Band 6
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Inhaltsverzeichnis Band 6
814 Karfreitag 1907
„Wenigen ist es beschieden, in Meine
Krone eingefügt zu werden und dort als Edelstein zu
glänzen.“
Jesus:
„Bedauere Pater Ludwig nicht, das ist nicht nötig. Wie
werdet ihr, seine Geschwister, euch einmal freuen, wenn
ihr an der Goldenen Pforte ankommt und in Meiner
Umarmung euch umfaßt, daß ihr diesen Weg gehen durftet.
Denn siehe, seit diesem Tag, da Ich die Kirche geboren
habe, bilden alle Glieder der Heiligen im Himmel Meinen
Leib, aber nur verhältnismäßig wenigen ist es
beschieden, in Meine Krone eingefügt zu werden und dort
als Edelstein zu glänzen. Diese Seelen müssen auch den
Weg gehen, den Ich gewandelt bin. Wie war Ich so
verachtet, verdemütigt und verfolgt! Die Seelen, die Mir
hierin folgen, werden in Meine Krone eingefügt, und Ich
rühme Mich ihrer. Das sind nicht diejenigen, wie N., die
in den Augen der Welt glänzen schon hier auf der Welt,
die in Meiner Kirche gepriesen werden, sondern jene
zurückgesetzten, verspotteten und verachteten Seelen,
die in der Verborgenheit viel Gutes tun. Wie werdet ihr
euch beglückwünschen, daß ihr diesen Weg gehen durftet.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
815 Am 2. April 1907
„So haften auch die Schatten der Sünde,
die in der Verwandtschaft begangen werden, auf jedem
Mitglied der Familie.“
Beim Totenoffizium einer Seele kam diese
auf Barbara zu, wie wenn sie etwas sagen wollte, brachte
es aber nicht heraus. Ein anderer Verstorbener durfte
sich Barbara zeigen und sagen, er freue sich jetzt so,
daß er so große Verluste gehabt, sonst wäre er nicht zu
sich gekommen und wäre verlorengegangen. Das sehe er
jetzt ein. Frau N., sagte der Herr, möge sich mit ihrer
Schwester vereinigen und Ihm dienen. Ihre Schwester hat
noch mehr zu leiden als Herr N. Darum sollten sie noch
viel beten für die Verstorbenen. Herr N. täte sich
nichts zurückwünschen. Es wäre jetzt eine Zeit, wo so
viele Menschen verlorengingen. Darum wollte Er in denen
arbeiten, worin noch ein gutes Keimchen steckt, um sie
herbeizuziehen.
Barbara: „O
Herr, Du hast mir noch nichts mitgeteilt, wie es ist mit
Frl. N.“
Jesus: „Ja,
es ist wahr, aber die Verheißungen, die Ich dem
Liebesbund gemacht, sind an Bedingungen geknüpft. Um
ihrer teilhaftig zu werden, muß man danach leben und
sich darauf vorbereiten. Gleichwie die Erbsünde an jedem
Menschen haftet, so haften auch die Schatten der Sünde,
die in der Verwandtschaft begangen werden, auf jedem
Mitglied der Familie. Solange die Unordnung herrscht, wo
sie mitten heraus starb, ruht der Schatten auf ihr. Die
Familie kann ihr am besten helfen, wenn sie ein recht
ordentliches christliches Leben führen.“
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816 Am 3. April 1907
Barbara: Beim
Evangelium des Totenamtes kam N. zu mir, wie er gelebt.
Er wurde wie zitternd, und als er später wie ein Geist
in der Luft verduftete, sah ich noch das Zittern. Er
sagte:
Arme Seele:
„Gestern habe ich es nicht herausgebracht, weil es mir
sehr schwer fällt, dir zu sagen, daß ich deinetwegen zu
leiden habe. Ich bin mit schuld, daß Pater Ludwig so
unglücklich ist, und das muß gesühnt werden, eher kann
ich nicht befreit werden. Ich wollte dich gestern schon
bitten, willst du mir nicht zu Hilfe kommen?“
Barbara: „Ich
will wohl, aber wie?“
Arme Seele:
„Es ist mir nicht anders zu helfen, als daß du deinem
Bischof sagst, was du gesehen hast, das Unrecht an Pater
Ludwig müßte gesühnt werden. Wir alle, die wir beteiligt
waren an dem Urteil, auf Hysterie lautend, haben sehr zu
leiden. Wenn die Proteste von Pater Ludwig gekommen
sind, habe ich es gemacht wie alle anderen und habe den
Schwamm darüber gestrichen. Das hat Pater Ludwig so weit
gebracht. Die Ordensleute stehen unter der
Gerichtsbarkeit der Diözesan-Geistlichkeit und des
Bischofs der Diözese, und wenn diese etwas beschließen,
müssen sie gehorchen. Durch diesen Beschluß nun hat
Pater Ludwig viel zu leiden gehabt von seinen Brüdern.
Ihr habt jetzt das schriftliche Zeugnis
der Ärzte, daß er an Gehirnerweichung leidet. Ihr werdet
es bald sehen, daß dies eine Täuschung ist. Sein Gemüt
ist erdrückt und vernichtet und seine Nerven ruiniert.
Daher kommen die vielen Schlaganfälle. Das muß
gutgemacht werden. Deshalb sage deinem Bischof, daß er
dafür sorge, daß Pater Ludwig sein Recht zukomme, und
die Ordensleute alle miteinander. Das wird ihm viel
helfen zu seiner Besserung. Sie werden bald sehen, daß
er nicht stirbt. Wir aber haben so lange zu leiden, bis
das in Ordnung gebracht ist.“
Barbara: Dann
wurde er wie Wind und verschwand, und ich sah das
Zittern noch in der Luft.
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817 Am 7. April 1907
„Jetzt aber ist die Menschheit so, daß
es scheint, die Kirche müsse vernichtet werden. Das Werk
ist ein Vorbild und Sinnbild der Kirche.“
Barbara: Beim
Hochamt der Erstkommunikanten sah ich die Kirche schwarz
mit einem Gewimmel von garstigen Tierchen mit feinen und
langen Schwänzen. Auch sah ich an einem meiner Neffen
sogar am Auge ein Tierchen und eines gegen sein Herz
hinaufkrabbeln. In derselben Nacht hatte ich eine
Ansprache vom Herrn, wie wenn ich mein Leiden gehabt
hätte.
Jesus: „Wenn
du auch meinst, Ich zöge Mich zurück, so liebe Ich dich
doch wie früher.“
Barbara: Ich
konnte meine Sünden so recht bereuen und mich innig an
Ihn anschließen und sagte:
Barbara: „O
Herr, ich meine, ich täte Dich nicht mehr so lieben wie
früher, obwohl ich heute die Liebe fühle wie früher.“
Jesus: „Das
ist der Schmerz, den du aushalten mußt, weil Ich es so
gut mit der Menschheit meine und die Jugend Mir
entrissen wird. Deswegen mußt du den Schlaf entbehren.“
Barbara: Bei
der heiligen Kommunion am Morgen war mein Mund wie
Feuer, und es erfaßte auch den Körper und alles schien
in Flammen aufzugehen. Ich sagte:
Barbara: „O
Herr, da ich ein so armseliger Mensch bin, so halte ich
das für einen Vorboten von Gnaden und Leiden.“
Jesus: „Ja,
Ich will dir nur beweisen, wie gut Ich bin, und daß
deine Armseligkeit kein Hindernis ist, weder dafür noch
dagegen, daß Ich in dir verkehre. Damit will Ich der
Welt nur beweisen, wie wahr es ist, daß die Lehre vom
Heiligsten Altarssakrament eine Tatsache ist, um die
Christen zu ermutigen und ihnen zu zeigen, daß die
heilige Kommunion keine Belohnung für die Tugend ist,
sondern ein Gegengift gegen die Sünde, daß Ich der
Menschheit zu Hilfe kommen will in der großen
Verwirrung, weil man irr werden will, daß Ich jetzt
Sachen vorkommen lasse, die dem Anschein nach ganz
entgegensprechen der Heiligkeit des Werkes, das Ich
ausführen will, weil Ich Pater Ludwig so hingelegt habe.
Das versteht die heutige Welt nicht. Sie begreift auch
nicht das Weitere, warum Ich den jungfräulichen Stand
heben und fördern will.
Die Sachen, die vorkommen, das ist nur,
um dem Werk den göttlichen Stempel aufzudrücken. Warum
habe Ich denn bei der Auserwählung Meiner Apostel nur
einen einzigen jungfräulichen Apostel dazugenommen und
die anderen, alle verheiratet, aus dem gewöhnlichen
Schlag herausgenommen? Könnte man da nicht auch denken,
Ich habe diesen Stand gehoben, weil Ich Mir aus diesem
Stand mehrere gewählt, während Ich Mir lauter Jungfrauen
hätte wählen können?
Im Alten Bund wußte die Welt nichts vom
jungfräulichen Stand. Dort schien es, als habe Gott die
Menschheit nur geschaffen zur Fortpflanzung des
Geschlechtes. Deshalb habe Ich nur einen einzigen unter
Meinen Aposteln jungfräulich gewählt, um der Welt zu
beweisen, wie heilig und hocherhaben der jungfräuliche
Stand ist, daß er allein vom Himmel stammt, während der
Ehestand mehr zur Fortpflanzung des Menschengeschlechtes
bestimmt ist. Der Beweis aber, wie hoch der
jungfräuliche Stand über dem Ehestand ist, gab Ich
dadurch, daß Ich ihn Selbst geübt zum Beweis, daß er
göttlich ist, und daß Meine ganze Umgebung, Meine
Mutter, Mein Nährvater und Johannes jungfräulich sein
mußten. So verhält es sich jetzt mit dem Werk.
Zur Zeit, wo die Kirche nicht so sehr
bedrängt und die Welt gläubiger ist, ist es auch nicht
nötig, daß Ich außergewöhnliche Mittel anwende. Da haben
die Menschen, Meine treuen Kinder, ganz andere Wege
gehen können. Hingegen müssen jetzt, wo die Welt so
ungläubig geworden ist, ganz andere Wege eingeschlagen
werden. Weil Pater Ludwig der Hintergrund ist von dem
ganzen Werk, da mußte er ganz vernichtet werden, damit
er um so herrlicher und siegreicher hervorgeht und vom
Grabe aufersteht. Es kommt noch die Zeit, wo Ich der
Welt beweisen werde, daß das Werk ein göttliches war, wo
du mit Pater Ludwig Mir Danksagungen darbringen wirst.“
Barbara: Ich
durfte auch Schwester N. sehen. Die ist so herrlich und
schön gekleidet gewesen, ihr Gewand hat gefunkelt von
lauter Edelsteinen, und eine Krone hatte sie auf wie vom
feinsten Gold.
Jesus:
„Siehst du die feingeschliffene Krone, die sie trägt?
Weißt du, warum Ich sie dir zeige? Heute feiert die
Seminarkirche hier das Fest der Verkündigung Meiner
Mutter, und weil sie so viel zur Verehrung Meiner Mutter
beigetragen hat und Ihr so viele Kinder zugeführt,
deswegen hat sie eine so herrliche Belohnung erhalten,
wenn sie auch nicht von den Menschen anerkannt wird. Ihr
sollt nicht irre werden, wenn ihr hört, daß einige von
der Welt geehrt und geachtet werden und bei anderen ist
beim Tode alles erlöscht mit Stumpf und Stiel wie bei
Schwester N. Während man dort darauf dringt, die
Seligsprechung zu beschleunigen, wird hier ein Schleier
darübergezogen, damit in einigen Jahren das Gedächtnis
ganz verwischt ist.
Bei Mir ist das nicht so. Das ist auch
der Beweis der Echtheit von dem ganzen Werk, weil es
einen so tiefgehenden Charakter trägt, weil so viel
davon abhängt: Die Umkehr der Menschheit zu Christus. Da
müssen alle diejenigen, die mitbeteiligt sind,
vernichtet werden, damit viel verdient wird, wie auch
Ich am Kreuze sterben mußte, den Juden ein Ärgernis und
den Heiden eine Torheit. Am Kreuze mußte Ich Mein Werk
aufrichten. Jetzt aber ist die Menschheit so, daß es
scheint, die Kirche müsse vernichtet werden. Das Werk
ist ein Vorbild und Sinnbild der Kirche. Da muß nicht
allein das Werk begraben werden, sondern alle, die dabei
beteiligt und dazu auserwählt sind. Ihr ganzes Leben und
Streben muß erst eine Zeitlang begraben werden und dann
feiert es seine Auferstehung in solcher Glorie. Wenn
auch auf der Welt alle Schmach und Verachtung darauf
gelegt wird, so hat das nichts zu sagen.
Sage Meiner Luise, daß sie all ihren
Geschwistern sage, daß sie sich alle Mühe geben, um
jedes Keimchen, was nach Weltgeist riecht und alles
eitle Streben, wie es die Welt macht, abzuschneiden. So
wie Schwester N. das erste Blümchen ist, so müßt ihr als
Krone gesammelt werden; Pater Ludwig in der Mitte und
die fünf anderen darum, damit Ich dies Blümchen einst
vorführen kann am Jüngsten Tag. Wenn auch alles begraben
bleibt, dort am Jüngsten Tag will Ich die Rose bringen
in ihrer vollen Blüte, und die Mutter soll Ihre volle
Freude genießen an Ihren Kindern. Pater Ludwig wird
wieder gesund.“
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818 Am 9. April 1907
„Es darf der größte Sünder sein, hat er
eine gute Beichte abgelegt und ernstlichen Willen, daß
er sich bessern will, so kann er Mich alle Tage
empfangen.“
Barbara hatte ihr Leiden nachts, von
zwölf bis drei Uhr.
Barbara:
Nachdem ich mich lange gesträubt hatte, sagte ich zu dem
Herrn: „Ich übergebe mich Dir, ich sehe, daß Du es bist,
und daß meine Ideen alle nichts sind.“ Vorher hatte der
Herr mir zugerufen: „Wehre dich nur, Ich bin es!“
Meine Schwägerin und ihre Tochter, die
sehr ängstlich waren, in dem neu bewohnten Haus möchten
die Einwohner von dem lauten Reden und Singen etwas
erfahren, hielten mir Tücher vor den Mund, um den Schall
zu dämpfen. Nur einiges weiß ich noch. Der Herr sagte:
Jesus: „Betet
recht für die Kirche in Frankreich, daß die
Uneinigkeiten ein Ende nehmen, weil die Katholiken unter
sich so uneinig sind. Das ist viel härter als alles, was
die Feinde ihnen zufügen. Das betrübt Mich am meisten.
Ich komme, um das Wort des Predigers (welcher über den
Nutzen der öfteren Kommunion sprach) zu bestätigen, daß
Ich wirklich die Welt retten will durch die heilige
Kommunion und durch Hebung des jungfräulichen Standes.
Nicht mehr soll es heißen, wie früher
gepredigt wurde, daß Ich nur eingehen könne in heilige
Seelen, daß man, um Mich zu empfangen, ein ganz heiliges
Leben, ganz rein von Sünden, führen müßte. Es darf der
größte Sünder sein, hat er eine gute Beichte abgelegt
und ernstlichen Willen, daß er sich bessern will, so
kann er Mich alle Tage empfangen. Ich habe das Sakrament
eingesetzt, um den Menschen zu Hilfe zu kommen, nicht um
sie zu belohnen für ein tugendhaftes Leben, auch nicht
um Gott zu verherrlichen, sondern um den armen Menschen
zu Hilfe zu kommen. So wahr wie die Lehre vom Heiligsten
Sakrament ist, so wahr ist jedes Wort, das Ich mit dir
rede.
Leistet Mir doch Sühne für die
getrennten Gemüter der Kirche in Frankreich. Was Ich von
Euch verlange, ist nicht viel, aber alle Woche sollt ihr
zweimal wallfahrten, solange es die Witterung gestattet,
weil ihr da am meisten und innigsten betet, einzig für
die Interessen der Kirche. Und wenn ihr dabei sterben
müßtet, so wüßtet ihr, daß ihr Meinen Willen erfüllt
habt. Wann ihr sterben werdet und wo, das ist eins. Die
zeitlichen Interessen gehen euch nichts mehr an, da
sollt ihr euch nicht darum kümmern. Gerade wenn du nicht
daran denkst, werde Ich dich öfter überraschen, weil es
einmal Meine Freude ist, Mich mit den Menschen zu
unterhalten, wenn es auch dir und anderen ein Geheimnis
ist, wie es zugeht.
So geheimnisvoll ist auch die Lehre vom
Heiligsten Sakrament. Kann Ich nicht tun, wie Ich will?
Hat Mir jemand zu befehlen? Du hast zwar verstanden und
deinen Freundinnen erzählt und doch auch nicht, was Ich
dir heute früh sagen wollte. Ich bin gekommen, um die
Lüge der Hysterie zuschanden zu machen, damit du es
siehst und die Nachwelt, daß das alles gelogen war mit
der ‚Hysterie‘. Seid nicht so ängstlich um das
Zeitliche, ihr sollt euch nicht mehr kümmern.“
Danach zeigte Sich der Herr meiner Seele
in Seiner ganzen Liebenswürdigkeit. Ich genoß eine
solche Glückseligkeit in der stillen Vereinigung mit Ihm
wie im Himmel.
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819 Am 10. April 1907
Barbara: Ich
war ängstlich, zur heiligen Kommunion zu gehen, weil es
mich schmerzte, daß eine verstorbene Seele eine ganz
entgegengesetzte Behandlung von seiten der geistlichen
Obrigkeit erfahren hatte als ich und dachte, dies könne
von Eifersucht herrühren. Der Herr aber erklärte mir,
daß dies nicht der Fall sei, denn es sei ein großer
Unterschied, wenn man sich gebe, wie man sei, und wenn
man es aus Bosheit tue. Er nähme alles wie es wäre, und
weil ich viel von Neid und Eifersucht anderer zu leiden
hätte, so nehme Er mir das nicht übel. Man dürfe nur
keine böse Absicht dabei haben. Der Herr beruhigte mich
so, wie wenn man einen Schwamm nimmt und alles
auswischt. Überhaupt wäre es wichtig zur Einführung der
öfteren heiligen Kommunion, daß es die treuen Seelen
wüßten, daß Er nicht haben wolle, daß man so ängstlich
sei.
Jesus: „Sage
Meiner treuen Dienerin N., daß sie sich keine Ängste
machen solle wegen der heiligen Kommunion. Sie soll sich
alle Mühe geben, Mir ein freudiges Herz
entgegenzubringen, und ruhig ihren Weg weitergehen und
sich die paar Tage, wo sie noch zu leben hat, nicht mit
unnötigen Ängsten befassen. Sie soll mit Freuden Mir
dienen und wissen, daß Ich mit ihrem zurückgelegten
Leben zufrieden bin, und daß sie ihren Posten ausgefüllt
hat. Ich habe sie in dieses Haus geführt, damit sie dort
in Ruhe ihre Tage verlebe in Mir und nicht in Skrupeln
und Ängsten. Diese sind vom bösen Feind.
Sage nur Meiner Tochter N. und den
treuen Seelen dort, sie müßten Mütter werden, sie seien
Mütter und alle, die sich mit euch vereinigen wollen,
die treuen, eifrigen Seelen, Mütter sind sie. Wenn eine
Hausfrau auch noch so guten Willen hat, Mir zu dienen
und sich allem zu entschlagen, so kreuzen die
Familienverhältnisse doch immer in ihr Seelenleben
hinein. Denn weil sie Mutter ist, interessiert sie
alles, was darin vorgeht. So müßt ihr Mütter sein. Ihr
müßt euch für alles interessieren, was in Meinem Reiche
vorgeht. Die Kirche ist Meine Braut, und Ich bin das
Haupt der Familie. Die Kirche ist Meine Familie. Alle
Jungfrauen in ihr müssen Mütter sein und darum sich
allem Weltlichen entschlagen, sogar ihrer
Familienangelegenheiten, um mehr für Meine Familie zu
sorgen, alles, was diese betrifft, zur Hauptsache
machen.“
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820 Am 14. und 16. April 1907
„Unter zwei Dingen soll er immer das
Vollkommenere wählen und nicht das, was seiner Natur am
meisten zusagt.“
Jesus: „Sage
dem Priester N., sein Leben wäre in den Augen Gottes
recht wohlgefällig. Wenn er Mir aber noch mehr Freude
machen wolle, solle er von jetzt an immer das tun, was
das Vollkommenere ist. Unter zwei Dingen soll er immer
das Vollkommenere wählen und nicht das, was seiner Natur
am meisten zusagt, und Ich verspreche ihm, daß er seine
Belohnung um vieles erhöhen wird und in der Ewigkeit Mir
danken wird für den guten Rat. Sage N., sie soll sich
mehr bestreben, sich dem Willen Gottes gleichförmiger zu
machen, ihren Willen ganz dem Willen Gottes zu
unterwerfen.“
Jesus am 16.
April 1907: „Das liebste ist Mir, wenn ihr euch
Mir hingebt in den Tagen, wo ihr wallfahrten geht, um
Mich zu trösten für diejenigen, die Mich hinausstoßen.“
Barbara: Ein
Prediger sprach über das Glück, in der heiligmachenden
Gnade zu leben. Danach sah ich, wie vom Herrn aus dem
Tabernakel drei Strahlen ausgingen, zuerst auf mich,
dann auf Lieschen, die hinter mir in der Kirche kniete,
dann weit fort über die Kirche hinaus auf Luise. Bei der
folgenden Wallfahrt wurde mir gesagt, daß eine große
Schar von Engeln und Heiligen mit auszögen und daß die
Fluren sehr geheiligt und entsündigt würden.
Als der hochwürdigste Pater G. von A.
glaubte, Gott einen Dienst zu tun, wenn er einen neuen
Sturm gegen den Liebesbund eröffne, sagte der Herr:
Jesus: „Wenn
ein Ordensmann sich so beträgt, wie kann man dann etwas
anderes von Sozis erwarten? Wie dem ungläubigen
Geschlecht zu Meiner Zeit, so gebe Ich auch ihnen kein
anderes Zeichen als das des Jonas im Walfisch.
Mit Frau Weigand und Barbara ist Mein
Segen aus der Wirtschaft ausgezogen (so daß der
Nachfolger auf dem Bankrottweg ist), und mit Pater
Ludwig ist der Segen aus dem Kloster gezogen. Damit will
Ich ihnen zeigen, daß Ich nur da besonders segne, wo man
Mir auch huldigt! Schon seit zwei Jahren sagen sie,
Pater Ludwig habe keinen Verstand mehr, und jetzt auf
einmal sagen sie, er habe im Verstand geredet. Pater
Ludwig ist jetzt wie ein unmündiges Kind und sagt nach,
was man ihm vorsagt, und damit sie ihm nicht noch mehr
vorsagen können, habe Ich ihm den Verstand ganz
genommen.
Die Nachfolgerin in der Wirtschaft von
Frau Weigand ist eine gerade so kluge Haushälterin
gewesen, sorgsam und umsichtig wie Frau Weigand. Das hat
sie bewiesen, indem sie sich in einem kleinen
Branntweinlädchen in kurzer Zeit fünfundzwanzigtausend
Mark erobert hat. Ich habe aber nur zeigen wollen, daß
das nur ein Segen war, daß sie jetzt so im Überfluß
leben können und von niemand abhängig zu sein brauchen,
und damit die Priester nicht sagen können, Barbara mache
es, um bei Luise sich gute Tage zu machen.“
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821 Am 22. und 25. April 1907
„Ich will ihnen aber nur beweisen, daß,
wo man Mir nicht huldigt, Ich auch Meinen Segen nicht
ausgieße.“
Bei der Wallfahrt am 22. April 1907, als
wir die liebe Mutter Gottes um einen Strahl der Freude
für alle Liebesbundmitglieder baten, sah Barbara, wie
das Gebet Erhörung fand, indem nach allen Gegenden hin
diese Strahlen ausgingen.
Jesus am 25.
April 1907: „Die Hauptsache für euch ist die
Selbstlosigkeit; euch selbstlos zu bringen und frei, daß
ihr über all das Gespötte und was euch zur Last gelegt
wird hinweggeht, nicht darüber grübelt und nachdenkt.
Ihr müßt immer auf das Ziel zugehen, das ihr euch
gesteckt: Mich zu suchen, zu kennen, Mir zu dienen und
Mich über alles zu lieben, das muß eure Beruhigung sein,
wo alles gegen euch geht, in der größten Verwirrung.
Benutzet all die Reden, die gegen euch fallen, um euch
selbstlos zu machen.“
Nach der heiligen Kommunion fand ich
eine außergewöhnliche Freude, obwohl ich nicht
geschlafen hatte. Der Herr sagte zwar nichts, aber ich
war außergewöhnlich glücklich bei der heiligen
Kommunion. Er ließ mich fühlen, daß Er nicht unzufrieden
ist, obwohl ich mich so armselig finde, daß ich meine,
es könne auf der Welt kein armseligeres Geschöpf geben,
mit dem Er verkehren könne. Er nahm mir auf einmal alle
Beängstigungen weg, und ich spürte die Liebe, die innige
Vereinigung, wie ich sie in früheren Jahren hatte, wo
Pater Alphons zu mir sagte: „Kind, du bist in einem
beständigen Himmel.“
Später, als ich dann um neun Uhr in den
Dom kam, um dem Bittamt beizuwohnen auf Markus, ließ
mich der Herr Seine Nähe noch viel deutlicher fühlen als
bei der heiligen Kommunion. Er gab mir eine solche
überströmende Freude, daß ich wieder wie früher manchmal
so voll Begeisterung war, daß ich ganz allein hätte laut
singen können. Als die heilige Wandlung kam, war ich
nicht mehr auf der Welt, denn ich hatte das
unaussprechliche Glück, Ihn mit den Augen meiner Seele
leibhaftig zu schauen, so wie Er ist. Ich fühlte mich
ungemein gedemütigt wegen meiner großen Armseligkeit
über eine so große Herablassung und Güte Gottes, daß ich
sie mir nicht mehr ausreden konnte. Ich sagte:
Barbara: „O
Herr, ist es denn wirklich wahr, daß Du so unendlich gut
bist, daß Du mit einem Wesen verkehren willst, das von
der ganzen Welt hinausgestoßen wird als närrische,
hysterische Person, von ihren Vorgesetzten verkannt und
deswegen von der ganzen Welt verachtet wird?“
Da war es, wie wenn die Sonne aus einer
dunklen Wolke hervorbricht, so öffnete sich Sein Herz
und die Gnadensonne Seiner göttlichen Liebe eröffnete
sich mir, wie ich es nicht auszusprechen vermag. Er gab
mir ein Zeichen, näher zu kommen und einzutreten in
diese Wohnung. Ich tat es und war so überaus beglückt,
daß ich nicht mehr singen und beten hörte. Ich wußte
nicht mehr, ob heilige Messe ist, denn ich war im Himmel
auf Erden. Ich redete kein Wort mehr, aber die
unendliche Güte sprach zu mir:
Jesus: „Hier
schöpfe, soviel du brauchst an Trost, und teile ihn auch
anderen mit. Wisse, heute sind es dreiundzwanzig Jahre
her, wo Ich dich in deinen Beruf eingeführt habe und
heute habe Ich Mich mit dir vermählt, zum ersten Mal.“
Barbara: Ich
erinnere mich, daß ich damals von einem Priester die
Erlaubnis bekam, täglich zu kommunizieren.
Als ich dann meine Leiden vortrug, und
all die lieben Seelen, die meinem Herzen teuer sind, dem
Herrn empfahl, und auch nachforschte, warum, da Er doch
jahrelang so überzeugend mit mir gewesen ist, doch alles
so vernichtet werde, als hätte es den Anschein, daß die
ganze Belehrung niemand nützen könnte, da sagte der
Herr:
Jesus: „Als
Ich noch auf Erden wandelte, standen die Pharisäer und
Schriftgelehrten Mir gegenüber, wie dir deine
Vorgesetzten gegenüberstehen. Sie sahen die Wunder, die
Ich aus Eigener Macht wirkte, und doch glaubten sie
nicht und verlangten Wunder nach ihrer Art und Begriff,
denn sie sagten: ,Wirke uns Zeichen und Wunder, dann
werden wir glauben!’ Wie Ich ihnen aber sagte, ihr sollt
kein anderes Zeichen haben als das des Jonas, so will
Ich auch hier Wunder wirken zum Zeugnis, daß Ich es bin,
aber die Vorgesetzten sehen sie nicht und wollen sie
nicht sehen, weil du ihnen nicht die passende Person
scheinst, wie auch Ich den Juden nicht der Messias sein
konnte, weil Ich nicht nach ihren Begriffen war.
Aber Ich habe dich deswegen mitten aus
der Welt herausgenommen und in eine Wirtschaft gestellt,
um hier das Wunder der Gnade und der göttlichen Liebe
über dich auszugießen, und Ich habe euch so gesegnet, um
zu beweisen, daß, wo Ich Mir eine Seele erwähle, man
sich nicht zu schämen braucht, seinen Glauben zu
betätigen. Denn vor euch brachte es in dieser Wirtschaft
keiner zu etwas und nach deiner Schwägerin ist der Wirt
wieder auf dem Bankrottweg, obwohl die Frau so tüchtig
war. Daß es nicht an den Einwohnern gelegen ist,
beweist, daß die Eheleute, ehe sie in die Wirtschaft
eingezogen sind, sich in kurzer Zeit in einem kleinen
Lädchen fünfundzwanzigtausend Mark erspart. Das beweist,
daß sie eine tüchtige, sparsame Ehefrau gewesen sein
muß. Aber gerade da will Ich beweisen, daß man sich
nicht zu schämen braucht, wenn Ich mit jemand verkehren
will, wie gerade hier gesündigt wird dadurch, daß sie
sich schämen, und es deshalb nicht annehmen, als könnte
dies ein Nachteil sein für unsere Religion.
So habe Ich dir zum Seelenführer einen
Ordensmann gegeben, weil Ich auch dort ein Wunder wirken
wollte. Das sollen sie jetzt sehen und anerkennen, daß,
solange Pater Ludwig dein Seelenführer war, kein Mangel
zu verzeichnen ist in A. Und jetzt, wo Ich ihn aus ihrer
Mitte herausgerissen, schreit man nach Brot. Ich will
ihnen aber nur beweisen, daß, wo man Mir nicht huldigt,
Ich auch Meinen Segen nicht ausgieße. Ihr aber, legt
alle Ängste ab, denkt an das Ziel, das ihr euch gesteckt
und schaut darauf und nicht auf das, was die Menschen
sagen. Opfert Mir all eure Ängste auf. Ich habe der
Gräfin Droste-Vischering dasselbe Leiden gegeben wie
dir. Bei einigen lasse Ich es zu, daß alles glatt
durchgeht, andere wie dich führe Ich auf dem Wege der
Verachtung. Erstere habe Ich durch Krankheit vollendet.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
822 Am 27. und 30. April 1907
Bei der Wallfahrt am 27. April 1907, als
wir auf den Weg nach Marienthal kamen, sah Barbara, wie
eine große Schar uns begleitete. Je nässer und
schmutziger die Wege waren, desto gnädiger war der
Himmel. Als wir die liebe Mutter Gottes baten, Sie möge
einen Strahl der Freude über alle Liebesbundmitglieder
senden, da wurde Sie wie eine Sonne und von Ihr gingen
Strahlen aus nach allen Richtungen. Als wir ein Ave
Maria beteten zur Sühne für die Lästerungen, die Ihr in
dem Geheimnis Ihrer Unbefleckten Empfängnis zugefügt
werden, da sagte Sie, wie sehr Ihr das wohlgefiele. Wir
möchten es von nun an immer tun.
Als wir am 30. April 1907 baten, daß
alle Liebesbundmitglieder teilnehmen dürften an der
Wallfahrt, wurde Barbara gezeigt, wie sie alle daran
teilnehmen und wie die liebe Mutter Gottes wie eine
Sonne Ihre Strahlen aussandte, aber von einigen prallten
die Strahlen zurück, weil das Herz zu sehr in das
Irdische versenkt sei und nichts hineinließe.
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823 Am 1. Mai 1907
„Sie glauben, der Kirche nur dann zu
nützen, wenn sie auch Ehre und Achtung genießen und
großartig vor der Welt dastehen und nicht auf demütigem
Weg, auf welchem Ich die Welt erlösen wollte.“
Jesus: „Der
Bischof hat in Rom beim Heiligen Vater nichts gesagt. Er
verteidigt sich damit in seinem Gewissen, daß es nicht
seine Pflicht sei, die Urteile seiner Vorgänger vor dem
Volk zu verbessern. Sage jetzt nichts mehr bei ihm und
gehe ruhig deine Wege weiter. Pater Ludwig muß leiden
für die Kirche, weil alle ihre Diener zwar wirken
wollen, aber in Ehre und Achtung vor der Welt ihren
Glorienschein verdienen wollten. Das ist die
Zeitrichtung. Dieser Schaden muß ausgemerzt werden aus
der Kirche. Sie glauben, der Kirche nur dann zu nützen,
wenn sie auch Ehre und Achtung genießen und großartig
vor der Welt dastehen und nicht auf demütigem Weg, auf
welchem Ich die Welt erlösen wollte. Pater Ludwig wird
aber seinerzeit auch siegen. Die Antwort auf eure
Schriften bekommt ihr von Rom durch die Dekrete des
Heiligen Vaters. Damit müßt ihr euch trösten.
Sage N., er ist ein Priester nach Meinem
Herzen. Ich habe seine Wirksamkeit gesegnet. Er möge
fortfahren, die heilige Kommunion und den jungfräulichen
Stand zu befördern.“
Barbara: Als
ein Grubenunglück in Schippach vorkam, hätte es meinem
Neffen das Leben gekostet, wenn er nicht in jener Stunde
zu einer Gesangsprobe zu Ehren des heiligen Josef wäre
gerufen worden. Darauf erschien Barbara der verstorbene
Neffe Josef und sagte:
Josef (†):
„Ich habe es erfleht, daß mein Bruder gerade nicht in
der Grube war, sonst wäre er gestorben statt seines
Kameraden.“
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824 Kreuzauffindung am 3. Mai 1907
„Denn obgleich Ich ein Gott bin, so bin
Ich aber auch Mensch wie ihr und euer Freund, euer
Bruder, und geteilter Schmerz ist halber Schmerz.“
Herz-Jesu-Freitag. Nach der heiligen
Kommunion zog der Herr mich so in Sich hinein, daß ich
stundenlang mich nicht bewegen konnte. Was in solchen
Stunden zwischen dem Herrn und der gläubigen Seele
vorgeht, habe ich schon zur Genüge erklärt auf jeder
Seite meiner Schriften, welches die Kritiker als
erdichtet hinstellen wollen. Die Freude und Wonne aber,
die diese Vereinigung mit dem Herrn in meiner Seele
zurückläßt, und die nicht stunden-, sondern tagelang
andauern, kann mir der spitzfindigste Kritiker nicht
rauben, aber auch nicht geben, denn nach dem Zeugnis und
den Erfahrungen gelehrter Männer ist dies das Zeichen,
daß der Geist Gottes allein dies bewirken kann.
Ich befragte den Herrn in
kindlich-einfältiger Weise wie immer um verschiedene
Dinge, die nur meine Person angehen, und bin unendlich
glücklich, daß der Herr mir ein so einfältig, gläubiges
Herz gegeben hat, denn das Glück, welches ich darin
genieße, kann nur ein Ausfluß der ewigen Glückseligkeit
des Himmels sein. Nur eines will ich erwähnen, nämlich:
Ich ängstige mich immer, daß ich mehr Strengheiten üben
solle als Buße für meine Sünden und Unvollkommenheiten.
Jesus: „Meine
Tochter! Treue Beobachtung der Gebote Gottes und der
Kirche, tieflebendiger Glaube und ganz besondere
Aufmerksamkeit auf Meine Stimme sollen deine Bußübungen
sein, die Ich jetzt noch von dir verlange. Heute aber
erlaube Ich dir nicht, mit deinen Freundinnen ein
unnützes Gespräch zu führen. Bringe die Zeit, die dir
erübrigt, vor Meinem Tabernakel zu. Du kannst Mir keine
größere Freude machen, als wenn du Mir dein Herz
überläßt als Ruhestätte, um Mein von den undankbaren
Menschen so sehr verkanntes Herz zu trösten. Ich liebe
die Menschen mit unbegrenzter Liebe und suche Seelen,
mit denen Ich Meine Liebe austauschen kann. Denn
obgleich Ich ein Gott bin, so bin Ich aber auch Mensch
wie ihr und euer Freund, euer Bruder, und geteilter
Schmerz ist halber Schmerz. Und wo zwei Herzen in Liebe
zusammen schlagen, ist die Liebe doppelt heiß und innig.
Und wehe dem, der es wagen will, diese innige
Gemeinschaft mit Meinen treuen Kindern abzusprechen.
Mein Vater hat beschlossen, in diesem Jahre Mißernten
und allerlei Strafen zu schicken. Aber Ich werde, mit
euch vereinigt, Ihn bitten, Sein Volk zu schonen um der
Gerechten willen. Darum werdet nicht müde zu tun, was
ich von euch verlange. Die Schäden in Meiner Kirche
müssen beseitigt werden, nämlich, man fürchtet zu viel
von der gottlosen Welt eine spöttische Bemerkung zu
hören und will lieber in einer gläubigen Seele alles
vernichten, was Ich in ihr wirke, als ein wenig Spott
ertragen.“
Ich legte dem Herrn auch viele
empfohlene Bitten vor, besonders auch die kranke Frau N.
Jesus: „Sage
ihr, sie möge doch ohne Säumen ihre Ostern halten und
nicht warten, bis sie die Kirche benutzen kann und solle
dann öfters kommunizieren.
Dem R. sage, er möge sich freuen auf
sein letztes Stündlein. Dort an der Goldenen Pforte
werde Ich ihn empfangen und seinem Staunen wird er nicht
genug Ausdruck geben können. Solche Verheißungen setzen
aber voraus, daß der Empfänger Mir im Leben ähnlich
werden muß. Schauet auf Pater Ludwig!“
Barbara: Als
ich dann bat für verstorbene Liebesbundmitglieder, sagte
der Herr:
Jesus: „Ich
verbiete unter euch die ketzerische Einbildung, man
brauche nur Mitglied eines Vereins oder Bundes zu sein
und könne tun, was man will. Diese täuschen sich sehr.
Große Verheißungen gab Ich seinerzeit dem heiligen
Franziskus für seine Brüder, und doch gibt es genug
solche, denen weder das Kleid noch die Klostermauern
diese Verheißungen zugänglich machen. So auch der
Liebesbund. Wenn Ich dir aber die schenken will, für die
du bittest, müßt ihr morgen früh eine Wallfahrt nach
Marienborn machen, nicht scheuend die Witterung.“
Barbara: Ich
versprach es und erhielt, um was ich schon so oft
flehte; beide Seelen wurden erlöst. O wie gut ist der
Herr gegen die, die Ihm mit kindlichem Vertrauen
anhangen. Der Herr gab mir auch zu verstehen, wie
notwendig ein Seelenführer sei und bezeichnete einen
Priester. Doch überläßt Er es meinem Willen. Es kommt
noch der Tag, wo mein seitheriger Seelenführer mit mir
Gott loben und ein Te Deum anstimmen wird.
Um halb neun Uhr ging ich in den Dom und
dann nach St. Quintin in ein Engelamt und dachte nicht
daran, daß in St. Christophorus das Kreuzfest gefeiert
wurde. Als ich dann mit großem Schmerz mich beklagte
über meine Vergeßlichkeit, sagte der Herr:
Jesus: „Meine
Tochter! Habe Ich dir nicht Selbst gepredigt? Ich habe
dies zugelassen, damit du Meine Predigt nicht vergessen
sollst.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
825 Am 5. Mai 1907
„Wie gut wäre es, wenn alle Priester
deine Schriften lesen und den Geist, der aus ihnen
spricht, in sich aufnehmen und für die Gläubigen zu
verwerten verständen, dann wäre der Sieg der Kirche
nicht mehr weit entfernt.“
Barbara: Als
ein verstorbener Priester mir erschien, fragte ich ihn:
„Soll ich mich an einen anderen Seelenführer wenden oder
warten auf Pater Ludwig?“
Priester (†):
„Warte noch einige Wochen, und dann wird
es sich dir von selbst aufklären. Danke doch N., daß er
mich eingeweiht. Wie hat mir das genützt. Wenn das die
Priester wüßten, wie es einem belohnt wird, wenn man
seine Kinder öfter zum Tisch des Herrn führt, täten sie
sich alle miteinander anschließen und befolgen. O könnte
ich es doch allen meinen Pfarrkindern zu wissen tun, wie
ich jetzt so glücklich bin, und daß sie sich bestreben,
das Gute, was ich in ihnen angefangen, fortzusetzen,
damit ich einmal recht viele um mich versammelt sehe,
daß sie alle Anteil nehmen an der Glorie, die mir zuteil
geworden ist wegen dem tiefgläubigen Leben, weil ich mir
Mühe gegeben habe, das Volk dem lieben Heiland
zuzuführen und das tiefgläubige Leben zu fördern.
Ob man schnell hinstirbt oder nicht, ist
ganz gleich, wenn man sich bemüht hat, den Willen Gottes
zu erfüllen. Ob man unerwartet oder auf dem Krankenbette
gestorben, bleibt sich gleich. In dem ungläubigen Geist,
der die ganze Welt durchweht, liegt der Hase im Pfeffer.
Weil niemand mehr an das Übernatürliche glauben will und
das Glaubensleben so erloschen ist, darum wäre es das
Wichtigste, wenn die Schriften verbreitet würden und die
innige Vereinigung mit Jesus im Allerheiligsten
Sakrament wieder mit den Menschen zum Durchbruch käme im
Glauben.“
Barbara: Er
hatte eine große Glorie. Ich sah ihn in golddurchwirktem
Gewand, grün schimmernd, ungefähr wie N.N. Die Seele
teilte mir noch mit:
Priester (†):
„Du brauchst dich nicht zu beunruhigen,
ob die Sicherheit und der innere Friede auch von Gott
kommen, oder nicht. Vielmehr, wie jene sagen, deine
Freundin und dein geistlicher Führer hätten schwer
gesündigt; man hätte dich nur benutzt, um sich
hervorzutun und zu prahlen. Wisse: Wenn ein Mensch seine
ganze Fähigkeit darauf richtete, um seine Mitmenschen
hier auf Erden glücklich zu machen durch seine Talente
und durch seine Arbeiten, so hätte dies doch nur einen
endlichen Wert, während ein anderer, der aber sich zur
Lebensaufgabe macht, mehr mit Gott sich zu beschäftigen,
wenn er auch der Mitwelt nichts zu nützen scheint, doch
weit besser seine Aufgabe erfüllt, denn seine
Beschäftigung hat einen unendlichen Wert.
Darum ängstigt euch nicht, wie man euch
auch beurteilen mag. Von Hochmut kann keine Rede sein,
wo eine Seele eindringt in diese Wissenschaft, welche
die Heiligen alle angestrebt haben, und wie gut wäre es,
wenn alle Priester deine Schriften lesen und den Geist,
der aus ihnen spricht, in sich aufnehmen und für die
Gläubigen zu verwerten verständen, dann wäre der Sieg
der Kirche nicht mehr weit entfernt. Und wenn ihr den
Frieden in euch befestigen wollt, dann höre auf die
Stimme, die in dir spricht und befolget, was der Herr
von euch verlangt.
Deine Freundin soll nur mit Ruhe und
Gelassenheit die Ölbergstunden mit ihren übrigen
Geschwistern durchkosten in der festen Überzeugung, daß
sie nur kurze Zeit dauern, und daß auch für diese
Familie der herrliche Ostermorgen anbricht, wo alles
Leid in lauter Trost und Süßigkeit verwandelt wird.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
826 Am 6. Mai 1907
„Machet euch einen Begriff, was Ich für
eine Angst gehabt haben muß, als das Blut zu den Poren
herauskam.“
Jesus: „Welch
große Freude habe Ich an der Familie der N.N. Welch
großer Segen strömt aus auf die ganze Verwandtschaft.
Wie werde Ich es ihnen belohnen! Jeder, der sich an dem
Werk beteiligt, bekommt es belohnt. Diese Familie macht
Mir aber ohnedies viele Freude, weil sie die
Jungfräulichkeit bewahrt haben und ein so gutes Beispiel
geben durch ihr jungfräulich, sittenreines Leben. Das
strömt aus von der Familie. Wo ein Mitglied hinkommt,
strömt Segen aus. Der Familie von N. kann Ich keine
Leiden ersparen wegen der hohen Seligkeit, zu der sie
berufen sind. Sehet doch, wie ging der himmlische Vater
mit Mir um? Darum erwartet keine Erleichterung.“
Barbara: Ich
sah die liebe Mutter Gottes in einem herrlichen Schmuck.
Sie sagte:
Maria: „Das
bedeutet nicht Meine Würde als Mutter Gottes, die Mir
umsonst gegeben wurde, sondern nur, daß Ich die
Jungfrauschaft bewahrte und die Tugenden, die Ich darin
übte. Glückselig bist du, daß du geglaubt hast. Wie
glücklich seid ihr! Bleibet nur recht einig!“
Jesus: „Was
ist das für ein Schmerz gewesen am Ölberg! Wenn du
solche Beängstigungen hast, erinnere dich, was Ich
ausgehalten habe. Ihr habt noch nicht Blut geschwitzt.
Machet euch einen Begriff, was Ich für eine Angst gehabt
haben muß, als das Blut zu den Poren herauskam. In
diesen Ängsten könnt ihr sehen, wie es Mir gewesen ist.
Ich mußte noch sehen, wie die Liebsten und Treuesten,
die Ich mitgenommen auf Tabor, noch auf- und
davongelaufen sind. Das war ein Schmerz. Das könnt ihr
auch daran sehen, daß Ich Blut schwitzte. Und wenn ihr
eure Beängstigungen dem himmlischen Vater aufopfert in
Vereinigung mit Meiner Angst am Ölberg, kann Ich euch
keine Bitte abschlagen und muß euch alles gewähren.
Sage N., er soll die feste Zuversicht
haben, daß er in Meinem Dienst noch vieles wirken wird.
Er soll Meiner Mutter versprechen, daß er nach seiner
Genesung eine Danksagungswallfahrt nach Lourdes machen
wird. An der Lunge ist er nicht krank. Er hat nur
unreine Säfte im Körper stecken und muß sich vor
Erkältung hüten, weil er sich das aus Erkältung
zugezogen und bedenken, daß man aus Leib und Seele
besteht.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
827 Am 11. Mai 1907
„Einer Seele, die Mich fortwährend
bestürmt, kann Ich nichts abschlagen, wenn es gut für
das Seelenheil ist.“
Die liebe Mutter Gottes zeigte sich
Barbara wie eine Jungfrau. Als wir Sie baten, Sie möge
die Ströme der Gnaden hinaussenden zu allen
Liebesbundmitgliedern, da wurde Ihr Herz wie ein
murmelnder Quell. Auf einmal brachen Strahlen hervor und
gingen in alle Welt hinaus, auf alle treuen Seelen
nieder.
Als wir Sie für N. baten, ging aus Ihrem
Herzen ein Bächlein in das Herz von Frl. N. hinein. Bei
der geistigen Kommunion kam der Schutzengel von einer
jeden von uns und reichte uns die heilige Kommunion.
Jesus: „Sage
N., sie soll im jungfräulichen Stand verharren und bei
all den ihr vom bösen Feind bereiteten Versuchungen
gleich denken: ,Das ist nicht von Deinem Geist, mein
Jesus, sondern von Satan‘, und gleich darüber weggehen.
Sie soll sich keine Ängste machen, denn Ich habe sie zum
jungfräulichen Stand ausersehen. Alles, was ihr
vorkommt, all ihr Leiden soll sie in Vereinigung mit
Meinem Willen Mir täglich darbringen. Sie hat Einfluß
auf all die anderen Geschwister. Sie soll fest glauben,
daß der Junge noch ein Priester werden kann. Das kann
sie erbitten. Einer Seele, die Mich fortwährend
bestürmt, kann Ich nichts abschlagen, wenn es gut für
das Seelenheil ist. Auch wenn manches nicht so ist von
den Familienmitgliedern, wie sie es wünscht, so soll sie
nur ruhig abwarten. Keines geht verloren.
N. soll sich mehr beeinflussen lassen
von der Kindlichkeit von N. und sich nicht so den
Ängsten hingeben, sondern Mir mehr danken für die großen
Gnaden, daß Ich einige ihrer Kinder ganz für Mich
genommen habe. Auf die anderen kann sie mehr Einfluß
ausüben, wenn sie ihre Sorge mehr auf Mich wirft. In
ihrer letzten Stunde kann sie viel auf die Söhne
einwirken, wenn sie nur die paar Worte sagte: „Liebe
Kinder, vergeßt eure sterbende Mutter nicht und bedenkt
ihre letzten Worte. Bestrebt euch und lebt so, daß wir
uns in der Ewigkeit wiedersehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
828 Am 17. Mai 1907
„Die Welt soll die Augen auftun und
sehen, daß Ich überall eingreife mit Strafgerichten, um
die Vergnügungssucht zu bestrafen.“
Jesus: „Sage
N., sie soll sich alle Mühe geben, das kindlich,
freudige Herz Mir immer so zu bewahren. Damit kann sie
sehr viel bewirken, sowohl den Brüdern als dem Adelstand
gegenüber, weil Mir gerade vom Adelstand und den
besseren Ständen so wenig gedient wird, wo Ich ihnen
doch so großen Überfluß gegeben und sie so vielen
Menschen gegenüber die Erstlinge der Schöpfung sind im
guten Leben. Ich halte Meinen strafenden Arm immer noch
zurück, weil Ich so bestürmt werde von vielen guten
Christen, aber die Welt soll die Augen auftun und sehen,
daß Ich überall eingreife mit Strafgerichten, um die
Vergnügungssucht zu bestrafen. Leset nur in den
Blättern. Ich strafe die Armen, die keine Religion mehr
haben, nur um sie aufzuschrecken und ihnen zu zeigen,
daß Ich anerkannt sein will. Alles nützt nichts. Nur das
Gebet der treuen Seelen hält Meinen Arm noch zurück und
weil Ich immer aus dem Mund treuer Kinder rufen höre:
,Verschone Dein Volk’, ist Mein Zorn immer wieder
abgekühlt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
829 Vigil von Pfingsten am 18. Mai 1907
Barbara: Bei
der Wallfahrt hatte ich nach der heiligen Kommunion eine
innige Vereinigung mit dem Herrn, so eine Überzeugung,
daß Er es ist, und ich verstand, daß wir den Weg machen
sollten trotz des Pfingstamtes. Als wir gegen M. kamen,
hatte ich eine solche Freude, und es war, wie wenn der
Himmel aufgeht, und eine Prozession von Heiligen holten
uns ab und in ihrer Mitte gingen wir, so daß wir ganz
eingereiht waren in die Heiligen und in die himmlische
Herrlichkeit. Vorher schon sah ich, wie der Herr Sich in
unsere Mitte flüchtete (weil Er durch die
Pfingstvergnügen überall verdrängt werde).
Ich sah den Heiligen Geist in Gestalt
von einem Mann, aber eine Majestät voller Feuerflammen,
wie wenn man in eine Sonne hineinsieht. In der Sonne sah
ich die Gestalt noch viel feuriger, und die ganze
Herrlichkeit strömte auf die liebe Mutter Gottes.
Jesus: „Ich
will dir heute die Vorfeier zeigen vom morgigen Fest.“
Barbara: Als
wir sangen „Großer Gott“, hat sich der Himmel mit uns
vereinigt und alle haben mitgesungen, und ich hörte
Instrumentalmusik mit dabei, die nicht zu beschreiben
ist. Ich sah viele Priester, die sich dem Liebesbund
angeschlossen. Sie hatten Palmen in der Hand, das
bedeutet die große Wirksamkeit, und daß sie in ihrer
Gemeinde den Sieg über den Unglauben davontragen.
Bei „Alles, was dich preisen kann,
Cherubim und Seraphim“ hat sich die Engelwelt aufgetan,
und sie kamen hervor, stimmten mit ein und vereinigten
sich mit uns, mit der streitenden Kirche. Hinter dem
Kreis der streitenden Kirche war ein anderer Kreis und
da waren wir darunter wie hineingezwängt.
Bei „Heilig, Herr der Himmelsheere,
starker Helfer“ öffnete sich das Fegefeuer und alles
stimmte mit uns ein, und die ganze Schar der Engel flog
hin und her und löschten die Flammen aus. Sie fühlten
alle die Gnade mit, aber nicht alle sind erlöst worden,
viele aber, die mir empfohlen, waren darunter. Ich sah
in dem Flammenmeer, wie sie alle die Hände
emporstreckten, um Hilfe flehend. Als wir das
„Magnificat“ sangen und die Schar der Erlösten einzog,
trat ein Mann vor mich hin, und ich erkannte ihn als
Herrn N. Er zog jubelnd mit ein und eine ganze Schar
nach.
Herr N. (†):
„Sage meiner Frau, sie soll sich fest anschließen und
ihr Leben einrichten nach Gottes Wohlgefallen.“
Barbara bat für eine Seele und der liebe
Heiland sagte:
Jesus: „Sie
möge sich ganz zurückziehen, und Ich verspreche ihr, daß
sie mehr Vergnügen von jetzt an in Gott haben soll, aber
anderer Art als die Kinder der Welt haben können. Ich
will es ihr reichlich ersetzen, was sie sich entzieht,
indem sie sich von der Welt zurückzieht.“
Als wir für Pater Ludwig baten, sagte
der Herr:
Jesus: „Saget
doch Dank, ihr habt die Gnade schon erlangt!“
Maria: „Heute
werden euch alle Bitten gewährt, die mit dem Willen
Meines Sohnes übereinstimmen.“
Die liebe Mutter Gottes brachte das
liebe Jesuskind und sagte:
Maria:
„Bereite sie vor! Ich will jedem Mein göttliches Kind
geben. Ich will, daß ihr auch denjenigen Heiligen Ehre
gebet, denen auf der Erde keine öffentliche Ehre
erwiesen wird; denn es gibt viele heilige Klosterfrauen
in den Zellen, heilige Missionare, die hinausziehen, und
viele verborgene Seelen in der Welt, deren Tugenden
nicht anerkannt werden, und diese will Ich von euch
geehrt wissen, damit auch die Menschen sich trösten und
sehen, daß sie im Himmel eine um so größere Ehre
erlangen, je verborgener sie gewesen sind. Ihr habt
teilgenommen am Spottmantel Meines Sohnes, so sollt ihr
auch teilnehmen am Mantel der Glorie, den Wir heute
tragen. So wie heute, so werdet ihr dereinst an der
Goldenen Pforte von den Engeln und Heiligen abgeholt
werden. O freuet euch!“
Barbara: Ich
sah einen Saal, aber eine unermeßliche Weite darin. Es
war die Stadt Gottes, und in dem Glanz, wo ich die Sonne
gesehen, die alles in sich vereinigt hatte, war der
Heilige Geist. Ich sah Ihn in Seiner Natur als Gott, und
wie vernichtet war selbst die liebe Mutter Gottes vor
Ihm, und die ganze Schönheit ergoß sich über Sie hinein.
Das war die Vermählung mit der lieben Mutter Gottes.
Inhaltsverzeichnis Band 6
830 Am 21. Mai 1907
„Zwischen diesen beiden Klassen Menschen
muß eine Klasse stehen, die in allem ihren Willen unter
Meinen göttlichen Willen beugt.“
Jesus: „Sage
den Schwestern in N., sie sollten mehr danach streben,
sich Meinem Willen zu unterwerfen, denn die ganze Welt
geht gegen Meinen Willen. Man arbeitet gegen alle Meine
Anordnungen. Die Reichen, die Besitzenden dieser Welt,
sie wollen die Religion raus haben, weil sie der Meinung
sind, ihren Willen durchzusetzen. Die katholische Kirche
lehrt die Unterwerfung unter den Willen Gottes und setzt
ihren Launen Schranken. Auch die Armen, die
Unterdrückten, wollen sich nicht mehr beugen unter die
Lehre der Kirche. Sie wollen die Kirche draußen haben
und nicht mehr glauben, weil sie der Meinung sind, wenn
die Religion sie nicht mehr binde, könnten sie über
alles herfallen.
Zwischen diesen beiden Klassen Menschen
muß eine Klasse stehen, die in allem ihren Willen unter
Meinen göttlichen Willen beugt, denen es einerlei ist,
wie Ich es mache, die alle vorkommenden Ereignisse
annehmen als von Mir geschickt. Dadurch muß die Welt
ausgesöhnt werden mit der erzürnten Gottheit. Das will
niemand begreifen, auch die Allerfrömmsten nicht, auch
diejenigen nicht, die Ich Mir erwählt habe. Jeder will
sein Kreuz abschütteln.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
831 Am 22. Mai 1907
„Niemand kann eine Seele zum Gebet
zwingen, zum Guten fördern, wenn die Seele nicht selbst
will.“
Jesus:
„Beunruhige dich nicht wegen dem Mann (als könnte ein
Weltmann nicht vor der Zeit erlöst werden). Meine Güte
und Barmherzigkeit, als Ich in der tiefsten Erniedrigung
zu dem reumütigen Schächer sagte: ‚heute noch wirst du
bei Mir im Paradiese sein‘, ist dieselbe damals wie
jetzt, wenn Ich eine Seele vor der Zeit aus dem
Fegefeuer befreien will.
Jener war ein Verbrecher und Räuber und
hatte kein Verdienst, und hier, wenn eine Seele Mir
Meine Verdienste und Leiden vorhält und die Meiner
Mutter und der ganzen Kirche, wie du es machst, und wenn
eine Verwandte dabeisteht, wo Ich voraussehe, daß sie es
gut macht, was noch fehlt, und wenn sie Mein kostbares
Blut heraus- und in jene Seele hinüberleitet, wo wäre da
zu zweifeln? Dazu gehört nur ein felsenfester Glaube!“
Barbara: Die
liebe Mutter Gottes sagte, jetzt müsse gearbeitet und
geschafft werden, auf daß die Kirche in ein anderes
Geleise gebracht werde. Die Wallfahrtsgänge täten Ihr so
viele Freude machen und so viele Verherrlichung Ihrem
Sohne bringen, daß wir es erst in der Ewigkeit sähen,
weil das Herz so geläutert und frei wäre und das Gebet
so innig.
Maria: „Ihr
bekommt die Gänge, die ihr hier macht, gut belohnt. Tut
nur eure Augen auf und schauet, ob nicht alles erfüllt
ist in der Kirche, was dir vorausgesagt worden ist.“
Barbara:
„Aber man will doch kein Wasser in einem Sieb tragen.
Was einst mit der Kirche verbunden und von ihr
gutgeheißen ist, hat keinen Wert. Das sind nur
Privatandachten, und wir haben keinen Priester, der uns
beglaubigt.“
Maria: „Du
irrst dich, Meine Tochter! Privatandachten sind alle
Andachten, die je von einem Geschöpf verrichtet werden.
Niemand kann eine Seele zum Gebet zwingen, zum Guten
fördern, wenn die Seele nicht selbst will. Darin ist
Gewissensfreiheit.
Und wie die Welt in materieller
Beziehung sagt: Freiheit, Gleichheit ... Das ist die
Weltsprache, aber sie wollen es nur in materieller
Beziehung ausnützen für ihre irdischen Verhältnisse.
Diese sind aber zu nichts nützlich als nur für den
Augenblick des Daseins, des irdischen Lebens.
Die Freiheit der Kinder Gottes jedoch
reicht über dieses irdische Leben hinaus und dazu
gehören die Privatandachten, welche jede Seele aus
Frömmigkeit, indem sie den guten Anregungen folgt,
vollzieht, mag es sein ein Werk der Barmherzigkeit oder
ein anderes gutes Werk, öftere Kommunion, so auch die
Wallfahrtsgänge, es ist eine Anregung von seiten Gottes.
Tuet es, solange euch Gott das Leben schenkt.
War es nicht auch eine Privatanregung,
daß die Einsiedler hinauszogen in die Welt? Viele von
ihnen sind zu keinem Priester gegangen, haben
stillschweigend die Welt verlassen, sie haben keinen
Priester gefragt, sonst wären sie nicht dazugekommen.
Und rechne nur die Jungfrau von königlicher Abstammung,
wie du gelesen, die sich vierzehn Jahre in eine Höhle
verkrochen, ohne jemand zu sagen wohin, und sie hatte in
derselben nichts getan als nur gebetet. Das sind lauter
Privatübungen gewesen, so auch diese. Aber ihr tut es im
Bereich der Kirche, und ihr braucht auch keine
Beglaubigung von einem Priester. Fürchte dich nicht! Um
was ihr innig anhaltet, was nicht gegen den Willen
Gottes ist, das bekommt ihr. Ihr tut keine Bitten
umsonst!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
832 Am 23. und 28. Mai 1907
Jesus am 23.
Mai 1907: „Sage N., sie sollten mit aller
Entschiedenheit dahintergehen, denn ein Brief mache
keinen Eindruck, wandere in den Papierkorb und es wäre
abgemacht. Sie sollen sagen: ‚Du willst uns was
vormachen, wisse, daß du uns nicht täuschen kannst. Du
erfüllst deine religiösen Pflichten nicht, und wo
glaubst du hinzukommen mit deiner Gesellschaft?‘ Werden
diese für dich vor Gericht gehen? Wer nicht glaubt, ist
schon gerichtet und verdammt in diesem Leben. Alle deine
Geschwister sind auf gutem Weg. Du willst allein ins
Verderben gehen? Jetzt haben sie ihn unter den Augen.
Sie sollen die Gelegenheit benützen. Ich bin nicht
gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Sie sollen nichts danach fragen, wenn es Verdruß gibt.
Ihre Pflichten müßten sie tun.“
Jesus am 28.
Mai 1907: „Sage den Schwestern zu ihrem Jubiläum,
sie könnten Mir keine größere Freude machen, als daß sie
fortführen, sich so mit den treuen Kindern in der Welt
zu vereinigen, denn ihr Orden wäre ja der Heiligen
Familie geweiht, und Ich wollte ja gerade durch die
Jungfrauen die entarteten Familien in der Welt wieder
emporbringen. Sie möchte doch alle ihre Untergebenen
anleiten, über alle Ängstlichkeiten wegzugehen, denn sie
könnten gar nicht glauben, was das vereinigte Gebet der
Klosterfrauen mit Meinen treuen Kindern in der Welt für
eine Macht hat über das Herz Gottes. Dem ist es
zuzuschreiben, daß Mein Zorn noch nicht losgebrochen ist
und nicht losbrechen kann. Sie sollen so fortfahren.
Schon viele ihrer Schwestern sind vor Mein Angesicht
gelangt, und Ich gebe der N.N. das Versprechen, daß sie
also bald vor Mein Angesicht gelangt, sobald sie die
Hülle abgelegt hat. Sie soll sich freuen auf ihren
Heimgang.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
833 Am 29. Mai 1907
„Ich zähle nicht, Ich wäge nicht, Ich
verzeihe, und die Güte Meines Herzens ist so groß, Ich
rechne nur mit der Liebe.“
Barbara: Als
ich von der Kommunionbank zurückkam, war ich von der
achttägigen Krankheit so matt und schwach, aber noch ehe
ich niederkniete, sprach der Herr schon so überzeugend,
daß ich denken mußte, es ist der Herr:
Jesus:
„Ängstige dich nicht wegen deiner sonderbaren Krankheit,
die vergeht wieder, wie die Zeit vorüber ist, denn du
sollst wissen, daß du mitfühlen mußt, und ihr alle, daß
ihr mitfühlen müßt die Leiden Meines mystischen Leibes,
denn die Kirche feiert in dieser Zeit das Fest Meines
heiligen Fronleichnams, das ist das Fest Meines
Fleisches und Blutes, und das wird von Millionen von
Menschen zertreten. Da muß es Glieder Meines Leibes
geben, die das mitfühlen. Daß du dein Blut in
beständiger Wallung fühlst, das ist nur das Mitgefühl
von Meinen Leiden.“
Barbara: „O
Herr, ist es denn möglich, daß Du, der große Gott
Himmels und der Erde, zufrieden sein kannst mit solchen
Geschöpfen, wie wir sind, mit all den
Unvollkommenheiten, die wir an uns haben?“
Darauf sagte der Herr so beruhigend und
lieb:
Jesus: „Recht
hast du schon, erwecke nur einen Akt der vollkommenen
Reue. Es ist wahr, Ich habe vieles an euch zu rügen,
aber wo soll Ich Mich hinwenden? Ich zähle nicht, Ich
wäge nicht, Ich verzeihe, und die Güte Meines Herzens
ist so groß, Ich rechne nur mit der Liebe. Die Liebe hat
euch Menschen in das Dasein gerufen, und um geliebt zu
werden, habe Ich euch erschaffen. So sind alle Menschen,
wie ihr seid. Wo soll Ich Mich also hinwenden? Ich
verlange von euch eine tiefe Demut, daß ihr euch immer
recht verdemütigt.
Und jetzt glaube, was Ich dir sage: Sage
es allen Meinen Dienern und Dienerinnen, die mit euch in
Verbindung stehen, daß das, was Ich dir gestern abend in
der Mai-Andacht gezeigt habe, Ich dir heute abend wieder
sage, daß dies der Damm ist, den Ich bilden will mit dem
Menschengeschlecht. Seid nicht so engherzig und so
kleingläubig. Erweitert eure Herzen, wenn ihr auch
nichts erfahrt und die Sicherheit von keinem Priester
kommt. Ihr erfahrt es von der Kanzel und vom Heiligen
Vater, daß die ganze Christenheit zum Gebet aufgefordert
wird. Das muß euch genügen.
Es ist mit dem Gebet der Gerechten, wie
Ich dir gestern abend gezeigt habe, wie wenn ein Haus in
Flammen steht und die Feuerwehr stellt sich ringsherum
und gießt Wasser in die Flammen. Ist das Haus auch nicht
zu retten, so dämmen sie doch das Feuer ein, und es
bricht in seinem Herd zusammen. So ist es, wenn viele
gerechte Seelen den Zorn Gottes zu beschwichtigen
suchen. Lassen diejenigen, die den Zorn Gottes
heraufbeschworen, sich auch nicht mehr retten, so werden
doch wenigstens diejenigen gerettet, die sich noch
retten lassen wollen, und das Feuer der Leidenschaft
kann nicht mehr weiter um sich greifen, um auch andere
Seelen zu verführen.
So ist es mit dem Werk. Wer sich
anschließt und auf Meine Stimme achtet, der läßt sich
von dem Feuer der Leidenschaft, welches Satan angeblasen
hat, nicht ergreifen; er bleibt unberührt davon. Auch
diejenigen, welche dasselbe anstreben wie ihr, sind
unbewußt dabei. Nur diejenigen, die hartnäckig sagen:
‚Ich glaube an übernatürliche Dinge nicht, ich lebe
fromm und mache es, wie ich will‘, die rechne Ich nicht
zu dem Werk, weil ein Akt des Glaubens dabei sein muß,
der Glaube, daß Ich es angegeben, daß das Heiligste
Sakrament verherrlicht werden und dadurch die Menschheit
gerettet werden soll.
Das habe Ich durch euch angeregt, und
wer sich aus Eigensinn und Bosheit entzieht, ist nicht
mit einbegriffen und hat die Gnade nicht. Seid nicht
ängstlich, wenn auch Pater Ludwig nicht dabei ist. Ihr
seid im Rahmen der Kirche und befolgt das, was die
Kirche befolgen soll, um das Feuer der Leidenschaft
zurückzudämmen, welches die Hölle angeblasen hat und
wozu sie all ihre Helfershelfer Tag und Nacht
anstachelt. Durch das Gebet wird es zurückgedämmt, wie
bei einem großen Brand, wenn sich die Feuerwehr
darumstellt und fortwährend Wasser hineingießt. Wenn
auch die Gegenstände vernichtet werden, das Feuer kann
nicht fortschreiten. So ist es mit dem fortwährenden
Gebet der Gerechten. Sie dämpfen fortwährend die Bosheit
der Hölle und der Leidenschaften ein; sie können nicht,
wie sie wollen, sie sind gehalten. Daher sind sie nicht
so kühn wie in früheren Zeiten.
Schreibt den Klosterfrauen, wer noch
nicht dabei ist, soll sich dazu tun. O könnte Ich alle
Ordensleute und Priester sammeln bis hinauf zum Stuhl
Petri und herab zur letzten Ehefrau oder Jungfrau in der
Welt, die Mich noch zu lieben suchen im Liebesbund,
damit durch die ganze Welt, bis hinauf zum Throne Meines
Vaters, nur eine Stimme erschalle: ‚Verschone, o Herr,
Dein Volk‘, und ‚O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten
und lieben für alle, die Dich betrüben und nicht
lieben!‘
Sage Meiner Tochter, sie möge sich
umsehen nach einer klugen, demütigen Nachfolgerin, die
es verstehe, den Frieden und die Einigkeit zu wahren
unter den Schwestern, denn Ich werde sie bald abrufen
und an der Goldenen Pforte ihr entgegenkommen mit all
den jubelnden Schwestern, die ihr vorausgeeilt und Mich
schauen, wie Ich bin. Sie brauche nicht ängstlich zu
sein. Durch das vereinigte Gebet wird Mir immer Ersatz
und Sühne geleistet. Die Katholiken scharen sich
zusammen, mag der Feind toben und wüten, er kann nichts
machen. Ich habe schon oft bei dir Zeugnis gegeben, was
die Macht des Gebetes und eines Löwenmutes vermag bei
deinen Vorgesetzten, wie Ich dich an der Hand genommen
und aus ihrer Mitte herausgenommen und vogelfrei
hingestellt, und wenn es nicht anders ist, nehme Ich sie
hinweg. Siehe, wie sie alle geschlagen sind, wenn du ein
entschiedenes Wort redest. Das ist für die ganze Kirche
ein Zeichen, wie sie es machen sollen. Wenn die treuen
Katholiken mit Mut und Entschlossenheit den Glauben
bekennen und hinausziehen unter die gottlose Welt, mögen
sie auch noch so sehr schreien, kein Mensch kann darüber
hinaus. Niemand kann über Meine Macht, und ihr habt
unter euch die höchste Macht. Ihr habt Mich Selbst. All
die ängstlichen Seelen, die so kleinlich sind und nicht
über sich hinwegkommen, sollen beherzigen, was Ich
gesagt. Ich bin mit allen zufrieden, die nur
einigermaßen guten Willen haben.
Schauet auf diese Meine Dienerinnen; sie
sind so unvollkommene Menschen, wie alle unvollkommene
Geschöpfe sind, und doch freue Ich Mich, in eurer Mitte
zu sein. Dasselbe gilt für all die Seelen, wo sie
stehen, für alle Meine Bräute und alle treuen,
gottliebenden Seelen, die Mir noch dienen wollen. Sie
sollen jetzt auf Meine Worte hören und nicht sich selbst
suchen und ihre eigene Befriedigung, sondern sie sollen
sich alle erfreuen in Meinem göttlichen Willen, wie Ich
ihn auch heute wieder kundtue.
Das Gebet ist auch die Ursache, daß das
Wort Gottes feuriger verkündet wird, und daß sie alles
aufbieten, das Volk herbeizuziehen. Ihr Wort allein
brächte nichts fertig, wenn es nicht unterstützt, betaut
und begossen wird mit dem Gebet der Gerechten. Das Wort
zündet, aber das Gebet erlangt die Gnade des
Verständnisses und der Erkenntnis in den Seelen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
834 Fronleichnamsfest am 30. Mai 1907
„Die Menschen müssen erst geprüft und
geläutert werden, denn Ich will Meine Wohltaten nicht an
Undankbare verschwenden.“
Barbara: Der
Herr sagte unter der Prozession, wir sollten alle drei
die Freunde besuchen, die es so sehr wünschten. Wir
sollten ihnen aber schreiben, Er Selbst verböte allen,
uns anders zu bewirten als alltäglich, alles
Übertriebene solle vermieden werden, denn wir dürften
nicht kommen, um Leute zu belästigen, sondern uns in Ihm
zu erfreuen, um gegenseitig unsere Liebe zu Ihm zu
entfachen und zu begeistern, weil Er nichts sehnlicher
wünsche, als daß alle frommen Seelen sich von dem Feuer
mit fortreißen lassen. Denn alle, die sich gläubig
beteiligen am Liebesbund, bleiben unberührt von dem
Gifthauch, der die ganze Welt durchströmt: Unglaube und
Vergnügungssucht.
Jesus:
„Fürchtet euch nicht vor den Strapazen der Reise. Ihr
sollt euch ganz Meinem Willen überlassen. Ich erfülle
eure Wünsche, aber zuerst will Ich eine vollkommene
Vereinigung mit Meinem Willen sehen. Solange man an
etwas hängt, erlangt man es nicht. Die Menschen müssen
erst geprüft und geläutert werden, denn Ich will Meine
Wohltaten nicht an Undankbare verschwenden. Ebenso auch
mit N. Erst muß Ich die Schlacken reinigen und dann,
wenn sie sich ganz gebeugt unter Meinen Willen, führe
Ich ihnen N. wieder zu. Ihr sollt alle Herzen mit
fortreißen und von Meiner Liebe sprechen. Die
Liebesbundmitglieder sollen nur auf euch sehen, ob Ich
euch was erspare.“
Barbara sah in der Prozession, wie wir
in einen Nebel der Gnade ein Stockwerk hoch
hinaufgezogen waren. Barbara sah auch die Angehörigen
von uns, die in Mainz gelebt, auch N. und Schw. Aug.,
und wie alle sich freuten und beim Segen sich so tief
verneigten und anbeteten, während sie die Verwandten,
die außerhalb gewohnt, sich an deren Prozession
beteiligen sah in ihrer Heimat.
Inhaltsverzeichnis Band 6
835 Brief Barbara an Ihren Bischof v.
30. Mai 1907
Der Herr diktierte Barbara einen Brief
an den hochwürdigsten Herrn Bischof und sagte: „Das ist
die Ursache, daß ihr nicht fortdurftet.“
„Hochwürdiger Herr Bischof!
Ich erlaube mir, Ihnen folgende
Mitteilung zu senden, bitte aber um Ihre gütige
Erlaubnis dazu, denn ich halte es für einen großen
Undank, den überfließenden Erguß der göttlichen Liebe zu
verschweigen, womit der Herr vielfach in letzter Zeit
wieder meine arme, sündige Seele überschüttet. In Abgang
eines Seelenführers muß ich mich an Sie wenden, denn die
heilige Theresia sagte, es sei ein sicheres Zeichen, daß
eine Seele vom Geiste Gottes geleitet werde, wenn sie
sich angetrieben fühle, sich auszusprechen. Im Gegensatz
zu dem, was ich Ihnen voriges Jahr zum Fronleichnamsfest
berichten mußte, nämlich, daß der Herr Sich sehr
beklagte über die Unandächtigkeit der gläubigen Christen
bei der Prozession 1906, hat es sich nach den
Mitteilungen aber, die ich heute 1907 hatte, im letzten
Jahre um vieles gebessert. Und zu meiner Freude hörte
ich von meinen Angehörigen, daß man zu Tränen gerührt
gewesen sei, wenn man die innige Andacht, die jeder
Teilnehmer an der Prozession an den Tag gelegt, gesehen
hätte.
Bei dem Engelamt in der Pfarrkirche St.
Ignatius hatte ich das große Glück, mit den Augen meiner
Seele, anstatt der Monstranz auf dem Altare, den Herrn
leibhaftig gegenwärtig zu sehen. O meine Hand ist zu
ungeübt und meine Sprache zu arm, um die Gefühle
auszudrücken, die mein Herz erfüllten. Mit der heiligen
Theresia möchte ich auf die höchsten Berge steigen, ja
die ganze Welt möchte ich durchlaufen und alle frommen
Seelen auffordern, mit mir Den zu lieben, Der allein
alle unsere Liebe verdient. So voller Zärtlichkeit
überschaute Sein Auge die dichtgefüllte Kirche, als
wollte Er sagen: So ist es recht, Meine Kinder!
Als der zweite Segen gegeben wurde,
breitete Er die Arme aus, und jede Hand wurde zu einer
Sonne, deren Strahlen über die ganze Welt dahinflossen.
Der Herr ließ mich erkennen, was dieses Gesicht zu
bedeuten habe:
Jesus:
‚Siehe, wie an finsteren, nebligen Tagen, sobald die
Sonne ihre Strahlen über die Fluren sendet, der Nebel
und die finsteren Schatten weichen müssen und sich in
ihrem Nichts verlieren, so wird Meine Kirche siegen über
alle ihre Feinde. Darum sage deinem Bischof, er möge
dafür sorgen, daß die Worte, welche Ich dir diktiere und
in deinen Schriften niedergelegt sind, eine weite
Verbreitung finden, so wie ihr alle seht, daß keiner
wagt zu spotten bei einem entschiedenen freien
Bekenntnis seines Glaubens, und wie alle, wenn auch
wutschnaubend, zittern vor der übernatürlichen Gewalt,
die ausgegossen ist und nur ausgegossen ist in Meiner
heiligen, katholischen Kirche, weil Ich in eurer Mitte
wohne. Sage ihm, wenn er mit dem heiligen Bonifatius
siegen wolle über den Un- und Irrglauben, der immer
frecher in dieser Stadt sein Haupt erhebt, wie Ich
früher bei einer Fronleichnamsprozession gezeigt, dann
müsse nur fortgesetzt werden, den gläubigen Christen zu
sagen, ihrer Liebe und dem Zuge der Gnade zu folgen. Wie
oft habe Ich dir gesagt, Meine Diener, die Priester,
sollen das Kreuz übergolden, das heißt, sie müssen den
Gläubigen das Leben aus dem Glauben auch lieblich und
angenehm zu machen sich bemühen, nicht nur die
Fronleichnamsprozession, sondern auch die von frommen
Personen und Vorfahren geübten Wallfahrten nach
Marienborn, Gonsenheim usw. zu fördern suchen.‘
Diese zu befördern sei für das gläubige
Volk von großem Nutzen. Es sei für Leib und Seele eine
Erholung und ein Damm auch für die von guten Christen
immer mehr überhandnehmenden Ausschweifungen und
Vergnügen, und welchen Eindruck hinterlasse das gute
Beispiel bei dem armen Landvolk. Es sei eine große
Schmach für Ihn, den Herrn, daß man zugebe, daß Sein
heiliges Kreuz in einem Sack versteckt durch die Straßen
der Stadt Mainz getragen werde an solchen
Wallfahrtstagen und weiter nichts als eine große
Feigheit der Katholiken. Was läge daran, wenn einige
spotten. Eine einzige Seele, die Sein Bildnis mit
gläubigem Herzen betend begleite, erfreue Sein Herz mehr
als alle ungläubigen Spötter Ihm Schmach antun könnten.
Für diese sei die Ewigkeit, dort hörten sie schon auf,
Sein Erlöserbild zu verspotten. Je inniger und enger im
Glauben verbunden wir uns an Ihn anschlössen, desto
kleinlauter müßten unsere Feinde werden.
Jesus: ‚Denn
Ich werde das kleine Häuflein beschützen und den Feinden
Meine Macht zeigen. Ja, Ich werde Meiner Kirche zu Hilfe
kommen, wie Ich dir zu Hilfe kam in dem dir
aufgetragenen Werk, und wenn Ich alle hinwegnehmen
müßte. Habe Ich nicht, um dich der Gewalt deiner
Vorgesetzten zu entziehen, dich auf Meinen Händen
gleichsam hinweggetragen und sie hinweggenommen, weil
sie Meinen Willen, den Ich durch dich ihnen zu erkennen
gab, doch nicht annehmen wollten?
Ich habe deinen Seelenführer nur deshalb
in diesen Schwächezustand versetzt, weil Mein Werk jetzt
durchgeführt werden soll. Nicht wahr, die Ärzte sagten:
‚Er kann nach gewöhnlichem Verlauf nicht mehr leben, er
muß jeden Augenblick sterben.‘ Und er stirbt nicht, weil
Ich es nicht will. Weil man Wunder verlangt, sollen sie
Wunder haben. Ich habe ihm nur den Verstand genommen,
damit du genötigt bist, Meine Worte hier in Mainz, wo du
bist, deinem Beichtvater mitzuteilen; denn die Kirche
von Mainz soll Meine Wunder bestätigen. Durch die
Erlaubnis eurer früheren Vorgesetzten sind Meine Worte
bis zu den höchsten Kreisen der gläubigen Seelen
vorgedrungen. Die Missionsgesellschaft der Deutschen
Frauen und Jungfrauen verdankt ihren Ursprung dieser
Quelle, und alle frommen, gottliebenden Seelen, die
davon schon Kunde erhielten, warten nur noch auf ein
Wort von der Mainzer Kirche, und die Begeisterung und
ein Umschwung zum freudigen Bekenntnis des christlichen
Glaubens steht bevor.
Vor Jahren habe Ich dir gesagt: Im Jahre
1908 sollt ihr euren zweiten Pilgerzug nach Lourdes
machen. Es werden viele sich anschließen und Meiner
heiligen Mutter ihre Danksagung darbringen für die zu
siegen beginnende Kirche.‘
Bei der Prozession sah ich wieder die
triumphierende Kirche sich vereinigen mit uns, aber
immer geschieht das erst, wenn der Dom auszieht. Ich
kann nicht anders denken, als daß die Engel und Heiligen
uns nur beweisen wollen, daß wir armen Menschen hier auf
Erden dasselbe Glück haben, was sie im Himmel so
glücklich macht. Ich fordere Sie auf, aus Dankbarkeit
gegen den im Allerheiligsten Sakrament wohnenden Gott
mit mir das Magnificat zu sprechen. Ja, meine Wonne ist
so groß, daß ich alle Menschen dazu auffordern möchte.
Wer kann uns denn diese Herzensfreude geben? Wer aber
auch kann sie uns nehmen? Keine Macht der Welt! Fort
also mit der Menschenfurcht! Verzeihen Sie, wenn ich
rede wie mit meinesgleichen. Es geht mir wie dem
heiligen Paulus, als er vor dem heidnischen Kaiser stand
und jener ihm zurief: ‚Paulus, du bist von Sinnen!‘
In tiefster Ehrfurcht
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
836 Am 31. Mai 1907
Jesus: „Die
Prozessionen sollten gefördert werden. Die Menschen in
den Städten brauchten hie und da eine Erholung für Leib
und Seele, und das wäre die beste, wenn die Christen
sich öffentlich vereinigen, ihren Glauben zu bekennen.
Ihr sollt direkt nach Aachen reisen und
Luise soll mit Mut an die Pforte gehen und fragen um die
Erlaubnis, Pater Ludwig als seine Schwester zu sehen.
Sie soll allein hingehen und den anderen Geschwistern
berichten, wie sie Pater Ludwig gefunden hat und anderen
Tages abreisen. Ich will, daß ihr zu dritt reist, weil
Ich in eurer Mitte sein will, und die Freude wäre nicht
vollkommen, wenn eine fehlte. Ich will auf dem ganzen
Weg euch begleiten.
Dort, wo ihr hinkommt, sollt ihr Freude
hinbringen und andere sollen sich mit euch freuen in
Mir. Alle eure Gespräche sollen auf Mich gerichtet sein,
auf Meine göttliche Liebe, denn Ich will die treuen
Seelen nur zusammenführen, um Mich in ihnen zu erfreuen
und Mir einige Genugtuung zu verschaffen für den Schmerz
über den großen Undank der Menschen, die Meine göttliche
Natur wegleugnen wollen. Sobald euer Gespräch ablenkt,
soll eine von euch ein Zeichen geben und sagen: ‚Der
Herr ist da!‘ Sage N., solange die Mutter noch lebt und
das Band der Familie so eng geknüpft ist, soll sie sich
allem unterwerfen, bis sie auf eigenen Füßen steht. Dann
könne sie Mir dienen nach Herzenslust.“
Barbara: „Ist
dieser Gottlose gerettet?“
Jesus: „Es
soll sich kein Gottloser darauf berufen und sagen, am
Ende geht es mir doch noch gut. Ihr sollt im ungewissen
bleiben. Seine Frau soll sich ernstlich abwenden von dem
bösen Leben und sich bekehren. Wer einmal Meiner
Gerechtigkeit anheimgefallen ist, der kann auch büßen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
837 Am 1. und 2. Juni 1907
Barbara: Nach
der heiligen Wandlung kam der Herr auf mich zu und hatte
ein Kreuz in der Hand, das einen halben Meter lang und
seitwärts mit einem Dornenkranz umflochten war.
Jesus:
„Dieses Kreuz wirst du tragen dein ganzes Leben lang; es
ist das dir aufgetragene Werk. Der Dornenkranz sind die
vielen Widersprüche und Verdemütigungen, die du für Mich
erduldet hast.“
Barbara:
Zuerst war ich allein, dann sah ich meine zwei
Freundinnen. Sie hatten dasselbe Kreuz, und alle, die
sich anschlossen, hatten ein Kreuz in der Hand.
Jesus: „Hier
umschlingt das Kreuz ein Dornenkranz, aber drüben wird
er sich in Rosen umwandeln und alle Himmelsbürger können
es sehen.“
Barbara am 2.
Juni 1907: „O Herr, aller Welt ist man zum Spott.
Hier heiße ich so, dort so, und dort in meiner Heimat,
was werden sie da sagen?“
Jesus: „Komm,
Ich will dich entschädigen!“
Barbara: Er
zeigte Sich mir unendlich liebenswürdig und lud mich
ein, in Sein Herz einzutreten.
Jesus: „Komme
und entschädige dich, hier bist du nicht verstoßen.
Setze dich hier und sieh dich um.“
Barbara: Es
war ein so prächtiger Saal, daß nichts damit verglichen
werden kann. Alles, was ich sah, war über alle
Beschreibung. Ich selbst sah mich so umkleidet wie in
ein Goldgewand. Und der Herr sagte:
Jesus: „Schau
dich um, was du noch siehst.“
Barbara: Da
sah ich auf goldenem Grund mit weißen Buchstaben unsere
drei Namen stehen und dahinter die Braut Meines Herzens.
Jesus: „Seid
ihr da nicht entschädigt?“
Inhaltsverzeichnis Band 6
838 Am 4. Juni 1907
„An dem Weg des Kreuzes, den sie gehen,
können die Un- und Irrgläubigen sehen, daß dies die
wahre Religion ist.“
Jesus: „Als
Ich ans Kreuz gestiegen bin, war die Kirche klein und
unscheinbar, die Christen mußten sich in Katakomben
flüchten und viele ihr Leben hingeben, um durch ihre
Leiden dem Glauben Eingang zu verschaffen. Als sie sich
aber ermannten und frei und offen ihren Glauben
bekannten, hörte die Verfolgung auf, und Meine Kirche
konnte sich allenthalben ausbreiten. Jetzt ist für Meine
Kirche wieder die Katakombenzeit, die Kirche muß sich
flüchten, wenn auch nicht überall, aber in vielen
Gegenden, wo das neue Heidentum sich die Oberherrschaft
errungen. Das lasse Ich zu, um sie zu läutern und zu
sieben und die Guten auszuscheiden. Wie früher durch das
Blut der Märtyrer die Kirche neue Seelen erobern und zum
Sieg geführt werden mußte, weil Mein Leiden immer
ersetzt werden muß, da Ich Selbst nicht mehr leiden
kann, so muß durch die Leiden und Verfolgungen der
einzelnen Guten Meine Kirche zum Sieg geführt werden und
die anderen Seelen gerettet werden. Werdet darum nicht
irr, wenn Ich euch das Kreuz nicht abnehme.
Saget all den vielen Ordensleuten, sie
sollten ihr Anliegen all zusammen in Mein Herz
verschließen und großmütig handeln, damit sich Meine
Kirche wieder aus den Katakomben herausarbeiten und auf
den Glanzpunkt gestellt werden kann, von dem die
Leidenschaft der Menschen sie herabgezogen hat. Es gibt
noch Länder, wo die Leidenschaft noch nicht so tief
eingedrungen wie in Frankreich, wo der Unglaube die
Oberhand gewonnen. Da will Ich die guten Christen um
Mich zusammenscharen und durch Mich und mit Mir im
Heiligsten Sakrament soll der Sieg beschleunigt werden.
Eure Kreuze sind nur Kleinigkeiten
gegenüber dem überschwenglichen Lohn, den ihr damit
verdient. Denn Ich habe die Engel wie die Menschen Mir
ähnlich erschaffen, daß sie teilnehmen sollen an Meiner
Herrlichkeit. Den Engel habe Ich wegen seiner Untreue
sofort furchtbar gestraft, dem Menschen aber die ganze
Lebenszeit Bedenkzeit gegeben. Da muß nun Meine
Gerechtigkeit sich ausgleichen. Satan muß sehen, wie Ich
es zulasse, daß die ganze Lebenszeit des Menschen er
sich abplagen muß, und daß sein ganzes Leben eine
Prüfungszeit ist. Er muß sich schämen, wenn er sieht,
wie der Mensch die lange Prüfung übersteht, während er,
der hohe, mächtige Geist gegenüber dem armen Menschen,
eine kleine Prüfung nicht bestanden hat.
Tröstet euch mit der unendlichen
Herrlichkeit, die Ich euch versprach. Kein Irr- und
Ungläubiger soll und kann Mir einen Vorwurf machen, als
habe er es nicht verstanden und die Gnade nicht gehabt,
wie ihr Katholiken. Denn die Katholiken bekommen im
Himmel eine Belohnung, worüber die anderen staunen, daß
sie so vorgezogen sind. Das müßten die Katholiken aber
dadurch verdienen, daß sie die einzigen sind, die wegen
ihres Glaubens so hart geprüft werden, damit kein Irr-
und Ungläubiger in der Ewigkeit sagen kann: „Ich habe es
nicht gewußt, daß das die wahre Religion ist!“ Deshalb
führe Ich die Katholiken den Weg, den Ich gegangen. An
dem Weg des Kreuzes, den sie gehen, können die Un- und
Irrgläubigen sehen, daß dies die wahre Religion ist. Das
ist aber auch das Geheimnis, warum ich eure Bitten nicht
sogleich erhöre!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
839 Am 6. Juni 1907
„Daß nur diejenigen gerettet werden, die
sich flüchten unter den Schutzmantel Meiner Mutter.“
Jesus: „Ich
bin wie ein Gefangener in eurer Mitte. Die Fesseln, die
Mir angelegt werden, das ist die Liebe, die aufrichtige
Liebe Meiner Kinder, die Mein Herz umstricken und die es
nicht loslassen. Die Liebe, die Liebe zieht Mich herab.
Ich habe es geschworen, in eurer Mitte zu sein, und Ich
will der Menschheit beweisen, was der Glaube und die
Liebe vermag. Da, wo gläubige Seelen Mir noch dienen, da
strömt der Segen herab auf die sündige Welt. Gläubige
Seelen sind es, die den Zorn Meines himmlischen Vaters
immer wieder besänftigen, und wenn Ich auch teilweise
die Welt strafen muß, wird Mein Zorn immer wieder
besänftigt durch die Liebe Meiner Kinder, und Ich muß
ihn zurückhalten.
Meine Kirche ist das neue Israel. Um
ihretwillen verschone Ich die Welt, und alles, um was
ihr in Meinem Namen bitten werdet, das wird Mein Vater
euch geben. Eine gläubige Seele hat Mein Herz verwundet
mit einem ihrer Haare, das heißt, was sie tut, wenn es
auch noch so gering ist, so armselig, Ich kann ihr nicht
widerstehen, denn Ich bin ein Gott der Liebe. Die Liebe
ersetzt alles, was Meinen armseligen Geschöpfen abgeht
an Tugend und Vollkommenheit.
Darum seid nicht ängstlich, ertragt die
Leiden, die Ich euch zusende. Denn seht, Mein Herz ist
bedrängt, weil so viele Mich hinausstoßen. Ich nehme
Meine Zuflucht zu euch, da will Ich Mich trösten. Ich
habe Meine Kinder zu euch geführt, damit Ich Mich in
euch tröste und ihr euch tröstet in Mir, denn in eurer
Mitte will Ich wohnen. Ihr werdet wohl nicht alles
verstehen, was Ich euch zusende, es kommt aber die Zeit,
wo ihr Mich preisen werdet, wo ihr dann seht, in welcher
Ordnung Ich alles angeordnet habe zu eurem Besten. Und
wie ein milder Regen strömen die Gnaden vom Himmel auf
die Bewohner dieses Hauses.“
Barbara:
Bitte für den Sünder ... O ein ganzer Kreis ist um ihn,
die Engel kämpfen um seine Seele, wo sollen sie ankommen
...
Jesus: „Sie
ist gerettet! (Kranke in Operation) Nur Geduld, Meine
Kinder, sie wird nicht sterben. H.N. habe Ich nicht
umsonst in dieses Haus geführt, weil Mein Auge mit
Wohlgefallen auf ihm ruht. Er wird noch eine große
Wirksamkeit entfalten und Mir viele Seelen zuführen.
O wie viel Gutes wirkt ein gläubiger
Priester (Pater N.). Sie sind Meine rechte Hand und je
mehr der Glaube schwindet unter den Völkern, desto
inniger und gläubiger müssen die Meinigen sich scharen
um Mich, denn nur der Glaube und die Liebe wird siegen,
und wie Ich in Meinem sterblichen Leben der Menschheit
gezeigt habe, daß Ich nur da Meine Gnade ausgegossen, wo
Ich gläubige Herzen gefunden, so wird, solange die Welt
steht, nur der Glaube die Liebe bestätigen.
Fürchte dich nicht, du kleine Herde. Ich
habe dir gezeigt im Jahre 1900 in der Weihnachtsnacht,
daß eine Zeit kommt, wo das gläubige Christenvolk sehr
zusammengeschmolzen ist, und die Zeit ist jetzt
gekommen, und daß nur diejenigen gerettet werden, die
sich flüchten unter den Schutzmantel Meiner Mutter. Du
hast die Christen gesehen unter der Gestalt eines
Kindleins, das heißt, so klein wird das Häuflein der
Christen werden wie das kleine Kind, das sich in den
Armen Meiner Mutter verbarg, und daß diejenigen, die
noch wahre Christen sind, es nur sind, weil sie sich
flüchteten unter den Schutz Meiner Mutter. Aber dieses
kleine Häuflein wird siegen.
Die Eisdecke des Unglaubens, die Ich dir
gezeigt, die sich ausgespannt hat über Meine ganze
Schöpfung, die soll zerschmelzen durch die Liebe Meiner
Kinder. Meine triumphierende Kirche wird sich mit der
streitenden Kirche vereinigen und die Eisdecke
zerschmelzen. Wie im Frühjahr die Sonne die Eisrinde
schmilzt und die Blumen hervorlockt, so werden durch den
Eifer Meiner treuen Kinder die Blümlein der Tugenden die
ganze Welt übersäen und ein neues Leben wird entstehen
und Meine Kirche wird hinaufgerückt werden auf den
Glanzpunkt, von dem sie hinweggerückt ist zu jener Zeit,
wo Meine Kirche reich war und zu viel mit der Welt
liebäugelte. Ich habe sie geläutert, denn jetzt steht
sie tief gedemütigt, weil alle Völker glauben, sie
verachten zu dürfen, denn die Hölle hat viele, viele
Helfershelfer gefunden; aber sie sollen verschwinden wie
der Nebel vor dem Sonnenlicht.
Ich will Meine treuen Kinder
zusammenführen. Ich will einen Freundschaftsbund
schließen, wie Ich ihn geschlossen habe nach der
Sündflut. Ich will mit zwölf armen Fischern die Welt
retten, die Ich hinaussandte in die Welt, denen Ich
versprochen habe, daß die ganze Welt unter ihren
Schritten soll bekehrt werden. Arme und ungelehrte
Fischer habe Ich Mir erwählt. Arme und ungelehrte
Werkzeuge werde Ich Mir erwählen, damit niemand sich
rühmen kann. Ich bin es, Ich, der Herr, euer Gott, und
Ich werde Mein Wort halten, was Ich versprochen. Ich
werde Meine Kirche zum Sieg führen. Obwohl es scheint,
als sei alles verloren, wird alles gerettet sein.
Darum freuet euch mit Mir und feiert
dies Fest mit großer Freude, denn der ganze Himmel wird
sich mit euch freuen. Große Freude wird sein in diesem
Haus, große Freude wird einziehen, wo Ich euch hinführe.
Denn nach tiefer Erniedrigung und Verachtung, die Ich
euch zukommen ließ, will Ich euch auch hinführen unter
gläubige Kinder, damit ihr euch freuen könnt in Mir und
Ich in euch.
Darum werdet nicht irre, wenn Ich gerade
in die Familie hinein große Leiden sende, die Mir treu
dient; denn nur mit tiefen Leiden, nur dadurch können
viele Seelen gerettet werden. Nur das ist der Weg, der
zum Himmel führt, den die Welt nicht verstehen will.
Darum freuet euch und tragt euer Kreuz gerne ... Ja,
wahrhaftig, Ich bin gut!“
Barbara: „O
es ist zuviel, ich kann das Glück nicht fassen. O mein
Jesus, habe Erbarmen. Wir sind alle in Seinem Herzen
eingeschrieben. Wir sind alle hineingesenkt in Sein
heiligstes Herz, in diese Wohnung, in diese glückselige
Wohnung. O ihr alle, dankt doch meinem Jesus. Wie
unendlich gut bist Du!“
Jesus: „Ja,
weil Ich Meine Freude habe an den Menschenkindern! N. –
Ich segne ihn, er bekommt noch eine große Wirksamkeit
hier, und durch die gläubigen Priester hier entfaltet
sich ein großer Segen, der bis zum Ende der Welt
bestehen wird, weil ihr Geist sich fortpflanzt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
840 Herz-Jesu-Fest am 7. Juni 1907
„Meine Kirche muß aus den Katakomben des
neuen Heidentums herausgearbeitet werden und auf den
Glanzpunkt gestellt werden.“
Barbara: In
N. sah ich während dem Gesang der Schwestern, wie Sein
Segen sich ausbreitete über ein Haus, wo gute
Vorgesetzte sind. Wie Er die Menschen segnet mit
zeitlichen Gütern, so eine Ordensgemeinschaft mit
zeitlichen und geistlichen Gütern zugleich, wenn die
Vorgesetzten die Untergebenen nach Seinem Willen leiten.
Der Herr zeigte mir eine goldene Treppe, da stand ein
Priester darauf und hatte drei Stäbe in der Hand. Er
ging voraus, dann die Oberin und alle Schwestern Schritt
für Schritt hinauf.
Jesus: „Den
guten Priester gab Ich ihnen ins Haus, um ihnen damit
eine Gnade zu erweisen und eine Belohnung für ihren
frommen Sinn. Siehe, wenn gute Vorgesetzte
zusammenwirken, führen sie Schritt für Schritt die
Seelen, die mit ihnen verbunden sind, voran. Die drei
Stäbe sind die evangelischen Räte, an denen er die
Seelen vorwärtsbringt, und es schließen sich viele
Weltleute an. Durch das gute Beispiel der Schwestern
fühlen sich andere angezogen, Mich zu lieben. Dies ist
das Geheimnis Meiner Liebe.“
Barbara: Und
ich sehe einen milden Regen sich ausbreiten über die
ganze Stadt und das ganze Land.
Jesus: „Die
Eisdecke muß wieder durchbrochen werden, Meine Kirche
muß aus den Katakomben des neuen Heidentums
herausgearbeitet werden und auf den Glanzpunkt gestellt
werden, von dem sie hinweggerückt ist. Darum keine
Menschenfurcht, keine Ängstlichkeit. Das sind lauter
Fäden, welche die Seele an sich hat, womit der böse
Feind anbinden kann und die Seele rückwärts zieht.“
Barbara: Und
der Herr zeigte mir eine Seele, die aussah wie eine
Feuerkugel. Und Er sagte:
Jesus:
„Siehe, das ist eine Seele, die keinem Glaubenszweifel
und keinen Skrupeln Einlaß verschafft, die alles gleich
abschneidet mit ihrem tieflebendigen Glauben und ihrer
allumfassenden Liebe zu Mir; Satan alle Eckchen
abschneidet und abschließt. Ihre Seele ist rund wie eine
Feuerkugel und nirgends kann Satan Eingang finden.“
Am Herz-Jesu-Fest durfte Barbara sehen,
wie die Namen sämtlicher Bewohner des Hauses im Herzen
Jesu eingeschrieben waren.
Jesus: „Die
Menschen sind wie eigensinnige Kinder. Wenn ein solches
Kind eine Frucht sieht, die mit Gift gefüllt ist, so
schreit es danach und will sie haben. Aber die Mutter,
die weiß, daß es nicht gut für das Kind ist, läßt es
schreien und gibt sie ihm nicht. So mache Ich es mit
euch. Ihr meint oftmals, daß euch etwas gut ist, und es
ist Gift für euch. Deshalb gebe Ich es euch nicht. Ist
es denn ein größeres Wunder, daß Ich in einem Tabernakel
aus Holz oder Stein Mich aufhalte, als daß Ich in eine
Seele hinabsteige, die doch Mein Ebenbild in sich trägt?
Als Ich Mein dreijähriges Lehramt antrat, da besuchte
Ich nochmals alle Meine lieben Freunde und sprach zu
ihnen von Meiner Sendung. So sollt ihr euch freuen in
Mir und Ich in euch, in all den gläubigen Seelen, zu
denen Ich euch führe.
Ich segne Herrn N., er wird noch eine
große Wirksamkeit hier entfalten. Durch gläubige
Priester hier wird sich ein solcher Segen entfalten, daß
er bis zum Ende der Welt bestehen bleibt, weil ihr Geist
sich fortpflanzt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
841 Tag vor Herz-Jesu-Weihefest am 8.
Juni 1907
„Der Mensch, der noch das Ave betet,
ruft Mich an zu seiner Todesstunde, der kann nicht
verlorengehen, und wenn es der größte Sünder ist.“
Jesus:
„Morgen, morgen wird Meinem Herzen die ganze Welt
aufgebunden. Für die undankbaren Sünder sollst du
sühnen.“
Der Herr tauschte mit Barbara Sein Herz,
und sie fühlte einen großen Schmerz, wie wenn es
wirklich so wäre.
Barbara: „Ja,
ich habe nichts, ich habe nichts als meine Armseligkeit
und Sündhaftigkeit. Ich weiß wohl, ich bin der
undankbarste Mensch, den die Erde trägt, weil Du mir
schon so viele Beweise Deiner Liebe gegeben, und wenn Du
aufhörst und Dich zurückziehst, bin ich die alte, arme
Sünderin. Deshalb habe ich ein so großes Mitleid mit den
Sündern. O mein Jesus, Barmherzigkeit! O Herz Jesu, gib
uns Seelen.“ Es folgen lange Aufopferungen.
Jesus: „Ja,
ja, Meine Kinder! Aufgebunden ist Mir die ganze Welt,
all die armseligen Geschöpfe, die nur Spott und Hohn für
Meine Liebe haben, ihnen soll Ich Meine Wohltaten
spenden, sie soll Ich dulden auf Meinem Herzen. Helfet
Mir, den Undank sühnen, Meine Kinder!“
Barbara:
„Nimm hin all die unschuldigen Seelen der ganzen Welt,
die alle Kämpfe durchfechten, ihre Reinheit zu bewahren,
all die Priester und Ordensleute, die ein reines
heiliges Leben führen.“
Jesus: „Ja,
aber nicht alle!“
Barbara:
„Aber doch die meisten, Herr!“
Jesus: „Es
gibt auch solche, die Mich behandeln als ...“
Barbara: „Es
gibt aber auch viele tiefgläubige, heiligmäßige Seelen,
die Dir ersetzen, o Herr. Was soll ich denn machen, o
Herr? Ich bin ja nur eine arme Sünderin, ich umfasse die
ganze Welt mit den Armen des Gebetes, daß, wenn es
möglich wäre, ich alle retten und sie auf meinen Händen
Dir zuführen würde. Es ist aber nicht möglich, weil Du
dem Menschen den freien Willen gegeben hast. Ich
bedauere es sehr, daß dies, Dein edelstes Geschenk, so
mißbraucht wird. Du wolltest Deine Liebe vervielfältigen
und Deine Liebe wird mit Füßen getreten. O wie lieb, wie
gut bist Du!“
Lied: Hochpreiset meine Seele ...
Barbara sah den Herrn beständig in
Seiner heiligen Menschheit. Glückseliger Tag für uns,
ein Ozean voll Liebe tut sich auf und darin soll die
ganze Welt verborgen sein.
Jesus:
„Leistet Mir Abbitte und Sühne! Dafür kannst du auch den
Spott ertragen, den du erdulden mußt. Du armes Würmchen,
du willst dich krümmen, wenn andere Würmer dich
verspotten und verachten. Siehe hier die Majestät eines
Gottes, der Sich gewürdigt hat, auch ein armes Würmchen
zu werden. Siehe, wie Er Sich muß verspotten lassen, und
du willst dich krümmen, du armes Würmchen?“
Barbara:
„Nein, o Herr, komm nur, ich will den Spott nicht
achten.“
Jesus: „Ja,
so sprichst du heute. Morgen, wenn Ich Mich zurückziehe,
da schmilzt du wieder in dein Nichts zusammen, um dich
beeinflussen zu lassen. Vor allem, Meine Tochter, muß
dein Herz eine Feuerkugel werden.“
Barbara: „Ja,
Herr, wenn Du mich heimsuchst, dann kann ich alles
ertragen, dann möchte ich mich unter die Füße aller
Menschen legen. Siehe, ich erinnere Dich an die drei
Stunden am Ölberg, wo Du alles an Deinem Geist
vorüberziehen ließest, was der Undank Dir zu leiden
machte, wo Du vor Angst Blut geschwitzt hast. Ich aber
bin nur eine arme Sünderin und da kommt noch der Einfluß
von Satan dazu und mein eigenes Fleisch, meine
nichtsnutzige Natur; kein Wunder, wenn ich da wieder
zweifle. Ja, Herr, Du mußt Geduld haben. Siehe, was ich
versäume, müssen andere ersetzen. Ich danke Dir, daß Du
Wort gehalten hast. Diesmal hast Du mich nicht
getäuscht. Verzeihe mir, wenn ich manchmal schwarzsehe.
Ich habe Dir nicht getraut! O ich danke Dir im Namen
aller Einwohner, ich bringe Dir all ihre Herzen. Die
ganze Nacht will ich sie Dir aufopfern für all die
undankbaren Menschen, da wollen wir uns vereinigen, und
wenn beide Herzen zusammenschlagen, geht es leichter.
Nimm hin mein Herz, gib mir das Deine. Laß beide Herzen
ein Herz sein. O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und
lieben für alle, die Dich betrüben und nicht lieben.“
Barbara sieht die triumphierende Kirche.
Barbara: „Ich
danke Dir, o Herr! Ja, diese sind reine Geister, und ich
freue mich mit Dir. Das ist die triumphierende Kirche,
der dritte Teil der ganzen Kirche, denn Du hast Deine
Kirche in drei Teile geteilt: die streitende, leidende
und triumphierende Kirche. Darum, o ihr heiligen Engel,
ihr Cherubim und Seraphim, entflammt unsere Herzen.“
Die himmlischen Geister bedauerten
Jesus, daß Ihm die Last der ganzen Welt aufgebunden, und
vereinigten sich mit uns, dem Herzen Jesu Ehrfurcht,
Liebe und Sühne zu erweisen.
Jesus: „Ja,
siehe Meine Tochter! Das ist der Austausch Meiner Liebe!
Wärest du stolz gewesen heute abend, als Ich dich rief,
dann hättest du diese Gnade nicht. (Barbara, die in der
ersten Bank der Kapelle kniete, eilte auf ein Zeichen
des Herrn hin mit Blitzesschnelle vor den Tabernakel und
kniete dicht bei den Stufen.) Freilich ist es eine
Verdemütigung für dich, wenn du dich den neugierigen
Blicken preisgeben mußt, aber dann mußt du nicht irre
werden, wenn eine zweifelt. Da ist die Kugel noch nicht
rund. Daran mußt du dich nicht stoßen.
Dich habe Ich schon lange vorbereitet.
Du mußt sein wie eine gehorsame Klosterfrau; wenn das
Glöcklein ruft, läßt sie alles stehen und folgt. Wenn
Ich dich rufe, mußt du alle Menschenfurcht beiseite
lassen und alles, was unheilig ist in dir, muß
zurücktreten. Ob man so spricht oder so muß dir alles
gleich sein. Kann Ich dir nicht alles ersetzen? Genüge
Ich dir nicht?“
Barbara: „Ja
Herr, Du genügst mir! Ich stehe aber mitten in der Welt,
nicht einmal in einem Kloster, und bin deshalb viel mehr
dem Zweifel und der Kritik ausgesetzt. Du weißt, was ich
erduldet von der Kanzel herab! Weshalb hast Du denn so
wenige Liebhaber? Weil niemand sich verdemütigen lassen
will!“
Jesus: „Bin
Ich nicht um deinetwillen ein Narr geworden, vor den
Mächtigen und Großen als ein Narr verspottet und von
einem Richterstuhl zum anderen geschleppt worden? Für
wen? Für dich, für alle Menschen! Wo will Ich Mich
hinflüchten? Ist es vielleicht ein Märchen, daß Ich Mich
eingeschlossen in den hölzernen Tabernakel? Bin Ich da
nicht nur für euch? Darum hinweg mit den Zweifeln! Warum
ist Meine Kirche so zertreten? Warum ist die ganze Welt
zu einem Bund verschworen, Meine Kirche zu vernichten?
Weil die Glieder Meiner Kirche zu lau geworden sind,
gleichgültig, weil das Glaubensleben leidet. Ich will
aber, was man in der ersten Christenheit, im Mittelalter
geglaubt, auch jetzt noch zeigen, daß Ich es wirklich
bin, Der unter euch wohnt.
Meine Mutter, als Sie Mich als kleines
Kindlein vor Sich liegen sah, mußte glauben. Als Sie Mir
nachfolgte auf den Kalvarienberg, wo Sie sehen mußte,
daß Ich ans Kreuz geschlagen wurde: Obwohl Ich die Welt
erlösen sollte, Mich preisgab den niederträchtigen
Menschen und Mich behandeln ließ wie der gemeinste
Mensch, hat Sie geglaubt. Nur einige Seelen haben
geglaubt, nicht viele. Die meisten, wie Meine Jünger –
auch Petrus, den Ich zum Fels gemacht –, sind geflohen,
auch sie haben der Kritik nachgegeben. Sie wollten nicht
Anhänger sein von einem, der ans Kreuz geschlagen wurde,
nicht an einen Gott glauben, der Sich ans Kreuz schlagen
ließ; sie wollten nicht so töricht sein.
Die Welt soll gerettet werden, und Ich
habe Mir ein auserwähltes Volk geschaffen, das ist Meine
heilige Kirche. Durch diese soll die Welt gerettet
werden. Da muß es auch törichte Menschen geben, die sich
als Narr erklären lassen. Mit ihnen will Ich aber
verkehren, und um ihretwillen will Ich andere
herbeiziehen und durch die tiefgläubigen Seelen, die
glauben, daß Ich mit Menschen verkehre und zu ihnen
rede; denn Ich habe Mich immer der Menschen bedient und
durch sie Mich kundgetan.“
Barbara: „Ja,
mein Jesus, wir glauben, wer könnte einem das Glück
geben? O wie bedauere ich die Menschen, die nicht
glauben können, und ich habe zu viele Beweise an den
Sterbebetten meiner Lieben. Welch ein Gegensatz im
Sterben zwischen einem gläubigen Christen und einem
gottlosen Menschen, in dem Du nicht wohnst. Ich
verspreche Dir, o Herr, daß ich mich preisgebe dem
Gespötte aller Menschen, wenn ich nur Dir gefalle. Ich
will, wenn es Dir so gefällt, die Nacht opfern. O Herr,
Du mußt doch ein großes Wohlgefallen an den Bewohnern
dieses Hauses haben, denn ich habe Dich nicht
herbeigezogen und für mich bist Du nicht gekommen.“
Jesus: „Du
hast Mich herbeigezogen, Ich bin für dich gekommen und
auch, um die Meinigen zu trösten. Meine Kinder, fraget
die Kritiker, warum sie es nicht begreifen können. Ei,
weil es fehlt am kindlichen, demütigen Glauben!“
Barbara: „O
Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für alle,
die Dich betrüben und nicht lieben! Unaussprechlich ist
das Glück meiner Seele, o Jesu!“
Jesus: „Ja,
was hast du jetzt noch zu wünschen?“
Barbara:
„Nichts mehr, als daß allen Menschen das Glück zuteil
werde. Ich möchte mein Herz in so viele Teile zerteilen,
als es Menschenherzen gibt, um Dir alle zu bringen. Das
ist der Himmel, das ist der Himmel! Eine endlose
Glückseligkeit! Es ist zwar wenig, was ich tue und so
unvollkommen, aber doch in Vereinigung mit Deinen
Verdiensten wertvoll. Du willst es ja so, Du bist ja
zufrieden mit Deinen armen Würmchen. O welch eine
Glückseligkeit! Das ist der Austausch der Liebe!“
Jesus: „Ja,
das ist so! Die Flammen schlagen zusammen und entzünden
sich gegenseitig. Darum ist der Segen, der sich
ausbreitet, was Ich versprochen habe durch Meine kleine
Dienerin. Diejenigen, durch die Ich spreche, dürfen
nicht denken, was werden diese und jene sagen; sie
müssen klein sein. So war Meine Dienerin, der Ich Mein
Herz zeigte. Ich will geliebt werden, Ich bin ein
eifersüchtiger Gott, denn die Liebe hat euch erschaffen,
die Liebe hat sich vervielfältigt in euch, und weil
viele, viele Mich nicht lieben, darum verlange Ich eine
feurige Liebe von euch, Meinen liebsten Kindern.
Deshalb bin Ich gekommen, Mich euch
mitzuteilen, und nun bete nur weiter. (Barbara betete
dann wieder weiter im Rosenkranz und nach jedem Gesetz
sprach der Herr wieder.) Erinnere dich an die
Verheißungen, die Ich durch Meine Dienerin, Margareta
Maria Alacoque, gegeben: Sie werden die härtesten Herzen
rühren, unauslöschlich werden sie in Meinem Herzen
eingeschrieben sein. Vergeßt nicht den Abend, den Ich
bei euch in eurer Mitte zugebracht. Erinnert euch an die
Liebe eures Gottes; denn nur ein paar Jährchen, und
alles wird sich erfüllen, was Ich dieser gezeigt. O eine
unaussprechliche Glückseligkeit. Fragt sie, ob sie noch
einen Wunsch hegt. Sie wird euch antworten: Nein, keinen
anderen, als Mich so zu besitzen durch die ganze
Ewigkeit. Ja, das ist ein Vorgeschmack von dem Glück,
das Ich euch allen bereiten will. Glückselig bist du,
weil du geglaubt hast!“
Barbara: „O
Herr, gib doch allen einen Strahl des Lichtes und der
Gnade, die in diesem Hause wohnen, ja allen Priestern
der ganzen Welt, allen Ordensleuten, allen keuschen,
reinen Seelen, die im Strudel der Welt stehen. Denn
siehe, Herr, die kleinen unschuldigen Kinder, mit ihnen
wollen wir uns vereinigen, sie bringe ich Dir dar, sie
sollen Dir Ersatz und Sühne leisten für die undankbare
Menschheit. Klein, verschwindend klein ist die Zahl
derjenigen, die Dich wahrhaft lieben, ohne Zweifel und
Hinterhäkchen lieben, ohne Eigennutz. Uneigennützig muß
die Liebe sein; man muß sich nicht selbst suchen. Ja,
das hast Du mir gezeigt. Ich lege Dir zu Füßen die
Herzen aller Menschen in der Welt, besonders die Herzen
der treuen Seelen, die an Dich glauben und hoffen und
mit mir Dich von ganzem Herzen zu lieben suchen. Sie
alle sollen Dir Ersatz und Sühne leisten für diejenigen,
die Dich nicht kennen und aus der Welt und den Herzen
hinausschaffen möchten.“
Dann kam die liebe Mutter Gottes.
„Liebe Mutter! Es ist heute Samstag. O
nur eine Bitte. Mache doch, daß die Herzen all
derjenigen, in deren Mitte Du uns geführt, vereinigt mit
unseren Herzen, dem liebenden Herzen Deines Sohnes
entgegenschlagen. Ein Austausch von Liebe soll bestehen,
eine Gemeinschaft, ein Herz und eine Seele, wie vormals
die Christen in den Katakomben.“
Maria: „Die
Kirche ist in Fesseln geschlagen. Das neue Heidentum
will Meine Kirche in die Katakomben schlagen. Ihr, Meine
Kinder, müßt durch eure Liebe die Eisdecke durchbrechen,
daß sie wieder aufblühen und sich ausbreiten kann über
all den Unglauben und die Gottlosigkeit der Welt.“
Barbara: „O
liebe Mutter! Welches ist Dir der
schönste Titel, der angenehmste? Wie können wir Dein
Herz am meisten erfreuen?“
Maria: „Ich
will es euch sagen, Meine Kinder: Begrüßt Mich mit dem
Gruße, mit welchem Mich der himmlische Vater, Mein
geliebter Sohn und Mein allerreinster Bräutigam, der
Heilige Geist, Mich begrüßen ließ durch einen Seiner
höchsten Geister: ‚Gegrüßet seist du, Maria!‘ Das ist
der einfachste Gruß, der Mir am meisten gefällt.
Und was dein Bischof dir gesagt hat, das
sage Ich dir: Wer mich begrüßt durch das Ave – und sage
es allen Priestern, daß sie es verkünden –, der Mensch,
der noch das Ave betet, ruft Mich an zu seiner
Todesstunde, der kann nicht verlorengehen, und wenn es
der größte Sünder ist. Ich werde ihm, und wenn es im
letzten Augenblick des Todes ist, zu Hilfe kommen, eine
Reue in sein Herz einflößen und seine Seele retten.
Dieses hat mir Mein Sohn versprochen, weil ich Seine
Mutter bin, weil Ich so vieles mit Ihm gelitten habe.“
Barbara: „Die
Liebe, die Liebe, ich bin berauscht von Deiner Liebe!“
Barbara sieht das heiligste Herz Jesu
gleich einer Sonne. Die Sonne breitet sich aus, ihre
Strahlen nach allen Richtungen hin. O welch glückselige
Stunde. Um ein paar Seelchen willen, denn klein ist die
Zahl derjenigen, die Ihn noch wahrhaft lieben, und um
ihretwillen vergißt Er den Undank aller Menschen, den
Undank aller Welt.
Inhaltsverzeichnis Band 6
842 Herz-Jesu-Weihefest am 9. Juni 1907
„Nach Meiner Auferstehung war Meine
Mutter die Einzige, die das Glaubensleben aufrecht
hielt.“
Barbara sah, wie der Heilige Vater und
die ganze katholische Geistlichkeit dem Herzen Jesu
Seine Herde gebracht, und Sein Herz wurde so weit wie
die ganze Welt. Wir alle waren darunter, aber auch, die
nicht glauben und Ihn mit Füßen treten. Und ein Kampf
entstand in Seinem Herzen, aber die Liebe der Gläubigen
siegte, und zuletzt waren sie wie vernichtet.
Jesus: „Wie
war es zu Meinen Lebzeiten? Ihr alle, die Ich dazu
führe, müßt das Leben Meiner heiligen Mutter jetzt
verwirklichen. Ihr müßt in den tieflebendigen Glauben
eingehen, den Meine Mutter haben mußte von Anfang bis
zum Ende. Als Ich geboren war, was mußte Sie für einen
Glauben entfalten, daß Ich Gott sei, als armseliges
Geschöpf. Und als Ich nach Ägypten flüchten mußte, hätte
Sie denken können, ja, soviel Gewalt muß doch Gott
haben, daß Er Sich schützen kann vor einem armseligen
Menschen. Und als Sie Mir nachfolgte auf den
Kalvarienberg, erlebte Sie nichts als Spott und Hohn. Wo
waren denn die gläubigen Seelen? Wo waren Meine Jünger?
Nach Meiner Auferstehung war Meine Mutter die Einzige,
die das Glaubensleben aufrecht hielt. Darum sollt ihr
nicht irre werden, wenn alles abfällt und nicht glauben
will. Bei Meiner Lebzeit sagte jeder, es wäre eine Macht
von Mir ausgegangen, und doch habe Ich nichts
fertiggebracht.“
Vor dem Gnadenbild in St. Kilian sah
Barbara zwischen acht und neun Uhr morgens Pater Ludwig
wie auf dem Leichenbett liegen. Wir aber redeten es
Luise aus und sagten, das käme nur daher, daß ich nach
dem Besuch bei ihm immer wiederholte, er sei wie ein
armes Kruzifixbild.
Inhaltsverzeichnis Band 6
843 Am 13. Juni 1907
Morgens in der Wallfahrtskirche zu B.
sagte Barbara zum Herrn:
Barbara: „O
Herr, bin ich denn nicht getäuscht, da andere sagen, daß
sie meinen Beruf nicht haben wollten?“
Jesus: „Warte
bis zur Predigt, da wirst du erfahren, daß du nicht
getäuscht bist und wirst Überzeugung gewinnen.“
Wirklich war die ganze Predigt über den
Unglauben der Zeit, der an alles religiöse Leben das
Messer der Kritik ansetzen will, daß Gott von Anfang der
Welt mit Menschen geredet, mit Adam, Noe, Abraham, Isaak
und Jakob, mit Gedeon, Samuel usw., dann über die
Wahrheit, daß der heilige Antonius mit dem Jesuskind
verkehrt.
Jesus: „Das
ist jetzt eure Aufgabe, daß ihr andere in der Liebe
Gottes befestigt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
844 Begräbnistag Pater Ludwig am 14.
Juni 1907
Pater Ludwig ist am 12. Juni 1907
gestorben. Abends in der Herz- Jesu-Andacht nach dem
Segen sah Barbara ein Zittern in der Luft, und es war
ihr, wie wenn jemand um sie herumflattere. Wiewohl sie
Pater Ludwig nicht sah, hörte sie seine Stimme, die zu
ihr sprach:
P. Ludwig (†):
„Du brauchst nicht mehr zu beten für
meine Seelenruhe. O wie danke ich Gott, und wie preise
ich den Tag, wo ich dich kennengelernt habe; denn durch
die vielen Leiden und Verdemütigungen, die ich von jener
Zeit an zu erdulden hatte, habe ich mir mehr Verdienste
gesammelt als dadurch, daß ich Priester und Ordensmann
geworden bin.“
Barbara sah noch ein leises Zittern in
der Luft, und er entschwand.
Inhaltsverzeichnis Band 6
845 Am 15. Juni 1907
Jesus: „Man
verlangt ein eklatantes Wunder. Alles soll im Glanze vor
sich gehen. Würde Ich an dieser reichen Familie ein
Wunder wirken, da zöge sich der Glanz über den Reichtum
auch im Übernatürlichen hin. Ich will aber die Familie
retten. Die Menschen müssen immer in der Demut gehalten
sein. Ich kann das doch auf andere Weise tun, was sie
durch ein Wunder erwarten, indem sie meinen, es gäbe
einen großen Umschwung in der Familie. Es gibt so viele
arme, unglückliche Familien, wo die Mutter so nötig ist.
Dort Wunder zu wirken, wäre weit angebrachter. Ich weiß
schon, wie Ich es zu machen habe. Diejenigen, welche
dich wegen ihrer verstorbenen Verwandten fragen und eine
günstige Antwort erhalten, tun darum doch aus
Dankbarkeit viele gute Werke.“
Barbara: Der
Herr sagte auch: Frau N. werde Er trotz des kindlichen
Vertrauens, das sie auf Seine Hilfe setzte, die
Gesundheit des Leibes nicht geben, da Er auf diesem Wege
(nicht aber wie wir meinten) die Seelen in den Himmel
führen wolle. Wir alle seien Seine Kinder und müßten
Seine Oberherrschaft anerkennen. Mache Er Frau N.
plötzlich gesund, so verbreite dies in der Stadt ein
Staunen, und man sagt sich: „Ja, die sind reich und
angesehen, und der Himmel nimmt ihnen auch noch die
Leiden weg. Er gibt ihnen auf Erden viele Freuden und
will sie auch noch im Himmel ewig belohnen. Wie geht es
aber uns, den Armen?“
Jesus: „Ich
bin aber ein gerechter Gott, Arme und Reiche sind Meine
Kinder, und Ich reiße oftmals eine Mutter hinweg, wo die
Kinder das Sterbelager umstehen. Frau N. soll sich
freuen und Mir danken, daß Ich ihr dies Leiden
auferlegte, denn dadurch wurde sie Mitglied des
Liebesbundes, und sie und ihr Mann sollen dadurch
gerettet werden für den Himmel.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
846 Sonntag am 16. Juni 1907
„Wenn ihr aber ohne Wunder glaubt, habt
ihr viel größeres Verdienst.“
Barbara: Die
letzten Tage haderte ich mit Gott, weil Er mich in
meiner Hoffnung, die Gesundheit von Pater Ludwig
erflehen zu können, getäuscht hat, und den Unglauben der
Kritiker, die nur auf ein augenscheinliches Wunder hin
glauben wollen, zu bestätigen schien. Doch am heutigen
Sonntag bemächtigte sich meiner eine große Sehnsucht
nach dem Himmel. Ich brauchte nur vor das Allerheiligste
Sakrament zu kommen, und meine Seele zerfloß in Tränen.
Jesus: „Ich
habe euch hingeschickt und getan, was Ich euch gesagt,
daß ihr euch gegenseitig austauschet, um eure Liebe
gegenseitig in Mir zu entflammen. Laßt euch nicht irre
machen. Wenn Ich euch wieder einen Besuch ansage, wo Ich
euch hinschicken will, dann geht nur, denn Ich suche
liebende Herzen. Die Hauptaufgabe ist nicht, daß ihr
Wunder von Mir verlangt. Ich suche nur liebende
Menschenherzen. Im Glauben müßt ihr wandeln, in der
Liebe euch begründen und nur dort auf des Himmels Lohn
hoffen. Weil der Glaube so sinkt, so ist es das größte
Verdienst, wenn man im Glauben wandelt und um
Meinetwillen leidet. Zum Schauen gelangt ihr dann
drüben, dort erfahrt ihr die Überzeugung. Wenn ihr aber
ohne Wunder glaubt, habt ihr viel größeres Verdienst.“
Jesus:
„Alles, was dir gestern und heute mitgeteilt wurde,
sollen alle wissen, die euch gesehen und zu denen Ich
euch geschickt habe auf dieser Reise. Besonders sollen
es die guten gläubigen Priester wissen. An ihnen habe
Ich großes Wohlgefallen, und Ich will sie benützen, die
Ich in Meine Geheimnisse einweihen ließ, daß in jener
Stadt das eucharistische Leben wieder neu emporblühe.
N. soll Frau N. als sein Pfarrkind recht
vertraut machen mit dem eucharistischen Gott und ihr das
Glück schildern, das ihrer oben wartet. Frau N. soll
alle Ängste und Unruhen beiseite legen und Gott danken,
daß Er sie so eng an Sich ziehen will. Und diese
Freudigkeit und die Geduld, mit der sie ihre Leiden
ertragen wird, bringt ihren Mann, der zwar leichtsinnig
in seinem Glauben geworden, aber ein gutes Herz in sich
birgt, zum Nachdenken, und weil er seine Gattin liebt,
wird er gewonnen werden für seine Religion. Auf so einem
demütigen Weg soll in N. das Leben aus dem Glauben
wieder zurückerobert werden. Dazu habe Ich euch
hingeführt und Mich dort in dir niedergelassen zum
Troste aller, die guten Willens sind.
Ich wartete erst bis zum letzten Besuch,
wo Ich euch hingeschickt habe. Dann erst nahm Ich Pater
Ludwig zu Mir, um euch allen zu zeigen, was Ich dir in
deinen Schriften längst mitgeteilt, daß die
Liebesbundmitglieder sich nicht im irdischen Glück und
Wohlergehen erfreuen sollen, sondern den geheimnisvollen
Kreuzweg hier auf Erden wandeln müssen. Dies sollen alle
wissen. Frl. N. muß diesen Kampf durchfechten, denn wenn
sie sieht, daß ihr kindliches Vertrauen doch keine
Erhörung findet, wird sie in ihrem inneren Glaubensleben
sehr erschüttert. Aber gerade in diesem Kampf wird ihre
Seele erstarken und Mir noch einen weiten Umkreis von
Seelen zuführen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
847 Am 19. Juni 1907
„Das alles soll euch zur vollkommenen
Vernichtung und Selbstentäußerung führen, daß ihr von
allem Irdischen los, nur Gott allein anhängt.“
Barbara: Bei
der Wallfahrt in der Gnadenkirche durfte ich Pater
Ludwig schauen. Ich wohnte abends dem Rosenkranz vor
ausgesetztem Höchstem Gut bei und meine Seele flüchtete
sich nah an den Tabernakel. Dort weinte sich meine Seele
aus, während ich laut mitbetete. Auf einmal war es, wie
wenn jemand mich anstößt, und ich sah Pater Ludwig. Ich
sah ihn wie durch einen Schleier oder wie im Halbdunkel.
Er war nicht wie ein Ordensmann gekleidet, sondern wie
ein Kirchenfürst und saß auf einem kostbaren Thron.
P. Ludwig (†):
„Das ist der Weg der Vernichtung. Weine
nicht mehr über den Verlust deines Seelenführers und
gräme dich nicht über die Enttäuschung, denn sie birgt
für meine Geschwister und für alle, die glauben, daß der
Herr dich erwählte, die Liebe zu dem eucharistischen
Gott zu entflammen und neu zu beleben, eine große Lehre
in sich, nämlich die, daß Er Sich dir nicht mitteile, um
die Kinder der Kirche anzulocken, daß sie Wunder von Ihm
verlangen; denn Kranke gesund zu machen, trage Gott, dem
Herrn, nicht so viel Ehre ein, als Seelen heranzubilden,
die mit Ihm den eucharistischen Kreuzweg gehen, also
Seelen, die mit Ihm leiden. Was hat mir mein Leiden
eingebracht?
Vernichtet mußte ich werden, wie mein
Erlöser vernichtet wurde am Kreuz. Diese Vernichtung hat
zwar eine Erschütterung unter all den treuen Seelen
hervorgerufen, aber der Herr wollte dies, um alle
Schlacken und Anhängsel abzustreifen an den Mitgliedern
des Liebesbundes und um ihnen zu zeigen, daß ihr Weg ein
geheimnisvoller, eucharistischer Kreuzweg sei.
Die Vision an Weihnachten, wo der Herr
dir zeigte, daß ich zwar sterben, aber vom Himmel herab
euch beistehen werde, war die richtige. Weil du aber
fortwährend den Herrn um meine Gesundheit anflehtest,
und der Herr dir versprach, alle deine Bitten zu erhören
und du es nur nach deinen Begriffen deutetest, ließ der
Herr dich in deinem guten Glauben, weil du durch diese
Enttäuschung für dich und andere viel verdienen
solltest. Ich danke dir, daß du mich zu deinem
Seelenführer gewählt; denn ich werde, wenn auch nicht,
wie du gewünscht hast, noch einmal das Te Deum als
Danksagung für erlangte Gesundheit, sondern das Te Deum
als Danksagung für die überaus herrliche, himmlische
Glorie mit euch singen. Denn für all die erlittene
Schmach und Verachtung, die ich auf Erden zu erdulden
hatte, weil ich dein Seelenführer war, gab mir der Herr
die Macht, vom Himmel aus dein Seelenführer zu bleiben.
Rufe mich in deinen Bedrängnissen um Hilfe an, und ich
werde dir immer mit gutem Rat zu Hilfe kommen.
Und nun grüße alle meine
zurückgebliebenen Geschwister und sage ihnen, sie sollen
sich nur freuen auf ihren Heimgang. An der Goldenen
Pforte werde ich sie, eine nach der anderen, abholen.
Die ganze Familie habe ich schon gesehen, nur unseren
Bruder noch nicht, der verheiratet gewesen. Sage ihnen,
es sei zwar hart gewesen, den Kampf zum guten Sieg zu
führen, aber unser aller Vorgänger hätte den Weg uns
allen vorausgehen wollen. Es ginge einmal nicht anders.
Haltet euch nicht auf an Kleinigkeiten. Die Hauptsache
ist, daß die Liebe Gottes unter den Menschen gesteigert
und gefördert wird, und daß ihr euch gegenseitig immer
ermuntert, alle irdischen Dinge zu vergessen und nach
dem Himmlischen zu streben. Übersteht nur all die
Prüfungen und horchet nicht auf das, was andere sagen,
als ob der Herr nicht Wort gehalten. Der Herr hat euch
hingeschickt, um euch die Freude zu machen und euch und
die anderen zu stärken und zu befestigen. Jetzt schreibt
ihnen, sie sollten sich nicht irremachen lassen, sondern
sie und ihr sollt über alles das hinweggehen.
Diese Zusammenkunft sollte euch und
allen nur eine Belehrung sein, wie ich euch jetzt
belehre, daß das nicht das Wichtigste ist, daß der Herr
euch befreie von zeitlichen Übeln und euch alles nach
Wunsch und Willen erfüllt, sondern daß ihr immer auf das
Ziel schauen sollt, das der Herr euch gesteckt, mit Ihm
den eucharistischen Kreuzweg zu gehen, und daß ihr hoch
in den Himmel kommen wollt. Über alles andere sollt ihr
hinweggehen.
Deshalb hat Er euch herumgeschickt und
all die guten, treuen Seelen bestärkt und in der Liebe
befestigt, damit sie sehen, wie einfach ihr seid, ohne
etwas anderes zu suchen als Gott, und zum Schluß hat Er
euch den Streich gespielt, mich hinwegzunehmen, wo ihr
doch alles damit bekräftigt habt, daß ich wieder gesund
würde. Damit wollte der liebe Gott euch nur zeigen, wie
all die Zwischenfälle, die ihr anders erwartet habt,
euch nur zum Nutzen und Besten sind, indem ihr über
alles weggeht und auf nichts anderes schaut als auf das
Ziel. Gehet ruhig weiter, ich werde dir öfters Aufschluß
geben.“
Barbara:
„Werde ich denn nicht zu viel glauben, daß mir das in
der Ewigkeit bestraft wird?“
Jesus:
„Niemals wird eine Seele gestraft wegen solcher Dinge,
weil sie zu viel von Gott hofft, als sie eigentlich
erlangt. Das liegt schon in dem kindlichen Vertrauen,
welches man zu Gott haben soll, wenn auch manches nicht
zutrifft, weil man das Verdienst nicht dazu hat. Weil
viele im Glauben so erschüttert worden sind in der
ganzen Welt, weil das so anders geworden ist, deshalb
gibt euch der liebe Gott heute große und viele Gnaden.
Bitte nur!“
Barbara: „So
gib uns alle verstorbenen Liebesbundmitglieder, o Herr,
und alle die Verstorbenen, welche die
Liebesbundmitglieder wünschen, befreit zu sehen, wegen
der großen Verachtungen und Verdemütigungen, daß wir vor
der ganzen Welt als Narren hingestellt werden.“
Jesus: „Ich
schenke euch alle, und wenn sie auch noch so lange zu
leiden haben würden, so groß ist das Verdienst, wenn man
sich ganz vernichten läßt.“
Morgens bei der heiligen Kommunion sagte
der Herr:
Jesus: „Das
alles soll euch zur vollkommenen Vernichtung und
Selbstentäußerung führen, daß ihr von allem Irdischen
los, nur Gott allein anhängt. Ihr Menschen suchet die
Vernichtung nicht, sondern ihr wollt glänzen und die
Genesung von Frau N. wäre ein glänzender Sieg gewesen,
der mehr zum Stolz führte als zur Verherrlichung Gottes.
Ich habe Pater Ludwig, als er noch in seinem guten
Glauben war, den Verstand genommen, damit er nicht
später durch die vielen Leiden, die er zu ertragen hatte
und durch die Einflüsterungen seiner Umgebung wankend
würde in seinem Glauben und so sein Verdienst voll und
ganz bliebe.“
Barbara:
Unter der Litanei der Abendandacht merkte ich, daß der
Herr was sagen wolle. Ich überließ mich Ihm. Der Herr
sagte:
Jesus: „Ich
habe dir Meine liebsten Kinder zugeführt, damit sie sich
in Mir trösten.“
Barbara: Wie
Er dieses sagte, sah ich anstatt der Monstranz Jesus
Selbst und es schossen Strahlen aus Seinem Herzen, wie
die Sonne deren aussendet, und Er sagte:
Jesus: „Sage
Meiner Dienerin, sie soll der Versuchung nicht
nachgeben, daß sie sich zurückziehen will. Sie soll doch
bleiben. O Ich wollte alle Meine Kinder sammeln in der
ganzen Welt. O könnte Ich alle die Obern, die andere zu
leiten haben, herbeiführen, damit sie teilnehmen an
Meiner Liebe. Denn Ich will die guten, treuen Seelen
zusammenscharen zur Sühne und zum Ersatz für die
Undankbarkeit der Menschen, die Mich leugnen. Mit ihnen
will Ich einen Freundschaftsbund schließen, und Ich
verspreche all den Obern, die es glauben können, daß Ich
so gut bin und durch so ein armseliges Werkzeug, wie du
bist, zu ihnen rede, daß keines ihrer Mitglieder auf
Abwege kommt und so schwere Versuchungen zu leiden
bekommt, daß es dadurch auf Abwege kommt. Nur diejenigen
können keinen Anteil haben, die eigensinnig sich Meinem
Wort verschließen, aber wer einigermaßen guten Willen
hat, den führt die Gnade ein und hält ihn, und Ich will
sie leiten, daß sich nichts Menschliches einschleicht,
weil sie sich immer fürchten, Mich zu beleidigen.
Dadurch wird die Einigkeit und der Friede bewahrt, wenn
der Obere sich recht Mühe gibt, die Seelen nach Meinem
Geist zu leiten, und wenn etwas vorkommt, so kommt die
Seele wieder schneller zur Einsicht.
Fürchte dich nicht, ihnen Meine Worte zu
hinterbringen, denn es ist nicht für dich gesagt,
sondern für alle Meine Kinder. Bittet Mich aber nicht,
daß Ich euch das Kreuz abnehme, denn damit müßt ihr
verdienen, aber Ich will euch Mut zum Kreuztragen
machen. (Der Herr zeigte mir Sein Herz als eine große
Wohnung, darin waren viele Ordensgenossenschaften.) Sage
du Meinen Dienerinnen, sie sollten nicht bange sein vor
der Zukunft, vor der neuen Oberin, die gewählt wird;
denn alle sind unter einer Oberin gut geborgen, die sich
von Meinem Geist leiten läßt. Wo es nötig ist, wo sie
strafen muß, muß sie auch strafen, besonders wo
Eigensinn ist, das muß gestraft werden, aber alles mit
Liebe. Eine solche Oberin leitet die ganze
Genossenschaft mit Liebe.
Durch solche geeinigten Genossenschaften
wird über Meine Kirche viel Glanz verbreitet. Daher
kommt es, daß die Geistlichkeit manchmal ganz irre wird,
weil sie sieht, daß keine Zufriedenheit herrscht und der
Geist Gottes nicht recht ausgeübt wird; da ist die
Obrigkeit der Klöster schuld. So schwindet der Respekt,
und die Anhänglichkeit und die Liebe zum Orden leidet,
wenn die Oberin die eine hebt und die andere fallen
läßt. Durch den Zeitgeist ist das Priestertum sehr
eingeschüchtert, und deshalb ist die Menschenfurcht so
groß.
Sie wollen es mit der Welt nicht
verderben, weil sie aus guten Gründen meinen, in der
Güte könnten sie die Kirche halten und zu Ansehen
bringen. Das geht aber nicht. Das Laienvolk muß
einstehen, damit die Priester sehen, daß das Volk vom
Heiligen Geist geleitet ist, und daß nichts dazwischen
steht, was der Kirche zum Nachteil gereichen kann. So
muß und wird sich das durchdrücken; der Feind wird
zurückgeschleudert und eingedämmt durch den Mut der
Gläubigen und deren Entschlossenheit. Es mißfällt Mir
sehr, daß man in N. so handelt und sich zurückzieht.
Gerade dadurch, daß man sich nicht scheut und offen und
frei seinen Glauben bekennt, wie ihr es hier gemacht,
und überall, wo der Geist hindringt, weichen die Gegner
zurück. Gerade die religiösen Genossenschaften, die es
glauben können, das sind auch die, welche ihre Regel gut
halten. Die haben nichts zu fürchten, da kann niemand
schaden, weil niemand sagen kann, daß sie von der Regel
abweichen, denn der Geist führt zur Erhaltung der
Regel.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
848 Am 24. Juni 1907
„Prüfet die Geister, und was gut ist,
behaltet.“
Jesus: „Der
Tod von Pater Ludwig, Meinem treuen Diener, ist eine
Warnung für alle, die Priester und Beichtväter zu leiten
haben. Der Unglaube ist bis zum Altare vorgedrungen. Die
Krankheit und der allzu frühe Tod von Pater Ludwig ist
die Folge einer maßlosen Kritik und fortgesetzter Spott-
und Schmähreden, welche er, weil er von Mainz auf keinen
seiner Proteste eine Antwort erhielt, im Stillschweigen
hinnehmen mußte, und die seinen Geist förmlich erdrückt
haben. Das muß aus Meiner Kirche wieder ausgeschieden
werden, daß jeder Unberechtigte sich die Freiheit
erlauben darf, einen Seelenführer zu quälen wegen seiner
Berufspflichten. Es muß von den Bischöfen das Wort des
heiligen Paulus wieder besser geübt und verstanden
werden: ,Prüfet die Geister, und was gut ist,
behaltet.’“
Abends sah Barbara Pater Ludwig, und er
sagte:
P. Ludwig (†):
„Das ist das Hauptverdienst der
Christen, trotz aller scheinbaren Enttäuschungen, ruhig
weiterzugehen und Gott zu dienen. Das ist der Kampf des
Lebens.“
Jesus während
des Segens: „Was mußte Ich nicht für
Enttäuschungen durchmachen in Meinem öffentlichen Leben.
Was bereitete Ich Mich so gut auf die Auswahl Meiner
Apostel vor, und welche unvollkommenen Werkzeuge waren
sie, die nur darauf aus waren, sich Stellungen zu
verschaffen, und doch waren es unter allen noch die
besten Menschen, die es gab. Man muß daher Geduld haben
mit all den Unvollkommenheiten anderer.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
849 Am 25. Juni 1907
„Deshalb muß gerade das mystische Leben
unter den Gläubigen gehoben und gepflegt werden.“
Jesus:
„Beruhige dich über all das, was vorgekommen ist durch
den plötzlichen unerwarteten Schlag, der euch versetzt
wurde durch den Tod von Pater Ludwig. Schreibe Schwester
N., nicht ein einziger Buchstabe sei Einbildung; alles
beruhe auf Wahrheit, nur erfaßt ihr es nicht. In Meiner
unendlichen Weisheit und Güte sage Ich etwas
Allumfassendes und ihr deutet es zu menschlich aus.
Was Ich am Josefstag gesagt, daß Ich all
eure Bitten erhöre, das ist wahr. Ihr werdet es noch
erfahren, wie Ich euch in N. gesagt habe, wenn alles
herum ist und ihr den Überblick über das Ganze habt. Ihr
seid erhört, aber in dem Sinne, was euch nützlich und
gut ist. Ich sandte euch hinaus, um das Reich Meiner
Liebe zu erweitern. Um euch aber vor aller
Selbstgefälligkeit zu bewahren, weil Ich als Gott nur zu
sehr weiß, wie schwach der Mensch ist, und um euch alles
Verdienst von der mühseligen Reise zu erhalten, habe Ich
die Eigenliebe abgeschnitten. Wenn es so gegangen wäre,
daß Pater Ludwig gesund geworden wäre, so hätte sich ein
Glanz über euch ausgebreitet, und das wollte Ich
verhüten.
Ich wollte zwar das Reich Meiner Liebe
erweitern, aber dadurch nicht die Selbstgefälligkeit
befördern. Das erste habe Ich getan, aber zum Schluß
habe Ich euch den Streich gespielt und Pater Ludwig
hinweggenommen. Es lag nie in Meiner Absicht, Pater
Ludwig körperlich ganz gesund zu machen; Ich wollte nur
seine Seele immer herrlicher und glänzender gestalten
als die eines Kirchenfürsten. Das wollte Ich an ihm
ausführen, und deshalb mußte Ich viel an ihm glätten und
abschlagen. Jetzt aber gebe Ich ihn euch zurück, daß er
euch immer mit Rat und Tat beistehe. Er soll euch immer
begleiten als Bewohner des Himmels. An allem, was er
euch jetzt mitteilt, da sind keine Schlacken mehr daran.
Ich habe diese himmlische Gesundheit gemeint, ihr aber
versteht alles fleischlich. Die Unannehmlichkeiten, die
von dort herkommen, diese glätten sich noch.
Ich lasse etwas vorkommen, daß alle zur
Einsicht kommen und ein großer Umschwung stattfindet.
Die Ungläubigen werden noch glauben. (Barbara bekam eine
große Beruhigung.) Mit all dem menschlichen Elend, das
Ich den einzelnen auferlege, will Ich Mein Reich nicht
zerstören, sondern fördern, denn die Welt kann nur durch
Kreuz und Leiden gerettet werden. Wo soll Ich Mich
hinwenden? Etwa an die, die abgefallen sind? Aber nur
unter den gläubigen Christen ist etwas zu gewinnen, nur
unter ihnen kann Ich das Kreuz aufrichten, das zerstört
ist. Seid darum dankbar! Singet Mir ein freudiges
Magnificat!
Denn dadurch, daß ihr die Enttäuschung
mit solcher Ergebung ertragen habt, habt ihr mehr
gewonnen, als wenn die ganze Genossenschaft, wo Ich euch
hinsandte, mit gläubigem Herzen sich an euch
angeschlossen hätte. Die bekomme Ich doch noch. Aber
dadurch habt ihr im Himmel eine so große Freude gemacht,
daß der ganze Himmel auf solche Seelen herabschaut, die,
wenn sie eine scheinbare Enttäuschung von Gott erfahren,
was sie mit so großem Vertrauen und inniger Liebe von
Gott erwartet haben und Gott ihnen auch darum schuldet,
sich dennoch fassen und darüber weggehen können. Das ist
eine Großmut und ein Heroismus, worüber der ganze Himmel
staunt, daß schwache Menschen das fertigbringen. Damit
ist mehr gewonnen, als wenn es nach eurem Sinn gegangen,
daß alle entflammt worden wären vom Feuer der Liebe. Ich
bringe sie doch noch dazu. Eure Hauptaufgabe und Meine
Absicht ist, daß die guten Seelen sich zusammenscharen,
um den Undank derjenigen zu sühnen, die Meine Gottheit
leugnen, und die Mich als bloßen Menschen hinstellen.“
Barbara:
Pater Ludwig war ganz in meiner Nähe, ich sah ihn wie im
Halbdunkel. Er war so väterlich besorgt, weit mehr als
im Leben.
P. Ludwig (†):
„Weil die Welt so darniederliegt, würde
es gar nichts nutzen, daß ich noch lebte, weil gerade
ich als Opfer sterben mußte, daß es wieder anders
gemacht werden muß von den Oberhäuptern der Kirche, daß
die Priester nicht so gebunden sind. Es muß ihnen mehr
Freiheit eingeräumt werden. Solange nichts Sündhaftes,
Anstoßerregendes vorkommt, hat kein Priester und
Ordensobere das Recht, jemand in seinen Berufspflichten
als Seelenführer zu tadeln. Und weil ich dafür das Leben
lassen mußte, wollte Gott das so, damit es den Obern zu
Gehör kommt, daß sie das ausscheiden müssen.“
Barbara: Der
liebe Heiland, der auch zugegen war, redete abwechselnd
mit Pater Ludwig und sagte:
Jesus: „Was
Ich vor neunzehn Jahrhunderten gewirkt habe, das will
Ich jetzt noch wirken, solange die Welt steht. Wann war
es je nötiger als in eurer Zeit, wo man das mystische
Leben zertreten will. Deshalb muß gerade das mystische
Leben unter den Gläubigen gehoben und gepflegt werden,
und weil sie Pater Ludwig so verfolgt haben mit dem
mystischen Leben, habe Ich sie mit seinem Tode gestraft,
damit sie sehen, was sie angerichtet haben. Das muß
jetzt anders werden. Ich gab Pater Ludwig die ewige
Glorie, und sie haben jetzt den Stachel in sich, daß sie
nicht recht gehandelt haben, indem sie sich, ohne den
Geist zu prüfen und ohne zu untersuchen, nur dem Geist
widersetzt haben und die Werkzeuge, deren Ich Mich
bediente, vernichtet haben. Das muß ausgeschieden
werden. Die Vorgesetzten, Bischöfe, Äbte, Ordensobere
sind dazu gesetzt, daß sie solche Sachen prüfen müssen.
Erst müssen sie den Geist prüfen, ehe sie mit Strafen
und Kritik kommen.
Alles, was vorkommt, all die Schläge
müßt ihr ruhig hinnehmen. Fort mit all dem grübelnden
Schmerz; das sind die Sachen nicht, die Ich will. Wenn
es die Menschen verstünden, sich in den Geist einzuüben,
könnten sie die Freude auch so haben. Deshalb habe Ich
euch eine solche Seele gezeigt in Form einer Kugel, aber
durch die Nachgiebigkeit gegen die Zweifel kommt man ins
Gegenteil hinein.“
P. Ludwig (†):
„Sage meinen Geschwistern, sie möchten
mich doch nicht bedauern. Darin liegt nicht die Größe
einer Familie, daß ein Glanz über sie ausgegossen ist
durch einen glanzvollen Tod. Die Größe liegt darin, in
der Verborgenheit ein gottinniges Leben zu führen. Das
ist viel größer vor Gott als all das, wie sie es meinen,
und sie sollten sich, anstatt sich zu grämen über meinen
elenden Tod, wie sie es meinen, vielmehr freuen, denn
dort am Weltgericht wird ein solches Leben ein
Gegenstand der Bewunderung für alle, die es jetzt nicht
verstehen. Diejenigen aber, die mitvereinigt waren,
werden sich auch die ganze Ewigkeit miterfreuen. Die
wahre Ehre, die ausstrahlt in der Familie, ist, ein
verborgenes, gottinniges Leben zu führen. Am Weltgericht
erst wird sich der Glanz über unsere Familie,
ausbreiten. Was freue ich mich, daß ich mir meine Krone
so verschönern und verherrlichen konnte. Danket mit mir
dafür, denn ich habe eine viel größere Erleichterung,
als wenn ich länger gelebt hätte und noch länger euer
Seelenführer hätte sein können. Die Geistlichkeit hat es
ganz gut verstanden, was du ihnen am Fronleichnamstag
sagen mußtest.“
Jesus: „Von
Mainz muß es ausgehen, das könnt ihr daraus sehen, daß
Ich euch einen anderen Seelenführer gegeben.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
850 Am 27. Juni 1907
Barbara:
Während des Rosenkranzgebetes nach der Andacht, als ich
beim vierten Gesetz war, hörte ich die Stimme von Pater
Ludwig, und er sagte:
P. Ludwig (†):
„Höre auf, ich habe etwas mit dir zu
reden! Sage meiner Schwester, daß sie ungesäumt einen
Brief an N. und an N. schreibt, wie wenn nichts
vorgekommen wäre, und auch einen an einen einflußreichen
Mann in Aachen, daß er es in der Stadt herumsprechen
soll, daß die Patres Not leiden, und sie sollten ein
bißchen mehr für sie sorgen. Denn einer Genossenschaft
vorzustehen und dieselbe darben sehen müssen, ist etwas
sehr Hartes. Sei N. nicht böse und sage meinen
Geschwistern, daß sie Gott danken sollen für den Tod und
für all die Umstände, wie ich gestorben bin, wenn auch
scheinbar ohne Ehre und ohne Ruhm.
Mit dem letzten Sprossen unserer Familie
meiner vier Schwestern wäre ja doch aller Ruhm und alle
Ehre begraben, wenn noch so großer Glanz um die Familie
verbreitet wäre. Der Glanz aber, der uns drüben umgibt,
wenn wir da leuchten wie die Sterne, so leuchten wir
nicht eine Zeitlang, sondern die ganze, lange Ewigkeit.
Erfasset doch, was ich sage, und freuet euch und
bereitet euch vor auf den Heimgang. Freuet euch, daß
solche Dinge vorkommen. Er läßt sie vorkommen, nur um
uns loszuschälen und zu glätten. Ich danke Gott alle
Tage, daß ich dich kennengelernt, weil ich damit so viel
verdient habe. Die Klosterleute müssen sich immer
fürchten, aus ihrem Besitz vertrieben zu werden, wenn
etwas vorkommt, was ein schiefes Licht auf sie wirft.
Seid ihnen deshalb nicht böse, denn sie stehen unter der
Diözesan-Obrigkeit. Wenn die Mainzer anders gesprochen
hätten, wären sie auch anders gewesen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
851 Wallfahrt nach Marienborn
Jesus 29.
Juni 1907: „Das Fest der heiligen Apostel Petrus
und Paulus ist für euch ein sehr wichtiges Fest. Eure
Aufgabe ist, daß die Kirche durch euer Gebet, Opfer und
Leiden unterstützt wird. Opfert Mir nur all den Spott
und Hohn, der euch von allen Seiten zugeschleudert wird,
im Geiste der Buße mit dem Wallfahrtsgang nach
Marienborn für die Kirche. Wie Ich alles vergesse, so
sollt auch ihr alles vergessen. Ich zeige dir, wie gut
Ich bin. Ihr sollt euch für Meine Interessen aufopfern
und mit freudigem Herzen den Gang machen.“
Gleich bei Beginn der Wallfahrt stellte
sich Pater Ludwig ein und begleitete uns. Barbara durfte
ihn den ganzen Tag in unserer Gesellschaft sehen. Er
sagte: Früher, besonders die zwei letzten Jahre, hätte
er sich, auch im Geiste, nicht beteiligen können. Als
einmal die Krankheit angefangen, da hätte er innerlich
viel gelitten, weil er sich nicht aussprechen konnte und
weil ihn die Krankheit so niederdrückte und er nicht
mehr teilnehmen konnte vor Weh und Leiden, denn die
Natur sei zu niedergedrückt gewesen, und er hätte sich
nicht mehr aufrichten können. Jetzt aber dürfe er uns
auf allen Wallfahrten begleiten. Wenn wir einen Rat
brauchten, sollten wir ihn nur immer um Hilfe bitten,
denn er habe ein so großes Vorrecht im Himmel, daß er
uns gleich beistehen dürfte.
Jesus: „Euer
Leben ist das Leben der Kirche. Die blutigen
Verfolgungen habt ihr jetzt überstanden. Danach mußte
die Kirche im Innern mit den Sekten kämpfen, das sind
die inneren Kämpfe im Liebesbund mit denen, die nicht
recht glauben. Geht nur ruhig weiter. Ihr habt ja in der
Predigt gehört, daß die Verfolgungen sogleich die
Beglaubigungen der Kirche sind; das muß euch trösten.
Und heute morgen hast du im Evangelium gehört: ,Das hat
dir nicht Fleisch und Blut geoffenbart, sondern Mein
Vater, Der im Himmel ist.’ Dasselbe gilt euch. Daß ihr
das erkennt, daß die Leiden das Beste auf dieser Welt
sind, diese Erkenntnis kann nur von Gott kommen. Also
braucht ihr euch nicht zu ängstigen. Wer nicht glauben
und austreten will, den lasset nur ruhig gehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
852 Herz-Jesu-Freitag am 5. Juli 1907
„Ihr habt das beste Vorbild an Meinem
Leben und am Leben Meiner heiligen Kirche, mußte doch
auch Ich erst ganz vernichtet werden.“
Barbara: Es
ist keine Kleinigkeit, das Klagen der vielen, bedrängten
Menschenherzen fast täglich, ja stündlich hinnehmen zu
müssen, für eine arme, sündige Seele, die ihr ganzes
Leben mit sich selbst und ihren Armseligkeiten gerade so
zu tun und zu kämpfen hat wie jedes andere Menschenkind.
Aber Gott will es, und so trage ich mein Kreuz weiter
wie seither. Ich hatte mir vorgenommen, mich um niemand
mehr zu kümmern, zu arbeiten an meinem Seelenheil, um
mich ruhiger auf meine Sterbestunde vorbereiten zu
können. Aber der Herr gab mir heute ganz unerwartet
einen Verweis darüber.
Jesus: „Ich
habe in deinen Schriften gesagt, der Liebesbund soll
sich ausbreiten über die ganze Erde, soweit katholische
Christen wohnen, von der letzten Stallmagd bis hinauf
zum Stuhle Petri. Die guten, treuen Kinder Meiner Kirche
müssen sich zusammenscharen im Gebet, um den Gefahren
der Zeit einen Damm entgegenzustellen.
Darum sage allen, die sich an dich
wenden, um Abhilfe in irgendeiner Krankheit oder in
einem sonstigen Kreuz zu erflehen, sie sollen dem ein
,Fiat’ entgegensetzen, das heißt, es geschehe so, wie es
der heilige Wille Gottes ist.
Dies sage auch N. Sie möge doch endlich
einmal anfangen, ihr Gemüt zu beruhigen, und sagen
lernen: „Dein Wille geschehe!“
Der Missionsverein deutscher Frauen und
Jungfrauen muß sich einigen, wenn er nicht zur Schmach
und zum Gespötte der ganzen Welt werden soll. Ehrgeiz
und Neid sind die Ursachen solcher Zersplitterung und
deswegen rufe Ich allen zu: ‚Seid auf der Hut! Frage
jede ihr Gewissen, was treibt mich zu Unruhen? Der
Verein ist von Rom aus bestätigt. Darum macht ihm Ehre!‘
Hütet euch, ihr alle, die ihr etwas mitzusprechen habt,
daß eure Vorgesetzten (die Priester und Bischöfe) sich
sagen müssen: ‚Es war wieder ein Strohfeuer. Es ist halt
das Frauengeschlecht.‘ Nie und nimmer werde Ich zugeben,
daß der Verband in N. sich abtrenne vom Ganzen. Jede
gebe sich zufrieden mit den zum Besten des Vereins
gefaßten Vorschlägen. Eine kluge, besonnene Person als
Leiterin aufzustellen ist gewiß die, welche das gute
Werk ins Leben gerufen hat.
Frl. N. soll dem Priester, der sich
wundern will, daß Verstorbene mit Lebenden noch in
Mitteilungen verkehren, sagen, ob er denn wohl schon
überlegt habe, was der Artikel im katholischen
Glaubensbekenntnis aussage: „Ich glaube an eine
Gemeinschaft der Heiligen.“ Er möge aber weiter beten:
„Nachlaß der Sünden, Auferstehung des Fleisches ...“ Er
werde finden, daß alles Geheimnisse sind, die wir
glauben, weil Gott es gesagt hat.
Was verstehen die Menschen unter
Gemeinschaft? Nicht wahr, ein Zusammenleben. Warum
sollten also Seelen, die uns im Leben nahestanden, sich
uns nicht mitteilen können, da doch die Kirche lehrt,
daß Gott durch Seinen Geist Sich auch der Kirche und
einzelnen Seelen mitteilt. Der sinnliche Mensch
freilich, der nur auf der Oberfläche seines Glaubens
stehen bleibt, kann solchen Verkehr mit den Seelen nicht
verstehen und bezeichnet solchen geheimnisvollen Verkehr
mit ‚Hysterie‘. Sage ihm, Ich ließe ihn bitten, er möge
anstatt zu kritisieren, sich anschließen, und alle
Priester, nicht nur in Aachen, sondern in der ganzen
Welt auffordern, dasselbe zu tun. Denn der Liebesbund
hält die Mitglieder an, gute Christen zu sein, gute
Werke zu üben, besonders das Gebet recht zu pflegen.
Was kann in eurem Zeitgeist ein noch so
gelehrter Priester fertigbringen mit seinen Predigten?
Nichts, wenn es nicht befruchtet und betaut wird durch
das Gebet frommer Seelen. Ein Zusammenschluß ist in
heutiger Zeit unumgänglich notwendig.
Ihr aber, Meine Kinder, braucht euch
nicht zu wundern, wenn ihr keine Hilfe von euren
Vorgesetzten und keinen Fortgang des Werkes seht. Ihr
habt das beste Vorbild an Meinem Leben und am Leben
Meiner heiligen Kirche, mußte doch auch Ich erst ganz
vernichtet werden und jetzt, wo Meine Kirche von der
Erde verschwinden soll – denn so hat es die Hölle und
ihre Helfershelfer geplant – da müssen die Meinigen, die
den Sieg der Kirche wieder erringen sollen, auch an das
Kreuz steigen, gleichsam vernichtet werden. Aber glaubet
nicht, wenn es auch von allen Seiten so scheint, daß sie
untergehen werde; sie wird nur geläutert und gesiebt. So
auch ihr. Zu eurer Verdemütigung kommt manches, was euch
freilich nicht gefällt. Aber jetzt seid ihr in der Zeit,
wo ihr euch als nützliche und brauchbare Werkzeuge
bewähren sollt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
853 Tag des Großen Gebetes am 7. Juli
1907
Barbara: Am
ersten Tag des Großen Gebetes bei der Elf-Uhr-Messe
wurden mir die neuesten Heiligen gezeigt. Sie stellten
sich im Halbkreis im Chor auf und hinter denselben war
der ganze Chor erfüllt mit Heiligen, die sich in Mainz
geheiligt hatten. Diese letzten sah ich nur im
Halbdunkel, aber die anderen neuen Heiligen sah ich
klar, es waren etwa sieben bis acht. Darunter war auf
der linken Seite die vorderste Katharina Emmerich, auf
der anderen Seite Pater Ludwig. Auch die ekstatische
Dominikanerschwester und Gräfin von Droste-Vischering
war dabei.
Pater Ludwig trug eine herrliche Krone
und vorn hatte er noch eine besondere Verzierung an der
Krone. Der liebe Heiland sagte mir, das sei deshalb,
weil er alles hat opfern müssen, sogar seinen Verstand;
das sei ihm so hoch angerechnet worden. Auch wurde mir
gesagt, die Dominikanerin habe es erfleht, daß ihre
Schwestern mit uns in Verbindung seien gesetzt worden.
Als das Te Deum gesungen wurde, trat Pater Ludwig vor in
den Chor und sang kräftig mit, weil er sich an allem
beteiligen darf, des Werkes wegen, wo wir dabei sind.
Auf einmal trat ein Mann vor mich hin
und sagte:
Schell (†):
„Ich bin Professor Schell, der in Würzburg gestorben
ist. Hätte ich es nur auch so gemacht wie du! Du hast
deinen Geist in die Höhen der Gottheit geschwungen, und
ich habe meinen Verstand gebraucht, um zu glänzen. Es
war der Stolz, der mich veranlaßte, mich hervorzutun
durch die Wissenschaften, die den Reichen schmeichelten.
Du hast recht von mir gesagt in deinen Schriften!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
854 Am 8. Juli 1907
„So soll jetzt durch ungelehrte,
einfältige, aber tiefgläubige Seelen die Kirche
hinaufgerückt werden auf den Glanzpunkt.“
Barbara: Beim
Großen Gebet kam wieder Professor Schell (wohl, weil in
Würzburg St.-Kilians-Fest gefeiert wird) und sagte:
Schell (†):
„Deine Schriften kommen von Gott und führen zu Gott, die
meinen kommen aus der Vernunft und führen zum Irdischen,
und wer sie liest, nimmt Seichtes und Leichtes in sich
auf. Sie enthalten viel irrige Lehren, und das Gift,
welches durch dieselben ausgestreut ist unter den
Gelehrten, ist nicht beseitigt, obgleich ich meinen
Irrtum gutmachen wollte und reumütig gestorben bin.
Darum tue mir den Gefallen, deinem Bischof mitzuteilen,
er möge doch alle Bischöfe in ganz Deutschland
auffordern, daß sie alle einstimmig dem Dekret des
Heiligen Vaters an den Wiener Professor Commer
zustimmen, denn der Papst hat die Ehre Gottes im Auge,
die durch das Gift, das durch meine Schriften in die
Herzen vieler Gelehrten eingedrungen ist, sehr
geschmälert wird.
Die Ehrung, die mir durch Errichtung
eines Denkmals zugedacht ist, gilt bei vielen mehr dem
Geiste meiner Schriften, der ihnen in ihrem Leicht- und
Unglauben zusagt, als meiner Person. Ich bin zwar
gerettet, aber wie sehr wünschte ich gutzumachen, was
ich gefehlt habe. Sage dem Bischof, er möge jenem
Nachfolger von mir, der den Glanz und die Würde seines
Vorgängers ins Licht stellen will vor dem Volk, sagen,
er täte besser, zu schweigen und sich ruhig zu verhalten
und sein Urteil dem des Heiligen Vaters in Rom zu
unterwerfen; denn es wäre besser, das Gift
herauszuarbeiten, welches viele Gelehrte in sich
aufgenommen haben, wenn sie es auch nicht zur Schau
tragen, denn alle die Geistlichen, die unter meiner
Leitung gestanden, haben alle etwas Leichtes und
Seichtes in sich aufgenommen.
Ich lasse ihnen sagen, es wäre besser,
die Ehre Gottes zu befördern, die durch meine Schriften
nicht gefördert ist, denn meine Bücher enthalten
Irrtümer, welche ich in meiner Vernunft in meinem Geiste
ausgearbeitet habe, weil ich mehr auf irdische Ehre
zielte. Ich habe es gut gemeint, ich wollte alles
vereinigen, aber ich habe einen großen Mißgriff getan,
der aus einem gewissen Stolz herausgekommen. Es kam
nicht aus Gott, daß ich solchen Mißgriff tat. Besser ist
es, daß mein Name leidet unter der Verdemütigung, welche
durch den Heiligen Vater über mich ergeht, als daß die
Ehre Gottes geschmälert wird. Es muß jetzt darauf
hingearbeitet werden, daß das Gift wieder beseitigt
wird, was die Leser meiner Schriften in sich aufgenommen
haben. Das ist die Hauptsache!“
Abends durfte Barbara lange am Herzen
Jesu ruhen und mit Ihm sehr vertraulich sprechen.
Barbara:
„Warum hast Du uns Pater Ludwig genommen?“
Jesus: „Ich
kenne die Kraft jedes Menschen, des Leibes wie der
Seele. Wenn die Kräfte aufgerieben sind, dann muß Ich
den Menschen hinwegnehmen, wenn Ich nicht ein Wunder tun
will, um ihm zu Hilfe zu kommen. Deshalb mußte Ich Pater
Ludwig wegnehmen, weil alle seine Kräfte aufgesogen
waren durch das Werk. Die Gottlosen überlasse Ich
manchmal ihrer Willkür.“
Dann durfte Barbara Pater Ludwig wieder
sehen und Schwester A. Sie kamen beim Te Deum in den
Chor in ihren Ordenskleidern und waren überaus fröhlich
vergnügt.
Jesus:
„Bischof Brück und Pater Alphons und alle, die
mitzusprechen gehabt haben, hätten sich ihre Glorie sehr
verschönern können, aber weil sie es nicht benutzt,
haben sie alle eine mindere Glorie als Pater Ludwig. Er
hat den Grad der Seligkeit bekommen wie die heiligen
Bekenner, die ein Bußleben geführt, und wie die
Märtyrer, die Blut und Leben eingesetzt haben, und wie
die heiligen Einsiedler, die sich Mühe gegeben haben,
die Kirche zu erleuchten durch ihre Kenntnisse, welche
sie sich in der Einsamkeit der Wüste gesammelt haben.
Das alles hat Pater Ludwig dadurch errungen, daß er das
Werk verteidigt, weil die Kirche so kindlichdemütige
Priester braucht wie zu Zeiten der Apostel.
Dort mußte die Kirche ausgebreitet
werden durch arme, ungelehrte Fischer, welche den Sieg
des Kreuzes erobern mußten über das Heidentum und die
ungläubige Welt. Durch sie mußte das Werk Gottes
ausgebreitet und das Heidentum besiegt werden. So soll
jetzt durch ungelehrte, einfältige, aber tiefgläubige
Seelen die Kirche hinaufgerückt werden auf den
Glanzpunkt, von dem sie durch die Untreue der Kinder
weggerückt worden ist. Da muß man demütig-kindliche
Seelen haben, durch welche das Glaubensleben wieder
angefacht wird. Das war Pater Ludwig. Durch seinen
kindlich-demütigen Glauben hat er sich die Krone
verdient, wie die Priester der ersten Christenheit, die
heiligen Märtyrer, weil er für das Werk nicht nur die
Kräfte seines Leibes eingesetzt, sondern auch die Kräfte
seiner Seele, die geistigen Kräfte.
Dadurch erlangte er einen Glanz und ist
unter dem Chor der Seraphim. Und durch das verborgene,
verachtete Leben, weil ihn niemand erkannt hat, und er
nur Spott und Hohn dafür erntete, hat er sich die Glorie
verdient wie die heiligen Einsiedler, die hinauszogen in
die Wüste und ein vor der Welt unbekanntes Leben
führten. Aber weil er, obwohl er nur Spott und Hohn
geerntet, doch immer wieder unter seine Brüder getreten
ist und die Freudigkeit seines Gemütes ausstrahlen ließ
und getan hat, als ob er all den Spott und Hohn nicht
verstände, und durch die heilige Freude, die er an Mir
gezeigt, denn das war ja nur Mein Werk und hat mit
heiterem Frohsinn alles über sich ergehen lassen, so hat
er den Lohn erlangt wie die heiligen, unschuldigen,
kindlichen Seelen, welche durch die Unschuld ihres
Sinnes und Herzens Mich immer geliebt haben, und von
denen man sagt, daß sie dem Lamme folgen.
Die Krone von allem hat ihm aufgesetzt,
weil er doch von seinen Brüdern ganz verkannt, verachtet
und verstoßen worden ist. Man hat ihn für einen
einfältigen Menschen gehalten, unter dem der Orden nur
Schande und Schmach zu erleiden hätte. Das hat all
seinen Tugenden und Verdiensten die Krone aufgesetzt.
Was man vom heiligen Aloysius sagt, das kann man von
Pater Ludwig sagen: Er war ein unbekannter Märtyrer der
Liebe. Ein anderer Priester, der im Leben seiner Würde
nach weit über Pater Ludwig stand, und auch ein
gläubiger Priester war, aber vor lauter Menschenfurcht
nach außen hin es nicht merken lassen wollte, daß er an
mystische Zustände glaube, steht weit, weit unter ihm.
Er steht im Verhältnis zu Pater Ludwig, dem einfachen
Ordensmann, wie im gewöhnlichen Leben der gewöhnliche
Arbeiter, der seine Pflicht treu erfüllt hat, gegen
einen gar hohen Herrn, einen Minister.
Dieser sein Vorgesetzter ist auch
belohnt worden, weil er seine Pflichten treu erfüllt
hat. Aber welch ein Unterschied zwischen einer Seele,
die mehr tut, die Gott über alles liebt und die
Menschenfurcht beiseite setzt. Je höher der Rang ist,
den eine Person im Leben bekleidet, desto ausgiebiger
ist auch der Einfluß über andere und desto größere
Wirksamkeit entfaltet sie, wenn sie den
kindlich-einfältigen Glauben des Herzens zur Schau
trägt. Weil er aber den Rang und die Würde nicht benutzt
hat, um ihn auszuüben, deshalb steht er im anderen Leben
tief, tief unter jenem, der im irdischen Leben unter ihm
stand, aber all seine Kräfte für Gott betätigte in
reinster Liebe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
855 Am 9. und 13. Juli 1907
Dienstag abends sah Barbara Pater Ludwig
wieder in seiner himmlischen Glorie. Er sagte:
P. Ludwig (†):
„Sage Luise, sie soll sich nicht grämen
über das, was sie von mir sagen. Wer Schmutz suchen
will, der soll es tun. O wie bin ich so glücklich. Sage
Luise, sie soll sich freuen auf ihren Heimgang und ihre
Glorie.“
Barbara durfte wieder Pater Ludwig und
Schwester A. sehen im Ordenskleid, sich freuend wie
Kinder.
Jesus: „Ihr
habt Pater Ludwig am Leben erhalten wollen, weil ihr
dachtet, das Werk bedürfe seiner zum Fortbestand.
Deshalb habe Ich euch nach N. geführt und überall herum,
um euch zu zeigen, daß der Tod von Pater Ludwig ihm
nicht schadet. Sie mögen tun, was sie wollen. Je mehr
sie es hindern wollen, desto mehr breiten sie es aus.
Ich werde es trotz ihrer ausführen!“
Am 13. Juli 1907 abends in St. Quintin
beim Te Deum kam eine Schar heiliger Jungfrauen, die in
den letzten zwölf Jahren uns besucht hatten. Pater
Ludwig war in ihrer Mitte. Er hatte heute eine
unbeschreibliche Glorie. Er war ganz in Weiß, und alles
schimmerte in Gold hindurch. Die heiligen Jungfrauen
blieben im Chor. Pater Ludwig kam an den Platz, wo ich
kniete und sagte:
P. Ludwig (†):
„O kümmert euch nicht um das Gerede. Die
fleischlichen Menschen fassen das nicht. Laßt sie nur
sagen, was sie wollen. Seht doch meine unendliche
Herrlichkeit. Erinnert euch immer daran, was ich jetzt
für eine Herrlichkeit genieße und auch an die Glorie,
die ihr bekommt. Siehe, all das, was du in deinem Körper
gefühlt diese Woche, der den Sieg über den Geist
davontrug, und deshalb dein Geist nicht hinwegkommen
konnte über die Leiden, das habe ich die letzten zwei
Jahre meines Lebens durchgemacht. Ich konnte nicht mehr
teilnehmen und mich nicht mehr freuen am Leben vor
lauter Elend des Körpers. Deshalb habe ich auch den Lohn
der Märtyrer bekommen.“
Barbara: „War
den jemand bei deinem Tode zugegen und wie erging es
dir?“
P. Ludwig (†):
„Niemand im Fleische war bei meinem
Tode, aber ich hatte die schönste Gesellschaft. Der Herr
Selbst war bei mir und diejenige, nach der ich so oft
geseufzt hatte, wann kommt die liebe Mutter Gottes? Wie
hat Sie mir jeden Seufzer in meiner Sterbestunde
vergolten. Den Todeskampf hatte ich schon vorher
durchgemacht, ehe meine Sterbestunde kam. Die liebe
Mutter Gottes nahm mich und führte mich Ihrem Sohne zu.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
856 Brief Barbara an ihren Bischof v.
15. Juli 1907
An den Hochwürdigsten Herrn Bischof:
„Als ich gestern um fünf Uhr aus der
Seminarkirche kam, stopfte mir ein Dienstmädchen
beiliegendes Zeitungsblatt in die Hand, das es, weil es
so interessant, mir zum Lesen geben wollte. Es war
während einer Anbetungsstunde beim Großen Gebet im Dom.
Ich hatte mich dem Herrn angeboten, Er möge mein Herz
betrachten als ein unbeschriebenes Buch, auf dem Er alle
Seine Wünsche und Interessen Seines heiligen Herzens
niederschreiben und hineindiktieren möge. Ich wolle mit
meinen Anliegen und Bedürfnissen zurücktreten. Ich
betete und sang dann Stunde um Stunde fleißig laut mit.
Nun bitte ich aber um Ihre gütige Erlaubnis, Sie,
hochwürdigster Herr Bischof, mit solchen Mitteilungen
belästigen zu dürfen.
Ich wandte mich, nachdem ich mir von
meinem hochwürdigen Herrn Beichtvater dazu die Erlaubnis
erbeten hatte, nach dem Tode meines seitherigen
Seelenführers an einen geistlichen Herrn hier, erhielt
aber den ängstlichen Bescheid, darüber wolle er sich
eine Bedenkzeit vorbehalten und vielleicht später einmal
antworten. Vor Beginn des Großen Gebetes wurde der
Schwester von Pater Ludwig von einer ihrer Verwandten
gesagt: ‚Ein weltlicher Gelehrter sagte zu dem Mann
meiner Tochter: Pater Ludwig sei durch und durch
hysterisch gewesen.‘
Gerne verschmerze ich es, daß ich als
hysterische Person gebrandmarkt bin, aber daß auch die
Priester als solche gestempelt werden sollen von den
ungläubigen Gelehrten, ist ein niederdrückender Schmerz,
und ich kann das Mitleid nicht ausdrücken, das ich mit
so wahrhaft frommen Geschwistern des nun in Gott
ruhenden Priesters und Ordensmannes Pater Ludwig habe.
Ich weinte meinen Schmerz aus in das heiligste Herz Jesu
und sagte sodann vertraulich zu Ihm: ‚Du bist nun
verpflichtet, die Ehre Deines treuen Dieners
wiederherzustellen. Dein Werk wird zerfallen, welches Du
mir aufgetragen, um dessentwillen ich meinen guten Namen
und Ehre geopfert und Dein treuer Diener Pater Ludwig in
Unehre und Schmach und Schande sterben mußte. Was wird
aus den Schriften werden, die im Bischöflichen Palais
liegen, worin Deine Worte niedergeschrieben sind?‘
Da war es, wie wenn ich angestoßen
würde. Ich schaute auf und eine Gestalt im
Priestergewand gekleidet stand neben mir und sagte:
‚Gräme dich nicht! Der Inhalt deiner Schriften kommt von
Gott und führt zu Gott. Ich bin Professor Schell, der in
Würzburg gestorben ist. Meine Bücher aber, die ich
hinterlassen, stammen aus der Vernunft.‘ (siehe Nr. 854)
Das war sonntags und montags beim Großen Gebet im Dom.
Mittwochs beim Großen Gebet in Christophorus: Ich bete
viel für meine geistlichen Vorgesetzten und auch für die
Seelen der verstorbenen Bischöfe, unter deren Regierung
ich hier in Mainz gelebt. Von dem in Gott ruhenden
Bischof Brück hatte ich aber noch nie eine Mitteilung.
Aber diese Woche schaute ich ihn, wie ich alle
Mitteilungen und Gesichte habe, mit den Augen der Seele
zum ersten Mal. Es war beim Te Deum in der letzten
Stunde.
Oben im Chor sah ich Pater Ludwig, wie
in der Luft schwebend, überaus glückselig, und ich
wandte mich an den im Allerheiligsten Sakrament
wohnenden Gott und sagte sodann: ‚Mein Jesus, wer mag
wohl jetzt bei Dir der Glücklichste sein? Pater Ludwig,
der so viel verspottet und verachtet wurde, weil er
glaubte, daß Du es bist, der Sich mir seit den langen
Jahren mitgeteilt hat, oder Dein Diener, unser zuletzt
verstorbener Bischof, der sein Urteil über Deinen
Verkehr mit mir dem Urteil eines ungläubigen Arztes
anschloß?‘
Da erschien der Verstorbene. Er war
bekleidet mit den bischöflichen Gewändern und hatte in
der Hand den Bischofsstab. Der Stab in seiner Hand
brannte in hellen Flammen, und ich erfuhr, daß er noch
so lange zu leiden habe, bis die Schmach gesühnt sei,
die er Pater Ludwig angetan habe. Er sei schuld, weil er
als Bischof den Geist zu prüfen gehabt hätte, der aus
den Schriften rede, die ihm zur Prüfung seien vorgelegt
worden. Anstatt dieses zu tun, habe er sich aber dem
ungläubigen Arzt angeschlossen, und weil die Folgen
davon so weittragend seien für die katholische Kirche,
habe er so lange zu leiden, bis der Geist, der aus
meinen Schriften rede, Anerkennung finde; denn der Geist
sei derselbe, der das Oberhaupt der Kirche leite.
Das innere Leben werde immer mehr
hinausgedrängt, und wo könne ein Beichtvater oder
Seelenführer bestehen bei dieser heutigen Kritik? Dieses
sei einer der Schäden, die Er mir schon jahrelang zu
erkennen gegeben, daß sie aus Seiner Kirche wieder
entfernt werden müßten. Indem ich mein Urteil ganz dem
Urteil der Kirche unterwerfe, will ich nur meine
Pflichten tun; denn wir haben an den Ungläubigen und an
den Feinden der heiligen Kirche das beredeste Beispiel.
Wenn diese keine Lüge und Verleumdung scheuen, ja, wie
man aus diesem Blatt sehen kann, sich hinstellen, als
meinten sie es sehr gut und als wollten sie unseren
Oberhirten aus einer Verlegenheit helfen, alles aber
nur, um der katholischen Kirche den Todesstoß zu
versetzen, da heißt es, auch unter uns zusammenstehen,
kein Gebet, kein Opfer scheuen, um unsere Priester zu
unterstützen, damit sie diesen furchtbaren Geisteskampf
gut zu Ende führen.
Darum sage ich wieder, was ich schon
einmal geschrieben, ich möchte die ganze Welt
durchlaufen und alle guten Gläubigen, seien es
Ordensleute oder Weltleute, auffordern zum Gebet für
unsere heilige katholische Kirche und ihre Priester,
damit der Heilige Geist alle erleuchte, die gesetzt sind
zu wachen.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
857 Brief Barbara aus der Pfalz vom 19.
Juli 1907
Barbara wurde von einer Freundin in ein
kleines Städtchen in der Pfalz verlangt, und weil dort
ein tiefgläubiger Priester und fromme Klosterfrauen
schon viel von Barbara gehört und sehr nach ihr
verlangten, so willfahrte der Herr ihrer Bitte und
befahl Barbara, hinzugehen. Barbara schreibt am 19. Juli
1907 von dort aus:
„Heute hatte ich das Verlangen, morgen
nach Mainz zurückzukehren, und ich wandte mich an den
Herrn im Heiligsten Sakrament mit der Bitte, meine edlen
Wohltäter zu bestimmen, daß sie mich nicht
zurückhielten. Da hörte ich eine Stimme: ‚Sei
unbekümmert, ich werde dich heute noch besuchen.‘ Ich
wehrte aber ab und sagte: ‚O Herr, ich bin bereit, Deine
Stimme jederzeit zu hören und will mir auch Mühe geben,
alle Deine Wünsche zu erfüllen, aber verschone mich von
einem Besuch nach außen hin. Ich will mich nicht wieder
den Blicken anderer preisgeben wie in Holland.‘
Nach der heiligen Kommunion kam es aber
anders. Seine Liebe und Sein Erbarmen gewannen in meiner
Seele die Oberhand und rissen sie schonungslos mit Sich
fort, so daß ich mich, wie immer bei solchen Ergüssen
Seiner Liebe, in lauten Reden äußerte. Der Herr sagte:
Jesus: ‚Ich
schicke dich nicht in die Welt hinaus unter Meine treuen
Kinder, um etwa durch Meine Mitteilungen ihre Neugierde
zu befriedigen, auch nicht, daß sie sich angenehm damit
unterhalten, wie die Kinder der Welt sich unterhalten in
den Tagesneuigkeiten, die sie aus den Zeitungsblättern
herauslesen. Nein! Ich schicke dich und habe dich auch
hierhergeschickt, um das Reich Meiner Liebe zu erneuern.
Die Liebe ist erkaltet, und die Eisdecke liegt über der
ganzen Menschheit, wie Ich dir schon vor vielen Jahren
gezeigt habe.
Die Zeit ist jetzt gekommen, wie Ich dir
gezeigt, wo Meine heilige Kirche ein schweres Kreuz
schleppt, das sich durch die ganze Welt dahinzieht.
Unter dieses Kreuz sich zu stellen, ist die Aufgabe
aller treuen Kinder Meiner Kirche. Deshalb will Ich ein
Band schlingen um die Menschheit, ein Liebesband, das
Ich Selbst bin. Ich will Meine treuen Kinder in der
ganzen Welt zusammenscharen unter dieses Kreuz. Auch
hier in dieser Gemeinde habe Ich treue Seelen gefunden
und Ich will, daß sie sich anschließen.
Das Glaubensleben in dieser Gemeinde ist
zwar nicht erloschen, aber erkaltet und gleichgültig
geworden sind gar viele. Deswegen rede Ich heute zu
euch, Meinen treuen Kindern, und habe Meine Kleine zu
euch geschickt. Ihr sollt auch unter diesem Kreuz stehen
mit dem Glöcklein in der Hand, denn auch hier will Ich
das Reich Meiner Liebe wieder erneuern. Euch allen gebe
Ich ein Glöcklein in die Hand, wie Ich ihr vor Jahren
einmal gezeigt. Dies Glöcklein soll sein das gute
Beispiel, womit ihr auch die Lauen und die Mich
verlassen haben wieder anziehet. Fürchtet euch nicht,
wenn andere achselzuckend und spöttelnd auf euch
herabsehen, denn auch Ich habe den Spottmantel getragen
und mühsam das Kreuz auf den Kalvarienberg geschleppt,
um in der größten Schmach und Verachtung daran zu
sterben.
In der Stunde der Versuchung erinnert
euch, was Ich am 19. Juli 1907 zu euch gesprochen, und
schreibt es in euer Tagebuch ein.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
858 Fest heilige Maria Magdalena am 22.
Juli 1907
„Juden und Heiden habe sich verschworen,
sie zu vernichten.“
Am Fest der heiligen Magdalena war der
Gottesdienst erst um halb zehn Uhr. Die Waldluft tut mir
sehr gut, so daß meine ganze Natur auflebt und ich die
ganze Nacht so ruhig schlafe, was in Mainz doch eine
Seltenheit ist. Herr N. ist so liebenswürdig und läßt
meine Freundin K. mich begleiten, wenn ich in den Wald
gehe. Nachmittags kommen die Klosterfrauen und andere
frommen Seelen, wer halt Zeit dazu hat, und wir freuen
uns des Genusses Gottes im Gespräch von Seiner
unendlichen Güte im abwechselnden Gesang und Gebet.
Bedrängte und betrübte Mütter, die sich
anschließen, vergessen ihr Elend, und eine heilige
Ergebung in die Ratschlüsse Gottes erstrahlt auch auf
diesen von Leid und Schmerz gefurchten Gesichtern. Aber
gestern früh waren meine Freundin K. und ich allein. Wir
schlossen uns an alle frommen Christen an und versetzten
uns im Geiste an die Orte, wo Maria Magdalena gefeiert
wird. Als wir aber längere Zeit so in dieser Einsamkeit
knieten und den Rosenkranz beteten, erwachte in mir ein
großes Verlangen nach jener glücklichen Zeit, wo diese
große Liebhaberin des Heilandes uns überraschte und so
schöne Belehrungen uns mitteilte. Meine Seele versetzte
sich in jene glückliche Zeit zurück. Da plötzlich
lüftete sich dieser geheimnisvolle Schleier, der dem
Blick der schauenden Seele hie und da einmal gelüftet
wird, und ich sah in der Höhe der schlanken Tannen die
heilige Maria Magdalena sich herniederlassen in unsere
Mitte. Sehr lieb redete sie uns an und sagte:
Magdalena:
„Es geziemt sich nicht, daß ich euch, meine Schwestern,
allein lasse. Ich will mich zu euch gesellen und mit
euch beten, denn wo zwei im Namen Gottes versammelt
sind, auch die dritte nicht fehlen darf, damit der
Freundschaftsbund, den der Herr mit euch gemacht, auch
geschlossen sei. Und als solche dritte begrüße ich euch,
meine Schwestern. Fahret fort, das Reich der göttlichen
Liebe auszubreiten, treue Seelen zusammenzuscharen, wo
der Herr euch hinschicken wird. Wenn es auch bisweilen
scheint, eure Mühe sei umsonst, etwas bleibt überall
hängen. Das Glaubensleben soll und muß nach dem
Ratschlusse Gottes wieder erneuert werden. Die guten,
treuen Seelen müssen sich zusammenscharen und durch ihr
gutes Beispiel und ein sündenfreies Leben den Himmel mit
Gebet bestürmen, damit die Guten bestärkt, die Lauen
wieder aufgerüttelt und die Sünder wieder zu Gott
zurückgeführt werden.
Grämt euch nicht mehr über das, was ihr
schon gelitten, und redet nicht so viel darüber, denn
wisset, was der Herr mit euch vorhat, ist ein großes
Werk. Ihr habt zu essen und zu trinken und findet
überall gute Menschen, die euch aufnehmen. Wohl ist es
wahr, daß ich ein Muster der Büßenden werden sollte,
aber doch war mein Weg ein anderer. Ich wurde von dem
Herrn durch Seine heiligen Engel in eine schreckliche
Einsamkeit gebracht. Welch ein Bußleben in dieser
Felsenhöhle! Von euch verlangt der Herr dieses nicht.
Ihr müßt durch stilles Dulden und Ertragen all der
Verachtungen und Verdemütigungen, die euch zustoßen, das
ersetzen, was ich durch ein so strenges Bußleben
verdienen mußte. Ich mußte ein ganz verborgenes Leben in
stiller Einsamkeit führen, und der Herr freute Sich,
Sich mir mitteilen zu können. Auch ich sollte Seelen
gewinnen. Darum mußte ich erst das Muster der
vollendetsten Buße werden. Das Werk aber, das euch
aufgetragen ist, ist weit erhabener und umfaßt die ganze
Welt.
Die ganze Kirche, die der Herr
gestiftet, ist von ihrem Glanzpunkt weggerückt, weil
ihre Kinder gottlos geworden sind. Juden und Heiden habe
sich verschworen, sie zu vernichten. Überall ertönt der
Ruf: ,Nieder mit dieser Infamen! Los von Rom! Los von
Christus!’
Deswegen hat der Herr mit dir geredet.
Freue dich, meine Tochter! Alle, die dich aufnehmen,
sollen teilhaben an den Gnaden, die der Herr ausgießen
will. Keines ihrer Familienmitglieder soll, wenn auch
eines davon eine Zeitlang vom rechten Weg abgewichen
sein sollte, verlorengehen. Sage dieser Familie einen
herzlichen Gruß von der Büßerin Magdalena. Auch deinen
beiden Mitschwestern in Mainz und deinen Angehörigen
einen Gruß. Sie werden Tränen vergießen, wenn du ihnen
erzählst, daß ich mit dir geredet habe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
859 Am 23. Juli 1907
Jesus: „Sage
N., er könne ganz sicher darauf rechnen, daß der Herr
sein Wirken segnen werde. Er möge nur mit
Entschiedenheit und Ausdauer ausführen, was der Herr von
ihm verlange. Auch Herrn N. sage, er möge sich nicht
grämen über den tiefen Fall seiner Gemeinde, sondern es
als eine Strafe ansehen, die sein Vorgänger dadurch
heraufbeschworen hat, weil er mehr nach seinem Willen
gehandelt habe bei der B. Pf. (durch Verleihung der
Wundmale), die der Herr erwählen wollte, die Menschen an
Sein bitteres Leiden zu erinnern.
Und weil er in seiner Pfarrgemeinde so
jungfräuliche Seelen vertrieben, führe der Satan den
Geist der Unzucht und der Schamlosigkeit ein. (In dieser
Gemeinde verführten ruchlose Männer die Kinder; ein Mann
allein schon Dutzende.) Da müsse er nun wieder anfangen,
in seiner Gemeinde den jungfräulichen Stand beliebt zu
machen, mit den Ortsbehörden sich in Verbindung setzen,
daß diese ihm beistehen, die Schule wieder der Leitung
der Klosterfrauen zu vermitteln, überhaupt den Geist des
Gebetes in Aufschwung zu bringen. O ihr Priester, in
euren Händen liegt das Wohl und Wehe der Völker, denn
mit Waffengewalt die Völker zu unterjochen, kann der
wollüstigste Herrscher, aber die Seelen zu leiten, ist
das Werk des Heiligen Geistes, und Der will herabgefleht
sein durch inniges, anhaltendes Gebet.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
860 Am 24. Juli 1907
Barbara war mit den Schulschwestern in
eine Nebengemeinde zu Freunden gegangen und besuchten
auch den armen, kleinen Gebetssaal (Kirche genannt).
Dort hatte sie große Gnaden, die sie dem Verwalter der
Filiale mitteilt: Sooft Sie in E. das heilige Meßopfer
darzubringen das Glück haben, erinnern Sie sich doch an
die unendliche Liebe und Herablassung des Herrn in
diesem für den Herrn Himmels und der Erde so wenig
entsprechenden Aufenthaltsort. Und doch hatte ich gerade
dort eine so große Gnade, die ich höher schätze als alle
vorausgegangenen; denn wie viel Belehrendes für uns so
aufgeblähte, stolze, selbstsüchtige Menschen liegt in
dieser Offenbarung. Wir hatten lange gebetet, den
Kreuzweg, den Rosenkranz, wir sangen ein Sakramentslied,
und ich war sehr gesammelt, dachte aber an nichts
weniger als an eine so außergewöhnliche Gnade.
Da plötzlich gewahrte ich mit den Augen
meiner Seele ein ungewöhnliches Licht. Der Tabernakel
war eine Altarnische, und darin erblickte ich den Herrn
in majestätischer Gestalt. Mit freudiger Begeisterung
und inniger Andacht sangen wir ein Sakramentslied. Da
sah ich, wie Strahlen ausbrachen und besonders hell auf
die da knienden Schwestern ins Herz sich einbohrten und
von dort wieder zurück in Sein Herz. Dieses
anbetungswürdige Herz aber sah ich offen und ganz
bloßgelegt, so daß ich hineinschauen und stürmische
Schläge darin bemerken konnte.
Da war es auch, wo Er mir mitteilte, wie
sehr Sein Herz verlangt, daß Seine unendliche Liebe mehr
erwidert werde, und daß Seine Demut Ihn aus Liebe zu
Seinen Geschöpfen banne in diesen ärmlichen Raum wie in
die prächtigste Kirche und Kathedrale. Nur fühle Er
unter diesen Un- und Irrgläubigen Seine entsetzliche
Einsamkeit doppelt schwer. Es sei für Ihn zwar auch
recht schmerzlich in einer Gemeinde, wo lauter
Katholiken wohnen, wenn sie kalt und gleichgültig gegen
Ihn seien. Aber in einer Gemeinde wie hier, wo Seine
Geschöpfe über alle Gnaden hinweggingen, die Er
ausgießen wolle aus Seinem stillen Tabernakel unserer
Kirche, und Sein Blut und Seine Gnaden, die Er anbiete,
mit Füßen getreten würden, sei Ihm der Aufenthalt
unerträglich.
Er verlange Seelen, die Ihn besuchen und
durch diesen Besuch ihn trösten. Und weil die Strahlen,
die aus Seinem Herzen hervorschossen, viel heller und
feuriger auf die Klosterfrauen fielen, gab der Herr zu
verstehen, daß reine, keusche Seelen Ihn am meisten
trösten. Bei dem Te Deum ward der Herr wie eine Sonne,
die nach allen Seiten ihre Strahlen sendet. Der Himmel
vereinigte sich mit uns bei dem Lied: „Gegrüßet seist
du, Königin“ und sang mit uns. Einer der heiligen Engel
schlug mit freudiger Begeisterung den Takt dazu und
Freude und Friede leuchteten aus allen hervor. Ich war
vor Freude und Glückseligkeit wie vernichtet und sagte
zum Herrn:
Barbara: „O
mein Jesus, ich kann ja meine Glieder nicht heben, wie
werde ich heimkommen diesen weiten Weg?“
Da gab der Herr ein Zeichen, und ein
lieber, wunderschöner Engel trat hervor und sagte:
Engel: „Komm
nur, ich werde dein Begleiter sein, und du sollst sehen,
daß du gehen kannst!“ (Meine Begleiterinnen hatten
abgesprochen, wir müßten mit der Post heimfahren.)
Barbara: Ich
sah aber eine Lücke da, wo der Engel ausgetreten war und
sich mir zur Begleitung angeboten hatte, und ich sagte
zu dem Engel: „Wäre es nicht besser, du bliebest hier,
denn da, wo du gestanden, ist eine Lücke?“
Engel
beruhigend: „Komm nur, ein anderer wird gleich die Lücke
ausfüllen.“
Barbara: Und
so war es auch. Der Engel berührte meine Hand und ich
hatte meine Kräfte und konnte aufstehen, als wenn nichts
vorgefallen wäre. Dies ist die volle Wahrheit. Meine
Begleiterinnen sind Zeugen. Der Herr ist unter uns, ihr
Christen. Darum kommt, betet Ihn an. Und es wird nicht
besser werden in der Welt, bis diese Wahrheit wieder die
Christen begeistert, wie die ersten Christen es waren.
Inhaltsverzeichnis Band 6
861 Am 25. Juli 1907
„Meine Tochter, hast du vergessen, daß
du nur ein Sprachrohr bist, durch welches Ich reden
will.“
Barbara:
Gestern zeigte mir der Herr wieder, wie unendlich groß
Seine Liebe und Barmherzigkeit im Allerheiligsten
Sakramente zu uns armen Sündern ist. Wir waren mit den
Klosterfrauen in ein benachbartes Dorf gegangen und
besuchten dort den Betsaal, wo in einem Zimmer im oberen
Stock die Katholiken ihren Gottesdienst abhalten und das
Allerheiligste dort eingesetzt ist. Wir beteten dort
gemeinschaftlich den Kreuzweg und andere Gebete, die
Schwestern beteten im stillen ihr Brevier, und ich
kniete vor dem ärmlichen Altar, dessen einzige Zierde
ein goldener Kranz um den Tabernakel war. Da auf einmal
zeigte Sich der Herr sichtbar gegenwärtig.
Beim Singen eines Sakramentsliedes
brachen die Strahlen aus Seinem Herzen hervor auf alle
Anwesenden, besonders auf die Klosterfrauen. Er öffnete
Sein Herz, und ich sah darin, wie wenn man auf die Uhr
schaut und sieht den Perpendikel schlagen, oder besser
gesagt, ich sah Sein heiligstes Herz Sich so heftig
bewegen, daß ich ganz deutlich die Pulsschläge
unterscheiden konnte. Zu gleicher Zeit traf ein Strahl
Seiner Liebe mein armes Herz, und der Herr ließ mich die
Ursache dieses stürmischen Schlages erkennen.
Jesus:
„Siehe, Meine Tochter, hier in dieser armen Bretterwand
weile Ich gerade so wie in der reich ausgestatteten
Kathedrale. Aber wie einsam und verlassen von Meinen
Kindern weile Ich hier. Wie selten kommt eine treue
Seele hierhin, Mich zu trösten. Darum fordere Ich dich
auf, ehe du diese Gegend verläßt, gehe zu Meinem Diener,
der hier den Gläubigen den Gottesdienst abhält und sage
ihm, er möge sich Mühe geben, wo er ein gutes Keimchen
findet in einer gläubigen Seele, dieselbe
herbeizuziehen, damit Mir auch hier Abbitte und Sühne
geleistet werde!
Wenn Mir unter gläubigen Kindern Meiner
Kirche der Aufenthalt im Tabernakel erschwert wird durch
ihre immer mehr überhandnehmende Gleichgültigkeit, so
wird Mir der Aufenthalt aber fast unerträglich an den
Orten, wo so viele Un- und Irrgläubige wohnen, die Meine
Gegenwart im Allerheiligsten Sakrament nur für ihren
Spott benutzen, und das Opfer der heiligen Messe, woraus
allein der Welt Tag für Tag noch Heil und Segen
ausströmt, um den Zorn Meines Vaters zu besänftigen, für
teuflische Ketzerei halten, und so Mein bitteres Leiden
und Mein kostbares Blut mit Füßen treten.“
Barbara: „O
Herr, man wird mir armen Sünderin nicht glauben, denn
ich kann die Worte nicht so vorbringen, und da verfehlt
es auch seine Wirkung.“
Jesus: „Meine
Tochter, hast du vergessen, daß du nur ein Sprachrohr
bist, durch welches Ich reden will, und der Briefträger,
der sich nicht darum kümmert, ob die Nachrichten, die er
zu überbringen hat, gut oder schlecht aufgenommen
werden. Ich verspreche dem Priester, wenn er Meine Worte
gut aufnimmt, daß Ich seine Wirksamkeit segnen werde, so
daß durch das gute Beispiel der eifrigen Katholiken der
Irrglaube sehr zurückgedrängt und die katholische
Gemeinde in kurzer Zeit eine blühende werden soll. Ich
verlange, daß er den ersten Freitag einführe, und Seelen
zu gewinnen suche, die Mich zu trösten suchen in Meiner
Einsamkeit und Mich oft in der heiligen Kommunion
empfangen.
Der Familie, die dich aufgenommen, sage
nur, daß sie viel Fleiß auf die Erziehung ihrer Kinder
verwenden mögen, dann wird Mein Segen, als Belohnung für
die Wohltaten, die du genossen, ganz gewiß auf alle ihre
Kinder herabkommen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
862 Am 26. Juli 1907
„Alle treuen Seelen sollen
Schlachtopfer der Liebe werden.“
Barbara:
Gestern früh gab mir eine Ordensfrau einen Zettel in die
Hand, worauf sie mir alle ihre Anliegen
niedergeschrieben hatte, daß ich sie dem Herrn nach der
heiligen Kommunion vortragen solle. Darin bat sie den
Herrn, Er möge sie doch erkennen lassen, wo sie ansetzen
solle, was sie abzulegen habe, um dem lieben Gott mehr
Freude zu machen, und ob Er ihr Leben nicht annehmen
wolle als Sühnopfer für die Gemeinde H. Es ist dies eine
junge, in den blühendsten Jahren stehende Ordensfrau,
und ich muß mir immer denken, wenn ich mit ihr umgehe,
diese ist so, wie man sich Ordensleute vorstellt, und
ich mußte so weinen über den Heldenmut der Schwester,
daß ich mit Tränen an die Kommunionbank ging. Nach der
heiligen Kommunion bat ich den Herrn, mir doch
mitzuteilen, was die Klosterfrau wünsche.
Jesus: „Sage
ihr, Ich sei zufrieden und darum könne auch sie
zufrieden sein.“
Barbara:
Diese Worte verstand ich nicht, wie ich sie auch
überlegte, und wandte mich wieder zum Herrn, mir doch
auch zu erklären, wie dies zu verstehen sei.
Jesus: „Eine
Seele, die durch eine gute Beicht gereinigt und sich
alle Mühe gibt, Mir zu dienen und Mir Freude zu machen,
hat Meine volle Zufriedenheit gewonnen. Und wenn sie
dann ruhig und ergeben bleibt auch da, wo es ihr
scheint, daß ihre Liebe nicht erwidert wird und sie,
trostlos und verlassen, nicht unterscheiden könne, ob
sie bei Mir in Ungnade stehe oder nicht, darf sie sich
nicht beunruhigen. Auf diese Seele schaut Mein Auge mit
Wohlgefallen. Wenn sie aber wissen will, wie sie es
anstellen soll, um dieses Mein Wohlgefallen immer an
sich zu fesseln, dann möge sie sich alle Tage ihres
Lebens vornehmen, nichts mehr zu wünschen, nichts mehr
zu verlangen, als was Ich wünsche und verlange, das
heißt in allem, was vorkommt, sei es uns angenehm oder
nicht, den heiligen Willen Gottes erkennen und mit
Gleichmut alles hinnehmen, was uns Tag für Tag
Widerwärtiges begegnen mag.“
Barbara: „O
Herr, willst du das großmütige Anerbieten der Schwester
annehmen?“
Jesus: „Ja,
nicht sie allein, sondern alle, alle treuen Seelen
sollen Schlachtopfer der Liebe werden. Denn nur dann
wird Meine Kirche wieder auf den Leuchter gerückt
werden, daß ihr Glanz die ganze Welt erleuchten wird,
wenn viele als Schlachtopfer sich einsetzen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
863 Am 27. und 31. Juli 1907
„Die hier auf Erden keine Ehre erfahren
haben, werden dort vor allen anderen Heiligen ein weit
größeres Licht in alle Ewigkeit verbreiten.“
Bei der Wallfahrt am 27. Juli 1907, als
wir zu Ehren der verstorbenen verborgenen Heiligen
beteten, derer niemand gedenkt, sah Barbara, wie wenn
ein Schleier gelüftet werde, und unter all diesen
entstand ein großer Jubel.
Jesus: „So
geht es, wenn ihr einmal hinüberkommt. Diejenigen, die
hier auf Erden keine Ehre erfahren haben, werden dort
vor allen anderen Heiligen ein weit größeres Licht in
alle Ewigkeit verbreiten. Sage N., es wäre Mein Wunsch,
er möge sich nicht in eine Privatwohnung, sondern in ein
Konvikt einmieten, wo er unter guten Händen sei, denn er
soll das Licht werden, das aus seiner Familie
hervorgehen soll. Er soll ein frommer Priester werden
und viele Seelen zu Gott zurückführen.“
Jesus in H.:
„Siehe, wie Ich die Bewohner dieses Dorfes so
gesegnet und welche Üppigkeit du in den Häusern siehst
und wie sie Mir aber nur mit Undank lohnen. Wäre es
nicht besser, daß Ich ihnen die Gnaden entzöge, die
ihnen zum Verderben gereichen?
Sage N., daß seine Mutter längst im
Himmel ist, und daß ich seinen Vater in dem Augenblick
erlöst, als er in Jerusalem Abschied genommen von den
Heiligen Stätten.“ (Der Vater war schon 22 Jahre tot.)
Jesus am 31.
Juli 1907: „Es ist Mein Wille, daß ihr mit diesem
Orden N. verbunden seid; denn dieses Werk ist die
Fortsetzung von dem, was Ich durch die selige Margareta
Maria Alacoque angefangen. So wie Ich durch Margareta
Maria Alacoque der Menschheit die Schätze der Liebe
geöffnet, die in Meinem Herzen verborgen sind, so will
Ich jetzt zeigen, wie diese Schätze der Menschheit
zugewendet werden sollen.
Ich habe die beschaulichen Orden
erwählt, daß diejenigen, die sich in denselben heiligen
wollen, Schlachtopfer Meiner Liebe werden müssen, daher
du in diesem Orden viele Kranke und Bresthafte findest.
Das streng abgeschiedene Leben ist sehr aufreibend, weil
das Blut zu wenig Zirkulation hat. Aber je mehr Ich von
ihnen auf das Krankenbett hinstrecke, desto mehr Sühne
wird Mir geleistet. Die Erneuerung Meiner Kirche muß mit
vielen Tränen benetzt und mit den Schmerzensseufzern
Meiner leidenden Kinder gefördert werden.
Die Kirche in N. soll geweiht werden zu
Ehren des Heiligsten Sakramentes und als Schutzpatron
den heiligen Antonius haben. N. wird die Einweihung noch
erleben.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
864 Tag vor Portiuncula am 1. August
1907
Tagsüber läßt der Herr sagen:
Barbara: Das
Fräulein, welches die Operation durchgemacht hat, könne,
wenn sie auch nicht als Klosterfrau dem Herrn dienen
könne, doch sich Gottes Wohlgefallen viel mehr erwerben,
wenn sie im Anschluß an die Klosterfrauen, das heißt in
ihrer Umgebung dem Herrn dienen wolle, als wenn sie
unter Weltleuten, wo so vielfach die Seele wieder
abgezogen wird vom Streben nach höherer Vollkommenheit,
ein jungfräuliches Leben führen werde.
Frau N. läßt der Herr sagen: Er wünsche
sehr, daß sie sich mehr Mühe gebe, Ihm ihre Dankbarkeit
zu bezeigen, daß Er sie so hinstellt und mit zeitlichen
Gütern so gesegnet habe, daß sie dem Herrn treuer dienen
könne. Sie möge doch dem Zuge ihres Herzens folgen,
worin Gott, der Herr, Sich hie und da zu erkennen gebe,
ein eifriges Mitglied des Liebesbundes werden, denn Er
verlange, daß auch in Holland wie in Deutschland das
Reich Seiner Liebe sich erweitere.
Frl. N. soll nach Lourdes zur lieben
Mutter Gottes gehen. Vielleicht, daß sie dort in den
Bädern die Heilung erlangt oder bei der
Sakramentsprozession. Ich mag bitten und wir alle mögen
bitten, ja, was vermag ein sündiges Geschöpf? Wenn eine
Seele aber mit solcher ausdauernden Geduld hofft auf den
Herrn, dann muß Er Sich erweichen lassen. Wir wollen
also zusammen den Himmel bestürmen, bitten, besonders
auch die Herren Geistlichen, die davon wissen. Es ist
mir heute zumute, als sei es dem Herrn unmöglich, daß Er
eine Bitte abschlagen könne, aber ich sage mir jetzt
schon: Dein Wille geschehe!
Am Portiuncula-Abend betete ich den
Ablaß für Pater Ludwig. Aber kaum hatte ich begonnen,
erschien er inmitten des Chores in unendlicher Glorie,
so voller Jubel, daß es nicht zu beschreiben ist.
Barbara: „Wie
kränke ich mich, daß Sie meinetwegen so viel gelitten,
und jetzt stehe ich so allein da.“
P. Ludwig (†):
„Ich will auch jetzt noch dein
geistlicher Vater sein und bleiben. Daß meine Schwestern
diese Meinung haben, das ist nun einmal nicht zu ändern.
Gott auf ihre Weise dienen durch große Werke ist ja auch
gut, doch verschlingt bei solchen Werken die Eigenliebe
so viel, daß für Gott nicht mehr viel übrig bleibt.
Etwas anderes ist es, Gott auf dem Weg der Verachtung
dienen, wie ich Ihm dienen mußte. O wenn sie es doch
begriffen, aber sie begreifen es jetzt noch nicht, was
Großes es ist, Gott in Verachtung zu dienen, sie würden
alle Tage auf den Knien Gott danken, wenn sie solche
erführen.“
Barbara: Ich
durfte dann einen Blick tun in die himmlische
Herrlichkeit. Alles dort ist nicht zu beschreiben. Dort
war auch die Mutter und Schwester Angelika von Pater
Ludwig in der nächsten Nähe vom heiligen Franziskus.
Zwischen sieben und acht Uhr, wo ich den
ganzen Nachmittag mit meinen beiden Freundinnen die
Ablaßkirchen besucht hatte, sah ich eine ungewöhnliche
Helle um den Hochaltar. Auf dem Altare ward der Herr
sichtbar und neben Ihm die liebe Mutter Gottes. Und wie
einen Kreis um den Herrn bildend, standen darum eine
große Schar von Ordensleuten und alle stimmten das
Magnificat an. Es war auch dabei Pater Alphons, P.
Ambrosius und Pater Ludwig.
P. Ludwig (†):
„Siehe, so feiert man im Himmel
Portiuncula. Die Mitglieder des seraphischen Ordens
sprechen da an den zwei Abenden, wo so viel gebetet wird
in der streitenden Kirche und der Himmel mit so vielen
Bewohnern geschmückt wird, mit der lieben Mutter Gottes
ihren Dank aus in diesem der lieben Mutter Gottes so
angenehmen Lobgesang.“
Barbara: Ich
fragte nun Pater Ludwig, er möge mir doch einen guten
Rat geben, das Aufschreiben betreffend. Ob er es nicht
für besser halte, nichts mehr aufzuschreiben, da ich
hierüber so wenig Bescheid wisse und mich nicht zu
fragen getraute, weil ich sicher glaubte, daß es nicht
mehr in seitherigen Kreisen gelesen werde.
Da gab mir Pater Ludwig die tröstliche
Antwort:
P. Ludwig (†):
„Darüber gräme dich nicht, daß einige
meiner Schwestern nicht ganz zufrieden mit Luise sind
und annehmen, ich sei ehrlos gestorben, weil ich dein
Seelenführer lange Jahre hindurch war. Aber wie bedauere
ich, daß sie nicht begreifen, wo das wahre Glück
verborgen ist. Derjenige ist der Glücklichste, der auf
Erden seinem Heiland am ähnlichsten geworden ist. Und
weil ich dein Seelenführer gewesen bin, so mußte ich dem
Herrn alles zum Opfer bringen. Mein Gedächtnis, meinen
Verstand, meinen Willen, alles, alles und am Kreuze der
Verachtung sterben. Aber nur so, auf diesem Wege, bin
ich ähnlich geworden meinem Herrn und durfte in nächster
Nähe Ihm folgen. Und nun befinde ich mich darum in der
Gesellschaft des heiligen Franziskus.
Du aber fahre fort, wie ich dir angab,
bis ein anderer kommt und dir befiehlt. Vor Gott sind
alle gleich, wenn sie nur in der Einfalt des Herzens Ihm
dienen. Sage meinen Schwestern, Luise stehe bei Gott
gerade so hoch in ihrer Kleinheit und Erniedrigung wie
ihre anderen Schwestern, die so große Leistungen der
menschlichen Gesellschaft gegenüber vollbrächten. Jene
hätten von Gott die Gnaden empfangen, große Dinge zu
vollbringen, Luise und ich mußten den Weg der Verachtung
gehen. Wir beide sind aber glücklich, denn in der
Erniedrigung bleiben die guten Werke rein.
Dort aber, wo dem Menschen alles
gelingt, auch im Ansehen vor den Menschen seinem Gott zu
dienen, mischt sich gar oft der Stolz ein und zerfrißt
alles. Möchten dies alle jene sich merken, die der liebe
Gott erwählt, andere zu leiten oder große Werke zu
vollbringen. O glückselige Verachtung, die mir eine
solche Herrlichkeit verdiente. Wenn es die Menschen
begriffen, was Großes es ist, in Verachtung Gott zu
dienen, so würden sie alle Tage auf den Knien Gott
danken, wenn ihnen solche zuteil würde, denn je näher
man Jesus auf dem Kreuzweg ist, desto näher bei Ihm in
der ewigen Glorie.
Ich mußte meine fünf Sinne zum Opfer
bringen, und welche Wonne und Ergötzungen genieße ich
jetzt, tagtäglich immer neue und schönere. Heute und
morgen darfst du einmal hören, wie wir das Magnificat
singen. Seid recht fleißig, und morgen wirst du viele
Seelen einziehen sehen in den Himmel.“
Barbara: Ich
lauschte, als Pater Ludwig verschwand, denn ich hörte
einen entzückenden Gesang mit Instrumenten begleitet. So
fein, so lieblich waren die Töne, daß ich vor Wonne
hätte sterben mögen. Wundern wir uns nicht, daß Gott,
der Herr, Sich außergewöhnlich freigiebig zeigt gegen
Seine treuen Kinder.
Inhaltsverzeichnis Band 6
865 Portiuncula am 2. August 1907
„Der kann den Ablaß auch für die
Verstorbenen gewinnen, sooft er sich Mühe gibt.“
Barbara:
Während des Tages, als ich einmal ängstlich war, ob ich
auch den Ablaß gewinnen werde, hörte ich die Worte:
Stimme: „Alle, die sich so Mühe geben wie
diejenigen, die du hier siehst, gewinnen den Ablaß
vollkommen für sich. Und wer so aus sich herausgeht und
nur noch an das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen denkt,
der kann den Ablaß auch für die Verstorbenen gewinnen,
sooft er sich Mühe gibt.“
Barbara: Wenn
diese Dinge Einbildung oder Täuschung gewesen, so
brächte es keine Wirkung hervor, da wäre der sinnliche
Mensch gleich fertig. Aber die Worte haben einen solchen
Nachdruck, daß ich mir nicht getraute, länger
fernzubleiben, als nur das Allernotwendigste zu tun, und
daß ich um neun Uhr abends so zusammenbrach, daß mich
Luise heimbegleiten mußte.
Bei dem feierlichen Schluß und bei dem
Te Deum sah ich ein weites, lichtes Gefilde. Der Herr
lüftete den Schleier, der die streitende von der
triumphierenden Kirche trennt, und zeigte mir, mit welch
freudiger Begeisterung unsere heiligen Schutzengel ihre
Dienste ausüben, wenn es gilt, uns glücklich zu machen.
Ich sah einen weiten Raum von so hellem, mildem Lichte,
daß es das Auge nie ermüden kann. Man möchte ewig diesen
Glanz sehen. Da war eine Begeisterung unter den
Bewohnern hier, eine freudige Erwartung, ein Jubilieren,
so harmlos, so ungetrübt, das ich zu beschreiben nicht
imstande bin. Voll freudiger Begeisterung eilten viele
aus dem Raum fort. Ich sah die Luft sich füllen. Jeder
Engel hatte an der Hand eine Person, die sich voll Dank
gegen Gott aufstellten, um zum ersten Male in ihrer
ewigen Glückseligkeit das Te Deum zu singen. O wie
dankbar schauten sie ihren Erlöser an und wie dankbar
wieder zurück auf die betende Menge Gläubiger, die ihnen
die Befreiung erfleht hatten.
Es war auch ein Bischof dabei, und wenn
ich mich nicht getäuscht habe, war es Bischof Brück, für
den ich viel gebetet hatte. Auch der Vater von Frl. K.
und einige Verwandte waren dabei. Einer ihrer Brüder
soll noch leiden. Die Mutter sei längst im Himmel;
einige andere noch und die übrigen erfuhr ich nicht, wer
sie sind.
Bei dem Te Deum sah ich wieder Pater
Alphons, Pater Ambrosius und Pater Ludwig, der kräftig
mitsang. Als das Te Deum begann, fing der Zug an
aufwärtszuziehen. Der heilige Erzengel Michael zog
voraus, eine lange Prozession, und die liebe Mutter
Gottes machte den Schluß des feierlichen Zuges. Jeder
wurde an der Hand seines Schutzengels geführt.
P. Ludwig (†):
„Ich bin meinem heiligen Stifter darin
ähnlich geworden, daß ich Maria, die liebe Mutter
Gottes, so zärtlich liebte und diese Liebe vergilt Sie
mir jetzt.“
Jesus:
„Dieselbe heilige Freude, welche die Schwestern von
Luise begeistert, große Werke zu unternehmen zur
Förderung der Ehre Gottes und Rettung der Seelen, gebe
Ich euch bei Verrichtung eurer kleinen guten Werke.
Überall ist es ein und derselbe Geist. Es kommt nicht
auf die Größe des Werkes an, sondern auf die
Herzensgesinnung.“
Jesus für
eine Ordensfrau: „Die beste Opfergabe, die mir die
Oberin des Hauses bringen kann, ist ein frohes,
freudiges Herz, denn hierin muß sie allen Mitschwestern
voranleuchten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
866 Wallfahrten vom 3. bis 12. August
1907
„Befolge die Regel, die Ich dir schon
oft angegeben: Tue das, was dir am schwersten fällt.“
Barbara: Bei
der Wallfahrt am Samstag, dem 3. August 1907, als wir
auf den Fluren von Marienborn ankamen, kam der liebe
Heiland mit einer ganzen Schar uns entgegen und sie
hüllten uns ganz ein. Als wir die liebe Mutter Gottes
baten, Sie möchte allen, die mit uns sich heute
vereinigen, reichlichen Trost, Kraft und Mut zusenden,
da wurde Ihr Herz wie ein sprudelnder Quell, und es
gingen Strahlen davon überall hin.
Als wir um den ganz besonderen Schutz
für alle Liebesbundmitglieder baten, da öffnete Sie
Ihren weiten Mantel und nahm alle darunter. Zuvorderst
vor ihr war Frau N., der Sie große Zärtlichkeit bewies.
Bei der geistigen Kommunion kam ein Engel und reichte
einer jeden die heilige Kommunion. Als wir das Te Deum
sangen, vereinigte sich der ganze Himmel und sang mit.
Beim „Heilig, Heilig, Heilig“, neigten sich alle Engel
tief herab.
Am 4. August 1907 ängstigte sich Barbara
wegen der Wallfahrt, weil in der Nacht ein braver Mann,
von einem Geschäftsgang heimkehrend, lebensgefährlich
von Strolchen verwundet wurde.
Jesus: „Gehet
trotzdem wieder wallfahrten, Mittwoch aber etwas früher.
Fürchtet euch nicht. Ich bin euer Beschützer und werde
euch mit dem ganzen himmlischen Hof begleiten. Du
ängstigst dich, wenn du von den Strapazen der Missionare
liest. Deshalb schicke Ich euch wallfahren, damit ihr
durch das vereinigte Gebet euch einander unterstützen
sollt. Ich will, daß Mir überall gedient werde. Die
wilden Heiden sollen Mich kennenlernen und ihr sollt Mir
in eurem Vaterlande dienen und euch für die Missionare
verwenden und einsetzen, daß Ich ihnen die Kraft
verleihe, die Strapazen auszuhalten. Durch dies
vereinigte Gebet nehmt ihr an dem Wirken der Missionare
teil, und sie schöpfen aus eurem Gebet die nötigen
Gnaden, um auszuharren in all den Opfern und Strapazen,
die sie bringen müssen, weil ihr euch direkt für sie
verwendet.“
Bei der Wallfahrt am Mittwoch, dem 7.
August 1907, eine Viertelstunde vor der Stadt, als wir
auf die Fluren von Mainz kamen, sah Barbara den lieben
Heiland und eine himmlische Schar uns entgegenkommen und
uns ganz umhüllen. Auch sah Barbara unterwegs, wie der
Heilige Geist in Gestalt einer Taube die Vorbetende
umflatterte und ihr eingab, wie sie beten solle. Wir
hatten uns nämlich ganz für den Eucharistischen Kongreß
in Metz aufgeopfert.
Jesus am 9.
August 1907: „Es ist ja wenig, was Ich von euch
verlange, aber tut das Wenige mit Freuden. Wisset, daß
es doch Früchte trägt und daß viele in der Welt sind,
die sich an den Wallfahrtstagen mit euch vereinigen, und
gerade durch das vereinigte Gebet wird Mein Arm immer
noch aufgehalten, daß es nicht zum Blutvergießen kommt.
Das kommt vom Liebesbund her, weil viele mit euch in
Verbindung stehen, die sich beständig im Gebet mit euch
vereinigen. Besonders leistet Mir Abbitte und Sühne für
die verirrten Priester, die Mir so viel Schmach antun,
und für so viele Ordensleute, die Mir nur mit Mißmut
dienen und sich ihr ganzes Leben in sich selbst
vergrämen, anstatt Mir fröhlich und heiter zu dienen.
So verkennen sie Mich und können sich
nicht in Freude in Mir ergießen. Nur Liebe und Freude
will Ich Meinen Kindern machen, und Ich will haben, daß
sie Mir in Lust und Liebe dienen, statt dessen tun sie
es mit Seufzen und Krächzen und lassen sich von Satan
dazu verleiten, als ob Ich kein guter Gott wäre. Das
beleidigt Mich sehr. Nur freudige Geber liebe Ich; sie
aber halten Mich für einen lieblosen, strengen Herrn.“
Als wir für zwei Theologiestudenten
beteten, gingen zwei Strahlen von der lieben Mutter
Gottes aus. Der eine ging weit über alle Berge (wo einer
in Ferien weilt), der andere hier in die Stadt. Es wurde
Barbara eine verstorbene Millionärin gezeigt, die sich
im Leben wenig um Gott gekümmert, aber doch reuig
gestorben. Barbara sah dieselbe im Fegefeuer in einer
Schlammpfütze steckend, daß nur der Kopf herausschaute,
die von Ungeziefer und stinkendem Unflat strotzte. Als
Barbara unschlüssig war, sich der Wallfahrt auf den
Laurenziberg anzuschließen und sie erst um Rat fragen
wollte, hörte sie die Stimme:
Jesus:
„Befolge die Regel, die Ich dir schon oft angegeben: Tue
das, was dir am schwersten fällt.“
Bei der Wallfahrt auf den Laurenziberg
am 12. August 1907 durfte Barbara nach der heiligen
Wandlung den heiligen Laurentius in seiner Verklärung
sehen. Er wurde ihr verklärt gezeigt, wie er auf dem
Roste lag und ganze Fetzen Fleisch von ihm herabhingen.
Mit ihm kam Pater Ludwig als Ordensmann, und sie waren
wie zwei liebe Brüder. Pater Ludwig sagte, er dürfe
mitkommen, weil er auch die Stufe der Märtyrer erlangt
habe durch das Werk. Er habe eine dreifache Krone
erlangt: Die der Märtyrer, die der Jungfräulichkeit, und
die Krone derer, die viele in dem Weg der Gerechtigkeit
unterwiesen. Er war so fröhlich und so glücklich, daß
Barbara der Anblick der beiden große Wonne bereitete.
P. Ludwig (†):
„Ängstige dich nicht mehr, es ist ja
alles durchgekämpft. Tragt niemand etwas nach, denn das
alles hat mir zu meinem Glück verholfen. Laßt euch um
alles in der Welt nicht mehr die heilige Freude rauben.
Macht euch ganz los vom Irdischen, wenn das Licht auch
nicht immer so bleibt, wie ihr es jetzt genießt, so tut
das nichts. Die heilige Freude müßt ihr immer bewahren,
denn das ist der Anfang der ewigen Glückseligkeit.“
Beim Magnificat in der Vesper durfte
Barbara hören, wie Pater Ludwig kraftvoll den Baß
mitsang. Er sagte:
P. Ludwig (†):
„Wie der heilige Laurentius gegen das
alte Heidentum kämpfen mußte und so sich die Krone
errang, so mußte ich angehen gegen das neue Heidentum,
weil ich der Hintergrund sein mußte zu dem Werk.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
867 Vigil vom Fest Mariä Himmelfahrt
„Wie der Mensch, wenn er über alle
Verdemütigungen und Leiden starkmütig hinweggeht, am
Schluß seiner Prüfungen die wunderbaren Fügungen Gottes
erkennt und lobpreist.“
Ganz wider Erwarten bekam Barbara die
Vorboten ihres Leidens, doch ohne die drei Stürme. Weil
Barbara sich so ohnmächtig fühlte nach dem Rosenkranz,
begleitete Luise sie nach Hause. Dort beteten sie
miteinander den Rosenkranz und nach dem fünften Gesetz
fing Barbara zu singen an: „Gegrüßet seist du Maria ...“
(Von der Behörde war ein
Sommernachtsfest auf dem Rhein gerade auf die Vigil von
Mariä Himmelfahrt am 14. August 1907 anberaumt worden.)
Maria:
„Gelobt sei Jesus Christus! Meine Kinder, in dieser
Nacht werden so viele jungfräuliche Seelen Meinem
göttlichen Sohn entrissen. An diesem einzigen Fest, das
Mir noch geweiht ist in dieser Stadt, das noch nach
Gebühr begangen wird, beteiligen sich viele, auch die
besten Meiner Kinder, und werden so wenigstens Zuschauer
all der Erbärmlichkeiten, welche die Weltkinder
aufführen, um die Unschuldigen zu umgarnen, um die
Jugend, soweit das nicht schon in der Schule oder auf
öffentlichen Plätzen geschieht, durch solche Vergnügen
vollends zugrunde zu richten.
Die Jugend soll dem Herzen Meines Sohnes
entrissen werden. Es soll der jungfräuliche Stand
vernichtet werden. Darauf geht die Welt hinaus, und
darum mußt du leiden, Meine Tochter. Siehe, du hast es
nicht verstanden und auch deine Umgebung nicht, was der
Herr mit dir vorhatte. Sie alle sollten sich freuen und
teilnehmen an der großen, unaussprechlichen Güte Meines
Sohnes, daß Er dich armseliges Werkzeug erwählte, um
durch dich der ganzen Welt Seinen Segen zufließen zu
lassen, in dem Er die neue Strömung Seines liebevollen
Herzens – die damals herausgewachsen ist aus Seinem
Herzen, als Er Sich eine Klosterfrau erwählte, um der
Welt die Schätze Seiner Liebe zu eröffnen –, jetzt
herausleitet aus Seinem göttlichen Herzen, um sie Seinen
Kindern zuzuwenden, wenigstens denjenigen, die noch an
Ihn glauben, auf Ihn hoffen und Ihn noch lieben. Dafür
sollten alle deine Verwandten und alle, die Mein Sohn
herbeigeführt, dankbar sein, und Er verlangt Dankbarkeit
von ihnen und wenn sie es nicht tun, werden sie wenig
Nutzen aus all den Gnadenschätzen davon ziehen, die Er
gerade in ihre Familien hineinleiten will.
Ihr aber, Meine Kinder, freuet euch!
Seht, wie glorreich, wie herrlich, wie triumphierend die
Nacht für Mich war, als Ich dieses Tränental verließ, um
einzugehen in Meine ewige Herrlichkeit, um neben Meinem
göttlichen Sohne Platz zu nehmen, Besitz zu ergreifen
von dem Throne, den Er Mir bereitet hat.
Und hier steht Mein Diener Pater Ludwig.
Zum ersten Mal feiert er das Fest neben Mir in seiner
ewigen Herrlichkeit. Siehe die dreifache Krone, die er
trägt.“
Barbara:
„Lieber Pater Ludwig! Ich grüße dich zum ersten Mal in
deiner ewigen Herrlichkeit durch deine Königin, durch
deine allerreinste Braut, die du so innig geehrt, bis zu
deinem Tod sovielmal angerufen, nach der du so innig
geseufzt und so kindlich auf Sie gehofft, daß Sie dich
abholen werde. O könnte ich doch auch bald mit dir
vereinigt dort stehen am Throne der ewigen Herrlichkeit.
O verlaß dein armes Pflegekind nicht.
Schon jahrelang warst du mein Seelenführer, hast alle
Schmach und Verachtung mit mir geteilt, die mir in der
ganzen Welt zuteil geworden ist von all denjenigen, die
mir Feind geworden sind, weil niemand mehr an
übernatürliche Dinge glauben will und an den Verkehr
Gottes mit der Seele. Verlaß mich nicht, ich bin jetzt
ganz hinausgestellt und weiß nicht, an wen ich mich
wenden soll. Aber ich sehe wieder heute abend, daß es
der Herr ist. Darum bitte ich um deine Fürsprache.“
P. Ludwig (†):
„Ganz unnütz, meine Tochter, daß du
weinst. Freue dich vielmehr! Ja, freuen sollst du dich!
Siehe, es war hart, alles hinzugeben, aber was war es im
Vergleich zu dem, was ich besitze, und wenn du kämpfen
müßtest bis aufs Blut, und wenn auch du deinen Verstand
und deinen Willen und alles darangeben müßtest wie ich,
was wäre es im Vergleich zu dem, was wir besitzen.
Siehe, heilig müssen wir werden, und alle, die sich an
dich anschließen, sie wollen Heilige werden, aber
freilich, wie du in deiner Jugend gebetet hast, auf
einem leichten Weg, nicht wahr, meine Tochter? Das geht
nicht!
Das ging auch bei mir nicht anders. Ich
war Ordensmann, ich habe wohl alles hingegeben, ich habe
vieles verlassen, doch war es nichts. Auch ich suchte
einen bequemen Weg, auch ich wollte heilig werden, aber
möglichst auf einem leichten Weg. Das geht nicht, meine
Kinder! Und weil ich es an dem Leibe selbst nicht tat,
kam mir der Herr entgegen und nahm mir alles weg. Er
nahm mir meinen freien Willen, und ich wurde gebunden
wie ein Gefangener, Er nahm mir meinen Verstand, mein
Gedächtnis, meine Sprache. Alles, alles mußte ich daran
geben, und so wurde ich in der letzten Zeit ein
Märtyrer, ein Märtyrer der Liebe.
Und hier siehst du die Krone, die ich
trage. Es ist die Krone des Martyriums. Ich war in
meiner Jugend ein Freund der Jungfräulichkeit, ein
Freund jungfräulicher Seelen. Doch fürchtete ich mich,
ob ich auch diesen Stand halten werde und halten könnte,
denn ich war ein reizbares Geschöpf. Ein freudiges Wesen
hatte ich, lustig und vergnügt in meiner Jugendzeit.
Darum entsprach ich nicht dem Verlangen meiner Mutter,
die es gerne gesehen hätte, daß ich Priester werde. Ich
wählte erst einen anderen Stand, weil ich mich
fürchtete, mein lustiges Temperament nicht beherrschen
zu können. Ich wollte der Menschheit nützen durch andere
Kenntnisse, ich wollte Arzt werden, aber ich sah die
Gefahren, die mir da drohten, denn ein Arzt muß sich
Dinge erlauben, wo er nicht leicht jungfräulich leben
kann, und ich entschloß mich, aus Liebe zur
Jungfräulichkeit, im letzten Stadium noch Priester zu
werden und Ordensmann.
Und darum, weil ich aus Liebe zur
Jungfräulichkeit diesem Beruf entsagt und alles in die
Schanze schlug, habe ich auch die Krone der
Jungfräulichkeit erlangt, die Krone der Jungfrauen. Ich
war Missionar, ich ging gern auf Missionen, und es war
meine Freude, andere zu unterrichten und zu unterweisen
in der Gerechtigkeit. Darum trage ich jetzt eine
dreifache Krone.
Freuet euch, meine Kinder, mit mir.
Heute feiere ich zum ersten Mal das Fest meiner
königlichen Braut. Auch du hast einen guten Teil hinter
dir. Nur noch eine kurze Zeit und alles, alles ist
vorüber. Siehe, traget niemand etwas nach, vergeßt, was
vorgekommen, vergeßt auch die Schmach, die man mir
angetan und seid dankbar denjenigen, die mir dazu
verholfen zu diesem Glück. Sie sind meine größten
Wohltäter.
Das Werk, das ich so lange geleitet und
wovon ich der Hintergrund sein mußte, ist zum Abschluß
gekommen. Deine Schriften sind in Rom im Vatikan gelesen
worden und Gott hat es gefügt, daß dieser Papst, der der
richtige Mann war, auf den Stuhl Petri kam. Es wäre noch
lange, lange nicht zum Durchbruch gekommen, wenn Leo
XIII. am Leben geblieben wäre. Dieser ist es, dem du das
Kissen unterschobest, damals in jener Vision, denn er
machte Gebrauch davon. Er nahm sich alles das zu Herzen,
was er in den Schriften las und hörte und beriet sich
mit anderen, und er kam zu dem Entschluß durchzuführen,
was er in den Schriften hörte und las, und was Tausenden
und Abertausenden von Priestern für unmöglich zu sein
schien, das brachte Pius X. mit einem Schlag fertig.
Darum freuet euch und jubelt am morgigen Festtage. Zum
ersten Male könnt ihr mit Freuden singen: Hochpreiset
meine Seele den Herrn, denn Er hat Großes an mir getan!
Du bist das Werkzeug, durch das der Herr
große Dinge vollbringen wollte. Aber je größer die Ehre,
desto kleiner mußt du werden in deinen Augen, und je
mehr Besuche du erhältst, desto demütiger mußt du sein,
mit demütiger Bescheidenheit sprechen mit den Priestern,
die dich besuchen, mit den Ordensleuten, und wo du
hinverlangt wirst, gehet hin, um das Reich der Liebe zu
erweitern. Denn ihr sollt, wo je eine Seele ist, die
noch glaubt und vertraut, die noch hofft, das Reich der
Liebe zu erweitern suchen.
Sagt meinen Schwestern in N. und N. und
N., es wäre ein Unsinn, sich noch zu fürchten vor
Menschen. Hättest du, meine Kleine, dich gefürchtet vor
den Bischöfen von Mainz, wäre nie und niemals der Welt
die Wohltat zuteil geworden, die viele Seelen jetzt zur
Heiligkeit führen wird, denn nur die Vereinigung mit
Christus, unserem Haupt, wird Heilige hervorbringen, und
je mehr die Welt abkommt vom rechten Weg, desto mehr muß
dieses Mittel wieder ergriffen werden, wodurch die
ersten Christen sich heiligten. Dadurch, durch dieses
Mittel, mußte die Christenheit zurückgeführt werden, und
man muß wieder sagen: ‚Seht die Christen, wie sie
einander lieben!‘
Sage N., er soll die sieben heiligen
Kommunionen in der Woche nur gewähren. Niemand soll sich
scheuen, kein Priester, aber auch keine Ordensfrau.
Jetzt, wo das Oberhaupt der Kirche gesprochen, sind alle
jene Priester, die Widerspruch erheben, ungehorsame
Knechte, ungehorsam gegen ihren Höchsten Herrn, weil sie
ungehorsam sind gegen ihr Oberhaupt, und ihr alle, ihr
alle, auch du, bist dispensiert. Das Oberhaupt hat
gesprochen, und wer sich dagegen weigert, weigert sich
gegen Christus, den Höchsten Herrn. Die Eisdecke ist
noch nicht geschmolzen, auch unter meinen Freunden. Euer
Bischof hat viel dazu beigetragen, darum ehret ihn, er
muß nur alles im stillen verborgen tun. Er weiß aber, er
wußte die rechten Wege und Mittel, er wollte seinen
Gegnern nicht nahetreten. Darum hat er einen ganz
bescheidenen Weg eingeschlagen. Jetzt wo man alles
durchschaut, jetzt sieht man die unendliche Güte
Gottes.“
Barbara: Ich
sehe, wie Pater Ludwig seiner Königin dankt für alle
Gnaden, die Sie ihm im Leben erlangt.
„Ja, lieber Pater Ludwig, unterstütze
unser Gebet; es ist heute der neunte Tag.“
P. Ludwig (†):
„Sage Frl. N., wir sollen in den
Geheimnissen Gottes nicht grübeln. Was verstehen wir
Menschen von der Gerechtigkeit Gottes? Hat der Herr am
Kreuz den Schächer, der sein ganzes Leben in Raub und
Mord zugebracht hat, im ersten Augenblick in die ewige
Seligkeit aufgenommen, haben wir Menschen etwas dagegen
einzuwenden?
Suchet all die Dinge, die euch in der
letzten Zeit angegeben worden, zu fördern. Ich habe dir
gesagt am Laurenzifest: Bewahre die heilige Freude in
dir und suche Gott zu verherrlichen in der Kirche und in
eurem Beruf und in Gottes freier Natur und tut, was so
wenig Menschen tun, denn zur Arbeit ist der Mensch
geboren und der Eigennutz ist so groß im Menschen, daß
er dazu keinen Ansporn braucht. Jeder Mensch, tut er es
nicht aus Vergnügungssucht, um sich Vergnügen zu
verschaffen, so tut er es, um seinen Wohlstand zu
vermehren und auch manchmal in guter Absicht, denn der
Vater, der Kinder hat, tut es, um seine Pflicht zu
erfüllen, für seine Kinder zu sorgen.
Aber, daß der Mensch aufgeht darin, das
ist nicht von Gott gewollt, und darum, weil so wenig
Menschen dieses erfassen, hat der Herr in der ersten
Zeit Sich verherrlicht durch das Martyrium Seiner
Auserwählten. Später, als die Kirche sich ausgebreitet
hatte, hat Er Sich verherrlicht in den Einöden. Da
berief Er die Menschen hinaus, die mußten alles
verlassen. Männer, die auch viele zeitliche Güter
hatten, verließen alles, um Gott zu dienen. Ordensleute
sind berufen, um Gott zu dienen. Viele, viele gehen ins
Kloster und arbeiten nichts als nur beten. Das tun sie
in den beschaulichen Orden. So will der Herr auch
Seelen, die Ihm mitten in der Welt dienen. Darum freuet
euch und tut, was der Herr euch angegeben. Und weil Er
verlangt, daß du dies tun sollst, darum hat Er dir die
Krankheit gegeben, und so wird Er es tun, wenn es Zeit
ist, wird der Herr Sich deiner bedienen wollen, bis du
zuletzt Ihm dienen wirst, und ganz allein mußt du für
Ihn leiden, bis Er dich heimholen wird. Aber freue dich,
meine Tochter, und ihr alle, die Er euch herzugeführt! O
wie gut ist der Herr!“
Maria: „Meine
Kinder! Geht morgen mit nach Marienborn, macht Mir die
Freude! Sage Frl. N., sie habe genug gearbeitet, sie
solle sich nur zurückziehen. Sage N., das sind Dinge,
die grenzen an die Allwissenheit Gottes, man soll sich
nicht zuviel erdreisten zu wissen, man soll
kindlich-demütig warten, bis der Herr Selbst redet, was
Er euch angeben will.“
Barbara:
„Soll ich es denn dem hochwürdigsten Herrn Bischof sagen
oder schweigen?“
Maria: „Wenn
der Herr dir einen Auftrag gibt, daß du es ihm sagen
sollst, so sage es ihm nur. Grüßet mir alle Meine lieben
Kinder, alle die treuen Seelen. Sie sollen nicht irre
werden, wenn du sie nicht alle befriedigen kannst. Sie
sollen im Glauben wandeln, wie auch du im Glauben
wandeln mußt, die ganze Zeit deines Lebens. Aber siehe,
welcher Lohn der lebendige Glaube einträgt! Durch diesen
lebendigen Glauben, den du einer frommen Mutter zu
verdanken hast, hast du die große Gnade erlangt, daß du
der ganzen Welt Segen und Heil gebracht hast, wenigstens
bist du das Werkzeug. Dafür kann man sich verspotten und
verlachen lassen.
Grüße Mir auch herzlich dein liebes
Schwesterlein, und sage der Oberin in N. und N., sie
sollen ihre Genossenschaften dem Liebesbund angliedern.
Der Herr wünscht und verlangt, daß alle religiösen Orden
Mitglieder des Liebesbundes werden, das heißt, wer
Mitglied ist, wo das Oberhaupt Mitglied des Liebesbundes
ist, werden sie auch alle Schwestern anleiten zum
Empfang der täglichen Kommunion, zum kindlich-gläubigen
Gebet für den Sieg der heiligen katholischen Kirche.
Dieses ist der Damm, der errichtet werden soll, wie der
Herr angegeben, und diejenigen Oberen, die es nicht
glauben, werden sich vieler Gnaden berauben und es in
der ganzen Ewigkeit zu bereuen haben, durch die ganze,
lange Ewigkeit.
Und deine Schwester, die in N. unter der
Leitung von N. steht, soll es ihr nur sagen, und wenn
sie es nicht glauben will, soll sie sich befragen beim
Bischof von Mainz. Was N. betrifft, seid ihr ja
eingegliedert an jene Genossenschaft. Darum gelten Meine
Grüße vor allem diesen Schwestern. Sie sind ja Meine
auserwählten Töchter, sie tragen Meinen Namen: ‚Mariä
Heimsuchung.‘
Sage N., ein großes Arbeitsfeld warte
auf ihn, denn er werde ein umfangreiches Gebiet von
Seelen zu verwalten bekommen. Ich lobe sein Verfahren,
daß er sich in das Gebet der Armen und Kleinen
empfiehlt. Dies setzt bei einem Priester große Demut
voraus. Er soll in sich aufnehmen die Starkmut der
heiligen Märtyrer, die dem Tod ins Angesicht schauten
wie ein Kind, das seinem Spielzeug entgegengeht. Und er
soll in sich aufnehmen die Treue und Entsagung, welche
die heiligen Einsiedler im Mittelalter in die Wüste
trieb. Aus Liebe zu Gott haben sie nichts hören und
sehen wollen als Seelen retten und durch ihr frommes
Gebet Mir Seelen zuführen. Niemals darf ein Priester,
auch wenn er auf den Stuhl Petri gesetzt ist, das Gebet
der Kleinen unterschätzen.
Jeder Priester braucht für seine
Wirksamkeit so notwendig das Gebet wie das Erdreich den
Tau, der die Natur begießt. Das Wort des Predigers
verhallt in den Herzen der Menschen und zerstiebt, wie
wenn der Wind die Spreu aufwirbelt. Die Worte des
Predigers bringen zwar einige gute Begierden und
Empfindungen hervor, die aber ohne Frucht bleiben, wenn
die Salbung des Heiligen Geistes diese Begierden nicht
fruchtbringend macht.
Das Eindringen und das Verständnis der
Worte kann nur das Gebet bewirken. Zur Zeit, wo sein
Beruf ihm schwerfällt, soll er in sich einkehren und
sich fragen: Wozu bist du da und was strebst du an? Du
bist da, wo dein Gott dich hingestellt, um Seinen Willen
zu tun. Will er ganz sicher gehen, immer das
Gottwohlgefälligste zu tun, dann wähle er unter zwei
Dingen immer das, was seiner Natur am schwersten fällt.
Bei vorkommenden Schwierigkeiten soll er sich daran
erinnern, wie der Mensch, wenn er über alle
Verdemütigungen und Leiden starkmütig hinweggeht, am
Schluß seiner Prüfungen die wunderbaren Fügungen Gottes
erkennt und lobpreist.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
868 Namenstag P. Ludwig am 19. August
1907
„Und du, Atheist, wie du doch noch viel
mehr betrogen bist, wenn die Hölle keine Fabel ist!“
Zwei Seelen waren von auswärts gekommen,
uns zu besuchen. Kaum waren sie zwei Stunden hier, da
meldete Sich der Herr durch das Leiden von Barbara an.
Er machte ihnen gleichsam einen Gegenbesuch, so daß wir
alle nicht genug uns verwundern konnten über die
unendliche Herablassung der göttlichen Majestät uns
armen Würmchen gegenüber. Wir sagten zueinander: Das hat
uns gewiß Pater Ludwig erfleht, weil heute sein
Namenstag ist.
Barbara:
„Mein Jesus, ich danke Dir für die unendliche große Güte
und Herablassung zu uns armen Geschöpfen. Wann werde ich
einmal anfangen, Dich so zu lieben, wie ich sollte? Wann
wird meine Danksagung auch einmal volle Wahrheit sein?
Aber daß Du mich heute mit einem Besuch überraschest,
habe ich nicht geahnt. Woher kommt mir die große Gnade,
daß Du mich heute heimsuchen willst? O mein Jesus! Ach
komm, ich bin bereit. Gelobt sei Jesus Christus!“
Jesus: „Ihr
habt recht, Meine Kinder, es ist wohl der Mühe wert,
eine Reise zu machen, denn wo zwei oder drei in Meinem
Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen.
Dieses Wort, das Ich einst gesprochen habe, als Ich im
sterblichen Fleische unter euch wandelte, will Ich heute
wieder zur Wahrheit machen. Ich will euch in
Wirklichkeit zeigen, daß Ich unter euch bin. Danket ihr,
Meine Kinder, alle Tage, daß Ich euch gerufen habe, in
Meiner allernächsten Nähe zu sein, Zeuge zu sein von der
unendlichen Güte und Barmherzigkeit Gottes. Das
allergeringste Meiner Geschöpfe habe Ich Mir auserwählt,
um durch sie der Menschheit so große Güter zuströmen zu
lassen, und solange die Welt steht, wird man Meine Güte
preisen, die Ich durch diese, Meine kleine Dienerin, der
Welt übermitteln wollte.
Darum laßt euch nicht beeinflussen von
den stolzen Geistern, die nicht begreifen können die
Liebe eines Gottes, die wohl auch Meine Kinder sind, und
Ich mit ihnen zufrieden sein muß, wenn sie nur noch in
Meiner Gnade leben und Mich als ihren Herrn und Gott
anerkennen, die aber nicht begreifen können, wie Ich so
herablassend sein kann, Mir ein so unwürdiges Werkzeug
zu erwählen. Lasset sie! Saget ihnen, was jener weise
Mann gesagt, als der Ungläubige ihn fragte: ‚Aber du,
mein lieber Christ, wie du doch betrogen bist, wenn dein
Himmel eine Fabel ist!‘ Und der Christ ihm antwortete:
‚Und du, Atheist, wie du doch noch viel mehr betrogen
bist, wenn die Hölle keine Fabel ist!‘
So sagt all denjenigen, die euch sagen:
‚Aber wie seid ihr betrogen, wenn alles unecht ist, wenn
die Person getäuscht ist!‘ Dann sagt ihr dasselbe Wort:
‚Wie du noch viel mehr betrogen bist, wenn es echt ist,
und wenn sie nicht getäuscht ist! Ich nehme teil an der
Frucht, die der Herr aus, in und durch sie wirkt, du
aber nicht, weil du stolz bist!‘ Dieses wollte Ich euch
sagen, ihr seid Meine lieben Kinder, ihr habt schon viel
gewirkt in Meinem Werk, euer Leben und Sein dafür
hingegeben. Kein Buchstabe, kein Wort der Liebe, das von
euren Lippen fließt, soll umsonst geschrieben,
gesprochen sein.
Denkt euch den Schmerz eures Gottes, Er
ist der Richter aller Menschen, Er soll Seine Eigenen
Kinder verdammen, und seht euch um unter euresgleichen,
unter der ganzen lebenden Nation, wie viele, viele
Menschen gibt es, die Mich nicht mehr kennen, die schon
gebrochen haben mit ihrer unsterblichen Seele, wie viele
sind es, die jetzt beeinflußt werden von dem Geist der
Finsternis; Tag für Tag wird es schlimmer. Habt ihr
nicht gesehen, wie die Sonntage entheiligt werden in
letzter Zeit, wie alles aufgeboten wird, um den letzten
Rest in der Jugend, in den Seelen, in denen Mein Geist
noch wohnt, herausgerissen wird, wie die Jugend, die
Schule Mir entrissen wird. Darum freuet euch, denn
diejenigen, die ohne Kritik glauben, denen es gegeben
ist, es fassen zu können, können sich mit gutem Gewissen
und mit Beruhigung sagen, daß sie zu den liebsten
Kindern Meines Herzens gehören.
Und wenn alles durchgekämpft ist, werdet
ihr euch dort begegnen, ihr werdet euch umarmen vor
Freude, denn so, wie ihr jetzt schon manchmal die Freude
überfließend spürt, die niemand euch rauben kann, aber
auch niemand euch geben kann, die ausgegossen ist nur
auf diejenigen Meiner Kinder, die sich auch darum
beworben haben, dieses Glück zu begreifen und zu
genießen, so ist es auch in der Ewigkeit unaufhörlich.
Dort werden die Wonnen und Freuden kein Ende nehmen.
Ihr begreift es jetzt nicht. Darum
wandelt im Glauben, solange ihr noch in der Prüfung
steht. N.N. soll sich nur Pater Ludwig zum Vorbild
nehmen; er war der Hintergrund. Ich habe ihm gesagt, du
bist der Hintergrund. Solange dieses Leben dauert,
müssen Meine Kinder den Weg gehen, den Ich gewandelt
bin. Aber wenn es durchgekämpft ist, wenn ihr auf der
letzten Sprosse steht auf der Leiter, die ihr
aufzusteigen habt, werdet ihr alles überschauen, wie
Mein Diener Pater Ludwig.
Saget all den Priestern einen herzlichen
Gruß von Mir. Sie sind die Sämänner, die Ich
hinaussende, um guten Samen auszustreuen. In der
Ewigkeit sollen sie aber die Früchte ernten ihrer
Aussaat. Fünf Seelen sind eingezogen in den Himmel.
Einen herzlichen Gruß von Pater Ludwig.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
869 Wallfahrt zum hl. Rochus am 21.
August 1907
Barbara: Bei
dem Hochamt sah ich die heilige Hildegard und die
heilige Jutta mit einer großen Schar ihrer Gefährtinnen,
wie sie sich mit uns vereinigten. Sie hatten silberweiße
Gewänder und doch durchleuchtend, nicht zu beschreiben.
Sie sagte zu mir:
Jutta: „Ich
bin die heilige Jutta, welche die heilige Hildegard
erzogen hat. Was ihr hinter euch habt, das ist für Gott
getan. Tut nur, was ihr könnt, denn euer Lebensprinzip
ist, daß ihr Gott dienen wollt, statt der vielen
Menschen, die nicht mehr beten wollen.
Und wenn ihr von allen Menschen
verachtet werdet, so fragt nichts danach. Bekennt
ungeniert euren Glauben und gehet ruhig weiter. Ich habe
die heilige Hildegard erzogen, und dieselbe hat mit
ihren Gefährtinnen Tag und Nacht siebenmal das Lob
Gottes gesungen. Ihre Hauptaufgabe ist gewesen, Gott zu
verherrlichen und Ihm Ersatz und Sühne zu leisten für
andere, die arbeiten. Ihr sollt euch gar nicht daran
stören, wenn andere murren und sagen, das sind
Faulenzer. Das geht euch nichts an. Solange ihr könnt,
sollt ihr alles aufsuchen, wo ihr euch erneuern und
frische Kraft holen und ihr euch ergießen könnt in Gott.
Wenn ihr nicht mehr auswärtsgehen könnt, so versammelt
euch im Haus und nützet die Zeit aus. Wir haben viel
gesungen; das ist dem lieben Gott noch viel angenehmer,
wenn man durch Gesang Ihn verherrlicht. Es ist nötig,
daß es Menschen gibt, die mehr beten. Und wie war die
Gegend geheiligt, zur Zeit wo wir lebten, durch das
Gebet und den tieflebendigen Glauben. Den sollt auch ihr
haben. Bedenket, was die Mutter Gottes getan hat und was
Sie zur Mutter Gottes gemacht hat. Sie hat vor Ihrer
Erwählung nicht daran gedacht, Güter aufzuhäufen.“
Barbara:
„Weil man aber keinen Halt hat an den Priestern, so
fürchte ich, man könnte doch eigensinnig handeln.“
Jutta:
„Bedenket doch das Leben der Mutter Gottes. Vor Ihr war
der jungfräuliche Stand gar nicht geachtet. Es war wie
ein Gesetz, daß alles heiraten mußte, denn wer nicht
heiratete, hatte keinen Anspruch auf die Messiaswürde.
Doch hat die Mutter Gottes auf all das nicht geschaut,
weder auf das Gerede der Menschen noch auf das Gesetz
und die Schmach und Schande, indem Sie diesem nicht
folgte. Vom Heiligen Geist erleuchtet, erkannte Sie aus
Sich heraus, daß etwas Besseres sein müsse als die
Mutter-Gottes-Würde.
Sie hat auch keinen Priester gehabt und
konnte keinen fragen. Darin muß der Mensch selber
streben und dem Geiste Gottes sich hingeben, der die
Menschen erleuchtet. In Sachen, die nicht geboten sind,
kann der Priester nicht sagen: Das darfst du tun und das
nicht.
Seid ganz ruhig und macht es so, wie ich
euch sage. Kümmert euch um nichts mehr. Im Winter geht
zusammen und betet, und wenn ihr nachts erwachet, sollt
ihr, statt unnützen Gedanken nachzuhängen, den
Rosenkranz beten. Wenn es auch armselig ist, es ist doch
Gebet. Führet ein Gebetsleben ohne euch zu beunruhigen,
und erhaltet den Geist immer recht frisch.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
870 Am 22. August 1907
„Das ist das Höchste, was der Mensch
haben und anstreben kann: Die Vereinigung mit Mir!“
Barbara: Ich
hatte in der Pfarrkirche kommuniziert und wollte, weil
dort keine heilige Messe mehr war, in die
Kapuzinerkirche gehen, um dort die heilige Messe zu
hören. Ich sagte zum Herrn:
„Wäre es nicht besser, ich ginge
dorthin?“
Jesus: „Nein,
Ich will es nicht. Bleibe du hier, weil Ich noch in dir
ruhen will.“
Barbara: „Ist
es denn nicht besser, wenn man sich mit dem Priester
vereinigt? Wo heilige Messen sind, hat man doch noch
mehr Gnaden?“
Jesus: „Wenn
Ich mit der Seele vereinigt bin, was willst du noch
mehr? Das ist das Höchste, was der Mensch haben und
anstreben kann: Die Vereinigung mit Mir! Darauf hinaus
ist ja aller Gottesdienst gerichtet, um die Menschen Mir
zuzuführen. Was macht denn eine Klosterfrau, die auch
nur eine heilige Messe hat?“
Barbara: „Ich
wundere mich, daß ich heute so überströmende Gnade habe,
so innere Herzenswonne. Was wird das wieder für Leiden
andeuten?“
Jesus: „Du
brauchst das nicht zu fürchten. Das ist nur ein Überguß
von den Gnaden und Freuden, die mehrere Meiner Diener
bei der Lesung der Schriften haben. Ich mache es wie im
Himmel. Dort fühlen die Seelen, von denen es ausgeht,
die Gnaden mit. Ich will nicht immer strafen, Ich will
die Meinigen auch trösten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
871 Fest des heiligen Ludwig am 25.
August 1907
„Solange bei den großen Werken noch ein
Funke von Eigenliebe und Selbstgefälligkeit ist, solange
kann es einem wenig nützen.“
Barbara: Der
liebe Heiland belehrte mich Selbst, und dann sandte Er
Pater Ludwig. Dieser kam im Ordenskleid, aber so habe
ich ihn noch nie gesehen: sein Kleid war wie das
allerfeinste Gold, das glänzte wie die Sonne. Seine
Krone war wohl zwei Handbreit oder an die 20 cm hoch und
hatte wunderschöne Verzierungen.
P. Ludwig (†):
„Sage meiner Schwester, daß sie es den
drei anderen meiner Schwestern zu wissen tut: Wenn ich
Papst gewesen wäre und hätte auf dem Stuhl Petri
gesessen und wäre in einem Prunksaal auf dem Stuhl Petri
gestorben, und alle Kardinäle hätten mein Sterbelager
umstanden, und alle Bischöfe und Prälaten des ganzen
Erdkreises hätten mir nachgeweint und getrauert um
meinen Tod, so wäre der Ruhm und die Ehre für mich und
für euch, meine Geschwister, ein kurzer, endlicher,
beschränkter gewesen. Der Ruhm aber, den ich geerntet
habe, den es mir eingebracht hat, indem ich in einem
Dachstübchen ganz einsam und verlassen sterben mußte, wo
sich mein Auge geschlossen für die Erde und die
Umgebung, die mich umfing, und die Ehre und der Ruhm,
der von dort aus begonnen hat, ist nicht zu beschreiben,
und der Ruhm bleibt jetzt durch die ganze Ewigkeit
hindurch.
Und die Freude und die Glorie, die ich
habe, vermehrt und vergrößert sich von Tag zu Tag und
erneuert sich, sooft jemand in den Schriften liest und
einen Akt der Liebe Gottes erweckt, und ebensooft habe
ich wieder neue Freude an dem Hintergrund, den ich habe
bilden müssen für das Werk. Von der Zeit an, wo ich an
dem Werk gearbeitet und dein Seelenführer geworden bin,
fing für mich ein anderes Leben an. Ich bekam eine
rechte Freude am Ordensstand, die ich vorher nicht
gehabt, sondern im Gegenteil ein bißchen Mißfallen. Aber
von der Zeit an, wo ich gesehen, wie gut Gott ist und
wie Er alles belohnt, bekam ich eine rechte Liebe zu
meinem Ordensstand und es entwickelte sich in mir die
heilige Freude so sehr, daß ich sie nicht verbergen
konnte.
Sage doch meinen Schwestern, sie möchten
sich doch das merken, wenn man im Orden ist und wirkt so
große Dinge, wie Schwester N., die viel wirkt für Gott,
so kann es aber sehr leicht kommen kann, daß man nicht
viel Verdienst davon hat, wenn man hinkommt vor den
Thron Gottes. Wenn einem der liebe Gott nicht Selbst
abschält und dazu verhilft, gleichsam ein Wunder wirkt,
so bleibt so viel an der Selbstgefälligkeit hängen.
Deshalb danke du, Luise, und ihr, meine
Geschwister, alle Tage dem lieben Gott, daß Er uns zu
dem Werk gestellt, denn nichts ist auf der Welt besser
als Verdemütigungen, da braucht man die Abtötung nicht
selbst zu suchen, da ist sie einem in den Schoß gelegt,
wie ihr es erfahren habt, ihr drei, an mir. Solange bei
den großen Werken noch ein Funke von Eigenliebe und
Selbstgefälligkeit ist, solange kann es einem wenig
nützen. Nie und nimmer hätte ich durch den Ordensstand
diese Glorie und Seligkeit erlangen können, die ich mir
durch die vielen Verdemütigungen, die ich für das Werk
erlitten, verdient habe. Wie sehr wünsche ich deshalb,
daß ihr euch anschließt und meine Worte beachtet. In der
Ewigkeit werdet ihr es nicht bereuen. Luise möge doch
recht an allen arbeiten, daß sie sich fest anschließen
und auch die Glorie erlangen wie ich. Weg mit all dem
Grübeln! Gerade im Ordensstand muß man alles hinter sich
lassen, was nach der Welt riecht. Man soll froh sein,
wenn man so etwas hat, wo man sich so losbringt von sich
selbst.“
Barbara:
„Können wir denn auch die Seligkeit erlangen wie du?“
P. Ludwig (†):
„Ihr bekommt auch dieselbe Seligkeit wie
ich, denn wer den Weg gehen muß durch Verdemütigungen
und Verachtungen, der erschwingt sich am höchsten. Weil
du, Barbara, allein hast lange Zeit in Finsternis gehen
müssen und hast trotzdem ausgeharrt, hat dich der liebe
Gott dafür belohnt, daß Er Lieschen und Luise
dazugestellt; denn dich allein hätten sie
hinausgetrieben, und es wäre nicht durchgegangen, wenn
du die Verdemütigungen nicht auf dich genommen, wo sie
dir so zugesetzt, hätte der liebe Gott nichts
angebracht, und wenn Luise die Worte nicht aufgezeichnet
hätte – auch wenn der liebe Gott sie ausgesprochen hat –
wäre alles verlorengegangen; sie mußte mit der
Hintergrund sein. Sage ihr, sie soll alle Tage Gott
danken, daß Er uns dazugestellt; denn ihr bekommt
dieselbe Glorie wie ich! Darum freut euch! Alle die
guten Anregungen kommen schon auf eure Rechnung.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
872 Schutzengelfest am 1. September 1907
„Er hat an allem zu häkeln und zu
kritisieren, und darum kann die heilige Freude nicht in
ihn einziehen.“
Jesus: „Wenn
wieder ein solcher Kritiker kommt wie gestern abend,
dann sage ihm nur zwei Worte: ,Welcher Mensch ist
glücklicher? Das Kind, das mit offenem Auge, mit freiem
Herzen und mit gutem Willen alles hinnimmt, was ihm
gesagt wird, oder der alte Mann, der in seiner
Griesgrämerei den ganzen Tag brummelt und summelt und
mit griesgrämigem Gesicht den ganzen Tag zu brummen und
zu summen hat?‘
Damit vergleiche Ich den Kritiker. In
einer Seele, die mit gutem Willen und offenem Herzen Mir
entgegenkommt, kann Ich die Freude in sie übergießen,
und sie hat ein beständiges Festmahl, jener aber nicht;
er hat an allem zu häkeln und zu kritisieren, und darum
kann die heilige Freude nicht in ihn einziehen. Das ist
der große Schaden, den alle Kritiker haben. Freilich ist
nichts mehr echt; bei einem Kritiker ist alles unecht,
denn er sieht alles mit schwarzen Augen an.“
Bei der heiligen Kommunion durfte
Barbara ihren Schutzengel sehen. Beim Hochamt sah sie
den lieben Heiland auf prächtigem Thron sitzen, vor ihm
die liebe Mutter Gottes und um Ihn herum eine große
Schar Engel, glänzend und durchsichtig, aber nicht zu
beschreiben. Es wurde ihr gesagt, das seien die
Schutzengel der Liebesbundmitglieder. Unablässig ging
Pater Ludwig unter diesen Engeln einher, mit ihnen
sprechend und anordnend.
Jesus: „Der
Kritiker ist doch nicht ohne Nutzen fortgegangen. Er hat
sich doch vieles mit nach Hause genommen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
873 Am 3. September 1907
Barbara: In
der Neun-Uhr-Messe, während der heiligen Wandlung, bei
der Aufhebung der Hostie kam der Herr aus dem Tabernakel
auf mich zu, so beruhigend und liebevoll und
überzeugend, daß ich einen sehr großen Trost hatte. Ich
bat:
„Gib mir doch ein bißchen Licht, ich
kenne mich nicht mehr aus. Es scheint mir, man leiert
mich so hinaus, und alles ist umsonst.“
Da brachte Er mir Pater Ludwig. Er war
neben dem lieben Heiland und war so schön gekleidet und
ich hörte die Baßstimme, gerade wie er gelebt. Er sagte:
P. Ludwig (†):
„Beängstigt euch nicht und laßt das
alles. Denkt an meinen Tod, wie es mir gegangen ist.
Seid ihr denn diejenigen, die verherrlicht werden
sollen? Hier steht Einer, dessen Ehre ihr suchen sollt.
Das alles geht euch nichts an. Ich bin euer
Seelenführer, wie ich es dir gesagt habe von Anfang an.
Siehe, jetzt habe ich viel größere Macht, als ich in
meiner Ohnmacht hatte, als ich am Leben war. Ich war ein
ohnmächtiger Mensch. Ich mußte hinausgestoßen verlassen
sterben, und was schadet es?“
Jesus:
„Betrachte dir jetzt deinen Seelenführer, betrachte
seine Füße. (Ich sah sie gerade wie Wachs, wie Kristall
durchsichtig, so vollkommen und schön, daß nichts damit
zu vergleichen ist. Sie glänzten sehr.) Seine Füße sind
gewandelt die Wege der Gerechtigkeit auf Erden, und
jetzt soll er mit Mir die Wege der Liebe und der ewigen
Glorie wandeln. Betrachte seine Hände. Sie übten die
Werke der Gottes- und Nächstenliebe und waren zum
Wohltun bereit. Und jetzt siehe, wie Ich sie jetzt
verherrliche. Seine Glieder nehmen Anteil an all der
Glorie und Herrlichkeit. Und betrachte dir die Krone,
die er sich verdient auf der Welt.“
Barbara: Ich
sah wieder die Krone, die ich schon einmal gesehen.
Pater Ludwig stand so vollkommen und verklärt da, aber
als Kapuzinerpater, nur war sein Kleid anders, alles
glänzte.
P. Ludwig (†):
„Die Hauptsache ist, daß Gott
verherrlicht wird, und daß all Seine Wünsche
durchdringen. Die ganze katholische Welt rafft sich auf
und spricht dasselbe, was der Herr gesprochen. Deine
Schriften sind Weltgespräch in religiösen Dingen, nur
mußte es eine andere Form annehmen, daß es scheint, es
komme aus ihnen heraus. Laßt nicht ab von euren Werken.
Ihr für euch habt nichts zu tun, als euch zu heiligen.
Das andere geht euch nichts an, ihr könnt nichts
machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
874 Vor Fest Mariä Geburt am 7.
September 1907
„Das Fest der Geburt Meiner heiligen
Mutter ist ein außergewöhnliches Freudenfest für die
Kinder, die nach der Taufe gestorben sind.“
Barbara: Bei
der heiligen Kommunion verlieh mir der Herr große
Freude, desgleichen bei der Neun-Uhr-Messe. Ich sagte:
„Warum habe ich eine solche Freude?“
Jesus: „Das
ist das Hereinleuchten von dem Fest, weil morgen Mariä
Geburt ist.“
Barbara: Ich
bekam einen so hellen Blick in den Himmel, ich wurde
hineinversetzt. Alles war lebendig und eine solche
Freude, daß es war, wie wenn der ganze Himmel voller
kleiner Kinder und Engelchen wäre.
„Was bedeutet das?“
Jesus: „Das
Fest der Geburt Meiner heiligen Mutter ist ein
außergewöhnliches Freudenfest für die Kinder, die nach
der Taufe gestorben sind. Sie freuen sich über ihre
Geburt und feiern ihren Geburtstag mit, weil sie gleich
nach der Taufe gestorben sind, und, ohne berührt zu
werden von der persönlichen Sünde, in den Himmel
eingegangen sind. Darum haben sie eine so große Freude,
und all ihre Schutzengel freuen sich mit ihnen. Weil sie
unberührt von der Sünde zu Gott gekommen sind, haben sie
eine ganz besondere Freude. Im Himmel ist in der Zeit
von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt alle Tage ein
neues Freudenfest für die himmlischen Bewohner, Meiner
heiligen Mutter zu Ehren. Sie ehren Sie beständig und
singen Loblieder zu Ihrer Ehre. Weil die Freude von
Ihrem Einzug in den Himmel noch nicht verklungen ist,
wird das Fest der Geburt Meiner heiligen Mutter immer
wieder gefeiert, und in der Zeit ist eine solche
überströmende Freude unter den heiligen Engeln, daß der
ganze Himmel mit einstimmt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
875 Marienthal am 9. bis 13. September
1907
„Solange die Welt steht, ist eine solche
Gegend gesegnet.“
Barbara: Am
ersten Tag der Pilgerfahrt nach Marienthal, wo wir auf
Wunsch des Herrn die ganze Oktav blieben, sah ich beim
Hochamt unsere drei heiligen Schutzengel, wie mir am
Schutzengelfest gesagt wurde: „Heute siehst du sie
nicht, aber bald sollst du sie sehen!“ Sie stellten sich
alle drei vor mich hin in weißem Gewand mit goldenen
Locken bis an die Schultern. Einer war wie der andere
ganz gleich. Der von Lieschen hatte ein goldenes
Täschchen umhängen (als Sinnbild ihrer Haupttätigkeit im
Befördern der Missionszeitschriften). Der von Luise
hatte eine Feder von Gold in der Hand, und der von
Barbara hatte ein Röhrlein von Gold in der Hand (als
Sprachrohr des Herrn). Die Schutzengel sagten:
Schutzengel:
„Geht nur ruhig weiter. Alles wird eingetragen mit
goldenen Buchstaben in das Buch des Lebens, und wenn es
geöffnet wird, werdet ihr euch freuen.“
Barbara:
„Soll ich mich denn nicht ängstigen, wenn andere die
Worte des Herrn hören, da noch kein Seelenführer mir zur
Seite steht? Nein, mein himmlischer Bräutigam will Seine
Worte nicht in den Wind hinausstreuen; deshalb soll
Luise sie aufzeichnen, denn viele sollen in der Liebe
neu entzündet werden.“
Alle drei Engel waren gleich groß und
einer ging hinter dem anderen, und sie waren so lieb und
so freundlich.
Am Dienstag sah ich beim Hochamt, nach
der heiligen Wandlung, wie der ganze Altar (der im
Freien aufgerichtet war) von einem himmlischen
Lichtglanz umflossen war, und anstatt der Monstranz sah
ich den Herrn Selbst zugegen in großer Majestät. Um Ihn
herum stand eine Schar Engel, die an Glanz und Hoheit
dem Herrn Selbst in nicht vielem nachstanden. Es waren
Cherubim und Seraphim. Unter dieser Schar an den Stufen
des Altars kniete die liebe Mutter Gottes in einer
Majestät und Schönheit, die nicht zu beschreiben ist. Um
die liebe Mutter Gottes herum stand eine Schar, wie die
Cherubim und Seraphim: Es waren die Heiligen aus dem
Rheingau, auch Pater Ludwig war dabei.
Jesus: „Dies
sind die Schutzengel der Seelen, die hier ihre
himmlische Mutter verehren. Es herrscht eine große
Freude im Himmel, wenn die Christen sich so vereinigen
im Lobpreis Meiner Mutter, daß sich der ganze Himmel
unaussprechlich darüber freut und sich mit vereinigen
muß. Daß jetzt in der ganzen Gegend so ein Aufschwung
des guten, katholischen Glaubenslebens vor sich geht,
ist immer noch der kernige Boden, der sich hier findet
durch das viele Gebet und die vielen heiligen Gebeine,
die hier ihre Ruhestätte gefunden und sich hier
geheiligt. Solange die Welt steht, ist eine solche
Gegend gesegnet, wenn es auch Zeiten gibt, wo das
Glaubensleben so sehr verflacht und eine Zeitlang von
der Erdoberfläche ganz verschwunden ist. Sobald aber
wieder eine Anregung kommt, wie durch dieses Werk,
flammt das Glaubensleben viel lieblicher und frischer
empor als in anderen Gegenden, wo keine Heiligen gelebt
haben. Deshalb ist es Mein Wille, daß der Liebesbund
sich recht ausbreitet, und Ich will alle diejenigen
segnen, die ihn befördern. Diese erstarken im
Glaubensleben und lieben Mich viel feuriger.“
Barbara: Der
Herr ließ mich mit seinem Blick die ganze Welt sehen.
Ich sah die Menschen durch einen großen Raum hindurch,
als wenn es die ganze Welt wäre. Ich sah unter den
Arbeitsleuten und gewöhnlichen Christen viele ganz hell,
als wenn sie im Licht gingen, die anderen im Halbdunkel,
als wenn sie im Schatten gingen.
Jesus: „Alle,
die Ich mit dir verbinde, die sind schon die liebsten
Kinder Meines Herzens, die sind schon von einem
tieflebendigen Glauben beseelt, und weil sie gläubige
Christen sind, schlägt das Feuer der Gottesliebe höher,
daß Ich durch dich die Welt belehren will. Von diesen
bleibt auch die Pestluft des Unglaubens fern. Das ist
es, was Ich dir zeigen will. Diejenigen, die im
Halbdunkel gehen, sind die Weltkinder, die halb und halb
durchweht sind und angesteckt sind vom Weltgeist.“
Barbara: Ich
sah über jeder Person, die im Tälchen der heiligen Messe
beiwohnten, ihren Schutzengel, die das Fest mit Freuden
mitfeierten. Die drei Schutzengel sah ich immer
beieinander, wie sie sich berieten und mitsammen
freuten.
Jesus: „Das
muß euch das Sinnbild eurer Einheit sein!“
Der Schutzengel von Barbara hielt das
Röhrchen an das heiligste Herz Jesu, und es wurde
ungemein lang. Der Schutzengel von Luise hielt die Feder
an den Ausfluß des Röhrchens.
Am Freitag, dem 13. September 1907
abends acht Uhr war Lichterprozession und Barbara geriet
in eine solche Ekstase, daß sie die ganze Nacht jubeln
und leise singen mußte, denn sie sah den Herrn und die
liebe Mutter Gottes in unserem Zimmer und den ganzen
Berg über dem Tälchen mit himmlischem Lichtglanz
erfüllt. Der ganze Himmel war wie geöffnet und jubelte
über diese Festfeier, bei der sich an manchen Tagen
fünf- bis achttausend Menschen einfanden.
Jesus: „Es
gefällt Mir sehr, wenn es Seelen gibt, welche die Welt
verachten. Überlegt, ob eine einzige Freude wie heute
nacht nicht alle Freuden der ganzen Welt aufwiegt? Was
ist die ganze Welt gegen einen solchen Augenblick?“
Maria: „Wohl
haben auch wir viele Leiden gehabt. Mein Mahl, das Ich
Meinem lieben Sohn bereiten konnte, waren keine
gebratenen Gänse und Hähnchen. Wir haben gegessen, wie
ihr es macht.“
Der Herr hatte den Wunsch geäußert, wir
möchten unseren Vorrat mitnehmen und dort an einer
Kaffeebude morgens, mittags und abends Kaffee dazu
trinken, die acht Tage lang. Aber unser Mahl war
gewürzt. Wir haben dabei eine solche Liebe einfließen
lassen und eine solche Freundlichkeit, daß wir nichts
weiter gewünscht und so zufrieden waren. Das Bewußtsein
von der Erfüllung des Willens Gottes ersetzt alles.
Jesus: „Ihr
sollt euch um niemand kümmern. Ich habe euch auserwählt,
daß ihr Mir anhängen sollt. Ihr sollt euch recht
anschließen an das Leben der Heiligen Familie. Folgt den
inneren Einsprechungen und bleibt hier, wie ihr
abgesprochen habt und lebt so einfach wie seither.“
Beim Te Deum nach der Lichterprozession
am Mittwoch und Donnerstag, war der ganze Himmel offen,
als ob der Himmel nur der Turm der Kirche sei, und alle
Himmelsbewohner schlossen sich an. Die ganze Nacht war
der Berg in heller Flamme, weil der liebe Heiland hier
eine so große Freude hatte. Pater Ludwig sagte:
Pater Ludwig (†):
„Alles, was du gesagt, ist so in
Wirklichkeit, aber nur ein Schatten gegen die
Wirklichkeit.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
876 Am 15. September 1907
„Denn heute gebührt es sich, daß Ich
Meiner Mutter den Ehrenplatz einräume.“
Beim Hochamt sah Barbara bei der
heiligen Wandlung den lieben Heiland wieder auf einem
goldenen Thron sitzen.
Jesus: „Siehe
auf und höre, was Ich dir sagen will. Ich will mit dir
reden!“
Die liebe Mutter Gottes war unten an den
Stufen des Altares, aber hinter Ihr war das ganze
Tälchen voller Engel, die alle in ihrem Gefolge kamen.
Der liebe Heiland stieg vom Thron und kam Seiner Mutter
entgegen und führte Sie auf Seinen Thron. Er aber kam zu
Barbara und redete mit ihr und sagte:
Jesus:
„Siehe, so ehre Ich Meine Mutter. Wie Salomon aufstand
und seiner Mutter entgegenging, so tue Ich, der wahre
Salomon, denn heute gebührt es sich, daß Ich Meiner
Mutter den Ehrenplatz einräume, weil die ganze
Feierlichkeit Meiner Mutter gilt.“
Barbara: Das
Unterkleid der lieben Mutter Gottes war weiß, darüber
trug Sie ein rotes Gewand und einen blaufarbigen,
faltenreichen Mantel und eine hohe Krone von Gold.
Jesus: „Ich
will dir auch die Erklärung dieses schönen Aufzuges
geben. Dieses schöne Gewand, mit dem du Meine Mutter
bekleidet siehst, haben Ihre Kinder Ihr bereitet zu
Ehren Ihres Namensfestes. Wie einstens die Seelen in
Meinem sterblichen Leben Mir nachfolgten und alles
verließen, um auf Meine Worte zu hören, so eilen schon
die ganze Woche die armen Landsleute der Umgegend und
die treuen Seelen aus nah und fern hierher in dieses
Tälchen, um den Predigten zu Ehren Meiner Mutter zu
lauschen und Meine Mutter zu verherrlichen.
Das weiße Unterkleid bedeutet die reine
Absicht, mit der sie alle gekommen sind, Meine Mutter
ehren zu wollen. Das rosarote Kleid (das nicht ganz bis
auf die Füße reichte, sondern das weiße Gewand eine
Handbreit hervortreten ließ) bedeutet die Liebe und den
feurigen Eifer, der sie so sehr gedrängt hat, daß sie
alles im Stich ließen und beiseite setzten, um die Tage
zu Ehren Meiner Mutter hier zuzubringen. Der
himmelblaue, weite, faltenreiche Mantel ist die Demut,
mit der alle, die hergekommen sind, alle Entbehrungen
und Strapazen der Witterung und Lebensweise und alle die
vielen Abtötungen, die mit einem solchen Wallfahrtsgang
verbunden sein müssen, so geduldig auf sich nehmen, wie
einst Meine Jünger, als sie Mir nachfolgten.
Die schöne Krone bedeutet die
vielfältigen Tugendübungen, die sonst noch nicht geübt
worden sind. Zur Danksagung freue Ich Mich so sehr, daß
Ich das ganze Gefolge der heiligen Schutzengel
geschickt, mit euch zu beten und zu singen.“
Barbara: Ich
bat den Herrn, unsere drei Schutzengel sehen zu dürfen.
Sie kamen alle drei. Der von Lieschen sagte, er habe in
seiner Tasche nicht nur alle Schritte, die sie so
mühevoll in Verteilung der Missionsschriften mache,
sondern auch ihre beschwerlichen Schritte bei ihren
Wallfahrten. Der von Luise hatte die goldene Feder in
der Hand und sagte:
Schutzengel:
„Siehe, alles wird aufgezeichnet und mit goldenen
Buchstaben euch vorgehalten.“
Jesus: „Daß
ihr (Barbara und Luise) nachts so krank wart und vor
Fieberhitze nicht schlafen konntet, habe Ich so gefügt.
Das war die Salbung für das Gebet. Ich will dir zeigen,
was ihr verdient habt diese Woche durch die
Aufopferungen, weil das alles mit eingeschlossen ist.
Daran habe Ich eine solche Freude, daß Ich nicht
widerstehen kann. Ich habe deshalb nicht nur euch,
sondern allen, die sich an euch anschlossen, die
Bekehrung eines großen Sünders geschenkt, der am Rande
stand, um in die Ewigkeit einzutreten. Unter den
Sterbenden habe Ich jeden Tag jedem von euch einen
Sünder geschenkt, denn Meine unendliche Liebe und
Barmherzigkeit war so gerührt, daß Ich nicht widerstehen
konnte, einem Sterbenden, der sonst ewig
verlorengegangen wäre, Meine Gnade zu schenken. Auch
habe Ich euch jeden Tag eine Arme Seele erlöst.“
Barbara:
Pater Ludwig sah ich überaus vergnügt. Er sagte:
P. Ludwig (†):
„Ich bin jetzt im Besitz meiner
allerreinsten Braut, und wenn Sie ein Fest feiert, darf
ich dabei nicht fehlen. Ich bin zu jeder Zeit bereit,
dir zu raten. Ich kann dir jetzt noch viel mehr helfen,
als zu meinen Lebzeiten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
877 Am 18. und 26. September 1907
Barbara: Am
18. September 1907 kam ein Liebesbundmitglied, das vor
vierzehn Tagen verstorben war, zu mir und sagte:
Liebesbundmitglied (†):
„Sage meiner Freundin, wie glücklich ich
bin, und wie viel mir diese Gebetsvereinigung des
Liebesbundes genutzt hat. Sage meinem Beichtvater, ich
lasse ihm danken für alle die Mühe, die ich ihm gemacht
in meinen Seelenkämpfen.“
Jesus: „Sieh
einmal hinter dich!“
Barbara: Und
ich sah in ein Meer voller Seelen hinein. Diese alle,
eine unabsehbare Schar, zogen hinter obiger Seele in den
Himmel.
Jesus: „Diese
alle habt ihr in Marienthal erlöst!“
Liebesbundmitglied (†):
„Bete mit mir das ‚Magnificat‘ und
,Großer Gott, wir loben dich ...‘, dann ziehe ich ein.“
Barbara: Als
ich am 26. September 1907 morgens einem Engelamt
beiwohnte, hörte ich nach der Wandlung die Stimme des
Herrn, der mich ermahnte, auf Seine Worte zu achten. Ich
zog mich in mein Inneres zurück und sagte:
„Herr, ich bin bereit, rede nur!“
Jesus: „N.,
deine Freundin, soll nicht säumen, das Buch
fortzuschicken, das sie Meinem Diener schicken will,
damit es vor seiner Abreise noch ankommt. Ich entbiete
ihm durch dich einen Gruß. Ich werde ihm als Begleitung
die heiligen Engel mit Meiner heiligen Mutter zusenden.
Er soll ohne Scheu reden. Der neunte Glaubensartikel
schwindet immer mehr unter Meinem Volk und gerade dieser
Artikel ist das Bindemittel zwischen den Gliedern der
Kirche untereinander, und je mehr daran gelockert wird,
desto mehr geht es abwärts, der modernen Weltanschauung
zu.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
878 St.-Michaels-Fest am 29. September
1907
„Deshalb tut es der Papst, daß sie
alle miteinander sich schämen müssen.“
Michael:
„Gehe ruhig weiter, du bist nicht verlassen. Alles, was
in dir gewirkt wird, ist Wahrheit und hat seine wichtige
Bedeutung. Der liebe Gott wollte das mit dir durchführen
und hat alles zum Sieg geführt. Habt ihr nicht genug
Beweise? Ihr habt den Höchsten zum Seelenführer. Er sagt
das alles, was sie nicht anerkennen, weil sie sich nicht
demütigen wollen, um der Wahrheit Zeugnis zu geben.
Deshalb tut es der Papst, daß sie alle
miteinander sich schämen müssen. Es ist jetzt die Zeit
gekommen, wo sie die Erscheinung sehen und erwägen
können, die dir Weihnachten 1900 gezeigt worden ist, wo
das kleine Kind das kleine Häuflein der wahren Christen
versinnbildlichte. Damals hat niemand ahnen können, daß
auch viele Katholiken und Priester unter den Feinden
stehen, die keine Christen mehr sind. Deshalb hat dir
der Herr das kleine Häuflein gezeigt. Das sind nur
diejenigen, die Muttergotteskinder sind, die Maria recht
verehren und sich unter Ihren Schutzmantel flüchten.
Darunter ist der Liebesbund. Deshalb hat der Herr immer
gesagt, alle sollen eintreten in den Liebesbund, weil
kein Mensch mehr ausgeschlossen ist vom Modernismus und
Unglauben der Zeit.
Mit der einzigen Erscheinung hat der
Herr die ganze Zeit ausgedrückt. Du hast mich gesehen
mit gezücktem Schwert, weil ich die Schutzherrschaft
habe über die Kirche, und wer mit mir kämpft, der ist
gerettet. Ich bin derjenige, der den Kampf im Himmel
geführt. Mit den wenigen Getreuen werde ich den Sieg
erkämpfen. Durch all die Schriften und alles, was mit
meinem Beistand hinausgekommen ist, habt ihr es
durchgeführt. Es wird durchgehen; ihr werdet euch
freuen. Es geht nicht anders als durch Verachtung.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
879 Am 30. September und 31. Oktober
1907
„Auf große Dürre und Finsternis folgt
auch wieder die Sonne Meiner göttlichen Liebe.“
Barbara: Ich
sah einen Verstorbenen wandeln auf einer grünen Flur,
zwischen Äckern und Wiesen. Daran erkannte ich sein
Fegefeuer. Anstelle des Firmaments sah ich ein so
niedriges Dach über der ganzen Flur, daß man fast bis
zur Decke reichen konnte. Der Verstorbene war sehr
traurig und ging gegen Sonnenuntergang. Es wurde mir
angedeutet, dieser Mann habe keine anderen Leiden
auszustehen, als der Anschauung Gottes beraubt zu sein.
Deshalb sah ich ihn wie unter einem Dache wandeln. Die
Herrlichkeit des Himmels sei ihm noch verschlossen und
die Sonne der göttlichen Gnade für ihn noch
untergegangen.
Jesus am 31.
Oktober 1907: „Wie in der Natur alles miteinander
abwechselt, Dürre und Regen, Sonnenschein und trübes
Wetter, so auch im inneren Leben. Ihr habt diesen Sommer
Sonnenschein genug gehabt. Auf große Dürre und
Finsternis folgt auch wieder die Sonne Meiner göttlichen
Liebe.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
880 Allerheiligen am 1. November 1907
„Wo könnte der Mensch sich solche
Verdienste sammeln für den Himmel, wenn Ich ihm nicht
manchmal die Gnade entzöge.“
Barbara: Als
ich zur Kommunionbank vortrat, lud ich die Engel und
Heiligen ein, mich zu begleiten, besonders Pater Ludwig,
meinen heiligen Schutzengel und meine lieben
Verstorbenen, die mir nahestanden im Leben. Als ich
zurücktrat, trat eine große Schar mit mir auf meinen
Platz zurück und betete mit mir an. Der Herr fing an,
mit mir zu reden, gleich nachdem ich mich niedergekniet
hatte:
Jesus: „Ich
habe dir gestern früh schon angedeutet, was Ich dir
heute wieder sagen will: Wie in der Natur die Schöpfung
kein Ganzes wäre und die Schöpfung nicht so vollkommen
und schön, wenn nicht diese mannigfaltige Abwechslung
bestünde zwischen Tag und Nacht, Hitze und Kälte, Eis
und Schnee, Sonnenschein und Regen, so ist es in der
Menschenseele im geistlichen Leben. Es wäre kein
vollkommenes Ganzes, wenn diese Abwechslung nicht wäre,
sowenig wie in der Natur. Wo könnte der Mensch sich
solche Verdienste sammeln für den Himmel, wenn Ich ihm
nicht manchmal die Gnade entzöge und Mich dem Blicke
seines Geistesauges verhüllte. Darum harrt aus in allem,
was Ich über euch noch verhängen werde. Sind es auch
nicht die großen Opfer, die Ich von euch verlange, wie
sie Meine Diener, die lieben Heiligen, gebracht haben,
die Meine Kirche heute verehrt, so bringt doch die
kleinen Opfer mit Freudigkeit. Und dazu gehört auch die
innere Trostlosigkeit und Verlassenheit.
Und merke dir, unter all den frommen
Seelen, die zu gleicher Zeit mit euch lebten und deren
Lebensbeschreibung du gelesen, ist Mir die am
allerangenehmsten und die vollkommenste Seele, die am
verborgensten war, am meisten verachtet wurde und deren
Leben man aus lauter Verachtung nicht der Mühe wert fand
zu untersuchen. Und gerade wegen dieser Verachtung und
Verdemütigung, womit man die Kleinen und Armen in
jetziger Zeit überhäuft, verdienen sie sich diese hohe
Auszeichnung im Himmel, so auch Pater Ludwig, Mein
Diener. Er mußte ganz verachtet und verkannt sterben, so
wie auch ihr so dahinleben müßt.“
Barbara:
Unter den übrigen Verstorbenen und Verwandten, die mich
umringten, war Pater Ludwig ganz nahe bei mir. Er sagte:
P. Ludwig (†):
„Es wird nicht anders, weil die
Menschheit sich zuviel nach den Verhältnissen der Zeit
richtet, die nur glänzen und verehrt sein will, um vor
der Welt groß zu scheinen. Macht euch los von allem
Irdischen. Ihr hängt noch zuviel daran, an all den
irdischen Kleinigkeiten und Dingen. Wahret die Einigkeit
unter euch und tut, was in den Schriften steht.“
Barbara: Ich
hörte dann eine Stimme, die mir zurief: „Beim Hochamt
wirst du noch mehr erfahren.“ Als es in meiner
Pfarrkirche Ignatius beim Hochamt zur Wandlung schellte,
war es mir, wie wenn ein Licht aufging in meinem Innern.
Ein Glanz verbreitete sich, und in diesem glänzenden
Licht erblickte ich den Herrn, aber in einer solchen
Schönheit und Majestät, daß ich es mit Worten nicht zu
schildern vermag und beschreiben kann. Die Grundfarbe
Seines Mantels war weiß, aber er war wie mit Blumen
durchwirkt und gestickt.
Jesus: „Nicht
wahr, deine Sprache ist zu arm, deine Begriffe zu
gering, um so etwas wiederzugeben.“
Barbara: Das
Kleid unter diesem Mantel war nicht wie Schnee, sondern
gelblich, eine solche Schönheit und sehr reichhaltig.
Die Brust war hoch auf, wie wenn man eine recht faltige
Bluse anhätte.
Jesus:
„Siehe, hier bin Ich als Bräutigam der Jungfrauen, der
jungfräulichen Seelen, weil man gerade jetzt den
jungfräulichen Stand so sehr vernichtet in der Welt.
Alle, welche die Schriften lesen, werden zur Liebe
Gottes angefeuert, und ihr Sinn wird rein und geläutert
und für das Gute entflammt und sie befleißigen sich zur
Reinheit, wenn sie sehen, wie Ich sie schätze und sie
werden nicht angesteckt.
Ich müßte strafen. Darum sage deinem
Beichtvater und Bischof, er möge dir doch wenigstens
erlauben, diejenigen zu trösten, die noch getröstet sein
wollen von Mir, denn Ich will Mich auch wehren, und Ich
muß Mich deshalb offenbaren. Daß aber kein Seelenführer
sich mehr einer solchen Seele annehmen will, kommt nur
daher, weil die ganze Welt angesteckt ist von dem
Modernismus, den der Papst so streng rügt. Auch unter
den besten Meiner Diener ist die Menschenfurcht groß.
Das sind die Auswüchse, die Ich schon vor zehn Jahren
dir angedeutet, daß sie, wenn sie nicht aus Meiner
Kirche entfernt werden, großen Schaden anrichten.
Grüße alle Liebesbundmitglieder! Sage
deinem Bischof, ob er nicht daran erkennen kann, daß Ich
es bin, daß nach so großer Dürre auf einmal wieder so
großer Friede in die Seele kommt, und daß er selbst
schon gesagt hat, daß Ich es bin. Warum will er Mich der
Freude berauben, Mich in den Meinigen zu trösten?
Hängt euch an nichts, auch nicht an die
Andachtsübungen, wenn ihr etwas versäumen müßt. Über
alle Unannehmlichkeiten sollt ihr hinweggehen. Pater
Ludwig siehst du in demselben weißen Gewand, das
bedeutet seine jungfräuliche Reinheit, und er glänzt um
so mehr und wird in dieser Tugend jetzt im Himmel um so
mehr verherrlicht, weil man ihn als versimpelten Mann
betrachtet, welcher der Narrheit und der Hysterie sich
zu sehr ergeben.“
Barbara: Ich
sah wieder obigen Verstorbenen, wie in der Dämmerung
wandelnd.
P. Ludwig (†):
„Sage meinen Geschwistern, sie sollten
um all das Irdische nichts geben. O wie glücklich bin
ich, und wenn sie einmal den Kampf ausgekämpft, was für
einen lieblichen Kreis werden wir dann bilden. Sie
sollen sich freuen auf ihre hohe Glorie, die ihnen
bereitet ist. Man kann nicht zu tief hinabsteigen, um
einen solchen Lohn sich zu verdienen. Es geht nicht
anders als durch Verachtung, Spott und Hohn.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
881 Am 9. November 1907
„Und jenen Licht erflehen, die nicht
wissen und auch nicht wissen wollen, daß sie in der
Finsternis wandeln und auf dem Weg zur Hölle sind.“
Jesus:
„Versage jenen den Trost nicht, die dich darum bitten.
Dazu habe Ich dich erwählt. Ich will durch dich alle
trösten, die in ihren Seelennöten sich mit gläubigem
Vertrauen an dich wenden. Sage N., daß sie nicht allein
sei, die den Weg der Dunkelheit wandeln müsse. Dieses
sei der eucharistische Kreuzweg, den alle Meine Kinder
gehen müßten mit dir. Sage ihr zu ihrem Trost, daß auch
du oft Wochen und Monate lang ohne Licht und inneren
Trost wandeln müßtest, was für dich ein noch schwereres
Kreuz sei, da so viele Menschen von dir Trost und Hilfe
verlangten. Sie möge sich begnügen zu wissen, daß sie
zur Zahl jener gehöre, die diese Finsternis mitkosten
dürfe, die Ich am Ölberg durchkostete für die Sünden der
Welt. Sie möge dieses Kreuz tragen mit Meiner Braut, der
heiligen Kirche, und jenen Licht erflehen, die nicht
wissen und auch nicht wissen wollen, daß sie in der
Finsternis wandeln und auf dem Weg zur Hölle sind.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
882 Am 21. November 1907
Barbara: Der
Herr teilte mir mit, obenerwähnte Arme Seele sei ein
Priester gewesen. Ich verstand dieses geheimnisvolle
Gesicht nicht, daß er wandelte unter einer üppigen Aue.
Heute sagte der Herr:
Jesus: „Ich
zeigte dir diesen Priester gegen Untergang der Sonne,
das heißt der Finsternis zuwandeln, weil Ich damit viele
warnen und belehren will. Dieser Priester war kein böser
Mensch, aber er war nicht tiefgläubig fromm. Er tat
seine Pflicht, soweit er dieselbe tun mußte. Er ließ
sich von nichts bestimmen als von seinem Eigendünkel,
vertraute zu viel auf sein eigenes Wissen, und so blieb
sein Pilgergang durchs Leben abgewandt der göttlichen
Gnaden und Liebessonne, die ihn so gern erleuchtet
hätte, und wandelte in seiner eigenen Erkenntnis dem
Grabe zu, bis der Tod ihn ereilte.
Die üppige Aue und die fruchtbare
Landschaft versinnbildete die fette Weide, in die Ich
ihn als Priester und Religiosen gestellt hatte. Das Dach
über seinem Haupt deutet an, daß für ihn jetzt die
Gnadenstrahlen der göttlichen Liebessonne untergegangen
sind, die er im Leben so wenig beachtet und weder sich
selbst noch andere seiner Beichtkinder oder Untergebene
darin gefördert hat. Dieses sei nun seine
Fegefeuerstrafe, daß er ganz allein auf solch üppiger
Aue wandeln müsse, die ihn beständig an die vielen
Gnaden und Vorzüge erinnere, die ihm von Gott zugedacht
waren, ohne auch nur einmal in das liebevolle Angesicht
Gottes schauen zu dürfen, bis alle seine Strafen
abgebüßt seien.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
883 Am 23. November 1907
„Ich verlange aber von den
Liebesbundmitgliedern, daß sie sich eines
außergewöhnlichen, christlichen Lebens befleißigen.“
Barbara: Beim
Schluß der Exerzitien, bei der Generalkommunion, ließ
mich der Herr so recht erkennen, wie glücklich die Seele
ist, die aufrichtig und schonungslos ihr
Sündenbekenntnis abgelegt hat, denn Er ließ mich mein
Inneres durchschauen, und ich erkannte, daß ich wirklich
im Stande der Gnade bin. Ich trug dem Herrn die Bitte
einer Seele vor, die in einer Anwandlung von übergroßem
Eifer Ihm sagen ließ, sie wolle bis zum Jüngsten Tag im
Fegefeuer bleiben, wenn sie damit Seelen retten könne.
Ich sagte zum Herrn, so großmütig könne ich nicht sein,
ich schäme mich, so weit zurückzustehen, ich könne mich
nicht dazu entschließen, nach meinem Tode noch im
Fegefeuer sein zu wollen.
Da zeigte mir der Herr Seine Liebe und
Zuvorkommenheit, wie Er damit einverstanden wäre, daß Er
mir das nicht verübeln werde, daß ich mich nicht dazu
entschließe. Zu gleicher Zeit ging ein Strahl aus Seinem
Herzen aus, und er teilte sich in zwei Teile, und es
war, als wenn der Strahl, den Sonnenstrahlen ähnlich,
sich durch die ganze Welt hinziehen und ein Dreieck
bilden würde, und unter den Strahlen stellten sich Kopf
an Kopf Menschen, und sie sahen alle gegen die Spitze,
von der die Strahlen ausgingen, und der Triangel war
mitten unter den anderen Menschen, und doch war der
Triangel wie abgesondert, wie wenn das so durchginge.
Jesus: „Das
sind die gerechten Seelen auf der Welt, und die in dem
Triangel stehen, sind alle diejenigen, die sich dem
Liebesbund angeschlossen haben. Der Liebesbund treibt zu
allen guten Werken an und spornt seine Mitglieder an,
überall dazuzuhelfen, wo etwas zu leisten ist. Deswegen
geht der Triangel aus Meinem Herzen aus, und jede Seele
ist Meinem Herzen zugewandt, weil sie auf einem sicheren
Wege wandelt. In dem Triangel standen aber einige wie
schwach und ohnmächtig und verkrüppelt. Das sind
diejenigen, die zwar Liebesbundmitglieder sind, aber
meinen, damit sei auch alles abgemacht. Man brauchte
sonst nichts zu tun und käme damit in den Himmel. So
sind sie aber nicht mehr als andere Menschen auch. Ich
verlange aber von den Liebesbundmitgliedern, daß sie
sich eines außergewöhnlichen, christlichen Lebens
befleißigen und daß sie sich an allem beteiligen, wo sie
können.“
Am Schluß fügte der Herr eine Antwort
für vorgenannte Seele bei:
Jesus:
„Solange der Mensch im Fleische lebt, soll er sich alle
Mühe geben, Mir zu gefallen und sich in allen Werken zu
vervollkommnen und alles aufzuopfern für die Sünder.
Aber in der Ewigkeit Meine Auserwählten zurückzuhalten,
wo sie doch nichts mehr verdienen können, das kann Ich
niemand zumuten, das geht gegen Meine Gerechtigkeit. Wie
unendlich groß die Liebe Gottes ist, das könnt ihr euch
nicht ausdenken.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
884 Am 25. November 1907
„Deshalb offenbare Ich Mich so klar
durch eine so einfache, schlichte, ungelehrte Seele, um
die treuen Seelen zusammenzuscharen, damit durch das
Gebet der Guten, die ganz uneigennützig sind, viele
gerettet werden.“
Nach der heiligen Kommunion sagte der
Herr:
Jesus: „Es
ist Mein Wille, daß sich die Guten zusammenscharen, weil
jetzt die Zeit gekommen ist, wo das Häuflein guter
Christen, die noch mit Mir verbunden sind, klein ist,
und die echten Christen vereinzelt dastehen, weil die
Gefahren größer sind als zur Zeit der heiligen Märtyrer.
Zur Zeit der heiligen Barbara und zur
Zeit der heiligen Katharina sah man noch einen
Unterschied zwischen Heidentum und Christentum, denn der
Unterschied war ein sehr krasser, so daß die Heiden
sagten: ‚Seht diese da, das sind ganz andere Menschen
als wir.‘ Wer sich da nicht bekehrte, der wollte absolut
nicht. Dort geschahen auch noch so viele Wunder, weil
Ich Meine Lehre bekräftigen mußte durch Wunder, damit
die Menschen sahen, daß die katholische Religion die
einzige ist, seit der Messias erschienen ist.
Aber jetzt, wo die Kirche weit
ausgebreitet ist und in einem solchen Glanz am Himmel
strahlt, daß niemand mehr eine Entschuldigung
vorzubringen hat, jetzt herrscht die große
Gleichgültigkeit in der Welt. Das Paradies könnte auf
der Welt sein und wäre auch auf der Welt, wenn die
Christen Meinen Frieden aufnähmen. Weil die Menschheit
bereits in Meiner ganzen Schöpfung zivilisiert ist, so
ist Meine Lehre durchgedrückt durch die ganze Welt, aber
durch die große Gleichgültigkeit gehen viel mehr
verloren als in der ersten Christenheit, weil sie nicht
wollen.
Deshalb ist es Mein Wunsch, daß sich die
treuen Seelen zusammenscharen, und es darf kein Mensch
zurückbleiben, kein Priester, kein Ordensmann oder
Ordensfrau noch die in der Welt lebenden, weil alle in
derselben Gefahr stehen. Wenngleich einer meint, er
wolle sich in die dickste Klostermauer vergraben, damit
der Weltgeist nicht hineindringt, ist auch dort noch
Gefahr. Deshalb offenbare Ich Mich so klar durch eine so
einfache, schlichte, ungelehrte Seele, um die treuen
Seelen zusammenzuscharen, damit durch das Gebet der
Guten, die ganz uneigennützig sind, viele gerettet
werden.
Sage N., daß sie ganz über sich
hinweggehe, das sind lauter Kleinigkeiten, wenn man
denkt, man wäre nicht in Meiner Gnade, das ist der
Kampf, den jeder durchzumachen hat. Wo Ich den Menschen
hinstelle, hat er nichts anderes zu tun, als ruhig zu
stehen, Tag für Tag. Jeden Morgen soll er die Meinung
machen: ‚Herr, wie Du willst, will ich auch. Ich will
mein Kreuz aufnehmen und weitertragen und ganz ruhig
stehenbleiben und so weiter bis zum letzten Tag!‘ Das
ist der Kampf, den jede Seele zu führen hat. Der Mensch
soll denken, das ist mein Beruf. Ich will mich vergessen
und will Seelen retten. Ich nehme keinem sein Kreuz
zurück. Wo Ich den Menschen hingestellt, und wenn er
befolgt, was Ich gesagt, gebe Ich ihm die Versicherung,
daß er auf dem richtigen Weg ist.“
Barbara: Ich
durfte mit fortziehen. Es war, wie wenn man in ein Meer
hineinsähe. Ich kann nicht sagen, farbig und nicht
blutrot, es war, wie wenn man in ein Feuer
hineinschaute. Ich kann es nicht wiedergeben, wo die
Jungfrauen ihren Wohnsitz haben.
Die heiligen Katharina und Barbara aber
glänzten hervor. Ich sah eine große Schar von Seelen,
die eine brennende Kerze hatten. Es war eine große
Prozession und hie und da hat sich eine Seele
angeschlossen.
Jesus:
„Siehe, das ist die triumphierende Kirche, und das ist
die streitende Kirche. Das sind alle die Seelen, die
sich euch angeschlossen, nur sind diese noch im Kreuz,
und die anderen haben kein Kreuz mehr, die genießen
jetzt, was sie verdient. Darum sage allen, die sich an
euch anschließen: Ich freue Mich sehr, wenn ihr euch von
Mir unterhaltet, daß Ich Mich jedesmal zeige und einen
Beweis Meiner Liebe gebe. Fahret nur fort und bewahret
die heilige Einfalt des Herzens. Einfach gar nichts
anstreben und nichts aus sich machen, so einfältig wie
ein Kind, das freut Mich am meisten.
Ihr könnt dasselbe tun, was die heiligen
Jungfrauen der ersten Zeit getan, die Blut und Leben
geopfert. Dasselbe könnt ihr alle erreichen, ihr müßt
nur der siebenköpfigen Schlange das Haupt abschlagen;
ihr müßt die sieben Hauptsünden und alles, was damit
verbunden ist, abschlagen. Wer das versteht, diese
Schlange ganz zu töten, der steht im Rang des
Martyriums, der hat auch ein Martyrium durchzumachen.
Von daher kommt es, daß Ich die treuesten Seelen, die
sich ganz Mir geweiht, in Dunkelheit wandeln lasse, daß
sie meinen, sie wären auf dem Weg zur Hölle. Ich habe es
dir heute gezeigt, welche Herrlichkeit euch erwartet.
Sage es Meinen Kindern, wie kurz die Zeit ist. Seit dem
Tage, wo Meine Dienerinnen ihr Leben lassen mußten, sind
schon viele hundert Jahre vergangen, und ihnen kommt es
vor, als wäre es noch kein Tag. So ist es in der
Ewigkeit.
Ihr, Meine Geschöpfe, warum weigert ihr
euch und warum krümmt ihr euch, wenn Ich euch ein Kreuz
auflade? Und doch ist dieses Leben nur ein Tag, und dort
ist es ewig, ewig! Und wenn es nicht so wäre, wäre Ich
gewiß nicht vom Himmel gekommen und hätte Mich an das
Kreuz schlagen lassen.
Ich bin ein eifersüchtiger Gott, und wo
Ich merke, daß Meine Bräute auf Abwege kommen und sie
Mir auch nur eine Geringfügigkeit ihrer Liebe entziehen
wollten, führe Ich Mittel und Wege herbei, um sie wieder
auf das richtige Geleise zu bringen. Das ist aber Meine
Liebe, und die Menschen sind nur die Werkzeuge, die Ich
dazu benutze, um Meinen Bräuten zu zeigen, daß Ich das
nicht will. Ich will allein geliebt sein!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
885 Am 4. Dezember 1907
„Mit Leiden will Er unsere Krone
verschönern, mit Leiden sollen wir Ihm Seelen retten und
unsere eigenen Verdienste vermehren.“
Barbara:
Schon am Vorabend vor St. Barbara lud ich die lieben
Heiligen ein mit allen ihren heiligen Freundinnen,
besonders der heiligen Hildegardis und den Heiligen des
Rheingaues, sie möchten mir beistehen, daß ich den Tag
recht freudvoll und nutzbringend für alle, die sich an
uns angeschlossen, feiern und sie alle trösten und
aufrichten könnte.
Bei der heiligen Kommunion lud ich sie
ein, mich zu begleiten und meine Unwürdigkeit
einigermaßen zu ersetzen. Ich habe wahrgenommen und
wirklich geschaut, daß es so ist, daß die streitende und
triumphierende Kirche an den Festen ein und dasselbe
ist. Ich sah den ganzen himmlischen Hofstaat von
Jungfrauen, wie sie kamen und mich begleiteten. Als ich
von der Kommunionbank zurückkam, schloß ich mich ihnen
an und bat sie, mir die Worte in den Mund zu legen und
alle meine Bitten recht zu unterstützen durch ihre
Fürbitten, damit das Reich der Liebe in recht vielen
Seelen könnte erneuert werden. Da war es, wie wenn der
Herr in mir wie auf einem Thron säße und rechts und
links standen die Heiligen Barbara und Katharina und
unterhielten sich mit mir in einer lieblichen Weise. Und
es war, als wenn der Herr uns zuhörte, daß wir uns
gegenseitig austauschten, wie wenn Freundinnen zusammen
sich über etwas Liebes und Angenehmes unterhalten.
Ich fragte sie, ob es denn möglich wäre
und sein könne, daß der Vater einer Heiligen, wie St.
Barbara, verdammt werden könnte, da sie doch ihr Blut
und Leben für Jesus Christus und den Glauben hingegeben
hätte und dazu die Jungfrauschaft, und doch lese man,
daß ihr Vater vom Blitz erschlagen worden wäre, gleich
nach der Tat. Sie fingen beide an, mich über dieses
Thema zu belehren, weil ich sagte, daß dieses den
Schriften widerspräche, wo es heißt, daß bis ins vierte
Glied keine Seele verlorengehe, wo eine verwandte Seele
Gott aufrichtig eifrig dient, und die sich einsetzt für
die Familie. Sie sagten mir, daß dieses den Verheißungen
gar nicht widerspreche.
Heilige Barbara und Katharina:
„Siehe, du bist ein Landmädchen und
weißt, wie man die Wiesen bewässert, und weißt du nicht,
wie manchmal ein böser Nachbar, der, um das Wasser auf
die andere Seite der Wiesen zu leiten, die Kanälchen
verstopft, so daß das Wasser rechts und links auf die
Seite läuft, auf die Nachbarwiesen und die deinige
bleibt unbewässert? Dies ist ein schwaches Bild von dem
Gnadenleben.
Der liebe Heiland im Heiligsten
Sakrament ist der Gnadenbrunnen, die Quelle, aus der
sich alle die kleinen Kanälchen füllen und forttreiben,
womit die Seelen bewässert werden, und solche Kanälchen
sind alle jene Seelen, die Er dazu berufen will, um
durch sie andere zu bewässern und zu betauen. Dazu hat
Er auch dich ausersehen. Durch all die lieben Worte, die
Er durch dich der Menschheit zuspricht, werden viele
Menschen im Gnadenleben bestärkt und bringen allerlei
kostbare Früchte für sich und wieder für andere, die mit
ihnen in Verbindung stehen. Am allerersten aber nehmen
diejenigen teil, die in Blutsverwandtschaft sind und in
der nächsten Nähe stehen. In diese fließen die geistigen
Gnaden zuerst hinein. Nun ist aber der Teufel, der immer
darauf aus ist, die Kanälchen zu verstopfen, sehr
bemüht, wo er eine leichtfertige Seele findet, den Kanal
zu verstopfen. Und weil der liebe Gott jedem Seiner
Kinder den freien Willen gegeben, so wird derjenige
Mensch, der seinen Willen dafür hergibt, den Kanal von
Satan verstopfen zu lassen, von Gott nicht behindert,
weil er ja im Leben ist. Er könnte es ja auch anders
tun. Wenn nun der Mensch so boshaft ist, daß nichts mehr
eindringen kann, dann kommt es vor, auch mitten in der
Bewässerung – wenn er mitten darin steht wie in einem
Tal, wo er fortwährend Gnaden in sich aufnehmen könnte
–, daß nichts in ihn eindringt.
Du hast aber auch schon gesehen, daß das
Wasser, wenn es so stark fließt aus dem Kanal des
Herzens Jesu, doch durchsickert in die Wiese deiner
Verwandtschaft, wo es hineingeleitet werden soll, auch
wenn der Kanal verstopft ist durch den bösen Willen.
So hat dieser Mensch durch die
eindringenden Gnadenschätze doch manchmal eine gute
Anwandlung, die er nicht hätte, wenn niemand da wäre,
der für ihn betet. Deshalb ist es so selten in einer
Familie, wo eine Seele steht, die viel betet, daß eine
Seele verdammt wird, daß man dieses übersehen und die
Allgemeinheit hervorheben muß, weil im allgemeinen die
Seelen gerettet werden, wie es auch im Evangelium
vorkommt, zum Beispiel bei Judas, der nur eine Ausnahme
von der Regel bildet. Wenn daher der Mensch viele Gnaden
hat, er aber eine solche Bosheit in sich hineingebohrt
hat, kann keine Gnade ihm mehr zugewendet werden, weil
alles in ihm ausgetrocknet ist. Wenn ihr Menschen
wüßtet, ihr Kinder der katholischen Kirche, was man für
ein Glück hat, ein katholischer Christ zu sein, würdet
ihr wünschen, nicht sterben zu müssen und wolltet ewig
leben. Denn wie du heute siehst, wie der ganze Himmel
vereinigt ist mit dem heiligen Meßopfer, so beteiligt
sich heute die ganze Kirche an einem Fest, und der Herr
hat dir schon oft gesagt und gezeigt, wie die Heiligen
an ihren Festen geehrt werden.
Halte dich darüber nicht auf, daß dir so
viele Liebesbeweise dargebracht werden, das gilt nicht
dir, sondern der Herr läßt es zu und fügt es, um zu
zeigen, wie herrlich die Feste im Himmel gefeiert
werden. Er will zeigen, wie wahr es ist, daß die Kirche
auf Erden das Paradies ist, weil das alles vorbildet,
wie es im Himmel ist, nur in vollkommenerer Weise. Es
ist in der Tat gar kein Unterschied zwischen der
streitenden Kirche auf Erden und der triumphierenden
Kirche im Himmel. Ihr habt das, was wir im Himmel haben,
ihr habt den Herrn unter euch. Er thront bei euch in
solcher Majestät und Herrlichkeit im Heiligsten
Sakrament, nur den Blicken eures menschlichen Auges
verborgen. Das Gratulieren und Zusammenhalten unter den
guten treuen Seelen ist nichts anderes als ein Vorbild,
wie es im Himmel ist. Es ist alles so voller Freude und
Liebe im Himmel, aber es ist nichts mehr dazwischen wie
auf Erden. Das menschliche Elend, welches verhindert,
daß die Freude vollkommen sein kann, fällt im Himmel
weg.
Wenn die Menschen wüßten, welches Glück
es ist, ein katholischer Christ zu sein, und wie wahr es
ist, daß es hier das Paradies auf Erden ist in der
katholischen Kirche, da wollten sie nicht sterben, dann
würden sie uns nicht beneiden, daß wir ihnen schon
vorausgeeilt sind, dann würden sie uns bedauern, denn es
geht uns wie dir an deinem Namensfest. Wegen der vielen
Liebesbeweise bist du freudig und fühlst doch eine
Beklommenheit, weil du dich zu unfähig fühlst, dies
alles deinen Freunden zu entgelten. So geht es uns, die
wir jetzt eingegangen sind in die ewige Herrlichkeit.
Wir genießen und genießen nur, wir können nichts mehr
als genießen und genießen und die Herrlichkeit Gottes
schauen, und da hätten wir, wenn es möglich wäre, daß
man im Himmel Reue haben könnte, diesen einen Wunsch
noch, daß wir zurückkommen könnten, um verdienen zu
können, damit wir die unendliche Glückseligkeit, die uns
Gott so verschwenderisch zukommen läßt, Ihm auch
einigermaßen vergelten könnten. Das ist uns
abgeschnitten.
Darum sage es deinen Mitschwestern und
allen, welche die Schriften lesen, und schreibe es auf
in die ganze Welt hinein, wie glücklich der Mensch ist,
der leiden kann und leidet mit Freuden. Tragt das
Kreuzlein, das der Herr einem jeden auf seinen Lebensweg
streut, dem einen schwer, den andern minder schwer, aber
nur deshalb so schwer, weil man die unendliche Liebe und
Güte Gottes nicht verstehen will. Mit Leiden will der
Herr uns an Sich ziehen, weil auch Er leiden wollte. Mit
Leiden will Er unsere Krone verschönern, mit Leiden
sollen wir Ihm Seelen retten und unsere eigenen
Verdienste vermehren. Denjenigen, die auf guten Wegen
sind, wo es nicht mehr nötig wäre, ihnen Leiden
aufzubürden, die schon teilnehmen könnten an dem Glück
der Seligen, sendet der Herr Leiden, um anderen wieder
mehr nützen zu können, sie zurückzuführen zu Seinem
Gottesherzen.
Kurzum, die Leiden sind so kostbar und
gut, und so glücklich sind die Menschen, die mit Kreuz
beladen sind, daß, wenn ihr einmal dort seid und seht,
was ihr gewonnen, ihr euch schämen müßtet vor euch
selbst, daß ihr so kleinlich das Kreuz getragen. Das ist
es noch, was euch beschämen könnte, wenn ihr einmal
wirklich im Himmel seid, wenn ihr die unendliche Liebe
Gottes seht, und daß man nichts mehr tun kann, um Ihm
einigermaßen dankbar zu sein.“
Barbara: Dann
kam Pater Ludwig. Er stellte sich zur heiligen Barbara
und heiligen Katharina und sagte:
P. Ludwig (†):
„O wie dankbar bin ich gegen Gott, daß
Er mich in diese Reihe gestellt hat, auf den Posten, wo
ich so recht dem Heiland habe nachfolgen dürfen. Sage
doch meinen beiden Schwestern und gehe zu deinem Bischof
und sage es ihm, daß er Luise die Erlaubnis gibt, ihnen
zu sagen, wie glücklich ich bin, daß sie es recht
erfassen, wer recht tief gedemütigt wird, der wird auf
den Weg gestellt, den der Herr gehen mußte, denn wir
Menschen sind zu feige, um es selbst zu tun.
Darum reißt der Herr Stück um Stück von
unserer Seele hinweg, wie Er es mir getan. Niemals hätte
ich in meinem Beruf als Ordensmann und Priester die
Krone erlangt, die mir zuteil geworden ist. Es war für
mich eine große Gnade, daß ich die Verdemütigungen auf
mich nehmen konnte, wo alle anderen meiner Genossen
zurückblieben aus Menschenfurcht, daß ich mich
durchdrückte und mich auch überzeugen wollte.
Das war das Richtige und wurde mir
belohnt von Gott; dann aber auch, um mir den Lohn von
Tag zu Tag erhöhen zu können – denn ich war auf den Weg
gestellt, und ich mußte vorwärtsgeschoben werden –,
schnitt Er mir Stück um Stück weg. Alles, was mich noch
in den Augen der Menschen als solchen hätte halten
können, wurde mir hinweggerissen. Er gab mir ein Leiden,
womit ich vielen zum Ekel wurde, um nur recht verachtet
und von allen als eine Last betrachtet zu werden. Er
nahm mir meinen Willen und Verstand, und alles, was ich
bin und war als Mensch, mußte ich Ihm zum Opfer bringen
und mußte auch auf dem Kreuzbett sterben, wie meine
Schwester Luise mich gefunden. Aber als ich die Augen
geschlossen für dieses irdische Leben, stand ich in
einer Verzückung, und in der Umarmung Gottes wurde ich
eingeführt. Ich habe nichts mehr als Freude und Wonne
und himmlische Glückseligkeit.
Sage meinen Schwestern, daß sie sich ja
dasselbe zunutze machen und sich freuen mit den kleinen
Opfern. Weil ich der Hintergrund des Werkes war, mußte
ich so tief hinabsteigen in den tiefsten Abgrund meines
Nichts. Aber das, was ich ihnen zuletzt sagen ließ,
möchten sie doch mit beiden Händen umfassen und
umklammern und denken, wie bald das Leben herum ist und
was ihrer wartet. Und alle, die davon wissen und die
davon lesen, möge jeder auf seinem Posten mit Ruhe das
Kreuz tragen, das ihm von der Hand Gottes auferlegt ist
und standhaft an sich arbeiten, daß man die
Unvollkommenheiten an sich wegbringt oder wenigstens sie
doch erträgt, um sich und andere damit zu heiligen.“
Jesus: „Ich
wünsche, daß die Schriften verbreitet werden sollen, und
Ich will es N. groß belohnen, wenn sie verbreitet werden
in der Welt, damit die guten, treuen Seelen sich
aufraffen. Denn es ist sehr nötig, weil jetzt so viele
Seelen verlorengehen in dem Zeitgeist, um wenigstens die
zu erhalten und zu retten, die noch einigermaßen auf
gutem Wege sind, um die Guten zu bestärken und die Lauen
aufzurütteln, denn durch die Schriften wird die Liebe
Gottes sehr entfacht, und das ist ja der Zweck Meines
Kommens. Die Feder eines Gelehrten, der sich Mühe gibt,
viel guten Samen in die Welt zu streuen, trägt ihm einen
unendlichen Lohn und große Auszeichnung im Himmel ein.
Weil er seinen Verstand und alle seine
Kräfte einsetzt, um andere zu belehren, wird seine Feder
im Himmel zu einem glänzenden Diadem ... O daß ihr
Menschen auf der Welt doch erkennen würdet, was ihr für
ein großes Glück habt, denn ihr habt auf Erden dasselbe
zu tun, was die Engel im Himmel zu besorgen haben. Wie
die Majestät Gottes im Himmel thront, so auch unter euch
im Paradies auf Erden, denn die katholische Kirche ist
Sein Himmel auf Erden, und Gott ist mit derselben Macht
und Herrlichkeit gegenwärtig, aber nur den Engeln und
dem Auge des frommen Beschauers sichtbar.
Könnten die Engel im Himmel noch Neid
hegen, so würden sie euch beneiden, weil ihr noch leiden
und verdienen könnt, während ihre Aufgabe ist, nur mehr
zu genießen. Gott hat allen Geschöpfen den freien Willen
gegeben, aber die Engel mußten nur einmal die Probe
bestehen, und dafür ist es jetzt abgeschlossen. Der
Himmel ist jetzt geläutert und solange die Welt steht,
haben sie keine Prüfung mehr zu bestehen. Euch Menschen
aber hat Er Verstand und freien Willen gegeben, nur ein
wenig unter die Engel gestellt. Deshalb aber auch hat Er
eure Prüfungszeit für die ganze Lebenszeit bestimmt.
Darum habt ihr ein so erhabenes Werk auszuführen. Wenn
es die Christen nur recht erkennen wollten, indem ihr
dasselbe zu tun habt wie die Engel. Vereinigt euch
deshalb recht mit ihnen, denn wie du manchmal siehst, so
ist es in Wirklichkeit. Wenn die Schriften in der Welt
gelesen würden, würde die Ehrfurcht vor Gottes Majestät
sehr wachsen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
886 Am 6. Dezember 1907
„Und die katholische Kirche will sich
jetzt schämen, unter ihren Kindern einige zu wissen, die
sich solcher inneren Offenbarungen und Mitteilungen
erfreuen, wie Ich sie doch von jeher unter Meinen
Kindern gepflogen habe.“
Jesus: „Ein
großer Krebsschaden ist es, daß auch unter den Gelehrten
und Theologen sich vieles von dem jetzigen Zeitgeist
eingeschlichen hat, das nicht mehr geglaubt werde, was
im Mittelalter und früher geglaubt worden ist. Man will
die Dinge, die Gott in einer Seele wirkt – einige
Ausnahmefälle abgerechnet –, alle als Hysterie und
krankhafte Nervenzustände und dergleichen hinstellen.
Das muß wieder beseitigt werden, denn das ist ja das
einzige Kennzeichen, wodurch sich die wahre Kirche von
anderen religiösen Genossenschaften unterscheidet; keine
hat diesen Vorzug. Und wenn man es versucht, ihn
nachzubilden, ist es ein Zerrbild, wie dies in letzter
Zeit geschehen unter Protestanten, die sich auch solche
Ausschreitungen erlaubten, daß einige sich zusammentun
wie die Heilsarmee und vorgeben, vom Geiste Gottes
erleuchtet zu sein. Das ist nur ein Zerrbild und
Nachäffen der katholischen Kirche. Und die katholische
Kirche will sich jetzt schämen, unter ihren Kindern
einige zu wissen, die sich solcher inneren Offenbarungen
und Mitteilungen erfreuen, wie Ich sie doch von jeher
unter Meinen Kindern gepflogen habe. Dieser Strömung,
diesem Krebsübel muß entgegengearbeitet werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
887 Weihnachten 1907
„O sagt der Welt, wie Ich sie liebe.
Nein, für die Welt habe Ich nicht gebetet, aber für die
Menschen, die Mein Ebenbild in sich tragen.“
Jesus: „Meine
Kinder! Die Liebe drängt Mich, in eure Mitte
herabzusteigen. Die Liebe drängt Mich, Mich euch
mitzuteilen, denn je mehr die gottlose Welt Mich
hinausstößt aus ihrem Herzen, desto mehr suche Ich Meine
treuen Kinder auf, um Mich in ihnen zu erfreuen. Je mehr
die gottlose Welt sich abmüht, Mein Andenken aus den
Herzen Meiner Kinder zu verwischen, desto mehr sehnt
Sich Mein Herz, Mich in Liebe euch mitzuteilen. Darum
grüße Ich euch mit Meiner heiligen Mutter und Meinem
heiligen Nährvater und mit all den lieben Heiligen, die
euch vorausgeeilt sind und die Meinen Thron umstehen,
mit all den lieben Engeln, besonders euren heiligen
Schutzengeln.
Meine Kinder! Vergeßt alles, wie auch
Ich alles vergesse, all die Unannehmlichkeiten und all
die Dinge, die euch so viel zu schaffen machen. Seht,
dies alles lasse Ich zu, um euch zu läutern und zu
sieben, denn wo sollten die Leiden herkommen, wenn Ich
es nicht zuließe. Jetzt, wo alles so weit durchgegangen
ist, daß euch von außen her niemand mehr viel anficht,
müßt ihr mehr geläutert werden in euch selbst. Ihr müßt,
wie Ich dir letzthin schon gesagt habe, das Leben Meiner
Kirche leben, und Meine Kirche hat die härtesten und
größten Anfechtungen und die erdrückendsten Leiden von
ihren eigenen Kindern zu ertragen, unter ihnen, die Mir
zu dienen versprochen haben, ja von solchen, die sogar
am Altar Tag für Tag Mein Kreuzopfer feiern, von ihnen
werde Ich zermalmt, Mein Herz wird erdrückt, verwundet
bis ins innerste Mark hinein. Dafür muß es Seelen geben,
die Mir Abbitte und Sühne leisten. Es ist jetzt ein Jahr
vorüber, wo Ich bei euch war und mit euch redete. Ich
habe gesagt, daß Pater Ludwig vom Himmel aus euch
beistehen werde. Ihr habt die Rede nicht verstanden.
Aber seht, Meine Kinder, hier ist Pater Ludwig, Mein
Diener.“
P. Ludwig (†):
„Meine Schwestern, freuet euch heute
abend mit mir, denn ich habe den guten Kampf gekämpft,
den Glauben bewahrt und darum ist mir die Krone des
Lebens zuteil geworden. Darum sage ich noch einmal,
freuet euch, es ist bald vorüber. Hart war der Kampf,
aber unendlich groß ist der Lohn, der mir zuteil wurde
und der auch euch winkt. Danket mit mir dem Herrn, der
so Großes an mir getan, der mich erwählte, Ihm in so
enger Gesellschaft nachzufolgen, denn ich durfte den Weg
gehen, den Er wandelte. Es wurde mir nichts erleichtert,
unerbittlich streng wie mein Vorbild mußte ich den Kelch
trinken bis auf die Hefe. Aber freuet euch mit mir, um
so herrlicher ist jetzt mein Lohn.
Ihr werdet jetzt mehr Ruhe haben und
nicht mehr so viel angefochten werden von denjenigen,
die schon länger euch hätten beistehen sollen. Deshalb
seid auf der Hut, daß euch nichts entgeht. Die kleinen
Leiden, die euch zustoßen, schnell auffassen, schnell
überwinden. Es ist ja nur, um eine kleine Überwindung
und Opfer zu bringen dem Herrn, zu dem Zweck, zu welchem
es euch gegeben wird. Ertraget die Gebrechen eures
Alters mit Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen,
macht eure kleinen und großen Wallfahrtsgänge
unbehindert. Laßt euch nicht abhalten, von keiner
Witterung, von keinem Gerede der Menschen, denn ihr seid
zusammengefügt, ihr sollt eins sein, eins in euren
Gebeten, Leiden und Opfern. Ihr sollt beten in erster
Linie für die Priester. Eure Aufgabe soll es sein, bis
zu eurem Tod die Priester zu unterstützen, nicht nur
durch Gaben, sondern am meisten noch durch das Gebet,
durch Leiden und durch all die kleinen Abtötungen, die
euch dadurch zuteil werden, wenn euch dieses Leben
härter vorkommt. Dies sollen die Bußübungen sein auf den
Wallfahrtsgängen, bei Hitze und Kälte, bei Regen und
Sonnenschein. Betet um feurige Priester!“
Jesus:
„Welchen Schaden fügen sich jene Priester zu, die nicht
glauben, daß Ich so gut bin. Aber werdet nicht irre! Ich
mußte mit Meinen Aposteln zufrieden sein, die immer noch
zweifelten, während sie Meine Wunder sahen, nicht zu
schweigen von den vielen Tausenden Menschen, die Mich
gesehen und doch nicht glaubten. Sie konnten nicht
glauben, daß ein Gott so gut sein kann. Ich muß auch mit
denjenigen Geduld haben – auch wenn sie Priester sind –,
die nicht glauben, daß Ich so gut bin.
(Mit ungemein zärtlichem Tone:) Aber bin
Ich nicht töricht gut? (Noch zärtlicher und
eindringlicher:) Sagt, Meine Kinder, bin Ich nicht
töricht gut? Ich habe gesagt, als Ich von Meinen Lieben
Abschied nehmen sollte: ‚Sehnlichst hat es Mich
verlangt, dieses Mahl mit euch zu essen, bevor Ich
Abschied nehme.‘ Ich konnte Mich nicht trennen. (Und
noch liebevoller:) Die Liebe, die Liebe hat Mich
gebannt, die Liebe hat Mich zu eurem Gefangenen gemacht,
die Liebe ist es, die Mich heute abend wieder zu euch
bringt. (Sehnsüchtig:) O liebt Mich doch, ihr Menschen!
Die Liebe hat euch erschaffen, die Liebe hat sich in
euch vervielfältigt. O kommt zu Meinem Herzen. O kommt
alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch
erquicken. Nehmt Mein Joch auf euch, denn Mein Joch ist
süß und Meine Bürde leicht. O kommt, Ich will euch in
Meine Arme schließen.
Ihr, Meine Kinder, leistet Mir Ersatz
und Sühne für die untreuen Kinder. O seht, wie Ich sie
liebe, um ihretwillen komme Ich zu euch! O sagt der
Welt, wie Ich sie liebe. Nein, für die Welt habe Ich
nicht gebetet, aber für die Menschen, die Mein Ebenbild
in sich tragen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
888 Brief Barbara an Bischof v. 10.
Februar 1908
An den hochwürdigsten Herrn Bischof.
„Ich appelliere an Sie als Oberhirten
der Diözese Mainz. Ihnen gelten vor allem die Worte des
Völkerapostels Paulus: „Prüfet die Geister!“
Nachdem der gütige und barmherzige Gott,
der wacht über Seine bedrängten Kinder, mir genaue
Erkenntnis gestattet, daß auch Sie sich dem Urteil Ihrer
hochwürdigsten Herren Vorgänger angeschlossen und alles,
was in meinen Schriften niedergelegt ist, als Ausgeburt
einer hysterischen Krankheit verworfen haben, erlaube
ich mir, Ihnen hier die Proteste vorzulegen, die mein
hochwürdiger Herr Seelenführer seinerzeit dem
Bischöflichen Ordinariat zustellte, die aber der
verstorbene Generalvikar Herr Dr. N. nicht in die Hände
des damaligen nun in Gott ruhenden Herrn Bischofs
Haffner gelangen ließ, sondern zurücksandte an den
Provinzial der Kapuziner und durch diesen an Herrn Pater
Ludwig mit dem Bemerken, er wolle seinen Bischof nicht
zum Zorne reizen, denn die Sache sei abgetan.
Derjenige, der mir die Worte in die
Feder diktiert, sei gepriesen, immer und ewig. Herr
Generalvikar und Pater Ludwig, beider Glaube ist nun in
Schauen verwandelt.
Wohl weiß ich, daß der Ausspruch
‚hysterisch‘ alle entschuldigt, die der Sache
fernstehen, nicht aber die, welche Gott näher
dazugestellt. So viele Bücher zu diktieren, wo alles,
wenn auch in ungebildeter Sprache, wie Herr Dr. Müller
seinerzeit sagte, Hand und Fuß hat, kann nur das Werk
eines großen Geistes sein, der Sich in diesem
unscheinbaren Werkzeug verbarg. Jetzt, wo ich ganz
allein stehe, wo ich selbst an denen mich getäuscht
finde, auf die ich seither noch mein Vertrauen gesetzt
hatte, wende ich mich an Den, Der so viele Jahre im
Gebet Sich mir mitteilte und rufe aus tiefster Seele: ‚O
Herr, rette die Ehre Deines treuen Dieners, denn er ist
allein, der die Kelter trat, der untersuchte und prüfte
und seine Überzeugung mit seinem Leben bekräftigte!‘
(Bitte lesen Sie den Brief zum Protest vom 4. August
1902, wo der Selige schließt mit den prophetischen
Worten: ‚Ein solcher muß sich bereitfinden lassen, ein
Opfer seiner Überzeugung zu werden.‘) Freilich ist hier
die richtige Lösung eine heikle Sache, aber nur für den,
der sich in seiner Entscheidung von ganz menschlichen
Rücksichten leiten läßt, für einen gläubigen Christen
aber nicht.
War es auch Hysterie, die mich im Jahre
1879 bei so strenger Kälte alle Woche zweimal den ganzen
Winter nachts um ein Uhr aus dem Bette trieb und zehn
Stunden – hin und zurück – zu Fuß machen ließ bei einem
Stück Schwarzbrot, um eine heilige Kommunion empfangen
zu können, weil unser Herr Pfarrer nicht zuließ, daß die
öftere Kommunion eingeführt werde in seiner Pfarrei?
Was ist leichter, sich allen
Verdemütigungen preiszugeben oder den erkannten Willen
Gottes zu verschweigen aus Menschenfurcht, damit ich
keine Widersprüche zu erdulden brauchte? Welcher Soldat
macht seinem König mehr Ehre? Derjenige, der Farbe
bekennt, oder der, wenn er eine Gefahr wittert, sich
gleich hinter die Schanze verbirgt? Der heilige Ignatius
von Loyola ließ sich verspotten von seinen Vorgesetzten
und von seinesgleichen, als sich ihm aber andere
angeschlossen hatten und er allen zum Gespötte
Spießruten laufen sollte, wo seine Anhänger an ihm
großes Ärgernis hätten nehmen können, beklagte er sich
bei dem Vorgesetzten. Dieser aber sah ein, daß Ignatius
aus höheren Beweggründen handelte und stellte ihn,
anstatt zu strafen, den Schülern als Muster hin.
Ich frage noch, wie reimt es sich
zusammen: ‚B.W. ist eine durchaus brave Person, der jede
Absicht, andere zu täuschen, fernliegt, aber daß sie
vorgibt, der Heiland, die Mutter Gottes und dergleichen
redeten in innigem Gebetsverkehr – Ekstase – mit ihr,
ist weiter nichts als hysterische Krankheit.‘ Das kann
man erwarten von einem ungläubigen Arzt, der aller
Kenntnis seiner heiligen Religion bar ist, aber von
katholischen Priestern, die das geheimnisvolle
Seelenleben zwischen Christus, dem Haupt, und seinen
lebendigen Gliedern verstehen und begreifen sollten und
es von der Kanzel herab lehren, könnte diese
fortgesetzte Fremdtuerei bei frommen Christen großen
Anstoß erregen.
Ich stehe nicht mehr allein. Viele haben
sich angeschlossen und alle, die sich angeschlossen in
aller Herren Länder, sind jene, die am eifrigsten ihre
Priester unterstützen durch Gebet und Opfergaben. Diese
alle sind erschüttert. Solange mir Briefe zugingen, wo
Verzweifelte und Bedrängte aller Art einen guten Rat,
ein Wort des Trostes verlangten, gedachte ich, ein Werk
der Barmherzigkeit zu üben, und man gab mir ja auch die
Erlaubnis dazu. Aber jetzt, wo von allen Seiten schon
Anfragen kommen, daß ihnen von berufener Seite gesagt
sei, der Mainzer Bischof habe nochmals untersucht und
verworfen, wie seine Vorgänger auch, ließ ich alles auf
sich beruhen. Ein treues Priesterherz hat die Kritik
gemordet, aber derselbe hat noch drei Schwestern im
Dienst der Kirche. In welcher unaussprechlichen Angst
diese sich abhärmen um ihre Schwester Luise, weil diese
zu mir steht, das beweisen ihre Briefe. Für diese möchte
ich einstehen. Ich möchte darum bitten, doch mich einmal
auszufragen, ob ein Ungehorsam vorliegt. Ich will dann
mich genau erklären. Auf dem Papier kann man
Beichtgeheimnisse nicht auskramen. Zum Aufschreiben
forderte hochwürdiger Herr Pater Ludwig seine Schwester
auf, als er sich überzeugt hatte, und der hochselige
Herr Bischof Haffner erlaubte es zu vervielfältigen und
nach außen hin durfte es verbreitet werden. Nur hier in
der Stadt, sagte er, da seid vorsichtig.
Was würde das Domkapitel dazu sagen?
Also die Menschenfurcht! Wäre damals schon anders
gehandelt worden, wie die kirchlichen Vorgesetzten bei
der Gräfin von Droste-Vischering, die dasselbe Leiden
hatte, hätten sich gewiß manche Verantwortungen nicht
eingestellt. Die Anforderungen, die hier an einen
gläubigen Christen gestellt werden, können ihn um seinen
Verstand oder um seinen Glauben, und wenn beides nicht,
ihn um sein Leben bringen.
Bitte diese Zeilen dem Bischöflichen
Offizialat vorzulegen. Die Gerechtigkeit verlangt es,
daß ein Verurteilter wenigstens einen Protest einlegen
darf, besonders da, wo Grund vorliegt, daß der
Verurteilte ganz einseitig abgeurteilt wurde. In der
zuversichtlichen Hoffnung, daß ein katholischer Bischof
Vater und Hirte der Armen und Unterdrückten ist,
schließe ich. Ich glaube, was meine heilige katholische
Kirche lehrt, und lebe und handle danach. Ich erinnere
mich nicht, je ungehorsam gegen Sie gewesen zu sein. Und
wenn man mir sagt: ‚Wenn es der Heiland ist, soll Er
Sich durchdrücken‘, dann erkenne man aber auch Seine
Rechte an, wenn wir sehen, daß Er es tut. Bitte gütigst,
diese vier Proteste von Herrn Pater Ludwig doch zu den
Akten zu legen, die meine Verurteilung enthalten, da ich
sonst keinen einzigen Zeugen dort habe. Dies verlangt
die Gerechtigkeit. Ich habe auch Menschenrechte. Und
wenn mein hochwürdiger Herr Seelenführer kein Mitleid
verdient, daß er sein Leben in die Schanze schlug für
seinen Glauben, und auch ich nicht, dann haben wir aber
noch Angehörige, die alle rechtschaffene Menschen sind
und die Schmach hart fühlen müssen.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
889 Nach dem großen Sturm am 14. Februar
1908
„Daß noch kein Erlaß eines Papstes von
solcher Wichtigkeit und Tragweite gewesen ist, seitdem
Ich auf der Welt war, wie die Enzyklika über den
Modernismus.“
Jesus: „Rafft
euch jetzt wieder auf, daß ihr nicht in euren Gebeten zu
viel gestört seid, denn das, was geschehen ist, geschah
nur, weil Ich es zuließ und herbeiführte, weil Ich nicht
will, daß die Worte, die Ich mit dir gesprochen, im Sand
verlaufen sollen und Mein Werk eingeschläfert werde. Die
Kirche von Mainz soll an dir sehen, wie man einstehen
soll für die Rechte der Kirche und für die Überzeugung
seines heiligen Glaubens. Du mußt ihnen immer wieder
einen Anstoß geben. Das will Ich vor allem der Welt zu
wissen tun, daß noch kein Erlaß eines Papstes von
solcher Wichtigkeit und Tragweite gewesen ist, seitdem
Ich auf der Welt war, wie die Enzyklika über den
Modernismus. In den neunzehnhundert Jahren ist kein
ähnlicher ergangen wie dieser, denn noch nie war Meine
Kirche in solcher Gefahr wie jetzt, und vieles trägt die
Schuld daran; das Priestertum, weil sie sich in allem
den Weltgrundsätzen anpassen wollen. Der Weltgeist ist
zu weit vorgedrungen.
Schon lange habe Ich dir gesagt, die
Schäden in der Kirche müssen wieder ausgemerzt werden,
welche die Welt hineingeschlichen hat. Darum sollen vor
allem die Priester sich die Enzyklika merken, die
Schriftsteller, die mit euch in Verbindung stehen, daß
sie kein größeres Werk tun können, als sich auf die
Seite des Papstes zu stellen und die Wahrheit
aufzudecken und gegen den Modernismus anzukämpfen. Ich
ließ den Sturm auch deshalb vorkommen, damit die
Proteste von Pater Ludwig an den Bischof kommen. Ihr
könnt dabei viel verdienen und andere können dabei
lernen, wie man – wenn man auf der Seite der Wahrheit
steht, seine Sache auch verteidigen müsse, ohne Scheu
und Menschenfurcht.“
Jesus am 16.
Februar 1908: „Geht jetzt wieder über alles
hinweg und gehet in Meinen Interessen, suchet Mich zu
lieben und euch loszumachen von allem, denn wenn man so
geängstigt ist, kann man in Meine Interessen nicht so
sehr eingehen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
890 Am 21. Februar 1908
„Und daß es so wenige verstehen
wollen, kommt daher, weil alle in sich selbst anfangen
müßten, ein tieflebendiges Glaubensleben zu führen, und
das wollen sie nicht.“
Barbara: Der
Herr ließ mich heute wieder nach so harten, schweren
Tagen ausruhen an Seinem Herzen. Gepriesen sei Sein
heiliger Name, immer und ewig. Heute ist schon der
sechste Tag einer Novene, die ich mit aller Innigkeit –
soweit es uns in unserer Armseligkeit möglich ist –
halte, wo ich den Herrn bestürme, mir doch einen
erleuchteten Priester zuzusenden, mit dem ich mich
einmal über meine Seelenangelegenheiten besprechen
könnte. Ich dachte mir dabei, der Herr werde meinen
Herrn Beichtvater erleuchten, daß er sich einmal
herabließe, mir einen Trost zu bringen in meiner seither
so bedrängten Lage. Als ich kommuniziert hatte, fühlte
ich augenscheinlich die Nähe Gottes.
„O Gott! Könnte ich doch alle jene, die
vorgeben, gute, gläubige Christen zu sein, besonders
jene, die Du gesetzt hast, andere zu leiten, nur einen
Augenblick hineinversetzen in den glückseligen Zustand
einer ‚hysterischen‘ Krankheit, wie ich sie in solchen
Augenblicken habe. Ich glaube, alle, die mich als solche
verurteilten, würden sich dem Urteil eines ungläubigen
Arztes nicht mehr anschließen. In herzlicher
Vertraulichkeit ließ der Herr meine Seele eine ganze
Stunde, der Welt entrückt, in Seiner süßen Gegenwart
ausruhen und erklärte mir, warum so wenig Menschen, auch
unter denen, die Ihm geweiht, Seine Liebe und Seine
Sprache verstehen. Weil nämlich so wenige hinabsteigen
wollen in die Tiefe der Verdemütigungen, in die Er habe
hinabsteigen müssen.“
Jesus: „Du
aber gabst Mir deine Einwilligung zu dieser
Verdemütigung. Darum koste und verstehe, wie gut Ich
bin. Und alle, die teilnehmen an deiner Erniedrigung,
sollen auch teilnehmen an den Tröstungen, die Ich der
Menschheit durch dich zukommen lasse. Ich will dir zur
Ergänzung dessen, was Ich mit dir rede, Meinen Diener
Pater Ludwig senden.“
Barbara: Bei
diesen Worten zog Sich der Herr zurück, und, wie aus
einem Gemach hervortretend, kam Pater Ludwig auf mich
zu. Wenn unsere heilige katholische Kirche nicht irren
und nicht fehlen kann, dann glaubt mir, ihr alle, die
ihr dieses leset, denn sie lehrt uns, daß wir in einer
Gemeinschaft leben mit den Heiligen, die vor uns gelebt
haben. Ich dachte nicht daran, daß ich eine Novene halte
und den Herrn die ganze Woche schon bestürmt habe, mir
einen Priester zu senden, der mir Licht und Trost
brächte in meiner großen Betrübnis. Als aber Pater
Ludwig verschwand, erkannte ich erst, daß dieser der mir
von Gott gesandte Priester sei, der mir das Dunkel
meines Herzens, die Zweifel und Ängste beseitigen
sollte. Seine Erscheinung war so voller Hoheit und Würde
und so eindringlich seine Worte, daß sie meiner Seele
wie eingedrückt sind.
P. Ludwig (†):
„Beunruhige dich nicht, daß auch dieser
letzte Bischof sich anschließt an seine beiden Vorgänger
und dich so als hysterisch hinstellt. Im Beichtstuhl sei
ganz ruhig und frage nichts mehr. Beichte deine Sünden
und überlasse alles andere deinem Gott. Denn was der
Herr bezwecken will durch die Belehrungen, die Er gibt,
ist nicht das Werk der Selbstheiligung für eine einzige
Seele, sondern es umfaßt die ganze katholische Welt. Und
daß es so wenige verstehen wollen, kommt daher, weil
alle in sich selbst anfangen müßten, ein tieflebendiges
Glaubensleben zu führen, und das wollen sie nicht.
Glaube nur nicht, daß es so bleibt, wie es deine
Vorgesetzten gemacht haben. Die großen Werke Gottes muß
man daran erkennen, wenn ihr Weg über den Kalvarienberg
führt.
Ihr habt jetzt zu tun, was an euch
liegt, eure Selbstheiligung recht zu fördern. Sobald die
Sonne ihre Strahlen wieder milder herabsendet und die
Erde trocken wird, dann macht eure Wallfahrten und lobet
euren Schöpfer in Vereinigung mit den unvernünftigen
Geschöpfen für alle die, welche ihren Schöpfer nicht
mehr loben, die Er doch mit Vernunft begabt hat. Und als
dein Seelenführer sage ich dir, daß du die Worte
aufschreibst, die der Herr mit dir spricht, und du
darfst sie auch unter deinen treuen Freunden lesen
lassen. Denn solange der Bischof von Mainz und das
Domkapitel sich nicht ausgesprochen haben, daß ein
anderer Geist als der Geist Gottes in deinen Schriften
obwalte, und dir nicht verbietet zu hören auf die
Stimme, die in dir spricht, hast du zu tun, was ich dir
angegeben, und sage meinen Schwestern: Glückselig preise
ich den Augenblick, wo ich dich kennengelernt.
Nicht das gottgeweihte Leben, nicht die
Regel und nicht die Klosterzelle machen uns heilig, denn
dabei hat der Mensch mancherlei Vorrechte vor seinen
Mitmenschen. (Eine Ordensperson weiß ganz gut, daß sie
von Gott bevorzugt ist und deshalb auch von ihren
Mitmenschen bevorzugt sein muß, und darin liegt für
viele Ordenspersonen und Priester ein großer Stolz, wenn
auch nicht absichtlich, man weiß es selbst nicht.) Auf
dieses Vorrecht bildet er sich etwas ein, und dazu
glaubt der Mensch wirklich auch berechtigt zu sein, weil
er sich von seinen Mitmenschen abgesondert hat, um Gott
besser zu dienen. Wie oft aber zerfrißt der Stolz das
ganze Tugendgebäude eines solchen Gottgeweihten,
Gelehrten oder Ordensperson. Wem aber die Gnade zuteil
wird, erniedrigt zu werden bis auf die Stufe, auf der
sein Herr und Meister stehen mußte, der ist sicher, daß
alle Schlacken, die sich an seiner armseligen Natur
angesetzt haben, abgestreift sind. Und damit auch du
erkennen mögest, wie wahr es ist, was ich dir hier sage,
so komme, ich will dir den Ort zeigen, in den mich meine
Erniedrigung auf Erden befördert hat.“
Barbara:
Pater Ludwig wandte sich um, und ich sah meine Seele wie
ein Kind ihm folgen. Es öffnete sich wieder, wie ich ihn
auch kommen sah, eine Spalte, und ich durfte von ferne
hineinsehen. Pater Ludwig war unter den Seligen
verschwunden. Die Seligkeit, die dieser Augenblick mir
gewährt, war so groß, daß ich nur Tränen habe. Tränen
des Dankes, der Wonne und der Glückseligkeit. Zwar
schaute mein Geistesauge nur einen Strahl, einen
Widerschein, denn herrlicher als alle Farben, die man
sich nur ausmalen kann, strahlte es mir entgegen. Auf
Violettblau war ein Silberglanz ausgebreitet und
darunter andere herrliche Farben. Es dauerte nur einen
Augenblick, und ich bin so überglücklich. Wie groß muß
daher das Entzücken derjenigen sein, deren Anteil dieser
glückselige Ort ist auf immer und ewig.
Inhaltsverzeichnis Band 6
891 Am 26. Februar 1908
„Verkostet jetzt die Früchte des
Kreuzes, schlagt den Kern auf, wie süß er ist. Kämpft
alle Bitterkeit nieder. Ich will freudige Geber.“
Jesus: „Für
was braucht ihr Aufklärung und Recht zu sehen? Ihr wißt,
daß ihr im Rechte seid. Die Priester sind wie die ganze
Welt. Weil sie alles zerschneiden wollen, darum können
sie nichts mehr glauben. Seht doch auf Mein Leben, ob
Ich etwa Früchte gesehen von Meinem Leben, und wie
dunkel führte ich Meinen Nährvater, den heiligen Josef.
Wohl starb er in den Händen Meiner heiligen Mutter, aber
er mußte sterben wie ein gewöhnlicher Mensch und Ich gab
ihm nicht mehr Aufklärung als euch. Sein ganzes Leben
verfloß im Dunkeln. Das ist euer Verdienst, der dunkle
Glaube. Ich habe immer gesagt, daß eure Familie zum
Vorbild hingestellt werden soll, das geht aber nicht
anders als durch Leiden. Verkostet jetzt die Früchte des
Kreuzes, schlagt den Kern auf, wie süß er ist. Kämpft
alle Bitterkeit nieder. Ich will freudige Geber.
Was Ich jetzt von euch verlange, ist
nicht mehr, als alles ruhig hinzunehmen. Jetzt ist die
Zeit gekommen, wo du am Kreuze hängst. Dadurch, daß die
Schriften verbreitet sind und unter den Christen und
frommen Priestern gekannt und bestaunt werden, jetzt
aber durch die Schmach und Verachtung bedeckt sind, ist
der Zeitpunkt gekommen, wo du der ganzen Welt zum
Schauspiele hängst und am Kreuze sterben mußt, gerade so
wie es Mir ergangen ist. Als Ich am Kreuze hing, war
alles aus.
So ist es jetzt, wo sich viele
kopfschüttelnd sagen, ja, wenn die Priester die
Schriften nicht annehmen, kann es auch keine echte
Gottesliebe und kein Geist Gottes sein, der sie
diktierte. Hänge jetzt ruhig die drei Stunden am Kreuz,
bis Ich es wieder anders mache. Und zur Entschädigung
dafür, und damit du es tragen kannst, komme jetzt in
Mein Herz. Ich will dich entschädigen.“
Barbara durfte dann eine große Wonne im
Herzen Jesu kosten.
Jesus: „Weißt
du, jetzt ist die Zeit erfüllt, was Ich dir in den
ersten Tagen, wo du im Elisabethenhaus weiltest, gezeigt
habe, daß du von Meiner Kirche mit dem Ecce-homo-Mantel
bekleidet werdest. Jetzt ist es erfüllt. Aber hier
stehst du nicht mehr als Ecce homo, sondern als Meine
Braut, die mit Mir das Reich teilt. Jetzt herrsche mit
Mir über deine Leidenschaften. Triumphiere jetzt über
dich selbst, über deine bösen Neigungen. Was du bis
jetzt nicht gekonnt, wirst du nunmehr können, daß du so
ruhig stehst in der größten Schmach, als wenn du jetzt
in der ganzen Welt anerkannt wärest und von Meiner
Kirche angestaunt und beglückwünscht würdest.
Deinen Seelenführer gebe Ich dir in
allen Nöten zur Seite. Ich will dir jetzt zeigen, wie du
ihn einmal gesehen hast, ehe das alles anfing, die
Verachtung deiner Vorgesetzten, da zeigte Ich ihn dir in
der Gestalt eines Bischofs. Nicht das Geringste, was Ich
dir gezeigt, ist umsonst, aber ihr Menschen versteht es
nicht und nicht eher, bis die Zeit erfüllt ist und Ich
es klarmache. Die außergewöhnliche Stellung war die,
welche er sich erobern mußte, indem Ich es ihm übertrug,
dein Seelenführer zu sein. Und den Stab, den er damals
in der Hand hatte, den siehst du jetzt als einen ganz
anderen Stab, als ein Szepter; das ist die Gewalt, die
er besitzt. Er siegte über alle seine Feinde und
triumphiert durch die ganze Ewigkeit mit Mir in der
höchsten Ehre und Glorie.
Du siehst, daß er eine dreifache Krone
trägt. Damals glaubtest du, eine Bischofsmitra zu sehen.
Jetzt siehst du klar. Die dreifache Krone mußte er sich
erst verdienen. Die erste Krone mußte er sich verdienen
durch seine Jungfräulichkeit und seinen tieflebendigen
Glauben; die zweite Krone erwarb er sich, weil er als
Ordensmann und Priester so viele in der Gerechtigkeit
unterwiesen und die dritte Krone ist die des Martyriums,
weil er sich selbst und seine ganzen inneren und äußeren
Seelenkräfte, seinen Willen und Verstand und alles, was
Ich dem Menschen gebe, hat hinopfern müssen um des
Werkes willen. Er hat eine Marter durchgemacht, durch
die er den heiligen Märtyrern in nichts nachsteht. So
oft du in Not bist, rufe ihn an, und wenn er auch nicht
immer und zu jeder Zeit deine Bitten sogleich gewährt
und etwas zögert, zur rechten Zeit schicke Ich ihn dir
immer wieder zu.“
Barbara: Ich
sah Pater Ludwig in solcher Majestät, wie es nur im
Himmel möglich sein kann. Er war so liebenswürdig und
zeigte mir alles, was ich verdient habe, und sagte:
P. Ludwig (†):
„Deine zwei Mitschwestern, die so innig
Anteil an den Leiden und Schmerzen getragen haben,
stehen in demselben Rang wie du. Ihr habt nur noch die
Schmach zu tragen und zu sagen: Gut, ich bin die
Schwindlerin, denn es ist jetzt in der ganzen Welt ein
Staunen. Die gläubigen Christen haben alles gut
aufgenommen und gute Entschlüsse gefaßt, sich aufgerafft
und hingeopfert und große Opfer gebracht, und das
Gerede, welches jetzt überall hinkommt, daß alles nichts
sei, entsetzt sie, daß sie sich sagen, so ist man auch
hier wieder getäuscht. So seid ihr jetzt ganz und gar
vernichtet und euer Andenken geht in Verachtung über.
Das wird euch alles so angerechnet, als hättet ihr die
ganze Welt bekehrt.
Sage N. und N., es ginge einmal nicht
anders als wie durch Verachtung und Verdemütigung und
Kreuz. Wer hoch hinauf will, muß erst tief hinunter. Ihr
aber sollt euch um so inniger vereinigen und vereinigt
bleiben. Der Geist des Gehorsams muß das ganze Werk
krönen.“
Jesus: „Ich
habe es so gefügt, daß Gelehrte dazu kamen, damit ihr
wißt, daß Ich es bin. Laßt nun alles begraben, bis die
Zeit gekommen ist, wo Ich will, daß es wieder
auferstehe. Gebt den letzten Rest eurer Ehre her. Der
Baum des Liebesbundes mit seinen Ästen ist jetzt fertig.
Pater Ludwig war der Hintergrund, und ihr sollt jetzt
die Fortsetzung machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
892 Am 16. und 18. März 1908
„Du bist auf Erden, um Gott zu erkennen,
Ihn zu lieben und Ihm zu dienen.“
Barbara:
„Soll ich noch eine Wallfahrt machen oder ist nicht
alles umsonst, und ist es nicht besser, sich wie andere
um zeitliche Dinge zu kümmern, wie die Verwandten es von
uns wünschen?“
Als ich von der heiligen Kommunion
zurückkam, hörte ich die Stimme des Herrn:
Jesus: „Jetzt
bin Ich es, der in dir redet. Das lehrt die Kirche, und
Ich habe es gesagt. Jetzt kannst du nicht getäuscht sein
und brauchst nicht zu denken, daß du redest. Sage mir,
was steht auf der ersten Seite des Katechismus? Wozu
bist du auf Erden?“
Barbara: „Ich
bin auf Erden, um Gott zu erkennen, Ihn zu lieben und
Ihm zu dienen.“
Jesus: „Diese
Worte betreffen alle Menschen, aber am allermeisten eine
Jungfrau, die sich Mir angetraut, und die den Entschluß
hat, für Mich zu leben. Keine Jungfrau ist verpflichtet,
für die Hinterbliebenen zu sorgen. Diese hat das Wort
des Herrn zu erfüllen: Eine Jungfrau sorgt für das, was
des Herrn ist. Sie hat nur für ihre Seele zu sorgen. Die
Eheleute aber, die deswegen in den Ehestand getreten
sind, um Kinder zu gewinnen, haben auch die Pflicht, für
die Kinder zu sorgen und tun es auch gemäß dem Trieb,
den Ich in sie hineingelegt. Ganz anders ist es bei den
Jungfrauen, wenn sie auch verpflichtet sind, solange sie
leben, zu sorgen, daß sie der Welt nicht zum Gespött und
zur Last fallen, aber nicht mehr.
Ihnen habe Ich das Recht eingeräumt, daß
sie suchen, Mich zu lieben für diejenigen, die Mich
nicht lieben. Erinnert euch nur an Meine heiligen Eltern
und Mich, sie haben gearbeitet und ihr Brot verdient, um
sich in Ehren durchzuschlagen, aber nirgends könnt ihr
lesen, daß sie gesorgt haben für die Nachwelt, für
andere, denn mit Meinem Tod war alles für sie
abgeschlossen und für die Nachwelt. Von da ab ist auch
alles abgeschlossen für jeden Menschen mit den Worten:
Du bist auf Erden, um Gott zu erkennen, Ihn zu lieben
und Ihm zu dienen.“
Barbara bei
der Wallfahrt nach Marienborn am 18. März 1908: Bei dem
Scheideweg, wo das Gnadenbild der Mutter vom Guten Rat
geruht, welches vom Heiligen Vater der Kirche von
Marienborn geschenkt und in feierlicher Prozession von
Mainz dorthin gebracht worden, sah ich eine große Schar
Engel und Heilige uns entgegenkommen, und die liebe
Mutter Gottes segnete jede von uns, und den zwei
Klosterkandidatinnen, welche dabei waren, hielt sie
jeder eine Krone hin.
Inhaltsverzeichnis Band 6
893 Am 19. März 1908
Barbara: Der
heilige Josef war in einem Lichtglanz. Es muß der Himmel
gewesen sein. Er war so lieb und freundlich und sagte:
Josef: „Laßt
euch nicht irremachen von all den Widerwärtigkeiten,
denn es gibt keinen anderen Weg zum Himmel, als den ihr
geht. Geht ruhig weiter, nicht nach rechts und nicht
nach links schauend. Und wenn ihr in Nöten seid, ruft
mich nur an; ich werde euch beistehen. Wenn auch die
Kirche euch das Tor verschließt (ich sah ein großes Tor,
wo die Priester als Wächter davorstanden), wißt, ich
habe noch ein Hinterpförtchen, das kleine Tor, da ziehe
ich die Seelen mit dem Seil hinauf, durch Demut und
durch das Vertrauen. Wer da hinaufgezogen wird, kommt
noch schneller an als durch die große Pforte. Da muß er
sich erst durchdrücken, und an dieser kleinen Pforte
wird er direkt vor Gott gebracht.“
Barbara: Da
kam plötzlich Pater Ludwig von hinten her und schaute
dem heiligen Josef über die Schulter, als ob er unser
Gespräch ablauschen wollte. Ich erschrak, und er trat
nahe neben den heiligen Josef und sagte zu ihm:
P. Ludwig (†):
„Du bist verwundert und erstaunt, aber
wisse, daß heute mein Namenstag ist. Ich feiere zweimal
Namenstag, den heutigen und meines Ordenspatrons.
Sage doch Luise, sie solle ihren
Schwestern sagen, sie möchten doch alle Tage Gott
danken, daß Er ihnen ein Mittel in die Hand gelegt,
wodurch sie die Heiligkeit erlangen können, die ich
bereits erlangt habe, denn ich bin ein Heiliger und
genieße eine Seligkeit wie die größten Heiligen. Aber
glaube nicht, daß ich nicht gelitten hätte. Weil Gott
sah, daß meine Kräfte zu Ende waren und ich den Kampf
nicht mehr hätte durchführen können, ohne mutlos zu
werden – die viele Kritik –, ohne mich beeinflussen zu
lassen, hat Er mich, als ich noch im festen Glauben war,
daß es Gott sei und ohne Zweifel glaubte, zu einem Kind
gemacht, denn mein Glaube hätte doch durch die
fortgesetzten Beschimpfungen Schaden gelitten. Das sah
Gott voraus und machte es so, damit ich auch wirklich
die Stufe erreiche. Dich haben die Vorgesetzten als Narr
beiseite geschoben, und ich mußte in diesen Zustand
eines Kindes verfallen, weil ich der Hintergrund sein
mußte. Aber fürchtet nicht, von euch verlangt Gott das
nicht, das mußte ich nur leiden, weil ich der
Hintergrund war.
In heutiger Zeit haben die Menschen
nicht mehr die Kräfte, die außergewöhnlichen Bußübungen
zu tun, um Heilige werden zu können, und täten es auch
nicht mehr.
Aber etwas Außergewöhnliches muß der
Mensch tun. Darum danket Gott, daß Er euch die Mittel
dazu in die Hand gelegt hat und ihr sie nicht zu suchen
braucht. Die gewöhnlichen Christen, welche die Gebote
Gottes und der Kirche halten, kommen in den Himmel, aber
wer eine höhere Glorie erreichen will, der muß mehr tun.
Sie sollten sich nur immer daran
erinnern, wie dir Gott auch gezeigt, mich auf einem
Felsen im Meer stehend, und wie meine fünf Geschwister
auf mich zuschwommen. Der Fels war mein lebendiger
Glaube und das Werk, das Gott mir auftrug. Ihr müßt in
allen Lagen festhalten an das, was ihr von mir wißt, und
innerlich sagen, ich glaube, weil ihr sonst nicht den
Grad erlangt, den ihr erlangen sollt dadurch, daß ihr
die Verdemütigungen erleidet von mir, weil ich so
gestorben bin und weil man mich und Luise für Simpel
hält, daß sie glauben. Haltet fest, es gibt keinen
anderen Weg.“
Im Hochamt auf St. Josef bei der
heiligen Wandlung reichten viele Engel dem heiligen
Josef Zettel hin, und er reichte sie wieder seinem
lieben Sohn. Auf einmal kam ein Zettel, und der war mit
Gold geschrieben. Er sagte:
Josef: „Das
darfst du nicht sagen, was ich dir gesagt habe, aber
mache dir einen Gedenkzettel: Denke an den
St.-Josefs-Tag 1908! Ihr habt jetzt wenig Trost mehr,
weil ihr verdienen und leiden sollt. Ihr wißt, daß ihr
auf dem Kreuzweg seid. Später wird alles angestaunt
werden. Der Herr wird Seine Sache doch durchführen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
894 Am 25. März 1908
„Der tieflebendige Glaube ist das
höchste Verdienst eurer Zeit, der alles andere ersetzt,
so daß Ich von euch nichts anderes verlange.“
Barbara durfte am Herzen Jesu ruhen.
Jesus: „Sage
deinen beiden Freundinnen und allen, die dir treu
bleiben, daß sie dasselbe Verdienst haben wie du, wenn
sie standhalten. Von Zeit zu Zeit, an einem Festtage,
wirst du Mich immer wieder finden, dann aber, den
folgenden Tag, bist du immer wieder der alte Mensch.
Wenn du auch wieder in Fehler fällst durch die vielen
Widerwärtigkeiten, dies alles gehört dazu. Ihr sollt
leiden und verdienen; darum muß Ich Leiden herbeiführen.
Du brauchst keinen Seelenführer.
(Überaus lieb:) Ich bin noch ein so
zärtlich liebender Bräutigam wie früher. Alle, die jetzt
standhalten, verdienen sich viel für die Ewigkeit. Es
kommt auch wieder anders.
Deiner Schwester passiert nichts auf der
Reise. Es gibt zwar Unannehmlichkeiten genug, aber die
Freude und Gnade wird alles das aufwiegen. An euch ist
es nicht, die Früchte einzuernten; ihr habt nur
auszusäen, das übrige geht euch nichts an. Ich bin euch
so dankbar, weil ihr ausgehalten, und alle die Fehler,
ausgenommen wenn Uneinigkeit entsteht, rechne Ich euch
nicht an.
Wenn N. Elefanten aus deinen Fehlern
macht, so sehe Ich nur auf das Herz. Der tieflebendige
Glaube ist das höchste Verdienst eurer Zeit, der alles
andere ersetzt, so daß Ich von euch nichts anderes
verlange, weil selbst die besten Christen und Meine
Priester, die noch am ersten glauben sollten, an
übernatürliche Dinge nicht mehr glauben können. Darum
ist es für diejenigen, die glauben, ein so hoher Lohn,
trotz allem zu glauben. Es wird auch noch anders. Ihr
werdet in der Ewigkeit sehen, wie viel ihr erlangt habt.
Früher mußte Ich euch zwei- bis dreimal in der Woche
Tröstungen zukommen lassen, damit ihr aushieltet. Jetzt
ist das Werk fertig, und wenn Ich auch nicht mehr so oft
komme, so sollt ihr jetzt verdienen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
895 Mission in St. Stephan und
Osternacht 1908
Barbara in
St. Stephan: Beim letzten Segen kam ein Engel, der eine
mächtige, goldene Krone brachte, mit Edelsteinen
geziert, und setzte sie auf den Altar. Es wurde mir
gesagt, das wären die Herzen der Menschen und die guten
Entschlüsse zu einem neuen Leben. Es füllte sich der
ganze obere Raum der Kirche mit Seligen, die mitfeiern
durften. Es waren Selige, die sich in dieser Kirche
geheiligt hatten. Auch sah ich, daß alle Armen Seelen
des Fegefeuers große Linderung hatten.
In der Osternacht 1908 sang Barbara:
„Hochpreiset meine Seele den Herrn“, und dann „Alleluja“
und danach „O Christen jauchzt und triumphiert ...“
„O was für eine Freude! Ach wie
unendlich glücklich hast Du mich gemacht, mein liebster
Jesus, Bräutigam unserer Seelen. O wie wahr ist alles. O
könnten doch alle Menschen sehen, wie gut Du bist. O
welch großer Schaden für diejenigen, die nicht glauben,
daß Du so gut bist. O mein Jesus, ich kann das Glück
nicht aussprechen. O Jesus, wie unendlich gut bist Du,
zwischen mir und Dir ist kein Riegel, keine Tür, kein
Beichtvater.“
Ich sah, wie aus dem Herzen Jesu
Strahlen ausgingen und in diesen Strahlen waren mit
goldenen Buchstaben geschrieben die Namen aller
derjenigen Orte und Menschen, die dem Werke
treugeblieben. Der Herr tauschte so Seine Liebe aus mit
allen Getreuen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
896 Brief Barbara an Bischof vom 19.
April 1908
An den Hochwürdigsten Herrn Bischof.
„Verzeihen Sie, daß ich immer wieder
komme, Sie zu belästigen. Solange ich niemand anders zum
eigentlichen Seelenführer habe, was übernatürliche
Mitteilungen betrifft, muß ich mich an Sie wenden, denn
die heilige Theresia sagt: Eine Seele, die sich
angetrieben fühle, übernatürliche Dinge zu verschweigen,
da könne man sicher annehmen, daß es der Teufel sei.
Osternacht 1908. Die heilige Karwoche
verlief für mich in sehr bedrängter Lage. Ich war um
zehn Uhr in der heiligen Osternacht noch im Gebete, denn
der Herr gab mir in früheren Zeiten einmal den Auftrag,
die Vorabende der höchsten Feste im Gebet zuzubringen,
um so mit der heiligen Kirche in die rechte Verfassung
des neuen Festkreises einzutreten. Meine Seele war noch
so betrübt und niedergeschlagen durch mancherlei
Kränkungen und Vorkommnisse, daß sie an einen Trost oder
gar an einen himmlischen Besuch nicht denken konnte. Ich
will nichts Rühmliches sagen, sondern die einfache
Wahrheit. Ich betete mit großer Sammlung und Innigkeit.
Da fühlte ich plötzlich eine Umwandlung in mir. Die
große Betrübnis und Finsternis meines Geistes
verwandelte sich, ohne zu wissen, wie es kam, in ein
unbeschreibliches Gefühl der Wonne. Meine Seele trat in
ein Licht, sie erkannte in einem Augenblick, wie alle
ihre Armseligkeit hinweggenommen wurde, und in freudigem
Jubel zerschmolz sie in Gott, ihrem höchsten Gut.
O könnte ich die Worte finden, um nur
annähernd die Wonne zu schildern, die mein ganzes Wesen
durchströmte. Ich sah mit den Augen der Seele den Herrn
als Sieger. Er kündigte aber auch, ohne zu sprechen, mir
den Sieg an. Von Seinem gebenedeiten Herzen gingen
Strahlen aus wie Blitze, sooft ich Ihm den Ort nannte,
wo Liebesbundmitglieder wohnten, und den Namen, und es
war, wie wenn der Name in dem Blitz lebendig würde und
in dem Strahl mit fortschnellte wie der Schall eines
Fernsprechers, und ich erkannte, daß dieses das
Ausstrahlen Seiner Liebe war gegen alle, die als
Liebesbundmitglieder kindlich, demütig an Ihn glauben.
Diesem wunderbaren Austausch Seiner
Liebe schloß sich eine tiefdemütige Herablassung Seiner
geheiligten Person zu mir armen Sünderin an, der aber
eine feierliche Handlung vorausging, nämlich wie im
Jahre neunzehnhundert, als mich der in Gott ruhende
Bischof Brück zur Untersuchung über drei Wochen in das
Elisabethenhaus geschickt hatte und gleich nach meinem
Eintritt dort nach der heiligen Kommunion mir gezeigt
wurde, wie zwei Engel mich mit einem violettblauen Kleid
bekleideten und ich in diesem Anzug neben den Herrn
gestellt wurde, wie Er in Seinem Spottmantel von Pilatus
vorgestellt wurde. Als nun Herr Dr. E. das Urteil auf
hysterisch ausstellte und die zwei von Herrn Bischof
Brück beauftragten Priester dieses Urteil des Arztes
unterschrieben, verstand ich erst den Sinn dieser
Erscheinung.
So in der Osternacht, aber nicht wie vor
acht Jahren in einem Bußgewand, sondern mit einem
blendend weißen Kleid. Eine Krone wurde mir aufgesetzt
aus eben solcher blendend weißen Farbe und kleinen und
großen Blümlein. Jetzt erst fand die eigentliche
Vereinigung meiner Seele mit dem Herrn statt. Eineinhalb
Stunde dauerte diese Vereinigung. Das Glück zu erfassen,
weiß nur, wer es selbst erfährt.
Ich möchte allen jenen Gelehrten, die so
spöttisch über Vorgänge des inneren Seelenlebens
urteilen und sie für Schwärmerei, Einbildung und
weibische Gefühlsduselei, wie man so oft in früheren
Jahren hören konnte, hinstellen wollen, was gewiß zu der
immer mehr überhand nehmenden Gleichgültigkeit gegen das
tiefreligiöse Leben beigetragen hat, auch nur einmal
einige Minuten die Wonne der Vereinigung mit Gott
wünschen. O welch glückliche Stunde. Ohne zu sprechen,
verstanden sich unsere Herzen und zerschmolzen in einem
Feuerofen heiliger, reiner Liebe.
Meine zwei Freundinnen, die auch Zeuge
waren, ahnten dieses Glück und baten gar kindlich und
ehrerbietig, Er möge doch auch ihnen ein Trostwort sagen
und den Beichtvater bewegen, daß er erlaube, den Verkehr
im lauten Zwiegespräch wieder wie früher, als Pater
Ludwig noch Seelenführer war, führen zu dürfen. Da
schaute der Herr die beiden an, mit einem Blick so
liebevoll und bedeutungsvoll, als sage Er damit: Euer
Gott und Herr unterwirft Sich Seinen Geschöpfen. Warum
wollt ihr es besser haben? Nun war es, wie wenn ein
Schleier entfernt würde und die Bewohner der
triumphierenden Kirche wollten sich mitfreuen an dem
Glück einer armen Sünderin. Unsere heiligen Freunde und
Freundinnen, auch Pater Ludwig war dabei, sie wollten
Zeugen dieses Glückes sein. O welcher Austausch von
Liebe und heiliger Freude. Alle beugten sich unter der
Macht des Gehorsams, sie sprachen im Gegensatz zu früher
kein Wort, und doch verstand ich alles, und sie
verstanden meinen Schmerz.
Auf einmal, wie auf einen Wink des
Herrn, verschwand die liebe Gesellschaft und meine Seele
mußte in ihren armseligen Leib zurück. Die Mitternacht
war angekommen; es schlug zwölf Uhr, als ich zu Bette
ging, aber an Schlaf war nicht zu denken. Die Freude und
die himmlische Wonne hatte die ganze Natur so in Besitz
genommen, daß die menschliche Armseligkeit wie gebannt
war. So war es den ganzen Vormittag. Im Hochamt meiner
Pfarrkirche teilte der Herr mir aber mit, anschließend
an die Freude und Wonne, in der meine Seele schwamm:
Jesus: ‚Dies
sage deinem Beichtvater, daß er recht hat, wenn er dir
sagt, du leidest keine Einbuße, wenn du ihm folgst; er
will dich den gewöhnlichen Weg führen. Darum das Verbot,
daß du keiner betrübten und bedrängten Seele einen Trost
bei Mir erflehen darfst und daß Ich, Sein Herr und Gott,
Mich seinen Befehlen unterwerfe, siehst du seit mehreren
Monaten. Daß du keine Einbuße erleidest, hast du gestern
Nacht gesehen, aber sage ihm: Mir, Mir verderbe er die
Freude. Sage ihm, was Ich dir sagte im Jahre 1891, wo
dir dein Beichtvater Pater A. auch im Gehorsam gebot, zu
schweigen: ‚Es ist traurig, daß Ich auch da Meinen
Dienern nachstehen muß, wo Ich jahrelang eine Seele
schon durch Meine Erleuchtungen an Mich gezogen habe und
wie traurige Folgen hatte jenes Verbot für die heilige
Kirche.‘
Professor Schieler hätte unserer
heiligen Kirche die Schmach und Schande nicht angetan,
er hätte als frommer und geschätzter Beichtvater viele
Seelen auf den Weg der Tugend geführt, und jetzt? Wie
viele wahrhaft gläubige Seelen, die noch nach Mir
verlangen, habe Ich noch unter Meinem Volke? Muß Ich
nicht, um mit einer Seele verkehren zu können, in die
Katakomben flüchten? Die Kritik Meiner Diener wirft
soviel Spott und Hohn auf sie, daß diejenigen, die noch
glauben an einen Verkehr der Seele mit ihrem Schöpfer,
nur im geheimen sich anschließen müssen.‘
Für die einzige Gnade, die ich in der
heiligen Osternacht 1908 wieder hatte, gebe ich zum
Beweis meiner felsenfesten Überzeugung, daß Gott es ist,
der in mir wirkt, mein Leben hin.
Seit 1869 führte der Herr mich auf
diesem Weg. Offen, ohne Rücksicht auf Gunst oder Ungunst
meiner Seelenführer, legte ich meine Seele in ihre Hand,
nie ging oder lief ich davon, wenn ich Zeiten harter
Behandlung erfahren mußte, bis Gott ihn wegführte oder
der Tod ihn entriß. Bei Gott kann ich aussagen, daß mich
nie ein Beichtvater gefördert zu einem außergewöhnlichen
Weg, wie man lesen kann in der Lebensbeschreibung der
Gräfin von Droste-Vischering, die von der höchsten
kirchlichen Behörde durch Zuspruch gefördert wurde.
Nur einmal, wo ich wegen dem Verlangen
nach der öfteren heiligen Kommunion sehr viel gelitten
hatte, weil mein Beichtvater annahm, es sei Eigensinn
und geistiger Hochmut, habe ich meinen Kummer einem
Domherrn von Würzburg (dem späteren Bischof Schork)
mitgeteilt. Dieser redete mir sehr zu. Ich war jung, und
er sagte: ‚Liebes Kind, laß dich nicht verwirren und
gehe hin, wo du die heilige Kommunion empfangen kannst,
wenn die Pfarrgeistlichkeit sie dir verweigert, denn das
Verlangen nach der heiligen Kommunion kann nur von
Gottes Geist eingegeben sein.‘
Viele meiner Beichtväter haben nach
langer und harter Prüfung bekennen müssen: ‚Ja, es ist
der Heiland!‘ Pater Ambrosius und Pater Alfons sagten
einige Wochen vor ihrem Tod: ‚Ja, es ist der Heiland,
ich habe dich hart geprüft, es soll anders werden. Der
Herr hat das Schwache erwählt!‘ Pater Bonifatius sagte
nach der Untersuchung im Jahre 1900: ‚Bleibe fest in
deiner Überzeugung, und wenn alle Teufel aus der Hölle
kommen.‘
Muß ich annehmen, alle meine Beichtväter
hätten in dieser Beziehung nur ein Spiel mit mir treiben
wollen?
In tiefster Ehrfurcht
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
897 Erstkommunion am Weißen Sonntag 1908
Barbara: Ich
sah nach der heiligen Kommunion den lieben Heiland in
demselben weißen Gewand, womit ich bekleidet wurde in
der heiligen Osternacht. Er war unbeschreiblich lieblich
in Seiner heiligen Menschheit. Voll Freude und Verlangen
stand Er wie ein Bräutigam, der auf etwas mit Sehnsucht
wartet.
Als der Augenblick der heiligen
Kommunion nahte, kam Er an jedes Kind heran, breitete
nach ihm die Hände aus und mit höchster Freude ging Er
in die Herzen der fünfunddreißig Kinder ein und
verschmolz gleichsam mit denselben. Es war nicht eines
dabei, das Er nicht umarmte.
Inhaltsverzeichnis Band 6
898 Pfingstmontag am 8. Juni 1908
„Ich verlange einen demütigen,
kindlichen, selbstlosen Glauben.“
Wiewohl wir wie gewöhnlich die Nacht vor
Pfingsten im Gebet zubrachten, würdigte uns der Herr
keines Wortes. Am nächsten Morgen sagte der Herr:
Jesus: „Ich
war gestern zu bedrängt durch die vielen Todsünden und
konnte dir, obwohl das Röhrlein etwas gelockert ist,
nichts mitteilen. Heute aber sollst du wissen, warum Ich
die plötzliche Heilung von N. nicht gewähren konnte. Ihr
müßt euch jetzt in der Geduld bewähren. Das geht euch
alles nichts an, ob etwas so oder so geschieht. Die
einzelnen müssen noch mehr von der Selbstsucht geläutert
werden. Niemand soll sich hervortun im Liebesbund. Ich
habe den Liebesbund für die Armen gegründet. Es war auch
noch zu viele Bequemlichkeit und zu wenig Opfer dabei.
Das ist kein Glaube, der Wunder verlangt
und sagt: Wenn ich Wunder sehe, dann will ich glauben!
Ich verlange einen demütigen, kindlichen, selbstlosen
Glauben. Euretwegen hätte Ich es getan, aber ein solcher
Glaube gefällt Mir nicht. Geht darüber hinweg, wenn euch
etwas mißlingt. Seht auf das Leben Meiner Kirche und auf
Mein Leben. Gerade diejenigen, denen Ich die größten
Wohltaten erwiesen, stellten sich nachher um und redeten
gegen Mich. Die Liebesbundmitglieder dürfen nicht obenan
sein wollen. Geht nach der Fronleichnamsprozession euch
besprechen mit den Priestern. Ich ermahne euch, euren
Mitschwestern in N. zu gratulieren zu ihrer neuen
Oberin.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
Nachwort
Einige Bemerkungen zur Frage nach den
Privatoffenbarungen
I
Privatoffenbarungen gehören nach
katholischem Verständnis zu den Möglichkeiten, durch die
Gott, der Herr der Geschichte und aller Menschen, in das
Leben eines Einzelnen eingreifen kann. Wird ein Mensch
solcher Offenbarung gewürdigt, wird er durch sie in die
Pflicht genommen. Er muß ihr im Glaubensgehorsam folgen.
Dabei ist es möglich, daß sie der Glaubensvertiefung und
Lebenserhellung dieses Menschen in erster Linie dient;
das bedeutet, daß sie im „Material“ dieses Lebens
wirksam ist und für andere zunächst verborgen bleibt. So
wurde die besondere mystische Lebensführung der heiligen
Theresia vom Kinde Jesu erst nach ihrem frühen Tod durch
ihre Niederschriften bekannt. Andere begnadete Menschen
erfahren Offenbarungen, die mit einem ausdrücklichen
Auftrag in den Raum der Kirche und der
gesellschaftlichen Öffentlichkeit hinein verbunden sind,
wie wir es zum Beispiel aus dem Leben und Wirken der
heiligen Hildegard von Bingen und des heiligen Don Bosco
kennen.
Es gilt dabei zu bedenken, daß auch bei
echten Offenbarungen womöglich Elemente zu finden sind,
die schwer verständlich, unzulänglich und verzerrt
erscheinen. Kritische Prüfung ist nötig, weil je und je
die begnadete Erfahrung im Rahmen der Möglichkeiten und
Begrenzungen des begnadeten Menschen, seiner Ausbildung,
der geistigen, seelischen und geistlichen Weite oder
Enge gemacht wird. Deshalb ist mit Unschärfen und
zeitbedingten Verengungen auch bei echten
Privatoffenbarungen zu rechnen.
Vom Ganzen des Glaubens losgelöste
Ausbrüche des Unterbewußtseins dagegen, krankhafte
Initiativen und schwärmerische Einbildungen und
punktförmige Aktivitäten sind kritisch zu ordnen und –
so schwierig das im einzelnen auch sein mag – in ihre
Schranken zu verweisen. Den Rat des Thessalonicherbriefs
gilt es für die mitunter schwer durchschaubaren
Zusammenhänge von Privatoffenbarungen zu beachten:
„Prüft alles, was gut ist behaltet“ (1 Thess. 5, 21).
Neben vielen und oft schwierigen Fragen
an die Person und die persönlichen Voraussetzungen der
Visionäre, bleibt doch eine unentbehrliche erste
Klarstellung für die Echtheit einer Privatoffenbarung
leicht möglich. Sie lautet: bleibt das Gesagte im Rahmen
der in Christus endgültig geschehenen Offenbarung? Ist
dagegen der Versuch zu erkennen, diese Offenbarung des
menschgewordenen Herrn zu korrigieren oder zu verbessern
oder gar zu übertreffen, haben wir gewiß keine echte
Privatoffenbarung vor uns. Ebenso gehört die
Bereitschaft, sich dem Lehramt der Kirche, der die
Verkündigung gültig übertragen ist, zu unterstellen, zur
glaubhaften Gestalt des Empfängers einer Offenbarung.
Niemals kann es um modische Neuheiten gehen; vielmehr
muß das unausschöpfbare „Alte“ der Christusoffenbarung
neu gesagt werden, als Ruf in die Zeit, als Anstoß für
das, was einer Epoche nötig ist, als Verlebendigung des
Handelns der Kirche aus der Kraft des einzigen und
einmaligen Evangeliums. So hat sich Vinzenz von Paul für
die Priestererziehung und zeitgerechte Formen in der
Nächstenliebe leidenschaftlich eingesetzt, Pius X.
konnte die Liturgie und die tätige Anteilnahme der
Gläubigen an der heiligen Eucharistie bis zum häufigen
Empfang der heiligen Kommunion beleben und Pater
Maximilian Kolbe hat im grauenhaften Dunkel der
Menschenvernichtung durch sein Martyrium die Würde des
Menschen aufleuchten lassen.
Spätestens hier zeigt sich der
„prophetische“ Charakter jeder echten Privatoffenbarung.
Prophet meint hier nicht zuerst Zukunftswisser oder
Zukunftsdenker. Vielmehr ist mit dieser Bezeichnung
jeder Christ gemeint, der seinen Glauben lebendig hält.
So werden beispielsweise heute jeder Mann und jede Frau,
die ihre Ehe als endgültigen christliche Bund leben, zu
stillen und unfanatischen religiösen Verkündern: zu
„Propheten“. Ebenso ein Meister, der seine
Auszubildenden als Menschen achtet und fördert, und
jeder, der aus gläubiger Gesinnung nichts dem
Gottesdienst vorzieht. Alle sagen unaufdringlich durch
ihr Leben auch etwas über die Zukunft: Die Eheleute
zeigen Gottes bleibende Liebe zu uns Menschen; der
tüchtige Meister beweist die Gottebenbildlichkeit seinem
Auszubildenden und der glaubensentschiedene
Gottesdienstbesucher feiert die Nähe des ewigen
Gottesreiches in unserer Welt.
Dann aber gibt es noch – neben dem
Charisma, das alltagsnah die eigenen Gaben und
Fähigkeiten schlicht in den Dienst des Reiches Gottes
stellt – das besondere Charisma (Gnadengabe), den
prophetischen Auftrag, die erwählende Offenbarung.
Dieses prophetische Charisma einer besonderen Erwählung
zu einem besonderen Auftrag nennt Karl Rahner: „Jene
Einwirkungen des Geistes Gottes auf den einzelnen
Glaubenden, die vom Menschen her niemals erzwingbar, von
den amtlichen Organen der Kirche nicht vorhersehbar,
durch die Setzung der Sakramente nicht erreichbar und
dennoch immer und überall benutzbar sind, weil sie – wie
Amt und Sakrament – zum notwendigen und dauernden Wesen
der Kirche gehören.“ Zu den zahlreichen Begnadeten in
der Kirchengeschichte mit ihrem großen geistlichen
Auftrag gehört auch Barbara Weigand (1845–1943).
II
Vor dem Hintergrund der Bemerkungen über
Privatoffenbarungen lassen sich eindrucksvolle Gründe
für die Echtheit der besonderen Berufung erkennen, deren
Barbara Weigand gewürdigt wurde. Einige davon seien
stichwortartig genannt:
Barbara Weigand wächst in einer ruhigen
und das ganze Leben durchdringenden Frömmigkeit auf.
Die kränkliche Mutter, die zusätzliche
Belastung des Vaters durch das Amt des Bürgermeisters
und die Fürsorge für die Geschwister machen Barbara zu
einem arbeitsamen und verantwortungsbewußten Mädchen mit
starker Bodenhaftung.
Trotz der Aussicht auf eine gute Partie
ringt sie sich zu einem jungfräulichen Leben durch.
Fast unbegreifliche körperliche Leistung
vollbringt sie aus Sehnsucht nach der heiligen
Kommunion: häufiger fünfstündiger Gang nach
Aschaffenburg (Kapuzinerkirche) und zurück, danach
schwere Haus- und Feldarbeit.
Ein Höchstmaß an Fleiß und Arbeit übt
sie in Schippach, dann ab 1885 für dreißig Jahre in
Mainz, wovon sie allein zwanzig Jahre in der Wirtschaft
ihres Bruders und weitere zehn Jahre in der Pflege einer
nahen Verwandten zubringt, und ist dann wieder, bis zu
ihrem Tode, in Schippach.
Opfer, Buße und Sühne für die eigenen
und die Sünden der Menschen, dazu oft auch als soziale
Hilfe für Notleidende.
In Barbara Weigand wächst immer größere
Leidensbereitschaft. Ihr umfassender Gebetsgeist übt
ständig das glühende Dankgebet und das Bittgebet für
Lebende und Verstorbene.
Zeitlebens charakterisiert innigste
Marienverehrung das Leben von Barbara Weigand. Dabei
fällt auf, wie glaubenssicher sie die Teilhabe am
einzigen Erlöser- und Mittlertum Christi in früher Zeit
bereits ausspricht.
Bei allen böswilligen Verdächtigungen
und lügnerischen Unterstellungen lebt sie nach dem Wort
der Bergpredigt: „Selig seid ihr, wenn ihr um
meinetwillen beschimpft und verfolgt, und auf alle
mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt,
euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Mt. 5, 11).
Die alles bestimmende Mitte des
begnadeten Lebenswerkes von Barbara Weigand ist ihr
Ringen um die eucharistische Frömmigkeit; näherhin um
die tägliche heilige Kommunion. Spätestens an diesem
fünfunddreißigjährigen Mühen bis zur weltkirchlichen
Anerkennung durch das Kommuniondekret des heiligen
Papstes Pius X. zeigt sich die beständige und allen
Wechselfällen widerstehende große Berufung.
Nachdem die häufige heilige Kommunion
längst liturgische Praxis geworden ist, scheint in einer
Phase der (vorsichtig gesagt) sich abkühlenden
eucharistischen Frömmigkeit die glühende Christusliebe
und eucharistisch geprägte Frömmigkeit der Barbara
Weigand für die innere Reform und missionarische
Stärkung der Kirche im 3. Jahrtausend eine unerwartet
neue Aktualität zu bekommen.
Die zahlreichen Visionen, Auditionen und
Wegweisungen, die sie geschenkt bekommen hat, liegen
jetzt im Druck vor. Im Blick auf diesen geistlichen
Schatz möchte man dem geneigten Leser zurufen: „Nimm und
lies!“
Im September 2001
Pfarrer
Pater Msgr.
Alfred Stürmer
Anselm Ehmele David
Nikolaus Becker
Inhaltsverzeichnis Band 6
Der Eucharistische Liebesbund des
göttlichen Herzens Jesu
Statuten des Liebesbundes
Die Mitglieder des Liebesbundes
versprechen:
1. Daß sie mutig und standhaft, offen
und frei den katholischen Glauben bekennen wollen durch
treue Beobachtung der Gebote Gottes und der Kirche,
sowie durch standhafte Verteidigung der Rechte
derselben, insoweit sie dazu berufen sind.
2. Daß sie den öfteren, ja täglichen
Empfang der hl. Kommunion nach dem Wunsche des hl.
Vaters und dem Rate des Beichtvaters fleißig üben und
das hl. Sakrament der hl. Eucharistie mit aller nur
möglichen Verehrung und Liebe umgeben wollen.
3. Daß sie, sofern es ihnen die Lage
gestatttet, an allen öffentlichen Kundgebungen des
katholischen Glaubens (Wallfahrten, Prozessionen,
Kreuzweg-, Rosenkranz- und Maiandachten) eifrig
teilnehmen, um so ihren Glauben vor aller Welt zu
betätigen.
4. Daß sie im übrigen ein stilles,
zurückgezogenes Leben führen und dem heutigen Zeitgeist,
besonders dem Geiste der Vergnügungssucht, vollständig
entsagen wollen.
5. Daß sie endlich ein Opferleben führen
wollen durch Beten, Sühnen und Leiden in der treuen
Erfüllung ihrer Standespflichten, in Ertragung des
täglichen Kreuzes und in der geduldigen Hinnahme von
Schmach und Verachtung.
6. Die Mitglieder beten täglich die
Vereinsgebete (Aufopferung am Morgen und am Abend) und
suchen sich von dem Geiste derselben tagsüber zu
durchdringen, indem sie sich selbst vergessen, ihre
Fehler zu bessern und abzulegen suchen und sich
einsetzen für das Wohl der Kirche und für die sündige
Menschheit, auf daß bald werde eine Herde und ein Hirt,
und die Kirche Gottes auf den hl. Berg gestellt werde,
von wo aus sie überallhin leuchten soll.
Inhaltsverzeichnis Band 6
Weihe an das göttliche Herz Jesu
Wer in den Liebesbund aufgenommen werden
will, der richte die einmalige und innige Bitte nach der
hl. Kommunion an Jesus, Er möge Sich würdigen, ihn
aufzunehmen in den Bund der Liebe, den Er mit der
Menschheit geschlossen hat. Man kann sich dabei
folgenden Gebetes bedienen:
„Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer
Mensch, den ich im allerheiligsten Sakramente wahrhaft
gegenwärtig glaube und bekenne, ich bitte Dich mit der
ganzen Inbrunst meines Dich aufrichtig liebenden
Herzens, würdige Dich, mich in die Zahl jener
bevorzugten Kinder Deiner hl. Kirche aufzunehmen, mit
denen Du den Bund der Liebe geschlossen hast. Ich
verspreche Dir von ganzem Herzen, mit Deiner
allmächtigen Gnade alle Obliegenheiten des Liebesbundes
getreu und gewissenhaft zu erfüllen. Hl. Maria, Du meine
Mutter und mächtige Fürsprecherin am Throne meines
Erlösers, hl. Erzengel Michael, hl. Joseph, hl.
Franziskus, alle lieben Engel und Heiligen Gottes,
bittet für mich! Amen.“
Wer zeitweise verhindert ist, die
folgenden Aufopferungsgebete zu verrichten, der spreche
statt dessen am Morgen: „Ich will heute beten, leiden
und sühnen nach Meinung des Liebesbundes“; und am Abend:
„Ich opfere all mein Beten, Leiden und Sühnen auf nach
Meinung des Liebesbundes.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
Aufopferungsgebet am Morgen
„O Jesus, Du Bräutigam meiner Seele, ich
opfere Dir beim Beginn dieses Tages alle Leiden und
Widerwärtigkeiten auf, die mir bei Ausübung meiner
Standes- und Berufspflichten begegnen werden. In
Vereinigung mit Dir will ich heute wieder das Kreuz
meines Berufes tragen, gleichwie Du Dein schweres Kreuz
den Kalvarienberg hinauf getragen hast, und ich
verspreche Dir, mit Deiner Gnade auszuharren in diesem
meinem Berufe bis zum letzten Atemzuge meines Lebens.
Laß nie mehr zu, daß ich etwas anderes begehre, als eine
Braut des Gekreuzigten zu sein. Um diese Gnade bitte ich
auch für alle verfolgten und hartbedrängten Priester und
Ordensleute, die um ihres Glaubens und Berufes willen so
vieles leiden müssen. Indem ich mich mit ihnen verbinde,
bitte und beschwöre ich Dich, uns als Schlachtopfer
hinzunehmen, daß wir uns selbst ganz vergessen, unsere
Fehler zu bessern und abzulegen suchen und uns einsetzen
für die sündige Menschheit, auf daß bald werde eine
Herde und ein Hirt. Daß Du die Feinde Deiner heiligen
Kirche demütigen wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
Aufopferungsgebet am Abend
„Lieber heiliger Schutzengel, nimm mein
armseliges Gebet und Tagewerk und trage es in die Hände
der lieben Mutter Gottes. Dich aber, o liebe Mutter,
bitte ich, Du wollest alles, was mangelt, ersetzen und
es in dem kostbaren Blute Jesu reinigen und
vervollkommnen. Mache es auch vollwertig aus dem
unendlichen Wert der heiligen fünf Wunden und Deiner
Verdienste und Tugenden. Vereinige es mit dem Gebet und
den Werken aller Heiligen des Himmels und aller Frommen
und Gerechten auf Erden und opfere es so dem himmlischen
Vater auf für die Anliegen der heiligen Kirche,
besonders des heiligen Vaters, für die Bekehrung der
Sünder, besonders derer, die heute sterben, zum Trost
der armen Seelen, für meine Anliegen und das Wohl aller
meiner lieben Angehörigen. Amen.“
Nihil obstat. Jos. Hutter, Censor eccl.
No. 728 Eccl. Imprimatur
Tridenti, die 6. Aprilis 1914 Eug.
Mattevi, Vic. glis. Imprimatur
Monachii, die 29. Maji 1914 † Neudecker,
Vic. gen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
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