„Unter den zahllosen Pilgern, die zu Pater Pio
kamen, war eines Tages auch
Mons. Marcel Lefebvre, der Bischof, der wegen
seiner übertriebenen Anhänglichkeit zur katholischen Tradition die Autorität des
Zweiten Vatikanums in Frage stellte und von Paul VI. suspendiert wurde.“
Im April 1991 publizierte
der Schweizer ‘Parvis-Verlag’ das Buch „Pater Pio, Freund Gottes,
Wohltäter der Menschen“.
Es handelte sich um eine Übersetzung
des italienischen Werkes „I fioretti di Padre Pio“, die im Jahr 1989 in
Rom bei dem altliberalen Verleger ‘Edizioni Dehoniane’ herausgekommen
war.
Pater Pio und Mons. Lefebvre
treffen sich 1967
Die erste Auflage enthielt noch folgenden Text:
„Nein, Du wirst es vergessen.“
„Unter den zahllosen, die zu Pater Pio kamen, war eines Tages auch Mons. Marcel
Lefebvre, der Bischof, der wegen seiner übertriebenen Anhänglichkeit an die
katholische Tradition die Autorität des Zweiten Vatikanischen Konzils in Frage
stellte und von Papst Paul VI ‘a Divinis’ suspendiert wurde.“
Er hatte ein Gespräch mit Pater Pio.
Bei diesem Gespräch war auch ein Professor Bruno Rabajotti anwesend, der
berichtet, daß Pater Pio den Bischof an einem bestimmten Moment mit großer
Strenge anblickte und sagte:
„Trage niemals Uneinigkeit unter die Brüder und praktiziere immer die Regel des
Gehorsams, vor allem, wenn Dir die Fehler dessen größer erscheinen, der
befiehlt. Es gibt keinen anderen Weg als den des Gehorsams für uns, die wir
dieses Gelübde aussprechen.“
Auch darin konnte Pater Pio Lehrmeister sein, denn von ihm wurde auch
fragwürdiger Gehorsam verlangt. Er aber überließ sich Gott, als jenem, der immer
den Weg zu finden weiß, die Wahrheit triumphieren zu lassen, wie wir heute
feststellen können.
Aber es scheint, daß Mons. Lefebvre nicht so dachte, auch wenn er Pater Pio
diese Worte erwiderte: „Ich werde mich daran erinnern, Pater.“
Pater Pio betrachtete ihn und entgegnete, in die Zukunft dieses Bischofs
blickend:
„Nein, Du wirst es vergessen. Du wirst die Kommunion der Gläubigen zerreißen, Du
wirst Dich dem Willen Deiner Vorgesetzten widersetzen, sogar den Anordnungen des
Papstes.
Dies wird sich in nicht sehr ferner Zeit vollziehen.
Du wirst das Versprechen vergessen haben, das Du heute hier gegeben hast, und
für die Kirche wird viel Übles daraus hervorgehen.
Schwinge Dich nicht zum Richter auf, errichte keine Altäre, die Dir nicht
gehören, mache Dich nicht zur Stimme des Gottesvolkes, das schon seine eigene
Stimme hat, säe nicht Uneinigkeit und Zwietracht. Denn dies ist es, was Du tun
wirst.“
Leider ist die Wahrheit dieser Prophezeiung des Pater Pio vor unser aller Augen
in unseren Tagen zu sehen.
Ab der zweiten Auflage war dieser Text verschwunden.
(‘Parvis-Verlag’ das Buch „Pater Pio, Freund
Gottes, Wohltäter der Menschen“)
Pdf Kopien des Originalbuches „Pater Pio, Freund Gottes,
Wohltäter der Menschen“. Parvis-Verlag April 1991
IST MGR. LEFEBVRE
EIN GÜLTIG GEWEIHTER BISCHOF?
Aus EINSICHT Jahrgang-24 Nummer-02 Juli-1994
von
Eberhard Heller
Seit der Rede von Mgr. Lefebvre am 27.5.1976 in
Montréal/ Kanada, in der er bestätigte, von dem
Freimaurer Achille Liénart zum Priester und zum
Bischof geweiht worden zu sein, reißt die
Debatte - öffentlich oder auf privater Ebene
geführt -, ob die von Liénart gespendeten Weihen
gültig gewesen seien bzw. ob er selbst überhaupt
ein gültig geweihter Bischof sei, nicht mehr ab.
Außer gelegentlichen Hinweisen auf die
vorliegende Problematik haben wir bisher zu
diesem Thema keine öffentliche Stellungnahme
abgegeben, da das vorliegende Material für eine
schlüssige Beweisführung der Ungültigkeit der
Weihen unserer Meinung nach nicht ausreicht. Ein
Beweis läßt sich unserer Auffassung weder
positiv noch negativ führen. Für unseren Kampf
gegen den Lefebvreismus haben stichhaltigere
Argumente ausgereicht, um zu zeigen, daß Mgr.
Lefebvre und seine Organisation lediglich eine
traditionalistische Rebellengruppe innerhalb der
apostatischen 'Kirchen'-Organisation ist, die
mit dem wirklichen katholischen Widerstand nicht
nur nichts zu tun hat, sondern diesen, wo sie
nur kann, programmgemäß noch zerstört.
Anmerkung Webmaster:
In diesem Absatz wurde von mir
ein Satz in
Klammer entfernt. Text soll nur den Sachverhalt
schildern.
Inzwischen haben jedoch eine ganze Reihe von
Priestern die Lefebvre-Bruderschaft verlassen
und wirken in den verschiedensten Meßzentren als
Seelsorger (bzw. sie versuchen es). Dieser
Umstand veranlaßt uns, auf die Problematik im
Zusammenhang mit den an ihnen gespendeten Weihen
aufmerksam zu machen.
Hier zunächst Auszüge aus der
Rede, die Mgr. Lefebvre am 27.5.1976 in Montreal
gehalten hat und die die weltweite Debatte
ausgelöst hat:
"Der Heilige Vater (Montini) wurde in einer
modernistischen Umwelt erzogen... Es ist deshalb
nicht überraschend, daß der Papst nicht
reagierte, wie der heilige Pius X. reagiert
hätte, wie Papst Pius IX. reagiert hätte oder
ein Leo XIII. Als eine Folgeerscheinung
herrschte auf dem Konzil eine solche Atmosphäre,
daß es keinen Widerstand gegen den
modernistischen Einfluß gab, der durch eine
Gruppe von Kardinälen ausgeübt wurde, der
insbesondere durch Kardinal Liénart befohlen und
zu einem gewissen Grade durch ihn dirigiert
wurde.... Nun, vor zwei Monaten veröffentlichte
in Rom die traditionalistische Zeitschrift
CHIESA VIVA - ich habe es in Rom mit meinen
eigenen Augen gesehen - auf der Rückseite des
Umschlags die Photographie Kardinal Liénarts mit
allen seinen freimaurerischen Zutaten, den Tag
des Datums seiner Einweihung in die
Freimaurerei, den Grad, unter dem er der
Freimaurerei angehörte, dann das Datum, an dem
er zum 2o., dann zum 3o. Grad der Freimaurerei
aufstieg, sich dieser Loge, jener Loge
angeschlossen hat, in dieser Stadt, in jener
Stadt. - Seitdem, ungefähr zwei oder drei
Monate, nachdem diese Veröffentlichung
stattfand, hörte ich keinerlei Rückwirkung,
keinerlei Widerspruch. Unglücklicherweise muß
ich Ihnen nun sagen, daß dieser Kardinal Liénart
mein Bischof ist, daß er es ist, der mich zum
Priester geweiht hat, daß er es ist, der mich
zum Bischof konsekriert hat. Ich kann nichts
dafür... Glücklicherweise sind die Weihen
gültig... Aber, trotz allem war es sehr
schmerzlich für mich, dies zu erfahren."
(zitiert nach der deutschen
Übersetzung von Herrn Dr. Hugo Maria Kellner /
U.S.A. in Brief Nr.72 vom Juli 1977; die Angaben
über Liénarts Zugehörigkeit zur Freimaurerei
sind zu finden in Nr.51 der Zeitschrift CHIESA
VIVA vom März 1976, Anschrift: C.V., Editrice
Civiltà, Via Galileo Galilei 121, I - 25100
Brescia)
Mgr. Lefebvre hatte, wie Herr Dr. Kellner weiter
nachweisen konnte, bereits vor Mai 1970 Kenntnis
von der Zugehörigkeit Liénarts zur Freimaurerei.
Zu den betroffenen
Personen:
Achille Liénart
1907
Priesterweihe
1912
Eintritt in die
Freimaurerloge von Cambrai (dann
Assoziation mit Logen in Lille,
Valenciennes und Paris)
1919
Ernennung zum "Visiteur"
(18. Grad)
1924
Beförderung in den 30.
Grad
1928
Bischofsweihe
Außerdem wohnte Liénart schwarzen Messen bei.
Marcel Lefebvre
geb. am 29.11.1905 in Tourcoing / Diözese Lille,
Student im Seminar von
Lille, an dem Liénart vor seiner
Bischofsweihe als Professor lehrte,
Priesterweihe am
21.9.1929 durch den inzwischen
konsekrierten Liénart,
Bischofsweihe am 18.9.1947 durch Liénart.
Quelle für die Zugehörigkeit
Liénarts zur Freimaurerei:
André Henri Jean Marquis de la Franquerie: "L'infaillibilté
pontificale" 2. 1970, S.80 f. Das Buch kann
bezogen werden bei: Jean Auguy, Editeur
"Diffusion de la Pensée Française, Chiré-en-Nontreuil,
F - 86190 - Vouillé.
Der Autor belegt auch, daß Liénart Satanist war.
Der Marquis war päpstlicher Geheimkämmerer und
ein guter Kenner der Freimaurerinfiltration des
Vatikans, besonders der Aktivitäten von Rampolla,
unter Leo XIII. Staatssekretär, Kardinal und
Freimaurer.
Bald nach Bekanntwerden dieser Tatsachen wurden
Zweifel an der Gültigkeit der Weihen von Liénart
und Mgr. Lefebvre laut. Sie haben sich rasch auf
die Frage konzentriert, ob der
Hochgradfreimaurer und Satanist Liénart im Jahre
1928 intentional disponiert war, die
Bischofsweihe gültig zu empfangen. Müßte man die
Frage negativ beantworten, ergäben sich folgende
Schlußfolgerungen: Hätte Liénart die
Bischofsweihe nicht gültig empfangen, wären die
an Lefebvre vollzogenen Weihen
selbstverständlich auch ungültig, ebenso wie die
von Msgr. Lefebvre gespendeten Ordinationen.
In diesem Zusammenhang ist noch wie folgt
argumentiert worden: Auch wenn die von dem
Priester Liénart gespendete 'Bischofsweihe' an
Marcel Lefebvre ungültig gewesen sein sollte,
dann haben doch zumindest die beiden
Co-Konsekratoren die Bischofsweihe gültig
gespendet. Dieses Argument würde zutreffen, wenn
feststände, daß Lefebvre zuvor gültig zum
Priester geweiht worden wäre. Da aber die
Priesterweihe ebenfalls von dem Freimaurer
Liénart gespendet wurde, dessen Bischofsweihe
gerade ja bezweifelt wird, andererseits zum
Empfang der Bischofsweihe die Spendung der
gültigen Priesteweihe vorausgesetzt wird, kann
man diesen Einwand nicht bestehen lassen.
Die Beantwortung der Frage, ob Liénart 1928
intentional so disponiert war, daß er die
Bischofsweihe gültig empfing, wurde in den
Kreisen des katholischen Widerstandes recht
unterschiedlich beantwortet:
- Herr Dr. Hugo Maria Kellner /
U.S.A. versuchte den Nachweis der Ungültigkeit
unter Hinweis auf mögliche Fälschungen im
Kirchenrecht von 1917. (Briefe Nr.72 und Nr.75
aus dem Jahr 1979.)
- Dieser Argumentation schloß sich 1979 Abbe E.
Robin / Frankreich - inzwischen verstorben - an.
- Die vorgebrachten Argumente versuchte der
damalige Pater Guérard des Lauriers zu
widerlegen. (Brief vom 14.6.1979)
- Für gültig wurde die Weihe auch von Gloria
Riestra in TRENTO gehalten.
- Zweifel wiederum äußerte Herr A. Eisele,
Herausgeber der SAKA-Informationen Anfang 1980
- Starke Zweifel an der Gültigkeit haben Bischof
Vezelis (THE SERAPH von 1983) und auch die
mexikanischen Bischöfe.
- Für deren Gültigkeit setzte sich dann wieder
Prof. B. F. Dryden / U.S.A. ein (Rundschreiben
vom 27.4.1983).
- Für die Gültigkeit der Weihen wird auch
angeführt, Liénart hätte die Weihen bestimmt in
der entsprechenden Intention gültig empfangen,
gerade weil er als Bischof der Kirche schaden
wollte. (Ähnlich wie bei 'Schwarzen Messen',
zu denen ja gleichfalls von abgefallenen
Priestern Hostien gültig konsekriert werden, um
den Leib Christi auch wirklich schänden zu
können.)
Wir haben in München dieses Problem zusammen mit
(+) H.H. Dr. Otto Katzer mehrfach und sehr
ausführlich (über acht Stunden) diskutiert: die
bloße Zugehörigkeit zur Freimaurerei reicht als
solche nicht aus, um den ungültigen Empfang zu
beweisen. Sie macht ihn bloß irregulär. Das CIC
verbietet in diesem Fall aber die Ausübung der
unerlaubt empfangenen Vollmachten. Der Besuch
von 'Schwarzen Messen' allein ist auch kein
ausreichendes Indiz. Liénarts Häresie und die
Zerstörung des Glaubens auf dem II. Vatikanum,
die ja auch von Mgr. Lefebvre angesprochen wird,
lassen keinen direkten Schluß zu auf seinen
Mentalzustand bzw. intentionale Einstellung im
Jahre 1928, zum Zeitpunkt seiner Konsekration
(bzw. 'Konsekration'). Nimmt man aber alle
gravierenden Momente zusammen und berücksichtigt
Liénarts exponierte Stellung in der
Freimaurerei, so lassen sie Zweifel an der für
den gültigen Empfang notwendigen Intention
begründet zu. H.H. Dr. Katzer, der sich erst
vehement sträubte, sich mit diesem Thema zu
befassen, kam kurz vor seinem Tode zu der
Auffassung, "daß es schlecht um Lefebvre stehe"
- gemeint war die Gültigkeit seiner Weihe;
bezweifelbar wegen der ungesicherten Intention
von Liénart.
Es könnte aber auch sein, daß - wie oben
angeführt - Liénart eine ausreichende Intention
gerade deswegen aufbrachte, weil er der Kirche
schaden wollte. Diese Möglichkeit wird durchaus
zugestanden - nur: nachprüfen läßt sie sich
nicht mehr. Ein positiver Beweis sowohl für die
Gültigkeit wie auch für die Ungültigkeit läßt
sich unserer Meinung nach nicht führen. Ein
solches Unterfangen muß notwendigerweise in
moraltheologischen bzw. moralpsychologischen
Spekulationen enden, da man eben Kard. Liénart
über seine damalige Einstellung nicht mehr
befragen kann - er ist tot -, und wenn er noch
hätte Antwort geben können, wäre es sehr
unsicher, ob er sich an seine damalige Intention
noch erinneren könnte, und wenn ja, ob er uns
die Wahrheit sagen würde.
Für die Spendung der Sakramente gilt das Prinzip
"tutior", d.h. es muß die sichere Spendung
gewählt werden. Im Falle einer nachweislich
dubiosen Spendung schreibt die Kirche vor,
dieses Sakrament sub conditione zu wiederholen.
Im vorliegenden Fall schließen wir uns den
Empfehlungen an, die Mgr. Guérard des Lauriers -
damals noch nicht zum Bischof konsekriert -
seinen Schülern gab, die von Mgr. Lefebvre
geweiht (oder: 'geweiht') worden waren und wegen
dogmatischer Gegensätze seine Organisation
verlassen hatten, sich unter den gegebenen
Umständen, unter denen die Weihen von Lefebvre
stehen, sub conditione nachweihen zu lassen.
Anmerkung:
Inzwischen sind weitere Stellungnahmen zu diesem
Problem abgegeben worden. Ich erinnere u.a. an
die sehr ausführliche Darstellung von H.H. P.
Groß in KYRIE ELEISON Nr. 1-4 / 1987, der
versuchte, die Zweifel an der Gültigkeit der
Weihen in der Manier des Dominikaner-Theologen
Ambrosius Catharinus (+1535) zu beheben.
Diesem antwortete wiederum der inzwischen
verstorbene Herr André Perlant "Anmerkungen zur
Theologie von H.H. P. Groß" (EINSICHT, Nr.4, 20.
Jahrgang, vom Okt. 1990, S.37f) und betonte
darin gegen die Auffassung von H.H. P. Groß
entschieden die Wichtigkeit einer positiven
Intention bei der Sakramentenspendung.
In
einem Kapitel des Sonderdrucks "Die Zerstörung
des sakramentalen Priestertums durch die
'römische Konzilskirche'" (EINSICHT Sonder-Nr.2,
vom April 1991) versuchte Herr Prof. Wendland
ebenfalls den Nachweis zu erbringen, daß
aufgrund der fehlenden Intention Lefebvres
Weihen ungültig seien.
Am 21. Januar
2009 hob Papst Benedikt
XVI. per Dekret durch den Präfekten der Kongregation für
die Bischöfe, Giovanni Battista Kardinal Re, die
Exkommunikation der vier 1988 geweihten Bischöfe der
Priesterbruderschaft St. Pius X. auf. Getragen wurde
dies von der Hoffnung, dass mit diesem Schritt eine
volle Übereinstimmung in den strittigen Fragen erreicht
werden könne.Die Suspension
der ohne päpstliche Erlaubnis amtierenden Bischöfe ist
damit nicht aufgehoben.
Brief an die Bischöfe
10. März 2009
In einem Brief an die Bischöfe äußert sich
Papst Benedikt XVI. zu seiner umstrittenen Entscheidung, die
Exkommunikation der traditionalistischen Bischöfe der
Piusbruderschaft aufzuheben.
Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!
Die Aufhebung der Exkommunikation für die vier von
Erzbischof Lefebvre im Jahr 1988 ohne Mandat des
Heiligen Stuhls geweihten Bischöfe hat innerhalb und
außerhalb der katholischen Kirche aus vielfältigen
Gründen zu einer Auseinandersetzung von einer Heftigkeit
geführt, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt
haben. Viele Bischöfe fühlten sich ratlos vor einem
Ereignis, das unerwartet gekommen und kaum positiv in
die Fragen und Aufgaben der Kirche von heute einzuordnen
war. Auch wenn viele Hirten und Gläubige den
Versöhnungswillen des Papstes grundsätzlich positiv zu
werten bereit waren, so stand dagegen doch die Frage
nach der Angemessenheit einer solchen Gebärde angesichts
der wirklichen Dringlichkeiten gläubigen Lebens in
unserer Zeit. Verschiedene Gruppierungen hingegen
beschuldigten den Papst ganz offen, hinter das Konzil
zurückgehen zu wollen eine Lawine von Protesten setzte
sich in Bewegung, deren Bitterkeit Verletzungen sichtbar
machte, die über den Augenblick hinausreichen. So fühle
ich mich gedrängt, an Euch, liebe Mitbrüder, ein
klärendes Wort zu richten, das helfen soll, die
Absichten zu verstehen, die mich und die zuständigen
Organe des Heiligen Stuhls bei diesem Schritt geleitet
haben. Ich hoffe, auf diese Weise zum Frieden in der
Kirche beizutragen.
Eine für mich nicht vorhersehbare Panne bestand darin,
daß die Aufhebung der Exkommunikation überlagert wurde
von dem Fall Williamson. Der leise Gestus der
Barmherzigkeit gegenüber vier gültig, aber nicht
rechtmäßig geweihten Bischöfen erschien plötzlich als
etwas ganz anderes: als Absage an die christlichjüdische
Versöhnung, als Rücknahme dessen, was das Konzil in
dieser Sache zum Weg der Kirche erklärt hat. Aus einer
Einladung zur Versöhnung mit einer sich abspaltenden
kirchlichen Gruppe war auf diese Weise das Umgekehrte
geworden: ein scheinbarer Rückweg hinter alle Schritte
der Versöhnung von Christen und Juden, die seit dem
Konzil gegangen wurden und die mitzugehen und
weiterzubringen von Anfang an ein Ziel meiner
theologischen Arbeit gewesen war. Daß diese Überlagerung
zweier gegensätzlicher Vorgänge eingetreten ist und den
Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden
in der Kirche für einen Augenblick gestört hat, kann ich
nur zutiefst bedauern. Ich höre, daß aufmerksames
Verfolgen der im Internet zugänglichen Nachrichten es
ermöglicht hätte, rechtzeitig von dem Problem Kenntnis
zu erhalten. Ich lerne daraus, daß wir beim Heiligen
Stuhl auf diese Nachrichtenquelle in Zukunft
aufmerksamer achten müssen. Betrübt hat mich, daß auch
Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit
sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu
müssen glaubten. Um so mehr danke ich den jüdischen
Freunden, die geholfen haben, das Mißverständnis schnell
aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der
Freundschaft und des Vertrauens wiederherzustellen, die
- wie zur Zeit von Papst Johannes Paul II. - auch
während der ganzen Zeit meines Pontifikats bestanden
hatte und gottlob weiter besteht.
Eine weitere Panne, die ich ehrlich bedaure, besteht
darin, daß Grenze und Reichweite der Maßnahme vom 21. 1.
2009 bei der Veröffentlichung des Vorgangs nicht klar
genug dargestellt worden sind. Die Exkommunikation
trifft Personen, nicht Institutionen. Bischofsweihe
ohne päpstlichen Auftrag bedeutet die Gefahr eines
Schismas, weil sie die Einheit des Bischofskollegiums
mit dem Papst in Frage stellt. Die Kirche muß deshalb
mit der härtesten Strafe, der Exkommunikation,
reagieren, und zwar, um die so Bestraften zur Reue
und in die Einheit zurückzurufen. 20 Jahre nach den
Weihen ist dieses Ziel leider noch immer nicht erreicht
worden. Die Rücknahme der Exkommunikation dient dem
gleichen Ziel wie die Strafe selbst: noch einmal die
vier Bischöfe zur Rückkehr einzuladen. Diese Geste
war möglich, nachdem die Betroffenen ihre grundsätzliche
Anerkennung des Papstes und seiner Hirtengewalt
ausgesprochen hatten, wenn auch mit Vorbehalten, was den
Gehorsam gegen seine Lehrautorität und gegen die des
Konzils betrifft. Damit komme ich zur Unterscheidung von
Person und Institution zurück. Die Lösung der
Exkommunikation war eine Maßnahme im Bereich der
kirchlichen Disziplin: Die Personen wurden von der
Gewissenslast der schwersten Kirchenstrafe befreit. Von
dieser disziplinären Ebene ist der doktrinelle Bereich
zu unterscheiden. Daß die Bruderschaft Pius' X. keine
kanonische Stellung in der Kirche hat, beruht nicht
eigentlich auf disziplinären, sondern auf doktrinellen
Gründen.
Solange die Bruderschaft keine kanonische
Stellung in der Kirche hat, solange üben auch ihre
Amtsträger keine rechtmäßigen Ämter in der Kirche aus.
Es ist also zu unterscheiden zwischen der die Personen
als Personen betreffenden disziplinären Ebene und der doktrinellen Ebene, bei der Amt und Institution in Frage
stehen. Um es noch einmal zu sagen: Solange die
doktrinellen Fragen nicht geklärt sind, hat die
Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und
solange üben ihre Amtsträger, auch wenn sie von der
Kirchenstrafe frei sind, keine Ämter rechtmäßig in der
Kirche aus.
Angesichts dieser Situation beabsichtige ich, die
Päpstliche Kommission "Ecclesia Dei", die seit 1988 für
diejenigen Gemeinschaften und Personen zuständig ist,
die von der Bruderschaft Pius' X. oder ähnlichen
Gruppierungen kommend in die volle Gemeinschaft mit dem
Papst zurückkehren wollen, in Zukunft mit der
Glaubenskongregation zu verbinden. Damit soll deutlich
werden, daß die jetzt zu behandelnden Probleme
wesentlich doktrineller Natur sind, vor allem die
Annahme des II. Vatikanischen Konzils und des
nachkonziliaren Lehramts der Päpste betreffen. Die
kollegialen Organe, mit denen die Kongregation die
anfallenden Fragen bearbeitet (besonders die regelmäßige
Kardinalsversammlung an den Mittwochen und die ein- bis
zweijährige Vollversammlung), garantieren die
Einbeziehung der Präfekten verschiedener römischer
Kongregationen und des weltweiten Episkopats in die zu
fällenden Entscheidungen. Man kann die Lehrautorität der
Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren - das muß der
Bruderschaft ganz klar sein. Aber manchen von denen, die
sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muß
auch in Erinnerung gerufen werden, daß das II. Vaticanum
die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer
ihm gehorsam sein will, muß den Glauben der Jahrhunderte
annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von
denen der Baum lebt.
Ich hoffe, liebe Mitbrüder, daß damit die positive
Bedeutung wie auch die Grenze der Maßnahme vom 21. 1.
2009 geklärt ist. Aber nun bleibt die Frage: War das
notwendig? War das wirklich eine Priorität? Gibt es
nicht sehr viel Wichtigeres? Natürlich gibt es
Wichtigeres und Vordringlicheres. Ich denke, daß ich die
Prioritäten des Pontifikats in meinen Reden zu dessen
Anfang deutlich gemacht habe. Das damals Gesagte bleibt
unverändert meine Leitlinie. Die erste Priorität für den
Petrusnachfolger hat der Herr im Abendmahlssaal
unmißverständlich fixiert: "Du aber stärke deine Brüder"
(Lk 22, 32). Petrus selber hat in seinem ersten Brief
diese Priorität neu formuliert: "Seid stets bereit,
jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung
fragt, die in euch ist" (1 Petr 3, 15). In unserer Zeit,
in der der Glaube in weiten Teilen der Welt zu
verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr
findet, ist die allererste Priorität, Gott gegenwärtig
zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu
Gott zu öffnen. Nicht zu irgendeinem Gott, sondern zu
dem Gott, der am Sinai gesprochen hat; zu dem Gott,
dessen Gesicht wir in der Liebe bis zum Ende (Joh 13, 1)
- im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus
erkennen. Das eigentliche Problem unserer
Geschichtsstunde ist es, daß Gott aus dem Horizont der
Menschen verschwindet und daß mit dem Erlöschen des von
Gott kommenden Lichts Orientierungslosigkeit in die
Menschheit hereinbricht, deren zerstörerische Wirkungen
wir immer mehr zu sehen bekommen.
Die Menschen zu Gott, dem in der Bibel sprechenden Gott
zu führen, ist die oberste und grundlegende Priorität
der Kirche und des Petrusnachfolgers in dieser Zeit. Aus
ihr ergibt sich dann von selbst, daß es uns um die
Einheit der Glaubenden gehen muß. Denn ihr Streit, ihr
innerer Widerspruch, stellt die Rede von Gott in Frage.
Daher ist das Mühen um das gemeinsame Glaubenszeugnis
der Christen - um die Ökumene - in der obersten
Priorität mit eingeschlossen. Dazu kommt die
Notwendigkeit, daß alle, die an Gott glauben,
miteinander den Frieden suchen, versuchen einander näher
zu werden, um so in der Unterschiedenheit ihres
Gottesbildes doch gemeinsam auf die Quelle des Lichts
zuzugehen - der interreligiöse Dialog. Wer Gott als
Liebe bis ans Ende verkündigt, muß das Zeugnis der Liebe
geben: den Leidenden in Liebe zugewandt sein, Haß und
Feindschaft abwehren die soziale Dimension des
christlichen Glaubens, von der ich in der Enzyklika
"Deus caritas est" gesprochen habe.
Wenn also das Ringen um den Glauben, um die Hoffnung und
um die Liebe in der Welt die wahre Priorität für die
Kirche in dieser Stunde (und in unterschiedlichen Formen
immer) darstellt, so gehören doch auch die kleinen und
mittleren Versöhnungen mit dazu. Daß die leise Gebärde
einer hingehaltenen Hand zu einem großen Lärm und gerade
so zum Gegenteil von Versöhnung geworden ist, müssen wir
zur Kenntnis nehmen. Aber nun frage ich doch: War und
ist es wirklich verkehrt, auch hier dem Bruder
entgegenzugehen, "der etwas gegen dich hat" und
Versöhnung zu versuchen (vgl. Mt 5, 23f)? Muß nicht auch
die zivile Gesellschaft versuchen, Radikalisierungen
zuvorzukommen, ihre möglichen Träger - wenn irgend
möglich - zurückzubinden in die großen gestaltenden
Kräfte des gesellschaftlichen Lebens, um Abkapselung und
all ihre Folgen zu vermeiden? Kann es ganz falsch sein,
sich um die Lösung von Verkrampfungen und Verengungen zu
bemühen und dem Raum zu geben, was sich an Positivem
findet und sich ins Ganze einfügen läßt? Ich habe selbst
in den Jahren nach 1988 erlebt, wie sich durch die
Heimkehr von vorher von Rom sich abtrennenden
Gemeinschaften dort das innere Klima verändert hat; wie
die Heimkehr in die große, weite und gemeinsame Kirche
Einseitig keiten überwand und Verkrampfungen löste, so
daß nun daraus positive Kräfte für das Ganze wurden.
Kann uns eine Gemeinschaft ganz gleichgültig sein, in
der es 491 Priester, 215 Seminaristen, 6 Seminare, 88
Schulen, 2 Universitäts-Institute, 117 Brüder und 164
Schwestern gibt? Sollen wir sie wirklich beruhigt von
der Kirche wegtreiben lassen? Ich denke zum Beispiel an
die 491 Priester. Das Geflecht ihrer Motivationen können
wir nicht kennen. Aber ich denke, daß sie sich nicht für
das Priestertum entschieden hätten, wenn nicht neben
manchem Schiefen oder Kranken die Liebe zu Christus da
gewesen wäre und der Wille, ihn und mit ihm den
lebendigen Gott zu verkünden. Sollen wir sie einfach als
Vertreter einer radikalen Randgruppe aus der Suche nach
Versöhnung und Einheit ausschalten? Was wird dann
werden?
Gewiß, wir haben seit langem und wieder beim gegebenen
Anlaß viele Mißtöne von Vertretern dieser Gemeinschaft
gehört - Hochmut und Besserwisserei, Fixierung in
Einseitigkeiten hinein usw. Dabei muß ich der Wahrheit
wegen anfügen, daß ich auch eine Reihe bewegender
Zeugnisse der Dankbarkeit empfangen habe, in denen eine
Öffnung der Herzen spürbar wurde. Aber sollte die
Großkirche nicht auch großmütig sein können im Wissen um
den langen Atem, den sie hat; im Wissen um die
Verheißung, die ihr gegeben ist? Sollten wir nicht wie
rechte Erzieher manches Ungute auch überhören können und
ruhig aus der Enge herauszuführen uns mühen? Und müssen
wir nicht zugeben, daß auch aus kirchlichen Kreisen
Mißtönendes gekommen ist? Manchmal hat man den Eindruck,
daß unsere Gesellschaft wenigstens eine Gruppe benötigt,
der gegenüber es keine Toleranz zu geben braucht; auf
die man ruhig mit Haß losgehen darf Und wer sie
anzurühren wagte - in diesem Fall der Papst -, ging auch
selber des Rechts auf Toleranz verlustig und durfte ohne
Scheu und Zurückhaltung ebenfalls mit Haß bedacht
werden.
Liebe Mitbrüder, in den Tagen, in denen mir in den Sinn
kam, diesen Brief zu schreiben, ergab es sich zufällig,
daß ich im Priesterseminar zu Rom die Stelle aus Gal 5,
13 - 15 auslegen und kommentieren mußte. Ich war
überrascht, wie direkt sie von der Gegenwart dieser
Stunde redet: "Nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für
das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Das ganze
Gesetz wird in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr
einander beißt und zerreißt, dann gebt acht, daß ihr
euch nicht gegenseitig umbringt." Ich war immer geneigt,
diesen Satz als eine der rhetorischen Übertreibungen
anzusehen, die es gelegentlich beim heiligen Paulus
gibt. In gewisser Hinsicht mag er dies auch sein. Aber
leider gibt es das "Beißen und Zerreißen" auch heute in
der Kirche als Ausdruck einer schlecht verstandenen
Freiheit. Ist es verwunderlich, daß wir auch nicht
besser sind als die Galater? Daß uns mindestens die
gleichen Versuchungen bedrohen? Daß wir den rechten
Gebrauch der Freiheit immer neu lernen müssen? Und daß
wir immer neu die oberste Priorität lernen müssen: die
Liebe? An dem Tag, an dem ich darüber im Priesterseminar
zu reden hatte, wurde in Rom das Fest der Madonna della
Fiducia unserer Lieben Frau vom Vertrauen - begangen. In
der Tat - Maria lehrt uns das Vertrauen. Sie führt uns
zum Sohn, dem wir alle vertrauen dürfen. Er wird uns
leiten - auch in turbulenten Zeiten. So möchte ich am
Schluß all den vielen Bischöfen von Herzen danken, die
mir in dieser Zeit bewegende Zeichen des Vertrauens und
der Zuneigung, vor allem aber ihr Gebet geschenkt haben.
Dieser Dank gilt auch allen Gläubigen, die mir in dieser
Zeit ihre unveränderte Treue zum Nachfolger des heiligen
Petrus bezeugt haben. Der Herr behüte uns alle und führe
uns auf den Weg des Friedens. Das ist ein Wunsch, der
spontan aus meinem Herzen aufsteigt, gerade jetzt zu
Beginn der Fastenzeit, einer liturgischen Zeit, die der
inneren Läuterung besonders förderlich ist und die uns
alle einlädt, mit neuer Hoffnung auf das leuchtende Ziel
des Osterfestes zu schauen.
Mit einem besonderen Apostolischen Segen verbleibe ich
im Herrn Euer
Benedikt PP. XVI.
Aus dem Vatikan, am 10. März 2009
Erfüllen Gläubige durch Meßbesuch bei Piusbruderschaft
Sonntagspflicht? – Antwort von Ecclesia …
(Vatikan)
Ein Priester wandte sich am 1. Oktober 2012 in einem
Schreiben an die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei,
um Klärung zweier Fragen. Die Antwort aus Rom vom 6.
November wurde nun vom traditionsverbundenen polnischen
Blog Nowy Ruch Liturgiczny veröffentlicht.
Dubia 1
Kann ein Gläubiger auch durch den Besuch einer Heiligen
Messe, die von einem Priester der Priesterbruderschaft
St. Pius X. zelebriert wird, die gebotene
Sonntagspflicht erfüllen. Vorausgesetzt, daß dieser
Gläubige die Rechtmäßigkeit und Gültigkeit des Novus
Ordo Missae nicht ablehnt und es in der Gegend
keinen für ihn ohne Schwierigkeiten erreichbaren anderen
Meßort im Alten Ritus gibt.
Antwort
Die Päpstliche Kommission „beschränkt“ sich zur
Beantwortung darauf, aus dem Brief Seiner Heiligkeit
Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe der Katholischen
Kirche in Sachen Aufhebung der Exkommunikation der vier
von Erzbischof Lefebvre geweihten Bischöfe v. 10.
März 2009 zu
zitieren:
Solange die Bruderschaft
keine kanonische Stellung in der Kirche hat, üben ihre
Amtsträger auch keine rechtmäßigen Ämter in der Kirche
aus. Es ist also zu unterscheiden zwischen der die
Personen als Personen betreffenden disziplinären Ebene
und der dogmatischen Ebene, bei der Amt und Institution
in Frage stehen. Um es noch einmal zu sagen: Solange die
dogmatischen Fragen nicht geklärt sind, hat die
Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und
solange üben ihre Amtsträger, auch wenn sie von der
Kirchenstrafe frei sind, keine Ämter rechtmäßig in der
Kirche aus.
Dubia 2
Gilt die Verordnung der Gottesdienstkongregation Nr.
4184 und die Entscheidung der Päpstlichen Kommission
Ecclesia Dei Nr 24/92 betreffend die Möglichkeit als
Subdiakon bei einer Messe in der außerordentlichen Form
zu dienen, auch für Diözesanseminaristen (die nicht
Seminaristen eines von der Päpstlichen Kommission
Ecclesia Dei errichteten Priesterseminaren sind),
die bereits eingekleidet wurden?
Antwort
Die Päpstliche Kommission bestätigt in Beantwortung der
zweiten Frage, daß die genannte Regelung für alle
Diözesanseminaristen gilt, auch jene, die nicht an einem
Priesterseminar der Tradition studieren.
Quelle:
katholisches.info
gloria.tv
APOSTOLISCHES SCHREIBEN
"ECCLESIA DEI"
MOTU PROPRIO
Anmerkung ZDW: Ecclesia Dei ist eine von Papst
Johannes Paul II. am 2. Juli 1988 eingesetzte Päpstliche
Kommission. Basierend auf dem Motu Proprio Ecclesia Dei,
die die von Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt
durchgeführten Bischofsweihen von vier Mitgliedern der
Priesterbruderschaft St. Pius X. verurteilt.
Papst
Johannes Paul II.
Gegeben in Rom,
bei St. Peter, am 2. Juli 1988
1. Die Kirche Gottes hat mit großer Betrübnis von der
unrechtmäßigen Bischofsweihe Kenntnis genommen, die Erzbischof Marcel Lefebvre
am vergangenen 30. Juni vorgenommen hat. Dadurch wurden alle Anstrengungen
zunichte gemacht, die in den letzten Jahren unternommen worden waren, um der von Msgr. Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. die volle
Gemeinschaft mit der Kirche sicherzustellen. In der Tat blieben alle, besonders
in den letzten Monaten sehr intensiven, Bemühungen, in denen der Apostolische
Stuhl Geduld und Nachsicht bis an die Grenzen des Möglichen gezeigt hat
2. Diese Trauer empfindet besonders der Nachfolger
Petri, dem es an erster Stelle zukommt, die Einheit der Kirche zu schützen
(2),
auch wenn die Anzahl derer, die direkt in diese Erreignisse verwickelt sind,
klein sein mag; denn jeder Mensch wird um seiner selbst willen von Gott geliebt
und wurde durch das Blut Christi erlöst, das zum Heil aller am Kreuz vergossen
wurde.
Die besonderen Umstände, sowohl objektiver wie
subjektiver Art, unter denen die Tat des Erzbischofs Lefebvre vollzogen wurde,
geben allen Gelegenheit, zu gründlichem Nachdenken darüber, und Anlaß, ihre
eigene Treue gegenüber Christus und seiner Kirche zu erneuern.
3. Die Tat als solche war Ungehorsam gegenüber dem
Römischen Papst in einer sehr ernsten und für die Einheit der Kirche höchst
bedeutsamen Sache, wie es die Weihe von Bischöfen ist, mit der die apostolische Suksession sakramental weitergegeben wird. Darum stellt dieser Ungehorsam, der
eine wirkliche Ablehnung des Römischen Primats in sich schließt, einen
schismatischen Akt
(3)
dar. Da sie diesen Akt trotz des offiziellen Monitums
vollzogen, das ihnen durch den Kardinalpräfekten der Kongregation für die
Bischöfe am vergangenen 17. Juni übermittelt wurde, sind Msgr. Lefebvre und die
Priester Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und
Alfonso de Galarreta der schweren Strafe der Exkommunikation verfallen, wie die
kirchliche Disziplin vorsieht(4).
4. Die Wurzel dieses schismatischen Aktes ist in einem
unvollständigen und widersprüchlichen Begriff der Tradition zu suchen:
unvollständig, da er den lebendigen Charakter der Tradition nicht genug
berücksichtigt, die, wie das Zweite Vatikanische Konzil sehr klar lehrt, »von
den Aposteln überliefert, ... unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen
Fortschritt kennt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte
durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen,
durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, wie auch durch die
Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma
der Wahrheit empfangen haben«
Vor allem aber ist ein Traditionsbegriff unzutreffend
und widersprüchlich, der sich dem universalen Lehramt der Kirche widersetzt, das
dem Bischof von Rom und dem Kollegium der Bischöfe zukommt. Denn niemand kann
der Tradition treu bleiben, der die Bande zerschneidet, die ihn an jenen binden,
dem Christus selbst in der Person des Apostels Petrus den Dienst an der Einheit
in seiner Kirche anvertraute
5. Das Geschehene vor Augen, fühlen wir uns
verpflichtet, alle Gläubigen auf einige Gesichtspunkte aufmerksam zu machen, die
durch dieses traurige Geschehen besonders deutlich werden.
a) Der Ausgang, den die Bewegung Erzbischof
Lefebvres nunmehr genommen hat, kann und muß für alle katholischen Gläubigen ein
Anlaß zu einer gründlichen Besinnung über die eigene Treue zur Tradition der
Kirche sein, wie sie, durch das ordentliche und des außerordentliche kirchliche
Lehramt, authentisch dargelegt wird, besonders durch die Konsilien, angefangen
vom Konzil von Nizäa bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Diese Besinnung muß
alle erneut und wirksam von der Notwendigkeit überzeugen, daß die Treue noch
vertieft und gefestigt werden muß und irrige Interpretationen sowie willkürliche
und ungerechtfertigte Erweiterungen in Dingen der Glaubenslehre, der Liturgie
und der Disziplin vollständig zurückzuweisen sind.
Besonders die Bischöfe haben aufgrund ihres Hirtenamtes
die schwere Pflicht, mit klarem Blick, mit Liebe und Unerschrockenheit darüber
zu wachen, daß diese Treue überall gewahrt wird
Es ist aber auch erforderlich, daß alle Hirten und
übrigen Gläubigen aufs neue sich bewußt werden, daß die Vielfalt der Charismen
sowie der Traditionen der Spiritualität und des Apostolates nicht nur legitim
sind, sondern für die Kirche einen Schatz darstellen; so wird die Einheit in der
Vielfalt zur Schönheit, - zu jener Harmonie, die die irdische Kirche, vom
Heiligen Geist angeregt, zum Himmel emporsteigen läßt.
b) Wir möchten ferner auch die Theologen und
Fachgelehrten der anderen kirchlichen Wissenschaften darauf aufmerksam machen,
daß auch sie von den augenblicklichen Umständen herausgefordert sind. Die Breite
und Tiefe der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils machen nämlich neue und
vertiefte Untersuchungen notwendig, in denen die Kontinuität des Konzils mit der
Tradition klar hervorgehoben wird, vornehmlich in jenen Bereichen der Lehre,
die, weil sie vielleicht neu sind, von einigen Teilgruppen der Kirche noch nicht
recht verstanden wurden.
c) Vor allem möchten wir unter den vorliegenden
Umständen einen zugleich feierlichen und tief empfundenen, väterlichen und
brüderlichen Aufruf an all jene richten, die bisher in irgendeiner Weise mit der
Bewegung des Erzbischofs Lefebvre in Verbindung standen: daß sie ihre ernste
Pflicht erfüllen, mit dem Stellvertreter Christi in der Einheit der katholischen
Kirche verbunden zu bleiben und in keiner Weise jene Bewegung weiter zu
unterstützen. Alle müssen wissen, daß die formale Zustimmung zu einem Schisma
eine schwere Beleidigung Gottes ist und die Exkommunikation mit sich bringt, wie
im Kirchenrecht festgesetzt ist
All jenen katholischen Gläubigen, die sich an einige
frühere Formen der Liturgie und Disziplin der lateinischen Tradition gebunden
fühlen, möchte ich auch meinen Willen kundtun - und wir bitten, daß sich der
Wille der Bischöfe und all jener, die in der Kirche das Hirtenamt ausüben, dem
meinen anschließen möge -, ihnen die kirchliche Gemeinschaft leicht zu machen,
durch Maßnahmen, die notwendig sind, um die Berücksichtigung ihrer Wünsche
sicherzustellen.
6. Im Hinblick auf die Bedeutung und Komplexität der in
diesem Dokument angesprochenen Fragen bestimmen wir Folgendes:
a) Es wird eine Kommission eingesetzt, die die
Aufgabe hat, mit den Bischöfen, den Dikasterien der Römischen Kurie und den
betreffenden Gruppen zusammenzuarbeiten, um die volle kirchliche Gemeinschaft
der Priester, Seminaristen, Ordensgemeinschaften oder einzelnen Ordensleuten zu
ermöglichen, die bisher auf verschiedene Weise mit der von Erzbishof Lefebvre
gegründeten Bruderschaft verbunden waren und die mit dem Nachfolger Petri in der
katholischen Kirche verbunden bleiben wollen; dies geschehe unter Wahrung ihrer
geistlichen und liturgischen Traditionen, gemäß dem Protokoll, das am
vergangenen 5. Mai von Kardinal Ratzinger und Erzbischof Lefebvre unterzeichnet
wurde.
b) Diese Kommission besteht aus einem
Kardinalpräsidenten und anderen Mitgliedern der Römischen Kurie, in einer
Anzahl, die je nach den Umständen für sachlich und angemessen gehalten wird.
c) Ferner muß überall das Empfinden derer
geachtet werden, die sich der Tradition der lateinischen Liturgie verbunden
fühlen, indem die schon vor längerer Zeit vom Apostolischen Stuhl
herausgegebenen Richtlinien zum Gebrauch des Römischen Meßbuchs in der Editio
typica vom Jahr 1962, weit und großzügig angewandt werden
7. Während sich das in besonderer Weise der allerseligsten Jungfrau Maria geweihte Jahr schon seinem Ende zuneigt, möchte
ich alle auffordern, sich mit dem unaufhörlichen Gebet anzuschließen, das der
Stellvertreter Christi durch die Fürsprache der Mutter der Kirche mit den Worten
des Sohnes an den Vater richtet: Daß alle eins seien!
Gegeben in Rom, bei St. Peter, am 2. Juli
1988 im zehnten Jahr unseres Pontifikats.
Joannes Paulus PP. II
(1)Vgl. Bekenntmachung des Hl. Stuhls vom 16.1.
1988, O.R. dt. 24.6.1988,3. (2)Vgl. 1 Vatik. Konzil, Konstitution Pastor æternus,
Kap. 3, DS 3060. (3)Vgl. Codex Iuris Canonici, can. 751. (4)Vgl. ebd., can. 1382. (5)2. Vatik. Konzil, Konstitution Dei Verbum Nr.
8, vgl. 1. Vatik. Konzil, Konstitution Dei Filius, Kap. 3, DS 3020. (6)Vgl. Mt 16,18; Lk 10,16; 1. Vatik.
Konsil, Konstitution Pastor æternus, Kap. 3, DS 3060. (7)Vgl. Codex Iuris Canonici, can 386; Paul VI.,
Apostol. Schreiben Quinque iam anni, 8. 12. 1970, AAS 63 (1971), 97-106. (8)Vgl. Codex Iuris Canonici, can 1364. (9)Vgl. Kongregation für den Gottesdienst, Schreiben
Quattuor abhinc annos. 3 Oct. 1981: AAS 76 (1984) 1088-1089.
Kardinal Burke:
dass Katholiken
die Sakramente nur im Fall einer absoluten Notwendigkeit
bei der Bruderschaft empfangen sollen.
Polen.
Am letzten Montag feierte Kardinal
Raymond Burke in Krakau ein Altritus-Pontifikalamt. Bei
einer anschließenden Buchpräsentation wurde er nach der
Piusbruderschaft gefragt. Burke antwortete, dass
Katholiken die Sakramente nur im Fall einer absoluten
Notwendigkeit bei der Bruderschaft empfangen sollen.
Deren Situation sei kirchenrechtlich irregulär. Die der
Bruderschaft vom Papst gewährte Beichtjurisdiktion
findet Burke kirchenrechtlich schwer fassbar.
Kardinal
Burke: Piusbruderschaft ist “im
Schisma”
„Die
Priesterbruderschaft St. Pius X. ist seit den
Bischofsweihen von Erzbischof Marcel Lefebvre ohne
Päpstliches Mandat im Schisma.“ Das
erklärte Kardinal Raymond Burke im Juli 2017 bei
einer Konferenz über die Heilige Liturgie in Medford
im US-Bundesstaat Oregon.
Gestern erschien ein Audio-Mitschnitt aus dem
Vortrag auf
akacatholic.com. Demnach sagte Burke, dass
es „nicht legitim ist“, der Messe in einer Kirche
der Bruderschaft beizuwohnen noch die Sakramente
dort zu empfangen.
Burke kommentierte die Entscheidung von Papst
Franziskus, der Bruderschaft zu erlauben, Ehen zu
schließen und Beichten zu hören: „Es gibt keine
kirchenrechtliche Erklärung dafür und es ist einfach
eine Anomalie.“
Priesterbruderschaft St. Pius X.
http://www.sekten-sachsen.de/
Ursprung/Gschichte:
Der traditionalistische Bischof Marcel Lefebvre
(1905-1991) gründete 1970 im Zuge seiner Ablehnung
zentraler Beschlüsse des 2. Vatikanische Konzils die
Priesterbruderschaft als einen Priesterorden mit eigenem
Priesterseminar innerhalb der kath. Kirche. Nachdem er
1976 Priesterweihen ohne Erlaubnis gespendet hatte,
wurde er suspendiert. 1988 weihte er ohne Genehmigung
des Papstes vier Bischöfe, um den Fortbestand seiner
Gemeinschaft zu sichern. Damit hat die Bruderschaft die
volle Gemeinschaft der kath. Kirche verlassen. In
Reaktion auf diesen schismatischen (= kirchenspaltenden)
Akt wurden er und die vier geweihten Bischöfe
exkommuniziert (= Aus der kath. Kirche ausgeschlossen)
[Text
des Motuproprio auf deutsch Vatikan-Webseite].
Diese Exkommunikationen wurden im Jan. 2009 von Papst
Benedikt XVI. wieder aufgehoben. Dies bedeutet jedoch
noch keine Rehabilitierung der Bruderschaft oder ihre
Wiedereingliederung in die kath. Kirche. Die der
Bruderschaft angehörenden Bischöfe und Priester sind
nach wie vor suspendiert, d. h. ihnen ist die Ausübung
der Weihegewalt untersagt. Die Bruderschaft selbst steht
nach wie vor nicht in der vollen Gemeinschaft der
Katholischen Kirche. Ein Urteil des OLG Köln von 1992
(12 U 160/91) aufgrund einer Klage des Erzbistums Köln
untersagt es der Bruderschaft folgerichtig, ihre
Einrichtungen und Veranstaltungen als
"römisch-katholisch" zu bezeichnen.
Im Laufe der Zeit gab es zahlreiche Abspaltungen und
Austritte. Am bekanntesten ist die wieder mit Rom
verbundene
Priesterbruderschaft St.
Petrus. 2012
wurde der Bischof Richard Williamson ausgeschlossen, der
die Piusbruderschaft des "Liberalismus" und Verrats am
Erbe des Gründers bezichtigt. Er sammelt eine derzeit
(2013) sehr überschaubare Zahl radikaler
Traditionalisten um sich, lehnt aber derzeit (2013) noch
die Gründung einer eigenen Gemeinschaft ab..
Lehre:
Sie sehen die röm.-kath. Kirche nach dem 2.
Vatikanischen Konzil (1962-1965) in einem Weg des
Abfalls vom wahren Glauben. Über Benedikt XVI. sagt de
Mallerais, einer der illegal geweihten Bischöfe der
Pius-Bruderschaft:
"Der jetzige Papst ist ein wirklicher Modernist, er
vertritt die gesamte modernistische Theorie, und zwar
auf dem neuesten Stand von heute! Noch als Dozent Joseph
Ratzinger lehrte er tatsächliche Häresien."
(Fideliter,
September-Oktober 2008)
Insbesondere lehnen sie ab:
●
die Liturgiereform: Sie feiern die Hl. Messe
nach dem bis 1962 gebräuchlichen tridentinischen
Ritus. Den jetzigen Messritus empfinden sie als zu
protestantisch und entsakralisiert. Während sie für
sich die Toleranz der röm.-kath. Kirche fordern,
dass auch deren Anhänger ihre Messe besuchen dürfen,
vertreten sie die Meinung, dass ein Besuch der Hl.
Messe im neuen Ritus kaum möglich und sündhaft sei.
●
die Ökumene:
Nach ihrer Meinung kann die
kath. Kirche als die einzig wahre nicht auf gleicher
Stufe mit anderen christlichen Gemeinschaften
sprechen, sondern diese nur zur Rückkehr in die
wahre (kath.) Kirche aufrufen.
●
die Religionsfreiheit: Nur die Wahrheit (der
kath. Glaube) könne Rechte für sich beanspruchen.
Der Staat könne andere Konfessionen und Religionen
aus praktischen Gründen dulden, müsse aber vor allem
die kath. Kirche fördern und ggf. gegen andere
Religionen und Weltanschauungen schützen. Als
positives Beispiel wird die spanische Verfassung
unter der Diktatur Francos angeführt: Die private
Gewissensfreiheit wurde respektiert, aber die
öffentliche Ausübung nicht-katholischer Religionen
verboten.
●
den interreligiösen Dialog:
Ähnlich wie bei der Ökumene wäre die einzige Form
des Gesprächs mit anderen Religionen die Mission, um
diese zur Bekehrung zum kath. Christentum zu
bewegen. Deshalb werden z. B. das Friedensgebet der
Religionen in Assisi wie auch der Besuch von Papst
Benedikt in der Istanbuler Moschee von ihnen scharf
kritisiert. Der Dialog mit den Juden wird unter dem
Hinweis abgelehnt, dass diese "des Gottesmordes mitschuldig (sind),
so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der
Gottheit Christi und die Taufe von der Schuld ihrer
Vorväter distanzieren."
(Franz Schmidtberger, Distriktoberer für
Deutschland, Brief an die Bischöfe 12/2008)
●
die Kollegialität der Bischöfe: Nach ihren
Vorstellungen sind die Prinzipien von Leitung,
Autorität und Unterordnung gottgegeben und gelten
sowohl für die Kirche (mit dem Papst als Oberhaupt)
als auch die Familie (mit dem Mann als Oberhaupt,
dem sich die Frau unterzuordnen hat). Ihre
politischen Vorstellungen laufen in Richtung eines
kath. dominierten Gottes- und Ständestaats.
Richard Williamson, bis 2012 einer der Bischöfe der
Priesterbruderschaft, geriet Anfang 2009 in die Kritik,
als er in einem Interview für einen schwedischen
Fernsehsender die Existenz der Gaskammern in den KZs
leugnete und meinte, dass in den KZs der
Nationalsozialisten nur maximal 300.000 Juden umgekommen
seien. Diese Aussage war Anlass für Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft Regensburg wegen Holocaust-Leugnung.
Nachdem diese Äußerungen großen öffentlichen Wirbel
verursacht hatten, hat sich die Priesterbruderschaft von
diesen Aussagen distanziert. Am 4.10.2012 wurde Bischof
Williamson wegen seiner Weigerung, sich der Leitung der
Priesterbruderschaft unterzuordnen, aus der
Priesterbruderschaft ausgeschlossen.
Die Piusbruderschaft erkennt den jeweils amtierenden
Papst an. Sie versucht also einen Mittelweg zwischen der
von ihr als modernistisch eingeschätzten "Konzilskirche"
und den Sedisvakantisten, welche die Meinung vertreten,
es gäbe derzeit einen rechtmäßigen Papst.
Lebensweise:
Die Priester der Bruderschaft leben in kleineren
Priestergemeinschaften in Prioraten (in etwa
vergleichbar mit Pfarreien) und unterhalten dort ein
Gemeindeleben für die ihnen verbundenen Gläubigen. Sehr
stark wird die Spiritualität vom Besuch der Hl. Messe im
traditionalistischen Ritus, Rosenkranzgebet, Andachten
und Wallfahrten geprägt. Theologie und Ethik sind extrem
konservativ geprägt. Es herrscht ein dualistisches
Weltbild vor. Die Welt außerhalb der eigenen
Gemeinschaft wird im Stadium des Zerfalls und Untergangs
empfunden, weshalb man klare Distanz wahren solle.
Bedenklich sind diese Züge der Selbstisolation, wenn z.
B. ein damaliger Bischof der Bruderschaft, Richard
Williamson am 2.9.06 auf einer Wallfahrt erklärte:
"Die Familien sollten – wenn es irgendwie
möglich wäre – zusammenkommen, um sich einander zu
unterstützen. Damit die Kinder mit anderen katholischen
Kindern, natürlichen Kindern anstatt verdorbenen
Kindern, spielen können. Kann ich meinen Kinder
erlauben, mit den anderen Kindern von heute ihre Zeit zu
verbringen, die in allen Dingen auf dem Laufenden sind,
auf dem „Laufendsten“ in Sachen Internet und Fernsehen
und Nintendo und all diesen Dingen? Als gute Mutter kann
ich es kaum erlauben." An anderer Stelle fordert er: "Zuhause darf es höchstens ein Videogerät
geben, der Fernseher muss raus! Der Fernseher muss raus!
Der Fernseher muss raus! ... Diese Maschine ist
verhängnisvoll und stellt einen großen Teil der modernen
Verbildung dar."
(Predigt am 28.6.2008 in Zaitzkofen, hier zitiert nach:
Mitteilungsblatt, 11/2008, S. 12)
Verbreitung:
In Deutschland sind sie vor allem im süddeutschen Raum
und im Rheinland verbreitet. Im Osten Deutschlands
existiert nur ein Priorat in Berlin, von wo aus auch der
Gottesdienstort in Dresden betreut wird (Stand 2013).
Dieser befindet sich in einem Hinterhaus in Dresden-Löbtau, wo eine kleine Kapelle eingerichtet
wurde. Weltweit gehören zur Pius-Bruderschaft ca. 460
Priester (Deutschland: ca. 50). Die Gottesdienste werden
weltweit nach ihren Angaben von ca. 150.000 Gläubigen
besucht. Verglichen mit der Anzahl der Katholiken von
ca. 1,1 Mrd. weltweit entspräche das einem Anteil von
0,01 %
nahestehende und Unterorganisationen,
andere Namen:
Katholische Jugendbewegung (KJB)
Eucharistischer Kinderkreuzzug
Civitas-Institut
Katholische Ärztevereinigung St. Lukas
St. Petrus Canisius Werk
e.V. (Zeitschrift: "Kirchliche Umschau")
Wolfgang Beinert (Hg.);
Der Vatikan und die Pius-Brüder:
Anatomie einer Krise;
Herder-Verlag, Freiburg 2009, 1. Aufl.; 258
Seiten; ISBN: 3451302799; Preis: 14,95 Euro
(Stand 2009)
Der Band dokumentiert zunächst
die für die aktuelle Diskussion zentralen
kirchlichen Texte. Danach diskutieren namhafte
Theologen insbesondere über die Bedeutung des
Zweiten Vatikanischen Konzils, die Rolle des
Papstes sowie die kirchenrechtlichen und
systematisch-theologischen Hintergründe.
Alois Schifferle, Die
Pius-Bruderschaft: Informationen - Positionen -
Perspektiven, Butzon & Bercker 2009, 400 Seiten,
ISBN: 3766612816; Preis: 29,95 Euro.
Sehr umfangreiche Abhandlung über
Geschichte und Theologie der Piusbruderschaft
mit ausführlicher theologischer Darlegung des
unterschiedlichen Verständnisses von Tradition
in Kirche und Piusbruderschaft