ihr gestellt ist.
Jesus:
„Darum tragt eure Häupter nicht so hoch, vereinigt euch
mit den armen, schwachen Frauen und geht mit ihnen Hand
in Hand vorwärts dem großen Ziele zu, das euch gesteckt
ist: Die Kirche zum großen Sieg zu bringen, Heilige zu
bilden, daß es noch in keinem Jahrhundert so viele
Heilige gegeben hat, wie in diesem Jahrhundert es geben
soll, geben wird, geben muß, weil noch nie die Kirche so
bedrängt war, wie sie jetzt ist. Dies alles mußte so
kommen, weil Ich es vorausgesagt habe. Und nun lebe
wohl, Meine Tochter, und freue dich mit allen Kindern
der heiligen, katholischen Kirche und kränke dich nicht,
und kümmere dich nicht und warte bis nächsten
Donnerstag, bis Ich wiederkomme.“
Barbara:
„Danke Dir, o mein Jesus!“
Helfen
Sie uns bei der Verbreitung dieser Schriften.
Alle
Schriften und Broschüren und ihre Verbreitung wird
aus Spendenmitteln finanziert.
Umfasst sieben
Bände „Offenbarungen an Barbara Weigand“ und daneben
weitere Bücher.
|
Gemäss einer Botschaft an Barbara Weigand sollen
alle Schriften
unentgeltlich verbreitet werden. |
Spendenkonto:
Kreissparkasse Köln Neumarkt 18-24
50667 Köln
BIC/SWIFT: COKSDE33XXX
IBAN: DE82 3705 0299 1191 0910 37 |