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Manches in den folgenden Betrachtungen zur „Passion
MARIENS“ ist mehr ein Suchen als ein Finden; doch
Beides ist dem Unbefleckten Herz MARIENS anvertraut
und der Führung des guten hl. Engels, allein ihr zu
Ehre. Es ist da ein stilles Versprechen über dieser
„Letzten Zeit“, die ihr ganz in GOTTES Erbarmen
anvertraut ist: dass langsam so Manches der vielen
Geheimnisse, die sie im Herzen bewegte, denen, die
sie lieben, kund getan werde zur größeren Ehre
GOTTES und damit auch ihr Glanz über dieser dunklen
Zeit immer mehr aufstrahle wie heilige Morgenröte
eines Neuen Tages, der über dieser Schöpfung
aufgehen soll. Erste heilige Andeutung dieser
Hoffnung ist das Bild von Guadalupe, in dem sie in
vielfältigen Bildern und Zeichen zu den einfältigen
Indios gesprochen hat – und sie haben verstanden!
„Lazarus“
Beginnen wir bei „Lazarus“, auch wenn wir mehr ahnen
als wissen, in welcher Beziehung diese auserwählte
Familie zu MARIA stand. Da der HERR besonders in der
letzten Zeit ein Stück „Heimat“ hier auf Erden fand,
ist anzunehmen, dass nicht nur MARIA davon wusste
und sich sicher darüber freute und GOTT dankte.
Die Familie Lazarus’ ist schon vor Pfingsten „Angeld
der Kirche“. Sie ist Brücke vom Alten Bund hinüber
zum Neuen Bund nicht durch das Wort, sondern auf dem
Weg der Liebe. Nach der Ermordung ihrer Eltern durch
römische Soldaten (wie man erzählt), waren sie nach
Jerusalem gezogen. Sie führten weiter, was ihre
Eltern begonnen hatten: Gäste aufzunehmen und
zugleich für die Toten zu sorgen. Dieser stille
Dienst hat sie nach dem Tod der Eltern noch näher an
die Grenze von hier und drüben gebracht, an der sie
dem HERRN begegnen mussten.
Hier brauchte der HERR nicht in Bild und
Gleichnissen zu sprechen wie vor den Menschen, sie
auch nicht wie den Jüngern später auslegen. Sie
waren in diesem Bereich zu Hause, seit sie ihre
Eltern verloren hatten. Schon damals durfte Lazarus
die Erfahrung machen, dass das Leben nach dem Tode
weiter geht. Er konnte nicht aufhören, mit seinen
Eltern zu sprechen, als wären sie noch im Leben, ja
er durfte erfahren, dass sie mehr als „lebten“ und
die Hilfe der Kinder brauchten. Vielleicht ist auf
diese Weise noch vor dem Abstieg JESU ein erster
Lichtstrahl der Frohbotschaft nach Drüben gelangt,
wo die Gerechten, die Wege des HERRN bereitet und in
inniger Teilnahme darauf gewartet haben, dass sich
alle Verheißung vollende.
Standen nicht Lazarus und die dienende Maria an
dieser Grenze, da sie nicht aufhörten um ihre
Schwester Magdalena zu ringen. Sie hat in ihrer
Schönheit den Feind ins Haus gebracht. War der Erste
ein römischer Offizier? Wie immer! Die zarte Blüte
wurde gebrochen, aus ihren Träumen gerissen; wenn
sie nicht JESUS begegnet wäre, die tiefste Sehnsucht
ihres Herzens nach reiner Liebe wäre verwelkt. War
ihr Triumph über die Männer nicht bittere Rache für
die Gewalt, die sie wohl zuerst erlitten hatte?
Notwendig musste Lazarus in seinem stillen
Betrachten den HERRN an Seinen Nährvater Joseph
erinnern. In dieser Familie war ein Stück der hl.
Familie lebendig, Musste nicht JESUS in die Mitte
kommen? Sie lebten in der Hingabe an die Ärmsten am
Rande der Gesellschaft, religiösen Tuns, jenseits
alles bösen Streites um den Messias. Hier blieb in
allem Umbruch eine Oase des Friedens. Es gibt
Hinweise, dass Maria Magdalena der MUTTER und
Johannes nach Ephesus folgten, dass sie erst von
dort nach Frankreich kam. Wie immer! Waren ihr nicht
schon Lazarus stiller Hinweis zum kontemplativen
Leben?
Musste sie nicht immer neu ihrer letzten Begegnung
mit dem HERRN als „Gärtner“ nachdenken und all den
Gnaden, die sie durch IHN erfahren hatte? Vor allen
anderen Heiligen ist sie berufen, den Weg heiliger
Buße zu eröffnen als den sichersten Weg, JESUS zu
begegnen. Hatte der VATER nicht mit Johannes d.T. im
Bußruf Seine Verkündigung eröffnet? Nicht wenige
Frauen sind mit MARIA und Johannes unter dem Kreuz
gestanden, da dort das Herz der MUTTER bis in seine
letzten Tiefen aufgebrochen wurde „damit die
Gedanken vieler offenbar werde“. Ist ihr nicht schon
dort Magdalena gefolgt? Hat nicht der HERR ihr
vorauswirkend mit dem Namen „Maria“ alle Blindheit
genommen? Kam ihre Sehnsucht nach reiner Liebe, die
so tief gebrochen wurde, nicht der Sehnsucht des
MUTTERherzens MARIAE nahe, IHM Seelen zuzuführen?
Will sie zusammen mit MARIA nicht der Menschheit von
heute helfen, den Anruf zur Buße nicht zu verfehlen?

Muss nicht MARIA in ihrem liebenden Mutterherz
diesen einen Gedanken im Herzen bewegt haben: „Wie
wird ER bei uns bleiben?“. Hat sie nicht schon in
Betlehem = „Haus des Brotes“ im Angesicht des KINDES
in der Krippe darüber nachgedacht? War sie nicht in
der Schrift des Alten Bundes mit all den Stellen
bekannt, die auf dieses Geheimnis wiesen, vorderst
im „Brot vom Himmel, dem Mannah in der Wüste“? Hat
sie nicht in den Gleichnissen, die sie JESUS lehren
durfte, Sein Wort zum Brot für die Kleinen bereitet?
So muss dieser Gedanke immer mehr zu einem heißen
Wunsch aufgeblüht sein, den JESUS in ihrem Herzen
lesen konnte, auch wenn sie darüber nicht gesprochen
hat, weil das Geheimnis zu groß war, um es in Worte
zu bringen. Hier sollte ja mehr sein als „Bild und
Gleichnis“, wahrhaft Gegenwart in Leib und Blut.
In der Bereitung des Passah Mahles zusammen mit den
Frauen, hat sie den letzten Schritt getan, um dem
Bleiben JESU im BROT Gestalt zu geben. Mit diesem
Gedanken hat sie das ungesäuerte Brot gebacken, das
der HERR dann in Seinen Leib verwandelte. So wie ER
in ihr Mensch wurde, so sollte ER in dem Brot, Brot
werden „zum Leben der Welt“. Es musste das Geheimnis
Seiner Gegenwart an diese Erde gebunden bleiben.
Seine Menschwerdung verlangte in letzter Folgerung
nach „Brotwerdung“, schon die wunderbare
Brotvermehrung zielte in dieser Richtung.
So sehr sie als Mutter im Anfang erschrocken war
über die Beziehung JESU zu Maria Magdalena, denn sie
durfte in die Abgründe dieses enttäuschten Herzens
schauen, so sehr wusste sie, dass solche tiefe
Verletzung danach verlangte in der Tiefe geheilt zu
werden, nicht nur geistlich, sondern konkret durch
Seine Gegenwart in Brot und Wein. Wer wird dieser
besser erkannt haben als sie, da sie zufrieden
gewesen wäre, seinen Leichnam bei sich zu haben. Sie
war im Grab noch blind für IHN, der sich in Neues
Leben gewandelt hatte. Noch da sie IHN als den
Anderen erkannte, wollte sie IHN greifen; doch der
HERR wies sie ab mit dem Wort: „Ich bin noch nicht
zum VATER aufgefahren“(Jo 20,15). Sie musste erst
hinüber finden zu MARIA! Welch’ wunderbares
Verhältnis muss damals zwischen beiden Frauen
aufgeblüht sein!

Brot
und Jerusalem
Hier treffen wir auf einen weiteren Zusammenhang,
den es tiefer zu betrachten gilt. Immer wieder ist
MARIA auf der Via dolorosa den Leidensweg ihres
SOHNES hinauf nach Golgotha gegangen in all den
Jahren, die sie in Jerusalem blieb. Nicht nur um die
Verdienste ihres SOHNES dem VATER vor Augen zu
stellen, sondern auch um Erbarmen auf „ihre Stadt“
herabzuflehen. War sie nicht hier aufgewachsen, ist
sie nicht als Tempeljungfrau in den Tempel
eingetreten in den Kreis der Getreuen um den
Hohenpriester Hillel? Die dunkle Prophezeiung JESU
über Jerusalem: „Kein Stein wird hier auf dem
anderen bleiben!“, blieb für sie schreiende
Herausforderung, der sie ihr ganzes Gebet und das
Blut CHRISTI entgegen halten musste, auch wenn sie
wie später Johannes über das irdische Jerusalem
hinaus auf das himmlische schauen durfte.
Auch wenn JESUS „draußen vor der Stadt“ leiden
musste, ER hatte Seinen Ort in ihr. Sie ahnte: ER
wird Alles neu machen! Wenn bei der Zerstörung durch
die Römer auch nur die Westmauer des Tempels
erhalten blieb, geht da nicht eine Linie von
Gethsemani hinüber zum Gemach des Abendmahles? Im
Blick auf die „Trennungslinie“, die Johannes in der
Beschreibung des Neuen Jerusalems bringt, die von NW
nach SO zieht, ist sie nicht nur Trennung des
Lichtes von der Finsternis, sondern zugleich
Verheißung, dass dieses Licht auch im tiefsten
Dunkel durchbrechen wird. Die Verheißung ihres
Namens: „Stadt des Friedens“, die schon im
Zusammenhang mit der Begegnung Abrahams und
Melchisedechs aufleuchtet, wird sich erfüllen kraft
des Blutes CHRISTI, das diese Stadt mehr geheiligt
hat als alle anderen heiligen Stätten.
„Von
der Erde bist du genommen…“
Der Boden von Jerusalem weist zurück auf den des
Paradieses, wo GOTT den Menschen aus ihr bildete.
Ihn konnte der Fluch Jahwes über die Sünde der
Voreltern nicht treffen. Wir müssen nur das Wort
Jahwehs an Adam, als er vertrieben wurde, tiefer
betrachten: „Du sollst dorthin zurück kehren, woher
du genommen bist“ (Gen. 3,14). Es meint nicht nur
die Vergänglichkeit unseres Lebens, an der wir
besonders am Aschermittwoch erinnert werden.
Er soll „Ackerboden“ werden für einen Neuen Anfang
in der Gnade. Jerusalem wird durch das Blut CHRISTI
heilige Erde der Verheißung, zu der nach den
Prophezeiungen des Isaias einmal alle Völker
hinaufpilgern werden.
Von
Jerusalem aus hat die Evangelisierung immer wieder
neue Länder in das „Land MARIA gewandelt“. Von
Portugal
aus und Spanien, ging es hinüber in die Neue Welt: „terra
de MARIA“ – einmal wird alles Land ihr Land sein und
der SOHN wird es beim Hochzeitsmahl dem VATER zu
Füssen legen.

MARIA - Lebensbaum
MARIA ist als Lebensbaum die Mitte des Neuen
Paradieses, das in der lobpreisenden Einheit von
Engel, Mensch und Schöpfung zum Neuen Jerusalem
wird. MARIA ist der Ackerboden auf dem das Brot der
Engel heranwächst, das Kirche und Welt Einheit
schenken wird. Das scheint schon Lukas ahnend zu
erkennen, da er von ihr als dem Kelch des Blutes
CHRISTI in den Wandlungsworten spricht, nicht
einfach vom „Blut des Bundes“ wie Mt und Mk. Je mehr
wir dem Ende aller Dinge entgegen gehen, um so mehr
wird das Neue Jerusalem schon hier auf Erden
Wirklichkeit im Geheimnis der Gegenwart des HERRN
durch die Hlst. Eucharistie, dh. durch MARIA. Nur
über sie können wir diesem Geheimnis näher kommen,
wo wir sie außer Acht lassen, wird Sein Bleiben nur
schwer zu deutendes Zeichen, das sich endlich
verliert.
Das Wort wird nur dann als Wort vom WORT verstanden,
wenn der Gläubige es aufnimmt mit Seinem ganzen
(durch das Wort geprägten) Sein über seine vier
Fähigkeiten in Zuordnung zu den Himmelsrichtungen –
Elementen – zur GOTTESstadt. Nur so kann es auch
über MARIA in uns Fleisch werden. Dieser Ansatz ist
mit der Hilfe MARIAS von Lukas aufgenommen worden,
besonders deutlich in den Vier Seligpreisungen.
JESUS steigt hier im Gegensatz zu Mt und seinen
Seligpreisungen vom „Berg herunter“ und begibt sich
mitten in die Menge hinein, um Sein Wort zu künden.
Es soll den Boden anheben, dem der Mensch
verpflichtet bleibt.
Hier tritt die GOTTESstadt in anderer Weise vor
unser Auge als bei Matthäus.
·
Die
„Armen“ rücken in das helle Licht des Südens – da
sie einfältig sind wie die Tauben, gelten ihnen die
Geheimnisse des Himmelreiches, im Gegensatz zu den
Reichen und Gescheiten dieser Welt. Hier ist dem
Geist des Menschen der rechte Platz gewiesen.
·
Die
Hungernden, die im Lebenskampf (Westen) zu
unterliegen scheinen, werden gesättigt und gestärkt
mit dem Brot der Engel, der hlst. Eucharistie. GOTT
ist nicht nur GEIST, ER ist Fleisch geworden, so
dürfen sie IHN bis in ihre Sinne hinein aufnehmen.
·
Über den
Verachteten und Verfolgten, ins Dunkel des Nordens
gestoßen, leuchtet auf dem Hirtenfeld das Gloria der
hl. Engel auf. Die Nacht der Welt wird zum hellsten
Tag. Weil ihr Herz offen ist, sind sie die Ersten,
die den Heiland im Fleische schauen.
·
Die nach
GOTT Weinenden im Osten, werden lachen, wenn sie
endlich vor GOTTES Angesicht treten. Im unbedingten
Willen zu GOTT haben sie durchgehalten, jetzt wird
ER selbst ihr größter Lohn.
Dies ist die GOTTESstadt, die Lukas den Kleinen
schon hier auf Erden verheißt, da der HERR mitten
unter sie tritt: ER ist wahrhaft in ihrer Mitte!
Dafür sind die „Brotwundern“ erste Verheißung, die
sich in den Wandlungsworten erfüllen soll. Darum
sprechen die Evangelisten auch von dem „Gras“, das
sich dort vorfand. Mk unterstreicht: es war „grünes
Gras“, nicht durch die Sonne verdorrt. Auch die
Ordnung in Gruppen, die dort vorgegeben wird, weist
hinüber auf das himmlische Jerusalem, in dem sie
sich vollenden wird, da GOTT endlich in Allem die
Mitte und über Allem das Ewige Licht geworden ist.

Der
Sühnetod MARIAS: “Steh’ auf Jerusalem!“
Wie MARIA neu zum Leben kam, eine Osterbetrachtung.
Nur im Licht der Schmerzhaften Mutter können wir in
dieses heute verlorene Geheimnis GÖTTLICHEN Wirkens
eindringen. Ohne das Leiden der Sühneseelen, wäre
die Welt längst am Ende. Da sie mit IHM Tag für Tag
sterben, schieben sie das Gericht immer wieder
hinaus. Immer schon hat MARIA das Geheimnis der Hlst.
Eucharistie in ihrer Seele getragen, beginnend wohl
in Betlehem bei der Geburt JESU. Über die Jahre ist
es in ihr gewachsen, die Höhe der Vollendung deutet
der HERR in Seinem Wort der Eucharistischen Rede an:
„ICH bin das BROT DES LEBENS, wer von diesem Brote
ist, wird leben in Ewigkeit“. ER hat es von der
MUTTER! ER hätte sie mit sich genommen, hinauf zum
VATER, doch sie musste erst der Kirche, da sie kaum
zum Leben gekommen war, MUTTER sein. Sie wäre sonst
wohl schon im Anfang zerfallen, wie es jetzt droht,
da der Feind sie spaltet, um sie zu dem Staub zu
machen, der seine letzte Bestimmung ist.
Eine andere „Verankerung“ ist MARIENS tiefe
Verbundenheit mit Jerusalem. Sie war dort
aufgewachsen, erzogen worden, kannte alle
messianischen Voraussagen über diese Stadt. Sie ist
10 Jahre nach dem Tod ihres SOHNES dort geblieben,
bevor sie nach Ephesus ging, um den Kreuzweg ihres
SOHNES immer wieder nachzugehen und Sein Blut dem
VATER aufzuopfern für die ungetreue Stadt. Hier
standen ihr die beiden gläubigen Pharisäer: Joseph
von Arimathäa und Nikodemus zur Seite. Sie sind
eingebunden in das Begräbnis JESU im Garten Josephs
von Arimathäa. Der „Garten“ weist zurück auf das
Verlorene Paradies, das in der Kraft des Blutes
CHRISTI neu werden soll. Schon deswegen kann den
Juden diese Verheißung nicht genommen werden.

Das
Sterben MARIENS unter dem Kreuz
Aus charismatischer Quelle wissen wir, dass MARIA
immer wieder unter dem Kreuz in Ohnmacht gefallen
ist. Sie musste als Mutter mit IHM sterben. Da man
ihr den Leichnam in den Schoß legte, fiel sie in die
letzte und tiefste Ohnmacht, in der sich die Seele
MARIENS fast vom Leib gelöst hat. Lukas, der Arzt
wurde zur Hilfe gerufen. Vielleicht war er erst im
Zeichen von Golgotha zu den Jüngern gestoßen? Die
Frauen, die mit ihr im Abendmahlsaal geholfen haben,
brachten sie dorthin. Ist es schwer zu verstehen,
dass sie nicht mehr leben wollte, dass sie
glaubte, jetzt sei ihre Sendung zu Ende?
Wir müssen ihrem Sterben tiefer nachbeten. Wenig
wissen wir in der Kirche von dieser Passion MARIAE
obwohl schon die Väter von ihrem „unblutigen
Martyrium“ gesprochen haben und von der „Zweiten
Geburt JESU“ unter dem Kreuz. Die Schrift gibt hier
keinen Hinweis. Hilft uns die Not der Kirche nicht,
uns betrachtend in ihr Mitsterben mit dem SOHN
hinein zu beten? Musste sie dem SOHN nicht ins
„Reich des Todes“ folgen? Konnte sie IHM nicht
helfen, schweigend von dem Großen, das auf Golgotha
geschehen war, ihren Vorfahren zu erzählen, während
ER die seligen Gerechten ans Licht der Erlösung
führte? Der hl. Joseph mag sie wohl als Erster an
das Wort erinnert haben: „Steh auf Tochter
Jerusalem!“, doch wie sollte sie aufstehen von
diesem Tod der furchtbarer war als alle Tode?
Leise
mag in ihrer Seele der Gedanke an die Partikel der
Hlst. Eucharistie, die sie beim Abendmahl gesammelt
und zu sich genommen hatte, aufgestiegen sein. Als
JESUS das Wort der Wandlung über die Gestalten
sprach und das „Nehmet und esset Alle davon!“,
da war sie mit hinein genommen in Seine
Auferstehung, da durfte sie IHM neu ihren Leib
schenken, damit ER Seine Sendung in der Kirche kraft
der Hlst. Eucharistie im Hl. GEIST fortsetze. ER
sprach ja im Abendmahl, das Wandlungswort nicht nur
über Brot und Wein, sondern notwendig auch über Leib
und Seele Seiner MUTTER, über all die Seinen, ja die
ganze Schöpfung, damit sie neu werde.
Hat sie Seiner Seele nicht in der Empfängnis Leib
und Seele geschenkt, dass sie Mensch werde? Auch
wenn ER in Seiner Sendung mehr bei den Jüngern als
ihr nahe war, war sie IHM nicht mit den getreuen
Frauen bis unter das Kreuz gefolgt? Nichts hat IHN
in Seiner furchtbaren Passion mehr gestärkt als ihre
Nähe und die Johannes’ und der Frauen, Verheißung
Neuen Lebens für Alle, die aus Seiner Seite
geboren werden sollten. So wie die Frau aus der
Seite Adams genommen wurde, so wie sie IHM zuerst
ihren Leib geschenkt hatte, so hat der VATER sie als
Neue Eva aus der durchbohrten Seite Seines SOHNES
neu gebildet: Aus ihr sollte der Neue Adam werden!
Ave MARIA! Aus ihr sollte im Hl. GEIST in eins mit
Johannes die Kirche wachsen. Auch wenn alle Jünger
den HERRN verlassen hatten, Johannes ausgenommen, in
ihr war dem „Mich dürstet“ des SOHNES eine Antwort
gegeben, die alle spätere Antwort der Gläubigen
einschließt und übersteigt.
Auch wenn die Kirche im Ansturm der Hölle zu
zerbrechen scheint, dieser Fels MARIA, umgeben und
gestützt von allen hl. Engeln und Heiligen
wird dem Sturm des Bösen nicht nur widerstehen. Es
wird der Felsblock, der das Grab JESUS verschloss
durch sie und ihre Gegenwart im Grab, zum
Davidstein, der den Todfeind JESU schlägt, gerade
dort, wo er zu triumphieren meinte! In MARIA ist die
Verheißung Davids gegenwärtig, auch wenn es nur
wenige Gläubige sind, die unter dem Kreuz
durchstehen, sie werden in, mit und durch MARIA dem
Feind endgültig das Haupt zertreten! „Tod wo ist
dein Triumph, dein Sieg?“ In diese Verheißung sind
wir heute hinein gerufen mit allen heiligen Engeln.
Mit der hl. Johanna von Orleans dürfen wir
zuversichtlich den Banner der Unbefleckten tragen
und ihrem Wort vertrauen: „Unser Kampf heißt Sieg!“

Lösung vom Leib?
Es ist diese Frage heute nicht mehr so schwer zu
beantworten, da wir nicht wenige Zeugnisse von
Menschen haben, die vom Tode wieder zurück gekommen
sind, die der HERR zurück geschickt hat, damit sie
von dieser Erfahrung einem ungläubigen Geschlecht
Zeugnis gäben. Wo sie dieser Sendung treu bleiben,
sind sie mit und durch MARIA „Christoph =
CHRISTUS – träger“, wie wir es als Gläubige in und
durch MARIA alle sein sollten. Doch weiter und
tiefer greift dieses Geheimnis in MARIA! Wie ist es
mit den Aussagen der Schrift zu vereinbaren? Unter
den Frauen, die um die ohnmächtige MARIA waren, war
M. Magdalena die Erste, die im Morgengrauen aufbrach
zum Grab. Als sie MARIA nicht mehr schlafend bei den
Frauen fand, wussten sie, sie war schon früher
aufgebrochen. In ihrer Ohnmacht war sie dem SOHN
gefolgt auf Seinem Weg zu den Gerechten. Da sie
wieder zu sich kam, eilte sie zum Grabe und durfte
auf dem Weg dorthin als Erste dem AUFERSTANDENEN
begegnen. Später hat sie ihnen schlicht und einfach
erzählt, dass sie beim Grab war. So ist bis heute
verborgen geblieben, dass sie JESU auf dem Weg zu
den Gerechten begleitet hatte. Was an ihr geschah,
ist Verheißung für die Getreuen dieser Tage,
besonders die Sühneseelen, die in das Opfer CHRISTI
mit Leib und Seele eingestiegen sind.

Zeichen für GOTTES Heilswille,
alle Menschen heimzubringen zum VATER
Nur als gewandelte und immer neu zu wandelnde können
wir der Größe des Auftrages, der uns mit den hl.
Engeln gestellt ist, entsprechen. Jetzt erst, da sie
selbst in der Kirche verkannt wird leuchtet etwas
auf von der Größe und Gewalt der Binde- und
Lösegewalt der Kirche. Die dies an der Hand des hl.
Engels erkennen dürfen, bringen die Gnaden aus den
Sakramenten zum Fließen. Sie nehmen den Heilswillen
GOTTES auf, der in MARIA in die Kirche gegenwärtig
bleibt und auf alle Menschen zielt. Das Vat.II hat
hier in der Person von Papst Johannes XXIII die Türe
aufgestoßen. Die Sehnsucht, dass der Überzahl der
Heiden, gerade jetzt, wo wir verführt zurückstehen,
diese Licht gebracht werde, muss über alle
karitative Hilfe hinaus, jeden Christen
packen, damit hier Mauern nieder gelegt werden, die
wir in der Sorge um uns selbst aufgerichtet haben.
Der Satz, dass die Heidenkinder nicht zur
beseligenden Anschauung GOTTES kommen, ist heute
nicht mehr so allgemein angenommen wie früher, wenn
er auch mehr im Sinne eines „Seid umschlungen
Millionen“ aus Mozarts „Zauberflöte“ verstanden
wird. Es ist mehr momentaner Aufschwung der Seele,
als heilige Verpflichtung. Immer versteht der Feind
sofort, wie er die Pole vertauschen muss, um ihr
alle Kraft zu nehmen. Den Buchstaben kann er
verdrehen, doch das Lebenszeugnis der sel. Teresa
von Calcutta, getragen von dem des sel. hl. Vaters
Johannes Paul II, stehen. In aller Vorsicht hat die
Kirche bei der Seligsprechung dieses Papstes
einschränkend darauf hingewiesen, dass sie sich auf
sein Leben, nicht auf sein Werk beziehe.
Obwohl der dogmatische Satz vom „Allgemeinen
Heilswillen“ steht, er muss erst noch tiefer in der
Kirche wurzeln, um die Heimkehr der Heiden zu
bereiten, wie sie schon Paulus in 1 Kor 9 – 11 im
Blick auf die Berufung der Juden verheißt. Wie viel
größer muss noch unser Glaube werden, dass uns
aufgehe, dass nur in der größeren Liebe die Furcht
besiegt wird, den anderen Religionen entgegen zu
gehen, um das Licht aufzunehmen, das in aller
notwendigen Verdunkelung durch den Feind, auch ihnen
gegeben ist. Wie sehr sind wir selbst verdunkelt
gerade im Blick auf die Wahrheit unseres Glaubens,
wo sie mehr als ein Mundbekenntnis verlangt.
Johannes Paul II hat es gewagt, der Rückschlag gegen
ihn ließ nicht auf sich warten. Doch er kann nur
bestätigen, dass hier Einer, allein auf GOTT
gestützt, sein Leben gewagt, um diese dogmatischen
Lehrsatz ins Leben zu bringen, in einem ersten
Schritt. Wie sehr brauchen wir auch die Hilfe der
hl. Engel helfen.
In seltsamer Führung hat GOTT hier zwei Gläubige auf
ganz verschiedenen Weg vor bereitet. Notwendig
mussten sie einmal zusammen kommen. Das „Hinaus“ des
hl. Vaters wie das „Hinein“ eines Schwimmbades im
Vatican hat Teresa in anderer Weise mit der Kirche,
zuerst mit ihrer Gemeinschaft durch kämpfen müssen.
Immer wieder musste sie der HERR erinnern, wie sehr
ER auf sie warte. Die Anstrengung aus dem
vorgegebenen Ordensleben auszusteigen und ins Dunkel
eines Abenteuers einzusteigen, die
Auseinandersetzung mit den entsprechenden Autorität,
hat ihre letzte Hingabe gefordert. Die Nacht, in die
der HERR sie geführt hat, die ihr für den Rest ihres
Lebens aufgetragen war durchzustehen, begann nicht
erst mit dem Schritt hinaus.
Sie war leer und bloß, als sie endlich hinausging,
materiell wie geistig. Erst so konnte der HERR über
sie für die neue Aufgabe verfügen. Die Aufgaben der
Gemeinschaft waren beschränkt, unserer menschlichen
Armseligkeit angepasst, hier musste von Heute auf
Morgen für Alle dasein, ohne je Einen zur
Taufe führen zu wollen, wenn er es nicht selbst
verlangte. Wo wir im Heilswillen GOTTES leben und
sterben, eröffnet sich der Kirche eine Sendung über
die ganze Schöpfung hin, von der wir heute wenig
ahnen, auch wenn sie schon in Prophezeiungen
angesagt ist. In dieser Sicht gilt es auch den Wurf
des Werkes der hl. Engel zu verstehen. Er sprengt
Kategorien und Vorstellungen, in denen wir zu Hause
waren!

Wandlung in den Jüngern
Zuerst die kritische Frage: Wo ist da Sühne bei den
Jüngern, da sie noch mit dem HERRN auf dem Weg nach
Jerusalem waren, wo noch mehr in der entscheidenden
Stunde der Passion? haben sie nicht Alle versagt? Es
ist notwendig, diese Frage zu stellen, denn an ihr
kann deutlich werden: Sühne ist nicht etwas, das
wir machen, sie ist immer zuerst Gnadengeschenk
GOTTES. Sühnen in Wahrheit konnte nur der
Menschensohn, weil ER zugleich SOHN GOTTES war. Wo
wir in der Taufe als Adoptivsöhne angenommen sind,
kann ER uns gnadenhaft daran Anteil geben, wenn wir
zu diesem Angebot, das die Meisten zurückweisen
werden, Ja sagen. Die Überforderung, die den
Menschen hier anfällt, kann ihn niederwerfen, zum
Sektierer machen, zerstören, wenn in der Sühne nicht
der ausdrückliche Wille GOTTES liegt. Immer hat der
HERR Sühneseelen vorher gefragt. Selbst hier kann
der menschliche Stolz sich einmischen, doch er
zerstört.
Im Folgenden werden in einer gewissen
„Grenzüberschreitung“ zu erläutern versuchen, dass
Sühne von den Mächten, ja von den Gewalten und
zuletzt von den Herrschaften in der Hierarchie mit
getragen. Solange wir nur vom Schreibtisch aus
beurteilen, kann dieser Eingriff GOTTES nur
Widerspruch auslösen. Er bringt uns in eine Spannung
des Kreuzes, die wir ohne die Hilfe unsere
Schutzengels nicht zu tragen fähig sind. Dafür
stehen nicht zuerst die Schriften des Werkes,
sondern der heroische Einsatz einer einfachen Frau,
die es wie Teresa auf das Wort des HERRN hin einfach
wagte. Schon die ersten, die es mit ihr wagten, sind
hier zurück getreten. Das Samenkorn, das mit ihr in
die Erde fiel, muss erst aufgehen. Wo GOTT mehr vom
Menschen fordert, als er leisten kann, muss auch
Seine Hilfe entsprechend sein.
In diesem Sinn wollen wir die Mächte, sechster Chor
in der Hierarchie, ins Spiel bringen. Ihre Aufgabe
ist es, den Menschen zu weiten für die größeren,
unbegreiflichen Pläne GOTTES, so wie der Landmann
den Ackerboden bereit, bevor die Saat ausgestreut
wird. Der Mensch muss gelöst sein von seinem Ich und
seinen Wünschen über das durchschnittliche Maß des
Christen, das schon im Angriff des Feindes
zerbricht. Er muss leben aus den drei theologischen
Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe (dreimal
sieben Mächte), er muss geborgen sein, nicht nur von
Außen, sondern noch mehr von Innen von den viermal
drei Mächten, die die Kirche in ihrer Struktur
aufbauen. Wenn sich auch heute, wo das Ordensleben
zerfällt, der HERR nicht wenige Sühneseelen
aus den Laien holt, früher waren es meistens
Ordensleute. Die Struktur des Ordensleben hilft
nicht wenig, das noch mehr an Last, das uns im
Ordensleben erwartet, leichter zu tragen, denken wir
nur an die stärkende Kraft der Vier Gelübde. Nicht
weniger hilft, wenn die Gemeinschaft lebendig ist,
die Bereitschaft der Anderen, die nicht in der Sühne
stehen, mit zu tragen. Sühne ist schenkt die Gnade,
mittragen dürfen an der Last des Kreuzes, das der
HERR mystisch für seine Kirche trägt.
Die Mächte der Kirche tragen in besonderer Weise das
W e i t e n der Seelen nach Länge, Breite und
Tiefe. Sie weiten die Seele, damit GOTT in ihr immer
mehr Platz finde, damit ER a l l e i n in uns
bestimme und durch uns hinaus wirke zum Heil der
Welt. Das Siegel der Vierergruppe, zu der hl. Engel
der Wandlung gehört: "REX GLORIAE" bedeutet als Wort
des HERRN vor dem VATER im letzten Gericht: "sie
haben Mich vor der Welt bekannt." In diesem
Bekenntnis wirken drei Kräfte: im VATER tragen die
Mächte über die Throne das "Werde!“, im SOHNE über
die Gewalten das "Weiche!", im HEILIGEN GEIST
das "Komme!" als die ihnen eigene Kraft. Diese drei
Kräfte wirken in der Perikope von Emmaus.

Die Jünger beurteilen JESUS nach den irdischen
Messiasvorstellungen des jüdischen Volkes: "wir
hatten gehofft, ER würde das Reich aufrichten." Für
sie ist JESUS der versprochene Messias im
politischen Sinn, der prophetischen Verheißung
werden die Flügel beschnitten. Sie sehen IHN nur
irdisch, wie es uns heute in der Kirche im
Übergewicht der Horizontale ergeht. Für die
Fülle des Lebens, die uns der VATER in Seinem
SOHN schenken möchte ist in ihnen noch kein Platz.
Was in den Wundern JESU geschehen ist, gehört in den
Bereich des Außerordentlichen, ist nur „Ausnahme von
der Regel“, wie uns die Wissenschaft noch
heute zu deuten versucht. Sie hören zwar die Worte,
mit denen der HERR ihnen die Schrift auszulegen
versucht, doch sie gehen nicht ein in ihr Herz und
ihren Geist. Die Katastrophe des Kreuzes hat sie in
ihrem Lebenswillen niedergeschlagen, das Licht der
Erkenntnis fast gelöscht, in der Angst vor
Verfolgung ihre Liebe zu JESUS gefesselt. Sie laufen
neben dem HERRN einher, ohne zu wissen woher und
wohin. Was sie bei IHM hält, sind ihre
Vorstellungen, nicht das was GOTT in IHM wirken
will. Es ging auch bei ihnen um den „besseren
Platz“.
Man vergleiche dazu die Dritte Leidensvorhersage bei
Markus:
10.32 „Während sie auf dem Weg hinauf nach Jerusalem
waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich
über ihn, die Jünger aber hatten Angst. Da
versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte
ihnen an, was ihm bevorstand. 33 Er sagte: Wir gehen
jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der
Menschensohn den Hohenpriestern und den
Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum
Tod verurteilen und den Heiden übergeben; 34 sie
werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten.
Aber nach drei Tagen wird er auferstehen.
35 Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des
Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten,
dass du uns eine Bitte erfüllst. 36 Er antwortete:
Was soll ich für euch tun? 37 Sie sagten zu ihm:
Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den
andern links neben dir sitzen.“
Sie leben in einer
anderen Welt: ER ist ihnen im wahrsten Sinne des
Wortes ein Fremder. So wie der Kirche heute der
Glaube an die hl. Engel „fremd“ ist. Wo sonst finden
wir den Schlüssel für das Eine Buch, das uns den Weg
weisen könnte, die GO? Es sind dort andere Maße, die
unsere aus den Angeln heben, sie stehen im Vergleich
wie der uns mit bloßen Augen sichtbare Sternhimmel
zum ganzen Kosmos. Sie müssten erst den Tod, der in
ihnen wirkt, überwinden, um neue Menschen in
CHRISTUS zu werden, die politischen Vorstellungen
vom Messias abtun. Nur der Schlüssel des Kreuzes
kann hier die Tür öffnen. Der HERR hat in Seinem Weg
hinauf nach Jerusalem das Seine getan, um sie
vorzubereiten. Es bleibt IHM nur, sie der
Katastrophe des Kreuzes auszuliefern, die Jedem
spätestens in der Stunde des Todes bevorsteht. Nur
im Licht und der Kraft des HL. GEISTES wird ihnen
dazu die Gnade. Das Kreuz hört im Licht des
HL.GEISTES auf, ein Marterwerkzeug zu sein!

Sie müssen in ihrem Herzen erkennen: "MUSSTE DER
MESSIAS NICHT ALLES DIES LEIDEN, UM IN SEINE
HERRLICHKEIT EINZUGEHEN?“ Erst dann wird auch das
Wort der Schrift zum bekräftigenden Licht. Die
Erkenntnis kommt im Brotbrechen. Nur aus der
Größeren LIEBE GOTTES kann die Wandlung kommen. Sie
setzt bei den Emmausjüngern dort an, wo sie IHN
einladen, mit ihnen in die Herberge zu kommen. Es
ist das erste Zeichen, dass sie IHN nicht mehr nur
als Fremden sehen. Nicht wenig drängt sie freilich
dazu die Angst vor der Nacht, die hereinbricht. doch
erst im Mahl mit dem HERRN als Ausdruck der tiefsten
Hingabe an uns sündige Menschen. wird dieser erste
Funke des Erkennens zu einem kleinen Feuer, das
unter der Asche ihrer Enttäuschung über den Tod des
HERRN zu brennen beginnt.
Hier könnte uns die Verheißung der Sakramente,
besonders der Hlst. Eucharistie aufleuchten. Erst
auf dem Rückweg wird das Wort des HERRN ihnen im
Herz lebendig, der tote Geist der Schriftgelehrten
in ihrer Herrschaft äußerer Ordnung nach dem
Buchstaben vermag sie nicht mehr zu unterjochen.
Erinnern sie sich jetzt doch, dass schon bei Seinen
Worten etwas vom Feuer der Hingabe JESU an den
Willen des VATERS ihr Herz zu entzünden begann. Hier
beginnt die WANDLUNG im Strom der Liebe.
Es muss im Herzen
Freude und Dankbarkeit erwachen, dass Einer sich der
Sühne hingibt, denn es gibt keine innigere
Verbindung mit dem HERRN als die in Seinem Leiden.
Auch dafür steht das Zeugnis der Schmerzensmutter,
das zuerst die Frauen gewonnen hat, nicht nur damals
unter dem Kreuz, sondern durch die ganze Geschichte
der Kirche. Der Mann ist durch seinen Willen zur Tat
meist so gehemmt, dass ihm schon der Gedanke fremd
scheint, auch wenn er später bereuend erkennen muss,
wie sehr er aus dem Stolz des Besserwissens
und Tun kommt.

Die schöpferische Kraft der
Auferstehung
Neues Leben wird der Schöpfung durch die
Auferstehung JESU CHRISTI. Der Hauch des GEISTES
trifft zuerst die Apostel über die Mächte der
Kirche, durch sie geht er an alle Menschen guten
Willens und auf die ganze Schöpfung: Die Mächte sind
jene heiligen Kräfte, die auf den Befehl GOTTES und
nach Seinem Willen den Menschen die Seelen
einhauchen, die Seelen weiten, und so im Namen des
HERRN das "WERDE!" sprechen. sie selbst zeugen
nichts, GOTT zeugt durch sie in die Schöpfung
hinein.“
Wo der Mensch verriegelt hat, wenn er nur in der
Seele noch einen Funken trägt, brechen sie auf,
lösen das verkrampfte Herz und weiten es hinein in
die größeren Wege GOTTES, wie es den Aposteln in der
Begegnung mit dem Auferstandenen HERRN geschieht.
Immer ist das Wort des HERRN an Seine Kirche Hauch
des Hl.GEISTES, doch in besonderer Weise in der Zeit
nach der Auferstehung. Wort und Hauch sind eins. Wo
der Hauch verloren geht, ist das Wort bloßer Schall
und fällt in seiner Schwere zu Boden. Wer immer das
Wort GOTTES in bereitem Herzen aufnimmt, wird diesen
Hauch verspüren, es entfaltet, weitet sich und
beginnt zu leuchten, wie es den Aposteln auf dem
Rückweg deutlich wurde. Hier zeigt sich, auch das
Wort muss wie organisch in uns wachsen, es hat
in Jedem von uns seine Zeit. Auch wenn es über den
Einen oder Anderen manchmal wie ein Sturm einbricht,
es verlangt dann wie bei der Bekehrung des Paulus,
dass es sich auswirke und den ganzen Menschen
durchdringe.
"Ausweiten“ ist nicht ein Druck von Außen, sondern
ein Weiten von der Tiefe her, aus den Kraftspeichern
des dunklen Glaubens, der dunklen Hoffnung, der
dunklen Liebe. darin liegt wie in einem
Zeugungsschoss der Mutter, die kraft, das göttliche
"Werde" aufzunehmen und schweigend in die Schöpfung
zu hauchen - den Menschen nicht fassbar.

Jeder Mensch soll ein Abbild der GOTTESstadt
werden, Abbild JESU CHRISTI in Seiner zweifachen,
menschlichen und GÖTTLICHEN NATUR (= 2 x 2). Darum
muss der HERR die Jünger vierfach ansprechen im
Zeichen des Kreuzes, dass es in Jedem von ihnen
aufleuchte.
- Richtung Gemüt,
im Menschen noch „unklar“, sie hören und hören
nicht!
Zuerst wird der Mensch - die Apostel stehen hier für
die ganze erlösungsbedürftige Menschheit -
angesprochen in seinem Gemüt. Es meint sein
bis in die Tiefen reichendes Gefühlsleben in Leib
und Seele. Darum wird für „Gemüt“ auch manchmal
„Herz“ gebraucht. Die lateinische Entsprechung
wäre wohl " mens ", die griechische "nous ". Das
althochdeutsche Wort "muot" bedeutet „ S i n n –
Sinnhaftigkeit“. „Mutig“ ist nur der Mensch, der dem
Sinn seines Lebens entspricht, der diesen Sinn gegen
alle feindlichen Kräfte in und um ihn durchhält. Der
HERR baut den Sinn des Lebens neu auf und will ihn
festigen inmitten einer der Sünde verfallenen Welt,
in die er die Apostel senden wird. Darum muss ER „IN
IHRE MITTE" treten (Lk 24,36). Lukas hat schon
einmal dieses Wort "Mitte" verwendet, wo er den
HERRN darauf hinweisen lässt, wo das REICH GOTTES zu
suchen ist .... nicht draußen ....sondern „ Siehe,
es ist mitten unter euch“ (Lk 17,20). Schon
hier hat das Wort die zweifache Bedeutung: in der
Mitte des Einzelnen wie: in der Mitte der
Gemeinschaft. Das Gemüt ist die Mitte des
Menschen, als leibhaftes Geistwesen; auch eine
Gemeinschaft kann dafür Zeugnis geben in der
Wärme und Geborgenheit, die sie ausstrahlt.
- Anrede an den Geist: zu stehen auf
der Flucht!
Die Furcht hat sich bei den Aposteln bis ins
Leibhafte hinein festgesetzt. In dieser Tiefe sollte
sich jeder Mensch von GOTT gerufen erkennen. Bei
Ihnen, letztlich bei uns Allen, legt sich darüber
der Todesschatten von Golgotha. Sie haben auf den
HERRN gehofft: doch die Juden haben ihn getötet. In
Angst, es werde ihnen Gleiches geschehen, sind sie
geflohen, einer der Ersten: Johannes. So tief war
sein Erschrecken, dass die Angst sogar in den
eingedrungen ist, der doch am Herzen des HERRN ruhen
durfte. Sie sind noch immer auf der Flucht. Letzter
Rest ihrer Hoffnung ist die Frage: wie konnte es zu
dieser Katastrophe (Kreuzes) kommen? Immer wieder
tritt sie bei Lukas nach vorne. Auf diese Furcht
geht der HERR zu, um sie in Seinem Wort zu klären:
“warum seid ihr verwirrt, und warum steigen solche
Gedanken in eurem Herzen auf" (Lk 24,39).
- Herausforderung des Willens
Auch wenn der Messias in ihren Köpfen spukt, dort
ist es mehr Männerüberlegung, in ihrem Herzen ist
verborgen ein anderes Bild gewachsen in den drei
Jahren der Gemeinschaft mit IHM, Tag und Nacht. Doch
es konnte nicht durchbrechen. Sie mussten nicht nur
durch das Wort, sondern in ihrem je eigenen Versagen
erfahren, dass sie blind für IHN waren. Da der HERR
leise auf sie zukommt, dass sie Seine Gegenwart wohl
erst langsam wahrnehmen, ER beginnt erst für sie da
zu sein, da sie mit ihm einkehren. Sie haben den
Boden unter den Füßen verloren. Wenn Petrus am See
Tiberiades einige seiner Brüder einlädt, mit zum
Fischen zu kommen, liegt es nahe zu deuten: „Packen
wir dort wieder an, wo der HERR uns am Anfang
gerufen hat: beim Fischfang!“.
- Die Hilfe der Sinne
Der HERR
muss ihnen seine Leibhaftigkeit beweisen; nur so
kann ER sie aus ihren sie einkreisenden Überlegungen
zurückholen.
Darum zeigt er ihnen die Male Seiner Passion. Als
sie noch immer zweifeln.
verlangt ER von ihnen
etwas zu essen. Die Jünger reichen IHM einen
gebratenen Fisch: Zeichen des Geopfertseins
und eine Honigwabe - Bild der neuen, in hl. Ordnung
gefügten Schöpfung. Der Beweis Seiner Wirklichkeit
ist geliefert. Doch was diese Zeichen
bedeuteten, können die J ü n g e r nur ahnen.
Es ist ihnen wohl später im Licht des HEILIGEN
GEISTES aufgegangen.
- Der ganze Mensch muss getroffen sein (Wissenschaft
des Kreuzes)
Erst da sie die Worte, die er auf
dem Weg gesprochen hat, auf dem Rückweg im Herzen
überlegen im Blick auf die Schriftzitate verstehen
sie, was die Schrift da voraus sagt. Hier wird
„Wissenschaft im Zeichen des Kreuzes“,
der Welt ein Ärgernis! Und doch steht sie in der
Mitte der GEISTgaben, heute in rein weltlicher
Deutung. Erst jetzt, da sie dort angesprochen sind,
wo ihre tiefste Not liegt, kann der HERR sie in
ihrem Geist aufbauen, ausscheiden, was sie
umgedeutet, deuten, was der „tiefere Sinn“ der
Schrift sagen will, wie es schon die Väter am Anfang
versuchten.
- Sendungsauftrag (Wille)
Jetzt kann ER auch ihren WILLEN wecken: „In Seinem
Namen soll bei allen Völkern...Buße und Vergebung
der Sünden gepredigt werden“ (24,47). Damit ist
ihrem Leben der Sinn gegeben, den sie verloren
hatten, weil sie IHN auf menschliche Weise, wie es
heute bewusst geschieht, falsch gedeutet haben..
- Durchführung im Hl. GEIST
Zuletzt verleiht ER ihnen im Hauch die SENDUNG (Lk
24,48): „Seht, Ich sende die Verheißung meines
VATERS auf euch herab. Bleibt in der Stadt, bis ihr
mit Kraft von oben ausgerüstet seid“. In ihr wird
ihr Leben heil, heilig werden, Sein Friede
durchdringt sie. Es spiegelt sich in der parallelen
Perikope von Johannes im Gruß des HERR: „Der FRIEDE
sei mit euch." (vgl. Joh 20,19 ff). Wo der
Mensch in JESUS CHRISTUS neu geworden ist, ist
er in den Frieden GOTTES eingegangen und keine Macht
des Bösen kann ihn aus diesem Frieden mehr
herausreißen, wie es uns am Beispiel der Märtyrer
deutlich wird. Sie sind bereit, das Leben (des
Leibes) hinzugeben, weil sie die Gegenwart des Neuen
Lebens in sich tragen.
Zusammenfassung:
Der Mensch wird in seinen vier wesentlichen
Fähigkeiten erneuert:
Im Norden, wo ihn der Feind zuerst angegriffen hat,
in der Tiefe seines Gemütes.
Im Süden durch das Wort in seinem Geist.
Im Osten, weil sein Wille zur Tat aufgerufen wird.
Im Westen als ganzer, sinnenhafter Mensch durch die
Eingießung des HEILIGEN GEISTES. Hier ist die
Schließe zum Gemüt, wo dieses „Ganze“, die
Sinngebung des Lebens grundgelegt ist. Die drei
ersten Schritte sind Bereitung. In der Sendung wird
die Aufgabe der Mächte der Kirche bestätigt: Sie
tragen das Merkmal des einen GOTTESvolkes in seinem
Sein, in der ihm von GOTT gegebenen heiligen
Ordnung.
Im Blick auf die Geheime Offenbarung:
GOTT hat den Menschen mit der Tiefe des Gemütes
bereitet, als die Zeit gekommen ist, spricht ER ihn
an im GEIST und ruft Seinen Willen zur Tat. Wo er
gehorcht, wird er gewandelt in den Neuen Menschen im
SOHN, gerufen, einzugehen in GOTTES Herrlichkeit.
Alle Bereitung, alle „Schule“, durch die wir im
Leben gehen, zielt auf dieses Ziel: uns zu bereiten
für das Ewige Leben. Wo der Mensch in gutem Willen
Antwort steht und in dieser Antwort durch alle
Anfechtungen durchhält, ist er auf dem Einen Weg:
JESUS CHRISTUS. Wo er nach aller Geduld und Weisheit
GOTTES diesem Anruf Widerstand leistet, erstickt er
diesen Ruf, außen wie innen, bis er in seiner Seele
gestorben ist, noch bevor er im Leibe sterben muss.
So bleibt bis zuletzt noch eine letzte Möglichkeit
der Umkehr. Dieser letzten Frist begegnen wir in der
GO. Wie der HERR immer mehr Widerstand findet,
abgelehnt, verurteilt, so geschieht es auch im Leben
des einzelnen Menschen. In diesem Licht erscheint
noch einmal nüchtern die Hilfe der hl. Engel im
letzten Kampf als letzter Anruf an den Menschen,
umzukehren oder ihrem gerechten Gericht schon hier
auf Erden zu verfallen.

Nicht wenige Waffen sind dem Christen gegeben, sie
leben aus der Kraft der Auferstehung CHRISTI. Sie
sind uns gegeben, damit wir in der Nachfolge des
gekreuzigten HERRN im Kampf des Lebens
bestehen gegen alle Versuchungen der Welt, des Ich
und des Teufels. Sie sind Waffen des HEILIGEN
GEISTES, nur durch IHN können wir lernen, sie in
rechter Weise zu nützen. Kinder, in der Gnade der
Taufgnade des GEISTES, nehmen sie im Herzen auf wie
Dinge dieser Welt. Werden sie nicht angehalten, sie
zu nützen, verfallen sie wie Alles auf Erden. Es
sind ganz einfache Gebete: zum Schutzengel, zur
Himmelsmutter, zum Heiligen Schutzengel, zum
Namenspatron. Damit war der Mensch schon von
Kindsbeinen an in eine unsichtbare Gemeinschaft
gestellt, ganz abgesehen von der Ordnung
christlichen Lebens, in die er durch eine gute
Familie wie von selbst hineinwuchs.
Diese Gemeinschaft, mit dem äußeren Zeichen des
GOTTEShauses, ist uns verloren gegangen, selbst auf
dem Lande sind nur noch die Alten letzte Zeugen,
dass es „einmal besser und einfacher war“. Schon die
mittlere Generation weiß kaum mehr davon: ihre Welt
ist die der Arbeit und des Vergnügens, und damit
Punkt. Dem Menschen ist aufgegeben, sich auf dieser
Erde einzurichten, er ist dabei mit allen Kräften.
Die Welt des Glaubens wird Museum, durch das man
gelangweilt geht, weil man jeglichen Bezug dazu
verloren hat. Wo die Kirche versucht, mit der Welt
mitzuhalten, reiht sie sich ein als Mitkonsument,
der je nach Beteiligung, beachtet wird. Die
Großveranstaltungen sind wie eine letzte
Kraftanstrengung.
Sie sind so schnell vergessen wie die
Tagesereignisse. Sie flackern auf und erlöschen.
Vielleicht, dass in der kommenden Zeit der Prüfung
die eine oder andere Erinnerung aufflammt, wir
wollen es hoffen und dafür beten. Wird sie sich mit
den Kindergebeten, die das Kind fast mit der
Muttermilch aufgenommen hat, messen können, die
nicht Wenige, die später abgerutscht sind, noch
retten konnten? GOTTES Erbarmen misst nach dem Maß
unserer Not! Kaum ist von hier eine Brücke zu
schlagen hinüber zu Sühne. Buße, Sühne, Opfer sind
geistige Wirklichkeiten, die aus unserem Horizont
geschwunden sind und wohl nur gnadenhaft noch
erweckt werden können.
In „Wunderkraft der Sühne “ wird uns ein Zeugnis,
wie sehr wir in dieser Zeit auf die Sühne als die
entscheidende Waffe im Kampf gegen Feind hingewiesen
sind und wie wir hier notwendig dem hl. Engel in
ähnlicher Weise begegnen wie der HERR ihm am Ölberg
begegnet ist. Je mehr uns der HERR ans Kreuz
schlägt, umso besser werden wir verstehen, welche
Gnaden uns durch die hl. Engel angeboten sind. Doch
erinnern wir uns nüchtern: hier am Ölberg steht der
HERR dem Widersacher Angesicht zu Angesicht
gegenüber wie zuerst nach den Vierzig Tagen Fasten
in der Wüste. Sollte es uns anders gehen, wenn wir
uns mit IHM dem Kampf stellen.
Am Ende heißt es: Mt 4,11
„Darauf
ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und
dienten ihm.“ Wenn wir durchhalten, wird uns ähnlich
geschehen. Wir müssen nur den längeren Atem haben.
Wenn IHN auch der Widersache nie aus den Augen
gelassen hat, um herauszufinden, wie er IHM wieder
beikommen könnte, so muss er erfahren, was der HERR
im Blick auf „Seine Zeit“ unterstreicht, zuerst in
Kana bei der Hochzeit Jo 2,
4 „Jesus
erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine
Stunde ist noch nicht gekommen“.
In
gleicher Weise später die Juden. Da sie IHN zu
ergreifen suchen: Jo 7,30 „Da wollten sie ihn
festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen, denn
seine Stunde war noch nicht gekommen.“ Der HERR
selbst deutet dieses Geheimnis, als die Griechen
über Philippus nach IHM fragen kurz vor Seiner
Passion.
Seine Stunde, in der Zeit und Ewigkeit
zusammenfallen, ist die Seines Leidens und Sterbens.
Sie ist in Seiner Sendung in eins die Stunde Seiner
tiefsten Erniedrigung wie Seiner Verherrlichung, die
einmal in je anderer Weise auch die unsere sein
wird. Die Stunde ist gekommen, daß der Menschensohn
verherrlicht wird. 24 Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und
stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt,
bringt es reiche Frucht. 25 Wer an seinem Leben
hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser
Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige
Leben. 26 Wenn einer mir dienen will, folge er mir
nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener
sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn
ehren. 27 Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was
soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde?
Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. 28
Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme
vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und
werde ihn wieder verherrlichen. 29 Die Menge, die
dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. 30
Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese
Stimme, sondern euch. 31 Jetzt wird Gericht gehalten
über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser
Welt hinausgeworfen werden. 32 Und ich, wenn ich
über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.
33 Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er
sterben werde.“
Um die Bedeutsamkeit dieser Stunde zu erfassen, gilt
es sie im Licht unserer Berufung in IHM zu
betrachten. Spätestens in der „Stunde“, da uns der
HERR heim ruft, manchmal auch in schweren
Ereignissen, ist unser ganzes Leben wie auf einen
Punkt zusammengefasst. An ihm wird offenbar, wie wir
vor GOTT stehen, welches unser Name in IHM einmal
sein wird für alle Ewigkeit. Wir erkennen, nicht
nur, die Zeit kommt aus der Ewigkeit, sie wird
notwendig wieder in sie zurückkehren. Doch welche
die Stunde sein wird, selbst der MENSCHENSOHN sollte
es erst erfahren, da sie da ist.
In dieser Stunde stehen wir Angesicht zu Angesicht
wie der HERR dem Bösen nicht nur in einem
allgemeinen Sinne gegenüber, wir erkennen konkret
die Geister, die uns zu Fall gebracht haben. Sie
warten nur darauf, sich für ihre Arbeit an und für
uns den Lohn zu holen. Der die Fäden in der Hand
hält, führt das Wort. Er kommt über uns in dem
Augenblick, da GOTT es ihm gewährt, um das
persönliche Gericht als der Ankläger vor GOTT
einzuleiten. Ähnliches hat JESUS am Ölberg erfahren.
Nicht Sünden kann er ihm vorhalten, doch dass all
Seine Anstrengung, die Menschen für GOTT zu gewinnen
umsonst war.
Nicht zuerst auf die äußere Erfüllung der Gebote
sind wir gefragt, (um uns zu rechtfertigen), sondern
ob unser Leben eins mit unserer Berufung geworden
ist, die wir erst jetzt im Licht GOTTES klarer
erkennen. Nur Heilige werden hier bestehen, die das
eine Notwendige gesucht haben: IHN, wie ER in ihnen
leben und wirken wollte. Die Prüfung fasst die
Vielzahl unserer Prüfungen im Leben zusammen: im
Blick auf das Eine Notwendige: unsere Berufung im
Mystischen Leib der Kirche. Haben wir IHM dort
gedient, wo ER auf uns gewartet hat? Die meisten
Sünden haben eine Wurzelsünde, die nicht selten die
erste war, die wir trotz besserer Erkenntnis taten.
Auf sie sollte unsere Gewissenserforschung jeweils
durchstoßen, um sie immer klarer ins Licht zu
stellen. Was in Sein LICHT gestellt wird, wird Licht
oder fällt ins Dunkel. Nur so bleiben wir im Bild
und Gleichnis des Lebens CHRISTI, und dürfen uns in
IHM erkennen. Dies wird in nicht wenigen
Nahtoderlebnissen bestätigt: nicht selten ist da,
was wir als Sünde angesehen haben, im Licht
GÖTTLICHER Gerechtigkeit keine Sünde, anderes
jedoch, was mit unserem Versagen in der eigenen
Berufung zusammenhängt, das wir nicht gebeichtet
haben, ist Teil der Wurzelsünde unseres Lebens.
Die in Garabandal versprochene Größte Gnade, die je
der Menschheit geschenkt wurde, will in diesem Licht
verstanden und gewürdigt werden. Es heißt dort, dass
im Höhepunkt des geistigen Kampfes mit den Mächten
des Bösen allen Menschen das Licht werde, sich im
Augenblick ihres persönlichen Gerichtes zu erkennen.
Die ganze Menschheit steht vor Gericht steht. Keiner
weiß wann, doch es kann nicht mehr weit sein, die
Welt ist schon heute vom Fürsten dieser Welt
besetzt. Was wir tun können, ist uns täglich in der
Gewissenserforschung diesem Gericht zu stellen. Wir
könnten dies leicht schon an all den Anstrengungen
des Feindes erkennen, uns den Glauben immer leichter
zu machen, um ihn endlich ganz zu rauben.
Es dürfte nicht zuletzt dem nüchternen Beter, der
die Augen offen hält, klar werden, wie wenig wir bis
in die Kirche hinein dieser Prüfung ins Auge sehen,
dass selbst diese Garabandalgnade ohne Wirkung an
den Meisten vorbeigehen wird der dass sie vor
Schrecken sterben. Im heftigsten Kampf ist kaum mehr
Raum, auf die Stimme des Engels im Gewissen zu
horchen. Er wüsste uns zu raten, da er besser um
unser Versagen aber auch um unser Ringen weiß, wird
er Alles versuchen, uns dem Feind im Augenblick der
Verwirrung zu entreißen. Wenn wir Richtung „Gericht“
schauen, sei es auf das persönliche, dem Keiner
entgeht, sei es auf das Schwert der Scheidung, das
über der Menschheit steht, nur wenn wir bereit sind,
uns bedingungslos GOTT auszuliefern, wird uns noch
Rettung. Hier kann uns auch aufgehen, dass wir
gefordert sind im Maße unseres Glaubens für unsere
Bruder zu stehen, die noch im Dunklen tasten. Die
Gnade der Sühne ist so groß, dass die Wenigen, die
sich ihr ausgeliefert haben, noch Viele retten
können!
Doch wir müssen unbeirrt auf die Passion JESU
schauen, nicht nur die historische, sondern auf
Seine in unserem Leben, in den Unsrigen, in unserer
Umgebung. Erst dann kann uns das tiefere Anliegen
der Sühne im HEILIGEN GEIST aufleuchten. Erst im
Licht der Passion JESU erkennen wir gnadenhaft, dass
uns durch die hl. Engel die Hilfe geschenkt ist, die
wir heute brauchen. Wo die Ordnung der Kirche
zerfällt, Wort und Sakramente ausgehöhlt sind, sind
wir gerufen, dieses End - Geheimnis tiefer zu
erschließen, es in unserem Leben wirksam zu machen
und so im HEILIGEN GEIST zur Vollendung von
Schöpfung und Erlösung unseren Teil beizutragen.
Die hl. Engel stehen nicht irgendwo abseits im
Himmel, sondern sie sind eingebaut in die drei
Phasen von Schöpfung, Erlösung und Vollendung. Ohne
ihre Hilfe können wir das Geheimnis der
Menschwerdung des WORTES weder erkennen, noch
persönlich mitwirkend erfahren, und im
Mystischen Leib der Kirche verwirklichen. Es beginnt
hier in der Heilsgeschichte ein Neues, das zuerst
erkannt, dann gelebt und mehr durch das Zeugnis als
durch das Wort der Kirche als der Neue Weg im
Erbarmen GOTTES aufleuchten muss. Im „ Siehe, ICH
mache Alles neu!“ ist es uns von Anfang an dieser
Weg in der Geheimen Offenbarung aufgezeigt. Doch bis
auf den heutigen Tag ist dieses Buch selbst der
Kirche verschlossen geblieben. GOTT muss erst die
Sieben Siegel dieses Buches lösen.
ER hat dies verborgen vor der Welt getan, da ER
einer demütigen Magd die Tür zu den hl. Engeln
öffnete und sie auf dem Weg der Passion in dieser
Reich eintreten ließ. Sie hat dafür in Sühne ihr
Leben geopfert. Warten wir im dunklen Glaube, dass
das Samenkorn, das er mit ihr in den Boden gelegt
hat, aufgehe. Nicht Menschen sondern Engel – werk,
doch in Einheit mit ihnen durch den HERRN! Dass
Kirche und Menschheit heute in einer Prüfung stehen,
die das Antlitz der Erde erneuern wird, ist in den
begleitenden Zeichen der Zeit mehr auf der Seite der
Sekten, der Dissidenten im Glauben aufgegangen, die
weniger geschützt und deshalb dem Angriff des
Feindes mehr ausgesetzt sind. Hier ließe sich eine
ganze Vorgeschichte zum „Engelwerk“ schreiben.
GOTTES Voraussicht will nicht, dass wir überrannt
werden. Nicht das Wann ist notwendig zu wissen, es
wird zu immer neuen Ausrede, sondern dass wir
vorbereitet sind. Der Tod kann uns jeden Augenblick
überraschen, nicht den wachen Christen, der
jederzeit bereit sein muss abberufen zu werdcn. Das
Bewusstsein: Wir sind nur Gast auf Erden“ gehört zu
unserem Glauben.
Es können hier nur Blitzlichter gesetzt werden. Die
Daten 1513, 1713, 1913 unterstreichen, dass die
„Neuzeit“ nicht nur ein Ordnungsbegriff der
Geschichtswissenschaft ist, sondern dass in der
Wende vom Mittelalter zur Neuzeit tatsächlich Neues
einbricht in die Geschichte der Menschheit. Über
diesem Umbruch steht das Bild der „Sonnenumkleideten
FRAU“, Offb 12.
Die
synoptische Apokalypse gibt uns konkretere
Hinweise: über die „Kriege der Nationen“, sie haben
inzwischen den Boden unserer Familien erreicht, die
Wirrsal Babylons, die von dorther weiter wüstet,
kann nur mit äußerer Gewalt nieder gehalten werden.
Zerrüttung auf allen Gebieten haben uns seit der
Neuzeit heimgesucht, sie werden nüchtern von der
anderen Seite geplant und durchgeführt, bis hin zu
„kosmischer Strategie“. Die Schöpfung ist aus den
Fugen, es braucht da nur berechnend ein Stoß. Der
Mensch hat in der Führung des Rebellen, das Ruder
in der Hand bis hin zu den endzeitlichen Wirren und
den kosmischen Zeichen, die das Zweite Kommen des
HERRN begleiten.
Wer weiß, dass die
Sünde des Menschen die letzte Ursache ist?
Unter den vielen, diesen Umbruch deutenden Zeichen,
sei nach Guadalupe 1531 in Mexiko, besonders Fatima
erwähnt. Das Dogma der Himmelfahrt MARIENS
einerseits und die Aufmerksamkeit der letzten Päpste
auf Fatima sind Hinweis, dass die Kirche der Sendung
MARIENS als Wegbereiterin (wie einst Johannes
der Täufer) entgegen zu kommen versucht. Wir sind in
einen geistigen Kampf gestellt, dessen Bedeutung wir
verfehlen, wenn wir im Nebel der Verwirrung
übersehen, dass der Feind sehr wohl erkannt hat,
dass seine letzte Stunde angebrochen ist und Alles
daran setzt auf dem Boden eines billigen Humanismus,
die Menschheit vom Weg des Heiles abzubringen.
Die endzeitliche
Sendung der hl. Engel, wie sie Frau Gabriele
Bitterlich mitgeteilt wurde, ist die Hilfe im
geistigen Kampf dieser Tage. Wohlstand unter dem
Weißen wie dem Roten Stern sind Kulissen, um den
Menschen zu täuschen, was sich dahinter verbirgt. Da
die Führung auf Weltebene in der Hand des Feindes
liegt, braucht es die Entscheidung jedes bewussten
Christen. Hier schenkt die Bindung an den heiligen
Schutzengel neue, außerordentliche Kraft. Der HERR
hat es beispielhaft am Ölberg durch den Kelch
erfahren, den ihm der hl. Engel reichte, um IHN in
seiner letzten Einsamkeit, wie wir sie heute
erleben, zu stützen. Nicht das New Age hat den
Schlüssel zu den Engeln in der Hand, sondern der
Glaubende. Das wahre Erkennen, das dem Menschen
nicht zuerst durch das Licht des Geistes, sondern im
Herz geschenkt wird, weist auf die MITTE, aus der
uns diese Hilfe zukommt: es ist das HERZ JESU und
der Mutter. Dies ist der Neue und doch alte Weg, auf
den uns GOTTES Erbarmen aus Babylon heraus führt.

„Sühneseelen, Opferseelen“
Sie ziehen wie ein goldener Faden durch die ganze
Heilsgeschichte, beginnend bei Abraham mit den „Anawim
= den Armen Israels“, die doch den größten Schatz
des Menschen: den Begriff GOTTES, durchgetragen
haben bis hin auf St. Anna, die Mutter MARIENS. In
den Frauen und Johannes unter dem Kreuz, verborgen
schon in der Familie des Lazarus in Bethanien, wird
dieser Faden in den Heiligen der Kirche aufgenommen
und durchgetragen bis auf unsere Tage, wo sein Gold
das Dunkel der Prüfung, in der wir stehen,
durchbricht. Sie stehen mit Paulus unter dem Wort,
das damals nur im Blick auf CHRISTUS zu verstehen
war. Im zweiten Korintherbrief lässt uns Paulus
etwas von diesen Leiden erkennen, die er übernehmen
durfte, um die Kirche aufzubauen: Col 1,24 „Jetzt
freue ich mich in den Leiden, die ich für euch
ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze
ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden
Christi noch fehlt.“
Der Mensch läuft wie instinktiv weg von jedem Leid.
Der Auftrag Jahwehs in der Genesis: der Mensch solle
sich die Erde unterwerfen, hat keinen Bezug mehr zu
GOTT. Was tieferes Betrachten und Umkehr verlangt,
wird geflissentlich übersehen. Dass der Mensch
arbeiten müsse, liegt auf der Hand, hier weiß der
Mensch noch etwas vom verlorenen Paradies, doch auch
er meint vermessen, es sich nach eigenen Maßen und
durch eigene Anstrengung aufbauen zu können. Von
allem Streben nach oben zu GOTT ist übrig geblieben
der Ehrgeiz, sich durchzusetzen, es dem Anderen
zuvor zu tun, es besser zu wissen. Dieses Gift liegt
schon im schillernden Wort der Schlange: Gen 3,5
„Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen
euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott sein und
erkennen Gut und Böse“.
Der Mensch muss über sich hinaus, doch im Maß seines
Geschöpfseins, das der Böse leugnet und bewusst
übersieht: er will sich selbst Schöpfer sein. Auch
diese Verführung des Schöpferischen müssen wir mit
einschließen, wenn wir verstehen wollen, warum auch
Arbeit eine Versuchung sein kann, wenn sie Richtung
und Maß verloren hat. Der Mensch braucht die Arbeit,
um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und die
Gemeinschaft mit aufzubauen. Wo ihm diese natürliche
Gnade im Alter immer mehr genommen wird, muss er
einen Ersatz finden. Alternd kommt er vielleicht
dazu zu erkennen, dass ihm auch hier eine Aufgabe
gestellt ist, die seine letzten Kräfte fordert…..
nach Innen!
Selbst im religiösen Raum wird dies kaum mehr
erkannt, so sehr sind wir in die Bewegung nach Außen
hinein gerissen. Arbeit an sich selbst setzt voraus,
dass wir den unmittelbaren Raum, den wir uns in
Familie, Arbeit, Vergnügen geschaffen haben, nach
Oben überschreiten. Weil selbst das „Oben“ in
der Religion noch als ein Außen gedeutet wird, ist
hier eine weiteres Hindernis zu überwinden. Erst
wenn der Mensch sein Innen entdeckt, öffnet sich
hier eine Türe. Der Feind, der einen Stunde früher
aufsteht, hat sie inzwischen schon geschlossen.
Soziale Hilfe nach Außen, Gnosis nach Innen ersetzen
den verlorenen Himmel.
Überall wartet der Feind an der Grenze, die er
selbst am Anfang leichtfertig überschritten hat. Der
blinde Drang nach Freiheit hat die in Weisheit
gesetzten Grenzen, die Generationen aufgebaut haben,
nieder gerissen. Verloren sucht der Mensch nach Halt
und Sicherung. Wo er sie nicht mehr finden kann,
fällt er in der Schwerkraft der Sünde dem Feind
entgegen, der darauf wartet, ihn aufzufangen.
Auch dort ist etwas vom Licht, etwas von der
„Gemeinschaft“, die wir suchen, seit wir den
Mutterleib verlassen haben, doch es ist ein
unruhiges, schillerndes Licht, die Geborgenheit, wie
wir heute verstehen, ist ein Netz, das wir nicht
mehr zerreißen können. War früher noch, getragen von
einer mehr christlichen Lebensordnung die Moral ein
Halt, der wenigstens nach Außen gewahrt wurde,
sobald die Jugend rücksichtslos diesen Schleier
herunterriss in ihrer Suche nach Freiheit, musste
diese Täuschung fallen. In dieses Loch ist bald auch
die Beichte gefallen, soweit sie sich nur an einer
äußeren Ordnung ausgerichtet hatte.
Wo GOTT
als Anker fällt, ist das Lebensschiff des Menschen
ohne Steuer. Alle Ordnung menschlichen Lebens, die
nicht auf IHN bezogen ist, fällt, wie es mitleidlos
jeder Mensch in der Stunde seines Todes erfahren
muss. Nicht selten haben Heiden dafür ein besseres
Gespür als wir, die wir die uns im Glauben
vorgegebene Ordnung nach unserem Bedürfen umändern,
auch wenn sie dann ihren Inhalt verliert. Der Abbau
der Ethik hat unseren Moraltheologen nicht wenig zu
schaffen gegeben. Das „Gesetz CHRISTI“ stellt mit
Häring den Anruf CHRISTI an jeden Einzelnen Christen
über eine bis ins Einzelne gehende
Moralverpflichtung, wie sie zum Beispiel in der
Moraltheologie von Nolding (die jahrzehntelang neu
aufgelegt wurde) die Ordnung christlichen Lebens
bestimmte.
Häring steht am Anfang aller oft gewagten Versuche,
die christliche Moral unserer Zeit anzupassen.
Die Antwort der MUTTER ist nüchterner und geht auf
den Kern: christliche Lebensordnung setzt die
Begegnung mit dem HERRN voraus. Wo sie nur von der
Tradition getragen war, muss sie im Ansturm des
Bösen zerfallen. Moral, äußerlich verstanden, wird
zur Selbstrechtfertigung. Wir müssen uns auf den
nüchternen Boden: Erfüllung des Willens GOTTES
stellen. Hier wird der hl. Engel zur unentbehrlichen
Hilfe, wenn wir uns auf ihn einstellen. Die
Feineinstellung der Elektronik könnte uns hier Bild
und Gleichnis werden. Von Außen weist uns der hl.
Engel durch Zeichen, von Innen über die Stimme
unseres Gewissens. Wie müssen hier nur bei ihm in
die Schule gehen. Immer schaut der Schutzengel auf
GOTT allein und damit auf die Ordnung GOTTES, auf
die er sich in der Prüfung am Anfang entschieden
hat. Zugleich aber ist er verpflichtet, den Willen
GOTTES seinem Schützling kundzutun, ihm nahe zu
bringen, ohne seine persönliche Freiheit
anzugreifen.
Im Umbruch aller Werte ist die Kirche in der Gefahr
um der Ordnung willen, äußere Ordnung mehr zu
bewerten als die Freiheit des Gewissens. Wo sich
Parteiungen durchzusetzen versuchen, wird diese
verständliche Sorge, je nach Ausrichtung
zur eigenen Rechtfertigung benützt nach dem
bleibenden „Vorbild von Pharisäern und Sadduzäern“.
Die Gesetzestreuen versuchen sie in Richtung
Tradition zu verengen, die Sadduzäer sie in ihrer
Forderung nach Anpassung zu lockern. Wieder gibt
hier Paulus in der Befreiung von allem äußeren
Gesetz, die er erfahren durfte, die Richtung, die
wir nicht verlieren dürfen: die Liebe des HERRN. In
allem Streit und aller Spaltung, die die Kirche mehr
schwächen als der Angriff von Außen, muss notwendig
fallen, was nicht in GOTT verankert ist. Wir sind in
der Mitte dieser Reinigung, wo der Feind morgen über
uns auch von Außen her fällt, um die Spreu vom
Weizen zu trennen. Wie sehr könnten wir mit
offeneren Augen erkennen, dass hier die hl. Engel am
Werke sind!
Die brutale Gewalt des letzten Weltkrieges, die
moralische Verwüstung durch den Wohlstand haben den
Weg für den Feind bis in die Mitte des einst
christlichen Kontinentes Europa bereitet. Bis in den
Boden hinein sind heilige Ordnungen geschliffen,
nicht nur in den materialen Mahnmalen, unseren
Kirchen und Klöster, viel mehr noch im Menschen
selbst. Er ist haltlos und Beute des Zufalls
geworden, der vom Feinde klug gesteuert wird. Der
Griff nach dem Kismet der Moslems, zeigt, dass die
Steinwüste des Mondes, von der wir jetzt besser
wissen, Bild der Wüste unseres Lebens geworden ist.
Wo die Anbetung dieses kalten GOTTES im Feuer der
Reinigung zu Asche wird, kann morgen die Anbetung
des Lebendigen GOTTES mit und durch den Engel aus
den Herzen der Getreuen aufsteigen, die in der Gnade
GOTTES diese Prüfung bestanden haben. Sie dürfte in
ihrer Gewalt nicht hinter der der Engel am Anfang
stehen. Die Auswirkungen des Himmelssturzes im
Anfang auf diese Erde sind für klarsichtige Augen
noch heute spurenhaft zu erkennen. Sie
werden in der Gewalt des geistigen Kampfes noch
einmal das Angesicht der Erde erneuern, nicht nur im
Menschen.
Wo die Erde von Innen auf sich reckt und aufbricht,
kann der Mensch der im Wahnwitz der Technik auf sie
seine Hände gelegt hat, sich nur noch in Sein Innen
zurückziehen. Der Feind weiß besser als wir um diese
letzte Türe, darum hat er in Voraussicht auch hier
die Pole vertauscht. Die Hekatombe nicht weniger
junger Menschen auf Wegen des Yoga sollte uns daran
erinnern. Das Heil kommt von Osten, aber nicht von
dem, der sich auf Kain zurückführt. Nur ein Häutchen
dazwischen! Das einfache Wort des hl. Augustinus:
DEUS intimior intimo meo = GOTT ist das Innerste vom
Inneren des Menschen“ weist uns die Richtung. Weil
wir ausgebrannt sind, wird der entstandene Leerraum
wie von selbst in anderer Weise gefüllt. Das Feuer,
das von Außen über uns kommen wird, wird dies zu
Tage bringen!
GOTT hat von weither Wege des Heiles bereitet hat,
auch wenn sie über Jahrhunderte schon in Vergessen
geraten sind. Gnadenvoll hat die Theologie des hl.
Thomas die heilige Ordnung Europas mit aufgebaut.
Doch schon ein hl. Franziskus und in seiner
Nachfolge der hl. Bonaventura durften weiter sehen.
Was hier aufgebaut wurde, hat der Feind mit Ende des
Mittelalters an sich gerissen, nur an den Mystischen
Weg der Franziskaner, die schon damals ahnten, was
mit der Alten Welt geschehen wird, konnte er nicht
heran. Der Aufbruch in die Neue Welt hinter dem mehr
war als „Eroberung“ von Abenteurern, war dafür ein
äußeres Zeichen, wie es die Missionen der
Franziskaner an der Westküste bis hinauf nach Kanada
noch heute weisen. Sie schauten schon damals auf das
Reich GOTTES, das eine Neue Welt aufbauen wird, ja
sie ahnten wohl sogar, dass dies durch die MUTTER
GOTTES geschehen müsste. Die Erscheinung ULF von
Guadalupe in Mexiko sollte sie darin nicht wenig
bestärken. Doch GOTTES nüchterne Weisheit lässt erst
den alten Weg auslaufen!
Der Weg des Menschen nach Innen ist nicht in
östlicher Verzerrung ein Weg tiefer hinein in das
eigene Ich und seine Pläne, sondern der Weg in die
Freiheit der Kinder GOTTES. Das hat uns der
hl. Franz vorgelebt. Dass ihm die eigenen Jünger
nicht folgen konnten, sondern sich in
Auseinandersetzung dritt - teilten, zeigt wie weit
er in der Gnade schauen durfte, bis hin zum
Seraphischen Orden, der nur in Einheit mit den hl.
Engeln wirklich werden kann …., wenn das Herz des
Menschen wie das des Poverello durchbohrt ist von
der Liebe GOTTES. Dann ist Innen und Außen ein
Neues. Dorthin will uns der Erbarmende Wille GOTTES
bringen, dass die Herrlichkeit der Neuen Jerusalem
schon hier auf Erden offenbar werde.
In der Auferstehung JESU sind durch die hl. Engel
diese Endzeitgeheimnisse wie im Hauch zu erahnen. Je
mehr wir sie mit den hl. Engeln betrachten, um so
mehr werden sie in uns, die wir schon hier Neues
Jerusalem werden sollen, wirklich werden. Doch
vergessen wir in der nüchternen Liebe GOTTES nicht,
dass der Weg zur Auferstehung über Golgotha geht,
für jeden Einzelnen, die Kirche und die ganze
Menschheit. An der Hand des hl. Engels müssen wir
lernen durchzuschauen durch den Leidenden CHRISTUS
und Seine Sendung vom VATER. Wir stoßen hier auf ein
dreifaltiges Geheimnis. Wo der Mensch heute,
verführt durch den Bösen, immer mehr nach Außen
drängt, muss GOTTES unerforschliche Weisheit die
Kraft der Sühne in Seinen Getreuen anheben, um das
äußere wie innere Gleichgewicht von Mensch, Engel
und Kosmos, in der Kraft Seines Kostbaren Blutes zu
stärken.

Priester im Auftrag der Sühne
Von Amt her ist die Gnade der Sühne zuerst den
Priestern der Kirche aufgetragen. Sie sollen nicht
nur nach Außen die heilige Messe lesen, sie soll in
ihrem Leben wirklich werden. Dafür hat ER uns gerade
in dieser Zeit, da das Priestertum seine innere
Kraft verloren hat und abzusterben droht, den
heiligen Pater Pio von Petrelcina geschenkt und
seine Heiligsprechung durchgesetzt. Nicht die
Ordnung, die die Kirche in der Christenheit der Welt
geschenkt hat, wird uns mehr retten, nicht mehr das
Wort GOTTES, das schales Salz geworden ist, sondern
die Wunderkraft der Sühne, die in nicht wenigen
Sühneseelen aufgelodert ist. Ohne diesen heiligen,
verborgenen Quell, wäre unsere Welt schon heute eine
Wüste.
Diese Sühnekraft ist wunderbar schon im verborgenen
Leben der hl. Familie da, sie tritt in der Familie
des Lazarus schon vor Golgotha in das Licht der
Erlösung, sie lebt von Golgotha weg weiter in den
Kleinen und Verachteten, den „Helden des Alltags“
die all das, was sie kaum tragen können,
hineinwerfen in den Feuerofen der Passion des HERRN.
Hier wird der Boden für das Wort, das der HERR in
Seiner Verkündigung hinaustragen wird, bereitet,
hier brechen wie kostbare Rosen die Wunder JESU auf,
die Seinen Leidensweg begleiten. Wo immer sie nicht
nur den Leib des Menschen wandeln, sondern den Weg
nach Innen aufbrechen, sind sie mit der
Schmerzhaften Mutter GOTTES verborgene Quellen Neuen
Lebens, die in der Kirche aufbrechen.
Die Sühneseelen öffnen nicht selten in ihrer Hingabe
auch eine ganz Neue Sicht auf das verborgene Leben
JESU, das in den Evangelien ja nur wie in wenigen
Strichen angedeutet ist. Dafür stehen nicht wenige
oft ganz Unbekannte, zuerst die Mystiker des
Mittelalters, besonders gerufene Seelen, denen GOTT
etwas mitteilt von dem unsagbaren Schatz des Lebens
JESU, wie es im Herzen MARIA nur darauf wartet, den
Getreuen offenbar zu werden. Wie viel mehr wir nur
durch MARIA über die Geheimnisse des Glaubens, die
uns jetzt noch verschlossen oder versiegelt sind,
erfahren werden, ist uns prophetisch vorausgesagt.
Auch dafür steht die Geheime Offenbarung als
Kronzeuge von der Kirche selbst als letztes Buch dem
Neuen Testament eingefügt. Wie sehr schon sie aus
dem Schatz MARIENS schöpft, mag uns in der engen
Verbindung des hl. Johannes mit MARIA in Ephesus
ahnend nahe kommen, auch wenn die eigentliche
Offenbarung in Patmos direkt aus der Hand GOTTES
kommt.
Wo die Kirche gegen
den Ansturm der Hölle durch die hl. Engel versiegelt
wird, werden sich die Getreuen um diese verborgenen
Quelle sammeln. In aller Bedrängnis und Verfolgung
wird hier in der Liebe GOTTES ein neues Leben
aufblühen, das schon jetzt die GOTTESstadt auf Erden
bringt, auch wenn ihr Glanz in äußerer Armut vor der
Welt verborgen bleibt. In ihnen bereitet MARIA durch
ihre Getreuen die Wiederkunft des Richters der
Lebenden und der Toten, der am Ende die Kirche im
Triumph heimführen wird. Die Kraft, die in ihnen
wirkt, ist keine Andere als die der Auferstehung
CHRISTI, die im Maße die Kirche nach Außen arm wird,
in ihrer Fülle offenbar werden soll. Diesem
Geheimnis wollen wir in dieser Arbeit in besonderer
Weise nachspüren.

Im Leben der Sühneseelen
Wir müssten hier zuerst das Leben der meist
verborgen gebliebenen Sühneseelen in der
Kirchengeschichte nachgehen. Weil Sühne vom ihrem
Wesen her verborgen ist, sich selbst auslöscht, wo
sie bewusst ans Tageslicht tritt, darum kann sie
auch nur dort erkannt werden, wo der Suchende an
sich selbst diese Gnade erfahren haben muss. Nicht
zufällig war es im Verfall der deutschen Romantik
ein Dichter, Clemens Brentano, der aus allen Träumen
dieser letzten großen literarischen Bewegung in
anderer Weise als Eichendorf festen Boden unter den
Füßen fand. Es braucht ein Gespür für dieses
geheime, liebende Wirken GOTTES, um ihm nahe zu
kommen, das mit wenigen Ausnahmen der mehr
intellektuellen Theologie abgeht.
Zeugen dafür, dass Theologie und Mystik nicht
unvereinbar sind, sind nicht nur der hl. Bonaventura
und andere mystisch inspirierte Kirchenlehrer….. bis
auf die Kleine Therese…., dafür steht nicht zuletzt,
Schüler von Romano Guardini unser hl. Vater Benedikt
XVII. So sehr die Welt draußen ihren Anspruch auf
den Menschen durchsetzt, um so stärker muss in der
Kirche das Soli DEO, für das schon die Kirchenväter
stehen, nach vorne drängen, damit der Glaube sie
nicht im Fortschritt der Technik und Wissenschaften
verstricke. Gerade heute, wo nicht Wenige in der
Kirche durch eine sezierende Exegese den Glauben an
die lebendige Kraft der Schrift in ihrem Lebensnerv
abgeschnitten haben, haben nicht Wenige über die
wunderbaren Lebensberichte JESU einer Katharina
Emmerich, einer Valtorta u.a.m aus dem Unglauben
heraus einen Weg ins Licht JESU gefunden.
Nicht nur die hl. Engel drängen im Kampf nach vorne,
der HERR ruft auch die Heiligen in die geistliche
Schlacht unserer Tage, besonders die Märtyrer
unserer Tage, die ihr Leben für den Glauben
hingegeben haben. Zeugnis dafür ist das 20. Kapitel
der Geheimen Offenbarung über das Tausendjährige
Reich. Die nicht wenigen Heilig- und
Seligsprechungen unserer Tage wollen nicht zuletzt
in diesem Licht gesehen werden. Da das Wort durch
die Medien dem Feind weitgehend Beute oder gar
gelöscht wurde, muss um so mehr das lebendige
Zeugnis hell aufscheinen. Wort, das Fleisch
geworden, ist nicht so leicht zu entstellen, wie der
ohnmächtig ausgelieferte Buchstabe der Schrift, den
der Feind zu manipulieren, ja zu fälschen nicht müde
wird.
Wenn die Welt in all dem erschreckenden moralischen
Verfall, in dem wahrlich die Hölle triumphiert noch
nicht mit schwereren Strafen geschlagen wurde, wie
wir sie jetzt laufend erfahren, dann verdanken wir
es wesentlich den Sühneseelen, die sich
bedingungslos ins Feuer des Opfers CHRISTI hinein
werfen, um das Gericht noch aufzuhalten oder zu
mildern. Hierzu gehören nicht nur die Seelen, die
spätestens nach ihrem Tode vom frommen Gespür des
einfachen Volkes erkannt und „selig gesprochen
werden“, sondern auch die zahllosen einfachen
Seelen, die Lastträger, die Tag für Tag opfernd die
Kreuze auf sich nehmen, die von den Kindern der Welt
nicht achtend weggeworfen werden. Hier ist ein
Kapital der Kirche, wieder im Herzen MARIAE
gesammelt, das das Gleichgewicht der Welt noch wie
im letzten Augenblick rettet.
Hier ist es, wo die hl. Engel, uns in der
Ölbergstunde der Kirche zur Hilfe gesandt,
einsteigen, und auch diesen in den Augen der Welt
und meist auch der Kirche vergessenen und verkannten
Seelen zur Hilfe kommen. Wie sehr wäre dies eine
Aufgabe der Priester. Wie sehr konnten sie in der
Geschichte hier Hilfe leisten: denken wir nur an
Maria Margaretha Alacoque u.a.m, die in aller
Anfechtung auch durch die Kirche durchgehalten
haben, weil da ein Priester für sie eingestanden
ist. Liegt hier nicht eine der vornehmsten Aufgabe
der Priester? Kommen wir hier nicht, die wir
uns so leicht in Amtsgeschäften verlieren, dem
lebendig schlagenden Herz des HERRN näher, das uns
fremd geworden ist?

Das Kreuz mit dem durchbohrten Herz JESU und der
Lanze ist das eindringlichste Zeichen für das
Geheimnis der Sühne. Es steht auf dem Hügel Tepeyac,
Ort der Erscheinung ULF von Guadalupe in Mexiko. So
erinnert es uns in gleichem Atem an das
Dornengekrönte Herz ULF, einzig würdige Antwort auf
die Liebesglut des Herzens JESU. Das Geheimnis der
Beiden Herzen allein bringt uns näher, was es
um die Sühne JESU auf Golgotha ist. Aus dem Herzen
JESU, so erinnert uns die Präfation des Herz JESU
Festes, kommen die Sakramente der Kirche, die sie
nähren auf dem Pilgerweg durch diese Zeit hinauf zum
Himmlischen Jerusalem.
Aus diesem Bild allein kann uns klar werden, dass
alle Sühne auf die EINE SÜHNE JESU CHRISTI, unseres
HEILANDES zurückgeht. Nur ER als GOTTESSOHN konnte
unsere Sünden tilgen durch sein vergossenes Blut,
das zuerst MARIA, die Schmerzensmutter unter dem
Kreuz aufgefangen hat, doch nicht erst dort. Eines
der eindringlichsten Bilder des Filmes „Passion“
ist, wie die MUTTER schon nach der furchtbaren
Geißelung das Blut JESU aufwischt. Kein Blutstropfen
ist verloren gegangen, die hl. Engel haben ihr
geholfen, es zu bergen. In der Hingabe an Sein
Kostbares Blut liegt das Geheimnis der
Gnadenvermittlung MARIENS. Hier mag uns aufgehen, in
welch’ inniger Beziehung über Schmerzensmutter die
hl. Engel stehen, ja, dass wir in der Bedrängnis
dieser Zeit nach ihrer Hilfe rufen müssen. Im Blute
JESU allein kann die dreifache Schöpfung Materie,
Mensch, Engel gegen alle Übermacht der Spaltung des
Feindes eins werden zur Verherrlichung des
DREIEINIGEN GOTTES.
Erinnern wir uns daran: nicht nur Sein Blut hat der
HERR vergossen. Als der Soldat Seine Seite
durchbohrte, kam aus ihr Blut und Wasser heraus, und
unsichtbar schon die Gnadenfülle des HL.GEISTES. :
„Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen
ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser
gekommen, sondern im Wasser und im Blut. Und der
Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist
die Wahrheit. Drei sind es, die Zeugnis ablegen: der
Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind
eins.“ (1 Jo 5,6ff) Diese Drei sind das Zeugnis
GOTTES, des DREIEINEN für unsere Erlösung. Nur in
diesem Zeugnis kann der Mensch, der sich durch die
Sünde von GOTT abgeschnitten hat, neu werden
und einmal eingehen in die Herrlichkeit des Himmels.
Dies ist nicht nur einmal, und damit für alle Male,
auf Golgotha geschehen. In jeder hl. Messe,
besonders im der Wandlung, wird dieses Geheimnis
gegenwärtig gesetzt. Doch noch immer ist es ein
Geheimnis vor uns. Es will aber durch die hl.
Kommunion in uns eingehen, dass wir endlich mit dem
hl. Paulus sagen dürfen: „Ich aber bin durch das
Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott
lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht
mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit
ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im
Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und
sich für mich hingegeben hat“. (Gal 2,19f).
Zur Sühne gerufen zu sein ist ein Geheimnis der
Auserwählung GOTTES. Niemand kann es sich nehmen.
Und doch könnte die Kirche nicht leben wenn der
Gnadenquelle der Sühne sie nicht immer neu von ihren
Sünden reinwaschen würde. Genau dies geschieht durch
das Sühneleiden JESU dort, wo es in großmütigen
Seelen aufgenommen wird.
Nicht die dreißig Jahre des verborgenen Lebens JESU,
nicht die drei Jahre der Verkündigung, sondern die
21 Stunden Seiner Passion am Kreuz haben uns erlöst.
Zeugnis dafür geben nicht wenige Sühneseelen wie die
sel. K. Emmerich, die Resl von Konnersreuth, der hl.
P.Pio und viele andere Verborgene, um die GOTT
allein weiß. In ihrem bitteren Leiden, ist das
Erlöserleiden, das in der hl. Messe in Bild und
Zeichen gegenwärtig wird, Fleisch geworden.
In einer Zeit wie der unseren, in der das Wort keine
Kraft mehr hat – die Medien haben es zusammen mit
dem Bild geraubt – in der die Sakramente nur noch
unverstandene Zeichen sind, die nach Belieben
gedeutet werden, sammelt GOTTES Barmherzigkeit im
mystischen Leiden solcher Seelen, die ganze Kraft
Seiner Erlösung zur Rettung der Welt. In der hl.
Kommunion klopft der HERR heute an jedes treue Herz:
willst du mir helfen, Seelen zu retten?
Sühne ist TORHEIT DES KREUZES.
„Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf
dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte,
beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit
der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern
Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen
verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden
ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit,
für die Berufenen aber, Juden wie Griechen,
Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das
Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und
das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen. 1
Kor 1, 21. Ist es nicht auch ein Geheimnis der
Torheit des Kreuzes, dass in Tirol, dem hl. Herzen
JESU geweiht, GOTT eine Seele gerufen hat, durch
ihre Sühne für die Priester den hl. Engeln einen Weg
hinein in die Kirche zu bereiten?
„Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn
nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es
allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche
Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer
aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird
es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir
dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort
wird auch mein Diener sein.“(Jo 12,24ff)

Woher? Es ist
die
„Gnade JESU CHRISTI““,
die über uns ausgegossen ist, nicht nur als ER in
letzter Hingabe an den Willen des VATERS und um die
Rettung der Seelen den Thron des Kreuzes bestieg.
Sie begann schon in der Empfängnis und nährt und
tränkt in „Wasser, Blut und GEIST“ Seinen Mystischen
Leib, die Kirche, bis ER sich ganz in ihr erkennt
und sie heimführt zum VATER. „Neu ist nur,
dass wir in der über die Kirche verhängten Reinigung
in diese Gnade hineinwachsen müssen als letzten
Rettungsanker.
Auch wenn manchmal die Gnade außen ansetzt, immer
sucht sie zuerst das Herz des Menschen, um es zu
wandeln. Die Wandlung beginnt im Innen des Menschen,
der langsam zu verstehen beginnt, dass GOTT nicht
zuerst über und um uns ist. ER muss wohl Innen zu
finden sein, wenn ER sich uns in der Hlst.
Eucharistie als BROT schenkt, das wir in uns
aufnehmen, verdauen, das Fleisch wird von unserem
Fleisch. So einfach sind die Wege GOTTES. Ist es so
schwer anzunehmen, dass JESUS dieser wunderbare
Gedanke: „Brot“ wohl von Seiner MUTTER vermittelt
wurde, da ER in nüchterner Erkenntnis Seines Weges
unter den Menschen sich fragen musste: wie kann ich
bei ihnen bleiben, wenn sie MICH am Kreuz erschlagen
haben? Wir sollten einmal diesem Gedanken
nachsinnen. ER ist das LEBEN, dafür steht das BROT,
das ER uns hinterlässt. Brauchen wir es nicht auch
für unser natürliches Leben, Tag für Tag, meist als
Erstes, auch ohne Zutaten, die uns verdecken, wie
köstlich doch einfaches Brot ist?
Warum begegnen wir dem Kreuz auf allen unseren Weg,
nicht zuletzt, wenn wir in uns hinein schauen, in
unseren Leib, in unsere Seele? Warum fliehen wir
hinein in all die Erfindungen menschlicher
Ausflucht, um ihm zu entgehen? Warum wollen wir so
unbedingt für immer auf Erden bleiben auch als toter
Staub, der Erde anheim gegeben? Unbehauster Mensch
dieser Zeit, suchst Du nicht, wohin immer Du Dich
wendest, so etwas wie Heimat, selbst im Dunkel, in
das DU Dich verirrt hast?
GOTTES Erbarmen reicht Dir in diesem Kreuz, das Du
verstößt, verlachst, verhöhnst, die Medizin, die Du
brauchst, zuerst um Dich zu heilen, dann um Dich
aufzubauen, um Dir eine Heimat zu schaffen. Im
Anfang ist sie bitter, sehr bitter. Du wirst immer
wieder versucht sein, sie wegzustoßen, sie
auszuschütten. Dein guter hl. Engel wartet. Es geht
Dir immer schlechter. Vielleicht solltest Du es doch
einmal mit dem Kreuz versuchen? Mit Deinem Kreuz, so
ganz verschieden vom Kreuz jedes Anderen. ER hat es
von Ewigkeit her für Dich ausgedacht und ausgewählt.
Es ist voll der Weisheit und Vorsehung. Schaue es
einmal an. Es kommt Dir schon zu von Deinen Eltern
und Vorfahren, es ringt Dich ein in der Umgebung, in
der Du lebst, es ist in Dir durch Deine guten und
schlechten Anlagen. Schaue zuerst auf die guten.
Dort packe zu in der Kraft des Kreuzes, und es wird
ein Neues, ein Abenteuer beginnt, das Alles, was Du
bisher erkannt hast, in den Schatten stellt.

Die Stelle in der GO, auf die wir uns hier zuerst
beziehen, findet sich bei der dritten Posaune. Die
Posaunen in der GO sind letzte Weckrufe des
Erbarmens GOTTES, dass der Mensch von seinen
verdorbenen Wegen zurückkehre und zu GOTT aufschaue.
Offb 9, 10 „Der dritte Engel blies seine Posaune. Da
fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie
eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und
auf die Quellen. 11 Der Name des Sterns ist
«Wermut». Ein Drittel des Wassers wurde bitter, und
viele Menschen starben durch das Wasser, weil es
bitter geworden war“.
Was bedeutet „bitter“ in der
Schrift?
Bevor wir auf diese erste Stelle eingehen, sei dem
Begriff „bitter“ in der Bibel mehr Aufmerksamkeit
gewidmet. Er ist nicht nur der Geheimen Offenbarung
eigen.
Die Bitterwasser von Mara Ex 15,22
Er kommt zuerst vor in den Bitterwassern von Mara.
Es ist die erste Prüfung auf Glauben und Gehorsam
der von Ägypten aufbrechenden Israeliten. GOTT hat
sie sicher durch das Rote Meer geführt, die
verfolgenden Ägypter sind in den zurück flutenden
Wassern untergegangen. Doch dann finden sie kein
Wasser und murren gegen GOTT. Wie schnell vergisst
der Mensch, was GOTTES Erbarmen an ihm getan hat,
wenn ihm Not widerfährt.
Ex 15, 22: Mose ließ Israel vom Schilfmeer
aufbrechen, und sie zogen zur Wüste Schur weiter.
Drei Tage waren sie in der Wüste unterwegs und
fanden kein Wasser.
23 Als sie nach Mara kamen, konnten sie das Wasser
von Mara nicht trinken, weil es bitter war. Deshalb
nannte man es Mara (Bitterbrunnen). 24 Da murrte das
Volk gegen Mose und sagte: Was sollen wir trinken?
25 Er schrie zum Herrn, und der Herr zeigte ihm ein
Stück Holz. Als er es ins Wasser warf, wurde das
Wasser süß. Dort gab Gott dem Volk Gesetz und
Rechtsentscheidungen, und dort stellte er es auf die
Probe. 26 Er sagte: Wenn du auf die Stimme des
Herrn, deines Gottes, hörst und tust, was in seinen
Augen gut ist, wenn du seinen Geboten gehorchst und
auf alle seine Gesetze achtest, werde ich dir keine
der Krankheiten schicken, die ich den Ägyptern
geschickt habe. Denn ich bin der Herr, dein Arzt.
27 Dann kamen sie nach Elim. Dort gab es zwölf
Quellen und siebzig Palmen; dort am Wasser schlugen
sie ihr Lager auf.
Moses tritt vor GOTT ein für das Volk. Achten wir
darauf, dass Jahweh sich hier selbst „Arzt“ nennt.
Es geht ihm auch heute um unsere Heilung. Das Murren
ist ein böses Krankheitssymbol, inzwischen ist es
zur geballten Faust gegen GOTT geworden, wo immer
GOTT eine Prüfung setzt, die der Mensch nicht
versteht. Da ER nicht hilft, stellt der Mensch
selbst sich auf seine Füße und nimmt sein Schicksal
in die Hand, wenig bewusst, dass er damit noch
tiefer in sein Unheil stürzt. Das Heilmittel das der
„Arzt“ augenblicklich schenkt ist ein Stück Holz.
Und das Wasser wird süß! Müssen wir nicht sofort an
die Heilkraft des Kreuzes denken, das durch Sein
Erlöserleiden und – sterben die Medizin der an der
Sünde kranken Menschheit wurde. Der Name „Elim“,
wohin sie aufbrechen, weist weiter. Er bedeutet
Bindung, so wie sich GOTT durch die Sünde an das
Holz des Kreuzes binden ließ. Damit wird voraus
weisend auf die Stelle in der GO deutlich: das
„Bittere“ des Wermut wird heilen, wenn wir es im
Zeichen des Kreuzes annehmen.

Die zweite Stelle aus den Sprichwörtern weist uns
auf die Täuschung hin, der wir verfallen, wenn wir
uns abwenden und anderorts unseren Trost suchen. Die
Sünde, wo sie den Kitzel des Neuen hat, scheint süß,
doch ihre Frucht ist mehr als bitter. Zuletzt
verbittert sie den ganzen Menschen gegen GOTT, dem
er, wie immer die Schuld zuschiebt. Keine Heilung
mehr möglich. Sünde gab es seit Adam und Eva immer
auf der Welt, doch ausgenommen die Verderbnis vor
der Sintflut, hat sie doch nie die Menschheit so
eingefangen wie heute, dass tatsächlich die
Erkenntnis des Menschen verdunkelt: Weiß wird zu
Schwarz und Schwarz wird zu Weiß. Sprw 5,3 „Die
Lippen der fremden Frau triefen von Honig, glatter
als Öl ist ihr Mund. 4 Doch zuletzt ist sie bitter
wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.
5 Ihre Füße steigen zur Totenwelt hinab, ihre
Schritte gehen der Unterwelt zu.“
Isaias warnt vor diesem luziferischen Trug der die
Pole umdreht: 5, 20 „Weh denen, die das Böse gut und
das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht
und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere
süß und das Süße bitter machen.“ Solche Verkehrung
der Wirklichkeit = Wahrheit führt in letzter Folge
zur Sünde gegen den HEILIGEN GEIST, die nicht mehr
gelöst werden kann, wenn sie bewusst den Menschen
täuschen will. Sie führt zur Verbitterung bis ins
Innere. Weil man die bittere Medizin des Kreuzes
verschmäht hat, die heilen sollte, wird endlich
Alles, was wir anfassen bitter, selbst die Freuden,
in denen wir solche Bitternis zu ertränken versucht
haben: Is 25, 9 „Man trinkt keinen Wein mehr bei
frohem Gesang, das Bier der Zecher ist bitter
geworden.“ Jer 2,19 So erkenne doch und sieh ein,
wie schlimm und bitter es ist, den Herrn, deinen
Gott, zu verlassen und keine Furcht vor mir zu
haben. Bis ins Herz hinein wird der Mensch
vergiftet, seine Seele stirbt ab (vgl Jer 4,18), er
tötet seine Seele.

Der Prophet Zephania weist auf den Zorn GOTTES über
alle Verdrehung der Wahrheit:
1,14 „Der Tag des Herrn ist nahe, der gewaltige Tag,
er ist nahe, schnell kommt er herbei. Horch, der Tag
des Herrn ist bitter, da schreit sogar der
Kriegsheld auf. 15 Ein Tag des Zorns ist jener Tag,
ein Tag der Not und Bedrängnis, ein Tag des Krachens
und Berstens, ein Tag des Dunkels und der
Finsternis, ein Tag der Wolken und der schwarzen
Nacht.“ Der „Tag des HERRN“, an dem der Mensch von
seiner bitteren Täuschung zum Licht der Wahrheit
erwachen muss, bringt es ans Licht, welche Sünde der
Mensch begangen hat, da er den Lebendigen GOTT zu
einem Götzen machte, mit dem er tun kann, was er
will – wie wir es heute bis in die Kirche hinein
erleben. Da der Mensch nicht auf das heilende Wort
des HERRN hört, muss er jetzt der Gerechtigkeit
GOTTES stehen. Um diese Gerechtigkeit, die der
Mensch jetzt in sich hinein trinken muss, da er die
bittere Medizin der Umkehr nicht nehmen wollte, geht
es in der dritten Posaune.
JESUS hat alle Bitternis auf sich genommen. Das
nächste Zitat des Propheten Zacharias weist schon
hinüber auf die Person JESUS, der für uns den
bitteren Trank der Gerechtigkeit des VATERS über
alle Sünde, bis zur Neige getrunken hat, damit er
für uns Heil werde: 12, 10 „Doch über das Haus David
und über die Einwohner Jerusalems werde ich den
Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie
werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.
Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen
Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man
um den Erstgeborenen weint.“ In IHM allein wird uns
noch die Umkehr im letzten Augenblick geboten. Wir
verstehen jetzt besser, warum es in der GO heißt:
9,11, Der Name des Sterns ist «Wermut».
Ein
Drittel des Wassers wurde bitter, und viele Menschen
starben durch das Wasser, weil es bitter geworden
war.[7]

Notwendig muss Johannes in Patmos diese Bitternis am
eigenen Leib erfahren. Er ist vom HERRN nicht als
neutraler Berichterstatter gerufen, sondern als
Zeuge mit Leib und Seele. Das Buch, das er essen
muss, so wie wir die bitteren Wasser trinken müssen,
ist das Buch der Rechenschaft. „10, 9 Und ich ging
zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu
geben. Er sagte zu
mir:
Nimm und iss es! In deinem Magen wird es bitter
sein, in deinem Mund aber süß wie Honig. 10 Da
nahm ich das kleine Buch aus der Hand des Engels und
aß es. In meinem Mund war es süß wie Honig. Als ich
es aber gegessen hatte, wurde mein Magen bitter. 11
Und mir wurde gesagt: Du musst noch einmal weissagen
über viele Völker und Nationen mit ihren Sprachen
und Königen.“
Süß ist es zuerst in seinem Mund, weil er ja, als
ihm das Buch der Siegel gezeigt wurde und niemand
war, der es öffnen konnte, bitter weinte. (Offb
5,3). Doch es ist ein Anderes, um etwas zu wissen
und es zu erleiden. Die bitterste Erfahrung aber,
die keinem Menschen erspart bleibt, ist den Tod zu
erfahren, letzter Sold unserer Sünde: Sirach 41:1
„Tod, wie bitter ist es, an dich zu denken, für den,
der ruhig sein Heim bewohnt, für den, der ohne Sorge
ist und in allem Erfolg hat und noch kräftig genug
ist, die Lust zu genießen.“

Im Zitat zum Buch der Rechenschaft (vgl. Offb 10)
wird uns die Brücke hin zur Sendung von Frau
Gabriele Bitterlich für das Werk der hl. Engel. Ihre
Sendung wird am besten in der Nachfolge von Johannes
in Offb 10, 9 verstanden werden muss: „Du musst noch
einmal weissagen über viele Völker und Nationen mit
ihren Sprachen und Königen.“ Was Johannes in der GO
angekündet, wird im Werk der hl. Engel, wenn wir auf
die uns bevorstehende Reinigung schauen, greifbare
Wirklichkeit. Wo die Not am größten ist, ist GOTTES
Hilfe am nächsten. Und immer hilft GOTT genau in der
Weise, wie es die Not verlangt. Weil wir in einem
geistigen Kampf stehen, der in der Geschichte der
Menschheit seinesgleichen sucht, braucht es geistige
Hilfe.
Doch die
hl. Engel werden nicht Alles allein erledigen. Es
braucht für diesen Kampf, weil es zuerst um die
Beute Mensch und dann um die Schöpfung geht, die
bewusste und bereite Hilfe des Menschen, auch wenn
er nichts Anderes sein kann als Landeplatz – wie
eine Piste auf dem Flughaften. Genau so hat Johannes
der Täufer schon die Erste Ankunft angekündet: Eine
Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den
Weg! Ebnet ihm die Straßen! (Mt 3,3). Und notwendig
geht alle Hilfe über den Einen Mittler JESUS
CHRISTUS. Dies hat ER selbst angekündet: 27 Der
Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit
seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten,
wie es seine Taten verdienen. Es geht hier auch
nicht um ein Letztes, es ist dieses Kommen nur der
erste Schritt für das Letzte Gericht, nach dem die
erlöste Menschheit zum Himmlischen Hochzeitsmahl mit
dem VATER geladen ist. Darüber wurde schon an
anderer Stelle berichtet[8]
Hier liegt die ganze Schwierigkeit für die
Menschheit von heute, bis in die Kirche hinein, die
sich mit den Mitteln der Technik hier auf Erden ihr
Paradies aufbauen will wie einst die Anstrengung,
den Turm von Babel zu errichten, um GOTT zu
beweisen, was der Mensch kann. Der Wohlstand,
bewusst von der anderen Seite gefördert, beginnt
heute selbst die Dritte Welt einzufangen. Wo er noch
nicht da ist, weiß man wenigstens davon und macht
sich darüber entsprechende Vorstellungen. Wie sehr
wurden die Menschen aus dem Osten Deutschland
enttäuscht, als sie die Wirklichkeit des Wohllebens
näher erfuhren! Die Täuschung ist so angelegt, dass
sie nur dann aufgeht, wenn es schon zu spät ist. Nur
im Licht des HEILIGEN GEISTES kann der Gläubige noch
seinen Weg durch die immer größere Finsternis
finden.
Als
Gabriele Bitterlich, am Fest des hl. Markus, 1949,
zugleich Weißer Sonntag, von diesem Plan GOTTES, das
Werk der hl. Engel aufzubauen, erfuhr, hat GOTTES
Erbarmen in ihr den Grundstein für die Engelhilfe
gelegt, auf dem die Gerufenen aufbauen müssen.
Nicht sie persönlich war es, die diese Sendung
hinaus tragen sollte, sondern, wie der HERR sich
auszudrücken pflegte: „ihren Söhne“, die Priester,
die Er persönlich zum Werk gerufen hat. Nur als
Sendung in, mit und durch Johannes in Einheit mit
den hl. Engeln kann sie von der GO her in rechter
Weise verstanden werden. Doch Mutter Bitterlich
hatte
die Aufgabe, sie ihnen zu übermitteln. Die Sendung
hinaus steht in der Nachfolge der „Priester der
Letzten Tage“, wie sie der hl. Louis Maria Montfort
besonders in seinem „Feuergebet für die Priester“
erwähnt. Die Weinende MUTTER hat sie schon in La
Salette ausgesprochen, doch sie ist bis auf den
heutigen Tag bewusst verdrängt worden. Melanie starb
unvollendeter Dinge vor den Toren Roms in größter
Armut. Ähnlich tragisch war das Schicksal Maximins.
In La Salette ist die Weinende Mutter GOTTES nur
eine eherne Statue, die Kongregation, zur
Verbreitung der Botschaft gegründet, hat sie
vergessen. Der Feind weiß schon, warum er die
Botschaft bis heute in den Schatten verwies.
Die Aufgabe der „Priester der Letzten Zeit“ hilft
uns die Aufgabe des Werkes der hl. Engel besser
verstehen. Ausdrücklich hat der HERR sie den
Priestern und dies zuerst zur Rettung und Stärkung
der Priester anvertraut. Die Restaurierung des
„Ordens vom hl. Kreuz“ ist ein Versuch, das
Werk über den Orden in der Kirche zu verankern. Das
Errichtungsdekret des portugiesischen Ordens der „Cruzios“
(aus dem 12. Jahrhundert, ausgelöscht 1833) wird für
das Werk zur unerbittlichen Prüfung. Die Kirche
gewährt die Restauration, fügt jedoch hinzu, dass
sie nicht auf die Spiritualität des Werkes
zurückgreifen kann. Der dem Orden von der Kirche
aufgegebene Rahmen ist die traditionelle Engellehre.
In der Logik nennt man dies eine „contradictio in
adiecto“ = „ein Widerspruch in sich selbst“. Im
Licht des Glaubens ist sie nüchtern eine Prüfung in
der Torheit des Kreuzes, die dem Orden kraft seines
Namens entspricht.
Die
Reinigung der Kirche muss notwendig die zuerst
ergreifen, die sie nach dem Willen GOTTES mit zu
tragen gerufen sind. „Der Jünger ist nicht über dem
HERRN.“ Dass sie bestanden werden kann, beweist
Leben und Werk Mutter Bitterlich. Noch einmal soll
in Einheit von Engel und Mensch das Evangelium
über die Welt gehen: Mt 24, dieses Evangelium vom
Reich wird auf der ganzen Welt verkündet werden,
damit alle Völker es hören; dann erst kommt das
Ende. Was diese Reinigung bedeutet, können wir
besten in der GO erkennen. Die hl. Engel haben nicht
nur das Erste Kommen des HERRN bereitet über die
ganze Menschheitsgeschichte hinein (vgl. die
Ahnentafel bei Lukas, der mit Adam ansetzt), sie
sind IHM nicht nur bei Seiner Verkündigung
vorausgegangen (vgl. den Weg JESU hinauf nach
Jerusalem bei Lukas (Kap 9-18), sie bereiten auch
Sein Zweites Kommen „auf den Wolken des Himmels“ =
durch MARIA. Der erste entscheidende Schritt dazu
sind die „1000 Jahre“ Offb 20,1ff, in ihnen erfüllt
sich die Verheißung MARIENS in Fatima vom Sieg ihres
Unbefleckten Herzens.
Mutter Gabriele hat
diese Prüfung im Kreuz voraus gesehen und fasst sie
in das Bild: das Werk versickert wie ein
Gebirgsbach, kommt aber weiter unten gereinigt
wieder heraus. Schon an anderer Stelle haben wir das
Wort der GO zitiert: „In dieser Zeit ist notwendig
díe Geduld und der Glaube der Heiligen!“ Da sich der
Gegner gegen diesen Versuch, ihn zu stürzen, mit
letzter Kraft aufbäumt, hat er Alles getan und
wird es weiter tun, um den Plan GOTTES mit dem
Werk zu verhindern. Ohne die Hilfe der hl. Engel und
von Brüdern und Schwestern, die sich diesem Plan
geweiht haben, müsste er ans Ziel gelangen. Doch
vergessen wir nicht, das Werk der hl. Engel lebt
durch das Kreuz, das wieder leuchtend über der
Kirche stehen soll, aus der Kraft der Auferstehung
CHRISTI. Notwendig ist jeder Gerufene mit seinem hl.
Engel in diese Prüfung gestellt. Was menschlich
unmöglich erscheint, ist möglich in der Einheit mit
dem hl. Engel. Er hat den HERRN am Ölberg gestärkt,
er ist erster Zeuge der Auferstehung und wird
auch unsere Hand nicht loslassen, wenn wir zu ihm
stehen.

Nur wenn wir die Offenbarung über die hl. Engel in
erster Linie als eine Botschaft verstehen, die
unsere Sühne für allen Verfall in der Kirche,
besonders aber des Priestertums verlangt, ist der
Auftrag des Werkes der hl. Engel in rechter Weise zu
verstehen. Das gilt nicht zuletzt auch für die
Mitglieder des Ordens. Bevor der HERR mit diesem
Anliegen an die Mutter herantrat, hat ER sie schon
tief in die Sühne getaucht. Sie durfte nicht
Missionarin werden, wie es ihr Mädchentraum war. Sie
wurde verheiratet. Der Mann war ein Freidenker,
offen für die Gnosis. Der Krieg und die Sühne von
Mutter Gabriele hat ihn zurückgeholt, ja zu einem
Bekenner und Verteidiger des Werkes gemacht, das
schon im Anfang, vielleicht so gar durch ihn, in das
Licht von „Geheimlehre“ kam. Mit missverstandenen
Begriffen wie „Kabbala“ ist man der Sache der hl.
Engel auf den Leib gerückt. Der besser wissende
Geist ist das grausamste Schwert gegen das Herz.
Mutter hat schon als Kind das Schweigen gelernt, als
sie einmal voll Freuden ihrer Mutter erzählte, dass
sie in der Kirche mehrere Engel gesehen hatte. Sie
meinte, das sei doch Allen möglich. Die Mutter war
nicht weniger streng als der k. u. k. Beamte Vater.
Bis in Kleinigkeiten hinein, stand von Anfang an die
Vorsehung über dem Leben von Gabriele Bitterlich.
Das gilt nicht zuletzt für den Namen, den sie durch
ihren Mann empfing: „Bitterlich“. Nicht nur die
Erfahrung der Ehe wurde für dieses reinste
Menschenkind bitter, auch der weitere Weg bis zum
bitteren Sterben trug diesen unerbittlichen Stempel.
Wer sich tiefer in dieses Geheimnis hinein betet,
wird am Ende sagen müssen, es konnte nicht anders
sein. Wo sich unser Blick zum „Bitteren Leiden“
unseres HERRN JESUS CHRISTUS erhebt, fallen alle
besser wissenden Einwände, die nur unser Wohlsein
rechtfertigen.
Auch wenn die Botschaft der Beiden Herzen, des
Heiligsten Herz JESU und des mit Dornen gekrönten
Herzens MARIAE durch den hl. Jean Eudes zum ersten
Male im vergangen Jahrhundert erging, der tiefere
Anruf wird wohl erst in der Reinigung, die die
Kirche heute erfährt, offenbar: „Ein Schwert wird
Dein Herz durchbohren!“ Lk 2, 34 Und Simeon segnete
sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist
dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall
kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird
ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. 35 Dadurch
sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.
Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele
dringen.
Nur ein durchbohrtes Herz kann die schweigende
Botschaft des durchbohrten Herzen JESU aufnehmen.
Schon hier müsste uns deutlich werden, dass der
Anruf der hl. Engel an die Kirche über sie die
Passion verhängt. Botschaft des Herz JESU –
Botschaft des Unbefleckten Herzens – Botschaft der
Hilfe der hl. Engel, wie erkennen eine goldene Linie
der sich opfernden Liebe GOTTES im HEILIGEN GEIST.
Die hl. Engel sind hinein geworfen in den Kampf um
die Heiligkeit GOTTES, der nur durch ihre Hilfe
bestanden werden kann. Da jeder hl. Engel einmal
Schutzengel sein muss, darf er im Sühnopfer seines
Dienstes an einem Menschenkind hier auf Erden das
Opfer JESU für die Rettung der Seelen einmal
konkret mit tragen. Hier er lernt er mit dem HERRN
Nachfolge in bitterer Verlassenheit und Verkennung.
Wer von uns Christen denkt heute nach an diese
bittere Nachfolge, die dem hl. Engel durch diese
Aufgabe zugewiesen ist. Und doch kann es nicht
anders sein, wenn einmal Engel, Mensch und stumme
Schöpfung im Himmel den Einen Lobpreis GOTTES singen
werden.
Hier öffnet sich der Kirche im Kampf gegen die
Übermacht des Feindes ein Tor, das durch nicht
wenige Heilige schon seit langem angestoßen wurde:
die Sühne. Nicht durch sein verborgenes Leben in
Nazareth, nicht durch seine Verkündigung in Wort und
Tat, sondern durch sein Bitteres Leiden hat uns
letztlich der HERR erlöst. Hier liegt das Nadelöhr
hin zur Unbegreiflichen Liebe GOTTES, die sich für
uns Sünder geopfert hat. Der nach vielen
Schwierigkeiten heilig gesprochene Pater Pio,
ähnlich der hl. Faustine ist es nicht anders
gegangen, ähnlich so vielen vergessenen Heiligen,
die am Rande der Kirche leben. Sie sind neu im
Register der Seligsprechungs - Kongregation in Rom,
ihr Platz muss erst erkämpft erden - und
doch sind sie die Heiligen von Morgen die in Einheit
mit den hl. Engeln den Sieg bringen werden. Torheit
sind sie für eine Zeit, die nach den Großtaten des
Menschen schmachtet, der sich sein Paradies selbst
erobert.
Schauen wir auf diese, besonders von uns Priestern
den Psychiatern zugeschobenen Heiligen, und wir
werden in ihrem Antlitz das Antlitz des HERRN im
Leichentuch von Turin wie in dem Schweißtuch der
Veronika erkennen. Dann werden wir auch nicht mehr
so schnell mit dem Urteil über das Werk der hl.
Engel sein und es als gefährliche Sekte abstempeln.
Wie leicht fällt es dem Bösen, mit den Mitteln
dieser Zeit, uns sein Antlitz aufzuprägen und damit
zu beweisen, dass es den Bösen nicht gibt, nur die
Bösen, die nicht zu ihm gehören. Wer merkt, dass wir
uns hier in unlösbare Widersprüche verwickeln? Sie
sind Hinweis auf den, der aus dem Widerspruch gegen
GOTT lebt, das ist seine einzige Rechtfertigung.
Dass sie dem Feind bald genommen wird, spornt seine
letzten Kräfte an. Doch schon stehen die himmlischen
Heerscharen bereit, auch wenn die Landefläche schmal
ist. Es braucht nicht Viele, es braucht Sühneseelen.
Sie sind die geistige Waffe, stärker als die
Atombombe! Hat es nicht der hl. P. Pio bewiesen?
Millionen durfte er zum Glauben führen.
Notwendig mussten sich P. Pio und M. Gabriele
kennen, wenn auch nicht von Angesicht zu Angesicht.
Mutter Gabriele hat es bestätigt durch den Hinweis,
dass sie ihm durch die hl. Engel besonders
schwierige Sühnefälle zugeschickt hat. Wie allein
war sie in diesem Anliegen, das durch sie Quellgrund
für ein neues Aufblühen der Liebe GOTTES in der
Kirche werden soll. Darum war auch der erste Schritt
hin zur Gründung des Werkes im Jahre 1949, als
Mutter nur mit wenigen tapferen Schwestern im
Sühneeinsatz für die Priester stand, nicht die
Engelweihe, sondern die Sühneweihe. Nur die Sühne
bereitet im Herzen des Menschen den Boden für den
gemeinsamen Einsatz von Engel und Mensch zur Rettung
der Seele. Sie ist nicht eine Weihe, wie wir es
schon vom Brandopfer der Kleinen Therese her
verstehen sollten, um den Gläubigen nach außen
weiter abzuschirmen und zu sichern, sondern sie ist
letzte Hingabe an den Unbegreiflichen Willen GOTTES,
der am Kreuz gesiegt hat. Darum trug damals diese
kleine Gemeinschaft auch den demütigen Namen, den
der HERR ihnen nahe gelegt hatte: „Gemeinschaft der
Armen Sünder für die Rettung der Armen Sünder“. Dies
ist die nach außen so wenig glorreiche Wiege der
Werkes der hl. Engel.
In diesem harten Widerspruch, der nur in der Demut
MARIENS bestanden werden kann, werden wir heute
geprüft, wohin immer uns GOTTES unbegreifliche Liebe
gestellt hat. Es geht nicht um uns und unser
Bessersein, sondern um Seine Sache und die Seiner
hl. Engel. Hier muss unser Zeugnis stehen, wenn es
vor dem strengen Urteil der Kirche bestehen soll!

Die Kirche hat nach einer ersten Prüfung der
Schriften, in der nichts gegen die Lehre der Kirche
gefunden wurde, die Schriften versiegelt. Das Siegel
heißt, wie schon erwähnt: „Die Offenbarungen der
Frau Bitterlich über die Hierarchie der hl. Engel
sind der Kirche fremd“. Zur Durchführung des
Dekretes wurde ein Delegat, P. Benoit Duroux, OP,
ein Schweizer, von der Glaubenskongregation
bestimmt. Der Orden, in seiner Sendung für das Werk
der hl. Engel inzwischen von der Kirche anerkannt,
kann nur nach Außen bringen, was vorher geprüft
wurde. Ähnlich ist es mit den Schriften der Heiligen
der Barmherzigkeit und in anderen Fällen gegangen.
Die Prüfung der Zeit bringt es an den Tag! Nichts
ist verborgen, was nicht offenbar werden muss! Der
HERR selbst hat es uns gewiesen, der Hl. GEIST
aufgenommen. So wird es immer in der Kirche bleiben:
„GOTT ist größer“. An der GO sollte uns offenbar
geworden sein, dass die „Letzten Dinge“ in
besonderer Weise umkämpft sind. Vor Nichts erzittert
der Feind mehr als vor der Stunde, da er vor Gericht
gerufen wird.
Die Disziplinarmassnahme darf nicht als Verbot
gesehen werden. Sie verlangt nicht nur die äußere
Prüfung im Gehorsam gegenüber der Kirche, sondern
ebenso die Prüfung nach Innen, darum ist sie
notwendig Scheidung in der Berufung zum Werk.
Erinnern wir uns, dass die erstgerufenen Brüder und
Schwestern über den HERRN direkt kamen, ähnlich wie
die der Apostel durch den HERRN. Leider ist diese
Unterscheidung gefallen, als die erste Gemeinschaft
der Pia Unio der Brüder vom Kreuz (errichtet in
Aparecida) rasch gewachsen ist. Die Offenbarungen
über die Hilfe der hl. Engel sind mehr als eine
leuchtende Perle, deren Anblick blendet. Sie sind
nüchterner Auftrag, mit den hl. Engeln in den
geistigen Kampf um das Reich GOTTES einzutreten.
Voraussetzung dafür war, das wurde im Eifer des
Gefechtes vergessen, den hl. Engel in uns wachsen zu
lassen. Es erging uns wie den meisten von JESUS
Geheilten, denen der HERR doch auftrug „zu
schweigen“, damit das Wunder nach Innen wirksam
werde.

In einem
persönlichen Gespräch mit dem damaligen Professor
Ratzinger (wohl in den sechziger Jahren), hat Mutter
Bitterlich in Gegenwart von P. Herrmann Precht,
CSSR, die Frage gestellt: „Bin ich verpflichtet, dem
Ruf GOTTES im Gehorsam zu folgen?“ Ohne die Hilfe
von guten Priestern, darunter besonders von den
Jesuiten in der Sillgasse In Innsbruck, hätte es
Mutter, immer von den gefallenen Engeln angegriffen,
wohl nicht geschafft. Immer wurde die Begegnung mit
Mutter Bitterlich zugleich Prüfung für gerade für
die Priester. Auch hier hat sie einen Kreuzweg
durchgestanden, der in seinen Einzelheiten wohl erst
später aufgezeigt werden kann, wenn die Kirche ihr
Ja zu den hl. Engeln gesprochen hat. Die Offenbarung
über die letztzeitliche Hilfe der hl. Engel hat
Fragen gestellt, die über den üblichen Horizont der
Seelenführung hinausgingen. Als Beispiel diene die
Frage, in wie weit der hl. Engel die Seelenführung
übernehmen kann. Sie wird besonders heute in der
Krise, die das Priestertum erleidet, immer
aktueller, da der HERR von jedem Christen ein
letztes persönliches Ja zu seiner Berufung erwartet.
Nur in einem solchen Ja kann der Berufene im Sturm
dieser Zeit bestehen.
Die Antwort des damaligen Theologieprofessors
Ratzinger auf die Frage der Mutter konnte nur „Ja“
sein. Doch musste er auf zwei Bedingungen hinweisen:
solange die Schriften noch nicht von der Kirche
anerkannt sind, trägt die Mutter und Jeder, der ihr
nachfolgt, die Verantwortung allein. Die Kirche ist
in aller Bedrängnis dieser Zeit die helfende,
ratende Mutter. Wie oft freilich sind die besten
Mütter heute in der Not der Jugend des Rates teuer.
Die Kirche konnte im Blick auf das Wachstum des
Werkes und den damit verbundenen Nöten nicht anders
entscheiden. Nüchtern erkannte sie besonders aus den
Schwierigkeiten, der mangelnden Einheit unter den
Brüdern, dass wir der aufgetragenen Sendung noch
nicht gewachsen waren. Was das Werk von uns
forderte, war über das Maß, das die Kirche selbst
für die strengen Orden gesetzt hatte. Die Schriften
wurden nach dem zuständigen Ortsbischof in Innsbruck
zuerst dem hl. Vater Pius X vorgelegt. Ob sie je
gelesen wurden?
Unter Papst Paul IV empfingen die Brüder den Segen
für die Priesterhilfe und gingen auf die ersten
Missionsreisen über die Welt. Im Wesentlichen wurde
die Mission des Werkes von P. Hermann Precht
geleitet. Fünfzig Priestergemeinschaften zur
Stärkung der geistigen Kraft der Priester wurden von
Bischöfen aus aller Welt gegründet und durch Jahre
betreut. P.. Herrmann Precht versuchte im
Alleingang, ein Jahr vor seinem Tod 2009, in Rom bei
den zuständigen Kasterien noch einmal die Sendung
der hl. Engel in der gegenwärtigen Not zu
unterstreichen. Schwer lastete auf ihm wie auf
manchem anderen Bruder die Richtlinien des Dekretes.
Der Konflikt zwischen Gewissen und äußerem Gehorsam
zieht sich durch die ganze Kirche. Wie kann der
Aktive von heute auf morgen den Weg in die Stille
finden, wenn sie ihm als Zwang auferlegt wird? Wie
wenig wissen wir um die Heiligkeit einer Sendung,
die aus der Hand des HERRN empfangen wird. Was das
Herz voll ist geht der Mund über. Da er als
Missionar zurück treten musste und gnadenhaft als
Seelsorger in der Stille wirken durfte, wie konnte
er verschweigen, was ihm auf seinem eigenen Weg zum
Heil geworden war? Welche Wandlung wurde ihm als
junger, für alles Neue offener Missionar in der
Begegnung mit der Mutter geschenkt!

Die
Kirche hat die vorher von ihr bestätigten Weihen
zurückgenommen, darunter auch das
Schweigegebot des Werkes, an dem wir uns im Übrigen
leider selbst zu wenig gehalten haben. Zu schnell
kommt heute alles gnadenhaft Erfahrene hinaus auf
die Straße. Durch die Verfügungen des Dekretes hat
sie den Gliedern des Werkes ein anderes
Schweigegebot auferlegt. Es muss tiefer betrachtet
werden, damit es nicht nach dem Buchstaben ausgelegt
werde, sondern dazu verhelfe, dass die Wahrheit der
Offenbarungen ans Licht komme. Es verlangt von uns
Berufenen wie von der Kirche eine nüchterne,
selbstlose Prüfung, wenn wir vor dem Gericht GOTTES
bestehen wollen. Wer heute noch zum Werk steht, muss
wissen, dass es sich in der Engelhilfe um ein
letztes Angebot der Hilfe GOTTES handelt, das nicht
leichtfertig zurück gewiesen werden darf.
Am deutlichsten mag uns dies am Schweigeverbot JESU
deutlich werden, das JESUS den Geheilten auferlegte.
Zum Zeugnis für die Heilung müssen sie sich dem
Priester stellen und das entsprechende Opfer zu
bringen. Das Opfer: „zu schweigen“ wird durch die
Forderung, es vor den Priester zu bringen, noch
verstärkt. Der Priester soll uns hier helfen,
wissend um die Wankelmut des Menschen. Dass da Einer
in außerordentlicher Weise geheilt war, konnte nicht
verborgen bleiben, meist war die Heilung ja in der
Öffentlichkeit geschehen. Das Schweigen, das der
HERR forderte, war zuerst Anruf an den Geheilten, in
die Stille zu gehen und dem nachzudenken, was GOTTES
Barmherzigkeit an ihm getan hatte. Nur so konnte die
Heilung tiefer gehen und den Menschen zu einem Neuen
Menschen machen, der mit seinem ganzen Sein Zeugnis
für die Großtat GOTTES gibt. Wie sehr gilt dies auch
für die Gnaden der Engeloffenbarung, die den hl.
Engel aus der Unsichtbarkeit in Bild und Gleichnis
uns sichtbar machen will.
In der Antwort, die Mutter von Professor Ratzinger
damals empfing, muss sich jeder von uns, der zum
Werk gerufen wurde, prüfen und danach seine
Entscheidung treffen. Der Ruf des HERRN an Mutter
traf ihre Herzmitte wie der HERR in Seinem „Folge
mir nach!“ die Apostel im Herz getroffen hat. Auch
wenn sie später versagten, der Gerufene bleibt
seinem Ruf im Gewissen verpflichtet. Ohne das
lebendige Zeugnis von Jüngern und dann ihre
Verkündigung wäre die Kirche eingegangen. Wie sehr
hat der HERR, besonders im letzten Weg hinauf nach
Jerusalem, Seine Jünger auf das Ärgernis des Kreuzes
vorzubereiten versucht. Wie wenig ist es ihm
gelungen! Auch wir haben hier versagt, obwohl Mutter
Bitterlich immer wieder auf das Ärgernis des Kreuzes
hingewiesen hat, das sie am schwersten tragen
musste. Das gilt in ähnlicher Weise für jede
Neugründung: entscheidend ist das Zeugnis! Es
braucht nicht nur das heroische Zeugnis der Mutter,
es braucht nicht weniger das Zeugnis der Berufenen.
Hier hilft die Kirche dem Betroffenen, wenn sie ihn
verstehend in die Stille weist. In der schweren
Krise des Gehorsams, der heute die Kirche von Innen
mehr erschüttert als der Angriff von Außen, steht
jede tiefere Entscheidung im Zeichen des Kreuzes. Es
bleibt das Gebot: „was die Kirche bindet, bleibt
gebunden!“, doch es bleibt auch die brennende
Forderung des eigenen Gewissen. Aus dieser
Zerreisspannung muss der Gehorsam in der Kirche neu
werden.
Das Samenkorn ist mit der Mutter in die Erde
gefallen, es wird aufgehen, wo Einer in treu zu
seiner Berufung steht. Nur in der Schmerzhaften
MUTTER GOTTES können wir diese Schwertspitze in
unserem Herzen ertragen, die den Acker unserer Seele
aufbrechen und fruchtbar machen soll. Wenn morgen,
im persönlichen Tod oder in der Reinigung der Kirche
das Prüfungsdunkel über uns gehoben wird,
werden wir erkennen, wer dieser schweren Prüfung
gestanden ist. Es ist ein gewaltiger Auftrag, den
der HERR durch die Mutter der Kirche vorgelegt hat.
„Eine große Zeit wie die unsere“ schreibt Mutter,
„braucht große Männer!“ Wer müssen dies schon heute
in der Reinigung der Kirche erfahren. Sie beginnt
nicht zuerst außen, sondern innen im Herz des
Menschen.

Die Restaurierung des „Ordens vom hl. Kreuz“, auf
die der HERR gewiesen hatte, sollte dazu helfen, das
Werk über den Orden in der Kirche zu verankern. Nur
in der Kirche kann der Plan GOTTES zum Leben kommen.
Doch gerade das Errichtungsdekret des
portugiesischen Ordens der „Cruzios“ (aus dem 12.
Jahrhundert, ausgelöscht 1833) wurde für das Werk
zur unerbittlichen Prüfung auf unsere Berufung; hier
wurde und wird noch nicht nur die Gemeinschaft,
sondern auch jeder Einzelne auf die Wahrheit der
Hingabe an GOTT geprüft. .
Sind die hl. Engel nicht in die
Kirche unserer Tage gesendet, um in ihr neu das
Kreuz aufzurichten, in
dessen Zeichen sie geboren wurde? Was Wunder dass
jeder Gerufene im Werk ins unbestechliche Licht
dieser Sendung gestellt wird. Wie bei den Aposteln
muss auch bei uns das Ärgernis des Kreuzes wie ein
Schwert die Scheidung bringen. Erleben wir heute
nicht, wie aller nur äußerer Glanz der „Siegreichen
Kirche“ von uns abfällt und wir arm und bloß in
dieser Prüfung vor der Welt am Pranger stehen?
Wie sehr haben die Medien den „Missbrauch“ als eine
ihrer Waffen gegen die Kirche genutzt. Wie wenig ist
von der Welt zu erwarten, dass sie unser
Schuldbekenntnis annimmt, da sie nichts mehr von
Sünde weiß. Heute braucht es mehr als Erklärungen,
es braucht das Zeugnis, wenn notwendig das
Martyrium, um die Sendung der Kirche wieder ins
Licht des Erbarmens GOTTES zu stellen. Wer die
Erscheinung ULF von Fatima im Licht der
vorhergehenden Engelerscheinungen tiefer betrachtet,
möchte verkürzend sagen: was dort der Kirche nach
Außen als Weg der Rettung gewiesen wird, das will
der Engel nach Innen entfalten, wie es leidend den
Kindern geschah. Keine Offenbarung ohne Sühne! Dass
wir selbst dies zu wenig erkannt haben, erklärt,
dass wir jetzt das Gewicht des Außen als Sühne für
unser Versagen tragen müssen.
Dass dies je nach Berufung dem Betrachtenden näher
liegt als dem Aktiven, hat uns auch die Mutter
nüchtern vorgelegt. Ist heute nicht die
Kontemplation in der Kirche selbst in den strengen
Orden in einer schweren Krise? Hat der „homo faber“
= der Aktive heute nicht bis hinein in die Kirche
die Oberhand? Muss da die Wahl des gegenwärtigen hl.
Vater nicht als ein Wunder von Oben betrachtet
werden? Dass die Hilfe der hl. Engel notwendig als
eine Hilfe von Außen verstanden wurde, ist dabei
nicht wenig unser Versagen. Wer hat sich die Zeit
genommen, tiefer zu graben? Wird das Werk nicht von
Anfang bis auf die heutigen Tage trotz kirchlicher
Anerkennung über die ganze Kirche hin als Sekte
gestempelt und verleumdet? Wie konnte unter solchem
Angriff ein Weg in die Stille wachsen? Auch unter
uns hat sich die Wahrheit des Wortes bewährt: „Primum
in intentione, ultimum in exexutione – was als
Erstes angezielt ist, kommt meist erst zuletzt!“

Dass die Gründung des Werkes am Tag des hl.
Evangelisten Markus, damals zugleich Weißer Sonntag,
durch den HERRN selbst erfolgte (wie St.
Michael in Monte Gargano selbst den hl. Ort seiner
Erscheinung einweihte), dass dieser Tag mit dem
Stichtag dem „Sonntag der Barmherzigkeit“
zusammenfällt, dass die hl. Engeln uns notwendig
sind, dass der Sieg des Unbefleckten Herzens
wirklich werde, weil die Kirche es allein nicht
gegen die wachsende Macht der Hölle mehr schafft,
wer sieht es nicht klar, wenn er sich nicht von
einem billigen Humanismus und Wohlleben blenden
lässt? In der wachsenden Bedrängnis, in der wir
durch die Überseigerung des Ich, den Druck der Welt
und die immer offenbareren Machenschaften des Bösen
leben, ist jeder einzelne Christ zum Bekenner, ja zu
Martyrer für den Glauben gerufen. Musste nicht
selbst JESUS in Seinem Menschsein durch den bitteren
Kelch des Ölbergengels gestärkt werden, um den
Willen des VATERS vollkommen erfüllen zu können? Wer
erkennt nicht, wie sehr Kirche und Welt in die
Passion JESU hineingerufen sind? Beweist das nicht
schon das Übermaß der Verfolgungen der Christen in
der ganzen Welt? Wer soll da unsere Blindheit
auflichten wenn nicht das Feuer des Hl. GEISTES
durch den hl. Engel?
Es geht
um mehr, als da und dort das lecke Schiff der Kirche
zu dichten, da doch täglich neu ein neues Leck
aufbricht. Es geht, wie wir es nüchtern durch die GO
herauszustellen
versuchen, um das „Siehe ICH mache Alles neu!“ Neuer
Wein in neue Schläuche. Nicht eine theologische
Begründung des Werkes aus Schrift und Tradition
bringt das Werk wieder zum Leben. Die Kirche droht
im Kampf gegen den Drachen, der in der Neuzeit sein
abgeschlagenes Horn neu erhoben hat, immer mehr an
den Rand gedrängt zu werden. Wer die von Henry Ford
veröffentlichten Offenbarungen der „Weisen von Sion“
(noch im Internet) liest, weiß, dass der Plan, das
christliche Europa zu zerstören. nahezu erfüllt ist.
Die Abmachungen des Warschauer Abkommens nach dem
letzten Weltkrieg haben hier den letzten Stein der
Zerstörung gesetzt mit dem Plan, die Kirche von
Innen her zu zersetzen.
Der Tanz einer verblendeten Menschheit auf dem
Vulkan erinnert an das Ende der „Titanic“. Sie
sollte beweisen was er Mensch von heute alles kann.
Doch sie ist untergegangen, so wie die Menschheit,
die den Glauben verloren hat, untergehen wird. Die
Großmächte arbeiten auf Hochtouren, jeder auf seine
Art, auf den Fettaugen des Fortschritts und der
Globalisierung, die Weltherrschaft in ihre Hand zu
bekommen. Und Du, kleiner Mensch, Spielball in all
den Machtkämpfen der Großen, deren Fäden der in der
Hand hält, der sich als Größter gegen GOTT gestellt
hat, was bleibt Dir zu tun übrig, als dich der
unendlichen Barmherzigkeit GOTTES in die Arme zu
werfen? Hat er nicht der „Kleinen Herde“ alle
liebende Zuversicht zugesagt? Arme Täuschung der
Kirche, dass sie meint in diesem Großen – Wettstreit
mithalten zu können.
Keine Organisation wird mehr das wachsende Chaos
auffangen können. Wie einst in Galiläa fängt der
HERR mit den Kleinen an, den Armen, den
Ausgestoßenen. Hier hat der Neuaufbau schon
begonnen, jenseits einer schreierischen Welt, die
Alles besser weiß. „Fürchte Dich nicht kleine Herde.
Es hat IHM gefallen, gerade euch das Reich zu
vermachen“, und dies nicht irgendwie als leeres
Versprechen. Der Anruf mit dem hl. Engel eins zu
werden in heiligem Kampf gegen die Mächte der
Finsternis, stellt uns unter die Standarte der
IMMACULATA: Sie wird den Kopf der Schlange zertreten
wie sie durch die hl.. Johanna von Orleans, von St.
Michael als Kind zu den Waffen gerufen, sterbend
gesiegt hat!
„Macht eben die Hügel, füllt aus die
Täler…..!“, „Werde licht Jerusalem!“
Nur die Weisheit von oben, wie sie uns durch MARIA
vermittelt wird, vermag es, die lichten Fäden der
Barmherzigkeit GOTTES, in der ER die Seinen führt
aus dem dunklen Gewirr der Drahtzieher dieser Welt
zu lösen und dankend vor GOTT zu bringen. Alle
Verheißung gilt denen, die sich ihrer Führung durch
den hl. Engel anvertrauen. Die Gerechtigkeit GOTTES,
die unbeirrbar hinter der liebenden Barmherzigkeit
GOTTES wartet, wird durch das undurchdringlichste
Dunkel dieser sich verfinsternden Welt den Pfad der
Rettung für die Seinen bahnen. Es braucht nur den
Glauben. Er kommt heute über die Seinen wie ein
Wunder, langsam, fast unmerkbar. Wo er dankbar
aufgenommen wird, wird er zu einem Baum, auf dem die
Vögel des Himmels nisten, die hl. Engel. Selig die
Einfältigen, die dies verstehen und preisen, dass
dies der VATER den Kleinen und Unmündigen offenbart
hat, was den Gelehrten und Gescheiten verborgen
bleiben muss.
Der Weg durch die Kriegsjahre und die nicht weniger
schweren Kriegsjahre, durch all den Zusammenbruch,
innen und außen, der noch heute nicht verarbeitet
ist, Hoffnungen auf das Konzil und zugleich bittere
Enttäuschungen, die Fata Morgana des Wohlstandes –
sie müssen durchschritten werden, um, wenn auch erst
von Ferne, das wunderbare Licht der GOTTESstadt zu
erkennen, die sich durch die hl. Engel gerade in
diesem Zusammenbruch auf Erden hernieder senkt. Es
muss der Landeplatz geebnet werden. Selig, wer den
Bußruf Johannes des Täufers im Herz gehört hat, er
wird nicht enttäuscht werden.

Buße allein tut es nicht. Wenn Einer in der Gnade
GOTTES umkehrt, aber dann nicht irgendwo einkehren
kann, wo er sich zu Hause fühlt, bleibt es im besten
Falle bei der gnadenhaften Erfahrung und der
Sehnsucht und zugleich dem Vertrauen, doch noch ein
Haus zu finden, wo er geborgen ist, auch wenn sie
sich dann hier auf Erden nicht erfüllt, in IHM wird
sie Wirklichkeit. Doch es kann daraus auch
Verbitterung kommen und aus dieser der Wille, selbst
Hand an zu legen, selbst sich ein Haus zu bauen –
ohne Rücksicht auf Verluste. Bleibt dem Menschen
draußen etwas Anderes? Wie viele ziehen um, bis sie
endlich im Wohnwagen unterwegs bleiben, moderne
Nomaden.
Eine nüchterne „Rechnung“
30 Jahre war der HERR in der Stille, und selbst dort
wo er flüchten musste, war er in der hl. Familie
geborgen und noch tiefer im DREIFALTIGEN GOTT. Hier
muss der Gläubige verwurzeln, hier muss die Strömung
des Lebens sich bergen und entfalten und stark
werden, damit sie allen hinweg reißenden
„Strömungen“ dieser Zeit widerstehe. Welch’ eine
Gnade, wenn Einer da noch in einer christlichen
Familie aufwachsen konnte, doch zugleich welch’
tiefe Verpflichtung vor GOTT und den Menschen. Drei
Jahre war der HERR verkündigend und heilend
unterwegs. Wenigstens in Seinem Wort konnten sich
die Menschen bergen, etwas von Heimat finden. Was
tun wir unbehausten Menschen: aus Worten bauen wir
uns so etwas wie Heimat, doch es ist im besten Fall
Ideologie, selbst wenn wir es religiös versuchen.
Der Boden ist unsicher, unser Wort ist Beute der
Diskussion geworden, „discutere“ aber heißt
„zerreißen“.
Instinktiv versuchen junge Leute, die sich
füreinander entschieden haben und denen die Mittel
nicht fehlen, zuerst ein Haus, ja noch vor der
staatlichen und (wenn gesucht) der kirchlichen
Heirat. So überschwänglich ist das Bedürfnis nach
Heimat. Doch oft steht dann das Haus, aber die
Belastungen, die sie auf sich genommen haben, haben
sie müde gemacht, entfremdet. Bittere Erfahrung. Und
dann versuchen sie es doch wieder, immer ein Stück
ärmer. Mit Ideen, mit Worten allein kann man keine
Heimat bauen, auch wenn die Kirche selbst nach
diesem ärmsten Hilfsmitteln greift: Papier, Plakate,
schöne Worte – man sieht sie gar nicht mehr.
In den 18 = 2 x 3 x 3
Stunden der Passion JESU am Kreuz, in der restlosen
Hingabe an den Willen des VATERS nach Innen (in den
drei Ölbergstunden) in den 3 x 4 Schritten hinauf
zum Kreuz, in den 3 Stunden angenagelt am Kreuz,
wird in MARIA, Johannes und den Frauen unter dem
Kreuz die Kirche. Sie sollte uns in allem
Unbehaustsein in dieser Welt Heimat, ein Stück
Paradies auf Erden sein. Der Feind ist daran, sie
von Innen her zu zerstören. Nur im Kreuz kann sie in
den Wenigen, die durchhalten neu aufgebaut werden.
In diesem Kraftfeld, wachsend aus der Strömung des
DREIFALTIGEN GOTTES (wie tief muss sie sein, um den
Stürmen dieser Zeit zu widerstehen!) und aus der
Strahlung des Wortes JESU, der dem Bau Richtung und
Halt gibt, wird sie Raum der Freiheit der Kinder
GOTTES, in der sie in der Liebe zu GOTT und zum
Nächsten heil werden können. Wie sehr muss die
Kirche heilend werden, um noch das Herz des Menschen
zu finden! Alle Ideologie aus Besserwissen, alle nur
äußere Verwaltung muss Raum geben dem bergenden
Erbarmen JESU und MARIAE.
Es war nur Monate vor dem Sterben von Mutter
Gabriele, wohl das letzte Mal, dass ich in
Gemeinschaft mit Anderen bei ihr in der Klause war.
Der HERR hatte sich ihr in einem Bild gezeigt, das
sie uns weiter geben wollte. Darum rief sie, wen sie
gerade erreichte. Das Bild war schlicht, ohne fromme
Verbrämung, wie man es auf guten, alten Bildern in
frommen Häusern vielleicht heute noch manchmal
findet: ein wirklicher Hirte, wirkliche Schafe, kein
frommer Dunst darüber oder darum. JESU hatte den
Schäferstab in der einen Hand, mit der anderen hielt
er ein Schäflein, das über seinen Schultern lag und
das Köpflein hängen ließ. Das Bild genügte, bis
heute, es nicht zu vergessen in allem ratlosen
Suchen nach „Neuevangelisierung“.
Wo immer noch etwas wie eine Familie ist, da ist ER
in der Mitte und wartet nur darauf, dass sie die
Schäflein um IHN scharen. Das Übrige wird der Hl.
GEIST mit seinen hl. Engeln tun, wen wir uns nur
diesem leisen Hauche fügen. Wie viel ist da
ausgesagt – jenseits allen Streites zwischen modern
und traditionell, Altar zum Volk oder zum Hauptaltar
u.a.m.. Das Bild gibt auf alle diese uns so
erregenden Fragen eine leise, beruhigende Antwort.
ER muss in der Mitte sein, in uns, in der Familie,
in der Gemeinschaft, in der Kirche – die Heilung
beginnt. Was werden die versiegelten Gemeinden
anders sein als solche Familien in der Liebe
CHRISTI. Und auch die Draußen werden es sehen:
„Seht, wie sie einander lieben!“ Die Hilfe der hl.
Engel, die sich in diese Gemeinschaft einfügen, gibt
dann wie von selbst das notwendige Baugerüst.

Persönliches
Zeugnis für Mutter Gabriele Bitterlich
Kleines Vorwort
Die
Entscheidung des Dekretes zu den Offenbarungen über
die hl. Engel, ist eine Disziplinarentscheidung ist.
Die Kirche prüft den Gehorsam der Betroffenen, in
erster Linie den der Brüder und Schwestern im
Kreuzorden. Sie macht keine Aussage über den Inhalt
der beim Heiligen Offizium vorgelegten Schriften. In
einem Kommentar des Vatikan zum Dekret wurden die
Kreuzwege des Werkes als religiöse Schriften in
ihrer Bedeutung für die Kirche hervorgehoben.
Gleiches gilt sicher nicht weniger für die Hymnen
und Gebete, die Mutter Bitterlich hinterlassen hat.
Einige von ihnen haben in dieser Arbeit ihren Platz
gefunden.
Sie sollen uns ein Hinweis sein, dass die tiefere
Bedeutung der Offenbarung der hl. Engel in der Höhe
des GOTTESdienstes liegt, in der die hl. Engel von
Anfang der Kirche an GOTT liebenden Menschen Vorbild
und Weisung waren. Das Wort: „psallere cum angelis“
steht wegweisend im GOTTESdienst nicht nur für die
Mönche, die darin ihre erste Aufgabe erkennen, sie
gilt für die hl. Katholische Kirche in ihrer
Gesamtheit. In das zwielichtige Dunkel dieser Zeit
muss da heilige Licht der Liebe GOTTES durch die hl.
Engel fallen, um Dunkel und Licht zu scheiden wie im
Anfang. Danken wir GOTT, dass Papst Benedikt XVII
uns die Bedeutung einer heiligen Liturgie wieder in
Erinnerung gebracht hat.
Das Buch
„Einstieg in die Geheime Offenbarung“
versucht darauf
hinzuweisen, dass das Werk der hl. Engel gerufen
ist, den Plan GOTTES „Siehe ICH mache Alles neu“ hin
auf das „1000 jährige Reich“ (Offb 20, 1ff) in die
Tat umzusetzen. Wenn die Engeloffenbarung, wie es
die Kirche im Dekret verlangt, von der Schrift und
Tradition her gestützt werden muss, so ist dafür
diese letzte Buch der Bibel das klarste Zeugnis. Für
dieses Zeugnis steht der hl. Johannes, der
Lieblingsjünger des HERRN, der es in Patmos unter
dem Diktat des hl. Engels aufgeschrieben hat. Die GO
ruft die Gläubigen, auf hineinzuwachsen in die hl.
Liturgie der Engel, die in einer letzten Phase der
Kirche schon hier auf Erden in der Einheit von Engel
und Mensch wirklich werden soll.
Das Ringen des
gegenwärtigen hl. Vaters weist ganz in diese
Richtung, Es ist wie eine Ahnung, was uns GOTT
schenken will, wenn wir uns IHM durch den hl. Engel
ganz anvertrauen.
Ein
vierfaches Zeugnis im Blick auf die vier
Transzendentalien
soll die Kirche schon
hier auf Erden ablegen.
„UNUM“: Alle Vielfalt der Schöpfung ist in IHM
zusammen gefasst. IHM allein gebührt Ewiger
Lobpreis, in den zuerst die hl. Engel, die
Geistgeschöpfe gerufen werden. Er vollendet sich
dort, die die beiden anderen Teile der Schöpfung:
die Materie und der Mensch in den Lobpreis der hl.
Engel mit einstimmen. Wenn wir dies erahnen
verstehen wir besser, warum wir dafür ihre Hilfe
brauchen. Die heilige, von den hl. Engeln getragene
Liturgie ist das erste Zeugnis der Geschöpfe für die
HEILIGKEIT GOTTES hier auf Erden.
„VERUM“. Alles was GOTT geschaffen hat, spricht uns
von der WAHRHEIT GOTTES: es ist Licht vom LICHTE
GOTTES, in jeder Schöpfungsart verschieden. Auf die
hl. Engel fällt dieses Licht zuerst. Darum wurden
sie auch als Erste geprüft, ob sie zu diesem Licht
stehen. Die Schöpfung unter uns, ist durch ihr
Mitwirken aus dem Licht geworden (1. Schöpfungstag).
Der Mensch soll im SOHNE GOTTES immer mehr in dieses
Licht hineinwachsen. Er ist die Mitte aller
Geschöpflichkeit.
„BONUM“: Selbst die stumme Schöpfung, die den
Menschen trägt und nährt ist noch in den kleinsten
Geschöpfen Zeugnis der GÜTE GOTTES.
„PULCHRUM“: Wie sehr braucht das Herz des Gläubigen
den milden Schein der Schönheit, wie sie uns
leuchtend in der MUTTER GOTTES entgegen tritt. Ihr
begegnen wir in der Schönheit der Schöpfung, des
Wortes, der Liebe. Sie, die in der Mitte der GO
(Kap XII) aufstrahlt, hat allein das WORT vollkommen
aufgenommen und ist so Spiegel der Hlst.
DREIFALTIGKEIT geworden. Über die hl. Engel
verstehen wir tiefer was das Wort: „tota pulchra es
MARIA et macula originalis non est in te = ganz
schön bist Du MARIA, kein Makel ist in Dir“ sagen
will. Die Kirche muss Abbild werden dieser
Schönheit, sie wird die Hässlichkeit der Sünde
auslöschen. Letzter Sieg des LICHTES über alle
Finsternis.
Diese vier Bestimmungen des Seins weisen zurück auf
die Vier wesentlichen Eigenschaften GOTTES: Seine
Heiligkeit, Seine Weisheit, Seine Gerechtigkeit und
Seine Allmacht. Wunderbar hängen sie zusammen und
durchdringen einander. Als Beispiel diene die Liebe,
heute immer mehr von unten verstanden. Sie zielt
immer auf GOTT, auch wenn sie auf den Nächsten
gerichtet ist. Sie verlangt den ganzen Menschen,
Leib und Seele, nur dann ist sie wahr. Sie soll
Abglanz Seiner Güte sein. Nur als „schöne Liebe“,
kommt sie GOTTES LIEBE nahe. Nicht nur um eine
allgemeine Schönheit geht es hier, sondern, jeder
von uns soll sie in je einzigartiger Weise,
entsprechend seiner Berufung erfahren. Hier braucht
es notwendig den hl. Engel als den Vermittler des
GEISTES, denn jeder von uns soll einmal in je seiner
Weise in den Lobpreis GOTTES einstimmen. Welch ein
gewaltiges Konzert zur größeren Ehre GOTTES wird
einmal die heimgekehrte Schöpfung sein.
Dazu ein Wort von Mutter Gabriele:
„Die Sichten ins Reich GOTTES
sind uns gegeben als Stoßkeil,
um die Liebe möglichst tief
in die Herzen der Menschen voranzutreiben.
Darum liegt der ganze Schwerpunkt
im Werk der hl. Engel auf der Liebe.

Zeugnis
und Martyrium sind das gleiche Wort. Es muss einer
einstehen mit seiner ganzen Person, nicht nur mit
irgendwelchen Hinweisen, die sachlich bedeutsam sein
können. Darum kann die bezeugende Person nicht ganz
zurück treten. Mutter Gabriele hat ihre „Söhne“
gekannt, nicht nur von außen, sondern im Licht des
Schutzengels, also im GEISTE, bevor sie ihnen das
erste Mal begegnete. Sie hat sie in ihr Lebensopfer
hinein genommen und durchgetragen bis zuletzt.
Dieses Opfer war so groß, dass sie daran gestorben
ist.
Immer war es Einsatz
auf Leben und Tod für jeden Einzelnen von uns: vor
GOTT war sie unsere Mutter; als solche hat sie der
HERR angesprochen und von ihr verlangt, dass sie für
uns einstehe in jeder Hinsicht, am meisten im Gebet
und in der Sühne.
Hier steht sie ganz in der Nachfolge MARIENS. Der
HERR besiegelt ihre sühnende Mutterschaft durch die
einfache Überschrift an ihrem Grab: „Mutter“; kein
Name, nur der Geburts- und Sterbetag. Als Mutter ist
sie Weisung nicht nur den Schwestern, sondern auch
den Brüdern. Sie schrieb einmal: der Orden wird von
allen Orden der strengste, aber zugleich auch am
meisten „familia DEI“ sein. Wer immer durch ihre
Vermittlung zum Werk, besonders aber zum Orden
gerufen wurde, muss mit seinem Engel für diese GOTT
geschenkte Berufung einstehen und damit auch Zeuge
für die Ganzhingabe der Mutter an ihren Auftrag.
Brüder
wie Schwestern sind für den Seligsprechungsprozess
schon durch ihr Lebenszeugnis bedeutsam, auch wenn
sie nicht zu Protokoll gerufen werden. Vor dem meist
stillen Zeugnis der Schwestern steht das Zeugnis der
Priesterbrüder. Ob Brüder oder Schwestern, wir sind
ohne Ausnahme in unserer Berufung die erst
Geretteten durch die hl. Engel.
Sie sind zuerst gesandt für die Rettung und
Heiligung der Priester. Wie viele Priester die
Mutter in der Umbruchszeit nach dem Vat.II durch
ihren Sühneeinsatz gerettet hat, werden wir wohl
erst im Himmel genauer erfahren. Die Brüder, die in
der nächsten Nähe der Mutter sein durften,
können schon jetzt dafür Zeugnis ablegen.
Was hier
aufgeschrieben folgt, sind Tatsachen und
Erfahrungen, die von Anderen geprüft und ergänzt
werden müssen, wenn wir die schwere Prüfung, in der
das Werk steht, bestanden haben. Die Gnaden, die ich
durch die hl. Engel erfahren durfte, sind wie die
vorhergehenden von Coimbra.,
Fatima, Garabandal und P. Pio, Gnaden der Umkehr,
wie sie in ähnlicher Weise jeder von uns, vermittelt
durch die Sühne der Mutter, erfuhr. In einer Zeit,
die nicht mehr von einer christlichen Lebensordnung
geprägt ist, muss das persönliche Zeugnis ersetzen,
was uns an äußerer Stütze und Hilfe verloren
gegangen ist. Fatima setzt hier für mich den Anfang.
Die Wunder, die ULF dort wirkt, sind nicht solche
äußerer Heilung, sondern „innere Wunder“ der Umkehr.
Sie sind sühnend von den Hunderten von schwer, ja
unheilbar Kranken an den Erscheinungstagen in Fatima
getragen. Sie sind schon heute lebendiges Zeugnis
für die Wunderkraft der Sühne und bereiten das Dogma
der Mittlerschaft und Miterlösung MARIENS vor. Nicht
umsonst ist ihnen der Platz vorne unter den Arkaden
der Kirche zugewiesen.

Vorbereitet war die Begegnung 1967, im Jahr meiner
Priesterweihe, durch die Begegnung mit dem hl. P.
Pio 1967, bei dem ich meine dritte hl. Messe in S.
Giovanni Rotondo feierte. Er hat mir mit der Resl
von Konnersreuth die Augen geöffnet für das
Geheimnis der Sühne. Alle Not, alle Verwirrung des
Geistes in meinem Theologiestudium wurden in dieser
Begegnung gelöst. Nichts hat mich auch später im
Leben unserer Mutter mehr beeindruckt als ihre
Sühnehingabe für die Rettung der Seelen, besonders
der Priester. Was sie über die hl. Engel
vermittelte, wurde Sühnehilfe in der Ölbergstunde
der Kirche. Darum geht mein Zeugnis für
Mutter Gabriele zuerst auf ihren Sühneeinsatz, auf
ihr Sühneleben – und sterben. Manches ist hier in
meinem Lebensweg: „Sardis“ aufgeschrieben, doch
Manches darf ich jetzt auch anders sehen.
Sie kam mir durch den guten Pfr. Otto Stauß zu, bei
dem ich, gegen mein besseres theologisches
Seminarwissen schon ein Jahr vor der Priesterweihe
das Schutzengelversprechen ablegte. In geheimnisvoll
klingenden Worten erzählte er mir einmal im
Halbdunkel seiner einfachen Wohnung, dass da nahe
bei Innsbruck eine „Engelsburg“ sei. Das
Geheimnisvolle in seiner Art vom Werk zu sprechen,
ließ mich diese Bemerkung bald wieder vergessen.
Nüchtern dachte ich mir: wenn er mir etwas sagen
wolle, müsse er sich klarer ausdrücken. Er hat mehr
als andere Brüder in seinem Herzen gewusst vom
Rettungsplan GOTTES mit dem Werk. In Exerzitien
fesselte er die Zuhörer durch sein schlichtes
Zeugnis, dass sie es nie mehr vergaßen.
Nur zu schnell hat ihn der HERR heimgeholt. Bei den
ersten Exerzitien, die ich in Flüeli 1969 mitmachte,
kam die Nachricht von seinem plötzlichen Tod. Mutter
wusste von seinem Weg hinüber zu berichten. Ich war
tief getroffen und konnte nur anbeten. Nichts wächst
langsamer im Herzen des Menschen als das Verstehen
von „Geheimnis“. Die heutige Welt hat es ganz
verloren. Sie hat an seine Stelle das
Außerordentliche gesetzt, das dem Menschen blendet.
Mutter war nüchtern in ihrer Durchgabe; ihre Person
trat ganz hinter ihrem Auftrag zurück. Wer verstehen
wollte, musste ihr im Gebet folgen. Wie schnell sind
wir damals von einem Einsatz zum anderen geflogen,
um die „Frohe Nachricht von der Hilfe der hl..
Engel“ hinauszutragen. Nicht ohne Grund hat der HERR
uns zu Seiner Zeit in die Stille gewiesen. Wir
müssen nachholen!

Die erste Begegnung in der Klause der Mutter in
Innsbruck 1967
Die Weihnachtstagung 1969 endete für mich im
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Mein guter
Pfarrer war ratlos und froh, meinen Wunsch zu
gewähren, als ich ihn fragte, ob ich für 14 Tage
nach Italien fahren dürfe. Kurz vorher hatte ich Br.
Otto Stauß, den Pfarrer von Fürstätt getroffen, der
gerade von Exerzitien des Werkes kam und mir das
erste Mal von Mutter Bitterlich erzählt hatte. Ich
dachte mir in der Stille des Herzens: ich will auf
der Fahrt nach Italien kurz in Innsbruck absteigen
und sie besuchen. Obwohl er mir geraten hatte, nicht
an einem Freitag vorbeizuschauen, fiel die Fahrt
gerade auf diesen Tag. Dieses Mal hatte ich mehr
Glück als vor Jahren bei der Resl von Konnersreuth,
als wir an einem Freitag dort abgewiesen wurden.
Kurz vorher hatte ich mich in Nürnberg mit einem
Laien getroffen, der auf eigene Kosten von den
Erscheinungen ULF der Völker berichtete. Immer war
die MUTTER die Wegbereiterin.
Als Kind
dieser Zeit erwartete ich bei diesem Besuch so etwas
wie ein „Wunder“. Doch da war nur eine einfache Frau
in schlichtem Kleid mit Arbeitsschürze, deren gütige
Augen mich nicht mehr losgelassen haben. Nicht ein
Wort vom Engel, und doch hat sie mir den
spirituellsten Rat meines Lebens gegeben, ähnlich
dem knappen Wort, das ich von P. Pio vorher
empfangen hatte.
Noch beim Abschied erinnerte sie mich: „Sie müssen
besser essen und mehr schlafen!“ Sie gab diesen
einfachen, mütterlichen Rat mit solch’
ungewöhnlicher Liebe und Eindringlichkeit, dass ich
ihn nie mehr vergessen habe. Er hat mich langsam dem
„Maß“ des Engels näher gebracht.
In der Person der Mutter bin ich zum ersten Mal der
Ordnung begegnet, die zu suchen ich im Chaos dieser
Zeit und meines Lebens nicht müde wurde. Es war ihr
nüchternes Wort nicht ein Rat von oben herab, wie es
Lehrer gerne tun, wie ich es nicht selten getan
habe. Er kam aus einem Herz, das den Bittsteller in
seiner Not durchschaute und dort ansetzte, wo es
konkret am notwendigsten war. Nicht die „Sache“
Engelwerk stand im Vordergrund, sondern der Mensch,
der ihr da gerade begegnete. Hier haben wir „Jünger“
am meisten gefehlt. Nicht dem Engel bin ich zuerst
in ihr begegnet, sondern dem HERRN, der aus ihr
strahlte. Muss nicht der hl. Engel vor IHM zurück
treten, auch wenn er IHM allein dient? Auf diese
Gefahr sind wir leider erst später aufmerksam
geworden, als man uns besser wissend darauf
aufmerksam machte. Von den hl. Engeln in einer Zeit
zu wissen, da sie in der Senke verschwunden waren,
hat uns verführt, zu direkt und ungestüm
vorzupreschen. Es war da noch zuviel menschliche
Begeisterung, die das Zeugnis des GEISTES zurück
drängte, das zuerst gefordert war. Wir sind dabei zu
lernen!
Wie von selbst kommt mir in diesem Zusammenhang die
erste Begegnung der Jünger mit dem HERRN in den
Sinn, da sie von Johannes dem Täufer gewiesen
wurden: „Seht das Lamm GOTTES“; nur in der Begegnung
mit dem LAMM, wie es über und in der Apokalypse
steht, kann die Sendung des Werkes aufgehen. Wie
Johannes auf Patmos muss uns der hl. Engel das
Schauen in eine andere Welt lehren, damit wir in
dieser Welt durchschauen können auf GOTT, auch wenn
es immer finsterer wird. Nur schauend konnte Mutter
etwas über den bislang verschlossenen Himmel der
Engel aufschreiben, nur durchschauend konnte sie die
ersten Berufungen zum Werk, die der HERR ihr
schickte, erkennen. Solches Schauen will geübt sein.
Hier war uns Mutter eine mehr schweigende
Lehrmeisterin. Aus ihrem Lebenszeugnis hätten wir es
lernen und einüben müssen wie ein ABC. Es gab
sonst keinen Lehrer, auch die älteren Brüder waren
hier Lehrlinge. Sie konnten über den hl. Engel und
die hl. Engel sprechen; doch sollte nicht zuerst der
hl. Engel aus ihnen sprechen? So musste jeder von
uns mit dem eigenen Engel seinen Weg finden. Die
Versuchung lag nahe, diese Hürde zu überspringen!

In all der Not, die ich in den letzten Jahren
durchgestanden hatte, war mir durch den hl. Engel
eine Richtung gewiesen, die es Schritt für Schritt,
ja tastend zu verfolgen galt. Mit den „Geschichten
vom nahen Ende“, habe ich ein erstes Bekenntnis
gewagt, das mein Schreiben schon am Anfang in die
Schublade verwies. Die Münchner Kirchenzeitung hatte
sich umgestellt. Da ich um Freistellung von der
Diözese bat, um am Petersberg einzutreten, wollte
man mich zuerst zu einem Psychiater schicken. Doch
dann wurde das Urteil gemildert im Hinblick auf eine
Untersuchung bei einem Internisten, der zugleich
Psychiater war im Drittordenskrankenhaus in München.
Dort habe ich die „Geschichten“ geschrieben. Dabei
habe ich auch vom Rasenkreuz in Eisenberg und der
einfachen Mutter Lex geschrieben. Hat die Mutter der
kleinen Gabriele Bitterlich nicht in ähnlicher Weise
mit einer Ohrfeige gedroht, als sie begeistert von
der hl. Messe kam und davon berichtete, dass sie
dort mehrere hl. Engel gesehen habe. Die angedrohte
Ohrfeige war gnadenhafte Vorsehung. Ähnlich sollte
ich diesen Verweis verarbeiten. Die „Endstimmung“
dieser Geschichten deckten etwas von dem Dunkel auf,
das ich durchzutragen hatte, seit ich Priester war.
Durch die zu früh abgelegte Sühneweihe wurde es noch
dichter. Der hl. Engel ist ein Samenkorn, das in
aufgepflügte Erde fallen muss.
Bei der schon erwähnten Weihnachtstagung in
Innsbruck aufmerksam hatte mich am meisten der
Vortrag von Dr. Blasko über die Apokalypse als
„apokalyptische Messe“ getroffen. Unvergessen ist
mir bis heute die Bombennacht geblieben, in der
meine Heimatstadt Würzburg wie vorher Dresden kurz
vor Torschluss des Krieges ausgelöscht wurde. Hier
war ich „von Oben“ her vorgemerkt. Kein Buch hat
mich seit Ende meines Studiums so beschäftigt wie
dieses letzte Buch der Bibel. Die Begegnung mit
P.Pio ein Jahr vor seinem Tod, die Weihe an St.
Michael am Monte Gargano, mein erster Besuch bei
Mutter Gabriele öffneten mir die Türe hinein in das
Werk.
Über eine Schwester, die ich in Galtür kennen
gelernt hatte, habe ich dann auch einige Schriften
des Werkes bekommen. Eine neue Welt öffnete sich,
die ich freilich mehr bewunderte als verstand. Schon
damals ging mir auf, dass sie nur in tiefer
Betrachtung erschlossen werden könnte. Hier war
Antwort auf viele Fragen, die ich aus meinen
Irrwegen mitbrachte, und die Forderung, einzutreten
in den geistigen Kampf unserer Zeit. Über die
Schwester von Galtür wurde es möglich, zum zweiten
Mal Mutter Bitterlich zu besuchen. Eines Tages, es
ging mir gerade etwas besser, kam sie mit Mutter,
die unten im Auto wartete, vorbei und lud mich ein,
mit ihnen zur Wohnung in der Kaiser Franz Josef
Straße zu fahren. Die Begegnung war ganz anders als
die erste an jenem Freitag, da ich auf dem Wege nach
Italien nach Assisi und Collevalenza war.
Da ich schon in die Schriften hinein geschaut hatte,
sah ich Mutter Gabriele mit anderen Augen. Es
leuchtete damals ein Gedanke in mir auf, der mich
nie mehr verlassen hat: „Welcher Innenraum muss in
der Seele dieser Frau sein, dass in ihr die
gewaltige Welt der hl. Engel offenbar werden
konnte?“ Im Gespräch zeigte sie sich besorgt um mein
Kranksein und schlug mir eine Behandlung bei Frau
Dr. Weinert in Murnau vor. Auch in dieser
zweiten Begegnung wurde kaum von den hl. Engeln
gesprochen: ihre Muttersorge um meine Krankheit
hatte Vorrang. Auch war es, wie ich es später immer
wieder erleben durfte, einfach gut, bei ihr zu sein.
Wichtige Fragen, die ich vorbereitet hatte, waren
vergessen. Ihr Schweigen war Antwort, der es
nachzusinnen galt. Wie dankbar war ich, als frisch
gebackener Kaplan, in ihr eine Mutter gefunden zu
haben. Hier begann sich eine Not zu lösen, die
manchem Mitbruder draußen die Berufung kostete.

Ein Höhepunkt der Spannung zum Pfarrer in Herz JESU
(meine zweite Kaplansstelle) war erreicht, als eines
Tages eine französische Jugendgruppe eine Jazzmesse
bei uns gestaltete. Es passte zum Stil unseres
Pfarrers, dass er bei der Zelebration, bei der ich
assistierte, nicht den Weihrauch weglassen wollte.
Als der Altar inzensiert wurde, wurde es einigen der
Jungen schlecht, einer ist sogar umgekippt. Der
Dirigent kam händeringend auf uns zu: „meine Jungen
vertragen den Weihrauch nicht, bitte weglassen“; da
er es in Französisch sagte, musste ich übersetzen.
Unser guter Pfarrer schaute erstaunt auf. Das musste
selbst ihm merkwürdig erscheinen, doch er hat dann
dem Wunsch entsprochen. Nach der Messe versuchte er
der Sache nachzugehen - doch es kam immer nur die
gleiche Erklärung: „meine Jungen vertragen den
Weihrauch nicht!“ Es gibt „heilige Dinge“, die
unangenehm aufwecken und aufdecken!
Sein Ringen um Anerkennung nicht nur bei der Jugend,
für die er wahrlich ein Herz hatte, sein Eifer, mit
allen Mitteln die Menschen GOTT zuzuführen, machte
ihn blind in der Unterscheidung der Geister. Die
weite Halle des früheren Kinos von Hitler auf dem
Obersalzberg, die nach dem Krieg zur Herz JESU
Kirche umgewidmet wurde, verführte ihn, sie zu einem
Museum für die Bilder seines Freundes Seewald zu
nützen. Sie wurde zum Konzertsaal bei großen
Orchestermessen mit namhaften Solisten, zum
Vortragsraum für namhafte Theologen und andere
Persönlichkeiten, die damals im Gespräch waren.
Zuletzt hat er in kindlicher Tierliebe einmal die
alten Leute der Pfarrei eingeladen, in die hl. Messe
ihre Tierlieblinge mitzubringen, die doch auch beim
Lieben GOTT ihren Platz haben. Er hatte wirklich ein
gutes, übergutes Herz. Es tut mir leid, dass ich
mich ihm damals nicht öffnen konnte. Die „Endzeit“
lag mir schwer auf den Schultern.
Ich habe ihm damals meine Not wegen der Jazzmesse in
einem Brief eröffnet und den Brief unter seine Tür
gelegt. Für ein persönliches Gespräch war er zu
beschäftigt. Als er mich am nächsten Tag darauf
ansprach, meinte er, ich sähe doch wohl zu schwarz.
Mit seiner Bemerkung „man fängt leichter eine Fliege
mit einem Tropfen Honig als mit einem Fass Essig,
hatte er wohl recht. Doch die Sache war damit nicht
abgetan. Es begann die Zeit, dass Jugendliche
unvorbereitet zur hl. Kommunion liefen; wenn sie nur
überhaupt noch zur Messe gingen! Meine Not war ihm
fremd. Warum sollte er junge Menschen zurück stoßen?
Er versuchte Don Bosco nachzueifern..
Ich habe damals zum Telefon gegriffen und Mutter
Bitterlich meine Not geklagt und gefragt, was ich
wohl tun sollte? Sie zitierte das Wort aus der
Apostelgeschichte: „man muss GOTT mehr gehorchen als
den Menschen!“ Ich habe das wohl verstanden,
doch wie? Ich unterstand im Gehorsam dem Pfarrer und
über ihm dem Bischof. Es hat viel Gebet gebrauch,
das Wort auszuloten. Was wollte der HERR mir damit
sagen? Sicher nicht einfach davon laufen! Es war ein
verhüllter Hinweis, dass der HERR mir helfen werde,
zu Seiner Zeit! Bis dorthin galt es, das Kreuz im
Schweigen zu tragen.
Bei einem Pfarrausflug in das Alpenvorland am
Sonnwendtag mit dem hl. Johannes dem Täufer. kam mir
die Gewissheit: bald wirst du frei sein. Da zum Tanz
eingeladen wurde, verließ ich die Runde und ging ein
Stück hinaus ins Dunkel. In der Ferne sah ich ein
Feuer: junge Leute hatten es angezündet. Ich blieb
in Abstand, um nicht in ein Gespräch gezogen zu
werden. Im Herzen wusste ich: ich brauche nur auf
das Feuer zugehen! Auch wenn noch Schwierigkeiten
aufkamen, die Hilfe fehlte nicht. Das Feuer der
Sonnwende hat meine Berufung zum Werk geheimnisvoll
mit geprägt. In dunklem Glaube durfte ich
gegen alle menschliche Befürchtungen auf meine
„Befreiung“ hoffen. Die Verlegung des Seminars von
Freising nach München hatte nicht wenige Berufungen
abgeschnitten. Würde mich Kardinal Döpfner
freigeben, da ich mein drittes Jahr in der Diözese
abgeleistet hatte? Freistellung für ein Werk, das
schon damals im Schatten der Verleumdung und
Ablehnung stand?
Vom Psychiater und der Untersuchung im Krankenhaus
habe ich schon gesprochen. Nachdem ich dort
entlassen war, schickte man mich zu einem anderen
Arzt, Hindernisse über Hindernisse. Mutter Gabriele
gab den besten Rat: ich sollte mit ihr die
Sühneweihe für den Kardinal ablegen. Was wog meine
Teilnahme im Vergleich zu ihrem Anteil? Sie tat so,
als ständen wir auf gleicher Stufe. Immer wieder
durfte ich ihre schweigende Demut bewundern. Nur
nicht davon sprechen, sie begann sonst sofort zu
weinen. Sie wusste es besser, wer da half! Ein
Ausweg war gefunden, als man mich für Brasilien
vorschlug. Jahre später habe ich von einer
begnadeten Person erfahren, dass dieses Einstehen
der Mutter Kardinal Döpfner gerettet habe. Sie
selbst hat wohl nichts davon erfahren und hätte noch
weniger etwas davon erzählt.

Die Jahres - Exerzitien der Brüder des „inneren
Kreises“ hätten keinen besseren Ort finden können
als die Stille der Klause des hl. Einsiedlers, Br.
Klaus. Um so mehr erstaunt war ich, als ich erleben
musste, dass sie nicht im vollkommenen Schweigen
gehalten wurden, wie ich es erwartete. Immer wieder
habe ich Brüder im Gespräch miteinander gefunden.
Schon hier musste ich lernen: Beweglichkeit. Es gibt
keinen Anfang mit dem Engel, wenn nicht auf dem
Boden der Freiheit; der Anruf zum Schweigen muss von
Innen kommen. Der Engel kann den Menschen nur
führen, wenn er in solche Führung frei einwilligt.
Nichts achtet GOTT mehr als die freie Entscheidung.
Obwohl das vollkommene Schweigen in den Exerzitien
sicher vorteilhaft gewesen wäre, es wurde nicht
auferlegt; wer es suchte, brauchte nur ein wenig
abseits gehen. Der HERR war gut mit mir; ich bekam
das Häuschen St. Bruno, das unten am Weg zur Melcha
lag. Es sollte bald darauf meine Noviatsklause für
ein dreiviertel Jahr werden.
Die zweite wichtige Erfahrung war: es ging auch
sonst bei den Exerzitien ganz normal zu - keine
außerordentlichen Erfahrungen, wie ich sie in meiner
übersteigerten Phantasie ersehnte. Auch hier nichts
anderes als das „trockene aber gesunde Brot des
Wortes des HERRN“, wie es die Mutter durchgab. Schon
damals schien mir, dass der HERR unser Ringen um
„alte oder neue Liturgie“, in dem wir nicht einig
werden konnten, gar nicht so ernst nahm, wie wir es
taten. Damals überwog freilich noch die
„traditionelle Partei“.
Die Exerzitien brachten einen neuen Aufbruch, etwas
von der Gnade, die Br. Klaus erfahren hatte, als er
Haus und Heim verließ und seiner neuen Berufung
nachging. Bald hat GOTT ihn in entgegen gesetzter
Richtung wieder in heimatliche Gaue zurückgeführt.
Da er auf dem Rückweg nach oben in die Berge
strebte, sollte ihn der HERR nach kurzer Zeit wieder
hinunter zur Melcha rufen. Er musste dort entwerden,
wo er auszog, um GOTT zu dienen. Die Erkenntnis
GOTTES geht immer über das Kreuz, Du musst es
annehmen, wenn Du IHM begegnen willst. Der Weg
hinaus war notwendig, damit Br. Klaus Länge, Breite
und Tiefe seiner Berufung ausmesse, bevor er seinen
Ort fand. Der Mensch der sich in GOTT erkennen darf,
ist für dieses Leben gestorben; das sieht man noch
heute deutlich an der Klause von Br. Klaus - sie ist
wie ein „Sarg“ - kein normaler Mensch möchte in
solcher Armut leben, er würde daran zugrunde gehen.
Wer GOTT gefunden hat, hat schon hier die „Wohnung“
von drüben. Die irdische Armut wird ihm zum Mantel,
zur „Kutte“. Wo dieses Zeichen für ein Leben hin
allein auf GOTT verloren geht, geht langsam auch die
innere Berufung verloren. Der HERR selbst hatte mich
durch Mutter in die Schule des Bruder Klaus
geschickt! „Sie brauchen nur die Schrift und einige
unserer Kreuzwege!“, war ihr begleitendes Wort
beim Abschied in Innsbruck. Seither habe ich zu
Büchern gesunden Abstand. Schon der hl. Ignatius hat
geraten: „non multa, sed multum“, oder „gozar las
cosas por dentro = die Dinge von Innen verkosten!“
Die Tiefe braucht keinen Buchstaben.
Durch den Exerzitienvortrag „Das Schweigen des HERRN
am Kreuz“, den ich bei den Brüder - Exerzitien
halten durfte, wieder vermittelt durch die Mutter,
hat der HERR meine Berufung zum Schweigen
unterstrichen. Im Schweigen durfte ich Mutter auch
in der Ferne nahe sein. Wie sehr hat sie sich nach
diesem Schweigen von Br. Klaus gesehnt und musste es
doch aufopfern in all den Arbeiten, die ihr mit den
Brüdern und Schwestern oblagen. Wie oft hat sie im
Stillen geweint über den Lärm vor ihrer Klause am
Petersberg, da wir im Gang vergaßen, dass sie aus
der Stille ihre Nahrung bezog.

Dieses
Wort aus dem einzigen Notiviziatsbrief,
den Mutter mir nach Flüeli schickte (ich durfte
Kaplan des ersten Schwesternnoviziates sein), ist
mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Leider ist
Mutter bald sehr krank geworfen, wohl in Sühne für
diesen neuen Anfang mit den Schwestern, der nicht
nur mir viel Not brachte. Wir waren einfach hinein
geworfen. Wie wenig wussten wir von unserem hl.
Engel, der uns doch führen sollte. Immer wieder
haben wir auf alte Formen des Ordenslebens
zurückgegriffen. Diese Versuchung war besonders für
alle die groß, die aus einer sterbenden Gemeinschaft
ausgestiegen waren. In der Sehnsucht, ganz neu
anzufangen, musste ich erst erfahren, dass auch in
den alten Formen Halt und Hilfe zu finden war, wenn
wir sie nur mit dem hl. Engel von Innen anpackte.
Welche neue Last kam da auf Mutter Last zu, nun auch
für den äußeren Aufbau sorgen zu müssen. Nur dies
hatte sie uns voraus: dass ihr die Erfahrung
religiösen Lebens fremd war. Auch wenn sie von da
und dort Hinweise bekam, sie musste sie stets erst
vor den HERRN tragen und immer wieder unsertwillen
Abstriche machen. Nicht weniger hat haben ihr junge
Leute wie ich bereitet, die aus dem Alten
ausgebrochen waren und meinten es leichthin hinter
sich zu lassen. Das Bedürfnis nach Freiheit ist
nicht weniger täuschend wie das ängstliche
Festhalten an alten Formen die geistig entleert
sind. Erst hier ging mir langsam auf, dass ich das
Trauma der Hitlerzeit noch lange nicht verkraftet
hatte.
Hier hat, wie sie mir später einmal nüchtern
andeutete, der Böse schon die Schlinge nach mir
ausgeworfen. Es war da auch außer dem alten
Benediktiner Pater, bei dem ich zur Beichte ging,
da, der mich auf diesem Weg durch das Wort hätte
weisen können. Wie viel Sühne braucht es, bis eine
Seele frei wird, ein klares Ja zu ihrer Berufung zu
sprechen. Welche Gnade wurde uns da in der Mutter
geschenkt! Wie viel Mutter hat da Mutter in der
Sühne mit getragen! GOTT möge es ihr ewig lohnen!
Als Beispiel sei ihr Einsatz für mich erwähnt, da
ich versuchte für eine in Flüeli von ihren
Mitschwestern bös gemiedene Schwester einzutreten.
Unterscheidungsloses Erbarmen macht blind. Zurück
gerufen auf den St. Petersberg, erschien mir die
Burg düster, belastend, ja niederdrückend. Vor allem
Neuanfang braucht es Umkehr und Buße. Erst so könnte
ich IHN finden. Es wäre notwendig gewesen, mir auch
im Wort diesen Anruf zu vermitteln, doch Jeder hatte
mit seiner Last genug. Es war da noch so viel an
Besserwissen abzubauen, bevor wir uns ohne Schminke
anschauen konnten.
Die Spaziergänge, die ich unternahm, waren eine gute
Gelegenheit, die Burg einzukreisen und bewusster auf
den Anruf des HERRN zuzugehen, dem ich noch nicht
gestanden hatte. Nicht wenig hat mir auch hier
wieder die Natur geholfen. Der „Naturbursche“ – so
hatten mich auch meine Amerikaner als ich in der
Snackbar arbeitete, wusste noch recht wenig, wie
tief in uns die Sünde wurzelt. Der Anruf zur Umkehr
und Buße öffnete die Türe zur Burg. Immer wieder,
wenn ich von langen Fahrten oder
Auslandsaufenthalten zurückkam, bin ich spätesten am
Fuß des Hügels, auf dem die Burg lag, ausgestiegen
und dann zu Fuß hinaufgegangen. Man kann dort nicht
einfach mit der Tür ins Haus fallen - oder man hat
einfach kein Gespür, für das, was GOTT am diesem Ort
hinter dicken Mauern bereitete. Im Anfang erlebte
ich das Geheimnis um diesen Ort so stark, dass ich
„sah“ und erlebte, was sich später als eingebildet
herausstellte. Auch dies war ein Zeichen, dass ich
IHM noch davonlief und in diesen leeren Raum meine
„Bilder“ setzte.
Wer sich der Wirklichkeit GOTTES nicht stellt, muss
notwendig eine „andere Wirklichkeit“ erfinden. Die
vom modernen Menschen aufgebaute Welt ist dafür das
deutlichste Zeichen. Je mehr sich der Mensch von
GOTT entfernt, ist er versucht, „sich selbst
aufzubauen!“ Hier ist mir die sühnende Nüchternheit
der Mutter zur Hilfe gekommen! Alles Suchen nach
äußeren Zeichen, das mich damals noch bestimmte, war
nur ein Ausweichen vor dem unbedingten Anruf, in die
Tiefe zu gehen, in der sich allein wahre Geheimnisse
erschließen. Als ich vom Zug aus der Schweiz kam,
hatte ich bei Mutter Gabriele nur „vorbeigeschaut“,
ohne sie recht „anzuschauen“. Nach dem gemeinsamen
Frühstück, bei dem auch ein anderer Bruder und eine
Schwester dabei waren, hätte ich wohl eine
Gelegenheit gehabt, auf sie zuzugehen. Obwohl sie
zutiefst wusste, was mir fehlte, hat sie mich nicht
angesprochen; sie hat weiterhin meine Last getragen.
Ich musste den Weg von selbst finden - das war
„Engelerziehung“. Mutter half durch ihre Sühne und
ihr Gebet, dass die Schwester zurücktrat und den
Blick auf den HERRN freigab.
Welche Not sie mit diesem ersten Noviziat
ausgestanden hatte, kann ich erst heute besser
ermessen. Es wurde wie aus dem „Boden gestampft!“
Auch die Novizenmeisterin war ihrer Aufgabe nicht
gewachsen und musste bald durch eine andere ersetzt
werden. Es fehlte die rechte Form für das Noviziat,
Br. Hj. hat hier durch die „Erzengeldienste“
abzuhelfen versucht. Reihum abwechselnd sollten die
Schwestern ihre Aufgabe in Einheit mit einem der
sieben Erzengel erfüllen, um ihnen näher zu kommen.
Warum nicht ganz unten mit dem Schutzengel anfangen,
habe ich mir später gedacht? Wie notwendig es
gewesen wäre, die erste Aufmerksamkeit der
Schwestern auf ihren Schutzengel zu lenken, ihnen zu
helfen, dass sie ihn langsam erkennen und auf ihn
merken. Doch wir älteren Brüder, unter denen ich der
jüngste war, hätten hier erst selbst in die Schule
gehen müssen. Die Versuchung höher zu steigen, kam
nicht nur von den Bergen, die uns manchmal nicht
weniger bedrückten wie die dicken Schlossmauern.
Wie viel muss Mutter gelitten haben, wie sehr wurde
sie durch unsere Nöte vom Schauen auf GOTT
abgezogen. Der Unterschied in den Tageblättern vor
und in der Zeit des „Aufbaus“ im Orden muss dem
tiefer Betrachtenden auffallen. In Demut und Sühne
hat sich Mutter unter die Aufgaben des Ordens
gebeugt. Da sie in Ordensdingen ohne Erfahrung war,
ist sie manchem Rat gefolgt, der die Weite des
Planes GOTTES einzuschränken drohte, für die sie
doch eintreten musste.

Eine andere Aufgabe, die uns durch die enge
Verbindung der Mutter mit den Guthirtinnen nahe
gebracht wurde, war die Hilfe in St. Gabriel, in
München, bei den „gestrandeten Mädchen“. Hier war es
leichter, dem hl. Engel nahe zu kommen. Die Arbeit
mit ihnen wäre fruchtbarer geworden, hätten wir uns
unter Brüdern und dann mit der Mutter getroffen, um
den Engelweg tiefer einzupflügen. In allem Aufbruch
fand sich dazu keine Zeit. Jeder hatte seine eigene
Lösung. Die Prüfung ging nicht nur für mich in
unerbittlicher Schärfe auf das „Mitleid“. Wir
mussten von aller zu persönlichen Anteilnahme
gereinigt werden. Wie ruhig muss ein operierender
Arzt das Messer führen, fast wie „unbeteiligt“.
Da wir uns dieser Aufgabe nicht wirklich stellten,
wurde sie uns bald genommen. Sie ähnelte der
Aufgabe, die Mutter Gabriele schon in der Zeit des
„Werkes der Rettung der Armen Sünder durch die Armen
Sünder“ (1948/49), auf sich genommen hatte, da vom
Werk noch nicht die Rede war, Der Feind kannte
unsere Schwachstellen. Wir waren der Aufgabe noch
nicht gewachsen! Es fehlte uns das unbedingte
Schauen auf den HERRN, dass er uns wie die Mutter
als Werkzeuge Seines Erbarmens verwenden konnte. Das
Schauen in der Stille zu lernen, ist schwieriger als
erobernd hinauszugehen. Wir haben uns in den vielen
Aufgaben, die von allen Seiten an uns herangetragen
wurden, verzettelt.
Die erste Aufgabe, erst später erkannt, ist unsere
Läuterung. Das sollte mir in einer bitteren
Erfahrung wie ins Herz gebrannt werden. Wir hatten
gerade die Exerzitien in Altötting beendet, da
erfuhr ich, dass die „schwierige Schwester“, der ich
mich in Flüeli so sehr gewidmet hatte, im
Krankenhaus sei und darauf warte, dass sich ein
Priester um sie kümmere. Die zuständige Schwester
schien sie vergessen zu haben oder meinte wohl, es
sei gut, sie ein wenig warten zu lassen. Von
Ordensgehorsam wusste ich damals wenig. Wir waren
„hineingeworfen“ in Aufgaben, in denen wir uns mit
dem hl. Engel zurechtfinden mussten. Der Bruder, der
mich begleitete ist noch vor Abschluss abgereist,
keine Gelegenheit für ein klärendes Gespräch. Ich
konnte ihm nur mitteilen, dass ich vorhabe, über
München zum Petersberg zurückkehre. Die Schlinge war
noch nicht gelöst. Zu sehr war ich überzeugt, dass
ich helfen müsse.
Betend in der Gnadenkapelle hatte ich mich allein zu
dieser Fahrt durchgerungen. Da kein Zug mehr zu
erreichen war, versuchte ich es mit Autostop. Auf
der Ausfahrtsstraße war ein kleiner Unfall passiert,
so staute sich, gerade als ich hinauskam, eine ganze
Autoschlange. Ich brauchte nur an einem Wagen mit
Münchner Nummer anfragen; bald fand ich einen
gutgesinnten Fahrer, der mich am Krankenhaus, wo die
Schwester lag, absetzte, weil er in der Nähe wohnte.
War das nicht das deutlichste Zeichen, dass ich auf
dem rechten Wege war? Als ich auf den Petersberg
zurückkam, wurde ich von Br. H, zur Rede gestellt
und in die Stille geschickt, um ein wenig
nachzudenken, was es um den Gehorsam sei.
Ich sollte darüber eine schriftliche Arbeit machen.
Inzwischen würde man überlegen, was mit mir zu tun
sei. Die stillen Tage waren ein Geschenk des
Himmels, die schriftliche Arbeit wurde zu einer
Noviziatsunterweisung, die der HERR selbst übernahm,
Schließlich ließ man Gnade über Recht ergehen. Eine
bessere und wirksamere Unterweisung hinein in den
Gehorsam hätte ich nicht finden können. Erst jetzt
kam der hl. Engel zu Wort. Dahinter stand die
geduldige Sühne von Mutter. Der Bruder, in der
Ordensdisziplin aufgewachsen, hätte mich sicher
weggeschickt.
Mutter hat meinen Weg der Läuterung
mitverfolgt. Als die drei Wochen der Stille vorbei
waren, die schriftliche Arbeit vorgelegt war, bekam
ich den Bescheid, dass ich im Erbarmen des HERRN
wieder angenommen war. Bald darauf durfte ich auch
nach Innsbruck fahren, um im kleinen Zimmer der
Mutter die heilige Messe zu lesen. Es war dies für
mich ein so großer Tag, dass ich mich noch an
Einzelheiten genau erinnere. Als ich ankam, musste
ich noch einige Zeit in der Küche warten. Das gab
mir die Gelegenheit, das Evangelium des Tages ein
Stück tiefer zu durchbeten: der HERR, der über die
Wogen zu den Jüngern komm. Die Jünger meinen, es sei
ein Gespenst. Selten ist mir so deutlich
aufgegangen, wie sehr uns eigene Vorstellungen und
Wünsche hindern, der Wirklichkeit so zu begegnen,
wie sie ist. Jetzt da ich frei war, war auch der Weg
zur Mutter hin wieder offen. Ein Zeichen mehr, wie
sehr sie mit dem HERRN eins war, Werkzeug in Seinen
Händen.
Die Predigt, die ich damals hielt - es war wohl die
erste in Gegenwart der Mutter - war ein Geschenk der
Dankbarkeit an sie für all die Not, die sie um mich
ausgestanden hatte. Über Andere, die nicht so
schweigsam waren wie sie, hatte ich inzwischen
manches von dem Leid erfahren, das die Mutter für
mich getragen hatte; ich war tief beschämt. Es war
diese hl. Messe eine tiefe Begegnung im HERRN,
Friede und stille Freude erfüllten mich und Mutter
verbarg nicht, dass auch sie zufrieden war. Nicht
nur war ich wieder angenommen, ich durfte ein Stück
tiefer einsinken in Sein Herz! Die Wege des HERRN,
wenn wir uns nur ein wenig fügen, brechen nicht ab,
sondern wandeln uns hin zu IHM, der allein unsere
ganze Aufmerksamkeit verdient!

Immer wieder war der HERR so gut, mir Zeiten der
Stille, des Betens und der Überlegung zu schenken,
sonst wäre wohl auch ich langsam aber sicher in den
Sog der Aktivität geraten. Konnte es anders sein?
Wir waren Kinder dieser schnelllebigen Zeit und
kamen meist aus großer Not und Bedrängnis, die erst
hätte gelöst werden müssen. Doch Niemand hatte dafür
Zeit. Stillschweigend galt: „die hl. Engeln werden
das schon tun“. Keiner wollte erkennen, dass da ein
wenig Mithilfe notwendig gewesen wäre. Wir meinten,
wir brauchen sie nur hinauszutragen. Nicht wenig
haben wir auch die Mutter in den Strudel der
Aktivität hinein gezogen. Da der HERR sie führte,
meinte man, erübrige sich weitere Führung. Später
sollte ich erfahren, wie sie selbst mich armen
„Rekruten“, so nannte mich scherzhaft ein älterer
Bruder, manchmal um meine Meinung befragte.
Mit hineingerissen war der HERR mit ihr; auch dies
ist uns erst viel später schmerzlich aufgegangen. In
den Aufzeichnungen um l960, wird der HERR nicht
müde, auf die notwendige innere Wandlung
hinzuweisen. Doch wir meinten es besser zu wissen.
Später würde sie von selbst kommen. So haben wir sie
aus dem Auge verloren. Wie viel besser hätte ich die
Zeit beim Bruder Klaus ausnützen können - mir
scheint heute, dass ich, die besondere Gnade von
Marienberg (Einkehrzeit vor meiner Primiz)
ausgenommen, nie mehr später so tief in die Stille
eingesunken bin wie in den ersten Monaten in Flüeli.
Die Mutter wurde hinein gerissen in unsere
Eroberungspläne, wir waren nicht aufzuhalten. Die
„Zeit der Brüder“ war angebrochen, sie verlangte
ihren bitteren Zoll, zuerst von der Mutter. Nie
vergesse ich das Wort einer der Mutter sehr nahen
Schwester, die in den Anfängen zu ihr gestoßen war.
Sie, mit anderen Mägden, hatte Ähnliches erlebt wie
die ersten Frauen in der Mariapolis der Focolarini:
die himmlische MUTTER war in ihrer Mitte. Haben die
anderen Brüder nie davon gehört? Dieses gnadenvolle
Geleis war still gelegt, ohne dass wir es in unserem
Übereifer auch nur ahnten.
Als ich von Flüeli zurück kam und dem Frühstück in
der Wohnung von Mutter beiwohnte, hatte der HERR
gerade vorher ihr das Wort gegeben: „Deine eigenen
Söhne und Töchter werden immer weniger auf dich
achten!“ ER gab die Weihe an das „Unverstandensein
CHRISTI in dieser Zeit“. Ich habe davon erst später
erfahren. Die Sühne wurde für Mutter zur ersten
Aufgabe! Wie sehr musste sie für unser Versagen vor
dem HERRN gerade stehen! Wie tief muss sie in den
folgenden Jahren darüber erschrocken sein, welch
untauglichen Werkzeugen sie das Werk überließ, für
das sie geblutet hatte! Immer mehr hat sich das böse
Wort des Feindes, das sie eines Tages hören musste,
bewahrheitet: „sie kamen zusammen mit ihren Fahnen
... und spielten“. Und dies trotz all der Mahnungen,
die der HERR immer wieder durch sie an uns ergehen
ließ. Oft mussten wir uns bange fragen, wird der
HERR nicht mit seiner Drohung wahr machen, dass er
sich andere, gefügigere Werkzeuge suchen werde? Um
der Mutter willen hat ER wohl immer wieder
Barmherzigkeit vor Recht ergehen lassen.
Wir wussten damals noch nicht, wie sehr jedes
Versagen vom „Anderen“ notiert wurde zu einer
ständig wachsenden Anklageschrift, die er zu seiner
Zeit an die Öffentlichkeit bringen würde. Bald
sollte es offenbar werden. Immer ist es der Verrat
in den eigenen Reihen, der am schmerzlichsten
trifft. Keiner von uns ist hier besser: es gibt nur
einen Weg um „gut zu machen“, dass Er uns mitnimmt
nach Golgotha! Dass der Orden ein Büßerorden sein
sollte, wer anders konnte es uns vorleben als
Mutter, wer hat es inzwischen verstanden? Mussten
wir nicht zufrieden sind, dass uns die Kirche
aufgefangen hatte und auf einen „mittleren Weg“
festlegte? Mutter hat jede Station dieses Abweges
sterbend durch gelitten. Kein Wunder, dass ihr
Totenangesicht das Wort des HERRN widerspiegelte:
„warum hast DU mich verlassen? Ich kann es nicht
vergessen.

Als Spätheimkehrer in die Kirche wusste ich wenig
vom Geheimnis der Kirche, die Vorlesungen haben es
eher zugedeckt. Erst durch Mutter durfte ich einen
ersten Blick in das mystische Geheimnis der Kirche
tun, etwas von Seiner bleibenden Gegenwart erfahren.
Sie war in einer christlichen Familie aufgewachsen
und wollte in Begeisterung Missionarin werden. Doch
sie wurde unter das Joch der Ehe gebeugt. Die Ehe
wurde für sie schon am Anfang zur Prüfung: sie
entschied sich für den höheren Gehorsam gegenüber
GOTT, ohne sich ihrem Mann zu entziehen. Da der HERR
sie auf das Werk ansprach, musste sie die Spannung
zwischen dem Heute der Kirche und der Verheißung:
„Siehe ICH mache alles neu“ auf sich nehmen bis zum
Verbluten.
Hier konnte ihr niemand zur Seite stehen, Nahe
liegend war es, diesem Kreuz auszuweichen. Der
Auftrag das Werk hinauszutragen, braucht er nicht
tiefere Vorbereitung in der Stille, gemeinsames
Beraten und Beten? War nicht unsere erste Pflicht,
der Mutter zur Seite zu stehen? Notwendig musste der
Orden auseinander brechen, da ihm durch den Tod der
Mutter das Herz genommen war, das uns bis zuletzt in
Sühne durchgetragen hat. Die Hilfe der Kirche
enthebt uns nicht, der ersten Liebe nachzugehen!
Für nicht Wenige von uns war das Werk im Schiffbruch
der Neuerungen nach dem Vat.II ein Anker geworden.
Der HERR hatte durch die Mutter erkennen lassen,
dass Er über allen Umbruch hinaus auf eine Kirche
schaue, die mit den Engeln und ihrer Ordnung
zusammenwachse. Nur so konnte sich die Verheißung:
„Siehe, ICH mache alles neu“ der Geheimen
Offenbarung verwirklichen. Doch wer von uns, die
Mutter ausgenommen, war fähig, dies tiefer zu
erkennen und in sich aufzunehmen? Der Hinweis des
HERRN war klar, doch nur über den Weg der Prüfung zu
verwirklichen. So wie diese Prüfung von Anfang über
dem Leben der Mutter stand, so steht sie über der
Gemeinschaft und der ganzen Kirche. Der feste Boden
ist auch jetzt noch nicht erreicht, da die
Kirche auf den Orden und seine Sendung
aufmerksam geworden ist. Die Sendung mit den hl.
Engeln bleibt zu beweisen!
Bestes und erschütterndes Dokument für die innere
Auseinandersetzung der Mutter sind der Briefwechsel
mit dem jungen Doktoranden der Dogmatik und des
Kirchenrechtes, Georg Blasko. Hier stand
theologisches Examenswissen gegen erlebte
Wirklichkeit GOTTES. Nicht Buchstaben gegen Geist,
sondern Buchstaben gegen ein vor Liebe für die
Kirche brennendes Herz. Wie sollte ein Mensch, der
ganz aus der Sühne lebte, das „Anathema sit“ der
Kirche ertragen – da er den letzten Sünder in der
Kraft des Blutes CHRISTI zu retten sich ausstreckte?
Der Gedanke, einen Verirrten dem Feind auszuliefern,
war der Mutter unerträglich, da sie jeden Tag neu um
Priesterseelen ringen musste, die sonst verloren
gewesen wären. Wer würde diesen Auftrag weiter
tragen?
Priesterrettung
Der HERR hatte uns im ersten Jahr in Petersberg in
der Hilfe für die Ärmsten eine der dringenden
Aufgaben gezeigt, die uns als Werk aufgegeben war.
Doch sie war nicht die erste, auf die Er das Werk
ausgerichtet wissen wollte. Die Rettung der
bedrohten oder abgefallenen Priester, die sich
„abgesetzt“ hatten (nach dem Konzil waren es in
kurzer Zeit mehr als 40 000!) und die Stärkung der
getreuen Priester war unsere erste Aufgabe. Der
Petersberg sollte ein „Haus der Priester“ sein, wo
sie geistige Hilfe finden könnten. Musste uns nicht
erst selbst geholfen werden?
Ein nüchternes Wort des HERR sollte es in der
Aufgabe der Priesterrettung leiten: „Bevor Du Bruder
nicht im Öl der Heilung schwimmst, wirst Du Deine
Gespaltenen nicht heimbringen“ Erst muss der
Spaltpilz der Absonderung nach innen wie nach außen
überwunden werden. Die Kirche unserer Tag ist von
ihr durchfurcht. Zum Trost blieb uns nur: „primum in
intentione - ultimum in executione = was man zuerst
anstrebt, wird meist erst zuletzt erreicht!“ Anders
war es bei der Mutter. Wie viel Sühnetode sie für
Priester gestorben ist, die sonst verloren gewesen
wären, weiß der HERR allein. Die älteren Brüder, die
in der Nähe der Mutter sein durften, konnten es in
nächster Nähe erfahren.
Hier ein Beispiel, es
war in der letzten Zeit des Sühneleidens der Mutter,
da der HERR daran war, sie heimzuholen, wir standen
zu fünf Priestern segnend und kämpfend um das Bett
der Mutter. Sie hatte schon sterbend die Augen
geschlossen, der Atem war dünn geworden, fast
erloschen, da schlug sie plötzlich die Augen wieder
auf, sah uns erstaunt an und rief mit frischer
Stimme: „ihr Rasselbande, habt mich gerade noch vor
der Tür zum Himmel zurück geholt!“ Wir waren
erschöpft vom Kämpfen, sie lächelte uns an: „GOTT
ist gut!“ Sie hat uns dieses Wort auf ihrem Kreuz am
Grab hinterlassen. Der HERR bedient sich der
Schwachen, um die Starken zu besiegen. Großtaten des
Erbarmens GOTTES, doch wer wird ihnen Glauben
schenken? Die einen zweifeln, die anderen leugnen,
außen ein mitleidiged Lächeln. Der HERR hat
versprochen, dass ER Wunder über Wunder wirken wird,
wenn einmal die Zeit der Prüfung durch gestanden
ist. Wir glauben, auch wenn das Werk wie ein
Gebirgswasser für eine Zeit unter der Erde
verschwunden ist, es wird gereinigt wieder
auftauchen.

Ernüchtert durch alle Prüfungen, blieb die Mutter
unbeirrt in der Liebe zu GOTT und zum Nächsten.
Selbst in schwersten Prüfungen hat sie nie den Boden
unter den Füßen verloren. Sie hatte Verständnis für
alle, die Fernen und die Nahen, die Braven und die
Schwierigen, keiner, der das Glück hatte, einmal bei
ihr vorsprechen zu dürfen – was selbst für uns nicht
leicht war – ist ungetröstet von ihr gegangen. Und
immer waren es nicht hohe, fromme Worte, die sie
mitgab, sondern meist ein recht hausbackener Rat.
Das durfte ich nicht mir nur bei mir selbst, sondern
auch in der Sorge für unsere ersten Studenten
erleben, die meiner Fürsorge in Rom anvertraut
waren. Da der Hausvater und die Hausmutter in Rom
sehr sparten, sorgte sie dafür, dass „Zugaben“ für
die Brüder bereit waren.
Das Studium war schwer, da braucht es manchmal eine
Schokolade oder sonst etwas Süßes. Im Anfang hat
mich das gewundert, ja ich habe mich sogar daran
gestoßen, besonders wenn ein junger Bruder darauf
pochte. Mütterliche Vorsorge und Güte passen nicht
in Ordensschubladen! Wenn wir auf Mission in ferne
Lande zogen, war sie besorgt, dass wir gut
ausgerüstet seien, bis auf die Sonnenbrille,
notwendige Medizinen u. a. m. woran nur eine Mutter
denkt, so Manches, was wir im Eifer des Gefechtes
vergessen hätten. Sie verhehlte nicht, dass sie für
solche kleinen und großen Nöte auch eine „schwarze
Kasse“ hatte. Hat sie je Ordensgelübde abgelegt? Nie
trug sie ein Ordenskleid. Das Wort „Mutter“ am Grab,
sollte uns ihren eigenen „Ordensstand“ in Erinnerung
bringen.
Ein besonders lieber Brauch war es, dass sie nicht
nur beim Abschied winkend am Fenster stand, sondern
vorher auch mit jedem der gesendeten Brüder eine
Tageszeit ausmachte, in der sie an ihn zu denken
versprach – bei all dem Anderen, was sie belastete.
Wie sollte sich recht verstandene Ordensdisziplin
mit mütterlicher Güte und Vorsorge stoßen? Hat sie
uns nicht wiederholt: der Orden soll einmal der
strengste sein und doch ganz Familie. Nur wer ein
wenig mehr vom Geheimnis des Kreuzes weiß, wird dies
recht verstehen – heute stehen sich diese Gegensätze
ablehnend bis feindlich gegenüber, spalten die
Kirche in feindliche Lager. Wie wahr ist ihr Wort,
dass die tiefere Bindung mit dem Engel den Menschen
menschlicher macht, aufmerksamer, liebender –
einfach weil er wacher ist, tiefer und weiter blickt
als der bloß „humane“, der nur sich selbst sucht.
Auch wenn wir es an uns noch kaum erfahren, in der
Mutter war das Einssein mit dem hl. Engel
Wirklichkeit, die keiner von uns vergessen kann,
auch wenn wir jetzt weit abgetrieben sind.

Wie der HERR es der Mutter schon 1970 vorausgesagt
hatte, so sollte es sich auch erfüllen - dass „ihre
Kinder ihrer immer weniger achteten“. Es wird dieses
Wort erst jetzt in seiner ganzen Schwere offenbar.
Im Anfang haben wir es, soweit wir es überhaupt
aufnahmen, mehr auf Einzelfälle bezogen, die in
diesen Jahren zwischen 1970 und 77 nicht fehlten. Es
war das Werk zu sehr eine Herausforderung, als dass
es nicht Widerstand, Ärgernis und Verneinung
herausgefordert hätte. Nicht Wenige kamen zu uns,
die ein Unterkommen suchten, da sie in allem Umbruch
draußen ihren Platz verloren hatten. Die Zeit war
vorbei, dass alle Berufungen über die Mutter gingen.
Die Brüder aber hatten nicht die Zeit, um sie zu
prüfen. Sie waren draußen oder kämpften in Rom um
die Restaurierung des Kreuzordens, auf den uns der
HERR verwiesen hatte. Die täglich neuen äußeren und
inneren Angriffe, die uns zu einer gefährlichen
Sekte stempelten, waren nicht mehr zum Schweigen zu
bringen. Wir waren froh über den Segen so vieler
Berufungen, die herein strömten. Der nicht einfache
Rat der Mutter: „Berufung ist dort, wo der Engel
zuerst eintritt“ war vergessen, er verlangte zuviel
Zeit für Gebet und Aufmerksamkeit für den
Kandidaten. Die Mutter musste in ihrer Verantwortung
für uns vor dem HERRN immer mehr die Last der
Fehlentscheidungen tragen. Da sie es im Schweigen
tat, konnten wir meinen, es sei alles beim Besten!
Ihre größte Not waren die „eigenen Wege“, die wir
gingen, mit bestem Gewissen doch ohne bewusstes
Aufschauen zum HERRN, ohne uns mit dem Bruder tiefer
zu verständigen und mit ihm in eins zu gehen. Nicht
nur die Mutter ließen wir damit außer Acht, sondern
den HERRN, der sie uns gegeben hatte. Man wird dies
später auch an den Tagesaufzeichnungen nachprüfen
können: wir haben die Mutter vom Weg, den der HERR
sie führen wollte, abgedrängt. Als Pierina, die
Seherin von Montechiari, eine Statue der „Rosa
Mystica“ zur Mutter brachte, erging an uns durch die
„MUTTER DER LETZTEN STUNDE“ (wie sie damals Mutter
nannte) eine letzte Mahnung zur Einheit. Ich war
damals mit Bruder Michael von Rom herauf gefahren.
Wir mussten schwören, Br. H. den Sohn, nicht aus
unserer Mitte zu entlassen, auch wenn er selbst sich
entferne. Dieser ernste Anruf hat wohl jeden
getroffen, doch er konnte den verhärteten
Boden nicht mehr aufreißen. Wir waren einander schon
zu fern. Bald sind wir wieder den „gewohnten Weg“
weitergegangen.
Beinahe zwei Jahre vor ihrem Sterben fiel Mutter in
eine seltsame „Krankheit“. Als einer von uns oder
den Schwestern im Gang bei der Mutter die Türe
zuschlug oder zufallen ließ, bekam die Mutter einen
schweren Herzanfall, der ihr Todesleiden bis zu
ihrem Lebensende auslöste. Sie konnte damals nur
noch, und dies auch nur selten, ihr Bett mit dem
Liegestuhl wechseln. Nach außen tat sich die
Krankheit vor allem in äußerster Schwäche kund.
Immer mehr wurden wir Brüder zum Segnen und Bannen
zur Hilfe gerufen. Bald erkannten wir gezielte
Fluchangriffe von einem der feindlichen Zentren in
Südtirol. Im Anfang wurden sie noch abgewehrt,
später ist auch diese Abwehr unter der immer
größeren Wucht der Angriffe zusammen gebrochen. Wir
Brüder mussten fast Tag und Nacht zur Verfügung
sein. Oft war es nur eine Abwehr „ins Blinde“. Um
diesen geistigen Kampf zu bestehen, hätten wir uns
auch strategisch zusammensetzen müssen, um in Gebet
und Studium zu überlegen. Doch jeder einzelne Bruder
war mit seinen Aufgaben so belastet, dass es
notwendig nur zu „Einzeleinsätzen“ kommen konnte.
Es gab dazwischen auch wieder stillere Zeiten,
besonders in den über sieben Monate, da ich allein
für Mutter zu sorgen hatte. Die älteren Brüder waren
aus dem Hause oder hatten für diese Aufgabe keine
Zeit. Es wurde eine gnadenvolle Zeit der Stille und
des Schauens. Stunden verbrachte ich schweigend im
Zimmer der Mutter. Da ich nach Weisung des HERRN
nicht für den Exorzismus gerufen war, genügte es,
dass ich betend für die Mutter da war, die hl. Messe
feierte, sie häufig unter Tag segnete und abends, so
weit es noch möglich war, ihre Beichte hörte. Stille
Zeiten sind wie an der Grenze der Zeit, sie
schauen hinüber in die Ewigkeit - wie schnell sind
sie vergangen! Ich weiß mich nur noch an wenige
Einzelheiten zu erinnern.
Schweigend in der Nähe der Mutter zu sein, war ein
Stück Seligkeit. Wenn ich wirklich einmal etwas
gefragt habe, was damals schon kaum mehr möglich
war, so bekam ich eine ganze andere „Antwort“, hatte
Mutter die Frage überhört? So sprach sie einmal, als
ich sie auf eine „Correctio fraterna = brüderliche
Zurechtweisung“ ansprach, von den Namen der
MUTTERGOTTES, die mir in besonderer Weise zugeordnet
waren. Still schweigend hat sie mich auf die MUTTER
verwiesen. Ein anderes Mal war es ein Hinweis, wie
sehr der HERR von mir Behutsamkeit erwarte. Es war
wohl nur ein oder zweimal, dass ich etwas
aufzuschreiben hatte, was ich dann weitergegeben
habe. Die Mutter wurde stumm. Schwieg sie, weil wir
nicht mehr hörten?
Für uns war eine Türe zum HERRN hin zugefallen; doch
nicht einmal dies war uns recht bewusst geworden.
Ihr Schweigen war Gegengewicht zur fieberhaften
Aktivität der älteren Brüder in Rom: es ging um die
Restaurierung des Kreuzordens von Coimbra. Eines
Tages kam für eine Reihe von uns Brüdern und
Schwestern die Order, nach Portugal aufzubrechen, um
das Noviziat vorzubereiten. Der Abschied von Mutter
war schwer.

Mit dem Noviziat schien die Zeit gekommen, den
„Wildwuchs“ zu beschneiden, in dem wir aufgewachsen
waren. Es war dies übrigens ein Wort der Mutter im
Blick auf das erste Noviziat am Petersberg. Gab die
Kirche dazu nicht alle Handhabe? Es war beste
Absicht und bester Wille von P. Thomas, die Weisung
der Kirche für dieses Noviziat nach dem Buchstaben
zu erfüllen. Die Umstellung war für die Meisten von
uns krass, doch bald wurde dem größeren Teil das
Wohltuende einer Ordnung offenbar, die das oft
Sprunghafte, das wir vorher in der Führung erlebt
hatten, einzudämmen schien. P. Thomas meinte einmal
mir gegenüber: mit einem Bus kann man nicht so
scharf in die Kurven gehen! Die Erfahrung einer bis
ins Einzelne gefügten Ordnung, die er von den
Trappisten mitbrachte, war für mich eine neue
Erfahrung von Kirche. Weder im Heimatseminar noch in
Innsbruck im Canisianum bei den Jesuiten hatte ich
Ähnliches erlebt. Buchstabengetreu folgte P. Th. der
Weisung der Kirche. Dass auch das Gesetz noch kein
letzter Schutz gegen „Willkür“ bedeutet, sollten wir
später leidvoll erfahren.
Bald wurde für die Wenigen, die dem Engel schon ein
wenig näher gekommen waren, das Atmen schwieriger,
besonders als die ersten Pionierarbeiten zum Aufbau
des Hauses erledigt waren. Genau dies war auch der
Hinweis, der uns nach einiger Zeit vom Petersberg
kam: „Es fehlt an frischer Luft“! - nicht nur
standen wir durch strenge Ordnung wie unter
ständiger Aufsicht, es gab auch wenig Möglichkeit,
einmal entspannend an die frische Luft zu gehen.
Selbst der wöchentliche Ausflug, der oft wegen des
Regens ausfiel war in „Formation“. Dabei versuchte
der gute P. Thomas treu seiner Trappistenregel den
hl. Engel „mit einzubauen“. Sie sollten sich
nicht nur der Ordnung anpassen, sondern vor
allem auch uns dabei helfen. Wie schnell wird aus
dem Glauben eine praktische Ideologie, denn es ist
kein Zweifel, dass er in seiner Art an die Hilfe der
hl. Engel glaubte. Er wäre sonst nicht zu uns
gekommen und gegen alle später aufkommenden
Widerstände geblieben.
Auch wenn sich der hl. Engel in seiner Sendung in
unsere Ordnungen fügt, um uns durch sie näher zu
GOTT zu bringen, bleibt er doch abhängig vom höheren
Willen GOTTES, der nicht nur ein allgemeiner ist,
sondern auf Jeden von uns und seine besondere
Berufung schaut. Dies ist Gesetz für die hl. Engel:
die willensmäßige Bindung an GOTT, sie war von ihnen
in der Prüfung am Anfang der Zeit gefordert.
Im Grund war diese „Einordnung des Engels“ nur eine
„Variante“ der Beschneidung unseres „Wildwuchses“.
Hier war ein nach dem Buchstaben verstandenes
Gesetz, das nicht weniger unsere eigene Sicht und
unseren Eigenwillen zu decken hatte, eine
Engelideologie, die in unsere Pläne passte. Auch wir
Brüder hatten ja nicht als Erstes gelernt, auf
unseren eigenen hl. Engel zu hören.
Wer sich nicht von der äußeren Ordnung blenden ließ,
musste bald feststellen, dass die Spannungen von Tag
zu Tag stiegen, besonders als Br. Herrmann eines
Tages das verhüllte Wort des HERRN durch Mutter
durchgab: „Haarscharf vorbei!“ und bald danach durch
seinen Besuch schon am ersten Morgen einen Konflikt
mit dem Gesetz der Kirche auslöste, als er eine
zweite Messe feierte. Ich war naiv genug, ihn darauf
aufmerksam zu machen, welchen Regelungen wir
unterworfen seien und dass es wohl besser sei, sich
hier schweigend einzufügen, wie es auch uns
auferlegt war. Buchstabengetreu hatte ich mich
eingefügt, war es für mich nicht eine neue Erfahrung
von Kirche? Erst viel später wurde mir deutlich,
dass ich den hl. Engel im Bruder verletzt hatte.
Denn ihm war er gefolgt, als er von Mutter zu uns
geschickt wurde. Bald sollten wir erfahren, dass
schon hier das Noviziat auf ein Nebengeleis geraten
war. Denn was wollte uns ein Orden, in dem der Engel
nicht mehr der Führende sein konnte?

Die entsprechende Weihe wurde schon erwähnt. Das
Unverstandensein CHRISTII in dieser Zeit ist
Scheidung nicht nur im Werk, sondern bis in die
Mitte der Kirche hinein. Der „Humanismus“ deutscher
Prägung ist zu einem gefährlicheren Feind der Kirche
geworden als der Kommunismus und der Kapitalismus,
Extremformen des Humanismus. Es muss alles
menschlich erklärt werden, menschlich aufgehen:
letzte, giftigste Blüte des Rationalismus, der mit
der französischen Revolution als Geißel über Europa
und jetzt über die ganze Welt gekommen ist. Nur auf
diesem dunklen Hintergrund kann erahnt werden, was
das Unverstandsein CHRISTI bedeutet. In dieses
Unverstandensein, dem auch wir fremd gegenüber
standen, stand Mutter Gabriele allein. Auch wo sie
vom HERRN her noch wie durch Br. Herrmann Weisung
geben konnte, die Weisungen drangen nicht mehr
durch. Auch uns, Kindern dieser Zeit, dieser Kirche,
war der hl. Engel noch fremd, so sehr wir uns in Not
nach ihm ausstreckten. Diesen Konflikt hätten wir
zuerst in Postulat und Noviziat bei denen lösen
müssen, die als Berufene zu uns kamen. Wie sehr muss
unsere Berufung tiefer einsinken, um in allem
Umbruch dieser Zeit zu bestehen!
Unter allen heiligmässigen Tugenden der Mutter,
voran die Reinheit ihres Herzens, ihr Kindsein vor
GOTT, ihre abgrundtiefe Demut, ragt die Tapferkeit,
der Glauben dieser Frau hervor, die in der Gnade
GOTTES gewagt hat, den Schritt über die Schwelle der
sichtbaren Kirche in das unsichtbare, verkannte und
vom Bösen verzeichnete Reich der hl. Engel zu tun.
Hier lag wohl auch die Klippe für die Priester, die
sich um die Seelenführung der Mutter bemühten.
Musste ihnen von ihrer Ordensausbildung her nicht
der Auftrag des HERRN unbegreiflich erscheinen?
Mussten sie nicht für die Kirche und ihre Ordnungen
stehen, wie sie es gelernt und erfahren hatten. Wie
wenig war hier Platz für den hl. Engel, wie wir ihn
im Werk kennen lernen. Nur die Geheime Offenbarung
kann hier Licht geben.
Welche Anfechtungen
sie durchstehen musste, in der Angst, auf falschem
Wege zu sein, auch die ihr Anvertrauten auf diesen
Weg zu bringen. Es waren mit ihre größten Qualen,
die letztlich nur in der größeren Liebe zu GOTTES
ihre Lösung fanden. Sie hat mit den hl. Engeln einen
Weg in die Kirche gebahnt, der von uns nicht
weniger Tapferkeit verlangt, wenn wir dem Anruf
GOTTES folgen wollen. Nur im je eigenen Bekenntnis
kann die Offenbarung über die hl. Engel, wie sie in
den Schriften niedergelegt ist, fruchtbar werden.
Wenn wir in diese Richtung schauen, ist das Dekret
eine notwendige Zurechtweisung. Doch diese
Gegensätzlichkeit will angenommen und durch gelitten
sein in der Ölbergnot des HERRN um Seine Kirche.
Warum musste ER vom Engel gestärkt werden?
In allem Ringen um den Willen des VATERS war der
HERR als Mensch allein und wurde vom Feind wie ein
“Wurm“ zertreten: Zeugnis dafür ist seine blutige
Passion. Welcher Schatz der Gnaden in dieser
GOTTverlassenheit JESU für die Kirche verborgen
liegt, werden die kommenden Zeiten offenbaren. Eine
Kleine hl Therese durfte am Ende ihres Lebens in
diese Not eintreten.
Von
der Theologie wird sie mit dem Schlagwort: „GOTT ist
tot“ beantwortet. Im Erbarmen GOTTES sollen uns
durch MARIA die letzten Gnaden aus dem Kostbaren
Blut Seines SOHNES erschlossen werden.
Ein
wenig haben wir auch im Noviziat der Cruzios in
Sameiro die Gewalt des geistigen Kampfes um Werk und
Orden mitgemacht, deren Schwertspitze sich gegen das
Herz der Mutter richtete. Zwei jüngere Brüder haben
geistig durchgedreht, einer davon hat sich später
das Leben genommen, der zweite kommt nicht frei von
seinen Zwangsvorstellungen, bleibende Mahnung, in
welchen Kampf wir hinein gestellt sind. Die Mutter
hat in diesem Kampf ihr Leben hingegeben für den
Orden. Das anfängliche „haarscharf vorbei!“, das uns
als Mahnung getroffen hatte, hätte uns endlich
abgetrieben. Der Karfreitag 1978, als der Abt uns
besuchte, brachte das Todesurteil über den Versuch
der Brüder, das Anliegen des Werkes im Kreuzorden
unterzubringen. Die Kirche hatte das „Folium annexum“
(Anhang zum Dekret
der Restaurierung des Kreuzordens) als „conditio qua
non“ unterstrichen.
Noch an diesem Karfreitag kam die Nachricht, dass es
mit Mutter sehr schlecht stehe. Die Brüder seien
pausenlos im Einsatz mit Gebet, Segen und
Exorzismus. Wer wach war, wusste, was die Stunde
geschlagen hatte. Das Wenige, das ich vom Sterben
der Mutter gehört habe, weist hin auf den
apokalyptischen Kampf, der sich im Sterben der
Mutter abgespielt hatte. Vereinfachend gesagt: „alle
Fronten waren zusammengebrochen“. Sie starb wie im
Chaos dieses Zusammenbruches.
Vielleicht hat sich mir auch nach den wenigen
Berichten, die ich gehört hatte, betrachtend dieses
Bild geformt. Die Auferstehungsberichte in den
Evangelien atmen noch heute die Erschütterung über
den Kreuzestod JESU. Sie sind nicht Berichte von
Augenzeugen. Die einzigen Augenzeugen, die Wachen am
Grab, waren geblendet und sind wie tot umgefallen,
Die Auferstehungsberichte leben aus dem Licht von
Drüben. Sie warten darauf, in unserem je eigenen
Sterben erfahren zu werden. An der Gewalt dieses
größten Geschehens der Menschheitsgeschichte muss
alles Menschenmaß zu Schanden werden. Im Sterben der
Mutter ist „Letztes=Novissima“ vorausgenommen, wie
es der HERR der Mutter in den Jahren vor der
Gründung des Werkes hatte sehen lassen (vgl. das
Tb.6, von l948).
Mit Br. André durfte ich zum Begräbnis der Mutter
von Portugal nach Petersberg kommen. Wenn man das
Gesicht der Mutter im Sarg von vorne betrachtete,
konnte man aus ihm das „Mein GOTT warum hast DU mich
verlassen!“ herauslesen. Wenn man von hinten auf sie
schaute, leuchtete das „Es ist vollbracht auf“. In
dieser Gegensätzlichkeit ist ihr ganzes Leben
gestanden. Sie musste auch ihren Tod prägen. Wenn
der Orden nach dem Willen GOTTES werden soll, muss
er dieses Erbe mit tragen. Ich durfte damals, auf
und abgehend am Grab der Mutter, zum ersten Mal die
Tagebuchaufzeichnungen zum „Letzten Angesicht“
lesen, die in der ersten schweren Prüfung des Werkes
entstanden waren, als der Innsbrucker Bischof der
Mutter auftrug, jeden Gedanken an eine Neugründung
aufzugeben. Der Orden ist heute nach den Maßen der
Kirche anerkannt, trotz aller bleibenden
Verleumdung. Dass er das werde, was ihm der HERR
vorgegeben hat, bleibt in der Hand GOTTES.
Die Beerdigung von Mutter war in der folgenden
Passion am Freitag in der Sterbestunde des HERRN.
Ich weiß nicht, was mich veranlasste, in der Zelle
zu bleiben, am Boden ausgestreckt; wohl um mich von
nichts Äußerem ablenken zu lassen; so habe ich die
letzte Öffnung des Sarges nicht erlebt und auch die
Prozession zum Grab nicht mitgemacht. Erst nach drei
Uhr bin ich hinunter zum Grab gegangen. In meinem
Herzen war die Hoffnung: vielleicht finden wir
Brüder jetzt zusammen, wie die Apostel nach der
Katastrophe von Golgotha. Die Brüder kamen nicht
zusammen; war es das Bedürfnis, auszuruhen von der
unsagbaren Last des Kampfes, langsam wieder Boden zu
finden? Was im Anschluss an das Begräbnis der Mutter
nicht geschah, ist auch später nicht mehr zustande
gekommen. Wie notwendig wäre gewesen: alle eigenen
Vorhaben abzublasen, uns in die Stille
zurückzuziehen, auszuruhen, uns zu besinnen, zu
beten - unsere Schuld gemeinsam vor dem HERRN zu
bekennen. Es bleibt nachzuholen! Sind es Gedanken
eines Träumers? Die Zeit wird es weisen.

Wie sehr brauchen wir die Hilfe der hl. Engel, die
die erste schwere Prüfung am Anfang der Zeit
bestanden haben und im Blick auf ihre dem Bösen
anheim gefallenen Brüder besser wissen, worum es in
der Entscheidung für oder gegen GOTT geht!
Wir stehen an einem Neuanfang der an den Beginn der
Schöpfung erinnert:
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;
Gen1, 2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis
lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über
dem Wasser.
3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
4 Gott sah, daß das Licht gut war. Gott schied das
Licht von der Finsternis,
5 und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis
nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde
Morgen: erster Tag.
6 Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im
Wasser und scheide Wasser von Wasser.
7 Gott machte also das Gewölbe und schied das
Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb
des Gewölbes. So geschah es,
8 und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde
Abend, und es wurde Morgen: zweiter Tag.

·
Das
aufbrechende Chaos in und um uns wird immer
offenbarer. Doch wer wacht auf? Nicht mehr nur die
Trompeten der hl. Engel sind über uns ,sondern die
Zornschalen: die Reinigung hat begonnen. Wer nicht
aufschaut zum GEIST GOTTES, der auch jetzt über
allem Chaos schwebt und uns die hl. Engel zur Hilfe
schickt, wird in der Prüfung fallen.
·
GOTT
spricht auch heute das „Es werde Licht zu Jedem, der
noch einen Funken Licht der Sehnsucht in seiner
Seele brennen lässt. Er sendet uns Seine hl. Engel
zur Hilfe gegen die drohende Übermacht des Feindes,
sie werden unser armes Licht der Sehnsucht zum Feuer
für GOTT entzünden. In Einheit mit den hl. Engeln
werden wir siegen, doch diese Einheit will erst mit
unserem Schutzengel errungen werden, Tag für Tag und
Stunde für Stunde. Versäumen wir nicht, den Tag mit
dem hl. Engel zu beginnen, mit ihm den Kreuzweg des
Tages zu gehen und uns mit seiner Hilfe am Abend in
der Gewissenserforschung vor GOTT zu stellen.
·
Das
Gewölbe des zweiten Tages ist Scheidung durch das
KREUZ.. Die „Wasser unten“, das sind die in Erden –
und Sündenschwere dem Feind anheimfallen, das Wasser
oben sind die, mit den hl. Engel nach oben ziehen.
·
Erst am
dritten Tage wird der Boden unter uns wieder fest,
es offenbart sich vor denen, die durchgestanden
haben. „ein neuer Himmel und eine neue Erde! Das
Reich MARIENS wird noch auf Erden offenbar. Der
Feind ist gefesselt, GOTT ist mitten unter uns, in
uns – sollen die Menschen langsam hinaufwachsen in
das Himmlische Jerusalem, das uns entgegen kommt. So
darf die gereinigte Menschheit GOTT entgegen wachsen
in Einheit mit den hl. Engeln.
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