Das Ziel
vor Augen
Jede
Gott wohlgefällige Seele gelangt, sobald sie vom mitgefesselten
Körper befreit ist und ihn verlässt, sofort zum Genuss
und zur Anschauung des Guten, von dem sie erwartet wird,
da ja das, was sie verfinsterte, gereinigt oder
beseitigt wird oder sonst etwas damit geschieht. Sie
erfreut sich einer wunderbaren Seligkeit und jubelt. Sie
tritt, da sie dem beschwerlichen Gefängnis des
Erdenlebens entronnen ist und die hindernden Ketten,
welche die
Flügel
des Geistes lahm legten, abgeschüttelt hat,
beglückt vor ihren
HERRN und
geniesst die ihr
bestimmte Herrlichkeit, um sie nunmehr zu schauen.
Bald
erhält sie ihren Genossen,
den Körper, mit dem sie auf
Erden lebte, von der Erde, die ihn gegeben hatte und der
er anvertraut war, in einer Weise wieder zurück, die GOTT,
der
beide verbunden und gelöst hat, kennt, und sie übernimmt
gemeinsam mit dem Körper das Erbe der himmlischen
Herrlichkeit. Wie die Seele an den Mühen des Körpers
wegen der Vereinigung mit ihm teilgenommen hatte, so lässt
sie ihn an ihren eigenen Freuden teilnehmen; denn sie
nimmt ihn ganz in sich auf, wird mit ihm eins, wird mit
ihm Geist, Verstand, da das Sterbliche und Vergängliche
durch das Leben vertilgt sein wird. Vernimm, was dem
trefflichen Ezechiel über die Zusammenfügung von
Knochen und Nerven gezeigt wurde und was später Paulus
über das irdische Zelt, das niedergerissen werden wird,
und über das nicht von Menschenhänden erbaute Haus,
das im Himmel hergerichtet ist, geoffenbart ward! Paulus
bezeichnet das Verlassen des Körpers als Erscheinen vor
dem HERRN und
beklagt das Wohnen im Körper als Verbannung, weshalb er
sehnsüchtig seine Auflösung herbeiwünschte. Soll ich
noch kleinmütig sein, wenn ich solche Hoffnungen habe?
Warum soll ich an der Zeit hängen? Ich warte auf die
Stimme des Erzengels, auf den letzten Posaunenschall,
auf die Umwandlung des Himmels, die Veränderung der
Erde, die Befreiung der Elemente, die Erneuerung des
Weltalls. Wenn ich alsdann Cäsarius [den verstorbenen
Bruder] schaue, ist er nicht mehr in der Fremde, nicht
mehr auf der Bahre, wird er nicht mehr beklagt, dann ist
er im Lichte, in der Herrlichkeit, im Himmel. Und so sah
ich dich, teuerster Bruder, der so sehr an seinen
Geschwistern hing, oftmals im Traum, mochte mein Wunsch
oder die Wahrheit dich also verklärt haben.
Gregor
von Nazianz
(329-390 Trauerrede au [seinen Bruder Casarius 2]
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Ich hebe meine Augen zu den Bergen
woher kommt meine Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen;
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten
Hand.
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch
der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele
der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit.
Psalm
121
PSALM
121 mp4 |
Das Jüngste Gericht (Frankreich, 15.Jh.) |
Das
Ziel
vor Augen
Niemand kann
der Frage nach dem Sinn des Lebens ausweichen. Das
stärkste Fundament finden jene, die hoffen können. Ohne
Hoffnung kann kein Mensch sinnvoll leben. Wer sich im
Glauben dem offenbarten Gott aufgeschlossen hat, der ist
in eine ewige Lebensbewegung hineingenommen, die mit dem
Tode nicht endet, sondern zu ihrer Erfüllung gelangt.
GOTTES Geist, der »das gute Werk« des
Glaubens »angefangen hat«, »der
wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi«
(Phil
1, 6).
Der Geist des offenbaren GOTTES begründet die Hoffnung,
denn in der Auferstehung des Gekreuzigten ist das
Fundament zum ewigen Leben für immer gelegt: »Wiedergeboren
zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu
Christi von den Toten«(1
Petr 1, 2).
Wer mit der Auferstehung Jesu -dem Zentrum der
Offenbarungsbotschaft- Mühe bekundet, wird den Boden
begründeter Hoffnung bald verlieren. Weil der
auferstandene HERR der Sieger über den Tod ist, darum
ist die Wirklichkeit der Auferstehung -nicht als Idee,
sondern als das Faktum-, die einzige Grundlage gültiger
Hoffnung. Wo der Auferstandene ist, da ist ewiges Leben:
»Ich lebe, und ihr sollt auch leben«
(Joh
14, 19).
Der Auferstandene allein -und nicht irgendwelche
menschliche Möglichkeit- ist das Pfand bleibender
Hoffnung.
Gewissheit eines ewigen Lebens!
Es ist nicht zufällig, dass im NT das
Wort Hoffnung mit dem Glauben und Vertrauen
gleichgesetzt wird
(1 Petr 3,
15).
Dieser hoffende Glaube stellt einen unerhörten Griff
nach dem Kommenden dar, obwohl nach menschlichem Urteil
«nichts zu hoffen ist»
(Röm 4, 18;
5,2f);
sich auf «Dinge, die man nicht sieht»
beziehend, widerspricht er den Realitäten dieser Welt.
Gleichwohl ist diese Hoffnung »eine gewisse
Zuversicht«
(Hebr 11, 1;
10, 23),
denn schliesslich offenbarte sich GOTT selbst. Trotzdem
behaupten modern Getrimmte, dass Unsicherheit -und nicht
Gewissheit! -den Glauben präge.
Gewissheit der Hoffnung wird aber
ermöglicht, weil Jesus selbst »der Begründer und
Vollender des Glaubens« ist
(Hebr 12, 2),
weil das »Ergriffensein von Jesus Christus«
(Phil
3, 12)
den Grundstein für die persönliche Zukunft legt. Die
Zusage des Auferstandenen: »Ich gebe ihnen das
ewige Leben. Sie werden in Ewigkeit nicht verloren
gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreissen«
(Joh
10, 28),
verheisst über die Todesgrenze hinaus eine ewige
Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn. An dieser Stelle
sei hervorgehoben, dass
christliche
Hoffnung nicht nur das Bekenntnis zu der Auferstehung
der Toten, sondern auch die Gewissheit des persönlichen
Fortlebens nach dem Tode einschliesst.
Die auch von Theologen immer wieder vertretene
Auffassung, dass im Tod sich eine totale Zerstörung von
Leib und Seele ereignet -und damit auch des Personseins
des Menschen-, so dass alle Hoffnung sich auf die
kommende Auferweckung konzentriert, entspricht
keineswegs der neutestamentlichen Ewigkeitserwartung.
Die Beziehung zu dem Schöpfer und Erlöser ist
unaufhebbar und wird durch das Sterben nicht aufgelöst
(diese christliche Erkenntnis darf nicht mit der
Unsterblichkeitsidee des philosophischen Platonismus
verwechselt werden!).
Die individuelle Fortexistenz des menschlichen Ichs,
eben seine Personalität, gründet in der
Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Das Wort Jesu:
»Ich
werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen«
(Joh
16, 22)
begründet eine bleibende Jüngerschaft in einer
zukünftigen Existenz. Wer in dieser «Existenz in
der Hoffnung» steht, weiss um »das bei
Christus Sein«
(Phil 1, 23),
um »das Heimatfinden bei dem Herrn«
(2 Kor 5, 8).
Diese persönliche, individuelle Hoffnung schenkt eine
Bewusstseinsänderung, indem jede Zukunftsangst
überwunden wird durch die Sicherheit im Geborgensein,
der tiefsten Seelenruhe und innersten Befriedigung. In
der Hoffnung auf die zukünftige Vollendung der
Christusgemeinschaft findet der Mensch zu seinem Selbst.
In Psalm 139 finden
sich die vielleicht schönsten Worte der Bibel über
den Wert eines Menschen:
PSALM
139 mp4
PSALM 139
"Herr, du
erforschst mich und du kennst mich. Ich sitze oder stehe
auf, so weißt du es, du kennst meine Gedanken von
ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und
siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf
meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand
über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu hoch, ich kann
sie nicht begreifen. Denn du hast mich geschaffen –
meinen Körper und meine Seele. Im Leib meiner Mutter
hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass
du mich so einzigartig gemacht hast. Wunderbar ist
alles, was du geschaffen hast, das erkenne ich. Schon
als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch,
kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir
dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand,
hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast
du in dein Buch geschrieben noch bevor einer von ihnen
begann..."
.Z/Ewig
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