Band 5
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382 Am 3. Dezember 1900
„Und weil er plötzlich gestraft wurde,
der Mensch aber eine ganze Lebenszeit vor sich hat zu
wählen, so läßt Gott Satans Reich neben dem Seinigen
solange die Welt steht; somit ist er entschädigt.“
Barbara:
Am Tage vor dem Fest der heiligen
Barbara wurde ich heute in der Neun-Uhr-Messe plötzlich
von einer unsichtbaren Macht ergriffen und sah meine
heilige Namenspatronin mit der heiligen Katharina, die
mich freundlich einluden, ihnen zu folgen. Wir traten in
einen Garten ein, der so unbeschreiblich schön war, daß
es mit Worten nicht wiedergegeben werden kann. Die
Blumen hatten die Kelche weit geöffnet, waren weiß und
sahen den Lilien ähnlich. Auch herrliche grüne Pflanzen
sah ich. Verwundert schaute ich mich um, ob dies
vielleicht doch nur eine Einbildung sein könne. Dies
merkten meine zwei himmlischen Begleiterinnen, und die
heilige Barbara sagte:
Heilige Barbara:
„Du weißt nicht recht, wie dir zumute
ist. Du glaubst, getäuscht zu sein. Aber wisse, um sich
der Fassungskraft der Menschen anzupassen, zeigt der
liebe Gott Sich Seinen treuen Kindern nur in Bildern und
Gleichnissen, wie der Sohn Gottes auch tat, als Er
persönlich zu den Menschen redete. Was du hier siehst,
ist nur bildlich gezeigt und deutet auf den Lohn der
Tugend, welche die verklärte Seele im sterblichen Leben
geübt hat.“
Barbara: Ich
war tief beschämt über die Liebenswürdigkeit meiner
heiligen Namenspatronin und der heiligen Katharina und
sagte: „Ich schäme mich wirklich vor euch, weil ich euch
das Jahr über so wenig verehre, während ihr mir doch
immer so lieb und treuherzig erscheinet und durch
Zureden schon so viele, wunderschöne Belehrungen gegeben
habt.“
Heilige Barbara:
„Wisse, daß wir Heiligen Gottes mehr auf
die Gleichheit der Gesinnung sehen zwischen uns und
denjenigen, die auf unseren Namen getauft sind, oder uns
um besonderen Schutz anrufen. Durch diese Gleichheit der
Gesinnung tritt eine Seele mit uns in engere Verbindung,
als wenn sie uns mit bloßem Lippengebet verehrt. Da du
und deine beiden Freundinnen aber so gesinnt seid, wie
wir auf Erden gesinnt waren, so wollen wir auf alle
mögliche Weise euch unterstützen. Unsere Gesinnung war
wie die eurige: Nur Gott allein zu lieben und Ihm zu
dienen. Und weil die Gefahren so groß sind in der
jetzigen Zeit, so ermüdet nur ja nicht im Kampfe. Alle,
die mit euch in Verbindung treten, reißet mit euch fort
zur Gottesliebe. Wehe der Seele, die es einmal erkannt
und sich wieder zurückzieht. Sie wird vom Strudel der
Gottlosigkeit ergriffen und mit fortgerissen. Aber
umgekehrt, wer sich fest an euch anschließt, wird auch
die richtige Auffassung des Erdenlebens in sich
aufnehmen.“
Barbara: Als
ich nun ein langes Bittgebet machte, wo ich alle meine
Angehörigen und Freundinnen usw. ihrem besonderen Schutz
empfahl, sagte die liebe, heilige Barbara:
Heilige Barbara:
„Grüße mir recht herzlich deine zwei
Freundinnen und sage ihnen, daß ihr ein Damm sein müßt,
von dem die Wasser des Unglaubens abprallen. Ihr müßt
die Gottesliebe und einen tieflebendigen Glauben bei
allen, die mit euch in Verbindung treten, so
herausleuchten lassen aus euren Gesinnungen und
Handlungen, daß, wer noch ein unverdorbenes Herz
besitzt, zur Tugend angespornt wird, denn die Christen
der heutigen Welt sind so vom Unglauben angesteckt, daß
sie sich von den wirklich Ungläubigen nur noch
unterscheiden wie der ausgetretene Fluß von dem
wirklichen Strom, denn wie das Wasser eines
ausgetretenen Flusses an beiden Ufern das Land
überschwemmt und in gleicher Richtung mit dem Fluß
fortfließt, so lassen sie sich vom Unglauben überfluten
und mit fortreißen; sie stehen im Unglauben wie der
wirkliche Strom.
Darum glücklich die Seele, die sich
anschließt an eure Gesinnung. Sie wird den Damm bilden
helfen, an der die Wasser des Unglaubens abprallen
müssen. Denn solange die Welt steht, wird das Reich
Satans neben dem Reich Jesu Christi stehen, weil Er als
gerechter Gott Satan Gelegenheit geben muß zu erkennen,
daß Er Seine Geschöpfe gleich behandelt; die Menschen
haben dieselbe Prüfung zu bestehen wie er. Und weil er
plötzlich gestraft wurde, der Mensch aber eine ganze
Lebenszeit vor sich hat zu wählen, so läßt Gott Satans
Reich neben dem Seinigen, solange die Welt steht; somit
ist er entschädigt. Glücklich derjenige, der dieses
erfaßt; dieser wird nicht irre an Seiner Gerechtigkeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
383 Fest der hl. Barbara am 4. Dezember
1900
„Wenn man sich mal hingegeben zu
Verdemütigungen und sich dem Opferleben preisgegeben
hat, daß man keine Leiden scheut, dann fängt die
Gnadenkette an.“
Barbara:
Bei der Vorbereitung zur heiligen
Kommunion war ich noch voller Zweifel und Ängste. Als
ich aber vortrat, war alles weg, alles war himmlisch.
Ich vereinigte mich mit der heiligen Barbara und meinen
himmlischen Freundinnen und sagte: „Jetzt begleitet mich
und setzt eure Tugenden für mich ein.“
Da sah ich mitten im Chor ein großes
Kreuz von Gold, das strahlte einen Glanz aus wie
feuriges Gold. Hinter dem Altar her kam eine große
Prozession, die kein Ende nahm, angeführt von der lieben
Mutter Gottes. Die ganze Luft der Kirche ward überfüllt
mit Heiligen.
Jesus: „Weil
die liebe Mutter Gottes die Erste gewesen ist, die den
jungfräulichen Stand gelobt und ihn aber erst unter dem
Kreuz geboren hat, so siehst du das Kreuz aufgerichtet,
weil die Jungfrauen sich alle unter das Kreuz flüchten
müssen und es umklammern sollen. Seit der Zeit ist der
jungfräuliche Stand ein Ehrenvorzug in der Kirche und im
Himmel.“
Barbara: So
gingen fast eine Stunde in Belehrungen hin, die ich alle
vergessen habe. Dann trat die heilige Barbara hervor und
sagte:
Heilige Barbara:
„Es erschreckt dich, daß du keinen
Beichtvater hast, der dir zustimmt. Das ist nicht
notwendig. Das hatte auch ich nicht; denn als ich mich
als Christin bekannt hatte, da sperrte mich mein Vater
drei Jahre in einen Kerker und ich hatte keinen Trost
von irgendeinem Priester. Ich mußte alle Ängste und
Zweifel Gott zuliebe in mir selbst auskämpfen; ich kam
mit keiner Seele zusammen, mit der ich hätte vom
Christentum sprechen können. Und deshalb, weil ich drei
Jahre ausgehalten in meinen Zweifeln und Ängsten, so
habe ich von Gott, der mich in der letzten Stunde durch
einen Engel mit dem Heiligsten Sakrament speisen ließ,
die große Gnade erlangt, daß ich allen Sterbenden zu
Hilfe kommen darf, wenn sie mich mit Vertrauen anrufen
und meine Hilfe erbitten. Probiert es nur, wenn ihr in
Zweifeln und Ängsten seid, ob ich euch nicht zu Hilfe
kommen kann. Sage dies allen Seelen zum Trost, daß man
nicht verzagen soll, wenn man niemand zur Seite hat.
Wenn man einmal befestigt ist im Tugendleben, daß man
weiß, was man anstreben will und soll, so braucht man
keine Bestätigung von einem Priester. Es ist sehr
verdienstlich vor Gott, wenn man so aushält ohne Trost
wie du jetzt.“
Barbara: „Ich
kann nicht begreifen, woher ich das Glück habe, so
belehrt zu werden, da ich nicht viel mehr als andere
tue, die noch frömmer sind als ich. Ich bin ein
weltliches Mädchen gewesen und den Heiligen wenig
nachgefolgt.“
Heilige Barbara:
„Du brauchst keine Angst zu haben, daß
du nicht mit uns vereinigt wirst. Auch ich habe in
meiner Jugend Gott nicht gedient. Es kommt auf den
Zeitpunkt an, wo der Mensch es erfaßt und sich Gott
hingibt. Deshalb brauchst du dich nicht zu wundern, weil
du nicht viel mehr als andere tust und doch so große
Gnaden erhältst. Wenn der Mensch noch so unschuldig
gelebt und ist träg und lau im Dienste Gottes, so bringt
ihn das nicht viel vorwärts. Es ist aber sehr hoch bei
Gott angeschlagen, wenn man sich Demütigungen aussetzt
und sich nicht vor ihnen scheut. Die meisten Seelen
schlagen aus Furcht vor solchen die größten Gnaden aus.
Wenn man sich mal hingegeben zu Verdemütigungen und sich
dem Opferleben preisgegeben, daß man keine Leiden
scheut, dann fängt die Gnadenkette an. Weil du nichts
danach gefragt und dich hingegeben, so folgt jetzt Gnade
an Gnade, wie sich in einer Kette Glied an Glied reiht.
Das war auch bei dir nicht gleich der Fall, sondern du
mußtest es dir erst jahrelang verdienen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
384 Am 6. Dezember 1900
„Diese Wunde haben deine Vorgesetzten
Mir geschlagen dadurch, daß sie dich als hysterische
Person darstellen.“
Barbara:
Ich wohnte einer heiligen Messe in der
St.-Ignatz-Kirche bei. Bei der Aufhebung der heiligen
Hostie wurde ich zur Vereinigung mit dem Herrn
zugelassen, und ich sah den Herrn aus dem Tabernakel auf
mich zukommen. Er schien so traurig, daß ich weinen
mußte und Ihn fragte, was denn die Ursache Seiner
Traurigkeit sei. Ich bat und flehte: „O komme doch näher
her zu mir, ich will Dich entschädigen. Sage mir nur,
was ich tun kann. Nicht wahr, die Schuld ist, weil die
Kirchen so leer sind?“
Jesus würdigte Sich, ganz in meine Nähe
zu kommen. Er lüftete Sein Gewand, und ich konnte eine
tiefe Wunde sehen, die ganz frisch blutete. Er drehte
Sich um, und ich sah Seinen Nacken ganz zerschlagen.
Jesus: „Weißt
du, wer Mich so zugerichtet hat? Das sind nicht die
Ungläubigen, die Mich hinausgeschafft haben, die haben
Mich vergessen; das sind vielmehr die lauen Christen,
und daran sind deine Vorgesetzten schuld. Diese Wunde
haben deine Vorgesetzten Mir geschlagen dadurch, daß sie
dich als hysterische Person darstellen. Im Anfang, als
es in die Öffentlichkeit hinausdrang, da glaubten viele
und gaben sich Mühe, Mir zu dienen, aber durch ihr
Urteil ist alles zurückgegangen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
385 Fest der Unbefleckten Empfängnis
1900
„Weil sie alle wissen sollen, daß Ich
der Herr bin, und daß sie Mir unterworfen sind.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion beklagte ich mich sehr beim Herrn
wegen dem Rückgang einiger Personen, die sich uns
angeschlossen hatten und die, nachdem mich die Priester
als hysterische Person erklärt hatten, nichts mehr
wissen wollten von einer tiefgehenden Frömmigkeit und
sehr lau wurden. Noch mehr betrübte ich mich, daß die
schönen Roratemessen so wenig besucht wurden. Ich war
betrübt über die Maßen und machte dem Herrn auf
zärtliche Weise Vorwürfe, daß ja auch Er meinen
Vorgesetzten noch draufhelfe, daß sie wähnten, ganz in
ihrem Recht zu sein, weil manches nicht in Erfüllung
gehe.
Gepriesen sei der Herr, der sich nicht
schämt, Seine Geheimnisse einem so armseligen Geschöpf
zu erschließen. Er zeigte mir, daß, solange die Welt
bestünde, es immer Geheimnisse gebe, welche die Menschen
nicht begreifen, gerade so, wie es im Himmel gewesen
wäre, so wäre es auch in der Kirche und so bliebe es bis
zum Ende. Es wäre ein großer Schaden, daß die Priester
das innere Leben und diejenigen, die es üben, nicht
befördern. Der Herr zeigte mir den Schöpfungsplan und
wie Er Sich bei allem, was Er tue und je getan habe,
Sein Eigentumsrecht vorbehalte vom ersten Augenblick an,
wo Er angefangen habe, ein Geschöpf ins Dasein zu rufen,
bis zum letzten am Weltenende. Deshalb müßten alle sich
erproben. Im Himmel habe Er Seine Pläne nur so weit
erschlossen, als es für Seine Geschöpfe zugänglich
gewesen wäre, nämlich um eine Prüfung zu bestehen.
Jesus: „Wenn
sie auch mit Mir im Rate sitzen, so behalte Ich Mir doch
die Unterwerfung unter Meinen göttlichen Willen vor. Als
Ich den Himmel erschuf mit seinen Geschöpfen, da erschuf
Ich sie gut, und als Ich die Welt erschuf mit dem König
der Schöpfung, da war wieder alles gut. Und wenn du
fragen wolltest: ‚Ja, Herr, warum ließest Du zu, daß
diese Geschöpfe im Himmel und auf Erden böse wurden, da
du sie doch gut erschaffen?‘, so antworte Ich dir, weil
sie alle wissen sollen, daß Ich der Herr bin, und daß
sie Mir unterworfen sind, und daß Ich Mir das
Eigentumsrecht nicht nehmen lassen will. Darum mußten
alle, auch die Engel, die im Rate zugegen waren, als Ich
den Plan faßte, den Menschen zu schaffen, zeigen, ob sie
gewillt seien, sich Meinen Plänen zu unterwerfen. Und
zwar tat Ich dies, weil Luzifer und ein großer Teil der
Engel stolz war. In ihrer hohen Stellung wollten sie Mir
gleich sein und nicht zugeben, daß noch ein Geschöpf
neben ihnen existiere, dem sie sich unterwerfen müßten.“
Barbara: „O
Herr, da Du doch wußtest, daß viele Deiner Geschöpfe
Dich nur beleidigen, wäre es dann nicht besser, wenn Du
kein Geschöpf hättest?“
Jesus: „Dies
wollte Ich dir heute zum Troste sagen, daß Ich diese
Geheimnisse, die nur Meiner Majestät zustehen, keinem
Geschöpfe erschließen werde. Die Engel mußten durch
demütige Unterwerfung ihre Prüfung bestehen und der
Mensch durch den Glauben. Darüber kann niemand hinweg,
auch wenn er auf dem päpstlichen Stuhle sitzt. Allen zur
Warnung, die so viel kritisieren über solche
Geheimnisse: Die Vorgänge im Himmel, bevor Ich die Welt
erschaffen habe, sind nur ein Vorbild für Meine heilige
Kirche gewesen, die Ich auf Erden habe stiften wollen.
Wie Ich dort Meinen Engeln nicht alles zu gleicher Zeit
kundgetan habe, sondern nur nach und nach, um ihnen
Gelegenheit zur Selbstprüfung zu geben und so ihren
Willen Meinem Willen zu unterwerfen, so tue Ich in
Meiner heiligen Kirche immer nach und nach, je nach
Bedürfnis der Zeit und der Menschen, Meine Geheimnisse
erschließen.“
Bei der sakramentalen Prozession vor dem
Hochamt in der S.-Kirche sah Barbara die liebe Mutter
Gottes ganz in Weiß gehüllt. Schuhe und alles an Ihr war
weiß. Um die Lenden hatte Sie einen goldenen Gürtel mit
Edelsteinen besetzt, der einen unbeschreiblichen Glanz
ausstrahlte. Barbara wurde mitgeteilt, der goldene
Gürtel bedeute das innige Verhältnis, in dem Sie zu der
Heiligsten Dreifaltigkeit steht vermöge Ihrer
unbefleckten Empfängnis; die kostbaren Verzierungen und
hellstrahlenden Edelsteine bedeuten die Unversehrtheit,
mit der Sie Sich vor jeder wirklichen Sünde bewahrte,
und deshalb von Tag zu Tag durch ein innigeres Band mit
Gott vereinigt wurde; das blendend weiße Gewand bedeute
die Unschuld und Reinheit Ihres ganzen Lebens und
Strebens; die schönen weißen Schuhe versinnbilden, wie
züchtig rein und geregelt alle Ihre Schritte waren und
wie heilig der Gang Ihres ganzen Lebens.
Die heilige Barbara kam Barbara
entgegen, um sie mitzunehmen und sagte, Barbara möge ihr
folgen. Barbara ging mit bis an ein Tor, das in einen
unendlich schönen Raum führte. Sich schämend sagte sie:
„Laß mich wieder zurückgehen, denn dahin passe ich nicht
mit meinen Unvollkommenheiten.“ Die heilige Barbara ging
hin zur lieben Mutter Gottes, die auf einem goldenen
Throne saß (an Ihrer Seite war ein Thron für Papst Pius
XI. hergerichtet), und meldete ihr die Schüchternheit
von Barbara.
Maria: „Geh
hin und sage ihr, Ich wolle alle ihre Unvollkommenheiten
zudecken. Sie hat mich die neun Tage gebeten, ihr auch
einen Strahl von Meiner Freude zukommen zu lassen und
diesen soll sie haben, indem Ich ihre Unvollkommenheiten
bedecke. Sie soll frei sein wie ein Kind nach der
Taufe.“
Barbara wurde mit in den Raum geführt.
Es schellte zur heiligen Wandlung, und es ging ein
Strahlenglanz vom Tabernakel aus, der Barbara ganz
einhüllte und auch Lieschen und Luise wurden
hineingeschoben. Von der lieben Mutter Gottes flossen
Strahlen aus wie von einer Sonne. Im Anfang konnte
Barbara Sie vor Glanz nicht sehen. Erst als Barbara
gereinigt war, konnte sie Sie sehen. Sie war so schön,
daß man kein menschliches Wesen sich so schön denken
kann. Sie war in dem blendenden Glanz, und doch war
alles ganz weiß an ihr.
Maria: „Alle,
Päpste, Bischöfe oder wer immer wie ihr zur
Verherrlichung Meines Sohnes oder zu Meiner Ehre etwas
durchführt hat wie Pius XI., daß die Kirche immer wieder
neue Anregungen hat aus dem Leben Christi oder dem
Meinen, der hat im Himmel ganz besondere Belohnungen.
Ihr dürft nicht irre werden.“
Barbara:
Unbeschreiblich schön war der Anblick zu sehen, als bei
der Wandlung die liebe Mutter Gottes den Thron Ihrer
Herrlichkeit verließ und Sich an die unterste Treppe am
Altare niederkniete, um Ihren göttlichen Sohn anzubeten.
Dies ergriff mich dermaßen, daß ich zu mir kam. Ich
schaute auf den Altar und sah, daß das erste Zeichen zur
heiligen Wandlung gegeben war. Der Herr erklärte mir,
wie wichtig es sei, immer und immer wieder gute
Anregungen herbeizubringen, weil beständig zwei Reiche
um den Menschen ringen.
Jesus: „So
wie Ich ringe um den Menschen, weil Ich ihn erschaffen
habe nach Meinem Ebenbild und das Recht auf ihn habe, so
ringt auch Satan um ihn aus Haß, Neid und Zorn, weil er
so plötzlich gestraft und seines Glückes beraubt wurde.
Aus lauter Gütigkeit, weil Ich Satan zeigen will, daß
Ich mit Meinen Geschöpfen gleich verfahre, habe Ich ihm
Macht gegeben, an den Menschen heranzutreten. Der Mensch
hat zwei Prüfungen zu bestehen sein ganzes Leben lang:
Von Mir und von Satan, und Ich stürme nicht allein auf
den Menschen ein, sondern je länger die Welt besteht,
desto mehr Menschen verbinden sich mit Satan, so daß der
Kampf immer entsetzlicher wird. Deswegen biete Ich alles
auf und setze alles ein, um dem Menschen Gelegenheit zu
geben, immer wieder sich aufzuraffen, um ihm zu zeigen,
daß er im Kampf nicht allein steht. Deshalb bedaure Ich
es so sehr, daß die Kinder der katholischen Kirche so
bearbeitet werden von ihren Priestern, daß sie nicht
Hand in Hand miteinander gehen.“
Barbara: Die
liebe Mutter Gottes sagte, der himmlische Vater habe
schon von Ewigkeit her bestimmt und vorausgesehen und
den Plan gefaßt, ein Reich zu gründen und das wäre
Eigentum Seines Sohnes, das Reich Christi auf Erden.
Darum käme es sehr darauf an, wie sich die Glieder
dieses Reiches vervollkommneten.
Diese ganze Belehrung war eine
Ermunterung, im Glauben festzustehen, wenn auch hie und
da etwas vorkomme, das nicht so zutreffe, wie wir es uns
zurechtgelegt hätten. Geheimnisse ließe Er allen Seinen
Geschöpfen immer offen, sowohl den sichtbaren Geschöpfen
wie auch Seinen unsichtbaren Geschöpfen, diesen, um
ihnen das Verdienst der Unterwerfung unter Seine Pläne,
und jenen, um ihnen das Verdienst des Glaubens zu
ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
386 Am 15. Dezember 1900
„Alles, was Ich in den Schriften
niedergelegt habe, das habe Ich nur getan, um die Welt
noch aufzurütteln vor dem großen Fall, vor dem sie
steht.“
Luise hatte Barbara ein Arzneibuch
gezeigt, in welchem unter dem Titel von
Nervenkrankheiten auch die Ekstase aufgeführt war. Es
hieß dort: „Während die Phantasiebilder der Melancholie
durchweg gräßlichen Inhaltes sind, schweben dem
Ekstatischen liebliche und entzückende Bilder vor. Er
glaubt im Himmel zu sein, von Engeln und Heiligen
umgeben, oder fühlt sich zu erhabenen und beglückenden
Aufgaben auserwählt. Wonne und Beseligung erfüllen ihn
und machen ihn gleichgültig gegen alles, was mit ihm und
um ihn geschieht, oder versetzen ihn in einen geradezu
kataleptischen Zustand.“
Bei der Katalepsie hieß es: „Ekstatische
und somnambule Zustände und Visionen, wobei die
Patienten absonderliche Reden führen, mit Heiligen oder
Verstorbenen konversieren, singen und phantasieren,
kommen auch bisweilen vor. Nachher wissen die Kranken
nichts von allem Vorgefallenen. Diese Krankheit ist noch
heute ein Buch mit sieben Siegeln, ein geheimnisvolles,
physiologisches Phänomen, das seiner Lösung harrt. Wo
ist der Alexander, der diesen gordischen Knoten
durchhaut?“
Weil nun Barbara sich ängstigte,
antwortete der Herr am folgenden Tag in der heiligen
Kommunion wie folgt:
Jesus:
„Alles, was Ich in den Schriften niedergelegt habe, das
habe Ich nur getan, um die Welt noch aufzurütteln vor
dem großen Fall, vor dem sie steht; denn die katholische
Kirche ist der Mittelpunkt der ganzen Welt, an der Ich
noch Meine Freude habe und um derentwillen Ich die Welt
noch verschone. Aber in den letzten Jahrhunderten ist
die katholische Kirche so gefährdet durch den Unglauben,
den die ungläubige Wissenschaft verbreitet, die fast
durchwegs alle katholischen Priester in sich aufgenommen
haben, daß nämlich das Leben einer frommen Seele weiter
nichts sei als Hysterie und krankhafte Erzeugnisse des
Geistes.
Deshalb habe Ich dir gestern zeigen
lassen, wie die Ärzte das Leben einer frommen Seele
hinstellen. Die Priester, Meine Diener, wissen nicht,
welches Gift sie da in sich aufnehmen; denn indem sie
zugeben, daß eine Seele, die sich Mir ganz hingegeben
hat, wirklich in solche Krankheitszustände geraten sei
und alles, was Ich in ihr gewirkt habe, nur krankhafte
Zustände seien, werfen sie dadurch auf das ganze Leben
Meiner Diener und Dienerinnen, die je gelebt haben,
einen dunklen Schatten. Denn alle Heiligen gehen
denselben Weg und sind denselben Weg gewandelt wie ihr,
und Ich habe in ihnen dieselben Wirkungen bewirkt wie in
dir.
Deswegen habe Ich dies alles so deutlich
in deinen Schriften erklärt, was eine Seele tun muß, die
zur Vereinigung mit Mir gelangen will, und wie leicht
sie das kann, und Ich habe dich deswegen alles laut
sprechen lassen, damit es der Kirche klar übermittelt
wird, weil Ich schon zum voraus warnen und das beseitigt
haben wollte in der Kirche.
Jedes Wort, das Ich mit dir gesprochen,
das in den Schriften niedergelegt ist, ist nur ein
Beweis dafür, daß Ich dasselbe, was Ich früher gewirkt,
auch jetzt noch wirke, und was Ich jetzt wirke, auch
früher gewirkt habe in den einzelnen Seelen, und wenn
man dieses verwirft, man das Leben aller Heiligen, aller
Diener Gottes in dunkle Schatten stellt und verwirft.
Ich will das geändert haben. Ich will, daß Meine Kirche
nicht mit der ungläubigen Welt hält. Meine Kirche muß
glauben und handeln wie sie früher geglaubt und
gehandelt hat, daß eine Seele, die sich Mühe gibt, Mir
zu gefallen, auch wissen darf, daß sie auf dem rechten
Weg ist. Durch ihr jetziges Verhalten wird der Kirche
mehr Schaden zugefügt und lassen sich mehr Seelen
abschrecken von einem guten Leben, als Satan mit seiner
ganzen Macht fertigbringt; denn nur um der gerechten
Seelen willen halte Ich die Welt.
Damit Meine Diener erkennen können, daß
Ich es bin, bin Ich augenblicklich, als sie erklärten,
alles sei Hysterie, weggeblieben, damit sie klar sehen,
daß es nicht so ist. Wenn sie es aber nicht erkennen
wollen, wird eine furchtbare Strafe über die Kirche
verhängt. Sage es ihnen, sie mögen es sich nur merken.
Ihr aber, werdet nicht irre an euch selbst. Du ängstigst
dich immer, daß du nicht genug tun würdest, als müßtest
du noch mehr tun, das ist Irrtum.
Ich habe in den Schriften angegeben, was
Ich verlange. Darin findet ihr, daß, wer so handelt,
nicht so hoch zu gehen braucht, wie A. sagt. Er kann
ganz schön weitergehen, um zur höchsten Vollkommenheit
zu gelangen, und zwar habe Ich ganz leichte Mittel
angegeben, daß viele sich entschließen, den Weg zu
wandeln. Deshalb sage Ich immer wieder, Ich verlange das
nicht, damit viele sich aufraffen, weil jetzt die
Menschheit zu verzärtelt ist und auch die Naturen der
Menschen nicht mehr so stark sind, weil die Menschheit
dem Untergang entgegengeht.
Da ist alles wie eine Pflanze, wenn sie
abstirbt. So ist es mit der Menschheit. Deshalb verlange
Ich nicht mehr, was in den Legenden steht und was die
Heiligen früher geleistet. Und doch kann man auf
dieselbe Stufe gelangen, wenn man befolgt, was Ich
angegeben habe, weil Ich jetzt alles höher veranschlagen
muß, was der Mensch tut, weil das Verderbnis der Welt zu
groß ist; denn Ich verlange nur ein sündenreines Leben,
das Mir mehr wohlgefällt als alle äußeren Übungen.
Deshalb muß Ich Mich der Menschheit anpassen. Du glaubst
immer noch, nicht genug zu tun. Ihr müßt wissen, daß
Meine Kirche das Bußgewand angelegt hat, und Ich Selbst
habe das Bußgewand um eure Seelen geschlungen. Deshalb
hast du die vielen Ängsten. Das ist deine Buße, und weil
Lieschen am liebsten beten möchte, habe Ich ihr etwas in
die Quere geschickt, daß sie jetzt gehindert ist, die
Kirchen so fleißig wie sonst zu besuchen, und Luise
schickte Ich mancherlei, was ihrem Willen entgegen ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
387 Am 20. Dezember 1900
„Wofür bin Ich denn im Tabernakel?“
Barbara war in sich unruhig, ob sie
recht gehandelt, indem sie bei Gelegenheit einige
Bemerkungen ihrem Beichtvater gegenüber gemacht hatte.
Der Herr tröstete sie nach der heiligen Kommunion mit
folgenden Worten:
Jesus: „Wofür
bin Ich denn im Tabernakel? Doch nicht für die
Holzwände, sondern um in die Menschenherzen
hinabzusteigen. Und warum steige Ich hinab? Um mit ihnen
zu reden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
388 Am 22. Dezember 1900
Barbara war bei einem sterbenden
Liebesbundmitglied, einem Dienstmädchen von
einundzwanzig Jahren. Während Barbara mit den
Umstehenden betete, sah sie plötzlich die liebe Mutter
Gottes, wie Sie beide Hände schützend auf das Haupt der
Kranken hielt. Auch der liebe Heiland kam herbei, sprach
jedoch nichts, sondern schien nur mit Freuden die Seele
des Mädchens zu besehen, die Er lange Zeit betrachtete.
Auch Barbara durfte dessen Seele sehen; die glänzte wie
die Sonne. Der Herr bedeutete Barbara jedoch, daß sie
heute noch nicht sterbe, wie alle meinten, sondern noch
leiden solle, um Ihn zu trösten. Bei ihrem Eintritt in
den Himmel werde Er sie trösten.
Inhaltsverzeichnis Band 5
389 Am 23. Dezember 1900
Ein Liebesbundmitglied starb zwei Tage
vor Weihnachten mit großer Freude und inniger Sehnsucht
nach dem Herrn ganz ohne Todeskampf, abends gegen zehn
Uhr. Die Krankenschwester sagte, man hätte der Kranken
keine größere Freude machen können als zu sagen: „Anna,
du darfst bald sterben!“ Dann habe sie aufgejubelt und
selig gelächelt. Als der Atem ihr schon ausblieb, rief
sie der Schwester voller Freude zu: „Schwester, ich darf
sterben, ich darf sterben.“ Zum letzten Mal als sie
atmete, rief sie: „Schwester, eben gehe ich in den
Himmel“, neigte das Haupt und starb im Lächeln. Die
Schwester sagte, sie sei schon bei vielen Sterbenden
gewesen, aber so einen schönen Tod habe sie noch nicht
gesehen. Alle ihre Gelenke waren nach dem Tod biegsam.
Anderen Morgens bei der heiligen Messe
erschien sie Barbara; zuerst als weiße Taube und
flatterte um das Haupt von Barbara herum.
Barbara: „Wer
bist du denn, etwa die Anne?“
Die Taube verschwand, und Barbara sah
die Verstorbene, welche glänzte wie eine Sonne. Bei der
heiligen Wandlung kniete sie sich an den Fuß des Altars
nieder, um anzubeten. Vor lauter Ehrfurcht, Freude und
Dank gegen Gott schwebte sie wie ein Engel auf und
nieder. Dann kam sie zu Barbara und sagte: Anne:
„Euch allein habe ich es zu verdanken, daß ich in einer
solchen Glorie bin, sonst hätte ich nie ein solches
Glück verdienen können. Sage doch P. Felix, wenn der
Liebesbund solche Früchte zeitigt, daß Seelen in ganz
kurzer Zeit sich zur höchsten Stufe der Vollkommenheit
emporschwingen können, wie soll man da noch
Menschenfurcht haben und den Geist zurückhalten, anstatt
ihn zu befördern? Wie braucht man sich da noch zu
besinnen? Glauben sie denn nicht, daß es der Mühe wert
ist, viele solcher Seelen zu bilden, wenn doch der Herr
um einiger Seelen willen, die Ihm treu dienen, die ganze
gottlose Welt verschont und Seinen Arm zurückhält? Alle,
die sich wahrhaft anschließen, haben den großen Trost,
daß sie in kurzer Zeit zur höchsten Stufe der
Vollkommenheit gelangen können.“
Dann rief sie dreimal: „Unaussprechlich
glückselig! Sage ihnen, es sei höchst unrecht, das Gute
so zu hindern. Sage doch all meinen Freundinnen, daß sie
recht wirken sollen, daß noch viele herbeikommen.“
Barbara: „Ich
bin oft ängstlich, weil ich so sündhaft bin und noch so
unvollkommen.“ Anne: „Der himmlische Vater schaut
stündlich auf das Opfer Seines Sohnes, und um dieses
Opfers willen werden die treuen Seelen immer wieder
gerechtfertigt vor Seinen Augen und deshalb brauchst du
dich nicht zu wundern, daß du, obwohl du noch Fehler an
dir siehst, so große Gnaden erhältst; denn Er schaut nur
auf den guten Willen, und wo Er ihn findet, übersieht Er
alles andere.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
390 Weihnachten 1900
Am Weihnachtsabend versammelten wir uns
schon um einhalbacht Uhr, um zusammen bis zum Beginn der
Mette um Mitternacht zu beten und zu singen, Luise, die
zuerst kam, sang Barbara ein Liedchen vor von der
Sehnsucht nach Jesus und sagte gerade: „Wenn die heilige
Theresia das singen hörte, so kam sie gleich in
Ekstase.“ Als sie aber auf Barbara schaute, war auch
Barbara bereits in Ekstase. Sie streckte die Hände einem
unsichtbaren Wesen in der Höhe entgegen. Es war die
liebe Mutter Gottes, die Barbara das Jesuskind
entgegenhielt.
Nach einiger Zeit ließ sie die Hände
herab und hielt sie so, als wenn sie das Glück hätte,
das liebe Jesulein halten zu dürfen, was auch wirklich
der Fall war. Dann sang sie Ihm Loblieder. Luise rief
die Schwägerin, Mariechen und Anna herbei und alle
traten herzu und küßten das liebe Jesulein, das Barbara
noch in den Armen hielt, und wir sangen ihm mit großer
Herzensfreude Loblieder fast eine Stunde lang. Anderen
Tages bei der heiligen Kommunion sagte der Herr:
Jesus: „Da
die Priester es im öffentlichen Leben nicht durchführen
wollen, so arbeitet jetzt an einzelnen Seelen, und da
können N. und deine Schwestern Luise viel tun. Sage
ihnen doch, sie sollen nach Ehre gar nicht mehr fragen
und sich durchaus nicht mehr um Ehre bekümmern, sondern
wo sie ein gutes Keimchen finden, sollen sie die Seele
herbeiziehen. Schwester N. soll nur ja alle Angst fahren
lassen; sie kann viel tun. Schauet hin auf die drei
Blümchen, die der Liebesbund schon gezeitigt hat, die
bereits im Himmel sind und saget allen, die sich
anschließen mit gläubigem Gemüt, verspreche Ich, daß sie
ohne Fegefeuer in den Himmel kommen wie diese drei; denn
Ich will den Liebesbund errichten in Meiner Kirche. Ihr
werdet noch Sieger bleiben. Insbesondere aber sage N.,
auf ihn zähle Ich, er soll feststehen und soll als der
Einzige dastehen, der nicht wankt, und Ich verspreche
ihm, daß er Sieger bleiben wird. Er kann viel tun.“
Diesen ganzen Tag hatte Barbara oft den
Besuch des vor einigen Tagen verstorbenen
Liebesbundmitgliedes. Vor lauter Freude und Dank
umschwebte sie Barbara, immer wieder dankend, daß ihr
das Glück zuteil wurde, in so kurzer Zeit eine so hohe
Glorie zu erreichen. Sie sagte auch, auf ihrem
Krankenbett sei zuerst die liebe Mutter Gottes gekommen,
um uns zu zeigen, daß sie nicht mehr abwärts ginge, weil
Sie Ihre schützende Hand über sie gehalten. Dann sei der
liebe Heiland gekommen, um zu sehen, ob sie befähigt
sei, vor Sein göttliches Angesicht zu kommen. Er habe
noch dunkle Schatten an ihrer Seele gefunden; deshalb
habe sie noch zwei Tage leiden müssen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
391 Fest des hl. Johannes am 27.
Dezember 1900
„Denn Ekstasen sind nur ein Zerschmelzen
des Herzens durch die Wirkung der göttlichen Liebe.“
Barbara wurde nach der heiligen
Kommunion eine schöne Landschaft gezeigt, worauf alles
grün war wie im Monat Mai. Barbara und ihre zwei
Freundinnen und N. standen darauf und noch einzelne
Personen hie und da.
Jesus: „Das
sind diejenigen, die dem Liebesbund treu geblieben
sind.“
Nebenan gingen noch einige, die aber
rechts und links wankten und auf andere Pfade gerieten,
in seichten Wasserboden. Es schien, als brauchte es nur
noch einen Schritt, um in den Abgrund zu kommen.
Jesus: „Geh
zu Herrn N. und sage ihm, wenn sie so weitermachen,
werden sie noch schreckliche Dinge erleben. Es nutzt
nichts, wenn sie nur predigen. Die Seelen, die es
geglaubt haben, sind alle erschüttert in ihrem Glauben,
und der Teufel hat so große Gewalt in heutiger Zeit, daß
es wenig braucht, um die Seele zu fangen und sie ganz in
seine Gewalt zu bekommen. Deshalb setzt er den Seelen so
zu und ganz besonders dort, wo er sieht, daß die Seelen
ohnehin schon wanken. Ich muß jetzt unbedingt Schranken
aufzeigen, weil die Welt so gottlos ist und alles im
Unglauben steht, und die Seelen, die gewiß sein wollen,
ob sie auf dem Weg zum Himmel sind, dürfen absolut nicht
mit der Welt liebäugeln; denn den sicheren Weg gehen
wollen und mit der Welt liebäugeln, das geht nicht.“
Der Herr sagte, Barbara brauche nicht zu
dem obigen Herrn zu gehen, sondern solle direkt aus
Seinem Geist heraus es ihm aufschreiben, damit man nicht
sagen könne, es habe sie jemand bearbeitet.
Jesus: „Sage
ihm, Ich binde ihm diese zwei Seelen auf, N. und N. Er
solle hingehen zu N. und ihr zuerst mit Liebe zureden,
um sie zu gewinnen, dann aber mit aller Energie ihr
Vorhalte machen, daß sie mit Selbstmordgedanken umgeht.
Sie sollen doch sehen an dem Mädchen in N. (die sich das
Leben genommen), die doch eine gute Jugend hinter sich
hat, was Satan fertigbringt. N. solle dem H.H. Bischof
mitteilen, daß genau ein Jahr vor dem Tod des letzten
Bischofs Er in den Schriften niedergelegt, daß, wenn er
Seinen Auftrag, die Schriften zu verbreiten, nicht
besorge, Er ihn hinwegnehmen werde. Der Herr habe ihn
nicht umsonst gewählt und nicht umsonst gefügt, daß er
die Untersuchung schon zur Zeit des verstorbenen H.
Bischofs habe leiten müssen. Er soll es sich wohl
merken, und es soll ihm ein Fingerzeig sein, woran er
erkennen müsse, weswegen Er ihn zum Bischof gemacht,
weil der frühere Bischof Seine Befehle nicht ausgeführt
und Er ihn deshalb hinweggenommen habe. Es wäre ein
großer Schmerz für Ihn, daß sie sich immer noch darin
weigerten. Die Schriften wären das Gegenstück von denen
des Professors N. in W.
Es wäre Ihm ein großer Schmerz, daß
gerade in den Schulen, wo die göttliche Liebe gebildet
werden sollte, solche Resultate unter den jungen
Klerikern erzeugt würden. Professor N. hätte den
Unglauben mit dem Glauben verbinden wollen und hätte die
Lehre aufgestellt, die Hölle dauere nur eine gewisse
Zeitlang; denn wer das eine Wort gesprochen, der hat
auch das andere Wort gesprochen: ‚Und diese werden
eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das
ewige Leben.‘
Was wäre das für ein Unheil und wie groß
ist der Nachteil von dem, was die Gelehrten da in sich
aufgenommen. Aber noch viel größer ist der Schaden, daß
auch die Kirche das in sich aufgenommen, was ungläubige
Ärzte erfunden haben wollen in letzter Zeit, weil es in
einen Glaubensartikel eingreift, daß nämlich Ekstasen
und Visionen nur eine krankhafte Erscheinung bei
weiblichen Personen wäre, wo krankhafte Nerven und
weibliche Gebrechen dabei im Spiele wären, wie das
deutlich der frühere Bischof ausgesprochen, daß die
Ärzte es herausgebracht, was mit Ekstasen wäre. Jetzt
frage Ich, wenn diese Erscheinungen bei weiblichen
Personen vom Nervenspiel und weiblichen Gebrechen
herrühren, wo rühren sie dann her, wenn solche bei
Männern zutage treten, wie bei Franziskus und bei
Ignatius von Loyola, der so viele Ekstasen hatte, die
ihn so schwächten, daß er zu Bett hat liegen müssen. Was
sagen dazu die Gelehrten? Das Leben aller Heiligen, die
Märtyrer ausgenommen, wäre damit in den Schatten
gestellt, weil alle heiligen Seelen solches erfahren;
denn Ekstasen sind nur ein Zerschmelzen des Herzens
durch die Wirkung der göttlichen Liebe. Das Herz geht in
Gott gleichsam auf. Diese Wirkung der göttlichen Liebe
ziehen sie herab und stempeln sie als Krankheit, und das
will Ich wieder aus der Kirche entfernt haben. Wenn die
Kirche siegen soll, so muß der Glaube des Mittelalters
zur Geltung kommen.
Und was würde man heutzutage sagen von
Nikolaus von Flüe, der sein Weib und seine Kinder im
Stich gelassen hat, um Gott zu dienen? Die Kirche kann
nicht siegen wie ein Feldherr eine Stadt erobert durch
Macht und Gewalt. Die Kirche muß zum Sieg gebracht
werden durch einzelne Menschenherzen; wie auch Ich sie
gründen wollte, so muß sie zum Sieg gebracht werden. Tun
sie es, dann sollen sie die Süßigkeit des Kreuzes kosten
wie auch du; tun sie es nicht, dann sollen sie die ganze
Bitterkeit des Kreuzes fühlen und Schmach um Schmach
erleben.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
392 Neujahrsnacht 1901
Am Samstag, dem 29. Dezember 1900, sagte
der Beichtvater von Barbara, sie möge sich dem Herrn als
Sühnopfer darbringen. Daraufhin kam wider alles Erwarten
der liebe Heiland in der Nacht der Jahreswende. Wir
wollten dem Hochamt um Mitternacht in der Ewigen
Anbetung beiwohnen und hatten uns bei Luise nach neun
Uhr versammelt, um miteinander zu beten.
Gegen zehn Uhr wurde es Barbara so
unwohl, sie bekam die drei Stürme mit großer Gewalt.
Danach wurde ihr, ohne daß sie ein Wort sprechen konnte,
die Lage der Welt gezeigt. Sie sah einen furchtbaren
Kampf, ob er jedoch geistig oder wirklich zu verstehen
ist, muß die Zukunft lehren. Es schien, als ginge alles
gegeneinander. Die Luft war angefüllt mit
Mordinstrumenten. Zwischen Himmel und Erde saß die liebe
Mutter Gottes und hatte das Jesuskind auf dem Schoß,
ungefähr wie in der Christophskirche, wie wenn Sie das
Kind bergen wollte in dem Mantel. Über Ihr war der
heilige Erzengel Michael mit dem Schwert. Es wurde
Barbara mitgeteilt, wir sollten beständig auf die Mutter
Gottes und den heiligen Erzengel Michael schauen und Sie
anrufen; sie würden uns durchhelfen in dem Streit.
Der liebe Heiland teilte Barbara Seinen
großen Schmerz mit, den Er über die Welt habe, daß sie
gar nichts annehme und so verhärtet sei, daß Barbara
bitterlich weinen mußte. Der Herr teilte ihr mit, wir
sollten durchgehen und tun, was Er uns sage.
Inhaltsverzeichnis Band 5
393 Am 2. Januar 1901
Barbara erfuhr nach der heiligen
Kommunion, wir sollten alles tun, was wir verborgen tun
könnten, aber auch das damit verbinden, was Er uns
antreibe, nach außen hin zu tun, damit die Welt erkenne,
was diejenigen tun müßten, die Gott treu dienen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
394 Fest Heilige Drei Könige am 6.
Januar 1901
Am Fest der Heiligen Drei Könige, nach
der heiligen Kommunion, sah Barbara Lieschen, Luise und
Barbara vor dem Herrn stehen, und Er segnete sie alle
drei mit einem dreifachen Segen, wie es der Bischof tut
und sagte: „Ich habe euch jetzt durch Verachtungen und
Verdemütigungen hindurch an Meine Krippe geführt mit den
Heiligen Drei Königen. Das kann Ich nicht von jedem
verlangen. Die Heiligen Drei Könige kehrten von dort
zurück als ganz andere Menschen, und obwohl sie nur
diese eine Gnade hatten, zehrten sie davon ihr ganzes
Leben lang und blieben den Vorsätzen treu, die sie an
der Krippe gemacht hatten. Der eine davon war sehr
sinnlich und hatte mehrere Weiber. Er machte sich aber
davon los, und alle drei bewirkten durch ihren Einfluß
viel Gutes, so daß sich viele ihnen anschlossen. So
sollt auch ihr tun, daß am Ende eures Lebens ihr nicht
allein steht, sondern Mir noch viele Seelen zugeführt
habt. Und sage allen Liebesbundmitgliedern, daß Ich
allen denen, die ausharren und das befolgen, was Ich in
den Schriften angegeben habe, verspreche, daß sie vieles
Licht über andere verbreiten, daß sie alle noch einen
Wirkungskreis auf andere bekommen durch ihr gutes
Beispiel.
Inhaltsverzeichnis Band 5
395 Am 7. Januar 1901
Der Herr sagte, wir brauchten keine
Angst zu haben, wenn auch kein Mensch einem zur Seite
stünde, wenn man nur immer das im Auge hätte, daß man
bei allem, was einem vorkommt, das tue, was das
Schwerste sei. Würde man morgens beim Erwachen die Natur
fragen, so würde sie sagen, es sei zu kalt. Steht man
aber dennoch auf und geht in die Kirche, so ist dies das
Schwerste und gewiß ein Zeichen, daß das Gott am
wohlgefälligsten ist. Würde man bei allem, was vorkommt,
fragen, was der Natur am schwersten, fällt so geht man
sicher und braucht keinen Menschen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
396 Am 15. Januar 1901
In diesen Tagen veröffentlichte ein
abgefallener Priester den Beweggrund zu seinem Austritt
aus der katholischen Kirche. Im Auftrag des Herrn sandte
Barbara diese Broschüre mit folgendem Begleitschreiben
an ihren Beichtvater:
„Jesus!
Jesus! Jesus!
Hochwürdiger Herr Beichtvater!
Ob Sie dieses Buch schon in Händen
haben, weiß ich nicht. Wenn nicht, dann lesen Sie es
einmal durch und dann vergleichen Sie die Wirkungen
dieses Geistes mit dem Geiste, der aus meinen Schriften
spricht. Ach ja, wäre ich getäuscht? Wären all die
Dinge, die der Herr mich schauen ließ in den letzten
Jahrzehnten nichts als Täuschung und irrige Phantasien?
Aber vor welch schrecklicher Wirklichkeit stehen wir
hier? Haben wir hier nicht die Bestätigung des
strafenden Armes der göttlichen Gerechtigkeit? Wenn kein
Haar von unserem Haupte fällt ohne Zulassung Gottes,
warum sollte dieses unerhörte Verbrechen, das hier an
unserer heiligen Kirche wieder begangen wird, nicht eine
Warnung sein für alle katholischen Priester und
besonders für Beichtväter? Hätte N. geglaubt, was ich
ihm gesagt, und nicht allzusehr seine Ehre wahren
wollen, stünden unsere Priester jetzt nicht vor dieser
Schande. Vor zehn Jahren (1891), als Professor N. noch
in hohem Ansehen sein Amt verwaltete, wurden mir in
einer Vision einmal drei Priester gezeigt, die in
unserer Stadt am segensreichsten wirkten. Zwei davon, N.
und N., waren wohlgeborgen im Heiligsten Herzen Jesu,
während Herr Professor N. am Eingang des kleinen
Pförtchens stand und sich umwandte, um zur Welt
zurückzuschauen.
Einige Jahre später wurde mir in einer
anderen Vision gezeigt, dieser Priester habe schwere
innere Kämpfe und dazu hätte er von außen her ungerechte
Verfolgungen von seiten anderer zu erdulden. Ich solle
zu meinem Beichtvater sagen, Er ließe den Bischof
ermahnen, nicht allen Reden zu glauben, die über diesen
Priester ausgesagt werden, und ihn um keinen Preis aus
N. wegziehen lassen. Aber um den Geist, der mich trieb,
zum Schweigen zu zwingen, hatte N. mich in der Karwoche
1892 die drei Gelübde ablegen lassen, und ich durfte
nichts mehr reden. So blieb der Auftrag des Herrn
unausgeführt. Als dann in der Zeitung stand, daß
Professor N. nach England ginge, lief ich ins Kloster,
und weil N. gerade verreist war, ließ ich Sie rufen und
sagte Ihnen unter Weinen den mir erteilten Auftrag,
worauf Sie mir erlaubten, zu Professor N. zu gehen.
Anderen Tages ging ich hin und sagte ihm, was der Herr
betreffs seiner Person mir mitgeteilt hatte. Er weinte
wie ein Kind und sagte (nämlich um jene Zeit war es
gerade im Entstehen) „aber jetzt ist es zu spät.“
Pater N. hatte mir die Gelübdeablegung
wieder zurückgenommen, weil ich innerlich zum Reden
immer angetrieben wurde, und als ich sehr jammerte und
sagte, er möge doch zum H.H. Bischof gehen und ihm
sagen, den Priester nicht aus der Stadt ziehen zu
lassen, sagte er: „Kind beruhige dich. Es geht dich
nichts an und auch mich nichts.“
Gleich darauf, 1895, wurde mir wieder in
einer Vision gezeigt, daß Professor N. nicht nur die
Tonsur, sondern sogar seinen Glauben verlassen werde.
Ich weinte damals so heftig wie ich jetzt weine, da
alles in Erfüllung gegangen ist, was der Herr mir
kundgetan. Wie viel leichter wäre die Verdemütigung zu
ertragen gewesen, die mein damaliger Beichtvater hätte
auf sich nehmen müssen, als diese Schmach und Schande?
Urteile nur ja niemand über ihn, denn er weiß nicht, ob
nicht auch er die Gnade, die ihm der Herr anbietet,
ausschlägt und nicht über kurz oder lang er auf
derselben Stufe steht wie dieser unglückliche Priester.
Eine Warnung für uns alle!
Warum zeigte ihn mir der Herr in seinem
Wirken? Deswegen, weil Er uns zeigen will, daß auch er
einst zu den guten, ja zu den besten Priestern gehörte.
Warum zeigte Er ihn mir in seinen Kämpfen und Zweifeln?
Deswegen, weil für uns alle solche Stunden kommen
werden, wo wir ohne Zuspruch von anderen vielleicht
gerade so tief fallen können wie dieser. Warum zeigte Er
ihn in seinem Unglück als abgefallenen Priester? Einzig
und allein, um uns zu zeigen, wie gefährlich es ist,
alles nach der neuen Mode zu beurteilen, die sich nun
einmal in unserer heiligen Kirche eingeschlichen,
nämlich an Privatoffenbarungen nicht mehr zu glauben.
Meine Herren Vorgesetzten mögen nachschlagen in den
Schriften, und sie werden finden, wie gut Gott es
gemeint in den achteinhalb Jahren, wo Er jeden Freitag
und noch öfter mich heimsuchte, und wie lieb Er ihnen
zuredete, wie Er aber auch schon zur Genüge gezeigt hat,
daß Er der allmächtige Gott ist, der hier redet und
wirkt. Ich erinnere nur, wie treu Er Sein Wort eingelöst
damals, als Er sagte: „Ich werde deine Schwägerin und
deinen Beichtvater überführen.“ In diesem Augenblick sah
ich meine Nichte von acht Jahren auf der Totenbahre
liegen, und ein Jahr darauf waren meine Nichte und mein
Beichtvater gestorben.
Und ich sage Ihnen, so gewiß mir gezeigt
wurde bei der letzten Bischofswahl, aber vorher schon,
daß Herr Dr. N. zum Bischof gewählt sei, indem mir
gezeigt wurde, wie ihn die liebe Mutter Gottes hinter
dem Altare herführte und gleich darauf ihn neben seinen
hochseligen Vorgänger stellte, so gewiß wird man später
einsehen, warum der Herr ihm die Bischofswürde
übertragen: Weil er als Leiter der Untersuchung von
einer so wichtigen Sache von Gott bestellt war; denn der
Herr wußte, welcher Schaden Seiner Kirche erwachse durch
die Schriften und den Abfall von Graf Hoensbruch und
Professor N., in diesem Buch so oft zitiert, und jetzt
durch P.N. selbst.
In dem Brief, den ich im Auftrag Gottes
an H.H. Dr. N. schrieb, sagte der Herr, daß Er es schwer
bestrafen werde, daß man den ungläubigen Ärzten so
nachspreche. Sehen Sie, wie wahr es ist, was in meinen
Schriften steht, daß geplant sei, Deutschland in kurzer
Zeit zum Protestantismus zu bringen. Und daß viele und
sogar gute Katholiken denselben Sinn haben, wie die
K.V.Z. vor einigen Jahren an alle ihre Leser schrieb,
das zeigen nur zu deutlich die Bemerkungen, die man oft
genug und sogar von frommen Priestern hören kann. Nehmen
Sie dies Buch und lesen, was ein abgefallener Priester
tadelt an uns, und tun wir dann gerade das Gegenteil.
Dieser rät zur modernen Wissenschaft, zur Anpassung der
heutigen Welt und dergleichen. Da heißt es für euch
Priester, auf zum Kampf, und für uns Laien, auf zum
Gebet.
Vom 16. August 1900 an, wo der Herr mir
sagte: „Ich werde deinen Vorgesetzten ein Zeichen geben,
woran sie erkennen müssen, daß Ich es bin“, hatte ich
keine Spur mehr von jenem hysterischen Krampfanfall, wie
die Gelehrten es heißen. Aber in der Neujahrsnacht hatte
ich es wieder. Darin wurde mein Geist erhoben in die
Nähe Gottes. Dort schaute ich in übernatürlichem Lichte
einen furchtbaren Kampf auf der ganzen Erde. Es war, wie
wenn die ganze Welt zu einem großen Kriegsschauplatz
geworden wäre. Zwischen Himmel und Erde saß die liebe
Mutter Gottes und hatte in Ihrem weiten Mantel ein Kind
ganz eingeschlagen, so daß ich nur dessen Köpfchen sehen
konnte. Über ihrem Haupte schwebte in der Luft der
heilige Erzengel Michael mit einem erhobenen Schwert in
der rechten Hand.
Und es wurde mir mitgeteilt, dieses
kleine Kind, das die liebe Mutter Gottes berge, sei die
heilige, katholische Kirche, die in jetziger Zeit in
großer Gefahr stehe. Daß sie dieses Kind ganz
eingeschlagen hatte, versinnbilde das Vertrauen, das in
unserer Zeit die noch treuen Kinder der Kirche ihr
entgegenbringen, weswegen sie alle unter Ihrem ganz
besonderen Schutz berge. Der heilige Erzengel Michael
mit dem gezückten Schwert bedeute den furchtbaren Kampf,
den die Kirche in unseren Tagen durchzufechten habe. Ich
schaute in das Angesicht der lieben Mutter Gottes, und
sie war so betrübt, daß ich anfing laut zu weinen, bis
ich wieder zum gewöhnlichen Zustand zurückkam. Seitdem
hatte ich nichts mehr. Das Leiden kommt nicht mehr.
Hochachtungsvollst.
Heute früh, als ich der letzten heiligen
Messe beiwohnte, sagte der Herr: „Geh und schreibe, wie
Ich es dir in die Feder diktiere.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
397 Dritter Josefs-Mittwoch am 16.
Januar 1901
„Ich will aber doch, daß der
jungfräuliche Stand zu Ehren gelangen soll.“
Barbara beklagte sich sehr beim lieben
heiligen Josef, daß sie mit ihren Geschwistern so viel
durchzumachen habe, da ihnen alles, was sie beginnen,
mißglücke und sie gar keine Frucht ihrer Anstrengungen
sähen. Er erwiderte:
Josef:
„Beunruhige dich nicht wegen deiner Familie. Was ihnen
abgeht an zeitlichen Gütern, das wird ihnen der Herr
tausendfach an ewigen Gütern ersetzen. Wenn einmal der
Bau vollendet ist, wirst du sehen, wie sie der Herr
dennoch segnet. (Weil das alte Haus baufällig war,
verpflichtete sie die zuständige Baukommission, neu zu
bauen.) Die Hauptsache ist, daß sie ihre Tochter, wenn
sie auch nur wenig verdient, in voller Unschuld
zurückbekommen. Das ist mehr wert, als wenn sie einen
noch so großen Lohn erhielte.“ (Dieselbe dient bei einer
reichen Dame, die sie schlecht bezahlt.)
Barbara: „Ich
habe ihnen schlecht geraten; denn es ist gar so hart,
als Jungfrau immer zurückgestoßen zu sein in der
Familie. Das kann nicht jeder aushalten.“
Jesus: „Ich
will aber doch, daß der jungfräuliche Stand zu Ehren
gelangen soll. Deshalb zeigte Ich dir im Traum heute
nacht, wie die dich verfolgende Schlange dir nichts
anhaben konnte, sondern verdorrte, wenn sie sich auf
dich warf. Du mußt wissen, daß deine ledige Tante,
welche deine Mutter hart behandelte, eine weit größere
Belohnung bekommen hat als deine Mutter. Obwohl deine
Mutter eine fromme Frau war und ihre Kinder in der
Gottesfurcht erzogen und so viele Leiden in ihrem Leben
ausgestanden hat, hat sie doch ein viel härteres
Fegefeuer durchgemacht als deine Tante.
Wo eine Jungfrau in der Familie steht,
da geht es nie rückwärts. Im Gegenteil: Wenn auch die
Frau oder der Mann nichts sind, die Jungfrau hält alles
im Gleichgewicht. Ich segne um ihretwillen die Familie
sowohl in zeitlicher als auch in ewiger Beziehung. Wenn
hie und da schwere Krankheiten kommen, daß die Frau
lange krank ist oder in der Haushaltung nichts versteht,
da ist doch nichts zu fürchten, wo eine Jungfrau steht.
Durch ihren Fleiß und guten Rat ersetzt sie alles, was
abgeht.
Sage deinen zwei Freundinnen, daß Ich um
euretwillen den Glauben nicht von der Stadt N. wegnehme,
wie Ich Lust hätte zu tun, und Ich viele Strafen
abhalte. Es ist Mir sehr wohlgefällig, wenn man sich,
wie ihr tut, vom Munde abspart und alles für Kirchen
oder Arme verwendet.“
Barbara: „Das
gilt mir nicht, denn ich kann nicht viel tun, ich habe
wenig Vermögen.“
Jesus: „Und
doch, denn du beraubst dich, um der Not deiner Familie
zu steuern, und die nächsten Verwandten sind die ersten,
denen man Hilfe leisten muß. Wenn eine Arme sich ihres
wenigen beraubt, so gilt das soviel bei Mir, wie wenn
eine Millionärin Kirchen und Klöster baut, und
besonders, wenn dies in reiner Absicht geschieht, wie
das bei euch drei der Fall ist. Geht nur ruhig
vorwärts.“
Letzte Nacht sah Barbara im Traume eine
Schlange, die sie verfolgte. Sie wand sich Barbara um
die Hüfte; Barbara nahm sie beherzt und schleuderte sie
von sich. Da sah sie, wie manche Stellen der Schlange
ganz verdorrt waren. Die Schlange konnte Barbara jedoch
nichts anhaben, sondern schleuderte ihr Gift gegen
andere.
Jesus: „Ich
zeige dir, wie die Schlange des Neides sich hinter die
Menschen steckt und nicht ruht, bis sie die Menschen
dahin gebracht, alles Gute zu unterdrücken.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
398 Am 18. Januar 1901
„So notwendig wie sie dem Mann ist für
die zeitlichen Interessen und die Fortpflanzung, so
notwendig ist die Frau der Kirche durch ihr Gebet und
ihren guten Rat.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr: Als Er die Welt erschaffen, da hätte Er zu dem
Mann auch das Weib dazugestellt. Die Menschen sollten
aber deshalb nicht glauben, daß Er es wegen der
Sinnlichkeit getan hätte. Damit wollte Er schon sagen,
so wie das Menschengeschlecht nicht bestehen, nicht
fortgepflanzt werden könne ohne das Weib, so wenig könne
die Kirche bestehen ohne die Mitwirkung der Frauen.
Im Paradies, wo Er die Menschen
erschaffen, Seine Kirche schon den Anfang genommen, denn
Er hätte die Welt nicht erschaffen wegen zeitlicher
Interessen, sondern zu Seiner Ehre und Verherrlichung,
damit Er mit ihnen Umgang haben könne, wenn auch eine
Zeitlang diese Kirche verdunkelt gewesen wäre durch die
Sünde, bis Er wieder in die Welt herabgestiegen wäre, um
die Sünde wiedergutzumachen.
Jesus: „Ich
habe im Paradies schon das Weib neben den Mann gestellt
und damit sagen wollen, daß das Weib auch in der Kirche
seinen Platz einnehmen soll. So notwendig wie es dem
Mann ist für die zeitlichen Interessen und die
Fortpflanzung, so notwendig ist die Frau der Kirche
durch ihr Gebet und ihren guten Rat.
Was hat beim Entstehen der Kirche, wie
Ich Mein Reich gegründet, den Ausschlag gegeben? Ein
Weib war es, die Mutter Gottes; Sie sollte den Aposteln
mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Weib neigt zur
Frömmigkeit hin und schaut hinein in das innere Leben
Gottes, während der Mann zu den äußeren Wirkungen mehr
geneigt ist.
Man sagt, man dürfe nichts geben auf die
Schriften von Maria Margaretha von Agreda und Katharina
Emmerich, das Weib habe nichts zu reden, weil Paulus
gesagt, das Weib schweigt in der Kirche. In der
katholischen Kirche nimmt nur dann das Weib seine Rechte
ein, wenn es auch das Ziel anstrebt, wozu es Gott
erschaffen, während in den anderen Religionen das Weib
nur benützt wird, um die Sinnlichkeit und die zeitlichen
Interessen zu befördern. Daraus schon kann man die wahre
Kirche erkennen.
Es ist sehr verwerflich, daß sie das
Leben der Heiligen so herunterziehen und die Wunder, die
Gott wirkt in den einzelnen Gliedern, als Träumereien
und Einbildungen hinstellen. Warum habe Ich denn beim
Eintritt in das öffentliche Leben mit Wundern angefangen
auf der Hochzeit zu Kana? Um der Kirche zu zeigen, daß
es vom Anfang bis Weltende nur allein in der wahren
Kirche Christi Wunder gibt und durch Wunder ihre
Göttlichkeit bekräftigt wird. So ist es auch hier. Weil
es nur auf wunderbare Weise geschehen konnte, den Abfall
dieses Priesters voraus zu wissen, so will Ich ihnen
dadurch zeigen, daß Ich es bin.“
399 Am 20. Januar 1901
Der Herr sagte nach der heiligen
Kommunion: „Komme, Meine Tochter, komme mit Mir in den
Gewürzgarten.“ Barbara war lange Zeit vereinigt mit Ihm.
Jesus: „Grüße
Mir deine zwei Freundinnen herzlichst und sage ihnen,
zur Erinnerung an die schönen Stunden, die Ich mit euch
verlebt, und damit diese Erinnerung immer in euch
lebendig bleibt, versammelt euch, wenn auch nur eine
Stunde lang, und leset nach, was Ich in den anderen
Jahren an eben dem Festtag mit euch gesprochen. Ihr habt
Mir ja auch früher immer viele Zeit geopfert. Ich habe
schon längst vorausgesehen, wie sich die Zustände der
Kirche Deutschlands gestalten werden, und daß durch
diese drei Gelehrten N. und N. und N. der Kirche große
Gefahr droht durch deren Lehre und Schriften. Deshalb
habe Ich euch zusammengeführt zum dritten, daß ihr Mir
dafür sühnen sollt; jede von euch soll Mir für einen
dieser Gelehrten Abbitte leisten.
Luise für Professor S. aus Würzburg, und
das immer im Auge behalten und Mir alles dafür
aufopfern, besonders daß sie nicht mit ihren reichen
Verwandten, sondern fast nur mit Ärmeren verkehrt, weil
Prof. S. dadurch zum Fall geriet, daß er es mit den
Reichen hielt, ihnen schmeicheln und ihr Leben
verschönern wollte. Sie soll den Priestern und den
Reichen ein Stachel sein, indem sie zeigt, daß sie von
all dem nichts wissen will, da sie doch Umgang mit den
Reichen pflegen könnte, es aber verschmäht.
Lieschen soll Mir Sühne leisten für Gr.
H., weil sie doch dasselbe in ihrer Familie hatte, indem
ein Glied sich dem Protestantismus zuwandte, was ihr
großen Kummer bereitet. Du Barbara sollst Mir sühnen für
Prof. S. Wenn Ich euch nicht mehr so lange Belehrungen
gebe wie früher, so könnt ihr jetzt die früheren lesen
und sie in Ausübung bringen. Ich werde euch immer wieder
aufmuntern.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
400 Fest der heiligen Agnes am 21.
Januar 1901
Abends beim Rosenkranz sah Barbara die
liebe heilige Agnes wandeln auf einer lieblichen Aue, in
prächtigen Gewändern. An ihrer Seite ging ein Lämmchen.
Barbara wurde von diesem Anblick so hingerissen, daß sie
erst nach einer halben Stunde zu sich kam.
Inhaltsverzeichnis Band 5
401 Vierter Josefs-Mittwoch am 23.
Januar 1901
„Das ist der Weg aller Auserwählten, daß
ihnen alles gegen den Willen geht und sie sich
durchkämpfen müssen.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
heilige Josef:
Josef: „Alle
diese Sachen, die dich beunruhigen, sind nur
Nebensachen. Ihr müßt immer nur euren Beruf im Auge
behalten, und das ist das Wohlgefallen Gottes. Ob etwas
so oder so ausfällt und nicht, wie ihr es wünscht, ist
einerlei. Das ist der Weg aller Auserwählten, daß ihnen
alles gegen den Willen geht und sie sich durchkämpfen
müssen.
Bedenkt doch, wie mein Leben war. Auch
mir teilte der liebe Gott nicht alles so klar mit, daß
mir die Ängste erspart gewesen wären, sondern all Seine
Befehle waren so eingerichtet, daß ich erst lange im
Ungewissen war und kämpfen mußte mit mir. Wir hatten zur
Geburt alles vorbereitet in Nazareth, und da hieß es,
fort! Auch wir machten uns unsere Pläne, wie ihr
Menschen auch; aber Gott durchkreuzte sie. In Ägypten
war ich sehr im Finstern, und ich brauchte manches
Trostwort von meiner heiligen Gemahlin, um auszuharren.
Und als an mich der Befehl erging zurückzukehren, da
nannte der Engel nur das Land und nicht die Stadt, und
ich war unschlüssig und dachte, es wäre meinem Sohn am
liebsten, in Bethlehem zu wohnen, wo er geboren war,
aber meine Verwandten nahmen mich nicht auf, und ich
wurde erst innerlich wieder ermahnt, in mein Haus nach
Nazareth zu ziehen.
Geht nur ruhig weiter, aber all eure
Wünsche sollen sich auf das Wohlgefallen Gottes
beziehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
402 Am 30. Januar 1901
In der letzten Woche im Januar hatte
Barbara in der Familie viel zu leiden. Die Schwägerin,
durch allerlei Verdrießlichkeiten gereizt, die sie
durchzumachen hatte, machte Barbara viele Vorwürfe. Da
stärkte der Herr Barbara nur durch vier Worte, aus denen
sie erkannte, wie sie sich zu benehmen habe:
Jesus:
„Stumm, blind, taub, tot. Diese Worte schreibe dir auf
und lese sie jeden Morgen.“ Dadurch wurde Barbara sehr
gestärkt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
403 Herz-Jesu-Freitag am 1. Februar 1901
„Weil auch die guten und besten Christen
nicht mehr tun, wie Ich es haben will.“
Nach der heiligen Kommunion sah Barbara
den lieben Heiland, wie Er mit der einen Hand aufs Herz
deutete und die andere deutete auf einen kahlen,
entblätterten Baum, den ein Hagelschlag arg mitgenommen
zu haben schien. Nur ganz vereinzelte Früchte hingen hie
und da daran. Der Herr wandte voll Mißfallen Seine Augen
ganz ab und blickte himmelwärts, in großer Betrübnis
schien Er versenkt zu sein.
Jesus: „Der
Baum ist Meine heilige Kirche. Er ist aus Meinem Herzen
herausgewachsen und betaut mit Meinem kostbaren Blut und
gewachsen bis in den Himmel, weil er beständig in der
heiligen Messe begossen wird durch Mein göttliches Blut.
Aber durch die Irrlehrer und die Gottlosigkeit der
schlechten Christen ist er aller Zierde beraubt, weil
auch die guten und besten Christen nicht mehr tun, wie
Ich es haben will. Die einzelnen Früchte sind noch die
paar treuen Seelen, die Mir noch in Wahrheit dienen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
404 Mariä Lichtmeß am 2. Februar 1901
„Ich schicke eine solche Strafe, daß sie
alle miteinander nicht mehr wissen, woran sie halten vor
lauter inneren Zerwürfnissen. Ich werde ihnen das Licht
entziehen.“
Barbara hatte ihren Beichtvater um
Erlaubnis zu strengeren Abtötungen für die heilige
Fastenzeit gebeten. Da er es ihr versagte, so grämte sie
sich darüber. Als sie nun vor dem ausgesetzten höchsten
Gut kniete, zeigte Sich ihr der Herr mit Seinem
göttlichen Herzen. Er enthüllte es, und Barbara sah und
hörte die Schläge Seines Herzens, die mit den ihrigen
gleichen Takt hielt. Dann sagte Er:
Jesus: „Ich
will nicht, daß du tust, was du dir vorgenommen. Es ist
Mir lieber, wenn du gehorchst. Ihr drei, liebt Mich nur
recht und trachtet, alles, was Ich mit euch rede, im
lebendigen Glauben zu erfassen und Mir Sühne zu leisten.
Das ist Mir das liebste.“
Wegen vieler Leiden hatte Barbara eine
schlaflose Nacht. Als sie aber morgens aufwachte, rief
ihr der Herr sogleich einige liebe Worte zu; denn sie
hatte sich vorgenommen, in dieser Stimmung nicht zu
kommunizieren. Sie wollte nur den Hochämtern zu Ehren
der lieben Mutter Gottes nachgehen. Als in ihrer
Pfarrkirche der erste Segen gegeben wurde, sprach der
Herr:
Jesus:
„Trenne dich von all den frommen Übungen, von den Segen
und Ämtern, und überlasse dich Meiner Stimme. Ich will
dir alles ersetzen; Ich will dir alles sein; Ich muß dir
genügen.“
Barbara
dachte bei sich: Ja, bist Du es denn auch? Ja, ja, Du
bist es, denn wer könnte mir den Umschwung geben? Die
ganze Zeit war ich so kalt und trocken und heute wie
verändert. Ja, wer anders als Du kann es sein?
Da war der Herr so sehr lieb. Erst
beruhigte Er Barbara wegen ihrer Fehler und sagte:
Jesus: „Hänge
dich nicht so daran, wenn du dich auch verfehlt. Für die
Zukunft bleibe weg von jener Person. Es wäre besser
gewesen, wenn deine Schwägerin gar nicht hingegangen
wäre, weil Ich doch das Gute anbahnen will. Das muß aber
immer mit großen Opfern verbunden sein. Da es aber jetzt
geschehen ist, so schadet es auch nichts, daß sie ihr
die Meinung gesagt.
Dich aber lasse Ich den Schmerz fühlen,
den Ich habe über jene Person. So wie du der Person nur
Gutes getan und statt dessen sie sich mit Spott und Hohn
gegen dich gewandt, so ergeht es Mir von den undankbaren
Christen. Sie nützt das Mädchen nur aus und hält es,
damit sie dich recht höhnen und bespötteln kann. Das
will Ich an ihr abstreifen, weil sie viel Gutes tut,
aber in einer ganz unrechten Meinung. Sie will sich
dadurch gleichsam den Glorienschein geben, aber ihr Herz
gefällt Mir durchaus nicht, weil sie so boshaft gegen
Ärmere ist und sie so verächtlich behandelt.
Aber noch mehr Schmerz habe Ich. Das muß
dein und deiner Nichte und euer aller Trost sein, daß
Ich damit sehr getröstet bin. Was deine Nichte leidet,
das soll sie nur hinnehmen als einen Splitter Meiner
Verachtungen und Leiden und derjenigen, welche die
heiligen Märtyrer in China erdulden müssen. Was sie
leidet, das leidet sie direkt um Meines Namens willen;
denn sie muß Mir das Opfer sein bei dieser Person, weil
Ich es gewesen bin, der Ich es angezettelt habe, daß sie
dorthin kam, damit die Werke dieser Person auch Früchte
bringen. Da muß freilich jemand das Opfer sein, gerade
so wie Ich dich benütze, um Meine Absichten und Pläne
der Menschheit zu eröffnen. Ebenso muß deine Nichte dort
das Opfer sein, weil Mir so viel daran gelegen ist,
diese Person herauszubringen aus dem Haß gegen die
Ärmeren, damit ihre Frömmigkeit auch Früchte trage.
Darum hat das Mädchen einen Teil der Marter gelitten,
weil es das um Meines Namens willen leiden muß.
Das Benehmen dieser Person ist aber nur
ein Ausfluß von dem, was deine Vorgesetzten hier in
Mainz angerichtet haben. Diese sind die Urheber. Durch
diese hat sie sich so verschlimmert in ihrem Haß und ist
jetzt so boshaft. Das alles haben die Priester
verschuldet. Noch viel strenger bestrafe Ich, was sie
damit verschuldet, daß sie alles verworfen und dich als
närrische Person hingestellt haben; damit ist die ganze
Sache verdutzt und entstellt. Deshalb habe Ich sie
Meinen strafenden Arm fühlen lassen dadurch, daß die
Schriften des Prof. S. nach Mainz gelangt sind und hier
unter den Frommen gelesen werden. Das ließ Ich zu ihrer
Schande und Schmach zu, um ihnen zu zeigen, wie Ich
erzürnt bin, wenn die Frömmigkeit so niedergetreten wird
und die Vertreter der Frömmigkeit selbst gegen die
Frömmigkeit arbeiten. Sie tun das, was die Pharisäer Mir
vorgeworfen, daß Ich durch Beelzebub die Teufel
austreibe. So zerstören sie das ganze Reich, weil die
Frommen sich beständig zerfleischen.
Das wollte Ich abändern und deshalb
wollte Ich den Liebesbund errichten; denn Ich habe ein
Mißfallen an den Kindern Meiner Kirche, daß Ich nur um
einiger treuen Seelen und um Meiner Mutter willen die
Kirche noch erhalte, und weil Ich Mein Wort nicht
vernichten will, das Ich gesprochen: Die Pforten der
Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Es gibt keinen anderen Weg als den Ich
gezeigt, und Ich führe es doch durch, aber ich schicke
eine solche Strafe, daß sie alle miteinander nicht mehr
wissen, woran sie halten vor lauter inneren
Zerwürfnissen. Ich werde ihnen das Licht entziehen. Es
ist auf keinem anderen Weg zu tun als auf dem, den Ich
angewandt und deshalb habe Ich verschiedene Personen
zusammengestellt, weil Ich reich und arm verbinden will
und kein Unterschied sein darf in der Gesinnung. Der
Reiche darf nicht wissen, daß er mehr besitzt, und der
Arme darf nicht fühlen, daß er unter Reichen leben muß.
Sie müssen in der Gesinnung ganz eins sein.
Die Priester der Stadt Mainz haben
gerade das Entgegengesetzte im Sinne. Sie wollen auch
mit aller Gewalt ihre Schuldigkeit tun, aber ihr Weg ist
ein ganz verkehrter Weg, weil sie sagen, der Reiche soll
leben nach seinen Verhältnissen, und der Arme soll
zufrieden sein mit seinem Los. Der Reiche darf sich
erlauben zu leben nach seinen Verhältnissen und sich zu
bewegen nur in seinem Kreis. Wenn auch nicht mit Worten,
so reden sie solches durch ihr Beispiel und ihren Rat.
Wenn sie nicht tun, wie Ich sage, und wenn es so fort
geht, so wird die Welt furchtbar gestraft.
Jetzt wende Ich Mich an N. und an alle
die treuen Priester, die darum wissen, daß sie
einstimmig auftreten und Hand in Hand dafür arbeiten,
daß die Sache geändert wird. Zwar ist die Strafe
diktiert und ist nicht mehr zu verhüten, die
Christenheit muß gestraft werden und jeder fühlt in
sich, daß die Strafgerichte schon angefangen haben. Der
Zorn Meines Vaters ist nicht mehr aufzuhalten.
Jetzt, Meine Tochter, will Ich dir
Meinen Vater zeigen, wie erzürnt Er ist, damit ihr nicht
müde werdet, euch täglich und täglich einzusetzen, und
Ich wende Mich an alle, die glauben und wissen, daß Ich
Mich so herablasse und so mit euch verkehrte und noch
verkehre.“
Barbara: Und
Er zeigte mir die Heiligste Dreifaltigkeit. Sie stand in
der Luft, und der himmlische Vater hatte die Waage in
der Hand. Auf jeder Schale lag etwas. (Es war, als ob es
eine lebende Gestalt wäre.) Die eine Waagschale
schnellte immer hinunter und drohte, ganz
hinunterzusinken. Die liebe Mutter Gottes eilte herzu
und legte immer wieder etwas darauf.
Ich fragte, was das bedeute, was das
wäre. Es wurde mir gesagt, die Waage in der Hand des
Vaters bedeute Seinen Zorn, Er wäre so entbrannt, daß Er
Tag für Tag Sich gleichsam bemeistern müsse, um Seinen
Zorn nicht auszugießen. In der einen Schale läge Seine
Gerechtigkeit und in der anderen Seine göttliche
Langmut.
Jesus: „Ich
bitte Meinen Vater beständig, Er möge noch einhalten und
Seine Gerechtigkeit verzögern, und Meine heiligste
Mutter legt beständig die guten Werke der treuen Seelen
auf die Waage und bittet: ‚Halte ein Deinen Arm! Siehe,
es sind doch Meine Seelen, die Dir da Sühne leisten.‘
Und der Zorn kann nicht losbrechen; der Vater steht
gleichsam zwischen Tür und Angel, und wenn er losbrechen
will, kommt die Mutter Gottes und tut Ihm Einhalt.
Siehe, Wir haben die Welt erschaffen.
Alles, die sichtbare und unsichtbare Schöpfung, hat der
Vater nur erschaffen zu Seiner Verherrlichung, aber in
Seiner unendlichen Liebe und Güte hat der Vater durch
jede dieser Schöpfungen einer jeden der drei Göttlichen
Personen eine besondere Verherrlichung zuweisen wollen.
Den Himmel bestimmte der Vater zur Verherrlichung Seiner
Selbst. Im Himmel wollte Er nur Seine Liebe
vervielfältigen und ausdehnen. Die Engel hat Er nur
dafür erschaffen, Ihn zu lieben, zu verherrlichen, zu
loben und zu preisen.“
Barbara: Die
sichtbare Schöpfung habe der Vater erschaffen zur
Verherrlichung Seines Sohnes. Und weil Er nur Seinen
Sohn verherrlichen wollte, deshalb habe Er von Ewigkeit
bestimmt, daß Sein Sohn Mensch werden solle, weil Er so
große Freude gehabt, daß Er Seinen Sohn durch Geschöpfe
verherrlichen wollte, die Er so hoch erhoben, daß Sein
Sohn unter ihnen herabsteige, um dieses Geschlecht zu
adeln.
Zwischen der sichtbaren und der
unsichtbaren Schöpfung hätte Sein Geist ausgeruht, und
die beiden Schöpfungen wären zur Verherrlichung des
Heiligen Geistes bestimmt, sowohl die unsichtbare
Schöpfung durch die Liebe, weil der Heilige Geist nur
die Liebe sei, das sei nur der Ausguß, als auch die
sichtbare Schöpfung, weil durch Seine Mitwirkung daraus
das menschgewordene Wort hervorgehen und Sich darin
verherrlichen sollte, weil Er den Menschen leidensfähig
erschaffen, nicht wie die Engel. Darum seien die beiden
Schöpfungen zur Verherrlichung des Heiligen Geistes
bestimmt.
Jesus: „Und
jetzt wende Ich Mich an alle Priester. Jetzt bedenket,
wie die Priester dieser Stadt Mich gleichsam beständig
als Lügner hinstellen in ihrer Handlung, weil sie dich
als närrische Person hinstellen. Denn als Ich die Welt,
die sichtbare und die unsichtbare Schöpfung, erschaffen,
sah Ich Mir alles mit großem Wohlgefallen an, und die
Schrift sagt, daß Ich alles, was Ich gemacht, für sehr
gut befunden. Jetzt aber stellen sich die Christen, an
die Ich Mich wende, durch ihre bösen Werke, ihren
Unglauben und ihre Sittenlosigkeit, die unter ihnen
herrschen, gleichsam mit geballter Faust vor Mich hin
und sagen: ‚Wie Du sagst, mit Wohlgefallen sahst Du
Deine Schöpfung an und befandest alles gut? Es ist aber
nicht alles gut. Wir beweisen es Dir. Wir wollen Dir
nicht dienen. Du hast uns zu Deiner Ehre und
Verherrlichung erschaffen, aber wir wollen Dir nicht
dienen.‘ Und weil Ich wieder Meine Kirche emporbringen,
ein neues Geschlecht bilden und den Glauben erneuern
will in der Kirche, so sagen Mir gleichsam die Priester:
‚Wir sehen Deine Schöpfung nicht, wir wollen Dir nicht
dienen. Wir sehen nicht, daß Du es bist in den
Schriften.‘
Ihr aber, Meine Kinder, harrt doch aus,
laßt das alles über euch ergehen, gebt den Ängsten nicht
nach. Das ist die Strafe, die alle Menschen fühlen
müssen. Das ist nicht abzuändern, daß die Guten gerade
so die Ängste mitfühlen müssen, welche Ich im Heiligsten
Sakrament leide, weil so viele Menschen verlorengehen.
Damit sollt ihr viele Seelen retten. Du aber Barbara,
mache dich los von alledem, was dich beängstigt, und
mache es wie deine zwei Freundinnen, und sieh immer auf
das eine und allernotwendigste, wozu du den Auftrag
hast, und das soll dir die Hauptsache sein. Die
Priester, und besonders N. sollen sich nicht scheuen und
offen auftreten. Es ist ein solches Mißverhältnis
eingerissen unter den frommen Leuten, daß keine Hoffnung
zum Besseren ist, solange nicht ein demütiges
Herabsteigen in all den frommen Seelen, auch den
Ordensleuten, stattfindet, so, daß sich jeder als den
Letzten betrachtet und es nicht verschmäht, sich der
Gesinnung nach mit dem letzten Dienstmädchen zu
vereinigen. Solange der Stolz alle bemeistert, kann Ich
in der Kirche nichts wirken. So ist es aber in der
ganzen Welt.
Weil Ich ein gerechter Gott bin, so
mußte Ich, um Meine Geschöpfe zu unterscheiden von Mir
Selbst, denn Ich habe Mich in all Meinen Geschöpfen
verähnlicht, vervielfältigt, und um Meine Autorität zu
bewahren, Meine Geschöpfe eine Prüfung bestehen lassen.
Auch die Engel mußten sie bestehen, und wer sie
bestanden, der bereut es nicht.
Weil der himmlische Vater den Menschen
von der Erde genommen und wußte, daß er der Erde zuneigt
und deshalb leichter sich versündigt als die Engel, gab
Er ihm aber auch so große Verheißungen von der
Menschwerdung Seines Sohnes. Aber obwohl Er von Ewigkeit
her wußte, wie schwach der Mensch ist und wie viele sich
von Ihm abwenden, so gab Ihm doch der Gedanke, daß Er
Seinen Sohn in dieser Schöpfung verherrlichen wollte,
den Ausschlag bei der Erschaffung des Menschen, das war
Sein einziges Wohlgefallen.
Deswegen wählte Er Sich ein Volk aus, um
in ihm Seine Autorität zu bewahren und mit ihm auf
besondere Weise zu verkehren und zu unterscheiden von
den übrigen Völkern. Weil aus diesem Volk, das Er schon
bei Erschaffung des ersten Menschen erschaffen hatte,
der Messias hervorgehen sollte, deshalb kennzeichnete Er
es auf besondere Weise, scharte es zusammen und teilte
ihm Seinen Geist mit durch die Propheten, um zu zeigen,
daß es Sein auserwähltes Volk sei und um seinetwillen
die ganze Schöpfung dulde und verschone. Nun bedenket,
daß die Kirche das auserwählte Volk im Neuen Bund ist.
Als Ich die Kirche stiftete und gründen wollte, fing Ich
an, reich und arm miteinander zu verbinden. Unter den
ersten Christen wußte niemand, ob er arm oder reich war.
Das erste war, daß Ich und Meine Apostel Gleichheit
gepredigt und Meine Apostel Meinen Geist hineintrugen,
wie Ich gelebt.
Jetzt aber ist die Kirche so abgewichen
davon, wie Ich dir gezeigt, und deshalb ist der Zorn
Meines Vaters so ergrimmt, daß Er abermals die ganze
Welt vernichten würde, wenn Er nicht bei der Sintflut
die Verheißung gegeben, niemals mehr so die Menschen zu
vertilgen.
Jetzt frage Ich euch, ob es da noch an
der Zeit ist, zurückhaltend in der Frömmigkeit zu sein.
Es gibt nur einen Weg, und der ist: Zurückgehen zu dem
ersten Christentum, wenigstens im Herzen und in der
Gesinnung, daß die Reichen die Armen so behandeln, daß
sie sich als Brüder und Schwestern fühlen, und daß die
Armen in ihrer Gesinnung so geadelt sind, daß sie den
Reichen ganz in Ruhe lassen, weil sie zufrieden sein
können durch eine solche Behandlung.
Und wenn das nicht angestrebt wird, so
wird die Welt furchtbar gestraft. Deswegen arbeite Ich
so an den Liebesbundmitgliedern, und Ich habe an all den
Ordensleuten kein Wohlgefallen, die den Geist nicht in
sich aufnehmen, und die sich für die allein Auserwählten
halten, wenn sie auch noch so treu ihre Regel und ihre
Gelübde halten, solange sie sich nicht vereinigen in der
Gesinnung mit dem letzten Dienstmädchen und alle ein
Herz und eine Seele bilden. Es muß ein ganz neues Leben
entstehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
405 Am 9. Februar 1901
Als Barbara in einer Nacht sehr viel
litt, sagte der Herr:
Jesus:
„Siehe, das Leben des Menschen ist so kurz, wie wenn
eine Fliege durch das Zimmer fliegt. Sie setzt sich hier
auf ein Brotkrümchen, dort auf einen Obstrest, taumelt
ein wenig herum und bald siehst du sie nicht mehr. So
kurz ist euer Leben gegen die lange Ewigkeit und die
unermeßliche Glückseligkeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
406 Am 10. Februar 1901
„Und weil Ich nicht notwendig hatte zu
strafen und zu warnen, konnte Ich in Liebe mit ihr
verkehren.“
Jesus: „Man
wundert sich über die heilige Gertrud, daß sie so vieler
Gnaden gewürdigt wurde, und doch lest ihr nicht, daß sie
eine Verfolgung durchgemacht hätte. Die Heiligen jener
Zeit hatten Ruhe gehabt von ihren Vorgesetzten. Diese
waren froh, wenn eine Seele etwas von Gott sagen mochte.
Damals stand nämlich die Zeit in höchster Blüte, die
Kirche hatte Ruhe und die Menschen, die doch die Kirche
bilden, waren alle zufrieden und glücklich und kein
Zwiespalt war unter ihnen, daß sie sich zerfleischten
wie heute. Eine Seele, die Mir diente, hatte nichts wie
Liebe, sie konnte sich Mir ganz in Liebe hingeben und
Ich konnte Mich in Liebe in ihr ergießen.
Und weil Ich nicht notwendig hatte zu
strafen und zu warnen, konnte Ich in Liebe mit ihr
verkehren. Da schlug Ich die kleinen Leiden, die ihr
nicht beachtet, groß an. Deswegen hat eine Seele, die
heutzutage einen solchen Zwiespalt durchmacht, wenn sie
auch nicht fastet, doch denselben Grad der Glorie und
Verdienste zu erwarten, weil der harte Weg, den sie
gehen muß, die Fasten, Bußwerke und Züchtigungen des
Leibes ersetzt.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
407 Am 11. Februar 1901
„Lege all deine Fehler,
Unvollkommenheiten und Versäumnisse tagtäglich in den
Kelch des Heils in der heiligen Messe, damit täglich
alles ersetzt werde.“
Barbara beklagte sich beim Herrn, daß
sie so viele Unvollkommenheiten begehe.
Jesus: „Lege
all deine Fehler, Unvollkommenheiten und Versäumnisse
tagtäglich in den Kelch des Heils in der heiligen Messe,
damit täglich alles ersetzt werde.“
Bekehrung eines Sünders. Im Hause von
Lieschen wohnte ein Katholik, der schon jahrzehntelang
keine Sakramente mehr empfangen hatte. Dessen Frau
klammerte sich beständig an Lieschen, daß sie ihr helfe,
die Bekehrung ihres Mannes von Gott zu erflehen.
Angefeuert durch Lieschen, brachte die Frau es durch
liebevolles Zureden dahin, daß er seit zwei Jahren
wieder die heilige Messe am Sonntag besuchte, aber vor
der Beicht fürchtete er sich gar sehr und war nicht zu
überreden.
Anfang Januar 1901 fiel er in eine
schwere Krankheit mit Erstickungsanfällen. Nachts wollte
er meist aus Gewissensangst immer das Bett verlassen.
Als er wieder eine solche schreckliche Nacht
durchgemacht und die Frau untröstlich morgens in aller
Frühe zu Lieschen lief, um ihr kummervolles Herz
auszuschütten, drang Lieschen gar sehr in sie, ihrem
Mann jetzt offen zu erklären, daß sie jetzt einen
Priester rufen wolle. Beherzt ging die Frau zurück und
sagte zu ihrem Mann: „Willst du mir zumuten, daß ich mir
die ganze Ewigkeit deinetwegen Vorwürfe mache. Ich gehe
den Priester holen.“ Zuerst war der Kranke still.
Dann sagte er: „Muß er denn ein paar Mal
kommen?“ Als die Frau ihm sagte, das könne in einem Mal
geschehen, war er es zufrieden und sagte: „Rufe ihn!“
Die Frau sandte Lieschen hin, und er kam sofort. Der
Kranke empfing sehr erbaulich alle heiligen Sakramente,
und als der Priester ihn aufforderte, „Mein Jesus,
Barmherzigkeit“ zu sprechen, tat er dies mit großer
Andacht und küßte auch die heiligen fünf Wunden. Als
Lieschen zu ihm sagte: „Was werden Sie jetzt für eine
süße Seelenruhe bekommen“, liefen ihm die Tränen über
die Wangen herab. Andern Tags bat er seine Frau von
selbst, mit ihm die heiligen fünf Wunden zu beten.
Inhaltsverzeichnis Band 5
408 Am 12. Februar 1901
„Damit will Ich euch belehren, daß ihr
so einig in der Gesinnung sein sollt, wie Wir Drei
Heiligsten Personen.“
Barbara, die viel zu leiden hat, sagte
zum Herrn:
Barbara: „Wir
sind dieses Jahr alle drei nichts wert. Ich kann nicht
wie früher und muß viel versäumen, und auch meine
Freundinnen können nicht so viel leisten. Man weiß
nicht, was man denken soll.“
Jesus: „Das
hat seine besonderen Gründe, Meine weisen Absichten.
Damit will Ich euch belehren, daß ihr so einig in der
Gesinnung sein sollt, wie Wir Drei heiligsten Personen.
Keine soll in sich einen Gedanken aufkommen lassen, daß
die andere sich zu viel nachgebe, während sie über alles
hinweggehe. Da muß jedes seine Armseligkeit fühlen und
kann nicht, wie es will. Das wird nicht viel besser
werden. Ich kann es euch nicht ersparen. Bis über Ostern
hinaus, solange die österliche Zeit dauert und Ich noch
einen Sünder erwarte und getäuscht sein kann mit Meiner
Hoffnung, schicke Ich euch zu leiden. Andere werden
längst das Alleluja singen, und ihr werdet noch das
Miserere Nobis singen.
Alle Mitglieder des Liebesbundes sollen
es mitfühlen, ihr müßt Mir Seelen retten und gewinnen
helfen und deswegen ganz über euch weggehen. Ebenso N.
wird es auch fühlen müssen, solange als Ich den letzten
Sünder erwarte und noch getäuscht sein kann, so lange
wird er kein Alleluja feiern können; aber nach Ostern
habt ihr wieder eine schönere Zeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
409 Am 15. Februar 1901
In der Stadt ging die Rede, es seien im
Elisabethenhaus der Barbara auch lateinische Fragen
vorgelegt worden in der Ekstase. Zwar habe sie auf
manche Fragen Antwort gegeben, daß die Herren gestaunt
hätten, aber sie hätten ein Wunder haben wollen, und
weil der Heiland auf Latein nicht geantwortet, so könne
es Krankheit sein.
Luise fragte Barbara, ob das wahr sei
und was der Herr geantwortet. Barbara bejahte es. Der
Herr habe gesagt:
Jesus: „Ich
muß Mich allezeit den Menschen anpassen, wie Ich es auch
getan habe, als Ich auf Erden wandelte. Ich habe zu
Meinen Aposteln alles in Gleichnissen gesprochen und
auch sie verstanden Meine Sprache nicht. Welche Geduld
mußte Ich mit ihnen haben. Wie wollt ihr verlangen, daß
Ich euch Wunder wirke.“
Barbara sagte, das meiste habe sie
vergessen.
Auch sagte man, Bischof H. sei zwei Tage
vor seinem Tod sehr aufgeregt gewesen. Er habe ironisch
ausgerufen: „Wir kommen in die Hölle, wir kommen in die
Hölle, weil wir die Herz-Jesu-Andacht nicht billigen!“
Als der abgefallene Priester S. seine Broschüre
herausgab: „Mein Austritt aus der katholischen Kirche“,
da diktierte der Herr Barbara einen Brief in die Feder
an P. Felix, worin Er die Priester fragt, ob jetzt diese
Schmach nicht größer sei als jene gewesen wäre, wenn der
frühere Beichtvater dies verhindert hätte zur rechten
Zeit, indem er die Warnung des Herrn dem Bischof
hinterbracht hätte. Als P. Felix ihn gelesen, sagte er
erschüttert: „Ja, nicht wahr, wenn man die Wahrheit
sagt, wird man exkommuniziert, und wenn man lebt, wie es
recht ist, hat man freilich Neider. Tun Sie von jetzt
an, was der Herr Ihnen eingibt und fragen Sie nach
keinem Teufel nichts mehr.“
Der hochwürdige Herr Bischof sagte zu
einer Dame, die ihn über die Sache befragte, alles sei
Hysterie und die Personen, die es glaubten, seien auch
hysterisch. Diese erzählte es ihrem Dienstmädchen und
anderen und alsbald war die ganze Stadt voll davon. Eine
andere sagte: „Die drei mit ihren Extrasachen und ihrem
Barfußlaufen. Sie ärgern den hochwürdigen Herrn Bischof
auch immer mit dem Niederknien auf der Straße (zum
Segen). Ich tue es nicht einmal, wenn er in unser Haus
kommt, um ihn nicht zu belästigen.“ Ein Mann erzählte,
er komme eben aus einem Haus, wo man sich lustig gemacht
über die drei Heiligen und erzählt habe, der verstorbene
Bischof käme alle Tage zu ihnen, und der jetzige Bischof
habe gesagt, wenn sie noch ein wenig weitermachten, so
exkommuniziere er sie alle drei.
Auch im Paramentenverein verbrachten sie
einen Nachmittag, sich zu verlustieren über die drei,
weil der Arzt alles für Hysterie erklärt habe. Ebenso
wurde die Sache in den Geschäftsläden belacht, wo es
durch Bedienstete einiger Herren erzählt wurde, daß
jetzt die Hysterie am Tage sei.
Inhaltsverzeichnis Band 5
410 Brief an das Bischöfliche Ordinariat
Barbara schrieb im Auftrag des Herrn:
16. Februar 1901
An das Bischöfliche Ordinariat!
Als ich am 27. Oktober 1898 vor dem
Bischöflichen Offizialat stand, sagte mir am Schluß der
Unterredung unser hochwürdigster Herr Bischof, damals
noch Domkapitular: „Wir wollen es als Zeichen von
Echtheit anerkennen, wenn Sie und Ihre zwei Freundinnen
sich gehorsam unterwerfen und nicht mehr barfuß
wallfahrten gehen.“ Eineinhalb Jahre haben wir diese
Bußübung unterlassen aus Gehorsam gegen unsere
geistliche Obrigkeit.
Weil aber der liebe Gott diese Bußübung
eigens bestimmt und uns angeraten hatte und als eine
passende Bußübung gerade unserem luxuriösen Zeitgeist
gegenüber bezeichnet hatte, so erlaube ich mir, jetzt
beim Beginn eines Jubeljahres, wo die Gläubigen mehr als
sonst zu demütiger Bußgesinnung aufgefordert werden,
unsere hochwürdigen Vorgesetzten zu bitten, ob Sie uns
vielleicht unter anderen frommen Bußübungen auch diese
wieder zu erlauben geruhen wollten, wenigstens in der
Woche ein- bis zweimal verrichten zu dürfen. Wenn im
Jahre 1825 bei einem Jubiläum Papst Leo XII. es nicht
unter seiner Würde hielt, vor der ganzen Stadt Rom und
zum Erstaunen aller seiner Kardinäle im Bußgewand und
barfuß zu gehen, so brauchen sich wahrhaftig unsere
heutigen Christen auch nicht zu schämen, wenn einige von
ihnen ihr liebes „Ich“ großmütig mit Füßen treten.
Obwohl jene Krankheit, die von den
Ärzten als Hysterie bezeichnet wurde, mich verließ von
dem Tage an, wo mir vom Herrn gesagt wurde, daß Er von
jetzt an mir dieses Leiden wieder abnehmen werde, habe
ich doch den vertrauten Umgang mit Ihm nach der heiligen
Kommunion und im Gebet noch wie früher. Nur weiß ich
jetzt sicherer, für und mit wem ich leide. Und alle
Einwohner der Stadt Mainz, ja der ganzen Welt, haben
nicht so viel Spott und Hohn, den ich aus Liebe zu Gott
nicht bereit sein möchte, über mich ergehen zu lassen.
Von Herzen verzeihe ich all denen, die
mir wehgetan haben, denn sie benutzte der Herr, um mich
wegen meiner Sünden zu strafen. Andernteils sehe ich
aber ein, daß Gott der Herr Sich an Großmut von Seinen
Geschöpfen nie übertreffen läßt. So glaube ich, diese
Freiheit mir nehmen zu dürfen, um meine Herren
Vorgesetzten zu erinnern, was ich um meines Glaubens
willen schon gelitten habe und von neuem sich vielleicht
auch meine zwei Freundinnen mit mir bereit erklären,
Leiden jeglicher Art auf uns zu nehmen durch eben diese
Bußgänge. Im Jahre 1898 sagte der Herr (bitte in den
Schriften nachzuschlagen) zu dem hochseligen Bischof H.:
„Wenn Ich dir zwischen zwei deiner Freunde, die Ich
abrief, in blühender Gesundheit noch das Leben ließ,
dann wisse, daß Ich dies getan, weil Ich durch dich
Meinen Plan, den Ich mit der Menschheit vorhabe,
durchführen will. Tust du es aber nicht, dann werde Ich
dich hinwegnehmen, denn Ich bin Herr über Leben und
Tod.“ Und in demselben Jahre, wenn ich nicht irre, sagte
der Herr auch zu mir: „Du wirst an das Kreuz geschlagen
und du wirst begraben. Man wird sorgen, daß der
Grabeshügel hoch wird, das heißt, du wirst mit Spott und
Hohn so überhäuft werden, daß der Geruch des alten
Menschen nicht mehr ausdünsten kann.“ Also lag alles im
Ratschluß Gottes. Daß meine Vorgesetzten mich als
närrische Person erklärten, war von Gott so bestimmt.
Nun aber bitte ich meine Herren
Vorgesetzten, mit mir auch zum zweiten Teil überzugehen.
Nämlich der Herr sagt so oft in meinen Schriften zu den
Priestern unserer Zeit: „Euch habe Ich an den Wendepunkt
gestellt. Ihr seid bestimmt, Meine gedemütigte Kirche
wieder zum Sieg zu führen. Kämpfet für ihre Rechte und
fürchtet nichts, denn eure Namen sollen glänzen im Buch
des Lebens durch die ganze Ewigkeit.“
Nun frage ich meine Vorgesetzten, was
bedeutet das Wort Wendepunkt für den Wanderer? Nicht
wahr, daß er nicht auf dem seitherigen Weg weitergehen
dürfe. Er muß umwenden und einen anderen Weg
einschlagen. Und zwar Hand in Hand, Priester und Laie,
Reich und Arm, zurück auf den Weg der Abtötung und Buße
und Einfachheit.
Seitdem die Welt steht, war für die
Völker keine andere Rettung möglich. Sie mußten den
herausgeforderten Zorn Gottes besänftigen durch demütige
Rückkehr zu Gott, durch Abtötung und Buße. Und weil
unter den Christen jetzt so wenige diese Sprache
verstehen, so laßt doch ihr Vorgesetzten es diejenigen
tun, die sich, von Gott dazu angetrieben, auch dafür
hergeben.
Im ersten Stock unseres Hauses wohnt ein
höherer Offizier. Vor vier Wochen und gestern, am 15.
Februar 1901, stand eine Musikkapelle eine volle Stunde
bei Eis und Schnee und spielten ihrem Obern zu Ehren die
herrlichsten Stücke vor auf der Straße vor unserem Haus.
Und alle Woche oder doch alle zwei Wochen heißt es von
den Dienstboten, heute Abend haben wir wieder großes
Essen. Der Herr Oberbürgermeister und der und jener
kommen auch dazu. Da denk ich mir jedesmal: So ehrt die
Welt ihre Günstlinge! Ja, die Kinder der Welt sind
klüger als die Kinder des Lichtes. Denn die Kinder der
Welt verfolgen und zerfleischen diejenigen, die den
Ernst des Lebens im wahren Sinn erfassen.
Alles, was ich schreibe, tue ich, weil
ich innerlich dazu aufgefordert werde. Ich schicke diese
Zeilen zuerst an Sie, hochwürdiger Herr Beichtvater,
aber mit der Bitte, dieselben an das Bischöfliche
Ordinariat gelangen zu lassen. Sie sagten schon so oft
zu mir, sie wollten nichts dafür und nichts dagegen tun.
Ich will Ihnen keinen Vorwurf machen, aber wenn Sie mir
die Bußübungen erlauben, welche die Kirche gebietet, und
die ich jedes Jahr weit ausdehne, wie Sie ja wissen, und
obschon ich im voraus weiß, welche Opfer es mich kostet
und wie nachteilig es für meine Gesundheit ist, so tue
ich es doch, weil ich weiß, daß der Christ ein
Opferleben führen muß.
Warum sollte es uns versagt sein, um
Bußübungen bitten zu dürfen, die, obgleich äußerlich
große Opfer von uns verlangen, aber für unsere
Gesundheit sehr dienlich und nützlich für Leib und Seele
sind. Ich erwarte von Ihnen, hochwürdiger Herr
Beichtvater, die Antwort auf meine Bitte an das
Bischöfliche Ordinariat, denn ich weiß, daß es nicht in
Ihrer Gewalt allein steht, diese Erlaubnis zu geben.
Hochachtungsvollst!
gez. Barbara Weigand
Inhaltsverzeichnis Band 5
411 Nach Septuagesima 1901
In der Woche nach Septuagesima hatte
Barbara viele Sühnungsleiden durchzumachen. In einer
Nacht hatte sie ihr außergewöhnliches Leiden, ohne die
drei Stürme zu fühlen. Ihre Zunge war ihr wie gelähmt.
Sie konnte nicht einmal antworten, daß man ihr hätte zu
Hilfe kommen können. Mittendrin bekam sie einen
Aufblick. Sie sah den himmlischen Vater ergrimmt über
die Welt, und ihre eigene Seele wie zermalmt vor Ihm.
Daraus schöpfte sie neuen Mut, da sie nun einsah,
weshalb sie so leiden mußte.
Inhaltsverzeichnis Band 5
412 Fest der Dornenkrone am 22. Februar
1901
„Auf den Liebesbund setze Ich die
Erneuerung der Menschheit.“
Barbara beklagte sich nach der heiligen
Kommunion, daß ihr alles zum Kreuz werde, wo sie nur
hinsehe. Nach der heiligen Kommunion kam Jesus vom
Tabernakel her zu mir und eine große Zahl von Engeln
begleitete Ihn. Einer aus ihnen trug eine hölzerne
Krone.
Jesus:
„Ermutige dich und sei nicht so kleinlaut. Über all das,
was Ich vorkommen lasse in deiner Familie oder sonst,
mußt du hinweggehen, wie wenn es nicht wäre. Dein Herz
muß immer wieder heraufkommen, wenn noch so vieles
zusammenfällt; wenn es selbst vorkäme, daß Verbrechen
und Sünden begangen werden, so sollst du Sühne leisten,
und mehr kannst du nicht tun.
Dieses Jahr fängt die Kirche an, ihre
Kinder doppelt zum Bußeifer zu ermahnen. Und damit ihr
Ersatz habt für das, was ihr Mir zuliebe nicht tun
dürft, so macht es so: Von nächstem Sonntag an haltet
eure Bittgänge in der Stadt und geht von einer Kirche
zur anderen und besucht jeden Tag die vier
vorgeschriebenen Kirchen und geht womöglich zusammen,
und wer will, soll sich anschließen. Wo es tunlich ist
in der Kirche, daß nicht viele Leute da sind, da betet
laut, auf der Straße aber still. Auf der Straße sollt
ihr strenges Stillschweigen beobachten. Von jetzt an
soll das Stillschweigen der Ersatz sein für all den
Spott und Hohn, den ihr eingeerntet hättet auf den
Wallfahrten, so daß ihr von jetzt an auf der Straße
nichts redet, mag es sein, was es will, und wenn es noch
so notwendig scheint. Ihr sollt innerlich mit Mir reden.
So macht es, bis das Jubeljahr
verflossen ist. Und damit ihr es nicht vergesset, will
Ich euch daran erinnern, und jedes von euch soll sich
auf einen Zettel schreiben und in ein Säckchen einnähen
und umhängen und bei Gelegenheit die Hand aufs Herz
halten, um euch daran zu erinnern: ‚Das Stillschweigen.‘
Das sollt ihr Mir zur Buße aufopfern,
und das will Ich euch anrechnen, als ob ihr alle Woche
ein paar Mal barfuß gegangen wäret. Dasselbe verlange
Ich von N. und all den Liebesbundmitgliedern und den
einzelnen Personen, die sich mit euch befreundeten. Alle
sollen das ganze Jahr die Bußgänge machen in tiefer
gesammelter Andacht. Und wenn ihr den Ablaß für euch
gewonnen, so fangt von vorn an für die Anliegen der
heiligen Kirche und die Armen Seelen. So macht es das
ganze Jahr.
Auf den Liebesbund setze Ich die
Erneuerung der Menschheit. Deswegen gebe Ich euch immer
wieder Neues an und werde Ich euch immer wieder sagen,
wie ihr es machen müßt, denn die Menschheit ist nicht
anders zur Umkehr zu bringen als dadurch, daß es Leute
gibt, die den Anfang machen. Deshalb sollt ihr die Gänge
zusammen machen mit tiefem Ernst und gesammeltem Gemüt
von einer Kirche in die andere. Für den, der sich
anschließen will, ist es ein Opfer, weil ihr verspottet
und gehöhnt werdet; das kann die Kirche nicht verbieten.
Wo andere nicht gestört werden, könnt ihr laut beten,
sonst jedes für sich. N. soll auch in N. recht arbeiten,
daß die Mitglieder es weitersagen und viele anspornen;
ebenso die Liebesbundmitglieder in E. und N.“
Barbara: „Ja
Herr, gerade wenn Du mir solche Sachen aufgibst,
schickst Du das Entgegengesetzte, und ich weiß nicht, ob
es recht war, was Du angegeben hast.“
Jesus: „Weißt
du nicht, daß ihr im wahrsten Sinne des Wortes berghohe
Hindernisse übersteigen müßt? Mit dieser Dornenkrone,
die ihr sonst auf euren Wallfahrten getragen, sollt ihr
dieses Jahr euren Mund umzäunen durch die Abtötung und
die Verschwiegenheit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
413 Herz-Jesu-Freitag im März 1901
„Wie die Christen, die mit knapper Not
in den Himmel kommen, bekommt sie den letzten Lohn der
gewöhnlichen Christen.“
Barbara bat die liebe Mutter Gottes für
ihre Schwägerin, die zu ihren Verwandten reisen mußte,
um eine glückliche Reise.
Maria: „Sei
unbesorgt, Ich will dafür sorgen, daß sie wohlbehalten
zurückkommt.“
Als Barbara am Ende des Rosenkranzes,
den sie zum Dank betete, sich zerstreut fand, sagte sie:
Barbara: „O
wie war mein Gebet doch so armselig. O liebe Mutter,
ersetze mir alles.“
Da wurde Barbara von einem Lichtstrahl
überschüttet, so daß sie ganz darin eingehüllt war,
woraus sie erkannte, daß sie erhört sei.
In der Nacht vor Herz-Jesu-Freitag im
März 1901 mußte Barbara vieles leiden. Es war ihr, als
seien ihr die Arme abgesägt. Sie sagte zum Herrn:
Barbara: „Ich
sehe und glaube, daß Du es bist, Du willst von mir
gelitten haben. Komm nur, ich will gern leiden, wenn es
auch niemand glaubt, daß Du es bist.“
Jesus klagte:
„Ja, traut ihr Mir nur und glaubt, daß Ich es bin,
und gebt auf all das Gerede nichts. Es wird einen großen
Abfall geben. Denn es ist jetzt die Zeit, welche Ich dir
gezeigt habe, wo alles vom Unglauben mit fortgerissen
wird. Es wäre Mir sehr wohlgefällig, wenn ihr auch eure
Wallfahrten macht wie voriges Jahr, in armer Kleidung,
das können sie euch nicht verbieten.
Es ist Mir sehr leid, daß es mit N. so
abwärts geht, daß sie um des ewigen Lebens willen nicht
einmal das bißchen Leiden will, Ich sie doch so
bevorzugt habe und ihr das große Vermögen gegeben. Wenn
sie so fortfährt, kommt sie auch in den Himmel; aber so
wie die Christen, die mit knapper Not in den Himmel
kommen, bekommt sie den letzten Lohn der gewöhnlichen
Christen. Es ist ein großer Unterschied zwischen
denjenigen, die sich angeschlossen, und denen, die
wieder abgefallen. Sie wird es die ganze Ewigkeit
bereuen, wenn sie die Liebesbundmitglieder sieht in so
großer Herrlichkeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
414 Am 4. März 1901
„Durch den Wucher der Menschen sind die
Gaben nicht rein, wie Ich sie wachsen lasse, sondern
vermischt. Durch das Bebauen der Felder ist schon das
Gift in die Pflanze hineingelegt.“
Jesus:
„Was bereitet Mir das für eine Freude,
euch so oft vor Mir zu sehen. Ich sehne Mich nach der
Zeit, wo wieder eine Seele kommt, die Mich wahrhaft
liebt. Ich bin leicht zufriedenzustellen, weil Ich nur
auf den guten Willen sehe. Sage nur deinen zwei
Freundinnen, daß ihr alle drei den Ablaß vollkommen
gewinnt, weil ihr euch Mühe gebt, und alle diejenigen,
die mit gutem Willen sich Mühe geben, die werden ihn
gewinnen. Sie sollen keine Angst haben, daß Ich ihnen
nicht mit Meiner Gnade zuvorkomme, daß sie ihn auch
wirklich gewinnen und Ich alles ersetze.^
Was tut es Mir so leid um N. und was ist
es für ein Schaden, daß die Priester so entgegen sind.
Werdet nicht irre, wenn ihr seht, wie schwach sie sind,
weil sie Menschen sind wie ihr auch. Ich kann ihnen
nichts belohnen, als was sie Gutes tun. Ihre Würde kann
Ich ihnen nicht belohnen; wenn sie ihren Stand nur
geschäftsmäßig betreiben, sind sie den gewöhnlichen
Christen gleichgestellt. Nur wenn sie sich bemühen, Mich
zu lieben und Mir zu dienen, kann Ich sie belohnen.
Stört euch nicht daran. Folget ihnen,
wenn sie euch etwas verbieten, und bedenket, daß sie
armselige Menschen sind. Ihr aber sollt euch bestreben,
Mir mehr Freude zu machen. Der Priester ist Mir nur
insoweit wohlgefällig, als er sich bemüht, Mir Freude zu
machen. Gehe hin und sage N., wie er sich so seinen
Launen überlassen mag und so mutlos ist um so
geringfügiger Dinge willen. Er soll sich aufraffen und
aus seinem Kleinmut herausgehen. Das sind lauter Strafen
dafür, daß er sich dem Geist so widersetzt. Er müßte wie
kein anderer wissen und überzeugt sein, daß Gottes Geist
durch dich spricht, und doch ist er so wankelmütig wie
Pilatus. Er soll sich aufraffen, den Kleinmut ablegen
und wissen, daß Ich durch dich ihm das sagen lasse.
Sage auch Lieschen, es gefiele Mir
nicht, daß sie sich so mit Gewalt aufreibt. Sie soll
bedenken, daß ihr nicht im Mittelalter steht. Die
Menschen dort haben nebst dem guten Willen und der
Kraft, die sie aufgeboten, doch in sich den Gehalt
gehabt, um zusetzen zu können. Aber jetzt ist die
Menschheit schwächer. Man soll bedenken, daß alles, was
die Menschheit genießt, mit Gift vermischt ist. Durch
den Wucher der Menschen sind die Gaben nicht rein, wie
Ich sie wachsen lasse, sondern vermischt. Durch das
Bebauen der Felder ist schon das Gift in die Pflanze
hineingelegt.
Deswegen handelt die Kirche weise, weil
sie die strengen Fasten nicht mehr so auferlegt. Der
Mensch kann das nicht ertragen, und Ich will es nicht
haben, daß Lieschen sich vor der Zeit aufreibt; denn Ich
brauche sie noch. Sie soll Mir in Meiner Kirche noch
bauen helfen. Meine Kirche ist ganz zerfallen; sie muß
wieder aufgebaut werden. Sage es ihr heute abend noch;
denn bis der Freitag herbeikommt, reibt sie sich wieder
auf. Ich will das nicht. Sie soll ihre Körperkräfte
erhalten, damit sie niemand zur Last fällt.
Sage Luise, sie soll hingehen zu N. Sie
hat mehr Mut und kann es ihm besser beibringen. So
wankelmütig wie N., so ist die ganze Menschheit.
Bedenket, in welch trauriger Lage Ich bin im Tabernakel.
Ich bin doch da, um euch zu trösten und damit ihr nicht
verlassen seid. Wie ihr untereinander wohnt, so wohne
Ich unter euch, und Ich nehme teil an allem Geschick der
Menschheit. Nun bedenkt doch, wie traurig es für Mich
ist, daß so wenig Menschen noch glauben, und daran ist
das ganze Heil geknüpft, daß sie an Mich glauben. Denn
der Vater hat die Welt nur erschaffen zu Meiner Ehre und
Verherrlichung, um Mir Freude zu machen, wie von
Ewigkeit her der Plan gefaßt war, daß jeder der drei
Göttlichen Personen eine besondere Verherrlichung
zukommen soll.
Diese sichtbare Schöpfung war Mir
zugemessen, und jetzt sind so wenig Menschen, die Mir
die Ehre geben und an Mich glauben. Darum freue Ich Mich
sehr, wenn eine Seele kommt, Mich zu trösten, und das
tut ihr. Ihr sollt nicht irre werden, wenn viele
abfallen; denn die Menschen ändern ihre Gesinnung
dreimal in einer Stunde. Eben noch fassen sie gute
Vorsätze, dann lassen sie sie wieder fallen, und wenn
jemand kommt und ihnen eine Neuigkeit bringt, ist das
ganze über den Haufen geworfen. Deswegen sollen die
Liebesbundmitglieder bedenken, was es für eine Gnade und
ein Glück ist, daß sie so glauben können, weil sie durch
Meine Worte immer wieder neu aufgefrischt werden. Was
gebe Ich Mir nicht für eine Mühe. Wie Ich euch
kleinmütig sehe, werde Ich euch Trost zusprechen. Das
könnte Ich aber nicht, wenn ihr nicht mit lebendigem
Glauben an Mir hinget. Und nur diejenigen können Mich
trösten, von denen Ich weiß, daß sie sich alle Mühe
geben, Mir zu gefallen, und das tut ihr.“
Ehe Jesus die Rede begann, hatte Barbara
den Kreuzweg gebetet und kniete in der Anbetung vor dem
Tabernakel, um das Ablaßgebet zu beten. Da rief ihr
Jesus zu:
Jesus: „Meine
Tochter, bleibe da, Ich will etwas mit dir reden.“
Barbara:
„Rede, Herr, Deine Dienerin hört! Was verlangst Du denn?
Gelt, Du willst mir einen Verweis geben, weil ich so
viele Fehler habe und so hängen bleibe an
Kleinigkeiten?“
Jesus: „Stehe
auf und gehe in den Stuhl, damit du nicht auffällig
wirst.“
Unter der Rede, als ihr Körper sich
unbemerkt zur linken Seite beugte, sagte der Herr:
Jesus: „Raffe
dich auf, damit du kein Aufsehen machst. Ich habe dich
erwählt, daß du dich von Meiner Gnade ziehen lässest. Du
bist nicht verpflichtet, so für die Familie zu sorgen.
Ich habe dich an Mich gezogen, damit du Mich tröstest;
um das Übrige habe keine Angst, Ich werde für dich
sorgen!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
415 Brief an das Bischöfliche Ordinariat
„Daß er zittern soll um seine Krone,
falls er nicht dafür sorgt, daß die katholische Kirche
gleiche Rechte mit der protestantischen genieße.“
Am 7. März 1901
An das Bischöfliche Ordinariat!
Gestern abend hörte ich in unserer
Wirtschaft, wie ein Protestant sich rühmte, daß ihre
Geistlichen jetzt Licht brächten in die seither
verdummte Menschheit. Er kennzeichnete die Broschüre,
die ein lutherischer Pastor herausgibt und in Mainz
mehr, als man weiß, gelesen wird, für sehr zeitgemäß
usw. Und weil doch ein Katholik es wagte, seinen
Unwillen zu äußern, kam es bereits zum Streit. An dem
Tisch, wo der Protestant das Wort führte, saßen auch
Katholiken, aber keiner getraute sich ein Wort zu
widersprechen, ein Mann ausgenommen. Am anderen Tisch
saßen aber lauter Katholiken, wovon der eine sogar einen
Bruder hat, der Theologie studiert. Und gerade von jenem
Tisch her rief eine Stimme: „Haltet nur recht zu den
Pfaffen.“ Im öffentlichen Leben zeigt es sich recht
deutlich, wie klein die Zahl der wahren Katholiken ist.
Da nun immer mehr in Erfüllung geht, was
der Herr bereits ein ganzes Jahrzehnt vorausgesagt und
in den letzten Jahren aufgeschrieben wurde, so drängt es
mich immer wieder, meine Herren Vorgesetzten, auf Bitten
des Herrn aufmerksam zu machen. Ich habe es schon in
einem Brief bemerkt, daß mir in der Neujahrsnacht 1901
gezeigt wurde, wie die ganze Welt in einen großen
Kriegsschauplatz umgewandelt war, und zwischen Himmel
und Erde zeigte sich die liebe Mutter Gottes, wie Sie
ein Kind unter Ihrem Mantel verbarg. Über Ihrem Haupte
sah ich den heiligen Erzengel Michael mit einem
gezückten Schwert.
Damals wurde mir gesagt, dies Kind sei
die katholische Kirche. Der Kriegsschauplatz bedeute den
großen Kampf, den die Kirche zu führen habe gegen die
Macht der Hölle, mit der sich alle Mächtigen der Erde
verbunden haben; denn die Mächtigen der Erde lassen sie
hilflos und verlassen, auch die, die sich noch
katholisch nennen. Das kleine Kind bedeute die winzig
kleine Schar der wahren Katholiken. An diese kleine
Schar aber wendet Sich der Herr mit der Bitte,
zusammenzustehen zu einem Bund. Diese kleine Schar aber
sind die Priester, die Ordensleute und die am
allermeisten in Gefahr lebenden verborgenen Seelen, die
unter den Weltleuten leben müssen. Vor allem wende ich
mich an Sie, hochwürdigster Herr Bischof. Schon ehe Sie
vor der Öffentlichkeit als Bischof erklärt waren, zeigte
mir der Herr, wie Seine heilige Mutter Sie an der Hand
führte. Ein Zeichen, daß Sie auf ihre mächtige Hilfe
rechnen sollen in all den Schwierigkeiten, die mit der
Bischofswürde Ihnen auf die Schulter gelegt wurden.
Zürnen Sie mir nicht, wenn ich Sie belästige.
Der Schmerz, daß jetzt keine Täuschung
der Sinne mehr vorzuschützen ist, und daß alles nur zu
sehr auf Wahrheit beruht, gibt mir Kraft und Mut,
einzustehen für die Rechte meines gebenedeiten Herrn.
Wie glücklich bin ich, daß ich mir sagen kann: Für
deinen Glauben ließest du dich als verrückte Person
erklären. Dieses war für mich sehr heilsam; denn
Demütigungen sind gut für den Menschen.
Aber die zweite Frage ist, ob dem lieben
Gott dadurch auch die Ehre gegeben wird, die Ihm gegeben
werden soll bei Veranlassungen, wo Er Sich auf besondere
Weise und in irgendeiner Sache kundgibt. Daß es bei mir
kein selbstgemachter oder eingebildeter Zustand war, das
müssen diejenigen bezeugen, die dabei zugegen waren.
Wenn es nun aber eine Krankheit war, warum hörte sie auf
von dem Tag an, wo mir die geheimnisvolle Stimme dies
gesagt hatte. Wohl sagte mein hochwürdiger Herr
Beichtvater damals zu einer Klosterfrau, die eben diese
Frage an ihn gestellt hatte: „Ja, da kann man es immer
noch für ganz natürlich erklären; denn die kann sich
jetzt von diesem Gedanken losgemacht haben, und da hört
das Leiden von selbst auf.“
Nun bitte ich aber auch, meine Herren
Vorgesetzten, Geduld zu haben mit den armen Menschen,
die nicht mehr glauben können, weil sie nur das glauben
wollen, was ihr Ameisenverstand begreift. Nicht für
meine Ehre rede ich, und darum bitte ich Sie, ich rede,
wie vor mir andere geredet haben. Vor zwei Jahren wurde
ich nach Würzburg zur Einkleidung einer Nonne bei den K.
gerufen. Die dortige Oberin hatte von einer Klosterfrau
gehört, der ich in Rat und Tat beistand, daß sie in
diesen Orden kam von dem innigen Verkehr des lieben
Heilandes mit meiner sündigen Seele, und schloß einen
freundschaftlichen Verkehr Briefwechsel mit uns.
Eine der Nonnen hatte sehr reiche
Geschwister, die aber sehr an der Welt hingen. Obwohl
alle vier unverheiratet, prallten all ihre Bitten und
Vorstellungen ab. Und sie ließ den Herrn inständig
bitten, Er möge doch den Sinn ihrer Verwandten ändern.
Und wirklich kam bald darauf ein Brief, daß sie sich
entschlossen hätten, eine Klosterstiftung zu machen.
(Diese wird aber wahrscheinlich jetzt unterblieben
sein.) Und der Beichtvater selbst sagte, der Eifer der
Nonnen sei außerordentlich gewachsen, seitdem wir uns
gegenseitig so ermunterten. Diese teilten es anderen
Klosterfrauen mit, und überall wurde der Eifer geweckt
und man wetteiferte für Gottes Ehre. Aber was die Kirche
tut, ist von Gott gewollt, und ich vertraue darauf, daß
Seine Ehre auf andere Weise ersetzt werde. Hier in Mainz
hatten sich eine kleine Zahl reicher Damen verabredet,
eine Stiftung zu machen für Priester, daß Arme
unentgeltlich studieren könnten, und jedes Jahr wollten
sie von ihrem Überfluß einen schönen Beitrag zum Bau des
K.-Klosters geben. Als sich nun das Gerücht verbreitet
hatte, daß alles nur das Resultat einer hysterischen
Krankheit sei, zogen sie alle die Schilde ein und
denken: Ich behalte mein Geld und mach es wie andere
auch.
Dies ist es, was mich schmerzt. Gottes
Ehre, wo bleibt sie? Was tun unsere Feinde? Wie stehen
diese zusammen. Aber glauben wir fest, es geht auf
keinem anderen Weg zum Sieg über unsere Feinde als nur
auf dem Weg der Demütigungen und Leiden. Unsere Feinde
stehen in Verbindung mit den Gewaltigen, und unsere
Katholiken sind Feiglinge geworden. Wir haben keinen
anderen Ausweg mehr, als uns vor Gott recht zu
demütigen, daß das Licht des Glaubens nicht ganz
hinweggenommen wird in Deutschland. Heute früh teilte
mir der Herr mit, Ihnen zu sagen, Sie sollten sich
unverzüglich an den deutschen Kaiser wenden und ihm
unumwunden sagen, daß er zittern soll um seine Krone,
falls er nicht dafür sorgt, daß die katholische Kirche
gleiche Rechte mit der protestantischen genieße.
Ja, ja, hochwürdigster Herr Bischof und
alle meine Herren Vorgesetzten, so wahr Jesus Christus
bei uns gegenwärtig ist im Heiligsten Sakrament und lebt
und Sich mir armen Sünderin geoffenbart hat, so wahr
wird Er einstehen für uns, wenn der rechte Zeitpunkt
gekommen ist. Gebt uns nur eifrige Priester, demütige
Diener Gottes, die wie ein heiliger Paulus vor dem Hohen
Rat zu reden sich getrauen.
Fürchten wir nichts. Gott ist bei uns.
Hochachtungsvoll!
gez. Barbara Weigand
Inhaltsverzeichnis Band 5
416 Am 8. März 1901
Der Sünder, der sich vor einigen Wochen
bekehrte, starb heute morgen. Er hatte wiederholt die
heiligen Sakramente empfangen. Als morgens, den 7. März,
der Tod nahe schien, rief seine Frau Lieschen und
Barbara, und diese beteten an seinem Bett bis drei Uhr.
Daß die Seele die Kraft des Gebetes fühlte, konnte man
daraus merken, daß er, solange als Barbara laut betete,
fast nicht röchelte, sondern sich ganz still verhielt.
Als Barbara den Rosenkranz betete, sah sie, wie die
liebe Mutter Gottes mit einigen Engeln kam. Es waren die
verstorbenen Kinder des Mannes, die ihn abholten.
Anderen morgens, acht Uhr, bekam er noch einmal seinen
Verstand, lächelte sanft und verschied im Herrn.
Inhaltsverzeichnis Band 5
417 Am 9. März 1901
„Wer Gott liebt und Ihm dient, der
braucht nicht viel.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Ihr
sollt euch fest zusammenschließen und nichts
unterlassen, was Ich im Jubeljahr von euch verlange,
wenn ihr auch in der Hausordnung zurückbleibt, wie die
Leute immer vorschützen, daß sie diese halten müßten.
Ihr braucht nicht zu denken, daß Mir das mißfällt. In
dem Haus, wo Ich wohnte, wurde kein Boden gescheuert;
denn man hätte ihn forttragen müssen, weil wir keinen
hatten. Wir haben auch keine Fenster geputzt, weil wir
keine hatten. Um Luft und Licht hineinzubringen, war nur
ein Loch hineingehauen. In einer so armen Hütte haben
wir leben wollen. Ich und Meine heilige Mutter haben die
Zeit nicht in solchem Getändel verbracht. Sage es deinen
zwei Freundinnen: Wer Gott liebt und Ihm dient, der
braucht nicht viel. Das ist alles weltlich und
vergänglich. Laßt euch nur ja nicht abhalten.“
Eine Frau kam zu Barbara und sagte: „Ist
es denn wirklich wahr, daß dieser Sünder sich bekehrt
hat. Ich glaube es nicht eher, bis ich es von Ihnen
gehört; denn man sagt, sie seien dabei gewesen. Denn ich
war lange Zeit im Dienst bei ihm. Das war ein
schrecklicher Mensch und Katholikenhasser. Als ich einst
bei Tisch beten wollte, sagte er: ,Packen Sie sich
hinaus, das leide ich nicht.’ Er konnte nur schimpfen
und lästern. Seit mehr als dreißig Jahren hat er keine
Sakramente empfangen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
418 Am 10. März 1901
Alle drei verrichteten ihre
Osterbeichte. Barbara wurden nach der heiligen Kommunion
alle drei gezeigt in goldgelbem schimmerndem Kleid.
Jesus: „Das
Gold bedeutet die Treue. Das ist das Sinnbild der Treue,
womit ihr Mir dient.“
Auch wurde ihr Mariechen gezeigt in
schneeweißem Kleid und Anna und Settchen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
419 Requiem des Verstorbenen am 11. März
1901
„Wahr ist alles, was ihr euch vorstellt
vom Fegefeuer und noch viel wahrer und wirklicher, als
wie ihr es euch denkt.“
Nach der heiligen Wandlung erschien der
Verstorbene Barbara. Er steckte in einer Grube und
sagte: „Sage es meiner Frau, daß ich zwar gerettet bin
und eine große Seligkeit meiner wartet, aber jetzt noch
furchtbare Peinen zu erdulden habe. Ich leide
entsetzlich an all meinen Sinnen. Wegen der
Sorglosigkeit um mein Seelenheil und meinen Leichtsinn
muß ich jetzt die schrecklichsten Beängstigungen leiden.
Bitte meine Frau, daß sie mir doch zu Hilfe komme. Es
ist nur zu wahr, was euch euer Glaube vorstellt, und man
braucht nicht zu sagen, das, was der Seele im Geist
vorkommt, seien Phantasien, Einbildungen. Auch bei
weltlichen Dingen, wenn man sich dieselben
veranschaulichen will, muß man die Phantasie zu Hilfe
nehmen. Ohne diese kann man sich nichts vorstellen.
Wenn ihr euch Jesus Christus vorstellen
wollt, so kann dies nur geschehen durch die Phantasie,
aber das Original, die Wirklichkeit, steht doch
hintendran. Wenn ihr euch das Leben der Heiligen
vorstellt, so müßt ihr die Phantasie zu Hilfe nehmen,
daß ihr euch sagen könnt: So und so kann es gewesen
sein. Ebenso wahr ist alles, was ihr euch vorstellt vom
Fegefeuer und noch viel wahrer und wirklicher, als wie
ihr es euch denkt.
O wenn ich jetzt noch mal zurück könnte,
wie wollte ich die Zeit benutzen. Wenn die Katholiken so
entschieden einstünden für ihre Rechte wie ihr drei, die
Andersgläubigen könnten nichts machen. Wie ist es zu
bedauern, daß sie alles Gute so unterdrücken und nicht
zusammenstehen. Meine Frau soll gerade das Gegenteil tun
von dem, was ich getan habe. Wie wünschte ich, noch
einmal zurückzukommen, und was würde ich alles anders
machen. O wenn sie es doch nur alle wüßten. Die Grube
will ich noch gern aushalten. Aber die Qualen in meinen
Seelenkräften und besonders in meinem Verstand peinigen
mich am meisten, weil ich ihn mißbraucht und Gott nicht
damit bekannt habe.
Von der Zeit an, wo meine Frau mit euch
eine Wallfahrt machte, als ihr barfuß ginget, hat Gott
in mir die Bekehrung angefangen wegen der großen
Verdemütigung, die sie auf sich nahm, weil Schmach,
Spott und Hohn am meisten bei Gott einträgt.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
420 Am 17. März 1901
Barbara: Als
ich bei meiner kranken Schwester in Rück war, zeigte mir
der Herr nach der heiligen Kommunion eine verstorbene
Frau, die in ihrem Leben sozusagen verhungern mußte. Sie
war zweiundachtzig Jahre alt, sehr arm, und ihr Sohn und
dessen Frau ließen nicht zu, daß ihr andere Leute etwas
brachten. So starb sie im höchsten Elend. Die Frau
befindet sich im Chor der Cherubim. Sie hatte ein Kleid
an ähnlich wie jenes, mit dem mich die zwei Engel
bekleideten, als ich im Elisabethenhaus weilte. Es
sollte ihren demütigen, verborgenen Lebensgang
versinnbilden. Aber weil sie nicht nur ihre große Armut,
sondern auch alle Mißhandlungen ihrer Umgebung mit
Geduld ertrug, und doch immer Gott treu ergeben litt und
starb, wurde sie so hoch erhoben, denn kostbar ist in
den Augen Gottes die verachtete und verkannte Armut.
Es wurde mir mitgeteilt, daß, wenn die
Menschen wüßten, wie sie im Himmel belohnt werden, sie
wetteifern würden um ein armes, verachtetes Leben.
Inhaltsverzeichnis Band 5
421 Freitag am 22. März 1901
„So habe Sie die sieben Sakramente
mitverdienen müssen durch Ihre sieben Schmerzen.“
Barbara:
Bei der heiligen Wandlung sah ich die
liebe Mutter Gottes mit sieben Schwertern in der Brust,
und es wurde mir gesagt, diese sieben Schwerter hätten
Ihr die Christen unserer Tage ins Herz gestoßen; denn
Sie sei Miterlöserin der Menschheit, weil aus Ihr der
Erlöser Sein heiliges Fleisch und Blut angenommen habe.
Durch die sieben Schmerzen, die Sie um des Erlösers
willen habe erdulden müssen, seien der Menschheit sieben
Quellen geöffnet worden zu ihrem Heil. Es seien dies die
sieben heiligen Sakramente.
Die Taufe habe Sie mitverdient, als Sie
Ihr göttliches Kind in den Tempel trug und Es losgekauft
habe durch ein paar Täublein; so sei der Mensch nach der
Taufe losgekauft von Satan. Durch die Flucht nach
Ägypten habe Sie das Sakrament der Buße mitverdient. Der
himmlische Vater habe, um Ihr göttliches Kind zu retten,
Ihr kein anderes Mittel angegeben als die Flucht, weil
Sie das Sakrament der Buße habe mitverdienen müssen,
weil die Menschen die Gelegenheit zur Sünde nicht
fliehen. Und so habe Sie die sieben Sakramente
mitverdienen müssen durch Ihre sieben Schmerzen. Aber
noch nie seien von den Christen diese sieben
Gnadenquellen so mißachtet gewesen wie in unseren Tagen.
Deswegen verlange Sie, daß wir Ihrer sieben Schmerzen
recht eingedenk seien. (siehe auch Nr. 426)
Inhaltsverzeichnis Band 5
422 Mariä Verkündigung am 25. März 1901
„Denn Ich will, daß die Mitglieder des
Liebesbundes eines dem anderen helfen.“
Barbara:
Als ich am Fest Mariä Verkündigung in
großen Ängsten war wegen meiner Verwandten und nicht
wußte, ob es besser sei, in Rück bei meiner kranken
Schwester zu bleiben oder nach Mainz zurückzukehren,
sagte mir der Herr nach der heiligen Kommunion:
Jesus: „Gehe
ohne Zögern nach Mainz zurück. In einigen Wochen wird
deine Schwester ihre Hausarbeit wieder verrichten. Du
hast einen anderen Beruf, den niemand ersetzen kann. Du
aber wirst hier ersetzt werden; denn Ich will, daß die
Mitglieder des Liebesbundes eines dem anderen helfen,
wie ihr dies in Mainz auch tut. Fürchte nicht, was deine
Nichte nicht leisten kann, wird die gute Therese
ersetzen. Ich habe ihren Fehler längst verziehen und mit
Wohlgefallen blicke Ich auf ihre Seele, weil sie ihren
Fehler schon mit so heißen Zähren beweint hat. Sie wird
tausend anderen vorgehen, die sich einbilden besser zu
sein, weil ihre Fehler noch verborgen sind vor der Welt,
aber dieselben Sünden begingen. Sie soll Mich lieben,
und Ich will sie zur Seligkeit einer heiligen Margaretha
von Cortona dereinst erheben. Ich will Meinen Segen über
sie ausgießen und mit den Flügeln Meiner göttlichen
Liebe sie bedecken, so daß sie inmitten der Trübsale,
die Ich auf ihren Lebensweg streue, doch den Frieden des
Herzens nicht verliere.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
423 Am 31. März 1901
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Die
Frauen sollen sich an den Kaiser wenden und sich solche
Verbrechen, worauf doch im Strafgesetzbuch die größten
Strafen gelegt sind, nicht vorwerfen lassen. Sage auch
der kranken Schwester von N. einen herzlichen Gruß und
sie möge nicht irre werden, wenn sie jetzt nicht mehr
wie früher alles so tun kann; denn Ich habe sie wie
deine Schwester in Rück als Ehrenmitglied in Meine
Leibgarde aufgenommen, aber deshalb kann Ich ihr das
Leiden nicht ersparen. Das Leiden ersetzt alles.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
424 Am 2. April 1901
Als Barbara der heiligen Messe von N.
beiwohnte, sah sie das göttliche Herz Jesu gleich einer
Sonne, aus der ein großer Strahl ausging in das Herz von
N. und durch ihn hindurch lief und Sich verteilte in
drei Strahlen, die auf uns losgingen und von uns wieder
zurück in das göttliche Herz Jesu. Das versinnbildete
die Vereinigung unserer Herzen.
425 Am 3. April 1901
„Durch das, was Ich durch dich
gesprochen, wollte Ich mehr eine Vorbereitung auf das
Kommende als dessen Abwendung bezwecken.“
Barbara, die zurückgekehrt war nach
Mainz, wollte aus Mitleid mit ihrer kranken Schwester
gleich wieder nach Rück fahren, deshalb sagte der Herr:
Jesus: „Du
meinst, du müssest alles verlassen, um dort in Rück bei
deiner kranken Schwester aushelfen zu können. Ich will
aber, daß du diesen Gedanken fallen lassen sollst.“
Der Herr zog mich so in Sich hinein und
beglückte mich so wie an den Freitagsstunden ehedem.
Jesus: „Ich
habe dich hierhergeführt, nicht daß du wieder fortgehen
sollst. Du bist Mein auserwähltes Werkzeug, wodurch Ich
vielen anderen, von Zeit zu Zeit, ein Wort des Trostes
zukommen lassen will. Du hättest erkennen müssen in
Rück, wie wenig Ich in dir dort wirken konnte, weil Ich
auf die Verhältnisse des Menschen Rücksicht nehmen muß
und ihm die Existenz so zurechtlegen muß, daß Ich in ihm
wirken kann. Dies hat David schon erkannt und deshalb zu
Mir gefleht: ‚Bewahre mich vor allzugroßem Reichtum,
aber auch vor allzugroßer Armut.‘ Obwohl Ich beides gebe
und es auch dem Menschen belohne nach der Art und Weise,
wie er es getragen hat, kann Ich doch mit einem armen
Menschen nicht so verkehren und nicht von ihm verlangen,
daß er Mir die Zeit opfert, obwohl Ich ihn gerade so
belohne wie dich, wenn Ich auch Meine Geheimnisse dir
jetzt erschließe und in dir wirke für die anderen.
Das ist deshalb nicht dein Verdienst,
sondern Meine Liebe. Deswegen kann Ich andere arme
Menschen, die ihr ganzes Leben mit vielen Bedürfnissen
zu kämpfen hatten und Ich deshalb nicht mit ihnen
verkehren konnte, wenn sie nur ihren Glauben bewahrt und
Mir zuliebe ausgehalten, gerade so belohnen wie dich.
Weil dem so ist, so will Ich nicht haben, daß du ganz
für deine Familie einstehen und sie herausreißen willst;
denn du sollst Vertrauen haben und sollst das alles Mir
überlassen. Du sollst dich immer und immer wieder mit
dem beschäftigen, was Ich in dir gewirkt.
Ich habe die Welt nur vorbereiten wollen
auf das, was kommt. Von Zeit zu Zeit sollst du immer und
immer wieder vor den Bischof und das Bischöfliche
Ordinariat hintreten und ihnen vorhalten, was Ich dir
sage. Denn er steht jetzt ratlos vor all den Dingen, die
ihr jetzt vor Augen seht. Vieles wäre zwar zu verhindern
gewesen, aber nicht alles. Durch das, was Ich durch dich
gesprochen, wollte Ich mehr eine Vorbereitung auf das
Kommende als dessen Abwendung bezwecken.
Wenn die paar Guten, an welche die Worte
ergangen sind, auch alles in sich aufgenommen und es
ausgeführt hätten, so wäre doch nicht alles zu verhüten
gewesen, weil die Welt gestraft werden muß, weil die
gottlose Welt wieder einmal Meine Kirche anerkennen muß
und soll. Aber das wäre zu bewirken gewesen, daß die
guten und treuen Katholiken im Glauben jetzt tiefer
begründet wären, wenn die Bischöfe und Priester alles,
was Ich das ganze Jahrzehnt gesprochen, mit gutwilligem
Herzen in sich aufgenommen hätten. Deshalb ist die
Verbreitung der Schmähschriften die größte Strafe für
die Kirche und Ich mußte sie so züchtigen, weil sie
angefangen haben, den tieflebendigen Glauben durch Wort
und Schrift und in der Tat zu untergraben. Der
tieflebendige Glaube wäre, daß die Kirche unbedingt an
Wunder glauben müßte, alle Glieder der katholischen
Kirche. Und je mehr sie von diesem Glauben abkommen, von
dem Glauben an ein geheimnisvolles, mystisches Leben,
desto mehr ist der Grundpfeiler erschüttert und gerät
ins Wanken, je mehr an dem mystischen Leben gerüttelt
und geschüttelt wird; denn die ganze Lehre der
katholischen Kirche beruht auf diesem Grundpfeiler.
Als Ich den ersten Keim zur Stiftung
Meiner Kirche legen wollte, habe Ich mit einem Wunder
angefangen auf der Hochzeit zu Kana. Als Ich angefangen
habe, die Blicke der Menschen auf Mich zu ziehen, da
habe Ich nur anfangen wollen, den Grundpfeiler zu Meiner
Kirche zu legen. Dort auf der Hochzeit zu Kana habe Ich
durch das erste Wunder den Grundstein gelegt zu Meiner
Kirche, und bekräftigt habe Ich die Stiftung Meiner
Kirche durch das große Wunder Meiner Auferstehung. Dort
war erst der Schluß des mystischen, geheimnisvollen
Lebens Meiner Kirche. Und weil man in dem letzten
Jahrzehnt an dem mystischen Leben der einzelnen Glieder
der Kirche auf der Kanzel und im Beichtstuhl, durch
Schrift und in der Tat gerüttelt hat, indem man sie mit
Verachtung und Zurücksetzung behandelt, deswegen stehen
jetzt die Oberhäupter, die Leiter der Kirche, vor einem
Rätsel und wissen sich kaum mehr zu helfen. Aber Ich
kann ihnen nur sagen, das einzige Rettungsmittel ist,
daß sie jetzt die Schriften in die Hand nehmen und das
befolgen, was Ich darin niedergelegt, und die Schriften
verbreiten und in sich selbst ein tieflebendiges
Glaubensleben beginnen, daß sie all den Spott und Hohn
über sich ergehen lassen, gerade so wie er ja doch über
sie ergeht.
Anders wird es nicht, wie es jetzt ist,
denn mehr könnten sie nicht spotten, aber sie haben dann
den Vorteil, daß sie ohne Furcht und Scheu all den
Dingen entgegensehen, die über sie kommen; denn es
werden die Guten mit den Bösen mitgestraft werden, aber
mit dem großen Unterschied, daß die treuen Seelen nur
mit Freude den Dingen ins Auge sehen können, weil es für
sie nur der Beweis ist von der Göttlichkeit alles
dessen, was Ich die ganze Zeit gesprochen habe.
Ihr sollt euch nicht fürchten. Steht
zusammen. Durch das kleine Häuflein will Ich Meine
Kirche wieder zum Siege führen. Das habe Ich schon lange
vorausgesagt, und man will und kann es nicht glauben.
Aber es ist so wahr wie alles das, was Ich in dem
letzten Jahrzehnt gesprochen. Auf einmal wird es licht
und klar, obwohl zum allgemeinen Verderben, und blickt
ihr in das Ganze hinein, was Ich im letzten Jahrzehnt
gesprochen.
Und darum wiederhole Ich, die Bischöfe,
Priester und Leiter der Kirche sollen jetzt bedenken,
wie wahr es ist, was Ich ihnen sagen ließ, indem Ich
ihnen zurief: „Ihr steht auf der Warte; ihr seid die
Wächter der Stadt; ihr seid berufen zu lauern, wo der
Wolf eindringen will, um eure Herde zu zerfleischen, und
Ich habe euch immer und immer wieder darauf aufmerksam
gemacht. Aber ihr habt Meine Worte nicht beachtet.
Deswegen ist jetzt der Wolf überall eingedrungen und
dringt hinein bis zum letzten Dörfchen, wo noch ein
Priester steht, weil das arme, gläubige Volk nur zu
halten gewesen wäre durch das gläubige Priestertum, wenn
der Priester selbst mit Entschiedenheit den
tieflebendigen Glauben verbreitet hätte, anstatt ihn zu
bekämpfen. Weil nun das Gift eingedrungen ist, ist keine
andere Rettung, als wie festzustehen und zu sorgen, daß
es eine Umwendung gibt. Wer tut, was Ich gesagt, ist
gerettet, und wer es nicht tut, ist nicht gerettet. Es
gibt nur eine Wendung, nämlich die, daß man sich
umwendet und das befolgt, was Ich gesagt.
Ich habe gesagt, daß Ich nichts
Übermenschliches verlange. Es ist alles den
Zeitverhältnissen angepaßt. Man lese nur die Schriften
und lese sie recht, und man findet, daß Ich Mich mit
Meinen Forderungen ganz in die Zeitverhältnisse der
lebenden Menschen hineinrichte.
Man muß das Volk wieder anleiten zum
demütigen Glauben, und nicht allein anleiten, sondern
auch selbst zeigen, daß man mittun will. Aber all die
Großtuerei nützt nichts, alles was sie predigen und
lehren, und wenn der Prediger noch so eifrig und feurig
gesprochen. Das Volk hört es nur an und geht ungebessert
hinaus, weil, wie Ich gesagt, alles vom Unglauben mit
hineingeschwemmt ist. Und auch diejenigen, die jetzt
noch feststehen, sind in Gefahr, wenn sie nicht einen
tieferen Halt haben und glauben, daß Ich Mich wirklich
und wahrhaft um die Menschheit kümmere und unter euch
wohne, und daß Ich durch Meine Ratschläge die Menschen
an Mich ziehen will. Das ist noch der einzige Halt, daß
die Menschen wieder zu Kindern gemacht werden, daß sie
kindlich glauben, daß Ich unter ihnen bin, damit das
Kind beruhigt ist, wenn es in Gefahr ist und es hat
Seinen Vater neben sich stehen. Deshalb sage Ich immer:
Ein Band will Ich schlingen um die Menschheit, und wer
sich daran hält, der ist gerettet!
Ihr könnt mit Augen sehen und mit Händen
greifen, wie wahr es ist, daß Ich all diejenigen
belohne, die treu ausharren und Meine Worte befolgen,
die haben den Frieden, auch wenn sie mitten in der
Trübsal stehen und sie über ihrem Haupte
zusammenschlägt, wie bei dir auch jetzt. Das Gegenteil
seht ihr bei denjenigen, die spottend gegenübergestanden
sind. Den sichersten Beweis liefert euch N. Ich habe das
so gelenkt und geleitet, daß ihr den Gegensatz seht. Er
hat dem Geist widerstrebt und kann sich nicht mehr
zurechtfinden. So geht es all denjenigen, die sich dem
Geist widersetzt, sie sind ratlos.“
Barbara: Als
N. die heilige Messe las, sah ich auf einmal Jesus in
sichtbarer Gestalt über dem Kelch. Ich dachte, es müsse
Wandlung sein, es dauerte aber noch ein wenig. Als der
Priester die heilige Hostie aufhob, war Jesus gekleidet
wie ein Priester im Meßgewand. Er hielt die Hände
segnend über den Priester und sagte:
Jesus: „Ich
werde dein Haupt salben mit dem Troste Meiner Salbung.
Wenn alles bebend und zitternd steht ob der Dinge, die
jetzt sich entfalten in der Weltgeschichte, da sollst du
stehen wie ein Fels und nicht wanken. Du sollst den
Trost in dir haben, daß, weil du Meinen Willen erfüllt
und Mir Freude zu machen suchst, Meine Augen mit
Wohlgefallen auf dir ruhen. Du sollst aber auch an
deinen Brüdern arbeiten und jetzt mit Entschiedenheit
und ohne Furcht bekennen, was du glaubst und was Ich dir
von Anfang bis zum Ende gezeigt habe in hellem Licht.
Denn weil Ich in dir ein gutes Herz gefunden, habe Ich
dich erwählt, daß du die ganze Sache leiten sollst.
Für dich, Barbara, soll es das Zeichen
sein, daß du dich von Mainz nicht mehr trennen sollst
und soll dir der Beweis sein, daß Ich dich hier haben
will. Denn wenn Ich nicht etwas Außergewöhnliches mit
dir vorhätte, hätte Ich dich in deiner Familie gelassen.
Ich hätte das in deiner Heimat nicht durchführen können;
da wäre niemand gewesen, der die Sache gelenkt und
geleitet hätte. Um das durchführen zu können, mußte Ich
eine neue Grundlage legen und deine
Vermögensverhältnisse und den ganzen Verlauf leiten und
lenken. Auch kannst du in deiner Heimat das Leben nicht
haben, das du hier hast, daß Ich in dir wirken kann. Du
bist berufen, daß Ich Großes in der Welt durchführe
durch dich, obwohl Ich dich so armselig lasse und Ich
dir gleich alles wegnehme, nachdem die Gnade durch dich
durchgeflossen und du wieder wie jeder andere Mensch
bist.
Deswegen darf niemand an dir irre
werden, wenn er dich so armselig findet und trotz der
großen Gnaden so unentschlossen, daß du nicht weißt, was
Gott von dir verlangt, weil Ich dir gleich, nachdem Ich
in dir gewirkt, die große Gnade entziehe und dich in die
Reihe jedes Menschen hineinstelle, damit die Menschen
daran sehen, daß Gott all die Wirkungen in dir
hervorbrachte. Denn wenn es Menschenwerk wäre, wäre es
längst zerfallen, weil es Opfer kostet, aber in diesem
Punkte handelst du wie die Kirche, von der man sagt, sie
sei unfehlbar in ihrer Leitung.
So ist es in dem ganzen Werk, was Ich
durch dich durchführen will. Für dich hast du nichts
davon. Deswegen verschone Ich dich nicht mit Leiden und
Kreuz. Ich verdenke es dir nicht, daß du helfend
eingreifen willst, weil du ein gutes Herz hast und
mitfühlend bist. Das ist ein Beweis von einem guten
Herzen. Ich nehme es dir nicht übel, weil Ich dich
kenne.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
426 Karsamstag 1901
„Deswegen verlange Ich, daß Meine Mutter
von den Christen recht verehrt wird, weil Sie alle
Gnaden mitverdient und heute noch die Gnaden in den
Menschen zu erhalten sucht.“
Weil Barbara die Belehrung über die
Mitwirkung zu den sieben heiligen Sakramenten von seiten
der lieben Mutter Gottes (Nr. 421) zum Teil vergessen
hatte, so bat sie wiederholt die liebe Mutter Gottes, es
ihr nochmals zu sagen. Deshalb erfuhr sie noch folgendes
am Karsamstag:
Die liebe Mutter Gottes wirkte mit zum
Sakrament der Taufe durch die Aufopferung im Tempel; zum
Sakrament der Buße durch die Flucht nach Ägypten, weil
die Menschen die nächste Gelegenheit nicht fliehen
wollen; zu der Firmung, als sie Ihren Sohn drei Tage mit
Schmerzen gesucht und Er zu ihr sprach: ‚Wußtet ihr
nicht, daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist.‘
Damit meinte Er den Tempel, aber auch Seinen Geist, denn
jedes Herz ist ein Tempel Gottes. Bei dieser Gelegenheit
zeigte Er zum ersten Mal Seinen Geist. In der Firmung
aber wird die Seele des Menschen gestärkt und
gekräftigt. Die liebe Mutter Gottes wirkte mit zum
Heiligen Sakrament des Altares durch die Grablegung. Wie
Jesus in das neue Grab gelegt worden ist, so will Er in
unserem Herzen ruhen.
Sie wirkte mit zum Sakrament der Letzten
Ölung, als Sie Jesus am Kreuze sterben sehen mußte. Wie
durch Ihren Anblick die Sinne Ihres lieben Sohnes
getröstet wurden, so werden in der heiligen Ölung die
Sinne des Menschen gesalbt und gestärkt. Zum Sakrament
der Priesterweihe wirkte die liebe Mutter Gottes mit
durch die Abnahme vom Kreuz. Gleichwie Ihr göttlicher
Sohn Fleisch annahm in Ihrem jungfräulichen Schoß und so
der Erlöser werden konnte, um durch Wort und Beispiel
die Menschen zu belehren und nach vollbrachter Erlösung
wieder in Ihren Schoß gelegt worden ist, so ist der
Priester aus der Menschheit herausgenommen und geweiht
und gesalbt und wieder unter das Volk gestellt, um die
Menschen zum Himmel zu führen. Zum Sakrament der Ehe
wirkte Sie mit durch die schmerzliche Begegnung mit dem
schweren Kreuz, weil vor, nach und in der Ehe so viele
Sünden der Unzucht begangen werden durch die Begegnung.
Jesus:
„Deswegen verlange Ich, daß Meine Mutter von den
Christen recht verehrt wird, weil Sie alle Gnaden
mitverdient und heute noch die Gnaden in den Menschen zu
erhalten sucht. Sie arbeitet fort durch die fortwährende
Ausspendung der heiligen Sakramente. Ich will, daß die
Menschen das anerkennen und Meine heilige Mutter recht
verehren.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
427 Am Ostersonntag 1901
„Da bin Ich in der Seele und die Seele
ist mit Mir vereinigt, und das ist das größte Glück, das
der Mensch haben kann.“
Jesus am
Ostermorgen: „Ich habe gesiegt über Tod und
Hölle, und auch ihr werdet siegen über alle eure Feinde,
und Meine Kirche wird siegen, so wahr Ich heute gesiegt
über all Meine Feinde!“
Barbara: Weil
ich so großes Mitleid mit der lieben Mutter Gottes
hatte, so freute ich mich ebenso sehr am Osterfeste, daß
nun Ihre Leiden vorüber waren. In dieser Freude nun sah
ich die liebe Mutter Gottes klar und majestätisch, Ihr
weißes Kleid war ganz glänzend wie Kristall und Flor.
Und ich wunderte mich. Auf einmal sah ich drei Lilien
vor der lieben Mutter Gottes mit ihrem Kelch Ihr
zugeneigt.
Maria: „Das
sind eure Seelen!“
Barbara: Dann
sah ich eine weit ausgedehnte Landschaft in frischem
Grün prangend. So weit ich sehen konnte, sah ich nichts
als Lilien hier und da, die alle mit dem Kelch gegen die
liebe Mutter Gottes gerichtet sahen. Es wurde mir
mitgeteilt, daß das lauter Liebesbundmitglieder seien,
die sich uns angeschlossen.
Jesus: „Grüße
Mir herzlich N. und die Schwestern von Luise, die
Liebesbundmitglieder in E. und N. und die Lehrerinnen,
die so viel wirken und in ihren Kindern so viel wirken
und in ihren Kindern so viele, gute Keimchen erwecken,
und alle Liebesbundmitglieder.“
Barbara: Ich
fragte, was bedeutet es, daß man nichts sieht von
Schmutz und Unkraut, und daß alles so schön anzusehen
ist und nichts aufgesproßt ist als die Lilien?
Jesus: „Das
ist das Zeichen, in welcher Beziehung diese Seelen zu
Gott stehen. Alle haben nichts im Sinn, als Gott zu
lieben und Ihm zu dienen. Denn wer diesen Weg gehen
will, der muß die Weltfreude und was von Gott abzieht,
weglassen, das Weltsuchen und das Weltgetümmel.
Du siehst rechts und links keine Dornen
und keine Disteln, weil über diese Liebesbundmitglieder
nichts hinauskommen kann. Die Lilie versinnbildet nicht
allein die Keuschheit, sondern die Reinheit der Absicht,
in allem nur Gott zu gefallen. Alle diese stützen die
Kirche wie Meine Mutter in ihrem Leben. Wie Ihr ganzes
Sinnen und Trachten nur für Gott war, so soll es auch
bei den Liebesbundmitgliedern sein.
N. macht Mir viele Freude und auch die
Geschwister von Luise. Sie alle stehen im Liebesbund so
eifrig, das ist ein gemeinschaftliches Liebesband. Eure
Verdienste kommen ihnen zugute und ihre euch, sowohl von
N. als den Schwestern von Luise.
N. aber sage, es wäre nicht der Wille
Gottes, daß er wieder nach Indien gehe. Wenn Ich ihn
dort hätte haben wollen, so hätte Ich ihn nicht
hierhergeführt. Er könnte doch nicht mehr viel wirken.
Er solle hier in seinem Lande wirken. Ich habe ihm auch
ein Kreuz gegeben, woran er sein Leben lang zu tragen
hat. Wenn er das mit Geduld trägt, kann er viele Seelen
retten. Ich werde für ihn sorgen.
Das Gebet der Ruhe ist eine so große
Gnade, daß, wenn man die ganze Welt gewinnen kann, man
sie lieber fahren lassen soll, um das Gebet der Ruhe zu
erlangen. Da bin Ich in der Seele und die Seele ist mit
Mir vereinigt, und das ist das größte Glück, das der
Mensch haben kann.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
428 Am Ostermontag 1901
„Es ist ein furchtbarer Stolz, wenn ein
frommer Mensch alles von sich abweist und sich
selbständig durcharbeiten will.“
Barbara hatte an das Bischöfliche
Ordinariat geschrieben. Deshalb sagte der Herr zu
Barbara, die noch einiges beigefügt hatte:
Jesus: „Du
hast recht von Mir geschrieben. Gehe hin und sage Meinem
Diener N., er solle sich doch aufraffen, er solle doch
einmal Meine Worte beachten. Tut er es nicht, dann wird
er sehen, wie weit es noch mit ihm kommt. Hört er Meine
Stimme nicht, dann hört er die des bösen Feindes. Es ist
ein furchtbarer Stolz, wenn ein frommer Mensch alles von
sich abweist und sich selbständig durcharbeiten will.
Wenn er so fortmacht, kann er nicht bestehen. Er soll
sich vierzehn Tage oder drei Wochen Urlaub nehmen und
hingehen, wo er seiner Gesundheit nach leben kann. Sein
ganzes Gemüt ist aufgerieben, sonst fehlt ihm nichts.
Dann werde Ich ihm Meine Liebe eingießen und dann wird
er ruhiger und kann mehr wirken bei seinen Ordensbrüdern
und seinen Untergebenen und Beichtkindern, für die
Menschen. Er soll es nur einmal probieren. Wenn er nicht
darauf eingeht, dann lasse Ich ihm nichts mehr sagen.
Das ist die letzte Gnade, daß Ich ihm heraushelfen will
aus dem Zustand. Wenn er es jetzt nicht tut, dann lasse
Ich ihn gehen.“
Barbara:
Heute, Ostermontag, zeigte sich mir der Herr nach der
heiligen Kommunion mit Gottheit und Menschheit, mit
Fleisch und Blut. Ich durfte an Seinem Herzen ruhen und
Seine Pulsschläge hören. Es war von einhalb sechs bis
einhalb acht Uhr und doch glaubte ich, es sei nur ein
Augenblick. Er drückte Sich an meine linke Seite und
sagte:
Jesus: „Du
sollst Meine Herzschläge fühlen. Ihr müßt Mir ersetzen,
was die Welt Mir versagt, und ihr könnt es auch.“
Und unsere Herzen schlugen miteinander
Schlag auf Schlag.
Barbara: „O
Herr, Du wirst doch in diesen Tagen so entsetzlich
beleidigt und Du scheinst so fröhlich, als ob alles das
nicht wäre.“
Jesus: „Daran
seid ihr schuld, Ich kann das alles ganz ruhig ertragen,
weil ihr es auch Mir zuliebe ruhig ertragt, und deshalb
ist es Mir, als ob Ich nichts höre. Ich schaue nur auf
die Liebesbundmitglieder, die versüßen Mir allen Kummer
und allen Gram.“
Barbara:
„Wenn der Bischof mir doch nur eine Antwort zukommen
ließe!“
Jesus: „Da
brauchst du gar nicht darauf zu rechnen. Laß das! Ich
will euch schon entschädigen für all das, was die nicht
tun wollen. Es ist sehr unrecht, und es ist Mir auch
sehr leid, aber Ich muß Geduld haben. Das liebste ist
Mir, wenn ihr gar nicht untersucht, ob etwas in
Erfüllung geht oder nicht, wenn ihr das alles ganz Mir
überlaßt und euch um nichts kümmert. Luise soll P. Felix
alles ganz ruhig sagen, ohne ihn zu drängen und gleich
fortgehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
429 Am 11. April 1901
„Das ist euer Weg der Abtötung, der
Entsagung, der Selbstverleugnung und der Buße. Nur
diejenigen, die den Weg wandeln, kommen gerade auf Mich
zu.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr zu Barbara, die sich vor Müdigkeit gesetzt hatte:
Jesus: „Stehe
auf, Meine Tochter, komm und stehe auf. Gib deiner
Bequemlichkeit nicht so nach. Ich will mit dir reden;
knie dich. Gehe über alle die Unannehmlichkeiten, die
Ich dir zuschicke, hinweg. Es geht dich nichts an.
Verliere kein Wort der Klage. Was du deinen Verwandten
nicht helfen kannst an zeitlichen Gütern, das tue Ich
ihnen zugute an ewigen Gütern. Ob man ein bißchen mehr
oder weniger von den Menschen geachtet ist, das ist
alles nur Staub und vergänglich. Die Achtung vor den
Menschen ist nichts wie Staub.“
Barbara: Als
der Segen dann gegeben wurde, glich der Altar einer
Sonne. Auf einmal erschien Er mit Seinen Wundmalen auf
dem Altare wie an Ostern. Von Ihm aus ging eine breite,
schöne, ganz übernatürliche himmlische Straße aus, schön
und glänzend anzusehen wie eine wirkliche Straße. Sie
schien durch die ganze Welt zu gehen und ging
schnurstracks auf den Tabernakel zu.
„Was bedeutet das?“
Jesus: „Das
ist euer Weg der Abtötung, der Entsagung, der
Selbstverleugnung und der Buße. Nur diejenigen, die den
Weg wandeln, kommen gerade auf Mich zu.“
Barbara: Da
war kein Nebenpfädchen und nichts. Die Straße war
kerzengerade, soweit mein Auge sehen konnte, ein bißchen
höher war die Erde.
Jesus: „Nur
durch Abtötung, Selbstverleugnung und Buße kommt der
Mensch nicht auf Nebengedanken. Alle anderen Menschen
kommen auf Abwege, welche den Weg nicht gehen, und wenn
sie auch einen guten Sinn haben und Almosen geben und
mit zeitlichen Gütern gesegnet sind. Aber der Weg, den
ihr geht, ist mit keiner Nebengefahr verbunden und führt
nicht mehr abwärts.
Den müssen alle Liebesbundmitglieder
gehen. Niemand hat da eine Gefahr. Die
Liebesbundmitglieder, die diesen Weg nicht selbst
ergreifen, die werde Ich durch Leiden führen.“
Barbara: Als
ich den lieben Heiland so glänzend und schön sah, die
Augen gegen den himmlischen Vater gerichtet, fragte ich,
warum Er Sich so schön zeige, da Er doch von den
unartigen Kindern neben mir so beleidigt werde.
Jesus: „Um
euretwillen sehe Ich das alles nicht. Deswegen tröste
Ich euch so, weil Ich Mich halten muß an denen, die Mich
noch wahrhaft lieben.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
430 Weißer Sonntag am 14. April 1901
„Wenn du alles zugleich tragen willst,
so bricht die Natur zusammen.“
Weil Barbara am Tage vorher und während
der Nacht viel zu leiden hatte, sagte der Herr nach der
heiligen Kommunion:
Jesus: „Du
sollst nicht daran zweifeln, daß Ich es bin, der dir
Seinen Schmerz mitteilt. Ich habe dieses Jahr einen so
großen Schmerz gehabt mit den Kindern. Es ist gar nicht
auszusprechen. Ich habe gleichsam die Ölbergsangst und
Sterbensnot durchmachen müssen.“
Barbara: „O
Herr, Du warst doch sonst immer so freudig gewesen, und
ich konnte mich so mit Dir freuen. Das ist dieses Jahr
ganz anders. So schlimm ist es noch nie zuvor gewesen.“
Jesus: „Unter
den Kindern in Mainz sind immer leichtsinnige, bösartige
und böswillige gewesen, aber doch nicht boshafte. Dieses
Jahr aber sind sie ganz teuflisch boshaft. Die Bosheit
ist ihnen eingepflanzt, so daß Satan in ihnen wohnt.
Diesen Schmerz mußt du mitfühlen, damit du nicht irre
wirst, daß Ich es bin, der mit dir redet. Das ist der
Beweis, daß Ich wirklich mit Fleisch und Blut
gegenwärtig bin im Allerheiligsten Sakrament, und daß
Meine Schmerzen gar keine anderen sind als bei euch
auch, wenn ihr so niedergedrückt seid von euren
Nächsten, daß ihr glaubt, nicht mehr leben zu können.
So ist es Mir auch, und du mußt
mitfühlen. Ich erlaube es euch, daß ihr euch eure
Schmerzen mitteilt und euch aussprecht miteinander, weil
ihr ohne allen Trost leiden müßt, wie auch Mir nichts
helfen kann. Aber doch tröstet es Mich, wenn Ich Mich
ausgießen kann. Deshalb erlaube Ich dir, daß du dich bei
deinen zwei Freundinnen aussprechen und Trost suchen
darfst, wenn Leiden dich drücken. Wenn du wieder
fortgehst zu deiner Schwester, so bekümmere dich nicht
unnötig. Im Kreuztragen mache es dir nicht so
schleppend. Droben in Rück sollst du das Kreuz, das du
hier tragen mußt, abstellen und das nehmen, was du dort
vorfindest und dort kein Wort reden von dem Kreuz, was
du hier trägst, sondern das Kreuz nehmen von droben und
Tag für Tag nur das tragen. Und wenn du fortgehst,
sollst du das Kreuz von droben wieder beiseite stellen
und das Kreuz von hier tragen. Wenn du alles zugleich
tragen willst, so bricht die Natur zusammen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
431 Am 16. April 1901
„Sage zu deinen Vorgesetzten, sie
sollten doch Bittprozessionen veranstalten, damit nicht
alles zugrunde gehe und wenigstens die ausharren, die
jetzt noch treu zur Kirche stehen.“
Barbara: Am
16. April war Protestversammlung der Katholiken gegen
die gottlosen Broschüren. Nach vier Uhr mittags überfiel
mich das Leiden gerade so wie früher. Ich achtete es
nicht und ging darüber hinweg. Nachts um elf Uhr schlief
ich ein. Auf einmal wurde ich wach. Ich fuhr auf und war
hellwach. Ich konnte nicht mehr schlafen und auch nicht
beten. Auf einmal bekam ich das Schütteln der drei
Stürme gerade so wie im früheren Leiden. Das dritte Mal
krachte das Bett von der Gewalt. Ich kämpfte mit dem
Leben und wollte rufen, aber ich konnte keinen Laut
herausbringen zum Sprechen; die Zunge war umgekrümmt.
Ich konnte nichts machen. Innerlich flehte ich: Hilf mir
doch, daß ich ein Wort herausbringen kann. Aber in
meiner Seele hatte ich die Zuversicht, daß ich nicht
sterbe. Nach dem dritten Schütteln kam meine Schwägerin
herüber, denn sie hatte es im Nebenzimmer gehört.
Anstatt der Belehrung sah ich die liebe Mutter Gottes.
Sie war wie in einen Traueranzug gehüllt, und Sie weinte
sehr bitterlich. Dann sprach Sie:
Maria: „Sage
zu deinen Vorgesetzten, sie sollten doch
Bittprozessionen veranstalten, damit nicht alles
zugrunde gehe und wenigstens die ausharren, die jetzt
noch treu zur Kirche stehen. Ich kann nichts mehr
erlangen, und so viele werden verlorengehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
432 Brief an das Bischöfliche Ordinariat
„Ich beweine das große Unglück, das bald
über die Menschheit hereinbrechen wird und weil so viele
verlorengehen.“
An das Bischöfliche Ordinariat!
In der Nacht vom 16. auf 17. April 1901,
wo die Protestversammlung stattfand, hatte ich zum
zweiten Mal seit August vorigen Jahres jenes
außergewöhnliche Leiden. Nach kurzem Abendgebet mit
meiner Nichte legten wir uns um elf Uhr nieder, und ich
schlief alsbald ein. Aber nach kurzer Zeit erwachte ich
und war so hell und geweckt, wie es immer war, wenn ich
an hohen Kirchenfesten, Ostern, Pfingsten etc., mein
Leiden bekam, aber mit dem Unterschied, daß ich früher,
wenn die drei harten, nervenerschütternden Stürme
vorüber waren, ich einen deutlichen Erguß der Sprache
hatte, der dann stundenlang floß.
Jetzt aber bringe ich kein Wort heraus,
nicht einmal einen Hilferuf. Aber nach dem letzten
schrecklichen Sturm schaute mein Geist die liebe Mutter
Gottes, aber nicht wie in der Neujahrsnacht in
majestätischer Gestalt, sondern in ganz dunkler
Kleidung, einfach, ernst und sehr tiefbetrübt, wie eine
besorgte Mutter, die ihre Kinder suchend umhergeht, wenn
eine schwere Gewitterwolke aufsteigt.
Als ich Sie fragte, was dies alles doch
nur zu bedeuten habe und warum Sie doch nur so
bitterlich weine, da gab Sie mir zur Antwort: „Ich
beweine das große Unglück, das bald über die Menschheit
hereinbrechen wird und weil so viele verlorengehen.“
Dann gab Sie mir den Auftrag: „Geh zu
deinem Bischof und sage ihm, daß man Bittprozessionen
veranstalte, wenigstens an den Sonntagen, damit durch
das gemeinsame inständige Gebet der Gläubigen wenigstens
doch die fest bleiben im heiligen, katholischen Glauben,
die jetzt noch treu zur Kirche halten.“
Sie entschwand und mit Ihrem
Entschwinden bekam ich wieder Leben in die Glieder, und
meine Schwägerin stand mit dem Licht in der Hand an
meinem Bett. Der letzte Sturm war so fürchterlich, daß
sie im anderen Zimmer aus dem Schlaf erwachte und an
mein Bett eilte.
gez. Barbara Weigand
Inhaltsverzeichnis Band 5
433 Am 21. April 1901
„Die große Anhänglichkeit der Katholiken
an das Heiligste Sakrament. Das haßt der Teufel derart,
daß er alle seine Genossen auf die Welt gesandt, so daß
die Hölle fast leer ist, um recht viele Seelen zu
bearbeiten.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Der
Teufel hofft, jetzt seinen Plan, sein Reich
aufzurichten, ausführen zu können, um auf der Welt über
die Menschen zu herrschen. Der Teufel hat jetzt auf der
Welt die Hölle und den Himmel. Den Himmel, weil er so
viele Seelen in sein Netz bringt, weil er viele
Helfershelfer hat, und die Hölle, weil es viele gute
Katholiken gibt und viele gute, junge Seelen, da unter
der Jugend manches gute Keimchen hervorsproßt, indem
manche jugendliche Seele das Allerheiligste Sakrament
sehr verehrt und oft empfängt. Das ist der Dorn für ihn:
Die große Anhänglichkeit der Katholiken an das Heiligste
Sakrament. Das haßt der Teufel derart, daß er alle seine
Genossen auf die Welt gesandt, so daß die Hölle fast
leer ist, um recht viele Seelen zu bearbeiten.“
Barbara: Der
Herr zeigte mir die Welt, wie sie jetzt ist. Ich sah,
wie der Teufel an allen Wegen Wegweiser aufgestellt hat,
um ja das Volk zu umgarnen und zu umstricken, daß es den
Weg findet, der zum Laster, zum Verderben, zur Hölle
führt. Das sind die vielen Vergnügen und die schlechten
Schriften und was zum Verderben der Menschen getan wird.
Ich sah auch, wie die Menschen scharenweise diesen Weg
wandelten. Hingegen sah ich, wie von allen vier
Himmelsgegenden einzelne Seelen von allen Seiten quer
über Feld, über Stock und Stein liefen und alle auf
einen Mittelpunkt zusteuerten. Es wurde mir gesagt, das
wären die guten, treuen Katholiken.
Der Mittelpunkt wäre das Allerheiligste
Altarsakrament, und wer sich dazu schart und daran
anklammert, der würde so stark, daß er keinen Weg
brauche; der ginge durch alles durch und über alle
Hindernisse hinweg, über Dornen und Hecken und Stauden
und Gesträuch.
In einer späteren heiligen Messe kam die
liebe Mutter Gottes und sagte:
Maria: „Du
sollst dich nur bekümmern um das, was Mein Sohn will und
dich nicht so an deine Geschwister hängen, wenn es ihnen
auch nicht so gut geht wie deiner Schwägerin. Du sollst
nicht so lange droben bleiben, weil dein Gemüt sonst zu
viel zerstreut wird. Ich werde sorgen, daß Ich ihre
Freude bin auf dieser Welt und in der anderen Welt
bekommen sie ihre Belohnung.
Laß die Aufforderung jener Dame, nach
Lourdes zu pilgern, nicht fallen. Wegen der
Gebetsvereinigung bin ich in der Nacht vom 16. April
gekommen, weil das Gebet so sehr nötig ist. Voriges Jahr
hat euch Mein Sohn abgehalten von der Romreise. Dieses
Jahr aber will Er diese Wallfahrt haben, weil das eine
Reise ist für die jungfräulichen Seelen. Die Romreise
war für die Männerwelt, damit sie zum Guten, zum Glauben
zurückkehren. Die jungfräulichen Seelen müssen Meine
Stelle vertreten, und zur jetzigen Zeit ist es
notwendig, daß recht viele Jungfrauen sich anschließen
und die Kirche unterstützen durch gute Werke, Beispiele
und Gebet.
Deine Schwägerin soll das Reisegeld
nicht bedenken und Gott täglich danken, daß ihr Kind so
unschuldig geblieben ist. Sie hat freilich Schaden, aber
sie hat zu leben. Sie sollte täglich auf den Knien Gott
danken, daß das Kind so bewahrt bleibt vom Bösen, wo
andere doch so sehr haschen nach Vergnügen.
Teilt es daher allen
Liebesbundmitgliedern mit. Wer will, kann sich
anschließen, damit Einigkeit und Friede bleibt und
befördert wird. Ihr sollt die Wallfahrt nicht für die
Interessen jedes Einzelnen machen, das sollt ihr
zurücksetzen, sondern für die Anliegen der heiligen
Kirche, und auf dem ganzen Weg singen und beten in
Vereinigung mit allen Liebesbundmitgliedern, wie ihr die
Wallfahrtsgänge gehalten habt.
Voriges Jahr bereits hat Mein Sohn diese
Wallfahrt für euch geplant, denn eine Wallfahrt nach
Lourdes ist für Jungfrauen beiderlei Geschlechtes von
großer Wichtigkeit; denn was Ich der Kirche in Meinem
sterblichen Leben war, das sind die Jungfrauen, solange
die Kirche besteht. Die Liebesbundmitglieder sollen
einmal recht vereinigt im Geist der Buße den Himmel
bestürmen und alle Gebete, Leiden und Beschwerden einzig
für die heilige Kirche aufopfern. Mache doch ja dein
Herz Meinen heiligen Einsprechungen immer recht
zugänglich.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
434 Am 29. April 1901
Barbara: Als
ich der Firmung in A. beiwohnte, wurde ich in ein
Paradies versetzt; das war die heilige Kirche. Dort
waren so gerade Straßen und so schöne Beete wie in einem
wunderschönen Garten, und Bauten wie Kirchen mit
herrlichen Türmchen. In eine davon wurde ich geführt. Es
war darin so hell, und ein Licht war inmitten der Kirche
wie ein Rad, das Feuerregen ausstreut. Im Mittelpunkt
davon war der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube,
und es war auch ein Bischofsstab darin, und hinter all
dem sah ich meinen Bruder I. aus A. Funken fuhren von
dem Rad aus auf die Gemeinde. Das waren die
Firmungsgnaden, wie sie in die Gläubigen hineingestreut
wurden.
Inhaltsverzeichnis Band 5
435 Rückfahrt nach Mainz am 4. Mai 1901
„Lernt von Mir, denn Ich bin sanftmütig
und demütig von Herzen.“
Als Barbara in Rück das Elend ihrer
armen Schwester sah, dachte sie bei sich: Es wird doch
wohl besser sein, wenn ich das Geld für Lourdes
verwende, um meiner Schwester weiterzuhelfen.
Jesus: „Laß
diesen Gedanken nur ja fallen, er kommt nicht von Mir.
Deine Schwester überlaß Mir; du sollst nicht ganz in
deinen Verwandten aufgehen. Ich will aber, daß ihr zu
Meiner Ehre diese Wallfahrt macht!“
In Rück sagte der Herr auch zu Barbara:
Jesus: „Das
kann Ich dir zum Troste sagen, daß Ich an solchen
christlichen Gemeinden noch Freude habe, obwohl, wie du
sagst, Sünden vorkommen wie in den Städten. Das ist aber
eine Ausnahme. Das sind die Schwächen der Menschen, das
bin Ich gewöhnt. Dieser Sünder, für den du betest, geht
doch nicht verloren, um des Gebetes seiner Schwester
willen. Aber an dieser Gemeinde habe Ich wirklich noch
großes Wohlgefallen, da ist noch der Friede, wie er sein
soll. Der Geist Gottes weht da noch.“
Barbara: Als
ich am 4. Mai von meiner kranken Schwester in Rück
wieder zurückfuhr nach Mainz, war ich so gedrückt, daß
ich in der Bahn bitterlich weinte und zum Herrn sagte:
„Lieber Heiland, was fang’ ich denn an?
Warum behandelst Du mich so hart? Ich wollte droben
Gutes tun und gehe mit demselben Druck wieder fort. Habe
ich denn recht getan, daß ich hinauf bin?“
Da wurde es mir auf einmal leicht, und
ich weinte Tränen, aber nicht des Schmerzes, sondern der
Liebe. Der Herr kam und stellte Sich auf die rechte
Seite und Seine heilige Mutter auf die linke. Er war so
lieb mit mir und trocknete mir die Tränen ab.
Jesus: „Du
hast recht gehandelt. Du mußt wissen, daß deine
Freundinnen das Elend und die Not der Bauersleute nicht
kennen und deshalb hast du recht gehandelt, daß du dem
Geiste gefolgt. Jetzt hast du Meinen Willen erfüllt und
gehst zurück. Ich habe es getan, weil Ich wußte, daß Ich
deine beiden Freundinnen keinen größeren Schmerz
verursachen kann, als wenn Ich dich hinwegführe. Aber
ihr sollt verdienen, und wo soll Ich Hilfe finden? Das
‚Miserere‘, wie Ich euch gesagt, hat gedauert bis jetzt.
Jetzt sollt ihr manchmal ein liebes Wörtchen von Mir
erfahren.
Sage deinen beiden Freundinnen, daß das
Miserere jetzt vorüber ist. Ihr sollt euch jetzt freuen
und euch um niemand kümmern. Ob man sich euch
entgegenstellt, ob man glaubt oder nicht, euch werden
sie nicht mehr auseinanderbringen; denn was Ich gebunden
habe, das werden sie nicht lösen.“
Barbara:
„Sage mir doch auch ein liebes Wörtchen für alle, die
glauben. Ziehe Dich doch ja nicht zurück, damit diese
doch Trost haben. Wie bist Du doch so gut. Ich meine,
ich wäre im Paradies. So gib mir ein liebes Wörtchen für
N.“
Jesus: „Ich
habe den Wunsch dieser Schwester gehört. Wie freut es
Mich doch, wenn eine Seele nur verlangt, ein liebes
Wörtchen zu bekommen. Ja freilich soll sie ein liebes
Wörtchen haben. Sage es ihr und komme mit Mir. Ich will
dir zeigen, wo ihre Wohnung ist.“
Da ließ der Herr Barbara hineinschauen
in Sein göttliches Herz.
Jesus: „Hier,
steht ihr Name in goldenen Buchstaben eingeschrieben in
Meinem Herzen. Sage ihr aber, es hängt von ihr ab, daß
kein Strich durch den Namen gemacht wird. Alle, die
gläubig sich anschließen, haben ihren Namen hier und ihr
Name steht hier in goldenen Buchstaben, wo ihr Sitz ist.
Sie müssen sich aber hüten, daß kein Strich durch den
Namen gemacht wird. Verstehst du das? Das heißt, daß sie
keine Todsünde begehen. Nach einer Todsünde haben sie
keinen Platz mehr in der Wohnung, bis sie
wiedergutgemacht ist.
Sage auch, daß Ich große Freude habe an
den gläubigen Schwestern, und Mein Auge ruht mit
Wohlgefallen auf dem Kloster, um ihres gläubigen Gemütes
willen; denn es ist ein großer Unterschied unter den
Ordensleuten. Ich will, daß es bekannt wird. Ich habe
vieles zu rügen und zu tadeln. Ich habe gesagt in Meinem
sterblichen Leben: Lernt von Mir, denn Ich bin
sanftmütig und demütig von Herzen. Das habe Ich gesagt
für alle Menschen, aber ganz besonders für die
Ordensleute. Ich habe nicht gesagt: Lernt von Mir, denn
Ich bin rein und sündenlos, sondern: Lernt von Mir, denn
Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen. Die Demut ist
das Fundament aller Tugenden. Sie ist nicht bloß die
Mutter der Tugenden, sondern sie ist die Mutter und die
Großmutter der Tugenden. Auf ihr bauen alle Tugenden
sich auf. Es gibt aber viele Ordensleute, die sich
darauf etwas zugute tun, daß sie an gottgeweihten Orten
leben und sie glauben, daß Mein Auge mit Wohlgefallen
auf ihnen ruhen kann.
Das Wohlgefallen aber ziehen nur
diejenigen auf sich herab, die auf gottgeweihten Orten
auch gottgeweiht leben, das heißt, die auch diese Tugend
der Demut vor allem üben, und das tun diejenigen
Ordensleute, die das glauben, was Ich in den Schriften
niedergelegt habe, weil da die Grundtugend so sehr
angestachelt wird. Wer noch Stolz in sich hat, der kann
nicht glauben, daß Ich mit einer weltlichen Person
verkehre, weil alle Ordensleute der Meinung sind, sie
wären die allein gottgeweihten Bräute Christi. Deshalb
ist dies ein großer Stachel für ihren Stolz, und da
zeigt es sich, daß diejenigen, die es glauben, tief in
der Demut begründet sind, und das tun die Schwestern in
N. Ich will, daß es bekannt wird, daß, solange eine
Seele glaubt, sie sei die allein berechtigte Braut
Christi, sie noch weit von der Demut ist. Sie soll sich
das Wort zu Herzen nehmen: Lernet von Mir, denn Ich bin
sanftmütig und demütig von Herzen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
436 Nochmals am 4. Mai 1901
„So ist es der Wille Gottes.“
Der Beichtvater ließ Barbara rufen, um
ihr einen Auftrag des H.H. Bischofs zu melden. Derselbe
ließ ihr sagen, sie möge ihm von nun an nichts mehr
sagen lassen oder schreiben, denn das ließe sich ja hier
doch nicht durchführen. Hier in der Stadt seien mehr als
die Hälfte Protestanten und die übrigen meistens
abgefallene Katholiken, da wäre an Barfußgehen nicht zu
denken. Das hätte ein heiliger Franziskus tun können,
denn zu seiner Zeit wäre noch alles gläubig gewesen.
Aber jetzt würde man nur den Spott hervorrufen und die
katholische Kirche ins Lächerliche ziehen. Man müsse
sich übrigens wundern, daß es nicht noch schlimmer hier
sei, da es in den letzten Jahrhunderten hier Bischöfe
und Priester gegeben, die nicht erbaulich gelebt hätten.
Man müsse deshalb zufrieden sein, daß es so sei.
Barbara: „So
verwerfen Sie denn alles?“
Beichtvater:
„Nein, durchaus nicht. Sie werden sehen, was wir tun in
einiger Zeit, aber das alles muß von einer anderen Seite
herkommen.“ Damit deutete er an, daß sie doch im Sinne
haben, manches durchzuführen, aber so, daß niemand
merken kann, woher die Anregung kommt.
Der Liebesbund in Aachen hat eine schöne
Frucht getragen. Es wohnt dort eine sehr gläubige
Familie, die sich mit Kleidermachen ernährt, eine Mutter
mit mehreren Töchtern. Eine Tochter davon hat sich mit
einem Protestanten verheiratet und ließ leider alle
Kinder protestantisch werden. Eines dieser Kinder kam
vergangenen Winter zur Großmutter, um dort nähen zu
lernen. Die ersten Tage schon trat das Mädchen sehr
gehässig gegen die katholische Religion auf und getraute
sich, allen gegenüber seinen Glauben zu loben und die
Katholiken zu beschimpfen.
Seine Tanten drangen auf die Großmutter
ein, doch energischer aufzutreten. Doch diese sagte:
„Laßt sie nur ganz ruhig gehen, die Protestanten muß man
auf andere Weise fangen.“ Jeden Abend sangen sie
miteinander Marienlieder und da gerade Mission war und
man sich in Abwechslung an der Predigt beteiligte, so
erzählte, wer heimkam, was gepredigt worden war. Das
Mädchen wurde immer kleinlauter, und öfter sah man es
weinen, ohne den Grund zu wissen. Eines Tages aber kam
es früh morgens herunter und sagte zur Großmutter ganz
erregt: „Ich muß katholisch werden!“ „Warum“, fragte
diese, „was ist denn geschehen?“
„Diese Nacht“, erwiderte das
siebzehnjährige Mädchen, „gegen Morgen habe ich eine
blendend weiße Frau in das Zimmer eintreten sehen. Sie
ging an jedes Bett, neigte Sich freundlich lächelnd zu
jeder, als Sie aber an mein Bett kam, blieb Sie ernst,
und Sie reichte mir einen Zettel, worauf geschrieben
stand: „So ist es der Wille Gottes.“ Von da an ließ sich
das Mädchen durch nichts mehr abhalten. Sie ging zum
Pfarrer von A. und erzählte ihm die Sache. Dieser aber
meinte, es sei nur so ein frommer Anflug und entgegnete,
daß das nichts helfe, da jedenfalls ihr Vater bei der
Heimkunft Schwierigkeiten in den Weg lege und die
Gesetze dem Vater beistimmen. Das Mädchen begab sich in
ein Kloster und erbat sich dort Unterricht, und um das
Gesetz zu umgehen, fuhr sie, als sie genügend Unterricht
erhalten hatte, in ein benachbartes Land und legte dort
im Beisein ihres Pfarrers das Glaubensbekenntnis vor
zwei Zeugen ab. Später, nach Hause zurückgekehrt,
schrieb sie, daß sie sich ganz an ihre Mutter
angeschlossen und ihr Vater ihr noch keine Einwendung
gemacht habe. Ihr Übertritt fand am Ostermontag 1901
statt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
437 Am 5. Mai 1901
Jesus: „Ihr
sollt euch gar nicht wehren und nicht dagegen äußern,
wenn man euch so widerspricht, sondern alles ganz ruhig
hinnehmen und weitergehen wie vorher und euch ganz in
euch selbst zurückziehen. Schreibt es euch auf, daß ihr
immer daran denkt.
Bedenkt, wie Meine heilige Mutter auf
Erden gewesen ist. Solang Ich da war, hat sie sich nicht
geregt und hat alles über sich ergehen lassen und den
Schmerz in sich getragen. Sie sagte nie, es ist aber
wahr. Und auch nach der Auferstehung hat sie sich
niemals vorgetan. Ihr habt eure Schuldigkeit getan und
erfüllt, was ich euch aufgetragen; das andere geht euch
nichts mehr an.
Zieht euch zurück und sorgt für eure
Vervollkommnung. Erinnert euch immer an Meine heilige
Mutter, wie sie es getan, aber nur nicht wanken in euren
Vorsätzen, Mir zu dienen und Mich zu lieben und Mir
einzig gefallen zu wollen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
438 Am 10. Mai 1901
„Bedenket, was der Papst jetzt für ein
gedrücktes Leben hat.“
Jesus: „Laßt
euch doch nicht verwirren von alledem, was um euch
vorgeht. Schaut nach Rom und in Meine heilige Kirche,
wie es da ist. Ihr sollt doch das Leben Meiner Kirche
leben. Wie ist dort alles zerstückelt. Es ist nichts,
was standhält, als die paar treuen Seelen; die sind ganz
zermalmt. Die schönen, ruhigen Feste sind verstümpelt
dieses Jahr. Alles ist mit Bitterkeit gemischt.
Bedenket, was der Papst jetzt für ein gedrücktes Leben
hat. Seht, ob es allen anders geht wie euch. Diejenigen,
die treu zu Mir stehen, können sich jetzt nicht freuen,
weil die Verhältnisse danach sind. Deshalb seid ihr so
traurig und gedrückt. Es geht allen so; denn Ich muß
Mich halten an den Liebesbundmitgliedern. Da kann man
irre werden, so meint ihr, weil es allen nicht so geht,
wie sie sich wünschen. Ich kann es ihnen nicht abnehmen.
Es gefällt Mir auch nicht im Heiligsten Sakrament unter
den Menschen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
439 Am 12. Mai 1901
„Das ist der sicherste Beweis, daß es
Gott ist, daß es so angefeindet wird.“
Barbara:
Wegen einiger spöttischer Bemerkungen
war ich sehr erschüttert im Glauben und Vertrauen. Der
Stolz und die Natur bäumten sich dagegen auf, daß es
jetzt mit Spott und Hohn so fortgehen solle. Ich dachte,
ich könne am Ende doch auf einem falschen Weg und vom
bösen Feind oder mir selbst irregeleitet sein. Ich hörte
die heilige Messe im Dom und opferte sie der lieben
Mutter Gottes auf, daß Sie mir eine gute Beichte
erflehe, und ich bekam die Antwort. Es wurde auf einmal
ruhig in mir. Ich sah zwar die liebe Mutter Gottes
nicht, aber Sie fing so lieb an zu reden wie früher. Der
ganze Sturm legte sich im Rosenkranzgebet. Die liebe
Mutter Gottes sprach:
Maria:
„Beängstige dich doch nicht wegen all der Dinge, die um
dich her vorgehen. Du bist so unruhig wegen deiner
Beichte, die du ablegen willst. Es ist unnötig, dich so
zu ängstigen. Laß alles das weg. Das sind unnötige
Dinge, womit du dich quälst. Beichte von acht Tagen zu
acht Tagen, wie immer. Es ist nicht so, wie du dir
vorstellst.
Siehe, all diejenigen, denen Gott eine
besondere Weisung gibt, für das Seelenheil anderer zu
wirken oder um andere durch sie aufzurichten und zu
belehren, sollen sich an Mein Leben erinnern; sie werden
nicht anders behandelt wie Ich Selbst. Ich habe zwar
einen Gnadenvorzug vor Gott und war ausgenommen von der
Sünde, aber doch auch ein bloßes Geschöpf wie ihr alle.
Nur weil Ich das einzig dastehende Geschöpf war, das den
Sohn Gottes gebären sollte und die Mittlerin der
Menschen sein soll, deshalb hatte Ich den einzigen
Vorzug der Sündenlosigkeit. Gott konnte es nicht
zulassen, in einem sündhaften Geschöpf geboren zu
werden.
Dies muß aber auch für alle
Nachkommenden, durch die der Herr auf besondere Weise
einwirken will in das Menschengeschlecht, von großem
Trost sein, weil Ich das einzig dastehende Geschöpf bin,
das Sein Leben ohne Sünde zugebracht. Alle anderen sind
sündhafte Geschöpfe, sie sind Menschen und Nachkommen
Adams und Evas. Darin hat keiner einen Vorzug, wenn das
eine es auch mehr oder weniger ist als das andere.
Aber darin bin Ich euch ganz gleich,
darin machte Gott keine Ausnahme: Als Ich den Auftrag
bekommen und Meine Einwilligung gegeben, da schien Sich
Gott nicht mehr darum zu kümmern, wie Ich jetzt
zurechtkomme. Ich mußte menschlich alles ertragen. Kein
Mensch auf der Welt war darin weniger bevorzugt als Ich.
Als der Engel kam und Mir den Auftrag brachte, da legte
Ich ihm auch einige Zweifel dar. Der Engel beantwortete
sie mir, dann aber zweifelte Ich nicht mehr, sondern
glaubte. Danach kam kein Engel mehr und sagte Mir: Das
verhält sich so und so, das mußt Du so ertragen. Selbst
von dem allerwichtigsten Ereignis, wodurch das Leben
Meines Sohnes gefährdet war, erfuhr Ich nichts bis zu
Seinem Tod. Ich mußte nur im Glauben wandeln.
Auch du hast keinen anderen Weg. Mein
Sohn hat dich erwählt, um der Menschheit Seine göttliche
Liebe und Barmherzigkeit zu offenbaren. Du mußtest Ihm
erst deine Einwilligung geben. Jetzt mußt du dein ganzes
Leben im Dunkeln wandeln. Sei zufrieden. Laß alles über
dich ergehen, allen Spott und allen Hohn. Das ist der
sicherste Beweis, daß es Gott ist, daß es so angefeindet
wird.
Erinnere dich immer nur an Mein Leben
und das Meines Sohnes. Ich mußte Mich immer damit
trösten, daß Ich hinblickte auf Meinen Sohn. So geht es
all denjenigen, die einen besonderen Auftrag von Gott
besorgen mußten. Betrachte Mein Leben. Am Anfang war es
noch härter, als Mein Sohn noch klein war. Da mußten Wir
manchmal hungern und darben. Der liebe Gott hat nicht
einmal so viel durchleuchten lassen, daß Meine Familie
klar erkannte, daß Wir den Sohn Gottes in unserer Mitte
hatten. Nicht einmal die nächsten Verwandten kümmerten
sich um uns.
Wir mußten uns so armselig durchkämpfen
wie noch nie ein Mensch zuvor. Erst in späteren Jahren,
als Mein Sohn anfing, Wunder zu wirken, da schauten die
guten, treuen Seelen mehr auf uns und dachten, Ich müsse
dann auch die göttliche Mutter sein, und da hatten Wir
nicht mehr zu kämpfen mit der Not. Da hatte Ich nichts
mehr zu tun, als die Sorgen und den Kummer Meines Sohnes
zu teilen für die Menschheit. Die Verwandten und die
Reichen sorgten alsdann für das Zeitliche. Aber trotzdem
mußte Ich immer wieder durchgehen wie ihr alle.
Das muß dein Trost sein, daß Gott das,
was Er in dir angefangen hat, auch durchführt. Ihr müßt
euch bewähren im Glauben. Euer Verdienst ist einzig und
allein der tieflebendige Glaube; denn daraus werden alle
guten Werke erzeugt. Wie ihr im Glauben nachlässig seid,
befolget ihr die Einsprechungen nicht mehr. So geht es
bei allen. Alle, welche die Einsprechungen befolgen,
gehen vorwärts, und wie sie im Glauben wanken, geht es
rückwärts. Dann läßt man eine Einsprechung um die andere
fallen und man macht es dann auch so wie andere.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
440 Vor Christi Himmelfahrt
„Aber auch mitten in der Welt kann man
ein außergewöhnliches Leben führen, und zum Beweis
dessen schenke Ich diesen Seelen die heilige Freude.“
An den drei Bittagen machten wir den
Bittgang durch die Fluren. Am zweiten Tag sah Barbara
die liebe Mutter Gottes mit den heiligen Engeln, die uns
begleiten. Die liebe Mutter Gottes deutete aber hin nach
einem Gnadenbild, das eineinhalb Stunden entfernt ist.
Deshalb gingen wir am dritten Tag dorthin.
Am Tag vor Christi Himmelfahrt, nach der
heiligen Kommunion, durfte Barbara am Herzen Jesu ruhen.
Er zog auch Lieschen und Luise herzu und drückte uns an
Sein Herz.
Jesus: „Jetzt
ist das Miserere vorüber, jetzt freut euch. Obwohl die
klösterlichen Seelen Meine liebsten Kinder sind, so sind
Mir doch diejenigen, die klösterlich in der Welt leben,
gerade so lieb und Ich wirke in ihnen wie in den
ersteren und schenke ihnen die heilige Freude, die Ich
nur jenen Seelen schenke, die ganz über sich weggehen
und die Welt hinter sich gelassen haben. Erinnert euch,
was ein Prediger einmal an einem der Josefs-Mittwoche
sagte: ,Glücklich die Seele, die die heilige Freude
genießt. Ich muß gestehen, ich selbst besitze sie
nicht.’ Das ist zu bedauern, aber man muß sich von der
Welt losmachen, um die heilige Freude genießen zu
können. Der verstorbene Bischof H. bedauert es jetzt,
daß er das innere Leben so unterdrückt. O wie ist es zu
bedauern, daß die jetzigen es gerade so machen. Wie
werden sie es einmal bereuen! Sie sagen, man soll den
gewöhnlichen Weg gehen.
Aber auch mitten in der Welt kann man
ein außergewöhnliches Leben führen, und zum Beweis
dessen schenke Ich diesen Seelen die heilige Freude. Ich
führe sie zwar harte Wege, aber dann kommt auch wieder
die Zeit, wo sie sich freuen können.
Schwester N. in N. aber sage: Wenn ein
Vater sich seiner Kinder rühmt und sich lobend darüber
ausspricht, ob denn da das einzelne Grund hat, sich
zurückgesetzt zu fühlen, weil es nicht eigens benannt
ist? Ich habe sie alle gemeint, die Schwestern von N.
Morgen geht nach Mainz. Ist es nicht besser, wenn der
Mensch seine Freude in himmlischen Dingen sucht anstatt
in irdischen Dingen?“
Am Fest Christi Himmelfahrt sagte der
Herr, wir sollten in der Novene zum Heiligen Geist uns
ganz dem Gebet widmen für die heilige Kirche.
Inhaltsverzeichnis Band 5
441 Am 18. Mai 1901
„Zermalmen werde Ich alle, die sich
Meinen Worten widersetzen!“
Barbara sah den Herrn abends sehr
erzürnt, als der Segen mit dem Höchsten Gut gegeben
wurde. Aus Seinem Mund ging ein zweischneidiges Schwert
hervor. Er sprach:
Jesus:
„Zermalmen werde Ich alle, die sich Meinen Worten
widersetzen!“
Barbara: „O
Herr, was können wir tun?
Jesus:
„Vereinigt euch nur recht im Stillen mit Meiner lieben
Mutter im Gebete in diesen acht Tagen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
442 Am 19. Mai 1901
„Wenn die Katholiken Mein auserwähltes
Volk bilden, dann muß es aber auch ein Volk sein, das
sich unterscheidet von den übrigen Völkern.“
Jesus: „Die
Bischöfe sollen erkennen, wie groß Mein Schmerz ist, den
Mir die Auswüchse verursachen, die aus dem Innersten
Meiner Kirche herausgewachsen sind,. Daß in jetziger
Zeit die Verfolgung einzig und am allermeisten auf das
innerste Mark Meiner Kirche gerichtet ist, ist nur eine
Strafe, die Ich in Meiner unendlichen Weisheit zulasse,
um das Herz Meiner jungfräulichen Braut von all den
Auswüchsen wieder zu reinigen, die sich im letzten
Jahrhundert angesetzt hatten. Man hat in den letzten
Jahrhunderten zu viel mit der Welt geliebäugelt, weil
man zugab, daß die Wirkungen des Geistes Gottes, wie sie
sich kundgeben in einzelnen Seelen, nichts anderes sei
als eine überspannte Frömmigkeit und hysterische
Krankheit. Darum lasse Ich sie Meinen strafenden Arm
fühlen, und Ich werde sie so lange züchtigen, bis sie
zurückkehren zu dem guten, alten Glauben ihrer
Vorfahren.
Wenn die Katholiken Mein auserwähltes
Volk bilden, dann muß es aber auch ein Volk sein, das
sich unterscheidet von den übrigen Völkern. Und gerade
dadurch unterscheidet es sich aber von anderen
Religionsgesellschaften, daß Ich Mich einzelnen Seelen
mitteile, um die Sünder aufzuschrecken, die Lauen
aufzurütteln, und die Gerechten zu trösten und zu
bestärken. Weil dies nun von Bischöfen und Priestern so
sehr bekämpft wird und solche Seelen als krankhafte,
verrückte Personen hingestellt werden, so hat dies zur
Folge, daß gute, aber nur der Lauheit verfallene
Christen sich auch keine Mühe zu geben wagen. Daher
kommt es, daß die heutigen Christen sich in nichts
unterscheiden von den übrigen Menschen. Den gewöhnlichen
Weg, den deine Vorgesetzten dir fortwährend anraten,
gehen auch Juden und Heiden. Darum lasse Ich zu, daß
gerade diese Verleumdungen gegen Priester und
Ordensleute gerichtet sind, um sie zum Nachdenken und
zur Einsicht zu bringen.“
In diesen Tagen sagte Barbara zu N., sie
werde jetzt, wie es scheine, viel dicker werden, worauf
N. erwiderte, daß sie dagegen etwas tun wolle, indem sie
weniger esse. Der Herr aber sagte anderen Tages:
Jesus: „Sage
N., daß dieser Gedanke vom Stolz komme und daß, wenn sie
dies tue, sie kränklich werden werde. Sie soll die
notwendige Nahrung zu sich nehmen, um die Kräfte zu
erhalten, einerlei wie sich dann der Körper auswachse.
Aber solche Gesinnung könne Er nicht belohnen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
443 Am 25. Mai 1901
„Ich will all eure Fehler wegbrennen mit
dem Feuer Meiner Liebe.“
Am Tag vor Pfingsten sagte der Herr:
Jesus: „Jetzt
reißt euch los von aller Anhänglichkeit an die
Geschöpfe, von all den Kleinigkeiten, die euren Geist
niederhalten. Erweitert eure Herzen in heiliger Freude.
Ich will all eure Fehler wegbrennen mit dem Feuer Meiner
Liebe.“
Am Abend durfte Barbara in den Himmel
hineinsehen. Es war, wie wenn ein Vorhang sich lüftet
und Barbara sah, wie die Engel und Heiligen sehr emsig
einen prachtvollen Thron herrichteten für die liebe
Mutter Gottes als Braut des Heiligen Geistes. Während
des Rosenkranzgebetes am Vorabend sah Barbara zuerst
eine Inschrift mit den Worten: „Freude, Freude, Freude.“
Ihr Gemüt wurde dadurch schon in die
höchste Freude versetzt. Dann kam der liebe Heiland vom
Tabernakel her und stellte Sich vor Barbara und Luise
hin, die gerade nebeneinander knieten, und Er zog auch
Lieschen, die nicht in dieser Kirche war, herzu und
umfaßte uns. Barbara wollte den Rosenkranz weiterbeten,
der Herr aber sprach:
Jesus:
„Genügt es dir nicht, daß Ich in dir bin und mit dir
reden will? Ich ersetze dir doch alles.“
Barbara: „Ich
meine, durch das Rosenkranzgebet wird doch Deine heilige
Mutter sehr verherrlicht.“
Jesus: „Das
ersetze Ich dir alles. Ich will mit dir einen Ausflug
machen und deine zwei Freundinnen sollen dich begleiten,
und alle, die es lesen und hören, sollen teilnehmen an
dieser Freude. Weil ihr Hausfrauen seid und Kinder
gewinnen müßt, was nicht ohne große Schmerzen abgeht, so
habt ihr wenig Trost. So bleibt es euer ganzes Leben
lang. Aber an den Festen da mache Ich mit euch Ausflüge,
wie die Weltkinder es auch tun, die Meine Feste zu
Vergnügungstouren benützen.“
Später sagte Barbara dann zur lieben
Mutter Gottes:
Barbara:
„Ach, ist es denn möglich, liebe Mutter, daß Dein lieber
Sohn alles vergessen kann, ich meine, ich könnte
unmöglich den Ablaß gewinnen.“
Maria: „Und
doch, das ist aber nicht dein Verdienst, sondern Mein
Sohn hat alles ersetzt, und das kommt daher, weil Ich
vor Ihn hingetreten bin und Ihm Meine Tugenden
aufgeopfert habe, weil Ich sie dir geschenkt habe.“
Barbara: „So
schenke auch meinen beiden Freundinnen und allen
Liebesbundmitgliedern einen Trost, einen fröhlichen
Pfingstfeiertag. Gib ihnen allen bitte die
Pfingstfreude.“
Maria: „Sie
sollen sie haben, du wirst es erfahren!“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Die
ganze Welt ist von Mir abgewichen, und darum habe Ich
der Christenheit Meine Gnade entzogen, so daß in vielen
Menschen das Licht des Glaubens erloschen ist. An den
übrigen Christen habe Ich auch keine Freude mehr, denn
sie sind alle zu stolz. Nur aus Stolz wirft man alles
hinweg, was in das tiefe Glaubensleben hineingreift.
Alles ist so verflacht und so lau und auch die Guten und
Besten sind davon angesteckt. Eine Erneuerung des
Glaubenslebens tut darum überaus not, und deshalb
verkehre Ich mit den Menschen. Ich habe ja die Menschen
erschaffen, um mit ihnen verkehren zu können.
Das habe Ich im Paradies bewiesen, und
Ich verkehre auch jetzt mit den Menschen, wiewohl dies
in letzter Zeit so sehr bekämpft wird und man den
geistigen Verkehr mit Mir ganz leugnet und so viele
Gnaden für die Menschen verlorengehen. Das ist der
Stolz, der die Menschen beherrscht und kommt nur vom
Stolze her. Du aber Barbara, gehe noch einmal zu deiner
Schwester, ihr zum Trost, aber bleibe nicht lange, weil
Ich droben nicht in dir wirken kann, was doch sehr not
tut; denn viele gehen rückwärts, wenn sie nicht
beständig angestachelt werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
444 Am 29. Mai 1901
„Solange ihr zugebt, was gottlose
Weltmenschen erfunden haben wollen, werde Ich euch
züchtigen durch eben diese Menschen.“
Barbara: Weil
ich trotz des Verbotes meiner Vorgesetzten, ihnen
fernerhin etwas zu wissen zu tun, vom Herrn doch wieder
am 19. Mai 1901 einen Auftrag erhalten, so war ich sehr
ängstlich und bat heute nach der heiligen Kommunion den
Herrn, Er möge mir doch zeigen, ob Er es gewesen, der
mir trotz des Verbotes den Auftrag gegeben.
Jesus: „Ja,
doch soll es auf einem anderen Weg hingelangen. Wie
magst du noch fragen, ob Ich es sei. Weißt du nicht, was
du aus dir selbst bist? Und wenn du es wärest, die sich
solche Einbildungen zurechtlegte, wer ist es denn, der
solche Gedanken festhält in deinem Gedächtnis, und wer
gibt dir die Kraft und den guten Willen, trotz all der
Anfeindungen und Widersprüche festzustehen im Glauben?
Es ist derselbe Geist, mit dem Meine Apostel erfüllt
waren, wenn sie vor den Hohen Rat treten mußten.
Ich will gerügt haben an Meinen Dienern,
daß sie zugeben, daß die Wirkungen Meines Geistes
geradezu behandelt werden wie die Wirkungen, die der
unreine Geist in manchen Menschen hervorbringt. Da sie
es nun nicht beherzigten, was Mein Diener Paulus allen,
die von Gott gesetzt sind, andere zu leiten, gesagt hat:
‚Prüfet die Geister, und was gut ist behaltet‘, so
müssen sie jetzt zur Strafe den Unterschied der Geister
kennenlernen. Wann wurde das auserwählte Volk gestraft:
Wenn es anfing mit heidnischen Sitten und Gebräuchen zu
liebäugeln. Ebenso tue Ich im Neuen Bund. Ihr seid Mein
auserwähltes Volk.
Und wenn dieses Mein Volk abgewichen ist
vom rechten Weg, so muß es gestraft werden. Immer ließ
Ich Mein Volk durch die Kinder dieses Volkes vorher
aufmerksam machen auf ihr Unrecht. Ich warnte und
drohte, ehe Ich strafte. Was Ich im Alten Bund durch die
Propheten tat, das tue Ich im Neuen Bund nach Belieben,
einerlei welchem Geschlecht die Seele angehört, der Ich
Meinen Geist mitteile, weil jedes Mitglied dieses Volkes
Meinen Geist empfangen hat.
Wenn Meine Kirche zum Sieg gelangen
soll, und dies ist Mein Wille, denn sie ist genug
gedemütigt, dann kommt es nicht darauf an, wie groß, wie
mächtig ihr Heer ist, sondern darauf, auf welcher Seite
die geübtesten Kämpfer stehen. Dies müssen Meine Diener
beherzigen. Habt ihr nicht auf eurer Seite die
geübtesten Kämpfer? Wer kann sich außer euch rühmen,
solche zu haben? Darum auf, ihr Bischöfe und Leiter
meiner Kirche. Schämt euch nicht zu glauben, was Ich
hier so oft schon sagen ließ. Zeigt euren Feinden, daß
derselbe Geist euch beseelt, der Meine Apostel beseelte,
und erneuert in euch, jeder für sich, den Glauben eurer
Vorfahren. Solange ihr zugebt, was gottlose Weltmenschen
erfunden haben wollen, werde Ich euch züchtigen durch
eben diese Menschen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
445 Am 4. Juni 1901
Jesus: „Geht
nur mit recht inniger Andacht mit der
Fronleichnamsprozession.“
Schon während sechs Wochen beängstigte
Barbara die Sorge um eine Seelenangelegenheit einer
ihrer Familien. Und jedesmal gab ihr die liebe Mutter
Gottes von ihrem Altar her in der Pfarrkirche von
Barbara Beruhigung, indem Sie ihr sagte: „Es ist nicht
so, wie du meinst. Schlage diesen Gedanken nieder.“
Als sie zum dritten Mal die nämliche
Stimme nach vierzehn Tagen wieder gehört, bekam Barbara
Nachricht von dieser Familie, daß es so war, wie die
liebe Mutter Gottes gesagt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
446 Fronleichnamsprozession 1901
„Sie wälzen sich im Pfuhl der
Leidenschaft und kein guter Gedanke kann an sie
herankommen.“
Als die Prozession aus der Pfarrkirche
von Barbara auszog, ging Jesus in menschlicher Gestalt
wie ein Priester inmitten der Prozession mit. Er trug
einen goldenen, mit Blumen reichlich gestickten Mantel,
und Er schien Sich zu freuen und sehr getröstet zu sein.
Als niemand vorbetete, faßte sich
Mariechen, die vor uns ging, den Mut, und betete laut
vor. Der Herr ging ein wenig an ihrer Seite, schaute ihr
freundlich ins Gesicht, wie wenn Er ihr zureden wollte:
Recht so, Mein Kind! Dann teilte mir der Herr Seine
Liebe mit, die Er zu uns Menschen habe, wie Er keine
größere Freude hätte, als mit den Menschen zu verkehren.
Jesus: „Wenn
ihr das nicht glauben wollt, so denkt daran, daß Ich im
Paradies mit den Menschen gewandelt bin, wie ihr
miteinander wandelt. Als der Mensch gesündigt hatte und
Ich infolgedessen nicht mehr so wie früher mit ihm
verkehren konnte, da bediente Ich Mich der Menschen, der
Propheten, um durch Menschen mit den Menschen zu
verkehren. Als später die Menschen immer tiefer gesunken
waren, habe Ich Mich in Fleisch gekleidet und habe als
Mensch mit euch verkehrt. Das ist für euch der Beweis,
wie gern Ich unter euch Menschen bin.
So ist es jetzt noch, aber das
Menschengeschlecht ist so versinnlicht und verkommen,
daß es unbedingt eine Erneuerung geben muß. Möchten doch
die Bischöfe ein Beispiel nehmen an den Feinden der
Kirche. Wie diese mit Wut darauf losgehen, die Kirche zu
vernichten, so sollen auch sie mit Mut und
Entschlossenheit darauf losgehen, um den Glauben zu
verteidigen. Es muß jetzt geschehen. Man braucht dazu
keine gelehrten, wohl aber fromme und tiefgläubige
Predigten. Sie brauchen sich durchaus nicht den Kopf zu
zerbrechen. Beobachtet nur einmal, welch ein Unterschied
es ist, wenn die Leute aus einer tiefgläubigen Predigt
herauskommen, und wenn sie aus einer gelehrten Predigt
herauskommen.“
Barbara: Dann
zeigte mir Jesus den Unterschied der Zeit, wie es vor
hundert Jahren in dieser Stadt aussah. Ich sah alle
Häuser hell erleuchtet. Das bedeutete das Licht des
Glaubens. Nur hie und da sah ich einzelne Menschen,
welche dunkel waren, das heißt gottlos. Jetzt aber
findet gerade das Gegenteil statt. Jetzt sehe ich ganze
Häuserreihen, ganze Familien dunkel und nur einzelne
Seelen hell. Sogar bei der Prozession waren Leute, die
nicht erleuchtet waren.
Ich fragte, was ist denn die Schuld, daß
der Unglaube so um sich gegriffen. Der Herr zeigte mir
ein Bild. Ich sah, wie viele Menschen Würmern gleich
sich auf dem Boden liegend krümmten, wie wenn sie an
Krämpfen litten. Wollte sich einer erheben, so kam
gleich ein anderer und stieß ihn wieder hinab.
Jesus: „Das
ist die sinnliche Welt. Sie wälzen sich im Pfuhl der
Leidenschaft und kein guter Gedanke kann an sie
herankommen. Gibt aber einer seinem guten Engel nach, so
kommt ein Verführer und stößt ihn wieder hinein.“
Barbara: „O
Herr, wer kann dem Übel entgegensteuern?“
Jesus: „Ihr,
ihr! Wenn Meine Kirche zusammenschmilzt auf zwei Mann,
so will Ich sie doch zum Sieg führen. Fürchtet nichts!
Knie dich jetzt!“ (Es war die Zeit des Segnens.)
Barbara: Ich
sah einen Schwarm himmlischer Geister, den heiligen
Michael an der Spitze. Er hatte einen Stab in der Hand
und kommandierte wie ein Feldherr die himmlischen
Geister.
Michael:
„Betet ihr jetzt an, anstatt derer, die den Herrn nicht
anbeten wollen.“
Barbara: Und
alle fielen auf ihr Angesicht und beteten an. Er war
erzürnt über die gottlosen Menschen, die nicht anbeten
wollten, und er schien einen Fluch ausstoßen zu wollen.
Michael:
„Vernichte sie, o Herr, weil sie doch nicht tun, was sie
sollen. Sie verweigern Dir ja die Anbetung!“^
Die liebe Mutter Gottes aber eilte
herbei und sprach:
Maria: „Tue
es nicht! Da sind noch welche, die Sühne leisten! (Sie
deutete herunter auf die Prozession.) Machet die
Wallfahrt nach Lourdes recht fromm, zur Sühne für die
Beleidigungen, die dem Herrn zugefügt werden.“
Jesus:
„Werdet nicht irre, wenn Ich deine Familie, Barbara, mit
Leiden heimsuche. Das ist nur Meine Liebe. Anderen zum
Vorbild müssen sie alle Fächer durchmachen, damit alle
sehen können, wie glücklich man trotz der Leiden sein
kann, wenn man mit Jesus vereinigt ist. Es mag gehen,
wie es will, sie sind doch glücklich. Werdet nicht irre,
wenn die Strafgerichte auch hereinbrechen.“
Jesus verbarg Sich in den reichen
Straßen, wo fast nicht geziert war.
Barbara: In
meiner Heimat war ein Mann vom Blitz erschlagen worden.
Auf die Bitten eines Priesters hin empfahl ich seine
Seele dem Herrn nach der heiligen Kommunion und seine
tiefbetrübte Mutter. Bald darauf zeigte mir der Herr
eine kesselartige Grube, die wie ein in Flammen
stehender Backofen aussah. Der Herr befreite ihn einige
Augenblicke von seinem überaus schmerzlichen Gefängnis,
und der junge Rudolf stand vor mir, freudig und
hoffnungsstrahlend über das Glück, einige Augenblicke
der schrecklichen Qual enthoben zu sein. Ich sagte
nämlich zum Herrn:
„Siehe, Dein Diener schickt mich zu Dir.
Um der Nächstenliebe dieses Priesters willen und weil er
die arme Mutter gern trösten möchte, wie Du ja auch
getan, als Du auf Erden warst, tröste die Mutter.“
Da hörte ich den Mann flehen und
stöhnen. Er bat mich, doch seine Mutter in Kenntnis zu
setzen von seinem schrecklichen Zustand.
Rudolf: „Sage
ihr, ich lasse sie bitten, mir doch zu Hilfe zu kommen;
denn ich habe ja auch Teil an dem Vermögen. Es ist ja
dies mein Erbe, das sie verwenden, um mich aus diesem
schrecklichen Gefängnis zu befreien. O wenn die Menschen
wüßten, was ihrer wartet in der Ewigkeit und wie gut und
barmherzig der liebe Gott ist, es würde keine Sünde mehr
begangen. Aber damit meine Mutter und Geschwister
glauben, daß ich nicht ewig verdammt bin, sollen sie
wissen, daß um ihres Gebetes und des gläubigen Zutrauens
meines geistlichen Vorgesetzten willen ich die Gnade
habe, euch mitteilen zu können, wie ich gerettet wurde.
Der Blitzstrahl hatte zwar das Herz
getroffen, und der Tod trat sofort ein, aber einen
Augenblick ließ mir der allbarmherzige Gott noch Zeit.
Ich fühlte mein Ende herannahen und rief in meiner
Not: ,O Mutter Gottes hilf! O
Maria, verlaß mich nicht! Mein
Jesus Barmherzigkeit!’ Die liebe Mutter Gottes sagte zu
meinem Schutzengel: ,Eile ihm zu Hilfe, er darf nicht
verlorengehen!’
In diesem Augenblick eilte mein
Schutzengel herbei und rief mir zu: ,Rudolf, eine
vollkommene Liebesreue!’ Ich erweckte sie und bin
gerettet, gerettet auf ewig! Laß dies meine Mutter
wissen, daß sie mir zu Hilfe komme durch Darbringung von
heiligen Messen und anderen guten Werken. Meine zwei
Brüder aber bitte ich, daß sie zusammen eine Wallfahrt
nach Walldürn machen und mit inniger Andacht dort die
heiligen Sakramente empfangen zur Danksagung, daß ihnen
noch Zeit zur Buße und Besserung gelassen; denn ihnen
stand das gleiche bevor wie mir, aber auch zur Sühne und
Abbitte für all die sündhaften Gänge, die ich getan und
für alle Sünden, die wir als Geschwister
gemeinschaftlich begingen.“
Barbara: Als
die Zeit der heiligen Messe in meiner Pfarrkirche
vorüber war, wollte ich noch in die L.-Kirche gehen, um
dort mehreren heiligen Messen beizuwohnen. Die Arme
Seele begleitete mich dorthin. Längere Zeit sah ich sie
noch. Auf einmal hörte ich seitwärts ein gar so
erbärmliches Wimmern und Stöhnen, ganz schauerliche
Klagetöne, und von jener Zeit an war die Seele
verschwunden und wieder in ihre frühere peinliche Lage
versetzt.
Inhaltsverzeichnis Band 5
447 Am 8. Juni 1901
„Aber das ist Mein größter Schmerz, wenn
eine Seele, die Mich wahrhaft liebt und sich alle Mühe
gibt, Mir zu dienen, trotzdem zweifelt an Meiner Güte.“
Barbara:
Heute nach der heiligen Kommunion war Jesus so lieb, daß
ich mich nicht rühren konnte vor lauter Freude. Ich
sagte:
„Es ist aber doch unbegreiflich, wie gut
Du bist. Kannst Du denn alle Unvollkommenheiten
vergessen? Wenn ich mich betrachte, kommen mir alle
Zweifel und Ängste, weil ich meine, es wäre unmöglich,
daß Gott Sich zu so einem sündhaften Geschöpf
herablassen könnte.“
Jesus: „Ich
habe alle deine Ecken abgeschnitten. Du verstehst Mich
nicht, nicht wahr? Ich habe alles glatt gemacht durch
Meine Verdienste, Meine Liebe und Meine Barmherzigkeit.
Ich bin nicht wie ihr, ihr bleibt an einer Kleinigkeit
hängen und habt Tag und Nacht damit zu tun. Aber wenn
nur eine Seele den leisesten Seufzer ausstößt und
erkennt, daß sie ein armseliges Geschöpf ist, ist alles
gut und Ich ersetze alles, was fehlt.
Du wunderst dich, daß Ich zu so
armseligen Würmchen herabsteige und machst dir die
größte Unruhe und Zweifel, weil du dich so unvollkommen
siehst. So sind alle Menschen, sie mögen sich in die
tiefsten Klostermauern verbergen; so sind alle Menschen
armselige Geschöpfe, und Ich muß immer wieder alle Ecken
abschneiden, um mit ihnen verkehren zu können. Aber das
ist Mein größter Schmerz, wenn eine Seele, die Mich
wahrhaft liebt und sich alle Mühe gibt, Mir zu dienen,
trotzdem zweifelt an Meiner Güte. Lieber ist es Mir,
wenn eine Seele fällt und einsieht, daß sie gefehlt und
sich wieder an Mich wendet und auf Mich vertraut, als
daß sie meint, sie ist zu unwürdig, um sich Mir zu
nahen. Das ist keine wahre Demut.“
Als bei der Eröffnung der heiligen
Blutsandacht im S. feierlicher Umgang mit dem
Allerheiligsten stattfand, ging Jesus als Mensch unter
dem Himmel statt der heiligen Hostie einher. Als Er an
uns vorbeikam, Lieschen, Luise und Barbara knieten
nebeneinander, da neigte Er Sich herüber und sah uns so
lieb und freundlich an.
Barbara: „Es
scheint, als hättest Du ein bißchen Freude, wir sind
doch gar so armselig.“
Jesus: „Ja,
weil ihr es über euch gebracht habt, um Meinetwillen
auch Verachtung zu leiden, weil ihr nicht nur geglaubt,
sondern euren Glauben auch nach außen hin betätigt habt.
Die Menschen, die so für Mich einstehen, bereiten Mir
eine solche Freude, daß Ich Mich nicht zurückhalten
kann, daß Ich Meine Liebe über sie ausgießen muß; denn
sie haben Mir Meine ganze Liebe abgewonnen.“
Barbara: Weil
Jesus so lieb war, so empfahl ich Ihm meine kranke
Schwester und ich sagte zu Ihm: „Soll ich sie nochmals
besuchen, oder wäre es Dir lieber, daß ich hierbleibe,
weil ich droben ganz erdrückt bin und mich so an das
Elend hänge?“
Jesus: „Und
Ich will, daß du hingehst. Ihr sollt dem Leiden nicht
ausweichen, sondern ihm entgegengehen und darin der Welt
ein Beispiel geben. Alle wollen Mich lieben, aber auch
die frömmsten umgehen die Leiden, die man umgehen kann;
ja, wenn man noch so fromm ist und heiliggemäß lebt,
dann macht man sich darin Ausreden. Du sollst hingehen
und es deiner Schwägerin sagen, sie hat zu leben, da ist
aber große Not. Gehe hin, nicht so sehr wegen deiner
Schwester, die ist tiefgekräftigt, sie bedarf keines
Trostes. Sie genießt eine große Seligkeit und
Herrlichkeit, wenn sie einmal eingegangen ist, aber um
deines Neffen und deiner Nichte willen, diesen zum Trost
gehe hin und sieh nicht herum. Du sollst nicht rechts
und links sehen, du sollst trösten, wen Ich zu dir
hinschicke.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
448 Offenbarung für die Stadt Mainz
„Es hat eine Zeit gegeben, zur Zeit des
heiligen Bonifatius, wo das Christentum eifrig war.“
Am 9. Juni 1901 wurde die
Fronleichnamsprozession in der Neustadt gehalten. Als
das Heiligste Sakrament aus der Kirche des heiligen
Bonifatius auszog, sagte der liebe Heiland:
Jesus: „Jetzt
verlange Ich von dir, ziehe dich zurück in dir, Ich will
mit dir reden.“
Barbara:
Alsbald sah ich in der Luft den heiligen Bonifatius und
mit ihm eine große Schar von Priestern und Seligen, die
ihm geholfen haben, das Reich Christi in dieser Gegend
zu gründen. Hinter dieser Schar eng an sie
angeschlossen, kam eine große Schar heiliger Jungfrauen,
die heilige Bilhildis an der Spitze. Der heilige
Bonifatius rief in strengem und feierlichem Tone:
Bonifatius:
„Wo sind meine Tränen, wo sind meine Früchte, wo ist
meine Aussaat in diesem neuen Heidentum?“ Bilhildis:
„Und wo sind meine schönen Stiftungen, die ich
gemacht, all die guten Beispiele, die ich gegeben in der
Stadt durch mein entschiedenes Christentum, mein
opferwilliges Leben, weil ich alles hingeopfert für die
Kirche? Alles ist in Händen außerhalb der Kirche.“
Barbara: Nach
diesem Anblick öffnete sich auch die Erde, und ich
schaute in einen schauerlichen Abgrund, und ich sah eine
große Schar häßlicher Gestalten, noch viel größer als
die der himmlischen Geister darin. Einer, ein großer,
mächtiger Herr, tat sich besonders hervor. (Aus einer
über die geistige Entwicklung und den späteren Verfall
des religiösen Lebens dieser Gegend gehaltenen Predigt
am Nachmittag, nachdem ich dieses geschaut, erkannte
ich, daß dies Luther mag gewesen sein.) Diese höllische
Schar lachte und spottete, als Bonifatius so jammerte:
„Gelt, ihr habt ausgesäet, wir aber haben geerntet. Wo
sind eure Verdienste?“ Und sie lachten und höhnten so
fort. Bonifatius entgegnete immer wieder. Es war ein
langer Wortwechsel zwischen beiden Scharen.
Bonifatius:
„Höhnet und spottet ihr nur. Es kommt die Zeit, wo meine
Früchte doch zeitig werden. Es gibt doch wieder ein
neues Leben, es fängt schon an zu grünen und zu sprossen
(und gleichzeitig deutete er herunter).
Machet nur mit Entschiedenheit so fort,
wie ihr angefangen. Ihr habt dasselbe erfunden, was ich
erfunden habe. Mein Eifer war so groß, daß ich alles zu
Hilfe gerufen habe, vernünftige und unvernünftige
Geschöpfe, um Gottesverehrung wieder in die Menschheit
hineinzubringen. Ich rief Männer und Frauen, meine
Verwandten, Freunde und Klosterfrauen zu Hilfe. Und ich
brachte es fertig.
Denselben Beruf habt ihr. Ihr müßt nur
so fortfahren. Wirket in der Nähe und in die Ferne. In
weiter Ferne sollt ihr die Leute aufrufen, wenn ihr auch
keine Apostel seid. Aber ihr könnt durch euer Gebet,
euer Sühneleben, durch eure Wallfahrtsgänge viele
rütteln und schütteln und das Priestertum unterstützen.
Sie predigen jetzt feuriger und die Gnade wirkt
mächtiger.“
Der heilige Bonifatius verschwand. Als
wir an die Ignaz-Kirche kamen, sagte der Herr:
Jesus: „Ziehe
dich zurück. Ich will mit dir reden. Ich will dir die
heutige Christenwelt zeigen. Die frommen Christen sind
alle zu stolz.“
Barbara: Er
zeigte mir die Männerwelt, wie sie hoch erhobenen
Hauptes einherstolzierten mit der Losung: Ich brauche
kein Gebet, keinen Priester, keine Kirche. Ich sah den
Herrn als Gottmensch wie ehedem unter den Menschen
einherwandeln. Er ging traurig und demütig einher.
Rechts und links schritt man stolz an Ihm vorüber, man
schämte sich Seiner. Hie und da sah ich andere die
schliefen.
Um jeden Mann herum sah ich viel Gewürm.
Die Männer beteten das Gewürm an, und sie beteten auch
sich selbst an. Ich fragte den Herrn, was dies bedeute.
Er sagte, daß die meisten Menschen ganz in sich aufgehen
und sich selbst anbeten, weil sie nichts suchen, als
sich zu vergöttern. Ich fragte:
„Woher kommt es denn, daß es so geworden
ist, es muß doch einmal einen Anfang genommen haben?“
Jesus: „Es
hat eine Zeit gegeben, zur Zeit des heiligen Bonifatius,
wo das Christentum eifrig war. Nach und nach haben die
Wächter geschlafen, wurden lau und gleichgültig und
daher kam der Untergang. Daran sind die Wächter schuld,
denn sie, welche die Tore bewachen sollten, haben
geschlafen.“
Barbara: Er
zeigte mir dann, wie die Christen sich wieder aufraffen.
Nach und nach hätte Er mehr Freude. Ich sah viele,
welche in der linken Hand eine Trompete trugen, in
welche sie hineinbliesen, aber der Schall derselben fiel
immer wieder auf sie zurück. Die rechte Hand erhoben sie
von Zeit zu Zeit, als wenn sie predigen wollten, aber
alsbald sank sie wieder zurück. Ich fragte, was das
bedeute.
Jesus: „Wohl
zeigen die Priester jetzt großen Mut, stehen für die
Rechte der Kirche ein und steuern mit Entschiedenheit
darauf los, die Christen zu wecken, aber sie haben noch
allzu große menschliche Rücksicht gegen sich selbst und
gegen andere, sie sind immer noch so furchtsam und
sobald sie ein Wort hören, sinkt ihnen der Mut.“
Barbara: In
der Neustadt sah ich ganz schwarze dunkle Häuser, nur
ein Haus war ganz hell in der Nähe der B-Kirche.
Inhaltsverzeichnis Band 5
449 Am 10. Juni 1901
„Sagt allen, daß es Mein Wunsch ist, daß
die Liebesbundmitglieder für den Sieg der Kirche täglich
einmal das Gebet: ,Zu dir, heiliger Josef, fliehen wir
in unserer Not’, und das Gebet zum heiligen Erzengel
Michael und dazu ein Vaterunser beten.“
Als ich mich heute innerlich ängstigte,
sagte der Herr:
Jesus: „Du
kurzsichtiges Ding, was ängstigst du dich wieder? O was
werden einmal die gläubigen Christen dastehen vor dem
allgemeinen Weltgericht, wenn sie diese Meine Güte und
Erbarmung durchschauen, wie Ich durch die Schriften so
demütig unter den Menschen umherging. Ich habe Mich
ihrer nicht geschämt; sie aber haben sich Meiner
geschämt. Das Werkzeug, das Ich Mir erwählt, war ihnen
zu armselig. Wie werden sie alsdann staunen über Meine
Barmherzigkeit. Auf die kleine Schar der
Liebesbundmitglieder lege Ich großen Wert, daß noch
viele dadurch gerettet werden, weil sie mit
Entschiedenheit durchgreifen. Besonders viel können die
Schwestern von N. tun. Ich habe auf sie Mein Auge
gerichtet. Da ist der erste Keim gelegt. Nach und nach
kommt es immer besser. Sagt allen, daß es Mein Wunsch
ist, daß die Liebesbundmitglieder für den Sieg der
Kirche täglich einmal das Gebet: ,Zu dir, heiliger
Josef, fliehen wir in unserer Not’, und das Gebet zum
heiligen Erzengel Michael und dazu ein Vaterunser
beten.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
450 Fest des heiligen Antonius am 13.
Juni 1901
„Nur im einfältigen, vertraulichen
Verkehr, wo man mit Gott redet, da würdigt Er Sich, uns
zu nahen und uns ganz in Ihn umzugestalten.“
Barbara:
Heute nach der heiligen Kommunion sah ich den heiligen
Antonius zwar in Ordenskleidern, aber alles blendend
weiß, in himmlischer Glorie strahlend, glänzend voll
Reinheit. Sein Gürtel war wie dicht besetzt mit
Edelsteinen. Er sagte:
Antonius:
„Das sind die Bande Jesu, die ich aus Liebe zu Ihm
getragen. Die ganze Ewigkeit hindurch strahlt dieser
Gürtel jetzt in lauter Edelsteinen. So angenehm ist es
Jesus, wenn man sich Ihm zuliebe hingegeben hat, wie Er
Sich um unserer Sünden willen hingab.“
Barbara: In
dem Hochamt um neun Uhr, gleich nach dem ersten Segen,
sah ich durch die ganze Messe hindurch eine große Schar
von Ordensmännern im Altarraum. Der heilige Franziskus
und der heilige Antonius waren wie Brüder zusammen, der
heilige Franziskus zur Rechten, der heilige Antonius zur
Linken. Beide waren so lieb zu mir. Der heilige Antonius
blickte mich freundlich an und sagte:
Antonius:
„Fahret nur so fort!“
Barbara:
Zwischen dem Ernst des heiligen Franziskus und dem
liebevollen Wesen des heiligen Antonius war ein großer
Abstand und doch waren sie vereinigt. Es war ein Glanz,
eine Seele, und doch ein solcher Unterschied zwischen
ihnen. Antonius war in jugendlicher Schönheit. Der
heilige Franziskus war älter, ernst und alles so erhaben
an ihm. Das kindliche, liebevolle Wesen in Antonius war
doch mit so heiligem Ernst verbunden. Ich sagte zu
ihnen:
„Ach, wie wunderschön! Es ist doch der
Mühe wert, daß man sich recht bemüht. O wenn doch recht
viele sich so bemühten, wie ihr es getan. O wenn man es
doch auch so machen und Gott so lieben könnte wie ihr!“
Antonius:
„Nicht durch meine gelehrten Predigten, wodurch ich die
ganze Welt in Staunen gesetzt, habe ich das liebe
Jesuskind auf meine Arme herabgezogen, auch nicht im
Beichtstuhl, wo alles mir nachströmte und von mir
geleitet sein wollte, habe ich die Gnade erlangt,
sondern durch meine innige, kindliche Gottesliebe, in
stiller Zelle, wo ich in Betrachtung versenkt war. Nur
im einfältigen, vertraulichen Verkehr, wo man mit Gott
redet, da würdigt Er Sich, uns zu nahen und uns ganz in
Ihn umzugestalten. Alles andere ist überflüssig, ob man
groß scheint und geachtet ist, aber darauf schaut Gott,
daß man kindlich mit Ihm redet, wie ein Kind mit seinem
Vater.“
Franziskus:
„Was wir der Welt geleistet durch unseren einfältigen
und kindlichen Glauben, das sollt ihr jetzt der Welt
sein. Und dazu braucht man keine gelehrten Worte!“
Barbara: „Ja,
bei uns ist es nicht wie bei euch. Wir sind
hinausgestoßen von den Vorgesetzten. Bei dir waren sie
einverstanden; wenn du auch eine Zeitlang verlacht
wurdest, später schloß man sich fest an dich an, weil
die Kirche es angenommen. Jetzt erklärt man die als
Narren, die das Gute anstreben, damit das Volk Abneigung
bekommt und dadurch wird auch die Frömmigkeit überhaupt
verhaßt.“
Franziskus:
„Das ist sehr zu bedauern, aber das geht euch gar nichts
an, ihr habt dafür keine Verantwortung. Ihr sollt euch
an uns ein Beispiel nehmen in allen Dingen, wie ihr uns
nachmachen könnt. Alles, was ihr innerlich aufgetragen
bekommt, sollt ihr so gläubig tun, als ob die ganze Welt
es glaubte. Ihr seid jetzt freigestellt. Der Bischof
will nichts mehr hören, und ihr könnt deshalb noch viel
mehr tun. Nur was er euch verboten hat, müßt ihr lassen.
Er wollte nichts wissen, und damit ist es abgetan. Ihr
seid um so mehr erleichtert, weil ihr jetzt dem Zug der
Gnade folgen könnt, wie Er es euch eingibt. Jetzt schaut
auf mich. Der Herr hat euch neulich gesagt, die Kirche
erlangt nicht den Sieg durch große Heere, sondern durch
geübte Kämpfer. Das könnt ihr. Ihr sollt euch nur darauf
verlassen, daß ihr die mutigsten Kämpfer an eurer Seite
habt. Ihr steht nicht allein.“
Barbara: Er
führte nun das ganze Heer herbei. Der heilige Erzengel
Michael stand hoch wie auf einem Berg mit dem Schwert in
der Hand. Er überschaute die ganze Kirche.
Franziskus:
„Siehe, dieser steht auf eurer Seite, um die Feinde zu
zerschmettern, die sich euch entgegenstellen. Und hier
ist der heilige Josef, der Schutzpatron aller
christlichen Familien. Er steht an der Spitze einer
jeden christlichen Familie. Er hat das Beil in der Hand
zum Zeichen, daß er keine großen Werke geübt hat. Im
täglichen Verkehr mit seiner Familie und im Broterwerb
für seine Familie hat er sich zum Schutzherrn aller
Familien emporgeschwungen. Er soll allen christlichen
Vätern ein Vorbild sein. Sie können alle dem heiligen
Josef nachahmen, das gibt die geübten Kämpfer.
Und ihr Mütter, hier habt ihr die
Gottesmutter zum Vorbild. Die Hände bei der Arbeit, die
Augen auf Ihren Sohn gerichtet. Und nach dem Tode Ihres
Sohnes waren die Hände bei der Arbeit, das Herz bei der
Kirche und die Augen gegen den Himmel gerichtet. Ihr
Wandel war ganz im Himmel. So sollen es die Jungfrauen
machen. Ihr ganzes Sein und Streben sollen sie einsetzen
für die Kirche und ihr Auge zum Himmel erheben; das
geben die geübten Kämpfer.
Ihr sollt euch nicht fürchten, möget ihr
auch zum Papst geschickt werden nach Rom. Nehmt euch ein
Beispiel an mir. Wie ich die Erscheinung gehabt habe,
das ist still und verborgen vor sich gegangen. Damals
hat das Priestertum mehr an solche Sachen geglaubt. Vom
letzten Christen bis hinauf zum höchsten war ein
tiefgläubiges Christentum. Man nahm keinen Anstoß. Man
glaubte, daß Gott solchen Seelen mehr zu wissen tut als
anderen. Bedenkt, wie einfach ich zum Papst gegangen
bin. Ihr müßt wissen, daß auch ich kein Gelehrter war.
Ich hatte keine anderen Studien gemacht als die in
meiner Schule wie ihr.
Und mit welchen einfältigen, kindlichen
Worten habe ich meine Bitte vorgebracht und habe mich
nicht einmal darum gekümmert, daß ich etwas
Schriftliches in der Hand haben müsse zur Beglaubigung.
Ich ging, weil ich ein einfältiger Mensch war. Und so
müßt ihr tun, wenn ihr zum Bischof geschickt werdet; ob
sie euch verlachen und verspotten, es geht euch nichts
an. Kümmert euch nicht darum. Obwohl es schien, daß
alles verworfen werde als dumme, einfältige Sache, hat
Gott es doch gelenkt, daß der Ablaß angenommen wurde. So
ist es auch hiermit. Wenn es auch jetzt scheint, als
wäre alles verworfen, es geht doch vorwärts, nur sehr
langsam, weil in die ganze Kirche erst ein tiefgläubiges
Christenleben eingeimpft werden muß. Viel weiter ist der
Strom der Zeit vorgeschritten als damals.“
Barbara:
„Wenn uns Gott jetzt zum Bischof schicken würde, so
dürfen wir doch nichts tun.“
Franziskus:
„Es ist euch alles abgenommen, ich habe auch nur den
Fall gesetzt, ihr seid aber doch schon zum Bischof
geschickt worden. Ich sage nur, wenn ihr hingeschickt
würdet, daß ihr euch nicht darum kümmert, wie es
ausfällt und ob es angenommen wird. Eure Aufgabe ist,
daß ihr den Befehl ausführt, wie es euch aufgetragen
ist. So ist es jetzt mit der Lourdes-Reise, die sollt
ihr in der Einfalt des Herzens tun, als könntet ihr
damit die ganze Welt bekehren und als wäret ihr die
Heerführer der ganzen Welt, und ihr sollt sicher sein,
daß sie viel zum Sieg der Kirche beiträgt. Ihr sollt
auch den heiligen Benedikt Labre zum Vorbild nehmen, der
sein ganzes Leben nicht mehr tat als Beten und
wallfahren, und euch um nichts kümmern.
Glaubt nur, daß es wahr ist, was die
Kirche lehrt in den Worten: ‚Ich glaube an eine
Gemeinschaft der Heiligen.‘ Wir Heiligen stehen alle mit
Betrübnis da und schauen den guten Seelen zu. Es ist ein
großer Schmerz für uns, daß so viele abwärts gehen. Aber
laßt euch nicht entmutigen durch das kleine Häuflein. Es
muß die Kirche siegen und wenn alles abfällt. Das Wort
Christi ist auf eurer Seite, das andere darf euch nichts
kümmern.
Deswegen ist es an der Zeit, wo das
Priestertum schauen muß auf Personen, mit denen Gott
verkehrt, und daß sie es glauben und annehmen. Sie
sehen, daß trotz aller Predigten die Welt immer mehr
abwärtsgeht und das Christentum schwindet. Deshalb
sollten sie in sich zurückkehren und sich sagen: Wo ist
gefehlt, wenn alle Wirksamkeit nichts mehr ausrichtet,
und dann an die Brust schlagen und sagen: Meine Schuld,
meine Schuld ist es, und sich selbst zurückziehen in ein
tiefgläubiges Leben. Und so soll jeder tun; denn eher
wird es nicht anders, bis die ganze Christenheit gar
keine Gemeinschaft mehr mit der Welt hat.
Das Wort deines Beichtvaters, das ist
mir viel zu hoch, das muß zurückgenommen werden. Wer es
nicht annimmt, der glaube nur ja, daß er halb und halb
der Welt zugeneigt ist, und in großer Gefahr ist, mit
fortgerissen zu werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
451 Fest des heiligsten Herzens Jesu im
Juni 1901
„Meine Tochter, warum zögerst du zu
schöpfen? Komme, schöpfe mit Freuden aus dieser Quelle
und teile aus allen, die sich daran laben wollen.“
Barbara:
Ich hatte mich wegen eines begangenen
Fehlers beunruhigt, indem mein Stolz sich einer kleinen
Verdemütigung nicht unterwerfen wollte. Auch hatte ich
Tags zuvor einige Bemerkungen gehört, die mich schließen
ließen, daß meine Vorgesetzten immer noch fürchten, es
könne der Geist des Stolzes meine Seele beherrschen.
Darüber ward ich sehr unruhig, traurig und betrübt. Am
Herz-Jesu-Fest ging ich äußerlich meiner Andacht nach
wie immer, aber zu einem vertrauten Umgang mit meinem
über alles geliebten Jesus konnte ich es nicht bringen.
Nur Tränen hatte ich an diesem Tag. Gegen vier Uhr, als
die Herz-Jesu-Prozession aus der St.-P.-Kirche auszog,
überfiel mich etwas wie eine Ohnmacht. Ich sah den Herrn
in großer Majestät der Kirchentüre zuschreiten. Rechts
und links gingen die beiden Apostelfürsten Petrus und
Paulus. Johannes der Täufer trug die Schleppe Seines
Gewandes. Dann folgte eine große Schar himmlischer
Geister, Engel, in tiefer Ehrfurcht Ihren Herrn und Gott
anbetend. Auch ich schloß mich ihnen an. Ich glaube, daß
mir nur deswegen diese himmlische Prozession gezeigt
wurde, um uns zu warnen vor der großen Ungezogenheit,
womit gerade diese Prozession abgehalten wird, wo keine
Spur von Andacht zu finden ist.
Zur Beschämung der Christen begleiteten
die Patrone dieser Kirche ihren Herrn. Und Johannes der
Täufer, der Sein Vorläufer war, als Er unter den
Menschen erscheinen wollte, kommt jetzt, die Schleppe
Seines Gewandes zu tragen. Als ich das Durcheinander
hörte, das in die Kirche wie ein Jahrmarkt eindrang,
stand ich auf, um mich der Prozession anzuschließen. Als
ich meine Verbeugung machte, zog es mich mit
unwiderstehlicher Gewalt zum Herz-Jesu- Altar hin. Ich
kniete an den Stufen nieder, und der Herr fing an, mich
zu belehren.
Jesus:
„Warum, Meine Tochter, bist du so verstimmt und grämst
dich ab über Dinge, die dich nicht berühren sollten?
Bereue deine Fehler und komm an Mein Herz.“
Barbara: Zu
gleicher Zeit sah ich den Herrn auf dem Altar die Wunde
Seines Herzens sich öffnen, und, o Wunder, ich schaute
in ein Meer, das nie zu ergründen war, und ich setzte
mich nieder und reichte mit der rechten Hand hinein. Ich
ward jugendlich wie ein Kind und spielte in dem klaren
Wasser, die Hand hin- und herplätschernd. Da rief mir
der Herr zu:
Jesus: „Meine
Tochter, warum zögerst du zu schöpfen? Komme, schöpfe
mit Freuden aus dieser Quelle und teile aus allen, die
sich daran laben wollen.“
Barbara:
„Ach, o Herr, es ist doch vergebens. Niemand glaubt, daß
Du es bist, der mich belehrt, weil ich ein so armes
sündhaftes Geschöpf bin. Der Bischof und mein
Beichtvater haben mich abgewiesen. Wozu sich also solche
Mühe machen?“
Jesus: „Ich
habe einmal gesagt: Ein Röhrlein laß Ich Mir nicht
verstopfen. Das soll fließen für alle, die dürsten
danach. Willst du aber ein Zeichen, woran du erkennen
kannst den Geist, der in dir wirkt, dann schaue auf
deine Umgebung und auf deine beiden Freundinnen. Glaubst
du wohl, dein Geist ziehe alle, die mit dir verkehren,
zur Gottesliebe hin? Deine beiden Freundinnen sehen
tiefer als du. Darum habe Ich sie dir gegeben. Du kannst
dich auf sie verlassen.
Schaut hinein in die Welt, wieweit es
gekommen ist. Geht es Mir vielleicht besser als euch?
Wie viel Verachtung, wie viel Spott und Hohn muß Ich
hinnehmen Tag für Tag. Tausend und Abertausend gehen
einher, und Ich bin ihnen ein unbekannter Gott. Viele
kennen Mich nur, um mit Mir ihren Spott zu treiben, und
du willst dich beklagen, daß es nicht anders werden
will? Weißt du nicht mehr, was der eucharistische
Kreuzweg bedeutet? Er ist ein geheimnisvoller Weg, den
viele Christen nicht mehr kennen. Und für diese sollt
ihr ihn mit Mir gehen. Sage deiner Nichte, sie soll
fortfahren auf dem betretenen Weg. Sie wird es nie
bereuen. Niemand wird es bereuen, der sich angeschlossen
an euch und ausgeharrt bis an sein Ende.“
Barbara: Mein
Herz fing so heftig zu schlagen an vor lauter
Fröhlichkeit, daß ich aufschaute nach meinem Herrn, und
es wollte wie zerschmelzen vor Liebe zu Ihm. Aber was
sah ich, Sein Herz fing so heftig an zu schlagen, daß es
schien, als schlage es um die Wette mit dem meinigen.
„Ja, mein Jesus, dieses Herz soll Deine
Schläge erwidern, bis sie sich vereinigen, um ewig
zusammen zu schlagen in ewiger Liebe.“
Jesus: „Die
Verachtung verachten, ist die höchste Stufe der Demut.
So ist aber auch die höchste Stufe der Verachtung, wenn
man einen Menschen keiner Antwort mehr wert hält, wie
der Bischof es mit euch macht. Am großen Gerichtstag
werden sie alle sehen, was Ich eigentlich gewollt; denn
Ich habe der Menschheit nur das Beste gewollt. Es wäre
nur zu ihrem Besten, wenn sie es annähmen. Denn es gibt
kein anderes Mittel, die Menschen zurückzuführen, als
daß sie sich alle miteinander demütigen und mehr
gefallen lassen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
452 Am 17. Juni 1901
Nach der heiligen Kommunion, als Barbara
nach Rück fahren wollte:
Jesus:
„Bleibt nur recht vereinigt. Während der Zeit, wo du in
Rück bist, vereinigt euch täglich im Gebet miteinander,
ihr sollt euch nicht mehr trennen. Du, Barbara, sollst
dich nicht einnehmen lassen von all dem, was um dich her
vorgeht, sondern du sollst sein wie ein Holz in Meiner
Hand, das sich nach Belieben gebrauchen läßt. Droben
sollst du das Kreuz von hier vergessen, und hier sollst
du das Kreuz von droben vergessen.“
Barbara: „O
Herr, Du verkehrst doch mit meinen Freundinnen wie mit
mir, aber sie sagen nichts, ich aber dränge mich
hervor.“
Jesus: „Nein,
du drängst dich nicht hervor. Das ist Mein Wille so!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
453 Am 2. Juli 1901
Maria: „Als
Ich zu Meiner Base Elisabeth ging, hatte Ich zunächst
die Nächstenliebe im Auge, um ihr die frohe Botschaft zu
bringen und ihr behilflich zu sein. Wenn Ich aber mit
Meinem Sohn in den Tempel nach Jerusalem ging, da hatten
Wir nur die Verherrlichung Gottes im Auge, weil es Ihm
sehr wohlgefällig ist, wenn man in der freien Natur sich
mit den vernünftigen und unvernünftigen Geschöpfen
vereinigt, um Ihn zu loben und zu preisen. So sollt ihr
tun. Ihr sollt nichts im Auge haben als die
Verherrlichung Gottes bei eurer Lourdes-Reise. Legt
vorher eine gute Beichte ab, um euch zu reinigen von
allen Unvollkommenheiten, damit Mein Sohn Seine Gnaden
recht in euch ausgießen kann.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
454 Am 3. Juli 1901
Barbara: Als
ich die liebe Mutter Gottes anflehte, mir doch zu sagen,
ob ich, da meine Schwägerin mir die Erlaubnis gegeben,
wieder zu meiner kranken Schwester zu gehen und ihr bei
der Ernte zu helfen, sogleich hingehen solle oder
warten, bis die große Gebetswoche vorüber sei, da gab
Sie mir die Antwort:
Maria: „Wenn
Mein Sohn Sich dir mitteilt, dann tut Er es, um andere
zu belehren, daß Gott von Seinen Geschöpfen geliebt sein
will. Diese Liebe darf aber nicht im Herzen verschlossen
bleiben, sondern sie muß sich durch die Tat bewähren.
Die Mitglieder des Liebesbundes werden mehr erbaut, wenn
sie sehen, wie du dich abmühst, um anderen wohlzutun,
als wenn du nur dem Gebet und der Betrachtung obliegen
wolltest.“
Barbara: Da
meine Schwester in Rück sehr krank ist und deswegen ein
schweres Kreuz auf dieser Familie lastet, so war ich
schon einige Male dort, um auszuhelfen. Denn um
Tagelöhner zu nehmen oder eine Dienstmagd zu halten, hat
die Familie nicht die Mittel.
Am Samstag, dem 29. Juni, kam ich wieder
nach Mainz zurück. Als ich meiner guten Schwägerin die
bedrängte Lage meiner armen Schwester erzählte, erlaubte
sie mir hinzugehen, bis die Ernte vorbei ist. Wohl ist
es wahr, daß die lieblichen Unterhaltungen, in denen
meine Seele sich mit der göttlichen Liebe vereinigt,
unterbrochen werden; denn ich muß alle meine Kräfte
einsetzen, um die harten Feldarbeiten mitschaffen zu
können. Aber ich erkenne darin den göttlichen Willen.
Meine Schwägerin, die immer so sehr an einem bösen Bein
litt, hat Er dieses Jahr geheilt, weil Er sehen will, ob
ich nicht nur das Kreuz tragen will, das wir unbedingt
zu tragen verpflichtet sind, sondern Er will auch, daß
wir das Kreuz aufsuchen und anderen zu tragen helfen,
wozu wir nicht absolut verpflichtet sind.
Eine große Freude hatte ich in meiner
Heimat, als ich sah, wie das ganze Dörfchen meinem
Bruder, der von der Baukommission gezwungen wurde, sein
altes Haus niederzureißen und neu zu bauen, dabei half.
Holz, Steine, Kalk, Ziegeln, alles wurde
gemeinschaftlich getan. Ja, sogar sah ich, daß ihm die
Nachbarn seine Feldarbeit besorgen halfen. Alles wurde
aus Dankbarkeit gegen Gott getan, der Sich herabließ,
aus ihrer Mitte ein so armseliges Werkzeug zu erwählen.
So bin ich nun entschlossen, bis zur Abreise nach
Lourdes zu meiner Schwester zu gehen, die oft um zehn
Uhr morgens noch nichts zu essen hat, weil ihr Sohn die
Feldarbeit zu besorgen hat; denn die armen Leute dort
haben alle mit sich zu tun.
Inhaltsverzeichnis Band 5
455 Fest der hl.
Maria Magdalena am 22.
Juli 1901
„Kein Weg ist zu hart, kein Leiden zu
groß, um die Herrlichkeit verdienen zu können, die eurer
wartet in der Ewigkeit.“
Barbara: Am
Fest der heiligen Magdalena hatte ich vergessen, meiner
guten Herzensschwester eine Freude zu machen. Ja, ich
dachte nicht einmal daran, daß Magdalena gefeiert werde.
Müde und abgespannt von der harten, anstrengenden
Arbeit, noch mehr aber, weil ich bei der großen Hitze
fortarbeitete auf dem Felde, was ich doch schon seit
langem nicht mehr gewöhnt bin, konnte ich meinen Geist
nicht sammeln zum innigen Gebet. Ich war darum sehr
verwundert, als meine Seele plötzlich jenes himmlische
Licht schaute, in welchem ich sonst die schönen
Belehrungen erhielt. Eine Jungfrau nahte sich und redete
mich an:
Magdalena:
„Habe noch Geduld, liebe Schwester, bald ist die harte
Prüfungszeit für dich und deine zwei Freundinnen wieder
vorüber. Du wirst dich bald des süßen vertrauten
Umganges deines Geliebten mit ihnen wieder erfreuen
können. Siehe, dies war eine Art Prüfung, wie ich sie zu
bestehen hatte in der langen Zeit, wo ich jene
Felsenhöhle bewohnte.“
Barbara: Als
ich nun nachdachte über die Bedeutung dieser Worte,
hörte ich von dem Altare her, wo eben der Priester die
Epistel verlas, das Wort Magdalena. Ich erschrak und
schämte mich zugleich, weil sie mich besuchte, ohne daß
ich sie eingeladen, ja, nicht einmal an ihre Verehrung
gedacht hatte. Ich beklagte mich, daß ich doch überall
so harte Wege gehen müsse und daß ich so armselig sei.
Da gab sie mir zur Antwort:
Magdalena:
„Kein Weg ist zu hart, kein Leiden zu groß, um die
Herrlichkeit verdienen zu können, die eurer wartet in
der Ewigkeit. Sage deinen zwei Freundinnen, die sich
ebenso verlassen fühlen wie du, daß sie, wenn ihr mir
Freude machen wollt dafür, daß ich mir schon so oft Mühe
gab, durch meine Belehrungen euch den Weg zur
Vollkommenheit zu erleichtern, mit dir mein Leben und
das meiner beiden Geschwister versinnbilden sollen. Gern
kehrte der Herr bei uns ein und die Schrift sagt von uns
ganz einfach: Die drei guten Geschwister, Maria, Martha
und Lazarus. Dies soll man auch von euch sagen können.“
Barbara: Als
ich sie bat, sie möge sich doch für meine kranke
Schwester verwenden, weil der Herr mir gesagt, deine
drei Geschwister werden noch längere Zeit ihren Familien
vorstehen, und hier ist gar keine Aussicht auf Genesung,
anwortete sie mir:
Magdalena:
„Ihr Menschen versteht die Sprache Gottes nicht. Nicht
um Dinge für diese Spanne Zeit soll der Mensch bitten.
Wenn der liebe Gott etwas verspricht, dann hat Er immer
das ewige Heil der Menschen im Auge. Der Geist deiner
Schwester wird sich auf ihre Kinder vererben und noch
lange in ihren Familien fortleben. Es wird keines von
ihnen verlorengehen.“
Barbara:
„Liebe Schwester, erbitte mir auch vom Herrn einen guten
Rat für meine Nichte Marie und das Dienstmädchen Anna,
die den Herrn schon lange bitten, Er möge ihnen als
Namenstagsgeschenk durch mich Aufschluß geben, ob sie
ins Kloster gehen sollen.“
Magdalena:
„Das beschauliche Leben ist das vorzüglichste, und der
jungfräuliche Stand übertrifft den Ehestand so weit, als
der Himmel von der Erde verschieden ist. Wer sich stark
genug fühlt, in der Welt ein jungfräuliches Leben zu
führen, der kann, wenn er Vermögen besitzt, ein gutes
Beispiel leuchten lassen und die Kirche unterstützen.
Aber vorzuziehen ist der Ordensstand, weil durch die
drei Gelübde der Mensch ganz mit Gott verbunden wird.
Freue dich, mit deinen beiden Freundinnen die Lourdes-
Reise machen zu können; denn du wirst dort einer so
großen Gnade gewürdigt werden, dergleichen du noch keine
hattest, seitdem der Herr mit dir verkehrt!“
Barbara: Als
ich die heilige Kommunion empfing, stand die Heilige
strahlend wie eine Sonne neben dem Priester, und als ich
zurückgekehrt war, fragte ich sie:
„Was bedeutet dieser außergewöhnliche
Glanz an dir und deine übergroße Freude?“
Magdalena:
„Es ist dies der Ausstrahl der göttlichen Liebe. Dein
himmlischer Bräutigam sendet heute Seine ganze Fülle auf
dich herab. Dieser eine Tag überwiegt alle Leiden meines
ganzen Lebens.“
Barbara: Nach
der heiligen Wandlung beteten die Kinder abwechselnd für
die Armen Seelen. Da sah ich wieder einen neuen
Lichtstrahl und eine Person freudestrahlend
emporsteigen. Ich fragte, wer sie sei.
Arme Seele:
„Dieser Ort ist mein Heimatort, und durch diese heilige
Messe und das Gebet der Kinder bin ich jetzt befreit aus
den Peinen des Fegefeuers.“
Barbara: Ich
erkannte in ihr eine Frau, die schon sehr lang gestorben
war. Ich war meiner Sinne beraubt, hatte gar kein Gefühl
und merkte nicht, daß nach der heiligen Messe die
Kommunion ausgeteilt werde, bis sich der Priester
umwandte mit den Worten: „Seht an ...“ Da bewegte sich
etwas in mir. Ich bekam Leben, und es war, als werde ich
an die Kommunionbank getragen. Die Leute und der
Priester hatten es bemerkt; denn es wurde mir anderntags
gesagt, der Priester habe lange gezögert und gewartet
auf mich.
Am Skapulierfest brachte mir die liebe
Mutter Gottes einen Dornenkranz und sagte:
Maria:
„Dieser Kranz wartet auf dich in Mainz, bereite dich
darauf vor!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
456 Vigil von Portiuncula 1901
„So wie der böse Geist den Menschen
bearbeitet und drängt, das auszuführen, was er ihm
eingibt, so bearbeitet aber auch Mein Geist die Seele,
mit der Ich verkehre.“
Als Barbara anfing, die Ablässe zu
gewinnen, durfte sie einen Blick in das Fegefeuer tun.
Eine unabsehbare Menge streckte jammernd und bittend die
Hände empor, rufend: „Auch mir, auch mir komm zur Hilfe,
erbarme dich meiner!“
Am Abend war Barbara sehr ermattet und
abgespannt, sie glaubte, sich setzen zu dürfen. Da rief
ihr aber eine Stimme zu: „Steh auf, stehe auf, knie
dich! Dieses Gebet nutzt nichts!“
Sodann sprach der Herr den Wunsch aus,
wir möchten der Einladung eines Priesters folgen und ihn
auf der Lourdes-Reise besuchen, weil Barbara sich vorher
geäußert, sie gehe lieber still ihre Wege. Der Herr aber
sagte:
Jesus: „Ihr
müßt sein wie die Kinder, und wenn es einer Seele nützt,
gern der Bitte willfahren, einerlei, wie es aufgenommen
wird. Es bleibt doch immer etwas Gutes hängen. Luise
soll ihm antworten.“
Auf Portiuncula sagte der Herr:
Jesus: „Ihr
müßt die Unannehmlichkeiten auf der Reise nicht scheuen,
weder die Ungunst der Witterung noch die Dürre und
Trockenheit im Innern darf euch beirren. Das alles
konnte Ich auch den Heiligen nicht ersparen; ihr müßt
denselben Weg gehen. Euer Trost muß sein, daß es so der
Wille Gottes ist, und daß ihr so um so mehr verdient.
Weshalb sind denn einige Heilige so früh gestorben? Weil
sie sich in Meinem Dienst aufgerieben. Auch euch soll
nichts erspart werden. Geht nur über all die
Unannehmlichkeiten hinweg.
Gehe aber hin und tröste N. und sage, er
soll sich jetzt wieder erheben. Das alles seien nur
zeitliche Strafen gewesen, weil er so gehandelt hätte.
N. sei nicht verloren, aber in einer solchen Pein, und
so von Teufeln umgeben, daß sie glaube, sie sei in der
Hölle. Ich habe damit Meiner Kirche einmal den
Unterschied der Geister zeigen wollen. N. hat sich
willenlos vom bösen Geiste bearbeiten lassen. Gerade so
ist es mit dir in dem Zustand, wenn du dich von Meinem
Geiste bearbeiten läßt. N. war die Hauptursache, daß die
Untersuchung so abgelaufen ist, obwohl er von Anfang an
die Sache geleitet und mehr als irgend jemand Einblick
in diese Sache haben konnte und Barbara beobachten
konnte. Weil er nun, obwohl er gut konnte, den
Unterschied der Geister nicht hat erkennen wollen,
deshalb mußte Ich ihn so strafen, damit er sieht, wie
die Geister den Menschen bearbeiten.
So wie der böse Geist den Menschen
bearbeitet und drängt, das auszuführen, was er ihm
eingibt, so bearbeitet aber auch Mein Geist die Seele,
mit der Ich verkehre. Denn wenn Ich die Seele in Besitz
genommen habe, ist die Seele willenlos in Meiner Hand.
N. solle jetzt nicht mehr länger widerstehen.“
Am Nachmittag: „Bleibe heute hier, Ich
habe mit dir zu reden!“
Am Abend: „Ziehe dich zurück, Ich will
mit dir reden!“
Barbara:
„Bist Du es wirklich?“
Jesus: „Was
hast du denn heute in der Predigt gehört?“
(Ein Priester hatte geschildert, daß
eine benutzte Einsprechung Großes wirken könne, und daß,
wenn der heilige Franziskus die Stimme Gottes „Begehre
von Mir eine Gnade!“ überhört und nicht beachtet hätte,
wir den großen Portiuncula-Ablaß nicht hätten.)
Jesus: „Ich
kann nun einmal mit den Menschen nicht anders verkehren
als durch den Geist, indem Ich Mich dem Geiste mitteile
durch Einsprechungen, gerade wie es bei dir der Fall
ist. Wenn deine beiden Freundinnen nicht wären, so hätte
Ich Mich schon zurückgezogen. Mache es doch einmal wie
deine Freundinnen; sie haben mehr Mut als du. Ihr drei
und deine Familie und alle Liebesbundmitglieder, die
sich angeschlossen und sich Mühe gegeben haben, den
Ablaß zu gewinnen, haben ihn gewonnen. Ich will euch
heute abend noch zeigen, was ihr gewonnen.“
Barbara: Als
das „Großer Gott“ gesungen wurde, füllte sich die ganze
Kirche wie mit einer Wolke voll Armer Seelen, aber sie
hinderten einander nicht, sie brauchten keinen Platz. Es
waren darunter viele junge Mädchen, besonders eine, die
ich kannte; sie waren alle so schön angezogen. Eine
Freundin von unserem Dienstmädchen, die vor kurzem
starb, zeichnete sich aus durch ihre schönere Kleidung,
und sie gab mir einen Auftrag:
Arme Seele:
„Sage meiner Freundin einen herzlichen Gruß. Ich will
ihr die ganze Ewigkeit dankbar sein, daß sie uns
besuchte in unserem Dörfchen und uns von der Liebe zu
Jesus und von Seiner Liebe zu uns sprach. Das war mein
größtes Glück. Ich habe mich gleich inniger
angeschlossen an Gott, wie ich es gehört habe, besonders
in meiner Krankheit. Ich durfte nicht länger leben, ich
war den Versuchungen der Welt nicht gewachsen, ich hatte
nicht die Kraft, das Bessere zu erfassen, und deshalb
rief mich der liebe Gott ab. Ich habe dem Gebet von Anna
viel zu verdanken. Sie wird ein langes Leben haben und
viel tun können, weil sie die Gnade erfaßt und
mitgewirkt hat. Es war ein großes Glück für sie, daß sie
in dieses Haus kam. Sie ist eine auserwählte Seele. Sie
soll nur ausführen, was sie vorhat.“
Jesus: „Sage
Mariechen und Anna, sie sollten nur so tapfer
weitermachen. Es werde sie nicht gereuen, wenn sie das
alles zum Opfer gebracht für Mich. Siehst du nicht, daß
dieses Jahr sich viel mehr junge Leute beteiligten als
sonst. Das macht Mir viele Freude. Ihr meint oft, alles
sei umsonst; dem ist aber nicht so. Besonders Mariechen
und Anna können durch ihr unbefangenes und freies
Auftreten viele nach sich ziehen, weil sie sich nicht
genieren, Mir zu dienen, und dazu in einer Wirtschaft
stehen. Darum machen Mir solche junge Seelen viele
Freude.
Ich habe alles erschaffen, um des
Menschen Herz zu erfreuen, und darum verlange Ich für
Mich, daß der ganze Mensch Mir dient und Mich erfreut;
denn Mich kann nur der Mensch erfreuen. Deshalb macht es
Mir so große Freude, wenn Ich Mich in einer Seele
ergießen, Mich ihr mitteilen und Freud und Leid mit ihr
teilen kann.“
Barbara: Bei
der dritten Strophe des Te Deum, als der Tabernakel
geschlossen wurde, sah ich die erlösten Seelen
fortziehen, eine voran mit einem roten Fähnchen als
Zeichen des Sieges und alle riefen: „Heilig, heilig,
heilig!“
Jesus: „Um
des Gebetes treuer Seelen willen, habe Ich schon viele
Strafen abgehalten!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
457 Am 3. August 1901
„Ich rechne aber nicht mit euren
Fehlern, sondern Ich sehe nur auf den guten Willen, ob
der Mensch den guten Willen hat, Mir zu gefallen und Mir
zu dienen.“
Der liebe Heiland war nach der heiligen
Kommunion so lieb mit mir wie früher öfters. Ich schämte
und wunderte mich und sagte:
Barbara: „Ich
bin doch so kalt und Du bist so lieb mit mir.
Jesus: „Ich
rechne nicht mit der Zeit und nicht mit der Ewigkeit.“
Barbara: „Wie
ist das zu verstehen?“
Jesus: „Ich
habe den Menschen hineingestellt in die Zeit, ich weiß,
daß ihr sündhafte Geschöpfe seid. Ich rechne aber nicht
mit euren Fehlern, sondern Ich sehe nur auf den guten
Willen, ob der Mensch den guten Willen hat, Mir zu
gefallen und Mir zu dienen. Ihr meint, wenn ihr das
Gefühl der Liebe habt, dann sei alles gut, und wenn
nicht, so glaubt ihr, in Ungnade zu sein. Ich rechne
nicht so, Ich liebe euch gleichmäßig, ob ihr das Gefühl
habt oder nicht. Ich ziehe Mich manchmal zurück, damit
ihr mehr Verdienste habt.“
Barbara:
„Wenn Du mich verlässest Herr, sind die anderen auch
verlassen; denn alle warten darauf, daß Du sie tröstest
durch mich.“
Jesus: „Das
ist, weil ihr immer mehr Kinder gewinnen müßt. Ihr seid
im geistigen Ehestand und sollt euch freuen, wenn andere
sich freuen. Seht ihr nicht, wie Ich euch das Licht
entziehe und es anderen gebe? So viele jugendliche
Seelen raffen sich auf, wie deine Nichte und Anna und
die anderen Verwandten; das muß euch Freude machen. So
ist es überall.
Wo die Leute die Schriften mit gläubigem
Herzen lesen, bringt es Früchte für die Kinder. Ich
rechne auch nicht mit der Ewigkeit. Die Ewigkeit ist Mir
nicht lang genug, um den Seelen die Freude zu vergelten,
die sie Mir auf der Welt gemacht dadurch, daß sie Mir
treu dienen; denn Ich sehe nur auf das Verdienst der
Menschen!“
Am anderen Tag sagte eine Stimme zu
Barbara: „Sage deinem Pfarrer, er soll auf der Reise
sehr für dich beten; denn auch du habest sehr für ihn
gebetet, als er in Rom war. Erst in der Ewigkeit wird er
erfahren, was es ihm genutzt und welche Gefahr von ihm
deshalb abgewendet wurde.“
Barbara: „O
Herr, warum suchst Du meine Schwester in Rück so sehr
heim und hier ist alles nur Leben und Freude, dort aber
nichts als Unglück, obwohl sie Dir so treu dient? Wie
ist dies möglich?“
Jesus: „Ja,
eben deshalb habe Ich so große Freude an deiner
Schwester, weil Ich weiß, daß sie ausharrt, obwohl sie
zuweilen krummelt. Wenn Ich hier mit Kreuz käme, wäre es
anders, da fiele alles zusammen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
458 Am 4. August 1901
„Betet für die Erhöhung der heiligen
Kirche.“
Barbara:
Diesen Morgen war ich sehr ängstlich.
Die liebe Mutter Gottes aber sagte:
Maria:
„Fürchte nichts, wenn du auch in Fehler gefallen bist.
Das alles wird ausgetilgt, das alles will Mein Sohn
vergessen!“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus:
„Bereitet euch recht vor auf die Reise durch ein recht
reines Herz, weil Ich große Hoffnung darauf setze, daß
es der Kirche viel nützen kann. Ihr sollt eure
Bedürfnisse hintendran stellen, als hättet ihr gar
keine. Ich gebe euch alles von selbst, was euch gut ist.
Ihr sollt euch ganz für die Kirche verwenden, und damit
ihr das Gelübde immer wieder von frischem erneuern
könnt, sollt ihr an jeder größeren Station, ehe ihr in
ein Hotel geht, in eine Kirche gehen und Mir danken und
die Meinung erneuern und Mir zeigen, daß ihr ganz in
Meinen Willen eingegangen seid und tut, wie Ich will.
Betet für die Erhöhung der heiligen Kirche. Dann gehet
zu Meiner heiligen Mutter und übergebet Ihr eure Fehler,
damit Sie durch Ihre Tugendwerke und Übungen ersetze,
was mangelt und ihr immer wieder, von neuem gereinigt,
den Weg fortsetzt. Befehlt Ihr alles an, daß Sie es Mir
aufopfere.
Ich gebe euch eine so schöne
Reisegesellschaft mit, daß ihr euch freuen könnt: Den
heiligen Thomas von Aquin und den heiligen Bonaventura
und alle die Kirchenlehrer, die der Kirche so viel
genutzt. Euer Weg ist derselbe wie der ihre. Durch eure
Gebete und Sühnungsleiden sollt ihr der Kirche nützen,
was diese durch ihre feurigen Worte genützt und ihre
Schriften. Ihr sollt besonders beten um solche feurigen
Priester, die sich einsetzen für das Wohl der Kirche,
die mit schneidendem Schwert die Rechte der Kirche
verteidigen.
Besonders in dieser Meinung und Absicht
sollt ihr die Reise machen. Nicht nur eure heiligen
Schutzengel werden euch begleiten, sondern alle die
lieben Heiligen, die der Kirche in so schlimmen Zeiten
wie die eurigen gewesen sind, genützt haben, wie zum
Beispiel die heilige Theresia.
Und sage Mariechen einen freundlichen
Gruß. Sie möge sich vorbereiten auf Mariä Himmelfahrt
und dort lauschen auf die Stimme, die in ihr redet, und
das soll sie tun und denken, daß das ihr Beruf sei,
ebenso Anna und deine andere Nichte.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
459 Lourdesreise am 8. August 1901
In der Nacht vor dem Antritt der großen
Pilgerfahrt bekam Barbara wider alles Erwarten ihr
Leiden nach Mitternacht, obwohl ihr und Mariechen die
Ruhe doch so nötig gewesen wäre. Mariechen stand auf und
rief die Schwägerin, und die feurigen Worte des Herrn
begeisterten sie so sehr, daß sie gern auf die Ruhe
verzichteten. Aber niemand schrieb etwas auf, das meiste
haben sie vergessen, und Luise konnte nur noch folgendes
erfahren:
Jesus: „Ihr
sollt euch vor nichts fürchten. Es wird keinem von euch
ein Unglück zustoßen, sondern ihr werdet mit großen
Gnaden und Segnungen beladen aus Lourdes zurückkehren.
Sage den Damen einen herzlichen Gruß. Sie sollen alle
miteinander ihre übermäßige Ängstlichkeit ablegen und
Ich werde auch ihre Interessen erfüllen. Ich weiß, was
ihnen gut ist. Gebt euch alle ganz und gar Meinem Willen
anheim, was Ich verlange. Ihr sollt das Beispiel geben,
wie man eine Wallfahrt machen soll; denn die meisten
gehen hin, nur um ihre Leiden loszuwerden. Weil ihr die
Wallfahrt allein für die heilige Kirche machen sollt, so
sollt ihr meistens den Rosenkranz beten, und in das Ave
folgende Bitten einflechten und die übrigen sollen
antworten ,Wir bitten dich, erhöre uns’:
Heilige Maria,
daß Du den Heiligen Vater und die ganze
bedrängte heilige Kirche in Deinen besonderen Schutz
nehmen wollest;
daß Du Deine heilige Kirche erhöhen und
zum Sieg über alle ihre Feinde führen wollest;
daß Du die Feinde der heiligen Kirche
demütigen wollest;
daß Du alle Könige und Fürsten dieser
Erde durch das Band der Liebe und des wahren Friedens in
unserer heiligen Kirche vereinigen wollest;
daß Du die Irr- und Ungläubigen in den
Schoß Deiner heiligen Kirche zurückführen wollest;
daß Du die armen Sünder zur wahren Buße
führen wollest;
daß Du den Armen Seelen die ewige Ruhe
verleihen wollest.“
Als wir in Paray-le-Monial waren, hatte
Barbara von acht bis neun Uhr abends eine lange, stille
Ekstase. Sie sah die heilige Maria Margareta Alacoque,
welche ihr sagte, daß Barbara ganz dieselbe Gnade vom
Herrn empfange und denselben Verkehr mit Ihm habe wie
sie. Durch sie habe Er die Andacht zu Seinem göttlichen
Herzen geoffenbart. Jetzt wolle Er dasselbe bezwecken,
damit besonders Sein leidendes Herz in der Todesangst
getröstet und verehrt werde.
Inhaltsverzeichnis Band 5
460 Lourdespilgerfahrt 1901
„Wenn Ich alle Wünsche erfüllen wollte,
könntet ihr die Glorie nicht schauen in dem Maße, wie
Ich sie euch geben will.“
Nachdem wir von Straßburg abgefahren
waren, füllten wir achtzehn Pilgerinnen des Liebesbundes
zwei Coupés. Der Herr machte uns die große Freude, uns
zu besuchen, und fing gerade in dem Augenblick zu
sprechen an, als der Zug hielt. Nachdem Barbara in
Ekstase gefallen war, reichte sie Ihm die Hand, die sie
Ihm, nach oben blickend, entgegenstreckte und sagte:
Barbara:
„Mein süßer, himmlischer Bräutigam, ich bete Dich an aus
dem Abgrund meines Nichts, ich danke Dir für alle
empfangenen Gnaden und Wohltaten im Namen aller meiner
Mitschwestern, die sich im Geist und in Wirklichkeit mit
uns vereinigen, die Pilgerfahrt zu machen. Siehe, wir
sind eines Sinnes, Deinem heiligen Willen nachzukommen
und die Wallfahrt nur für Deine heilige Kirche zu
machen. Nimm hin meine Seele mit all ihren Kräften,
meinen Leib mit seinen fünf Sinnen, meine Seele, mein
Herz mit all seinen Neigungen.
Alles, was wir sind und haben, wollen
wir in Deinen heiligen Dienst stellen. Läutere unseren
Sinn, damit wir nur ganz für Dich leben, aber damit
nicht zufrieden, mein Jesus, wir nicht allein, alle
Menschen empfehlen wir Deinem süßen Gottesherzen. Es
sind noch viele Brüder und Schwestern, die Dich nicht
lieben. Barmherzigkeit, mein Jesus, Barmherzigkeit für
die Sünder!“
Jesus: „Meine
Kinder, Ich verspreche euch, daß ihr, jedes für sich,
vieles beitragen werdet zur Erhöhung Meiner heiligen
Kirche, wenn es alle seine Kräfte einsetzt, seinen guten
Willen Mir zum Opfer bringt und sich ganz Mir überläßt
und Meiner Leitung. Alle eure Fehler müßt ihr vergessen,
nur müßt ihr sie herzlich bereuen und dann vergessen;
denn wenn Ich vergesse, warum nicht auch ihr?
Gehet hin, saget allen, daß Ich mit
jedem zufrieden bin, auch mit denen, die sich nicht
anschließen konnten, daß Ich sie geradeso segnen will
wie euch, besonders eure lieben Angehörigen. Sie alle
sollen teilnehmen an den Gnadenschätzen, mit denen ihr
nach Haus zurückkehrt. Alle eure Anliegen, soweit es für
euch gut ist, merkt es euch, nicht alle Wünsche kann Ich
befriedigen; denn ihr versteht nicht einen Gott. Ihr
müßt euch unterwerfen, weil Ich die ganze Ewigkeit
durchschaue, nicht nur die kurze Spanne Zeit, in der ihr
lebt; denn wenn Ich alle Wünsche erfüllen wollte,
könntet ihr die Glorie nicht schauen in dem Maße, wie
Ich sie euch geben will.
Darum Mut, wenn Ich nicht all eure
Wünsche erfüllen kann. Keines von all euren Angehörigen
soll verlorengehen, die ihr Mir empfehlet; denn Meine
Mutter, Sie hat gesagt, daß Ihre Kinder kommen und Sie
besuchen sollen, daß sie ihre Anliegen dort niederlegen
sollen und die Gnadenschätze empfangen, die Sie bereit
hält. Darum geht hin, eifert für andere, damit andere
wieder kommen, die sonst verlorengehen würden, besonders
diejenigen, die Ich gesagt (Un- und Irrgläubige). Sie
sollen alle teilnehmen und sich verwenden für ihre
Brüder, die sonst verlorengingen, und weil der Mensch
alles abschüttelt, wenn er sich herausreißt und sich Mir
zum Opfer bringt, dann steht das Herz frei und Ich werde
seinen Wünschen entgegenkommen. Freuet euch, daß ihr
Meiner Stimme Gehör gegeben.
Diejenige aber, welche die Ursache war,
ihr verspreche Ich, ihren Mann und allen, die sich an
euch angeschlossen, alle eure Angehörigen, sie sollen um
des Gebetes so vieler Gerechter willen befreit werden
aus den Peinen des Fegefeuers.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
461 Am 9. August 1901
Barbara sah nach der heiligen Kommunion
in Straßburg den lieben Heiland. Er gab ihr den
Schlüssel und sprach:
Jesus:
„Diesen Schlüssel gebe Ich einer jeden von euch, die die
Wallfahrt mitmacht. Mit demselben kann jedes die
Geheimnisse Meines Herzens erschließen und die seines
Herzens. Es ist euer guter Wille. Ich sehe allein auf
den guten Willen und mit diesem eurem guten Willen
übersehe Ich all eure Fehler. Mit diesem Schlüssel könnt
ihr aber auch die Geheimnisse eures Herzens erschließen,
wenn ihr wißt, daß Ich mit euch zufrieden bin. Mit
diesem Schlüssel werdet ihr durchdringen und alle
Hindernisse und Unannehmlichkeiten überwinden.“
Am ersten Tage in Lourdes sah Barbara
die liebe Mutter Gottes in großem Strahlenglanz. Barbara
in ihrer großen Ängstlichkeit reichte Ihr die Schriften
und sagte:
Barbara:
„Jetzt liebe Mutter Gottes, übergebe ich Dir alles und
bitte Dich, mache Du damit, was Du willst!“
Die liebe Mutter Gottes nahm die
Schriften aus der Hand von Barbara und mit
unbeschreiblich entzückendem Lächeln umfaßte Sie
dieselben, segnete sie, machte das Kreuz darüber und
überreichte sie dem Bischof von Mainz. Es wurde ihr
dabei zu verstehen gegeben, daß dieser sie noch annimmt.
So sicher wie dieses in Lourdes angenommen sei, so
sicher werde auch dieses angenommen werden. Wir hätten
einen Vorgeschmack davon in der Lourdes-Reise, weil wir
schon belohnt seien für unsere Standhaftigkeit.
Inhaltsverzeichnis Band 5
462 Am 14. August 1901
„Alle, die sie lesen und verwerten,
gelangen ganz sicher zu Mir!“
Barbara erfuhr, daß man beabsichtige,
ihr auch noch die Kommunion zu rauben, um sie von ihren
Gnaden abzuziehen.
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion an der Grotte betete ich recht
innig und sagte, ich meine das nicht ertragen zu können,
wenn man mir die heilige Kommunion raube. Ich habe jetzt
mein ganzes Leben eingesetzt für Dich, und jetzt soll
alles nichts sein? Da kam Jesus und stellte Sich auf die
rechte Seite und die liebe Mutter Gottes stellte Sich
auf meine linke Seite. Sie war so schön, daß Sie Ihren
Sohn fast übertraf. Der liebe Heiland war so lieb und
herablassend, daß ich überselig war, wie im Himmel.
„Das ist ein Stück Paradies, aber wird
man es auch ertragen können?“
Er zog mich ganz an Sich, und die liebe
Mutter Gottes drückte Sich ganz hinzu und zog uns alle
Drei in den runden Kreis.
Jesus: „Habt
keine Angst! Geht nur mit Geduld und mit frischem Mut
voran wie seither. In der Ewigkeit werdet ihr beide,
Lieschen und Luise, danken, daß Ich euch Barbara
zugeführt, und daß ihr all den Spott ertragen konntet.“
Barbara: Auf
einmal stand ich allein in dem Kreis. Von dem Weg aus
gingen hunderttausend Wege in die Welt hinaus.
Jesus: „Alle,
die sie lesen und verwerten, gelangen ganz sicher zu
Mir!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
463 Am 15. August 1901
Barbara:
Während des Hochamtes um zehn Uhr betete ich den
Rosenkranz, wie er an der Grotte zuweilen gebetet wird,
mit der Einschaltung: „O mein Jesus, verherrliche Deine
Mutter!“ Als ich fertig war, kam eine Gestalt wie ein
Schatten, ließ sich auf mich herab, redete mich an und
sagte: „Ich bin der Pfarrer, dessen Cousine so viel
betet. Sage ihr, daß ich jetzt in den Himmel eingehe.
Ich danke ihr herzlich für all die vielen Bemühungen;
denn wegen ihrer Opfer bin ich so schnell befreit
worden; sie soll Lourdes nicht verlassen, ohne der
lieben Gottesmutter gedankt zu haben. Der unglückliche
Priester war die Ursache meines Todes; aber er wird
gerettet werden und geht nicht verloren.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
464 Am 20. August 1901
„Dadurch wird der Sieg der Kirche
erkämpft, aber die Zeit wird vorher so schrecklich, daß
die Menschen glauben, der Himmel habe sich verschworen.“
Alle Lourdespilger erwarteten ganz
sicher für sich, der Herr werde in Lourdes öfters
sprechen. Auch Mariechen erwartete sich eine
entscheidende Antwort betreffs ihres Berufes; aber der
Herr kam nicht, trotz all unserer Bitten. Erst nach der
Rückkehr gab Er uns eine Aufklärung darüber:
Jesus: „Das
alles hat seine Bedeutung, daß ihr keine Antwort
bekommen habt und so trocken wieder fortgehen mußtet.
Ich will euch nur vorbereiten auf die kommenden Dinge,
denn es steht bevor, daß es allen so geht wie euch auf
der Lourdes-Reise. Man hofft und vertraut und baut auf
Meine Hilfe, denn Ich habe versprochen, daß Ich keine
verlasse und jede Meine Hilfe verspüren wird. Aber es
kommt eine Zeit, daß jede so auf sich selbst angewiesen
ist wie ihr auf der Reise, daß man meint, auch der
Himmel habe sich verschworen. Da muß jede für sich
selbst stehen und jede hat mit sich genug zu tun, daß
sie auf andere nicht sehen kann, und da müßt ihr
trotzdem, wie es auf der Reise gewesen ist, euch immer
wieder aneinander halten und ermutigen, wie der Priester
sich in Lourdes gehalten hat zu dem gläubigen Volk, daß
man keinen Unterschied gesehen, ob einer Priester oder
Laie war. Obwohl es euch versprochen war, hat keine
einen besonderen Trost erhalten, und Meine heilige
Mutter hat Sich so zurückhaltend gegen euch benommen,
als wäre das alles vergebens, obwohl ihr euch ganz für
die Kirche eingesetzt habt. Aber jedes hatte seinen
Trost dennoch für sich, wenn ihr es auch nicht
erkanntet.
Das alles ist nur die Vorbereitung auf
das, was kommt, damit ihr wißt, was für eine Zeit jetzt
kommt. Die ganze menschliche Gesellschaft ist alsdann so
in sich zerrüttet, zersplittert und zerschlagen durch
die Trübsale, die über die Menschen kommen, daß der
Priester sich nicht um die Gemeinde kümmern kann.
Alsdann muß das Volk sich aneinander anschliessen und
sich gegenseitig aufmuntern und halten, Priester und
Laie. Dadurch wird der Sieg der Kirche erkämpft, aber
die Zeit wird vorher so schrecklich, daß die Menschen
glauben, der Himmel habe sich verschworen.
Meine liebe Mutter hat euch ganz kalt
behandelt, weil ihr keinen Trost gebraucht habt; denn
ihr waret alle zusammen getröstet, das ganze Volk und
keines insbesondere. Das hat alles seine wichtige
Bedeutung. Damit wollte sie euch vorbereiten auf die
Zeit, wo ihr wirklich Trost bedürft, wo jeder mit sich
zu tun hat, wie auf der Reise jeder mit seinem Gepäck.
Wie ihr auch in Lourdes zusammengehalten und eines das
andere gegenseitig angefeuert hat, so muß dann die
Gesellschaft sich vereinigen und eines das andere
erbauen; denn es kann keiner mehr den anderen trösten.
Das war die Vorbereitung auf die schrecklichen Dinge,
die kommen.“
Barbara: „O
Herr, wenn ich so sterben müßte, ohne allen Trost, so
will ich zu Dir hintreten und sagen: ,O Herr, ich hatte
die Absicht, daß ich den besten Weg gehen wollte, und
wenn Du mich in der Ewigkeit verdammen willst, so habe
ich keine Schuld.’“
Da neigte Sich der Herr so lieb und
herzlich zu mir und tröstete mich.
Inhaltsverzeichnis Band 5
465 Am 21. August 1901
„Weil der Himmel alsdann so verschlossen
ist, wird man glauben, alles sei umsonst gewesen.“
Barbara: Ich
beklagte mich abermals beim Herrn, weil ich keine
Antwort bekommen habe für Mariechen.
Jesus: „Das
hat seine besondere Bedeutung, daß ihr alle miteinander
unbefriedigt wieder habt fortgehen müssen. Ihr habt das
doch erlangt, was ihr gesucht, aber die Verlassenheit
habt ihr fühlen müssen, allen zum Trost und auch euch
zum Trost. Es kommt eine so traurige Zeit, daß ein
Priester nicht mehr seiner Gemeinde zusprechen kann und
auch keiner dem anderen. Weil der Himmel alsdann so
verschlossen ist, wird man glauben, alles sei umsonst
gewesen.
So mußtet ihr von Lourdes scheiden in
der Meinung, alles sei umsonst gewesen. Wie dort, so
sollt ihr euch in der Prüfung verhalten. Sie geht wieder
vorüber, und Meine Kirche wird geläutert und zum Sieg
geführt. Deshalb habt ihr von Mir nichts gehört, obwohl
Ich euch nur für die Kirche hingeschickt. Den beiden
Kindern aber sage, sie sollten die Klostergedanken ganz
ruhig beiseite lassen und diese schlimme Zeit erst
vorübergehen lassen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
466 Am 24. August 1901
„Die Gesundheit des Leibes ist das
Allergeringste, die Gesundheit der Seele ist der des
Leibes doch viel mehr vorzuziehen.“
Barbara: Die
liebe Mutter Gottes vereinigte Sich so innig mit mir,
wie wenn Sie auf der Welt zugegen wäre.
Maria: „Ich
war sehr zufrieden mit allen, die mit euch die Reise
gemacht haben, wenn auch viele Unvollkommenheiten
vorkamen und Ich an einigen noch zu tadeln hätte. Sie
müssen alle noch kindlicher und gläubiger werden, aber
im ganzen sollt ihr über all dies hinweggehen. Daß ihr
so gedrückt seid, das ist nicht von der Seele, sondern
von den natürlichen Ereignissen, die euch umgeben, die
auf die Seele einwirken; das hat nichts zu sagen. Hängt
euch nicht daran auf, das geht euch nichts an.
Das, was die Seele sich an Gnadenströmen
geholt hat – und alle, die sich im Geist mit euch
vereinigt, die so gern mitgegangen wären, wenn sie
gekonnt hätten –, ist gar nicht aufzuwiegen. All die
Fehler und Unvollkommenheiten aber, die ihr zusammen auf
dem Weg hin und her begangen habt und alles, was euch
noch beunruhigt und belästigt, das habe Ich alles mit
Meiner mütterlichen Liebe und Güte zugedeckt, daß Mein
Sohn es gar nicht mehr sieht.
Ich habe eine große Freude an den
Pilgern, die Mich in Lourdes besuchen. Sie gehen alle
mit einer Gnadenfülle hinweg. Ich bin nicht
herabgestiegen auf die Erde und habe Mich dem Kinde
nicht gezeigt, um den Kranken die Heilung wieder zu
bringen, woraus die Welt freilich das Wichtigste macht.
Die Hauptsache ist die Gesundheit der Seele. Die
Gesundheit des Leibes ist das Allergeringste, die
Gesundheit der Seele ist der des Leibes doch viel mehr
vorzuziehen.
Weil Ich im Anfang des Jahrhunderts
diese Zeit vorausgesehen, in welcher der Liberalismus
und Sozialismus so viel in den Seelen verdirbt, bin Ich
gekommen, die Seelen zu retten. Weil ihr, ohne an euch
und eure Bedürfnisse zu denken, nach Lourdes gezogen
seid, um von all dem eurigen abzustehen und euch für das
allgemeine Wohl der Kirche einzusetzen, wie Ich euch
beauftragt, was aber nur sehr wenige tun, denn die
meisten Pilger haben nur ihre zeitlichen Bedürfnisse im
Auge, die Gesundheit zu erlangen oder die
Vermögensverhältnisse zu verbessern und dergleichen
Anliegen, höchst selten einmal um eine Seele zu retten,
deshalb habt ihr einen unermeßlichen Gnadenschatz mit
nach Hause gebracht, der jetzt verwertet werden soll.
Und um diesen recht verwerten zu können,
sollt ihr nicht auf euer Gefühl achten und nicht in
vielen Reden die Welt überzeugen wollen von dem Glück
und der Schönheit, die ihr dort genossen, sondern mehr
durch eure Herzensfreude, daran jeder sehen kann, daß
ihr eine außergewöhnliche Gnade empfangen habt. Das soll
die Welt zur Besinnung bringen.
Ehe du aber wieder nach Rück gehst,
wünsche Ich sehr, daß ihr nach Mainz zu Meinem Diener
geht und ihm saget, daß Ich Mich sehr für ihn verwende.
Ich habe Meine Blicke auf ihn gerichtet. Er soll, soviel
in seinen Kräften steht, machen, daß der Wallfahrtsort
wieder in die Höhe kommt und mehr von anderen besucht
wird. Ich wolle ihm sehr dankbar dafür sein, und Ich
verspreche ihm, falls er Mich einmal in Lourdes besucht,
daß er für seine Gemeinde einen großen Segen mit nach
Hause bringt. Er soll nicht mutlos werden, wenn es jetzt
auch noch schlimm steht in seiner Gemeinde, weil viele
seine Worte nicht hören. Ich verspreche ihm, daß eine
Zeit kommen wird, wo er die Früchte erntet; denn Ich
will, daß seine Gemeinde gerettet wird, weil Ich früher
in ihrer Mitte schon viel verehrt worden bin.
Ihr aber, werdet nicht mutlos wegen
eurer Fehler. Ihr seid eingewurzelt in das Irdische, das
ist ein Teil eures Bestehens; denn ihr seid aus dem
irdischen und dem himmlischen Teil zusammengesetzt, und
der irdische Teil bringt die Fehler mit sich, wenn einer
auch die größten Werke der Liebe übt, so hat er immer
noch seine Unvollkommenheiten. Das sind die Früchte von
dem irdischen Teil, der himmlische soll ihn aber
überwiegen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
467 Fest Mariä Geburt am 8. September
1901
„Sage, bin Ich nicht der größte Tor? Wie
ein des Verstandes Beraubter läßt Sich der Schöpfer
behandeln von Seinen Geschöpfen.“
Barbara:
Heute früh nach der heiligen Kommunion
hatte ich wieder einmal eine Entschädigung für all die
harten Opfer, die ich bringe, indem ich statt der
schönen Gottesdienste in Mainz, mich mit den harten
Feldarbeiten in Rück abquälen muß. Die liebe Mutter
Gottes kam nach der heiligen Kommunion, um mich zu
trösten. Obwohl die Kirche heute Mariä Geburt feiert,
zeigte Sie Sich nicht als Kind. Sie war so entzückend
schön, daß Ihr Kleid schimmerte wie von Edelsteinen ganz
durchwirkt. Der von Ihr ausgehende Glanz durchdrang die
ganze Welt. Sie war sehr herablassend gegen mich und
suchte mir so über alle Zweifel hinwegzuhelfen, daß es
mir war, als sei ich bei Ihr im Paradies. Sie munterte
mich auf, doch den Mut nicht zu verlieren, wenn es auch
manchmal schiene, als sei das Licht ausgegangen.
Maria: „Wenn
auch alles um dich her dunkel ist, der Herr ist doch bei
dir! Grüße mir deine zwei Freundinnen herzlich. Sie
möchten nicht irre werden, wenn etwas anders komme, als
sie erwartet. Dies gehört alles zu eurer Prüfungszeit.
Wohl hat dir der Herr mitgeteilt, daß dein Leben nur
noch Ihm und Seiner Kirche gehören soll. Dabei hat Er
dir zu gleicher Zeit dieses Kreuz vorgezeigt. Er ließ
dir die Wahl. Du hättest es verweigern können und Ihm
auf viel leichterem und bequemerem Wege dienen können.
Aber siehe, da du es erfaßt, hast du dieselben
Verdienste, als ob du alle Andachtsübungen mitmachen
könntest wie deine zwei Freundinnen.“
Barbara: Sie
erinnerte mich an Ihr Leben, wie da so manches auch den
Anschein hatte, als widerspreche es sich. Sie habe zum
Beispiel das Gelübde der ewigen Jungfräulichkeit
abgelegt, und der liebe Gott habe dieses Gelübde mit
Wohlgefallen angenommen. Später jedoch habe Er die
Umstände herbeigeführt, wo Sie in den Ehestand habe
treten müssen. Und welch widersprechende Dinge habe Sie
von da an durch Ihr ganzes zukünftiges Leben durchmachen
müssen.
Welcher Schmerz sei es für Sie gewesen,
als es sogar den Anschein gehabt, als wolle Ihr Sohn
kalt gegen Sie sein wie auf der Hochzeit zu Kana, und
später, als Sie Ihn einmal beiseite habe rufen wollen
und Ihr lieber Sohn denen, die gesagt: ‚Meister, Deine
Mutter will Dich sprechen‘, geantwortet: ‚Wer ist Meine
Mutter?‘ So solle der Christ an nichts festhalten. Möge
das Schicksal ihn drehen und wenden und hin- und
herschleudern auf seinem Lebensweg. Der Christ sei Gott
am wohlgefälligsten, der alles mit sich machen läßt, wie
es Gott gefällt und der in allem den Frieden bewahrt.
Später im Hochamt hörte ich fast
dieselben Worte in der Predigt. Die liebe Mutter Gottes
zog Sich zurück, aber mein Geist konnte die Wirkungen
nicht verbergen. Ich war meiner nicht mehr mächtig. Die
Leute kamen herzu und hoben mich auf, und das
gewöhnliche Gefühl trat nach und nach wieder ein. Auch
sah ich den lieben Heiland wieder einmal sehr lieb und
freundlich.
Jesus: „Deine
Seele ist wie eine Trauerweide auf dem Friedhof. Wer die
Trauerweide ansieht, der erkennt sogleich auch ihre
Sprache. So erkenne Ich jedesmal, wenn Ich deine Seele
anblicke, daß sie Mir sagen will: ,Herr, wie einsam und
verlassen hast Du mich hierhergestellt.’“
Und Er wies mich an den Tabernakel, wo
Er noch viel einsamer und verlassener sei. Er sei da zum
Troste der Menschen, aber diese verschmähten Seinen
Trost. Er sei da, um den Menschen Speise und Erquickung
zu sein, aber von dieser Erquickung wollten die Menschen
nichts wissen. Er fragte mich:
Jesus: „Sage,
bin Ich nicht der größte Tor? Wie ein des Verstandes
Beraubter läßt Sich der Schöpfer behandeln von Seinen
Geschöpfen. Dorthin komme, wenn du glaubst, verlassen zu
sein. Dort findest du Einen, der ist verlassener als
du!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
468 Sonntag am 15. September 1901
Barbara:
Heute morgen während des Hochamtes weinte ich sehr aus
Mitleid mit dem armen Volk, das durch das andauernde
Regenwetter so sehr bedrängt ist. Ich beschwor die liebe
Mutter Gottes um ihres heiligen Namens willen doch meine
Tränen durch Ihr Gebet zu unterstützen, und ich opferte
die Bedrängnisse der armen Bauersleute mit den
Bedrängnissen Ihres ganzen Lebens und den Leiden Ihres
Sohnes auf. Da sah ich auf einmal auf dem Altare, es war
von der Wandlung bis zur Kommunion, den Herrn. Sein
Angesicht war aber so furchtbar anzusehen, daß ich mich
vor Ihm fürchtete. Seine Augen leuchteten wie der Blitz,
der wie ein furchtbarer Strahl über die ganze Welt
dahinfuhr. Ich rief unter einem Strom von Tränen die
liebe Mutter Gottes um Hilfe an.
Da trat auf einmal wie eine recht
liebende, besorgte Mutter die liebe Mutter Gottes vor
den erzürnten Herrn hin, und da war es, wie wenn aus
einer Gewitterwolke die Sonne hervortritt. Sein
Angesicht wandelte Sich um in ein liebliches Lächeln.
Ich hatte den Trost, erhört zu sein. (Dieses Gesicht ist
Wirklichkeit geworden, denn heute, am 20. September,
haben wir das herrlichste Wetter.)
Inhaltsverzeichnis Band 5
469 Am 9. Oktober 1901
Barbara: Weil
ich hier in Rück die öftere Kommunion und sonst alle
religiösen Anregungen entbehren muß, hatte ich gar sehr
mit Heimweh zu kämpfen. Ich meinte, auf und davongehen
zu müssen. Der Herr aber warnte mich nach der heiligen
Kommunion und sagte:
Jesus: „Ich
habe nichts dagegen, aber du wirst es bereuen; denn der
Zustand deiner Schwester ist ein so armseliger, daß jede
rauhe Zugluft sie wieder in ihre frühere schmerzliche
Lage zurückwirft.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
470 Am 20. Oktober 1901
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion bat ich den Herrn für zwei
verstorbene Klosterfrauen, die eifrige
Liebesbundmitglieder waren. Dieselben waren, wie mir
geschrieben worden war, so freudig und sanft gestorben,
daß man annehmen konnte, die Verheißung des Herrn für
alle Liebesbundmitglieder sei an ihnen in Erfüllung
gegangen. Ich fragte Ihn deshalb, und Er teilte mir mit,
daß sie beide von ihrem heiligen Schutzengel im Fluge
nur durch das Fegefeuer seien hindurchgeführt worden;
sie seien beide schon im Himmel. Und Er fügte hinzu, daß
alle, welche die Schriften lesen und nach deren Inhalt
lebten und glaubten, sich auch auf die Verheißungen, die
darin enthalten seien, ganz gewiß stützen könnten.
Alle Mitglieder des Liebesbundes, die
mit Ergebung in Seinen heiligen Willen den Tod annehmen,
nur frei von Todsünden sind, deren Fegefeuer sei mit dem
Austritt aus dieser Welt abgeschlossen. Sie hätten darum
auf dieser Welt viel zu leiden.
Jesus: „Man
will es gar nicht begreifen, warum Ich die armen
Bauersleute so hart heimsuche, bald mit großer Hitze,
dann mit großer Nässe; bald vernichtet ein Unwetter ihre
ganze Ernte, dort wütet ein Sturmwind und vernichtet
ihre schönsten Obstbäume. Alles dies tut Meine Liebe zu
ihnen. Denn da Ich das größte Mitleid mit ihnen habe
wegen ihrer geplagten Lebensweise, so will Ich sie in
der Ewigkeit recht glücklich machen. Aber obwohl sie
gläubige Christen sind, fordern sie oft Meinen Zorn
heraus durch Neid und Lieblosigkeit und andere schwere
Sünden, und deshalb strafe Ich sie in diesem Leben ganz
unbarmherzig, um sie in der Ewigkeit um so milder
behandeln zu können.
N. aber soll sich um das Waisenkind, das
an keiner Stelle ausharren will, nicht allzu große
Sorgen machen. Wenn sie sich in ihre Verhältnisse nicht
fügen will, so hat sie auch die Schuld sich selbst
zuzuschreiben.“
Barbara: Als
die Baukommission meinem Bruder in Schippach befahl,
sein Haus niederzureißen, weil es lebensgefährlich sei,
und ein neues zu bauen, war ich in großer Sorge, daß er
dadurch in Schulden käme. Eines Tages nun, als ich vor
dem Herrn weinte und flehte, sprach Er:
Jesus: „Du
wirst noch sehen, wie Ich deinen Bruder und die Deinigen
segne, wenn einmal das Haus fertig ist.“
Barbara: Das
hat sich dieser Tage erfüllt; denn nicht nur hat das
Haus keinen Tadel, sondern der Herr fügte es auch, daß
mein Bruder es bar bezahlen konnte. Es kam nämlich ein
Tonbergwerk in die Gemeinde und meinem Bruder wurden für
einige Streifen Landes achttausendeinhundert Mark
ausbezahlt, während sein Haus fünftausend Mark kostete.
Meine kranke Schwester erhielt eintausendsechshundert
Mark und ich eintausendzweihundert Mark.
Das alles schreiben wir der Fürbitte des
heiligen Josef zu, den meine Schwägerin in Schippach
täglich inständig anrief. Auch die Feldfrüchte segnete
der Herr in augenscheinlicher Weise. So hatte ich nach
Johanni erst Dickwurz gesetzt. Eine Frau, die vorbeikam,
sagte: „Da könnt ihr aber auch nicht mehr viel
bekommen.“ Diesen Herbst aber sagte sie: „Ich muß
jedesmal, sooft ich vorbeikomme, stehen bleiben und die
Hände über dem Kopf zusammenschlagen vor Staunen, daß
ihr die dicksten und schönsten Dickwurz habt in der
ganzen Gemeinde.“ Als das Streusel im Wald durch Los für
die Gemeinde versteigert wurde, bat ich ebenfalls den
heiligen Josef, er möge sich meiner Schwester annehmen,
daß sie ein großes Los zöge. Und wirklich zogen wir die
zwei größten Lose von allen, so daß wir Wagen voll
heimführten wie andere ihre Päcke.
Inhaltsverzeichnis Band 5
471 Am 26. Oktober 1901
Jesus: „Es
war ein großes Leiden für euch, als Ich euch barfuß
schickte, ebenso, daß ihr so verfolgt wurdet, aber ihr
hattet immer noch den Trost in euch, daß ihr direkt für
Mich littet. Als Ich aber Barbara nach Rück sandte und
ihr den ganzen Sommer getrennt waret, war Mir dieses
Leiden der Beraubung noch viel angenehmer, weil ihr
keinen Trost dabei gehabt; um so mehr war ich
getröstet!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
472 Am 28. Oktober 1901
„Mein Auge ruht auf euch. Genügt euch
Mein Angesicht nicht?“
Jesus: „Daß
du den ganzen Sommer dich abmühen mußtest mit den harten
Feldarbeiten, dies alles, was sich dort ereignete, soll
dazu beitragen, die Menschheit zu belehren, wie nützlich
der jungfräuliche Stand auch in der Welt, auch für die
Kirche ist, daß er gerade so wie der Klosterstand für
das innere und äußere Leben der Kirche beiträgt. Weil in
jetziger Zeit der Ehestand so zerrüttet und die Welt so
sehr bevölkert ist, so muß alles dazu beitragen, um die
Welt wieder zur katholischen Kirche zurückzubringen, wie
es früher war.
Deshalb schicke Ich manchmal etwas zu,
was man nicht begreift, daß es gut sein müsse, wie der
Fall, als Ich dich nach Rück sandte. Das schien so, als
ob du losgerissen wärest, als ob Mein Geist nicht in dir
wirke, und ihr seid alle drei mutlos geworden, weil ihr
nicht wußtet, was das bedeute. Das habe Ich gerade
gewollt, weil das im Liebesbund soll verzeichnet werden.
Dort schickte Ich dich hin, wo du allen frommen Übungen
entrissen warst, und Ich entzog Mich deinem
Geistesblick, so daß du wirken mußtest ohne allen Trost.
Ich habe dich so beschlagen innerlich und äußerlich, mit
Schmerzen des Leibes und Ängsten der Seele, mit
Mutlosigkeit und Verlassenheit, daß du dastandest wie
von Mir verlassen und auch glaubtest, du seiest von Mir
verlassen.
Aber das habe Ich nur getan, damit du
mit der ganzen Kraft deines Körpers, mit Seele und Leib
einstehen solltest für die Familie, um die
Familienverhältnisse durch die Anwendung deiner
Leibeskräfte wieder zu heben und herauszureißen. In
solchen Fällen fehlt oft nur eine fleißige Hand, und
eine Familie ist gerettet. Jetzt aber rufe Ich dich
wieder hierher, und du mußt hier wieder die ganze Kraft
deiner Seele und deines Leibes einsetzen für Meine
Interessen, so wie dort für die deiner Familie.
Du sollst jetzt wieder dich der
Beschauung hingeben und dich Meinem Geist überlassen,
damit Ich in dir wirken kann wie früher, allen Menschen
in der Kirche zum Vorbild, um zu zeigen, daß Ich das
tätige wie das geistige Leben zu befördern wünsche,
besonders in der Familie, um so zu beseitigen, daß man
so niedrig denkt von Jungfrauen, als ob diese gar keinen
Zweck hätten. So wie aber eine Jungfrau wirkt in die
einzelne Familie hinein, so wirkt sie auch in die ganze
Kirche hinein; denn die Kirche ist zusammengesetzt aus
Familien. Und alle, die dazu beitragen, daß der
jungfräuliche Stand auch in der Welt gehoben und
ausgebreitet wird, sorgen für Meine Interessen und
befördern Meine Ehre.
Ihr aber, Meine Kinder, sollt euch um
nichts kümmern, ob man euch achtet oder verachtet, ihr
sollt nicht auf das Gesicht sehen. Mein Auge ruht auf
euch. Genügt euch Mein Angesicht nicht? Haltet zusammen
jeden Donnerstag abend die heilige Stunde in deinem
Zimmer und ladet auch andere dazu ein. Eines oder das
andere wird dazukommen können. Tut es auch den
Auswärtigen zu wissen, daß sie es auch so tun, damit ihr
euch versammelt und erbauet.“
Ein Priester aus Frankreich, ein Freund
der Begnadigten von B., war gekommen, um sich mit
Barbara zu besprechen. Der Herr ließ ihm sagen:
Jesus: „Wenn
Mein Diener wieder zu seiner geistlichen Tochter kommt,
so soll er sie vorbereiten auf ihren baldigen Tod. Sie
soll sich aber nicht fürchten, denn der Tod ist nur eine
Scheidewand zwischen ihr und Mir, die der Tod zerbrechen
muß, damit sie direkt in Meinen Besitz gelangt. Sie soll
versichert sein, daß ihr alle die Leiden, die sie für
Mich und das Heil der Kirche ertragen, im Himmel hoch
belohnt werden. Mein Diener aber soll so fortfahren wie
seither und auch versichert sein, daß ihm alles
überreich belohnt wird. Ich habe ihn deshalb hierher
geführt, um ihm zu sagen, daß er den Sieg der Kirche
nicht erleben wird.“
Einer Ehefrau, welche mit Gedanken der
Ehescheidung infolge von Zwistigkeiten umging, ließ der
Herr sagen:
Jesus: „Sie
soll sich in Liebe und Güte an ihren Mann wenden und ihm
vorstellen, daß sie und ihr Kind ihm doch näher stünden
als die Verwandten, und dann wird es besser gehen. Sie
soll bedenken, daß sie verheiratet ist und an keine
Scheidung denken!“
Inhaltsverzeichnis Band 5
473 Am 31. Oktober 1901
„Wo sind die Menschen, die sich mit Mir
unterhalten?“
Barbara hatte sich in Abwesenheit ihres
Beichtvaters an einen anderen gewandt und ihn gefragt,
ob, nachdem sie lange Zeit auf dem Land der heiligen
Kommunion des öfteren beraubt war, sie die tägliche
Kommunion wie früher halten dürfe, worauf dieser meinte,
sie solle nur dreimal die Woche gehen. Der Herr aber
sagte:
Jesus: „Gehe
zu dem Priester, der dir die heilige Kommunion verboten
hat und verlange sie; denn Ich will in dein Herz
hinabsteigen. Es war ja dein Wille nicht gewesen, daß du
dich ihr entzogen. Jetzt ist es wieder anders, und Ich
will Tag für Tag in dich eingehen. Du sollst dich aller
Sorgen entsagen und dich nicht um Valtin ängstigen, laß
mich sorgen. Du sollst für Mich arbeiten und für Meine
Interessen dich einsetzen, daß Ich so wirken kann wie
seither.“
Barbara:
„Sorge doch für Valtin. Du hast doch versprochen: ,Wer
Vater und Mutter ehret, dem wird es wohlgehen.’ So sorge
doch, daß der brave Junge jemand bekommt, der ihm seine
Arbeit besorgt.“
Jesus: „Wo
ist denn Meine Hausfrau, die Mir die Speisen bereitet?
Du sollst sie sein. In dir will Ich alles niederlegen,
die Speisen, deren die Menschheit bedarf, das heißt,
Meine Worte. Du sollst sie austeilen unter Meinen
Kindern, damit recht viele herbeikommen. Siehe, wie
verlassen Ich bin! Bedenke, wie Ich da wohne im
Tabernakel. Wo sind die Menschen, die sich mit Mir
unterhalten? Ich will, daß es immer neue Anregungen
gibt, daß recht viele herbeikommen.“
Barbara: „So
gib auch N. bitte ein Jubiläumsgeschenk zu ihrem
25jährigen Wirken in der Kinderwelt.“
Jesus: „Ich
werde ihr einen Teil jener Süßigkeit verkosten lassen,
einen Vorgeschmack, die sie in der anderen Welt genießen
soll zum Lohn für ihre treuen Dienste, die sie Mir
geleistet ihr ganzes Leben.
Die guten Anregungen, die sie in den
Kinderherzen verbreitet hat durch ihre Bemühungen und
Zureden, haben schon zum Teil Früchte getragen. Es sind
schon viele recht brauchbare Christen, die in ihre
Schule gegangen, und weil sie so viel Gutes gewirkt, so
sind die Fehler, die sie gemacht, ersetzt. Das Gute wird
dem Menschen belohnt, von dem es ausgegangen ist.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
474 Vigil von Allerheiligen 1901
„Niemand hat eine Ausrede, das Licht des
Glaubens sei ihm vorenthalten worden. Ich lasse Mein
Licht allen leuchten, aber sie verdunkeln es.“
Da die Vigil auf einen Donnerstag fiel,
so hatten wir uns zum ersten Mal versammelt, um die
heilige Stunde von neun bis zehn Uhr nach dem Wunsche
des Herrn miteinander zu halten. Barbara fühlte sich
plötzlich so elend und wußte nicht, was das geben solle.
Sie setzte sich und bekam in dieser Stellung die drei
Stürme wie früher im Leiden. Wir mußten sie von beiden
Seiten halten. Nach dem dritten Sturm fing der Herr an
zu sprechen. Den Wortlaut konnte N. leider nicht
behalten. Hier folgen nur Bruchstücke:
Jesus: „Ich
habe dich als Mein Werkzeug erwählt, in dem Ich Meine
Gnade niederlege, um sie der Menschheit durch dich
zuzuführen und ihr zu zeigen, wie viel Ich für sie
gelitten. Niemand wird es wagen und imstande sein, das
Band zu zerreißen, das Ich mit euch geknüpft habe. Ich
halte Meine Hand darüber. Ich will, daß die treuen
Seelen sich zusammenscharen zu einem Bund, um Mein
Leiden zu verehren und Mein Herz zu trösten (zur
heiligen Stunde donnerstags abends, wie der Herr schon
früher der seligen Maria Margaretha Alacoque angegeben).
Welchen Dank gab Mir die Menschheit für alles, was Ich
getan? Sie stieß Mich hinaus an den Schandpfahl des
Kreuzes. Ich stieg vom Himmel und verbrachte
dreiunddreißig Jahre in eurer Mitte.“
Barbara: „Ja,
aber warum glaubt man nicht, daß Du es bist, der die
Menschheit heimsuchen will?“
Jesus: „Weil
alle Meine Werke, alles, was Ich wirken wollte in Meiner
Kirche, Mein Eigenes Wirken nur das Vorbild ist, wie Ich
wirke in den Seelen, durch welche Ich der Menschheit
Meine Liebe kund tun will. Ich stieg vom Himmel, arm und
nackt, als hilfloses Kind, um so mehr leiden zu können,
um alle Leiden zuerst zu empfinden, die Meine
Dienerinnen aushalten müssen, in denen Ich wirken will,
aber sie erkennen Mich nicht; sie sehen Meinen Arm und
Meinen Finger nicht, weil Ich es vor ihren Augen
verborgen halte. Wüßten sie es, daß Ich es bin, so wären
Meine Diener nicht so verkannt und Mir verähnlicht. Aber
der Glaube ist es ja, durch den sich der Mensch zu den
Höhen Meiner Herrlichkeit erschwingt. Ich führe euch
herzu, die einen, um ihr Verdienst zu erhöhen und zu
vermehren, die anderen, um sie ihrer Leidenschaften zu
entwöhnen, um der Gemeinschaft mit anderen guten Seelen
halber. Der Glaube ist es ja, um dessentwillen Ich die
Verdienste belohnen kann. Niemand hat eine Ausrede, das
Licht des Glaubens sei ihm vorenthalten worden. Ich
lasse Mein Licht allen leuchten, aber sie verdunkeln es.
Wehe jenen, die das Licht sehen könnten,
wenn sie wollten, die es aber aus eigener Schuld
verdunkeln. Wehe jenen, denen Ich das Licht leuchten
ließ, aber sie haben nicht gewollt. Wehe den Unund
Irrgläubigen, sie können das Licht sehen an ihren
Brüdern. Ist es nicht der Mühe wert zu glauben, um mit
Mir durch die ganze Ewigkeit zu herrschen?
Du aber, Meine Kleine, Ich führte dich
hinauf (nach Rück). Du weißt nicht, daß Ich dich an der
Hand führe und dich behüte wie Meinen Augapfel. Ich
umzäunte dich mit einem Dornenzaun, als Ich dich
fortführte. Ich führte einen Dorn aus Meiner Krone in
deinen Leib, daß du Tag und Nacht Mich nicht vergissest,
weil er dir viele Schmerzen bereitete. Als es aber Zeit
war, nahm Ich den Dorn wieder aus deinem Leib und gab
dir die vorige Gesundheit wieder und führte dich zurück,
weil du Mir Freude machen und an Meinem Tisch erscheinen
sollst. Da will Ich dich haben Tag für Tag. Ich habe
dich und deine Familie gesegnet und alle, die in diesem
Hause wohnen. Saget Mir Dank, daß Ich Meine Dienerin
wieder hierhergeführt an Meinen Lieblingsaufenthalt. In
dieser Familie will Ich wohnen, bis Ich euch in Meine
Herrlichkeit abrufe. Von Zeit zu Zeit will Ich der
Menschheit wieder zeigen, wie Ich sie liebe.“
Der Herr näherte Sich dann Barbara und
ließ sie zur innigsten Gemeinschaft zu, die sie, die
Hände über die Brust gefaltet, still lächelnd
verkostete.
Barbara: „Man
meint, Du könntest ja nicht leben ohne uns.“ Dann sah
sie Jesus in einer tiefblendenden Sonne mit einem ovalen
Strahlenlichtglanz voll eingehüllt.
„Du bist die Krone der Heiligen, die
Sonne der Gerechtigkeit! Und jetzt sehe ich dich, o
lieber, heiliger Josef, vor deiner lieben Braut, und in
welcher Herrlichkeit! O wie schön bist du. Warum kommst
du denn?“ Josef: „Ja, ich komme, um euch zu
danken, weil ihr gesorgt habt, daß die Ehre meines
lieben Pflegesohnes befördert und Sein Plan ausgeführt
wurde, der mich zum Schutzherrn der Kirche und der
ganzen Welt gemacht hat, und weil durch die Schriftchen,
die ausgeteilt worden sind nach allen Seiten hin, das
verwirklicht wird, was mein göttlicher Sohn wünscht, daß
Ich als Schutzherr der Kirche angerufen werden soll.“
Jetzt sah Barbara den heiligen Erzengel
Michael mit gezücktem Schwert, als wolle er
dreinschlagen. Sie rief dreimal verängstigt:
Barbara:
„Halt ein! Halt ein! Halt ein! Sieh die kleine Schar,
die sich mit dir vereinigt! Auf die Gläubigen schlage
nicht zu, sondern auf den Drachen! O liebe Mutter, halte
ihm den Arm.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
475 Begräbnistag am 5. November 1901
Ein Pfarrer aus Mainz war am 2. November
plötzlich verstorbenen. Als Barbara morgens sich erheben
wollte, fühlte sie sich so krank und bekam solche
Erstickungsanfälle, daß sie wieder zu Bett mußte. Nach
einer Stunde wandte sie sich an den Verstorbenen und bat
ihn, falls er noch etwas bedürfe, so möge er ihr die
Kraft erflehen, zur Kirche gehen zu können; dann wolle
sie ihm auch die heilige Kommunion schenken. Das half.
Sie konnte zur Kirche gehen und die heilige Kommunion
empfangen. Auf ihren Platz zurückgekehrt, war es ihr,
wie wenn er vor ihr stünde, aber sein Angesicht glänzte
wie die Sonne. Sie fragte, ob er es denn wirklich sei.
Darauf erhielt sie die Antwort:
Pfarrer: „Ja,
es ist so. Weil er, als er den Tod herannahen fühlte,
sich ganz Seinem göttlichen Willen überlassen und auch
wegen der vielen innigen Gebete und Tränen von seinen
guten Freunden und Pfarrkindern, sei seine Schuld
getilgt worden. Soeben gehe er darum in den Himmel ein.
Diejenigen, die viele in der Gerechtigkeit unterweisen,
werden glänzen wie die Sterne des Himmels.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
476 Am 8. November 1901
„Einer Klosterfrau muß alles gleich
sein, was sie auch zu tun hat, ob sie betet oder
arbeitet.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr, daß Er so großes Wohlgefallen und Freude hätte,
daß wir uns donnerstags abends zur heiligen Stunde so
vereinigten. Besonders bereiteten Ihm die jungen Seelen
Trost, die alle noch so reinen Herzens wären. Das wären
die schönsten Früchte des Liebesbundes. Hier in der
Stadt gebe es so wenig solcher jugendlichen Seelen. Die
meisten wären durch die Tanzstunden schon verdorben und
in die Sinnlichkeit eingeweiht, selbst in den frömmsten
Familien, ehe sie noch das Laster verstünden.
Barbara: „O
Herr, verleihe doch, daß man dieser Schwester ein Amt
verleiht, das sie genügend beschäftigt.“
Jesus: „Sie
soll bedenken, warum sie sich Mir geweiht. Glaubt sie
denn, die Zeit sei verloren, die sie für Mich verwendet?
Wenn sie keine Beschäftigung hat und ihre Vorgesetzten
ihr keine geben, so soll sie zu Mir kommen, Ich bin sehr
froh mit ihr, wenn sie kommt. Wenn man sie zu nichts
wert hält, so soll sie sich demütigen und in sich den
Gedanken festhalten: ‚Du bist nicht würdig, ein Amt zu
verwalten‘, und dann ist ihr ganzes Leben ein lieblicher
Wohlgeruch in Meinen Augen. Sie soll innerlich die Demut
auffassen, wie Ich sie ihr äußerlich zukommen lasse.
Einer Klosterfrau muß alles gleich sein, was sie auch zu
tun hat, ob sie betet oder arbeitet. Ich brauche auch
Seelen, die sich mit Mir unterhalten.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
477 Am 11. November 1901
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr, wir sollten die heilige Stunde recht feierlich
halten. Er habe mir das Leiden ja nur gegeben, um die
Menschheit an Sein bitteres Leiden zu erinnern, was gar
zu wenig beachtet wird in jetziger Zeit.
Jesus: „Daher
kommt es, daß es immer mehr abwärts geht mit der
katholischen Religion. Hätten die Priester es
angenommen, so hätte es einen großen Umschwung gegeben,
so aber ist vieles, sind viele Gnaden verlorengegangen.
Haltet diese Stunde zur Sühne für die Bewohner dieser
Stadt, wegen der großen Gleichgültigkeit und
Vergessenheit, womit sie Mein Leiden unbeachtet lassen,
besonders für die gottentfremdete Jugend.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
478 Am 12. November 1901
Barbara betete den Rosenkranz und machte
die Meinung, den Ablaß zu gewinnen für die
Abgestorbenen. Zugleich machte sie auch die Meinung, daß
das eine Gesetz als Bruderschaftsgebet für den
lebendigen Rosenkranz gelten solle.
Jesus: „Du
kannst die zwei Meinungen nicht miteinander vereinigen.
Die letztere mußt du streichen, wenn du den Ablaß
gewinnen willst.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
479 Am 16. November 1901
„Sie wird wie eine Theresia von Stufe zu
Stufe steigen bis zur höchsten Vollkommenheit. Dort
werde Ich sie empfangen und einführen in den
Hochzeitssaal.“
Barbara las in einem Buch und hörte die
heilige Messe nach der Art und Weise, wie es darin
angegeben war. Nach der heiligen Wandlung, als sie die
Nähe des Herrn verspürte, empfahl sie Ihm auch die
Verfasserin und sagte:
Barbara: „Das
Buch ist doch recht geeignet, den Menschen Deine Liebe
einzuprägen. Du mußt doch wohl Freude daran haben?“
Jesus: „Das
macht Mir auch große Freude, sie soll nur all den Honig
aus den Hülsen herausziehen und soll ihn Meinen Kindern
zu verkosten geben.“
Barbara: „Wie
ist denn das zu verstehen? Was sie in den Schriften
findet, ist noch in Deine Worte eingekleidet, und viele
können es nicht fassen, weil sie es von den groben
Hülsen nicht annehmen.“
Jesus: „Sie
soll es umkleiden und es Meinen Kindern zu verkosten
geben!“
Barbara: „Was
wirst Du der Verfasserin für einen Lohn geben?“
Jesus: „Sie
wird wie eine Theresia von Stufe zu Stufe steigen bis
zur höchsten Vollkommenheit. Dort werde Ich sie
empfangen und einführen in den Hochzeitssaal. Das ist
der Lohn für Luise, daß sie sich so Mühe gegeben, daß
alle ihre Geschwister es jetzt genießen und Anteil
nehmen und dadurch sehr in der Vollkommenheit wachsen.
Sie alle sind würdige Kinder einer würdigen Mutter, und
die Nachwelt wird erfahren, was diese Familie in Meinen
Augen ist.“
Barbara: „Das
schreibt Luise doch nicht auf, denn ich weiß, daß sie
wegläßt, was sie anbelangt.“
Jesus: „Und
Ich will, daß es eingetragen wird, wie Ich es dir
eingebe, damit es unter die Menschheit kommen soll und
sie gerade dadurch mehr verdienen können; denn davon
haben sie nur Verachtung und Verdemütigung zu erwarten,
weil die Menschen einmal so sind, daß sie nicht sehen
können, daß andere von Gott vorgezogen sind. Das
auslassen, wäre nur der Verachtung aus dem Weg
gegangen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
480 Am 18. November 1901
„Man kann nicht irregehen, wenn man nur
sucht, Mich zu lieben und Mir zu gefallen. Was immer man
aus Liebe zu Mir tut, muß Ich belohnen!“
Von März bis November hielt sich Barbara
bei ihrer kranken Schwester in Rück auf, um für sie die
Feldarbeiten zu verrichten. Nur besondere Veranlassungen
führten sie manchmal einige Tage nach Mainz zurück.
Während dieser acht Monate half eine Nichte von Barbara
an ihrer Stelle hier aus.
Die Nichte kniete heute in der Kirche
hinter Barbara, und da sie merkte, daß der Herr mit ihr
verkehrte, wandte sie sich innerlich an den Herrn und
bat Ihn, ihr doch zu sagen, was sie tun solle, ob sie
nach Haus zurückkehren solle, weil sie sich hier für
überflüssig hält. Deshalb sagte der Herr zu Barbara:
Jesus:
„Wartet es nur ab, und ihr werdet sehen, warum Ich es so
angeordnet habe, daß Anna da ist.“
Diesen ganzen Morgen war Barbara mit
Jesus vereinigt. In der Neun-Uhr-Messe bei der Wandlung
war Er so lieb.
Barbara: „Ich
weiß nicht, was das ist, daß ich heute so innig mit Dir
vereinigt bin.“
Jesus: „Ich
will, daß du den ganzen Morgen bei Mir bleibst!“
Barbara: „Ich
meine, Du wärest gar nicht mehr so innig vertraut mit
mir wie früher. Ich habe keine so innige Freude mehr im
Gebet, und warum verlangst Du nichts mehr so im Gebet
wie früher?“
Jesus: „Ich
bin noch gerade so zu dir wie früher. Höre nur, was Ich
dir sage. Höre auf Meine Stimme! (Barbara hörte.) Ich
will, daß du jetzt eine Zeitlang, bis Ich es dir sage,
den ganzen Vormittag Mir opferst, vor Meinem Altare
kniest und Mich anbetest. Du sollst beten für die
Bekehrung der Sünder und es auch aufopfern zur Buße für
deine Sünden.“
Barbara:
„Wenn ich auch so innigen Verkehr mit Dir habe wie
früher, mein Beichtvater kümmert sich doch nicht darum,
und man muß doch auch sein Herz zuweilen aussprechen
über das, was vorkommt. Es ist doch auch so die Regel.“
Jesus: „Das
ist dein Kreuz, daß du keinen Beichtvater hast, dem du
dich aussprechen kannst.“
Barbara: „O
Herr, ich bin hinausgestoßen von allen. Habe ich mir
denn die Sachen eingebildet, weil es niemand glauben
kann? Überall, wo Du so wirkst, hat es doch einmal Licht
gegeben, und jemand fand sich, der durchschaute, daß es
was Göttliches sei, und bei mir bleibt es im Dunkeln.
Vielleicht ist es doch Einbildung?“
Jesus:
„Gesetzt den Fall, es wäre Einbildung, für wen hast du
es dir denn eingebildet?“
Barbara: „Für
Dich, um Dir zu gefallen. Weil ich gemeint habe, Du
wärest da, wollte ich Deinen Willen erfüllen.“
Jesus: „Also
glaubst du denn, Ich wäre wie die Menschen, die jetzt so
sagen und dann wieder anders? Ich belohne alles, was man
aus Liebe zu Mir tut. Man kann nicht irregehen, wenn man
nur sucht, Mich zu lieben und Mir zu gefallen. Was immer
man aus Liebe zu Mir tut, muß Ich belohnen!“
Barbara: „Ja,
wenn ich jetzt so lange bleiben soll, was gibt es denn
in der Familie, dann wird meine Schwägerin wieder
gereizt?“
Jesus: „Das
muß dir einerlei sein. Wenn sie losfährt, so schweige
und nimm es ruhig hin. Das ist ein Leiden, was du für
Mich leidest. Das ist dein Kreuz. Ein Kreuz muß Ich dir
doch lassen. Das trage Mir zuliebe. Du sollst Meinen
Zorn besänftigen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
481 Am 19. November 1901
„Wenn das Fasten euch gereizt macht,
wenn ihr etwas nicht leisten könnt, was über eure Kräfte
geht, so laßt lieber ein Werk sein, als daß ihr der
Liebe entgegenhandelt, damit nicht die Liebe darunter
leidet.“
Nach der heiligen Kommunion sah Barbara
die liebe heilige Elisabeth in majestätischer Haltung
wie eine Fürstin, eine Krone auf dem Haupt, und ein
violettes Gewand mit langer Schleppe war mit goldenen
Sternen besät, die glänzten wie die Sterne des
Firmamentes.
Elisabeth:
„Ich komme, um euch zu belehren! Die lange Schleppe
meines Gewandes soll andeuten, wie mein demütiges Leben
nach meinem Tode noch vielen lange Zeit in Erinnerung
geblieben ist.“
Barbara: „Ja,
was du geleistet, das können wir nicht.“
Elisabeth:
„Doch, das wollte ich euch gerade sagen. Ich mußte
herabsteigen, um Schmach und Verachtung zu finden und
mich allem entäußern und alles herschenken, um mir
Verachtung zuzuziehen. Ihr habt nicht nötig,
herabzusteigen. Der liebe Gott hat euch das schon
geschenkt, weil euch der Herr in die Lage versetzt hat,
gedemütigt und verachtet zu werden. Freut euch nur in
eurem Stand. Die goldenen Sterne bedeuten die
überirdische Gesinnung, womit ich alle meine Werke auf
Gott bezog und nur strebte, Ihm zu gefallen.“
Barbara bat noch um einen besonderen
Trost für Lieschen.
Elisabeth:
„Sage ihr nur, und ihr alle nehmt euch in acht, daß ihr
den Glanz der Tugenden, die ihr schon gesammelt habt,
jetzt nicht verdunkelt. Wenn das Fasten euch gereizt
macht, wenn ihr etwas nicht leisten könnt, was über eure
Kräfte geht, so laßt lieber ein Werk sein, als daß ihr
der Liebe entgegenhandelt, damit nicht die Liebe
darunter leidet. Ihr müßt ein gutes Beispiel geben und
dürft unter euch nichts vorkommen lassen, sondern müßt
immer einer Gesinnung sein.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
482 Am 20. November 1901
„Es kommt immer darauf an, wie es Mir
gebracht wird, ob aus Liebe oder aus Zwang.“
Jesus:
„Ich habe ein solches Mißfallen an der
Welt, daß Ich sie vernichten möchte, wenn nicht noch die
guten, treuen Seelen wären, die Mir Freude machen.
Besondere Freude macht es Mir, weil ihr euch donnerstags
so vereinigt, um Meiner Leiden zu gedenken, weil es sehr
wenig Menschen gibt, die sich noch Meiner Leiden
erinnern. Ich habe mehr Freude an dieser einzigen Stunde
als an einer ganzen Pfarrkirche voll Pfarrkinder, die
sich versammelt haben, um dem Pfarrgottesdienst
beizuwohnen, denn die meisten denken die ganze Woche
nicht an Mich. Sie erfüllen zwar die Sonntagspflicht
noch, aber nicht aus Liebe, sondern aus Furcht, um nicht
ewig verlorenzugehen. Diese muß Ich doch noch retten,
weil sie ihre Pflicht tun. Aber weil diese Stunde aus
reiner Liebe zu Mir gehalten wird und die Seelen alle
das aufrichtige Verlangen haben, Mir Freude zu machen
und Mich zu trösten, so ist dieser Akt, weil er aus
Liebe zu Mir hervorgeht, beseligender, als wenn eine
ganze Pfarrgemeinde sich versammelt aus Gewohnheit, und
um nicht ewig verlorenzugehen, mehr aus Zwang als aus
Liebe.
So ist es mit allem. Scheuet euch nur
nicht, und tut alles, was Ich euch angebe. Ich habe an
all solchen Dingen, die man besonders für Mich tut,
große Freude, weil das mehr aus Liebe hervorgeht. Es
kommt immer darauf an, wie es Mir gebracht wird, ob aus
Liebe oder aus Zwang.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
483 Am 21. November 1901
„Aber besonders soll sie die
Klosterleute zum Streben nach Vollkommenheit anfeuern,
weil in vielen Seelen der erste Eifer erloschen ist zum
Streben nach Vollkommenheit.“
Jesus:
„Sage Meiner Dienerin, daß Mir das Buch,
was sie geschrieben, große Freude macht, weil sie sich
Mühe gegeben hat, die Grundsätze zu verwerten, die Ich
darin niedergelegt habe, daß besonders der jungfräuliche
Stand mehr und mehr geschätzt wird. Das ist ja der Zweck
des Ganzen. Ich wünschte, daß es in alle jugendlichen
Hände käme und weithin verbreitet würde; denn es ist
Mein Geist, der es ihr eingegeben hat. Sie soll Mir
jetzt noch die Freude machen und noch ein Buch
schreiben, um das Streben nach christlicher
Vollkommenheit anzufeuern durch die Ertragung der
täglichen Leiden, und zwar besonders für Klosterleute
und auch Weltleute, um ihnen zu zeigen, daß sie auch an
der untersten Stelle des Klosters die höchste Stufe der
Vollkommenheit erreichen können, weil viele mutlos und
traurig sind, und weil überall so viel Erschlaffung
eingerissen ist.
Sie kann zeigen, wie man wie auf einer
Leiter, von Sprosse zu Sprosse, zur höchsten Stufe der
Vollkommenheit gelangen kann, wenn man die täglichen
Leiden benutzt. Aber besonders soll sie die Klosterleute
zum Streben nach Vollkommenheit anfeuern, weil in vielen
Seelen der erste Eifer erloschen ist zum Streben nach
Vollkommenheit. Viele sind mutlos und geben sich vielen
Einbildungen und Gedanken hin, die sie sehr im Streben
nach Vollkommenheit hindern, und viele erreichen den
Grad nicht, wozu Ich sie berufen, weil sie meinen, es
wäre nicht möglich, wenn sie nicht zu Ämtern gelangen,
wozu Ich nur einige brauchen kann, und so geben sie sich
Träumereien hin.
Dann soll sie zeigen, daß man durch die
täglichen Leiden und Zurücksetzungen, wenn es wirklich
solche sind, sich emporschwingt, indem man das alles
aufopfert und geduldig erträgt. So soll die Gesinnung
und die christliche Liebe in den klösterlichen
Genossenschaften recht geadelt und gehoben werden, weil
darin am meisten gefehlt wird. Wie man gegen die
christliche Liebe fehlt in Gedanken oder Handlungen,
wäre es Weltgeist, und hätte dann auch keinen Vorzug vor
den Weltleuten.
Sie soll sich nicht fürchten. Ich gebe
ihr die Kraft und den Mut, daß sie es auch ausführen
kann. Aber Ich sage ihr voraus, daß sie das an sich
erproben muß, denn es wird manchen Widerspruch und Tadel
erfahren. Das soll sie ruhig ertragen, weil das nicht zu
vermeiden ist. Wenn die Klosterleute eine Zeitlang da
wären, würde die Liebe oft erkalten, und wenn diese
erloschen wäre, kämen die Gedanken, die vom Weg der
Vollkommenheit abziehen. Jeder soll bei sich anfangen.“
Als wir abends von neun bis zehn Uhr die
heilige Stunde hielten und das Lied sangen: „Düster sank
der Abend nieder“, sah Barbara den Herrn, wie Er uns
einen unendlich liebenswürdigen und freundlichen Blick
zuwarf, ebenso warf ihr der Herr am anderen Morgen bei
der heiligen Wandlung einen unendlich liebenswürdigen
Blick zu.
Inhaltsverzeichnis Band 5
484 Am 25. November 1901
„Wenn euch die Wahl gestellt wäre, Gott
ohne Leiden in der Glorie zu besitzen oder noch in der
Welt zu bleiben, wo Gott so viel beleidigt wird, so
sollt ihr lieber wählen, in der Welt zu bleiben und zu
leiden.“
Das Leiden, welches Barbara früher alle
Freitage hatte, hat der Herr jetzt umgewandelt in ein
ganz geistiges, nur inneres, so daß sie Donnerstag und
Sonntag nachts regelmäßig mit dem Herrn die Todesangst
leidet. Diese zwei Nächte kann sie nicht schlafen.
Dieses geheimnisvolle Leiden hatte Barbara auch diese
Nacht vor dem Katharinenfest, das auf Montag fiel. Es
war ihr, wie wenn ihr beständig die Arme abgesägt
würden. Dies muß sie leiden wegen der toten Glieder am
mystischen Leib Christi.
Barbara: Vor
der heiligen Kommunion lud ich heute unsere himmlischen
Freundinnen, die heilige Katharina und die heilige
Barbara, ein, sie möchten mich zum Tisch des Herrn
begleiten und mir ihre Tugenden leihen zum Ersatz für
meine Sündhaftigkeit. Als ich von der Kommunionbank
zurückkam, kamen sie beide so lieb, freundlich und
herzlich zu mir, doch redeten sie nichts. Es war, wie
wenn jemand recht glücklich ist und sie beide genießen
sich auch ohne Worte. Lange freute ich mich in diesem
Glück.
Katharina:
„Jetzt haben wir teilgenommen an deinem Glück, jetzt
sollst du auch unser Glück teilen.“
Barbara:
Meine Seele entflog mit Jesus, und Er führte mich an den
Ort dieser heiligen Jungfrauen. Ich durfte nur den Raum
schauen, wo sie sind, jedoch die göttliche Anschauung
nicht genießen. Es herrschte dort eine solche Freude und
ein solches Glück, und der Raum war mit solchem
Lichtglanz erfüllt, daß es nicht auszusprechen ist. Mein
ganzes Innere ist diesen Tag so erfüllt von dem Licht,
daß mir das Tageslicht und die Sonne dagegen wie
Mitternacht scheinen. Ich meinte, ich könnte die Augen
nicht aufmachen, um die Welt anzusehen.
Da stand ein Thrönchen an dem anderen,
doch nicht so majestätisch, wie ich die der
Kirchenfürsten gesehen. Diese waren schöne Thronsessel.
Einer jeden war ihr Platz angewiesen und sie wußten
genau, wo sie hingehörten. Darunter waren viele Plätze
frei, und es wurde mir gesagt, das sind die Plätze für
euch. In der hinteren Reihe, wo die heilige Katharina
und Barbara waren, waren drei Plätze für uns. Vorher war
eine Reihe leer, und da hieß es, diese wären bereit für
alle, die sich uns anschließen und ausharren in dem
begonnenen Weg, für alle Jungfrauen, die ein recht
tugendhaftes Leben führen, sei es in der Welt oder im
Kloster. Ich unterhielt mich mit ihnen und fragte sie:
„Wie ist das möglich, daß auch wir an
den Ort kommen sollen, wo ihr seid, da ihr doch als
Märtyrerinnen gestorben seid und euer Blut für Jesus
vergossen habt?“
Katharina:
„Das ist freilich möglich, weil ihr in viel größerer
Gefahr steht als wir. In unserer Zeit war das
Christentum noch im ersten Eifer, und wer einmal Christ
war, der hatte keine Gefahr mehr, denn er wußte sicher,
daß er, wenn er ausharre, in den Himmel eingehe; so tief
war damals der Glaube eingewurzelt in das Christenherz.
Zwar sind auch welche abgefallen, aber die haben mehr
das Zeitliche im Auge gehabt, Geld, Gut und Ehre.
Ihr lebt in einer viel gefahrvolleren
Zeit. Es wird den Menschen auf viel feinere Weise
nachgestellt, sie werden auf feinerer Art gemartert, und
die Marter dauert so lange, als ihr Atem ein- und
ausgeht, wegen der vielen, bösen Beispiele, die ihre
Mitmenschen geben, die sich stellen, als wären sie auch
fromm, und die trotzdem alles mitmachen wie das
Heidentum: Vergnügungssucht, Hang zum zeitlichen Gut und
alle Untugenden wie die Heiden. Dabei aber wollen sie
noch fromme Christen sein.
Eine Seele jedoch, die Gott allein sucht
und liebt und auf dem Weg der Vollkommenheit wirklich
wandelt, hat dies Beispiel vor Augen, und es wird ihr
oft gesagt: ,Du bist ein Sonderling und machst Sachen,
die andere nicht machen.’ So kommen viele von dem
rechten Weg ab; sie gehen zwar nicht ganz verloren, aber
erreichen nur einen niederen Grad der Seligkeit,
deswegen kämen aber diejenigen, die ausharren, unter
ihre Gesellschaft.“
Barbara: Ich
hielt sie an, für die ganze Welt zu bitten, besonders
für uns und alle Verwandten, auch für einen Neffen, der
bei den Soldaten ist, der sich so unglücklich fühlt.
Katharina:
„Du sollst dich nicht gar zu sehr daran hängen.
Betrachte das auch als einen Teil von dem Kampf, den du
zu bestehen hast. Man soll sich recht für seine
Verwandten bemühen, um sie auf dem geraden Weg zu
erhalten, aber Gott hat jedem Menschen so viel Gnade
gegeben, daß jeder Mensch erkennen muß und kann, was er
zu tun hat. Gott gibt jedem Menschen den freien Willen,
daß er ihn gebrauche zum Guten. Was du nicht packst
unter deinen Verwandten, das mußt du übersehen und dich
darüber wegsetzen.“
Barbara: Ich
bat noch für alle Jungfrauen in der ganzen Welt,
besonders für die verfolgten Klöster und sagte, sie möge
doch bitten, daß doch die Verfolgung der katholischen
Kirche aufhöre und bewirken, daß es doch bei uns nicht
auch so weit komme wie in Frankreich und Spanien und
Italien, wo die Klöstergemeinschaften verjagt würden,
weil diese doch Gott am meisten verherrlichen durch ihre
Gebete. Die heilige Katharina sagte:
Katharina:
„Das alles läßt Gott doch nur zu ihrem Besten gereichen.
Es ist zwar sehr hart und traurig, aber dadurch wird
Gott wieder entschädigt und Seine Ehre Ihm eingebracht;
denn auch an den weitaus meisten Ordensleuten ist noch
vieles zu verbessern, denn viele, viele
Genossenschaften, haben den Weltgeist eingesogen und
müssen geläutert werden.
Deswegen läßt Gott es zu, daß die Orden
vertrieben werden; es dauert nicht lange, und sie kommen
wieder zurück. Es muß ein anderer Geist entstehen. Die
Prunksucht und die Weltliebe sind in den Klöstern
bereits so weit wie in der Welt auch. Da ist nichts zu
machen. Da wäre es am besten, daß sie sich demütigen und
ein anderes Leben anfangen.“
Barbara:
Diese innige Vereinigung und Glückseligkeit dauerte
mehrere Stunden, ohne daß ich das höchste Gut geschaut.
Ich durfte nur die Glückseligkeit fühlen und das Licht
und die Freude und Wonne, worin die Seligen schwelgen,
und darin war ich so überglücklich, daß ich stundenlang
gekniet, ohne es zu wissen, ich meinte, ich sei mitten
darunter. Als ich mich aufrichten wollte, fühlte ich auf
einmal durch das stundenlange regungslose knien einen
Schmerz, als wenn ich mit Messern durchstochen wäre.
Katharina:
„Ja, siehst du, das hast du uns noch voraus, solange du
noch im Fleisch bist, kannst du noch verdienen. Jetzt
hast du auch das Glück und die Wonne mit uns geteilt,
aber doch noch im Schmerz und im Leiden. Bei uns ist das
vorbei. Du kannst noch verdienen und durch dein Leiden
Gott ehren und deine Verdienste vermehren; das ist bei
uns nicht mehr der Fall. Wir können nur schauen,
besitzen und genießen, während ihr Erdenpilger bei dem
Schauen und der Freude, die ihr manchmal genießt, doch
auch noch das Verdienst vermehrt für euch und andere,
und Gott verherrlicht und Seine Ehre befördert durch das
Leiden.
Wenn euch die Wahl gestellt wäre, Gott
ohne Leiden in der Glorie zu besitzen oder noch in der
Welt zu bleiben, wo Gott so viel beleidigt wird, so
sollt ihr lieber wählen, in der Welt zu bleiben und zu
leiden, als in der Anschauung Gottes zu sein. Wir würden
es noch so gern machen, wenn wir es noch so machen
könnten, weil das Gott viel angenehmer ist.“
Barbara: Bei
der Wandlung hörte ich zwar schellen, aber es war eine
solch majestätische Haltung unter den Himmelsbewohnern;
sie ließen mich außer acht, ich stand da wie ein
Holzblock. Sie sahen auf das Allerheiligste, wie wenn
sie vernichtet wären, und knieten sich vor das Höchste
Gut. Weil ich allein war, machte ich meine Aufopferung
und bat sehr für die Armen Seelen. Die liebe Mutter
Gottes ging ins Fegefeuer, und hie und da fuhr eine Arme
Seele mit Ihr auf; alle aber wurden sehr getröstet und
erfreut. Das dauerte so lange, bis der Priester sagte:
„Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Alsdann fühlte ich
meine Glieder wieder frei.
Katharina:
„Wir sehen mit großem Schmerz, wie es auf der Welt
zugeht. Was wir euch raten, ist das Beste und Sicherste.
Ihr könnt das freilich nicht so durchschauen. Die
Christenheit steht jetzt so in Gefahr, daß wir nicht
genug raten können zum Liebesbund, zur Ausübung dessen,
was in den Schriften steht, daß man oft zum Tisch des
Herrn gehe, der jungfräuliche Stand gehoben und gepflegt
werde, um die Familie vom Verfall zu retten, und zu
sorgen, daß die christliche Familie wieder mehr und mehr
in das Glaubensleben hineinkommt, weil eine christliche
Jungfrau, auch wenn sie in der Welt steht, beitragen
kann zu einem christlichen Familienleben.
Ebenso sollen die christlichen
Genossenschaften beitragen, daß die christliche
Eintracht, Liebe und Friede, recht bewahrt bleiben, weil
das von ihnen besonders verlangt wird und dadurch viel
Segen über die Menschheit herabgefleht wird. Ich kann
deshalb nicht genug raten, daß man sich doch
zusammenscharen möge, daß sich die jungfräulichen Seelen
und alle, die nach höherer Vollkommenheit streben und
ihr Heil in Sicherheit bringen wollen, gegenseitig
aufmuntern und sagen, was die Seele fördern kann im
Streben nach Vollkommenheit, damit der Weltgeist keinen
Eingang findet und hinausgedrängt wird. Gott hat nicht
allein für den Ehestand gesagt: ,Es ist nicht gut, daß
der Mensch allein sei.’ Das hat Er für alle Zeiten, für
alle Nationen und Geschlechter gesprochen, besonders für
diejenigen, die zur Zahl der Auserwählten gehören. Für
diese ist es nicht gut, daß sie allein sind, sonst
werden sie von der Welt mit fortgerissen. Deswegen hat
Gott die klösterlichen Genossenschaften gegründet. Die
Stifter haben genau gewußt, daß der Mensch allein den
Gefahren in der Welt nicht entrinnen kann. Deshalb
drängt und treibt Gott und hat euch zum dritten
zusammengeführt, um zu zeigen, daß nur vereinigte Kräfte
stark sind, um den Gefahren, wovon die Welt voll ist,
glücklich zu entgehen. Euer Hauptlosungswort ist:
Friede, Liebe und Eintracht! Das wahret recht!“
Barbara:
„Erflehe mir doch die Gnade, nicht mehr zurück auf die
Welt zu müssen.“
Katharina:
„Freue dich, daß du noch mehr verdienen darfst; freue
dich, wir alle wollen es.“ Als Barbara an der
Lourdesgrotte in einer Kirche vorüberging, schien es
ihr, als ob ihr die liebe Mutter Gottes etwas sagen
wollte. Sie kniete sich hin und die liebe Mutter Gottes
sagte:
Maria: „Sage
Luise, sie soll sich in acht nehmen und niemand hier in
der Stadt etwas zu lesen geben, weil sie sonst wieder
Unannehmlichkeiten mit dem Bischof bekommt und die
Ratschläge Meines Sohnes vereitelt werden. Manche junge
Seelen können die Gnaden Gottes noch nicht so recht
auffassen, weil sie noch nicht viele Leiden
durchgemacht. Sie bilden sich dann gleich etwas darauf
ein.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
485 Am 26. November 1901
„Am Schlusse lasse Ich es zusammenfallen
und die Welt ist verschwunden mit allem Getriebe und
Getreibe; aber das, was der geringste Mensch tut zu
Meiner Ehre, bleibt in Ewigkeit.“
Barbara: Als
wir die Reise nach Lourdes antraten, ließ ich meine
Nichte von S. kommen, damit sie meine Stelle vertrete.
Bis jetzt war sie noch hier und hoffte, eine gute Stelle
zu finden, sobald sie nicht mehr nötig sei. Das war aber
nicht der Fall. Da auch vor Weihnachten das Geschäft
sehr langsam geht und sie überflüssig ist, so faßte ich
den Entschluß, sie heimzuschicken. Alles war zur Abreise
bereit. Heute früh bat ich den Herrn, Er möge doch die
Sache lenken und leiten und bewirken, daß sie so bleibe,
wie sie jetzt ist, weil sie doch zu Haus nicht so
vorwärtskommen könne. Darauf belehrte mich der Herr so
lieb:
Jesus: „Ich
will nicht, daß du sie fortschickst. Ich will, daß sie
hier bleibt.“
Barbara: „Du
hast wohl gesagt, wir würden noch sehen, warum Du es so
gefügt, aber es ist keine Aussicht da; ich meine, das
ist eine Täuschung von meinen Sinnen gewesen, weil ich
es gerne gehabt hätte, um sie auf einen guten Weg zu
erhalten.“
Jesus: „Ich
war es, der es dir gesagt hatte.“
Barbara: Ich
hörte diese Worte so deutlich, daß ich Seine Stimme
unterschied wie eine tiefe Männerstimme von der meinen.
Jesus: „Ich
will, daß sie hierbleibt. Sind denn die geistlichen
Werke nicht tausendmal mehr wert als die äußere Arbeit,
die der Mensch tut? Die Kommunion, die sie hier
empfängt, die heiligen Messen, die sie hier hört, hat
sie nicht in ihrer Heimat. Dort macht sie auch den
Fortschritt in dem frommen Leben nicht, den sie hier
macht. So viel die unsichtbare Schöpfung mehr wert ist,
als die sichtbare, soviel sind die geistigen Arbeiten,
die der Mensch verrichtet, mehr wert als die leiblichen.
Habe Ich denn die Menschen nur erschaffen, damit die
Menschen ackern und pflügen und Häuser bauen und diese
Meine Schöpfung schön ausschmücken?
Wisse, daß all die großen Werke, welche
die Weltmenschen vollbringen in der Welt, um sich das
Leben recht bequem zu machen und die Schöpfung recht zu
verschönern, noch nicht soviel wert sind als das
allergeringste Werk, das eine Seele verrichtet aus Liebe
zu Mir: Wie ein Ave, ein Rosenkranz oder heilige
Kommunion. Denn all die großen Werke, die mit so viel
Mühe vollbracht werden, obwohl es auch zum Unterhalt
dient, all die vielen Arbeiten und Werke, womit die
Menschen sich abplagen, all die großen Werke, die durch
den Verstand und Fleiß und die Geschicklichkeit
hergestellt werden, sind nicht soviel wert, daß Ich sie
mit einem Schlag vernichte. Und wenn der Mensch auch die
ganze Welt gewönne, wäre es doch nicht mehr wert. Am
Schlusse lasse Ich es zusammenfallen, und die Welt ist
verschwunden mit allem Getriebe und Getreibe; aber das,
was der geringste Mensch tut zu Meiner Ehre, bleibt in
Ewigkeit.
Wenn dem so wäre, wie die Weltmenschen
glauben, daß es Torheit sei, daß es so viele Ordensleute
gibt und Menschen, die sich gerade nur Mir weihen und
beten, dann hätte Ich den Himmel nicht zu erschaffen
brauchen und im Himmel nur die Engel, die Ich nur
erschaffen, damit sie Mir dienen, Mich anbeten und Meine
Winke befolgen. Aber das ist der Beweis für euch
Menschen, daß Ich euch nur erschaffen habe zu Meiner
Ehre und Verherrlichung, daß Ich den Himmel mit seinen
Bewohnern erschaffen, die auch nicht pflügen und ackern,
die Ich rein geistig geschaffen, weil sie nichts zu tun
haben, als nur Mich anzubeten und Mir zu dienen.
Ich habe auch die sichtbare Schöpfung
erschaffen und die Menschen hineingestellt, damit sie
Mir dienen und Mich verherrlichen. Es kann daher ein
Mensch kein größeres Werk tun, als daß er sich ganz Mir
weiht und sich nicht kümmert um das Weltgetriebe, um
einzig Mir Dank zu sagen für die Menschen, die es nicht
tun und die nicht an Mich glauben, und um Mich anzubeten
und Mir Sühne zu leisten für diejenigen, die es nicht
tun. Laß deine Nichte hier. Wenn deine Schwägerin ihr
auch keinen Lohn geben will, Ich werde für sie sorgen.
Ihr aber sollt vielen zum Vorbild sein.
Ihr müßt eins sein untereinander. In einer wahren
Freundschaft muß es sein wie in einer Familie; all die
Gedanken und Wünsche müssen gemeinschaftlich sein.“ Weil
eine Dame sich nicht mehr bei der heiligen Stunde
einfand, sagte Barbara zum Herrn, es sei auch eine große
Demütigung für die Reichen, sich mit ihr auf eine Bank
zu setzen. Da sagte der Herr:
Jesus:
„Diejenigen, die sich schämen, mit den Armen auf einer
Bank zu sitzen in diesem Leben, werden mit den Reichen
in der anderen Welt neben der Bank sitzen.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
486 Brief an den Beichtvater der
Karmelitinnen
„Vorige Woche wurde mir mitgeteilt von
einer Bekannten, daß Frl. N., jetzt Schwester C., krank
sei und man Schlimmes befürchte. Da ich seit der Zeit
für sie bete, wurde mir schon zweimal durch eine innere
Stimme der Auftrag gegeben, ihr diesen Trost durch Ew.
zukommen zu lassen: Ich fühle mich nämlich für diese
Klosterfrau zu beten verpflichtet, da sie auf meinen Rat
hin dort eintrat. Diese Schwester solle keinen Zweifeln
und keinem Gedanken nachgeben, als sei dies nicht ihre
Bestimmung gewesen, in diesen Orden einzutreten, weil
sie anscheinend nur eine Last für das Kloster sei. Sie
solle fest überzeugt sein, daß der Herr es so haben
wolle. Sie solle für Ihn leiden. Ew. H. möchten ferner
glauben, daß es kein Zufall gewesen sei, der uns nach
Würzburg zu diesen Klosterfrauen geführt.
Der Herr habe den Glauben und die Liebe
in jenen Klosterfrauen nur befestigen und befördern
wollen, indem Er ihnen gezeigt habe, daß Er so wie in
ihnen auch in anderen wirke. Der Herr wünscht sehr, daß
Ew. dafür sorgen, daß jener wechselseitige Verkehr zur
Aufmunterung der Gottesliebe zwischen uns und den
Klosterfrauen wieder aufgenommen werde, da jetzt, wo die
Macht der Hölle die ganze Welt in Beschlag genommen, nur
eine Parole durch die ganze Welt gehe, nämlich, die
katholische Kirche zu vernichten, für die guten, treuen
Katholiken keine andere Wahl mehr übrigbliebe, als sich
ebenfalls zusammenzuscharen: Ordensleute, Priester und
Weltleute, wie Er in den Schriften immer angegeben. Das
einzige, was diese kleine Schar noch tun könne, sei,
sich der göttlichen Gerechtigkeit ganz entgegenzuwerfen
durch Buße und Sühne, daß die Tage der Trübsal abgekürzt
werden. Obwohl Satan jetzt glaube, die Kirche Christi
ganz zu vernichten, hätten aber seine Helfershelfer doch
auch noch eine andere Absicht. Da sie nämlich ihr
Eigentum möglichst geschützt sehen wollen, so machen sie
die Völker aufmerksam auf das Eigentum der katholischen
Kirche, um das Volk recht aufzuhetzen. Diesen Sturm
ließe Er aber nur über Seine Kirche ergehen, um Seine
Tenne wieder einmal zu säubern. Wenn jemand aber noch
zweifeln wolle, ob Er es sei, der Seine Kinder
auffordere, sich der göttlichen Gerechtigkeit
entgegenzuwerfen, der solle nur warten bis Frühjahr.
Hochachtungsvollst!
N.N.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
487 Fest der hl. Barbara am 4. Dezember
1901
„Jetzt, wo die Familie so zerrissen ist
und die Welt ganz im Fleisch versunken ist und der
Teufel seine Ernte hält in der Fleischeslust, ist es das
Größte, was der Mensch tun kann, wenn er beiträgt zum
jungfräulichen Stand.“
Barbara:
Ich freute mich schon nachts auf das
Fest der heiligen Barbara, auf den glücklichen Tag, wo
ich meine heilige Patronin begrüßen durfte. Als ich zur
Kirche gekommen und die Zeit der heiligen Kommunion
herannahte, rief ich sie mir zur Seite. Sie kam mit der
heiligen Katharina, und rechts und links gingen beide
Freundinnen mit mir zur Kommunionbank. Als ich dann
zurückkehrte, waren sie so lieb und herzlich und in Ihn
versenkt, sich mit mir freuend und ich mit ihnen, daß es
ein ungemein schöner Austausch war von gegenseitigem
Glück.
Heilige: „Wir
freuen uns mit dir wegen deines Glückes.“
Barbara: „Ich
freue mich mit euch über euer Glück. Helft mir doch, daß
ich Ihn so liebe und alles verlassen kann, wie ihr alles
geopfert.“
So verfloß eine Stunde in der innigsten
Anbetung und Liebe, im wechselseitigen Austausch, in
fortwährendem Glückwünschen, so daß ich vor Wonne nicht
mehr wußte, wo ich war. Ich glaubte, in den himmlischen
Räumen zu sein und nicht mehr auf der Welt. Unaufhörlich
opferte ich dem Herrn die Verdienste der heiligen
Märtyrerinnen und aller heiligen Jungfrauen und unsere
armseligen Verdienste, wenn wir je solche verdient
haben, alle meine Leiden, die ich um Seinetwillen
erduldet, in Vereinigung mit den Leiden Jesu dem
himmlischen Vater auf, um rechte Fortschritte zu machen
in der Vollkommenheit für mich und meine zwei
Freundinnen und alle, die sich mit uns vereinigen,
besonders die Liebesbundmitglieder, die glauben, daß der
Herr so gut ist und Sich herabläßt, uns zu trösten, zu
belehren und zu ermahnen. Ich bat ganz besonders für
meine Angehörigen, für die Familie, in der ich stehe.
Dann teilte mir der Herr mit, daß Er
mehr Freude habe an dem Wirken meiner Schwägerin jetzt,
als zu der Zeit, wo sie eine Klosterfrau war, weil sie
jetzt viel wirke dadurch, daß sie die jungen Mädchen so
zusammenhalte und Ihm zuführe, indem sie für ihren
Lebensunterhalt sorge und sie unterrichten lasse, damit
sie recht Fortschritte machen und im jungfräulichen
Stand aushalten könnten, indem sie es einigen
ermöglicht, darin auszuhalten. Auch tue sie sonst sehr
viel Gutes unter allen, die mit ihr in Verbindung kämen,
auf die sie einwirke und so viele Seelen dem Teufel
entreiße und Gott zuführe, was alles sie im Kloster
nicht getan hätte, denn dort sei ihr Herz angefressen
gewesen von Stolz und zu vieler Eigenliebe und
Einbildung.
Jesus: „Ich
knüpfe so viele Gnaden an den jungfräulichen Stand und
an all diejenigen, die es glauben, und die dazu
beitragen, daß der jungfräuliche Stand mehr gehoben wird
in der Welt, daß Ich all diesen einen ganz besonderen
Segen zukommen lasse in diesem Leben und eine besondere
Glorie in der Ewigkeit. Den Beweis gebe Ich euch an
deiner Schwägerin, die Ich mit zeitlichen Gütern segne
und mit ewigen, weil sie für den jungfräulichen Stand
einsteht und sorgt, daß er gehoben wird. Es ist ganz
einerlei, ob eine Jungfrau in der Welt oder für sich
allein oder im Kloster, wenn sie eine fromme, brave
Jungfrau ist, ganz nach dem Herzen Gottes, weil eine
wahre Jungfrau überall Gutes wirkt.
Jetzt, wo die Familie so zerrissen ist
und die Welt ganz im Fleisch versunken ist und der
Teufel seine Ernte hält in der Fleischeslust, ist es das
Größte, was der Mensch tun kann, wenn er beiträgt zum
jungfräulichen Stand. Diejenigen, die in den Klöstern
leben, sollen nicht glauben, daß das Kleid und die Regel
sie heilig macht, daß sie deshalb bevorzugt sind von
Gott vor den Jungfrauen, die Ihm treu dienen in der
Welt. Manche haben beim Eintritt in das Kloster wenig
verlassen und dafür ein viel bequemeres Leben
eingetauscht. Wenn diese Mir dann nicht dankbar dafür
sind, so kann Ich sie für den Ordensstand nicht
belohnen. Manche sind zwar reich gewesen und haben ihre
Güter verlassen, aber sie sehen mit großer
Geringschätzung auf andere herab, die nicht so viel
besessen und meinen, diese stünden weit unter ihnen und
sehen sie über die Achsel an. Auch diese sind in Meinen
Augen gleich den Weltleuten. So wird Mir auch in der
Welt gedient.
Darum will Ich haben, daß eine
Erneuerung in allen Ordensgenossenschaften angebahnt und
das Glaubensleben neu angefacht wird, und allen
denjenigen, die dazu beitragen, daß der jungfräuliche
Stand gehoben wird, sowohl in der Welt wie im Kloster –
denn alle Klosterfrauen, welche diese Fehler nicht in
sich bekämpfen, sind nicht besser wie die Weltleute auch
– verspreche Ich, daß sie das größte Werk ausführen in
der Christenheit, und daß das größte Wohlgefallen Gottes
auf ihnen ruht und die größte Freude schon hier auf
Erden ihnen zuteil wird und eine ganz besondere Glorie
in der Ewigkeit.“
Barbara: Nun
nahmen mich die heilige Barbara und die heilige
Katharina und führten mich in den himmlischen Raum, wo
sie sind, und ich durfte die herrliche Prozession sehen,
welche die Jungfrauen der heiligen Barbara zu Ehren
veranstalteten. Es war eine unabsehbare Schar weißer
Lichtgestalten. Darunter sah ich die drei kürzlich
verstorbenen Klosterfrauen von N. Sie wurden mir von
meiner lieben Gefährtin, der heiligen Barbara, ganz
besonders gezeigt, daß dies die drei Klosterfrauen
seien, die in dem Kloster von N. gestorben seien. Sie
zogen sehr freudig mit und waren voller Glückseligkeit
darüber, daß sie eingereiht sind in das Band des
Liebesbundes. Es war nämlich schon eine kleine Schar,
die da zusammen einhergingen. Es wurde mir gesagt, dies
seien die Liebesbundmitglieder. Diese hätten alle eine
ganz besondere Zuneigung zueinander; deshalb wären sie
so zusammen.
Der Austausch von Liebe und Gnade war so
überfließend und so groß, daß ich nicht mehr glaubte,
auf der Welt zu sein. Als die Zeit der Rorate-Messen
kam, dachte ich bei mir, ich ginge aber auch gern
dorthin. Aber ehe ich nur anfing zu reden, sagte mir der
Herr:
Jesus:
„Bleibe du hier. Wenn Ich mit dir reden will, werde Ich
dir doch auch Meinen Segen geben können. Du sollst den
Segen haben, wie er dort gespendet wird. Auch der
heiligen Barbara und der heiligen Katharina sollst du
die Freude machen und hier bleiben.“
Alsdann fing ich an, fortwährend mit dem
Herrn zu ringen und aufzuopfern.
Barbara:
„Heute, an dem Feste meiner heiligen Patronin, verlange
ich Großes von Dir. Wenn ich auch noch nicht mein Leben
für Dich hingegeben habe, so muß ich doch sagen, daß ich
um Deinetwillen schon vieles gelitten habe durch das
Bekenntnis meines Glaubens, und was unvollkommen dabei
war, mußt Du ersetzen, weil ich mir bewußt bin, daß ich
wenigstens Dir Freude machen und gefallen wollte; denn
manches habe ich verlassen und getan, weil ich immer
dachte, es sei Dein Wille. Darum verleihe mir diese
Gnade auf die Fürbitte meiner heiligen Patronin, weil
sie die Fürbitterin für die Sterbenden ist, daß heute an
ihrem Festtag kein Mensch verloren gehen darf, und wenn
es der größte Sünder ist, Jude oder Heide, niemand darf
heute verlorengehen.“
Darauf zog Sich Jesus von mir zurück und
wollte nichts davon wissen. Ich aber opferte beständig
auf und sagte:
Barbara:
„Siehe, himmlischer Vater, jetzt nehme ich Deinen lieben
Sohn, wie Er für uns den Himmel verlassen und Sein Leben
Dir dargebracht hat und in so großen Schmerzen am Kreuze
gestorben ist, so bringe ich Ihn Dir dar und alles, was
die liebe, heilige Barbara und Katharina bei ihrem
Martertod ausgestanden, und alle Schmerzen der lieben
Mutter Gottes und des heiligen Josef und alle Verdienste
aller Menschen, alle Gebete, die heute zum Himmel
steigen. Um Deines Sohnes willen erhöre mich; ich laß
Dich nicht gehen.“
Der Herr wollte aber nichts davon
wissen. Ich rief alle Heiligen an, besonders die heilige
Barbara:
Barbara: „O
helft mir doch bitten! Du bist eine Fürbitterin der
Sterbenden! Um der Gnade willen, die du im letzten
Augenblick erlangt hast, wo Er dir versprach, daß du
allen Sterbenden zu Hilfe kommen darfst, muß Er mir
heute die Gnade geben als Namenstagsgeschenk. Mein
Jesus, Du mußt Deine Gerechtigkeit überbrücken und Deine
Barmherzigkeit vorwalten lassen; kein Mensch darf heute
verlorengehen.“
So fuhr ich fort bis zum Schluß der
heiligen Messen. Auf einmal war es mir, wie wenn Er mich
fallen ließ, und Er sagte:
Jesus: „Ich
genehmige deinen Wunsch. Alle, die heute sterben, dürfen
nicht verlorengehen um der Fürbitte der heiligen Barbara
willen. Sie soll an alle Sterbebetten hintreten.“
Barbara: Ich
fühlte eine überaus große Freude und Wonne und ebenso
die heiligen Barbara und Katharina. Sie faßten mich und
führten mich hinein in den himmlischen Raum. Es war, wie
wenn ein Vorhang gelüftet wird. Die beiden Heiligen
schwebten und zitterten und waren wie zerschmolzen vor
lauter Freude. Sie sprangen wie Kinder herum, die im
Hause ihres Vaters sich ganz zu Hause fühlen und
mitherrschen. Ich durfte das Licht der Gottheit sehen,
aber ich kann nichts davon aussprechen. Es war ein
solcher Glanz und eine solche wohltuende Glorie, daß
mein ganzes Inneres noch davon erfüllt ist. Ich aber
schämte mich furchtbar, denn ich sah mich so dunkel, wie
wenn ein dunkler Schatten auf mich fiele. Das aber waren
die vielen Unvollkommenheiten, die ich noch an mir habe.
Ich zog mich zurück in eine Ecke und wäre gern rückwärts
hinausgeschlüpft vor lauter Scham. Sie aber wollten mich
mit Gewalt vorholen und fragten, warum ich denn nicht
mitgehen wolle.
Barbara: „O
laßt mich, ich schäme mich zu sehr. Hättet ihr mich doch
lieber draußen gelassen.“
Dies muß wohl das Gefühl einer Seele
sein, die aus dem Leben geschieden ist und zum ersten
Mal vor den Richterstuhl Gottes kommt, so muß sie sich
schämen, daß sie sich freiwillig zurückdrängt ins
Fegefeuer. Ich sagte zu den lieben Heiligen:
„Ach, erfleht mir doch die Gnade, daß
ich hier bleiben darf und nicht mehr ins Leben zurück
muß; ziehet doch meine Seele mit hinein!“
Heilige Barbara:
„O könnten wir noch einmal mit dir
zurück und noch einmal leiden für Gott und verdienen,
wie gern würden wir die Glorie verlassen. Ist es nicht
beschämend, schon achtzehn Jahrhunderte solche
Herrlichkeit und Glückseligkeit zu genießen für die
kurze Spanne Zeit, wo wir für Ihn gelitten und
gearbeitet haben. Wenn es im Himmel möglich wäre, daß
man sich schämen könnte, so würde man sich schämen die
ganze Ewigkeit hindurch, wie ein Mensch, der von jemand
mit recht großen Wohltaten überhäuft wird, und der weiß,
daß er sich derselben durchaus nicht würdig gemacht hat.
So ist es einem dort in der Ewigkeit zumute. Jedoch im
Himmel kann man sich nicht schämen. Es ist die Lust und
die Freude dort so überschwenglich, daß von Schamgefühl
keine Rede mehr sein kann. Darum, wie glücklich seid ihr
Menschen, wie glückselig seid ihr Christen, daß ihr noch
verdienen, daß ihr noch leiden und verdienen könnt. Wenn
ihr donnerstags die heilige Stunde haltet, sind wir alle
da und freuen uns mit euch. Ja, wir möchten aufhüpfen
vor Freude wie Kinder, weil Jesus doch da geehrt wird.
Wir wissen alles von der Welt und herrschen mit dem
lieben Gott.“
Ein Liebesbundmitglied war eingeladen
worden von der Stadt aus, sich der Waisenkinder
anzunehmen. Auf die Frage, ob sie darauf eingehen solle,
sagte die liebe Mutter Gottes:
Maria: „Sage
meiner Freundin, sie soll dies Amt nur annehmen und sich
nicht fürchten. Ich will sorgen, daß sie keinen Schaden
leidet; denn Ich halte Meine schützende Hand über all
diejenigen, die Mich in Lourdes besucht haben. Ich segne
sie hier in der Zeit und dort besonders in der
Ewigkeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
488 Am 5. Dezember 1901
Als wir die heilige Stunde hielten,
zeigte sich Jesus wieder bei dem Lied: „Düster sank der
Abend nieder...“ Bei der ersten Strophe zeigte Sich
Jesus so lieb und freundlich auf uns blickend, bei der
dritten Strophe erhob Er Seine Augen zum Himmel.
Inhaltsverzeichnis Band 5
489 Fest der Unbefleckten Empfängnis
1901
„Ihr aber sollt Meinen Schmerz teilen,
weil so viele Seelen zugrunde gehen. Weil Ich aber
leidensunfähig bin, deshalb muß Ich Meinen Schmerz all
Meinen treuen Kindern mitteilen.“
Barbara hatte am Donnerstag vorher eine
Bemerkung gemacht, die sie nichts anging. Als sie den
folgenden Tag vor das Herz-Jesu-Bild in ihrer
Pfarrkirche kam, wandte Jesus die Augen von ihr ab und
sah sehr erzürnt drein und sie verstand, was das
bedeute.
Jesus:
„Dadurch, daß Ich Meine Augen von dir abwandte, weil du
dich in lieblosen Worten verfehlt, habe Ich dir gezeigt,
wie rein eine Seele sein muß, mit der Ich verkehre. Das
Fest der Unbefleckten Empfängnis ist euch eine Lehre,
daß Ich nur in eine unbefleckten Jungfrau habe
herabsteigen können. Es zeigt euch aber auch, daß eine
Seele, mit der Ich verkehre, sich recht bestreben muß,
rein von Sünden zu sein. Deshalb wollte Ich dir nur
zeigen, durch Mein erzürntes Angesicht, den Haß, den Ich
gegen die Sünde habe.
Grüße Mir das ganze Haus. Diese Familie
soll die Krone einer christlichen Familie sein. Ich will
in ihr wirken. Ich habe besonderes Wohlgefallen an
Mariechen und an all den Jungfrauen, die noch ganz in
Meiner Gnade sind, die Mich noch nicht schwer beleidigt,
und die Mir treu dienen, daß Ich um ihres Gebetes willen
vieles tue. Ihr aber sollt Meinen Schmerz teilen, weil
so viele Seelen zugrunde gehen. Weil Ich aber
leidensunfähig bin, deshalb muß Ich Meinen Schmerz all
Meinen treuen Kindern mitteilen. Deshalb habt ihr diese
Tage so viel zu leiden und entziehe Ich euch zudem
Meinen Trost.“
Inhaltsverzeichnis Band 5
490 Gottseliger Tod zweier
Liebesbundmitglieder
Von ihnen war zuvor (Nr. 489) die Rede:
Eine Klosterfrau, welche in ihrem Beruf sich meist mit
Erziehung der Waisenknaben abgeben mußte, war
infolgedessen wie ein ungeschliffener Edelstein. Durch
die Lesung der Schriften war sie wie umgewandelt,
entfaltete einen großen Gebetsgeist, war so eifrig, dem
lieben Heiland Freude zu machen, und nichts war ihr
lieber als erbauende Gespräche. Von weltlichen
Unterhaltungen zog sie sich zurück. Sie starb ohne
Todeskampf und war nach ihrem Tode wie verklärt.
Eine andere Klosterfrau hatte ein ebenso
großes Glück. Man ahnte nicht, wie nahe sie am Tode sei,
da man nach dem Ausspruch des Arztes sie noch in ein
anderes Kloster transportieren wollte. Ein
Liebesbundmitglied, das aus Schickung Gottes wie
zufällig dorthin kam, erkannte die Nähe des Todes und
die Gefahr eines Transportes und drang darauf, daß die
Schwester montags gegen vier Uhr mit den
Sterbesakramenten versehen wurde. Sie war darnach so
glückselig, ließ sich abends die Sterbegebete vorbeten,
auch das abendliche Aufopferungsgebet des Liebesbundes:
„Jetzt, lieber heiliger Schutzengel,
nimm mein armseliges Gebet und Tagewerk und trage es in
die Hände der lieben Mutter Gottes. Dich aber, o liebe
Mutter, bitte ich, Du wollest alles, was mangelt,
ersetzen und es in dem kostbaren Blut Jesu reinigen und
vervollkommnen. Mache es auch vollwertig aus dem
unendlichen Wert der heiligen fünf Wunden und Deiner
Verdienste und Tugenden. Vereinige es mit dem Gebet und
den Werken aller Heiligen des Himmels und aller Frommen
und Gerechten auf Erden und opfere es so dem himmlischen
Vater auf für die Anliegen der heiligen Kirche,
besonders des Heiligen Vaters, für die Bekehrung der
Sünder, besonders derer, die heute sterben; zum Trost
der Armen Seelen, für meine Anliegen und das Wohl aller
meiner lieben Angehörigen. Amen.“
Im Oktober sagte sie zu einer Schwester,
die auch Liebesbundmitglied ist: „Denken Sie auch daran,
wenn der Priester den Rosenkranz vorbetet, daß wir einen
Sünder retten?“ In derselben Nacht, nach der heiligen
Wegzehrung, starb sie gegen drei Uhr. Ganz ruhig schlief
sie ein, ohne auch nur das Gesicht zu verziehen, keine
Spur von Angst. Als sie nun so aufgebahrt da lag, sah
sie wie verklärt aus und war lieblich anzusehen.
Inhaltsverzeichnis Band 5
491 Am 9. Dezember 1901
„Alle, die bisher gewankt, werden
gerettet durch diejenigen, die feststehen in all den
harten Kämpfen und ihre frommen Übungen weitermachen wie
seither.“
Barbara: Als
ich das zweite Mal in der neuen Kapuziner-Kirche die
heilige Kommunion empfangen hatte, überkam mich ein
wehmütiges Gefühl, als ich mich erinnerte an die vielen
Gnaden und Gunstbezeugungen, die mir der Herr in der
alten Kirche erwiesen hatte. Ich fühlte mich nicht so
recht heimisch hier. Da, nach der heiligen Kommunion,
würdigte Sich der Herr, auf so unendliche liebevolle,
herablassende Weise Sich mir zu nahen, daß es mit Worten
nicht wiederzugeben ist. Er sagte:
Jesus: „Meine
Tochter! Ich bin doch an keine Zeit und an keinen Ort
gebunden. Ich bin derselbe gütige Gott, der dich in der
alten Kapelle unterhielt, und der auch die Macht hat,
Sich mit dir in dieser neuen Kirche zu vereinigen und zu
unterhalten wie dort auch. Leihe Mir nur ein recht
williges Gehör. Ich bin auch nicht wie die Menschen, die
sich um jede Kleinigkeit zurückschrecken lassen.
Wenn du auch hie und da einen Fehler
begehst, nehme Ich das nicht so, wie du meinst. Wenn du
eine Verwirrung in dir merkst und eine Betrübnis, dann
glaubst du, deine Sünden seien immer schuld. Es liegt
aber daran, wie Ich dir vor ein paar Tagen gesagt: weil
Ich leidensunfähig bin, weil Ich keinen Leib mehr habe,
lege Ich Meinen Schmerz auf Meine liebsten Kinder, die
treuen Kinder der Kirche. Diese müssen die Betrübnis
fühlen, die Mein Herz fühlen würde, wenn es noch im
Fleische lebte.“
Barbara: Ich
sprach mein Bedauern über die Stadt Mainz aus, daß sie
so verblendet ist und sich alles Volk gegen die
katholische Kirche wendet, indem unter sechzehn
Stadtverordneten, die am neunten Dezember gewählt
wurden, nicht ein Zentrumsmann war, und jetzt unter 42
nur 5 Zentrumsmänner Stadtverordnete sind, wo doch die
Stadt früher eine so gut katholische war und jetzt alle
gegen die Kirche zusammenstehen.
Jesus: „Dies
ist eine Strafe für die Geistlichkeit hier, weil sie
sich die Augen zubinden, um ja nicht aufgerüttelt zu
werden, um glauben zu müssen, was Ich in dir wirke, und
es anerkennen zu müssen. Hatte Ich es ihnen doch schon
lange vorausgesagt, daß die Reichen und diejenigen, die
an der Spitze stehen, es nicht mit ihnen halten, daß sie
nicht diejenigen seien, die unter ihrer Kanzel stehen,
und daß Ich einen Gebetsverein verlange, und daß Ich die
treuen Seelen zusammenscharen wolle. Anstatt dessen
verdrängen sie diejenigen, durch die Ich ihnen Meine
Geheimnisse erschließe aus lauter Furcht, man möge auch
sie für fromm und tiefgläubig halten. Man will es mit
der Welt halten und will aber auch Mir gefallen, und
beides läßt sich nicht zusammen vereinigen.“
Und Er zeigte mir ein Bild von der nun
kommenden Zeit.
Jesus: „Ich
verspreche dir aber, daß keines deiner Angehörigen, noch
der deiner zwei Freundinnen, noch alle diejenigen, die
sich gläubig euch anschließen, mit in den Strudel des
Unglaubens hineingerissen werden. Ich betone es, aber
nur diejenigen, die standhaft glauben, daß Ich es bin,
der in dir spricht; denn sobald der Glaube anfängt zu
wanken, fängt auch das ganze christliche Gebäude an zu
wanken, und es läßt sich von dem Weltgeist anstecken,
weil durch die ganze Welt ein Zug geht, der durch seine
Gottlosigkeit alles an sich zieht.
Sage N. und allen treuen Seelen, die mit
euch halten, man soll nicht irre werden, wenn scheinbar
alles verloren ist. Die Zeit ist gekommen, wo Ich Mein
Volk wegen seiner Gottlosigkeit strafen muß. Ich muß die
Anerkennung Meiner Autorität wieder einmal in der Welt
durchführen. Ihr sollt nicht irre werden, wenn so vieles
scheint, doch unnütz zu sein, was Ich mit dir gesprochen
und angegeben: All eure Gebete, Almosen, Opfer und
Wallfahrten.
Auch N. soll nicht irre werden, wenn er
sieht, daß alle seine Worte und Mühen verschallen im
Wind. Er soll nach Rom blicken auf Meinen Statthalter
und ihr alle; da könnt ihr euch trösten, denn ihm lasse
Ich es auch nicht anders ergehen. Mit ihm rede Ich, und
Ich habe ihm das ganze Bild, wie es sich jetzt
entfaltet, vor seinem Geistesblick enthüllt. Er hat es
schon längst durchschaut, wie Ich es dich sehen ließ,
während doch der Bischof und alle Geistlichen sagen:
‚Ich sehe nichts, wo bleiben denn die Strafgerichte?‘
Daran müßt ihr erkennen, daß dies ein
geistiges Schauen war, das Ich nicht jedem enthülle. So
habe Ich es aber dem Papst enthüllt. Die Aufforderung
zum Gebet, womit er die Völker ermahnt, ist nur der
Aufschrei seines Herzens, weil er die Gefahr sieht und
das Unheil, was unter den Völkern angerichtet wird, und
weil unter seinen Genossen so viele stehen, die ihn
verlachen würden, wenn er sagte, wie es steht. Darum hat
er auf diese Weise seinem Herzen Luft gemacht, indem er
die Völker zu frommen Vereinen anhält; so der Verein der
Heiligen Familie.
Das war nur der Aufschrei seines Herzens
um Gebetshilfe; ebenso, daß er den Rosenkranz so
befördert und jedes Jahr in die Welt hinausruft: Betet!
Betet! Ferner, daß er die ganze Welt Meinem Herzen
aufgebunden hat. Das alles ist nur die Angst, wovon sein
Herz beklommen ist wegen der furchtbaren Strafgerichte,
die Ich über die Völker schicke. Ihr aber sollt jetzt
nicht verzagen. Ihr sollt das Haupt hoch tragen und
nicht ein Tüpflein vom ‚i‘ weglassen, wenn es scheinbar
doch aussieht, als wäre es umsonst, weil die
Geistlichkeit nichts annimmt. Ihr sollt nicht im
geringsten ablassen von dem, was Ich euch aufgetragen,
sondern fortfahren.“
Barbara:
„Herr, ist die Zeit schon erfüllt, wo Du gesagt hast,
daß ich ganz allein ginge?“
Jesus: „Nein,
diese Zeit ist noch nicht erfüllt. Sie kommt erst, wenn
Ich anfangen werde, Meinen Zorn über die Völker
auszugießen und wenn die Verwirrung im höchsten Grad da
ist. Dann wird das Licht der Gerechten durch die
Greueltaten der Gottlosen so zugedeckt wie die Sonne vom
Nebel an einem trüben Tag, so daß Ich das Gebet und das
gottselige Leben Meiner treuen Kinder nicht mehr sehe,
weil Ich es zudecken lasse, damit Mein Herz und Mein Arm
ungestört strafen kann. Das müssen die Gerechten
mitfühlen, aber Ich verspreche doch all denjenigen, die
sich an euch anklammern, die fest auf Mich vertrauen,
daß ihnen nichts zu leid geschieht, als daß sie vor
Angst und Furcht bald sterben, bis Mein Zorn Sich
ausgetobt hat. Dann verscheuche Ich die Gottlosigkeit
und lasse das Licht der Gerechten wieder aufleuchten.
Nicht eher lasse Ich Mich versöhnen!
Das ist die Zeit, wo man betet, wo
diejenigen, die euch jetzt niederdrücken, zu euch stehen
und zurückkommen. Du wirst deshalb allein gehen, wie du
geschaut, weil die Trübsal eine so große ist, daß keiner
sich mehr um den anderen kümmern kann, daß jeder von
seinem Schmerz so zermalmt ist, daß er sich mit dem
anderen nicht beschäftigen kann. Aber ihr sollt euch
auch in jener Zeit daran erinnern, wie Ich jetzt sage,
wenn du so betrübt bist und meinst, deine Sünden seien
Schuld, das ist eine Zulassung von Mir. Ich lasse dich
Meine Betrübnis fühlen. Das soll euer Trost sein in
jener Zeit, daß ihr die Betrübnis nur leiden müßt, um
Seelen zu retten.
Nach jener Zeit, wenn Ich die Finsternis
und die Greuel der Gottlosigkeit verscheucht, wird nicht
nur Mein Auge mit Wohlgefallen auf die Gerechten blicken
und wird ihr Licht wieder vor Meinen Thron hindringen
und um Gnade und Barmherzigkeit für die Völker anhalten,
sondern dies Licht wird von vielen gesehen werden und
viele werden angezogen und sich euch anschließen. Alle,
die bisher gewankt, werden gerettet durch diejenigen,
die feststehen in all den harten Kämpfen und ihre
frommen Übungen weitermachen wie seither. Das muß sehr
betont werden, daß kein Tüpflein vom ‚i‘ wegbleiben darf
von all den frommen Übungen: Beten, Wallfahrten,
Almosengeben. Wie Ich euch ziehe, so sollt ihr euch
ziehen lassen. Wenn alles durcheinandergeht und steht
und weiß nicht, was anfangen, sollt ihr ruhig
weitergehen und beten, und dadurch kommen die Seelen zur
Einsicht und viele werden gerettet.
Aber N. soll trotzdem kein Opfer
scheuen, um seine Brüder aufmerksam zu machen (und den
Mainzern schreiben, daß das die Strafe wäre für ihre
Blindheit), und so soll er tun, wo er Eingang findet,
weil gerade vom Priestertum der meiste Unglaube ausgeht.
Denn die ganze Macht der Hölle, wie sie sich im
Freimaurertum, im Liberalismus und Sozialismus breit
macht, schadet nicht so viel wie ein einziger Priester
wie N. und N. und deren Gesinnungsgenossen, wenn sie
auch nicht dastehen wie diese und sich öffentlich
vordrängen. Es sind viele verborgen in der Welt, die
dieselbe Gesinnung haben. Das sind alle diejenigen, die
das innere Leben so bekämpfen; sie alle sind
Gesinnungsgenossen von den Abgefallenen wie Prof.
Schieler und durch diese käme der Abfall von der Kirche
und deshalb soll er ungescheut es sagen, wo er Eingang
findet und aufmerksam machen auf die Ungerechtigkeit und
was das für ein großer Schaden wäre. Solange die
Vorsteher und das Priestertum nicht vorangehen und
sagen: ‚Auf die Knie, auf zum Gebet‘, so lange nehmen
sie teil an dem Liberalismus, weil sie sich nicht
demütigen können, um zu sagen: Betet, betet!“ |