Band 6
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Inhaltsverzeichnis Band 6
672 Quinquagesima am 5. März 1905
„Das ist für dich eine große Verheißung
und ein großer Trost, und zugleich ein trauriges
Schicksal für viele Menschen.“
Jesus: „Ihr
müßt im Dunkeln leben, weil Mein Leben auch so war, und
was Ich in den Menschen wirke, muß so geheimnisvoll
sein, wie Ich gelebt habe auf Erden. Nie ließ Ich Meine
Gottheit durchblicken, außer wenn es ganz und gar
notwendig war. Im übrigen hielt Ich Mein ganzes Leben so
geheimnisvoll, daß alle Leute Mich für einen
gewöhnlichen Menschen hielten. Und wie Mein
dreiunddreißigjähriges Leben war, so ist auch das Leben
der Kirche; denn in den dreiunddreißig Jahren Meines
Lebens habe Ich Meiner Kirche den Lebensriß gelegt.
Mein Leben war der ganzen übrigen Welt
ein Geheimnis. Und deswegen verfolgen sie Meine Kirche
so sehr. Meine Diener werden behandelt wie Ich. In
Meiner Jugend wurde Ich verfolgt und Mir nach dem Leben
gestrebt, und gegen das Ende Meines Lebens wieder so. So
ist das Leben der Kirche. Im Anfang mußte sie die
blutigen Verfolgungen durchmachen, schon beim Kindermord
floß das Blut; dann kamen die Friedenszeiten, die Meine
Jahre im Haus von Nazareth versinnbilden, und die
letzten Jahre Meines Lebens, wo Ich wieder verfolgt
wurde, bilden die abwechselnden Verfolgungen der
Kirche.“
Barbara sah dann den lieben Heiland sehr
traurig und fragte, was das bedeute. Der Herr erklärte
es ihr, sagte aber, daß sie es nicht mitteilen dürfe,
bis Er es wieder sage.
Jesus: „Das
ist für dich eine große Verheißung und ein großer Trost,
und zugleich ein trauriges Schicksal für viele
Menschen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
673 Am 6. bis 13. März 1905
„Sie soll wissen, daß, wenn alle
Menschen sie nicht verstehen, sie mit Mir allein
zufrieden leben kann, so aber auch umgekehrt.“
Jesus: „Du
und deine beiden Freundinnen, ihr sollt nicht immer nach
neuen Tröstungen verlangen, sondern den Willen Gottes
annehmen, wie er sich euch vorlegt.“
Barbara:
„Wünschest Du denn, daß ich nach Rück gehe?“
Jesus: „Das
sage Ich dir nicht. Ich sage dir nur, nimm den Willen
Gottes an, wie er sich darbietet!“
Als Barbara nach Hause kam, lag eine
Karte da, wodurch Barbara dringend verlangt wurde. Sie
erkannte darin den Willen Gottes, obwohl sie so schwach
war, daß sie noch kaum gehen konnte, und ging schon
mittwochs nach Rück.
Barbara
schreibt am 9. März 1905 aus Rück: Als meine
Schwester meine Stimme hörte, schrie sie laut auf:
„Meine Babett, meine Babett“, und ihr Sohn weinte, als
er die heiße Sehnsucht, mit der seine Mutter mich
erwartete, endlich erfüllt sah. Meine Schwester fragte
mich beständig, ob ich denn glaube, daß sie nicht
verlorengehe.
Jesus bei der
heiligen Kommunion: „Welch eine große Gnade ist
es für euch drei, daß Ich euch berufen habe, die
Heiligste Dreifaltigkeit auf besondere Weise zu verehren
und zu versinnbilden. Deshalb sollt ihr aber auch eins
sein in der Gesinnung. Sage jener Seele, wie mag sie
glauben, ohne Mich fertig werden zu können. Sie soll
wissen, daß, wenn alle Menschen sie nicht verstehen, sie
mit Mir allein zufrieden leben kann, so aber auch
umgekehrt.“
Barbara: Am
Freitag, den 10. März, kam der Herr nicht, aber am
Sonntag und Montag nach der heiligen Kommunion tröstete
mich der Herr sehr. Am Sonntag, den 12. März 1905 sagte
der Herr:
Jesus: „Ich
verlange von deinen zwei Freundinnen und von dir, daß
ihr überall ein gutes Beispiel gebt, nicht so sehr nach
Meinen Tröstungen verlangt, sondern alle Vorkommnisse,
mögen sie euch angenehm oder unangenehm berühren, auf
Meinen göttlichen Willen und Mein Wohlgefallen
zurückführt.“
Am Montag: „Siehe, alles, was dem
Menschen auf seinem Lebensweg zustößt, ist für ihn
eingeplant, um ihn zu dem Ziele zu führen, zu dem er
bestimmt ist. Das für euch Menschen Angenehme begreift
ihr leicht, aber was gegen euren Willen geht, wollt ihr
nicht verstehen, und viele werden zur Zeit der Prüfung
irre an Mir.
Die vier Wochen vor Fastnacht, wo Ich
dich aufs Krankenbett warf, solltest du Mein Herz
trösten für den Verlust so vieler Seelen, die durch die
Ausschweifungen der Faschingszeit Mir entrissen wurden.
Nur dann kann Mein treuer Liebhaber Mich trösten, wenn
er ohne Trost leidet.“
Barbara: Der
Herr zeigte mir meine Schwester, wie sie ist in dem
Augenblick, wo Er sie aufnimmt in Seine Herrlichkeit,
sagte aber, sie müsse noch viel verbüßen und habe ihr
Fegefeuer auf Erden. Noch gar so lieb und herablassend
war der Herr, aber vieles habe ich vergessen.
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674 Mittwoch am 22. März 1905
Am Tag vor dem Tod ihrer Schwester sagte
Barbara zu derselben:
Barbara:
„Jetzt habe ich die langen Jahre das Leiden und bin
immer noch in Unsicherheit, ob es keine Täuschung ist.
Jetzt bist du doch meine Schwester und die erste, die
hingeht vor den Thron Gottes. Du mußt so lange bitten,
bis du kommen darfst, wenn es auch nur im Traum ist oder
nach der heiligen Kommunion, ob alles wahr ist und wir
nicht unrecht tun, alles so zu glauben. Versprich mir
das!“
Schwester
ganz sicher: „Ja, ich gebe dir die Hand darauf,
daß ich so lange bitte, bis daß ich kommen darf.“
In der folgenden Nacht, als die
Schwester in den letzten Zügen lag, sagte Barbara:
Barbara: „Ich
erinnere dich nochmals daran.“ (Sie drückte Barbara
nochmals die Hand.) „Ich will es glauben und nicht
bezweifeln, magst du kommen im Traum oder nach der
heiligen Kommunion.“
Am Tag vorher hatte die Schwester von
Barbara die heilige Wegzehrung empfangen, und als das
Heiligste Sakrament kam, jubelte sie laut auf und
genierte sich gar nicht vor den vielen Anwesenden: „O
mein Jesus, meine Liebe, o komm zu mir, o wie sehne ich
mich nach Dir“, so daß der Priester sagte: „Ein solches
Sterbebett habe ich noch nicht gesehen. O welch einen
kindlichen Glauben hatte sie, man kann sie jedermann als
Muster vorstellen.“
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675 Montag am 27. März 1905
„Denn die Welt geht einem so
entsetzlichen Strafgericht entgegen, das kann ich schon
klar in der Zukunft erkennen.“
Barbara: Beim
Totenamt vor der Wandlung war es mir, wie wenn jemand
mich anrühre und sagte:
Schwester (†):
„Ziehe dich zurück, denn ich bin es. Ich
bin aber jetzt ein Geist. Ich will mein Versprechen
einlösen. Ich will dir sagen, wie es mir geht! O Babett,
es ist wahr, es ist wahr, glaub es nur ja fest. O hätte
ich geglaubt! Wie vieles hätte ich dann besser gemacht!
Ja, ich habe geglaubt und habe auch nicht geglaubt, denn
sonst hätte ich danach gehandelt. Und du glaubst und
glaubst auch nicht, sonst würdest du nicht zweifeln. Das
kommt daher, weil wir armselige Menschen sind. Ich komme
in der heiligen Messe bei der heiligen Kommunion, um
dich zu überzeugen, daß in dieser Zeit wirklich keine
Täuschung vorkommen kann. Im Traum ist immer noch
Menschliches dabei und können Täuschungen vorkommen,
aber nicht in der heiligen Kommunion.
Deshalb komme ich jetzt, um dich zu
kräftigen im Glauben. Als ich eingegangen bin, o wie
schön, wie schön! Wie es ist, kann ich dir aber nicht
sagen, du würdest es doch nicht begreifen, denn kein
Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört, und in keines
Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet
hat, die Ihn lieben. Ich bin aber noch nicht im Himmel.
Ich bin an einem Ort, wo ich keine Freude und kein Leid
habe.
Ich bin nur der Anschauung Gottes
beraubt, und zwar deshalb, weil ich in den letzten
Stunden noch gerne weitergelebt hätte, und weil ich das
Leben, obwohl es so kümmerlich und schmerzvoll war, doch
noch dem Sterben vorgezogen hätte. Und das rechnet der
liebe Gott so hart an, weil das ein Zeichen ist, daß man
Ihn nicht über alles liebt. Wir sind Seine Geschöpfe,
und Er hat uns erschaffen zu Seiner Ehre, und wenn Er
uns ruft und wir noch an einem Fäserchen hängen, ist es
ein Zeichen, daß man Ihn einem Geschöpf nachsetzt und
nicht aus reiner Liebe stirbt. So lange bin ich noch
zurückgehalten, bis die Kinder einig und ohne Sünde das
Vermögen geteilt haben. Wenn sie dabei sündigen, fällt
der Schatten der Sünde auf mich zurück, und ich muß
dafür noch weiter büßen, weil das Band der Eltern mit
den Kindern so eng verknüpft ist, daß sie miteinander
die Schuld tragen müssen.
Grämt euch nicht über das Unglück, das
ihr gestern gehabt (durch den Verlust eines Kalbes). Das
ist eine alte Schuld, die zu sühnen ist. So wird noch
mehr kommen, aber hängt euch nicht an das Zeitliche.
O wie ist man so glücklich, wenn man von
oben herunter mit dem Geistesauge alles sieht, wenn man
den Leib abgelegt hat und alles mit ansehen kann, wie es
ist auf der Welt. Wie nichtig ist dann alles, wo man
jetzt so dran hängt: das bißchen Leben und Streben.
Freuen sollte man sich, wenn eines von seinen Lieben
stirbt, weil ihr in einer so bösen Zeit lebt; denn die
Welt geht einem so entsetzlichen Strafgericht entgegen,
das kann ich schon klar in der Zukunft erkennen. Freuen
sollte man sich, wenn eines der Seinigen glücklich
gestorben ist, da ist es ja dem allem enthoben.
Das ist der Grund, weshalb der liebe
Gott das alles in dir wirkt, Er will den Glauben an die
Offenbarungen wieder auffrischen in der katholischen
Kirche, denn auch in der katholischen Kirche sind unter
vielen der Glaube an die Offenbarungen so abhanden
gekommen. Diese Schriften stehen ganz in inniger
Verbindung mit den Offenbarungen, als Gott auf der Welt
gewesen ist. Das ist die Fortsetzung, wodurch das
Menschengeschlecht wieder erinnert wird an die ersten
Offenbarungen. Er hat Sich im Heiligsten Sakrament
eingeschlossen, nicht um dazubleiben, sondern um uns zu
trösten. Die Schriften gehen vom Heiligsten Sakrament
aus; sie sind dessen Gnadenstrahlen, welche die Welt
erneuern sollen.
O wie danke ich jetzt dem lieben Gott,
daß Er mich so harte Wege geführt. Sei zufrieden, wenn
es euch auch nicht gut geht. Wie glücklich bin ich
jetzt, daß ich aller Gefahr entronnen bin, und wie muß
ich euch bedauern, daß ihr noch von so vielen Gefahren
umgeben seid, denn der Menschheit droht ein großes
Unglück.“
Nachtrag: Als die Kinder hörten, daß die
Mutter nicht in den Himmel komme, bis die Teilung
vorüber sei, sagten sie, auf uns soll die Mutter nicht
warten, und sie teilten sich sofort das Erbe.
Barbara: In
der letzten Zeit hatte die Sterbende große
Beängstigungen. Der böse Feind setzte ihr recht zu und
gab ihr ein, sie sei verloren, und malte ihr die
begangenen Fehler riesengroß vor. Als ich ankam, war
ihre erste Frage, ob ich wohl glaube, daß sie nicht
verdammt werde. Ich erinnerte sie an die schönen
Verheißungen des Herrn, die allen Liebesbundmitgliedern
gemacht seien und besonders, daß in der Todesstunde der
böse Feind sich nicht an unser Sterbebett wagen dürfe.
Von da an, wo ich bei ihr war, ging dies buchstäblich in
Erfüllung. Alle acht Tage brachte ihr der hochwürdigste
Herr Kaplan die heilige Kommunion während der drei
Wochen, wo ich bei ihr war. Das letzte Mal, vor dem
Eintritt in den Todeskampf, fragte er sie, ob sie
vielleicht noch etwas beichten oder sagen wolle. Sie
sagte: „Nein, ich weiß gar nichts mehr. Geben Sie mir
nur noch einmal meinen lieben, guten Jesus.“ Drei Tage
brachte sie nur hie und da noch ein wenig Wasser und
Wein gemischt hinunter und der geistliche Herr war
ängstlich, ob sie wohl die heilige Hostie
hinunterbrächte; aber es ging ohne Beschwerde. Die
letzte Nacht war sehr erbauend für alle Anwesende.
Sterbend gab sie ihren Kindern und deren Angehörigen
feierlich den Segen mit Weihwasser, nahm Abschied von
allen, dann schaute sie nicht mehr nach ihren Kindern.
Barbara durfte auf ihren Wunsch hin ihr Sterbebett nicht
mehr verlassen, bis sie sanft, fast unbemerkt
entschlief, um halb sechs Uhr morgens.
Barbara fragte die Verstorbene, deren
Nähe sie fühlte, und die sie sprechen hörte, obwohl sie
dieselbe nicht sah, ob sie denn auch schon die
Verwandten gesehen habe.
Schwester (†):
„Ja, aber ihre Glorie ist sehr verschieden. Mein Bruder
Valentin hat eine ganz geringe Glorie, weil er so mitten
heraus aus dem Wirtschaftsleben gestorben ist und nur
die allernotwendigsten religiösen Pflichten erfüllt hat.
Da kann man nicht viel an Gott denken und an sein ewiges
Heil. Aber er ist doch sehr zufrieden und glücklich.
Anna (seine Tochter, mit acht Jahren gestorben) hat aber
eine große Belohnung, weil sie beim Leiden von Barbara
immer so großes Mitleid und Teilnahme gezeigt hat und
sich so an das Werk angeschlossen und dadurch sich große
Verdienste erworben. Auch hat sie dadurch die kindlichen
Fehler gebüßt. Sie hatte auch viele kindliche Tugenden.“
Nach der heiligen Kommunion, als Barbara
in ihre Bank zurückkam, sah sie einen Strahl um sich und
sie sah den lieben Heiland. Er war so lieb und Barbara
sagte:
Barbara: „O
Herr, warum hältst Du meine Schwester noch fern?“
Jesus: „Was
deine Schwester dir gesagt hat, das ist die Wahrheit.
Ich habe sie dir geschickt. Jetzt bist du schon über
drei Wochen in Rück, und während der ganzen Zeit hast du
nichts gewußt zu sagen und nichts gefühlt, und jetzt auf
einmal siehst du Mich und hörst Mich und hast wieder die
Überzeugung, daß Ich es bin. Bist du jetzt endlich
überzeugt, warum Ich so lange mit dir gesprochen habe?“
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676 Freitag am 31. März 1905
„Ich muß Menschen haben, die Sühne und
Abbitte leisten, weil die Zeit kommt, wo so viele ihre
Ostern nicht mehr halten.“
Barbara:
Heute reiste ich ab nach Aschaffenburg und empfing dort
die heiligen Sakramente. Als ich zurückkam von der
Kommunionbank, war ich auf einmal im Himmel, und ich sah
den Glanz wie neulich in mir und um mich herum. Ich sah
die heilige Kommunion in mir in einem unbeschreiblichen
Glanz. Der Herr tröstete mich und sagte:
Jesus: „Ich
will dir zeigen, wie gut Ich bin. Sei nicht so
ängstlich. Ich habe dir schon so oft gesagt, daß Ich
nicht der Geist bin, der dich und die Menschen quälen
will. Alle die Unruhen und Beängstigungen sind nicht von
Meinem Geist, sondern von einem andern. Selbst wenn man
gefehlt hat, wenn man aber seinen Fehler einsieht,
bereut und verspricht, ihn nicht wieder zu tun, sind die
Sünden verziehen. Ich bin es, der dir jetzt Friede und
Freude bringt. Und damit du beruhigt bist: hier bringe
Ich dir deine Schwester, sie ist jetzt bei Mir!“
Barbara: Ich
sah meine Schwester in himmlischer Verklärung. Sie war
so freudig und so versenkt in Gott, daß sie
fortgeschwebt ist singend: „Hochpreiset meine Seele den
Herrn.“
Weil meine Verwandten von Aschaffenburg
mir tags zuvor angedeutet hatten, ihnen einige Tage
auszuhelfen während der Abwesenheit ihres
Dienstmädchens, so dachte ich, du wirst dableiben
sollen, weil der Herr mir in Rück einmal gesagt, die
Pflicht gehe vor. Deshalb sagte der Herr:
Jesus: „Du
bist unschlüssig, weil deine Verwandten in Aschaffenburg
dich so notwendig brauchten. Du sollst aber nach Mainz
gehen. Alles, was vorkommt in der Familie, die kleinen
Kreuze, schicke Ich nur, um sie zu halten; denn in einem
bequemen, üppigen Leben kann niemand viel verdienen,
aber in den Unannehmlichkeiten, wenn alles entgegengeht,
da können sich die Menschen viel verdienen. Gräme dich
nur nicht, mag vorkommen, was will. Ich will sorgen, daß
sie auf dem rechten Weg bleiben alle, alle deine
Familien. Jetzt schau Mir nach!“
Und der Herr deutete zurück. Und ich sah
hinter mir alle meine Familien, und vor mir waren die
seligen Mitglieder auf dem Teil, worauf der Herr
gestanden ist. Alle Familienhäupter hatten die Kinder
und Kindeskinder hinter sich stehen und alle schlossen
sich mir an.
Jesus:
„Siehst du, wenn auch hie und da etwas vorkommt, wo sie
sich recht kränken und ärgern, sie lassen sich alle von
dem Geist, der ausgegossen ist, nachziehen und kommen
zum Ziel. Und du gehst morgen fort. Dorthin habe Ich
dich bestimmt. Kümmere dich nicht allzusehr um die
kleinen Vorgänge. Ich habe gesorgt für ihr Glück und
Segen, und sie sollen die kleinen Kreuze tragen. Ich
weiß, wann es Zeit ist, wann Ich Kreuze schicken muß.
Ich habe ein schreckliches Kreuz in Meiner Kirche. Ich
muß Menschen haben, die Sühne und Abbitte leisten, weil
die Zeit kommt, wo so viele ihre Ostern nicht mehr
halten. Ihr sollt beten für die Sünder und euch
zueinander scharen. Ihr wißt ja, was Ich verlange. Das
andere ist nicht dein Beruf. Sag es doch allen, daß sie
feststehen im Glauben.“
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677 Brief einer Leserin am 6. April 1905
„Das Lesen der Schriften ist mir vom
Beichtvater erlaubt, weil sie zur Gottes- und
Nächstenliebe anspornen. Ich werde dadurch immer stärker
in der Liebe Gottes entflammt und die eitle
Menschenfurcht wird abgeleitet. Es ist dies der Hauch
Gottes, der das Feuer wieder anbläst, das unter der
Asche der Sinnlichkeit verborgen liegt. Mut, Kraft und
Stärke findet die ermattete Seele in diesem lebendig
machenden Hause Gottes. Liebe atmet jedes Wort; Gnade,
Segen jede Herablassung; Barmherzigkeit die ganze
Schrift, die später manche schwache, kranke Seele
erquicken wird auf dem mühevollen, dornigen Wege des
Heils. Aber alles muß erst ans Kreuz. Allda bekommt es
erst Glanz, Kraft, Stärke und Mut. Alles Gute muß eine
Leidenskatastrophe durchmachen, um eine wahrhaft
nahrhafte Speise zu werden, und muß durch das Salz der
Erde gereinigt und gewürzt werden. O wie verlangt Mich
nach dieser himmlischen Kost!“
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678 Sonntag am 9. April 1905
Jesus: „Ihr
sollt nicht denken, wird all unsere Mühe denn auch etwas
nutzen? Ihr sollt nur jetzt tun, was ihr könnt. Ich habe
das alles so gelegt, daß du Mir jetzt ganz ungeniert
dienen kannst, und Ich verlange das auch. Denkt nicht,
weil ihr keine Früchte seht, das wäre alles umsonst.
Auch bei Mir hat es geschienen, als wäre alles, was Ich
in den dreiunddreißig Jahren Meines Lebens getan, ganz
fruchtlos. In der Ewigkeit zeige Ich euch, was das alles
Gutes gewirkt.“
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679 Montag am 10. April 1905
Jesus nach
der heiligen Kommunion: „Damit Mein bitteres
Leiden nicht ganz in Vergessenheit bei der Menschheit
komme, habe Ich die langen Jahre mit euch verkehrt und
euch vieles darüber mitgeteilt. Da Ich nun nicht mehr so
oft im Leiden komme wie früher, so wünsche Ich, daß ihr
aus Dankbarkeit für all die Gnaden, diese letzten
vierzehn Tage der Fastenzeit jeden Abend euch
miteinander vereinigt wie früher auch und eine Stunde
von eurem Schlaf abbrecht zur Erinnerung an Mein
bitteres Leiden, und Sühne und Abbittgebete verrichtet
für die Armen Seelen, damit sie sich mit euch vereinigen
und ihr mit ihnen, auf daß viele Seelen gerettet werden
in der jetzigen Osterzeit; denn manche Seele fängt an
nachzudenken hier in Mainz. Ihr sollt es zumeist für die
Mainzer aufopfern und Mich recht unterstützen, damit ihr
viele gewinnt.
Donnerstags könnt ihr die heilige Stunde
halten, und an den anderen Tagen den Rosenkranz oder den
Kreuzweg beten oder abwechselnd aus dem Buch Walser.
Aber von den gewöhnlichen Andachten sollt ihr nichts
versäumen und auch eure Arbeit verrichten. Sage N., es
wäre freilich besser gewesen, wenn sie im Kloster
ausgeharrt hätte. Ich will sie aber nicht unruhig
machen. In ihrer jetzigen Stellung bleibt es aber auch
nicht immer so, wie es eben ist.
Sage N., ihre Krankheit ist die Betauung
und Begießung des Werkes. Ihr Zustand kommt mehr daher,
weil ihr Körper und ihre schwachen Nerven den vielen
inneren Leiden nicht gewachsen sind; aber alle
göttlichen Werke müssen solche Schwierigkeiten
durchmachen.“
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680 Mittwoch am 12. April 1905
„Denn nur die Sünde ist eine Schmach für
Meine Kirche.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion sagte ich zum Herrn, weil ein
Priester der Diözese vor Gericht verurteilt worden war:
„O Herr, wie konntest Du doch zulassen,
daß solche schlimme Schmach über Deine Kirche kommt?“
Jesus: „Meine
Tochter, das ist eine Strafe für Meine Kirche hier, für
Meine Diener wegen der Mißachtung Meiner Worte, die Ich
schon jahrelang durch dich gesprochen und in dir
niedergelegt, die man aber aus Menschenfurcht und aus
nichtssagenden Gründen, um, wie man so meinte, eine
Schmach, eine Verachtung von der Kirche abzulenken,
beiseite schob. Wenn sie es anerkannt hätten, wäre viel
Gutes befördert worden. Weil sie es aber nicht taten, so
will Ich ihnen jetzt zeigen, was Schmach und
Verdemütigung für Meine Kirche ist; denn nur die Sünde
ist eine Schmach für Meine Kirche. Deswegen habe Ich den
Leiter der Untersuchung N. gleich bestraft, der es am
besten hätte wissen und auch den Ausgang hätte verhüten
können. Darum habe Ich ihm gezeigt an seiner eigenen
Schwester, was eine hysterische Krankheit ist, die meist
zu Wahnsinn führt. Das mußte er fühlen.“
Anmerkung: Ein Jahr nach der
Untersuchung stürzte sich dessen Schwester, in demselben
Monat, in demselben Haus, und jedenfalls auch aus
demselben Zimmer zum Fenster hinunter, denn beide sahen
auf die Muttergottesstatue im Garten vor ihrem Fenster.
Jesus: „Wenn
Meine Diener es auch jetzt noch nicht erkennen, sie
werden es aber noch erkennen. Und weil der Leiter der
Untersuchung gesagt hat: ‚Wenn es der Heiland gewesen
wäre, hätte Er Sich das nicht gefallen lassen dürfen,
sondern Er hätte dreinschlagen müssen, denn wir haben es
Ihm schön gemacht‘, so sage Ich euch, daß Ich ein
langmütiger Gott bin und nur langsam Meine Macht zeige.
Jetzt habe Ich dreingeschlagen. Ich hätte die Schmach
abwenden können, aber es muß alles seinen geraden Weg
gehen. Und sage dem Bischof, er soll den Mann nicht mehr
bestrafen, ihn nichts fühlen, nichts entgelten lassen;
denn er ist für seinen Fehler sehr streng bestraft. Er
soll ihn mit Liebe umfangen; denn er ist in einer
verzweifelten Lage, und es kann sonst noch eine größere
Sünde geschehen, und es kommt zum schlimmen Ausgang. Der
Bischof soll sich erinnern, was Ich zur Ehebrecherin
gesagt: ‚Gehe hin und sündige nicht mehr!‘ Wenn Meine
Diener es jetzt noch nicht erkennen, sie werden es aber
noch erkennen müssen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
681 Am 17. April 1905
Am Montag der Karwoche wurde der
Liebesbund von der Kanzel herab von einem entschiedenen
Gegner des Werkes sehr hart angegriffen. Er sprach über
die Herz-Jesu-Andacht und brachte dann vor, es gebe auch
eine falsche Herz-Jesu-Andacht, die nur auf Schwärmerei
und Gefühlsduselei beruhe, die sich mit religiösen
Einbildungen unterhielte, wie die Weltkinder ins Theater
gingen. Solche Frommen trügen die Schuld, daß alles so
abwärtsgehe, daß die Ehre der Jungfrauen gefährdet sei
(durch die späte Donnerstags-Ölbergstunde abends
zwischen acht und neun Uhr), daß Frauen und Jungfrauen
in Gefahr seien, zugrunde zu gehen.
Derlei sagte er vieles, warf sich dabei
in die Brust und sprach mit so leidenschaftlich
erhobener, heftiger Donnerstimme, daß die Leute darüber
die Köpfe schüttelten und beim Herausgehen sich
besprachen, was denn das zu bedeuten hätte. Eine Dame
sagte: „Da weiß man nicht, soll man überhaupt noch beten
oder gar nicht mehr in die Kirche gehen?“ Eine andere
kam und schüttelte Barbara mitleidig die Hände. Eine
andere wiederum sagte: „Wie hat der aber den Glauben
erschüttert.“
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682 Gründonnerstag 1905
„Nur einzig und allein, weil er Meine
Gottheit vor Meinen Feinden und vor Meinen Freunden
bekannte.“
Barbara wurde darüber sehr verwirrt,
weil ihre Familie, die so gute Vorsätze gefaßt zum
Dienste Gottes, nun ganz wankend wurde. Der Herr sagte
deshalb tröstend:
Jesus: „Das
ist ja gerade euer Verdienst. Ihr habt lange nicht so
viel verdient und hättet Mir in dieser heiligen Woche
gar nichts mehr opfern können als diese Verdemütigung.
Hängt euch nicht an all die Sachen. Was bin Ich so
getröstet, wenn ihr so verdemütigt seid! Mach dir keine
Sorgen, wenn du auch nicht mehr so viel tun kannst. Sei
ruhig! Ich nehme alles hin und ersetze alles, was ihr in
eurer Armseligkeit nicht tun könnt.
Wundere dich jetzt nicht mehr, denn Ich
bin gar nicht mehr zu haben für deinen Zweifel, ob es
möglich sein kann, daß ihr in die Reihe der heiligen
Märtyrerinnen und Jungfrauen versetzt werdet, weil
diese, die in der Kirche so hoch verehrt werden, so viel
für Mich geleistet haben. Komm mit Mir, Ich will dir
zeigen, wie heute der Gründonnerstag im Himmel gefeiert
wird. Du sollst teilnehmen, wie heute Meine Bewohner im
Himmel sich freuen wegen der Einsetzung des Heiligsten
Sakramentes. Das ist ihnen ein so großer Trost, weil sie
sich alle darin haben heiligen können.“
Barbara: Der
Herr nahm mich mit Sich fort. Es wurde immer heller und
lichter, und der Raum, worin ich geführt wurde, wurde so
groß wie die ganze Welt. Ich sah keinen Anfang und kein
Ende mehr. In der Mitte war etwas, eine Feierlichkeit.
Ich sah an dem unendlichen Glanz, daß da etwas
Außergewöhnliches darin ist, wo ich nicht hineinsehen
konnte. Eine Stimme sagte mir: „Hier ist das Lamm, das
geschlachtet ist, da darf das Auge eines Menschen nicht
hineinschauen.“
Aber die Bewohner, die das Lamm
bewachen, die haben Ihn sehen dürfen. Es war rund herum
ein Kranz von Seligen: Alle die Priesterscharen, vom
heiligen Petrus angefangen, die Apostel, die Bischöfe.
Die Priester stehen am nächsten um das Lamm herum, und
im zweiten Chor stehen die Jungfrauen. Und der Herr
sagte:
Jesus:
„Siehst du, hier ist einmal auch euer Platz! Ich will
dir aber zeigen, daß das Leben der Heiligen das Leben
aller Menschen war. Sie waren auch Menschen wie ihr, und
was diese durch ihr Martyrium errungen haben, das
oftmals in einigen Stunden oder Tagen vorüber war,
wodurch ihre Krone voll war, und von diesem Tage an
schauten sie das Lamm, sind bei Ihm und erfreuen sich in
Ihm, das erringt ihr aber durch ein Menschenalter
hindurch, durch all den Spott und Hohn und die
Verdemütigungen Mir zuliebe.
Wer könnte Mir Vorschriften machen in
Meiner Belohnung, wer kann Mir widersprechen, daß Ich
den Schächer am Kreuz, der ein Leben hinter sich hatte,
wie der allerschlechteste Mensch es führen könnte, in
einem Augenblick in Mein Reich aufnahm? Hätte Ich es
nicht Selbst gesagt, man könnte es widerstreiten. Aber
weißt du, warum Ich ihn aufnahm trotz seines
lasterhaften Lebens? Nur einzig und allein, weil er
Meine Gottheit vor Meinen Feinden und vor Meinen
Freunden bekannte. Und dafür gab Ich ihm eine
vollkommene Reue und nahm ihn auf in Mein Reich.
Wenn nun ein Mensch trotz all seinem
guten Willen sein ganzes Leben in beständigem
Widerspruch von Meinen Dienern zubringen muß, warum soll
Ich ihm nicht den Lohn geben, den Ich den heiligen
Märtyrern gegeben habe, weil er es Mir zuliebe
erduldete? Darum freut euch, daß ihr Gelegenheit habt,
daß Ich euch immer wieder Gelegenheit gebe, für Mich
etwas zu leiden. In der Ewigkeit werdet ihr euch nicht
mehr darüber beklagen.
Diese drei letzten Tage der Karwoche
sollt ihr recht mit Meiner lieben Mutter und mit allen
frommen Christen vereinigt Mein heiliges Grab verehren,
und Mir recht Anbetung und Danksagung leisten.“
Barbara: Als
ich bis elf Uhr in der Kirche heute zugebracht, sagte
der Herr:
Jesus: „Jetzt
gehst du nach Hause und zur Abwechslung auf den
Kirchhof, damit du dich erholen kannst. So kommt deine
Natur wieder ins Geleise, und opfere jeden Schritt und
Tritt für die Armen Seelen, weil sie an solchen Tagen so
sehnsüchtig warten. Das ist ein so großer Freudentag für
sie, weil so viele Opfer für sie gebracht werden und so
viele in den Himmel eingehen in diesen Tagen. Deshalb
opfere es für die Armen Seelen.“
Barbara: Ich
dachte bei mir, während ich am Grabe arbeitete, worin
Mein Bruder und meine Nichte liegen, es wird gut sein,
einmal alles herauszureißen, damit die Blumen frisch
ansetzen. Da fiel mir ein: ach nein, laß es gehen, bis
jemand stirbt. Wenn ich zuerst sterbe, mögen sie es
machen, wie sie wollen.
Jesus: „Du
sollst nicht in das Grab. Ich will, daß ihr drei
zusammen in ein Grab kommt. Wenn die erste stirbt, soll
das Grab angekauft werden, und wenn die letzte stirbt,
soll ein Grabstein darauf gesetzt werden mit der
Inschrift: ‚Aus Liebe zu Dir, o Jesu, getragen Spott und
Hohn, sind wir jetzt vereint in Dir, o Jesu, um zu
empfangen unseren Lohn.‘ Die letzte soll jemand damit
beauftragen.“
Barbara: Als
ich über den Kirchhof ging und betete: O ihr Armen
Seelen mein, jung und alt, groß und klein, wann wir
kommen vor das Gericht, so dann auch vergeßt uns nicht,
hörte ich die Stimmen mir entgegenrufen: „Ja, wir bitten
alle für dich!“ Als ich so dahinschritt, riefen sie mir
zu: „O auch mir, o auch mir! Niemand ist, der an mich
denkt!“ und sie zeigten mir ihre große Freude.
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683 Am 25. April 1905
Daß der Strom sich auch nach Deutschland
herüberwälzen wird, ist und bleibt wahr.“
Jesus: „Was
Ich Meiner Kirche durch dich mitteilen wollte, habe Ich
gesagt. Für was soll Ich dich noch länger unnütz quälen,
da Meine Diener jederzeit eine andere Ausrede haben. Ich
werde von jetzt an dich im stillen besuchen, ohne daß es
anderen auffällt, und dein Trost sein in allen
Bedrängnissen dieses Lebens. Laßt kommen, was da kommen
will. Nur eines merkt euch: laßt euch nicht sieben,
haltet fest zusammen, ihr drei, und wenn alles gegen
euch ist. Und sag es allen Liebesbundmitgliedern, daß
sie feststehen im Glauben, daß Ich es bin, der mit dir
redet. Denn was Ich gesagt habe, ist und bleibt wahr,
daß, wer nicht glauben kann, daß Ich die Menschen
aufmerksam machen wollte auf die große Gefahr, die über
allen Kindern der katholischen Kirche schwebt, der soll
zittern für sich selbst; denn schaut hinüber nach
Frankreich. Viele werden jetzt, wo die Stunde der
Trübsal gekommen ist, mit hineingeschwemmt in den
Strudel des Zeitgeistes, die kurz vorher auch noch
glaubten, sie seien gute Katholiken. Denn was Ich gesagt
habe, daß der Strom sich auch nach Deutschland
herüberwälzen wird, ist und bleibt wahr.
Euch und allen, die zu euch stehen, rufe
Ich aber zu: Setzet alle Kräfte des Leibes und der Seele
ein für Meine Kirche! Betet, daß die Zeiten abgekürzt
und viele noch gerettet werden! Hier in Mainz kannst du
nichts ausrichten. Darum schweige und bete. Und wenn du
auf der Straße einem Priester begegnest, so schaue nicht
auf ihn, wenn du siehst, daß er deinen Gruß nicht
erwidern will, damit dein Gemüt nicht verwirrt wird, und
sage im stillen den Gruß. Ich höre ihn und erwidere ihn.
Ihr wißt, was Ich euch aufgetragen habe zu besorgen,
weil ihr hier nichts tun könnt. Allen, die mit euch
halten und es glauben, bekommen einen großen Lohn, sie
verdienen sich sehr viel, und Ich werde sie beschützen,
daß sie unberührt an dem Strom vorbeikommen, der sich
von Frankreich herüberwälzt, wie Ich gesagt habe. Alles
geht in Erfüllung. Sage N., sie muß sich erst diese
große Gnade verdienen. Sie soll nur geduldig abwarten.
Auf einmal hat sie alles nach Wunsch. N. soll tun, was
Ich ihr eingebe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
684 Am 1. und 3. Mai 1905
„Daß Mein Reich durch einzelne Seelen
erneuert und deshalb ein Gebetssturm entfaltet werden
muß.“
Am 1. Mai nach der heiligen Kommunion
sagte der Herr:
Jesus: „Ihr
sollt nicht mehr rechts und links sehen, sondern
schnurgerade auf Mich losgehen, um Mich zu
verherrlichen. Seht euch doch einmal um unter den
frommen Seelen, wie viele noch sind, die kein Vergnügen
suchen. Seht doch, wie schlimm es in der Welt aussieht.
Es ist Mir lieber, wenn du, anstatt die Wallfahrt nach
W. mitzumachen, dich deiner zwei Priesterstudenten
annimmst und sie mit nach Rück nimmst, damit sie jemand
um sich haben, der sie ermuntert und zum Guten anleitet.
Frau S. hat noch zu leiden.“
Am 3. Mai nach der heiligen Kommunion
hörte ich die Stimme des Herrn:
Jesus: „Gib
dich jetzt nicht dem mündlichen Gebet hin, sondern höre,
was Ich mit dir reden will. Es ist sehr nötig, allen
Liebesbundmitgliedern wieder einmal zu schreiben. Ihr
höret von allen Kanzeln herab jetzt dasselbe, was Ich
schon vor langen Jahren mit dir gesprochen, daß das
Glaubensleben müsse erneuert werden durch einzelne
Seelen; durch diese muß die Kirche erneuert werden.
Deshalb richtet an alle Liebesbundmitglieder die
Forderung, daß sie sich, so viel, wie es ihnen möglich
ist, von der Welt losreißen und das Entgegengesetzte von
dem Leben und Streben der anderen Weltmenschen tun. Je
mehr die Welt dem Vergnügen und Genießen nachströmt,
desto mehr sollt ihr alle, ihr Liebesbundmitglieder,
euer einziges Glück nur in Mir suchen und eure ganze
Freude.
Alle die Leiden und Widerwärtigkeiten,
die Ich dem Umkreis jeder einzelnen Familie und jeder
einzelnen Seele zusende, sollt ihr, so viel in eurer
Kraft liegt, zu heben suchen und durch Ausübung der
Nächstenliebe zum Frieden beitragen unter den Eurigen.
Ist es aber mehr die Leidenschaft, die zu große
natürliche Liebe, die euch so fortreißt, und ihr seht,
daß ihr nichts ausrichtet an ihnen, so betrübet euch
nicht darüber so, daß ihr eure Hauptaufgabe vergeßt.
Ertragt es dann ruhig und opfert es Mir auf, damit ihr
durch das ruhige Ertragen ihre Seelen rettet. Denn diese
Seelen, für die sie Mir fortwährend ihre Aufopferung
dargebracht, werde Ich dennoch retten, obgleich sie
wenig Hoffnung geben, aber das Ziel sollen sie nicht
vergessen, daß Mein Reich durch einzelne Seelen erneuert
und deshalb ein Gebetssturm entfaltet werden muß, wie er
nur sein kann und je in solchen Zeiten zum Himmel
erhoben worden ist.
Jetzt im Monat Mai sollt ihr, sooft ihr
nur könnt, ein Bildnis Meiner Mutter aufsuchen in der
Kirche oder in der Kapelle und euch um Sie scharen und
mit Ihr vereinigt beten für die Anliegen der Kirche.
Keines der Liebesbundmitglieder aber möge sich je seinen
geistlichen Vorgesetzten widersetzen, in welcher
Pfarrei, Diözese oder welchem Land es auch stehen mag.
Keines soll es wagen, sondern immer im Einklang mit
ihnen gehen. Sobald der Priester etwas verweigert,
sollen sie abstehen und jeder sich fügen in die
Anordnungen des Bischofs oder Priesters, aber immer im
Auge behalten, daß sie das alles ersetzen können durch
die Standhaftigkeit im Glauben und in der Liebe, die
ihnen niemand verbieten kann.
Denn sie sollen wissen, daß Ich ihr
oberster Leiter bin, daß Ich sie führe als
Liebesbundmitglieder, weil sie allzusammen eine
Gemeinschaft bilden sollen wie die ersten Christen, die
alle beten sollen eines für alle und alle für eines und
dieses so uneigennützig, daß keines sein eigenes Wohl
vorandrängt; denn die einzelnen Glieder bilden doch in
der ganzen Welt, wo sie auch stehen, eine
Zusammengehörigkeit in ihrem Leben und Streben und im
Gebet. Der Gebetssturm ist aber die Hauptsache.
Doch soll jede ihre Arbeit tun und
niemand soll seine häuslichen Berufspflichten
vernachlässigen, aber überall sollen sie eine heilige
Ruhe und Freude zur Schau tragen, auch wenn es vorkommt,
daß sie verkannt, beschimpft und unterdrückt werden,
sollen sie es ruhig ertragen, daß die Welt an dem
ruhigen Ertragen, an dem Gottvertrauen und der
Nächstenliebe sehen muß, daß ihr andere seid als die
Alltagschristen und sie sich zurufen: ‚Seht, wie sie
einander lieben.‘ Später, wenn alles vorüber ist, seht
ihr, was Ich mit euch gewollt habe und warum Ich mit dir
geredet habe.
Sage N., er soll sich Gott so in den
Willen geben und ihm in die Arme werfen, daß er
gleichsam keinen Willen mehr hätte, und auch darin, wenn
Ich ihm gleichsam alle Stütze wegnehme, die er scheinbar
doch braucht und haben muß, um das Werk halten zu
können. Ich verlange von ihm eine heroische Großmut, daß
er glaubt, auch wenn alles an dem Werk unterzugehen
scheint, das er verteidigt. Dieses Werk ist nur der
Widerhall von jenem ersten Werk, das Ich gegründet habe
am Kreuz und wofür Ich gestorben bin. Da war Ich auch
ganz und gar vernichtet und entblößt von jeder
menschlichen Hilfe. So muß auch dieses Werk am Kreuz
siegen. N. aber soll nicht nachlassen zu arbeiten und
die Einzelnen zu ermuntern.
Setzt einen Brief auf an alle
Liebesbundmitglieder, und schicke ihn auch in deine
Heimat. Ich entbinde dich jetzt davon, noch ferner dem
Bischof Aufträge auszurichten. Tue im stillen, was Ich
dir sage, und setzt euch standhaft ein für den Glauben.
Das ist eure Aufgabe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
685 Am 4. Mai 1905
„Das Leiden ist auch Gebet, und zwar
doppeltes Gebet.“
Heute morgen, gleich nach der heiligen
Kommunion, gab mir der Herr eine längere Botschaft. Weil
Luise es aber nicht gleich aufschreiben konnte, so bat
ich um zehn Uhr die liebe Mutter Gottes in Quintin, mir
es nochmals zu wiederholen, und ich beschwor Sie um
Ihrer Tränen und des Blutes Ihres Sohnes willen, daß Sie
nicht zulassen möge, daß ich in eine Selbsttäuschung
verfalle. Sie wiederholte mir folgendes:
Maria: „Sage
den Klosterfrauen, sie sollten es als einen Fingerzeig
von Gott ansehen, daß Er diese Dame zu ihnen hingesandt;
denn Mein Sohn hat sie dahingeführt, weil Er Sein Auge
auf diese Klosterfrauen gelenkt hat und sie für Sein
Werk gewinnen will. Frl. N. aber stirbt noch nicht; sie
muß noch mehr arbeiten für den Liebesbund. Sie hat noch
einen weiten Weg.
Den Schwestern aber sage, sie sollten
bedenken, was für ein großes Glück es für eine Seele
ist, wenn Mein lieber Sohn sie aussucht zu solchen
außergewöhnlichen Leiden, wenn sie auch manchmal tief
einschneiden in die Seele. Das ist der Weg, wie Er Seine
Auserwählten führt und Seine Heiligen bildet. Sie
sollten es nicht verkennen und die Gnade nicht umwandeln
in eine Strafe für sie. Wenn man Bitterkeit nachträgt,
verwandelt man die große Gnade zu Bitterkeit. Mein
lieber Sohn will die Schwester nur auf dem Weg der
Vollkommenheit weiterbringen. Sie soll das, was ihr
zugefügt worden ist, mit Mut hinnehmen und mit Gleichmut
ertragen und in ihre Stellung gehen, die ihr angewiesen
wurde, und tun, als ob nichts vorgefallen wäre und sich
verwenden lassen, wo und wie sie wollen.
Wenn sie das fertigbringt, hat Er Sein
Ziel mit ihr erreicht; denn Er will sie nur abstreifen
von der Eigenliebe und dem Stolz, den alle Menschen in
sich stecken haben, den sie aber nicht eher erkennen,
als bis Gott den Menschen darauf führt und ihn davon
überzeugt. Sie soll darum mit sich machen lassen, was
sie wollen, und dann gebe Ich ihr das Versprechen, daß
ihr Vormund aus dem Fegefeuer erlöst werden soll, und
daß Mein lieber Sohn daran alle Gnaden für sie
anschließen will, und daß sie standhaft bleibt, wenn
wieder solche Unannehmlichkeiten kommen und sie keine
Versuchung mehr bekommt zum Austritt. Und sage ihr auch,
daß du aus eigener Erfahrung weißt, welch große Gnaden
solche Verdemütigungen nach sich ziehen.
Im übrigen ist Mein lieber Sohn sehr
zufrieden über den guten Willen der Schwester als auch
mit ihrer Oberin. Das muß ihnen eine große Beruhigung
sein, wenn sie auch zweifeln wollen und versucht sind
anzunehmen, man wolle ihnen schmeicheln. Die Oberin soll
bedenken, daß niemals eine Seele aus sich selbst das
Herz und das Gemüt hat, um mit uneigennütziger
Nächstenliebe die Seelen zu bemitleiden.
Das hat sie von Gott und ist der
sicherste Beweis, daß sie in Gott befestigt ist. Sie
sollen beide zusammenhalten und so fortfahren, die mit
Ängsten geplagten Seelen aufzumuntern. Das ist der beste
Beweis, daß sie mit Gott vereinigt ist, weil sie
ängstlich ist, daß sie nicht alles so mitmachen kann
wegen ihrer Gesundheit.
Sie soll jeden Abend Meinem lieben Sohn
sagen: ‚Lieber Heiland, ich habe getan, was ich konnte.
Wenn Du mehr haben willst, mußt du mir mehr Gesundheit
geben!‘ Sie soll immer ein heiteres Gemüt pflegen, daß
sie gegenseitig sich immer in der Heiterkeit und Freude
ermuntern, und mit Freuden Ihm dienen; denn einen
freudigen Geber liebt Mein Sohn. Sie sollen nur ruhig
weitergehen und nicht so ängstlich sein, denn eine
Ordensperson, die sich einmal Meinem lieben Sohn
geschenkt, soll alles hinnehmen, was vorkommt in ihrem
Beruf und bedenken, daß sie eine geistige Hausfrau ist,
die für Ihn arbeitet und sich selbst vergißt, um Seelen
zu retten.
Sage ihnen aber, sie sollen sich
anschließen an den Liebesbund, an die in der Welt
lebenden frommen Christen, die auch nichts anderes
suchen als die Ehre Gottes, weil Mein lieber Sohn es
wünscht; denn Er hat schon lang gesagt, daß die
Ordensleute und frommen Weltleute sich vereinigen zu
einem eifrigen Christenleben, weil das Glaubensleben
erneuert werden muß. Die gelben Blätter sollen
abgeschüttelt werden vom Baum der Kirche und deshalb
trachtet, ein grünes Blatt zu sein und kein dürres.
Ihr alle miteinander müßt über die
Unannehmlichkeiten weggehen, das muß euch Nebensache
sein, und all die Leiden und Widerwärtigkeiten und
Vorkommnisse müßt ihr zu den Sühnungsleiden rechnen für
die Bekehrung der Welt.
Mein lieber Sohn läßt das alles zu, wenn
man es manchmal auch nicht erkennt, und benützt die
Menschen als Werkzeuge. So hat Er bei dieser Schwester
ihre Vorgesetzten dazu benützt, um sie im Tugendleben
vorwärts zu bringen, und nur auf diesem Weg wird das
große Ziel erreicht, wenn viele sich vereinigen zu einem
Gebetssturm. Die Leiden spielen aber eine Hauptrolle
dabei. Das Leiden ist auch Gebet, und zwar doppeltes
Gebet. Sie sollen also nur nicht ängstlich sein, weil
Mein lieber Sohn zufrieden mit ihnen ist; sie sollen nur
tun, was Er ihnen sagt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
686 Fest der Kreuzauffindung 1905
„Als der Erzengel Gabriel Meiner lieben
Mutter das Geheimnis der Menschwerdung ankündigte, da
war die Morgenröte der Gnade noch nicht aufgegangen.“
Barbara: Am
Fest Kreuzauffindung bat ich den Herrn sehr für zwei
Verstorbene. Der Herr schenkte mir die erstere, eine
Frau. Sie hielt ein Kreuz in den Händen und sagte:
Verstorbene:
„Kreuzauffindung ist meine Erhöhung, weil du mir die
Verdienste deiner Feier zugewandt. Ich werde dich am
Throne Gottes nie vergessen.“ Das „Hochpreiset“ singend,
schwebte sie auf.
Barbara:
Während des Segens, den ich der Mutter von S. schenkte,
gab mir der Herr auch diese. Ich sah sie, sie war eine
alte Frau, aber im vollkommenen Zustand wie eine junge
Person. Sie dankte mir und sang das Magnificat, in die
Höhe steigend.
Am Herz-Jesu-Freitag, als Barbara in der
Herz-Jesu-Andacht war, wo nur Laien beteten, wollte sie
noch in eine andere Kirche gehen, um sich den heiligen
Segen zu holen. Der Herr aber sagte:
Jesus:
„Bleibe hier! Meinst du denn, Ich könnte dir den Segen
nicht auch hier geben? Was sollten dann die Ordensleute
anfangen und Meine anderen Diener, die auch danach
verlangen, aber nicht hinzukommen können? Diese alle
lasse Ich teilnehmen an Meinem Segen.“
Am ersten Sonntag im Mai las Barbara in
einem Buch, daß man seine Gnaden verbergen solle, und
sie wurde ängstlich. Darauf hörte sie die Stimme des
Herrn:
Jesus: „Meine
Tochter, ziehe dich zurück, Ich will mit dir reden. Du
fürchtest dich, darum komme mit Mir!“
Darauf wurde ich in eine glänzende
Gesellschaft geführt, wo die heiligen Apostel und
Bischöfe und Priester waren. Der Herr sagte:
Jesus: „Weil
diese Meine Dienerin von den Priestern in dieser Stadt
so verachtet ist, deshalb ist es Mein Wille, daß ihr sie
belehret über ihre Zweifel.“
Barbara schämte sich und fürchtete sich
vor Täuschung, und wandte sich deshalb ab. Da drängte
Sich die liebe Mutter Gottes von hinten vor und sagte:
Maria:
„Komme, Meine Tochter, fürchte dich nicht, Ich will dir
alles ersetzen.“
Der Herr war so gütig und sagte:
Jesus: „Als
der Erzengel Gabriel Meiner lieben Mutter das Geheimnis
der Menschwerdung ankündigte, da war die Morgenröte der
Gnade noch nicht aufgegangen. Meine liebe Mutter mußte
deshalb schweigen, denn es hätte sie niemand verstanden.
Jetzt aber, wo Meine Gnadensonne die ganze Welt
durchscheint bis in den letzten Winkel hinein, wo aber
dieses Glaubenslicht am Erlöschen ist, ist es notwendig,
dasselbe wieder anzufachen. Wenn Ich zu einer Seele
rede, so rede Ich nicht allein zu ihr, sondern zu allen,
um das Glaubenslicht wieder anzufachen.“
Die lieben Heiligen begrüßten Barbara
sehr herablassend und freundlich und stimmten dem Herrn
bei.
Maria: „Sage
dem jungen Mann, er soll sich noch diesen Monat im
Missionshaus anmelden. Ist er auch schon
fortgeschritten, so kann er doch noch eine Leuchte in
der katholischen Kirche werden. Er wird noch viele
Versuchungen haben; er soll aber das Irdische nicht
achten. Seine Mutter soll sich tief vor Gott
verdemütigen.“
Von der Kanzel herab wurde die
Donnerstags-Ölbergstunde sehr getadelt und die Beter
darum erschüttert. Der Prediger sagte, die Ehre der
Beteiligten käme wegen der späten Abendstunde in Gefahr,
es seien eigensinnige Neuerungen und dergleichen.
Jesus: „Gebt
die heilige Stunde nicht auf, sondern beruft euch
darauf, daß Ich sie Meiner Dienerin Margareta Maria
Alacoque angegeben und daß Rom sie approbiert und mit
vollkommenem Ablaß versehen, und daß ihr sie haltet,
weil die Betrachtung des bitteren Leidens die Seele sehr
fördere und im Guten bestärke und ihr hofft,
Fortschritte zu machen. Wenn sie sie direkt verbieten,
dann gehorchet, aber sie werden es nicht wagen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
687 Am 27. bis 29. Mai 1905
„Wer Geduld hat, wird alles in
Erfüllung gehen sehen.“
Jesus: „Komme
her, Meine Tochter, Ich will dich entschädigen für all
die ertragenen Leiden.“
Barbara: Und
Er führte mich in Sein heiligstes Herz, in eine
besondere Wohnung, worin ich schon öfter war. Es war
dort eine lange Tafel gedeckt und viele saßen daran,
auch Lieschen und Luise. Und der Herr sagte liebreich:
Jesus: „Meine
Tochter, suche dir ein Plätzchen und setze dich.“
Barbara: Und
ich wurde erfüllt mit großer Süßigkeit, und der Herr
sagte:
Jesus: „Laßt
euch nicht sieben, haltet um so inniger zusammen, je
mehr man euch zu trennen sucht.“
Jesus am 28.
Mai: „Schließt euch innig zusammen und geht
ungeniert eure Wege; denn der Strom des Kulturkampfes
zieht auch seine Streifen nach Deutschland, und es wird
bald geschehen, dass der Haß der Bösen auch in Wut
übergeht gegen Meine Kirche, und daß alle Priester,
Ordensleute und treuen Christen viel zu leiden bekommen.
Wie zu Meinen Lebzeiten die Pharisäer immer danach
sannen, Mich zu verfolgen, und wie dann endlich der Neid
in Wut ausbrach, um Mich zu vertilgen, so wird es auch
den Meinigen geschehen. Alles, was Ich gesagt, geht in
Erfüllung. Es ist nur die Ungeduld der Menschen, die es
nicht erwarten können, aber wer Geduld hat, wird alles
in Erfüllung gehen sehen. Man will Mich ganz aus der
Menschheit vertilgen. Es kommt noch zu einer blutigen
Verfolgung.“
Jesus am 29.
Mai: „Ich habe euch doch gezeigt, daß ihr
diejenigen seid, die in Meinem Herzen eingeschlossen
sind, die bei Mir sitzen und an Meinem Herzen ruhen. Was
braucht ihr dann noch mehr?“
Inhaltsverzeichnis Band 6
688 Herz-Jesu-Freitag im Juni 1905
„Denn all die Krankheiten und Trübsale
sind ja nur der Weg dorthin. Dort wird alles
ausgeglichen.“
Jesus: „Sage
N., sie brauche sich nicht zu fürchten vor einem
schnellen Sterben. Ich gebe ihr noch die Gnade, daß sie
den Bau fertigstellen kann, und daß ihr Geschwister euch
alle noch einmal sehen dürft. Denn Ich gönne euch diese
Freude, daß ihr euch in heiliger Freude in Mir
zusammenfindet zur Belohnung dafür, daß ihr alle trotz
allem so fest geglaubt; denn Ich schlage einen solchen
Glauben sehr hoch an, wenn man sich über die Gnaden
anderer freut. N. soll, wenn sie sich erholt hat, sich
mit Mut an den Bau machen, wenn sie auch nicht mehr so
gesund wird wie früher. Sie soll all ihr Vertrauen auf
Mich setzen; denn es geht alles in Erfüllung, was Ich
verheißen habe, aber glauben muß der Mensch. Ic h habe
große Freude an all ihren Geschwistern um ihres
lebendigen Glaubens willen, und Ich will ihnen diese
Freude noch einmal machen. Alsdann aber sollen sie sich
über nichts unterhalten als über die himmlische
Seligkeit und die Freuden, die ihrer warten, und Meine
unendliche Liebe und Güte, und alles andere beiseite
lassen, denn all die Krankheiten und Trübsale sind ja
nur der Weg dorthin. Dort wird alles ausgeglichen.
Sage auch N., Ich habe große Freude an
ihr, sie habe wirklich schon Fortschritte gemacht. Das
müsse sie daran erkennen, daß sie keine so heftigen
Kämpfe mehr hätte. Ich gebe ihr das Versprechen, daß sie
noch dahin gelangt, daß sie sich noch freier fühlt von
all den irdischen Dingen. Denn anders ist es nicht zu
machen, als daß die Reichen, die aufwärts steigen
wollen, sich ihrer Güter entäußern. Sie soll doch
täglich bedenken, was denn all das Irdische wäre im
Vergleich zur Ewigkeit, wie rasch das alles ein Ende
nimmt. Es soll sie trösten und freuen, daß Ich mit ihr
zufrieden bin, und um ihrer Entäußerung willen ihr all
die kleinen Fehler verzeihe.
Sage noch deinen Schwestern Luise, Ich
erfülle ihnen alle Wünsche, weil sie geglaubt, aber die
Leiden, das alles gehört zum Weg der Seligkeit, der sie
entgegengehen. Sie sollten noch entschiedener alles
Irdische und Weltliche abstreifen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
689 Am 5. Juni 1905
„Dieses Gespräch aber geht im Herzen des
Menschen vor sich.“
Jesus: „Sage
deinen zwei Freundinnen, daß euer Leben jetzt so ruhig
dahinfließen wird. Sage N., er möge sich doch aufraffen
und sich freuen, daß er sich für Mein Werk hingegeben.
Wenn es ja sein Leben kostet, so ist es ja für Mich
hingegeben, für seinen Glauben. Er soll fest glauben,
daß er noch einmal nach Lourdes gehen kann, und er wird
sehen, mit welcher Freude ihn dort Meine Mutter
überströmen wird, und wie getröstet er zurückkommt, und
wie glücklich er sein wird in der Ewigkeit, wo ihm alles
ausgeglichen wird.“
Nach der heiligen Kommunion beschwerte
ich mich, weil ich so wenig tun kann. Der Herr sagte:
Jesus:
„Beruhige dich, Ich bin mit dir zufrieden.“
Barbara: „Ja,
bin ich es nicht selbst, die ich mir das zuspreche?“
Jesus:
„Niemals kann ein Zwiegespräch stattfinden in der Seele,
das sich auf Gott bezieht, was aus einem anderen Geiste
kommt oder was der Mensch aus sich hat; denn das ist ein
ganz anderes Gespräch als das Gespräch mit den Lippen.
Weil der Mensch aus sich nichts Gutes hat oder geben
kann, muß ein Gespräch, das sich auf Gott oder das Heil
der unsterblichen Seele bezieht, nur von Gottes Geist
her kommen. Dieses Gespräch aber geht im Herzen des
Menschen vor sich.“
Dann sagte die liebe Mutter Gottes:
Maria: „Weil
Schwester N. so kindlich ist und immer noch meint, es
wäre alles nicht richtig, so sage dieser guten
Schwester, Mein Sohn hat es ihr zwar schon so oft
gesagt, aber weil sie so kindlich ist, sage Ich es ihr
wieder, sie soll sich nicht mehr beängstigen um das, was
hinter ihr liegt, sie soll vorwärts schauen und die
Tage, die ihr noch von Meinem Sohn geschenkt sind, zu
ihrer Heiligung verwenden und recht achtgeben, daß sie
eine herrliche Blume wird, und das sage Ich ihr nicht
allein, sondern allen ihren Geschwistern; denn die
Kinder sollen die Krone ihrer frommen, heiligen Mutter
werden, und jedes soll sich hüten, daß es keine
mißgestaltete gibt, denn dann wäre die Krone
verschändet.
Für N. werden auch noch einmal bessere
Tage kommen, wo es ihm mit der Gesundheit besser geht.
Alles kommt nur daher, weil seine Nerven ruiniert sind
durch das, was er durchgekämpft hat, und das sage Ich
zum Trost für euch alle, besonders für N., daß die
einzelnen Glieder der Kirche in jetziger Zeit, jedes in
sich, das ganze Leben der Kirche durchleben müssen: So
wie die Kirche im großen und ganzen, so jede Seele im
kleinen in ihrem eigenen Leben. Daher kommt es, daß die
Seele, die wirklich Gott treu dienen und nach
Vollkommenheit ringen will, ein unblutiges Martyrium
hat, weil die ganze Christenheit verseucht ist von dem
Geist des Liberalismus, der die ganze Welt beherrscht.
Wenn nun eine Seele etwas mehr tut und
sich ausscheidet von dem Geist, so hat sie ein
Marterleben von Verachtung, Verdemütigung, Hohn und
Spott durchzukämpfen. Wundert euch deshalb nicht, wenn
Ich so große Verheißungen mache. Denn früher in den
ruhigen Zeiten, wo die Kirche blühte und ihre Macht nach
außen entfaltete, konnten die Glieder in Ruhe und
Frieden leben, wie eine heilige Gertrudis und
Mechtildis.
Diese waren fast in beständiger
Verzückung berauscht von Liebe und Wonne, weil sie keine
Hindernisse und keine Widersprüche hatten. Niemand war
da, der sich getraut hätte, sie zu tadeln. Deshalb
mußten diese sich durch Abtötungen auszeichnen. Jetzt
ist es anders, diese Seelen sind ausgeschieden aus der
menschlichen Gesellschaft.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
690 Fest des heiligen Antonius am 13.
Juni 1905
„Daß Meine heilige Mutter nicht in
Ephesus, sondern in Jerusalem auf dem Berg Sion
gestorben ist.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Dein
Neffe (der an galoppierender Schwindsucht darniederlag)
wird noch nicht sterben, und dein Neffe Josef wird sein
Studium fortführen. Dem Herrn, der gefragt hat wegen der
Ephesusfrage, kannst du sagen, daß Meine heilige Mutter
nicht in Ephesus, sondern in Jerusalem auf dem Berg Sion
gestorben ist. Sie sollten sich nicht streiten wegen
Meiner heiligen Mutter.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
691 Fest Heiligste Dreifaltigkeit am 18.
Juni 1905
„Und je mehr Widersprüche es gibt, desto
größer ist die Sicherheit, daß das Werk von Mir stammt.“
Luise war plötzlich erkrankt, gerade vor
der Missionsausstellung, die sie nicht einmal sehen
konnte. Deshalb sagte der Herr:
Jesus: „Deine
Krankheit ist nur eine Betauung des Werkes. Raffe dich
auf und gehe darüber hinweg. Sei nicht ängstlich. Ruhe
dich ein wenig aus, damit du dich erholst; denn es war
nur eine Begießung des Werkes, damit es recht viel Segen
bringt und verdienstlich wird, denn das Werk freut Mich
sehr. Weil es aber so große Gefahr hat, daß der Mensch
in der Ausführung Meiner Werke, und wenn es auch das
Höchste ist, worin Ich am meisten geehrt und
verherrlicht werde, sich selbst geschmeichelt fühlt
durch das Gelingen, so lasse Ich es vorkommen, um das zu
verhüten, daß es Widersprüche gibt, wie in jedem Werk,
so auch in diesem schönen Werk. Und je mehr Widersprüche
es gibt, desto größer ist die Sicherheit, daß das Werk
von Mir stammt.
Darum sollen diejenigen, die sich so
sehr darum bemühten wie N. und N. und alle anderen, sich
recht einschärfen, daß sie sich die Verdienste nicht
rauben, sondern in der Demut bleiben, und immer
bedenken, daß es besser ist, wenn etwas so gehalten ist,
daß man meint, es habe keinen Wert vor Gott und der
Welt, weil dann das Verdienst der Menschen um so größer
ist, je mehr etwas vernichtet wird. Deswegen rate Ich
ihnen, daß sie sich wehren, weil die erste Absicht war,
zur Verbreitung des Glaubens in den Heidenländern
beizutragen, weil dies sehr notwendig ist für die
Verbreitung des Glaubens, und weil ihr so für das
Vollkommenere eintretet. Wenn aber ein Kirchenfürst sich
äußert und absolut darauf besteht, damit sie sich als
gefügsame Werkzeuge der Kirche gegenüber erzeigen und
man sie nicht als eigensinnige Geschöpfe erkläre, mögen
sie nachgeben, um den betreffenden Kirchenfürsten nicht
zu reizen durch eigensinniges Beharren auf ihrem Plan.
Ich werde ihnen dann doch dasselbe Verdienst geben, wie
wenn sie ihren Plan ausgeführt hätten.
Ihr aber, Meine Kinder, sollt Mir recht
dankbar sein an dem heutigen Fest der Heiligsten
Dreifaltigkeit. Denn heute hat die Heiligste
Dreifaltigkeit den Plan beschlossen, das Werk zu
gründen, und vier Tage danach, am heiligsten
Fronleichnamsfeste, habe Ich Selbst die Urkunde euch
überreicht, indem Ich dir die Erklärung gegeben, wie Wir
es haben wollen, daß ihr euch vereinigen solltet, um die
Heiligste Dreifaltigkeit zu ehren und zu verherrlichen,
um den Plan auszuführen, den Ich euch dargelegt. So wie
die Allerheiligste Dreifaltigkeit Sich vereinigt, der
Menschheit Gutes zu erweisen, so sollt ihr euch
vereinigen, um in euren Gesinnungen eins zu sein, unsere
Gesinnungen der Menschheit mitzuteilen. Wie Ich Mich in
deinen Geist ergieße, so sollst du es der Menschheit
übermitteln.
Weil aber Meine Diener Mein Werk so
falsch beurteilen, indem sie meinen, man vernachlässige
seinen Beruf und werfe das Kreuz ab, um sich einer
Gemütsduselei hinzugeben, und deshalb alles zu
vernichten suchen, so lasse Ich so viele
Unannehmlichkeiten in der Familie vorkommen, damit du
herausgerissen wirst und sie sich fragen müssen, wo
steckt denn da die Gemütsduselei, wenn eine Seele alles
tut wie ein gewöhnlicher Mensch!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
692 Fronleichnamsfest 1905
„Durch das ganze Werk, das Ich
gegründet, habe Ich der Menschheit die Mittel angegeben,
die für diese Zeiten passen, wie Ich immer tue.“
Das Fronleichnamsfest verbrachte ich in
Schippach am Krankenbett eines Neffen zu. Ich kränkte
mich so sehr, weil ich die schöne Festoktav ganz
vermissen mußte. Ich sah den lieben Heiland, und Er
sagte:
Jesus: „Durch
das ganze Werk, das Ich gegründet, habe Ich der
Menschheit die Mittel angegeben, die für diese Zeiten
passen, wie Ich immer tue. Das Wort, das Ich zu Meinen
Aposteln gesprochen, habe Ich immer beibehalten: Das
Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der aus seinem
Schatze immer Neues hervorbringt! Das sagte Ich, um der
Christenheit zu zeigen, wie Ich es mache. Das ist alles
in Gleichnissen gesprochen, und Ich mache alles in
Gleichnissen, weil die Menschen nicht alles verstehen,
bis die Zeiten kommen, wo sie reif sind dafür. Das
wollte Ich damit andeuten, daß Ich sagte: Das
Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der aus seinem
Schatze immer Neues hervorbringt!
So brauchte Ich, wie Ich Meine Kirche
gegründet, in der ersten Zeit, wo Meine heilige Mutter
und die Apostel gelebt haben, nichts anzugeben, weil das
Leben der Christen so rein war. Eines lebte für das
andere, nur für den Himmel, weil die Gottes- und
Nächstenliebe ganz Hand in Hand miteinander gingen.
Darum ließ Ich dasselbe so. Die erste Christenheit
stellte die Kindheit vor.
Als aber die Menschheit sich entfaltete
und immer mehr ausbreitete, nahm die Gottesliebe um
vieles ab, und Ich gab der Menschheit ein, daß sich
einige wieder absondern und ausscheiden sollten, um Mir
das zu ersetzen, was andere versäumten. Da wurde Mir die
Ehre, die Mir geraubt wurde, durch die Genossenschaften
wieder ersetzt. So tue Ich von Zeit zu Zeit, wie die
Menschheit steht oder fällt in ihrem Glauben und in
ihrer Liebe. Ich offenbarte Mich dann immer wieder, um
die Menschheit an Mich zu locken und Meine Ehre auf
andere Weise herauszuschlagen. So tue Ich bis auf den
heutigen Tag.
In der letzten Zeit habe Ich Mein Herz
erschlossen durch die selige Margareta Maria Alacoque.
So tief, wie jetzt die Menschheit herabgedrückt ist auf
die unterste Stufe, war sie noch nie gestanden. Deswegen
muß Ich Mich offenbaren. Denn, obwohl es viele
Ordensleute gibt, muß Ich sehr beklagen, daß die
Gottesliebe so sehr herabgedrückt ist. Deswegen habe Ich
angegeben, daß durch den jungfräulichen Stand die Welt
soll gehoben werden, durch Seelen in der Welt und im
Kloster.
In früheren Zeiten hat es genügt, daß
fromme Ordensleute und Ordensgenossenschaften Gott
liebten, weil die Welt auf sie schaute und sich um
ihretwillen besserte, aber in jetziger Zeit sehen die
Weltleute nicht mehr auf das gute Beispiel der Klöster.
Man will nichts als Vergnügen, mögen die
Ordensleute beten und sich hinopfern, sie gehen nur
ihrem Vergnügen nach. Deswegen habe Ich keine andere
Wahl. Ich muß in der Welt Seelen haben, welche die Welt
verbessern. Ich muß Jungfrauen haben, die es so machen
wie du. Eine Jungfrau muß nicht davonlaufen, wenn sie
keinen Dank erntet. Deswegen stelle Ich dich zuweilen
dahin, wo du den größten Undank erntest, weil du doch
hernach die Früchte siehst. So will Ich es haben, so muß
die Welt wieder hinaufgeschafft werden, damit der
Ehestand wieder ins Geleise kommt. Die Jungfrauen müssen
mit großer Entschiedenheit helfen, die Kinder zu
erziehen, wenn sie noch so großen Undank ernten, daß
dadurch die Welt muß gerettet werden. Deshalb siehst du
es, wie die Früchte (deines guten Beispiels) in deinem
Dorf wachsen, wie es sich hebt.“
(Es herrscht große Einigkeit, die
Frömmigkeit wächst, vier Jungfrauen sind in diesem Jahr
daselbst ins Kloster eingetreten, und als weltliche und
geistliche Behörden wegen zusammenfallender Feiertage
den St.-Antonius-Tag streichen wollten, sagten alle
Männer einstimmig: „Nein, wir wollen ihn feiern, und
vertrauen auf Gott, daß Er uns doch ernährt.“)
Jesus: „So
will Ich es haben in der ganzen Welt. Ausgeschlossen
sind nur diejenigen Jungfrauen, die zeitliche Interessen
allein im Auge haben, die nur ihr Vergnügen suchen und
sich nicht weh tun wollen. Das sind keine Jungfrauen; da
ist Mir eine fleißige Ehefrau lieber. Man muß es machen
wie du und Julchen es machen (eine Freundin aus Rück).
Ich segne die Familie, wo sie so geführt wird. So muß es
gemacht werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
693 Großes Gebet in St. Ignaz am 3. Juli
1905
„Nur durch die Sünde ist das Glück
verdorben worden, und doch hat der Mensch einen solchen
Hang zum Glück, weil er dazu bestimmt ist.“
Barbara: Ich
hörte die Stimme des Herrn, die mir zurief:
Jesus:
„Richte dich jetzt nach innen und höre Meine Stimme.
Deine zwei Freundinnen entsetzen sich, weil sie gerade
vor dem Großen Gebet erkrankt sind und meinen, sie
versäumten so viel. Sage ihnen, daß sie sich darüber
nicht betrüben und glauben, sie versäumten viel. Sie
versäumen nichts, wenn sie Meinen Willen tun. Der Mensch
muß leiden, Meine Geschöpfe müssen leiden. Was ist denn
eigentlich das Leiden? Nicht die Leiden, die man meint
und sich vorstellt, sondern all das, was gegen den
Willen geht, was einem unangenehm in die Quere kommt,
wenn dem Menschen das Ziel, wozu er bestimmt ist,
getrübt ist und er das nicht findet, was er sucht. Das
ist in die Menschen gelegt, weil er dazu geschaffen ist.
Nur durch die Sünde ist das Glück verdorben worden, und
doch hat der Mensch einen solchen Hang zum Glück, weil
er dazu bestimmt ist, so daß er nicht leben kann, wenn
er nicht glücklich ist. Aber alle Meine Geschöpfe sind
dem Leiden unterworfen, auch die Engel, nur
geistigerweise, und ihr, weil ihr noch den Leib habt,
muß der Leib auch darunter leiden.“
Barbara: „Wie
ist es möglich, o Herr, daß auch die Engel leiden? Sie
sind doch reine Geister, und das Leiden kommt doch nur
von der Sünde?“
Jesus:
„Gerade deswegen komme Ich, um dir den Trost zu bringen
für deine zwei Mitschwestern. Wenn der Mensch sündenlos
ist, frei von schwerer Sünde, führt er das Leben der
Engel hier auf der Welt. Die Engel sind so eng mit euch
verbunden, wie ihr selbst miteinander verbunden seid,
weil ihr zugleich mit den Engeln aus Meiner Schöpferhand
hervorgegangen seid, nur etwas geringer als die Engel.
Daher kommt es, daß auch die Engel – wie
ihr Menschen eines mit dem anderen leiden und des
anderen Last tragen müßt – die Last und die Leiden mit
euch teilen; denn die Engel lieben Mich mehr als die
Menschen, bei denen immer noch fleischliche Liebe dabei
ist. Sie kränken sich sehr, daß es Menschen gibt, die
den Weg nicht gehen, den Ich ihnen vorgezeichnet, und so
ihr Ziel verfehlen. Das ist ihnen ein so großer Schmerz,
daß ihre Glückseligkeit dadurch getrübt ist. Das ist ihr
einziges Leiden, obwohl sie unendlich glücklich sind,
weil sie reine Geister sind und befreit von der Sünde.
Weil sie jedoch eure Brüder sind, tut ihnen das Unglück
von euch Menschen so weh, wenn sie sehen, daß die
Menschen ihr Glück verderben durch die Sünde. So nehmen
sie Anteil an eurem Leiden.
So ist es auch, wenn Ich den Gerechten
auf der Welt Leiden schicke. Diese vertreten die Engel
auf der Erde, sie sind Meine liebsten Kinder, und
deshalb müssen sie mitfühlen, wenn Ich so sehr gekränkt
werde. Sage deinen zwei Freundinnen, sie sollen ruhig
die Krankheit hinnehmen und zufrieden sein. Nun will Ich
dir auch einmal zeigen, wie viel dazu gehört, um das
Opfer einer Seele rein zu machen vor Meinen Augen.“
Barbara: Der
Herr zeigte mir zwei Formen wie zwei Brote. Die eine war
schön leuchtend, ganz glatt, die andere häßlich
zerfressen.
Jesus: „Das
erste ist das Opfer einer Seele, die von der Welt
verachtet und ganz hinausgestellt ist, wie es euch geht.
Das andere ist das Opfer, das Mir jene Seelen bringen,
die um ihrer Frömmigkeit und ihrer guten Werke willen
auch Anerkennung finden vor der Welt und ihren
Mitmenschen. Da schleicht sich so viel Ehrsucht und
Selbstgefälligkeit in Meinen Augen ein, daß es wie ganz
zerfressen ist. Wenn Ich aber zulasse, daß ein Mensch
ganz hinausgestoßen, verachtet, für unnütz und zu nichts
tauglich erklärt wird, dessen Opfer ist gereinigt von
der Eigenliebe.
Sage Meiner Luise, es komme auch wieder
anders, wo sie mehr Trost habe. Ich will Mein Opfer
reinglätten. Ihr sollt einmal sehen, wie ihr Mir die
ganze Ewigkeit danken werdet, daß Ich Selbst alles
abschneide. Du aber, sage nicht eher etwas zu deinen
Vorgesetzten, bis Ich es dir zu wissen tue.“
Barbara: Beim
Großen Gebet in St. Christoph bei der letzten Stunde
hörte ich Seine Stimme:
Jesus: „Meine
Tochter, ziehe dich zurück, Ich will dir eine Freude
machen.“
Barbara: Und
ich sah eine Landschaft, die glänzte, als ob die Sonne
darauf schiene, und wie ein See, auf welchem eine
Eisdecke ist, die von der Sonne beschienen ist.
Jesus:
„Siehe, das sind die Schweißtropfen der Seelen, die
trotz der großen Hitze Mich besuchen. Wie viele Seelen
verscherzen die Gnaden, um ihrer Bequemlichkeit nichts
abgehen zu lassen!“
Barbara: Bei
jeder Person, die in der Kirche war, kniete eine schöne
Gestalt.
Jesus: „Das
sind die Schutzengel der Leute, die tragen fortwährend
den Schweiß und die Strapazen vor Meinen Thron, und Ich
lege das Fehlende hinzu, und es ist alles ersetzt. Sage
N., sie soll nur das Seminar für L. gründen, wenn sie
auch viele Hindernisse hat im Rückblick auf das, was Ich
schon vor Jahren gesagt, wie darauf gedrungen werden
müsse, daß gesorgt werde für gute Lehrerinnen. Das ist
schon damals Mein Befehl und Mein Plan gewesen. Sie soll
es nur tun. Ich habe Mich deiner angenommen, und was in
dir gewirkt wurde, das habe Ich in dir gewirkt, und Ich
werde auch ferner Meine Hand auf dich halten. Du wirst
sehen! Harre aus! Jetzt ist die Zeit der Prüfung! Wenn
du auch nicht so viele Gnaden hast, du mußt verdienen.
Aber wenn du hinüberkommst, dann komme Ich dir entgegen.
Ich bin es, Der in dir gewirkt hat.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
694 Am 8. Juli 1905
„Nur durch Leiden kann man verdienen,
und alles, was gegen den Willen des Menschen ist, sind
Leiden.“
Gleich nach der heiligen Kommunion war
der Herr so gütig und lieb. Vorher mußte ich aber lange
flehen, weil ich so finster war. Je länger ich anhielt,
desto mehr zerstreute sich die Finsternis. Als bei der
heiligen Wandlung das kostbare Blut erhoben wurde,
führte mich der Herr in Sein Herz ein.
Jesus: „Komm,
damit du siehst, daß Ich alles vergessen habe. Gerade so
lieb, wie Ich früher mit dir war, gerade so lieb habe
Ich dich jetzt noch. Das alles ist nicht so, wie du
meinst, daß Ich dich ganz verlassen hätte. Jetzt denke
dir nur, wer kann dir eine solche Glückseligkeit geben?
Würdest du noch mit jemand tauschen? Die Freude und die
Sicherheit kann nur der geben, der Ich bin. Damit du
zufrieden bist und siehst, daß Ich alles vergesse, und
daß es nicht so ist, wie du meinst, will Ich dir zeigen,
wie Ich die Seele reinige.“
Barbara: Es
war Wandlung. Ich betete Ihn an, und wie das kostbare
Blut erhoben wurde, nahm Er den Kelch und goß ihn über
meine Seele, und sie wurde weiß und die dunklen Flecken
waren alle weggewaschen.
Jesus:
„Siehst du, weiß wie Wolle! So mache Ich es der Seele,
die mit gläubigem, reumütigem Herzen in die heilige
Messe geht. Wenn sie noch so verstrickt ist, wasche Ich
die Seele rein in Meinem Blut.“
Barbara: Ich
bat für alle, die dieses glauben, und sagte:
„Mache doch auch Lieschen und Luise
wieder gesund, daß wir dir mit freudigem Herzen dienen.“
Jesus: „Wie
soll Ich es anders machen, um Seelen zu retten? Nur
durch Leiden kann man verdienen, und alles, was gegen
den Willen des Menschen ist, sind Leiden. Wo sind die
Menschen, die noch auf andere Weise für Menschen
verdienen wollten? Die Menschheit ist so verzärtelt, daß
sie sich nichts mehr auferlegen kann. Deshalb muß Ich es
tun. Ich bin gar so bedrängt und muß Mich an Meine
treuen Kinder wenden. Ihr müßt Mir verdienen. Wenn es
Mir gefällt, komme Ich und nehme es euch wieder ab.
Wartet ruhig ab, bis Ich es ändere. Aber für jetzt seid
zufrieden.“
Barbara:
„Soll ich es auch N. sagen?“
Jesus: „Das
kannst du nur bei gläubigen Seelen sagen, und nur da
kann die rechte Wirkung hervorgehen. Wenn eine Seele
nicht glaubt, daß Ich es bin, dann hat sie tausend
Einwände und geht darüber hinweg. Der Glaube ist das
Verdienst des Menschen. Am Glauben hängt sein ganzes
Verdienst. Wenn die Menschen sich noch so sehr bemühen
in guten Werken, muß Ich doch alles machen. Aber an
seinen Glauben knüpfe Ich sein ganzes Verdienst. Eine
gläubige Seele reinige Ich von ihren Fehlern und gebe
ihr, was sie wünscht. Alles, was Ich versprochen in den
Verheißungen, werdet ihr erlangen, aber das knüpft sich
an euren Glauben. Sage es N. und allen Mitgliedern des
Liebesbundes, die Nutzen daraus ziehen wollen, daß nur
der Glaube es ist, der die Verheißungen an euch in
Erfüllung gehen läßt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
695 Am 12. und 14. Juli 1905
„Es muß Seelen geben, denen Ich Mich
offenbare, und andere, die es verbreiten, und andere,
die es aufnehmen mit gutem Herzen, und so wirke Ich in
der Kirche.“
Jesus: „Sage
N., er soll nicht so ängstlich sein, Ich habe ihm den
Beruf gegeben. Man soll seinen Beruf lieben, und auch
dieser Beruf muß sein (Gerichtsperson), gerade so wie
der Scharfrichter. Er hat den Beruf, das Gericht zu
vollziehen, er ist nur das Werkzeug des Gerichtes. Für
seine Person hat er keine Schuld. Er soll nur da einen
Unterschied machen, wo er merkt, daß es unverschuldete
Armut ist, wie bei einer Witwe. Aber sonst geht das ihn
selbst nichts an, und er wird nicht dafür verantwortlich
gemacht; denn Ich habe ihm den Beruf gegeben. Es gefällt
Mir so gut, und Ich habe Meine Freude daran, daß er so
jungfräulich lebt.“
Am 14. Juli sagte ich nach der heiligen
Kommunion zum Herrn:
Barbara:
„Wenn ich Dich doch wieder so lieben könnte wie früher.
Bin ich denn so böse geworden, daß Du mich nicht mehr
magst?“
Der Herr wurde so lieb. So überzeugte Er
mich, daß Er in mir ist, wie ich Ihn früher zuweilen sah
als Mensch.
Jesus: „Du
bist Mir gerade so lieb wie früher. Was einmal geschehen
und ausgehalten ist Meinetwegen, das bleibt für die
ganze Ewigkeit. Ich bin nicht wie die Menschen, die
heute das Gute von anderen genießen und morgen nicht
mehr daran denken. Was man für Mich gelitten, das
bereitet einem die ganze Ewigkeit fortwährend Freude.“
Barbara: „Ja,
o Herr, wenn ich nicht so viele Fehler hätte, ich denke
aber, daß meine Sünden schuld sind.“
Jesus: „Das
achte Ich nicht. So bin Ich nicht, daß Ich wegen jeder
Kleinigkeit Mich zurückziehe und trotze wie die
Menschen. Ihr müßt jetzt mehr verdienen. Ich habe jetzt
alles gesagt, was Ich sagen wollte und euch geliebkost.
Der Weg ist jetzt härter, aber verdienstlicher, weil ihr
näher dem Ziel zugeht.
Lieschen soll sich jetzt allgemach
vorbereiten, denn Ich werde nicht mehr gar so lange
ausbleiben. Dann wird sie genießen, was sie verdient.
Ich gedenke der Fehler nicht, die ihr aus Schwachheit
begangen. Wenn ihr aber merket, daß Ich komme, so
gedenket der Verheißungen und saget Mir: ,Lieber
Heiland! Ich habe geglaubt und gehofft, was du gesagt.
Jetzt will ich davon Besitz nehmen.’ Und dann werdet ihr
sehen, ihr habt es nicht zu bereuen.
Sage Luise, sie soll nur Geduld haben,
es käme die Zeit, wo es ihr besser ginge. Sie soll fest
überzeugt sein, daß sie nicht so viel verdienen könnte
bei allen Kommunionen und Gebeten, als mit der
Entsagung. Das hat Mir so gut gefallen, daß sie nicht
unwillig geworden ist, als Ich sie wiederholt
niederwarf. Sie soll nur wissen, daß Ich das so hoch
angeschlagen habe, daß sie so bereitwillig alles
beiseite legte, um Meine Worte niederzuschreiben. Ich
muß Seelen haben, die sich ganz für Mich einsetzen. Ich
muß Seelen haben, die Meine Gnade anderen übermitteln.
Was nutzte es Mir als Geist und als Gott, Mich zu
offenbaren, wenn Ich nicht Werkzeuge hätte, die es
glauben und den anderen übermitteln? Es muß Seelen
geben, denen Ich Mich offenbare, und andere, die es
verbreiten, und andere, die es aufnehmen mit gutem
Herzen, und so wirke Ich in der Kirche.
Das ist das Leben Meiner Kirche von
Anfang bis zum Ende. Deshalb belohne Ich all die Werke,
die von Mir ausgehen und durch andere zur Verbreitung
kommen so hoch, als viele Seelen dadurch zum Guten
angeregt werden. Es haben sich schon viele Seelen zum
jungfräulichen Stand entschlossen, obwohl derselbe
heutzutage ehrlos ist. Deshalb ist es ein so großes
Werk, Meine Worte zu verbreiten, daß Ich es so hoch
anschlage wie denjenigen, die den Glauben in den ersten
Zeiten verbreitet haben, wie einem heiligen Bonifatius.
Aber was diese ersten Glaubensverbreiter blutigerweise
verdient haben, das müssen solche Seelen unblutigerweise
verdienen. Freuet euch nur auf das, was auf euch wartet
in der Ewigkeit, nicht auf der Welt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
696 Am 19. Juli 1905
„Aber die Menschheit ist noch mehr im
Geist verarmt.“
Barbara: Auf
St. Vinzenz war der liebe Heiland nach der heiligen
Kommunion so liebreich, daß ich staunend fragte, aus
welchem Grunde Er dies tue, es sei doch kein besonderes
Fest.
Jesus: „Ja,
es ist heute das Fest Meines Dieners Vinzenz, und das
fühlst du mit, weil du in der Gemeinschaft der Heiligen
bist.“
Barbara: „Ja,
Herr, diesen Heiligen kann ich nicht nachahmen, dieser
hat so viel Großes getan.“
Jesus: „Und
doch könnt ihr das, das geschieht durch die Schriften.
Wie der heilige Vinzenz viel getan hat für die leibliche
Not der Menschheit, so sollt ihr sorgen für die geistige
Not, und zwar ist dies in jetziger Zeit noch notwendiger
als für das leibliche Wohl. Wer jetzt arbeiten will,
kann sein Brot verdienen, es ist in jeder Beziehung
gesorgt. Aber die Menschheit ist noch mehr im Geist
verarmt, weil die geistigen Werke der Barmherzigkeit zu
wenig geübt werden.
Sage N., sie möge nur ganz beherzt die
Gnade von ihrem Oberhirten begehren. Überhaupt sollen
die Seelen nicht so ängstlich sein, wo es sich um die
Ehre Gottes handelt, sondern ihr Recht verlangen und
nicht zurückschrecken, wenn ihnen von den Vorgesetzten
Schwierigkeiten gemacht werden. Alle müssen dazu
beitragen, daß das Reich Gottes erweitert wird; das ist
jedem seine Schuldigkeit. Ich gebe aber den
Vorsteherinnen den Rat, daß sie es nicht machen wie
hier, wenn Schwierigkeiten vorkommen, weil das weibliche
Geschlecht zu sehr geneigt ist zu Neid und Eifersucht
und deshalb allerlei vorkommt. Sie sollen beide Teile
anhören und die einen halten wie die anderen, ob reich
oder arm; denn auch die Armen haben das Recht, das Gute
zu befördern und auszuüben. Daher sollen sie keinen
Unterschied machen, damit Ich das Werk auch segnen
kann.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
697 Am 21. Juli 1905
„Daß jetzt die Zeit wäre, wo die große
Gebetsarmee entstehen solle.“
Barbara: Nach
der heiligen Wandlung betete ich gerade mit dem Volk den
vollkommenen Ablaß, als ich den lieben Heiland sah, so
klar wie früher öfter. Ich sagte:
„Lieber Heiland, Du willst etwas mit mir
reden, aber ich will doch den Ablaß gewinnen, ich bitte
Dich, warte so lange.“
Er blieb stehen, und ich sagte:
„Lieber Herr, verzeihe mir, wenn ich Dir
heute morgen sagte, daß Du nicht mehr so gegen mich
seiest wie vor fünfzehn Jahren, wo ich Dich so lieben
konnte. Ich kann es nicht ändern, Du mußt es Selbst
geben, ich habe nichts als Trockenheit.“
Jesus: „Du
siehst, daß Ich noch gerade so gut gegen dich bin wie
vor zehn und fünfzehn Jahren. Jetzt will Ich dir Meine
Antwort geben auf deine Klagen von heute morgen. Ich bin
gegen euch gerade Derselbe, wie Ich damals war. Geht
morgen früh beizeiten wallfahrten um sieben Uhr und
denkt nicht, daß ihr was versäumt. Was ihr an heiligen
Messen versäumt, das opfert Mir auf in der Meinung, wie
ihr wallfahrtet. Ich will euch alles ersetzen. Macht,
daß ihr um sieben Uhr fortkommt; denn der Geist kann
sich nicht so ergießen, wenn der Leib so gequält ist.
Geht mit recht freudigem Herzen, laßt euren Geist
sprudeln in heiliger Freude, wo die Natur wieder mehr
dazu hilft.
Nimm aber auch deine Nichte mit; denn
Ich will, daß die Jugend sich beteilige, und Ich will
überhaupt Mir diese Seele erhalten, die Ich Mir erwählt
und über die Ich Meine Hand gehalten habe in all den
vielen Gefahren. Jetzt, wo ihr Geist nicht mehr so
beschäftigt ist in äußeren Werken, ist sie mehr den
Versuchungen ausgesetzt. Sage aber, daß sie für Mich
leben soll und nicht grübeln, wie wird es mir später
ergehen. Sie soll nach R. gehen mit recht freudigem
Herzen, Meinen Geist dort auszubreiten, die Jugend
herbeizuziehen zu Meinem Herzen und soll den Geist recht
ausströmen lassen. Sie soll sich um sonst nichts kümmern
und denken: ‚Ich bin da zu meiner Erholung.‘ Dann fällt
alles andere weg.
Und dann, wenn die Zeit herum ist, soll
sie zurückkehren zur Freude ihrer Mutter und zu Meiner
Freude, und Ich verspreche ihr, daß, so wie sie jetzt
die Freude ihrer Mutter ist, daß Ich für sie sorgen
werde und sie sich keine Gedanken darüber zu machen
braucht, wer ihr aushelfe. Sie soll sich nur ja nicht
irremachen lassen im jungfräulichen Stand, Ich werde ihr
schon für jemand sorgen.
Und sage deinen beiden Freundinnen und
all denjenigen, die es glauben und sich beteiligen, daß
jetzt die Zeit wäre, wo die große Gebetsarmee entstehen
solle. Der Liebesbund soll in Vereinigung mit dem
Missionsverein Hand in Hand gehen. Ich habe schon lange
versprochen, daß, wenn sie es hier nicht annehmen, Ich
andere herbeiführen werde, die es durchsetzen. So ist es
jetzt! Ihr sollt euch nicht grämen über eure
Vorgesetzten. Das habe Ich alles zugelassen, damit Mein
Werk recht gedeihe. Das mußte erst betaut und begossen
werden. Das Missionswerk macht Mir große Freude.“
Barbara:
Dabei strahlte der Herr so hell wie eine Sonne.
Inhaltsverzeichnis Band 6
698 Fest der heiligen Anna am 26. Juli
1905
„Ich habe euch schon Beweise genug
gegeben, daß Ich es bin.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion sagte ich zum Herrn: „O Herr,
wenn ich aber lese, was die Heiligen getan, so fürchte
ich sehr, daß Du nicht könntest mit mir zufrieden sein.
Darf man es denn wirklich glauben, daß Du einen so
armseligen Sünder so sehr begnadigst?“
Jesus: „Und
doch ist es wahr. Auch die Heiligen waren Menschen wie
ihr auch. Zwar ist es wahr, daß sie außergewöhnliche
Werke geübt, aber Ich bin auch mit euch zufrieden, wenn
ihr tut, was Ich euch angebe. Und glaubet nur! Überlegt
einmal, was Ich euch schon alles gesagt habe, und jetzt
habt ihr die Beweise. Ich habe euch schon Beweise genug
gegeben, daß Ich es bin. Und lest ihr nicht, daß Ich
Meine Heiligen auch oft sehr hart geprüft habe. Auch sie
verließen sich oftmals auf Meine Barmherzigkeit und
dachten: ‚Das macht dir schon der liebe Gott.‘ Und Ich
ließ es ganz anders kommen. Solche Prüfungen habe Ich
allen Meinen Dienern vorgelegt, wie auch euch.
Ich will, daß ihr heute wallfahrten
gehen sollt, und nicht morgen, zu Ehren Meiner heiligen
Großmutter Anna und zu Ehren des Opfers, das sie
gebracht hat, daß sie ihr liebes Kind Mir im Tempel
geweiht. Auch vereinigt euch mit all den lieben Pilgern,
die heute an die Wallfahrtsorte ziehen, wo sie verehrt
wird. Und wenn ihr auch glaubt, daß es wenig ist, was
ihr tut, weil ihr euch immer so armselig fühlt, so bin
Ich doch zufrieden, wenn ihr es mit gutem Herzen tut,
was Ich sage; denn es ist gewiß nicht zuviel. Ihr könnt
es tun, und Ich will euch alles ersetzen, was an eurer
Armseligkeit abgeht. Und gerade das Außergewöhnliche
daran gefällt Mir, daß ihr so arm daherzieht, ohne
einzukehren. Laßt euch nicht davon abbringen, sondern
macht es wie seither, nehmt euer Stückchen Brot mit und
euren Kaffee. Ihr sollt nie in ein Wirtshaus einkehren,
wenn der Ort nahe ist, daß ihr euch eine Erfrischung
geben laßt. Gerade das ist so notwendig, weil die Welt
nichts als Vergnügen sucht, und die Natur so entweiht
wird durch die vielen Vergnügungen und das schlechte
Leben bei denselben, damit die Schöpfung durch das Gebet
wieder entsündigt und geheiligt wird. Deshalb habe Ich
von euch das Wallfahrten verlangt und bestätige es immer
wieder von neuem, daß die frommen Christen wallfahren
gehen sollen. Wisset, daß ihr nichts versäumt. Das Opfer
des Wallfahrens rechne Ich euch höher an, als wenn ihr
hier die Andachten mitmachtet. Ich kann euch doch
segnen, wenn ihr auch hier die Segen versäumt.
Weil öffentlich gesündigt wird in Gottes
Natur, muß auch öffentlich Buße getan werden durch das
ungescheute Wallfahren, daß man sich nicht schämt. Die
Weltkinder schämen sich ja auch nicht ihres öffentlichen
Sündenlebens. Schwester N. aber sage, sie soll es als
einen Beweis Meiner Liebe und Güte ansehen, daß sie ihr
Jubiläum noch erlebt (ihre fünfzigjährige Profeß). Sie
soll aber die ganze Freude Mir zuwenden und sich in das
Äußere nicht einmischen, sondern sich innerlich mit Mir
unterhalten und all das, was ihr von ihren Schwestern
Gutes angetan wird, nicht achten.“
Bei der Wallfahrt am Fest der heiligen
Magdalena, als wir die lieben, heiligen Jungfrauen
einluden, zeigte der Herr Barbara, wie eine unabsehbare
Schar heiliger Jungfrauen mit uns zogen während der
ganzen Wallfahrt, was uns sehr beglückte und durch deren
Fürbitte einen großen Gebetsgeist erweckte.
Inhaltsverzeichnis Band 6
699 Am 30. Juli und 1. August 1905
„Bittet Mich nur um Dinge, die Mich
ehren und zu Meiner Verherrlichung gereichen, und Ich
werde sie euch gewähren.“
Jesus: „Tuet
ihr nur alles, was Ich euch angebe und wozu Ich euch
anrege, damit Ich doch wenigstens einige Menschen habe,
die Mir treu dienen, weil so viele Menschen Mich nicht
mehr kennen und von Mir nichts wissen wollen.“
Barbara am 1.
August: Abends während des Rosenkranzgebetes
teilte mir der Herr eine große Freude mit. Ich sagte:
„Diese Freude, o Herr, kann mir niemand
anders geben als Du. Gib sie mir auch morgen und
übermorgen, daß ich recht viel beten und viele Ablässe
für die Armen Seelen gewinnen kann.“
Jesus: „Ja,
das will Ich tun. Bittet Mich nur um Dinge, die Mich
ehren und zu Meiner Verherrlichung gereichen, und Ich
werde sie euch gewähren. Warum fragst du Mich nicht
wegen jenes Mannes, der da so betrübt ist, weil er von
Mir keine Antwort erhalten? Habe Ich dir doch gesagt,
daß Ich durch dich viele trösten will.“
Barbara:
„Weil ich immer fürchte, Deine Majestät wegen jeder
Kleinigkeit zu belästigen, und daß ich deshalb eine
Verantwortung auf mich lade.“
Jesus: „Es
ist nichts Kleines und Gleichgültiges, wenn der Mensch
Mir dient wie dieser Mann und seine Pflicht tut, und er
dann einen Trost von Mir verlangt und von Mir lernen und
bei Mir in die Schule gehen will, um zu hören, wie er
tun soll.“
Barbara: „So
rede Herr und sage mir, was ich dem Mann antworten
soll.“
Jesus: „Sage
ihm, daß Ich zufrieden bin mit ihm und mit der Erziehung
seiner Kinder, und daß die beste Zuchtrute der Eltern
die ist, daß die Eltern den Kindern mit gutem Beispiel
vorangehen. Am Gerichtstage werde Ich es ihm vergelten,
was er in der Erziehung seiner Kinder geleistet hat, und
Ich sage ihm, daß keines seiner Kinder verlorengeht. Er
soll nicht ängstlich sein wegen ihrem Beruf. Er soll sie
gut erziehen und die Neigungen seiner Kinder beobachten,
und Ich werde ihm dazu verhelfen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
700 Petri Kettenfeier und Portiuncula
1905
„Denn es ist Mir ein großer Schmerz,
wenn sie die Leiden nicht gern tragen und abwerfen
wollen.“
Barbara: Weil
ich die ganze Nacht so krank war, sagte ich zum Herrn:
„Gib mir nur die Gnade, daß ich recht
gut beten kann, aber aus mir kann ich es nicht.“
Nach der heiligen Kommunion hatte ich
eine so große innere Freude. Der Herr zeigte Sich mir
wie vor fünfzehn Jahren und sagte:
Jesus:
„Siehst du, bin Ich nicht noch Derselbe, Der Ich früher
war? Kann Ich dich nicht gerade so beglücken wie vor
fünfzehn Jahren? Und immer beklagst du dich. Ich bin
noch Derselbe, nur mußt du mehr verdienen.“
Barbara: „O
Herr, was ich für mich bitte, das bitte ich auch für
meine beiden Mitschwestern und für meine Verwandten.“
Jesus:
„Gerade, was Ich dir gebe, das gebe Ich auch ihnen. Ich
bin noch so freigebig, gerade wie Ich es früher war, und
alles, was ihr für Mich gelitten habt, sollt ihr nicht
umsonst gelitten haben.“
Barbara:
Darauf ging die Segensmesse an, und ich schaute Seine
Herrlichkeit, als Er mit der Monstranz den Segen gab,
daß ich ganz entzückt wurde vor Freude; denn ich sah
nicht mehr den Priester, sondern statt dessen las der
heilige Petrus die heilige Messe, und der heilige
Franziskus hat ihm gedient. Überaus kostbar war das
Gewand, das St. Petrus trug, und er war mit einem
kostbaren Mantel bekleidet und schien überglücklich zu
sein.
Jesus:
„Siehe, Ich zeige dir das, um zu beweisen, wie Ich
belohne in der Ewigkeit. Das ist das Glück der Seligen.
Solange die Ewigkeit dauert, sollen sie unaufhörlich mit
Mir erfreut und gesättigt werden in all dem, was sie
gelitten und in den Verdiensten, die sie sich gesammelt
haben. Und wenn so ein Tag kommt, erfreuen sie sich
immer wieder von neuem, und zwar in dem Maße, als man
auf der Welt gelitten hat, mag es um eine Verachtung
gewesen sein oder eine Verfolgung oder ein leiblicher
Schmerz, und dazu beglückwünscht sie der ganze Himmel
und freut sich mit ihnen. Und weil diese ihre Festtage,
die auf ihr Leben Bezug haben, immer wiederkehren, ist
die Glückseligkeit der Seligen ewig alt und ewig neu,
und ewig jung und ewig neu, und das ist die fortwährende
Seligkeit. Könnt ihr denn dafür nicht etwas aushalten
auf der Welt, Schmerz oder Verachtung erdulden?
Stört euch nicht daran. Das geht so fort
bis an euer Lebensende, daß ihr immer wieder Spottreden
und verächtliche Bemerkungen hört. Aber das soll euch
freuen. Ich kann euch gar keine größere Gnade erweisen,
als wenn Ich euch etwas zukommen lasse, worin ihr eure
ewige Seligkeit vermehren könnt. Siehst du, daß Ich
deine Gesundheit nicht brauche. Jetzt warst du die ganze
Nacht krank, und doch beglücke Ich dich so. Das Leiden
wollte Ich aber für die Bekehrung der Sünder. Meine
treuen Kinder müssen Meine Leiden mitfühlen. Siehst du,
wer kann dir die Glückseligkeit geben und was hindert
Mich, sie dir zu geben? Nichts hindert Mich! Wenn Ich
will, komme Ich. Wenn es wieder anders wird und Ich eine
Zeitlang ausbleibe, will Ich die Treue Meiner Kinder
prüfen. Ich mache euch viele Freude, und ihr müßt Mir
die Freude machen, auch dann auszuhalten, wenn Ich mit
kleinen Leiden komme.“
Barbara: „O
Herr, schenk uns die Gnade, recht viele Arme Seelen zu
gewinnen.“
Jesus: „Seht
euch nicht um und geniert euch nicht, weil das ein Teil
der Verdienste ist, je demütiger ihr so fleißig betet.
Laßt alle rechts und links stehen und gehet euren Weg.
Jetzt müßt ihr die Gnade benutzen und alles andere
lassen. Macht es so, und Ich ersetze, was fehlt und
belohne es euch. Meine Gnade schenke Ich niemand
umsonst. Was Ich euch kundtue, müssen die Menschen
benutzen, und je gläubiger und demütiger der Mensch die
Gnaden zu erlangen sucht, desto freigebiger teile Ich
sie aus. Darum benutzt die Gnade recht eifrig. Meine
treuen Kinder sollen doch ja nicht der Traurigkeit
nachgeben. Denn es ist Mir ein großer Schmerz, wenn sie
die Leiden nicht gern tragen und abwerfen wollen.
Deshalb offenbare Ich Mich so oft, um die heilige Freude
immer wieder zu erneuern und aufzufrischen, und ihr über
alles hinwegschreiten sollt. Seht doch, wie der heilige
Petrus seit zweitausend Jahren immer wieder von neuem
geehrt wird, wie du eben gesehen, sooft ein solcher Tag
herankommt, der sich auf sein Leben bezieht. So geht es
jeder christlichen Seele um dessentwillen, was sie
gelitten. Ich habe eine große Freude an einem gläubigen
Herzen. Das war das Leben der Heiligen. Alles, auch das
Kleinste, haben sie benutzt zu ihrem geistlichen
Fortschritt. Wie froh werdet ihr in der Ewigkeit sein,
daß Ich euch Gelegenheit gegeben, so etwas für Mich zu
leiden.“
Barbara: Auf
Portiunkula nach der heiligen Kommunion bat ich den
Herrn für Schwester N., und der Herr sagte mir:
Jesus:
„Gleich bei ihrem Austritt aus dem Leben bin Ich ihr
entgegengeeilt. Als sie Mich aber in Meiner Herrlichkeit
erblickte, schämte sie sich aus lauter Demut derart vor
Mir, daß sie Mich bat: ‚O Herr, ich bin noch nicht
würdig, in Deine Nähe zu kommen, ich bin Dir noch so
unähnlich. Laß mich zurück, um noch mehr zu büßen.‘ Sie
war auf ihren Wunsch hin noch zwei Tage Meiner
Anschauung beraubt, jedoch nicht im eigentlichen
Fegefeuer, ihr Leiden war nur die Beraubung Meiner
Anschauung.
Am zweiten Tag nach ihrem Tod aber zog
sie in den Himmel ein. Ich wünschte, daß die Oberen, die
an der Spitze stehen, sich alle miteinander demütigten
und sich vereinigten mit den frommen Seelen in der Welt,
und nicht länger dem Vorurteil anhängen, als wären sie
die allein geliebten Bräute von Mir.
Jede Seele, die Mir treu dient und die
Meine Gebote hält, liebe Ich gleich, wie es Meiner
Majestät geziemt, daß Ich einen Menschen halte wie den
anderen. Deswegen verspreche Ich aber den Oberen, die
andere zu leiten haben in einer Genossenschaft, daß,
wenn sie die Demut so üben, daß sie sich vereinigen mit
den frommen Seelen in der Welt, und die Schwestern recht
anhalten zum demütigen, kindlichen Gebet, sich
vereinigend mit den frommen Seelen in der Welt, daß von
denen im Jahr verstorbenen Klosteruntergebenen keines
über Portiuncula im Fegefeuer bleibt, weil sie im Leben
den Gebetssturm so ausgeübt, wie er am Franziskustage
ausgeübt wird; denn alle sollen eine Genossenschaft,
eine Gebetsarmee bilden.
Es soll niemand glauben, einer könne
mehr als der andere, sondern alle müssen übereinstimmen.
Noch nie war es so nötig, durch demütiges, kindliches
Gebet den Himmel zu bestürmen, wie es jetzt ist, und sie
haben keinen anderen Ausweg mehr, als daß sie sich in
demütigem Gebet an Mich wenden. Die Not zwingt sie dazu.
Warum bekämpfen sie sich einander denn immer noch?“
Barbara: „O
Herr, gewinnen denn alle, die hier sind, den Ablaß
vollkommen?“
Jesus:
„Allen, die hier zugegen sind und die sich noch bemühen
mögen, den Weg zu machen und ihren Glauben an den Tag zu
legen, verleihe und verspreche Ich eine glückselige
Sterbestunde, wenn auch nicht alle den Ablaß vollkommen
gewinnen. Manche tun es doch recht oberflächlich und
nehmen es nicht zu Herzen. Wer es aber erfaßt und von
Grund des Herzens betet, der gewinnt den vollkommenen
Ablaß. Aber obwohl viele es nicht verstehen, sind sie
doch gerettet für den Himmel.“
Barbara: Weil
es wegen meinem Neffen (Priesterstudent) neue
Schwierigkeiten gab und ich mich deshalb bei dem Herrn
beklagte, erwiderte der Herr:
Jesus: „Wer
die drei göttlichen Tugenden und die vier
Kardinaltugenden übt und die Haupt- und Grundtugend, die
Demut, überall unterlegt unter all die anderen Tugenden,
der kann nicht irregehen, und wenn er im Zeitlichen wie
im Ewigen getäuscht zu sein wähnt, kann er doch nicht
untergehen, wenn er die Demut hat. Die Unterlage des
lebendigen Glaubens muß die Demut sein, ebenso wie von
der Hoffnung und der Liebe und den vier
Kardinaltugenden, und wer sie hat und sich daran hält,
der kann nicht untergehen. Ich lasse alles so ankämpfen,
damit Meine Werke um so glänzender dastehen, wenn sie
einmal durchgekämpft sind.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
701 Am 5. und 8. August 1905
Jesus:
„Beruhige dich, wo Ich ihn haben will, da kommt er hin.
Je dunkler der Weg, desto mehr sollen die Menschen
sehen, daß Ich es bin, der dies alles gewirkt.“
Am 8. August: „Sage Meiner
Dienerin, sie solle es so halten, wie es beschlossen
war, weil durch das Gegenteil viele wankelmütig würden.
Diejenige, die das Werk gegründet hat, soll auch
diejenige sein, die es durchzuleiten hat, und alle
anderen müssen sich fügen. Sie soll aber niemand
abstoßen, ihre eigene Person ganz und gar außer acht
lassen und denken, sie wäre die Vertreterin Gottes und
alle mit Entschiedenheit zurechtweisen. Und wenn das
Jahr herum und die Zeit wieder da ist, soll sie ganz
ruhig und ganz entschieden die Sache machen. Und wenn
jemand sich beschwert, soll sie sagen: ‚Wo die Ehre
Gottes und das Heil der Seelen auf dem Spiel steht, muß
der Stolz zurücktreten und die Demut gewahrt werden.‘ So
soll jede denken: ‚Wo es um die Ehre Gottes geht, muß
die eigene Ehre zurücktreten.‘ Das sind lauter
Nebensachen und ist menschlich.
Das aber ist die Buße dafür, weil man
immer sucht, alles glänzend zu gestalten, indem man mit
der Welt liebäugelt und die Welt sehen soll, daß eine
Person vom Adel dabei ist. Aber Ich bin Gott und habe
die Macht, Meine Werke durchzuführen und brauche das
alles nicht. N. soll allen ganz bescheiden schreiben:
‚Wenn wir nicht alle miteinander die Demut wahren, so
ist der Verein bald verfallen. Ich bitte alle um der
Ehre Gottes und um des Werkes willen, daß jede mit der
eigenen Meinung zurücktritt.‘
Weil in der jetzigen Zeit die Natur, die
doch nur geschaffen ist zu Meiner Ehre und
Verherrlichung, so sehr entweiht wird durch die Sünden
der Gotteslästerung, der Unzucht und der allzugroßen
Vergnügungssucht, so sollt ihr jede Woche euren
Wallfahrtsgang machen und nach jedem Gesetz wiederholen:
‚O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für
alle, die Dich betrüben und nicht lieben.‘ Deshalb weise
Ich auch immer wieder von neuem darauf hin, die
Wallfahrten nicht zu unterlassen.“
Barbara:
Gestern erfuhr ich bei der heiligen Messe, was ich der
Oberin in N. sagen solle und heute für N. Aber ich
verschwieg es gestern, weil ich keine Kommunion hatte.
Inhaltsverzeichnis Band 6
702 Mariä Himmelfahrt am 15. August 1905
„Die Kirche ist so tief gestellt, daß
ihre Kinder sie alle verlassen, wenn es so weitergeht.“
Barbara: Ich
wandte mich an die liebe Mutter Gottes und sagte:
„Jetzt bitte ich Dich um all der Gnaden
und Freuden willen, die Du hattest, als Du in den Himmel
aufgenommen wurdest, gib Du mir die Gnade, daß ich nicht
getäuscht bin. Sage Du mir, was ich antworten soll und
ob das nicht mein Geist war.“
Jesus:
„Armseliges Geschöpf, das du bist! Warum willst du
wissen, ob es nicht dein Geist gewesen ist, was Ich dir
eingegeben habe? Was hast du denn aus deinem Geist?
Deine Sorgen und deinen Kummer um das natürliche Wohl
deiner Angehörigen und dazu noch deine Sünden. Das kommt
aus deinem Geist und aus dir. Alles andere, was sich auf
Gott hin bezieht, kommt aus Meinem Geist. Ich habe es
dir schon so oft erklärt.
Was Ich dir gesagt habe gestern früh,
was du der Oberin sagen sollst, das sage Ich dir heute
wieder: Die Menschen sollen wissen, daß Mir nur da recht
gedient wird, und daß nur das Mein Wille ist und Mir
Freude macht, wenn sie all die Dinge, die Ich über sie
verhänge, in dem Geist tragen, weswegen Ich sie ihnen
zuschicke.
Die Novizin, die sie Mir empfiehlt, soll
eine Zierde ihres Ordens werden und das auch in ihrer
Kränklichkeit, und die andere Schwester soll sie in Güte
ertragen. Diese soll zur Demut greifen und sich
demütigen, dann ist sie ein echtes, wahres Mitglied des
Ordens. Und die Seele, von der sie so gerne wünscht, daß
sie katholisch würde, soll sie aufsuchen und
herbeizuziehen suchen und ihr zureden und nichts
scheuen, auch wenn sie manchmal meint, es täte doch
nichts nützen, und wenn es andere sähen, spotte man
ihrer. All das Streben nach Vollkommenheit und nach
Rettung der Seelen führt Hohn und Spott mit sich. Diese
Seelen werden bewitzelt und bespöttelt und recht
demütigend behandelt.
Man soll nichts unterlassen, auch wenn
man meint, man brächte nichts fertig, es wäre alles
umsonst. Die Mühe wird euch doch belohnt. Ebenso soll
sie es machen mit ihren Geschwistern. Sie soll sie nicht
ruhen lassen, sondern immer anstacheln durch Briefe,
ihnen die Wahrheit sagen, sie auf das Ewige hinweisen,
und sie immer und fortwährend ins Gebet empfehlen von
all den Mitgliedern des Liebesbundes. Ich aber
verspreche ihr, daß Ich alle ihre Verwandten retten
will, und wenn es auch erst am Rand des Grabes ist; sie
gehen nicht verloren, und gerade um des demütigen
Gebetes willen, wenn man meint, es sei alles umsonst.
Diesem Gebet kann Ich nicht widerstehen. Das ist ein
großmütiges Gebet und Ich bin viel zu groß dazu, als daß
Ich widerstehen könnte. Ihr aber sollt nur ruhig
weitergehen wie seither, nichts unterlassen, wenn ihr
auch meint, es nütze nichts.
Und sage Meiner Dienerin, die euch
gestern besuchte, daß Ich sehr zufrieden bin mit ihrer
Treue, und daß es Mich freut, dass sie sich die Mühe
gemacht hat, euch aufzusuchen und sich euch
anzuschließen. Ich verspreche ihr, Ich will ihre
Wirksamkeit segnen, daß unter ihren Kindern einige
Kinder erstehen, die Mir recht große Freude machen, die
aus Liebe zu Mir den jungfräulichen Stand wählen. Den
Keim aber legt sie durch ihr eifriges Bestreben und
Leben, daß sie so fleißig vorwärtsstrebt.
Die heilige Freude, die Ich in ihr Herz
gieße, wie in all diejenigen, die die Schriften lesen,
geht den Hiesigen ab, weil sie sie sich selbst versagt,
indem sie Mein Werk nicht angenommen haben. Darum geht
nichts vorwärts, sie mögen predigen und anstellen,
soviel sie wollen, der Unglaube geht immer weiter, und
es kommt noch so weit, daß der Glanz, der jetzt immer
noch vorhanden ist, in Mainz noch so erbleicht, daß die
Feinde triumphieren und man vom Glanz nichts mehr sieht.
So kommen die Gegner vorwärts, weil sie sich nicht
demütigen wollen und wenn sie auch predigen und alles
aufbieten. Solange nicht einer aufsteht und vorangeht
mit gutem Beispiel und das demütige Leben nicht
vorzieht, ist an keine Besserung zu denken. Was Ich in
den Schriften gesagt, habe Ich nicht umsonst gesprochen.
Es kommt so weit, daß die Gottlosigkeit
die Überhand bekommt, und solange nicht einer aufsteht,
der es macht wie früher – wie die Kirche so abwärtsging
und die Feinde gejubelt – und geht nicht mit
Entschiedenheit voran und stellt Bußprozessionen an und
geht selbst voraus, so lange gebe Ich Meinen Segen nicht
zu ihrem Wirken.
Alle diejenigen, die die Schriften
lesen, genießen die heilige Freude. Das kommt daher: Vor
vielen Jahren zeigte Ich Mich dir einmal mit einem
langen Kreuz auf dem Rücken, und das Kreuz war so lang,
wie Liebesbundmitglieder sich vorfanden und sich
darunter stellten, und jedes Glied hatte ein Glöcklein
in der Hand. Das war die Vorbedeutung, und Ich wollte
damit andeuten: Das lange Kreuz ist Meine jungfräuliche
Braut, die Kirche. An die Kirche muß sich jedes
Liebesbundmitglied treu halten. Das bedeutete das lange
Kreuz, es muß darunterstehen, nämlich unter dem Kreuz,
da sie immer meinen, die Liebesbundmitglieder wollten
einen sonderbaren Weg gehen. Sie werden immer
verschrien, als wollten sie einen Extraweg gehen. Das
ist aber gerade das Gegenteil.
Das Glöcklein, das jedes Glied in der
Hand hatte, bedeutet die heilige Freude, womit all die
Seelen wirken. So vergessen sie ihr Kreuz und haben in
ihrem Innern immer einen gewissen Trost, den andere
nicht haben. Diese sind es, die die Kirche zum Siege
führen, weil sie ganz allein die Verdemütigungen, die
auf der Kirche lasten, mitertragen, weil sie von den
Vorgesetzten immer angesehen werden, als hätten sie eine
übertriebene Frömmigkeit. Und nur auf diesem Weg kann
die Kirche wieder zum Sieg geführt werden, auf einem
tieflebendigen Glaubensleben. Daß Ich es aber gefügt,
daß der Liebesbund jetzt schon soll ausgebreitet werden,
habe Ich dadurch angedeutet, daß Ich gesagt: Euch habe
Ich an den Wendepunkt gestellt, ihr sollt die Kirche zum
Siege führen! Was bedeutet aber ein Wendepunkt für den
Wanderer? Ist er unterwegs und sieht er, daß er auf dem
Irrweg ist, so sagt er ihm, daß er umkehren, zum
früheren Ziel zurückkehren muß.
Jetzt ist es an der Zeit, wo die
Rückkehr geschehen muß; es müssen Schritte getan werden.
Es ist nicht die Zeit wie im Mittelalter, wo Ich die
Menschen getröstet habe, die Guten, daß sie auf dem
rechten Weg seien; jetzt ist es umgekehrt. Die Kirche
ist so tief gestellt, daß ihre Kinder sie alle
verlassen, wenn es so weitergeht, und daß die
Andersgläubigen den Glanz erlangen, den ihr haben
solltet, so daß ihr euch verkriechen müßt.
In Mainz geht es so. Die Andersgläubigen
kommen zum höchsten Glanz und euer Glanz verschwindet.
Ich will aber, daß Schritte getan werden, daß die
Schriften gelesen werden, damit die heilige Freude in
sie kommt, die Ich angedeutet durch das Glöcklein, weil
Ich den Guten in den Schriften den Beweis gebe, daß Ich
mit ihnen zufrieden bin, und daß Ich darin Meinen Geist
ausströme. Das verleiht aber allen guten, treuen Seelen
eine innere Sicherheit und Freude. Wenn sie das lesen
und ihr Leben damit vergleichen, so sehen sie, daß ihr
Leben recht ist, indem sie nicht mit dem großen Haufen
gehen, und sie dann ihren einsamen Kreuzweg immer mutig
weitergehen, weil sie die Freude und Sicherheit in sich
haben, daß sie recht tun.
Obwohl aber die Schriften nicht an die
Öffentlichkeit gelangen sollen, will Ich doch haben, daß
sie unter den gläubigen Seelen gelesen werden. Alle
diejenigen aber, die dazu beitragen, daß es so
niedergehalten wird, diese alle richten in ihrer
Wirksamkeit nicht viel aus. All ihr Predigen ist ein
leerer Schall, der an tauben Ohren verklingt. Die
Menschheit hört es zwar, lebt aber ruhig weiter wie
seither. Die Menschheit muß wissen, daß es auch ein Ziel
gibt, das man auch erreichen kann, wenn man danach
strebt. Deshalb habe Ich in den Schriften alles so
gesagt, daß jeder danach handeln und leben kann: Der
Ehestand und der letzte Stand in der Welt, Ordensleute
und die Geistlichkeit. Jeder muß sagen, daß Ich nicht zu
viel verlange, wohl aber, daß jeder sich tief demütigt
und einer den anderen aufrichtet.
Sage N., sie soll nur den Bau ganz ruhig
fortsetzen, das Geld aufnehmen und bezahlen, bis er
fertig ist. Sie brauchte deshalb gar nicht herumzugehen.
Ich habe bisher gesorgt und sorge auch noch weiter. Sie
erlebt es noch, daß zu ihrer Lebenszeit noch ein schöner
Teil davon abgetragen wird. In ihrem Land ist die Welt
noch recht gläubig und da kommen noch christlich
gläubige Seelen, die dazu beitragen, und was noch fehlt
nach ihrem Tod, das wird einer Schwester nicht
schwerfallen.“
Barbara: „O
Herr, ich bin ängstlich, weil der Bau der C.-Kirche auch
noch nicht ganz abgedeckt ist.“
Jesus: „Sie
haben sich dem Einfluß Meines Geistes entzogen, und
darum habe Ich ihnen die Mittel entzogen, die sie sonst
erhalten hätten von eurer Seite.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
703 Am 17. August 1905
„So hat schon der erste Mensch im
Paradies Seinen Schöpfer behandelt.“
Barbara: Ich
sagte zum Herrn, daß ich mich sehr kränke, daß die
anderen meinetwegen so verfolgt und verachtet würden.
Jesus:
„Betrübe dich nicht über solche Dinge. Die
Zurücksetzungen, die andere deinetwegen tragen, müssen
sie nicht deinetwegen tragen, sondern Meinetwegen, und
selbst wenn du dich getäuscht hättest, was nicht der
Fall ist, so sind und können sie nicht getäuscht sein in
ihrem Verdienst, weil Ich den guten Willen der Menschen
belohne. Fürchte keine Täuschung deswegen, weil das, was
Ich aufgetragen zum Wohl der Menschheit, zum Gegenteil
zu werden scheint, indem diejenigen dagegen kämpfen, die
es begrüßen sollten mit Ehrfurcht; denn dann wäre auch
Ich enttäuscht gewesen an der Menschheit. Schon dort im
Paradiese sollte der Mensch leben zu seiner und Meiner
Freude, aber der Mensch mißbrauchte seine Freiheit, um
Mir statt Freude Verdruß zu machen. Siehe, da hätte Ich
Mich auch enttäuscht. So ist es aber durch die ganze
Geschichte des Menschengeschlechtes. Nach jedem
Zeitalter richtet sich Meine Liebe zu den Menschen, um
ihnen die für sie besten Ratschläge zu erteilen. Wenn
dann die Menschheit diese wohlgemeinten Ratschläge, die
Ich durch manche Seele, – denn jetzt rede Ich nicht mehr
zu allen wie im Paradies – an sie richte, nicht annimmt,
dann wundert euch nicht. So hat schon der erste Mensch
im Paradies Seinen Schöpfer behandelt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
704 Am 20. August 1905
„Alle eure Bitten will Ich euch
gewähren, nur müssen eure Bitten auf das geistige Wohl
gerichtet sein von euch und anderen.“
Jesus: „Alle
eure Bitten will Ich euch gewähren, nur müssen eure
Bitten auf das geistige Wohl gerichtet sein von euch und
anderen. Das sage auch der Oberin, tröste sie und sage,
daß Ich ihr verspreche, daß Ich alle ihre Verwandten
retten will, nur soll sie sich recht vereinigen mit dem
Gebet des Liebesbundes. Das vereinigte Gebet dringt
durch die Wolken.“
Barbara
später: Schon vor der heiligen Kommunion war ich
so voller Freude und sagte nachher:
„Jetzt empfehle ich Dir alle Anliegen,
besonders daß Luise glücklich und freudig zurückkehrt,
wenn es Dir gefällt.“
Jesus: „Ich
werde ihr die Worte schon eingeben, wie sie alle trösten
soll. Ich werde euch schon beistehen und die Worte in
den Mund legen, was ihr zu reden habt, wenn es darauf
abgesehen ist, euch gegenseitig zu besuchen und zu
ermuntern. Sage den Liebesbundmitgliedern in A., daß es
Mich freut, daß sie so viel Gutes wirken. Ich habe an
ihnen eine große Stütze. Ich wünsche, daß sie recht eins
seien, eines wie das andere halten.
Luise soll alle trösten und auch die
besuchen, die nebenausstehen wie N. und N. und alle
miteinander. Gerade da muß man vorsichtig sein, wo die
Seelen an sich selber hängen und sich selbst im Auge
haben, aber abstoßen darf man sie nicht. Sage ihnen, daß
sie gar nicht ausgesetzt sind, aber selbstlos denken
sollen und nicht meinen, daß andere bevorzugt sind.
Dafür bin Ich da und beurteile die Menschen nach ihrem
wahren Wert. Alle sollen recht Einigkeit halten. Hier
haben sich die Reichen freiwillig ausgeschlossen und da
lasse Ich sie links stehen.
Sage allen, daß Ich ihnen verspreche,
daß Ich alle ihre Bitten erhören will, aber nicht die
leiblichen, sondern die sich auf das Heil der
unsterblichen Seelen beziehen für ihre Angehörigen und
Freunde und wen sie gerettet sehen wollen. Es wäre noch
kein gutes Zeichen, wenn sie immer getröstet sein
wollen. Sie sollen alle wissen, daß sie jetzt geistige
Ehefrauen sind. Es kommt die Zeit, wo der Trost
ausbleibt, wie das ja auch im Ehestand der Fall ist.
Solange der Bräutigam seine Braut noch liebkost und
hätschelt, ist es ein Zeichen, daß er das tun muß, um
sie herumzuziehen, damit sie auch später standhält in
all den Ereignissen, die der Ehestand mit sich bringt.
So ist es auch im geistigen Sinn mit der geistigen
Vermählung.
Alle Liebesbundmitglieder sind geistige
Bräute Christi, mögen sie sein, wer sie wollen. Die
Liebkosungen hören auf, und es kommt die ernste Zeit des
Hauswesens. Nach der Vermählung ist die Frau eingetreten
in die Rechte des Mannes und in seine Herrschergewalt;
sie darf mitregieren und mitherrschen. So dürfen auch
Meine geistigen Bräute mitregieren und mitherrschen.
Herrschen sollt ihr über eure bösen Neigungen und
bedacht sein auf Meine Interessen, auf die Meiner
Kirche.
Sage N., sie soll jetzt dafür sorgen,
daß sie eine recht tüchtige Ehefrau, Hausfrau für Mich
abgibt und wirbt um Seelen. Sie soll nur den Schritt
nicht bereuen. Ich will es ihr tausendfach belohnen in
der Ewigkeit. Um keinen Preis der Welt soll sie davon
abgehen. Sage N., was es für ein Glück wäre, das alles
durchmachen zu dürfen. Den anderen gegenüber möge sie
ein recht freudiges Herz zeigen. Es täte sich alles auch
für sie noch klären, wie wohl es jetzt noch dunkel wäre.
Sage N., er möge sich fest vorbereiten auf den Pilgerzug
nach Lourdes, den er 1908 mitmachen wird, von welchem so
viel abhängt. Er soll aber noch einen oder zwei seiner
Mitbrüder mitnehmen, dort ins Bad gehen, und fest
vertrauen auf die Fürbitte Meiner heiligen Mutter. Es
wird ihn nicht gereuen, dort hingegangen zu sein; denn
er wird besser zurückkehren. Auch soll alles
aufgeschrieben werden, was Ich euch gewährt habe in
letzter Zeit; denn Ich habe alles in Meiner Hand.
Im Handumdrehen hätte Ich auch Frl. Th.
und deine beiden Schwestern Luise hinwegnehmen können,
aber Ich habe euch erfüllt, was Ich euch versprochen.
Sind das nicht Wunder genug, wenn sie immer noch Wunder
verlangen? Nach der Lourdes- Pilgerfahrt wird es lichter
und um vieles besser. Sehet zu, daß ihr noch mehr
Priester mit nach Lourdes nehmet, denn es ist gut, daß
sie im Glauben gestärkt werden.“
Barbara:
„Herr, willst Du nicht, daß Luise ihre Schwester in H.
besuche?“
Jesus: „Nein,
Ich will es nicht. Die Schwester soll ihr Verlangen
abtöten bis nächstes Jahr, denn dann wird ihre Freude um
so vollkommener sein. Sie soll wissen, daß sie einmal in
Meinem Hausgarten eine schöne Pflanze sein soll und da
muß Ich jedes Verlangen, das nicht ganz geläutert ist,
abschneiden. Habe keine Angst um deine Luise, sie wird
Lieschen und dich noch überleben. Nur laßt unter euch
die Liebe nicht erkalten. Sie soll das Zeichen sein, daß
Ich mit euch einen Bund geschlossen, und bis über das
Grab hinaus soll Einigkeit und Friede euch
zusammenhalten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
705 Am 27. September 1905
Mariechen
schreibt aus Rück: „Seit Donnerstag, dem 21.
September abends, ist Barbara sehr erkrankt. Schon
einige Tage vorher hatte sie furchtbare Schmerzen im
Leib. Sie mußte vor Schmerzen so überlaut schreien die
ganze Nacht hindurch und den ganzen Tag, daß die
Nachbarsfrauen alle herbeikamen und jede wußte ein
anderes Mittel. Der Reihe nach wurden angewandt: heiße
Wasserumschläge, heißen Essig, Branntwein, Kartoffeln,
Kleie, Kamillensäckchen, einen heißen Laib Brot und alle
Sorten Tee. Alles umsonst. Plötzlich gegen Abend bekam
sie ihr Leiden. Barbara fragte den lieben Heiland, warum
sie nur so furchtbar leiden müsse und warum Er so
außergewöhnlich komme. Der liebe Heiland sagte, sie
müsse Sühne leisten für die Sünden der Jugend in den
zwei Örtchen, besonders für die Sünden der Unkeuschheit.
Dann warnte Er noch die Jugend vor dem allzu großen
Leichtsinn und den Vergnügen und forderte alle
Anwesenden auf, doch alles aufzubieten, um diesem Laster
entgegenzusteuern, das alle anzustecken droht.
Barbara bat für diejenigen, die den
bösen Sinn im Herzen tragen, um andere zu verführen. Da
sagte der liebe Heiland, Er wolle den Sinn dieser
ändern, aber dafür müsse sie diese Schmerzen im Leibe
erdulden, und kein Arzt könne ihr helfen. Sie habe
geglaubt, sie könne dem Leiden entfliehen, wenn sie nach
Rück gehe, aber auch hier habe Er sie gefunden. Barbara
war während dem Leiden schon sehr schwach von den
Schmerzen und fragte deshalb, wie lange dieses Leiden
noch dauere. Da sagte der liebe Heiland: ,Diese Nacht
und morgen den ganzen Tag.‘
So ging es denn auch weiter: beständiges
Schreien und Umherwälzen vor Pein, Tag und Nacht.
Sonntag, um 10 Uhr, holten wir den Arzt. Er meinte, es
sei Windkolik und Wanderniere und verordnete Medizin,
welche das Brechen stillte, und Kamilleneingießungen,
welche die Schmerzen linderten. Heute, am 27. September,
war er zum letzten Male da und meinte, wenn sie sich
noch einige Tage halte, gehe es wieder.
Der Herr wünscht, daß die drei letzten
großen Gnadenerweise aufgezeichnet würden, die Er dem
Gebet der Liebesbundmitglieder gewährte, nämlich dreier
schwer kranker Liebesbundmitglieder. Einer Schwester von
Luise, die an Lungen- und Rippenfellentzündung äußerst
schwer darniederlag, ließ Er, als alle ihre Oberen an
der Heilung verzweifelten, sagen, im Moment der höchsten
Gefahr, daß sie noch einmal alle ihre Schwestern sehen
werde und daß sie den Bau, den sie auszuführen
beabsichtige, noch vollenden werde. Nachdem die
Krankheit einigermaßen gehoben war und der Arzt sie aufs
Land schickte, hustete sie noch so sehr und hatte einen
so eitrigen Auswurf, daß der messelesende Pater sagte:
,Diese Schwester geht mal nicht mehr in ihre Stadt
zurück.‘
Ebenso war es mit einer anderen
Schwester von Luise, bei der man auch alle Hoffnung
aufgegeben hatte, und die in ihrem hohen Alter von
hartnäckiger Neuralgie gequält wurde. Auch ihr ließ der
Herr sagen, daß sie ihr fünfzigjähriges Jubiläum erleben
und noch einmal ihre Schwestern sehen werde.
Die dritte Huld, die der Herr dem
Liebesbund erwies, war die glückliche Überstehung einer
gefahrvollen Operation eines Liebesbundmitgliedes in A.
Eine Person, welche die Kranke vor der Operation gesehen
hatte, erzählte, daß sie beim Nachhausekommen zu ihrem
Herrn gesagt: ,Ich habe Fräulein N. zum letzten Male
gesehen.‘ Auch dieser Kranken, die sich um die
Ausbreitung des Liebesbundes große Verdienste erwarb,
ließ der Herr vor der Operation sagen, daß sie dieselbe
überstehen werde und noch einen weiten Weg zurückzulegen
habe.
Erbaulicher Tod eines
Liebesbundmitgliedes: Eine Frau in Neckarsulm hatte sich
durch ihre Tochter dem Liebesbund angeschlossen. Am Tag
vor ihrem Tod ließ sie sich noch die Verheißungen des
Liebesbundes vorlesen und rief oft aus: ,O welch ein
Glück, daß wir an dieser Gnade teilnehmen dürfen.‘ Als
der Tod eintrat, war ihr Herr Pfarrer dabei, um zu
beobachten, wie sie ohne Todeskampf voll seligen
Friedens sanft in den Armen ihrer Tochter entschlief.
Danach sagte er: ,Ich muß Ihnen gestehen, daß ich noch
keinem so erbaulichen Tod, wie dieser war, beigewohnt
bin. Ich kann mich nicht genug darüber verwundern.‘“
Inhaltsverzeichnis Band 6
706 Am 15. Oktober 1905
„Wer Mich empfängt mit gläubigem Herzen,
den nehme Ich so ganz in Besitz wie eine schwere
Krankheit, die den Menschen besitzt, weil die Krankheit
Herr ist.“
Als Barbara noch sehr krank war, sagte
sie, da sie gar kein inneres Licht hatte, sondern Satan
ihr zuflüsterte, was hast du jetzt davon, daß du Gott
dein Leben geopfert hast, jetzt krank, weißt du nicht
wohin und wo hinaus:
Barbara: „O
laß nicht zu, daß ich getäuscht bin bis an mein Ende.
Hilf mir doch heraus, daß ich Dir dienen kann, jetzt
bist Du doch bei mir durch die heilige Kommunion.“
Jesus: „Weil
die Seele vom Leib umhüllt ist, so war die Krankheit
Herr über deine Seele, weil sie jede Faser deines Blutes
eingenommen und du nicht Herr warst über deine
Fähigkeiten, über deine Seele. Ebensowenig bist du jetzt
Herr, weil Mein Geist Sich deinen Geist und deinen Leib
unterworfen hat. Wer Mich empfängt mit gläubigem Herzen,
den nehme Ich so ganz in Besitz wie eine schwere
Krankheit, die den Menschen besitzt, weil die Krankheit
Herr ist. Glaube, was Ich dir sage, und fürchte dich
nicht.
Die Krankheit hatte ihre Bedeutung. Ich
wollte dir zeigen durch die Krankheit, daß du nicht mehr
bestimmt bist, deine Verwandten durch schwere Arbeiten
zu erleichtern; sie sind junge Leute und sollen sich
durch das Leben helfen wie du auch. Solche Nächstenliebe
verlangte Ich nur bei deiner kranken Schwester. Da gab
Ich dir die Kraft dazu. Jetzt, wo das Übel behoben ist,
bist du nicht bestimmt, so zu arbeiten und den Unterhalt
zu verdienen. Deshalb habe Ich dir mitten in der
dringendsten Arbeit die Krankheit geschickt, um dir das
zu zeigen. Jetzt gehst du bei deiner Schwäche alle Tage
in eine heilige Messe und empfängst Mich. Ich verlange
nicht zuviel, weil dein Körper zu schwach ist. Ihr habt
jetzt alle drei viel mit den Krankheiten zu tun.
Du sollst dafür jetzt in deiner Familie
sein; in deiner Familie will Ich Meine Gegenwart mehr
betätigen. Ich will, daß ihr eine heilige Familie in
Nazareth vorstellen sollt. Deine Schwägerin soll Meinen
heiligen Nährvater vorstellen. Sie soll befehlen und
euer Beschützer sein. Ich habe ihr die Macht dazu
gegeben und das Vermögen, daß sie dastehe wie ein Mann.
Du sollst Meine heilige Mutter vorstellen.
Als Ich am Kreuz gestorben war, da lebte
Sie nicht mehr für die Welt. Sie zog Sich zurück und
diente Mir in stiller Einsamkeit und erfüllte nur die
eine Aufgabe, daß Sie für die junge Kirche betete. Das
ist dein Beruf. Wie Sie, sprich nur dann, wenn es das
Wohl der Kirche erfordert. Mariechen soll Mich
vorstellen, das Kind von Nazareth, und soll ein ganz
zurückgezogenes, einsames Leben führen und sich immer
daran erinnern, daß Ich sie dir zur Stütze gegeben. Ich
habe große Freude an ihr und werde später für sie
sorgen.“
Barbara: „O
Herr, ich habe mir vorgenommen, aus Dankbarkeit eine
Wallfahrt zu machen.“
Jesus: „Für
jetzt nicht, das kannst du nicht. Ich wirke keine
Wunder, wo es nicht nötig ist. Rede nicht so viel über
dein Leiden. Und wegen der Kinder deiner Verwandten sei
nicht unruhig. So wie Ich Mich beklagte, sind diese
Kinder nicht. Valentin macht zwar seine Sprünge, aber er
ist unverdorben. Und von Josef sollst du nicht denken,
daß er ein schwermütiges Gemüt hat, als wollte er nicht
studieren. Erstens ist fast jeder abgeneigt vor dem
Studium und fürchtet sich davor. Das liegt zweitens im
Kind von seiner Mutter her; er hat ein frommes, reines
Gemüt. Setze dich darüber hinweg. Ich verlangte die
Opfer, und die habt ihr gebracht, und für das andere
sorge Ich.
Sage Frau N., Ich will ihr noch einmal
die Gesundheit schenken, aber sie sollen die
versprochenen Wallfahrten mit aller Gewissenhaftigkeit
machen und ihr sollt euch anschließen. Und wenn sie
wieder zu Hause ist, soll sie ein einfaches,
tiefreligiöses Leben führen mit ihrer Familie.
Du aber sieh dich um nichts mehr um. Was
niedergelegt ist in den Schriften, das geht dich nichts
an. Hüte dich sehr, wenn jemand sagt, du seiest eine
begnadigte Person; dann erröte und fürchte dich. Wenn
aber jemand sagt im Spott „die heilige Babett“, dann
freue dich und begrüße den Spott mit Freuden, und wenn
ein Priester, und zwar noch auf der Kanzel, dich höhnt,
dann sage: ,du bist mein Freund’ und kümmere dich nicht,
ob es angenommen wird oder nicht.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
707 Am 16. Oktober 1905
„Denn Ich habe immer die Gnade an den
lebendigen Glauben geknüpft und keinen Kranken geheilt
ohne lebendigen Glauben.“
Barbara: Vor
der heiligen Kommunion betete ich in einem Buch. Nach
der heiligen Kommunion wollte ich meine Anliegen
vorbringen und wieder beten. Der Herr aber sagte:
Jesus: „Ich
will mit dir reden. Es ist Mir lieber, wenn Ich von Herz
zu Herz mit dir sprechen kann, als wenn du aus einem
Buch etwas Mir vorbetest.“
Barbara: „O
Herr, ich fürchte mich vor Täuschung, wenn ich Dir die
Bitten vortrage, und ich höre Deine Worte und meine, Du
wärest es, und manches trifft dann nicht zu, und ich
sehe, daß ich getäuscht bin. Deshalb habe ich mir
vorgenommen, ich will nicht mehr fragen und Dich nicht
mehr belästigen.“
Jesus: „Das
ist aber der Plan nicht, den Ich habe, und Meinem Wunsch
nicht entsprechend. Woher es aber kommt, daß manches
anders ausfällt, das geht dich nichts an. Ich halte
damit allen Menschen vor, daß sie nicht die ganze
göttliche Wissenschaft so in sich aufnehmen und alles
durchschauen können wie Ich. Das tat Ich noch nie einem
Geschöpfe. Alle Menschen, mit denen Ich verkehrte, die
führte Ich auf dieselbe Weise wie dich; es blieb manches
unerfüllt. Das kommt daher, weil der Mensch immer gern
hat, was er wünscht, und in seiner Überschätzung der
Sache will er die Bitte erfüllt haben und glaubt dann
fest, daß Ich es ihm täte, und meint, Ich habe es
gesagt, und weil der Menschengeist dabei ist, ist es
manchmal der Wille des Menschen, der sich vordrängt. Ich
aber sehe, daß das nicht gut ist für den Menschen und
darum erfülle Ich es nicht so.
Wenn aber etwas so vorkommt, daß etwas
nicht in Erfüllung geht, so gebe Ich dir zwei Dinge an,
an die du dich halten kannst. Erstens sollst du schon
beim Begehren immer voraussetzen: ‚O Herr, wenn es Dein
heiliger Wille ist, gib mir oder sag mir das und das.‘
Was du erfährst, sollst du ruhig abgeben an andere und
dich nicht kümmern um die Folgen. Fällt es dann nicht
nach dem Wunsche des Menschen aus, dann erwecke einen
Akt der Reue und sage: ‚O Herr, ich habe es nicht besser
verdient, es ist meine Schuld‘, und versenke dich in
dein Nichts und sei nicht darüber betrübt, wie es
ausfällt. Damit kannst du so viel verdienen, daß das der
Menschheit viel mehr nützt, als wenn Ich dir alles
gewähre, um was du bittest.“
Barbara: „O
Herr, ich getraue mich nicht, Dich um manches zu bitten,
besonders wenn es neugierige Fragen sind, denn ich
fürchte und zittere, daß ich so in Deine Rechte
eingreifen soll. Deswegen überlasse ich das Ganze Dir.
Ich will nichts fragen und ich will nichts wissen. Wie
Du willst, so will auch ich.“
Es wurde mir gezeigt, daß der Vater der
Schwester N. noch lebe. Ich sehe ihn wie in etwas
eingeschlossen und der Strahl ging von der Schwester aus
und ging an den Mann und schloß ihn ein. Hintennach ging
sein Schutzengel.
Jesus:
„Siehe, deswegen verlange Ich so sehr nach
jungfräulichen Seelen, die einzig und allein sich nur
beschäftigen mit anderen Seelen, um andere zu gewinnen.
Ich will dir das nur im Bilde zeigen, weshalb Ich so
sehr danach Verlangen trage. Das ist der Gebetszwang,
den die Seelen Meinem Herzen antun, womit die Seelen
Mein Herz bestürmen. Das Gebet nimmt den Mann so in
Schutz und hält ihn, daß der böse Feind ihm nichts
schaden kann. Er geht zwar noch den Weg der Sünde, weil
er nicht auf die Schwester zugeht, sondern sich von ihr
entfernt, aber er ist so gehalten und in einem Schutz,
daß er nicht verlorengehen kann. Sein Schutzengel geht
ihm in der Ferne nach. Das ist die Wachsamkeit, womit
Ich ihn umstelle um des Gebetes seiner Tochter willen.
Er ist umgarnt mit der Gnade Gottes. Sie umweht ihn
beständig. Wenn dann der Augenblick kommt, wo er zu sich
kommt, geht die Gnade in ihn ein, wenn jemand da ist,
der für ihn betet.“
Barbara: Ich
sehe ihn in einer Stadt wie Paris. Ich habe nicht
erfahren wo und wie, nur daß er in einer großen Stadt
lebt, daß es ihm gut geht.
Jesus: „Er
denkt nicht ans Besserwerden. Sie erfährt noch, wo er
ist. Sie soll sich aber nicht daran hängen. Ich habe
noch vieles im Ordensleben mit ihr vor, Ich brauche sie
noch. Sie soll sich nicht abhärmen, daß es mit ihrem
Vater so geht, sondern Meinem Willen unterwerfen. Das
kommt ihm alles zugute.
Der zweite Grund, warum manches nicht in
Erfüllung geht, ist wegen des Unglaubens der Menschen.
Denn Ich habe immer die Gnade an den lebendigen Glauben
geknüpft und keinen Kranken geheilt ohne lebendigen
Glauben. Und warum habe Ich in Meiner Heimat keine
Wunder gewirkt? Aus dem einzigen Grund, weil sie nicht
an Mich geglaubt haben, weil sie sagten: ‚Er ist nicht
mehr als wir, wir wissen, wo Er her ist.‘ So ist es
heute noch. Früher sind die Menschen gläubiger gewesen.
Da fanden Meine Worte Anklang. Aber jetzt, weil die
Menschen es doch nicht glauben, lasse Ich es ihnen auch
nicht in Erfüllung gehen.
Sage N., Ich kenne sie und weiß, daß sie
immer über Mich und Meine Freunde grummelt, aber Ich
verzeihe es ihr. Ich habe sie doch gern und habe Meine
Freude an ihr, denn in der ganzen Stadt Mainz finde Ich
keine zweite, die ihre guten Werke ganz im verborgenen
tun will. Sie wollen alle Gutes tun, damit sie gelobt
und für etwas gehalten werden. Es ist freilich hart, das
Wort ‚verborgen‘, aber es hat einen süßen Kern. Sie soll
die Früchte in sich bewahren und genießen für das
zukünftige Leben. Sie soll auf Mich ihr ganzes Vertrauen
setzen, aber auch Mir folgen und tun, was Ich sage.
Es ist nicht nötig, Wunder zu wirken; es
ist besser, wenn der Mensch sich Verdienste sammelt. Sie
soll es einmal probieren und der Krankheit Trotz bieten
und nicht so nachgeben und in die Kirche gehen. Sie soll
der Krankheit entgegenarbeiten und tüchtig essen und
nicht meinen, das und das kann ich nicht essen. Sie soll
essen, wonach sie Lust hat, und nicht danach sehen, wie
es ihr bekommt. Der Magen ist verwöhnt, weil sie ihm so
nachgibt. Sie soll die erste Beschwerde überwinden und
dann geht es besser. Sie werde sehen, daß sie bald das
Gewünschte erlange. Und wenn sie meint, andere seien
glücklicher als sie, so bildet sie sich das nur ein. Sie
müßte nur einmal sehen, wie es bei anderen aussieht, was
da für ein Glück wohnt. Dann wird sie niemanden
beneiden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
708 Heilige Ursula am 22. Oktober 1905
„Das müssen Seelen sein, die die
Sinnlichkeit aus sich herausgeschafft und abgelegt
haben.“
Barbara: Ich
sah den Herrn auf dem Altare statt der heiligen Hostie
in Seiner Menschheit so unaussprechlich liebenswürdig,
wie wenn Er recht viel Freude in Sich hätte und sehr
zufrieden gestimmt sei. Die heiligen Jungfrauen waren
alle um Ihn versammelt und der Herr sagte:
Jesus: „Diese
sind die Erstgeborenen, und ihr seid die jüngeren
Schwestern. Was diese einstens getan, das müßt ihr jetzt
tun, und was diese einst erlangt, das werdet auch ihr
erlangen. Ich will, daß der Liebesbund sich ausbreite in
der ganzen Welt, daß womöglich alle Jungfrauen der
ganzen Welt sich anschließen. Denn er ist das Schifflein
der heiligen Ursula, womit ihr die Gefahren des
Unglaubens der Welt durchschiffen sollt, denn die
Gefahren des Unglaubens sind so groß wie zur Zeit der
heiligen Ursula und noch viel größer, weil die Christen
alle miteinander schon angesteckt sind vom Geist des
Unglaubens und es noch viel seltener ist, daß noch eine
Seele gläubig ist, wie zur Zeit der heiligen Ursula.
Wenn jetzt die heilige Ursula auf der
Welt wäre und wollte sich elftausend Jungfrauen sammeln
mit denselben Gesinnungen wie sie, täte Deutschland
nicht ausreichen; sie müßte noch Frankreich und noch
mehrere Länder durcheilen, um so viele zu finden, die
sich um ihres Glaubens willen martern ließen.
Und darum, weil die Gefahren so groß
sind und der Unglaube sich immer mehr ausbreitet, muß es
Seelen geben, die dem Unglauben sich entgegenstemmen.
Das müssen Seelen sein, die die Sinnlichkeit aus sich
herausgeschafft und abgelegt haben; denn das ist der
Strom, der sich durch die ganze Welt wälzt, der allzu
große Hang nach Sinnlichkeit und sinnlichen Freuden und
Vergnügen, und daß man sich um das ewige Heil nicht mehr
kümmert, auch nicht um Glauben und Religion und
Sittlichkeit, wenn man nur sein Vergnügen hat und ein
schönes Leben. Und wenn auch anders gepredigt wird und
man die Ehe verherrlicht, so bleibt es doch so, wie Ich
gesagt, daß Ich durch das Gebet der jungfräulichen
Seelen die Welt retten will. Ich will, daß die
Sinnlichkeit vermieden wird, denn nur dann erst kann Ich
in einer Seele wirken, wenn sie die Vergnügen meidet.
Das Schifflein der heiligen Ursula,
womit sie ihren Glauben und ihre Tugend retten wollte,
und worin sie die Jungfrauen sammelte, das ist für euch
der Liebesbund. Im Liebesbund kann sich Glauben und
Unschuld erhalten und retten. Alle die Jungfrauen, die
sich anschließen und treu festhalten, Ich verlange ja so
wenig, kein Blutvergießen, sondern nur ein sittenreines
Leben, sind alle gerettet, und das sind die Seelen,
durch deren Gebet und Beispiel und fromme Übungen die
Kirche emporkommt. Deshalb wünschte Ich, daß man in der
ganzen Welt davon wüßte, nicht nur in Deutschland,
sondern in allen Ländern.
Du aber sollst in den Zweifeln und
Ängsten nie nachgeben und denken: ‚Was nützt es, daß ich
das alles gelitten?‘ Denn wie freue Ich Mich, wenn Ich
eine Seele finde, die sich in Meine Pläne fügt und mit
der Ich Mich besprechen kann über die Wichtigkeit des
gegenwärtigen Lebens und über die Glückseligkeit des
jenseitigen Lebens. Das tue Ich von Zeit zu Zeit in
Seelen, um den Glauben in anderen zu beleben und um das,
was Ich Selbst auf Erden gebracht und gesagt habe, neu
aufzufrischen und neu in der Menschheit zu beleben. So
habe Ich auch dich erwählt, und wenn du dich jetzt auch
ganz vernichtet fühlst und meinst, es wäre nichts, so
sage Ich dir aber, daß alles, was Ich in dir gewirkt
habe, für die ganze Ewigkeit ist, und daß es bleibt für
die Zeit und Ewigkeit und seine Früchte trägt. Damals,
als du das Gelübde der Jungfräulichkeit gemacht hast,
hast du Mir deine Seele übergeben, und als Ich dich um
deinen Willen zum Leiden bat, übergabst du Mir deinen
Leib, und wundere dich nicht, daß du jetzt so
gebrechlich bist und von Zeit zu Zeit mit schweren
Krankheiten heimgesucht bist. Glaube Mir nur ja, damit
kannst du mehr verdienen, und Ich habe mehr davon als
von deinen frommen Übungen, auch wenn du alles
unterlassen mußt. Ich werde bald wieder einmal bei dir
anklopfen. Für jedes Wort aber, womit ihr von der Kanzel
herab beschimpft werdet, sollt ihr Gott danken.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
709 Am 25. Oktober 1905
„Ja, es ist wahr, Ich rechne das hoch
an, wenn jemand um Meinetwillen einen zeitlichen Vorteil
nicht annimmt.“
Barbara: Ich
erfuhr, daß eine Schwester eines Liebesbundmitgliedes im
Himmel sei. Sie zeigte sich mir, daß sie keines Gebetes
mehr bedürfe. Auch erfuhr ich, daß der Vater durch das
Fürbittgebet und das Tugendleben seines Kindes schon
längere Zeit im Himmel ist.
Jesus: „Sage
N., sie solle alles ganz ruhig lassen, wie es ist, ob
sie Antwort bekommt oder nicht. Solange wie einen solche
Dinge innerlich noch so sehr erregen, sucht man sich
noch selbst und ist noch nicht genug geläutert. Mit dem
anderen soll sie einige Wochen warten, bis die Sache
hier geordnet ist. Ich habe ja alles in Meiner Hand und
lenke und leite alles. Darum soll sie sich ruhig auf
Mich verlassen. Warum denn so ängstlich sein? Sage N.,
ihre Krankheit sei ein Sühneleiden für ihren Vater, und
wenn sie auch aufs Land geht, kann Ich es ihr doch nicht
abnehmen. Wenn sie ihren Vater retten und bekehren will,
muß sie aushalten.“
Barbara: „O
Herr, gib mir ein Zeichen für N., daß ich Deine Dienerin
trösten kann.“
Jesus: „Ja,
es ist wahr, Ich rechne das hoch an, wenn jemand um
Meinetwillen einen zeitlichen Vorteil nicht annimmt. Man
kann es nicht ahnen, wie hoch Ich das veranschlage.“
Barbara: Der
Herr zeigte mir N. Er war nicht groß und nicht klein,
ein Mann von mittlerer Größe, sein Angesicht war
vollkommen. Er dankte sehr und sagte:
N.: „Tue N.
zu wissen, daß Ich ihr danke, daß sie Gott zuliebe das
Opfer gebracht hat. Das hat mir so sehr viel genützt in
der Ewigkeit. Ich bin noch nicht in der Glorie, und das
dauert noch bis Weihnachten. Sie soll die Zeit recht
benutzen, viel Gutes tun und Opfer bringen, ihre Werke
verdoppeln und stets zu verbessern suchen. Bis
Weihnachten sei mein Ziel, wo ich in den Himmel komme.
Ich bin aber in keiner Pein, sondern nur der Anschauung
Gottes beraubt.“
Barbara: Ich
sah auch Frl. P. Es war, wie wenn sie am Eingang stehe
und hinein wolle, aber von einem Hindernis
zurückgehalten wäre, das sie nicht vorwärts ließe.
Jesus: „Sie
ist noch so lange von Meiner ewigen Anschauung
zurückgehalten, bis ihre Sache gut geordnet ist. Das ist
noch so ein Anhängsel von dem zeitlichen Vermögen. Sage
N., sie solle ganz ruhig sein und alles ruhig in Meine
Hand legen und nicht so viel grübeln. Ich werde für ihr
Werk sorgen. Sage N., ob ihr Meine Liebe denn nicht
genüge. Sie soll nicht so viel nach den Menschen fragen,
was sie denken und sagen und wie sie gesonnen sind. Sie
soll Mich empfangen und alles tun, wie es in den
Schriften steht.
Sage N., man solle niemand abstoßen, der
auch nur mit einem seidenen Faden an Mir hält. Wehe
jenen Meiner Diener, die gesetzt sind, die Seelen zu
leiten, und die sich nicht überwinden, um das
zerknitterte Rohr nicht zu zerbrechen, die die Seelen
abstoßen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
710 Am 30. Oktober 1905
„Wehe aber denjenigen, die sich als
Werkzeug hergeben, um Meine Werke und Meine Worte
vernichten zu wollen.“
Ein Dienstmädchen bekam Skrupel, ob sie
auch beim Liebesbund sein dürfe. Sie befragte sich bei
einem Ordensmann. Dieser fragte sie alles aus und zog
noch einen Pater und einen Domkapitular zu Rate und
machte einen großen Lärm, indem er fünf Sonntage
nacheinander Dienstmädchen zitierte und mit
Schmeicheleien und Drohungen ihnen Geständnisse
erzwingen wollte, um, wie er sagte, den Bund gegen die
Kirche zu vernichten. In heiligem Feuereifer rief er:
„Vernichtet muß alles werden, vernichtet! Barbara ist
eine harmlose Person, aber Luise macht alles, um sich
berühmt zu machen.“
Auf einmal kam von oben herab Befehl und
er selbst mußte den Verräterinnen sagen, daß er sich
nicht weiter mit der Sache befassen dürfe, noch auch
sich fernerhin etwas zutragen lassen dürfe, auch dürfte
das Mädchen nicht, wie sie gewollt, zu allen gehen, um
sie abwendig zu machen. Einer von den Herrn äußerte sich
auch: „Diese wollen der Kirche das Regiment aus der Hand
nehmen.“ Und man hatte die Mädchen mit der
Exkommunikation bedroht, wenn sie mit aushielten.
Barbara:
Deshalb beklagte ich mich beim Herrn und trug Ihm mit
schwerem Herzen mein Anliegen vor und bat Ihn, uns doch
nicht zu verlassen, denn es wäre mir sehr hart, daß
andere meinetwegen so zu leiden hätten. Da zeigte Sich
mir der Herr in unendlicher Liebenswürdigkeit und ich
fühlte mich so hingerissen, meine Seele schwamm in einer
Wonne und Freude, die sich nicht beschreiben läßt. Der
Herr ließ mich lange Zeit an Seinem Herzen ruhen und
sagte:
Jesus:
„Welcher Geist kann dir die Wonne geben, die Ich dir
gebe? Siehe, dieses ist aber nur ein Vorgeschmack der
Wonne und Freude, die du dereinst in der Ewigkeit
besitzen sollst. Was liegt dir daran, wenn andere nicht
glauben, und wenn es um dich her tobt und stürmt, wenn
Ich deine Seele beglücke.“
Und Er zeigte mir eine große Schar, alle
diejenigen, die sich angeschlossen hier in der Stadt
Mainz in einem weißen Gewand, das mit Gold durchwirkt
war mit wunderschönen Goldflimmerchen.
Jesus:
„Siehe, dieses Gewand habe Ich verdient allen
denjenigen, die um Meinetwillen, sei es in was für einer
Sache auch immer, Verfolgung leiden, besonders aber
denjenigen, durch die Ich andere belehren und Meine
Liebe, Güte und Barmherzigkeit den übrigen Menschen
mitteilen und erschließen möchte.
Denn in Meinem sterblichen Leben war die
Gottheit in Mir verborgen, doch ließ Ich durch Meine
Worte und Belehrungen, die Ich der Menschheit
überbrachte von Meinem himmlischen Vater, und durch all
die Wunder und Zeichen, die Ich wirkte, überall zur
Genüge Meine Gottheit durchblicken, aber denjenigen, die
bösen Willens waren, war all dieses Durchleuchten Meiner
Gottheit nicht ein Antrieb zum Glauben an Meine
göttliche Sendung, sondern im Gegenteil, die
Veranlassung zu einem bitteren Haß, der Mich dann ans
Kreuz brachte.
Dadurch wollte Ich aber all denjenigen,
durch die Ich besonders wirkte, den großen Vorteil
verdienen, daß sie an Meinen Verdiensten in besonderer
Weise teilnehmen, die Ich verdienen mußte durch all die
Verachtungen und Verdemütigungen, die man Meiner
Gottheit antat. Die Verfolgungen lasse Ich so zu, um
Meine Getreuen herrlich zu belohnen. Wehe aber
denjenigen, die sich als Werkzeug hergeben, um Meine
Werke und Meine Worte vernichten zu wollen. Ich werde
ihnen Mein Licht und Meine Gnade entziehen und sie
werden dann, wenn sie nicht zur Einsicht kommen, noch
viel Schlimmeres erfahren. Lasset allem seinen Lauf. Ich
weiß schon, wenn es Zeit ist.
Ihr habt nichts zu tun, als still und
ruhig weiterzugehen. Wisset, zwischen Belohnung und
Belohnung ist ein großer Unterschied. Wenn auch andere
Mir durch äußere Übungen dienen, so ist Mir das alles
nicht so viel wert, als wenn eine Seele für ihren
Glauben etwas leidet.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
711 Allerheiligen 1905
„Ihr sollt den eucharistischen Kreuzweg
gehen.“
Jesus: „Ihr
habt nichts zu tun als das, was Ich euch schon gesagt
vor Jahren: Ihr sollt den eucharistischen Kreuzweg
gehen.“
Barbara: Er
erhob mich in Sich und ich war in den Himmel versetzt.
Ich sah die lieben Heiligen. Aus der großen Schar traten
die heilige Barbara und Katharina hervor und trösteten
mich:
Heilige Barbara und Katharina:
„Ihr sollt euch nichts daraus
machen. Wir haben die Marter am Körper erdulden müssen,
ihr an der Seele. Eine Marter müßt ihr durchmachen.“
Der Herr zeigte mir die große Schar und
sagte:
Jesus: „Diese
alle gingen keinen anderen Weg. Es ist dasselbe.
Diejenigen, die hinausziehen in die Missionen, um die
Heiden zu bekehren, müssen dort ihr Heil wirken und
arbeiten für Gott, und diejenigen, die Er so
hineingestellt wie euch, das ist eins und hat ein und
dieselbe Bestimmung. Ihr alle miteinander, ihr
Liebesbundmitglieder, die ihr dabei steht, ihr müßt die
Krone euch aufsetzen durch euren Glauben, ihr müßt
sagen: Ich glaube, ich glaube!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
712 Am 5. November 1905
„Daß das eure größten Freunde sind, die
euch so verfolgen.“
Barbara: Von
sechs bis acht Uhr hatte ich eine innige Vereinigung.
Ich war ganz gefühllos und konnte so innig beten und
opfern:
Jesus: „Was
willst du denn von Mir? Ich bin bereit, dir alles zu
tun, was du verlangst.“
Barbara:
„Schenke mir, o Herr, alle Seelen der Verwandten aller
Liebesbundmitglieder.“
Jesus: „Ja!
Und was willst du noch?“
Barbara:
„Alle Seelen, die von Liebesbundmitgliedern empfohlen
sind.“
Jesus: „Und
was willst du noch?“
Barbara:
„Alle meine Landsleute der beiden Dörfchen Rück und
Schippach.“
Jesus: „Und
was willst du noch?“
Barbara: „O
Herr, ich empfehle Dir alle Seelen des Fegefeuers; denn
ich will nur Deine Ehre, und daß Du verherrlicht wirst.“
Da ich aber über meine Kühnheit sehr
erschrak, sprach der Herr, Sich vor mich hinstellend,
liebreich:
Jesus: „Was
willst du, daß Ich dir tun soll?“
Barbara: „O
Herr, ich will nur, was Du willst, tue nur, was Du
willst.“
Da sah ich eine große Schar, die
einzogen, aber nur zwei davon wurden mir vorgestellt:
der Vater von N. und Frl. P.
Jesus: „Du
sollst nicht sagen, daß deine Verwandte nicht bei dem
Priester beichten soll, der den Sturm über euch
heraufbeschworen. Ich habe es euch schon gesagt, daß das
eure größten Freunde sind, die euch so verfolgen.“
Antonius:
„Sage N., daß sie sich nicht beunruhigen soll, daß ich
sorgen werde, daß die verlorengegangene Kiste ankommt.“
(Ist bereits eingetroffen.)
Inhaltsverzeichnis Band 6
713 Am 6. November 1905
„Daß die Unvollkommenheit kein Hindernis
ist, Mich wahrhaft zu lieben und Mir zu dienen.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Du
beklagst dich immer, daß Ich nicht mehr so lieb mit dir
wäre wie früher. Das ist aber nicht so, wiewohl es nicht
mehr in dem Maße ist wie früher. Aber es ist auch nicht
mehr so nötig wie damals bei all den Stürmen, die du
ausgehalten hast in dem Werk, das Ich durchführen
wollte. Jetzt ist eure Arbeit getan. Ich habe gleichsam
der Welt, der Geistlichkeit die Arbeit vorgelegt, damit
ein jeder sie einsehen kann, die Arbeit, die zu leisten
ist, und Ich habe es jedem anheimgestellt, ob er sie
annehmen will oder nicht. Da bringt mancher seine Kritik
an und tadelt das Werk, aber ihr habt nichts mehr zu
tun, das geht euch nichts an. Ihr habt über alles
hinwegzugehen. Ihr habt nur ruhig still zu halten und
euch gar nicht um das Gerede der Menschen zu kümmern.
Sage Meinem Diener, daß er sich kaum
vorstellen kann, welch kostbare Krone er sich durch das
Werk verdient. Ich habe sie ihm hinterlegt. Er soll das
Leiden, das er sich durch die vielen Aufregungen
zugezogen, jetzt tragen, und durch seine Geduld und
Ergebung soll er den anderen seiner Mitbrüder zeigen,
daß es auch jetzt noch Märtyrer gibt, wenn auch nicht
Märtyrer des Blutes.
Durch sein Beispiel, die Geduld und
Ergebung, mit der er jetzt in dem Leiden ausharrt, soll
das Ordensleben wieder umgestaltet werden. Obwohl Ich
diesen Orden bevorzugt habe, ist doch manches
eingeschlichen in der neuen Zeit, was nicht mehr den
Geist des heiligen Franziskus an sich trägt, und es muß
wieder ausgeschieden werden. Der Glaube und das
Liebesleben des Ordens muß aufgefrischt werden. Das
Leiden soll so angerechnet werden wie den heiligen
Einsiedlern, die ihr ganzes Leben mit strengem Fasten
und Bußwerken und Geißeln zugebracht haben, und daß er
all den Spott seiner Mitbrüder in Geduld ertragen hat,
mit freudigem Herzen. Wenn er nicht standgehalten, hätte
Ich nichts machen können; denn einen Priester mußte Ich
bei dem Werk haben. Deshalb ist sein Verdienst so groß.“
Barbara: „Wie
hast Du Dir doch eine so unvollkommene Person wählen
können wie ich bin, um ihr Deine Geheimnisse
mitzuteilen. Du siehst ja, daß niemand sich an mir
erbauen kann und nichts Gutes an mir ist, was doch
einfach sehr nötig ist bei solchen Dingen.“
Da wurde der Herr so liebenswürdig und
so herablassend nach der heiligen Kommunion, daß Er mich
an Sich zog wie in früheren Jahren, wo Er so vieles mit
mir gesprochen, um mich vorzubereiten auf das, was Er
später ausgeführt hat, als ich Anteil nehmen mußte an
Seinen Leiden und Seiner Verachtung.
Jesus: „Wenn
Ich aber gerade dich erwählen wollte, dies hat alles
seine Bedeutung und seinen Zweck. Hätte Ich mir eine
vollkommene Seele erwählt, so wäre das für die gesamte
Menschheit lange nicht so tröstend und überzeugend
gewesen, wie gut Ich bin, und daß Ich Meine
Barmherzigkeit allen Menschen zuwenden will, als so, wo
Ich Mir eine unvollkommene Seele erwählt habe. Denn Ich
habe dir schon oft gesagt, daß die ganze Menschheit,
besonders die Seelen, die noch glauben, an der
Mutlosigkeit leiden und immer zu viel Ängsten haben, sie
könnten nicht zu Gnaden kommen.
Darum will Ich zeigen, wie unendlich gut
Ich bin, und daß Ich alle Menschen retten will. Denn
wenn Ich Mir eine unvollkommene Seele erwähle und ihr
die Schätze Meiner Liebe und Barmherzigkeit mitteile,
dann ist dies ein Beweis, daß Ich alle Menschen retten
will, daß die Unvollkommenheit kein Hindernis ist, Mich
wahrhaft zu lieben und Mir zu dienen. Und damit du
zufrieden bist, will Ich dir den Ort zeigen, der
bestimmt ist für dich.“
Barbara: „O
Herr, dann nimm auch meine beiden Mitschwestern mit,
weil, was ich leide, sie mitleiden müssen.“
Im selben Augenblick waren wir drei
zusammen, und wie im Flug nahm Er uns mit Sich an einen
wunderschönen Ort, den zu beschreiben kein Mensch
imstande ist. Ich sah dort eine unabsehbare Menge lauter
lieblicher Gestalten, alles vollkommen. Die heilige
Barbara und Katharina erkannte ich zuerst, und in die
Nähe von diesen Heiligen wurden wir hingeführt. Ganz
unweit von diesem Ort war der Thron, wo der liebe
Heiland hinging.
Jesus: „Hier
ist der Ort, der für euch bestimmt ist. Diese sind
Jungfrauen, die ein Lied singen, das nur sie allein
singen können.“
Barbara: Ich
wunderte mich, weil wir doch so unvollkommen sind.
Jesus: „Was
euch fehlt an Reinheit und eure Fehler, das ersetze Ich
durch das Werk. Weil du das Werk angenommen hast, was
Ich durch dich habe wirken wollen, so sind dir damit
alle deine Fehler ersetzt, und ihr habt nichts mehr zu
tun als auszuharren, und dann kommt ihr an diesen Ort.
Tuet nur recht viel für andere, daß recht viele Seelen
gerettet werden.“
Barbara: Ich
schwomm in einer Wonne, die nicht zu beschreiben ist.
Mitten in dieser Seligkeit fragte mich der Herr immer
wieder:
Jesus: „Was
wünschest du noch?“
Barbara:
„Nichts mehr, o Herr, als daß dieses ewig dauert.“
Jesus:
„Siehst du, daß man nichts verliert, wenn man sich Mir
ganz hingibt, Mir ganz opfert?“
Barbara: „Ja,
o Herr!“
Jesus:
„Siehst du, daß es einem nicht langweilig wird, Mich
ewig zu schauen?“
Barbara: „Ja,
o Herr, ich kann das Glück nicht beschreiben!“
Jesus:
„Siehst du jetzt die Seligkeit des Himmels, was all
derer wartet, die Mir dienen?“
Barbara: „Die
ganze Ewigkeit will ich kein größeres Glück genießen. O
wenn ich doch nur alle Menschen dazu bringen könnte.“
In dem vorerwähnten Sturm stand der
hochwürdigste Herr Bischof uns sehr zur Seite. Er sagte
zu Barbara:
Bischof:
„Gehen Sie nur durch, und wenn wieder ein Wirbelwind
kommt, so denken Sie, das geht mich gar nichts an und
gehen ruhig Ihren Weg weiter und beten Sie viel, viel
für die Kirche.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
714 Am 8. November 1905
„Niemand sollt ihr ausschließen, eine
allumfassende Liebe sollt ihr ausgießen über die ganze
Welt.“
Barbara: „Was
ist man doch so glücklich in Dir. O sage mir doch, womit
wir Dir eine Freude machen können und was wir tun
können, damit man nicht lau wird.“
Jesus: „Wenn
ihr Mir eine Freude machen wollt, dann haltet die
heilige Stunde wieder, wie ihr sie früher gehalten.
Nehmt dazu alle, die guten Willens sind, aber rein muß
sie gehalten werden, das müßt ihr ihnen sagen, daß sie
nur zusammenkommen, um Gott zu loben und zu preisen und
nichts reden bei anderen Leuten, ganz ruhig sein. Die
Stunde sollt ihr immer halten für die Priester,
besonders aber für den Bischof, daß er diesen Geist, der
da weht, erhält und durchführt, und für die ganze
Kirche. Niemand sollt ihr ausschließen, eine
allumfassende Liebe sollt ihr ausgießen über die ganze
Welt. Ihr sollt dazunehmen, wer beten kann. Es ist Mir
gleich, ob ihr es bei dir halten wollt oder bei Luise.
Wenn so ein Sturm kommt, so muß das für
euch alles nicht da sein. Ihr seid nicht da, wenn etwas
kommt. Euer ganzes Streben ist in Mir und für Mich. Das
muß euch genügen und euer Trost sein. Es ist auch wahr,
Meine Tochter, Ich bin unendlich lieb gegen Meine treuen
Seelen und verzeihe ihnen alles.“
Barbara: „Ach
Herr, wir können dir nicht genug danken. Wie können wir
dir eine Freude machen? Sollen wir etwa eine Wallfahrt
machen?“
Jesus: „Dazu
habt ihr nicht die Gesundheit. Haltet nur die heilige
Stunde. Sage N., ihr Bruder in Amerika sei auf der
Genesung. Er stirbt noch nicht.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
715 Am 9. bis 15. November 1905
„Wenn du es doch verständest, alles in
Mein Herz zu legen und Meinem Willen zu übergeben, wie
leicht und glücklich könntest du leben Tag für Tag; denn
nichts geschieht ohne Meine Zulassung.“
Jesus: „Die
Charaktere habe Ich ausgeteilt, und ihr Menschen müßt
euch miteinander vertragen. Ihr habt beide einen
feurigen Charakter. Ich liebe deine Schwägerin, weil sie
so sehr nach Vollkommenheit strebt. Bedenket, was Ich
nicht alles ertragen mußte unter Meinen Aposteln. Petrus
hatte auch einen feurigen Charakter; er verleugnete
Mich. Die zwei Donnersöhne riefen Feuer vom Himmel
herab; andere waren neidisch. Judas hing an der
Habsucht. Das alles mußte Ich ertragen. Betet doch
besonders für die armen verkommenen Menschen, die das
Gewand im Leben tragen, was Ich Selber trug, das Gewand
der Armut. O welch ein Schmerz für Mein Bruderherz, sie
verdammen zu müssen, wenn sie ungläubig an der Pforte
der Ewigkeit ankommen.“
Barbara am
10. Nobember 1905: Vor der heiligen Kommunion
hatte ich so großes Verlangen, daß ich es nicht erwarten
konnte. Nach der heiligen Kommunion sagte ich:
„Mein lieber Herr, Schwester N. habe ich
zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum ganz vergessen. Es tut
mir so leid, daß ich Dich nicht gebeten. Du hättest mir
gewiß ein liebes Wörtchen gesagt.“
Jesus:
„Dieses Vergessen habe Ich bewirkt, weil Ich sie prüfen
wollte. Ich wollte ihre Treue prüfen; denn in all dem
Jubel und den Ehrenbezeugungen, die ihr zuteil wurden,
kann es leicht sein, daß Ich zurückgesetzt werde. Diese
ihre heimlichen Seufzer und dieses Wehgeschrei ihrer
Seele haben Mich aber sehr erfreut und erquickt, daß Ich
ihr verspreche, für jeden Seufzer und jedes Verlangen,
das sie in ihrem Herzen zu Mir getragen hat, ihr einen
Sünder zu schenken, und daß es sie die ganze Ewigkeit
hindurch erfreuen soll, daß sie den Trost hat entbehren
müssen. So sehr freut es Mich, wenn man die Welt
zurücksetzt und Verlangen trägt nach Mir.“
Barbara: „O
Herr, habe ich recht gehabt zu sagen, N. solle diese
Stelle annehmen?“
Jesus: „Es
ist recht so, wie du gesagt hast. Ich bin damit
einverstanden, weil der Mensch aus Leib und Seele
besteht und auch für seine leibliche Existenz sorgen
muß, damit der Unfriede nicht einkehre. Sage N., das
geht nicht durch ein Los. Ich werde das Nötige auf
andere Weise verleihen.“
Jesus am 12.
November 1905: „Ihr sollt um nichts mehr
herumsehen, sondern nur an Meine Interessen denken und
für Mich sorgen. Wenn ihr im Frühjahr eure Wallfahrten
wieder beginnet, dann laßt euch recht angelegen sein,
Mir zu danken für die vielen Gaben, die Ich der
Menschheit schenke und für die Mir von den meisten
Menschen nicht gedankt wird. Die heilige Stunde sollt
ihr Mir zur Sühne aufopfern für die ganze Kirche.
Sage N., ihre Mutter stirbt noch nicht;
sie kann noch jahrelang ihren Kindern vorstehen, aber
ganz gesund wird sie nicht mehr, sie bleibt leidend.“
Jesus am 14.
Nobember 1905: „Sage Luise, warum sie sich so
niederdrücken lasse von dem Windchen, das jeden
Augenblick verweht ist. Und sage Lieschen, sie soll sich
nicht so an ihren Umzug hängen, sie soll warten bis nach
dem Fest Meiner heiligen Mutter, dann aber nicht länger
zögern. Ihr sollt über all die Kleinigkeiten hinweggehen
und euch jeden Tag miteinander vereinigen für die
verkommenen Menschen, denn Ich erwarte viel Ehre und Lob
von euch und allen Liebesbundmitgliedern. Vereinigt euch
auch täglich mit den Missionaren, die hinausziehen, und
bedenket, was sie für Opfer bringen; die haben es noch
härter als ihr. Es geht euch zu viel Zeit verloren mit
den Gedanken.
Deshalb sollen sich die
Liebesbundmitglieder unter das Kreuz stellen, was Ich
schon oft gezeigt, und allen, die sich fest
angeschlossen, gebe Ich von Zeit zu Zeit die Gnade,
einen Tropfen aus dem Kelch Meines Leidens trinken zu
dürfen. (Der Herr bezieht sich auf das Gerede der
Menschen bei dem letzten Sturm.)
Sage Meinem Diener, dem Bischof von
Mainz, daß er nicht allein sein silbernes Jubiläum
feiert, sondern auch noch sein goldenes. Weil er Mir
viele Freude macht, schenke Ich ihm ein langes Leben und
gebe ihm die Gnade, viele Wirksamkeit auszuüben,
besonders unter den Ärmeren wird er Mir viele Seelen
gewinnen, aber Kreuze bekommt er genug zu tragen. Dies
aber nur, wenn er Mein Werk fördert.“
Jesus am 15.
November 1905 bei der heiligen Kommunion: „Lege
alle deine Sorgen und Ängste ab. Sie sind null und
nichtig, solange du dich selbst damit herumreißest. Wenn
du es doch verständest, alles in Mein Herz zu legen und
Meinem Willen zu übergeben, wie leicht und glücklich
könntest du leben Tag für Tag; denn nichts geschieht
ohne Meine Zulassung, und alles, was Ich tue, tue Ich
zum Besten der Menschen.
So ist es auch mit N.N. Ich weiß schon,
was gut ist für sie, und Ich gebe ihr immer dasjenige,
was Ich weiß, das für sie am dienlichsten ist für ihre
Ewigkeit, für ihr Seelenheil. Sie hat Mir schon viel
Freude gemacht. Sie ist aber noch nicht losgeschält von
sich selbst. Sie möchte ihren Eigenwillen, so wie sie
meint, durchsetzen, und das ist nicht gut für sie. Denn
würde Ich ihr das alles so geben: eine blühende
Gesundheit, und ließe alles nach ihrem Wunsch, wie sie
meint, jetzt ergehen, dann wäre sie ganz Weltdame wie
die übrigen auch, die nur so nebenbei Mir einen Brocken
hinwerfen und dann weitergehen. Sie ist aber bestimmt,
im Himmel einen Rang einzunehmen, und deshalb muß Ich
sie einstweilen noch so halten. Es ist auch viel die
Schuld, daß sie sich selbst ihr Leiden vermehrt, weil
sie sich immer nach der Welt richtet.
Jetzt, wo die Jugendzeit vorüber ist,
ist die Natur schwächer und bedarf mehr der Bedeckung
und der Wärme. Wer sich aus Stolz und Eigensinn
verderben will, muß auch die Folgen tragen. Sie soll
nicht nach anderen fragen, ob sie so oder so gekleidet
sind. Es ist aber nicht gefährlich, sie stirbt nicht
daran.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
716 Brief Luise vom 17. November 1905
An Frl. N. in A: „Es ist wieder ein
großer Sturm über uns dahingebraust. Ein Dienstmädchen
bekam Skrupel, ob sie auch im Liebesbund sein dürfe,
lief zu Pater N. und befragte ihn. Darob große
Entrüstung, daß ein Liebesbund sich wage zu bilden, ohne
die kirchliche, schriftliche Erlaubnis. Verhöre
verschiedener Dienstmädchen, Rücksprache mit Herrn
Domkapitular N. und großes Donnerwetter in der ganzen
Stadt. Der Hauptkrach entlud sich über meinem
Sünderhaupt, und es hieß: ,Barbara ist eine durchaus
harmlose Person, aber Frl. H. macht alles, um sich einen
berühmten Namen zu machen.‘
So dauerte es fünf Sonntage lang mit den
Verhören, bis daß der Pater von oben her Befehl bekam,
die ganze Sache einzustellen, und sich nicht mehr darum
zu bekümmern, weil der Generalvikar die Sache in die
Hand genommen. Gott sei Dank, so werden die Sünden
abgebüßt und die Versäumnisse im Guten ein wenig
eingeholt, ohne daß ich einen Finger zu rühren brauche.
Sagen Sie bitte Frl. N., daß Barbara
erfahren, daß ihr kranker Bruder (aus Amerika) noch
nicht stirbt; er sei auf der Besserung. Das erfuhr
Barbara schon gleich, ich vergaß es aber in dem Wirrwar,
der den Herrn bewog, uns sämtliche von den
Liebesbundmitgliedern empfohlenen Armen Seelen und
Verwandte derselben zu schenken. Dabei fragte Er immer
noch: ,Und was willst du noch?‘“
Inhaltsverzeichnis Band 6
717 Brief Luise an N. über den Sturm
„Mainz, den 22. November 1905 Es ist in
der Tat ein entsetzlicher Sturm gegen den Liebesbund
ausgebrochen, angeregt durch einen verwandten Pater N.,
dessen Bruder, Notar N., meine Nichte zur Frau hat und
aus klingenden Beweggründen dagegen eifert. Sie wollen
auch in anderen Diözesen anfragen lassen durch den
Bischof, wer zum Liebesbund gehört und sämtliche
Liebesbundmitglieder verhören lassen, so scheint mir.
Die Hauptsache, was ich gefragt wurde,
war, ob und wo Bücher existieren. Ich sagte: Das sind
Rechte Dritter, Namen zu nennen, die ich nicht veräußern
darf, ohne direkte Erlaubnis. Und habe niemand genannt.
Nun verlangen sie von mir die Namen sämtlicher
Liebesbundmitglieder auch außerhalb binnen vier Wochen.
Bitte erkundigen Sie sich doch einmal, ob ich
verpflichtet bin, Namen zu nennen, so daß sie mich
deshalb exkommunizieren können. Ich habe gesagt, nie und
nimmer werde ich Namen nennen, ich will lieber allein
leiden, fühle mich aber durchaus nicht verpflichtet,
Namen zu nennen, besonders auswärtige nicht, denn was
gehen uns auswärtige Diözesen an.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
718 Brief Luise an Frl. N. über das
Verhör
„Mainz, den 24. November 1905 Gott Lob
für Ihr liebes Briefchen mit den guten Aufschlüssen.
Dafür kann ich auch Ihnen nicht genug danken. Jetzt kann
ich wieder herzlich lachen; denn nur das eine fiel mir
schwer, daß ich sollte alle Freunde des In- und
Auslandes verraten und in Leiden stürzen aus
Pflichterfüllung, wie sie mir vorspiegelten. Alles
andere ist mir nichts, wiewohl meine Nerven noch so
zittern, weil sie mich diesmal, durch meine Verwandten
aufgestachelt, anfielen, wie die Löwen den Daniel nicht
angefallen, solche Augen warfen sie mir zu.
,Da sollen Dienstmädchen zusammenkommen
sonntags und das soll eine so geheime Versammlung sein,
so ein Geheimbund gegen die Kirche etc.‘
,Das geht mich gar nichts an, damit habe
ich nichts zu schaffen, ich habe niemand einen Auftrag
gegeben.‘
,Es sollen aber doch Namen
aufgeschrieben worden sein.‘
,Ja, ich habe gehört, daß sich viele
herausnehmen, die Gnaden von Barbara weiterzuerzählen
und andere einzuweihen. Deshalb sagte ich zu Barbara im
Einverständnis mit Ihnen: Wie kann man anders die Sache
eindämmen, daß keine Unberufenen dazukommen, als daß man
sie verpflichtet, sie aufzuschreiben, damit sie dann
einen Hemmschuh haben, wiewohl vom Herrn aus nichts
anderes nötig ist zum Eintritt in den Liebesbund, als
daß man es weiß, worin er besteht, und dem Beichtvater
oder dem Herrn Selbst seinen Eintritt erklärt. Aber im
Grunde genommen ist nichts geschehen, das war nur pro
forma.‘
,Es existiert also ein Liebesbund?‘
,Ja, aber nur insofern, als der gute
Heiland ihn 1895 geoffenbart und daran viele
Verheißungen gemacht hat. Derselbe besteht nur im
Empfang der öfteren, heiligen Kommunion, dem Wunsche des
Heiligen Vaters gemäß. Das ist ein rein geistiger Bund.‘
,Ich verlange von Ihnen, daß Sie mir
sämtliche Mitglieder, die Sie kennen, aufschreiben.‘
,Zur Zeit der Königin Elisabeth von
England litten die Jesuiten lieber alle Marter, als
einen ihrer Freunde zu verraten.‘ ,Wir sind hier nicht
in England.‘
,Sie können mir doch nicht zumuten, daß
ich meinen liebsten Freunden Leiden bereite.‘
Da mit Donnerstimme: ,So also, Sie
stellen sich über die Kirche.‘
,Das verneine ich ganz entschieden. Ich
fühle mich in meinem Gewissen dazu nicht verpflichtet,
weil das Rechte Dritter sind, die ich nicht veräußern
darf, ohne ausdrückliche Erlaubnis jedes einzelnen.‘
,Also, Sie wollen der Kirche nicht
gehorchen!‘
,Das hat damit ganz und gar nichts zu
tun!‘
,Da werden Sie sehen, was für Folgen
Ihrer warten.‘
,Ich fürchte nichts, mein Gewissen wirft
mir nichts vor. Ich habe dem Herrn alles geopfert und
jetzt mag Er mit mir tun, was Er will. Übrigens, mein
Herr, sind Sie selbst schuld daran, wenn ich glaube.‘
,Und warum?‘
,Noch kürzlich sagte ein Domkapitular zu
einem Herrn: ,Die Frl. Hannappel ist eine hochgebildete,
eminent begabte Person, die macht die Sache!‘
,Ich gebe zu, daß Sie alles besser
wissen als ich, nur eins weiß ich besser als Sie,
nämlich, ob ich was dazu tue oder nicht, darüber muß ich
mir vollkommen klar sein. Nun kann ich aber vor Himmel
und Erde schwören, daß ich nicht ein Wort dazu getan.
Sie stehen also auf ganz falschem Standpunkt, auf
Hörensagen, und ich auf der Wahrheit. Ferner hat Herr
Stadtpfarrer E. von P., Ihr hochwürdiger Herr Bruder,
zur Generaloberin von Trier gesagt: ,Die Sache kann
nicht richtig sein, weil Bischof Haffner in der Hölle
sein soll!‘
,Mein Herr! Schlagen Sie die Bücher auf,
nach seinem Tod am ersten großen Fest, da finden Sie
seinen Einzug in den Himmel beschrieben, und wie
entsetzten wir uns, als er mit seiner Stimme im Leben
uns also anredete: (Ich machte seine Stimme nach.)
,Meine Kinder! Ich segne euch im Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes! Geht hin und saget
meinen Amtsbrüdern: das Gebetsleben nicht unterdrücken,
sondern befördern. Fürchtet euch nicht, saget ihnen, was
ihr gesehen und gehört, daß da, wo nichts Irdisches
gesucht wird, kein Geld und Gut und Ehre, keine Gefahr
ist. Und wie hätte ich mir meinen Thron verschönern
können, wenn ich der Sache auf den Grund gegangen wäre.‘
(Das hat sie mäuschenstill gemacht.) ,Also sehen Sie,
daß Sie auf falschem Standpunkt stehen.‘
Dann viele Einwände.
,Haben Sie ein Gebet ausgeteilt, das
nicht approbiert ist?‘
,Ich habe keines ausgeteilt und weiß
nichts davon.‘
(Nun hat Pater N. seiner Schwägerin,
Schwester N., verraten, denn schließlich stellte es sich
heraus, daß diese es war, die es in ihrer eigenen
Druckerei herstellte und austeilte.)
,Ob noch Schriften existieren?‘
,Ich habe alle meine Bücher Bischof
Brück ausgeliefert.‘
,Wissen Sie nicht, daß sonst noch welche
existieren?‘
,O ja, Bischof Haffner hat mir von 1896
bis Ende 1898 erlaubt aufzuschreiben und einer Dame
persönlich abzuschreiben und seit dieser Zeit existieren
diese.‘
,Wo, wer?‘
,Bitte zu entschuldigen, ich habe ja
gesagt, Namen nenne ich nicht.‘
Drohung mit Donnerstimme und
vernichtenden Blicken, die ich aber fest aushielt und
erwiderte.
,Übrigens, meine Herren, wenn Sie jetzt
erst das Werk vernichten wollen, kommen Sie fünf Jahre
zu spät, denn es hat schon seit 1900 seinen Abschluß
gefunden, und wir haben nichts mehr zu tun als
auszuhalten und immer wieder zu sagen: Ich glaube, ich
glaube, ich glaube! Wenn Sie sich auf den Standpunkt
meiner Verwandten stellen, stehen Sie auf einer schiefen
Ebene; denn das sind klingende Interessen
verwandtschaftlicher Verhältnisse, die hierhin nicht
gehören!‘
Er winkte dann, ich sollte gehen.
,Also bin ich entlassen! Meine Herren!
Wenn ich sollte etwas zu frei gewesen sein in meiner
Rede, so geschah dies nicht aus Widersetzlichkeit und
Ungehorsam, sondern lediglich zur Bekräftigung der
Tatsache im Interesse der Wahrheit, zu der mich Gott
aufgestellt als Zeugen, und bitte ich, dies gütigst zu
entschuldigen. Gelobt sei Jesus Christus!‘
,Bis in 14 Tagen verlange ich die Namen!
Wenn nicht, dann werden Sie sehen; Sie kommen noch an
die Öffentlichkeit! Von jetzt an dürfen Sie mit Barbara
nicht mehr verkehren.‘
Ich machte einen tiefen Knicks und ging
froh davon. Ebenso fest und schön sprach Gottes Geist
durch die zwei anderen Mädchen. Von den hiesigen
Mitgliedern haben sich viele gemeldet, die wollen
aufgeschrieben sein, und ich weiß nicht, ob es nicht
klüger ist, wenn die zwei anderen einige nennen, weil
sie sonst sagen, ich bearbeite sie. Was meinen Sie? Die
haben Mut wie Löwen.
Barbara ist nicht geladen worden,
entweder weil sie nicht hier ist, sie ist eben bei der
Beerdigung ihres Neffen in Rück, oder weil der
hochwürdigste Herr Bischof es nicht zugelassen. Der
fürchtet sich auch vor den anderen Herren und kann nur
allmählich dämpfen. Ich sagte auch noch: ,Bei der
letzten Untersuchung (1900) sagte Herr Bischof Brück zu
mir: Wenn Sie etwas nicht sagen wollen, so sagen Sie
einfach: Ich verweigere die Antwort!‘
„So, der Bischof Brück?“
,Ja!‘
,In vierzehn Tagen werden Sie wieder
geladen.‘
Ich sagte auch: ,Es wird eine Zeit
kommen, wo Sie sich selbst noch Trost holen werden in
den Schriften.‘
Ich sagte auch von dem Liebesbund zwei
Verheißungen vom Rosenkranz und Ave, aber daß ein
Priester als Repräsentant der Kirche dabei sein müsse
und sagte:
,Überlegen Sie einmal, wer kann solche
Verheißungen machen, wenn es der Herr nicht ist, als nur
ein Narr oder ein großer Betrüger, und Sie werden mir
zugeben, daß Barbara beides nicht ist. Wer muß es also
sein?‘
,Man sagt, Sie wollen die Kirche
regieren. Wir wollen die Ehre der Kirche
wiederherstellen.‘
,Ach großer Gott (lachend), davon weiß
ich nichts. Wenn Sie alles auf die Spitze treiben
wollen! Ich lebe ja wie eine Einsiedlerin zwischen vier
Wänden.‘
Wenn eine vor Gericht war, beteten wir
anderen und schrien zu der heiligen Katharina: Sprich du
durch ihren Mund! Alle nacheinander schrien wir an. An
der Türe sagte ich noch:
,Ich erlebe es noch, daß die Schriften
gedruckt werden.‘
Ein Mädchen sagte zum Generalvikar:
,Bischof Haffner hat ja schriftlich gegeben, daß die
Schriften gegen den Glauben nicht verstoßen.‘
Da sagte er: ,Bischof Brück hat sie aber
verworfen, wissen Sie das nicht, Herr Domprätendent?‘
Dieser sagte: ,Ich weiß es nicht.‘
Der Beichtvater von Bischof Brück hat
aber zu mir gesagt: ,Der Bischof ist Feuer und Flamme
für die Sache.‘ Durch den Widerstand mancher Herren wird
er sich haben wankelmütig machen lassen und später
schloß er sich dem Urteil des Arztes an, ließ uns aber
durch den Leiter der Untersuchung sagen: Damit sind die
Schriften nicht verworfen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
719 Sonntag am 26. November 1905
„Die Weisheit der Welt ist Torheit vor
Mir, und die Torheit des Kreuzes ist Weisheit, die Ich
lehren will.“
Barbara sang das schöne Lied:
„Wann wird doch mein Jesus kommen in das
wilde Tränenland? Qual und Plag hat zugenommen, Leid und
Neid nimmt überhand. Wann wird mich mein Heiland grüßen,
mir den bittern Kelch versüßen? Herr, du bleibst ja gar
so lang, nach dir wird mir's angst und bang.“
(Augenblicklich kam Er.)
Jesus: „Der
Gang der Dinge, den sie begonnen, ist zwar übertrieben
streng, sie wollen sich Mir entgegensetzen, was Ich
gebunden haben, weil Ich die Schwächen der Menschen
kenne und weil Ich keinem Menschen mehr auflade, als ein
armes Herz ertragen kann, deswegen habe Ich euch zum
dritten zusammengebunden durch ein enges Band der
Freundschaft. Nun wollen sie dieses Band lösen und
treten sie Meiner Majestät entgegen. Ich lasse es
geschehen, und auch ihr nehmt alles ruhig hin und nehmt
euch Mein Beispiel vor Augen, aber hart, hart müßt ihr
es fühlen.
Du, Mein Freund, du Bischof von Mainz,
zwei deiner Vorgänger habe Ich hinweggenommen, weil sie
Meinem Willen nicht willfahrten. Dir habe Ich große
Verheißungen gegeben, wisse aber, daß sie an Bedingnisse
sich knüpfen, wie Ich alle Verheißungen der Menschheit
gebe.
Wenn du länger auf zwei Schultern
trägst, dann wirst du sehen, daß man mit Meiner Kirche
verfährt wie du mit diesen, daß die Ungläubigen mit
deiner Kirche verfahren, mit deiner Diözese, und
überhaupt mit dem ganzen katholischen Leben, wie ihr
Meiner Dienerin gegenüber verfahrt. Wenn ihr alles über
einen Leisten ziehen wollt, die Seelen abhalten vom
Gebet, wenn einige mehr tun wollen als alle gewöhnlichen
Christen, dann tretet ihr dem Gebetsleben entgegen. Denn
glaubt nur nicht, daß ihr auf einem anderen Weg die
Kirche zum Sieg führen könnt als auf dem demütigen Weg
des Kreuzes, und den habe Ich euch zur Genüge durch
Meine Kinder gezeigt, der demütige Weg des Kreuzes, daß
sich Glied an Glied reiht an Meine Dienerinnen.
Wer noch lebendigen Glauben in sich
tragen will, muß sich anschließen an Meine Dienerinnen;
denn nur durch Leiden, Kämpfe und große, große Trübsale
wird die Kirche siegen über all ihre Feinde. Wo kann
aber eine Seele in solcher Finsternis, wie ihr sie ihnen
bereitet, aushalten, wenn sie nicht zum Gebet ihre
Zuflucht nehmen soll und wenn sie es tut, dann verwerft
ihr sie. Ich sage es noch einmal, Ich habe lange, lange
zugeschaut. Menschen habt ihr ruiniert, die Kräfte
derjenigen ausgesogen, die Mir standhielten. Wenn alle
so machen wollten, wie ihr tut, dann hätte es wahrhaft
in Meiner Kirche noch keine ausgezeichnete Diener
gegeben; denn alle, die Ich an Mich ziehen will, durch
die Ich andere retten wollte, haben ein Leben geführt,
ein demütiges, abgetötetes Leben wie diese Personen
hier.
Nun gebe Ich dir den Auftrag, prüfe das
Leben und dann urteile nach dem Leben und nicht nach den
Reden und Urteilen leichtfertiger Menschen, auch wenn
sie Priester sind. Woher kommt es denn, daß so viele
Meine Fahne verlassen? Hast du je gehört, daß ein
solcher Abfall von Priestern vor sich ging in den
zweitausend Jahren wie in jetziger Zeit? Warum denn?
Weil man ein liberales, leichtfertiges Leben führen
will, weil man den laxen Grundsätzen der leichtsinnigen
Welt mehr zustimmen und zuhalten will als Mein Leben
nachahmen.
Ihr alle seid ein zweiter Christus.
Zurück zu Christus! Und wollt ihr zu Mir zurück, dann
müßt ihr einen anderen Weg einschlagen als den, den ihr
seither gegangen. Ihr dürft nach Verdemütigungen euch
nicht umsehen und das Gebet der Kleinen nicht
verschmähen. Es ist schon zur Genüge geprobt, nur bot
man alle Mittel auf, um Mich bei euch und in euch zu
vertreiben.
Mir steht es zu, die Mittel und Wege zu
wählen, wie Ich will, und wenn Ich einen anderen Weg
einschlage als den, den sich diejenigen stecken, die so
halb und halb mit der Welt liebäugeln wollen, dann
brauche Ich nach ihnen Mich nicht zu richten. Ich zeige
ihnen durch dieses verdemütigende Leiden, daß nur der
demütige Glaube vor Mir gilt, der einfache, kindliche
Glaube, und daß Ich durch diesen einfachen, kindlichen
Glauben alle Weisheit der Kinder dieser Welt, der
Großen, zuschanden mache. Die Weisheit der Welt ist
Torheit vor Mir, und die Torheit des Kreuzes ist
Weisheit, die Ich lehren will.
Bringe dieses deinem Bischof und dann
unterwerft euch und sage ihm, eine Seele auch nur um ein
Quentchen in der Gottesliebe mehr zu fördern, ist mehr
wert, als all die klugen Vorsichtsmaßregeln derjenigen,
die auch Seelen retten wollen und dadurch mehr verderben
als gutmachen. Sage ihm, es sei eine ganz falsche
Richtung, die kleinen, armen Menschen so zu knechten. Es
sei noch nie gehört worden, wenn eine Seele mehr tun
wolle, daß sie von seiten der Vorgesetzten darin
gehindert wird, anstatt sie zu fördern.
Ich bin gekommen, euch zu trösten, zu
helfen und aufzurichten und denjenigen Meinen Geist zu
überbringen, daß Ich es bin, daß keine Macht der Welt
dir helfen wird und keine ärztliche Kunst, und daß dein
Leiden von keiner Krankheit herrührt, denn dies alles
sind leere Phrasen.“
Barbara: Am
Schlusse der Rede des Herrn erdreistete ich mich, wegen
meiner ältesten Schwester zu fragen, die mich so quält,
ob sie die heilige Ölung sich geben lassen soll. Der
Herr tadelte mich und sagte majestätisch:
Jesus: „Das
ist nicht die Zeit, Dinge zu fragen, die Ich jetzt nicht
beantworten will. Ich habe dir heute früh versprochen
nach der heiligen Kommunion, daß Ich dir helfen werde,
daß Ich dich trösten werde, nun sei zufrieden und tröste
dich.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
720 Am 27. November 1905
Luise: Heute
morgen ging ich zum hochwürdigsten Herrn Bischof, um die
Botschaft zu überbringen. Ich sagte:
„Bischöfliche Gnaden! So wie ich Sie
gestern verzweifelt rief, weil ich fest überzeugt war,
entweder stirbt Barbara, oder der Herr kommt zu reden,
so habe ich schon oft die Priester gerufen, sie möchten
doch herbeikommen, den Herrn reden zu hören. Sie sehen
also, daß ich keine Schuld trage, wenn die Herren sagen,
ich mache es, da sie nur einige Schritte zu machen
brauchten, um sich zu überzeugen, ob ich es mache. Von
Ihrer Würde kann ich dies nicht verlangen, ich kam
jedoch aus innerem Drang, weil der Herr wohl wollte, daß
Sie wissen sollten, was vorging. Herr Kaplan N. hat zwei
Stürme gesehen; erkundigen Sie sich. Dann kam nach dem
dritten Sturm der Herr und redete mit solcher Majestät,
daß wir zitterten vor Ehrfurcht und Liebe. O wenn Sie
doch nur ein einziges Mal herbeikämen, wie überzeugt
gingen Sie fort. Der Herr gab mir Aufträge für Sie, darf
ich sie Ihnen ausrichten?“
Bischof:
„Ach, bitte, lassen Sie das sein, ich will ganz neutral
bleiben. Wenn ich meinen Rat gegeben und die Herren
folgen mir nicht, so stelle ich mich zurück und lasse
den Sachen ihren Weg. Ich gehe von dem Grundsatz aus:
Wenn es Gott ist, wird Er Selbst Sein Werk weiterführen.
Der Gehorsam ist der beste Weg.“
Luise: „Gut,
ich gehorche mit Freuden, meine Pflicht ist erfüllt. Das
weitere geht mich nichts an. Doch fürchte ich sehr,
Bischöfliche Gnaden, es möchte aber doch sehr
unangenehme Folgen für Sie haben. O wie wären Sie so
überzeugt, wenn Sie all die Kämpfe schon durchgemacht
hätten wie wir: in der Familie mit den Zweifeln und
Ängsten, mit dem Beichtvater. O es hat schon einen
harten Kampf gekostet. (Ich stand auf und sagte noch,
weil die Richter gesagt, ich wolle mich über die Kirche
stellen:) „Bischöfliche Gnaden! Wenn eine Seele nur für
die Kirche lebt, wenn sie die Liebe zur Kirche und ihren
Dienern mit der Muttermilch eingesogen hat – denn unser
Haus war stets ein Priesterhaus, in dem alle Zuflucht
fanden – wenn die Seele all ihr Gut einsetzt für die
Kirche und ihre Diener, wie mag man dann sagen, sie
hasse die Priester!“
Bischof: „Ich
meine es herzlich gut in der Sache.“
Ich dankte und ging.
Inhaltsverzeichnis Band 6
721 Brief Luise an P. Ludwig vom 27.
Nov. 1905
„Wo ist es je gehört worden, daß Ich
eine Seele untergehen ließe, die auf Mich vertraute.“
„Mainz, den 27. November 1905
Preiset alle mit uns die Güte des Herrn!
Seitdem Barbara von Rück zurück ist, wo sie der
Beerdigung ihres Neffen beigewohnt, durfte ich nicht
mehr mit Barbara verkehren. Gestern (Sonntag) war ich in
St. Quintin im Hochamt. Auf einmal beim Evangelium zieht
mich jemand von hinten an meinem Mantel, ich sehe mich
um und sehe Barbara wie sterbend, gehe mit ihr hinaus.
Da sie keinen Schlüssel hatte, mußte ich sie zu mir
führen. Sie war am Sterben. Kurz entschlossen lief ich
zum hochwürdigsten Herrn Bischof und dachte: Jetzt muß
er mal herbei; denn entweder stirbt Barbara, oder der
Herr kommt.
Der Bischof kam gleich, und ich sagte:
,Bischöfliche Gnaden entschuldigen, wenn ich in einem
solchen Aufzuge komme, es eilt sehr, entweder stirbt
Barbara, oder der Herr kommt zu reden, und zu beiden
wünschte ich Sie. O bitte, bitte, kommen Sie.‘
Er sagte: ,Ja, ein Bischof kann das
nicht gut, holen Sie den Herrn Dompfarrer.‘ Eiligst ging
ich hin. Dieser schickte nur den Herrn Kaplan. Derselbe
gab ihr alle Sterbesakramente, die heilige Ölung. Dann
kam der erste Sturm im Leiden, und der Herr Kaplan
entsetzte sich, wollte sie auffangen, kniete und betete
die Sterbegebete. Dann kam der fürchterliche zweite
Sturm. Dabei krachte alles mit der Gewalt und Herr
Kaplan wurde mit herumgeschleudert. Nun mußte er die
Elf-Uhr-Messe lesen. Ich bat ihn: ,Schicken Sie doch den
Herrn Pfarrer!‘ Er kam nicht! Dann kam der dritte Sturm,
und der Herr kam zu reden mit solcher Gewalt und
Majestät, daß wir erzitterten.
Er gab mir Botschaften für den
hochwürdigsten Herrn Bischof und sagte: ,Meine Kinder,
seid nicht mutlos, vertraut auf Mich und ihr werdet
nicht zuschanden werden. Wo ist es je gehört worden, daß
Ich eine Seele untergehen ließe, die auf Mich vertraute.
Laßt den Sturm über euch ergehen. Laßt alles mit euch
machen, was sie wollen, so als ob Ich es euch antäte.
Wenn sie dich wieder rufen, gib einige Namen an, die
Schwägerin von Barbara, Frau Zulauf und Frl. Vogel. Dann
nenne, wenn sie in dich dringen, Frl. Th. und einige
ihrer Vertrauten, Frl. von Sch., die ja in der Stadt den
Herren bekannt ist. Die schwächeren Seelen, die selbst
nicht die Wege Gottes kennen, lasse weg.
Unterwerft euch der Kirche, widersetze
dich nicht. Alles soll unter Ruhe, Entschlossenheit und
innerer Überzeugung vor sich gehen, wie Ich Mich ja auch
verurteilen lassen mußte. Wie viele Wunder habe Ich
gewirkt vor Meinen Feinden. Ich habe aber, als Ich in
ihre Hand fiel, Mich nicht geweigert. Ich habe Mich zwar
berufen auf Meine Werke, aber alle, die es nicht
einsehen und erkennen wollten, weil sie Mich verwerfen
wollten, o die armen, armen Priester, wie können sie
Mein Werk fördern, wenn sie selbst nicht glauben, daß
Ich Macht habe über alle Meine Geschöpfe und Herr bin
über Leben und Tod. Gehe zum Bischof und sage ihm: ...‘
(Botschaft für den hochwürdigen Herrn Bischof in Nr.
719).“
Inhaltsverzeichnis Band 6
722 Brief Barbara an P. Ludwig vom 6.
Dez. 1905
„Hochwürdiger Herr Pater Ludwig!
Nun bitte ich Sie, doch mit mir dem
lieben Heiland zu danken für die unendliche
Herablassung, Sich unserer Menschlichkeit zu bedienen,
Sie als Hintergrund hinzustellen, damit Sein Werk darauf
aufgeführt werden könne, und mich, eine ungelehrte,
unwissende Sünderin, zu benutzen, die Wahrheit zu
bekräftigen, daß Er unter uns und in uns wohnt. Dies ist
auch der Grund, daß, sooft Er Sich würdigte, mich Arme
heimzusuchen, ich zum Schluß das Magnificat singen
mußte. O wie danke ich dem lieben Gott, daß Er alles so
wunderbar schön zusammengefügt hat.
Alle aber, ob Priester oder Laie,
Ordensfrau oder Weltdame, Dienstbote oder Beamte eines
Königs, bitte ich, freuen wir uns. Seien wir recht treue
Mitglieder des Liebesbundes und legen wir offen und
frei, wie ich Unwürdigste aller, Zeugnis ab vor der
höchsten geistlichen Obrigkeit, damit erreicht wird, was
der Herr bezwecken will. Denn heute teilte Er mir mit:
Er verlange, daß der Liebesbund sich ausbreite über die
ganze Welt. Wo noch ein frommer Christ lebe, wünsche Er,
daß er Kenntnis vom Liebesbund erhalte. Der Liebesbund
sei ein Werk, das nicht erst nach Jahrhunderten
entstehen solle und anerkannt werde, wie zum Beispiel
die Andacht zu Seinem Heiligsten Herzen. Nein, wo jetzt
die Gefahr so groß ist und so viele Menschen
zugrundegehen, rettet, was noch sich retten läßt. ,Ich
habe‘, so sagte der Herr, ,durch dich gesprochen, weil
Ich will, daß es an die Öffentlichkeit kommen soll. Sein
treuer Diener, Pater Ludwig, soll sich nur herzhaft
ermannen. Er habe noch einen weiten Weg. Er möge die
Abwaschung mit frischem Wasser gebrauchen (Pater Ludwig
ist sehr leidend), aber mit Beihilfe eines Bruders, der
ihn zu gleicher Zeit mit einem Tuch tüchtig abreiben
soll. Dann werde sich sein Gemüt wieder kräftigen, und
er werde seinem Orden noch gute Dienste leisten,
besonders verlange Er, daß es nach Frankreich gelange an
das Priestertum, damit jene mit Mut und Entschlossenheit
die Rechte der Kirche verteidigen vor der weltlichen
Macht und tun sollten, was in der Information an die
Bischöfe angegeben sei.
Alle sollten es wissen, daß Er unter uns
wohnt im stillen Tabernakel, nicht nur als ein
verborgener Gott, sondern als Einer, der Sich den Seinen
zur rechten Zeit lebendig offenbart. In Frankreich
müßten Männer auftreten mit Löwenmut, und in zwei
Jahren, wenn wir unseren Pilgerzug wieder nach Lourdes
machten, sollten viele Priester auch aus Frankreich sich
anschließen, denn Er wolle, daß ein allgemeiner
Gebetssturm erhoben werde. Und wie Er uns die erste
Pilgerreise dorthin angegeben hätte für die unterdrückte
und geknechtete Kirche, so verlange Er, daß wir unsere
zweite Reise als Danksagung für die zu siegen beginnende
Kirche machen sollen.“
Darum sprechet doch alle mit:
„Hochpreiset meine Seele den Herrn.“ Hier lege ich einen
Brief bei von einem geistlichen Herrn der Diözese
Würzburg. Dieser war vom Jahre 1870 – 1873 Kaplan in
meiner Heimat, und ich habe ihm vieles zu danken. Nach
mehr als dreiunddreißig Jahren schreibt er mir hie und
da. Dieser Herr ist noch älter als Sie, hochwürdiger
Herr Pater. Ich meine, er habe gesagt, 68 Jahre sei er
alt. Der hatte denselben Zustand. Er konnte gar nichts
mehr tun. Er hat auch viel, viel schon gelitten. O ich
weiß einen guten Teil. Und ich lese hier, daß es ihm
bedeutend besser geht. Und jetzt noch eins: Ob wir drei,
Lieschen und Luise und ich, wieder zusammen verkehren
dürfen, hat der hochwürdige Herr Beichtvater am Samstag
nicht gesagt. Ich fürchte mich jetzt, noch einmal bei
ihm anzufragen. Was sollen wir also jetzt machen? Wenn
wir so aus uns zusammengehen, wird hochwürdigster Herr
Bischof wieder eine Ursache haben, uns für ungehorsam zu
erklären. Ich bitte um Ihre Meinung hierüber.
Ich wünsche Ihnen nun, daß das liebe
Christkind Ihnen Ihre volle Gesundheit schenken und Sie
mit uns allen eine recht fröhliche Weihnacht feiern
können. In vorzüglicher Hochachtung ihre Dankbare
gez. Barbara Weigand.
Inhaltsverzeichnis Band 6
723 Brief Barbara an Seelenführer v. 12.
Dez. 1905
„So wie die Geistlichkeit hier in Mainz
mit dir umgeht, so wird die irr- und ungläubige Welt mit
ihnen umgehen, wenn sie Meine Worte nicht beachten.“
„Vor allem danke ich Ihnen für das
entschiedene Wort. Sie wollten mich verklagen, denn
dadurch überwand ich die Menschenfurcht. Auch spreche
ich meinen Dank den edlen Damen aus, die den Mut hatten,
mir dies zu schreiben. Hören Sie nun, zwei Tage sagte
die innere Stimme: „Schreibe an deinen Beichtvater“, und
als der Brief von Aachen dazukam, fing ich an zu
schreiben. Verlangen Sie aber nicht mehr den ganzen
Inhalt. So fing der Brief an:
,Hochwürdiger Herr Beichtvater!
Erlauben Sie mir, daß ich den
geängstigten Gefühlen meines Herzens Luft mache. Soeben
erhielt ich einen Brief von A., worin mir gemeldet wird,
daß ich sollte verklagt werden, wenn ich ihnen nicht
sagte, daß N. aus dem Kapuzinerorden in A. seit zehn
Jahren mein Seelenführer ist. Hiermit setze ich Sie in
Kenntnis, daß mein hochwürdiger Herr Seelenführer
wünscht, daß ein Gerichtshof einberufen werde, wo Zeugen
von meiner Seite dazu gerufen und mein Seelenführer
gefragt werde. Dieses ist jetzt die sechste
Untersuchung, die man anstellt, nicht aber um den Geist
zu prüfen, sondern, wie Herr Pater Heuser (ein Jesuit)
damals zu einer Dame sagte: ,Wir wollen die Sache
untersuchen, damit wir sie verwerfen können.‘
Die Dankbarkeit gegen einen für mich und
die Sache Gottes so sehr verdienten Seelenführer
verpflichtet mich, Ihnen, Herr Beichtvater, diese Worte
zukommen zu lassen, denn er hat nicht nur seine
Gesundheit, seine Stellung als Oberer, Ehre und guten
Namen eingebüßt, sondern er ist auch ein Opfer der
ungerechtesten Kritik geworden, und deswegen darf und
kann ich ihn jetzt nicht zurücksetzen.
Der hochselige Bischof Brück ließ mich
zur Untersuchung auf drei Wochen in das Elisabethenhaus
einsperren. Zwei Geistliche und der Arzt des Hauses
wurden gerufen, wenn das Leiden eintrat.
Aber an dem Tage, wo der Arzt seine
hypnotische Kunst anwenden wollte, ging von den
geistlichen Herren keiner hinzu. Da erklärte der Arzt:
„Sie müssen heute mich anschauen, denn ich bin von Ihrem
Bischof beauftragt, also mir folgen und hierhin
schauen.“
Da ergriff eine unsichtbare Gewalt
meinen Kopf und drehte ihn gegen die Wand. Wie wütend
sprang der Arzt auf mich zu und schrie mich an: „Wollen
Sie folgen und hierhin schauen!“ Aber alles war
vergebens, alle Mühe, die ich mir gab, die unsichtbare
Gewalt ließ mich nicht los. Hatte ich ja noch nie etwas
von Satanskunst gehört noch gesehen. Warum war da keiner
der Herren dabei? An die Aussage dieses Arztes schloß
sich dann das geistliche Gericht an.
Pater Alphons war acht Jahre mein
Beichtvater. Die acht Jahre waren eine ununterbrochene
Kette von Verdemütigungen aller Art. Aber der liebe Gott
wollte doch, daß er erst sein Zeugnis ablegen mußte, ehe
Er ihn abrief. Denn einige Tage vor seinem plötzlichen
Tode sagte er im Sprechzimmer zu mir: ,Beunruhige dich
nicht mehr, welcher Geist in dir wirkt; es ist der liebe
Heiland. Der Herr hat das Schwache erwählt, um das
Starke zu beschämen.‘ Hätte man schon früher geglaubt,
daß es der liebe Heiland ist und hätte Pater Alphons
seine Überzeugung vor dem Bischof vertreten, so wäre
Prof. Schieler heute noch als braver, seeleneifriger
Priester hier in Mainz. Daß der liebe Heiland durch Sein
unwürdiges Werkzeug ein ganzes Jahr voraussagen ließ,
wenn sie Seine Worte nicht beachten, Er sie hinwegnehmen
werde, ist niedergeschrieben, wo noch niemand ahnen
konnte, daß die Worte sich so bald erfüllen sollten
(Bischof Haffner und Bischof Brück).
Da nun Gott voraussah, wie die
Geistlichen hier in Mainz mit mir und meinen zwei
Freundinnen umgehen werden, gab Er mir einen
Seelenführer bei, der außerhalb der Diözese Mainz steht.
Ebenso wollte Gott, daß ich zu Ihnen, hochwürdigster
Herr Bischof, beichten gehe, denn ich flehte sehr
inbrünstig um einen guten Beichtvater damals. Denn hätte
ich einen Geringeren als Sie, er hätte mitsamt mir
längst Reißaus nehmen können.
Die boshaften Verleumdungen, die gegen
mich und meine zwei Freundinnen fortwährend ausgestreut
werden, betrüben mich nicht. So haben es die Pharisäer
ja auch dem lieben Heiland gemacht. Aber daß die
Geistlichkeit hier immerfort schreit: ,Vernichtet muß es
werden‘, und sich nicht überzeugen, was sie vernichten
wollen, und denjenigen Priester, den der liebe Gott mir
als Seelenführer dazugestellt, nicht zu Rate ziehen –
ja, seine Widerlegung, die er schon einmal an das
Bischöfliches Offizialat geschickt, nicht einmal
beantworten – und dann schreien, diese sind ungehorsam
gegen die Kirche, leuchtet einem gesunden Verstand ein,
daß dieses ein großes Unrecht sein muß von solchen, die
Gott uns Menschen hingestellt als einen anderen
Christus, und daß da von Ungehorsam gar keine Rede sein
kann. Und dieses Verfahren wird der Herr früher oder
später aber ganz gewiß bestrafen. Denn Er sagte am
Sonntag vor acht Tagen, wo Frl. Hannappel zu Ihnen kam
und bat, sie möchten doch einmal herüberkommen: ,So wie
die Geistlichkeit hier in Mainz mit dir umgeht, so wird
die irr- und ungläubige Welt mit ihnen umgehen, wenn sie
Meine Worte nicht beachten.‘
Zum Schlusse bat ich den hohen Herrn um
Verzeihung, wenn ich manche Worte so hart gradheraus
gesprochen, weil ich so ungelehrt bin.
In vorzüglicher Hochachtung Ihr
untertänigstes Beichtkind.
gez. Barbara Weigand.‘
Dieser Brief verfehlte seine Wirkung
nicht. Am Samstag redete der Bischof mir sehr zu, daß
ich nur ruhig sein sollte. Die neue Untersuchung ginge
mich gar nichts an, und er habe mit den geistlichen
Herren gesprochen, und alle sagten, sie ist eine
unschuldige, gerade Seele, und das Lob kann auch ich
Ihnen zu Ihrem Troste sagen, und ich erlaube Ihnen, sie
dürfen, was Ihnen auf diesem Wege vorkommt, dem
genannten Pater schreiben. Seien Sie fest überzeugt, der
Herr wird Sein Werk durchführen, wenn Er es ist und wenn
Er es durch Schloß und Riegel durchzwängen müßte. Sagen
Sie nur den anderen, daß sie sich unterwerfen, und dann
ist alles gut. Dieser Sturm hier in der Stadt legt sich
auch wieder.
Ferner bat der hochwürdigste Herr, doch
bei Verbreiten der Schriften seinen Namen nicht zu
nennen als Bischof, sondern, ,mein Beichtvater hat mir
das gesagt‘. Er bat so kindlich demütig, doch seine
Würde als Bischof zu schonen, denn wie er da
herumgezogen werde, könne seiner Würde viel schaden.
Nicht wahr, meine Lieben, Ihr versprecht dieses, diesem
wahrhaft großen Diener Gottes. Dieses ist meine Beichte
in Wirklichkeit und freuen wir uns, denn wir haben
wieder ein Mitglied mehr im Liebesbund.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
724 Brief Barbara an P. Ludwig vom 12.
Dez. 1905
„Noch niemals hätte die Welt Seine Hilfe
so nötig gehabt wie jetzt.“
„Hochwürdiger Herr Pater Ludwig!
Am Dienstag, als ich vor dem Altar des
heiligen Antonius um Ihre Genesung betete, bekam ich die
Verheißung, daß Sie noch einmal ganz gesund werden, und
heute wurde mir mitgeteilt zur Ergänzung von dem, was
ich Ihnen schon geschrieben:
Im sechzehnten Jahrhundert habe Er durch
die selige Klosterfrau Margareta Maria Alacoque die Welt
zur Verehrung Seines heiligsten Herzens hingewiesen und
gezeigt, welche Schätze in Ihm verborgen seien. Jetzt
aber wollte Er, daß diese Schätze aus Seinem Herzen mit
vollen Händen herausgeschöpft und ausgeteilt werden
unter Seinen Kindern. Denn noch niemals hätte die Welt
Seine Hilfe so nötig gehabt wie jetzt. Und die Macht der
Hölle hätte gegen Seine Kirche noch nie so furchtbar
getobt als in unseren Tagen, weil sie in Seiner Kirche
selbst so viele Helfershelfer gefunden habe. Und obschon
Er Seiner Kirche versprochen habe, daß die Pforten der
Hölle sie nicht überwältigen, so verlange Er doch, daß
diese Nichtüberwältigung durch Seine Kirche Selbst, das
heißt durch ihre Kinder, erkämpft werden müsse. Dafür
habe Er jedem Menschen freien Willen gegeben.
Und jetzt, wo so viele sich auf Satans
Seite stellen und gegen Sein Reich ankämpfen, müßten die
treuen Kinder der Kirche sich zusammenscharen und nach
allen Seiten hin ihren guten Willen zeigen. Dann werde
Er plötzlich eine Wendung herbeiführen. Darum sollten
die Oberhäupter der Kirche sie nicht zurückhalten, die
Wahrheit verkündigen zu lassen, daß Er Sich uns
mitteile, um unseren Mut zu bestärken. Da nun mein
hochwürdiger Herr Beichtvater mir erlaubt, Ihnen
mitzuteilen, was ich mitgeteilt bekomme, so hielt ich es
für gut, wenn Sie ihm diese letzte Mitteilung
zuschickten. Er könnte sich doch vielleicht
entschließen, sich zur Sache zu stellen. In
vorzüglichster Hochachtung Ihre Untertänigste gez.
Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
725 Brief Barbara an P. Ludwig vom 15.
Dez. 1905
„Hochwürdiger Herr Pater Ludwig!
Gestern bekam ich die Verheißung vom
Herrn, Er werde nicht zulassen, daß Sein Werk zerstört
werde. Man möge nur alle Hebel in Bewegung setzen hier
in Mainz. Und wenn alles gegen uns ginge und alles
abgeschnitten werde, nur wir drei müßten festbleiben.
Ihm könne niemand hinderlich sein. Die ganze Welt könne
uns nichts anhaben, selbst wenn der Papst und alle
Bischöfe gegen uns gingen, wenn wir drei
zusammenständen.
Nun muß der liebe Gott ein Wunder
wirken. Er muß und Er tut es auch, ich habe das größte
Vertrauen, Pater Ludwig die Kraft zu geben, wenn sie
eine Untersuchung anberaumen, zu erscheinen hier in
Mainz. Dann, wenn sie dies tun, werde ich darauf
drängen, daß auch ich und Sie, Hochwürden, dazu geladen
werden.
Ich erwarte Ihre Antwort. Samstag werde
ich sie meinem Beichtvater überbringen. Nun bitte ich
alle die lieben Damen, als Namenstagsgeschenk den Herrn
recht zu bestürmen, daß Er Sein Werk beschütze und uns
die heilige Gleichmut verleihe, alles so zu tun, daß Er
allein geehrt und gepriesen werde. Was liegt an uns
armen Würmchen.
Heute nach der heiligen Kommunion ließ
Sich der Herr sehr demütig herab, mich zu trösten. Ich
war ganz erdrückt von all den Leiden und schlaflosen
Nächten und sagte: ,O Herr, hilf mir jetzt. Laß nicht
zu, daß Dein Werk zerstört werde.‘ Da sah ich den Herrn
auf dem A1tare, wie Er die Arme nach mir ausstreckte.
Voller Freude eilte ich hin, und Er umfaßte mich und
drückte mich so fest an Seine Seite, daß auf einmal sich
die Wunde öffnete und ein reichlicher Strom von
Flüssigkeit schoß daraus hervor. Ich ward ganz davon
benetzt und schaute mich um und sah, daß der Strom sich
verteilte zu lauter kleinen Flüßchen, die dann in
einzelne Menschen hinein sich ergossen, und der Herr
bedeutete mir, dies sei der Liebesbund, und alle, welche
die Schriften lesen, worin Er den Erguß Seiner Güte und
Liebe hineingeleitet, werden fortwährend bewässert von
dem Strom Seiner grundlosen Barmherzigkeit, die Er durch
mich ausgießen wollte. Dies ist für mich eine
Beruhigung, weil ich glaube, daß Er damit andeuten will,
daß dieser neue Sturm sich wieder legen wird.
Hochachtungsvoll Ihre dankbar ergebene
Barbara Weigand.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
726 Am 15. Dezember 1905
Barbara:
Gestern, als ich dem hochwürdigsten Herrn Bischof sagte,
ich hätte diese Woche auch meinem Seelenführer
geschrieben, fiel er mir in die Rede und sagte:
Bischof:
„Dies hätten Sie nicht tun sollen, denn ein
Seelenführer, so weit entfernt, was kann der nützen oder
beurteilen? Und das sage ich Ihnen, wenn Sie ihm wieder
schreiben, dann lassen Sie das Wort ,Bischof’ weg und
schreiben sie lieber ,mein Beichtvater’ hat mir das und
das gesagt.“
Barbara: Was
soll und muß ich jetzt tun, um nach dem Willen Gottes zu
handeln? Gestern sagte er mir, als ich ihn bat als
Oberhirte und als Bischof, er möge doch nicht zugeben,
daß die Namen der Mitglieder an die Öffentlichkeit
kommen, denn es seien Personen aus besseren, gebildeten
Kreisen dabei, und weil Herr Bischof Haffner das
Abschreiben und Verbreiten der Schriften erlaubt habe,
seien sie weit verbreitet und dies seien immer doch (wie
hier in Mainz auch) die treuesten und besten Kinder der
katholischen Kirche. Wie müßten da alle erschüttert
werden in ihrem Glaubensleben, wie wir es auch getan.
Ja, sagte ich, Bischöfliche Gnaden, wo soll ich Kraft
schöpfen, wenn ich nicht glauben darf, daß der Herr Sich
finden läßt von einer Seele, die Ihn sucht. Vor dreißig
Jahren wurde mir von einem Priester schon gesagt: ,Laß
dich nicht irremachen. Es ist der Heiland, der in dir
das Verlangen nach der heiligen Kommunion erweckt. Fahre
fort und vertraue. Vom Glauben gelangt man zum Schauen,
vom Schauen aber zur Vereinigung mit Gott.’ Da fiel er
mir wieder in die Rede und sagte:
Bischof:
„Beruhigen Sie sich. Wenn Sie dafür sorgen, daß mit den
Dienstmädchen nichts mehr vorkommt, so werden Sie weiter
nichts mehr zu hören bekommen.“
Frage an Pater Ludwig: Sollen Luise und
die zwei Dienstmädchen die Namen angeben und jetzt doch
die Namen hinschicken? Bis Mittwoch soll es geschehen
sein. Dann wird eine Sitzung anberaumt. Oder ist es
nicht besser, ruhig abwarten, bis eine Vorladung kommt?
Ferner: Soll ich für jetzt ruhig dazu sein, daß wir drei
so auseinandergerissen sind? Luise ist ganz fremd gegen
mich, weil mir und ihnen die höchste Kirchenstrafe
angedroht ist, oder soll ich mich wehren? O beten Sie
doch alle, ihr lieben Treuen, daß Gott die Zeit dieser
schrecklichen Prüfung abkürze, damit wir nicht erliegen.
Wo hat man je gehört, daß man so lange spottet mit einer
tiefgläubigen Seele?
Inhaltsverzeichnis Band 6
727 Brief Barbara an P. Ludwig vom 20.
Dez. 1905
„Hochwürdigster Herr Pater Ludwig!
Ich habe am Samstag Ihren Auftrag an den
hochwürdigen Herrn Beichtvater besorgt. Aber das
Resultat ist für mich gar nicht gut ausgefallen. Ich muß
nach wie vor selbst meine Schreiben machen. Es tut mir
leid, Sie mit meiner schlechten Schrift so belästigen zu
müssen, aber Sie müssen zu den vielen Unannehmlichkeiten
auch noch diese dazunehmen. Wir sind schon froh genug,
daß wir wieder Ruhe haben vor dem Domkapitel. Dieses hat
hochwürdiger Herr Beichtvater besorgt. Und daß er aber
auch jene zufriedenstellt, muß er so handeln.
Wenn nur von unserem Kleeblatt nicht
eins oder das andere verdorrt. Was aber noch mehr zu
bedauern ist, ist das Verbot, daß ich bei dem Herrn mich
für niemand mehr verwenden soll. Es ward mir gesagt, die
Leute sollen sich an ihre Priester wenden. Hiermit soll
(ich denke es mir so) der Liebesbund aussterben. Es ist
mir jetzt einerlei, wie der liebe Gott die Sache lenkt.
Ich kann, ich darf jetzt nichts mehr sagen, weil es sich
für mich nicht mehr geziemt. Und da ich mein eigener
Herr nicht bin, sondern von anderen abhängig, wird
vieles verlorengehen.
Am Montag beklagte ich es sehr nach der
heiligen Kommunion: ,Warum‘, so fragte ich den Herrn,
,läßt Du dieses alles so zu? Werden wir nicht ermüden
und erkalten in der Liebe zu Dir, da uns verboten ist,
uns gegenseitig zu ermuntern und von Deiner Liebe zu
reden? Du weißt, wie hart dieses Opfer Lieschen, meiner
treuen Freundin, ankommt. Siehe, was hat sie schon alles
ausgehalten und jetzt soll sie ganz beiseite gesetzt
werden.‘ Da gab mir der Herr die tröstliche Antwort:
,Beruhige dich, Lieschen hat keinen Schaden dabei. Ich
rechne ihr dieses Opfer höher an, als wenn sie faste bei
Wasser und Brot. Haltet diese Prüfung recht tapfer aus,
und ihr sollt sehen, wie Ich zu belohnen weiß.‘ Wenn nun
das liebe Christkind als Weihnachtsgeschenk Sie gesund
machte, dann wollten wir alles andere gerne hinnehmen.
Hochachtungsvoll grüßt Sie und wünscht Ihnen ein recht
frohes Weihnachtsfest
Ihre gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
728 Requiem am 22. Dezember 1905
„Gerade durch die Treue, womit man ja
seine täglichen Christen- und Berufspflichten erfüllt,
können wir eine hohe Stufe der Seligkeit erlangen.“
Barbara: Am
Begräbnistag eines Neffen von mir, beim Requiem, als der
Priester zur heiligen Wandlung gekommen war, wandte ich
mich an den himmlischen Vater:
„Siehe, himmlischer Vater, ich versenke
jetzt meinen Neffen in das Herz Deines anbetungswürdigen
Sohnes mit all Seinen Leiden und Verdiensten, die Er uns
erworben, und vereinige mich nicht nur mit Ihm, sondern
auch mit allen Priestern der ganzen Welt, die heute das
heilige Meßopfer darbringen, dazu lege ich die
Verdienste Seiner heiligen Mutter und aller Heiligen
sowie die verdienstlichen Werke aller frommen Christen
auf Erden und bringe sie durch die reinsten Hände der
lieben Mutter Gottes dar.“
Dann wandte ich mich an die liebe Mutter
Gottes mit der Bitte, mein Gebet zu unterstützen. Kurz
vor der Kommunion des Priesters sah ich den Verstorbenen
in lichthellem Gewand an den Stufen des Altars
erscheinen. Sehnsüchtig schaute er auf den Altar. Als
aber der Priester die heilige Kommunion empfing, eilte
er auf den Priester zu und zerschmolz mit der heiligen
Hostie. Ich hatte eine große Freude, die mir die
Überzeugung gab, mein Neffe sei mit Gott vereinigt und
flehte zum Herrn, meinen Neffen noch einmal zu sehen und
von ihm ein Wort des Trostes an seine tiefbetrübten
Eltern zu erfahren. (Er starb im Alter von 24 Jahren.)
Plötzlich erschien der Verstorbene wieder, aber jetzt
überglücklich. Keine Spur von dem, was ich vorher
bemerkte. Er sagte:
Neffe (†):
„Liebe Tante! Sag meinen Eltern, um mich brauchen sie
nicht mehr zu trauern, denn ich bin ein Kind der ewigen
Glückseligkeit. Aber meinen Geschwistern sage, und
besonders meinem Bruder V., wenn eine Versuchung zur
Sünde an sie herantritt, sollen sie sich erinnern an
meine Sterbestunde und V. solle nur seine guten Vorsätze
ausführen; dann hat er nichts zu fürchten für die
Ewigkeit. Ich werde mich für alle meine Geschwister
verwenden, ganz besonders aber für ihn, daß er den Kampf
gut zu Ende führt.
Dir aber, liebe Tante, danke ich. Den
Geist, der durch dich unserer Familie mitgeteilt wurde,
habe ich mit der Muttermilch eingesogen, und als ich
Meßdiener wurde, hatte ich große Ehrfurcht vor dem im
Heiligsten Sakrament verborgenen Gott; denn dort
verstand ich erst, was ich als Knabe oft in der Familie
abgelauscht hatte, wenn meine Eltern sich über dem
innigen Verkehr unterhielten, den der Herr im Heiligsten
Sakrament mit dir habe. Und am Weißen Sonntag, als ich
Ihn zum ersten Mal empfangen durfte, hatte ich für mich
nur eine Bitte, nämlich, mich nie in eine schwere Sünde
fallen zu lassen.
Und diese Gnade gewährte mir der gütige
Herr. Ich brachte das Kleid der Unschuld und Reinheit
unversehrt vor meinen Richter. Daß ich so jung von dem
Elternhaus scheiden mußte, war für mein von treuer
Kindesliebe erfülltes Herz ein großer Schmerz. Aber eben
diese hartfühlende Trennung und die seligen Stunden, die
ich im Elternhaus und beim Messedienen an den
Altarstufen genossen habe, führten mich durch alle
Gefahren, besonders bei meiner Militärzeit, hindurch.
Die Fehler und Sünden, die ich im Leben begangen, mußte
ich hart verbüßen in meiner Krankheit, denn ich habe
entsetzlich gelitten. Und weil ich mir alle Mühe gab,
die Geduld nicht zu verlieren und mit Ergebung in den
Willen Gottes zu sterben, habe ich alle
Schwachheitsfehler abgebüßt und bin jetzt ein Kind der
ewigen Seligkeit.“
Barbara: Ich
betete dreimal das Magnificat vor lauter Freude und Dank
gegen Gott und die allerseligste Jungfrau Maria. Einige
Zeit danach war ich einmal nach der heiligen Kommunion
recht innig im Gebet versunken und fühlte mehr als
gewöhnlich die Nähe Gottes. Da bat ich kindlich den
Herrn, er möge mir doch einmal den Ort zeigen, wo mein
Neffe Josef sich befinde. Und der Herr gewährte mir
diese Bitte.
Meine Seele ward an einen Ort versetzt,
dessen Schönheit nicht zu beschreiben ist. Hier traf ich
Josef. Er ist so überglücklich, daß ich mich wieder
zurechtfinde, wenn ich manchmal recht zusammengedrückt
bin wegen der vielen Leiden, die uns die Geistlichkeit
bereitet. Er unterhielt sich mit mir und sagte:
Neffe (†):
„An diesen Ort wäre ich nie gekommen, wenn ich mir nicht
so große Mühe gegeben hätte, mein Herz vor Unkeuschheit
recht rein zu bewahren. Diese alle hier sind Jungfrauen,
und wir schauen Gott ganz in der Nähe.“
Barbara:
„Aber Josef, du mußt etwas Besonderes getan haben, daß
du dir diese hohe Stufe der ewigen Seligkeit verdient
hast?“
Neffe (†):
„Ich habe es dir ja gesagt, daß ich mich hütete vor
Unkeuschheit. Dann gab ich mir alle Mühe, keine Zeit
unnütz zu verlieren, um in mir keinen bösen Gedanken
aufkommen zu lassen. Und weil ich meine freie Zeit dazu
benutzte und durch die Schnitzereien, die ich
anfertigte, die Ehre Gottes beförderte und meinen Eltern
und Geschwistern Freude machen wollte, somit im Kleinen
sehr getreu war, habe ich eine hohe Stufe der ewigen
Seligkeit erlangt.
O wenn es mein Bruder verstände, seine
harte Arbeit immer durch die gute Meinung zu heiligen,
wie viele Verdienste könnte er sich sammeln für die
Ewigkeit! Es sind viele im Himmel unter den Heiligen,
die auf Erden ein ganz gewöhnliches Leben geführt haben.
Gerade durch die Treue, womit man ja seine täglichen
Christen- und Berufspflichten erfüllt, können wir eine
hohe Stufe der Seligkeit erlangen.“
Barbara: Mein
Neffe war gelernter Bäcker, tüchtig als Gesell, führte
das ganze Geschäft meines Bruders in Aschaffenburg. Die
Stunden, die er für sich frei hatte, benutzte er, um
eine Krippenvorstellung oder einen kleinen Altar zu
machen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
729 Am 2. Januar 1906
„Zweifel und Ängste seien für eine
gläubige Seele, mit der Er verkehren wolle, das größte
Hindernis, Ihn zu schauen und zu besitzen, soweit es
einem sterblichen Menschen möglich sei.“
Barbara: Am
Neujahrstage bat ich den Herrn, uns doch nicht zu
verlassen und uns die eine Gnade zu gewähren, daß wir
drei wieder zusammen Ihm dienen dürften.
Jesus: „Laßt
euch nur im Herzen nicht trennen. Meinetwegen hat man
euch in diese Bande gelegt, aber tragt sie nur mit
Freuden. Wie einst Paulus, so müßt auch ihr euch
bemühen, sagen zu können: Ich fließe über von Wonne,
inmitten aller Trübsal.“
Barbara: Als
ich bat, um Seines heiligsten Namens willen doch auch N.
und alle die guten treuen Seelen, die sich mit uns
vereinigen und all die Trübsale mit uns teilten, einen
Trost bringen zu dürfen, sagte der Herr:
Jesus: „O
kümmere dich nicht, daß Ich etwas übersehe. Kein Vater,
kein Freund, kein Bräutigam ist ja so aufmerksam
gewesen, wie Ich es bin. Kümmere dich besonders nicht so
sehr um N. Er weiß zu schätzen die Leiden dieser Zeit,
und gerade jetzt, wo er scheinbar nichts mehr wirkt, tut
er am meisten. Jetzt ist er recht, der Hintergrund, auf
dem Ich Mein Werk errichten will. Sage ihm und all den
treuen Seelen, wo sie sich auch befinden, einen
herzlichen Gruß zum Feste Meines heiligsten Namens. Alle
sollen sich im neuen Jahre recht Mühe geben, die Leiden
schätzen zu lernen, denn sie sind kostbare Edelsteine
für die Himmelskrone.
Sage auch deiner Schwester in Augsburg,
sie möge sich vorbereiten auf ihren baldigen Heimgang
ins Vaterhaus. Sie hat mir schon viele Freude gemacht
durch ihren einfachen, kindlichen Glauben. Und damit sie
Mich nicht beschuldigen kann, als hätte Ich sie gar zu
trocken behandelt im Leben, soll sie wissen, daß Ich für
sie die Tröstungen alle für die Ewigkeit aufspare. Und
wenn sie einst an die goldene Pforte kommt, dich
abzuholen, dann wird sie dich umarmen und wird zu dir
sagen: Komm, Schwester, ziehe ein, und vor deinen
Blicken wird sich eine Schar entgegenstellen, die alle
mit Wonne auch dich empfangen und dir sagen: „Siehe, wir
haben geglaubt, was du vom Herrn empfangen. Und für
jeden Akt der Gottesliebe, den wir deswegen mehr
erweckt, haben wir immer neue Freuden hier.“ Grüße Mir
besonders auch Luise und Lieschen. Und deinen lieben
Angehörigen und all denjenigen, die Ich früher mit
Meinem Besuche zu beehren pflegte in der Nacht Meiner
Geburt, entbiete Ich heute einen freundlichen Gruß.“
Barbara: Die
ersten Tage, wo ich unter Gehorsam verboten bekam,
nichts mehr von den Mitteilungen bei meinen Freunden zu
sagen, und wir müßten auseinanderbleiben, sah ich einmal
den Herrn auf dem Altar in der Kapuzinerkirche
gegenwärtig. Er blickte mich so liebevoll an, daß ich
ganz in Liebe zu Ihm entbrannte. Meine Seele schwang
sich auf und wollte auf Ihn zueilen, aber sie war wie
gefesselt mit Banden an meinem Körper. Ich fragte den
Herrn, was dieses bedeute, und Er teilte mir mit: dieses
seien die Zweifel und Ängste, die mir durch die Kritik
meiner Vorgesetzten beigebracht würden. Zweifel und
Ängste seien für eine gläubige Seele, mit der Er
verkehren wolle, das größte Hindernis, Ihn zu schauen
und zu besitzen, soweit es einem sterblichen Menschen
möglich sei.
Inhaltsverzeichnis Band 6
730 Fest Heilige Drei Könige am 6.
Januar 1906
„Sie hätten es nicht nötig gehabt, in
Jerusalem zu fragen, wenn sie immer dem Stern gefolgt
wären.“
Jesus: „Meine
Tochter, frage nicht so viel. Nimm dir zum Vorbild Meine
Diener, die Heiligen Drei Könige. Die sind auch auf die
Suche gegangen, und Ich habe ihnen immer durch den Stern
den rechten Weg gezeigt. Als sie sich aber befragen
wollten bei der Obrigkeit, sagt die Schrift, sahen sie
den Stern nicht mehr, weil sie Mich bei Menschen suchen
wollten. Sobald sie aber die Stadt verließen, ging der
Stern wieder vor ihnen her.
Sie hätten es nicht nötig gehabt, in
Jerusalem zu fragen, wenn sie immer dem Stern gefolgt
wären. So mußt du es machen. Laß dich nicht irreführen
durch andere Menschen, auch nicht durch die Obrigkeit.
Du hast ja auch einen Stern, das ist der Glaube, wenn er
bisweilen sich auch verdunkelt, der dir immer zeigt, daß
du auf dem rechten Wege bist. Weißt du nicht, wie Ich
Meinen Dienern sagen ließ durch einen Engel: ,Kehrt auf
einem anderen Weg zurück!‘ So sage Ich auch euch.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
731 Brief Barbara an Beichtvater vom 6.
Jan. 1906
„Hochwürdigster Herr Bischof!
Hochwürdigster Herr Beichtvater! Nach der Unterredung
mit Ihnen vor einigen Wochen, wo Sie mir sagten, Ihren
Namen als Bischof wegzulassen in meinen Briefen, teilte
mir Tags darauf der Herr nach der heiligen Kommunion
mit, es sei nicht der Wille Gottes, daß Sie sich so aus
der Sache ziehen. Er offenbare Sich mir, um den noch
gläubigen Christen Mut und Vertrauen einzuflößen in
diesen gefährlichen Zeiten, und fordere Seine Diener
auf, die Schätze Seiner Liebe und Barmherzigkeit in
reichstem Maße den Menschen zuströmen zu lassen. Im
sechzehnten Jahrhundert habe Er durch eine arme
Klosterfrau die Christen zur Verehrung Seines heiligsten
Herzens hingewiesen und große Verheißungen denjenigen
gegeben, die Sein heiligstes Herz verehren. Jetzt aber
sei die Zeit gekommen, wo Er Seine Diener aufmerksam
machen wolle, hineinzugreifen und mit vollen Händen die
Schätze Seiner Liebe auszuteilen unter das gläubige
Volk. Noch nie sei unsere heilige katholische Kirche so
bedrängt gewesen, weil der Kampf die ganze Welt umfasse.
Der gefährlichste Feind jedoch sei im eigenen Lager. So
viele seien nur noch reine Namenschristen und durch
dieses böse Beispiel greife die Lauheit der großen Masse
immer weiter und weiter um sich. In dieser äußersten
Bedrängnis wolle Er Seine treuen Kinder trösten.
Durch die Unterredungen nach der
heiligen Kommunion wolle Er zeigen, daß die Lehre von
dem Allerheiligsten Altarsakrament auch eine lebendige
Tatsache sei, und daß Er zu uns komme mit Geist und
Leben und Sich um unsere Bedürfnisse kümmere, und daß Er
in dem Leiden, das Er mir gab, öffentlich durch mich
gesprochen, solle das Zeichen sein, daß es in die
Öffentlichkeit dringen soll. Wohl habe Er Seiner Kirche
die Verheißung gegeben, daß die Pforten der Hölle sie
nicht überwältigen werden, aber diese Nichtüberwältigung
binde Er an die Kämpfe Seiner Kinder. Er stehe ihnen bei
in Rat und Tat, aber sie müßten den Kampf durchführen,
wie auch Er unter dem allerschwersten Kampf die Welt
habe erlösen wollen. Der Herr sagte auch einmal: ,Ich
habe dir vor einem Jahrzehnt mitgeteilt, daß die
Vertreter der Völker auf dem Karren der Gottlosigkeit
sitzen, und daß Meine Diener von diesem Karren der
Gottlosigkeit sollen verdrängt werden.‘
Damals verstand ich diese Worte nicht.
Jetzt aber, wo sie in Erfüllung gehen, verstehe ich sie.
Der Karren, in dem die Vertreter der Völker sitzen, ist
der Unglaube, der sich nun auch durch die
gottentfremdeten Schulen der unteren Klassen und der
breiten Masse der Völker mitgeteilt hat. Und von dem
Karren der Gottlosigkeit sollen Seine Diener verdrängt
werden. Damit wollte der Herr gewiß uns vorbereiten auf
die Tatsachen, daß die Rechte der katholischen Kirche
von den Regierungen nicht mehr geschützt, sondern
überall unterdrückt werden. Und wenn diese Zeit gekommen
sei, dann sollten Seine Diener, die Bischöfe, hintreten
vor die Großen der Erde und ihnen sagen, daß mit dem
Sturz der Altäre auch der Sturz der Throne folgen werde!
,Nicht umsonst gab Ich dir zwei
Freundinnen bei, die Meine Worte aufschreiben, weil Ich
sie nicht umsonst sprechen wollte.‘
Ferner: Vor zwanzig Jahren zeigte mir
der Herr die große Zerklüftung der Völker, wie sie sich
jetzt gestaltet. Er zeigte mir auf geheimnisvolle Weise
die ganze lebende Menschheit sich in zwei Klassen
teilen. Der größte Teil ging gegen Christus und
entfernte sich immer weiter von Ihm. Dabei sah ich viele
Kinder, die sich gegen Christus wandten und spottweise
die Zunge nach Ihm ausstreckten. Der kleine Teil der
Menschheit schloß sich immer enger an Christus an. Ich
sah Ihn in ihrer Mitte, fortwährend beschäftigt, sie zu
trösten und zu ermutigen. Dann wandte der Herr Sich zu
mir und sagte: ,Meine Tochter, willst du Mir nicht Sühne
leisten für jene, die Mich verlassen und Meiner Liebe
nur spotten? Siehe, jene sind auch Meine Kinder!‘
In der Heiligen Nacht 1900 zeigte mir
der Herr wieder die heilige katholische Kirche, und zwar
in Gestalt eines neugeborenen Kindes, das die liebe
Mutter Gottes unter Ihrem Mantel verbarg. Über Ihrem
Haupte schwebte der heilige Erzengel Michael mit einem
gezückten Schwert. Es wurde mir mitgeteilt, das kleine
Kind bedeute das kleine Häuflein der wahren Katholiken,
die unter dem Schutz Seiner heiligen Mutter sich
gestellt und deswegen von dem Zeitgeist unberührt
bleiben.
Weihnachten 1901 zeigte mir der Herr den
traurigen Zustand, in den Seine Kirche gegen Ende des
Jahres 1902 eintreten werde. Auch erteilte Er Ratschläge
für die Priester und gab mir den Auftrag, an die
Bischöfe zu schreiben und zum Gebete aufzufordern, was
durch die Information auch geschah. Man hat damals
gespottet, die Prophezeiung sei unecht gewesen, und doch
hat sie sich, wenn auch nicht in Deutschland, in
Frankreich buchstäblich erfüllt. Nach den Mitteilungen
der letzten Zeit verlangt der Herr aber, daß Seine Worte
an die französische Geistlichkeit gelangen. Durch sie
wolle Er feurige Männer erwecken, die mit glühendem
Eifer die Rechte der Kirche verteidigen, und Deutschland
soll sich vereinigen im Gebete mit der Kirche
Frankreichs und den Himmel bestürmen. Und wenn dies
geschähe, verspreche Er uns bis zum Jahre 1908, wo wir
unseren zweiten Pilgerzug nach Lourdes machen werden,
daß sich viele deutsche und französische Priester
anschließen, um Seiner heiligen Mutter ihre Danksagung
darzubringen für die zu siegen beginnende Kirche. Diese
Worte habe ich meinem hochwürdigen Herrn Seelenführer
geschrieben, erhielt aber die Antwort zurück: „Um diese
Worte nach Frankreich gelangen zu lassen, bedarf es der
Einwilligung des hochwürdigsten Herrn Bischofs von
Mainz.“
Oft und auch heute wieder sage ich zum
Herrn: ,Warum, o Herr, hast Du das letzte Deiner
Geschöpfe erwählt, um durch sie Deine Güte und
Barmherzigkeit auszugießen? Siehe, daß es meine
Vorgesetzten nicht glauben können, daran ist nur meine
Unwürdigkeit schuld.‘ Aber wenn ich die Ursachen in
Betracht ziehe, weswegen man annehmen kann, daß der Herr
Sich offenbart, nämlich um das laue Christenleben wieder
umzugestalten, dann tröste ich mich wieder, daß ich so
den Willen Gottes erfülle. Wir haben einen Postbeamten
aus N. in Logie, der als Soldat in D. gedient. Vor
einiger Zeit erzählte er, daß, wenn die Soldaten ihre
Osterbeicht verrichtet hätten, seien sie morgens, und
zwar sämtlich Katholiken, hingesessen, ihr Frühstück
einzunehmen, und dann gingen sie in die Kirche
kommunizieren. Er allein habe sich nicht dazu bewegen
lassen, sei aber dafür die Zielscheibe des Spottes und
der Lächerlichkeit geworden.
Meine verheiratete Schwester hier hatte
einen Waisenknaben erzogen, der seine Militärzeit in O.
zubringt. Die Weihnachtstage war er hier und erzählte,
daß alle drei Wochen das Militär einen Vortrag hätte, wo
den Katholiken ihre Pflichten dargelegt werden. Trotzdem
hätten sämtliche katholische Soldaten bei Verrichtung
der Advents-Kommunion vorher ihren Kaffee mit Brötchen
eingenommen und nachher kommuniziert. Ein Knabe, der als
Student in das Ostergymnasium geht, kam vor einigen
Monaten nach Hause und sagte: ,Mutter, was meinst du,
unser Professor sagte heute, die Lehre vom Schutzengel
sei ein Märchen. Man solle dies nicht glauben, daß
kleine Kinder vom Schutzengel beschützt seien, wenn sie
fallen. Kinder hätten biegsame Knochen.‘ Wo bleibt da
ein anderer Ausweg für uns Katholiken als die Hilfe von
oben! Warum sollte da der Herr sich nicht mitteilen, wo
alles im Strudel des Zeitgeistes unterzugehen scheint.
Man sagt mir, wenn Gott es ist, wird Er Sich auch
durchsetzen. Daß Er sich durchsetzt, habe ich schon
mehrmals die Überzeugung gewonnen. Aber diejenigen, die
Ihm hinderlich im Wege standen, mußten es hart fühlen.
Was haben wir Böses getan, meine zwei
Freundinnen und ich, daß man uns verbietet, miteinander
zu verkehren? Ist es ein Verbrechen, zu beten und ein
zurückgezogenes Leben zu führen? Die eine meiner
Freundinnen, Lieschen Feiler, hat ihr sämtliches
Vermögen bis auf einige tausend Mark, die sie für
Hausmiete braucht, den Missionaren geschenkt. Jetzt lebt
sie, zweiundsiebzig Jahre alt, von Almosen. Fünf
Geschwister meiner anderen Freundin stehen im Dienste
der Kirche, N. und N., eine Schwester als
Provinzial-Oberin in Amerika, eine in Holland, zwei in
der Diözese Trier. Ich selbst war oft Augenzeuge, wie
Luise hier und da forthelfen muß.
Bald ist es ein Harmonium für eine arme
Missionskirche, da ein Speisekelch, dort ein Meßkelch.
Ein Jesuitenpater, der als Missionspriester in Amerika
wirkt und auch zur Familie gehört, wendet sich zeitlich
an Luise mit der Bitte: Gut Hausmütterchen, brauche
wieder so und so viel Allerlei. Und diese Seelen, die
sich im Dienste Gottes ganz verzehren, aber weil sie
Zeugnis ablegen für die Wahrheit, stößt man sie zurück,
ja, man behandelt sie, wie man Verbrecher nicht
behandeln würde. Und weil die Geistlichkeit so handelt,
glauben die frommen Damen, ein gutes Werk zu tun, wenn
sie über solche Personen allerlei Lügen verbreiten.
Dieses Geschriebene übergebe ich Ihnen
als einen Protest, da meine beiden Freundinnen
meinetwegen verfolgt werden.“
Barbara:
Heute nach der heiligen Kommunion sprach der Herr Sich
sehr tröstend aus für alle die mit Leiden heimgesuchten
Seelen, indem Er mir den Auftrag gab, folgende Worte an
alle Liebesbundmitglieder gelangen zu lassen:
Jesus: „Jedes
Mitglied solle am Morgen die gute Meinung machen, sein
von Gott ihm auferlegtes Kreuz mit Ergebung zu tragen in
Vereinigung mit den Leiden Seiner heiligen Kirche. Mit
dieser guten Meinung stelle man sich täglich unter das
schwere Kreuz, das Seine heilige Kirche schleppe. Und je
mehr sich unter dieses eucharistische Kreuz stellten,
desto bälder und um so glänzender werde der Sieg der
Kirche sein. Die Leiden, die Er jedem zugeschickt, zu
vereinigen mit den Leiden Seiner Kirche, sei ein Akt der
selbstlosesten Liebe zu Ihm und Seiner Kirche und man
könne auf diesem Wege ein Märtyrer der Liebe werden.“
Barbara: Der
Herr ist so liebevoll gegen uns, besonders gegen die,
die sich Mühe geben, sich Seinem heiligen Willen in
allen Vorkommnissen zu unterwerfen, daß ich nicht
anstehe zu sagen: Auf diesem Wege kann jeder von uns,
sei er reich oder arm, ein heiliges Leben führen.
Als ich mich beklagte, daß, wenn man
eine Legende aufschlage, man nur ganz selten die
Lebensbeschreibung eines armen Menschen finde, immer
hieße es da, dieser oder jener stammt aus vornehmer,
adeliger oder fürstlicher Familie, sagte ich zum Herrn:
„Ich kann dieses nicht ganz recht finden, daß sogar hier
in deiner Kirche so viel Unterschied gemacht wird.“
Aber wie tröstete mich der Herr und wie
geschickt weiß Er den Zweifel zu entfernen. Er sagte:
Jesus: „O wie
viele Aloysiusse sind im Himmel aus der unteren Klasse
von Menschen. Und erst wie viele heilige Agnesen gibt es
dort. Damit du aber nicht urteilen kannst, als werde in
Meiner Kirche auch ein Unterschied gemacht zwischen
Reich und Arm, so will Ich dir darüber eine Erklärung
machen. Siehe, die Armen sind lange nicht so vielen
Gefahren ausgesetzt wie die Besitzenden. Wenn eine Seele
gläubig fromm das Kreuz ihres armen Standes trägt aus
Liebe zu Mir, kann sie eine große Heiligkeit erlangen.
Viele Tugenden bringt ihr verachteter Stand schon mit.
Ganz anders ist dies bei den mit Glücksgütern
Gesegneten. Selten, ja nur ganz selten, bringt es der
Mensch fertig, wenn er viele zeitliche Güter hat, sie zu
verachten und sein Glück in Mir allein zu suchen. Da Er
aber auch diese retten wollte für den Himmel, habe Er es
angeordnet, daß viele von diesen in das Verzeichnis der
Heiligen eingetragen werden, damit die anderen wieder
auf diese Beispiele schauten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
732 Brief Barbara an P. Ludwig vom 12.
Jan. 1906
„Hochwürdiger Herr Pater Ludwig!
Ob gern oder ungern, ich muß mich in
mein Schicksal, nämlich in den Vernichtungsplan meiner
Vorgesetzten fügen. Durch die zwei großen Briefe, die
ich an den hochwürdigsten Herrn Bischof gelangen ließ,
habe ich ihm so zugesprochen, doch zu achten auf die
Lebensweise derjenigen, die von der Geistlichkeit der
Stadt Mainz schon seit langen Jahren so verfolgt werden
und uns doch so viel Recht zu verschaffen, daß wir wie
früher miteinander verkehren dürften. Aber alles ist
vergebens. Jeden Samstag wird mir gesagt: ,Folgen Sie
mir, ich nehme alles auf mich, und sollte ich irren, so
irren Sie doch nicht, wenn Sie folgen, und gehen Sie
jetzt den gewöhnlichen Weg. Nur unterlassen Sie Ihre
Gebete nicht.‘
Dabei fahren die anderen hochwürdigen
Herren N.N. und ganz besonders Pater N., tüchtig auf,
der am Sonntag früh tüchtig räsoniert in der dritten
Ordensversammlung und vor den Leuten uns recht spöttisch
hingestellt hat, indem er vorbrachte, man dürfe ja keine
Schriften lesen, auch wenn sie Auszüge aus den
Evangelien seien, in denen zwar viel von der
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft enthalten sei,
dieses brauche man durchaus nicht zu wissen und solche
Schriften gehörten auch zu denen von der Kirche
verbotenen und würden nicht genehmigt. Alle Leute
wußten, wem diese Predigt wieder galt, und die
spöttischen Blicke waren auf die Babett gerichtet.
Herr B. hat die Schriften zu
untersuchen. Er tut dieses aber nur, um seinen Spott
darüber auszulassen. So sagte er unter anderem bei
Damen, die ohnedies einen neuen Stoff suchen, ihren
Spott zu befriedigen: ,Es ist zum Totlachen, daß der
Heiland dem Mariechen einen herzlichen Gruß sagen läßt.‘
Herr B. meint damit meine Nichte. O wenn dies arme Ding
nur so etwas nicht erfährt. Der Glaube muß ja im Grunde
der Seele erschüttert werden. Ich kann den Spott nicht
all aufs Papier bringen; es ist auch nicht erbauend.
Herr N. sagte in der Predigt: ,Wenn es
besser werden soll in unserer Stadt, muß Einigkeit sein
unter den Gläubigen. Das Streben einiger frommen Seelen
nützt da nichts. Diese müssen zur Gesamtheit stehen. Noe
war mit seiner Familie auch fromm, und doch konnte er
die Welt nicht retten vor der Sündflut. Ebenso Lot, der
auch gerecht war, und Gott schonte seinetwegen Sodom und
Gomorrha nicht.‘ Zu einigen, die zu ihm kamen, sagte er:
,Bleiben Sie mir von diesen gefährlichen Personen, Frl.
Hannappel und dieser Babett, weg, denn durch diese kommt
es noch zu einer Glaubensspaltung usw.‘ Zwar sagte mir
der hochwürdigste Herr Bischof auf meinen letzten Brief:
,Wenn Sie etwas erfahren oder haben, was ich wissen muß,
dürfen Sie mir es schreiben. Schreiben Sie aber dann an
den Bischof, nicht an den Beichtvater, damit ich es auch
verwerten kann.‘
Aber dabei bleibt es, daß ich bei meinen
zwei Freundinnen nichts mehr reden soll von
übernatürlichen Dingen. Ich soll und muß ihm selbst
schreiben, was mir vorkommt. Man will uns
auseinanderreißen, und da werden alle Mittel versucht.
Unter dieser fortwährenden geistigen Marter bin ich aber
jetzt zerquetscht. Mein ganzes Gemüt leidet so sehr, daß
ich alle Fassung verliere. Meine Überzeugung wird durch
diesen beständigen Spott der Priester so zertreten, daß
mein heiliger Glaube verdunkelt. Ich habe ja gar keinen
Anhaltspunkt mehr dadurch, daß man sagt: ,Dieser Weg
führe zu einem Schisma.‘ Seit Sonntag kann ich nicht
mehr. Mein ganzes Gemüt ist krank.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
733 Fest des heiligsten Namens Jesu 1906
Barbara: Wie
mir scheint, wollte der Herr mich vorbereiten auf diese
harte Prüfung. Als ich die heilige Kommunion empfing und
zurückgehen wollte, begleiteten mich zwei Gestalten mit
brennenden Kerzen, so daß ich, als ich niederkniete,
meine Aufmerksamkeit auf sie richtete. Beide waren in
heiligem Ernst versenkt, still anbetend rechts und
links, meinem Geistesauge lange sichtbar. Der eine war
aber viel feiner, vornehmer in seiner ganzen Haltung als
der andere. Seine Gewänder funkelten wie von Edelsteinen
durchwoben. Seine ganze Gestalt war unvergleichlich
schön, viel majestätischer als der andere. Der andere
hatte dasselbe Licht wie der auf meiner linken Seite,
aber sein Glanz war matter und seine ganze Haltung sowie
seine Gewänder waren einfacher. Ich war wie von
Himmelswonne erfüllt und dieses muß ein Augenblick jener
Glückseligkeit gewesen sein, die wir alle einmal
genießen sollen.
Dieses Wonnegefühl kam aber nicht von
dem Anblick der Engel, wie ich nachher erfuhr, sondern
der Herr, der bei mir eingekehrt war, bewirkte diese
Wonne. Um acht Uhr, während des Hochamtes in meiner
Pfarrkirche, erfuhr ich: Der herrliche Engel sei ein
Seraph gewesen, der mir von Gott gegeben sei, um mir
Kraft und Stärke zu bringen in den Leiden und Prüfungen,
die ich zu erdulden hätte für den Herrn im Heiligsten
Sakrament. Der andere sei mein Schutzengel gewesen, der
bringe meine Gebete und guten Werke vor den Thron Gottes
und überbringe mir dessen Willen. Wie jener aber an
Glanz und Schönheit den Schutzengel übertroffen, so
übertrifft das Verdienst, für den Herrn zu leiden, alle
anderen Verdienste, die der Mensch durch Gebet und
andere gute Werke verdienen könne.
Ferner wurde mir im Dom mitgeteilt:
Jesus: „Alle,
die sich an dem Auftrage des Herrn beteiligen, die
Schriften abschreiben und verbreiten und dadurch Anteil
nehmen an der Schmach und Verachtung, die dir zuteil
wird, nehmen auch Anteil an deinen Verdiensten und
werden dafür im Himmel herrlich belohnt.“
Barbara: Die
brennenden Kerzen der beiden Engel bedeuten das Licht
des Glaubens. Aus einem tieflebendigen Glaubensleben
heraus entspringen alle verdienstlichen Werke, die der
Mensch verrichte. Er sei aber auch die Quelle, aus der
der Mensch die Kraft schöpfe, für Jesus zu leiden.
Inhaltsverzeichnis Band 6
734 Am 24. Januar 1906
„Auch wenn sie noch so viele Vereine
gründen, um das Volk anzulocken und um sich zu scharen,
es wird wenig nützen, solange sie den Geist von sich
stoßen, der sich über sie ergießen wollte.“
Barbara: Am
23. und 24. Januar war im Kapuzinerkloster in Mainz eine
Versammlung von Ordens- und Weltpriestern und deshalb
war um sieben Uhr ein feierliches Levitenamt. Das
Allerheiligste war in der Monstranz ausgesetzt. Ich
hatte den ganzen Morgen schon innig zu dem Herrn
gefleht, uns arme Würmlein nicht zu verlassen und mir
den Unwillen und die Ungeduld zu verzeihen, die ich
manchmal über diejenigen hatte, die mir mit ihrer
ungläubigen Kritik den Glauben aus dem Herzen reißen
wollten und flehte:
„O Herr, schaffe Frieden hier in der
Stadt Mainz unter der geistlichen Obrigkeit, daß alle
anerkennen müssen Deine Macht und Güte, die Sich
offenbart in jedem Worte, das Du seither mit mir
gesprochen hast. Denn solange jeder Priester glaubt, das
Recht zu haben, seinen Unmut auszulassen von der Kanzel
herab, und bei jeder Gelegenheit die Leute zu warnen vor
uns, den armen Opfern, kann von Frieden keine Rede sein.
O Herr, verlaß Du mich nicht! Ich bringe Dir meine ganze
Freiheit, meinen ganzen Willen und alles, was ich
besitze, aufs neue zum Opfer dar.“
Als ich noch so flehte, hörte ich in mir
eine Stimme:
Stimme: „Die
Versammlung heute hält eine Beratung über das
seraphische Liebeswerk ab, denn es soll auch nach Mainz
ein Zweig dieses Werkes verpflanzt werden.“
Barbara: Bei
diesen Worten ging aus der Monstranz eine solche Fülle
von Strahlen aus und erstreckte sich über die ganze
Stadt und einzelne Strahlen noch darüber hinaus wie eine
Sonne. Ein Strahl fiel auf mich, und ich hatte eine
unaussprechliche Freude. Dann sagte der Herr:
Jesus: „Ich
habe euch schon längst euren Beruf vorgezeichnet. Tut,
was Ich euch gesagt habe, und den Weg, den ihr seither
gegangen seid, geht ruhig weiter. Ich habe euch
angegeben, was Ich sonst noch von euch verlange und
damit ist euer Opferleben eingeschlossen. Und frage
nicht mehr hier in Mainz und hoffe nicht, daß es hier
anders wird, denn hier sucht man auf anderem Wege das
Glaubensleben zu erneuern als auf dem demütigen,
eucharistischen Kreuzwege. Sie werden es fühlen müssen.
Auch wenn sie noch so viele Vereine gründen, um das Volk
anzulocken und um sich zu scharen, es wird wenig nützen,
solange sie den Geist von sich stoßen, der sich über sie
ergießen wollte.“
Barbara:
Abends war dann eine Predigt über den Zweck des
seraphischen Liebeswerkes, wo der Herr Prediger sagte,
daß heute der Beschluß gefaßt worden sei, daß auch nach
Mainz eine Verzweigung dieses Liebeswerkes verlegt
werden soll, und daß heute bereits bestimmt worden sei,
ein Lokal hier einzurichten. Nun verstand ich erst die
große Freude des Herrn. Kinderseelen waren es, die Ihm
diesen Ausstrahl der Freude hervorlockten, die gerettet
werden sollen.
Jesus: „Im
übrigen will Ich nicht, daß ihr, wenn ihr zusammenkommt,
euch so viel unterhaltet über die Kritik eurer
Vorgesetzten. Unterredet euch über die Güte Gottes zu
den Menschen und leistet Ihm Abbitte und Sühne.“
Barbara:
Vorher wußte aber von uns Laien niemand ein Wort von
diesem Plan unserer Vorgesetzten. Also wollte der liebe
Heiland mir wieder einen Beweis geben, daß Er es ist,
Der mit mir redet.
Inhaltsverzeichnis Band 6
735 Fest Mariä Lichtmeß am 2. Februar
1906
„Denn seinen Nächsten um der göttlichen
Gnade willen zu beneiden, ist eine Sünde gegen den
Heiligen Geist.“
Heute, am Feste Mariä Lichtmeß, zugleich
auch Herz-Jesu-Freitag, hatte ich wieder eine große
Freude nach der heiligen Kommunion. Stundenlang dauerte
die innigste Vereinigung des Herrn mit meiner Seele.
Alle Sinne meines Leibes ruhten in Ihm und ich konnte
nicht genug die Güte Gottes bewundern gegen ein so
armseliges Geschöpf, wie ich es tatsächlich bin. Ich bat
den Herrn für alle, die sich durch mich an Ihn wenden
wollten und denen ich jetzt keine Antwort mehr erwirken
darf, doch so im Glauben zu bestärken, daß keine einzige
Seele wankend werde und fragte:
Barbara: „O
Herr, soll denn dieses jetzt so bleiben?“
Jesus: „Der
Kampf hört nicht auf, aber er dient nur zu eurem Besten.
Habt ihr auch nur Gegner hier in Mainz, so wißt ihr
doch, daß Mein Weg kein anderer war. Verlangt also kein
anderes Wunder als das, welches Ich Meinem Diener Paulus
versprach, als er Mich anflehte, den Stachel des
Fleisches wegzunehmen: Genügt dir Meine Gnade nicht? Die
Beharrlichkeit ist eine weit größere Gnade, den Kampf
gut zu vollenden, als denselben zu beseitigen.
Siehe, heute fing der Kampf Meiner
heiligen Mutter an, als der greise Simeon Ihr sagte:
‚Ein Schwert wird Deine Seele durchdringen!‘ Und er
dauerte bis zu Ihrem Tode. In euch will Ich das Leben
Meiner Kirche versinnbilden. Darum nicht müde werden,
ein Opfer- und Sühnungsleben zu führen. Dem Bischof von
Mainz aber kannst du sagen, daß Ich kein Wohlgefallen
habe an dem Verfahren einiger Priester hier in der
Stadt. Unter guten Christen, die treu zu ihrer heiligen
Kirche stehen und dazu noch alle nach höherer
Vollkommenheit streben, wie Priester, Ordensleute und
nach Frömmigkeit strebende in der Welt lebenden
Christen, brauche man keine Polizei-Kommission. Solche
Priester, ja noch mehr solche Ordensleute, nötigten Ihn
ja, ihnen die Gnade innerer Erleuchtung zu entziehen,
weil sie die kostbare Zeit, die Er ihnen gegeben, statt
sich im Gebet und Betrachtung mit Gott zu unterreden,
stundenlang zu Personen setzen, die mit Polizeiaugen nur
andere ihresgleichen beobachten, um sie bei solchen
Priestern zu verdächtigen.
Daher kommt es, daß man sich erlaubt,
unter guten Vorwänden seine Voreingenommenheit
auszulassen, bei jeder Gelegenheit, anstatt Frieden nur
üble Nachreden und Verleumdungen zwischen gläubigen
Christen herbeizuführen und zu unterhalten. Ich sage es
noch einmal, daß Ich keine Freude habe an solchen, und
daß sie Mich nötigen, ihnen das Licht des guten
Beispiels zu entziehen. Daher ist so viel Unfriede
zwischen Personen, die mit ihnen zusammenleben müssen.
Und wie viele Sünden werden dadurch erst begangen gegen
die christliche Nächstenliebe; denn seinen Nächsten um
der göttlichen Gnade willen zu beneiden, ist eine Sünde
gegen den Heiligen Geist. Und woher kommt es, daß man so
viel Spott und Unrecht sich erlaubt gegen diejenigen,
die etwas tiefgläubiger ihren Weg eingeschlagen haben?
Woher anders, als weil der Neid das Herz angefressen
hat, und durch das Vorgehen der geistlichen Obrigkeit
hält man in dieser Stadt den geistlichen Neid nicht
einmal für eine Sünde.
Unter Meiner Gewalt werden die Gewissen
nicht geknechtet. Wie ertrug Ich die Fehler Meiner
Apostel. Niemals gebot Ich diesen, den Weg zu gehen, den
jener Meiner Apostel ging. In ihrem Gewissen ließ Ich
jedem vollkommene Freiheit. Zu jedem aber, der zu Mir
kam in guter Absicht, konnte Ich sagen: Folge Mir nach!
Würden Meine Diener diese Lehre recht zu Herzen nehmen,
nämlich daß jeder von ihnen, ein anderer Christus sein
müsse, dann würde man hier ganz anders handeln. Sie
verlangen zur Bekräftigung, daß Mein Geist dich leite,
ein Wunder und sagen: ‚Ihre Schriften enthalten weiter
nichts als Auszüge aus den Evangelien.‘ Wohlan, wenn dem
so ist. Ist es kein größeres Wunder als Kranke heilen,
wenn Ich durch ein so armseliges ungelehrtes Geschöpf
das Evangelium erkläre, während ihr Priester euch durch
jahrelanges Studium darauf vorbereiten müßt?
Ich bin es, der dich unter die Leitung
dieses Beichtvaters gestellt, und er hat gut gehandelt,
daß er dir gebot, deine inneren Vorgänge selbst
aufzuschreiben. Jetzt kann er auch die Vorurteile
bekämpfen, die heute noch unter den Priestern dieser
Stadt festgehalten werden, das Ganze sei nur ein
Machwerk von Luise.“
Barbara: Als
ich nach St. Quintin in die Zehn-Uhr-Messe kam, bat ich
gar inständig die liebe Mutter Gottes, Ihren lieben Sohn
zu bitten, Er wolle nicht verlangen, an meinen Bischof
zu schreiben oder darüber mit ihm zu sprechen. Zu
gleicher Zeit wandte ich mich mit dieser Bitte an den
lieben Heiland und bat ihn, mir diese Erleuchtung
wegzunehmen. Statt meine Bitte zu erfüllen, sagte Er:
Jesus: „Gehe
und schreibe, wie Ich dir in die Feder diktiere:
‚Hochwürdigster Herr Seelenführer! Ich will Ihnen die
Worte erst zuschicken, und erst, wenn Sie es für gut
halten, schicken Sie die Abschrift an N. zurück, damit
ich es an Hochwürdigsten Herrn Bischof gelangen lasse.‘“
Inhaltsverzeichnis Band 6
736 Nochmals am 2. Februar 1906
„Die durch ihren modernen Glauben, den
sie aus der modernen Wissenschaft hineinpflanzen wollen
in Meine Kirche, alles vergiften wollen.“
Barbara:
Weihnachten schickte meine Schwägerin durch Mariechen,
wie alljährlich, ein Almosen ins Kapuzinerkloster. Weil
aber Pater N. die letzte Untersuchung anzettelte und am
meisten über mich und Frl. Hannappel schimpfte, sagte
meine Schwägerin: „Du läßt Pater N. rufen und gibst das
Geld ihm in die Hand.“ Damit wollte meine Schwägerin
einen heroischen Akt der Feindesliebe üben. Pater N. tat
dann auch, als sei er der beste Freund, und gab
Mariechen ein Buch zum Durchlesen. Es war das Leben der
heiligen Franziska Romana. Am Freitag trug Mariechen das
Buch zurück und ließ wieder Pater N. rufen und sagte:
Mariechen:
„Herr Pater, wir haben das Buch mit großem Interesse
gelesen, weil in dieser Frau der liebe Gott so ganz
ähnlich gewirkt hat wie bei meiner Tante.“
Pater N.
spöttisch: „Ei der Tausend, das glaube ich aber
nicht, aber komm, wir wollen darüber uns einmal
besprechen.“
Barbara:
Jetzt fing er an, das Mädchen so zu bearbeiten, daß man
solche Dinge durchaus nicht glauben dürfe.
Pater N.:
„Ihre Tante ist eine fanatische Person, ebenso Frl.
Hannappel. Wer gab denn die Erlaubnis, solche Schriften
zu verbreiten?“
Mariechen: „Der
Bischof Haffner.“
Pater N.:
„So, und wie mag Ihre Tante glauben, ein Priester, der
in Aachen steht und sie in Mainz, sie also gar nicht
kennt, könne sie leiten? Wir Geistlichen in Mainz nehmen
an, daß dies nur das Machwerk von Frl. Hannappel ist und
daß diese ihren Bruder, Pater Ludwig, mit hineingezogen
hat.“
Mariechen:
„Da sind Sie aber irre. Warum seid Ihr denn nicht
hingegangen und habt Euch überzeugt, Ihr Mainzer
Priester? Pater Ludwig ging mehrere Male dazu, wenn
Tante das Leiden hatte. Darum glaubte er, weil er sich
überzeugt hat und hatte keine Vorurteile.“
Barbara: Als
der Pater bemerkte, daß Mariechen feststehe, fing er an,
alle möglichen Beweise zu bringen, daß alles natürlich
sei und daß die heutige Wissenschaft alles aufkläre. Was
man früher für Wunder, Ekstase und dergleichen gehalten
habe, sei jetzt aufgeklärt. Der Spiritismus, Magnetismus
und dergleichen wirke ja auch Wunder, das seien ja auch
teuflische Einflüsse. Die Sachen gehen jetzt alle nicht
mehr. Man ist sogar daran festzustellen, daß, wenn die
Seele auf eine Zeitlang den Leib verläßt, dies auch
natürlich zu erklären sei; nur seien die Gelehrten noch
nicht ganz einig.
Kurz und gut, an jenem Abend kam ich
heim, und beide, meine Schwägerin und Mariechen, saßen
ganz betrübt beisammen und Mariechen sagte:
Mariechen: „O
liebe Tante, wäre ich doch nicht bei diesem Pater
gewesen. Ich wußte nicht, daß auch Priester und
Ordensgeistliche so ungläubig sind. Pater N. ist durch
und durch liberal. Der spricht ganz dasselbe wie die
modernen Ungläubigen.“
Barbara:
Gestern nach der heiligen Kommunion bekam ich aber einen
großen Trost für den großen Seelenschmerz, den wir Tag
für Tag durchzumachen haben, denn es ist leicht zu
durchschauen, was man hier will mit all den
Bindemitteln. Man will mich, ohne daß ich es merken
soll, ausschälen, alles abschneiden. Dann, hofft man,
zerfällt alles in Trümmer. Der Herr würdigte Sich, mich
an Seinem Herzen ruhen zu lassen. Ich konnte
hineinschauen in die Wunde Seines Herzens und vergaß
alles Weh und Leid. Ich bat und flehte, Sich doch unser
zu erbarmen und nicht zuzulassen, daß diejenigen, die
meinetwegen so viel verachtet und verspottet werden, von
mir auch nicht getäuscht seien, wenn wir vor Ihm einmal
erscheinen müssen in der Ewigkeit. Verzeihe, o Herr,
meine Fehler und laß uns von unseren Feinden nicht
zuschanden werden.
Da ward der Herr sehr traurig und gab
mir ein Zeichen, auf die Stelle Seiner Herzenswunde zu
schauen. Aber wie erstaunte ich, als neben dieser Wunde
eine zweite tiefe Wunde zu sehen war, die ganz frisch
blutend war, wie wenn ein Dolchstoß in diesem Augenblick
diese Wunde erst geschlagen hätte.
„O Herr, was bedeutet diese neue Wunde
in Deinem Herzen?“
Jesus: „Diese
Wunde schlagen Mir Meine Diener, diejenigen, die durch
ihren modernen Glauben, den sie aus der modernen
Wissenschaft hineinpflanzen wollen in Meine Kirche,
alles vergiften wollen, was bisher Meinen treuen Kindern
heilig war. Darum verlange Ich von dir und allen, die
glauben, daß Ich mit dir rede, Mir Sühne zu leisten. Je
mehr man Mich in euch verspottet, desto freudiger sollt
ihr Mir dienen, weil dieses für euch der Beweis ist, daß
ihr auf dem Wege wandelt, den Ich gegangen bin auf
Erden. Und wer waren diejenigen, die Meiner spotteten?
Die Schriftgelehrten, die Lehrer des Volkes. Darum
wundert euch nicht und wenn es bis an euer Lebensende
dauern sollte. Nicht durch fein ausgedachte Predigten,
nicht die Wissenschaft der Gelehrten, sondern die
verachteten, verschmähten Seelen, die Meine Wege gehen,
die Demütigung und das Kreuz nicht fürchten, sind es, an
denen Ich noch Meine Freude finde.
Darum brauchst du N. nicht zu bedauern,
daß er so hingeopfert ist. Ich will, daß der kindliche
Glaube wie von jeher Meiner Kirche erhalten bleibe. Und
dazu habe Ich N. ausersehen. Ich habe es zugelassen, daß
er vor der Zeit gebrochen ist, weil seine Erscheinung
für seine Mitbrüder eine fortwährende Predigt sein soll,
weil sein kindlicher Glaube eine Zielscheibe des Spottes
für den modernen Glauben geworden ist. Dafür soll er
belohnt werden. Denn wie unter tausend Priestern, auch
wenn sie sonst Seeleneifer haben, kaum einer zu finden
ist, der auf diese Weise eine Demütigung ertragen
wollte, so soll Pater Ludwig unter tausend seiner
Zeitgenossen den Vorrang besitzen in der Ewigkeit, weil
er gerade für diesen kindlichen Glauben vieles leidet,
soll er einen herrlichen Lohn empfangen. Ihr aber, Meine
Kinder, stehet fest im Glauben und laßt euch nicht
sieben. Es schlägt die Stunde der Vergeltung.“
Barbara: Am
Samstag bekam ich vom hochwürdigsten Herrn Bischof den
Auftrag, nur ja auf die innere Stimme zu hören.
Inhaltsverzeichnis Band 6
737 Am 5. und 7. Februar 1906
Am Montag, dem 5. Februar, teilte mir
der Herr mit:
Jesus: „Ich
bin die Blume des Feldes. Und Ich will die Blume des
Feldes sein, damit Mich pflücken kann, wer nach Mir
verlangt. Ich will nicht stehen in einem umzäunten
Garten, denn dort kann der Eigentümer des Gartens Mich
pflücken lassen, von wem er will.“
Barbara: Am
Mittwoch, dem 7. Februar, wohnte ich in St. Quintin
einem Amt bei, welches zu Ehren des heiligen Josef dort
gehalten wird. Bei der Opferung – ich hatte mich vorher
sehr inständig an den Herrn gewandt, mich doch ein
Strählchen von der Glorie schauen zu lassen, womit Er,
wie ich gewiß hoffte, Seine treue Braut N. belohnt habe
– brachte ich dem Herrn die Verdienste Seines Leidens,
Seiner heiligen Mutter und des heiligen Josefs Leiden
dar.
Indem ich dem Herrn dankte für alle
Gnaden, womit Er Schwester N. überhäuft hatte ihr ganzes
Leben lang, brachte ich Ihm aber auch ihre Verdienste,
die sie sich durch treue Mitwirkung erworben, vereinigt
mit dem Priester, der das Opfer auf dem Altare
darbrachte, zu einem Ihm wohlgefälligen Opfer dar.
An den Stufen des Altares sah ich nun
auf einmal Schwester N. Sie war so herrlich gekleidet,
zwar war das Gewand so ähnlich wie das einer Ordensfrau,
aber die Farbe war eine ganz andere. Sie war anzuschauen
so lieblich und doch so majestätisch, daß ich dafür
keinen Ausdruck fand. Ihr Mantel hatte einen Schimmer,
der ins Grüne fiel, und ganz von funkelnden Edelsteinen
besetzt war. Der Herr teilte mir mit, daß diese Seine
geliebte Braut die Zeit ihres Lebens abgekürzt habe
durch ihr großes Verlangen und die feurigen
Liebesseufzer, die sie beständig bei Tag und Nacht zu
Ihm abgeschickt habe. Sie habe Ihn gleichsam genötigt,
sie hinwegzunehmen.
Wenn ich nicht irre, kommt nach ihr P.
Ludwig und dann die Schwester N. Sie wandte sich an mich
und sagte:
Schwester N. (†):
„Sage meiner Schwester L., sie möge
keinen Tag vorübergehen lassen, wo sie nicht auf den
Knien Gott gedankt habe, daß Er uns Gelegenheit zu
Verdemütigungen gegeben hätte. Durch die
Verdemütigungen, die mir zuteil geworden, habe ich mehr
verdient als durch mein ganzes Ordensleben. Durch
Verdemütigungen können wir Jesus Christus am ähnlichsten
werden, weil Er Sich für uns so tief verdemütigen ließ,
daß Er am Kreuze habe sterben wollen.“
Barbara: Sie
munterte mich auf zur Beharrlichkeit und verschwand. Als
ich zu mir kam, war der Priester schon vom Altare weg.
Ich sah, wie Vater und Mutter von Schwester N.
freudestrahlend ihr entgegenkamen und eine lange Reihe
längst Verstorbener folgte diesen beiden weit zurück,
aber alle zählten zur Familie. Es war wie eine lichte
Straße von lauter Gold, bis zurück in die Vergangenheit.
Sie alle nahmen Anteil an der Glückseligkeit ihrer
Verwandten, Schwester N. Aber merkwürdig ist, es war die
Straße, wie mir mitgeteilt wurde, die Stammlinie der
Familie. Alle die Seligen zogen nacheinander auf der
rechten Seite hin, und die andere Seite blieb leer. Die
darauf gehen sollten, waren abgewichen und hatten einen
ganz falschen Weg eingeschlagen. Es wurde mir
mitgeteilt: „Ein Zweig dieser Familie hat sich dem
Protestantismus zugewandt.“ Eben fragte ich, ob sie denn
jemand in ihrer Verwandtschaft hätte, der nicht
katholisch sei.“ „Ja“, sagte sie, „da haben wir alle
wieder einen sicheren Beweis der Echtheit der
Mitteilungen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
738 Beerdigung am 8. Februar 1906
„Geist und Herz nie ans Irdische hängen,
den Blick jederzeit nach dem Ewigen, unserer wahren
Heimat, gerichtet halten.“
Barbara: Das
Söhnchen meines Bruders in Aschaffenburg wurde heute
beerdigt. Das Kind war siebeneinhalb Jahre alt und sechs
Jahre krank und hatte entsetzlich vieles gelitten. Sein
ganzer Leib war nur eine Wunde, die beständig eiterte.
Bei Einsegnung seiner Leiche im Leichenhause erschien
der Knabe oberhalb seiner Bahre, aber nicht im Glanze
seiner Glorie, nur im einfachen weißen Gewande, aber ich
erkannte, daß er noch nicht zur Anschauung Gottes
gelangt sei.
Tags darauf, es war ein Freitag, war ein
Engelamt für den Knaben. Bei der Opferung erschien eine
kleine Schar hellglänzender Gestalten und in ihrer Mitte
der kleine Alfons, so hieß der Knabe. Sie bildeten
gleichsam Spalier um die Altarstufen, und es war eine
Lust, dieses zu sehen. Ich war so von Glückseligkeit
überwältigt, daß es mir schien, als ob ich in himmlische
Räume versetzt sei. O ein Augenblick dieser
Glückseligkeit wiegt alle Leiden unseres ganzen
Erdenlebens auf. Vom Altare her kamen zwei Engel und
brachten eine herrliche Krone, und unter Zeichen großer
Freude der übrigen setzten die beiden Engel dem kleinen
Alfons die Krone auf. Es waren dies lauter verwandte
Kinder, die gekommen waren, unter großem Jubel den neuen
Ankömmling zu beglückwünschen.
Die Tochter meines Bruders Valentin, die
ich erzogen hatte und die im achten Lebensjahr gestorben
war, kam zu mir und sagte:
Anna (†):
„Liebe Tante! Wir sind glücklich,
wir Kinder, die wir schon jetzt zur Anschauung eines so
guten Gottes gelangt sind, bevor der giftige Hauch des
Weltgeistes unsere Seele berührt hatte und der Abglanz
des Geistes Gottes noch ungetrübt auf unseren Seelen
strahlte. Dafür loben und preisen wir Ihn jetzt immer
und ewig und sagen Ihm Dank.“
Barbara: Auf
einmal schellt es zur heiligen Wandlung, und wie im
Zauberschlag war meine Nichte Anna und der kleine Alfons
da, der sich zwischen seine Eltern gestellt hatte, und,
wie um sie zu trösten, sich bald rechts zum Vater, dann
wieder nach links zu seiner weinenden Mutter neigte,
enthuschten beide; und als ich anbetend bei der heiligen
Wandlung in die von dem Priester soeben erhobene heilige
Hostie blicken wollte, sah ich die Kinder, die in die
Reihe der anderen wieder zurückgekehrt, auf dem
Angesichte in heiliger Ehrfurcht liegen. Nach der
heiligen Wandlung bis zur Kommunion des Priesters
blieben die Kinder in dieser ehrfurchtsvollen Stellung.
Dann kehrten beide zurück.
Anna (†):
„Auch Ihr, liebe Tante, seid glücklich und könnt euch
nur freuen auf euren Heimgang. Nur müßt Ihr nach eurem
heiligen Glauben auch leben und den Geist und Herz nie
ans Irdische hängen, den Blick jederzeit nach dem
Ewigen, unserer wahren Heimat, gerichtet halten. Für die
Sünden, die ihr zu begehen das Unglück gehabt habt, müßt
Ihr freilich büßen. Daher die vielen Leiden, womit der
Lebensweg derjenigen bestreut ist, die – von Gott
vorgezeichnet – einen längeren Lebensweg zu durchleben
haben. Sag meiner Mutter, wenn du zurück nach Mainz
kommst, wie glücklich ich bin, und daß ich es bin, die
Maria, meiner lieben Schwester, diesen Lebensberuf
erbeten habe. Sie möge nur recht beharrlich auf
demselben vorwärtsschreiten. Sage ihnen, daß kein
Verlangen gedacht werden könne als das, welches die
Seligen nach ihren lieben Angehörigen haben, um auch sie
um und bei sich zu sehen, weil kein Glück auf der Welt
mit dieser Glückseligkeit könnte verglichen werden.“
Barbara: Ich
empfahl nun den glücklichen Kindern noch die Angehörigen
jeder einzelnen Familie und daß keines auf Abwege
gerate, Josef und Willy, daß der liebe Gott die Opfer
derjenigen, die das Geld für das Studium hergeben,
segnen und auch annehmen wolle, und ich wurde sehr
getröstet ihretwegen. Ferner bat ich, mir von Gott eine
Erleuchtung zu erbitten, ob es vielleicht besser sei,
meine morgige Beicht hier zu verrichten. Ich erhielt die
Weisung, nicht hier, sondern bei meinem Beichtvater dies
zu tun. Niemals dürfe ich einer Unruhe nachgeben, die
jedesmal auf mein Gemüt einstürme, sooft ich die Weisung
von Gott erhielte, an den Bischof zu schreiben. Die
Anregung sei vom lieben Gott, der sich in heutiger Zeit
um so deutlicher Seinen Geschöpfen offenbaren wolle, je
mehr alles Übernatürliche bekämpft und der Glaube all
der guten Christen dadurch sehr abgeschwächt werde und
unter lauen Christen immer mehr schwände.
Anna (†):
„Darum, liebe Tante, wenn dein Gemüt beängstigt wird,
dann wisse, daß dies immer der böse Feind ist, der dich
gerne verwirren möchte.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
739 Am 12. und 13. Februar 1906
„Ihr aber sollt niemandem etwas
nachtragen, sondern euch freuen darüber, daß Ich euch
gedemütigt habe.“
Barbara: Am
Montag bekam ich eine Mahnung von dem Herrn, mich oft in
der jetzt eingetretenen Zeit vor den Tabernakel zu
begeben, und auch zu den Morgen- und Abendbesuchen eine
Mittagsstunde zu verwenden, um Ihm in Seiner großen
Verlassenheit von Seinen Geschöpfen Abbitte und Sühne zu
leisten, nicht nur während diesen Tagen, wo Er so
entsetzlich beleidigt wird in den Ausschweifungen der
Fastnachtsvergnügungen, sondern auch die Fastenzeit
hindurch, bis die österliche Zeit vorüber sei. Da es mir
mittags nicht gut passen will, nehme ich die
Anbetungsstunde von vier bis fünf Uhr, um so den Willen
des Herrn zu erfüllen. Ich glaube, Ihn auch so
zufriedenzustellen.
Am 13. Februar 1906 sagte der Herr nach
der heiligen Kommunion:
Jesus: „Ich
will, daß ihr euch nicht mehr erinnert an das Unrecht,
das ihr Meinetwegen gelitten. Bei euren Zusammenkünften
sprecht nicht mehr darüber. Ich habe Mich den Priestern
dieser Stadt deutlich genug jetzt offenbart in dir. Wer
es wissen will, der weiß es jetzt. Ihr aber sollt
niemandem etwas nachtragen, sondern euch freuen darüber,
daß Ich euch gedemütigt habe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
740 Am 15. Februar 1906
„Wenn du Freude fühlst am Gebete, dann
tröste Ich dich; wenn du aber Unlust verspürst, und du
betest doch, dann tröstest du Mich.“
Barbara:
Heute, Donnerstag, bat ich den Herrn, mir doch auch
Freude am Gebet zu verleihen, damit ich Ihn auch durch
mein Erscheinen vor Seinem Tabernakel trösten könne. Er
erwiderte:
Jesus: „Wenn
du Freude fühlst am Gebete, dann tröste Ich dich; wenn
du aber Unlust verspürst, und du betest doch, dann
tröstest du Mich.“
Barbara an
ihren Seelenführer: „Ich möchte darum so gern
diese Ermahnung des Herrn allen treuen Seelen
anempfehlen, aber mein hochwürdigster Herr Beichtvater
sagte neulich, er halte es für unratsam, die inneren
Vorgänge außer dem Beichtvater oder Seelenführer noch
jemand wissen zu lassen. Deswegen erlaube er es nicht,
daß meine Freundin aufschreibe. Was halten Sie für gut,
hochwürdigster Herr Seelenführer?“
In St. Quintin während des Engelamtes
sah ich die liebliche Schar meiner verwandten Kinder
wieder bei der heiligen Wandlung wie heute vor acht
Tagen. Sie jubelten und waren sehr fröhlich, und ich
erfuhr: Der Herr tröste sie mehr als alle anderen, denn
sie dürften Anteil nehmen an all dem Guten, das auf der
Welt durch die Belehrungen, die Er mir gab, geübt werde.
Auch Schwester N. habe eine weit höhere Stufe der ewigen
Seligkeit erlangt, weil sie, nebst der Pflichttreue
einer Ordensfrau, auch ein recht treues Mitglied des
Liebesbundes gewesen sei und sich dadurch viele
Verdienste gesammelt habe. Dadurch wolle Er zeigen, wie
sehr es Ihm gefalle, wenn eine begnadigte Seele, wie
Priester und Ordensleute, sich auch über die
Gnadenerweisungen, die Er über andere ausgieße, freuen
könnten. Dieses sei ein Zeichen von großer Reinheit des
Herzens und einer von sich gänzlich losgeschälten Seele,
und daß so viel Widerspruch und Kritik einzelner immer
ein Zeichen sei eines von sich selbst eingenommenen
Herzens.
In der Nachbarschaft meines Bruders in
Aschaffenburg lebte eine Jungfrau, die oft mit dem
kranken Alfons spielte aus Mitleid zu dem Kleinen. Oft
sagte sie: Ach könnte ich doch einmal mit Alfons sterben
und eine Krone erlangen wie er. Hört, wie Gott dieses
Verlangen belohnte. Die Jungfrau war morgens noch im
Gottesdienst, und abends war sie noch bei dem Kleinen.
Und am anderen Morgen, als der Leichenwagen mit dem
kleinen Alfons anhielt, fand mein Bruder, der den Wagen
begleitet hatte, die Jungfrau schon dort aufgebahrt und
Alfons kam neben sie. In derselben Zeit, wo das Kind
starb, traf sie ein Schlag; ihr Wunsch war erfüllt.
Sie war eine sehr fromme Seele, sammelte
Gelder in der Stadt für arme Studenten und hatte schon
einigen Priestern auf diese Weise das Studieren
ermöglicht. Aber die ganze Stadt verachtete sie wegen
ihres ekelhaften Auswurfs. Bei dem Requiem sah ich sie
bei der heiligen Wandlung. Zwar war sie nicht so kostbar
gekleidet wie Schwester N., aber doch in weißem,
durchsichtigem Gewande, so ähnlich wie die Kinder, und
trug ein Kränzlein von roten und weißen Rosen. Der liebe
Gott will uns durch diesen Vorgang belehren, wie wahr
Seine Worte sind: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder
...“ Mir aber wollte Er zeigen, wie Er diejenigen
belohnt, die auf der Welt ein Leben der Verachtung
führen müssen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
741 Am 21. Februar 1906
Barbara:
Heute bat ich nach der heiligen Kommunion recht innig
für meinen hochwürdigsten Herrn Seelenführer.
„O Herr, wenn du Pater Ludwig zu Dir
nimmst, dann haben die Kritiker gewonnen, und alles wird
vernichtet werden. Ich bitte dich um des Glaubens so
vieler frommen Seelen willen, laß Pater Ludwig noch
längere Zeit am Leben.“
Da wurde ich ganz liebreich am Herzen
Jesu getröstet, so daß ich eineinhalb Stunden in
unaussprechlicher Glückseligkeit für eine Minute hätte
halten können. Der Herr zeigte mir, daß bei Pater Ludwig
durch diesen entnervten Zustand mit jedem Tag seine
Krone herrlicher und kostbarer werde, weil er es
verstehe, seine Leiden in der rechten Weise auszunutzen.
Jesus: „Diese
seine körperlichen Leiden sind zwar entstanden dadurch,
daß er seine Natur nicht zu ihrem Recht kommen ließ, die
sich auch gegen die ungerechten Angriffe der Menschen
wehren wollte. Aber weil er es versteht, diese seine
Leiden in der rechten Gesinnung zu tragen, ziehe Ich für
Meine Kirche aus denselben viel Nutzen. Jetzt brauche
Ich solche Kreuzträger. Ihr werdet keine Klage aus
seinem Munde hören gegen die, die ihm Unrecht tun, und
darum lasse Mich nur machen, was Ich will. Ich weiß, was
Ich tue.“
Barbara: Als
ich dann später für Schwester N. in N. betete, gab mir
der Herr die Weisung:
Jesus: „Diese
Familie soll vielen als Muster von guter Erziehung der
Kinder voranleuchten und im Himmel durch die ganze
Ewigkeit besonders belohnt werden. Darum müssen sie auf
Erden den Anteil in reichlicherem Maße kosten, der Mir
zukam auf Erden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
742 Am 24. Februar 1906
„Wisse, daß Ich im Heiligsten Sakrament
wohne wie ein Freund unter seinen Freunden, ja, noch
mehr, wie ein Vater unter seinen Kindern.“
Diese Woche habe ich fast jeden Tag jene
glücklichen Stunden, besonders nach der heiligen
Kommunion, wie ich sie vordem hatte, ehe ich jenes
geheimnisvolle Leiden bekam. Als ich mich nun gestern
mit Verwunderung an den Herrn wandte und Ihn ängstlich
fragte, ob dies nicht vielleicht nur ein Stimmung des
Gemütes sei, daß ich stundenlang mit so inniger
Vereinigung mit Ihm bitten könne für andere und für
mich, teilte mir der Herr mit:
Jesus:
„Wisse, daß Ich im Heiligsten Sakrament wohne wie ein
Freund unter seinen Freunden, ja, noch mehr, wie ein
Vater unter seinen Kindern. Wenn ein Vater zusehen muß,
wie all seine Liebe und die Opfer, die er für seine
Kinder bringt, von einigen seiner Kinder nur mit Füßen
getreten und sie ihn mit Undank schnöde verlassen und
ihre eigenen Wege gehen, schmerzt ihn dieser Undank so
sehr, daß er alle Freude am Leben verliert. Wenn nun
seine übrigen Kinder sich alle Mühe geben, mit doppelter
Liebe dem Vater ihre Anerkennung darzubringen, dann
wirft sich die ganze Zärtlichkeit des Vaters auf seine
guten Kinder, die ihm den Undank ihrer bösen Geschwister
ersetzen.
Ich aber bin im Tabernakel, um Mich Tag
und Nacht zu opfern für Meine Kinder, die Ich Mir am
Kreuze erworben habe und muß zusehen, wie Tag für Tag
mehr Mein Blut mit Füßen getreten wird. Warum sollte Ich
da nicht Meine guten Kinder, die sich Mühe geben, Mich
für den Undank ihrer Mitbrüder zu entschädigen, Meine
Liebe und Zärtlichkeit fühlen lassen? In ihnen will Ich
Meinen Schmerz ersticken, indem Ich Meine ganze
Zärtlichkeit über sie ausgieße.“
Ferner: Der Herr wird uns Pater Ludwig
noch erhalten und hat deshalb euch, ihr edlen Damen, den
Entschluß eingegeben, ihm bessere Pflege zu verschaffen.
Tut es, ihr erfüllt dadurch den Willen Gottes. Unterlaßt
lieber ein anderes gutes Werk. Wir dürfen da kein Wunder
verlangen, wo wir durch guten Willen Abhilfe verschaffen
können. Pater Ludwig ist uns allen noch sehr notwendig,
denn er ist ein Priester nach dem Herzen Gottes. Frl. N.
wird reichlich heimgezahlt, was sie an unserem
ehrwürdigen Seelenführer tut. Wenn Pater Ludwig besser,
kräftiger genährt wird, wird er bald wieder mehr leisten
im Dienste Gottes. O wir brauchen ihn noch. Du darfst
und wirst uns Pater Ludwig noch erhalten, mein lieber
Jesus! Du hast ja gesagt, wo zwei oder drei in meinem
Namen versammelt sind. Wie eine Mauer wollen wir uns vor
das Herz Gottes stellen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
743 Am 1. März 1906
„Wenn du Mir Freude bereiten willst,
dann unterlasse nicht aufzuschreiben, was Ich mit dir
rede, denn dieses ist für eure Zeit von großer
Wichtigkeit.“
Barbara: Die
drei Fastnachtstage waren wie jedes Jahr hier in Mainz
für den Herrn Tage schrecklicher Verunehrung und Leiden.
Man hätte meinen können, die Hölle mit all ihrem
Gebrüll, Blasen und Toben sei in Mainz losgelassen. Am
Sonntagmorgen bei der heiligen Kommunion bot ich mich
dem Herrn zum Opfer an und stellte Ihm all die treuen
Seelen, die sich uns angeschlossen, zur Verfügung.
„Siehe Herr, alles Gute, was die treue Schar tut aus
Liebe zu Dir, bringe ich Dir dar als Sühne und zur
Abbitte für diejenigen, die ihren Leib der Sünde
hingeben, besonders für jene, die bisher noch in
Unschuld gewandelt sind.“
Da sah ich den Herrn. Er war so traurig,
daß ich vor Schmerz hätte vergehen mögen. Der Schmerz
preßte mir die Tränen so zahlreich aus, daß sie lange
Zeit flossen. Fortwährend erweckte ich Akte der Liebe
und des Verlangens und machte im Geiste die Runde zu
allen meinen Freunden und Freundinnen und stellte sie
dem Herrn vor. „Siehe, o Herr, vergiß Deinen Schmerz.
Wie viele Ordensleute und gute Priester tun dasselbe.
Vergiß Deinen Schmerz.“ Da wandte Sich der Herr um und
sagte:
Jesus:
„Wohlan, die Liebe wird siegen, die Liebe siegt. Hier
möchte der Arm Meiner göttlichen Gerechtigkeit
dreinschlagen, aber er wird in seinem Schwung
aufgehalten von denen, die da weinen und trauern mit
Mir.“
Barbara: In
der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch erging es mir
wieder so. Von zehn bis elf Uhr nachts hatte ich ein
solches Gefühl des Mitleidens mit dem Herrn und bot Ihm
als Ersatz meine Tränen an. Bei der heiligen Kommunion
bat ich Ihn, mich doch zu stärken, daß ich die
Fastenzeit gut ausnutzen kann. Und ich erhielt die
Antwort:
Jesus: „Wenn
du Mir Freude bereiten willst, dann unterlasse nicht
aufzuschreiben, was Ich mit dir rede, denn dieses ist
für eure Zeit von großer Wichtigkeit.“
Barbara:
Darum ihr alle, ihr edlen Seelen, danket mit mir dem
Herrn. Wie ist Er so gut! Frl. N. muß das Werkzeug sein,
dessen Er Sich bedienen will, Seinen treuen Diener Pater
Ludwig uns zu erhalten. Frl. N. muß mit mütterlicher
Liebe sorgen und ordnen, daß das Werk weiter sich
entfalten kann. Frl. N. hat ihre Aufgabe zu erfüllen,
und so sieht man überall nur das liebevolle Walten
Seiner Vorsehung. O wie gut ist Gott.
Frl. N. soll die Stelle als zweite
Schriftführerin für das Missionswerk nur übernehmen,
damit das Werk besser beisammen bleibe. Die Schriften
ins Französische übersetzen dürfe der Priester schon
tun, aber verwerten für sein Volk werde erst dann
geschehen können, wenn der Bischof die Druckerlaubnis
gebe, denn daß die Kirche in Frankreich jetzt so viel zu
leiden habe, seien Strafen für zwei große Laster, die
mit Mut und Entschlossenheit von den Bischöfen und
Priestern bekämpft werden müßten. Es sei dieses die
Entheiligung der Sonn- und Feiertage und das zweite die
Entwürdigung der Ehe. Und alle übrigen christlichen
Länder, je nachdem sie sich mehr oder weniger an diesen
zwei vorherrschenden Lastern beteiligten, werden
mitgestraft.
Inhaltsverzeichnis Band 6
744 Am 4. März 1906
„Darum lasse Ich Meine Auserwählten
fühlen, was Ich nicht mehr fühlen kann.“
Barbara:
Obwohl der Herr mir schon öfters erklärte, daß Ängste
und Beunruhigungen bei Gott liebenden und Gott
aufrichtig suchenden Seelen nicht immer eine Strafe für
persönlich begangene Sünden seien, und daß Er bei ihnen
meistens andere Absichten habe, so sind und bleiben wir
im geistlichen Leben immer nur ABCSchüler, die, hat der
Lehrer aufgehört zu sprechen, das Gesagte auch immer
vergessen haben.
Seit langen Jahren habe ich die Nächte
von Samstag auf Sonntag oder wenn ein ernster Abschnitt
im Kirchenjahr eintritt, wie die Nacht vor
Aschermittwoch, vieles zu leiden. Wie der Herr früher
durch das auffallende Leiden an den Freitagen nur den
einen Zweck haben konnte, die Menschen zu erinnern,
welche Leiden die Sünde Ihn gekostet habe, so lassen
sich die jetzigen Zustände auch nicht anders erklären,
wie mir heute mitgeteilt wurde. Bereits die ganze Nacht
brachte ich wieder ohne Schlaf zu bis gegen Morgen in
einer solch unbeschreiblichen Seelenangst, die nur ein
Ausfluß aus der Hölle sein kann.
Als ich nun heute früh kommuniziert
hatte, hatte ich noch diese Beängstigungen in mir, so
daß es mir schien, es sei besser, nicht zu
kommunizieren. Aber kaum war ich zurück von der
Kommunion, schwand die Seelenangst und gar lieb und
freundlich vernahm ich die Worte: „Ich bin da, Meine
Tochter!“
Barbara:
Anfangs traute ich mir selbst nicht, aber der Umschwung
in meinem Innern sagte mir deutlich: Es ist der Herr!
Ich ward zutraulich, und meine Seele schmiegte sich an
Ihn an wie ein Kind, das großer Gefahr entronnen,
furchtsam sich an die Mutter klammert, und sagte:
„O Herr, sage mir doch, woher die großen
Beängstigungen und Unruhen kommen, die mir jeden guten
Gedanken und sogar den Schlaf verdrängen. Habe ich Dir
mißfallen, so laß es mich erkennen, daß ich es anders
mache. Aber siehe, ich fürchte mich gar nicht vor Dir
und bin in Deiner Nähe jetzt so unendlich glücklich.
Woher kommt das nur?“
Jesus: „Meine
Tochter! Deine Beängstigungen sind Sühnungsleiden für
Meine treulosen Kinder. Siehe, wie sie den Tag des Herrn
entheiligen, indem viele, viele frech sich hinwegsetzen
über Gottes- und Kirchengebote. Und weil du und alle,
die sich an dich angeschlossen, so viel für die
Bekehrung anderer beten, muß Ich auch Werkzeuge haben,
die die Bekehrung der Sünder verdienen helfen. Denn
obwohl Ich im Tabernakel mit Fleisch und Blut
gegenwärtig bin, habe Ich aber nur einen verklärten
Leib, einen leidensunfähigen Leib. Darum lasse Ich Meine
Auserwählten fühlen, was Ich nicht mehr fühlen kann.
Deswegen sagte Ich dir vor einigen
Tagen: Wenn du Mir Freude machen willst, dann unterlasse
nicht, das, was Ich mit dir rede, aufzuschreiben, denn
es gilt nicht der Trost dir allein, sondern allen, die
mit gutem Willen Mir dienen wollen. Ja, gerade in dieser
traurigen Zeit, wo die ganze Macht der Hölle sich in
Bewegung gesetzt hat, Meinen Geist aus den Herzen Meiner
Kinder zu verdrängen, wünsche Ich das, was Ich mit dir
rede, allen treuen Seelen zugänglich zu machen. Und sage
nur jener Oberin in N., die allzugroße Furcht, die sie
äußere, ,man dürfe Offenbarungen nicht annehmen, solange
die Kirche sie nicht als göttlich erklärt habe‘, sei
unbegründet, denn weder das Ansehen des Ordens noch das
der heiligen Kirche könne in Gefahr kommen, wo die
Seelen zum Fortschritt im Guten gefördert werden. Und
ihr Verfahren gegen Schwester N. mißfalle Ihm, denn es
sei an der Zeit, daß die treuen Kinder der katholischen
Kirche zusammenstehen müssen. Die Gebete des armen
Taglöhners und der armen Dienstmagd seien Ihm ebenso
wohlgefällig wie das des Priesters und der Ordensfrau.
Und es ist ein großes Unrecht von denen,
die Ich gesetzt habe, andere zu leiten, sich in die
Gewissensfreiheit ihrer Anvertrauten einzumischen. Der
Vorgesetzte hat die Pflicht, in allem, was seine
Untergebenen in der Liebe zu Gott und im Haß gegen die
Sünde fördert, jedem selbst zu überlassen, denn etwas,
wo die Seele zum Guten ermuntert wird, kann jedem
nützen, wenn auch die Kirche ihre Anerkennung noch nicht
öffentlich ausgesprochen. Alle, die Mir treu dienen,
mögen sie auch ganz verschiedene Wege wandeln, sind Mir
wohlgefällig. Wenn nur der Mensch gewillt sei, Ihm zu
dienen, dann warte Er nicht auf die Art und Weise, wie
er sich entschließe, Ihm zu dienen, sondern Er komme ihm
schon entgegen und richte sich ganz nach der Neigung des
Menschen, die ihm am meisten zusage. Darum brauche kein
Mensch sich zu beunruhigen, wenn er sieht, der andere
gehe einen anderen Weg zu Gott, weil Ich jedem Mich
anpasse und mit jedem auch zufrieden bin, wenn er nur
guten Willens ist.
Benedikt Josef Labre sei von seinen
Eltern zum Priesterstand angehalten worden. Benedikt
habe aber weder zum Priester noch Ordensstand Neigung
gehabt. Vielmehr habe er zu einem freien, unabhängigen
Leben hingeneigt. Da sei er seiner Laune nachgekommen
und habe ihm diese strenge Lebensweise eingegeben.
Theresia sei eine Ordensfrau gewesen,
habe sich jedoch in ihrer stillen Zelle bewogen gefühlt,
die Mißstände zu heben, die sie in ihrem Kloster fand.
Er sei ihr auf diesem Wege entgegengekommen und habe sie
nicht nur zur Gründerin vieler Klostergemeinden, sondern
auch zur Reformatorin der Orden gemacht.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
745 Am 11. März 1906
Barbara: In
der letzten Zeit geht wieder das Gerede in der Stadt,
die jungen Geistlichen, wie die Herren Kapläne und
dergleichen, hätten sich verabredet, genau zu
kontrollieren, wo wir drei hier beichten gehen, und wenn
sie es herausbrächten, müßte streng dahinter gegangen
werden. Auch hört man in letzter Zeit scharfe Worte in
den Predigten gegen die, welche von einer Kirche in die
andere gehen und zwei bis drei Predigten an einem Tag
anhörten. Zu viele Predigten hören, sagt man, und zwar
sagt dieses der hochwürdigste Herr Bischof selbst, sei
Unmäßigkeit und geistliche Naschhaftigkeit usw. Meine
zwei Freundinnen waren darüber sehr ängstlich, weil sie
fürchteten, besonders Luise, man werde ihr dann die
heilige Kommunion nehmen. Dazu sagte der Herr:
Jesus: „Sage
deiner Freundin Luise, ihre Ängstlichkeit wegen der
heiligen Kommunion sei unbegründet. Besser wäre es für
sie, wenn sie zu einem erfahrenen Priester ginge, der
sie auch persönlich kenne. Und wenn sie einmal gefragt
werde, nur ganz entschieden, aber ruhig antworten, daß
sie hier nur nach dem heiligen Willen Gottes und ihrer
festen Überzeugung gehandelt habe.“
Barbara: Und
der Herr läßt Luise bitten, ihre kindische Furcht
abzulegen. Man dürfe nicht alles so auffassen, um sich
damit zu beunruhigen, wenn etwas auf der Kanzel gesagt
werde. Ein Bischof habe die Pflicht, nicht nur für die
Gläubigen, sondern auch und dies ganz besonders, für die
seiner Hirtensorge anvertrauten Priester einzutreten.
Und wenn er anrate, nicht von einer Predigt in die
andere zu gehen, habe er mehrere gute Gründe dabei im
Auge. Dieses sei nur für diejenigen gesagt, die gerne
die Predigten bekritteln.
Dem Schwager von N. läßt Er sagen: Es
sei besser, seine Kinder von der Mutter selbst erziehen
zu lassen, und er solle alle Tage Ihm danken, daß Er ihn
bisher nicht genötigt habe, eine andere Mutterstelle an
seinen Kindern aufzusuchen. Die beste Erzieherin ist
eine gläubig fromme Mutter.
Inhaltsverzeichnis Band 6
746 Am 15. März 1906
Barbara:
Gestern erhielt ich den Auftrag vom Herrn, solange hier
in Mainz die Exerzitien, die diese Woche begannen,
dauerten, woran sich die österliche Beichte und
Kommunion anknüpften, jede Woche einmal wallfahrten zu
gehen für die Bekehrung der Sünder. Ferner: Alle
Mitglieder des Liebesbundes sollten sich in ihren
Gesinnungen dahin einigen, daß alle nur das eine große
Ziel im Auge haben, die Kirche recht zu unterstützen in
ihren Bestrebungen durch Sühnungsgebete, Sühnungsleiden.
Jedes Mitglied soll sein eigenes ‚Ich‘ vergessen, damit
Gott allein Ehre zukomme von uns. Keines, hoch oder
niedrig, reich oder arm, darf sich zurückgesetzt oder
gekränkt fühlen. Eines für alle und alle für eines beten
in den Bedrängnissen, womit die eine Seele mehr, die
andere weniger heimgesucht wird.
Jesus: „So
war es in der ersten Kirche zur Zeit der Apostel. Dort
gab es Reiche und Arme, wie im Liebesbund auch. Und so
wie damals alle nebeneinander glücklich waren, weil ihre
Gesinnungen zusammen harmonierten und in Gott, ihrem
höchsten Ziel, gipfelten, so muß es bei euch sein. Es
darf kein Unterschied bestehen. Alle, alle, wo Ich sie
auch hingestellt habe, sollen sich beteiligen.“
Barbara: Und
da meine Freundin gestern mir den Auftrag gab, den Herrn
zu bitten, ob wir, wenn sie im Mai nach N. gehe, ihren
Bruder besuchen, nicht auch einige Tage zur Familie N.
gehen und dann auch einige Tage zu N., und ob es Ihn
freue, zusammen eine Wallfahrt, die geplant sei, zu
machen, so trug ich halt in Einfalt des Herzens diese
kindischen Anliegen vor, wurde aber etwas beschämend von
dem Herrn zurechtgewiesen, indem Er mir bedeutete:
Jesus:
„Bis dahin ist noch lange, da wird noch allerlei
dazwischen kommen. Der Anstand und die Zeit und die
Umstände werden euch selbst Aufklärung verschaffen. Und
wenn ihr zusammen eine Wallfahrt machen wollt, dann
macht sie wie Meine heiligen Eltern und Ich sie machten,
wenn wir Meinen himmlischen Vater verherrlichen wollten.
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