Band 6
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Inhaltsverzeichnis Band 6
747 Am 18. März 1906
„Jedes Mitglied nehme täglich sein Kreuz
auf sich und folge Mir nach.“
Barbara: Als
ich heute bei der heiligen Kommunion dem Herrn das
Anliegen in Betreff des neugegründeten Missionsvereins
vortrug, würdigte Sich der gütige Herr mir folgendes
mitzuteilen: Man möge sich wegen dieser Angelegenheit
ganz ruhig verhalten und zuwarten bis zur nächsten
Versammlung. Dann aber möge man mit allen Mitgliedern,
die zugegen sind, unter Anrufung des Heiligen Geistes
beraten und dann abstimmen. Niemand dürfe sich
vordrängen, aber die einmal Gewählte soll sich auch
nicht wehren, die Bürde und die Verantwortung zu
übernehmen. Es wäre ein kirchlicher Verein und müsse
auch kirchlich behandelt werden. Diejenige aber, die am
meisten sich um dieses Werk verdient gemacht hat, soll
bedenken, daß die Werke Gottes alle, besonders aber die,
welche zur Ausbreitung Seines Reiches dienen sollen, auf
keinem anderen Weg könnten erkämpft werden als auf dem
des Kreuzweges.
Denn die Gründung des allergrößten
Werkes, die Erlösung des Menschengeschlechtes, stehe auf
keinem anderen und habe nur einen Weg, den Kreuzweg.
Deswegen lasse Er solche Schwierigkeiten kommen, um
diejenigen zu läutern und zu reinigen von der
Eigenliebe, die Er Sich erwählt habe, für das Wohl
Seiner Kirche zu arbeiten. Da müsse das Herz gereinigt
sein von der Selbstsucht.
Ein solches Werk soll auch der
Liebesbund sein, der mehr ein Verein des Gebetes und
anderer Gott wohlgefälliger Werke der Frömmigkeit sein
soll. Er soll beitragen zur Förderung und Erhöhung des
Sieges Meiner Kirche über den Unglauben der neueren
Zeit. Darum muß er auf dem Fundament tiefer innerer
Verdemütigung und Selbsterniedrigung aufgebaut werden.
Jesus: „Und
Ich betone noch einmal, was Ich gestern dir gesagt habe:
Jedes Mitglied muß ein treues, anhängliches Mitglied der
heiligen katholischen Kirche sein, sei es im Kloster,
sei es in der Welt, Priester oder Laie, verehelicht oder
nicht. Jedes soll den Posten gut ausfüllen, an den Ich
ihn gestellt habe. Dieses soll den Damm bilden, den Ich
dem Zeitgeist entgegenstellen will. Da gibt es keinen
Vorzug als den: Sich auszuzeichnen in der Geduld bei den
Leiden und Widerwärtigkeiten; der Sanftmut bei
Kränkungen, sei es von Vorgesetzten oder seinesgleichen
oder von denen, mit welchen ihr aufs innigste verbunden
seid; der Demut, indem ihr eure einzige Ehre
dareinsetzt, für nichts in dieser Welt geachtet zu sein,
damit Gottes Ehre überall unter Meinen Kindern gefördert
werde. Eure Parole sei: Jedes Mitglied nehme täglich
sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.“
Barbara:
Gestern, als die Jungfrauen ihre Osterkommunion hielten
und auch ich die heilige Kommunion empfangen hatte,
konnte der Herr Seine Freude nicht zurückhalten. Und Er
teilte mir mit:
Jesus: „Wenn
alle guten Christen so dem Rufe ihrer geistlichen
Vorgesetzten Folge leisteten, wie diese braven
Jungfrauen, könnte keine Macht der Hölle, auch wenn sie
die ganze übrige Welt anstachelte, etwas vermögen gegen
Meine Kirche.“
Barbara: Und
als die Jungfrauen kamen, die der Marianischen
Kongregation angehörten, sah ich die liebe Mutter Gottes
oben im Chor auf einem herrlichen Thron sitzen, und
jedesmal, wenn eine Jungfrau mit blauem Band und
Medaille gespeist wurde, befahl der Herr dem Schutzengel
dieser Jungfrau, sie zu den Füßen Seiner heiligen Mutter
zu führen, und der Engel tat, wie ihm gesagt worden.
Diese Jungfrauen standen zuletzt alle um den Thron der
lieben Mutter Gottes, und der liebe Heiland sagte zu
Seiner heiligen Mutter:
Jesus: „Liebe
Mutter, segne Deine Töchter, damit sie vor Fäulnis
bewahrt bleiben!“
Barbara: Der
Herr wollte damit bekräftigen, was Er mir im Jahre 1900
zeigte, daß das kleine Häuflein der wahren Katholiken
gerettet werde in dem schrecklichen Sturm, der über
Seine Kirche dahinbraust in jetziger Zeit. Und daß diese
aber nur gerettet werden, weil sie sich alle unter den
Schutz Seiner heiligen Mutter geflüchtet hätten. Ich
fragte auch den Herrn, ob ich denn wieder einmal etwas
sagen soll bei meinem Beichtvater. Da gab der Herr mir
zur Antwort:
Jesus: „Nein!
Warte nur, bis Ich dich dazu auffordere. Es ist besser,
jetzt ganz zu schweigen, weil ja ohnedies jetzt alle
klar einsehen müssen, daß alles, was Ich die vielen
Jahre mit dir gesprochen habe, jetzt sich immer mehr
erfüllt, und weil sie jetzt überall zum Kampfe
aufgefordert sind und in Hülle und Fülle zu tun haben
gegen all die Angriffe, die der Unglaube an sie stellt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
748 Fest des heiligen Josefs am 19. März
1906
„Weil du die Leiden nicht verschmäht,
hast du Gewalt über Mein Herz.“
Barbara:
Heute, am Fest des heiligen Josef, war ich wieder
überaus glücklich. Nach der heiligen Kommunion bat ich
den Herrn, um Seines heiligen Nährvaters willen mir die
Bitten zu gewähren, die ich an Ihn stelle und mir einige
Belehrungen zukommen zulassen zum Troste aller, die sich
an mich angeschlossen und mit gläubigem Gemüte die Worte
in sich aufnehmen und danach auch ihr Leben
einrichteten. Da ließ mich der Herr zuerst einen Blick
tun in den Ort, wo wir alle einmal uns ewig freuen
sollen und alle Zweifel und Ängste aufhören werden.
Meine Seele ward von dem Herrn an einen Ort versetzt von
unaussprechlicher Schönheit, und ich sah hier meinen
jüngst verstorbenen Neffen, der auf den Namen Josef
getauft war. Mein Vater und meine Mutter und alle
übrigen Verwandten, die schon längst gestorben sind,
kamen, ihren Blutsverwandten, der zum ersten Male seinen
Namenstag bei ihnen im Himmel feierte, zu
beglückwünschen.
O es war ein Anblick so überzeugend, so
voll Wonne, daß, wenn wir tausend Jahre hier auf Erden
alle Leiden zu erdulden hätten, ein einziger Augenblick
jenes Glückes alles aufwiegen würde. Es kam die Schar
Kinder wieder, die zu sehen ich das Glück hatte neulich,
wo ein Sohn meines Bruders in Aschaffenburg beerdigt
wurde. O war das eine Wonne, ein Austausch von Freude
und Glückseligkeit, und als ich mich an diesen, der da
so beglückwünscht wurde, wandte und ihn bat, er möge mir
sagen, ob sie sich immer so zusammen sehen und so
erfreuen könnten, eins über des anderen Glückseligkeit,
da gab er mir die merkwürdige Erklärung ab:
Josef (†):
„Obwohl wir alle wissen, wo und in welcher Stufe der
Glorie sich ein jeder von uns befindet, und eins sich
freut über des anderen Glorie, so sind wir aber durchaus
nicht beisammen. Ein jedes Menschenkind kommt an den
Ort, den es sich auf Erden verdient hat. Nur die Kinder
ausgenommen, die zwischen Gut und Bös noch nicht
unterscheiden konnten. Diese kommen zusammen und werden
von Gott behandelt, wie Er die Engel behandelt.“
Barbara: Eine
Nichte von mir, die im achten Lebensjahr starb, war auch
bei der Gratulation. Diese liebte ich sehr, weil ich sie
erzogen hatte, aber sie blieb fern, ich konnte sie nicht
sprechen. Darum fragte ich den jungen Mann weiter: Ist
denn auch Anna an dem Ort, wo diese Engelskinder sind?
Er sagte:
Josef (†):
„Anna hatte schon kleine Fehler begangen, und weil sie
sich auch schon Mühe gab, dem lieben Gott Freude zu
machen, hatte sie sich auch schon Verdienste gesammelt.
Darum sind diese und alle, wie Onkel Josefs Anna, auch
schon zu höherer Stufe der Seligkeit erhoben und näher
bei Gott.“
Barbara: Wo
hast du dir aber solche Verdienste gesammelt, daß du
sobald in den Himmel aufgenommen und solch hohen Lohn
erlangt hast? Du warst doch nur ein einfacher Arbeiter?
Josef (†):
„War mein heiliger Namenspatron nicht auch ein armer
Arbeiter? Ich habe es dir schon einmal gesagt, ich war
gehorsam gegen meine Eltern und Vorgesetzten, und als
Jüngling bestrebte ich mich, Gott und meinen Eltern und
Dienstherren Freude zu machen, und die Reinheit meiner
unentweihten Jugend bewirkte und gab mir Kraft, die
Schmerzen meiner Krankheit geduldig zu ertragen. Wenn es
mir auch schwer ankam, als ich sah, daß ich so jung
sterben müsse, so haderte ich niemals mit meinem
Schicksal. Ich schwieg aber still, und weder meine
Eltern, Geschwister, noch sonst jemand ließ ich etwas
merken.“
Barbara: O
freuen wir uns alle, ihr alle, die ihr es lest. Eben
jetzt, wo alles Übernatürliche bekämpft wird. Halten wir
fest an unserem heiligen katholischen Glauben. Ich kam
zurück, wandte mich aber wieder an den Herrn mit der
Bitte, zu Ehren Seines heiligen Nährvaters mich noch
nicht zu verlassen, denn Du bist bei mir, sagte ich, und
Du kannst meine Bitte nicht abschlagen.
„Siehe, so viele fromme Seelen hungern
auf ein liebes Wörtchen von Dir.“
Da zog der Herr meine Seele wieder zu
Sich und sagte:
Jesus: „Es
ist so, Meine Tochter! Und weil du die Leiden nicht
verschmäht, hast du Gewalt über Mein Herz. Allen, die
sich dir angeschlossen, sollen die Worte, die Ich mit
dir rede, zum Troste gesprochen sein, denn noch nie,
seit Ich zu Meinem Vater zurückgekehrt bin, habe Ich die
Menschen so inbrünstig gebeten, doch die Worte zu
beachten: ,Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und
beladen seid’, als Ich es hier tue.
Sonst, wenn Ich Mich offenbarte, waren
die Werkzeuge, deren Ich Mich bediente, heilige
Menschen. Aber hier bediene Ich Mich eines so
unvollkommenen Werkzeuges. Einzig und allein, weil Ich
dadurch zeigen will, warum Ich Mich so tief erniedrigte,
um als kleines, unscheinbares Brot unter Meinen
Geschöpfen zu verweilen, um zu ihnen kommen zu können,
um Mich ihnen mitteilen zu können und um ihnen alle
Furcht zu nehmen. Kein Mensch hat eine Entschuldigung.
Darum sagte Ich schon vor mehreren Jahren: Alle, die
sich anschließen an den Liebesbund, sollen von dem
schlechten Zeitgeist unberührt bleiben, weil die
Liebesbundmitglieder gehalten sind, öfter zu
kommunizieren.
Darum weise Ich euch heute am Fest
Meines heiligen Nährvaters wieder hin auf ihn. Ihr alle
müßt und könnt Ihm nachahmen. Er lebte auch nicht anders
in Meiner Gegenwart wie ihr alle, denn auch er mußte
Mich schauen durch den geheimnisvollen Schleier des
Glaubens. Er schaute im Glauben von Meiner Geburt bis zu
seinem Tode in Mir den eingeborenen Sohn Gottes. Er
starb und hatte keine andere Überzeugung, daß Ich der
Eingeborene des Vaters sei, als die, welche ihm sein
lebendiger Glaube eingab.
Seht, so brauche Ich jetzt wieder
Seelen. Und ihr seid dazu bestimmt. Niemand braucht euch
zu beachten. Aber ruhig und unentwegt sollt ihr wie Mein
heiliger Nährvater alle Meine Wünsche erfüllen.
Unbekümmert, ob eure geistlichen Vorgesetzten es
beachten oder nicht, was Ich ihnen durch euch sagen
ließ. Wenn der Schüler seine Aufgabe gut gemacht hat und
der Lehrer, welcher sie durchgesehen hat, findet es der
Mühe nicht wert, seinem Schüler Anerkennung
entgegenzubringen, so schadet dies demselben gar nichts,
im Gegenteil, es gibt einen selbständigen,
charakterfesten Menschen, der um eitles Lob nicht buhlt.
So sollt ihr sein: Selbständige, charakterfeste
Christen, die um eitles Lob sich nicht kümmern, und doch
überall, wo sie stehen, die ihnen von Gott zugewiesene
Aufgaben gut zu verrichten verstehen.
Auch die armen Dienstmädchen, die
Meinetwegen im Liebesbund zu leiden und zu dulden haben,
sind Werkzeuge in Meiner Hand und mußten mitverdienen,
daß Seelen gerettet werden, daß die Jungfrauen
herbeikamen. Im stillen soll sich der Liebesbund
ausbreiten, im verborgenen wirken, und verschmäht und
verachtet, wie ihr himmlischer Bräutigam, treu zur
heiligen Kirche stehen. Und einmal werdet ihr alle
sehen, daß dieses verachtete und verschmähte Pflänzlein
dem Garten der Kirche auch eine schöne Zierde abgibt.“
Barbara: Am
Feste des heiligen Josef empfahl ich noch besonders
einen jungen Mann, der mir ins Gebet empfohlen worden.
Jesus: „Der
junge Mann, den du Mir vorgestellt, ist ein Verehrer
Meines heiligen Nährvaters. Sage ihm, er möge nur recht
bald den gefaßten Entschluß, in das Trappistenkloster
einzutreten, erfüllen. Der Wankelmut werde verschwinden,
sobald er die Schwelle des Klosters einmal überschritten
habe. Der heilige Josef sei es gewesen, der in den
vielen Gefahren seiner Militärzeit seine schützende Hand
über ihn gehalten hat. Nun soll er seinem Beschützer
auch Ehre machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
749 Am 20. März 1906
„Benedikt Josef Labre tat nichts im
Leben, als daß er von einer Kirche in die andere ging,
von einem Wallfahrtsort zum anderen, um zu beten, und
ist ein großer Heiliger geworden.“
Barbara: Lob,
Preis und Dank dem Herrn, denn Er ist unendlich gut!
Welch ein Trost für uns armselige Geschöpfe zu wissen:
Der Herr Himmels und der Erde läßt Sich herab zu Seinen
Geschöpfen. Und nicht nur das. Er hat an ihnen Seine
Freude, Sein Wohlgefallen. Heute beteuerte Er dieses.
Unsere geistlichen Vorgesetzten hier in
Mainz bieten alles auf, um das religiöse Leben dem Volke
angenehm zu machen und das Volk herbeizuziehen.
Besondere Mühe gibt sich unser Hochw. Herr Bischof. In
seinen Vorträgen weist er darauf hin, daß das
Christentum praktisch geübt werden müsse. Man müsse sich
für alles interessieren und eingreifen, und das sei
keine Frömmigkeit, von einer Kirche in die andere zu
laufen, alle Predigten hören zu wollen und alle Tage
sechs bis sieben Rosenkränze zu beten, usw.
Als ich den Herrn empfangen hatte, trug
ich Ihm meine Armseligkeit vor und sagte:
„O Herr, nimm meine Unvollkommenheiten
hinweg und ersetze, was ich nicht kann, denn wir Arme
wissen nicht, wie man Dir gefallen könnte, weil man so
viel hören muß, es sei eine falsche Frömmigkeit zu
glauben, beten und dergleichen genüge.“
Da zog der Herr mich in Sich hinein und
sagte:
Jesus: „Sei
nicht so ängstlich, Meine Tochter! Einzelnen Seelen
gelten solche Reden nicht, die für das allgemeine Volk
gesagt werden. Eine Seele, die Mir zuliebe den Ehestand
verschmäht hat, ist auch nicht verpflichtet, ein
Vermögen zusammenzuhäufen. Sie tut für die Welt genug,
wenn sie ihr nicht zur Last fällt. Die übrige Zeit kann
sie ausnützen, für sich und andere ewige Güter zu
sammeln. Eheleute dagegen haben die Pflicht, auch für
zeitliche Dinge zu sorgen ihrer Kinder wegen, und weil
sie von Gott gesetzt sind, den Plan der Welterschaffung
verwirklichen zu helfen. Darum stört ihr euch nicht.
Fahret fort, Mir Freude zu machen. Tut, was Ich gesagt
und angegeben habe, und freuet euch, daß Ich so gerne in
eurer Mitte weile.
Benedikt Josef Labre tat nichts im
Leben, als daß er von einer Kirche in die andere ging,
von einem Wallfahrtsort zum anderen, um zu beten, und
ist ein großer Heiliger geworden. Und wie Ich dir Meine
Freude mitteile, so teile du sie allen mit, die guten
Willens sind und sich an dich angeschlossen haben.“
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750 Am 24. März 1906
Barbara:
Heute, als ich zur heiligen Beicht mich vorbereitete und
während der heiligen Messe recht inständig zum Herrn
gefleht hatte, ob ich mich nicht anzuklagen hätte, gegen
den Gehorsam gefehlt zu haben, hörte ich in mir deutlich
die Worte:
Jesus: „Wenn
jemand von dir einen Trost oder einen guten Rat verlangt
und du gibst einen solchen aus Liebe zu Mir und aus
Mitleid mit deinem bedrängten Bruder oder Schwester,
dann übst du ein geistiges Werk der Barmherzigkeit. Laß
Ich es dann zu, daß das, was du nun, die Bittenden zu
trösten, gesagt hattest, nicht zu ihrer Befriedigung
ausfällt, dann will Ich dir und anderen nur zeigen, daß
ihr in zeitlichen Angelegenheiten euch Meiner Vorsehung
überlassen sollt.
Zugleich ist es aber auch eine Prüfung
der Geister, denn diejenigen, die dann zurücktreten,
zeigen, daß sie noch schwach im Glauben sind. Ich will,
daß die Mitglieder des Liebesbundes eine Gesellschaft
von Christen seien, die sich in den Armen Meiner
Vorsehung selbst vergessen, um für ihre Mitmenschen zu
leiden, zu beten und zu sühnen und auf diese Weise sich
selbst heiligen und die Kirche unterstützen, um auf
diese Weise anderen zu nützen. Ob du das darfst,
brauchst du nicht zu fragen. Dieses ist keine Sünde
gegen den Gehorsam, weder der Gebote Gottes noch gegen
die Kirche.“
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751 Fest Mariä Verkündigung am 25. März
1906
„Und Ich will sie beschützen, auch wenn
alles sich auflöste und in Trümmer ginge.“
Barbara: Am
Feste Mariä Verkündigung gab mir der Herr die tröstliche
Versicherung:
Jesus: „Wenn
es auch den Anschein hat, als seien deine Leiden
umsonst, so wisse aber, auch wenn es bei den Menschen
umsonst wäre und keine Anerkennung findet, bei Mir ist
aber nichts umsonst gelitten. Ihr alle, die ihr euch
daran beteiligt habt, bekommt euren vollen Lohn. Anders
ist es, Leiden zu tragen nur aus reiner Liebe zu Mir, um
Mir Freude zu machen und Mein Wohlgefallen auf sich
herabzuziehen, als nur die Leiden zu tragen, denen man
nicht ausweichen kann und die alle Adamskinder tragen
müssen, um in den Himmel zu kommen.
Zu solchen Leiden aber, bei denen von
seiten der Menschen so viel Verachtung und
Verdemütigungen dazukommen, brauche Ich die Einwilligung
derjenigen, die Ich zu solchen Leiden berufen will. Und
weil du Mir diese Einwilligung gabst, so will Ich dir
zum Lohne für die ertragene Schmach und die vielen
Verdemütigungen alle deine Verwandten und ihre Kinder
retten für den Himmel. Ebenso auch diejenigen, die sich
darum annahmen und beförderten, wie N. und deine zwei
Freundinnen. Sie sollen belohnt werden wie eine Seele,
die Mir nicht nur dienen will, sondern Mir auch Freude
zu machen sucht.
Alle aber, die sich an euch anschließen,
sind und gehören zu den treuesten Kindern Meines
Herzens, und Ich verspreche ihnen, wenn sie ausharren
und stehenbleiben im Liebesbund, sie unberührt bleiben
werden von dem schlechten Zeitgeist. Und Ich will sie
beschützen, auch wenn alles sich auflöste und in Trümmer
ginge.“
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752 Schmerzensfreitag am 6. April 1906
„Wie Ich die ersten Empörer, die stolzen
Engel, nicht geschont, so werde Ich die stolzen Menschen
nicht verschonen, die Meine Barmherzigkeit mit Füßen
treten.“
Barbara: Eine
Familie, die so glücklich ist, fünf Ordenspersonen zu
besitzen, die aber zerstreut in verschiedenen Klöstern
sind, diesen versprach vor mehreren Jahren der Herr, daß
sie noch einmal alle zusammen sich sehen werden. Dieses
Jahr sollte dieses in Erfüllung gehen. Eine dieser
Ordenspersonen nahm der Herr aber im Februar zu Sich.
Ihre Briefe gaben Zeugnis davon, daß das Verlangen, mit
Jesus vereint zu sein, ihren Tod beschleunigt haben muß.
Eine zweite Schwester, die in demselben Orden sich
befindet, bekam von ihrer Oberin nicht die Erlaubnis,
dorthin zu reisen, wo die übrigen Geschwister
zusammenkommen wollen, weil sie sagt, man solle zu ihr
kommen. Dieses Anliegen macht allen übrigen große
Unannehmlichkeiten, eine sehr weite Anreise usw.
Ich wurde gebeten, den Herrn zu bitten,
Er möge den Starrsinn jener Oberin zum Besseren
umlenken. Heute trug ich dem Herrn diese Bitte vor und
erhielt die Antwort:
Jesus: „Luise
soll jener Oberin schreiben und um Erlaubnis bitten.
Auch soll sie ihr vorstellen, wie der kranke Bruder N.
sich freue, seine Geschwister noch einmal bei sich zu
sehen. Dann aber nicht weiter sich beunruhigen und sich
in alle Schickungen fügen, ohne zu murren, jene
Schwester zu besuchen, und in allen Widerwärtigkeiten
den Willen Gottes erkennen.
Ich will, daß diese Familie, von allem
Eigenwillen losgeschält, den Weg geht, den Ich einst
ging, als Ich auf Erden weilte, und durch keinen
Zwischenfall, auch wenn andere Menschen ihn
herbeigeführt, sich in üble Laune versetzen lassen. Denn
wenn ein anderer Weg die Menschen besser belehrt hätte,
als den Ich Selbst gegangen bin, so hätte Ich ihn
gewählt. Werdet nicht irre, wenn Ich Mich oft lange
nicht hören lasse. Ihr alle kennt eure Aufgabe und seid
Hausfrauen, die den Ernst des Lebens verstehen müssen.
Die Zeit ist gekommen, wo die faulen und schlechten
Früchte von selbst abfallen vom Baume Meiner Kirche.
Darum seht euch nicht um nach anderen,
die noch halb und halb mit der Welt liebäugeln wollen.
Mein Reich wird fortbestehen bis zum Ende der Welt. Aber
die guten müssen sich wieder einmal bewähren, wie Ich
immer tat, wenn Meine Geschöpfe sich stolz gegen Mich
empörten. Wie Ich die ersten Empörer, die stolzen Engel,
nicht geschont, so werde Ich die stolzen Menschen nicht
verschonen, die Meine Barmherzigkeit mit Füßen treten.“
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753 Palmsonntag am 8. April 1906
„Sobald es ans Ertragen von Verachtungen
geht, verstehen auch Meine besten Kinder Meine Wege
nicht.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion ließ der Herr mich mehr als
gewöhnlich Seine Nähe fühlen, und ich fragte ihn:
„Herr, woher kommt es doch, daß ich so
gefühllos und kalt bin, ja selbst wenn das Mitleid mit
Deinen Leiden mir Tränen auspreßt, fließen sie kalt und
gefühllos dahin. Wie war es doch ganz anders in früheren
Jahren.“
Jesus:
„Empfindungslos sich zu glauben in einer Zeit, wo man
sich alle Mühe gibt, Meine Geheimnisse mitzuleben, ist
ein Leiden, das verwandt ist mit Meiner Verlassenheit am
Kreuze und darum ein großes Verdienst. Jetzt, wo Meine
untreuen Kinder Mir so viel Verdruß bereiten, müssen
Meine treuen Kinder dieses mitfühlen. Sage Luise, sie
ließe sich von beängstigenden Gefühlen zu viel
beeinflussen. Anstatt sich zu freuen über die
Zusammenkunft mit ihren Geschwistern, fürchtet sie, eine
Rüge von denselben nicht ertragen zu können, denn sobald
es ans Ertragen von Verachtungen geht, verstehen auch
Meine besten Kinder Meine Wege nicht.
N. aber versteht es, und er soll sich
freuen, daß Ich ihm diese Gnade gegeben habe, denn er
wird in seinem scheinbar nutzlosen Zustand für seinen
Orden und für Meine Kirche mehr wirken, als er in voller
Gesundheit als eifriger Missionar hätte wirken können.
Denn an dem Menschen habe Ich Meine Freude, der mit
allem zufrieden ist, auch wenn er der ganzen Welt zur
Last ist.“
Barbara: Bei
dem Hochamt sah ich den Herrn als Ecce Homo über dem
Hochaltar, und der Herr forderte mich auf, daß alle
Mitglieder des Liebesbundes sich doch immer dieser
Schmach erinnerten, die Er aus Liebe zu uns erduldet
habe und kein Opfer und kein Leiden zu scheuen, um den
Undank der Menschen zu sühnen.
Jesus: „Und
wenn du im Mai nach N. kommst, dann respektiert die
Anregung von N. und macht zusammen eine Wallfahrt nach
Kevelaer. Diese Dame soll alle ihre Anliegen Meiner
Mutter zu Füßen legen, und Ich verspreche ihr, daß ihre
Kinder alle sollen gerettet werden für den Himmel. N.
soll fortfahren, recht viele zu gewinnen für den
Liebesbund und zu erwärmen suchen für recht viele Gott
ergebene Kreuzträger.“
Barbara: Der
Herr gab mir an, wie ich die Wallfahrt machen soll.
Hierzu muß ich aber die Erlaubnis von meinem
Seelenführer haben. Damit die Zeiten, die der Unglaube
und die Gottlosigkeit der Menschen heraufbeschworen
haben, abgekürzt werden, müsse von den gläubigen Kindern
der Kirche viel gebetet, viel gelitten und viel gesühnt
werden.
Jesus: „Die
schrecklichen Zustände in Frankreich haben schon vor
fünfzig Jahren Meine Mutter herbeigezogen, um der Welt
durch das arme Kind Bernadette zuzurufen: ‚Buße, Buße,
Buße! Betet für die Sünder!‘ Und wenn Frankreich recht
bald einer besseren Zeit entgegensehen will, soll es
recht zahlreich, Priester und Volk, der Mahnung Meiner
Mutter, Sie in Lourdes zu besuchen, folgen. Die Tränen
und heißen Bittgebete dort werden Meine Mutter rühren,
und Ich werde eifrige Männer erwecken, die mit
Aufopferung ihres Lebens die Rechte Meiner Kirche
verteidigen.“
Barbara: „Wie
soll dieses nach Frankreich gelangen, da mir verboten
ist, einen guten Rat von Dir zu erteilen?“
Jesus: „Es
gibt überall ein Hinterpförtchen, die gibt es sogar im
Himmel; denn mancher Sünder wäre verloren, wenn es keine
Hinterpförtchen gäbe. Ich meine Meine heilige Mutter und
Meinen Nährvater Josef. Manche Seele hätte Mein Zorn
schon zermalmt, wenn Sie nicht wären. So ist es auch
hier. Wo dir die Hände gebunden sind, da muß eine
Vermittlung stattfinden.“
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754 Ostersonntag am 15. April 1906
„Der Menschensohn ist nicht gekommen,
das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vervollkommnen.“
Barbara: Am
Gründonnerstag gab mir der Herr den Auftrag, einen
Wallfahrtsgang durch die Stadt von einer Kirche und
Kapelle zur anderen zu machen, um Ihn zu trösten in
Seiner Verlassenheit, für so viele laue Christen und für
den treulosen Undank so vieler, für die Sein Blut
umsonst vergossen sei, Ihm einigen Ersatz und Sühne zu
leisten. Wir taten so, wie mir mitgeteilt wurde. Am
Karsamstag während des Gottesdienstes ließ mich der Herr
wieder Seine gebenedeite Stimme hören. Er tröstete mich,
indem Er mir mitteilte, daß ich bald erfahren werde,
warum Er in der letzten Zeit so zurückhaltend zu mir
gewesen sei.
Die letzten vierzehn Tage war ich sehr
leidend, besonders in den Nächten. An Schlaf war wenig
oder gar nicht zu denken, dabei war ich von Fieber
gequält und in eine wahre Todesangst die ganze Nacht
versetzt. Die ganze Karwoche durch, wenn ich dann in die
Kirche kam, konnte ich vor Elend nicht beten. Die
heutige Osternacht war es wieder so, und ich wunderte
mich sehr, daß es mir heute viel besser ging als die
letzten Wochen. Bei dem Pontifikalamt, das unser
hochwürdigster Herr Bischof zelebrierte, zog der Herr
plötzlich meine Seele so in Sich hinein, daß ich allem
Elend und körperlichen Gebrechen enthoben war. Zugleich
kam mit Ihm eine solche Wonne in meine Seele, die allein
hinreichend ist, eine Seele zu überzeugen, daß sie mit
Dem vereinigt ist, der alle Glückseligkeit in Sich
schließt. Ich wurde zutraulich. Das Auge meines Geistes
schaute Ihn gegenwärtig auf dem Altare in majestätischer
Gestalt. Zugleich aber ließ Er mich Ihn erkennen, ganz
bei mir, so wie wenn wir Menschen innig vertraut
freundschaftlich beisammen sind, und fragte mich:
Jesus: „Nun,
Meine Tochter, hast du keinen Wunsch?“
Barbara: „Ja,
Herr, ich habe viele Wünsche, aber sie sind keine
anderen als die, welche Du Selbst hast. Ich wünschte,
ich könnte Dir alle Menschenherzen zuführen und sie
könnten alle das Glück erfassen, das ich jetzt in Dir
besitze.“
Dann stellte ich Ihm alle diejenigen
vor, die mir im Streben nach der Vereinigung mit Ihm
vorwärts helfen, besonders Pater Ludwig, der meine zwei
Freundinnen, meine Verwandten und alle, die sich uns
angeschlossen haben und bat, Er möge doch diejenigen
besonders segnen, die sich Mühe geben, daß Seine Liebe
und übergroße Barmherzigkeit, die Er über uns
auszugießen hier Sich würdige, auch zu befördern und
auszubreiten suchen.
Jesus: „Gewiß
tue Ich es. Schon in diesem Leben gebe Ich allen einen
großen Zuwachs an Verdiensten und Gnaden und im Himmel
eine weit größere Belohnung; denn der Mensch ist
geschaffen und dazu bestimmt, seinen Schöpfer zu
verherrlichen. Tut er es nicht, dann ist der Zweck
seiner Erschaffung verfehlt. Deswegen ist Meine
Sehnsucht, dem Menschen dieses Ziel zum Bewußtsein zu
bringen, in jenen Zeiten unaussprechlich groß gewesen,
wo die Menschen immer weiter von Gott abfallen, und
anstatt Ihn zu verherrlichen, Seiner Pläne nur spotten;
seitdem Ich die Erde verließ war sie aber noch nie so
groß wie in der Zeit, in der du lebst.
Dieses ist der Grund, warum Ich so viel
mit dir rede. Niemand braucht sich vor Mir zu fürchten,
denn für alle Menschen bin Ich da in eurer Mitte
geblieben, und die den Liebesbund ausbreiten, erfüllen
nur Meinen Willen. Niemand hat eine Entschuldigung,
weder Priester noch Ordensfrau, Dienstmagd oder Ehefrau,
denn hier rufe Ich allen zu, wie Ich einst den Juden
gesagt habe: Der Menschensohn ist nicht gekommen, das
Gesetz aufzuheben, sondern es zu vervollkommnen.
So sage Ich auch hier zu allen, die Mir
einwenden wollen: ‚Wir haben unsere Ordensregel, wir
haben unsere Standes- und Berufspflichten zu erfüllen.‘
Ja, das sollst du auch als Mitglied des Liebesbundes.
Nur der Stolz ist es, der solche Ausreden erfindet. Denn
gleichwie Harmonie und Ordnung in dem zeitlichen
Bestehen der menschlichen Gesellschaft nur da bestehen
kann, wo jeder den Posten, auf den er gestellt ist,
ausfüllt, und der auf dem Throne sitzt anerkennt, daß
der arme Bauersmann oder Straßenkehrer gerade so
notwendig sind, um das Wohl der gesamten Gesellschaft zu
fördern wie er, so ist es auch im Reiche der Gnade und
der Kirche.
Das Gebet des armen Dienstmädchens, die
Tränen der gedrückten Ehefrau, die Opfer einer Jungfrau
in der Welt, müssen mit dem Gebetsleben der Ordensleute
vereinigt, den Vorstehern Meiner Kirche, eines wie das
andere gleichbedeutend, wert- und nutzbringend sein für
das Gedeihen des Friedens in Meiner Kirche. Das Band der
Liebe, das aus Meinem Herzen entspringt, soll in
gleicher Weise alle umschlingen, denn der Liebesbund
soll nichts anderes sein, als daß jedes Mitglied seine
Gebete, seine Leiden und Verdienste zu einem Gesamtgut
aller macht. Eines für alle, und alle für eines. Und in
dem Gebete, das die Mitglieder jeden Tag verrichten
sollen: ‚Geh hin, mein heiliger Schutzengel ...’ fließen
die Verdienste des einzelnen Tag für Tag zusammen in den
Schatz der heiligen Kirche.“
Barbara:
Durch solch eifrigen, allgemeinen Gebetssturm soll die
Kirche unterstützt, getröstet werden, wie der Herr mir
einmal gezeigt hat, wo ich dem Heiligen Vater ein Kissen
gebracht habe, als ich ihn am Altare zusammenbrechen
gesehen habe. Dies war vor etwa fünfzehn bis sechzehn
Jahren. Als ich nun fragte: „Ja, was hilft all unsere
Bemühung, wenn es die Geistlichkeit hier in Mainz nicht
bestätigt?“
Jesus: „Tut
jetzt im stillen, was ihr könnt. Später wird es anders.
Alle Werke Gottes gehen so vor sich. Damit aber die
Nachwelt eine Erinnerung daran habe, wie tief Ich Mich
herablasse zu Meinen Geschöpfen, soll es an deiner
Heimatkirche bestätigt werden.“
Barbara: Und
als dann am Schlusse der hochwürdigste Herr Bischof den
päpstlichen Segen erteilte, sah ich viele Anwesende in
einen Strahl eingehüllt, und nach dem Segen waren sie
innerlich ganz hell und glänzend. Und andere sah ich,
als wenn ein roter Klumpen sich in ihnen befände, der
nach und nach sich auf ihre ganze Gestalt ausdehnte und
zuletzt ganz in Flammen aufging. Da bat ich den Herrn um
die Bedeutung und erfuhr:
Jesus:
„Diejenigen, auf welche ein Strahl sich niedersenkte,
sind alle, die nach gut verrichteter Osterbeichte durch
diesen vollkommenen Ablaß, der an den päpstlichen Segen
geknüpft ist, von allen Sündenstrafen gereinigt worden
sind. Diejenigen aber, welche du im Feuer eingehüllt
erblickst, sind die, an denen alle Ermahnungen ihrer
Seelsorger abprallen, die den Rost der Sünde aus ihrem
Herzen nicht hinausschaffen und nach und nach von ihren
Leidenschaften ganz verzehrt im Feuer der Hölle
untergehen.“
Barbara: Ich
bat den Herrn, mir doch einige Seelen zu schenken, wie
Er früher immer getan an hohen Festtagen, und bat sehr
innig für ein junges Mädchen meiner Heimat, welches mir
sehr ins Gebet empfohlen worden, bereits ein halbes Jahr
bete ich für sie. Da machte mir der Herr eine sehr
beherzigenswerte Mitteilung.
Jesus: „Den
Bruder vom Vater dieses verstorbenen Mädchens habe Ich
mit Reichtum gesegnet. Er könnte von seinem Überfluß
seine Heimatkirche ganz allein aufbauen. Er hat auch
noch Sinn für seine Religion, läßt sich aber von seinen
Geschwistern sehr beeinflussen. Diese aber wollen ihren
Bruder ausnutzen für sich. Kirchen bauen und Klöster
gründen ist eine Pflicht für jene, die Ich gesegnet habe
mit zeitlichen Gütern, und wer jene von dieser Pflicht
abhält, der begeht eine so schwere Sünde, daß sie nicht
nur von ihm, sondern auch von seinen Nachkommen schwer
verbüßt werden muß in der Ewigkeit.
Sage nur den Eltern dieses Mädchens,
wenn sie ihr Kind liebten und bald zur Anschauung Gottes
befördern wollten, sollten sie dem reichen Bruder
zureden, anstatt ihn abzuhalten,. Denn Ich habe ihm
Reichtümer gegeben, damit Ich verherrlicht werde. Tut er
es nicht, dann soll er und diejenigen, die ihn abhalten
von diesem guten Werk, Meine Gerechtigkeit fühlen. Denn
wie Ich dir gezeigt habe bei der Einweihung der Kapelle,
die deine Schwägerin erbauen ließ, daß die Verdienste
aller Gebete, die nachher in einem Gotteshause
verrichtet werden, nicht nur der Person, sondern auch
der ganzen Verwandtschaft zugute kommen, so auch
umgekehrt. Dieses Mädchen soll büßen, weil die Habsucht
ihrer Eltern Ursache ist, daß jener Mann die Bitte
seiner armen Heimatgemeinde nicht erfüllt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
755 Am 17. April 1906
Heute fragte ich den Herrn, ob ich nicht
getäuscht sei wegen der Wallfahrt nach Kevelaer, da mein
Seelenführer es vorziehe, hier auf die Mehrzahl
Rücksicht zu nehmen.
Jesus: „Ein
guter Rat ist nicht für alle, wie ja auch die
evangelischen Räte nur für einzelne sind. Er habe durch
diesen Rat nur den guten Gedanken von N. befördern
wollen, um ihr zu zeigen, wohin sie sich wenden solle,
um für sich und ihre Kinder ihr ewiges Heil
sicherzustellen, nämlich sie dem Schutze Meiner heiligen
Mutter zu übergeben. Für dich und andere ist es besser,
wenn ihr N. folgt, da Ich wünsche, daß Neid und
Eifersucht zu wecken vermieden werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
756 Weißer Sonntag am 22. April 1906
„Daß Ich Mich nicht hätte entschließen
können, den Himmel zu verlassen, wenn Ich mit Mir nicht
auch den jungfräulichen Stand auf die Erde hätte
verpflanzen können.“
Nach der heiligen Kommunion wurde ich
wieder jenes vertrauten Umganges gewürdigt, wo der Herr
gewöhnlich Seine Mitteilungen anknüpft. Aber heute
durchleuchtet alles nur die zärtliche Liebe zu den
reinen Kinderseelen, die in ihrer Unschuld Ihn heute zum
ersten Male empfangen. O diese himmlische Ruhe, welche
die Seele in solchen Stunden genießt, wie bist Du doch
ein Vorgeschmack jener glückseligen Ruhe, die wir
dereinst alle in Gott ewig genießen sollen. Ich
verschloß in Sein Herz die Kinder und forderte beständig
ihre Schutzengel und alle Heiligen und die frommen
Seelen auf Erden auf, diese Kinder doch durch ihre
fürbittenden Gebete recht zu unterstützen. Da sagte der
Herr zu mir, nachdem ich Ihn gebeten hatte, mich auch
teilnehmen zu lassen an Seiner Freude, da Er heute in so
reine Herzen zum ersten Male einziehe:
Jesus:
„Glaube Mir, Ich habe heute an diesen Kindern eine
solche Freude, daß Ich den Undank der ganzen Welt
vergesse wegen ihres unschuldigen, unentweihten Herzens.
Sie sind Mein Himmel auf Erden; denn von Ewigkeit her
hatte Mein himmlischer Vater in Seinem Schöpfungsplan,
als Er die zwei Klassen von Geschöpfen erschuf, die Ihm
ähnlich sein sollten, Ihm dienen und Seinen Willen
vollziehen sollten, nur solche unentweihten Seelen zu
Seiner nächsten Umgebung bestimmt.
Und weil jedes Geschöpf diese große
Bevorzugung, nämlich dereinst Gott ähnlich zu sein, doch
einigermaßen sich erst verdienen muß, hat jedes
erschaffene Geschöpf eine Prüfungszeit zu bestehen. Da
die Prüfungszeit derjenigen, die Seinen Hofstaat bilden,
die Engel, von vielen nicht bestanden wurde, so habe
Ich, der Sohn Gottes, als die zweite Klasse ihre Prüfung
auch nicht bestanden und Ich aus Erbarmen Mensch
geworden bin, Mir auch auf Erden – wo Ich wohne im
Heiligsten Sakrament für alle Zeiten, solange die Welt
besteht – Meinen Hofstaat bilden wollen, der jenem im
Himmel ähnlich sein soll. Dieser Mein Hofstaat sind aber
jungfräuliche Seelen.“
Barbara: Er
ließ mich schauen in die Herzen der Kommunionkinder, und
ich freute mich so über ihre Schönheit, daß ich dumme
Anforderungen an Ihn machte. Wie berauscht vor Freude,
sagte ich:
„O Herr, möchtest Du doch alle diese
Kinder an Dich ziehen, daß sie alle jungfräulich bleiben
und sie immer in dieser Reinheit erhalten.“
Der Herr aber lächelte und sagte:
Jesus:
„Dieses ist ein törichter Wunsch, denn es müsse auch
fromme Eheleute geben, die Meiner Kirche wieder fromme
Kinder erzeugen. Aber trotzdem ist es wahr, daß Ich Mich
nicht hätte entschließen können, den Himmel zu
verlassen, wenn Ich mit Mir nicht auch den
jungfräulichen Stand auf die Erde hätte verpflanzen
können. Deswegen müssen diejenigen, die Mich alle Tage
vom Himmel herabfordern durch ihr Machtwort, die
Priester, und diejenigen, die Meine nächste Umgebung
bilden, die Ordensleute, jungfräulich leben.“
Als die Kinder gespeist wurden, sah ich
den Herrn in der Mitte vom Chor. Er war geschmückt wie
ein neugeweihter Priester, der Primiz feiert. Mit einer
Liebenswürdigkeit empfing Er die Kleinen, daß ich mir
dachte, keine größere Freude kann aber die heilige
Kirche dem lieben, unter uns wohnenden Heiland machen,
als am Weißen Sonntag.
Ferner: Die Plätze der gefallenen Engel
einzunehmen sei für solche bestimmt, die auf Erden ein
reines, keusches Leben, den Engeln ähnlich, geführt
hätten. Die übrigen Menschen kommen zwar nach Verdienst
von Stufe zu Stufe näher zu Gott hin, jedoch nicht in
die Rangordnung der Engel, sondern nur in die Nähe
jener.
Inhaltsverzeichnis Band 6
757 Am 30. April 1906
„Aber Meine Kirche ist und bleibt
bestehen, und wenn alle ihre Kinder sie verlassen bis
auf drei. Dann will Ich mit diesen dreien die Macht der
Hölle besiegen.“
Jesus: „Die
Zeiten, wie Ich sie dir seit langen Jahren vorausgesagt,
sind nun da. Erhebet eure Augen und eure Hände zum Gebet
und lasset euch nicht sieben. Wie Meine heilige Mutter
dir am Samstag schon zurief: ‚Schauet nicht auf andere,
denn gar viele glauben, noch auf dem rechten Weg zu
sein, aber weil sie zu viel mit der Welt liebäugeln,
zieht jene sie auf Abwege.‘ Daher kommt es, daß die Zahl
der wahren Katholiken immer kleiner wird.
Damit aber die Mitglieder des
Liebesbundes vor dieser Gefahr bewahrt bleiben, müssen
sie auch tun, was Ich ihnen angeraten habe, nämlich sich
flüchten unter den Schutzmantel Meiner heiligen Mutter.
Der Mantel Meiner heiligen Mutter bedeutet aber für euch
nichts anderes, als ihren Tugendbeispielen nachfolgen.
Wo Ehre zu ernten war, da findet ihr Sie nicht, aber
unter dem Kreuz, da findet ihr sie. Jetzt, wo Meine
heilige, katholische Kirche so bedrängt ist, da müssen
sich viele Seelen finden, die das Beispiel Meiner
heiligen Mutter nachahmen, nämlich das ihnen auferlegte
Kreuz in Vereinigung mit den Leiden Meiner heiligen
Kirche tragen, so wie Meine Mutter Mein Kreuz tragen
half, indem Sie Mich begleitete. Jetzt kommt der
Maimonat. Tue es allen Mitgliedern zu wissen, daß nur
dann die Verheißungen an jedem einzelnen sich erfüllen,
wenn sie Meine Mutter ehren und Ihrem Beispiel folgen,
nämlich ihre Leiden Tag für Tag vereinigen mit den
Leiden Meiner Kirche.“
Barbara: Als
der Herr Seine huldvollen Wünsche betreffs Seiner
heiligen Mutter geäußert hatte, wandte ich mich
vertrauensvoll an Ihn und sagte:
„O Herr, je mehr ich überzeugt werde,
wie unendlich die Herablassung Deiner göttlichen
Majestät zu einem so armseligen Geschöpf ist, desto
größer wird meine Angst, wenn ich bedenke, wie so viele
von Dir abfallen und die Zahl der treuen Katholiken
immer kleiner wird. Denn so wie gestern der Prediger
sagte, sind in der Christophs-Pfarrei allein zweihundert
Osterkommunionen weniger gehalten worden als voriges
Jahr, so sei es in der ganzen Welt.“
Jesus: „Habe
Ich dir nicht im Jahre 1900 die kleine Zahl der wahren
Katholiken gezeigt?“
Barbara: „Ja,
soll denn Deine Kirche untergehen? Die ganze Welt hat
sich ja zu einem Bund verschworen, sie zu vernichten.
Hast Du denn gar keine Freude mehr an ihr, weil Du alles
zuläßt? Unsere Priester bekommen kein Recht gesprochen
von den Regierungen, und die Dich noch suchen und Dir
dienen werden vertrieben und verfolgt. Du hast doch
verheißen, daß die Pforten der Hölle sie nicht
überwältigen werden.“
Jesus: „Meine
Kirche liebe Ich immer, aber ihre Kinder haben Mich
verlassen und achten nicht mehr auf Meine Gebote.
Deswegen schwinge Ich Meine Zuchtrute, wenn auch noch
nicht in Deutschland; denn so wie Ich es dir versprochen
habe, so tue Ich. Ich strafe die Völker, aber nicht die
ganze Welt auf einmal, denn dieses habe Ich bei der
Sündflut versprochen, sondern bald dieses, bald jenes
Land, denn Ich werde Meine Tenne säubern. Ich will
Meinen Weizen sieben, und weil Meine Diener, die
Priester, auch vieles von dem Weltgeist angenommen und
sich so lange weigerten, Mich zu erkennen, daß Ich durch
dich zu ihnen spreche, ließ Ich es zu, wie es jetzt
überall zutage tritt. Aber Meine Kirche ist und bleibt
bestehen, und wenn alle ihre Kinder sie verlassen bis
auf drei. Dann will Ich mit diesen dreien die Macht der
Hölle besiegen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
758 Brief Barbara an Frl. N. vom 2. Mai
1906
Barbara: Ich
habe vergessen, was Schwester N. betreffend mir
mitgeteilt wurde: Dieselbe soll den Orden, in den die
Göttliche Vorsehung sie geführt, nicht verlassen und
ruhig und entschlossen Tag für Tag die Verdemütigungen
ertragen, die ihr Beruf herbeiführt. Nirgends könne sie
sich so viele Verdienste sammeln wie da, wo ihr
Ahnenstolz am meisten zertreten wird. Der liebe Gott
benutze diese Ärzte als Werkzeuge, sie zu läutern und zu
einem gediegenen Werkzeug in Seiner Hand zu machen. Nur
herzhaft darüber hinweggehen. Es sei bald vorüber.
Brief an Frl. N.:
„Ihr liebes Briefchen erhalten. Ich kann
die Güte Gottes nicht genug preisen, daß Er mich
unwürdiges Geschöpf schon hier auf Erden so belohnt und
mit so treuen, Gott liebenden Seelen in Verbindung
setzt. Ich habe mich heute früh inständig an den Herrn
gewendet und meine Bitten, mit den Aachener
Liebesbundmitgliedern vereinigt, dem Herrn vorgetragen.
Nein, Er darf Pater Ludwig noch nicht dem jungen
Pflänzchen wegziehen. Nein, so sagte ich Ihm, du kannst
das heiße Flehen Deiner Kinder nicht verschmähen. Pater
Ludwig stirbt noch nicht, und wenn alle es behaupten.
Der Herr wird Seine Ehre zu wahren wissen; denn der
Glaube würde sehr erschüttert, jetzt in dieser
glaubenslosen Zeit.
Ferner: Pater Ludwig hat keine andere
Krankheit als ein hochgradiges Nervenleiden, das er sich
zuzog in der Zeit nach der Information, wo alles auf ihn
einstürmte und er mit Ruhe und Gelassenheit alles über
sich ergehen ließ. Deshalb tun Sie, liebes Frl. N. und
N., nur ein Werk, das der liebe Gott reichlich belohnt,
wenn Sie für kräftigere Nahrung für Pater Ludwig sorgen,
und Sie werden bald die Früchte an ihm sehen.
Seien Sie fest überzeugt, der liebe Gott
will, daß das Glaubensleben auch unter den Priestern
tiefere Wurzel schlage. Und wir wollen hoffen wider alle
Hoffnung.
Pater N. von hier hat gestern zu Luise
gesagt, man sei allgemein der Ansicht, daß Pater Ludwig
stirbt; denn in letzter Zeit nimmt er sehr ab und
wechselt nun zum dritten Male schon seine Zelle. Wenn er
aber stirbt, so sagte er, dann ist alles verworfen. gez.
Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
759 Brief Barbara vom 10. Mai 1906
„Mainz, den 10. Mai 1906
Liebe Schwester in Jesus!
Mit großer Sehnsucht erwarten wir, Luise
und ich, Deinen Brief. So wie Du den Zustand geschildert
hast, so ahnte ich es. Ich ging sofort zum Herrn und bat
um einen guten Rat und erhielt ihn auch: Ohne Zögern
sollst Du das Anerbieten der guten Schwestern ausführen
und Herrn Pater Ludwig in das Spital bringen lassen.
Zwar könne Er ihn unmittelbar gesund machen, aber Er
wolle Sich des Zutuns der Menschen bedienen und dadurch
das Verdienst unseres Glaubens erhöhen. Er werde die
Bemühungen der guten Schwestern segnen und sie auf
andere Weise entschädigen, denn der Fall hier gäbe ihrem
Hause ein gutes Renommee. Überhaupt habe Er sie dem
Liebesbund einverleibt, um sie Seines Wohlgefallens zu
versichern. Ich aber soll meine Reise nach Aachen für
jetzt verschieben und warten bis gegen Herbst, wo Pater
Ludwig kräftiger ist.
Die Familie von N. soll den katholischen
Adel vertreten im Liebesbund, und alle Mitglieder dieser
Familie sollen sich durch ein tieflebendigen
Glaubensleben auszeichnen. Denn was Er mir vor vielen
Jahren gezeigt, als ich dem Papst ein Kissen brachte und
er sein Haupt darauf legte, sei jetzt in Erfüllung
gegangen; denn der Heilige Vater setze auf die
Einführung der öfteren, ja täglichen, heiligen Kommunion
große Hoffnung, der Glaubenslosigkeit einen Damm
entgegenzusetzen, und daß durch die Liebe Seiner treuen
Kinder der Undank der Gotteslästerer gesühnt werde.
So wolle Er aber jetzt durchführen, daß
alle Stände im Liebesbund vertreten seien, wie Er mir
ein anderes Mal gezeigt habe, wo Er mir Seine Braut, die
heilige, katholische Kirche, zeigte mit einem so langen
schweren Kreuz, das immer noch zu wachsen schien. Und Er
lud alle ein, denen es bekannt werde, daß Er mit mir
rede, sich unter dieses Kreuz zu stellen, und jedem
dieser Kreuzträger gab Er ein Glöcklein in die Hand.
Damit wollte Er das gute Beispiel versinnbilden, das die
Mitglieder geben sollen, und das Ausbreiten der
Schriften.
Die Leiden und Schmerzen von Pater
Ludwig, auf dem das Gedeihen des ganzen Werkes beruhe,
sei die Begießung und der Dünger dieser neuen Pflanzung,
denn ohne ihn wären alle Pflänzchen unter den Stürmen
der Anfeindung zugrunde gegangen. Und nun wünsche ich
Ihnen, hochwürdigster Herr Pater, daß Sie sich bei den
ehrwürdigen Schwestern in N. recht bald erholen werden,
denn Sie sind noch nötig. Sie müssen noch Zeugnis
ablegen für die Wahrheit, daß der Herr Sich an Großmut
nicht übertreffen läßt.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
760 In Aachen am 18. Mai 1906
Vor der heiligen Kommunion war ich sehr
beunruhigt, weil ich hier in N. so zerstreut bin. Ich
war voller Zweifel und Ängste. Nach der heiligen
Kommunion sprach der Herr beruhigend auf mich ein.
Jesus:
„Beunruhige dich nicht, denn Ich bin es, der dich
hierher geführt, daß du alle die Seelen bestärkest und
ermunterst. Beunruhige dich auch deshalb nicht, daß du
dich so offen ausgesprochen hast. Denn alle diejenigen,
welche die Worte hören, werden zur Liebe entflammt und
ihr Eifer vermehrt, denn es sind ja alle die liebsten
Kinder Meines Herzens, wie Ich dir schon längst gesagt
habe. Alle, die Ich dir zuführen werde, gehören zu den
liebsten Kindern Meines Herzens, und es ist nur ihr
Eifer anzufachen und ihre Liebe zu Mir zu entflammen;
denn der Liebesbund soll der Gegensatz sein vom
Freimaurerbund. Wie diese dem Einfluß Satans folgen und
in ihren Vereinigungen Christus und Sein Reich zu
zerstören trachten, so will Ich, daß ihr euch
unterhaltet in gegenseitiger Liebe, um Mein Reich zu
fördern und den Glauben aufs neue zu beleben. Und das
geschieht hier, indem Ich die Guten alle sammeln will zu
einem Bund.
Sage Meiner Dienerin N., wenn Ich nicht
zufrieden mit ihr wäre, hätte Ich sie nicht an die
Spitze Meiner liebsten Kinder gestellt, aber Ich will
nicht haben, daß sie sich aus nichtigen Gründen
zurückzieht von der heiligen Kommunion. Sie soll
bedenken, daß ihr alle Adamskinder seid. Sie soll sich
mit ihrem Beichtvater offen aussprechen und ihm die
Ursache ihrer Unterlassungen angeben und dann aber sich
seinem Urteil unterwerfen und so oft kommunizieren, als
er es erlaubt, und ohne Rücksicht auf sich selbst
gehorchen. Wenn man Mich empfängt, auch ohne Gefühl,
darauf braucht man nicht zu achten. Nur der gute Wille
muß da sein, und den finde Ich bei ihr. Deshalb habe Ich
sie an die Spitze gestellt, aber darin muß Ich sie
tadeln, daß sie sich von Mir fernhält. Ich habe große
Freude daran, daß ihr so in heiliger Liebe
zusammenkommt, um euch anzueifern im Guten. Sage N., sie
solle sich Mir rückhaltlos in die Arme werfen und nicht
mutlos sein. Ich werde alles ersetzen und Ich gebe dem
Menschen immer neue Kraft, um die bösen Neigungen, die
in jedem Menschen stecken, zu bekämpfen. Sage den
Schwestern, daß sie fortfahren in dem Geiste. Sie sollen
bedenken, wenn sie auch keinen Trost hätten, was ihr
Inneres anbelangt, so würde das dadurch ersetzt, daß sie
andere erfreuten und ihnen dienten. Das wäre die
Nachfolge Meines Eigenen Lebens. Wo habe Ich Meine
Freude gesucht und Mein Ich vorausgesetzt? Ich habe Mich
für die gesamte Menschheit geopfert, Mein ganzes Leben
lang. Sie sollen sich nicht beunruhigen, wenn sie auch
nicht so betrachten könnten.
Sage der Generaloberin in N., ihre
Genossenschaft mache Mir viele Freude; denn dies ist das
richtige Mittel, um den Sozialisten klar zu machen, wie
die Armut sich vereinigen läßt mit den Begüterten. Denn
durch ihre selbstlose Opferwilligkeit gegen die
Leidenden, die Armen und Bedrängten ist die Brücke
gebaut, um den Armen ihr Los zu erleichtern und ihnen
sich zugänglich zu machen, damit sie die Religion wieder
lieb gewinnen. Sie sollten die Genossenschaft zu
verzweigen suchen, soviel in ihrer Macht steht, auch in
anderen Städten, damit sie bald zu einem religiösen
Orden erhoben und von der Kirche bestätigt würden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
761 Am 19. Mai 1906
„Diese Handlungsweise seiner
Vorgesetzten gehört aber in den Bereich des fünften
Gebotes: Du sollst nicht töten. Sein Wille aber ruht in
Mir, und Ich werde Mich an Großmut von ihm nicht
übertreffen lassen.“
Jesus: „Ihr
sollt euch nicht erschüttern lassen, durch kein
Ereignis, was euch vorkommt. Ihr versteht das alles
nicht und braucht es nicht zu verstehen, weil Ich Meine
besondere Absicht dabei habe. Beunruhige dich auch nicht
über Pater Ludwig.“
Barbara: „O
Herr, es scheint, daß Du Dein Wort nicht einlösest.“
Jesus: „Warum
solltest du dich beunruhigen, wenn Ich ihn wirklich
sterben ließe? Das hat alles seine Gründe, worin Ich die
Menschheit belehren will. Ich bin zu dir gekommen, um
viele Unordnungen, die sich in der Kirche
eingeschlichen, viele Dinge, welche die Geister in sich
aufgenommen haben vom Weltgeist, zu beseitigen, und dies
ist auch die Ursache von der Krankheit von Pater Ludwig,
weil er seine Seelenkräfte verbraucht hat.
Das ist zurückzuführen auf die
Behandlung von seiten der Priester, unter deren Leitung
er gestellt ist. Das Maßregeln der Priester ihrer
Seelenleitung halber will Ich beseitigt wissen. Jeder
einzelne Priester hat die Aufgabe und das Recht für
sich, Seelen zu leiten, so wie die arme Ehefrau und der
arme Ehemann dasselbe Recht hat in der Familie wie der
Kaiser in seinem Reich. So hat auch jeder Beichtvater
und jeder Seelenführer dasselbe Recht und dieselbe
Aufgabe vom lieben Gott wie der Bischof und der Papst in
der Seelenleitung. Deshalb war es ein Unrecht, daß sie
ihm in die Seelenleitung so eingegriffen haben.
Ich habe dich ihm unterstellt, und in
seine Leitung haben sie Eingriffe gemacht, und das hat
er sich so zu Gemüt geführt, weil er sich nicht hat
aussprechen können. Das menschliche Herz ist aber so
angelegt, daß es sich Luft machen muß. Entweder wird
seine Gesundheit zerrüttet und er stirbt am Kreuz, oder
er schlägt in das Gegenteil um. Und daher kommt es, daß
so viele abfallen, weil sie so viel Unrecht erleiden und
von anderen in ihre Seelenleitung eingegriffen wird, und
diese allzu große Vorsicht will Ich beseitigt wissen.
Denn das tut dem Priestertum so viel Schaden an – wie
beim allgemeinen Volk die Menschenfurcht –, wenn man
alles mit Polizeiaugen beurteilen will. Weil Pater
Ludwig niemand hatte, dem er sich hat eröffnen können,
darum hat sich der ganze Schmerz auf die drei
Seelenkräfte gelegt, weil es nur eine Tätigkeit des
Geistes gewesen, die er zu behandeln gehabt hat und
statt daß es bei ihm zum Abfall gekommen wäre, ist der
ganze Schmerz auf den Leib geschlagen und hat sich auf
die drei Seelenkräfte, Verstand, Gedächtnis und Willen,
gelegt. Die beiden letzten sind so geschwächt, daß er
seines Willens nicht mehr mächtig ist. Diese
Handlungsweise seiner Vorgesetzten gehört aber in den
Bereich des fünften Gebotes: Du sollst nicht töten. Sein
Wille aber ruht in Mir, und Ich werde Mich an Großmut
von ihm nicht übertreffen lassen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
762 Am 20. und 21. Mai 1906
„Ich kann keine Leiden mehr erdulden,
weil Ich im Heiligsten Sakrament nur im Zustand der
Verklärung bin.“
Jesus am 20.
Mai 1906: „Wartet nur noch ein Jahr, und ihr
werdet sehen, wie sich alles entwickelt.“
Jesus am 21.
Mai 1906: „Halte dich hier an die Tagesordnung,
und wenn du wieder nach Hause kommst, dann richte dich
wieder in deine Familie.
Sage N., er soll sich Meinem Willen
unterwerfen. Es gefällt Mir nicht so gut, daß er
schwermütig ist, er soll sich als ein Schlachtopfer
ansehen für die Sünden der Welt. Deshalb sage den
neunzehn und all den gottgeweihten Personen, die Mich
suchen, sie müßten sich als Schlachtopfer betrachten,
damit Ich mehr Menschen retten kann, denn sonst müßte
Ich viele verdammen.
Sage darum N., er soll nicht verlangen
zu sterben, sondern Meinen Willen zu erfüllen, ob er
nach seinen Begriffen eine Last oder ein Segen für die
Menschheit ist. Er meint zwar, er sei eine Last, aber
Ich bin allein derjenige, der dieses bestimmen kann, ob
er der Menschheit zum Segen gereicht oder zur Last. Er
soll sich aufraffen. Sage N., verloren sind ihre zwei
Freunde nicht. Der Herr hat auch noch zu leiden, aber
das Fräulein ist im letzten Winkel des Fegefeuers, wo
die Gebete der Kirche sie nicht erreichen, weil es nicht
gerade Bosheit war, daß sie es hinausschob, die
Sterbesakramente zu empfangen, sondern nur die Furcht
vor dem Tode, weil die Reichen von ihrem Besitz nur
ungern scheiden.
Das Fräulein ist von Mir so verlassen,
als wäre sie in der Hölle, zum abschreckenden Beispiel
für so viele, die am Irdischen hängen, die dann drüben
zur Strafe dafür in der äußersten Armut sitzen, denn gar
schrecklich lasse Ich diejenigen sitzen, bis Meine
Gerechtigkeit ausgelöst ist, die einen Himmel nur auf
dieser Welt suchen. Wenn die Menschen das bedächten,
täten sie sich anders benehmen. Hier ist die Zeit der
Aussaat, dort die der Ernte.“
Barbara: „Ich
begreife nicht, daß die Geistlichkeit das nicht für
möglich hält, daß Du so gut bist. Gib mir doch einen
Lichtblick, weil ich mich selbst so unwürdig fühle und
meine, ich sei es nicht wert, eine Unterredung mit Dir
zu haben.“
Jesus:
„Gleichwie der Mensch seine Kenntnisse verwertet, um
irgendeinen zeitlichen Vorteil herauszufinden und seinem
Gewerbe oder Geschäft aufzuhelfen, sich alles ausdenkt
und sich hineinarbeitet und allerlei Erfindungen macht,
die ihm nutzbar sein können – obwohl dieses alles nur
ein geringes zeitliches Ding ist –, so ist dies noch
viel mehr in geistigen Dingen der Fall. Wenn eine Seele,
die mit Gott vereinigt ist, sich in den Bereich der
Gnade hineinarbeitet, so gebe Ich ihr allerlei
Lichtblicke und Gnaden, um sie in den Bereich tiefer
hineinzuführen, damit sie nicht nur sich selbst
bereichern kann, sondern alle, die sich davon bereichern
lassen.
Ich will, daß der Liebesbund
ausgebreitet wird. Frankreich liegt Mir sehr am Herzen.
Seid ihr nicht alle Brüder und Schwestern und müßt
einander aufhelfen? Beunruhige dich nicht, daß du zu
wenig hier tust. Richte dich nach der Hausordnung, wie
du dich auch Zuhause danach richten mußt. Ich bin mit
dieser Familie sehr zufrieden, und hier bist du gut
geborgen.
Sage nur der Oberin in S. und allen, mit
denen du heute zu sprechen kommst und den französischen
Klosterfrauen, sie sollen alles im Geiste der Sühne tun,
denn Ich brauche Sühneopfer. Sie brauchen darum nicht
mehr zu tun, als was die Regel verlangt, aber in dem
Geiste, daß sie sich Mir hingeben für die sündige Welt.
Ich kann keine Leiden mehr erdulden,
weil Ich im Heiligsten Sakrament nur im Zustand der
Verklärung bin, und da muß Ich Mich an Meine treuen
Kinder wenden. Das schreckliche Übel, das eingedrungen
ist in die Welt, kostet noch vielen, vielen Kampf, bis
Ich Mich mit der Menschheit wieder versöhnen kann. Es
müssen sich überall Seelen einsetzen, damit Ich die
Bosheit der Menschheit überbrücken kann. Deswegen will
Ich den Liebesbund ausgebreitet haben, weil nur die
treuen Seelen noch mit Mir verbunden sind, und durch die
treuen Seelen kommt es, daß die Kirche sich wieder
hebt.“
In der Kirche N. hatte Barbara eine
Ekstase. Es wurde ihr Verschiedenes gezeigt.
Jesus:
„Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat Meinem
Vater gefallen, euch das Reich zu geben.“
Sonst sprach der Herr aber nicht laut.
Barbara sagte zweimal: „Ich danke Dir, o Herr“ und sang
das Magnificat und das Te Deum. Auch die liebe Mutter
Gottes zeigte Sich ihr dort und sagte, daß Sie
Wohlgefallen habe an dem Glauben der Klosterfrauen.
Jesus: „Die
Klosterfrauen in N. sollen sich alle Mühe geben, den
Orden in Frankreich zu verbreiten, und es wäre gut, wenn
diejenigen, die kein Heim haben, sich ihnen anschlössen.
Ich will sie dafür segnen. Durch das Gebet der
Jungfrauen will Ich das Priestertum stützen und
unterstützen, und Ich will zwei Männer erwecken, die mit
einem solchen Feuereifer predigen wie ein Franziskus,
ohne alle Menschenfurcht, und mit solcher Weisheit und
Kraft, obwohl es ihr Leben gefährdet, daß dadurch das
Glaubensleben wieder anfängt zu blühen. Das
Glaubensleben muß ganz neu wieder angefacht werden. Man
soll nur die Menschenfurcht zurückdrängen.
Meine Interessen, was Ich mit der
Menschheit vorhabe, führe Ich aus, auch wenn es manchmal
scheint, es sei nicht das Richtige. Ich lenke es doch
zum Besten und führe es dennoch zum Ziel. Die Menschheit
hat Mich verlassen. Das müßt ihr alle fühlen, auch die
Guten.
Und so wie die Welt gesunken ist durch
die Gottlosigkeit einzelner, durch welche das Übel
eingedrungen ist in die untersten Schichten, so muß das
Übel auch wieder herausgearbeitet werden. Und es geht
auch wieder so. Weil in manchen Orden der Weltgeist
eingedrungen ist, so habe Ich es zugelassen, daß sie
vertrieben und aufgehoben wurden. Ich will das alles
erneuern in Mir. Deshalb lasse Ich das alles zu.
Frl. N. kommt noch ins Kloster. Die
Mutter von Frl. N. in N. ist im Himmel. Sie soll aber in
ihren guten Werken fortfahren und den Seelen zuwenden,
die nicht aus eigener Schuld vom Glauben abgekommen
sind, den Armen. Um dich zu trösten und um dir zu
zeigen, wie wahr es ist, was Ich dir immer sage, wie
unendlich Meine Güte und Barmherzigkeit gegen die
Menschen ist, deswegen führe Ich dich hin unter die
guten, gläubigen Christen, die Meine besten Kinder sind,
und treibe sie an, dir ihr Herz zu öffnen, nur zu deinem
Trost, weil du dich immer für zu armselig hältst und
meinst, es könnte Täuschung sein und es könne nicht
sein, daß Ich Mich zu einem so armseligen Würmchen
herabwürdige. Weil Ich aber die Absicht habe, die
Menschheit zu retten, muß Ich die guten, treuen Seelen
zusammenscharen, die Ordensleute und die in der Welt
lebenden frommen Christen.
Sage den Schwestern in N., daß Ich die
Anliegen ihnen versprechen will, die Mir von den
einzelnen Mitgliedern empfohlen worden sind, was die
Verstorbenen anbelangt, und zum Feste Meiner Himmelfahrt
um des fürbittenden Gebetes aller Liebesbundmitglieder
willen alle ihre verstorbenen Anverwandten und die aller
Liebesbundmitglieder aus dem Fegefeuer befreien will,
nur nicht diejenigen, die ein großes Ärgernis
angestiftet haben, wodurch immer noch Sünden geschehen.
Bei diesen fällt der Schatten immer noch auf die
betreffenden Familien zurück.
N. soll sich keine unnötigen Sorgen
machen, denn Ich habe das alles so gefügt und gewollt,
wie es geschehen ist, und es ist nicht zum Nachteil für
den Orden. Die Demut ist für eine Ordensfrau, die an der
Spitze steht, die Hauptgrundlage, um alle Gnaden für
sich und andere herabzuziehen.
N.N. soll Mir dankbar sein und soll in
dem Orden, wo Ich sie hingeführt, Mir die Tage ihres
Lebens weihen. Sie soll sich beruhigen und
zufriedengeben und bedenken, daß sie hier ihr Heil
wirkt. Es ist nicht gut für sie, daß sie nach N.
zurückgeht. Sie soll das Alte vergessen und Mir jetzt so
dienen, wie Ich es wünsche, mit freudigem Herzen. Ich
leite sie an Meiner Hand, ebenso all die Schwestern, die
dir ihr Herz öffnen. Wenn sie tun, wie du ihnen gesagt,
wird nie der böse Feind über sie Gewalt bekommen. Durch
das Kreuz zum Sieg! Der Oberin der Kongregation lasse
Ich sagen, daß sie in dem Zusammentreffen mit euch eine
Fügung Meiner göttlichen Vorsehung erblicken möge. Man
soll sie benachrichtigen über das Leben und die
Wirkungen und was Ich wünsche, und dann möge sie sich
demütig Meinem Willen unterwerfen. Denn nur durch viele
Leiden und das vereinigte Gebet anderer wird bald ihr
Orden zur Bestätigung kommen; denn nichts ist Mir
mißfälliger, als wenn fromme Seelen so mit Verachtung
auf andere herabsehen. Sie soll sich überzeugen und sich
dann ruhig unterwerfen.
Luise soll N. ins Spital tun. Er braucht
gute Pflege und muß öfter etwas essen, alle halbe Stunde
eine Anregung. Das habt ihr gestern erfahren an euch
selbst, wenn einmal die Nerven abgespannt sind, wie da
der ganze Mensch zusammenfährt.
Auch du sollst dir daraus keine Gedanken
machen, weil du meinst, du gäbest dir zu viel nach. Ich
will zeigen, daß ihr armselige Menschen seid, und wenn
einmal die Natur so lange gekämpft hat, ist das Gemüt
ganz und gar aufgerieben. Die geistigen Kämpfe sind viel
härter, als wenn man durch harte Arbeiten sich anstrengt
und aufreibt. Durch letztere beschleunigt man zwar den
Tod, wird aber doch nicht eine solche Ruine, wie wenn
der Geist, die Seelenkräfte, so behandelt werden. Da muß
man die Mittel anwenden, um die Kräfte wieder zu
beleben. Wenn man sich so schlaff und erschöpft fühlt,
muß man nachgeben. Es ist keine Trägheit.
Sage den Schwestern, sie sollen sich
nicht wundern über die Abwechslung zwischen Tröstung und
Leiden. Man soll sich nicht wundern, wenn man so schnell
Umwandlungen in sich fühlt. Die Tage, die du hier
verbracht, sind ein Ausstrahl von der unendlichen Liebe
und Güte Gottes, wie Er sie auf Tabor Seinen Jüngern
gezeigt hat, um euch zu erinnern, was ihr zu erwarten
habt im Himmel. Dasselbe gilt auch all denjenigen, die
dir ihr Leid geklagt haben, die beständig im Opferleben
wandeln. Für sie waren die Tage ein Ausstrahl vom Tabor,
und nur einzig und allein zu ihrem Trost habe Ich Mich
gezeigt wie lange nicht mehr, um den Schwestern zu
zeigen, wie gerne Ich unter ihnen weile und wie angenehm
Mir ihr Opferleben ist. Das muß sie entschädigen für all
die Leiden, die ihnen ihr Opferleben auferlegt.
Alle sollen sich beruhigen, besonders
Schwester N. über all das, was sie beängstigt. Das sind
lauter nichtige Gründe. Ich bin zufrieden mit ihr und
habe sie in diesen Beruf gestellt; sie soll sich das
andere nur nicht träumen lassen. Das tätige Leben,
verbunden mit dem Gebetsleben, ist für sie besser. Auch
gilt dasselbe den Postulantinnen, die davon wissen. Sie
soll ihnen sagen, daß Ich mit ihnen zufrieden bin, mit
ihrem Streben, sich zu vervollkommnen. Sie sollen nie
dem bösen Feind nachgeben, der sie abbringen will vom
Beruf. N. soll mit den Schwächen der Postulantinnen
recht Geduld haben und immer an sich selbst denken, wie
es ihr gewesen wäre.
Für Schwester N. gelten diese Tage, wie
Ich dir gesagt. Sie soll die Ausspannung genießen. Zwar
sind auch gleich wieder Leiden dabei, und deshalb rufe
Ich ihr zu: Gehe vom Tabor auf den Ölberg und vom Ölberg
auf den Kalvarienberg. Was seid ihr Menschen gegen Mich?
Viel weniger als ein Stäubchen am Meere.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
763 Christi Himmelfahrt am 24. Mai 1906
„Einer Seele, welche noch vom Weltgeist
verstrickt ist, ist das Übernatürliche nicht
begreiflich, während einer Seele, die Mich allein sucht,
das ganz begreiflich ist.“
Barbara: Weil
ich mich beunruhigte, ich könnte darin, daß ich jemand
eine unangenehme Botschaft bringen mußte, getäuscht
sein, sagte ich zum Herrn:
„Wäre es nicht besser gewesen, ich wäre
zu Hause geblieben?“
Als ich das kaum auf der Zunge hatte, da
sagte der Herr:
Jesus:
„Beruhige dich! So ging es auch Meinen Aposteln. Das
Christentum steht jetzt bereits auf derselben Stufe wie
damals in vielen Gegenden, wo das Christentum so
verfallen ist. Ich muß anfangen und belehren wie damals
Meine Apostel, um das tiefe Glaubensleben zu erneuern.
Du sollst dich nicht beunruhigen. Du verstehst manches
nicht klar, wie Ich es meine, aber Ich ergänze es
nachher gleich.“
Barbara:
Darauf bat ich den Herrn, mir viele Arme Seelen zu
schenken, besonders N. und N.
„Jetzt löse auch Dein Wort ein!“
Alsbald sah ich einen Jubel und eine
Freude entstehen, und ich mußte mir sagen, daß es so
sein muß aus der Wonne, die ich beim Anblick der
befreienden Seelen hatte. Es waren die Verstorbenen
sämtlicher Liebesbundmitglieder. Ich bat den Herrn um
ein Licht über N. Darauf erhielt ich die Antwort:
N. (†): „N.
und N. brauchen sich meinetwegen nicht zu beunruhigen.
Was dir der Herr gestern mitgeteilt, hast du nicht so
richtig verstanden. Der Schatten, der auf der Familie
liegt, geht wohl von N. aus, aber ich bin nicht mehr im
Fegefeuer, sondern im Himmel. Aber N.N. muß noch lange,
lange leiden. Sage N. und N., daß sie darauf
hinarbeiten, daß N. nicht verlorengeht; denn es ist
furchtbar traurig, wenn man in der anderen Welt ist und
man sieht solche von eigenem Fleisch und Blut in Gefahr
verlorenzugehen. N. hat es verschuldet, und das ist die
Strafe, daß er so auf Abwegen ist. Das kann N. sühnen
und soll es tun. Er soll überall das Gute verteidigen.
Der Himmel ist eine so große Belohnung, daß ihr das
nicht begreifen könnt, und da muß die Seele geläutert
sein, um hineinzukommen.
Jesus: „Es
ist eine große Gnade, wenn Ich Meine Auserwählten in
Kenntnis setze, auf welche Weise sie sich heiligen
können und andere herbeiziehen können. Du mußt das
vertreten, was die Apostel taten im Anfang, wie sie das
Christentum ausbreiteten. Da mußten sie sagen: Wir haben
das vom Herrn! Und wenn du zweifeln willst, dann sieh
dich um, wie wahr es ist, daß Ich den Glauben von Meinen
Geschöpfen verlangen muß, denn alle diejenigen, die noch
ein wenig Hang zum Weltgeist haben, setzen sich darüber
hinweg. Daraus seht ihr, wie rein man sein muß in der
Ewigkeit, wenn man schon hier auf Erden in der
streitenden Kirche so etwas Außergewöhnliches nicht
begreifen kann. Einer Seele, welche noch vom Weltgeist
verstrickt ist, ist das Übernatürliche nicht
begreiflich, während einer Seele, die Mich allein sucht,
das ganz begreiflich ist. So ist es in der anderen Welt.
Deshalb tue Ich manches zu wissen, um das Glaubensleben
zu erneuern, damit durch den Glauben einzelner Seelen
andere gerettet werden können.
Die Erfahrung, die du gemacht, hast du
nicht recht verstanden. Der Schatten geht von dem Kind
von N. aus.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
764 Am 25. Mai 1906
„Pater Ludwig ist jetzt ans Kreuz
geschlagen.“
Jesus: „Pater
Ludwig ist jetzt ans Kreuz geschlagen. Er wird aber
nicht sterben, trotz allem Anschein. Denn betrachte N.,
die ebenso nahe dem Tode war, wie sie jetzt wieder ist.
Mir ist alles möglich; wenn Ich es auch nicht auf
plötzlichem Wege tun will, damit ihr in der Demut bleibt
und damit es nicht nach außen heißt: Es ist ein Wunder
geschehen! Es geht langsam wieder besser. Er soll sich
aufraffen und glauben. Das ist das Kreuz, daß er so
gehemmt ist und das ist eine Verdemütigung für alle
miteinander.
Ich bin zufrieden mit N. Sie soll sich
nicht beunruhigen, wenn sie manches nicht so machen
kann. Darauf kommt es nicht an. Alle Gnadenmittel sind
dazu bestimmt, den Menschen zur Heiligkeit zu bringen.
Wo das Leben gut ist, da bin Ich zufrieden, das ist die
Hauptsache. Sie ist die richtige Person für den
Liebesbund. Sie soll sich Mühe geben, wo sie Seelen
finden kann und sie Mir herbeiziehen, aber auch hie und
da walten wie eine Ordensfrau, die ab- und zugeben kann
wie eine Vorsteherin. Ich habe große Freude an den
Liebesbundmitgliedern, weil hier wenig gesprochen wird
über andere und dann nur die Hauptsache, um einander
aufzuklären, aber man spricht nicht ein zweites Mal
davon.
So will Ich es auch in N. haben. Die
Mitglieder sollen einander ertragen, und ihr sollt nicht
ängstlich sein, wenn ihr Schwächen seht. Das muß sein,
und sie müssen ertragen werden, wie Ich die Fehler
Meiner Apostel ertrug, und dann überlaßt Mir alles. N.
soll ihre Zweifel ablegen, ob das auch wahr sein könne,
was ihr in der letzten Zeit mitgeteilt worden ist. Sie
soll überdenken, daß sie Klosterfrau ist, und daß die
Aufgabe einer solchen ist, sich unter den Gehorsam ihrer
Oberin zu stellen, daß sie nur zu folgen hat, und wenn
es Mir gefällt, tue Ich es ihr kund durch ihre Oberin,
ob sie wieder nach N. komme. Sie kommt noch einmal hin,
aber jetzt nicht. Sie soll erst ihren Eigenwillen
ablegen.
Pater Ludwig ist erschöpft an Leib und
Seele. Sein Gemüt muß wieder aufgefrischt werden. N.
kann zwar zu ihren Verwandten gehen, soll aber dann tun
wie alle, die nach Vollkommenheit streben, sich
losreißen, hie und da eine Wallfahrt machen und
bedenken, daß man nicht auf der Erde ist, um Güter zu
sammeln, sondern sie soll Meine Priester unterstützen
durch Opfer und Gebet. In der Ewigkeit geht nichts
verloren von dem, was man Böses tut, aber auch nichts
von dem, was man Gutes tut von all den guten Anregungen,
Entschlüssen und Werken. Auf alles bin Ich aufmerksam
und lasse es den Seelen jener zugute kommen, die daran
beteiligt sind.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
765 Brief Barbara an Luise vom 27. Mai
1906
„Glücklich und wohl kam ich fünf Minuten
vor acht Uhr hier an. L. und M. waren zwar an die Bahn
gekommen, aber wir verfehlten uns, und Luise wartete den
folgenden Zug ab und kam um zehn Uhr, um zu sehen, ob
ich da sei. Das gab freilich eine kleine Verstimmung in
die Freude des Wiedersehens, die der liebe Gott so
herbeiführte.
Nun will ich vor allem dem Herrn N. noch
einmal meinen Dank aussprechen, daß er mich so lange in
seinem Hause geduldet und durch seine Unterhaltungen bei
Tisch es so gut verstand, meine Skrupel zu zerstreuen,
die ich mir gerade darüber machte, seine und ihre,
geehrtes Fräulein, Gastfreundschaft zu beanspruchen.
Möge der liebe Gott ihn und sein Haus dafür reichlich
segnen, wofür ich den lieben Gott bitte.
Nun weiter. In den letzten Tagen, die
ich in Aachen zubrachte, war mein Gemüt sehr
niedergedrückt. Ich machte mir innerlich Vorwürfe,
ungefähr so: Wärest du doch in Mainz geblieben, du
verteidigst dich ja selbst und das kann nur Hochmut sein
in dir. N. ist so krank, ja am Sterben. Was nützt dir
und anderen, deine Erlebnisse zu erzählen; statt zur
Liebe Gottes hinzuziehen, stößt du andere davon ab. Was
ich gelitten in den Tagen, Mittwoch und Donnerstag, weiß
nur Gott allein; denn ich sah, daß ich anderen Leiden
gemacht hatte. Als ich hier ankam, war es nicht besser.
Die Angst, ich könnte aus lauter Stolz so gehandelt
haben, ließ mir keine Ruhe mehr.
Als ich gestern abend in den Dom kam, um
zu beichten, war hochwürdigster Herr Bischof auf
Firmungsreise, deshalb ging ich zu H.H.N. Nach der
Beichte war es nicht viel besser. Als ich aber heute
früh kommuniziert hatte, da kehrten Ruhe und Frieden
wieder ein. Langsam kam allmählich das Licht wieder
zurück, und der Herr erklärte mir, wie unberechtigt die
Ängste und Zweifel sind, die Satan mir beigebracht.
,Ich bin es, der dich in alle diese
Kreise, in denen du dich in Aachen und sonstwo gezeigt,
eingeführt hat. Wisse, daß Meine Unterredungen mit dir
Geist und Leben gewinnen sollen in den Menschenherzen.
Meine Worte sollen hineingetragen werden in die
klösterlichen Genossenschaften, und sage jener
Generaloberin der N.N.: Ich werde ihr zwar nicht zürnen,
daß sie zurückhaltend ist, lasse ihr aber durch dich
sagen, daß sie viel besser tue zu glauben. Nicht nur
sie, sondern alle gottgeweihten, jungfräulichen Seelen
in ganz Frankreich sollen sich anschließen, denn was Ich
dir in N. in Aachen gezeigt habe, wird um so herrlicher
und siegreicher in Erfüllung gehen, je schneller der
Liebesbund sich ausbreitet auf der ganzen Erde.
Denn durch die feurigen Liebeseffekte
Meiner treuen Kinder werde Ich gleichsam gezwungen, die
Zeit der Prüfung abzukürzen. Ich werde unter den
Priestern solche erwecken, die mit Todesverachtung die
Rechte und Freiheit der Kirche verlangen. Aus demselben
Grunde führte Ich dich ein in die Familien der Reichen
und Besitzenden.
Sage der Frau von N., sie solle, Ich
ließe ihr dies sagen, alle ihre Kinder, auch ihre Söhne,
herbeiführen. Diese werden durch ihre Stellung, noch
mehr durch den Einfluß, den sie auf ihre Umgebung
ausüben, viele Seelen zur besseren Gesinnung bringen.
Die Welt muß erneuert werden. Dasselbe gilt für Herrn N.
und allen jenen Männern, denen Ich dich zugeführt habe.
Nur Mut und Entschlossenheit, denn so wie Ich dir
Eingang verschaffte zu den Herzen der einzelnen, so
werde Ich jedem tun, der Mir guten Willen
entgegenbringt.
Schwester N. soll glauben und Mir
dankbar sein, daß Ich dich ihr zugeführt habe; denn da
sie die Wirkung Meines Geistes befolgte, der sie
antrieb, ein Haus für gottgeweihte Jungfrauen gründen zu
helfen, will Ich ihr auch dazu behilflich sein, daß sie
sich ganz von Mir und Meinem Geist leiten lasse. Sie
soll überzeugt sein, daß sie an Meiner Hand nach N.
geführt wurde. Pater Ludwig soll sich ermannen und
tüchtig essen, sich mit seiner Schwester recht kindlich
freuen, niemand die Ursache seines elenden Zustandes
zuschreiben, als Gottes Wille soll geschehen. Und wenn
in einigen Monaten die Schwestern ihn besuchen, werden
sie um vieles geläutert sein und Mir ein um so
freudigeres Dankgebet entgegenbringen, je mehr sie
gelitten haben.‘
Dies wurde mir heute früh mitgeteilt.
Die Predigten, die ich nachher im Dom, St. Quintin und
Christoph gehört, bestätigten und bekräftigten noch die
Mitteilung des Herrn. Unter anderem sagte Herr B. in St.
Quintin in seiner Predigt: ,Eine Seele, die für ihren
Glauben einsteht und ihre Überzeugung verteidigt, wo sie
dazu aufgefordert wird, kann zwar unterdrückt und
zertreten werden, aber sie wird siegreich aus allen
Kämpfen hervorgehen, weil sie auf der Wahrheit steht und
vom Geiste Gottes geleitet ist.‘ Sage dies nur Herrn
Pater Ludwig.
Allen, besonders denen, die Mir Gutes
getan, noch ein herzliches ,Vergelt‘s Gott‘. Ich habe
auf meiner ganzen Reise gelesen von der Schwester von
der Geburt. O wie herrlich! Ihr Jugendleben ist ähnlich
dem meinigen. Nur ist das meinige noch weit sündhafter
verflossen. Also Mut, wir müssen alle noch Heilige
werden. Die Mainzer Geistlichkeit hat heute sehr nach
dem Geist unserer Schriften gepredigt. O freuen Sie
sich, daß der Herr Sie so gestärkt hat. Ohne Sie wäre ja
alles verlorengegangen. Wenn auch der Knecht leidet,
wenn nur der Herr siegreich einziehen kann. gez. Barbara
Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
766 Brief Barbara an N. vom 2. Juni 1906
„Denn nur mit Mir kehrt Friede und
Freude ein.“
„Eine sehr freudige Nachricht ist es,
die mich heute veranlaßt, Euch zu schreiben. Anfangs Mai
machte ich der lieben Mutter Gottes das Versprechen,
alle Tage zu Ehren Ihrer Sieben Schmerzen den Rosenkranz
zu beten. Auch brachte ich durch Ihre Hände Eure und
meine geringen guten Werke Ihrem lieben Sohn zum Opfer
dar, für Marie, Euer liebes Kind. Jeden Tag brachte ich
meine Bitten aufs neue vor.
Am Donnerstag, dem letzten Maitag, sagte
ich aber: ,Liebe Mutter Gottes! Heute gehe ich nicht
eher aus der Kirche, bis ich weiß, daß Marie im Himmel
ist.‘ Und wirklich, bei der letzten heiligen Messe sah
ich Marie auf den Altar zukommen, aber nicht mehr wie
früher, sondern in ein lichthelles Gewand gekleidet, das
glänzte und flimmerte, als wenn es mit Goldfäden
durchwoben sei. Dankbar schaute sie mich an und sagte:
Verstorbene Marie:
,O wie gut ist Gott und die liebe Mutter
Gottes. O laßt es meine Eltern wissen, daß ich jetzt in
den Himmel gehe. Ich danke Euch und ihnen für alles
Gute, das ihr für mich getan. Die Mutter soll nicht mehr
weinen, denn es war für mich ein großes Glück, daß der
liebe Gott mich so jung hinwegnahm aus der Welt. Meine
Geschwister sollen doch ja recht brav bleiben. Den Onkel
Franz in Amerika lasse ich bitten, aus Dankbarkeit gegen
Gott doch ja Seinen Wunsch zu erfüllen. An dem traurigen
Ort, wo ich seither war, sind noch viele Verwandte von
Vater- und Mutterseite. Auch Onkel Franz seine erste
Frau habe ich dort gesehen.‘
Ich hörte das Magnificat anstimmen und
Marie verschwand. Meine lieben Freunde, wie freue ich
mich mit euch. O reiß dich los mit edlem Triebe,
Christenseel von dieser Erd, Gott allein ist deiner
Liebe, deines ganzen Herzens wert. So rufe ich Euch im
Namen Eurer Tochter und Schwester zu. Tragen wir doch
unser Kreuz mit Geduld aus Liebe zu Gott und geht, sooft
Ihr könnt, in die heilige Messe und zu den
hochheiligsten Sakramenten.‘
Heute war meine Seele wieder so
glücklich, die Liebkosungen des Herrn zu kosten. Ich
jammerte sehr, weil ich Ihn nicht empfangen. Er aber
läßt Sich nicht binden. Unaussprechlich süß ist die
Umarmung des Herrn. Besonders da, wo man sich vorher so
verlassen, so armselig fühlte. Ich fühlte nicht nur
Seine Gegenwart, sondern Er zeigte Sich so
unaussprechlich herablassend, daß ich heute den ganzen
Tag das Wonnegefühl in mir habe. Er beauftragte mich,
allen, die so gläubig sich angeschlossen, in Kenntnis zu
setzen, welche Freude es für Ihn sei, daß durch den
Liebesbund Sein Herzenswunsch erfüllt werde, nämlich:
eine Schar selbstloser Seelen, die sich vereinigen aus
allen Ständen und sich zur Aufgabe machen, Ihm Ersatz
und Sühne zu leisten.
Jesus:
,Siehe, wie wenig ist es, was Ich verlange. Ein
sündenreines, gläubiges Herz kann Mich trösten, daß Ich
den Undank eines ganzen gottlosen Menschengeschlechtes
vergesse. Längst habe Ich gedroht, sie zu strafen, aber
aufgehalten wird Mein Arm durch die Bitten Meiner treuen
Kinder.
Sage nur den Schwestern N., ihre
selbstlose Hingabe und ihre heilige Freude in den Tagen,
wo du bei ihnen weiltest, habe der ganze Himmel mit
ihnen geteilt. Ebenso auch mit all denjenigen, mit denen
Ich dich zusammengeführt, besonders der Familie N. Dies
alles müßte euch ein hinlänglicher Beweis sein, daß Ich
es bin. Denn nur mit Mir kehrt Friede und Freude ein.
Fahret fort wie seither, Meine Worte niederzuschreiben,
und seid unbekümmert. In Mainz will Ich nicht, daß du
etwas sagst, bis Ich es dir zu wissen tun werde. Denn
Mainz wird in nicht langer Zeit von den vielen
Sozialisten schwere Kämpfe durchzumachen haben. Ihr aber
merkt euch: Alles, was man euch bisher an Leiden
zufügte, muß in den Strom der Vergessenheit versenkt
werden, denn Ich bin es, der zu richten und zu urteilen
hat.
Mein Diener Pater Ludwig wird es nie zu
bereuen haben, denn er ist ein Märtyrer seiner Pflicht
geworden und hat eine herrliche Krone zu erwarten, denn
Ich will, daß der Krebsschaden beseitigt werde, der
durch den Zeitgeist sich auch in das Priestertum
eingeschlichen hat. Der Priester muß vor allen anderen
tiefgläubig sein, dann wird er auch tiefgläubige Seelen
und die Wirkungen des guten oder des bösen Geistes eher
unterscheiden. Alles überlasse Mir, und kein Wort der
Klage will Ich hören, weder von Luise oder einer anderen
ihrer Schwestern, wenn sie in einigen Monaten
zusammenkommen. Luise soll die Woche nach Pfingsten
wieder nach Mainz zurückgehen. Dem Willen der
Vorgesetzten von Pater Ludwig solle man sich ruhig
unterwerfen und die guten, treuen Seelen in N. ihr
Liebeswerk an ihm fortsetzen. Er werde es ihnen
reichlich vergelten.‘
Während der süßen Unterhaltung des Herrn
erschien die liebe Mutter Gottes. Ach, könnte ich doch
beschreiben, wie ich Sie gesehen. Eine große Majestät
leuchtete aus Ihrer ganzen Erscheinung, so daß die
schönstgebaute Frauengestalt nichts gegen Sie ist. Ihr
Gewand war sehr lang und faltenreich, hatte die
violettblaue Farbe und war reich mit Goldblumen
verziert. Ihr durchsichtiger Schleier war so lang und
weit wie auch Ihr Gewand. Warum trägt Deine heilige
Mutter heute ein blaues Kleid? So habe ich Sie noch nie
gesehen.
Jesus: ,Sie
ist die Braut des Heiligen Geistes. Sie ist aber auch
die allerreinste Braut der Priester. Heute ist Vigil-
und Bußtag, und der Priester tritt an den Altar in
blauem Gewand. Mehr aber als dieses versinnbildet ihr
Gewand das Abzeichen des Liebesbundes. Abbitte und Buße
ist die Aufgabe des Liebesbundes. Darum kommen so viele
Verdemütigungen. Das Wallfahrten gehen, die Leiden jedes
einzelnen in seinem Berufe, alles soll geschehen im
Geiste der Buße.‘
So war meine Seele einige Stunden in
dieses höchste Glück versenkt, was nur die
Glückseligkeit des Himmels zu übertreffen imstande sein
muß. Für die Schwester von N. bekam ich die Antwort:
Jesus: ,Diese
suchen sich und ihren zeitlichen Vorteil. Mich zu ehren
und Mir zu dienen für all das Gute, das Ich ihnen
gegeben, daran denken sie nicht.‘
Wenn Pater Ludwig besser dran ist,
werden bald die Schwächen verschwinden. Bereite ihn vor,
daß Du nach Mainz zurück willst. Grüße mir besonders
recht herzlich Frl. N. und die gute N., die für Pater
Ludwig kocht. Der Herr lohnt es ihnen. Ich will recht
für sie beten. Beten wir eins für alle und alle für
eins.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
767 Brief Barbara an Luise vom 8. Juni
1906
„Fünf Wochen ist schon eine lange Zeit.
Und jetzt die schöne Fronleichnamszeit, wo der Herr den
Liebesbund gründete. Wenn Er Dich aber mit Lieschen und
mir vereinigt dies Fest feiern lassen will, dann muß Er
es Pater Ludwig merklich besser gehen lassen. Tut Er
dies, dann komme auf Fronleichnam. Ist er aber noch so
elend, dann bleibe; denn Du hättest hier keine Ruhe.
Ich habe heute früh nach der heiligen
Kommunion wieder das Glück gehabt, einen Blick tun zu
dürfen in das süße Herz des Herrn. Er zeigte mir wieder,
welche Freude Er habe an selbstlosen Seelen und wie
gerade diese Seelen gleichsam Sein rechter Arm seien.
Von ihnen lasse Er Sich bestimmen, ganze Länder zu
verschonen und die Regierungen zum Besten Seiner Kirche
umzustimmen. Daß die Wahlen in Belgien zum Besseren
ausgefallen seien, hätte die Kirche dem Gebet
selbstloser Seelen zu verdanken. Er habe uns nicht
umsonst mit den Ordensleuten in Belgien zusammengeführt.
Die von Ihm gestiftete Kirche sei eine einzige große
Familie. Und wie die zeitlichen Güter einer Familie
Gemeingut seien, so seien das Gebet, die geistlichen
Güter Seiner großen Familie in der heiligen,
katholischen Kirche Gemeingut aller, ob Franzosen oder
Deutscher, und dieses selbstlose Gebet zu üben sei die
Aufgabe des Liebesbundes. Eines für alle und alle für
eines.
Pater Ludwig soll tüchtig essen und
frischen Mut fassen, denn er sei noch nicht am Ende. Er
werde noch Zeugnis für die Wahrheit ablegen. Er brauche
keine Wunder zu wirken für diejenigen, die sich nur auf
Wunder berufen wollten. Wir müßten denselben Weg gehen,
den Er für Sich gewandelt sei und Sein wunderbarer Weg
sei der Kreuzweg gewesen.
Bei hochwürdigstem Herrn Bischof habe
ich noch nichts gesagt. Ich fürchte mich vor ihm, weil
ich nichts mehr ertragen kann. Mein Gemüt ist so sehr
erschüttert, daß ich mir keine Last mehr aufladen kann.
Schon drei Nächte kann ich nicht schlafen.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
768 Brief Barbara an Frl. N. vom 8. Juni
1906
„Die Tage, die ich in Ihrer Nähe
zugebracht habe, gehören nach den Stunden, in denen ich
mit dem lieben Gott verkehre, zu den glücklichsten
meines Lebens. Nicht wegen der liebevollen Pflege, die
Sie mir angedeihen ließen, sondern wegen des Glückes und
der Beruhigung, die meiner Seele zuteil wird, seitdem
ich Sie gründlich kennenlernte. Dazu kommt noch, daß ich
schon einige Male und auch heute wieder erfahren habe,
wie sehr dem lieben Heiland die reine Liebe gefällt, mit
welcher Sie und Ihr Herr Bruder so friedlich die
Lebenstage zubringen, aus Liebe zu Ihm. Und heute teilte
Er mir mit: ,An einer solchen Familie habe Ich solches
Wohlgefallen, daß Ich ihre Unvollkommenheiten, die noch
anhaften, alle übersehe.‘
Ich bitte Sie, mein liebes Fräulein,
drängen Sie nicht weiter in Ihren Herrn Bruder ein.
Lassen Sie ihn in seiner Bescheidenheit. Nur bei den
Wahlen, wo für uns Katholiken so viel davon abhängt, da
soll er seinen Mann stellen. Ich kann meine Dankbarkeit
nicht besser abtragen, als daß ich den lieben Gott
bitte, Er möge Sie beide noch lange gesund zusammen
leben und zusammen glücklich sterben lassen. Indem ich
alle, ja alle herzlich grüße, verbleibe ich Ihre
dankbare Barbara Weigand.
Auch die gute Zilla lasse ich herzlich
grüßen und bitte, sie möge ja dem Teufel und bösen
Zungen kein Gehör schenken, die sie aus ihrem Hause
locken wollen. In der Ewigkeit wird sie einsehen, wie
gut es Gott gemeint, daß Er sie in Ihr Haus geführt hat.
Bin eben ganz allein, da meine Schwägerin und M. seit
Dienstag abgereist sind, und ich fühle mich sehr
glücklich.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
769 Brief Barbara an P. Ludwig vom 15.
Juni 1906
„Das Gebet und die guten Werke, die wir
für unsere Verstorbenen verrichten, kommen ihnen nur
zugute, wenn sie Mitglieder der wahren Kirche Christi im
Leben waren.“
„An hochwürdigen Herrn Pater Ludwig!
Vor einigen Tagen bat ich den Herrn bei
der heiligen Kommunion sehr inständig um Ihre Genesung
und bat, Er möge Sie doch so weit kräftigen, daß Sie mir
selbst einmal schreiben könnten. Da teilte mir der Herr
folgendes mit:
Jesus: ,Die
Mitglieder dieser Familie sollen im Himmel eine
herrliche Belohnung erhalten für ihren kindlichen,
demütigen Glauben und sollen hier auf Erden vielen zum
Vorbild werden. Sie haben sich Mir geweiht und alles Mir
zum Opfer gebracht. Um nun den Stolz zu vernichten,
durchkreuze Ich ihre Pläne. Die Krankheit von Pater
Ludwig ist das ausgesuchte Mittel Meiner göttlichen
Liebe, um alle Selbstgefälligkeit in jedem einzelnen
Mitglied dieser Familie zu vernichten. Dies sollen sie
wohl beherzigen, wenn sie zusammenkommen und sich
freuen, weil Ich es so will.‘
Heute war ich wieder überaus glücklich.
Der heilige Antonius ließ mich an seinem Festtage Anteil
nehmen. Von halb sechs bis neun Uhr war ich nicht auf
der Welt, wenigstens fragte ich oft:
,O Herr, ist es denn noch schöner bei
Dir im Himmel? O Herr, es kann nicht schöner sein als
hier, Du bist ja der Himmel selbst.‘
Was ich gesehen und was ich empfand,
kann meine Feder nicht beschreiben. Nur so viel kann ich
sagen, daß es sehr zu bedauern ist, daß unserer Jugend
in den höheren Schulen jetzt gelehrt wird: Die Heiligen
verehren sei Unsinn. Und auf der Kanzel hat, ich glaube,
es war am Sonntag, ein Prediger gesagt:
,Was die Heiligen getan und gesagt
hätten, brauche man nicht zu glauben. Wir könnten ohne
diese in den Himmel kommen. Aber was Jesus getan, müßten
wir glauben usw.‘
Aber heute ließ mich Arme der Herr
wieder schauen, wie gut es ist, solche Fürsprecher bei
Gott zu haben.
Nach der heiligen Kommunion sah ich den
heiligen Antonius mir nahen und meine Seele eilte auf
ihn zu mit der Bitte, er möge mich jetzt belehren, den
Herrn in mir anzubeten. Antonius fiel mit mir nieder und
betete an. Ich bat ihn auch, meine Bitten zu
unterstützen und trug sie ihm vor. Der Heilige
wiederholte sie vor dem Herrn. Dann wandte er sich zu
mir und sagte:
Antonius:
,Komm, meine Schutzbefohlene, du sollst Anteil nehmen
heute an meinem Festmahle.‘
Und es war, wie wenn er mich an der Hand
nähme, und der Herr, in mir gegenwärtig, öffnete Seine
Seitenwunde wie ein kleines Türchen und wie ein Blitz
waren wir beide hineingeschlüpft. Da stand ich vor Glück
zerschmelzend, vor Wonne außer mir. Was ich geschaut und
empfand, kann ich nicht schildern. Aber hier war
Antonius nicht mehr wie vorher; hier war sein Gewand wie
das feinste Gold, wenn die Sonne ihre Strahlen darauf
senkt. Ich hielt hier sehr an für Pater Ludwig, und
Antonius trug mir auf:
Antonius:
,Sage ihm, meinem Bruder, er möge doch ja recht
zufrieden sein mit allem, was Gott ihm auferlege und
sich nie vom Kleinmut fortreißen lassen. Siehe, hier ist
der Ort seiner einstigen Bestimmung. Hierher kommen aber
nur jene Ordensbrüder, die ihrem heiligen Stifter
nachgefolgt sind, die um Gottes Willen Verachtung und
Verdemütigungen gerne ertrugen. Sage ihm: Wenn es Gott
gefiele, ihm eine Krankheit zu schicken, wodurch er
anderen und sich selbst zur Last sei, warum sollte nicht
auch dies ihm gefallen? Sage ihm: Als ich in jener
Versammlung von dreitausend Brüdern nicht eines trauten
Blickes gewürdigt wurde, weil jeder sich fürchtete, sich
eine Last mit mir aufzuladen, hätte ich mir vor Gott
mehr Verdienste gesammelt als in der Zeit, wo ich als
berühmter Kanzelredner galt.‘
Ferner gab mir der Heilige auf: Pater
Ludwig möge dafür sorgen, daß bei seinem Ableben die
Auszüge aus meinen Schriften dem Herrn Bischof von Mainz
übergeben werden mit der Bitte, dieselben zu prüfen und
zu vergleichen, ob das Leben dieser Person
übereinstimme, und dann sein Urteil darüber aussprechen.
Ich wunderte mich sehr, in dieser Versammlung den
heiligen Antonius ganz allein mit einem goldenen Gewande
bekleidet zu sehen. Ja selbst der liebe Heiland war
nicht so kostbar gekleidet, und ich fürchtete, ich könne
getäuscht sein. Aber da kam mir der Herr entgegen und
sagte:
Jesus: ,Meine
Tochter! Du wunderst dich über das glänzende Gewand
Meines Dieners, wisse aber, das Gold versinnbildet die
Liebe, mit welcher heute Mein Diener in der
triumphierenden und in der streitenden Kirche geehrt und
verherrlicht wird.‘
Ich flehte dann für die bedrängte Kirche
und forderte dann Himmel und Erde auf, sich mit mir zu
vereinigen, damit doch all die armen Menschen gerettet
werden. Der Herr zeigte mir die Menschen auf Erden. Sie
waren bepackt und behängt wie die Lasttiere. Nur
einzelne gingen so leicht durch die anderen hindurch,
als seien sie allein auf der Welt. Ich fragte:
,Herr, was sind das für Menschen, die so
frei sind, und wer sind die anderen, die so vielerlei
Gepäck schleppen?‘
Jesus: ,Jene
sind die Selbstlosen. Es sind jene Seelen, die in allem
nur Mich suchen, und weil sie nur Mich suchen, bleibt
von der Welt nichts an ihnen hängen. Um ihretwillen
verschone Ich noch die Welt. Die anderen sind die
Selbstsüchtigen. Und weil sie mehr sich suchen und ihre
Ehre, stoßen sie überall an, nehmen alles übel auf und
kommen auf dem Weg zum Streben nach Vollkommenheit nicht
vorwärts. Sie tragen viel Gepäck, das heißt, an jeder
Kleinigkeit bleiben sie hängen.‘
Die Dame, die so beunruhigt ist wegen
ihrem Gewissenszustand, soll nochmals eine gute Beichte
ablegen und sich ganz an Ihn anschließen, aber alle
bitte ich, werden wir selbstlos. Keine Eifersucht
herrsche unter uns. Bringen wir gerne die kleinen und
großen Opfer, wie Krankheit und dergleichen, und
schließen wir uns recht an die vielen armen,
vertriebenen Ordensleute an, die wohl die ersten unter
den Selbstlosen sind, denn sie leiden nur, weil sie Gott
suchen.
Lieschen und ich waren heute bei der
Prozession mit der Dompfarrei. Es gefiel aber jedoch
weder Lieschen noch mir. In der Ignatius- Pfarrei ist
die Prozession viel erbaulicher. Die Leute schämen sich
nicht zu singen und zu beten. Die Pfarrkinder von der
Dompfarrei sind viel stolzer. Als das Amt vor der
Prozession anfing, füllte sich der große Dom mit Leuten,
die früher in Mainz gelebt und längst schon gestorben
sind. Es waren teils Verklärte, die schon im Himmel
sind, teils Arme Seelen, aber es war alles so traurig.
Als die Musik anfing und ich sie alle
einlud, sie möchten mit mir lobsingen aus Dankbarkeit,
weil der Herr jetzt in die Stadt ziehe, um die Familien
ihrer noch lebenden Verwandten zu segnen, da ging durch
die ganze Versammlung eine eigenartige Bewegung. Alle
richteten sich ehrfurchtsvoll auf gegen das
Allerheiligste Sakrament. Aber viele waren dabei, deren
Züge ich nicht mehr ansehen konnte, ohne mit ihnen zu
weinen. Sie waren so traurig, daß, wenn ein Geist weinen
könnte, ihre Tränen geflossen wären wie die meinigen.
,Oh‘, so hörte ich überall stöhnen und seufzen, ,wo sind
denn die Meinigen?‘
Bei der Prozession hatte ich keine
besondere Gnade. Der Herr war nicht zufrieden, wie mir
schien, weil Ihm zwar äußerlich Ehre angetan wurde, aber
die wahre Verehrung fehlte, jene, die nur im Herzen der
Menschen stattfindet.
Frl. N. danke ich herzlich für ihr
liebes Briefchen. An ihr ist der Adel des Herzens noch
mehr zu schätzen als der ihrer Geburt.
Jesus weiter:
,Frl. N. kannst du sagen, Ich fordere alle
Liebesbundmitglieder auf, lasset keines eurer
Angehörigen einen Andersgläubigen heiraten, denn das
Gebet und die guten Werke, die wir für unsere
Verstorbenen verrichten, kommen ihnen nur zugute, wenn
sie Mitglieder der wahren Kirche Christi im Leben waren,
oder wenigstens im Tode durch einen Willensakt als
katholischer Christ gestorben sind.
Frl. N. soll recht viel für die Armen
Seelen tun, damit diese, die sie befreit, dann aus
Dankbarkeit den lieben Gott bestürmen. Auf diese Weise
hat ihr Verwandter immer doch auch Linderung.‘ gez.
Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
770 Brief Barbara an P. Ludwig vom 22.
Juni 1906
„Jetzt gelte es, sie zu veröffentlichen,
nicht erst nach Jahrhunderten.“
„Hochwürdiger Vater! Die drei Bitten
habe ich dem Herrn vorgetragen und erhielt zur Antwort:
,Ich werde für Pater Ludwig sorgen. Ich weiß, was Ich
tue. Er soll sich Mir ruhig überlassen. Ich werde auch
für dich sorgen und die sich an dich angeschlossen
haben.‘
Für Sie, mein teurer Vater, ging ich
nach Walldürn, und ich glaube nicht, daß ein Gebet mit
Reue und Bußtränen vermischt unerhört bleiben kann. Ich
hörte dort in einer Predigt: Das Gebet habe eine solche
Macht über das Herz Gottes, daß eine einzige Seele durch
ihr Gebet, das selbstlos verrichtet wird, den Arm der
göttlichen Gerechtigkeit aufhalten könne, und der liebe
Gott könne nicht strafen oder Seinen Willen durchsetzen,
solange noch eine Seele auf der Welt bittet für andere.
Dies habe Er gezeigt bei Moses und Jeremias. Wir aber
seien Sein auserwähltes Volk im Neuen Testament.
Ich machte die Anwendung auf uns und
dachte mir: Mein lieber Gott, soll ich vielleicht den
Herrn aufhalten durch mein immerwährendes Bitten, Er
dürfe mir meinen Seelenführer nicht wegnehmen. Dann will
ich jetzt aufhören, dies zu tun. Also, mein Vater! Ich
werde nicht mehr beten: Du mußt Pater Ludwig am Leben
erhalten, sondern: Dein Wille geschehe! Nun, eine Bitte
habe ich noch: Am Throne Gottes, ich freue mich darauf,
wenn Sie ankommen, dem Herrn zu sagen, daß wir uns am
Throne Gottes wiederfinden.
Ich hatte in Walldürn so große Gnaden,
daß ich glaubte, ich sei nicht mehr auf der Welt. Und
nun sage ich Ihnen ein herzliches Lebewohl. Sollten wir
uns nicht mehr sehen, so wird das Wiedersehen im Himmel
um so herrlicher, je mehr Opfer wir gebracht.
Meine Schwester in Augsburg ist auch
sehr krank. Habe ihr vorige Woche geschrieben und bekam
Antwort durch die Oberin: Schwester Franziska seien die
Hände hoch geschwollen, sie könne selbst nicht mehr
schreiben. Mein Bruder und ich wollen sie diesen Sommer
noch besuchen. Gestern, am Herz-Jesu-Sonntag, waren
Lieschen und ich mit der Prozession in Gonsenheim (14
Nothelfer). Bei der heiligen Wandlung sah ich wieder wie
damals, als der Herr uns beauftragte, barfuß wallfahrten
zu gehen, den ganzen Altar in Flammen und mitten in den
Flammen den Herrn. Er war so majestätisch und so groß,
daß die Wunde Seines Herzens so weit geöffnet war, daß
die Leute durchmarschieren konnten. Auf der anderen
Seite war wieder ein solches weit geöffnetes Tor, und
wer da durchkam, war gerettet, denn dort auf jener
Seite, wo die Leute aus Seinem Herzen herausgingen, war
eine Landschaft, die ich nur von Ferne sehen durfte.
Eine unbeschreibliche Schönheit, und eine Stimme sagte
mir:
,Dort ist das himmlische Paradies und
alle, die durch diese Pforte eingehen, das ist ins
heiligste Herz Jesu, und darin ausharren, gehen durch
jene andere Pforte ein in das Ewige Leben. Jene andere
Pforte ist der zeitliche Tod.‘
Darum, mein Vater, wenn Sie jetzt keine
merkliche Besserung spüren, wollen wir annehmen, daß Sie
bald Ihr Ziel erreicht haben. Und ich will nicht mehr
beten, daß Sie noch lange Ihres Glückes beraubt sind.
Nur mit Freuden, mein Vater, nur mit Freuden! Sie
glauben nicht, welches Glück Ihrer drüben wartet. Setzen
Sie dem Werk, das Gott Ihnen übertrug, die Krone auf und
gehen Sie mit Freuden aus der Welt. Nur noch einen guten
Rat möchte ich Arme von Ihnen empfangen. Soll ich die
inneren Vorgänge aufschreiben? Aber an wen? Unserem
hochwürdigsten Herrn Bischof habe ich in der
Fronleichnamswoche einen Auftrag vom Herrn überbracht.
Er nimmt es an und ich sehe auch, daß er es befolgt,
aber ich erfahre von ihm kein Wort.
Doch hat alles eine andere Wendung hier
genommen, und ich habe gestern innerlich mitgeteilt
bekommen: Wenn Deutschland gerettet werden soll, daß es
nicht auch gehen soll wie in Frankreich und anderen
Ländern, dann müßten die Schriften von mir, wo Er Seine
Worte niedergelegt, veröffentlicht werden, damit
wenigstens das gläubige Volk sich recht zusammenschare
um Seine Altäre. Wohl sei die ganze Welt in Aufruhr, und
alles arbeite darauf los, die Ordnung umzustürzen. Die
Menschen hätten da aber nur zeitliche Interessen. Aber
die katholische Kirche zu vernichten, stamme aus der
Hölle und sei teuflische Bosheit. Hier müsse Er helfen,
und Er wolle uns zu Hilfe kommen. Dies stehe ja auf
jeder Seite in den Schriften. Jetzt gelte es, sie zu
veröffentlichen, nicht erst nach Jahrhunderten. Jetzt
gelte es, Seelen retten, wer sich noch retten läßt. Ich
kann gar nichts arbeiten. Habe alle Tage zu schreiben,
aber der liebe Gott will, daß ich Arme Seine Audienzen
besorge. Er wird mir schon beistehen.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
771 Brief Barbara an eine Gräfin vom 26.
Juni 1906
„Hochwohlgeborene Frau N.
Ihr liebes Briefchen habe ich erhalten
und gesehen, daß Sie sich ängstigen, ob Sie recht
handeln, wenn Sie Ihren Sohn wieder zurückschicken zum
Studium bei den Jesuiten-Patres. Eine innere Stimme sagt
mir, Sie sollen Ihren Sohn ohne Zögern dorthin schicken,
denn dort wird seine Seele gerettet, und das ist die
Hauptsache. Es ist eine Fügung Gottes, dieser
Briefwechsel, denn ein Graf von N.N. war es, der durch
den Verkehr mit Katharina Emmerich, jener gottbegnadeten
westfälischen Jungfrau, von Gott zum katholischen
Glauben berufen wurde. Wenn der liebe Gott will, daß wir
uns persönlich kennenlernen, weiß Er schon Mittel und
Wege.
Seien Sie überzeugt, Ihr Sohn wird das
Geschlecht der Grafen von N.N. verewigen. Seien und
bleiben Sie eine liebende und wachsame Mutter Ihres
Kindes und eine treue Tochter der heiligen, katholischen
Kirche. Sie können durch Ihren Einfluß viel Gutes tun in
unserer glaubenslosen Zeit. Vergessen wir uns selbst und
treten wir ein in die Gebetsarmee, die der Herr durch
den Liebesbund gründen will, und rufen eines Herzens und
eines Sinnes: ,Schone, o Herr, schone Deines Volkes.
Gedenke, daß Du uns nicht verwerfen kannst, ohne daß der
Wert Deines hochheiligsten Blutes an uns verlorengehe! O
Herz Jesu, gib uns Seelen!‘ Ich verspreche Ihnen, in
allen meinen armseligen Gebeten und Werken Sie und Ihre
Familie einzuschließen, besonders den Sohn, den Sie mir
empfohlen, und der später noch viel dazu beitragen wird,
daß der Glaube in Christus wieder erneuert werde.
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
772 Wallfahrt Gernsheim am 2. Juli 1906
Lieschen und Barbara waren auf der
Muttergottes-Wallfahrt in Gernsheim. Sie waren, um
billiger hinzukommen, nachts nach drei Uhr mit dem
Schiff gefahren. Da vom Wallfahrtsort bis ans Schiff
eine halbe Stunde zu gehen ist, so verspäteten sie sich
auf der Rückfahrt. Barbara kam noch aufs Schiff, als
aber Lieschen einsteigen wollte, fuhr es ab und Lieschen
mußte zwei Stunden allein am Ufer auf das folgende
Schiff warten, von drei bis fünf Uhr nachmittags.
Barbara, der es sehr zu Herzen ging, daß Lieschen so
dasitzen mußte, bat den Herrn für sie, und der Herr
sagte darauf:
Jesus:
„Dieses lasse Ich zu, um sie ganz zu glätten, damit Ich
sie ohne Hindernis zu Mir nehmen kann.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
773 Herz-Jesu-Freitag am 6. Juli 1906
„Tretet zusammen, ihr guten Christen in
der Welt, Ordensleute und Weltleute, Priester und Laien,
und bestürmt Meinen himmlischen Vater!“
Barbara: Es
ist große Gebetswoche und die Überanstrengung legte sich
mir so aufs Gemüt, daß ich die letzten Tage fast
erdrückt war vor Schwäche. Aber heute nach der heiligen
Kommunion war ich plötzlich in den Besitz Gottes so
versetzt, fühlte, als ich Ihn persönlich in mir hatte,
gar keine Belästigung von Schwäche. Ich trug dem Herrn
die Bitten vor, die mir einfielen, und schloß dann, Er
möge mir doch für alle ein Wort des Trostes zukommen
lassen.
Jesus: „Ich
werde für Pater Ludwig sorgen und auch für dich und
alle, die sich an dich anschließen. Sie alle werden von
dem Strudel des Zeitgeistes unberührt bleiben. Frl. N.
soll sich nicht ängstigen, weil sie ihre Angehörigen in
den Liebesbund eingeweiht hat. Die Christen der jetzigen
Zeit lebten in einer Zeit, die der Zeit der ersten
Christen nicht nachstünde, nur mit dem Unterschied, daß
dort das Christentum hätte eingepflanzt werden müssen in
die Herzen der Menschen, während jetzt der erloschene
Glaube und die Liebe zu diesem Glauben müsse erneuert
und befestigt werden. Darum seien auch dieselben Mittel
und Wege einzuschlagen, jetzt wie damals.“
Barbara: Dazu
habe Er den Liebesbund geschaffen und ins Leben gerufen.
Die Glaubenserneuerung müsse mehr von dem Laienstand
ausgehen und durch ein offenes, freudiges Bekenntnis des
Glaubens und durch ein Leben aus dem Glauben gefördert
werden. Der Liebesbund müsse im stillen ausgebreitet
werden und alle Mitglieder mit Mut und Entschlossenheit
zur heiligen Kirche stehen, ihre Rechte überall
verteidigen, selbst dann, wenn tiefe Verdemütigungen im
Gefolge sind. Etwas, was das letzte Ziel des Menschen so
klar darlege wie der Liebesbund, der die Aufgabe habe,
die Menschen zur Liebe Gottes zurückzuführen, brauche
keine Beleuchtung der Kritik mehr. Der Liebesbund habe
längst die Kritik überstanden. Also nicht ängstlich
sein.
Jesus: „Ich
sage noch einmal: Tretet zusammen, ihr guten Christen in
der Welt, Ordensleute und Weltleute, Priester und Laien,
und bestürmt Meinen himmlischen Vater!“
Barbara:
„Schone, o Herr, Dein Volk! Wir wollen Dir Abbitte und
Sühne leisten.“
Jesus: „Frl.
N. werde Ich alle Schritte belohnen, lohne Ich ja den
Trunk des kalten Wassers. Frau N. möge dem Priester
sagen: Der Herr ließe ihm sagen, er selbst möge
mithelfen, Seine Worte zu verbreiten, anstatt es zu
verhindern; denn nur so könne Deutschland gerettet
werden, daß es nicht gehe wie in Frankreich. Der Herr
wolle aber Deutschland retten. Daher möge er die
Schriften fleißig studieren. Frl. N. möge ihm sagen,
woher sie die große innere Freude schöpfe, wenn nicht
aus den Schriften. Er möge mithelfen, daß die
Gebetsarmee entstehe durch den Liebesbund, die
Deutschland rette.
Die Tante von Schwester N. in N. möge
zunächst ihren Entschluß, in den Ordensstand zu treten,
nicht ausführen, solange die Existenz der Orden so in
der Schwebe sei. Sie möge in der Welt recht viel Gutes
tun. Die Schwestern in N. möchten ihren Wohnort nicht
wechseln.
Sage N., sie solle sich nicht so
ängstigen wegen der vielerlei Geschäfte um sie her; sie
soll es mit mehr Gleichmut hinnehmen, sei es wegen
Familienangelegenheiten oder Berufsschwierigkeiten, die
bei so vielseitiger Tätigkeit nicht ausbleiben können.
Nur ja immer den Gleichmut bewahren. Du mußt Dich Deines
hohen Berufes, den der Herr Dir gegeben, auch ganz und
voll bewußt sein, um bei den vielen Schwierigkeiten den
Mut nicht zu verlieren. Du sollst es wissen, daß Du
Deinen Schwestern an Verdienst in nichts nachstehst.
Darum freue Dich mit ihnen, wenn ihr zusammenkommt; denn
durch Dich ist das Werk zustande gekommen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
774 Am 10. Juli 1906
„Das Menschengeschlecht ist am Absterben
und hat nicht mehr in sich die Kraft, schwere Bußen, wie
es das Fasten ist, zu üben.“
Barbara:
Während der Großen Gebetswoche war ich so ohne
Empfindung der Liebe zu Gott, daß ich nur mit aller
Gewalt mein Herz zwingen mußte zum Gebet, und heute
hatte ich zum ersten Male wieder das Gefühl von der Nähe
Gottes. Ich beklagte mich sehr über meine Lauheit und
die vielen Zerstreuungen, mit denen ich die Stunden vor
Ihm zubrachte. O wie gut ist der Herr! Er stellte Sich
oder vielmehr Er zeigte Sich mir inmitten Seines Herzens
und lud mich ein, auf Ihn hin aufmerksam zu sein. Ich
getraute mich anfangs selber nicht recht, weil ich
wußte, wie armselig ich vor der heiligen Kommunion noch
war und gedachte der vielen begangenen Fehler gerade da,
wo ich Ihm Ersatz und Sühne leisten wollte. Er aber
ermunterte mich, indem Er meine Fehler entschuldigte und
sagte:
Jesus: „Du
bist untröstlich darüber, daß du letzte Woche so
schläfrig und nachlässig den Gebetsstunden beigewohnt
hast, aber siehe, Ich mache dir darüber keinen Vorwurf.
Im Gegenteil, Ich habe alles Fehlende ersetzt, denn es
war nicht deine Schuld. Zudem bist du ganz geschwächt,
weil in den vier Wochen, wo du allein warst, du dir alle
kräftige Nahrung entzogen; daher die große Mattigkeit
und Schläfrigkeit. Deswegen schmerzt es Mich so sehr,
daß Ich so viele Arme ewig zugrunde gehen sehe. Und Ich
möchte sie retten.
Das Menschengeschlecht ist am Absterben
und hat nicht mehr in sich die Kraft, schwere Bußen, wie
es das Fasten ist, zu üben, und Ich will nicht, daß
Meine Diener von der Kanzel herab dies für
Verweichlichung hinstellen und fromme Seelen damit
ängstigen. Zweitens bist du ein Schlachtopfer Meiner
göttlichen Liebe, und wenn Ich von einer Seele, die Mich
liebt, ein Opfer verlange, das sie am schmerzlichsten
empfindet, dann ist es das, daß Ich Mich in ihr
zurückziehe, daß Ich sie verlasse. Siehe, das ist der
Ehrenvorzug aller treuen Mitglieder des Liebesbundes,
daß sie sich, mögen sie im Ordensstand leben oder mitten
in den Gefahren der Welt, betrachten sollen als
Schlachtopfer Meiner göttlichen Liebe.
Man sagt im gewöhnlichen Leben, dieser
oder jener habe sich geopfert für seine Familie. So sind
die Liebesbundmitglieder Opfer geworden für Meine große
Familie, für die heilige katholische Kirche. Pater
Ludwig ist ein Schlachtopfer geworden. Er hat sich
geopfert für Meine Interessen. Sage dem belgischen
Dominikaner- Pater, er möge tun, was er sich vorgenommen
habe; denn dazu habe Ich Mich der Menschheit in diesen
letzten Zeiten durch dich, arme Kleine, geoffenbart.
Er soll es in Belgien und Frankreich
verbreiten, aber so wie durchs Hinterpförtchen, weil Ich
Meine Gewalt abgetreten habe an Meine Diener und das
Domkapitel in Mainz die Erlaubnis, das heißt die
Bestätigung, noch nicht gegeben hat. Aber Ich will, daß
man es überall Meinem armen Volk verkünde, wie nah Ich
ihm bin. Und mit welchem Mitleid die triumphierende
Kirche auf euch, die ihr diesen furchtbaren Kampf als
Glieder der streitenden Kirche zu führen habt gegen die
Mächte der Finsternis, herabsieht, könnt und müßt ihr
daran erkennen, daß Meine Mutter, die für die Ihrigen
das größte Mitleid hat, schon vor fünfzig Jahren geweint
hat bei Bernadette in Frankreich.“
Barbara: Den
Pater Prior der Dominikaner, der mich ums Gebet bitten
läßt, zeigte mir der Herr in einem Lichte und sagte:
Jesus:
„Siehe, das ist das Licht des Glaubens, in dem er und
alle diejenigen wandeln, die sich anschließen an den
Liebesbund. Ihr Glaube ist ein kindlicher, und ihre
Herzen sind noch unberührt von dem unglücklichen
Zeitgeist, wovon alles zerfressen ist. Man soll in all
den Ländern, wo die Kirche so sehr unterdrückt und
verfolgt wird, um so freudiger seinen Glauben bekennen
und durch dieses offene, freie Bekenntnis ein
Schlachtopfer der göttlichen Liebe werden für seine
Mitmenschen.
Alle sollen sich flüchten unter den
Schutz Marias, Meiner heiligen Mutter. Sie hat nicht
umsonst mit Tränen in Lourdes gesagt: ,Mein Sohn
wünscht, daß man hierher im Pilgerzug kommen soll!‘“
Barbara: O
wie gut ist der liebe Gott. Er ist ja für uns am Kreuz
gestorben. Darum Mut, ihr alle, die ihr es leset. Harren
wir aus, werden wir Schlachtopfer der göttlichen Liebe!
Inhaltsverzeichnis Band 6
775 Brief Barbara an den Bischof vom 13.
Juli 1906
„Jetzt soll Mein Stellvertreter, der
Papst, hervortreten mit seiner ganzen Autorität und
seiner Macht.“
„Hochwürdigster Herr Bischof!
Hiermit unterbreite ich Ihnen folgende
Mitteilung und stelle voran, daß ich sie Ihrem Gutdünken
sowie dem Urteil der heiligen Kirche unterwerfe. Als ich
heute meine heilige Kommunion einem kranken Priester
schenkte und sehr um dessen Genesung flehte, muß ich mit
meinen Bitten sehr zudringlich gewesen sein, denn mitten
in meinem stürmischen Flehen hörte ich die Stimme des
Herrn, der zu mir sprach: ,Wo ist deine Ergebung in
Meinen göttlichen Willen?‘ Ich war tief beschämt, denn
ich erkannte in diesen paar Worten, daß wir in
zeitlichen Dingen nur mit Ergebung um den Willen Gottes
bitten sollen, denn der Herr führte meine Seele, während
ich noch über Seine Worte nachdachte, in ein anderes
Thema.
Er zeigte mir das unermeßliche Lager der
Feinde unserer heiligen katholischen Kirche und wie
gleichsam die ganze Welt eine Verschwörung geworden sei
und alles auf das Vernichten der katholischen Kirche
hinausginge.
,Hier‘, sagte der Herr, ,ist dein
Arbeitsfeld!‘ Er gab mir den Auftrag, allein und mit
anderen zu beten für unseren Heiligen Vater und alle
Bischöfe des ganzen katholischen Erdkreises; denn es sei
jetzt die Zeit gekommen, wo, wie Er mir früher gesagt,
die Oberhirten Seiner Kirche sich wehren müßten gegen
die Ungerechtigkeiten, die von den Vertretern der Völker
an der katholischen Kirche ausgeübt werden.
Der Heilige Vater in Rom soll und müsse
ganz energisch vorgehen in jenen Ländern, wo die
Regierungen die katholische Kirche aus dem Reiche
verbannen und vernichten wollten. Er müsse ihnen
vorhalten, wer ihnen die Erlaubnis gebe, das göttliche
Gesetz, das auch ihnen gegeben sei, zu verachten und mit
Füßen zu treten. Die Erfahrung bestätige seit
Erschaffung der Welt, daß, wo man die Gesetze Gottes,
wie sie in den Zehn Geboten niedergeschrieben, aufheben
wollte, die Gesetze des Staates von selbst ins Nichts
zusammenbrechen. Und wer es wage, Priester und
Ordensleute zu verdrängen, ihre Besitzung und überhaupt
das Eigentum der katholischen Kirche einzuziehen, der
zeige dem Volke, daß den Armen auch erlaubt sei, was die
Gesetzgeber sich erlauben. Und wenn das Volk sieht, wie
die Vertreter des Staates die Gesetze, die Gott
aufgestellt zum Schutz und Wohl der Menschheit,
verachten und mit Füßen treten, werden die Untertanen
dem Beispiel der Regierenden bald folgen. Mögen sie dann
Gesetze geben und Sicherheitsmaßregeln treffen, das Volk
wird ihrer Gesetze und Maßregeln spotten.
Die Zeit, wo Sich Sein Wort wieder
bewähren werde, sei angebrochen, nämlich, daß die
Pforten der Hölle Seine Kirche nicht überwältigen
werden. Aber wie die Hölle zu solchen Zeiten ihre
Helfershelfer aussucht unter den Menschen, so binde Er
die NichtÜberwältigung an die Großmut derjenigen unter
den Menschen, die zu solchen Zeiten ihrem Gott und Herrn
am eifrigsten dienen.
Jesus: ,Jetzt
soll Mein Stellvertreter, der Papst, hervortreten mit
seiner ganzen Autorität und seiner Macht, sich an die
Großen der Erde und die Regierungen zu wenden. Denn ihr
müßt wissen, daß wenn es Frankreich gelingt, die
katholische Kirche zu verdrängen, das Freimaurertum sich
in der ganzen Welt zusammenrafft und man überall vorgeht
wie in Frankreich. Ihr seht ja, wie sie überall, auch in
Deutschland, anfangen.
Lasset nur die Schulen vollends
entchristlicht werden, und ihr seid bald so weit wie in
Frankreich. Die Oberhirten sollen sich nicht leicht
zurückschrecken lassen, wenn es gilt, da wo die Rechte
und Freiheit der Kirche angegriffen werden. Wie die
Regierung den Freimaurern erlaubt, geheime
Zusammenkünfte zu halten, den Sozialisten und
Anarchisten die Freiheit gewährt, Zusammenkünfte zu
halten, und ihr Bestehen duldet, warum den Katholiken
allein ihre Freiheit nehmen wollen, ihre Kinder
ausweisen, deren Eigentum an sich ziehen? Heißt dies
nicht, der Welt sagen: Ihr armen Arbeiter habt recht,
stürzet nur die Gesetze um! Wir machen es euch ja vor!
Jetzt muß es wieder großmütige Männer geben, Männer wie
Meine Apostel, die es wagen, vor die Machthaber
hinzutreten und ihnen zu sagen: ‚Ihr habt unrecht!‘
Ihr aber, Meine Diener, habt Mut und
Vertrauen, denn ihr seid nicht allein. Ich stehe euch
zur Seite. Scheuet Blut und Leben nicht, Mein armes Volk
zu retten. Eure Namen werden mit goldenen Buchstaben in
das Buch des Lebens eingetragen. Was Ich dir heute
mitgeteilt, soll so bald als möglich nach Rom gelangen,
denn Ich will, daß Mein Stellvertreter entschieden den
Regierungen in Frankreich ihre Ungerechtigkeit, die sie
den Priestern und Ordensleuten zugefügt, vorwerfe, und
zwar soll dies geschehen, bevor die Ausweisung der
Ordensleute, die wieder aufs neue angedroht, vollzogen
ist.
Ich will, daß die ganze katholische Welt
sich gleichsam zu einem großen Pilgerzug vereinige. Je
mehr man Meine Kirche unterdrücken und vernichten will,
desto mehr müssen Meine Kinder zeigen, daß die
katholische Kirche so viel Hoheit und Majestät besitzt,
daß keine Macht der Welt das freudige Bekenntnis des
Glaubens ihrer Kinder unterdrücken und vernichten kann.
Geht nach Lourdes, wer Zeit und die Mittel dazu hat, und
flüchtet euch zu Meiner heiligen Mutter. Sie ist die
Besiegerin all eurer Feinde.‘ In tiefster Ehrfurcht
untertänigste Dienerin
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
776 Am 15. Juli 1906
„Mein Werk aber durchzuführen, überlasse
jetzt Mir.“
Barbara: Da
ich neugierig war, ob die Briefe, die ich dem
hochwürdigsten Herrn Bischof zu besorgen den Auftrag
erhalte, auch an ihn gelangen, so fragte ich gestern
nach der Beichte und erhielt die Antwort: „Ja!“, bekam
aber dazu eine Bemerkung, es sei ihm lieber, wenn ich es
ihm mündlich sage. Um jedoch zu erkennen zu geben, daß
es ihm leid tue, mich zu betrüben, sagte er dazu:
Bischof:
„Siehe, was der liebe Gott von uns will, führt Er auch
aus, und wenn wir gehorsam sind gegen Gott, belohnt Er
auch den Gehorsam. Wie war der liebe Gott gegen Abraham?
Er versprach ihm, daß er der Stammvater eines großen
Volkes werden solle zu einer Zeit, wo er noch gar keine
Nachkommen hatte. Und als Er ihm einen Sohn geschenkt
hatte, befahl Gott ihm, denselben zu töten. Und gerade
um seines Gehorsams willen wurde er Stammvater des
Volkes Israel.“
Barbara: Dies
betrübte mich sehr, weil ich den Wankelmut sah, und ich
hatte die ganze Nacht einen Kampf in mir, aber ich war
dabei glücklich, weil ich dachte, wieder etwas für den
Herrn zu leiden. Nach der heiligen Kommunion fragte ich
den lieben Heiland, wie ich doch das zu nehmen habe.
Einmal werde mir gesagt, ich solle ihm schreiben, wenn
mir etwas mitgeteilt werde, was er wissen solle, und
jetzt wieder so. Es scheint mir, ich werde für närrisch
gehalten.
Jesus:
„Besser wäre es gewesen, du hättest nicht gefragt. Da es
nun aber jetzt geschehen, so betrübe dich nicht über
diese Antwort. Dein Bischof hat ganz recht geantwortet.
Du hast es nur nicht verstanden. Er wollte dir damit
sagen, wenn es auch den Anschein hat, es sei alles
verloren, weil meine Befehle ganz entgegengesetzt
scheinen zu dem, was du mir sagst, so ist der liebe Gott
mächtig genug, um Seinen Willen durchzudrücken, nur auf
anderem Wege, und zwar tut Er dies, um dich in der Demut
zu befestigen.
Befolge nur das zweite, was dir gesagt
wurde. Bleibe brav wie seither, und du wirst noch viele
Freude erleben. Dieses ist deine Aufgabe, brav zu
bleiben, Meinen Willen zu erfüllen bis zu deinem Tode.
Mein Werk aber durchzuführen, überlasse jetzt Mir.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
777 Am 16. Juli 1906
„Es müsse Menschen geben, und zwar
reine, unschuldige Seelen, die den Kreuzestod an sich
vollziehen.“
Barbara:
Heute war ich wieder sehr glücklich und unterhielt mich
mit dem Herrn. Am Samstag und gestern hatte ich in einer
Predigt vom H.H. Domkapitular N. gehört, daß die Mainzer
Geistlichkeit nichts annehmen wird, denn dieser Herr
sagte:
Domkapitular:
„Wir haben die Heilige Schrift und das
Evangelium, und was die Evangelisten uns sagen, das ist
echt, denn das ist kein weibisches Fantasiegebilde,
solche Schriften brauchen wir nicht anzunehmen.“
Barbara: Dies
war die Antwort auf meinen letzten Brief, weil es darin
heißt: „Die Schriften sollen ausgebreitet und von Mainz
bestätigt werden, weil fast auf jeder Seite stehe, daß
Er uns zu Hilfe kommen wolle.“ Heute nun sagte ich zum
Herrn:
„Nun siehst Du, daß Du Dir das rechte
Werkzeug nicht erwählt hast. Du mußt jetzt auf andere
Weise sorgen, daß Deine Worte nach Rom gelangen.“
Ich hatte aber eine solche Freude in
mir, die mir Gewißheit gab, daß ich heute vieles
anbringen könnte. Und so war es auch. Ich bin überzeugt,
daß Er jetzt Seine Diener in Mainz nicht mehr belästigt
und einen ganz anderen Weg einschlagen wird.
Um halb zehn Uhr war ich noch in St.
Quintin. Als der Priester die heilige Hostie erhob und
ich Ihm wieder die Anliegen der Kirche empfehlen wollte,
trat plötzlich eine Gestalt vor mich hin. Ich erkannte
sie und fragte, was sie von mir begehre. Die Seele
zeigte mir ihren Aufenthaltsort und sagte:
Arme Seele:
„Siehe, hier muß ich leiden, bis meine reichen
Verwandten sich entschließen werden, mir die Last zu
erleichtern.“
Barbara: Sie
seufzte sehr und jammerte ganz erbärmlich. Sie war wie
unter einen schweren Stein gezwängt und bat mich, ihre
Schwester, Frau N., in ihrem Namen zu bitten, daß sie
helfe. Und als ich fragte, warum sie so viel zu leiden
hätte, sagte sie:
Arme Seele:
„Gott ist unendlich gut. Meine Schwachheiten hat Er mir
verziehen, weil ich, wenn auch sehr mangelhaft, doch
meine Jungfrauenschaft bewahrte und meine religiösen
Pflichten doch noch, wenn auch oft sehr nachlässig,
verrichtete. Aber der Stein, der auf mir lastet, ist,
weil ich mich als Unterschub gebrauchen ließ, den
Reichtum meiner Schwester mehren zu helfen, anstatt Gott
zu dienen.“
Barbara: Und
sie entschwand unter Seufzen und Jammern. Da wandte ich
mich an den Herrn und sagte:
„O Herr, gib doch Frau N. auch einige
Linderung, weil ihre beiden Kinder so treue Mitglieder
des Liebesbundes sind, da Du doch dieser Seele die Gnade
gewährtest, sich zeigen zu dürfen.“
Da winkte der Herr einem Engel, der
schnell auf mich zukam und sagte: „Komm, folge mir!“ Ich
wurde durch eine weite Strecke eines ganz finsteren
Ortes hindurchgeführt, und der Engel verschwand, indem
er wie durch eine Öffnung, zu vergleichen mit einer
unterirdischen Grube, hinabging. Ich konnte hineinsehen
und sah eine Gestalt ganz abgezehrt in einem Flammenmeer
sitzen.
Was der Engel ihr sagte, verstand ich
nicht, aber der liebe Gott wollte mir doch damit die
Freude machen, mich wissen zu lassen, wie sehr Er alle
diejenigen liebt, die an Seinem Werke arbeiten, und daß
wir für die streitende und leidende Kirche viel
verdienen durch vereinigtes Gebet. Linderung hatte die
Frau jedenfalls durch das Erscheinen ihres Schutzengels
bekommen, denn es muß ihr Schutzengel gewesen sein.
Der ehrwürdigen Klosterfrau in N. läßt
der Herr sagen:
Sie sollten zwar das ihnen geeignet
erscheinende Haus annehmen, jedoch nicht sehr viele
Veränderungen darin vornehmen, denn wenn die Feinde
Seiner Kirche in Frankreich gedemütigt seien, dürften
sie wieder zurückkehren. Dies gelte auch für die
Klosterfrauen in N., denen Er habe sagen lassen, sie
sollten noch warten, bis die Zeiten ruhiger seien.
Allen Ordensleuten, die in den letzten
Jahren aus Frankreich oder sonstwo vertrieben worden,
läßt der Herr sagen:
Alle, ja alle möchten sich als Sühnopfer
betrachten, die Er, weil unschuldig, erwählt habe, daß
sie die Gerechtigkeit Gottes versöhnen sollten, denn der
Zorn Seines Vaters sei ob des Undanks der gottlosen
Menschen so heftig entbrannt, daß Sein (des Sohnes
Gottes) unblutiger Kreuzestod, den Er tagtäglich so viel
tausendmal auf unseren Altären vollzöge, nicht mehr
allein hinreichte, genugtuende Sühne zu leisten. Es
müsse Menschen geben, und zwar reine, unschuldige
Seelen, die den Kreuzestod an sich vollziehen.
Diese müssen ganz über sich hinweggehen
und sich als Schlachtopfer für Seine heilige Kirche
einsetzen. Und dazu habe Er das Priestertum und Seine
auserwählten Bräute beiderlei Geschlechtes ausersehen
und bestimmt. Sie sollten Ihm also vor Seinem
himmlischen Vater Ehre machen, denn Er rechne auf sie.
Er erlaube ihnen, wo sie sich hinflüchteten, ihren
nötigen Unterhalt zu suchen auf die ihnen zu Gebote
stehende Art und Weise, wie sich Gelegenheit darböte,
wie es Sein heiliger Nährvater in Ägypten tun mußte,
aber unter allen Umständen ihre Gelübde halten,
besonders das der Keuschheit. Und weil es nicht so
bliebe, wie es jetzt sei, sollten sie sich als Pilger
betrachten, die durch ihren Opfergang mit reichen Gnaden
und Verdiensten wieder von ihrem Pilgerzuge zurückkehren
sollten. Dieses sollen all die bedrängten guten
Christen, besonders Priester und Ordensleute, in
Frankreich wissen, damit sie ihre Aufgabe recht erfassen
und anstatt sich dem Kleinmut hinzugeben, Mich ihren
Herrn und Gott dankbar preisen, daß Ich sie auserwählt
habe, Meinen Erlösungstod in ihnen fortzusetzen und so
Mein armes Volk zu retten.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
778 Am 19. Juli 1906
Barbara:
Während der heiligen Wandlung in St. Quintin opferte ich
mich dem Herrn auf und bat, Er möge meine Armseligkeit
ersetzen und gleichwie Er am Kreuze die Arme ausspanne,
um alle Menschen zu umfangen, so begehre ich, die Arme
meines Geistes auszuspannen und in Vereinigung mit Ihm
alle Menschen der ganzen Welt zu umspannen und mit
meinem Gebet Ihm zuzuführen.
„In erster Linie empfehle ich Dir alle
Anliegen der Liebesbundmitglieder.“
Da gab mir der Herr die tröstliche
Versicherung:
Jesus: „Er
werde die kleinen Opfer, die man tagtäglich zu leiden
habe durch Hitze, Kälte, Ungeziefer, das die Armen in
ihrem Dachkämmerlein so sehr quäle, besonders die Leiden
der armen, unschuldigen Kinder, mit großem Wohlgefallen
aufnehmen, wenn ich es verstände, sie täglich zu sammeln
und Ihm in Vereinigung mit Seinem bitteren Leiden
aufopfere. Und daß Er die täglich wiederkehrenden
quälenden Belästigungen von demjenigen, der sie aus
Liebe zu Gott im Geiste der Buße mit Geduld ertrage, so
annehmen werde, wie Er in früheren Zeiten, als die
Menschheit noch kräftiger gewesen sei, die überaus
strengen Bußwerke der heiligen Einsiedler
entgegengenommen habe, denn Er brauche jetzt viele
Seelen, die sich einsetzen für andere, und für so
außerordentlich schwere Bußwerke sei die Menschheit doch
jetzt zu geschwächt. Das Gemüt ertrage es nicht mehr,
leibliche Schwäche wirke zu sehr auf die Seelenkräfte
ein.“
Barbara: Bei
der Wallfahrt zu den Vierzehn Nothelfern am 18. Juli,
als wir in den Flecken einzogen, sah Barbara die
Heiligste Dreifaltigkeit, welche ihr Ihre Freude
ausdrückte, daß es noch Menschen gebe, die nur zu Seiner
Freude und Ehre lebten und sich Ihm ganz hingäben, und
wie im Blitz erfaßte jede der Göttlichen Personen eine
von uns und zog uns in Sich hinein. Barbara sah uns aber
nur als ein Tüpflein auf dem „i“. Die Majestät des
himmlischen Vaters sei unbeschreiblich gewesen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
779 Am 24. Juli 1906
„Es müssen Seelen sich vereinigen, die
das Gegenteil tun von dem, was die gottlose Welt tut.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion redete der Herr mich sehr
liebevoll an, indem Er mich aufmunterte, nichts zu
unterlassen, wo eine Anregung zum vereinigten Gebet
bezweckt werden könne. Denn in unserer genußsüchtigen,
glaubensarmen Zeit sei nichts so notwendig, als daß die
Guten sich vereinigten, gegenseitig sich ermunterten und
mit vereinigten Kräften den Himmel mit Bitten
bestürmten.
Jesus: „Gehet
also bis Donnerstag nach Marienthal und opfert den Gang
auf zu Ehren Meiner lieben Großmutter, Mutter Anna.
Ermuntert auch andere, die Zeit dazu haben.
Du und noch andere hätten gerne ihre
Ruhe, ihr scheut Strapazen. Ich will aber der
vergnügungssüchtigen Welt, die in Tanz und Spiel, in
Sünden und Laster ganz versunken ist, ein Mittel
entgegensetzen. Es müssen Seelen sich vereinigen, die
das Gegenteil tun von dem, was die gottlose Welt tut.
Darum möge N. noch einmal die Anregung machen, dem
Pilgerzug nach Lourdes sich anzuschließen, denn Ich
will, wenn Pater Ludwig einmal wieder gesund ist, daß
Meine Liebe und Barmherzigkeit in der ganzen Welt
ausgebreitet werde.
Deinem Bischof kannst du sagen, daß die
Kritiker niemals dazu beitragen werden, daß der Glaube
wieder emporblühe und die Kirche verherrliche, wohl aber
ein tieflebendiges Glaubensleben.
Der Generaloberin in N. teile mit: ,Ihre
Wiedergutmachung solle darin bestehen, daß sie in all
ihren Klöstern auf kindlich-demütigen Glauben
hinarbeite, denn die Aufgabe des Liebesbundes ist, daß
die Mitglieder sollen in kindlich-demütigem Glauben ein
sündenreines Leben führen, Ihn oft in der heiligen
Kommunion empfangen, und der jungfräuliche Stand soll
durch den Liebesbund mehr gehoben und gepflegt werden.‘
Barbara:
Ferner wünscht der Herr, daß viel gebetet und geopfert
werde für die Kirche Frankreichs, weil in jenem Land Er
zwar schwer beleidigt und gekränkt werde, aber Seine
treuen Kinder Ihm auch wieder viele Freude machten und
Er nicht zulassen werde, daß dort Seine Kirche
untergehe; denn Seine treuesten Freunde und Anhänger,
wie Lazarus, Martha und Maria Magdalena hätten den Samen
Seines kostbaren Blutes zuallererst nach Frankreich
getragen und diese bitten und bestürmten Ihn Tag und
Nacht für dieses ihnen so teure Land.
Darum auf zum Gebet. Und wenn wir
vielleicht einen Pilgerzug nach Lourdes machen, dann
wollen wir recht vereint, im Gebet, den Himmel
bestürmen.
Pater Ludwig, der nach menschlichem
Ermessen eine Beute des Todes sei, habe Er aber nur so
weit an die Todespforte befördert, damit alle Seine
Macht anerkennen müßten. Er habe ihn, indem er zwischen
Leben und Tod schwebend doch wieder auflebe, vor dem
Tode bewahrt, damit alle einsehen müßten, daß Leben und
Tod nur in Seiner Macht stehen und alle Seine
Oberherrlichkeit anerkennen müßten. (Die erbetene
Erlaubnis für Pater Ludwig, sich dem Pilgerzug
anzuschließen, wurde zum zweiten Male von Provinzial
Pater P. abgeschlagen.)
Inhaltsverzeichnis Band 6
780 Am 25. Juli 1906
„Daß wir Menschen nicht überall zu
übernatürlichen Mitteln unsere Zuflucht nehmen sollen,
solange wir auf natürlichem Wege uns helfen können.“
Barbara: Wie
es allen armseligen Menschenkindern geht, so geht es
auch mir. Die große Hitze drückt mich dermaßen zusammen,
daß ich nicht mehr schlafen kann und morgens sehr
entkräftet bin. Doch schleppte ich mich heute fort, um
die heilige Kommunion nicht entbehren zu müssen. Dies
ließ mich der Herr auch fühlen, indem Er mir trotz aller
Armseligkeit großen fühlbaren Trost zuteil werden ließ.
Ich gewann Zutrauen. Es war mir, wie wenn ich eine gute
Freundin einige Zeit trocken behandelt hätte und sie mir
doch nichts entgelten ließ. Ich war ganz erstaunt und
sagte:
„O Herr, es ist mir unbegreiflich, daß
Du Dich herablässest. Ich hätte Dir einige Fragen
vorzulegen, aber aus Furcht, ich betrüge mich selbst,
will ich lieber nicht fragen.“
Jesus: „Warum
hast du gestern und schon viele Tage nichts gefragt? Und
warum antworte Ich dir nicht immer, auch wenn du und
andere es noch so gerne hätten? Weil Ich nicht will! Von
Meinem Willen also hängt alles ab. Alle Unterredungen
und alle guten Anregungen müssen zuerst von Mir
ausgehen. Ich bin es, der dein Herz und deinen Willen
lenkt und leitet. Und nun, was willst du wissen von
Mir?“
Barbara: „O
Herr, werden wir wohl vom Pater Provinzial die Erlaubnis
bekommen?“
Jesus: „Warte
noch einige Tage, und du erfährst es auf natürlichem
Wege.“
Barbara: Dies
war die erste Beschämung. Nicht genug gedemütigt, fragte
ich weiter:
„O mein Jesus, ich weiß, Du bist gut. Du
hast mir schon viele Beweise dafür gegeben. Darum wage
ich es, so dreist mit Dir zu reden. O ich bitte, laß
mich wissen, ob wir sicher auf Heilung von Pater Ludwig
hoffen dürfen?“
Jesus: „Dies
hängt von euch ab. Solange ihr euren Willen obenan
setzt, lasse Ich euch noch zappeln. Seid ihr aber einmal
mit allem, was Ich tue, vollkommen einverstanden, dann
werde Ich in allem euren Willen tun.“
Barbara:
„Herr, das wollen wir. Nur was Du willst, das soll
geschehen. Auch Pater Ludwig will sonst nichts.“
In dieser Unterredung gab mir der Herr
zu verstehen, daß wir Menschen nicht überall zu
übernatürlichen Mitteln unsere Zuflucht nehmen sollen,
solange wir auf natürlichem Wege uns helfen können. Die
ehrwürdigen Schwestern in N. sollen nicht so leicht ihr
Haus wechseln. Die Schikanen, die ihnen gemacht werden,
seien vom Teufel angezettelt, dem dieses Gebets- und
Opferleben sehr verhaßt sei. Sie sollen dies gar nicht
beachten und die Leiden aus Liebe zu ihrem himmlischen
Bräutigam geduldig ertragen.
„Ach Herr, gib mir doch ein Wort des
Trostes für Fräulein N.“
Der Herr aber schwieg. Und als ich
weiter in Ihn drang, gab Er mir zur Antwort:
Jesus: „Für
eigensinnige Seelen habe Ich keine Antwort. Ich habe ihr
schon genug Beweise Meiner Liebe gegeben.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
781 Fest der heiligen Anna am 26. Juli
1906
„Die Liebe ist es, die euch das Dasein
gab, und wer diese Liebe zu erwidern versteht, der hat
seine ganze Lebensaufgabe erfüllt.“
Barbara: Bei
der heiligen Kommunion am Feste der heiligen Mutter Anna
war der Herr wieder sehr herablassend. Er zeigte mir,
mit welcher Sorgfalt Er diese Stammlinie, aus der Seine
heilige Mutter hervorgehen sollte, gepflegt und
beschützt habe, und zwar zeigte Er mir dies in Form
einer wunderbar schönen Straße, die ohne Biegung und
Krümmung sich durch viele Geschlechter, die ich alle auf
derselben wandeln sah, hindurchzog und bei Seiner
gnadenreichen Geburt ausmündete.
Auch zeigte der Herr mir die Stammlinie
des heiligen Josef. Diese war zwar dieselbe Straße, aber
zur Zeit, wo Er das Pflegekind des heiligen Josef
geworden sei, wären viele von dieser Stammlinie
abgewichen und hätten in so reiner Absicht Gottes Gesetz
nicht mehr gehalten wie die Ahnenfamilie der heiligen
Mutter Gottes. Josef sei der Einzige und Heiligste
seines damals lebenden Geschlechtes gewesen und von
jenen wegen seiner Frömmigkeit viel verachtet und
verspottet worden. Und Josef habe sich, um nicht auch
rückwärts zu kommen in seinem frommen Streben, von ihnen
entfernt und lieber ein ganz armes, demütiges Leben
geführt.
Ich bat den Herrn für alle, die sich an
mich wenden und stellte Ihm der Reihe nach alle Bitten
vor, so ganz besonders, Er möge doch Pater Ludwig die
Gesundheit schenken.
Jesus: „Dies
hängt von euch und von ihm selbst ab. Solange ihr euren
Willen vorschiebt und es euch nicht gleichgültig ist,
wie eure Bitten von Mir gewährt werden, das heißt,
solange ihr Mir vorsagt: ‚Herr, das mußt Du erfüllen‘,
werde Ich tun, was Ich will. Finde Ich aber einmal die
vollkommene Gleichförmigkeit zwischen Meinem und eurem
Willen, dann gebe Ich euch alles, was ihr wünscht und
von Mir verlangt. Dann werdet ihr aber auch nichts mehr
wünschen und verlangen, als was Ich anordne und zulasse.
Ich habe eine große Freude an jenen
Seelen, als da sind all die vertriebenen, unschuldig
leidenden und büßenden Ordensleute, die noch ihre Rechte
im Lande wahren wollen, aber anstatt anderen die Schuld
heimzuschieben für all die Entbehrungen und Leiden,
denen sie durch die Gottlosigkeit der Welt ausgesetzt
sind, sich auch ruhig der Zuchtrute unterwerfen. Siehe,
das sind die Opfer, die Ich ausersehen habe, um Mein
Volk zu retten.“
Barbara:
„Herr, was können wir Armen denn tun, die wir in der
Welt leben und so viele Fehler begehen, und so wenig
Opfergeist besitzen?“
Jesus: „Die
Liebe ist es, die euch das Dasein gab, und wer diese
Liebe zu erwidern versteht, der hat seine ganze
Lebensaufgabe erfüllt. Die Liebe zu Gott erzeugt
Dankbarkeit, und sie tut, was die Engel und Heiligen tun
im Himmel durch die ganze Ewigkeit. Darum ist dies das
Vollkommenste, was ein Mensch auf Erden tun kann. Nur
der gottliebende Mensch erfüllt seine ganze Aufgabe,
denn in gleichem Maße wie seinen Schöpfer liebt er auch
seine Mitmenschen.
Deswegen, wenn du Mich fragst, was ihr
tun sollt, um etwas beizutragen, daß die gottlose Welt
Mich wieder erkenne, dann sage Ich dir: Tut, was Ich
euch angebe! Dies ist ja der einzige Zweck des
Liebesbundes, warum Ich den Liebesbund gegründet, damit
die guten, treuen Seelen wie ein schützendes Dach die
Arme ihres Gebetes ausspannen über alle Menschen,
besonders über diejenigen, die am meisten in Gefahr
sind, verlorenzugehen.“
Barbara:
Schon seit der Fronleichnamsoktav zeigte mir der Herr
das furchtbare Unglück in Frankreich, welches die
Trennung von Staat und Kirche nach sich ziehen würde.
Beständig sehe ich über Frankreich eine Kluft sich
öffnen, und die auf ihrer Oberfläche lebenden Menschen
dorren aus, weil die Nahrung und Feuchtigkeit von unten
heraus fehlt. Staat und Kirche könnten nicht lange
getrennt bestehen. Der Staat müsse getragen sein durch
die Segnungen der Kirche, und die Kirche könne den
Schutz des Staates nicht entbehren, sonst gleiche sie
einem Haus ohne Dach, das den Verheerungen aller
Unwetter ausgesetzt ist. Und wie sehr wünsche Er, daß
mehr darauf hingearbeitet werde, daß es in Frankreich
wieder anders werde. Und wie sehr beklagt Sich der Herr,
wenn der eine Teil sich um den anderen wenig oder gar
nicht kümmern will.
Jesus: „Die
Merkmale Meiner Kirche sind nicht zwei oder drei,
sondern vier, das heißt, sie ist erstens ein Gemeingut
der ganzen Welt, sie ist heilig wie ihr Stifter, sie ist
apostolisch und viertens katholisch. Wenn nun die Feinde
sie anfallen an einem Ende, mag es sein, wo es will, muß
jedes Mitglied dieses Gemeingutes sich bemühen, auch
seine Kräfte einzusetzen, dies Gemeingut vor dem Feind
zu verteidigen.
Dieses soll auch eure Aufgabe sein, und
wo ihr ein Mitglied anspornen könnt zu diesem Werk, da
tut es, da spart keinen Weg und keine Mühe. Den
Ordensfrauen in N. sage: Ihre Oberin möge sich ohne
Ängstlichkeit der Operation unterziehen, sie werde noch
mehrere Jahre ihrem Orden vorstehen. Aber sie möge doch
alsbald eine Nachfolgerin ihres wichtigen Amtes
bestimmen und bei dieser Wahl mehr auf Tugend als auf
Gelehrsamkeit sehen, denn eine Oberin müsse mehr durch
ein gutes Beispiel als durch Gelehrsamkeit andere
leiten.
Sage Meiner Tochter, sie solle alle ihre
untergebenen Ordensfrauen in all den Klöstern
Frankreichs recht ermuntern, sich um ihre Rechte zu
wehren und Heldinnen des Glaubens zu sein. Er versichere
sie Seines ganz besonderen Schutzes. Alle aber, wie
diejenigen, welche schon ihr Heim verlassen mußten,
fordere Er auf zu einer beharrlichen Geduld, zu
vereinigtem Gebet, damit der Zorn Seines Vaters recht
bald wieder besänftigt werde, alle Ängstlichkeit und
Griesgrämerei wegen seiner Schwächen und Fehler, die
jedem Adamskind nun einmal anhaften, sollten sie
ablegen. Es gilt, sich selbst vergessen, damit man sich
mehr tüchtig mache, Meine Worte zu verstehen.“
Barbara: Als
ich von der Kommunionbank zurückkam und auf meinem Platz
kniete, ging eine merkwürdige Veränderung in mir vor.
Statt meiner Person war meine Gestalt umgewandelt in die
majestätische Gestalt des Herrn Selbst und auch Luise,
die neben mir kniete und auch mit mir kommuniziert
hatte, war ebenso verwandelt. Um uns beide standen eine
ganze Reihe heiliger Engel, die ehrfurchtsvoll anbeteten
und den Herrn in einem Halbkreis einschlossen. Der liebe
Heiland war aber nicht wie sonst, wenn ich Ihn sehe,
sondern wie ein Bischof. Einen Hirtenstab hatte Er
nicht, aber der Glanz, der von Ihm ausging, erfüllte
auch alle übrigen, die kommuniziert hatten.
Nachdem Sich der Herr so gezeigt hatte,
war ich anfangs sehr erstaunt über das große Glück, das
einer jeden von uns zuteil wird, wenn wir die heilige
Kommunion empfangen. Dann wurde ich aber zutraulich und
bekam diese schöne Belehrung, die doch vom Herrn uns
allen zum großen Trost gegeben wurde. Sie ist nichts
anderes als eine Erklärung über den ausgesprochenen
Wunsch unserer heiligen Kirche, die verlangt, daß die
Gläubigen jetzt, wie in der ersten Christenheit, öfters
kommunizieren sollen, und daß Er als Oberhirte über alle
diejenigen wacht, die in der heiligen Kommunion Hilfe
bei Ihm suchen.
Während jener Unterredung des Herrn am
Feste der heiligen Mutter Anna kam auch eine verstorbene
Klosterfrau, die mir schon lange Zeit ins Gebet
empfohlen worden, und sagte: Sie sei bald nach ihrem
Tode in den Himmel eingegangen und sie sei unendlich
glücklich. Sie sprach ergreifend von der heiligen Liebe,
so ähnlich: Jede Menschenseele sei ein Ausfluß der
göttlichen Liebe und man könne nichts Verdienstlicheres
tun, als daß diejenigen, die vom Feuer dieser göttlichen
Liebe durchdrungen seien, diese innere Flamme auch auf
ihre Mitmenschen übertrügen. Sie war voller Freude und
so schön anzusehen, von mittlerer Größe, mit einem
schneeweißen, durchsichtigen Gewand bekleidet, und sie
trug einen Kranz weißer und roter Rosen auf dem Haupte.
Als ich sie einlud, mit uns die Wallfahrt nach
Marienthal zu machen zu Ehren der heiligen Mutter Anna,
sagte sie: „Nicht nur ich, auch Schwester Angelika und
alle eure verstorbenen Freundinnen werden euch
begleiten.“
Das andere habe ich vergessen, nur an
das erinnere ich mich noch, daß sie sagte: es gäbe in
unserem Jahrhundert viele Heilige und einige auserwählte
große Diener Gottes, welche die heilige, katholische
Kirche sehr stützten und auch viel beitrügen, daß die
heilige katholische Kirche wieder neu emporblühe.
Inhaltsverzeichnis Band 6
782 1. August 1906
„Damit euch das Verdienst der Ergebung
in den Willen anderer nicht entgehe.“
Barbara: Da
unsere gute Absicht, den Willen des armen Kranken zu
erfüllen, ihn nach Lourdes zu bringen, schon zweimal
durchkreuzt wurde, trug ich dem Herrn meine Bitte aufs
neue vor, weil Er ja die Allmacht Selbst ist und N.
heilen kann, ohne die Reise nach Lourdes.
Jesus: „Seid
gegen niemand aufgebracht, weil man überall eure gute
Meinung zu durchkreuzen sucht, damit euch das Verdienst
der Ergebung in den Willen anderer nicht entgehe. Gebet
keine Ursache mehr an über N.s Leiden, dies oder jenes
habe es herbeigeführt. Von Ewigkeit her habe Ich eines
jeden Weg, und mit welchen Mitteln Ich jeden auf
demselben führen will, zugedacht. Jeder hat ein gewisses
Maß von Leiden durchzumachen. Das Maß für N. ist noch
nicht voll gewesen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
783 Brief Barbara an P. Ludwig vom 2.
August 1906
„In der Zeit, in der ihr lebt, steht der
Priester auf dem Standpunkt der Apostel zur Zeit der
ersten Christen.“
„Hochwürdiger Herr Pater Ludwig! Die
Portiuncula-Tage waren so segensreich, daß ich alle, die
diese Zeilen lesen, bitte, zur Danksagung ein Ave zu
beten. Am Ersten fand ich schon den Herrn sehr milde
gestimmt, und Er redete mir zu, nur die Arme des Gebetes
diese Tage recht weit auszuspannen und die Schätze
Seines kostbaren Blutes und die Verdienste Seiner
Heiligen recht fleißig zu benutzen. ,Denn‘, so sagte Er,
,heute öffnet Meine Braut ihre Schatzkammer für ihre
guten, treuen Kinder. Kommt also und schöpfet!‘
Diese Worte hinterließen in mir einen
solchen Trost, daß ich wie trunken war vor Freude. Ich
sagte meinen beiden Freundinnen, daß wir recht vereint
uns bemühen wollten, den Willen des Herrn zu erfüllen.
Die erste große Gnade war, nachdem ich die Bedingnisse
des vollkommenen Ablasses erfüllt hatte und sehr
ängstlich war wegen der vielen Armseligkeiten, daß mir
der Herr (um diese Furcht hinwegzunehmen) den Zustand
meiner Seele zeigte. Es wimmelte an ihr von allerlei
kleinem Ungeziefer und es ergriff mich eine Angst, daß
ich glaubte, ich sei von Gott verworfen.
Da aber nahte Sich der Herr (wie ich Ihn
am St.-Anna-Fest auch gesehen hatte, und der Herr befahl
etwas dem einen Engel. Dieser griff mit beiden Händen in
mich hinein, nahm die von Ungeziefer wimmelnde Seele
heraus und tauchte sie einige Male in ein Gefäß und
hielt sie mir hin. Sie war weiß wie ein Stück Leinwand.
Schutzengel: ,Siehst du, so macht es der Herr
heute mit jeder Seele, die mit aufrichtigem Herzen
kommt, den Portiunkula-Ablaß zu gewinnen. Alle, die hier
sind und sich Mühe geben, dem Rufe der Kirche zu folgen,
werden nicht nur den Ablaß gewinnen, sondern auch ihre
Seelen retten für den Himmel.‘
Er zeigte mir sodann die Seelen meiner
Freundinnen und aller Liebesbundmitglieder, die den
Ablaß zu gewinnen suchten in demselben Zustande. Nun war
ich getröstet. Nichts konnte mehr die Freude meines
Herzens trüben, und der Herr verlieh mir die Gabe des
Gebetes, daß ich Seinem heiligen Herzen Gewalt antun
konnte. Am Schlusse eines jeden Besuches faßte ich alles
noch mal zusammen, was die Liebesbundmitglieder alle tun
müssen, was jedes einzelne Mitglied sich verdient hat,
und übergab es meinem Schutzengel in dem schönen Gebet,
das der Herr uns gelehrt hat: ,Lieber heiliger
Schutzengel, nimm ...‘ (siehe letzte Buchseite).
Beständig war ich auch umringt von Armen
Seelen, die flehend die Hände mir entgegenstreckten. O
es ist so wahr, was die Kirche lehrt. Jubelt und preiset
mit mir die unendliche Güte Gottes, der uns berufen hat
zum heiligen, katholischen Glauben. Einmal trat ein Mann
vor meinen Geist, mit verstümmelten Gliedern. Ich
erschrak und glaubte, getäuscht zu sein. Der Mann aber
sagte: ,Fürchte dich nicht. Der Herr erlaubt mir, deine
Gebetshilfe anzuflehen. Ich war bei der Eisenbahn
bedienstet und büßte dort mein Leben ein. Deswegen
siehst du mich ohne Arm und Bein. Hilf mir heute, o hilf
mir!‘ Und ich ging ein und aus für diese Seele und sah
ihn später freudestrahlend und dankend vorüberziehen.
Dies war am Vorabend.
Tags darauf flehte ich schon morgens bei
der heiligen Kommunion: O Herr, sieh, heute ist Deine
Braut, unsere gute Mutter, so freigebig. Du darfst ihr
doch nicht nachstehen. Du mußt heute auch etwas mehr
tun. Ich appelliere an Deine grundlose Barmherzigkeit.
Du mußt heute Deine Gerechtigkeit überbrücken. Bitte
verzeihe mir, wenn ich etwas zu keck bin. Du weißt ja,
ich habe auch Deinen Willen getan und lasse mich heute
noch von vielen hier in Mainz für eine närrische Person
halten. Dies hätte ich mir doch ersparen können, wenn
ich mich nicht von Dir als Sprachrohr hätte gebrauchen
lassen.
Jesus: ,Es
ist gut! Nun, was wünschest du, daß Ich dir gebe?‘
O ich habe so viel zu wünschen, als
Liebesbundmitglieder auf der Welt sind.
Jesus: ,Nun
ja, Ich wünsche, daß der Liebesbund die ganze Welt
umfasse und daß alle Menschen Mitglieder dieses Bundes
wären, dann brauchte Mein Vater die Zuchtrute nicht zu
schwingen, denn das kannst du allen zu wissen tun, daß,
wer sich anschließt an den Liebesbund, sich Meines ganz
besonderen Schutzes erfreuen wird. Freilich bleiben
Leiden niemandem erspart, denn die Welt muß wieder
zurückgeführt werden zu Christus und Seiner Kirche, und
das geht nicht ohne schweren Kampf und große Opfer. Aber
überall bin Ich an eurer Seite und gehe voraus mit
Meinem Kreuz; folget Mir nur, und ihr werdet siegen
durch das Kreuz. Wie Ich die Welt überwand durch große
Trübsal, so auch jetzt ihr, Meine Kinder! Darum seid
nicht herzlos gegen jene eure Brüder in Frankreich, die
jetzt schon im heißen Kampfe stehen; denn wenn euch
Gleiches widerfahren wird, werdet ihr doch Hand in Hand
zusammengehen müssen. Zwar wird Meine Kirche nicht
untergehen, aber Meine Diener müssen sich den Sieg
erkämpfen.‘
Ich bat alsdann für mehrere Verstorbene,
die mir ins Gebet empfohlen worden.
Jesus: ,Nicht
nur diese, sondern auch alle übrigen, deren Verwandte
Liebesbundmitglieder sind und sich heute Mühe geben, den
Portiuncula-Ablaß für sie zu gewinnen, will Ich dir
geben.‘
Darüber war ich so erfreut, daß ich mich
bemühte, zu Lieschen und Luise zu kommen und sie
aufforderte, doch ja keine Zeit unnütz zu verlieren. Am
Abend bei der Schlußandacht zeigte Sich der Herr wider
alles Erwarten noch einmal, denn ich war über Seine
liebevollen Verheißungen so getröstet, daß ich Ihn
weiter nicht mehr belästigen wollte, und hielt mich von
jeder Neugierde zurück, zu wissen, was die eifrigen
Beter erlangt hätten. Als aber der Segen gegeben wurde,
sandte der Herr Seine Engel aus.
Und im Nu war die Kirche über unseren
Häuptern so dicht gefüllt mit weißen Gestalten, daß es
schien, sie erdrückten sich, und immer kamen während der
ganzen Andacht neue Scharen dazu. Es schien mir, der
Raum erweitere sich, und als das Te Deum angestimmt
wurde (o ich muß heute noch weinen, wo ich dies
niederschreibe zum Troste so vieler gedrückten Seelen),
da war es, als wollte die Schar verklärter Seelen die
Kirche durchbrechen, um sich zu ihrem Gott
emporzuschwingen, und mit solcher Freude stimmten sie
alle mit ein, daß sie uns Lebende übertönten.
Und als der letzte Segen gegeben war,
befahl der Herr wieder den heiligen Engeln, und während
die dritte Strophe ,Heilig, Herr, Gott Sabaoth‘ gesungen
wurde, führten die heiligen Engel den Zug meinem Geiste
vor. Voraus zog eine Schar mit weißen und roten
Kränzlein, und das Gewand war auch rosarot. Nach diesen
kam eine Schar mit weißen Gewändern, die ganz in Gold
eingefaßt waren. Und der Herr teilte mir mit: Jeus:
,Die ersten, die du siehst, sind die jungfräulichen
Seelen, auch die Kinder, die zwar in der Taufunschuld
gestorben sind, aber doch schon kleine Fehler begangen
hatten und der Anschauung Gottes noch seither beraubt
waren. Diese, mit Gold eingefaßten Gewänder, sind
Priester.‘
Als ich dies hörte, sagte ich: ,O Herr,
ist denn nicht auch der kleine Herr dabei, der neulich
hier gestorben ist, oder ist er gleich in den Himmel
eingegangen?‘ Da trat von hinten her eine Gestalt sehr
freudig vor und sagte: ,O ja, ich bin da!‘ Nach diesen
kamen Gestalten mit violettblauen Kleidern, und der Herr
sagte: ,Es sind Büßer.‘ Dann kam ein Zug allerlei
Menschen, und der Herr sagte:
Jesus: ,Es
sind die gewöhnlichen Alltagsmenschen, die Mich zwar
nicht besonders geliebt, aber doch in Meiner Gnade
gestorben sind.‘
Weil ich sehr verwundert war über die
große Auszeichnung des Priesterstandes, gab mir der Herr
folgende Erklärung:
Jesus: ,In
der Zeit, in der ihr lebt, steht der Priester auf dem
Standpunkt der Apostel zur Zeit der ersten Christen. Er
muß mit Entschiedenheit kämpfen gegen den Unglauben,
wenn er die ihm anvertraute Herde vor dem Zeitgeist
schützen und im wahren Glauben erhalten will. Darum muß
Ich den Priestern eurer Zeit den Lohn der heiligen
Einsiedler geben. Jene verließen die Welt, um ihre Seele
zu retten. Den Priestern eurer Zeit aber habe Ich mitten
in die gottlose Welt hineingestellt, um nicht nur für
sich zu kämpfen gegen diese Welt, sondern auch andere
tüchtig zu machen und ihre Seelen zu retten. Je nach
Verdienst die Belohnung! Diese Meine Diener haben zu
verbessern, was ihre Amtsbrüder zur Zeit, als Luther
auftrat, versäumten. Weil jene sich einer trägen Ruhe
überließen, konnte Luther ungestört in Deutschland sein
Unwesen durchsetzen. Dies war die Zeit, wo Meine Kirche
ihren Glanz verlor, und zwar verlor durch die Lauigkeit,
mit der man nur einer trägen Ruhe frönen wollte; denn
damals war Meine Kirche sehr reich, und sie mußte
gedemütigt werden. Jetzt aber soll sie wieder zu neuem
Glanz emporblühen, und Meine Diener müssen sich sehr
anstrengen.
Darum ist die Belohnung entsprechend der
Mühe. Die Priester zu unterstützen, um die kleinen
Flämmchen der Gottesliebe in den guten, treuen Seelen
neu anzufachen und zu entflammen, ist die eigentliche
Aufgabe des Liebesbundes. Dies ist es, warum Ich mit dir
rede. Die Menschen haben vergessen, daß Ich ihr Schöpfer
bin, weil sie Mich nicht sehen. Darum muß Ich Mich, wie
Ich immer getan, durch Geschöpfe zu erkennen geben.‘
Besonders muß Ich noch anfügen, was mir
der Herr betreffs einer Verstorbenen mitteilte, die mir
schon seit mehreren Jahren ins Gebet empfohlen ist. Die
Kinder dieser Verstorbenen sind sehr gute, gläubige
Christen und hängen mit kindlicher Liebe an der
verstorbenen Mutter, obwohl diese ihre Mutterpflichten
sehr vernachlässigte. Die Kinder sind sehr eifrige
Mitglieder des Liebesbundes. Vor einiger Zeit zeigte mir
der Herr den trostlosen Zustand dieser Verstorbenen.
Heute wurde ich noch von dem Herrn eigens aufgefordert,
dieses ausführlicher aufzuschreiben, so wie Er mir es
gezeigt habe, damit die, welche sich in gleicher Weise
versündigen, doch erkennen mögen, wie schrecklich die
Sünde gestraft werden müsse, weil Gott uns zu Seiner
Verherrlichung erschaffen und nicht, daß wir unserer
eigenen Begierlichkeit frönen, und wie groß doch wieder
Seine Liebe und Seine Barmherzigkeit sei, wenn nur ein
Mensch noch da ist, der Ihm Genugtuung leistet für die
Ihm geraubte Ehre. Als der Herr die oben erwähnte Seele
mir nach der heiligen Kommunion zum ersten Male zeigte,
vielmehr ihren Aufenthalt angab, sagte Er:
Jesus: ,Sie
ist zu jener Klasse verurteilt, an die das Gebet Meiner
Kirche nicht hinreicht.‘
Als ich dann später einmal wieder sehr
inständig für die Frau anhielt und dem Herrn all das
Gute aufzählte, welches ihre beiden Kinder tun, winkte
Er einem Engel. Der Engel war aber kein anderer als der
Schutzengel jener verstorbenen Frau. Wenn dies der Herr
mir gar nicht mitgeteilt hätte, so hätte ich es dennoch
erkennen können an dessen großer Anteilnahme an dem
Schicksal jener Armen Seele. Mit sichtbarer Freude
begleitete der Engel mich Arme, hocherfreut darüber, daß
der Allerhöchste doch einer Sterblichen den Ort zeigen
wolle, wo die ihm anvertraute Seele ihren Leichtsinn zu
verbüßen habe in der Ewigkeit.
Der Engel führte meinen Geist bis an die
Pforte. ,Hier‘, sagte er, ,bleibe!‘ Ich schaute durch
eine Öffnung, und was ich da gesehen, ist ungemein
traurig. Ich durfte zusehen, wie der Engel jener Frau
etwas sagte. Die Frau in ihrer großen Betrübnis warf mir
einen Blick zu, an dem ich zwar damals nicht, aber jetzt
verstehe, daß ihr Schutzengel ihr die freudige Nachricht
brachte: ,Dieser dort hat Gott erlaubt, dir zu Hilfe zu
kommen.‘
Gestern, als ich den Herrn so freigebig
fand, nahm ich am Schlusse alles zusammen, den ganzen
Schatz der heiligen Kirche und besonders auch die guten
Werke aller Liebesbundmitglieder und legte sie durch die
Hände der lieben Mutter Gottes vor dem Throne Gottes
nieder und sagte: ,O Herr, Du hast heute so viele
glücklich gemacht. Siehe, wir alle haben uns abgemüht,
Dir Freude zu machen. Nun mache Du auch mir noch eine
Freude. Gib jener Frau einen Trost, die Du mir neulich
gezeigt, oder, o nimm sie auch auf. Du hast ja heute
viel Ehre erwiesen bekommen und ihre Kinder, was werden
sie heute für ihre Mutter gebetet haben.‘
Da rief der Herr wieder denselben Engel.
Diesmal kam der Engel nicht gleich her zu mir. Wie der
Wind sah ich ihn forteilen, und als er zurückkam, war
jene Arme Seele bei ihm. O wie dankbar war die Frau. Sie
sagte mir:
Arme Seele:
,Glückselig die Stunde, wo du mit meinen Kindern
zusammenkamst. Tausendmal sage ich durch dich meinen
Kindern Dank, daß sie meinem Beispiele nicht gefolgt
sind. Ihr Vater, mein treuer Ehegatte, hat mich noch
gerettet, sonst wäre ich auf ewig verloren. Und um des
vielen Guten willen, welches durch die
Liebesbundmitglieder getan wird, und um dessen
Ausbreitung sich meine Kinder bemühen, bin ich durch
Gottes Barmherzigkeit aus jenem schrecklichen Ort
befreit, wo kein Gebet hindringt, und die sich dort
befinden, leiden bis zum Jüngsten Tag. O möchte doch
allen jenen, die so leichtsinnig wie ich die Sünden wie
Wasser hineingetrunken, bekannt werden, was ihrer wartet
in der Ewigkeit. Es würden viele sich bekehren.‘
Leichter als zuvor zwar, aber doch noch
sehr betrübt, wandte sie sich von mir ab, denn der Engel
an ihrer Seite mahnte sie dazu. Ich schaute nach, und
der Engel führte sie in eine ganz abgelegene, wüste
Gegend. So viel ist gewiß, daß sie nun um des Guten
willen, das durch die Liebesbundmitglieder gewirkt wird,
von jener harten Fegefeuerstrafe zu einer gelinderen
befördert wurde, wo ihr jetzt Anteil an den guten Werken
und den Gebeten der Kirche können zugewendet werden.
Auch wurde mir mitgeteilt:
Jesus: ,Wenn
jemand einwenden wollte, es sei nicht möglich, daß der
liebe Gott ein gefälltes Urteil über eine Seele
zurücknehmen werde, so sage Ich ihnen: Wie im Alten
Bunde um der Verdienste des kommenden Erlösers willen
viele Strafen abgekürzt und die Seelen, wenn auch nur in
die Vorhölle, gerettet wurden, so habe Ich hier
gehandelt, um all der Liebe und des Glaubenslebens
willen, das jetzt und später durch die Mitglieder des
Liebesbundes geübt wird.‘
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
784 Am 9. August 1906
„Daß der Geist, der in dir durch die
Schriften spricht, derselbe Geist ist, der die heilige
katholische Kirche leitet.“
Barbara: Am
Dienstag nach der heiligen Kommunion sah ich den Herrn
überaus liebenswürdig. Er lud mich ein, zu Ihm zu
kommen, und meine Seele eilte wie ein Kind in den Schoß
der Mutter auf Ihn zu. Er saß auf einem Throne auf dem
Altar und blickte mich liebevoll an und sagte:
Jesus:
„Komme, Ich will dich entschädigen für alles, was du
gelitten.“
Barbara: Zu
Seinen gebenedeiten Füßen befand sich ein Behälter, auf
den der Herr deutete. Und als ich hineinschaute, war ich
wie entzückt über den mannigfaltigen Glanz, der in dem
Behälter sich abspielte. Alle Schönheiten, alle Farben
der Welt sind nichts dagegen.
Jesus: „Siehe
die Schätze Meines Blutes, die Ich für euch erworben
habe. Greif nur zu und schöpfe. Beunruhige dich nicht.
Bleibet treu auf dem begonnenen Wege. Sage dies auch
deinen Freundinnen und allen, die sich an euch
angeschlossen. Ich will euer Führer und euer Beschützer
sein. Und daran, was jetzt der Heilige Vater, der Mein
sichtbarer Stellvertreter ist, als oberster Hirte in die
Welt hinausschreibt, müßt ihr erkennen, daß der Geist,
der in dir durch die Schriften spricht, derselbe Geist
ist, der die heilige katholische Kirche leitet.
Macht ruhig eure Wallfahrten wie seither
und lobet und preiset den Schöpfer anstatt der Menschen,
die Ihm ihre Anerkennung versagen. Vereinigt euer
schwaches Lobgebet mit den Schätzen Meines kostbaren
Blutes und seid unbekümmert um das Gerede der Menschen,
die euch tadeln. Ohne allen Vorbehalt sollen sich
besonders Meine Bräute, die Ordensleute, Mir überlassen.
Nicht so ängstlich sein. Nicht allzusehr an seiner
Armseligkeit hängen, die kostbare Zeit nicht damit
vertändeln, Grübeleien nachzuhängen. Zufrieden sein mit
dem Beruf, den man sich erwählt hat. Wenn Satan kommt
mit Beängstigungen, dann spuckt ihm ins Gesicht.
Dies ist die Lehre, die Ich allen jenen
ängstlichen Seelen gebe, die sonst guten Willens sind,
aber nie über sich hinwegkommen. Sage allen diesen
bedrängten Ordensleuten, die sich schriftlich oder
mündlich an Mich gewandt, daß sie nicht nur Meine Bräute
sind, weil sie Mir geweiht, sondern auch Meine liebsten
Kinder sind, denn Ich habe dir gesagt zur Zeit: ,Alle,
die Ich dir zuführe, gehören zu den liebsten Kindern
Meines Herzens.‘ Ich bin zwar ein guter Gott, aber auch
ein eifersüchtiger Gott.
Deshalb sollen sie sich nicht an ihre
Fehler und Unvollkommenheiten hängen und Mir die Mir
gebührende Ehre rauben, denn es genügt Mir, daß sie so
viel unschuldig leiden müssen durch die Verfolgung, die
über Meine Kirche gekommen ist. Sie sollen wissen, daß
Ich sie in Schutz nehme und alle ihre Fehler vergesse.
Morgen geht ihr nach G. und am Samstag nach M.,
unbekümmert um das Gerede der Menschen. Meine Freude
ist, daß ihr Mein Lob verkündet, und Ich will, daß ihr
mit freudigem Herzen es verkündet.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
785 Priesterweihe am 12. August 1906
„Denn der Liebesbund hat ja die Aufgabe,
die ganze Welt in Christus zu erneuern.“
Barbara: Kurz
vor der Kommunion der jungen Priesterkandidaten sah ich
den Himmel sich öffnen, und es war, wie wenn der ganze
Chor in ein Paradies sich verwandelt hätte. Himmel und
Erde waren wie zu einem verschmolzen und eine Stimme aus
der Höhe sprach:
Jesus: „Diese
sind reingewaschen im Blute des Lammes. Sie sind
diejenigen, an denen Ich Meine Freude habe!“
Barbara: Ich
erkannte die Stimme als die des Herrn und flehte
inständig für diese jungen Priester, befahl Ihm unsere
H.H. Bischöfe und alle übrigen Priester, daß sie doch
alle Männer nach Seinem heiligsten Herzen sein möchten.
Jesus: „Sage
du deinem Bischof, wenn Deutschland verschont bleiben
soll und nicht dasselbe Schicksal die Kirche treffen
soll wie sein Nachbarland, dann müssen die Schriften
verbreitet werden. Die Menschheit leistet ihrem Schöpfer
nicht mehr den schuldigen Dank und keine Anerkennung,
und wer die Worte liest, die Ich durch dich an die
Menschen richte, der muß zur Gegenliebe wieder angefacht
und entflammt werden.
Das Priestertum allein kann nicht mehr
viel ausrichten, weil die Menschen sie nicht hören. Sie
gehen ja in keine Predigt mehr. Es muß viel geopfert,
viel gelitten und viel gebetet werden. Längst schon wäre
auch der Zorn Meines Vaters über Deutschland
hereingebrochen, wenn du nicht um so viel Mich
anbettelst und nicht so viele treue Seelen sich
vereinigten, um durch Gebet und Sühne Meinem Herzen
Gewalt anzutun. Die geraubte Ehre Meines Vaters verlangt
Ersatz und Sühne. Darum sollen die Wallfahrten, welche
die ungläubige Welt durchaus ungern sieht, aber auch nur
im Geiste der Buße gemacht werden. Damit bricht das
gläubige Volk dem Unglauben die Spitze ab.
Und Ich verspreche euch, sooft ihr
wallfahrten geht und mit den Armen eures Gebetes die
ganze Welt umfaßt, um für die geraubte Ehre Meines
Vaters Genugtuung zu leisten, Anteil an allen heiligen
Meßopfern, die an selbigem Tage gelesen werden, Anteil
an allen verdienstlichen Werken der Missionare und
Ordensleute habt. Denn der Liebesbund hat ja die
Aufgabe, die ganze Welt in Christus zu erneuern, und
darum sollen die Guten zu noch größerem Eifer
angespornt, die Lauen aufgerüttelt und die Sünder zur
Buße geweckt und ermahnt werden durch solche
Wallfahrtsgänge.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
786 Vigil Mariä Himmelfahrt am 14.
August 1906
„Wie hart die Strafe ist für diejenigen,
die im Leben auf Gottes Barmherzigkeit lossündigen und
mit Meiner Gerechtigkeit spielen wollen.“
Vierzehn Tage vor Mariä Himmelfahrt
wurde ich von meinem Beichtvater aufgefordert, auf
dieses schöne Fest eine neuntägige Andacht zu halten,
und er fügte bei: „Sie werden, ich verspreche es ihnen,
wieder große Gnaden erlangen.“ Ich tat, wie mir gesagt
wurde, und zwar mit um so größerer Freude, weil ich mit
Zuversicht eine große Gnade erwartete, hatte Gott ja
durch Seinen Diener es versprochen.
In den letzten Tagen aber begegnete mir
etwas, was mich bitter kränkte, von einer Seite, wo ich
es nicht erwartete. Ich war sehr betrübt, dachte aber,
es ist nichts Neues, ähnlich ging dies schon oft auf
deinem Lebenswege, verschloß den Schmerz in mich hinein
und ergab mich ruhig in den göttlichen Willen. Gestern
wurde ich schon sehr getröstet nach der heiligen
Kommunion. O ich getraute mich nicht aufzublicken, als
der Herr mich rief, und ich sagte:
Barbara:
„Herr, wie kannst Du heute so freundlich und
herablassend gegen mich sein, da ich mein Herz nicht
freibringe. Ich finde so wenig Aufrichtigkeit und wahre
Treue, daß ich mich heute sehr zu beklagen habe.“
Jesus: „Wo
Menschen sind, gibt es Fehler. Dies darf dich nicht
beirren. Komm nur! Vergiß und verzeihe, bis du siehst,
daß Ich auch so gegen dich bin. Siehe, wie Ich deine
Seele gewaschen habe in Meinem Blute!“
Barbara: Und
der Herr zeigte mir meine Seele, und ich ward sehr
zutraulich. Die Beklemmung schwand. Der Herr hob meine
Seele zu Sich und mit Sich fort. In diesem Geistesfluge
sagte Er mir:
Jesus: „Ich
will dir zeigen, wie die triumphierende Kirche die
Vorabende hoher Feste feiert.“
Barbara: Wir
gelangten in einen Raum von unaussprechlicher Schönheit
und Herrlichkeit. Der Herr stellte mich in die Mitte,
damit ich alles schön übersehen könne. Alles war
beschäftigt hier. Mit großer Ehrfurcht begrüßten alle
den Herrn, aber dann ging es weiter in der
Beschäftigung. Es wurde ein Thron errichtet, so
prachtvoll und majestätisch, daß das Auge nicht satt
wurde zu schauen. Die Farbe war karmesinrot, ähnlich wie
der Bischofsthron bei kirchlichen Feierlichkeiten, aber
feiner und mit zierlichen goldenen Türmchen versehen. O
welch eine Pracht, wie ich dergleichen noch nicht
gesehen. Still lächelnd schaute der Herr meinen
staunenden Blicken zu und sagte:
Jesus:
„Siehst du, so werden hier die Vorabende gefeiert.
Morgen ist das Fest der Aufnahme Meiner heiligen Mutter,
und dies ist der Thron, auf welchem Sie wieder aufs neue
zur Königin des Himmels gekrönt wird.“
Barbara:
Alles, was da lebte und schwebte, war voller Freude und
Jubel. Ich wandte mich nun an den Herrn und bat Ihn, Er
möge mir um all der Freuden willen, die Er an diesem Tag
mit Seiner lieben Mutter gehabt habe, auch eine Bitte
gewähren. Er möge mir die Seele von Frau N. schenken und
alle jene Armen Seelen, die Ihn und Seine heilige Mutter
recht geliebt hätten auf Erden.
Jesus: „Frau
N. kann Ich dir noch nicht schenken. Du mußt wissen, daß
sie schon eine außerordentliche Begünstigung durch dich
erlangte. Doch verspreche Ich dir, wenn ihre Kinder treu
bleiben auf betretenem Wege bis zum Tode, Ich alsdann
ihre Mutter befreien werde. Du aber sollst alles
aufschreiben, was Ich dir zu wissen tue, damit die
Menschen sehen, wie hart die Strafe ist für diejenigen,
die im Leben auf Gottes Barmherzigkeit lossündigen und
mit Meiner Gerechtigkeit spielen wollen. Dort, an jenem
furchtbaren Ort, wo die Frau seither büßte, sind viele,
viele Seelen, die leiden bis zum Jüngsten Tag, denn dort
ist der Eingang verschlossen für jeglichen Trost. Darum
blieb der Engel, der dich dorthin begleitete (der
Schutzengel jener Frau) auch am Eingang stehen.
Und nun, um dir Mut beizubringen, damit
du ja nichts unterlässest aufzuschreiben und die
Menschen Meine Gerechtigkeit wieder fürchten lernen,
aber auch Meine Güte und Barmherzigkeit sehen und
bewundern, beförderte Ich diese Frau an einen Ort, wo
die guten Werke der streitenden Kirche hingelangen
können, um des vielen Guten willen, das durch die
Schriften geübt wird.“
Barbara: „O
Herr, wie wirst Du aber mit uns verfahren, die wir bei
sonst gutem Willen doch immer so armselige Menschen
sind, wie Du dieser Tage wieder siehst?“
Da zeigte der Herr mir eine Pforte. Vor
dem Eingang hing eine Person, wie wenn sie schwebend an
Fäden angebunden in der Luft hinge. Ich wunderte mich
sehr und fragte, was dies denn bedeute?
Jesus: „Dies
sind die Unvollkommenheiten, an denen die Seele noch
hängt, die ihr, wenn sie auch in Meiner Gnade gelebt und
gestorben ist, doch den Eingang in den Himmel noch
verhindern.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
787 Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August
1906
Barbara:
Heute, am Feste Mariä Himmelfahrt, war ich mit der
Prozession zu dem Gnadenort Marienborn gewallfahrt. Bei
der heiligen Wandlung sah ich den Herrn wieder auf dem
Hochaltar. Ich erinnerte Ihn an das Wort meines H.H.
Beichtvaters.
„Aber, mein Jesus, Du sagtest gestern
wieder, ich solle alles niederschreiben, was Du mir zu
wissen tust, habe aber noch kein Wort aufgeschrieben von
gestern. Siehe, Du gibst mir Aufträge, die ich allein
nicht ausführen kann, und die es könnten, beachten Deine
Worte nicht. Selbst die, welche Du mir beigegeben hast,
vertändeln so viel Geld für überflüssige Dinge, daß für
Dich und Deine Zwecke wenig bleibt. Und wieviel Angst
halte ich aus wegen meiner zwei Neffen. Am Ende habe ich
für alle, die sich an mich gewendet, einen Trost von Dir
erbettelt und für mich habe ich nichts als Enttäuschung
über Enttäuschung, denn ich denke an mich immer
zuletzt.“
Da gab mir der Herr die tröstliche
Verheißung:
Jesus: „Du
wirst noch erleben, daß die Antonius-Kirche eingeweiht
wird. Denn sie soll als Erinnerungszeichen hingestellt
werden an die große Liebe, die Ich durch dich an die
Menschheit verschwendete. Für alle Menschen habe Ich mit
dir gesprochen. Und du wirst deine zwei Neffen noch als
Priester am Altare sehen. Und zur Bekräftigung, daß es
so ist, wirst du von Meiner heiligen Mutter zum Abschied
einen Händedruck erhalten.“
Barbara: In
diesem Augenblick kam die liebe Mutter Gottes auf mich
zu, drückte mir die Hand, daß ich vor Wonne nicht zu mir
kommen konnte. Als ich zu mir kam, ging die Prozession
schon aus der Kirche, und ich beeilte mich, mich ihr
anzuschließen. Die Hand der lieben Mutter Gottes war so
schön, daß ich jetzt noch vor Wonne zerfließen möchte.
Der Herr sagte mir noch, daß ich nichts unterlassen
solle aufzuschreiben, denn es werde vielen Menschen
nützen. Alles, was Unangenehmes an mich herankomme,
dürfe mich von meiner Aufgabe nicht zurückhalten; die
Fehler müßten unter uns ertragen werden, wie Er ja auch
die Fehler Seiner Apostel habe erduldet und ertragen.
Anmerkung: Lieschen bat Luise, ihr doch
ein Kleid für sonntags machen zu lassen, weil das ihrige
für den Sommer zu heiß sei. Weil nun die Näherin gerade
bei Luise war und Luise an das Haus gefesselt mit
Barbara nicht reden konnte, bis daß alles fertig war, so
meinte Barbara, man hätte das Geld für gute Zwecke
sparen können, denn es sei noch nicht so nötig gewesen.
Inhaltsverzeichnis Band 6
788 Brief Barbara an P. Ludwig v. 26.
August 1906
„Die Leiden mit Geduld ertragen ist der
Weg, den alle Heiligen gehen mußten, um in den Himmel zu
kommen.“
„In der letzten Woche konnte ich mit
unserem Herrn nicht reden. Er zeigte mir wieder, was der
Mensch aus sich ist, nämlich Elend und Sünde. An Ihrem
heiligen Namensfeste (H.H. Pater Ludwig) war ich deshalb
sehr betrübt, gar kein Wort des Trostes für Sie erflehen
zu können. Ich opferte zwar die heilige Kommunion für
Sie auf, aber dürr und öde mußte ich die Kirche
verlassen. Wir machten dann eine Wallfahrt nach
Marienborn. Dort flehte ich sehr inständig, und die
liebe Mutter Gottes teilte mir mit, daß ich heute einer
Unterredung mit dem Herrn gewürdigt werde. Nach der
heiligen Kommunion erinnerte ich den Herrn an das
Versprechen Seiner heiligen Mutter, und der Herr brach
endlich Sein langes Schweigen. Ich fragte den Herrn, ob
Er denn Pater Ludwig gar kein Geschenk zu seinem
Namenstag wolle zukommen lassen.
Jesus: ,Ja,
Ich will ihm in den Tagen, wo seine Geschwister bei ihm
zusammenkommen, seine Beredsamkeit wieder geben. Er wird
zur Unterhaltung mit solcher Begeisterung von Meiner
Macht, Weisheit und Güte sprechen, daß alle seine
Geschwister nicht nur getröstet, sondern auch sehr
erbaut von ihm scheiden werden. Dann aber sage ihm, daß
er und Luise, die ja auch Namenstag feiert, Mir zum
Opfer eine völlige Gleichförmigkeit mit Meinem
göttlichen Willen bringen, denn dies ist der Schlußstein
der christlichen Vollkommenheit. Die Leiden mit Geduld
ertragen ist der Weg, den alle Heiligen gehen mußten, um
in den Himmel zu kommen.‘
gez. Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
789 Am 30. August bis 2. September 1906
„Die streitende, leidende und
triumphierende Kirche sind nur eine einzige Familie.“
Barbara am
30. August 1906: Heute früh zeigte Sich der Herr
einige Augenblicke in einem Lichtglanz. Aber ich durfte
Ihn nur sehen, wie wenn ich durch einen Schleier Ihn
sähe. Er sagte:
Jesus: „Ihr
seid Jungfrauen, die in der Welt leben, und als solche
habe Ich dich neben den Ehestand gestellt, weil Ich
will, daß der jungfräuliche Stand auch in der Welt soll
gehoben und gepflegt werden.“
Barbara: Am
Samstag, dem 1. September, unterließ ich zur Buße für
meine Sünden die heilige Kommunion, dafür aber empfing
ich mit größerer Inbrunst die geistige Kommunion. Die
ganze Woche war ich sehr niedergebeugt und konnte mich
nicht erheben, hatte auch keinen Trost, weder innerlich
noch äußerlich. Ich klagte mich darum bitter an beim
Herrn, und Er ließ Sich herab, mich zu trösten. Ich
hörte eine Stimme, die mich einlud, aus meinem Elend
herauszugehen und alles, was mich so niederdrücke, zu
vergessen.
Jesus:
„Siehe, ein Herz schlägt für dich und denkt an dich.
Darum komm und sieh, was Ich dir schon mehrmals gezeigt
habe, damit du wieder mutig werdest zum Kreuztragen.“
Barbara: Ich
war so erquickt bei diesen Worten, daß ich alles Leid
vergaß und mich dem Herrn überließ. Er führte meine
Seele in jenen glorreichen lichten Raum, wo alles, was
wir sehen und hören, Friede, Freude und himmlische
Glückseligkeit ahnen läßt. Ich sah einen herrlichen
Thron und auf diesem einen Mann in fürstliche Gewänder
gekleidet. Alles bewegte sich freudig um ihn und
beglückwünschte ihn. Um ihn herum standen viele, die mit
jenem auf dem Thron ebenfalls von anderen beglückwünscht
wurden.
Unter diesen erkannte ich einen
verstorbenen Schwager von mir mit Namen Egidius und die
diesem gratulierten, kannte ich alle sehr gut. Es waren
meine verstorbene Schwester, seine Ehefrau, und meine
ganze verstorbene Verwandtschaft. Ich war sprachlos über
das Glück, das jedem einzelnen aus den Augen leuchtete,
und der Herr erlaubte ihnen, mir dies Gesehene zu
erklären. Mein Schwager fing an zu reden und sagte:
Schwager (†):
„Siehe, wir alle hier, die du von
anderen umringt siehst, feiern heute mit jenem Egidius,
auf dessen Namen wir getauft und unter dessen Schutz wir
gestellt sind, Namenstag. So ist es alle Tage hier. Ein
ewiges Freuen, ewiges Frohlocken. O sage meinen Kindern,
sie möchten ihr ewiges Ziel nicht vergessen, ihre Kinder
in der Gottesfurcht erziehen, damit wir uns hier wieder
finden, an diesem Ort der ewigen Glückseligkeit. Sage
ihnen, daß sie in die Fußstapfen der Eltern treten, das
Allerheiligste Sakrament öfters empfangen und immer die
liebe Mutter Gottes recht kindlich verehren sollen.
Barbara:
Egidius redete noch, da kam mein glückseliger Neffe
Josef, der im November gestorben ist, in einem
herrlichen Gewande, weiß wie der Schnee, viel schöner
war es, wie das von Egidius, meinem Schwager. Strahlend
vor Glück und Freude sprach er:
Josef (†):
„Sage meiner Schwester, sie soll doch ja ausharren, o es
lohnt sich, und Valentin und allen meinen Geschwistern,
daß sie sich nicht so sehr an die vergänglichen Freuden
der Welt hängen. Auch ich hätte noch gerne gelebt. Ich
machte Pläne für mein zukünftiges Leben, aber alle meine
Pläne vereitelte der liebe Gott. Wie gut, daß ich Ihn
immer fürchtete. Und jetzt, wie glücklich bin ich. Saget
Ihm Dank mit mir.“
Barbara: Die
anderen Kinder unserer Verwandtschaft sah ich nur von
ferne. Sie waren so sehr mit dem Lobe Gottes beschäftigt
und so voller Freude, daß sie sich zwar nach mir
umsahen, aber doch mehr nach Art unschuldiger Kinder und
wie Engel.
Als ich von diesem glückseligen Ort
zurückgeführt wurde, kam ich durch einen dunklen Ort,
wie in der Dämmerung. Da trat ganz traurig die Nichte
einer Verwandten von mir auf mich zu, die dieser Tage
erst gestorben war, und sagte:
Nichte (†):
„O wie traurig, daß ich nicht teilnehmen kann an den
Gnaden und Gebeten, die der Herr über dich ausgießt und
die der leidenden und streitenden Kirche zugute kommen.
Denn wie in einer Familie, wo Friede und Eintracht
herrscht, die zeitlichen Güter der Familie gleichmäßig
verteilt werden, so macht es der liebe Gott mit den
geistlichen Gütern. Wäre meine N. eines Herzens und
Sinnes mit dir, gingen alle die geistlichen Gnaden und
Verdienste auch auf mich über, die der liebe Gott dir
zukommen läßt. So aber fällt anstatt Trost ein dunkler
Schatten auf mich zurück.“
Barbara: Und
jammernd und traurig verschwand die Seele.
Ich bat und flehte auch für eine Frau,
deren Tochter in meine Verwandtschaft eingeheiratet hat,
weil sie sich mir vorstellte und sehr freudig und
getröstet aussah. Ich fragte sie, wie es ihr jetzt gehe.
(Vor einigen Jahren erschien mir dieselbe in einem sehr
erbärmlichen Zustand.) Sie sagte:
Frau (†): „Es
geht mir, seitdem meine Tochter zu deiner Familie
gehört, viel besser; denn die Gebete und Verdienste, die
der Herr deinen Angehörigen zukommen läßt, kommen auch
mir zugute.“
Barbara: Und
sie stimmte das Magnificat an. Ob sie schon im Himmel
ist, weiß ich nicht, aber sie sah überaus fröhlich aus.
Ich wandte mich an den Herrn mit der Bitte, was Er mir
heute zu verstehen geben wolle, und Er sagte:
Jesus: „Ich
will dir zeigen, was Ich auf jeder Seite in deinen
Schriften niedergelegt habe, nämlich die streitende,
leidende und triumphierende Kirche sind nur eine einzige
Familie, und daß die geistige Gütergemeinschaft allen
zugute kommt, wo kein Hindernis gelegt wird. Und Ich
will, daß alle lebenden Christen den Artikel des
Glaubensbekenntnisses recht lebendig erfassen sollen:
Ich glaube an eine Gemeinschaft der Heiligen!“
Barbara: Der
fürstlich gekleidete Mann auf dem Throne war der heilige
Egidius, einer der Vierzehn heiligen Nothelfer. Wir
gehen alle Samstage (so befahl es mir der Herr) zu Ehren
der lieben Gottesmutter wallfahrten. Gestern hatten wir
uns verabredet, heute nicht zu gehen wegen der
Valentinus-Andacht, die in St. Christoph gehalten wird.
Aber der Herr riet mir auch heute zu gehen, und zwar bei
der größten Mittagshitze. Als wir dort ankamen, wurde
dort ein Kind zur Taufe getragen. Während der Taufe
erschien die liebe Mutter Gottes in einem goldenen Kleid
und breitete die Hand aus über das neugetaufte Kind. Und
ich erkannte, daß das Kind einmal Priester werde. Mit
uns aber war Sie sehr liebevoll und zeigte mir für jeden
eine Krone.
Bei unserer Wallfahrt am letzten Samstag
bei dem Gnadenaltar in Marienborn beteten wir den
Kreuzweg. Als wir an der zehnten Station ankamen, trat
wieder eine dunkle Gestalt vor mich hin. Es ergriff mich
eine solche Erschütterung, daß mir alle Sinne wie
betäubt wurden und ich schweigend auf die Bank
niedersank. Die Seele redete mich an und sagte:
Pfarrer (†):
„Ich bin der Vorgänger von dem Pfarrer dieser Kirche.
Ich bitte dich, schenke mir die Ablässe, die ihr durch
diese Kreuzwegandacht gewinnen werdet und sage dem
Pfarrer Ambrosius, ich ließe ihn bitten, doch meiner am
Altare zu gedenken. Er hat in den Augen Gottes Gnade
gefunden, weil er sich Mühe gibt, die Wallfahrt wieder
neu zu beleben. Was ich durch meine Nachlässigkeit
versäumte, macht er wieder gut. Tue es, denn ich leide
große Peinen hier. Und ich verspreche dir und deinen
Begleiterinnen, bei eurem Tode, wenn ich bis dahin
erlöst sein werde, auch vor Gott für euch zu bitten.“
Barbara: Er
verschwand, und ich konnte weiterbeten. Bei meiner
Beichte sagte ich es meinem H.H. Beichtvater, wie ich es
hier beschrieben habe, und bekam zur Antwort:
Beichtvater:
„Das ist möglich und ist zu glauben. Ängstigen Sie sich
nicht, wenn Ihnen wieder Ähnliches vorkommt. Sagen Sie
gleich: Mein Gott Ich vereinige meine Gebete mit dem
kostbaren Blute und den Verdiensten Deines Sohnes und
opfere es Dir für die Arme Seele auf, die Du gerne aus
den Qualen des Fegefeuers befreien mögest! Da bleibt
jede Täuschung ausgeschlossen.“
Barbara:
Gestern wurde mir durch die heilige Hildegardis von
Eibingen mitgeteilt:
Hildegardis:
„Unterlasse das Aufschreiben nicht, und wo du von Gott
aufgefordert wirst hinzugehen, da gehe und trete in
meine Fußstapfen ein, verbreite in Wort und Schrift die
Ehre Gottes.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
790 Brief Barbara an Luise vom 6.
September 1906
„Wir haben zwar, Lieschen und ich, viel
für Euch gebetet, besonders für den Pater Ludwig, und
wir hoffen beide ganz sicher, der Herr wird Euer
Beisammensein (vielleicht zum letzten Mal auf dieser
armseligen Welt) mit Seinem Segen begleiten. Wenn Er es
auch nicht nach unseren Begriffen tut, überlassen wir
nur alles Seinem heiligen Willen. Wir wollen und haben
getan, was Er gesagt hat. Nun steht es noch bei uns in
allem, auch wenn wir es nicht verstehen, mit Vertrauen
in Seine Arme uns zu werfen. Müßten Du und Deine lieben,
ehrwürdigen Schwestern auch ohne Trost auf Besserung von
Pater Ludwig scheiden, ein Trost bleibt: Die Ergebung in
Gottes heiligen Willen. Herr, willst Du nicht, was ich
so gerne gewünscht hätte, so will ich meinen Nacken
beugen in allen meinen Wünschen. Fahre fort, sie zu
durchkreuzen, nur gib mir immer mehr Erkenntnis zu
begreifen, wer ich bin und wer Du bist.
Heute früh, bei der heiligen Kommunion,
trug ich so ähnlich dem Herrn mein Elend vor und bat
Ihn, mir doch den Eifer einmal wieder zu geben, den ich
früher hatte. Jetzt, wo Er doch äußerlich meine
Verhältnisse so geordnet habe, daß ich mehr beten
könnte. Da erhielt ich die Antwort:
Jesus: ,Die
Leitung der Seelen Meiner Auserwählten richte Ich zu
allen Zeiten nach den Zeitverhältnissen, in der Meine
Braut, Meine heilige, katholische Kirche, sich bewegt!‘
O Herr, wie notwendig wäre in unserer
Zeit aber gerade, daß recht viele, wie Gertrudis,
Mechtild und Theresia, Dir dienten in Ruhe und Frieden
und Du in ihren Herzen Dich entschädigen könntest für
den Undank so vieler Menschen. Da erhielt ich die
vielsagende Antwort:
Jesus: ,Hast
du je gehört, daß das Herz Meiner Braut so verzerrt und
zerrissen wurde, wie in den Tagen, in denen ihr lebt?
Und die Seelen Meiner Auserwählten sind das Herz Meiner
Kirche, in ihnen wohnt Mein Geist, wie Er in Meiner
Kirche wohnt. Darum werden jetzt Meine Auserwählten in
sich selbst im Sturm hin- und hergeschleudert und
unruhig bewegt. Ängstigt euch deswegen nicht, wenn euer
guter Wille so vielfach durchkreuzt wird. Es ist Sühne,
die Ich verlange, und versinnbildet das Leben Meiner
Kirche in der Gegenwart.‘
Dies ist wieder ein großer Trost für
unsere Armseligkeit. Ich bitte Dich, liebe Luise, frage
Herrn Pater Ludwig, ob er es für gut halte, nach Rom an
den H.H. N., Päpstlichen Hausprälaten, zu schreiben,
weil er mir doch seine Adresse zugeschickt hat.
Inhaltsverzeichnis Band 6
791 Am 3. Oktober 1906
„Wenn Ich aber manches anders lenke, als
dir mitgeteilt wurde, so sind dies nur Mittel, die Ich
zur Heiligung der Menschen nach Belieben so zulasse.“
Barbara: Als
ich gestern abend beim Rosenkranz im Dom auch die
Anliegen von Schwester N. dem Herrn anempfahl, hörte ich
eine innere Stimme, die sagte mir ganz deutlich:
Jesus: „Sage
Meiner Tochter, sie könne samt ihren Schwestern, die
ihrer Leitung unterstellt sind, ganz sicher auf Meine
göttlichen Erbarmungen rechnen, denn der gute Geist wehe
unter ihnen. Die Dame brauche nicht ängstlich zu sein
wegen ihrem jetzigen Unwohlsein. Sie täte besser, recht
kräftig zu essen und sich oft in Gottes freier Natur
bewegen, anstatt zu den Ärzten zu laufen. Ihre Krankheit
werde sich in einigen Jahren von selbst heben.“
Barbara: Und
heute, als ich mich beklagte bei dem Herrn über den
herben Verlust, der uns bevorsteht, wenn Pater Ludwig
hinweggenommen ist, und fragte ruhig und ergeben den
Herrn, warum Er denn solche Enttäuschungen zulasse, da
anwortete mir der Herr:
Jesus: „Was
sind denn eigentlich für den Menschen Enttäuschungen?
Ganz gewiß nur solche Dinge, die das ewige Heil der
Seelen gefährden. Und nun durchforsche dein ganzes
Leben, welche Absicht dich jedesmal leitete, wenn du
jemanden tröstetest, der dich um einen guten Rat
ersuchte und du ihm eine innere Ansprache übermittelt
hast?“
Barbara: Ich
tat so, wie der Herr mir sagte und antwortete Ihm:
„Ja, ich finde nichts anderes, als daß
ich dadurch die Menschen anfeuern möchte, Dich doch mehr
zu lieben, und daß ich durch solche Vermittlungen Dein
Wohlgefallen auf mich und andere herabziehen möchte.“
Jesus:
„Siehst du, man darf nie den Zweck mit den Mitteln
verwechseln. Der Zweck, daß Ich Mich dir mitteile, ist,
daß die Menschen Mich wieder besser erkennen und lieben
sollen und Mein himmlischer Vater wieder Seine Freude
und größeres Wohlgefallen an den Menschen finde. Wenn
Ich aber manches anders lenke, als dir mitgeteilt wurde,
so sind dies nur Mittel, die Ich zur Heiligung der
Menschen nach Belieben so zulasse, wie du gesagt oder
anders lenke. Denn gleich wie Ich, wenn die Menschen
gottlos sind, ihnen Strafgerichte androhe, diese wieder
abwende, weil Ich es wieder für besser finde, noch zu
warten auf ihre Bekehrung, so verfahre Ich auch
umgekehrt mit den Gerechten zur Vermehrung ihrer
Verdienste und Glorie. Betrübet euch nicht, wenn Ich
eure Pläne durchkreuze; sie sind nur Mittel. Der Zweck
eurer Heiligung ist, daß ihr in allen Dingen, ob ihr sie
versteht oder nicht, euren Nacken beuget unter Meinen
Willen, der alles zum Besten lenken wird.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
792 Fest des hl. Franziskus am 4.
Oktober 1906
„Dies sind zwei sichere Wege, um zu Mir
zu gelangen, nämlich der Weg der Jungfräulichkeit und
der Weg des Ordensstandes.“
Barbara:
Gestern hielt ich schon sehr an bei dem heiligen
Franziskus, für Pater Ludwig doch ein tröstliches Wort
vom Herrn zu erflehen. Heute früh packte ich, als ich
kommuniziert hatte, all mein Vertrauen zusammen, um den
Herrn, um der Verdienste Seines treuen Dieners willen,
zu bitten, mir doch ein Trostwort zu geben. Ich ruhte
stundenlang in Seinen Armen, aber Er würdigte mich
keiner Mitteilung bis zum Hochamt. Bei der Opferung
erschien der heilige Franziskus am Altare. Er war so
kostbar gekleidet, daß sein Kleid nicht wie das
Ordenskleid aussah, sondern vielmehr schimmerten auf
violettblauem Grunde alle Farben. Er trug eine so
kostbare Krone, die wie glänzende Edelsteine, von der
Sonne bestrahlt, ihn ganz umstrahlte. Bei der heiligen
Wandlung sah ich Pater Ludwig neben Franziskus stehen,
aber nicht verklärt, sondern in seinem Ordenshabit.
Franziskus gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen, und meine
Seele wurde von der Kirche in die Räume versetzt, wo
Pater Ludwig und wir alle hinversetzt werden, nicht mehr
um zu schauen, sondern auf ewig zu genießen. Von dort
aus wurde mir eine Prozession gezeigt von Ordensmännern,
die so lang war, daß es mir vorkam, sie reiche bis an
das Ende der Welt.
An der Spitze war der heilige
Franziskus. In einem lichten Kreis, den ich vor Glanz
nicht zu durchschauen vermochte, gab mir Franziskus zu
verstehen, dies sei der Thron des Allerhöchsten. Auf der
entgegengesetzten Seite sah ich eine Prozession ebenso
lang, die alle Jungfrauen zu sein schienen, und der Herr
erklärte mir, was dies bedeute:
Jesus: „Dies
sind zwei sichere Wege, um zu Mir zu gelangen, nämlich
der Weg der Jungfräulichkeit und der Weg des
Ordensstandes. Dort in der Nähe des Allerhöchsten ist
der Ort, wo Franziskus wohnt. Dort soll auch Mein Diener
Pater Ludwig wohnen, immer und ewig. Zu diesem Zweck hat
er den jungfräulichen und den Ordensstand erwählt. Um
sein letztes Ziel aber um so sicherer zu erreichen, habe
Ich ihm noch besondere Mittel gegeben. Ich gab ihn dir
zum Seelenführer, damit er viele Verdemütigungen, Spott
und Hohn Mir zuliebe erdulden konnte und jetzt wird der
letzte Pinselstrich an ihm ausgeführt durch diese
demütigende Krankheit.
Denn was Franziskus zu dem machte, was
er jetzt ist, das war seine Liebe zu dem Gekreuzigten,
welche er sich durch Abtötung und Selbstverleugnung
verdiente. Aber Mein Diener Pater Ludwig hat sich
dieselben Verdienste erworben durch seine Liebe, um
Meinetwillen verachtet und recht verdemütigt zu werden.
Alles hat er gut bestanden. Nur sage ihm, daß er den
Schlußstein gut aufsetzt, nämlich: Beharrlich in der
Geduld! Dank sagen soll er allen, die ihm einst wehe
getan und mit Freuden den Tod annehmen, den Ich für ihn
bestimmt. Seine Aufgabe des Werkes halber ist für ihn
vollendet. Alles, was noch zu tun ist, ist Meine Sache.
Nur die heilige Freude, die Ruhe, die Geduld zu
bewahren, ist es, was seinen Mitbrüdern beweisen muß,
daß Ich mit ihm bin. Wie wird er frohlockend und jubelnd
aufjauchzen, wenn er Mich nach überstandener Mühe zum
ersten Mal erblickt an der Goldenen Pforte.“
Und der heilige Franziskus, der bei
dieser Unterhaltung zugegen war, rief Pater Ludwig zu:
Franziskus:
„Freue dich! Mein Bruder, komm an meine Seite und schaue
Ihn, so wie Er ist!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
793 Am 13. Oktober 1906
„Diese Mauer müsse jede Seele sich
selber bauen durch die Losschälung des Herzens von allen
Geschöpfen.“
Barbara:
Jemand fragte, wie es zwei im letzten Jahre verstorbenen
Ordenspersonen gehe. Und der Herr gab mir zur Antwort:
Jesus: „Frage
Mich nicht über Dinge, die mehr die Neugierde
befriedigen, als daß irgendwelcher Nutzen für die Seelen
zu erhoffen sei.“
Barbara: Die
Belehrung aber, die der Herr an diese Worte anknüpfte,
sind für Ordensleute von großer Wichtigkeit, nämlich:
Die Schwester, die sich durch Morphium das Leben
verkürzte, sei am Richterstuhl Gottes für diesen
langsamen Selbstmord nicht so hart bestraft worden als
dafür, daß sie dem Unfrieden Eingang verschafft habe in
ihr Herz. Sie hätte gleich im Anfang Widerstand leisten
müssen, dann wäre sie auf solch schreckliche Gedanken
nicht gekommen. Unfrieden aussäen unter gottgeweihten
Personen sei nur Satanswerk. Da müsse gleich anfangs, wo
die Seele dies merke, sie sich entschieden abwenden.
Eine Ordensperson sei Seine Braut, auf
die Er sehr eifersüchtig sei. Bei dem Worte „Kloster“
bringt der Name schon mit sich, was er bedeutet. Die
Klostermauer zeige an, daß ihre Einwohner sich von der
Welt abgeschlossen hätten. So müsse auch die
Ordensperson ihr Herz mit einer Mauer umgeben. Ihr Herz
soll eine zweite Mauer sein. Diese Mauer müsse jede
Seele sich selber bauen durch die Losschälung des
Herzens von allen Geschöpfen. Dann käme der Frieden in
die Seele, und mit dem Frieden Er Selbst. Er wohne in
ihr und habe Seine Lust und Freude an dieser Seele.
Alles, was Unfriede erzeuge, sei immer,
in welcher Form er sich zeige, vom Teufel, nicht von
Ihm. Er sei ein Gott der Liebe und Güte und mache die
Menschen nicht unglücklich. Satan stünde beständig auf
der Lauer, um eine Lücke zu finden, die Mauer zu
durchbrechen. So habe es jene Ordensfrau gemacht und
müsse nun hart, sehr hart es verbüßen. Nicht für die
böse Tat, die der Teufel in ihr vollbracht habe (denn
dort sei sie nicht mehr Herr ihres Willen gewesen),
sondern dafür, daß sie ihren Unfrieden nicht entschieden
bekämpft und so dem Teufel ihren freien Willens
preisgab, weil sie dem Teufel durch Schwermut Platz
gemacht, was sie hätte verhüten können, wenn sie nicht
so nachgegeben hätte.
Die andere dagegen, von der man glaubt,
sie habe keine Prüfung bestanden, weil sie von allen
geschätzt und geliebt gewesen, sei durch ein leichtes
Fegefeuer alsbald in den Himmel eingezogen. Was dieser
an äußeren Verdemütigungen, Zurücksetzung und
dergleichen abging, hat sie durch die Losschälung des
Herzens von allen Geschöpfen ersetzt. Sie starb in
vollkommener Vereinigung ihres Willens mit dem Willen
Gottes.
Ferner: Sage jener Oberin N.N., sie habe
gut gehandelt an jenen Schwestern. So sollten alle
handeln, die andere zu leiten hätten, nämlich: Nachsicht
und Geduld haben mit den Schwächen ihrer zu leitenden
Töchter. Eine Oberin müsse vor allem anderen selbstlos
sein und nur mit Milde und Gelassenheit die Fehlenden
bestrafen, wo es nötig ist, dagegen aber auf Beobachtung
der Ordensgelübde bedacht sein, besonders da, wo das
Gelübde gegen die Keuschheit in Gefahr käme. Hierin gebe
Satan sich alle Mühe, recht viele zum Falle zu bringen,
indem er mit unreinen Vorgaukelungen in die Sinne
einzudringen suche, um die Seelen zu verwirren. Diese
dagegen glauben dann, solchen Versuchungen nicht
gewachsen zu sein, werden mutlos und lassen den
Unfrieden und mit diesem Satan einziehen in ihr Herz.
Der Herr wünscht, daß diese Mitteilung
eine weite Verbreitung finde, denn das dreifache
Ordensgelübde sei ein Gegenmittel gegen die Krebsschäden
unserer Zeit, die von der dreifachen Begierlichkeit ganz
zerfressen sei.
Jesus:
„Solange aber das Herz Meiner Braut, welches der
Priesterund Ordensstand ist, in gesundem, frischen Leben
fortbesteht, pulsiert immer noch Kraft und Leben auch in
die übrigen Glieder der menschlichen Gesellschaft.
Deswegen die allzu große Ängstlichkeit verbannen. Den
Orden, in den Ich eine Seele geführt, nicht so leicht
verlassen. Ob im beschaulichen oder im tätigen Orden, in
jedem ist die Seele Meine Braut.
Wo mehr Kampf sich vorfinde, ist Gott
auch mit Seiner Gnade freigebiger. Nur eines darf nicht
fehlen: das Gebet. Die Weltleute, die sich der
Sinnlichkeit hingeben, haben den Kampf nicht. Den Kampf
haben nur die Jungfrauen ihr Leben lang auszufechten,
weil auch sie als Erbstück von Adam die Sinnlichkeit in
sich haben und diese sich in ihrem Fleisch von Zeit zu
Zeit rege. Ob Meine Braut anbetend vor Mir kniet oder im
Krankendienst tätig ist, die Opfer, worin die Seele sich
bewegt, das ist der Beruf Meiner Braut.
Und wenn im Beruf auch manches vorkommt,
was beunruhigt und Versuchungen der Fleischeslust
verursacht, es ist keine Sünde, solange die Seele nicht
freiwillig das unterhält, denn der Mensch, auch im
Ordensstand, ist noch ein Mensch und hat die
Fleischeslust in sich. Und wenn sich das Fleisch regt
und sie kämpft, so hat sie großes Verdienst. Der Kampf
ist ihr Verdienst. Sage Luise, Ich kann ihnen das Leiden
von Pater Ludwig nun einmal nicht ersparen. Ich will sie
hoch in den Himmel heben. Die Menschen, die Ich für Mich
erziehe, führe Ich sonderbare Wege, freilich will der
Mensch das nicht, aber später seht ihr es ein.
Der Priester, der sich bekehrte in
Mainz, ist eine Blume eures Gebetes. Das habt ihr
erlangt, weil ihr so uneigennützig betet für die
Bekehrung der Sünder.“ (Ein protestantischer Prediger,
früher katholischer Priester, trat öffentlich zur
katholischen Kirche zurück.)
Inhaltsverzeichnis Band 6
794 Am 21. Oktober 1906
„Gar leicht bildet der Mensch sich ein,
etwas zu sein, während er doch nur ein Nichts ist.“
Barbara: Als
ich dem Herrn die Leiden einer kranken Ordensfrau
vortrug und Ihn doch um ein Wörtlein des Trostes für sie
bat, gab Er mir die Ursache an, warum Er sie nicht auf
wunderbare Weise heilen wolle, nämlich: es trüge Ihm vor
Seinem himmlischen Vater und dem ganzen himmlischen Hof
mehr Ehre ein, wenn sie die Operation mit Freuden auf
sich nähme, als wenn Er sie durch ein Wunder heilen
würde, denn Ihm sei es leicht, sie zu heilen, aber dann
falle für Ihn die Ehre weg, die Ihm vor dem ganzen
Himmel dadurch erwachse, das Schauspiel einer
geduldigen, gottergebenen Seele vorzuführen. Dies
bereite Ihm mehr Ehre und allen Bewohnern des Himmels
mehr Freude, der Kranken aber auch großes Verdienst.
Als ich Ihn bat, die Ärzte zu bewegen,
sie in ihrem Kloster zu operieren, bekam ich die
Antwort:
Jesus: „Was
sagte Ich einst zu den Pharisäern, als sie Mir den
Vorwurf machten, daß Ich am Sabbat heile? Nicht wahr,
Ich sagte ihnen: Wer von Euch zieht nicht seinen Ochsen
aus der Grube, in die er am Sabbat fiel? Dies gilt auch
hier! Es ist Mir viel angenehmer und ist für den
Menschen eine Pflicht, sein Leben zu erhalten, um Mir
noch dienen und für Mich noch mehr leiden zu können, als
eigensinnig am Buchstaben der Regel zu halten. Sage
Schwester N., das beste Namenstagsgeschenk habe Ich ihr
schon beim Eintritt ins Kloster gegeben, indem Ich ihr
einer Meiner höchsten Engel zum Namens-Schutzpatron
gegeben. An jedem wiederkehrenden Namenstag müsse sie
sich immer aufs neue daran erinnern, wieviel Mir an
ihrer ewigen Glückseligkeit gelegen sei, weil Ich sie
einem so hohen Fürsten zum Schutz übergeben habe. Und
dafür solle sie alle noch für sie wiederkehrenden
Namenstage in innerer Freude und Danksagung zubringen.“
Barbara:
Schwester N. läßt der Herr sagen: Es sei Ihm sehr
wohlgefällig und für sie sehr verdienstlich und für das
ganze Kloster von großem Nutzen, daß sie den schwierigen
Posten, den Er für sie bestimmt, mit so heiliger Freude
versehe. Sie möge doch ja vor keinem Opfer
zurückschrecken. Er werde sie beschützen. Dabei kündigte
der Herr aber zugleich an, daß Er sie noch hart prüfen
werde.
„Warum gibst Du doch jederzeit so
tröstliche Antworten, wenn ich für andere bitte, nur für
uns drei hast Du so wenig Trost. Alles geht ja gegen
unseren Willen. Was wir von Dir doch erwarteten, schlägt
um für uns zu Leiden und Trübsalen.“
Jesus: „Um
euch in der Demut zu erhalten, denn wo Ich andere
trösten will, da müssen die Werkzeuge, die Ich dazu
benutze, immer in der Demut gehalten sein, damit Mein
Werk nicht beschmutzt werde. Gar leicht bildet der
Mensch sich ein, etwas zu sein, während er doch nur ein
Nichts ist. So verfahre Ich auch mit Pater Ludwig. Die
Krankheit von Pater Ludwig ist keine Prüfung für ihn,
sondern eine Strafe für seine Brüder, daß sie ihn
beständig so sehen müssen, damit sie erkennen, was sie
angerichtet haben. In diesem Zustand hat er keine
Verantwortung für das, was er tut. Die Krankheit ist
sein Verdienst, weil er sie sich mit seiner
Berufspflicht zugezogen. Laßt Mich nur machen! Ich weiß,
was Ich tue!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
795 Am 29. Oktober 1906
„Denn nicht in der Friedenszeit kann der
Soldat seine Tapferkeit erproben, sondern im Kampf.“
Bei einer Wallfahrt am 27. Oktober, als
wir in der Wallfahrtskapelle knieten, trat Jesus aus dem
Tabernakel heraus, stellte Sich vor uns und segnete jede
einzelne.
Jesus am 29.
Oktober 1906: „Sage der Kranken, daß ihre
Krankheit eine Prüfung sei, womit Ich ihre Seele für
Mich bewahren wollte; sie wäre Mir sonst entgangen. Sie
soll bedenken, daß die Ängste und inneren Unruhen nicht
von der Seele kommen. Sie ist krank, und ein kranker
Mensch kann keinen gesunden Geist haben. Ihr Geist ist
geschwächt, und daher kommen die Beunruhigungen. Das
wird aber besser werden, sobald sie sich ganz dem Willen
Gottes ergibt und alles annimmt, wie Ich es ihr schicke.
Sage dem jungen Fräulein, sie soll Mir
doch ihr Herz schenken. Ich begehre ihr Herz. Das ist
die Ursache, daß Ich sie mit dem Liebesbund
bekanntgemacht habe. Ich lasse ihr die Freiheit, wo sie
Mir dienen will. Das ist Mir einerlei, aber sie soll Mir
doch ihr Herz schenken. Ich sage ihr zugleich aber auch,
daß es nicht abgeschlossen bleibt mit der Freude, der
Liebe und dem Frieden, den sie jetzt empfindet. Das
bleibt nicht immer so. Der Soldat bewährt sich nur im
Kampf. Ich versenke sie noch in den Feuerofen der
Trübsal. Dort muß erst ihre Tugend erprobt werden. Ich
sage es ihr im voraus, damit sie daran denkt, wenn
Mißmut und Gleichgültigkeit sie von Mir abziehen wollen.
Das ist die Prüfung, die jede Seele
bestehen muß, die Ich an Mich ziehen will. Denn nicht in
der Friedenszeit kann der Soldat seine Tapferkeit
erproben, sondern im Kampf. Dort zeigt es sich, ob er
auch treu seinem Herrn dienen will.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
796 Am 25. November 1906
Barbara: Am
Feste der heiligen Katharina hatte ich in Großwallstadt,
wo ihr Fest feierlich begangen wird, eine sehr große
Gnade. Ich sah die beiden lieben Heiligen, Katharina und
Barbara, gar tröstend auf mich zukommen und Katharina
sagte:
Katharina:
„Siehe, so wie wir hast du noch nicht gelitten und
gekämpft, denn du hast noch kein Blut vergossen. Willst
du aber einstens in unsere Gesellschaft, dann mußt du
wenigstens die Leiden, die der Herr zu deiner Heiligung
dir gesendet, mit Geduld und Ergebung in Seinen heiligen
Willen hinnehmen. Darum sage allen deinen Freundinnen
und allen, die sich in ihren Leibes- oder Seelennöten an
dich wenden, daß sie an den Lohn denken, der ihrer
wartet. N. möge nicht verwechseln, daß ihre inneren
Leiden viel auf natürlicher Grundlage beruhen. Ihr
abgespannter Geist müsse erst zur Ruhe kommen. Er sei
durch ihre neue Lebensweise etwas verwirrt und sie müsse
mit sich selbst recht viel Geduld haben. Sie möge die
kostbare Zeit nicht mit unnützen Grübeleien vergeuden!“
Barbara: Die
ganze Pfarrgemeinde dort ging an diesem Tag zur heiligen
Kommunion und St. Katharina hatte eine überaus große
Freude. Fortwährend begleitete sie die Kommunizierenden
an die Kommunionbank. Sie gab mir die Weisung, alle
Liebesbundmitglieder aufzufordern, im Liebesbund
auszuharren, einander und gegenseitig immer aufzumuntern
und im Eifer durchaus nicht nachzulassen; denn es sei
der Mühe wert, eine Zeitlang zu kämpfen um die ewige
Himmelskrone.
Inhaltsverzeichnis Band 6
797 Am 29. November 1906
„Dies ist eure Aufgabe, Mir den Schmerz
zu lindern in Meiner großen Betrübnis über den Undank
der Welt.“
Nach der heiligen Kommunion wurde mir
mitgeteilt, als ich soeben dem lieben heiligen Antonius
meine Danksagung darbrachte für den Schutz und all den
Segen, den er nicht nur mir, sondern allen Mitgliedern
der Gemeinde Schippach, die von Gott seinem Schutz
übergeben ist, vom lieben Gott schon erfleht hat.
Jesus: „So
ist es recht! Wenn nur eine Seele in der Gemeinde ist,
die noch an die Danksagung denkt, so kann diese eine
Seele den Undank einer ganzen Gemeinde ersetzen. Darum
sage deiner Freundin Luise, sie möge sich ermannen von
ihrer Kleinlichkeit, nicht immer nach neuen Liebkosungen
und Tröstungen verlangen. Eure Aufgabe ist: Mir Dank zu
sagen für all den Undank so vieler Menschen und Mich zu
preisen in guten und in schlimmen Tagen. Ein gutes Kind
wartet nicht auf das Lob des Vaters. Und eine brave
Tochter sucht eher den Schmerz ihrer Mutter zu lindern
zur Zeit, wo sie dieselbe in großem Kummer und Sorgen
weiß, als daß sie von ihr Liebkosungen verlange. Dies
ist eure Aufgabe, Mir den Schmerz zu lindern in Meiner
großen Betrübnis über den Undank der Welt, und zwar
immer und zu jeder Zeit, auch da, wo Ich lange Zeit Mich
vor euch verberge.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
798 Am 8. bis 20. Dezember 1906
Jesus am 8.
Dezember 1906: „Es ist jetzt die Zeit gekommen,
wo das Gebet der Gerechten die Wolken nicht mehr
durchdringt, wie Ich in der Information an die Bischöfe
gesagt habe. Die Sünden mehren sich und rufen die
göttlichen Strafgerichte herab. Aber, ihr
Liebesbundmitglieder, betet doch weiter. Seht nicht
rechts und nicht links, sondern tröstet Mich jetzt wie
gute, brave Töchter und verlangt nicht immer getröstet
zu sein. Kümmert euch um nichts, sondern geht still und
ruhig eure Wege, bekümmert euch nur um den Fortschritt
eurer Seele. Kümmert euch nicht um das Gerede der
Menschen.“
Jesus am 18.
Dezember 1906: „Die Krone von Pater Ludwig ist
jetzt fertig. Dadurch, daß er das Werk durchgeführt hat,
hat er alles abgebüßt und deshalb ist jeder Tag, wo er
jetzt noch lebt, nur noch zur Verschönerung seiner
Krone. Jeder Tag ist wie ein neuer Überguß der Schönheit
über die Krone seiner Glorie; denn er ist im Stand der
Unschuld wie ein Kind, und es wird ihm nichts mehr
angerechnet, aber alles, was er tut, wird ihm als
Verdienst angerechnet, weil er sich diese Krankheit im
Dienste Gottes zugezogen. Sein Wille ruht in Mir.“
Als Barbara am 19. Dezember 1906 wegen
der großen Schwierigkeiten des Priesterkandidaten N.
unter Tränen um Hilfe flehte, hörte sie die Stimme:
Jesus: „Du
siehst deinen Neffen noch am Altare. Ja, ja, du siehst
ihn noch am Altare!“
Jesus am 20.
Dezember 1906: „Wenn zwei von euch in einem
Beschluß einig sind, so soll die Dritte beistimmen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
799 Weihnachtsfest am 25. Dezember 1906
„Darum wünsche Ich von ganzem Herzen
euch als Weihnachtsgruß, daß ihr die Passionsblume nicht
aus eurem Herzen entfernt.“
Abends, von acht bis elf Uhr: Nach dem
Wunsch des Herrn hatten wir uns versammelt im Gebet, um
Ihm zu danken für die früheren heiligen Stunden vor
1900, wo Er so gnadenreich herabstieg, um zu der
Menschheit zu reden, erwarteten aber keineswegs, daß der
Herr Sich würdigen werde, wie ehedem zu reden. Bei dem
dritten Rosenkranzgesetz, „Den du, o Jungfrau, geboren
hast“, nahm Luise ihr liebes Jesulein von Wachs aus der
Krippe und legte es in die Arme von Barbara.
Augenblicklich sah Barbara nicht mehr das Jesuskind aus
Wachs, sondern das holde Jesuskind Selber, welches sie
also anredete:
Jesukind: „Du
mußt fester glauben, du mußt inniger glauben!“ Barbara
fing an zu singen, das göttliche Kind mit Entzücken
betrachtend: „Wann wird doch mein Jesus kommen.“ Sie
begrüßt die liebe Mutter Gottes:
Barbara: „Du
bringst mir Dein holdes Jesulein! O ich danke Dir!“
Barbara betet das Ave Maria und sang:
„Zu Bethlehem geboren.“ Dann redete die liebe Mutter
Gottes laut wie früher:
Maria:
„Gelobt sei Jesus Christus! Meine Kinder! Es freut Mich,
in dieser heiligen Nacht euch besuchen zu können. Schon
eine lange Zeit ist es her, wo Mein Sohn Meine Dienerin
nicht mehr heimgesucht, wo Er sie scheinbar verließ, und
in dunkles Schweigen war ihre Seele eingehüllt. Kein
Lichtstrahl leuchtete mehr in dieses dunkle Herz. Aber
wißt, Meine Kinder, es ist das Hereinleuchten der
schrecklichen Ereignisse, welche die Kirche Meines
Sohnes, die wahre Kirche Jesu, in allernächster Nähe
treffen wird. Eine furchtbare Strafe lastet auf dem
Menschengeschlecht. Abgewichen sind die Menschen vom
rechten Weg.
Mein Sohn ist verkannt, ist
hinausgestoßen von Seinen Kindern wie von den
Bethlehemiten, hinaus in einen elenden Stall. Deswegen
komme Ich, um euch aufzurichten. Ihr, Meine Kinder,
haltet fest stand in all den Trübsalen. Laßt euch nicht
beeinflussen von dem gottlosen Weltgeist, dem Geist des
Antichrist. Sagt es allen Meinen Kindern, den Bräuten
Meines Sohnes; denn alle die treuen
Liebesbundmitglieder, mögen sie stehen in der weiten
Welt, wo sie wollen, im Kloster oder im Ehestand oder
als Jungfrau in der Welt, sind Bräute Meines Sohnes. Sie
müssen die Last des Hauswesens tragen. Darum werdet
nicht irre, wenn Finsternis euer Herz beklemmt, wenn ihr
nicht wißt, woher es kommt und wo der Weg hinaus soll,
weil er ganz verstellt und verdunkelt ist, so daß ihr
keinen Ausweg mehr zu finden hofft. Ihr müßt verdienen,
Seelen retten, Kinder der heiligen Kirche gewinnen; denn
gar so viele sind abgefallen von Meinem Sohne, von dem
Glauben an Ihn.
Sage der guten Seele in N.N., daß sie
sich nicht beängstigen lasse von den Gefühlen, daß sie
Mir dienen soll, auch wenn ihr der Glücksstern nicht
leuchtet in ihrem Herzen. Ich habe es ihr ja
vorausgesagt, daß es nicht so bleiben wird, denn Meine
Kinder müssen geprüft werden, wie ihr alle. Sage ihr,
daß ihre Pflegemutter noch jahrelang bei ihr bleiben
wird, und daß sie in der Maisonne recht fleißig
hinausgehen und eine Marienstatue aufsuchen soll.
Sagt allen Meinen lieben Kindern, daß
sie nicht irre werden an all den Dingen, die sie jetzt
sehen. Denn so wie einstens, wenn die Welt in Trümmer
geht, wenn alles in Staub zerfällt, viele gerettet
werden durch die schrecklichen Ängste und Betrübnisse
derjenigen, die dieses alles miterleben müssen, obgleich
sie ihrem Gott treu geblieben sind, müssen sie doch wie
die Gottlosen das gleiche Schicksal erleben, aber nur,
damit durch ihre Ängste und Beklemmungen, durch ihre
Leiden viele ihrer Brüder noch gerettet werden, so müßt
ihr und all die guten, treuen Seelen in jetziger Zeit
durch Ängste und Nöte, durch die Krankheiten des Leibes,
Bekümmernisse, die in die Familie hineingestellt werden,
viele Seelen retten. Darum trage jeder sein Kreuz mit
Geduld.
Sage aber auch meiner Dienerin N., Ich
habe ihr gesagt, daß sie eine Zierde der Stadt Mainz
werden soll, denn was Mein Sohn sagt und will, das will
Ich, und was Ich will, will Mein Sohn, aber wäre sie von
jeglichem Leid befreit, wie sie es wünscht, wie könnte
sie dann eine Zierde der Stadt Mainz werden, denn der
Keim Adams steckt in ihr. Mein Sohn weiß, was Er tut.
Jedem ist sein Kreuzlein vorgezeichnet von Ewigkeit her,
und auch euer Weg ist vorgezeichnet, ihr, Meine Kinder!
Darum macht Mir die Freude, mit Mir auf den
Kalvarienberg zu gehen, unter das Kreuz Meines Sohnes
euch zu stellen. Der Kalvarienberg ist jetzt wieder
aufgerichtet in der heiligen, katholischen Kirche. Geht
mit Mir hinauf und überschaut mit Mir die ganze Welt,
wie viele ihr da noch findet, die es mit Mir halten, die
mit Mir trauernd unter dem Kreuze Meines Sohnes stehen.
Darum wünsche Ich von ganzem Herzen euch als
Weihnachtsgruß, daß ihr die Passionsblume nicht aus
eurem Herzen entfernt, daß ihr gern all die Leiden, die
Mein Sohn euch noch zugedacht hat, auch auf euch nehmen
wollt. Wollt ihr das, Meine Kinder?“
Barbara: „Ja,
liebe Mutter, wenn Du uns unter Deinem Schutzmantel
verbergen willst.“
Maria: „Pater
Ludwig wird euch bald vom Himmel herab beistehen, seine
Krone ist bald vollendet, eine herrliche Krone. Vielen
seiner Brüder ist er ein Vorbild geworden, denn der
Artikel des Glaubensbekenntnisses: ‚Ich glaube an eine
Gemeinschaft der Heiligen‘, muß wieder mehr eingepflanzt
werden in die Herzen der Kinder der katholischen Kirche.
Pater Ludwig hat dafür Zeugnis abgelegt.“
Barbara:
„Aber, liebe Mutter, da werden viele sagen, jetzt glaube
ich nicht mehr, wenn Pater Ludwig nicht mit nach Lourdes
geht.“
Maria: „Der
Liebesbund muß auch geprüft werden, er muß alle
Prüfungen bestehen. Bei denjenigen, die sich sieben
lassen wollen, war es kein fester Ernst, denn der
Liebesbund soll eine Gebetsarmee sein und wie so viele,
die alles aufbieten, um diese Gebetsarmee zustande zu
bringen, wie der Heilige Vater in Rom auf jedes gute
Werk und Gebet einen Ablaß legt, nur um diesen
Gebetskreuzzug zu fördern, dieses ist nichts anderes als
der Liebesbund. Der Liebesbund ist der erste
Gebetskreuzzug, und er soll durch die ganze Welt gehen.
Wer da irre werden will, wenn scheinbar nicht etwas nach
den Launen der Menschen zutrifft, der war nicht fest
begründet.
Laßt das alles kommen, wie es kommt. Am
Ende, wenn eure Laufbahn zu Ende geht, wenn ihr
eingegangen seid in die Herrlichkeit, werdet ihr alles
erkennen in hellem Lichte. Wie alle Kinder Gottes hier
auf Erden noch manches Rätsel zu lösen haben, so auch
ihr. Niemals wird eine Seele die Geheimnisse Gottes
durchschauen, wie sie sind vom Anfang bis zum Ende der
Welt, denn dieses allein behält Sich Gott vor und Seine
Geschöpfe müssen sich heiligen durch das Verdienst des
Glaubens.“
Barbara: „Wie
sollen wir es denn damit machen?“
Maria: „Kommt
Zeit, kommt Rat! Für jetzt ruhig sein, nichts
hinausschreiben in die Welt, ruhig für euch behalten. Zu
seiner Zeit wird sich alles aufklären. Mit N. ist es
nicht fest, es ist nur ein Strohfeuer.“
Barbara: Ein
ganzes Vierteljahr beinah war der Verkehr mit Jesus wie
unterbrochen. Es war mir, wie wenn ich noch nie einen
Verkehr mit Jesus gehabt hätte und mancher Kummer und
Zweifel belästigte meine Seele. Ich glaubte, ich hätte
mich getäuscht. Noch am Tag vor Weihnachten beklagte ich
mich über diesen Zustand, und ich meinte, daß es jetzt
so bleiben werde bis zum Ende meines Lebens.
Aber am Weihnachtsmorgen nach der
heiligen Kommunion gewahrte ich in meiner Seele wieder
das Licht, das mir jedesmal die Nähe des Herrn
ankündete. Ich legte dem Herrn meine Anliegen vor und
sagte sodann:
Barbara:
„Mein lieber Jesus! Jetzt bist Du doch wirklich bei mir.
Ich glaube es und jetzt kann ich nicht getäuscht sein.
Sage mir die Ursache, warum Du so lange ausgeblieben
bist; denn ich bin Deiner Nähe ganz entwöhnt, und doch,
wie unendlich glücklich bin ich jetzt.“
Jesus: „Kennt
denn eine Mutter ihr Kind nicht mehr, wenn sie es eine
Zeitlang sich selbst überließ und es während dieser Zeit
im Schmutz gespielt und dann recht beschmutzt zu ihr
zurückkommt? Gerade so ist es, wenn Ich eine Seele eine
Zeitlang verlasse. Sie fehlt dann viel mehr als sonst,
aber eine Mutter liebt ihr Kind, wenn es auch noch so
schmutzig zurückkommt. Sie weiß, daß ein Kind nichts
anderes kann. So liebte auch Ich dich während der ganzen
Zeit der Verlassenheit mit derselben Liebe, wie Ich dich
liebe, wenn Ich Mich dir mitteile.
Aber siehe, was Ich dir angekündigt in
den letzten zwanzig Jahren, das geht jetzt in Erfüllung.
Der Zorn Meines Vaters will sich jetzt über die Völker
ausgießen. Meine Kinder müssen es hart fühlen, daß sie
Mich so treulos verlassen.
Wie aber ein Vater, wenn er erzürnt ist
über seine ungeratenen Kinder, dann auch taube Ohren hat
für seine guten und braven Angehörigen, so tue Ich
jetzt, wo Mein Zorn Sich zu entladen beginnt. Ich habe
taube Ohren, und alles muß es mitfühlen, die Guten und
die Bösen. Ihr aber sollt euch nicht beirren lassen, und
seid nicht allzu ängstlich. Laßt kommen, was kommen
will, denn so wie es in Meiner Macht liegt, eine Seele
in der dicksten Finsternis ohne ihr Zutun zu trösten, so
werde Ich, wenn der Sturm am höchsten wütet in Meiner
heiligen Kirche, wenn alles unterzugehen scheint, ebenso
unerwartet einsteigen und alle Meine Feinde
zerschmettern. Erst muß aber Meine Tenne gesäubert sein.
Es ist aber sehr gefährlich, wenn man
sagen will, wie viele unter den Liebesbundmitgliedern
sagen: ‚Wenn das und das sich nicht erfüllt, dann glaube
ich nicht, daß der Verkehr des Herrn mit Barbara echt
ist.‘ Wer sich darauf stützen will, ist leicht im
Glauben und sucht nur einen Anhaltspunkt, womit er
seinen Unglauben beschönigen kann. Ein solcher ist dann
nahe daran, vom Glauben abzukommen und rückwärts zu
gehen, wie es ja auch zu schließen ist, daß kein Ernst
und kein tiefes religiöses Glaubensleben in denjenigen
mehr steckt, die sich schon erschüttern lassen, wenn es
auch nur den Anschein hat, daß sie einen zeitlichen
Verlust erleiden könnten.
Das könnt ihr jetzt sehen an den
Reichstagswahlen. Wie traurig wäre es, wenn solche
Männer, die als gute Christen an der Spitze stehen,
schon zurückschrecken auch nur von dem Anschein, sie
könnten um die Gunst ihres Oberhauptes kommen. Tut es
denen zu wissen, die Einfluß haben auf solche Männer,
das erlaube Ich euch, daß sie sich hintennach schämen
werden, daß sie schon bei einem kleinen Ehrenverlust
oder einer Zurücksetzung zurückschaudern und lieber
ihrem christlichen Glauben entsagen, als daß sie auf der
Wahrheit stehen und nach ihrer Überzeugung wählen. Das
muß für euch ein Trost sein, wenn jemand sagt: ‚Wenn das
sich nicht erfüllt, dann glaube ich nichts mehr.‘
Das ist der jetzige Zeitgeist. Gerade am
lebendigen Glauben und nur im Glauben fehlt es, und Ich
habe schon oft gesagt und gezeigt, wie die ganze Welt
doch unter der Eisdecke des Unglaubens liegt, so daß die
Liebe, die vom Himmel stammt, nicht mehr durchdringen
kann, weil alles unter der Eisdecke liegt. Darum braucht
ihr nicht irr zu werden. Daran erkennt man nicht die
Echtheit, sondern die Schwachgläubigkeit der Menschen.
Das geht euch nichts an. Ich will das Glaubensleben
erneuern, die Guten zusammenscharen, damit durch das
Gebet so vieler, andere herbeigeführt und gerettet
werden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
800 31. Dezember 1906
„Herr, was Du mir heute zuschickst, ich
will es tragen aus Liebe zu Dir und nicht an morgen
denken!“
Jesus: „Ihr
müßt euch mehr Mühe geben, euch zu beruhigen. Ihr regt
euch zuviel auf und macht euch so durcheinander. Ihr
seid doch diejenigen Personen, die in der ganzen Welt am
sichersten wissen, daß Ich das alles in Meiner Hand
habe. Ich lasse das alles doch in Erfüllung gehen, was
Ich schon gesagt seit zwanzig Jahren. Hätte die Welt es
angenommen, wäre vieles noch gerettet worden, aber jetzt
ist es geschehen, und Ich gieße Meinen Zorn aus. Ihr
aber beschäftigt euch mit unnötigen Sachen. Morgens beim
Erwachen sagt: ‚Herr, was Du mir heute zuschickst, ich
will es tragen aus Liebe zu Dir und nicht an morgen
denken!‘ Und so könnt ihr euch immer beruhigen. Wenn der
Schnee schmilzt im Frühjahr, so geht wieder wallfahren
und versäumt nichts von euren Übungen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
801 Rundbrief Barbara vom 1. Januar 1907
„Wer nicht mit Mir ist, der ist gegen
Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut!“
„Hochverehrte Mitglieder des
Liebesbundes!
Im Auftrage des Herrn, der im
Allerheiligsten Altarsakrament unter uns wohnt, muß ich
folgende Mitteilung an die Männerwelt gelangen lassen,
die aus menschlichen Rücksichten sich der kommenden
Reichstagswahl entweder ganz enthalten oder aber nicht
zu Gunsten der heiligen, katholischen Kirche ihre Stimme
abgeben wollen. Der Herr teilte mir heute nach der
heiligen Kommunion, wie folgt mit:
,Gehe und schreibe nicht an deinen
Bischof, sondern direkt an alle, die Ich durch dich in
Meine Geheimnisse eingeweiht habe. Denn Ich habe dir
gesagt, alle, die Ich dir zuführe, gehören zu den
liebsten Kindern Meines Herzens. Alle, die bisher noch
gläubige Kinder der katholischen Kirche aus gut
katholischen Familien herausgewachsen, sollen und werden
sich doch wohl hüten, aus purer, eitler Menschenfurcht
ihren heiligen katholischen Glauben preiszugeben. Sie
sollen wissen, daß sie im Begriffe stehen, mit den
Feinden der heiligen, katholischen Kirche gemeinsames
Spiel zu treiben. Sie steigen ein in den Karren der
Gottlosigkeit, in welchem die Vertreter der Völker
sitzen. Was hält man von dem Soldaten, der beim ersten
Angriff des Feindes sogleich die Waffen streckt? Nicht
wahr, ihr nennt ihn einen Feigling.
So sind aber auch alle, die jetzt bei
den kommenden Reichstagswahlen, wo es sich einzig darum
handelt, der katholischen Kirche den Todesstoß zu
versetzen, Feiglinge in Meinen Augen, die sich von
Menschenfurcht leiten lassen. Ich habe Meiner Kirche die
Verheißung gegeben, daß die Pforten der Hölle sie nicht
überwältigen werden. Aber Ich habe dir gesagt, daß diese
Nichtüberwältigung an den Kampf Meiner treuen Kinder
geknüpft ist, denn Meine Kinder sind die lebendigen
Bausteine Meiner Kirche und darum berufen, diesen Bau zu
erhalten und zu verteidigen gegen die Angriffe ihrer
Feinde.
Es sei wohl zu bemerken, daß es eine
Selbsttäuschung ist zu glauben, sich damit rein waschen
zu wollen: ‚Äußerlich kann ich tun, was ich will, wenn
ich nur innerlich an meinem Glauben festhalte.‘ Hier
gelte aber dasselbe, was bei den römischen Kaisern auch
gegolten habe: ‚Wer ein Weihrauchkorn gestreut, um
seinen Verfolgern zu entgehen, der galt als
Gottesleugner.‘
Laß diese Worte hingelangen an alle, die
mit euch in Verbindung stehen und Einfluß ausüben können
über die Männerwelt. Besonders gelten diese Meine Worte
jenen Kreisen der menschlichen Gesellschaft, die durch
ihr Amt, ihren Reichtum oder durch den Adel der Geburt
bevorzugt, und weil sie bisher ihren Glauben bewahrt, so
habe Ich sie auch betraut mit dem geheimnisvollen
Umgang, den Ich mit dir pflege. Was Ich einst den Juden
gesagt habe, das sage Ich auch ihnen: ‚Wer nicht mit Mir
ist, der ist gegen Mich, und wer nicht mit Mir sammelt,
der zerstreut!’ Und der Mann, der aus zeitlichen
Rücksichten seinen Glauben verleugnet, soll wissen, daß
er sich das Zeugnis selbst ausstellt, daß er ein
Feigling ist. Denn Ich habe die Macht sowohl über ihn
als auch über diejenigen, vor denen er sich fürchtet.
Heute ‚Hosianna!‘, morgen ‚Hinweg mit Ihm!‘ So geht es
ihnen.‘
Ich beeile mich, diesen Auftrag gleich
zu erfüllen, weil es wenig Zeit mehr ist, und unsere
Feinde, wie man überall sieht und hört, alles aufbieten,
um das Zentrum (Zentrumspartei) zu vernichten im
Deutschen Reich. Möchten doch alle, die es lesen,
bedenken, warum der Herr diesen Sommer einmal gesagt
hat: „Ich will, daß der Liebesbund sich recht ausbreite,
auch unter dem Adelsstand!“ Der liebe Heiland
durchschaute schon längst die Absicht unserer
Oberhäupter und will, daß gerade die feststehen im
heiligen Glauben, von denen so vieles abhängt.
Sollten die Worte ungenügend, vielmehr
unhöflich vorkommen, dann bitte ich schon im voraus
Rücksicht zu nehmen auf meine Ungelehrsamkeit. Ich bin
ein ganz ungeschicktes Weib, habe außer meiner heiligen
Religion nie etwas gelernt, und bitte alle, die es
lesen, vielmehr die unendliche Güte Gottes zu bewundern,
der solche Kraft auch dem Allergeringsten Seiner
Geschöpfe mitteilt, daß es jede eitle Menschenfurcht
überwinden kann.
Hochachtungsvoll grüßt
Barbara Weigand“
Inhaltsverzeichnis Band 6
802 Fest der Heiligen Drei Könige 1907
„Die Gerechten werden von den Gottlosen
überall unterdrückt und verfolgt werden. Darum werdet
jetzt nicht irre. Die Zeit ist gekommen.“
Barbara: Nach
der heiligen Kommunion zeigte mir der Herr, wie
unbegründet all die Ängste und Zweifel sind, deren wir
alle, am meisten ich selbst, uns hingeben, wenn Er Sich
zurückzieht.
Sehr tröstend, wahrhaft väterlich,
belehrte Er mich, so daß meine Seele, die so
eingeschüchtert ist in letzter Zeit, daß ich mich selbst
für eine Betrogene hielt, ganz zutraulich wurde.
„O Herr, verzeihe mir meinen Undank und
zeige mir doch einen Ausweg in dieser Finsternis, damit
ich und alle, die glauben, daß Du es bist, der mit mir
redet, schließlich nicht auch glauben, wie so viele
sagen, es sei nur Phantasie und Einbildung gewesen, und
dann der Natur, die immer das Bequemere sucht, nachgeben
und vom betretenen Weg abkommen.“
Jesus: „Ich
habe es dir am Neujahrstag gezeigt, daß Ich, um
ungestört die Völker strafen zu können, das Licht der
Gerechten verdunkeln lasse. Habe Ich dir nicht vor
Jahren gesagt, so wie man mit euch jetzt umgeht, wird
man dann mit allen Meinen Dienern umgehen? Die Gerechten
werden von den Gottlosen überall unterdrückt und
verfolgt werden. Darum werdet jetzt nicht irre. Die Zeit
ist gekommen. Haltet treu und fest an dem, was Ich euch
vorhergesagt habe und bedenket jetzt, auf welchem Wege
Ich, euer Herr und Gott und Erlöser, die Menschheit
retten wollte, nämlich auf dem Kreuzwege.
Da gab es keine Nachgiebigkeit von
seiten Meines himmlischen Vaters. Ich mußte Mich fügen,
so laut auch Meine Natur protestieren mochte. So müßt
ihr jetzt alles Widerwärtige hinnehmen, Tag für Tag, und
euren Willen beugen unter die Zuchtrute, die Ich
schwinge, und zu allen widerwärtigen Schickungen sagen:
Es geschehe Dein Wille, o Gott!
Von jetzt an aber, bis die
Reichstagswahlen vorüber sind, sollen alle, die sich
euch angeschlossen, viel beten. Auch die Ordensleute
sollen zu ihren verpflichteten noch freiwillige Gebete
verrichten. Und an dem Tage, wo die Wahlen stattfinden,
vereinigt euch, ihr Mitglieder in der ganzen Welt, zu
einem Gebetsverein. Nehmt zu Hilfe all die Schutzengel
der katholischen Männerwelt, damit diese ihre
Schutzbefohlenen ermahnen und sie auf die Schlauheit der
Feinde aufmerksam machen; denn man wähnt, die wahre
Kirche zu vernichten. Und Ich habe ihre
Nichtüberwältigung an die Kämpfe Meiner Kinder geknüpft,
so wie auch Ich nur durch harte Kämpfe sie gründen
wollte. Diesen Kampfpreis hat Pater Ludwig sich jetzt
bald errungen. Keiner wage es, Meine Geheimnisse
durchdringen zu wollen, daß Ich ihn zu einem Kind werden
ließ. Das werdet ihr alle in der Ewigkeit erst
erfahren.“
Barbara: Als
ich dann um acht Uhr dem Pfarrgottesdienst beiwohnte,
kam nach der heiligen Wandlung eine Verstorbene der
Dompfarrei zu mir. Überaus glückselig trug sie in der
rechten Hand eine Palme und sagte:
Seele (†):
„Sage meinem Sohn, daß ich acht Tage nach meinem Tod
schon in den Himmel eingegangen sei. Die guten Vorsätze,
die er
gefaßt, im jungfräulichen Stand dem
Herrn am Altare sein ganzes Leben lang zu dienen, sei
ihr sehr zugute gekommen. Er möge diesen Vorsatz auch
getreu halten, denn sie werde ihm in allen schwierigen
Lagen zur Seite stehen. Dir aber, liebe Schwester, danke
ich sehr, ebenso N., die mir viel von dem innigen
Verkehr des Herrn mit dir erzählte und ich mich dadurch
aufraffte, meine Leiden recht geduldig zu ertragen. O
sage meinem Sohn, wie glücklich ich bin.“
Barbara: Sie
stimmte das Magnificat an und zog fort. Eine lange Reihe
folgte ihr singend durch den Dom. Und der Herr teilte
mir mit, es seien lauter Seelen, deren Angehörige
Liebesbundmitglieder seien. Die Frau sagte mir noch:
Seele (†):
„Mein Sohn soll über das, was ich ihm zu wissen tue,
nicht reden mit seinen Brüdern, denn die glauben nicht
und werden ihn nur lächerlich machen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
803 Am 13. Januar 1907
„Desto entschiedener müsse man ankämpfen
gegen den schwachen Willen und sich gleichsam zum Gebet
zwingen.“
Barbara: Der
unendlich gütige Herr forderte mich heute auf, mich
loszureißen von der allzugroßen Ängstlichkeit, mich über
mich selbst und alles menschliche Elend zu erheben, die
Worte, die Er an mich und andere richte, wohl zu
beachten und niederzuschreiben. Dies erfordere die
Ehrfurcht gegen die unendliche Majestät Gottes. Er
forderte mich und alle Liebesbundmitglieder aufs neue
auf zum Gebet. Alle, alle sollen es wissen. Und je
trockener und armseliger wir glaubten, dazu aufgelegt zu
sein, desto entschiedener müsse man ankämpfen gegen den
schwachen Willen und sich gleichsam zum Gebet zwingen.
Dies sei das beste Gebet und davon habe die Natur am
wenigsten. Ihm sei es sehr wohlgefällig und Er ersetze
alles Mangelhafte.
Daß Er Sich so zurückziehe, sei für uns
zwar eine harte Prüfung unseres Glaubens und noch mehr
unseres Gottvertrauens, aber gerade damit werde viel für
den Himmel verdient. Jetzt, wo so viele Seelen auf dem
Weg des Verderbens seien und selbst die guten und treuen
Kinder Seines heiligen Herzens sich in so großer Gefahr
befänden, weil Er zur Strafe für die entsetzliche
Gottvergessenheit Satan große Macht über die Menschheit
eingeräumt habe, aber nur zu ihrer Züchtigung, darum
müßten viele Seelen Schlachtopfer Seiner göttlichen
Liebe werden, das heißt, sie müßten den Weg wandeln, den
Er gewählt habe, um die Menschen zu erlösen. Wundert
euch nicht, wenn, wie einzelne Seelen, so auch die ganze
heilige katholische Kirche, verachtet, verschmäht,
verlassen und hinausgestoßen werde aus der Familie und
der menschlichen Gesellschaft.
Jesus: „Dies
ist der geheimnisvolle Kreuzweg, der zum Endziel hat,
daß, wie Ich durch die Verdienste Meiner Leiden die
Menschheit erlöst habe, so jetzt die Glieder der
heiligen katholischen Kirche, die Mir noch treu dienen,
durch ihre Leiden und durch die furchtbaren Kämpfe sich
hindurcharbeiten müssen, Meiner Kirche um so sicherer
den Sieg über alle ihre Feinde erkämpfen und ein anderes
Leben, ein eifrigeres Christentum erstehen soll. Darum
werdet nicht müde, Meine Worte niederzuschreiben und zu
beachten. Werdet aber auch nicht irr an euch selbst und
haltet nicht allzu fest an dem Buchstaben. Wenn hie und
da etwas nicht nach eurer Meinung in Erfüllung geht,
dann wartet ruhig ab; denn bald kommt die Zeit, wo ihr
alles durchschauen werdet, was euch bis jetzt noch
dunkel ist.“
Jesus: „Sage
Meinem Diener (Rev. Pierre D.M. ... /France), er solle
selbst einer von den Männern sein, die Ich erwecken
will, um die Kirche Frankreichs zum Sieg zu führen. Sie
sollten sich fest auf die Verheißungen stützen, daß bis
1908 die Kirche von Frankreich beginnen wird
aufzusteigen.“
Barbara: Im
Jahre 1908, wenn wir auf Befehl des Herrn die
Pilgerfahrt nach Lourdes machen, sollten auch sie der
lieben Mutter Gottes ihren Dank darbringen für die zu
siegen beginnende Kirche und sie sollten fest glauben,
daß Er sie nicht im Stich ließe. Er möge einer von den
Männern sein, die mit feurigem Eifer die Rechte der
Kirche verteidigen. Er möge daran arbeiten, wo er nur
kann. Das, was seither durch allzugroße Nachsicht der
Priester und Bischöfe, der Hirten und Oberhirten gegen
die Feinde der Kirche versäumt worden wäre, sollte jetzt
mit um so größerer Entschiedenheit nachgeholt werden.
Sie sollen hinschauen auf die Hirten und Oberhirten der
Kirche Deutschlands und sich an sie anschließen.
Sie sollten unter das Volk gehen und mit
Feuereifer dem Volke zureden und nicht nachlassen. Sie
sollten die Feinde ganz links liegen lassen und
bedenken, daß die Macht, die Er Seiner Kirche gegeben
hätte, die Macht der ganzen Welt übertreffe. Überall
sollten sie den Gebetseifer erwecken und die Laster
bekämpfen, die dieses Übel heraufbeschworen, die
Entheiligung des Sonntags und der Ehe mit aller Schärfe
tadeln.
Frankreich ist ein ganz katholisches
Land, während Deutschland unter einem irrgläubigen
Oberhaupt seufzen muß, und doch hätte Er an den Eifer
der guten Katholiken die Verheißung geknüpft, daß Er
Deutschland verschonen wolle, wenn sie Seine Worte
beachten würden. So sicher führe Er auch die
französische Kirche zum Siege. Die Kirche wäre eine
allgemeine, ob deutsche oder französische oder
englische. Das sei alles eins, welchem Oberhaupt sie
zugeteilt wären; sie wären alle Brüder und Schwestern.
Der Damm, den Er errichten wolle durch
das Gebet, müsse sich bald über die ganze Welt
erstrecken und dieser Damm müsse dem Unglauben Halt
gebieten. Sie sollten mit um so größerer Freude und
Sicherheit dem Sieg der Kirche entgegensehen und einem
guten Ausgang, je drohender und unheilvoller es aussehen
täte.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
804 Am 15. Januar 1907
„Und auch wegen der Wahlen ängstigt euch
nicht allzusehr. Tut das Eurige, betet fleißig, und
alles andere überlaßt Mir.“
Jesus:
„Ängstigt euch nicht allzusehr. Ich werde schon alles
lenken, daß es wieder den richtigen Gang bekommt. Ich
werde für euch sorgen. Und auch wegen der Wahlen
ängstigt euch nicht allzusehr. Tut das Eurige, betet
fleißig, und alles andere überlaßt Mir.
Saget Frl. N., sie möge sich doch
gedulden und keine Angst haben, ihre Tante werde nicht
sterben. Bis einige Monate herum wären, gehe es ihr
besser. Ihr seid Geschöpfe, und die Natur wirkt zu sehr
auf euch ein. Die trüben Tage und die Natur beeinflußt
das Gemüt. Sie soll sich freuen auf später. Sage N., sie
möchten den Knaben nur Priester studieren lassen. Aus
einer solchen gedemütigten, mit Kreuz beladenen Familie,
hätte Er gern Priester. Er werde noch eine Zierde ihrer
Familie werden. Sie sollten sich nur ruhig auf Ihn
verlassen. Er täte schon sorgen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
805 Am 20. und 25. Januar 1907
„Die der Herr am meisten liebt, denen
sendet Er die meisten Trübsale.“
Barbara wurde gezeigt, daß der Geist von
Pater Ludwig ganz in Gott ruht.
Jesus: „Sagt
doch nur Gott Dank bei all den Verdemütigungen. Das ist
ja die Vollendung eurer Krone und der Krone von Pater
Ludwig, daß die Welt durch das körperliche Leiden, was
die Seele gar nichts angeht, recht zu spotten und zu
höhnen hat. Alles, was den Körper betrifft, geht die
Seele gar nichts an. Das hat ganz und gar damit nichts
zu tun. Die der Herr am meisten liebt, denen sendet Er
die meisten Trübsale.“
Barbara: Am
25. Januar fragte ich den Herrn nach der heiligen
Kommunion, warum Er es denn zulasse, daß so viele
Menschen an so schweren Nervenleiden litten.
Jesus: „Ich
richte Mich immer nach den Zeitverhältnissen in Meiner
Kirche, um die Schönheiten in Meiner Kirche, um die
Schönheiten ihrer Feste in immer neues Licht zu stellen,
indem Ich bald dieses, bald jenes enthülle, was zur
Schönheit der Feste beiträgt und sie erhöht. So richte
Ich Mich aber auch nach den Verhältnissen der Zeit mit
Meinen Strafgerichten, die Ich über die Menschen
hereinbrechen lasse.
Früher waren es die stolzen Kaiser, die
aus Habsucht und Eitelkeit so viele Menschen durch
Kriege hinschlachteten, um prahlen zu können, daß sie so
und so viele Untertanen zu den ihrigen nennen könnten.
Zur Strafe dafür sandte Ich die Pest, welche dann ganze
Völker und Landstriche hinraffte.
Jetzt ist die Welt im Ehrgeiz
verstrickt, indem man die Vernunft zu seinem Gott macht.
Deshalb sende Ich über die Menschheit eine Zerrüttung
des Nervensystems, indem Ich die geistigen Fähigkeiten,
Gedächtnis und Verstand schwäche, daß viele Menschen
sich dann nicht mehr verstehen können.
Du betrachte dich als ein abgenutztes
Kleidungsstück. Wenn es seine Dienste getan hat und zu
nichts mehr zu gebrauchen ist, so bringt man es auf den
Gerümpelmarkt, um noch etwas aus ihm herauszuschlagen.
Das lasse Ich alles so zu, um dich ganz loszuschälen.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
806 Fest Mariä Lichtmeß am 2. Februar
1907
„Daß Meine Diener eine allzugroße Furcht
haben, als zurückgeblieben zu gelten, wenn sie das
geheimnisvolle Leben zwischen Mir und der Seele gläubig
annehmen.“
Barbara: Neun
Tage vorher fing ich zur Vorbereitung auf dieses Fest
eine Andacht an. Heute früh wohnte ich in der
Liebfrauenkirche dem Gottesdienst bei und kommunizierte
auch dort. Schon vor der heiligen Kommunion gewahrte ich
die Nähe des Herrn, und die Beklommenheit, die seit
langer Zeit mich schon gefangen hält, war ganz
verschwunden. Wie früher fast alltäglich, so war heute
ausnahmsweise der Herr meiner Seele sichtbar. Ich freute
mich und schmiegte mich an Ihn wie ein Kind, wurde
zutraulich und hätte in diesem Augenblick nicht um die
ganze Welt mein Glück vertauscht. Ich sagte:
„O Herr, wie danke ich Dir, daß
Schwester N.N. mir das Leben von Maria Droste-Vischering
zu lesen gibt, denn darin finde ich mit ihrem Verkehr
zwischen Dir und ihr große Ähnlichkeit. Zum Beispiel
glaubte ich, man könne doch getäuscht sein, wenn wir
außer der heiligen Kommunion Dich mit Leib und Seele
sichtbar sehen mit unserem Geistesauge, weil Du doch nur
nach der heiligen Kommunion als Gott und Mensch bei uns
bist. In diesem Buche lese ich nun, daß Maria
Droste-Vischering aber gerade so mit Dir verkehrte. Nur
eins bleibt mir ein Rätsel. Diese Gräfin hatte nie
Widersprüche. Im Gegenteil. Von ihren geistlichen
Vorgesetzten wie in der Familie finde ich nicht eine
Seele, die ihren innigen Verkehr mit Gott angezweifelt
oder bekrittelt habe, und doch war sie nach ihrer
Biographie auch ein sündhaftes Menschenkind wie alle
Kinder Adams.“
Jesus: „Meine
Tochter, freue dich, daß Ich mit dir auf dieselbe Weise
wie mit Jener verkehre und du doch ganz entgegengesetzt
behandelt wirst. Weißt du nicht mehr, was Ich dir früher
mitgeteilt habe über den Unterschied zwischen Ehre und
Ruhm Meiner Auserwählten? Die einen werden anerkannt,
geehrt und gepriesen und auf den Leuchter gestellt, die
anderen bleiben unbeachtet bis zu ihrem Tode.“
Barbara: Und
der Herr zeigte mir ein Bild. Er führte meinen Geist in
die triumphierende Kirche und zeigte mir von dort aus
die streitende Kirche auf Erden und in beiden deren
Bewohner. Der Herr ließ mich dies zum Troste aller guten
frommen Christen sehen: die hier auf Erden unbeachtet
sind, ja sogar verkannt, verachtet und verspottet wegen
ihres tiefreligiösen Glaubens und Lebens, wie dieselben
dort in der triumphierenden Kirche einen viel größeren
Glanz, ähnlich den Strahlen der Sonne, um sich
verbreiten als die anderen.
Jesus:
„Siehe, diese hier sind solche, deren Tugendleben in
Meiner streitenden Kirche in ein dunkles Geheimnis
verhüllt blieb. Denn Ich bin ein gerechter Gott. Daß es
aber so ist, behält Sich Meine Gottheit vor und nie wird
ein Sterblicher es ergründen können, ebensowenig wie
jenes andere Geheimnis, daß Ich den Menschen aus einem
und demselben Stoff gebildet und ebenso jedem eine
gleich dem anderen unsterbliche Seele eingehaucht habe
und doch so großen Unterschied bestehen lasse, so daß
der eine ohne sein Verdienst im Überfluß lebt, der
andere ohne sein Verschulden im Elend darben muß. Dies
sind Geheimnisse, die Ich als euer Schöpfer Mir
vorbehalte. Dies alles begreift ihr aber in der
Ewigkeit. Dort hören alle Geheimnisse auf.
Darum sage deiner Freundin Luise und
ihren Geschwistern, es sei kein Unglück, das sie so hart
getroffen in ihrem Bruder Ludwig. Derselbe sei ein
Heiliger, wenn auch auf Erden verkannt und vergessen.
Die Krankheit, die Ich ihm zugeschickt, sei die
Vollendung seiner himmlischen Glorie. Für seine guten
Geschwister aber soll sie der Schlußstein und die
Vollendung ihrer Selbstentäußerung werden. Sie haben Mir
alles zum Opfer gebracht und deswegen will Ich auch dies
Opfer ganz vollenden. Ich will aus ihren Herzen den
Stolz, der in jedem Menschen am tiefsten steckt, mit
eigener Hand herausschneiden. Darum diese demütigende
Krankheit. Nehmt sie hin als Beweis Meiner Liebe, denn
Ich gebe und nehme, wie Ich will: ob geistige oder
körperliche Fähigkeiten. Nur keine Abneigung soll Luise
in sich aufkommen lassen, mit aller Ruhe anfragen, wo
sie ihn hingeschafft haben, damit sie ihren übrigen
Geschwistern Mitteilung machen könne, um den Religiosen
jenes Ordens bis zum Ende das Beispiel der Geduld und
Sanftmut zu geben. Ist es vielleicht ehrenvoller, als
Märtyrer auf dem Schafott zu sterben oder als unblutiger
Märtyrer als ein Opfer seiner Pflicht? In den Augen der
Welt ja, aber in Meinen Augen ist dieses Opfer ein und
dasselbe.
Dieses ist eben einer der Schäden, der
sich eingeschlichen hat in Meiner Kirche und den Ich
jetzt wieder ausmerzen muß, dass Meine Diener eine
allzugroße Furcht haben, als zurückgeblieben zu gelten,
wenn sie das geheimnisvolle Leben zwischen Mir und der
Seele gläubig annehmen. Und weil sie einige Spottreden
deswegen nicht ertragen wollen, müssen sie doch Spott
und Hohn in Hülle und Fülle ertragen; denn Meine Kirche
soll bis hinauf geläutert und gesiebt werden.
Das Dunkle, das jetzt über die ganze
Sache ausgebreitet ist, ist in Meinen Augen das
Verklärte. Deshalb müßt ihr alles annehmen mit ruhiger
Ergebung in Meinen heiligen Willen, weil das gerade der
Glanzpunkt werden soll für später durch die Übung der
Geduld und Ergebung in all das, was sie euch zufügen,
und durch all die Tugenden, die alle
Liebesbundmitglieder üben müssen.“
Barbara: An
den Herrn Pater G. diktierte mir der Herr folgenden
Brief, weil er Luise angezeigt, daß er Pater Ludwig in
eine Pflegeanstalt getan, aber nicht wohin:
Jesus:
„Hochwürdiger Herr Pater G.
Sie haben mir ja gar nicht mitgeteilt,
wohin Sie meinen lieben Bruder getan haben. Als
leibliche Schwester muß ich oder sollte ich dieses doch
wissen. Bitte Sie freundlichst, mir dies so bald wie nur
möglich mitzuteilen, denn alle meine Geschwister
interessieren sich sehr für den kranken Bruder, und ich
muß von Zeit zu Zeit Mitteilung machen. Gott sei
gepriesen für alles Bittere und Harte wie für Seine
Tröstungen auch. Hochachtungsvoll grüßt Sie Ihre demütig
ergebene L. Hannappel.“
Barbara:
Später ging ich in den Dom, meine jetzige Pfarrkirche.
Dort verrichtete ich noch das Ablaßgebet. Nachdem ich
dieses dem Herrn samt allen übrigen Verdiensten in
Vereinigung mit dem Opfer, das Seine heilige Mutter am
heutigen Tage zum ersten Mal mit Ihm vollzog im Tempel
zu Jerusalem, Gott dargebracht hatte, zeigte mir der
Herr meine Seele. Und ich staunte über die unendliche
Güte Gottes. Er zeigte mir sie ganz gereinigt. Sollte
über das, was ich gesehen, mancher Leser denken: „Du
kannst dir etwas einbilden“, so sagt mir aber mein Trost
und die Freude, die ich empfinde, daß ich nicht
getäuscht bin. O wie kostbar ist unser heiliger Glaube!
Gestern, am 1. Februar 1907, als ich bei
der Ewigen Anbetung der Segensandacht beiwohnte, sah ich
im Augenblick, als der Segen gegeben wurde, eine
wunderschöne Gestalt vorüberziehen. Der Herr teilte mir
mit, es sei die Generaloberin von E., die zwar durch das
Fegefeuer hindurchgegangen, aber nur so, wie man an
heißen Sonnentagen über eine Flur ging, wo die Sonne
heiß brennt.
Inhaltsverzeichnis Band 6
807 Am 7. und 9. Februar 1907
Barbara am 7.
Februar 1907: Bei der heiligen Wandlung, reichte
der Herr Barbara einen Kelch und fragte:
Jesus:
„Kannst du den Kelch trinken?“
Jesus am 9.
Februar 1907: „Grämt euch nicht wegen der Leiden
von Meinem Diener Pater Ludwig, freut euch vielmehr,
denn dieses ist sein letztes Fegefeuer, und wenn Ich ihn
abrufe und ihn einführe in Meine Herrlichkeit, und wenn
seine Amtsbrüder und alle diejenigen, die ihn mit
Verachtung und Witzeln angesehen, hinüberkommen vor Mein
Angesicht, werden sie mit großer Verwunderung Meinen
Diener sehen in seiner großen Herrlichkeit und werden
ihn beneiden wegen dessen, was er sich errungen und was
sie versäumt. Es geht nicht anders. Eure Familie will
Ich zum Vorbild hinstellen, und darum müßt ihr diesen
tiefdemütigen Weg gehen. Laßt Mich nur machen!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
808 Am 15. Februar 1907
„So ist der Liebesbund die Krone aller
Vereinigungen.“
Nach der heiligen Kommunion durfte
Barbara die Selige sehen, deren Lebensgeschichte sie
gerade las. Dieselbe trug eine Krone in den Händen,
welche sie Barbara zeigte mit den Worten:
Selige:
„Gräme dich nicht, meine Schwester, wenn du siehst, wie
du gerade das Gegenteil behandelt wirst als ich. Freue
dich, daß du in der Ewigkeit einen weit herrlicheren
Lohn davonträgst. Siehe hier!“
Und sie hielt Barbara eine Krone
entgegen. Dieselbe war weit ausgedehnt; außerordentlich
fein war das Geflecht, in welches viele Blumen gewunden
waren und überall herrliche Edelsteine hervorleuchteten.
Die Selige trug eine einfache Krone. Ihr Glorienkleid
war so ungefähr, wie ich am St.-Egidius-Tage viele
Selige sah und auch meinen Schwager. Die Selige sagte:
Selige: „Dein
Werk ist für die ganze Welt. Mein Verkehr galt nur mir
selbst, meiner Selbstheiligung. Darum wird dein Lohn ein
weit größerer sein als der meinige.“
Anderntags in der heiligen Kommunion
erklärte der Herr Barbara das Gesehene:
Jesus: „Ich
habe dir Meine Dienerin geschickt zum Troste, um dir zu
zeigen, was durch den Liebesbund bewirkt wird. Die
Krone, die du sahst, das ist der Liebesbund, der sich
nur aufbaut auf Tugenden und guten Werken. Wenn ein
Kaiser einzieht in seine Stadt, so errichtet man ihm
Triumphbogen und dazu braucht man nebst dem Gerüst, dem
Stamm und den Stangen Gesträuche und Blattwerk und
Blumen. Ihr seid das Gerüst, worauf sich die guten Werke
aufbauen. Um den König aber besonders zu ehren, setzt
man auf den Triumphbogen an dem Portal, wo er einzieht,
eine eigene verzierte Krone auf. So ist der Liebesbund
die Krone aller Vereinigungen, die man ins Leben ruft
und die darauf abzielen sollen, die Menschen zum
Besseren überzuleiten, sie zum Guten anzuleiten und die
Kirche zur Blüte zu bringen.
Alle diese Vereinigungen sind vielfach
zu verweltlicht. Der Liebesbund aber befördert alle
seine Mitglieder in der Ausübung guter Werke und ist nur
aufgebaut von innig frommen Seelen auf Tugenden; denn
alle streben nur nach Selbstverleugnung und Abtötung, zu
denen sie der Liebesbund anleitet. Dies wollte Ich dir
zeigen durch die Krone, die Ich dir zeigen ließ.
Meine Kirche gleicht sich immer aus. Es
gibt viele Christen, die dasselbe Tugendleben geführt
haben wie die Selige, aber der Welt verborgen geblieben
sind, und wovon nichts ans Tageslicht dringt. Ich bin
aber ein gerechter Gott und Meine Kirche ist immer ein
und dieselbe, die leidende, streitende und
triumphierende. Was die streitende Kirche versäumt,
ersetzt die triumphierende Kirche doppelt. Der Glanz
einer Seele strahlt heller an denen, die auf der Welt
verborgen waren, als an denen, die schon auf der Welt
glänzten und auch drüben.
Weil Meine Diener mein Werk nicht
befördern, habe Ich hier zu den Wahlen Meinen Segen
nicht gegeben wie anderwärts, wo Mein Geist hindringt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
809 Am 19. und 27. Februar 1907
„Denn Gott bezahlt nicht den Erfolg,
sondern das Verdienst des Menschen.“
Barbara: Ich
sah nach der heiligen Kommunion einen heiligen Apostel
in so großem Strahlenglanz, wie ich manchmal den lieben
Heiland sah. Und er tröstete mich und sagte:
Apostel:
„Mache dir keinen Kummer, daß du glaubst, deine Sache
wäre umsonst gewesen. Ich bin einer der zwölf Apostel,
die vom Herrn hinausgeschickt wurden, um die Heiden zu
bekehren. Ich habe denselben Auftrag erhalten wie die
anderen, und ich habe so wenig fertiggebracht und zu
guter Letzt haben sie mich mit Kolben totgeschlagen, was
gewiß ein unscheinbarer, verdemütigender Tod gewesen und
doch habe ich dieselbe Glorie wie ein heiliger Paulus,
der von sich sagen konnte, „ich habe mehr gearbeitet als
alle übrigen Apostel“, und weil der liebe Gott gerecht
ist, habe ich dieselbe Glorie wie er; denn Gott bezahlt
nicht den Erfolg, sondern das Verdienst des Menschen.“
Jesus am 27.
Februar 1907: „Pater Ludwig ist ein Opfer der
Sühne für die Priester, weil darunter gar viele sich
befinden, die nicht mehr recht glauben wollen. Alle
seine Geschwister sollen die nämliche Glorie erhalten
wie er, und darum müssen sie mitleiden. Ich habe ihm den
Verstand genommen, damit er dies nicht so sehr fühlt und
er seine Verdienste behält. Ihr alle sollt einmal eine
schöne Krone eurer Mutter zusammen bilden.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
810 Am 1. März 1907
„Noch viel inniger als das Band der Ehe
ist eure Verbindung durch die Vereinigung mit Mir.“
Jesus: „Ich
stelle Mich Meinen Dienern nach. Weil euer Bischof nicht
will, daß etwas hinausdringen soll, so sollt ihr nichts
mehr hinausgelangen lassen. Aber für euch bin Ich kein
verborgener Gott. Ihr sollt einen Leib bilden, so einig
sollt ihr miteinander sein, noch viel inniger als das
Band der Ehe ist eure Verbindung durch die Vereinigung
mit Mir.
Das Band der Ehe steht einem Band, das
zwischen Mir geknüpft ist, bei weitem nicht gleich,
obwohl die Ehe auch im Plane Gottes eingesetzt ist zur
Fortpflanzung des Menschengeschlechtes; aber
ausgeschlossen ist die sinnliche Begierde, die Gott
nicht will. Weil aber bei den meisten Ehen die
Sinnlichkeit der Grund des Eheschließens ist, so gleicht
das Band nicht im entferntesten dem Band, das Ich
eingehe mit einer Seele wie bei Ordensleuten.
Später werdet ihr es erfahren, welche
Bedeutung es hat, daß Ich Mich geoffenbart, und wie groß
Ich in dem Werk erscheine. Darum sollt ihr euch nicht
ängstigen und nicht kümmern um all das, was kommt,
sondern ruhig eure Wege weitermachen, was Ich euch
angebe, und alle, die sich anschließen, sind darin
einbegriffen, denn mit allen habe Ich den Bund
geschlossen. Geht, sobald es die Witterung erlaubt,
zusammen wallfahrten, damit die Welt sehe, wie einig ihr
seid und wie fest ihr zusammenhaltet, und daß euch
nichts abbringen kann.
N. soll ruhig sein. Die Ängste sind nur
Fastenleiden. Meine Getreuen müssen mitfühlen die
Seelenängste, Meine Todesnot für die Sünder.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
811 Am 10. März 1907
„Wenn ihr auch Meine Gnade nicht immer
fühlt, so muß es euch doch genügen zu wissen, daß ihr in
Meiner heiligmachenden Gnade lebt.“
Jesus: „Die
Krankheit von Pater Ludwig ist nicht, wie die Ärzte
sagen, eine Gehirnerweichung; sie ist nur eine
Erschütterung der Nerven durch überreizte Nerven, weil
er sich zu viel hat ärgern müssen durch das viele
Kritisieren, was er sich gefallen lassen mußte von
seinen Ordensbrüdern und den Priestern, von dem vielen
Kummer und den Gedanken, die er sich machen mußte, und
weil er sich nicht ergießen und zerstreuen konnte. Das
alles hat sich bei ihm auf die Kopfnerven gelegt. Er
stirbt noch nicht, sondern er könnte noch sein
siebzigstes Jahr überleben. Daß Ich aber einmal gesagt,
er werde wieder gesund und täte noch in seinem Orden
viel wirken, das tut er, indem sie an ihm ein offenbares
Wunder sehen. Er muß ihnen beständig dastehen als eine
Mahnung, daß Ich nicht will, daß derjenige Priester, dem
Ich eine solche Seele zuführe, von den übrigen Priestern
so bespöttelt und bekrittelt wird. Ich habe schon oft
gesagt, daß in dem Glaubensartikel „Ich glaube an eine
Gemeinschaft der Heiligen“, zu viel Unglaube
eingedrungen ist in die Kirche. Es hat früher Menschen
gegeben, mit denen Ich verkehrte, und es wird deren
geben bis zum Ende der Welt, solange die Kirche besteht.
Das wollen sie nicht mehr glauben. Bis in die Kirche
hinein ist der Unglaube gedrungen. Um sich von dem
Glaubensartikel wegzudrücken, nennen sie es Hysterie.
Luise soll sich Pater Ludwig annehmen.
Sie soll etwas zur besseren Pflege dranwagen, lieber
Geld schicken als Lebensmittel. Demütige dich recht tief
vor deinem Bischof. Die Demut ist das beste. Schicke
dein Geld für den Heiligen Vater hin, und sei ruhig über
alles, was kommt. Eure Aufgabe ist, Mir Freude zu
machen. Jetzt, wo Ich aus den Herzen der Menschen
hinausgestoßen werde, ist es von größter Wichtigkeit,
daß Ich Seelen vorfinde, die Mich entschädigen und Mir
Gegenliebe erzeigen für diejenigen, die es nicht tun,
sonst müßte Ich mit unerbittlicher Strenge die
Menschheit strafen. Darum komme und ruhe an Meinem
Herzen. Ich will euch zeigen, wie Ich in euch ruhe.“
Barbara: Und
Er zeigte mir einen Ort, den zu beschreiben ich nicht
imstande bin.
Jesus: „Setze
dich hier und ruhe!“
Barbara: Ich
setzte mich nieder, und zu gleicher Zeit waren meine
zwei Freundinnen rechts und links bei mir, und wir saßen
zusammen auf einem Dreieck. Am oberen Ende der Tafel sah
ich Pater Ludwig, meinen Seelenführer, neben dem lieben
Heiland sitzen. Meine Wonne war so groß, daß ich nicht
weiß, ob die Wonne in der ewigen Glückseligkeit größer
sein kann.
Jesus: „Wenn
ihr auch Meine Gnade nicht immer fühlt, so muß es euch
doch genügen zu wissen, daß ihr in Meiner
heiligmachenden Gnade lebt.“
Inhaltsverzeichnis Band 6
812 Am 19. März 1907
Morgens nach der heiligen Kommunion
sagte der Herr zu Barbara, die um des heiligen Josef
willen um eine Gnade bat:
Jesus: „Sei
zufrieden, du bekommst heute noch einen Trost.“
Barbara: Im
Hochamt um neun Uhr, gleich nach dem Segen, spürte ich
eine heilige Freude bei der heiligen Wandlung. Als es
zur Wandlung schellte, sah ich Jesus im Tabernakel wie
schon öfters, und an den Stufen stand der heilige Josef
so schön und licht wie eine Lichtgestalt.
„Ach lieber heiliger Josef, der liebe
Heiland hat mir heute früh schon versprochen, und jetzt
mußt du mir die Gnade gewähren. Ich will nichts für
mich, nur für die Ehre Gottes und für das Heil der
Seelen. Erbitte vor allem meinen armen Landsleuten ein
bißchen schöneres Wetter.“
Der heilige Josef schrieb etwas auf und
reichte es dem Herrn. Dann drehte er sich herum und
sagte:
Josef: „Du
bist erhört!“
Barbara: „O
erflehe doch Pater Ludwig die Gesundheit.“
Er reichte wieder einen Zettel hinauf
und sagte:
Josef: „Er
stirbt nicht, er kann noch sein siebzigstes Lebensjahr
überleben, er wird aber nicht ganz gesund. Er muß noch
leben zur Ehre und Verherrlichung meines Pflegesohnes.“
Barbara: „O
erfleh doch, daß die Kirche fertig wird. Lieber heiliger
Antonius, hilf mir bitten! Erflehe N. und N.
Gesundheit!“
Und der heilige Josef drehte sich wieder
um und sagte:
Josef: „Du
bist erhört!“
Barbara: „O
mache doch aus N. und N. zwei brave Priester!“
Josef: „Du
bist erhört!“
Inhaltsverzeichnis Band 6
813 Am 20. März 1907
„Wenn ich am Leben geblieben wäre, hätte
ich geheiratet und große, schwere Kreuze zu tragen
bekommen.“
Bei der heiligen Kommunion sah ich
meinen Neffen Josef. Er war so himmlisch schön und
verklärt und um ihn herum die kleinen, verstorbenen
Kinder meiner Verwandten. Er sagte:
Josef (†): „O
wie bin ich so glücklich! Sage meinen Eltern, sie
sollten nicht böse sein über den Onkel in Aschaffenburg,
indem sie denken, er habe bessere Sorge tragen können
für meine Gesundheit, denn er hat mir eine große Gnade
verschafft. Denn die ganze Welt wiegt die Glückseligkeit
nicht auf, wenn man es einmal überstanden hat. O freuet
euch! O was ist es so schön im Himmel! Wenn ich am Leben
geblieben wäre, hätte ich geheiratet und große, schwere
Kreuze zu tragen bekommen; dem bin ich enthoben.“
Barbara: Am
Fest der Sieben Schmerzen vor der Karwoche sah ich die
liebe Mutter Gottes in einem schwarzen Trauerflor in
tiefer Trauer über die Leiden der Kirche. Ich bat Sie
inständig, Sie möge Sich doch verwenden für Pater
Ludwig, daß er entweder sterbe oder gesund werde. Dann
sagte die liebe Mutter Gottes:
Maria: „Du
bist erhört!“
Luise erhielt von auswärts einen sehr
beleidigenden Brief. Deshalb sagte der Herr:
Jesus: „Sage
ihr, sie möge nur ruhig aushalten. Das ist die letzte
Prüfung für sie. Pater Ludwig muß sühnen durch dieses
demütigende Leiden für die Priester, weil so viele nicht
mehr recht glauben wollen.“
Während der Karwoche siedelte die
Schwägerin von Barbara in ihr neu gekauftes Haus über.
Bei der vielen Arbeit, die anfiel, sagte Barbara zu dem
Herrn:
Barbara: „O
Herr, bei dem Umzug kann ich keinen Gedanken an Dich
fassen. O wie ist man so zerstreut!“
Jesus: „Das
soll dich nicht mehr angehen, als wenn du geschickt
wirst, um eine Flasche Bier zu holen. Wenn sie
ausgetrunken ist, gibt man sie zurück. So auch mit der
Wohnung. Wenn sie gebraucht ist, gibt man sie wieder
zurück.“
Am Gründonnerstag sah Barbara einen Mann
vor der Kommunionbank in sehr unandächtiger Stellung,
die Hand auf dem Rücken, um den Herrn zu empfangen. Der
liebe Heiland flüchtete Sich zu Barbara und sagte:
Jesus: „Nimm
Mich auf! Sage deinen zwei Freundinnen, sie möchten Mich
mit Meiner lieben Mutter und mit Johannes, welcher der
einzige war, der standhielt und ausharrte, recht fleißig
besuchen und Abbitte und Sühne leisten. Sage dem
Priester N., er solle seine Gemeinde nicht verlassen. Da
könnte er mehr Gutes tun als in einem Kloster. Die
Arbeit wäre jetzt nötiger in der Welt. Er solle das Herz
Jesu recht verehren und sehen, ob er nicht einige fromme
Seelen gewinnt, mit denen er vorangeht.“
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