1879 starb
Bernadette, erschöpft und von ihren Krankheit ausgezehrt, an
Knochentuberkulose. Vier Jahrzehnte nach Bernadettes Ableben wurde anlässlich
ihrer Seligsprechung am 14. Juni 1925 ihr Grab geöffnet.
Dabei fand man ihren Leichnam unverwest vor, während
ihr Leichentuch vermodert und ihr Sterbekreuz verrostet
war. Heute ruht der unverweste Leichnam von Bernadette
in einem kostbaren Glasschrein der Kirche des Klosters
Saint-Gildard.
Heilige
Bernadette Soubirous (1844–1879) Sie wurde 1925 selig- und 1933
heiliggesprochen. Ihr Leichnam liegt unverwest in St.
Gildard, Nevers. und kann dort besucht werden. Fest: 16.
April in den Diözesen Tarbes-Lourdes und Nevers: 18.
Februar.
Lourdes
wurde zum berühmtesten Marien-Wallfahrtsort der Welt,
Hunderdtausende suchen hier Heilung. Dokumentiert sind bislang
über 6.000 medizinisch auffällige Heilungen, 2.000 davon von
Ärzten als unerklärlich eingestuft, 67 hat die katholische
Kirche nach eingehender Prüfung als Wunderheilungen anerkannt.
Siehe
Anerkannte
Wunderheilungen
Heilungen in Lourdes
Alleine in Lourdes zählt man bis heute
mehr als
10 000 Heilungen! - So hilft uns die Muttergottes! Das ist die
Katholische Kirche!
Hat es früher Epochen der
Wundersüchtigkeit gegeben, so ist die Gegenwart eher durch
Wunderskepsis, ja durch Wunderablehnung gekennzeichnet.
Nicht wenige
Menschen unserer Zeit sind der Auffassung, was sich nicht durch klare
Tests nachweisen lasse, müsse in das Reich der Legende, der
bigotten Phantastereien, des magisch-mirakulösen Denkens verwiesen
werden.
Heute von Lourdes sprechen, heißt, zu
Bernadette und ihren Marienerscheinungen wie zu jenen Wunderheilungen
Stellung nehmen, die sich seit 1858 bis auf den heutigen Tag dort
ereignen.
Es ist keineswegs das Urteil eines medizinisch
völlig unwissenden Laien, sondern die nüchterne Feststellung
eines Augenzeugen, des nichtkatholischen, amerikanischen Arztes Dr.
Alexis Carrell, der für seine Krebsforschungen 1931 den Nobelpreis
erhielt, in der es heißt: »Niemals werde ich das
erschütternde Erlebnis vergessen, als ich sah, wie ein
großes, krebsartiges Gewächs an der Hand eines Arbeiters vor
meinen Augen bis auf eine kleine Narbe zusammenschrumpfte; verstehen
kann ich es nicht, aber ich kann nicht bezweifeln, was ich mit meinen
eigenen Augen gesehen habe« (veröffentlicht in »The
American«, zitiert nach Wilhelm Schamoni, Das wahre Gesicht der
Heiligen. Leipzig 1938, 275). Alexis Carrell hat sich in zwei
lesenswerten Büchern zu Lourdes geäußert: » Das
Wunder von Lourdes« (Stuttgart 1951) und »Der Mensch, das
unbekannte Wesen« (ListBücher Nr. 45, 1955, 121f.).
Skepsis gegenüber den Ereignissen in
Lourdes
Angesichts der massiven Kampagne gegen die
Ereignisse und Heilungen in Lourdes, die mit publizistischem
Propagandaaufwand und in aller Öffentlichkeit von Leuten mit Rang
und Namen durchgeführt wurde, sah sich die Kirche gezwungen, alle
Informationen und Ereignisse, die mit Lourdes zusammenhingen, mit
größter Gewissenhaftigkeit von Fachleuten
überprüfen zu lassen und mit Zurückhaltung wie mit
peinlichster Genauigkeit und Sachlichkeit der Öffentlichkeit zu
unterbreiten.
Marienstatue vor
der Kirche
Vorderansicht
der Kirche von Lourdes
Live - Webcam der Lourdes Grotte
Die Heilungen in Lourdes im Urteil der
Mediziner
Die Kirche hat von Anfang an darauf
größten Wert gelegt, den nach Lourdes kommenden Kranken
nicht bloß eine gediegene Unterkunft zur Verfügung stellen,
sondern ihnen auch eine optimale ärztliche Betreuung zu geben. Man
kann es außerdem nicht klar genug herausstellen: Die Kirche hat
und wird sich jedes medizinischen Urteils bewußt enthalten. Die
Entscheidung über eine echte, medizinisch nicht erklärbare
Heilung kommt ausschließlich der Sachkompetenz des
Ärztebüros und dem Internationalen Medizinischen Komitee von
Lourdes bzw. dem von Fall zu Fall in Paris tagenden Internationalen
Ärztekomitee zu.
Sehr früh schon wurden Heilungen in
Lourdes durch Mediziner geprüft. Seit 1859 war Professor Vergez
von der Medizinischen Fakultät der Universität Montpellier
mit der Prüfung von Heilungen (bis zu seinem Tod 1886)
befaßt. 1905 ließ Papst Pius X. durch seinen
persönlichen Arzt Dr. med. Lapponi dem damaligen Leiter des
Ärztebüros von Lourdes Dr. Boissarie den Wunsch vortragen,
die auffallendsten Heilungen einem medizinischen Untersuchungsverfahren
zu unterwerfen, um Unterlagen für ein wissenschaftliches und
religiöses Studium und für die kirchliche Urteilsfindung der
daran interessierten Diözesen zur Verfügung zu stellen.
Das Ärztebüro von Lourdes ist an
zwei verschiedenen Orten untergebracht. Das Sekretariat befindet sich
in den Räumen unter der Rosenkranz-Esplanade. Dort ist das Archiv,
in dem alle, seit 1883 vom Ärztebüro von Lourdes angelegten
Akten aufbewahrt werden. In diesem Sekretariat liegt auch das
Verzeichnis der Internationalen Ärzte-Vereinigung von Lourdes (A.M.I.L. = Association Medicale Internationale de Lourdes) auf, der
gegenwärtig mehr als 10.000 Ärzte aus allen Ländern der
Welt angehören. Ein zweiter Teil des Ärztebüros von
Lourdes die sogenannten »neuen Räume« - ist im
Erdgeschoß des »Obdachs der Pilger« (Abri des pelerins) untergebracht. Dort befinden sich Untersuchungssäle und
auch ein Vortragsraum sowie eine große Bibliothek mit
medizinischen Werken und Büchern über Lourdes aus der ganzen
Welt.
Erste Kontroll und Entscheidungsinstanz
ist das Ärztebüro von Lourdes. Nach einer Heilung wird der
Geheilte dem Ärztebüro vorgestellt. Die in Lourdes gerade
anwesenden Ärzte werden über Zeit und Stunde der Untersuchung
unterrichtet und dazu eingeladen. Auch nichtkatholische, selbst
atheistische Ärzte haben zu diesen Untersuchungen Zutritt. Die
geheilte Person muß sich nach einem Jahr erneut zur Untersuchung
stellen und vielfach auch noch in den folgenden Jahren, um zur
Gewißheit einer definitiven Heilung zu gelangen.
Es hat sich als Regel eingespielt, daß
der Internationalen Ärzte-Vereinigung erst dann eine Heilung zur
Weiterprüfung unterbreitet wird, wenn vorher im
Ärztebüro von Lourdes mit Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden
Ärzte das Prädikat der medizinischen Unerklärbarkeit
ausgesprochen wurde. Der langjährige Präsident (1959-1971)
des Ärztebüros von Lourdes, Dr. Alphoriso Olivieri, aus
dessen Hand das 1973 im Pattloch Verlag erschienene Buch »Gibt es
noch Wunder in Lourdes ? Achtzehn Fälle von Heilungen (1950
1969)« stammt, legt auf den Hinweis besonderen Wert,
»daß wir vor einer bischöflichen Entscheidung
über eine Heilung niemals das Wort » Wunder«
gebrauchen«.
Neben dem Ärztebüro von Lourdes, der
ersten Untersuchungsinstanz, gibt es seit 1947 (zunächst
»nationales«) und seit 1951 ein internationales
Medizinisches Komitee von Lourdes, dem die Aufgabe der zweiten
Untersuchungsinstanz zukommt.
Erst wenn beide Instanzen - das
Ärztebüro von Lourdes und auch das Internationale
Medizinische Komitee von Lourdes nach gewissenhaften, meist
jahrelangen Untersuchungen zu dem Ergebnis: »Medizinisch
unerklärbar« gekommen sind, wird das Aktenstück
über eine Heilung der kirchlichen Autorität vorgelegt.
Es steht jeweils jenem Bischof diese
Entscheidung zu, in dessen Diözese der Geheilte lebt. Der
kirchliche Entscheidungsprozeß endet mit der Entscheidung des
Diözesanbischofs, der für seine Urteilsbildung eine
kanonische Kommission (in die auch medizinische Fachleute berufen
werden) einsetzt.
Vorgeschichte
Orgininalaufnahme
Bernadette an der Grotte
Orgininalaufnahme
Bernadette als Nonne in Nevers
Die
heilige Bernadette Soubirous wurde am 7. Januar 1844 in
Lourdes geboren. Ältestes
von sechs Kindern, war Tochter eines armen Müllers,
aufgewachsen in einer alten, dunklen und feuchten Mühle, einem
ausgedienten Gefängnis, wo sie sich vermutlich das Asthmaleiden
zuzog, das sie ihr Leben lang plagte.
Sechs Tage
vor ihrem 14. Geburtstag hatte Bernadette beim Holzsammeln im Wald zum
erstenmal die Vision, die sich im folgenden halben Jahr noch 17 Mal
wiederholen sollte: Ihr erschein in der wenige Meter von ihrem
Elternhaus entfernten Grotte Massabielle eine weibliche Gestalt von
großer Schönheit in einer goldschimmernden Wolke. Die
"Dame", wie Bernadette sie bewundernd-ehrfurchtsvoll nannte, die sich
später als die Jungfrau Maria zu erkennen gab, forderte Bernadette
zum Bau einer Kirche an der Grotte und zur Abhaltung von Prozessionen
zu diesem Ort auf. In einer zweiten Erscheinung 14 Tage später
forderte die "Dame" Bernadette zum Trinken aus der Grotte auf. Es war
aber kein Wasser zu sehen; Bernadette kratzte etwas Erde weg,
plötzlich entsprang der Stelle klares Wasser. Maria offenbarte ihr
die Heilkraft der Quelle. Ein erblindeter Mann fand tatsächlich
sein Augenlicht wieder, die Nachricht von der Heilkraft des Wassers
verbreitete sich rasch. Am 16. Juli 1858 erlebte Bernadette die letzte
Erscheinung, bei der sich Maria - vier Jahre nach Verkündigung des
entsprechenden Dogmas durch Papst Pius IX. - als die "unbefleckt
Empfangene" zu erkennen gab. Im selben Jahr gab es das erste von
bislang 66 von der katholischen Kirche anerkannten Heilungswundern:
Catherine Latapie Chourat tauchte ihren gelähmten Arm in die
Quelle und zog ihn geheilt wieder heraus.
Schon 1862
bestätigte die katholische Kirche die Echtheit der Visionen,
Lourdes entwickelte sich rasch zu einem der bedeutendsten katholischen
Wallfahrtsorte. Bernadette hatte Misstrauen, Unverständnis und
Anfeindungen, zudem ihre schwere Krankheiten zu ertragen. Die Presse
nannte sie eine hysterische Person, zweifelte an ihrer
Glaubwürdigkeit, selbst der berühmte Schriftsteller Emile
Zola bekundete sein Mißtrauen. Um sich vor Neugier,
Belästigungen und Aufdringlichkeiten zu verbergen, verließ
Bernadette 1866 ihre Heimat und schloss sich den Barmherzigen
Schwestern in Nevers an; 1867 legte sie ihre Klosterversprechen ab und
erhielt den Ordensnamen Marie Bernard. Auch im Kloster wurde sie immer
wieder gedemütigt und erniedrigt, doch alle Enttäuschungen
konnten sie nicht von der Liebe zu jener "Dame" abbringen. Einer ihrer
Mitschwester stellte Bernadette die Frage: "Was tut man mit einem
Besen?" "Man kehrt mit ihm." "Und anschließend?" "Man stellt ihn
hinter die Tür in die Ecke." "Eben! Das ist meine Geschichte.
Maria hat mich benutzt und nun in die Ecke gestellt. Das ist mein
Platz." Im Kloster durfte über ihre Vergangenheit nicht gesprochen
werden.
1879 starb
Bernadette, erschöpft und von ihren Krankheit ausgezehrt, an
Knochentuberkulose. Vier Jahrzehnte nach Bernadettes Ableben wurde anlässlich
ihrer Seligsprechung am 14. Juni 1925 ihr Grab geöffnet.
Dabei fand man ihren Leichnam unverwest vor, während
ihr Leichentuch vermodert und ihr Sterbekreuz verrostet
war. Heute ruht der unverweste Leichnam von Bernadette
in einem kostbaren Glasschrein der Kirche des Klosters
Saint-Gildard.
Bernadette
wurde 1925 selig gesprochen, heilig gesprochen wurde sie
1933 von Papst Pius XI.
Die
großen Tage der heiligen Seherin
Die erste Erscheinung
Gehen wir zurück in
das Jahr 1858. Gottes Ewigkeit kennt kein Gestern. Vor
ihm ist alles Heute: die großen Ereignisse der
Weltenwende vor 1900 Jahren -- und dann achtzehn und ein
halbes Jahrhundert später, was sich in Lourdes zutrug,
als es noch nicht so aussah wie jetzt -- als die grauen
Felsen mit ihren phantastischen Höhlen ernst und einsam
herüberschauten zum Gavefluß, über den Mühlbach hin, der
da vorüberplätscherte... Wir sollen das Vergangene
wiedererleben -- aber nicht mit der Phantasie allein! Im
Reich der Gnade heißt "Gedächtnis feiern" nicht etwa nur
an ein geschichtliches Ereignis zurückdenken und
bestimmte Daten durch äußeres Gepräge hervorheben. Was
für Gott Heute ist, werde es in dem Sinne auch für uns,
daß unser neubelebter Glaube die Gnaden von damals
gleichsam wieder flüssig macht. Gott ist unveränderlich
und seine Liebe bleibt sich immer gleich. Wenn wir die
Ereignisse von Lourdes an unserm Geiste vorüberziehen
lassen und dabei beten und lernen, dann mag so mancher
aus uns Ähnliches und mehr empfangen, als wäre er in
jenen Gnadentagen dabei gewesen...
Es ist der 11. Februar
1858. Ein trüber Wintertag, an dem vereinzelt
Regentropfen fallen. Drei Mädchen gehen miteinander zum
Holzlesen. Die eine von ihnen ist Bernadette Soubirous.
Damals war sie außer dem Bereiche ihres Heimatortes
Lourdes und des Dorfes Bartrès, wo sie eine Zeit lang
als Pflegetochter und Schafhirtin gelebt hatte, ganz
unbekannt. -- Ein seichter Bach trennt die Kinder noch
von dem Felsen von Massabielle, einer Stelle, die ihnen
guten Fund an dürrem Holz verspricht. Die beiden andern,
gesund und kräftig, schlüpfen furchtlos aus den
Holzschuhen, durchwaten das winterlich kalte Wasser und
machen sich drüben eifrig ans Aufsammeln. Bernadette,
zart und zu Erkältung gerneigt, steht unschlüssig da.
Ihre Bitte, sie hinüberzutragen, bleibt unerfüllt; so
bleibt ihr nichts übrig, als die Strümpfe, die sie zum
Unterschied von den andern ihrer Kränklichkeit wegen
trägt, auszuziehen und dann dem Beispiel der
Gefährtinnen zu folgen.
War der Entschluß zur
Selbstüberwindung, der in diesem Akt lag, und die fast
selbstverständliche Hinnahme der kleinen Demütigung der
letzte Anstoß, der den Gnadenblick der demutsvollen Magd
des Herrn auf sie herabzog? Hätte sie gezürnt oder sich
dem, was der Natur peinlich war, entzogen, vielleicht
hätte der Erguß des göttlichen Gnadenstromes, der sie zu
überfluten bereitstand, sich noch verzögert... Wir
wissen nicht, was von kleinen und kleinsten Akten der
Treue für uns abhängen kann. Bei den meisten aus uns hat
sich durch mangelnde Mitwirkung mit der Gnade eine
Gewohnheit des Sich-Nachgebens gebildet, deren wir uns
kaum bewußt sind, sowie eine Art Unfähigkeit, die sich
uns bietenden Opfergelegenheiten zu bemerken oder, falls
je bemerkt, mit raschem Entschluß zu ergreifen. Können
wir ermessen, wie vieler Gnaden wir uns dadurch schon
beraubt haben?
Ein Geräusch, wie wenn
auf einmal ein Sturmwind über das Land fegt!... Wir
denken unwillkürlich an das erste Pfingsten, da
plötzlich "vom Himmel herab ein Brausen entstand, gleich
dem eines daherfahrenden gewaltigen Windes"... (Apost.
2. 2.) Der Heilige Geist kündet das Kommen seiner
Braut an.
Bernadette versteht
die Stimme nicht; sie staunt nur, woher der Laut kommt,
da doch alle Bäume still und unbeweglich stehen. Ein
zweites Mal wiederholt sich das Brausen. Nichts rührt
sich, als nur ein wilder Rosenzweig, der von der
fensterähnlichen Felsennische dort oben herabhängt und
sich nun bewegt, als würde er vom Winde geschüttelt. Sie
schaut hin, und -- !
Ein wunderbares Licht,
wie das Kind noch keines gesehen, ein zauberischer
Glanz, der die Augen fesselt, ohne zu blenden. Und
inmitten des Glanzes -- eine Frauengestalt...
Was sie da gesehen,
hat Bernadette später hundert- und tausendmal
beschreiben müssen. Nie hat sie sich widersprochen oder
etwas hinzugefügt. Am besten hat wohl H. Lasserre das,
was sie schilderte, in einem Gesamtbild wiedergegeben.
"Die
Erscheinung",
so schreibt er, "hatte
nichts Unbestimmtes oder Nebelhaftes... Lebende
Wirklichkeit, ein menschlicher Körper, anscheinend
greifbar wie unser Fleisch, unterschied sie sich von
einer gewöhnlichen Frauengestalt nur durch den
Strahlenkranz und die himmlische Schönheit. Sie war von
mittlerer Größe, jung und voll Anmut, als ob sie kaum
zwanzig Jahre zähle, und dieser sonst so flüchtigen
Jugendfrische war der Stempel ewiger Dauer aufgedrückt.
Noch mehr, es vereinigten sich in ihren himmlischen
Zügen gewissermaßen die einzelnen Schönheiten aller vier
Jahreszeiten des menschlichen Lebens, ohne jedoch deren
Harmonie zu stören. Die unschuldige Offenheit des
Kindes, die makellose Reinheit der Jungfrau, der milde
Ernst des reifenden Alters und eine Weisheit, die alles
Wissen verflossener Jahrhunderte überragt, waren, ohne
sich gegenseitig zu verdunkeln, in diesem wunderbar
schönen Frauenantlitze verschmolzen.
Die Regelmäßigkeit und
ideale Reinheit ihrer Züge entzieht sich jeder
Beschreibung. Die ovale Form ihres Gesichtes war von
unendlicher Anmut, die Augen blau und von einer Milde,
vor welcher das Herz eines jeden, der hineingeschaut,
hätte zerfließen müssen. Die Lippen atmeten Güte und
göttliches Wohlwollen; auf der Stirne thronte die
höchste Weisheit, d.h. die Kenntnis aller Dinge, vereint
mit einer Tugend ohne Grenzen.
Ihre Kleidung war weiß
wie der fleckenlose Schnee der Berge, und in ihrer
Einfachheit herrlicher als das Gewand Salomos in seiner
Pracht. Das lange, schleppende Kleid der hehren Frau,
das in züchtigen Falten herniederfloß, ließ ihre
jungfräulich zarten Füße, die auf dem Felsen ruhten und
die Zweige des Rosenstrauches leicht berührten,
unbedeckt. Um ihre Hüften schlang sich ein himmelblauer
Gürtel, der mit seinen langen Enden fast ihre Fußspitzen
berührte. Von ihrem Haupte wallte ein faltenreicher,
weißer Schleier hernieder, der die Schultern und den
oberen Teil der Arme umhüllte und hinten fast bis auf
den Saum des Kleides herabfiel.
Weder Ringe noch
Halsband, weder Diadem noch sonstiges Geschmeide: nichts
von all jenem Zierat, womit die weibliche Eitelkeit sich
zu schmücken pflegt! -- Sie hielt in ihren andächtig
gefalteten Händen einen Rosenkranz, dessen milchweiße
Körner, an einer goldene Kette gereiht, durch ihre
zarten Finger glitten..."
Die Stunde kommt --
Gott kennt sie! -- da auch wir nicht nur im Geiste und
in der Phantasie, sondern mit eigenen Augen "schauen
werden und überströmen" (Is. 60. 4), da wir nicht nur
das schönste aller Geschöpfe sehen werden von Gottes
Glanz umstrahlt, sondern den Schöpfer selbst, von dem
auch ihre Glorie nur ein Widerschein, ein schwacher
Strahl ist. "Und ich werde gesättigt werden, wenn
sichtbar wird deine Herrlichkeit..." (Ps. 16, 15.)
Was empfand die kleine
Seherin, als ihr zum erstenmal das Übernatürliche
greifbar, lebendig gegenübersteht? -- Zunächst Schrecken
-- dann Trost: eines der sicheren Zeichen, wodurch nach
der Lehre der Theologen Erscheinungen göttlichen
Ursprungs sich von solchen, bei denen der Teufel im
Spiel ist, unterscheiden. -- War es der Schutzengel, der
der Schauenden eingab, in die Knie zu sinken und nach
ihrem Rosenkranz zu greifen? ... Ein Zeichen der
Zustimmung von seiten der holdselig lächelnden
Lichtgestalt -- ja, sie macht sogar das heilige
Kreuzeszeichen zuerst und läßt gleichzeitig mit dem
betenden Kinde die Perlen weitergleiten; nur beim "Ehre
sei dem Vater" bewegen sich mitsprechend ihre Lippen...
Mit Maria die
allerheiligste Dreifaltigkeit lobpreisen dürfen, ihr zu
Füßen, vor ihren Augen die 50 Ave sprechen, zusehen, wie
sie selbst die Perlen ihres Rosenkranzes berührt und
dadurch ihr Wohlgefallen an dieser Gebetsweise kundgibt
-- welch seliges Glück, das heiliger Kindeseinfalt
zuteil geworden!... Wir brauchen sie nicht zu beneiden.
Schließen wir die Augen und überzeugen wir uns recht
lebhaft, daß die himmlische Mutter ein jedes andächtige,
an sie gerichtete Gebet ebenso freudig lauschend
entgegennimmt. Verbinden wir mit diesem Glauben das
frohe Vertrauen, daß Maria unsere so oft wiederholten
Akte gänzlicher Hingabe an sie wohlgefällig angehört hat
und darum all unsere Werke und Gebete in ihren reinen
Händen Gott aufopfert --- und siehe, wir sind ebenso
glücklich wie Bernadette! Freilich schauen wir Maria
nicht leiblich, aber selbstlose Liebe freut sich, je
größer das Opfer ist, das sie durch ihren reinen Glauben
bringt.
Als Bernadette den
Rosenkranz beendet hatte, verschwand die Erscheinung.
Wohl 20 Minuten mochte das entzückte Schauen gewährt
haben. Die anderen Mädchen kommen mit Reisig beladen
zurück, etwas verwundert, die Zurückgebliebene im Gebete
zu finden. Diese durchwatet jetzt das Wasser, um sich
den beiden anderen anzuschließen, die ihr Holz
zusammenbinden, bevor sie sich auf den Heimweg machen.
Jetzt dünkt sie das Wasser ganz warm. Ist ein Herz voll
von Himmelsglück, wie geht es dann so spielend über
Erdenschwierigkeiten hinweg!
Wir wären wohl gerne
den Weg mitgegangen zu Bernadettes armem Elternhaus und
hätten von ihren zögernden Lippen den allerersten
Bericht vernommen, den das inständige Bitten der beiden
Weggefährtinnen ihr abgerungen... Sie hatten aus
Bernadettes Benehmen und Andeutungen ja schon bemerkt,
daß etwas ganz Außerordentliches vorgefallen war. Die
Mädchen schenkten ihr Glauben -- doch die Mutter daheim
nannte das Vorkommnis Täuschung und verbot der Tochter,
nach dem Felsen zurückzukehren.
Weitere Erscheinungen (1.)
Wenn Gott etwas will,
erreicht er seine Absicht, mag auch der Menschen
Freiheit, die er allzeit respektiert, ihm zuerst die
Hände zu binden scheinen. Bernadettes stilles Heimweh
nach der Grotte und die Bitten, mit denen ihre ältere
Schwester und deren Freundin ihre heißen Wünsche
unterstützten, bewogen die Mutter zur Nachgiebigkeit.
Mit ihrer Erlaubnis kniet die kleine Seherin am
Nachmittag des Sonntags, der auf den Donnerstag der
ersten Erscheinung folgte, wieder vor dem
geheimnisvollen Felsen, von einem Kreis neugieriger
junger Mädchen umgeben. Man hatte ihr geraten,
Weihwasser zu sprengen, um zu erproben, ob das, was sie
sah, von Gott oder vom Teufel komme... "Sie ist nicht
böse..." sagt Bernadette zu den Umstehenden. "Sie nickt
zustimmend und lächelt uns alle an!"
Wieder ein paar Tage,
an denen die Angst, ihr Kind dennoch getäuscht zu sehen,
die Mutter zur ersten Strenge zurückkehren läßt. -- "Du
machst ja unsere ganze Familie zum Spott der Leute!" --
Diesmal bedient sich Gott zweier frommer Frauen, die das
Amt der Fürbitterinnen übernehmen. Nicht ohne Erfolg! In
ihrer Begleitung eilt Bernadette beim ersten
Morgengrauen des darauffolgenden Donnerstags trotz ihres
Asthmas geflügelten Fußes dem Orte ihrer Sehnsucht zu.
Die beiden andern können ihr kaum folgen. Die eine der
Frauen hat eine geweihte Kerze mitgebracht. Zum
erstenmal brennt Licht zu Gottes und Mariens Ehre an
jenem Ort, der einst im Glanze von so vielen Tausenden
von Kerzen erstrahlen sollte...
Und nun beginnt, was
wir den gottgewollten Kampf zwischen Wahrheit und
Zweifel nennen können, jene Reihe von Tagen, die die
Übernatur hereinragte in die Welt des Sichtbaren, und
die Menschen mit Recht erst den Beweis der Tatsachen
abwarteten, um dem, was nur eine einzelne schaute, auch
ihrerseits den freudigen Glauben nicht zu verweigern.
Für das schlichte Hirtenkind, das kaum erst lesen
gelernt, das in pyrenäischer Mundart sprach und keine
andere Gebete als die im Rosenkranz enthaltenen kannte,
stand tatsächlich in jenen seligen Tagen der Himmel
offen. Wieder und wieder sah sie den Lichtglanz
aufstrahlen, der stets die Ankunft der erhabenen Frau
ankündigte; wieder und wieder ward sie vertrauter
Zwiesprache mit ihr gewürdigt.
Geheimnisse hat die
Königin des Himmels dem Kinde verraten, wie man es sonst
unter Freundinnen tut; gebeten hat sie so, als handelte
es sich um eine ihr zu erweisende Gefälligkeit, daß ihre
kleine Vertraute sich 14 Tage hindurch täglich an der
Grotte einfinden möchte. Die erhabene Frau ist fast aus
der Nische herausgetreten, um sich ihr zu nähern; sie
hat an dem Tage, da ein treues Marienkind in Bernadettes
Nähe kniete, auch diese voll Liebe angeschaut und auf
die Frage, ob die beiden Frauen, die damals zuerst
Bernadette begleitet, auch weiterhin mitkommen dürften,
zur Antwort gegeben: "Sie mögen mit dir kommen, sie und
noch andere; ich wünsche viele Leute hier zu sehen!"
Sie hat aber auch
einen undurchdringlichen Schleier von Würde und Majestät
um sich gezogen, die das in Sünden geborene Adamskind
vor ihr mit der Stirne in den Staub zwang. Trotz
wiederholter Bitte, ihren Namen zu nennen, ward dem
Kinde wochenlang die Antwort verweigert. Es ist auch
vorgekommen, daß im Verlauf der 14 Tage die erhabene
Königin vergeblich auf ihr Erscheinen warten ließ. Und
dies, obgleich die Kleine, allen Hindernissen zum Trotz,
gehorsam sich eingefunden hatte, und auch sonst alle
Voraussetzungen zur Erfüllung ihres heißen Sehnens
gegeben waren. -- Das Lächeln der Verklärung konnte sich
auch zeitweise in einen Ausdruck tiefster Traurigkeit
verwandeln, wie dies besonders bei zwei Gelegenheiten
der Fall war.
Da war ein Tag, an dem
die Zuschauer Tränen über Bernadettes Gesicht rinnen
sahen und auf ihre Frage nach deren Grund den Aufschluß
erhielten: die "Dame" habe sich eine Zeitlang weggewandt
von ihr und, wie in einem Augenblick die ganze Erde
überschauend, auf die Frage, was sie betrübe,
geantwortet: "Bete für die Sünder!" Drei Tage später war
es wieder eine Wolke der Traurigkeit, die sich auf das
bisher verklärte Geischt der kleinen Seherin
niedersenkte. Den Zuschauern schien, als lausche sie
nach dem Felsen hin. Wie nach Vernehmen einer
Trauerbotschaft sahen sie, daß Bernadette schmerzvoll
ihre Arme sinken ließ. Dabei flossen ihr reiche Tränen
über die Wangen. In tiefdemütiger Stellung stieg sie
alsdann den Abhang bis zur Grotte empor, bei jedem
Schritt den Boden küssend. Vor dem Rosenstrauch
angekommen, verbeugte sie sich abermals; den Kopf zur
fensterähnlichen Öffnung erhoben, schien sie einen
geheimnisvollen Befehl entgegenzunehmen. Danach wandte
sie sich, das Antlitz noch in Tränen, den Versammmelten
zu und wiederholte dreimal mit von Schluchzen erstickter
Stimme: "Buße! Buße! Buße!"
Ohne jeden Zweifel war
es die Wiederholung dessen, was sie eben von Mariens
Lippen vernommen -- die Mahnung, den einzigen
Rettungsanker zu ergreifen, der die sündenbeladene Welt
vor dem Untergang bewahren kann. Gott tat in seiner
Barmherzigkeit das Äußerste, indem er als Erwiderung und
Bestätigung der 4 Jahre vorher erfolgten Dogmatisierung
der Unbefleckten Empfängnis die hehre Königin selbst zur
Erde herniedersteigen ließ, um den Sündern ein
Mutterherz und durch sie leichten Zutritt auch zu seinem
Herzen zu erschließen. Die Menschen sollten aber auch
erkennen und zugestehen, daß sie seinen Zorn auf sich
geladen hatten. Sie sollten lernen, sich tief, tief zu
beugen, gleichsam dem Erdboden zu danken, daß er sie
noch trage und nähre. Sie sollten freiwillig Strafe und
Sühne auf sich nehmen, um den zur Züchtigung erhobenen
Arm der göttlichen Gerechtigkeit zurückzuhalten. Als
Lohn ständen Ströme der Barmherzigkeit bereit, sich über
die gedemütigten, reuigen Gotteskinder auszugießen. Das
also war es, was Bernadettes äußere Zeichen der
Zerknirschung, ihr Sich-Fortbewegen auf den Knien, ihr
häufiges Bodenküssen und ihre Mahnung zur Buße sagen
sollten!
Und dasselbe war es
auch, was die große Stunde der bedeutungsvollen
Erscheinung vom 25. Februar predigte. Tief enttäuscht
kehrten an jenem Donnerstag viele der Zuschauer, die
bisher mit so viel Rührung die ekstatisch verklärten
Züge der kleinen Seherin angestaunt, von der Grotte
zurück. Sie glaubten, das Mädchen habe den Verstand
verloren... Hatte sie doch angefangen, in einer Ecke der
Höhle niedergekauert, mit ihren Fingern den Boden
aufzukratzen -- hatte eine schlammige Flüssigkeit, die
sich unter ihren Händen zu zeigen begonnen, an den Mund
geführt, ja, sich sogar das Gesicht damit gewaschen;
schließlich hatte sie noch von dem Unkraut gegessen, das
da aus dem felsigen Boden sproßte...
Arme kleine
Bernadette! Das war die große Probe deiner
selbstvergessenden Einfalt -- und du hast sie glänzend
bestanden! Du hast nicht daran gedacht, was die Menschen
sagen würden, sondern nur, was die hohe Dame, als deren
geringe Magd du dich fühltest, von dir begehrte. Du hast
ihr geglaubt, als sie von einer "Quelle" sprach, obschon
du nur Felsen und steinigen Boden erblicktest. Du hast
trotz des natürlichen Widerwillens von dem so trüben,
schlammigen Naß "getrunken", hast dich "gewaschen" mit
dem, was natürlicherweise nur beflecken konnte, und hast
"gegessen", was du vorher nicht für eßbar gehalten. Und
hernach zum gewöhnlichen Zustand zurückgekehrt, bist du
nach Hause gegangen mit denen, die dich wie immer
ausfragten und hast ihnen kindlich und einfach
Rechenschaft gegeben von dem, was dich die "Dame"
geheißen.
O wir stolze und
ungeduldige Erwachsene! Ist auch nur ein einziger unter
uns, der nicht in die Schule gehen müßte bei diesem
Kinde, das der Heilige Geist in seiner Weisheit
unterrichtet hatte? -- Gottes Weisheit ist nicht wie die
der Menschen. Ihr Urquell ist die Wahrheit, ihr Handeln
Gerechtigkeit. Was liegt daran, wenn wir nicht einsehen,
wenn Menschenurteil uns mißversteht! Möge nur allezeit
und in allem bis ins Kleinste der heilige Wille Gottes
geschehen! Was Gott wünscht und verfügt, kann nicht
sinn- und zwecklos sein; die Folge wird es jeweils
zeigen, und sei es auch erst nach längerer Probefrist.
Wahre Demut kann warten...
Hier brauchte es kaum
einen Tag, und schon rechtfertigten die Ereignisse
Bernadettes mißverstandenes Benehmen. Bereits am
Nachmittag fanden einzelne Besucher zu ihrer
Überraschung, daß sich ein kleines Wasserbändchen, etwa
so dick wie ein Finger, von der Grotte zum Gave
schlängelte. Schon hatte das geringfügige Wässerlein
sein bestimmtes, genau nachweisbares Rinnsal gefunden.
Und gerade von jenem Punkte ging diese Wasserader aus,
an dem vor etlichen Stunden Bernadette die Erde
aufgegraben hatte. Die Quelle wuchs von Stunde zu
Stunde. "Zuerst infolge ihres gewaltsamen Durchbruches
durch die Erdschichten noch etwas schlammig, wurde sie
nach Verlauf einiger Tage hell und klar. Von nun an
sprudelte sie immer gleichmäßig in einem Wasserstrahle,
der fast die Stärke eines Kinderarmes hatte, aus der
Erde hervor."
Und dies Wasser
"heilte die Kranken, von was immer für einer Krankheit
sie behaftet sein mochten" (Joh. 5. 4). Es war kein
Zufall (für den gläubigen Menschen gibt es dies ja
überhaupt nicht!), daß gerade am Tag, der auf die
Entdeckung der wunderbaren Quelle folgte, in allen
Messen das Evangelium, das vom Bethesdateich erzählt,
verlesen wurde. -- Am gleichen Tag wirkte Gott durch das
Segenswasser, das Mariens Fürbitte der Welt schenkte,
das erste Wunder! Der seit 20 Jahren schwer
augenleidende, später fast gänzlich erblindete Bouriette
ließ sich in himmelanstürmendem Vertrauen ein Glas von
dem noch trüben Quellwasser bringen, wusch das so lang
erkrankte Auge, wusch es wieder und wieder -- und ward
sehend.
Am Abend kamen die
Standesgenossen des Geheilten -- er war Steinbrecher --
und gruben ein Sammelbassin für das Grottenwasser,
richteten ein hölzernes Rinnsal zurecht, damit das immer
stärker anschwellende Bächlein einen Abfluß in den Gave
finde und stellten am steilen Felsen einen möglichst
sicheren Serpentinenpfad her, damit man ohne Beschwerde
den Ort der Gnade erreichen könne. Niemand hatte sie
dazu beauftragt. "Die allerseligste Jungfrau wird uns
schon bezahlen!"... Am selben Abend hat auch, ganz dem
Impuls des begeisterten Volkes entsprungen, die erste
Lichterprozession stattgefunden, der nun so viele, viele
in all den Jahren folgen sollten.
Weitere Erscheinungen (2.)
Wie wir überall in der
Schöpfung bemerken, wachsen Gottes Werke langsam aber
stetig, mit größter Zielsicherheit, trotz Anwendung
unscheinbarer Mittel. Das erkennen wir auch in den
Ereignissen von Lourdes, wenn wir die ganze Serie der
Erscheinungen überschauen bis zum Ende der von der
Himmelskönigin begehrten 14 Tage.
Kehren wir nochmals
zum Sonntag, dem 14. Februar, zurück. Mit ein paar
Freundinnen, die der widerstrebenden Mutter die
Erlaubnis abgebettelt hatten, ist Bernadette, ihr
Weihwasserfläschchen in der Hand, zur Grotte gekommen.
Eine noch größere Freundlichkeit auf den Zügen der
himmlischen Erscheinung war die Wirkung der kindlichen
Probe. Ganz entzückt und hingerissen von der Schönheit
der überirdischen Lichtgestalt gerät Bernadette in eine
Ekstase, die sie aller Bewegungsfreiheit beraubt, so daß
ein herbeigerufener Müllerssohn sie vom Ort der Gnaden
wegbringen mußte.
Erst vier Tage später
ist Bernadettes Mutter soweit umgestimmt, daß sie ihr
Kind in Begleitung verläßlicher älterer Freundinnen
wieder zum geheimnisvollen Felsen gehen läßt. Tinte und
Papier haben sie diesmal mitgenommen, damit die
Erscheinung, die ja auch eine Seele aus dem Fegfeuer
sein konnte, ihre Wünsche niederschreibe... Die kleine
Seherin ist heute ihrer Sinne völlig mächtig und
vernimmt selig trunken die ersten Worte von der
Gottesmutter Lippen: "Was ich dir zu sagen habe, brauche
ich dir nicht aufzuschreiben"... dann die Bitte, durch
14 Tage wiederzukommen und schließlich die bekannte
Verheißung: "Ich werde dich glücklich machen, aber nicht
in dieser Welt!"
Am folgenden Tage
kommt auch des Kindes Mutter mit. Die Unbefleckte
verspricht ihrer Vertrauten für später wichtige
Offenbarungen. Wie zart, die ganze Art und Weise
himmlischen Vorgehens! Die Verheißung künftiger
Gnadenerweise erweckt Sehnsucht, sie zu erhalten -- sich
für heute mit der hoffenden Erwartung begnügen zu
müssen, läßt ihr die eigene Kleinheit und Ohnmacht zum
Bewußtsein kommen.
Als erste dieser
vesprochenen Offenbarungen empfängt die Glückliche am
nächsten Morgen eine für sie allein bestimmte Belehrung:
Wort für Wort spricht ihr die Königin des Himmels ein
Gebet vor, das so recht für ihre persönlichsten
Herzensbedürfnisse passend war... Wie oft und gerne mag
sie seitdem mit diesen Worten zu Gott gefleht haben! Die
Erwiderung bildeten all jene Gnaden und himmlischen
Führungen, die aus dem Hirtenmädchen von Lourdes die
geweihte Gottesbraut Maria Bernarda von Nevers und nun
die heilige Bernadette im Himmel gemacht haben.
Von jenem 20. Februar
an zählen die Zuschauer des geheimnisvollen Verkehrs
zwischen Erde und Himmel nach Hunderten und bald
Tausenden. Was zog all die Scharen so mächtig hin zu den
rauhen Felsen, wo der Rosenstrauch wuchs und der Gave
vorbeirauschte? Leer und öde war für die Augen aller
anderen die Felsennische; kein Ton der Stimme, die für
Bernadette wie Himmelsmusik erklang, drang jemals an
eines anderen Ohr. Und doch fühlten sich die Seelen dort
so reich, so beseligt, so gottnah. "Man sah ihre Stirne
erglänzen", so beschreibt meisterhaft Lasserre das
Schauspiel, das in den Februar- und Märztagen 1858 eine
so unwiderstehliche Anziehungskraft auf alle ausübte,
die Bernadette umgaben, "das Blut stieg ihr jeoch
keineswegs zu Kopfe; im Gegenteil, es überzog eine
leichte Blässe ihr Antlitz, als ob die Natur in
Gegenwart der sich offenbarenden Erscheinung ihre
Ehrfurcht an den Tag legen wollte. Die Züge des Kindes
verklärten sich mehr und mehr... Der halbgeöffnete Mund
stammelte Bewunderung und Entzücken und schien in langen
Zügen den Himmel einzuatmen. Ihre unbeweglichen, von
Wonne strahlenden Augen waren in die unsichtbare
Schönheit versenkt... Die Kleine schien der Erde gar
nicht mehr anzgehören. Sie war wie ein Engel der
Unschuld, welcher, der Welt entrückt, an der
halbgeöffneten Pforte des Paradieses anbetend
niedersinkt."
Man empfing den
Eindruck, Bernadette gewöhne sich sozusagen nach und
nach an den Verkehr mit der übernatürlichen Welt. Ihre
Ekstasen hinderten sie bei den späteren Erscheinungen
nicht mehr, wenigsten teilweise sich dessen bewußt zu
sein, was um sie herum vorging. Ihr Puls schlug ruhig
und regelmäßig, wie sich der neben ihr stehende Arzt
selbst überzeugte.
Man hat wohl mit Recht
angenommen, die drei Geheimnisse, die Maria ihrer
kleinen Vertrauten im Laufe der Erscheinungen mitteilte,
hätten die Lösung des Rätsels ergeben, wie es möglich
war, daß Bernadettes Seele sich gegen alle Pfeile der
Anreizung zur Eitelkeit als unverwundbar erwies. Auch
der Umstand, daß weder Bernadette noch ihre Eltern
jemals irgendwelchen materiellen Vorteil aus dem ihnen
so reichlich entgegengebrachten Interesse ziehen
wollten, hängt höchstwahrscheinlich mit einer in Form
eines "Geheimnisses" erteilten Mahnung der hehren Frau
zusammen. Sicherheit werden wir darüber nie erhalten:
denn die Seherin hat, was ihr unter dem Siegel der
Verschwiegenheit mitgeteilt worden, unausgesprochen mit
ins Grab genommen.
Es ist nicht zu
verwundern, daß die stets wachsenden Ansammlungen von
Menschen an der Grotte und die begeisterten Berichte der
Augen- und Ohrenzeugen die Aufmerksamkeit weiter Kreise,
besonders auch der Obrigkeit, erweckten. Durch viele
Seiten hin zieht sich in den Büchern Lasserres und
Estrades die Schilderung der Anfeindungen, die sich nur
zu bald gegen Bernadette und ihre Behauptungen erhoben.
Verkennung und Verfolgung ist ja geradezu ein
charakteristisches Merkmal für Dinge, die den Stempel
des Göttlichen an sich tragen. Der Glanz des
Geheimnisvollen und Erhabenen erregt Neid und
Widerspruch und die Tatsache, daß bei solch
außerordentlichen Ereignisssen die Gefahr der Täuschung
auch wirklich besteht, macht es selbst den Guten und
Gläubigen zur Pflicht, wenigstens zu Anfang abwartend
und vorsichtig zu sein. Das gilt am allermeisten für
jene Personen, denen obrigkeitliche Gewalten, geistliche
oder weltliche, anvertraut sind. Es war darum sicher
ganz nach Gottes Willen, daß auch der Pfarrer von
Lourdes und der Bischof von Tarbes, dem Lourdes damals
unterstellt war, der Seherin und allem, was sich zutrug,
zunächst sehr wenig Entgegenkommen erwiesen.
"Geh und sage den
Priestern, daß ich an diesem Orte eine Kapelle errichtet
haben will!" Mit diesem ersten Auftrag der unsichtbaren
"Dame" kam Bernadette zum gestrengen Pfarrer Peyramale,
der sich vorerst in keiner Weise bereit zeigte, den
angeblichen Befehl zu erfüllen.
"Ich will, daß man in
Prozession hierherziehe!" so hatte das schücherne Kind
ein andermal auszurichten. Es erhielt einen ablehnenden
Bescheid; im übrigen sei hierfür die bischöfliche
Behörde zuständig.
Was Bernadette in
jenen Tagen und noch lange Zeit nachher zu leiden hatte,
läßt sich gar nicht vollständig ermessen. Wie mußte es
dem braven Schulkind zumute sein, wenn ihre Lehrinnen,
die Ordensfrauen, sie mit Worten anredeten: "Du böses
Kind, wie unwürdig benimmst du dich! Wie unheilig störst
du die Ruhe der Fastenzeit!" -- und auch noch
Mitschülerinnen in den herben Spott miteinstimmten!...
Was empfand sie, als gar ein mit den Zeichen der
öffentlichen Gewalt bekleideter Polizeibeamter auf sie
zukam, um sie im Namen des Gesetzes festzunehmen und vor
den Polizeikommissar zu führen?... Es blieb nicht bei
nur einem Verhör, dem das Kind dort unterzogen wurde.
Merkwürdigerweise zeigte die Kleine sich aber jedesmal
ungemein ruhig und sicher, von wem und unter was für
Umständen sie auch immer über das, was die Erscheinung
betraf, ausgefragt werden mochte. Von Natur schüchtern,
im Benehmen bescheiden, in Gegenwart Unbekannter sogar
etwas scheu, zeigte Bernadette in dieser einen Beziehung
einen unbeugsamen Mut und eine unwandelbare Festigkeit
in ihren Behauptungen.
Das ist eben wieder
eine von den begleitenden, an Wunder grenzenden
Tatsachen, die die Echtheit der Ereignisse von Lourdes
bestätigen!
Ganz geheimnisvoll war
auch der Umstand, den keiner ihrer Biographen übergeht:
jene innere Gewalt, die Bernadette sanft aber
unwiderstehlich zur Grotte hinzog, ja sie eines Tages
trotz des engegengesetzten Befehls der Eltern schier
zwang, auf dem bereits angetretenen Schulweg umzukehren
und die Richtung nach den Felsen von Massabielle
einzuschlagen.
Die Überzeugung von
der Unmöglichkeit, daß ihr sonst so gehorsames Kind sie
anlügen oder sich verstellen könne, muß sehr tief im
Herzen der Eltern eingewurzelt gewesen sein, wenn der
bloße Bericht Bernadettes über das Vorgefallene schon
genügte, daß sie damals ihr Verbot ein für allemal
zurücknahmen! Sicher war auch hier ein übernatürlicher
Gnadeneinfluß im Spiel, dem die ehrlichen Herzen der
braven Müllerseheleute unbewußt offenstanden...
Bernadettes Ekstasen
währten bis zu einer Stunde. Bald in der verzückten
Haltung einer heiligen Theresia, die mit dem Himmel
Zwiesprache hielt, bald mit dem Ausdruck tränenvollen
Schmerzes, gleich den Frauen, die betend unter dem Kreuz
auf Kalvaria standen, bot der Anblick Bernadettes all
den Umstehenden ein nie mehr zu vergessendes Schauspiel.
Aus dem Zweifler Estrade war seit dessen erstem Besuch
bei der Grotte zur Stunde der Erscheinung einer der
eifrigsten Verteidiger der dortigen Ereignisse geworden.
Mit ihm zogen die anwesenden Männer wie von selbst die
Hüte ab, sobald die plötzliche Umwandlung auf den Zügen
der Seherin die Gegenwart des nur ihr sichtbaren,
höheres Wesens verriet. Der tausendfache Lärm, so
schreibt Lasserre packend von den glücklichen
Augenzeugen der Ereignisse jener Tage, wich
ehrfurchtsvollem Schweigen. Wenn das heilige Meßopfer
dargebracht wird, kann in den Kirchen nicht mehr
Sammlung herrschen, als hier der Fall war... Jeder hielt
gewissermaßen den Atem an. Ein zur Grotte geführter
Blinder würde nie erraten haben, daß eine so zahllose
Menschenmenge dort versammelt sei...
Bei den letzten
Erscheinungen waren nach den Berichten wohl 15-20'000
oder noch mehr Zuschauer versammelt. Viele der jüngeren
waren an den Felsen hinaufgeklettert oder hielten sich
an Bäumen fest, in Stellungen, die lebensgefährlich
schienen... Aber es ist nie einer verunglückt in jenen
Tagen! Ein sichtbarer Gottesschutz schwebte über dem
gebenedeiten Ort.
Es ist auch
aufgefallen, daß das schöne Wetter während der 14 Tage
angehalten hat. Erst nach der ununterbrochenen
Reihenfolge schöner Tage, wie man eine solche seit
mehreren Jahren nicht mehr erlebt, fiel am 5. März
dichter Schnee, und der Zudrang zur Grotte ließ nach,
indes immer neue Heilungen stattfanden.
Die große Offenbarung
Drei Wochen später. --
Die Sonne leuchtet wieder vom wolkenlosen Himmel. Die
Kirche feiert das Fest "Mariä Verkündigung". Auch am
Felsen von Massabielle geschieht endlich die große
"Verkündigung", auf die mit Bernadette ganz Lourdes und
viele Menschen aus Nah und Fern mit Sehnsucht gewartet
hatten.
Nicht als wären am 25.
März wie bei manchen der früheren Erscheinungen schier
unzählbare Scharen bei der Grotte versammelt gewesen.
Wenn wir das diesbezügliche Kapitel bei Estrade lesen,
scheint es, als seien zu dieser großen Stunde nur die zu
besonderen Gunsterweisen Auserwählten durch einen
inneren Gnadenruf zum geheimnisvollen Felsen gerufen
worden. "Man sah da und dort einige Männer knien"... die
größere Anzahl bildete ein Kreis betender Jungfrauen und
frommer Mütter, die eine Art Ehrenwache bildeten für die
noch im Schleier des Geheimnisses verhüllte "Dame".
Heute sollte der
Schleier gelüftet werden. Nicht ganz so, wie wir
Menschen erwartet hätten. Wem ist nicht schon
aufgefallen, daß selbst den verhältnismäßig deutlichsten
Prophetenworten der Heiligen Schrift dennoch ein Rest
von Geheimnisvollem anhaftet? Nur das Licht von oben
kann darüber Aufschluß geben, was bildlich und was
wörtlich verstanden werden muß. Der von Gott gesetzten
Lehrautorität steht die Aufgabe zu, den Gläubigen die
richtige Erklärung zu vermitteln. Kindlicher Demut und
Unterwürfigkeit fällt dann zum Lohn die Erkenntnis der
Wahrheit als reife Frucht in den Schoß.
Daß wir auch in
Lourdes dieselbe Handlungsweise Gottes beobachten, ist
einer der sichersten Beweise für den göttlichen Ursprung
dessen, was sich dort zugetragen. Nach Verlauf der 14
Tage war Bernadette noch wiederholt zur Grotte gekommen.
Man hatte sie in Stille und Einsamkeit dort beten sehen,
die Augen in Sehnsucht zur Nische erhoben, die vorher im
Glanz des Himmels geleuchtet. Aber öde und grau hatten
die Felsen herniedergeschaut. Das Kind lernte dulden und
warten. Denn, daß noch nicht das letzte Wort gesprochen
war, das fühlte sie wie alle, die mit ihr gebetet.
Da ließ sich bereits
am Abend des 24. März die innere Stimme so deutlich in
Bernadettes Herzen vernehmen, daß sie ihren Eltern wie
von einer ausgemachten Sache über das Glück sprach, das
ihrer für den folgenden Tag an der Grotte wartete.
Die Freude ließ sie
die ganze Nacht nicht schlafen, und kaum, daß der Morgen
graute, erhob sie sich von ihrem Lager und eilte auf
Flügeln der Sehnsucht dem glückverheißenden Felsen zu.
Schon von fern strahlte die Nische -- die Himmelskönigin
erwartete bereits ihr Gnadenkind. "Mit lächelndem
Blick", so hat nachher die kleine Seherin berichtet,
"schaute sie auf die Versammelten, ähnlich wie eine
liebende Mutter ihre Kinder anschaut..."
O Königin der Liebe,
schau heute mit gleicher Huld auf uns, die wir dich
nicht weniger lieben, als damals die fromme Betergruppe
am Fuß der Pyrenäenberge! Du kennst die Leiden, die uns
heute niederdrücken -- Schutzfrau, Hoffnung der
Hoffnungslosen, Trost der Betrübte, Hilfe der Christen,
zeige auch jetzt, daß du Mutter bist!
Kein Wunder, daß
Bernadette jetzt Mut faßte, ihre Bitte um Beantwortung
der schon mehrmals vorgetragenen Frage zu wiederholen.
Wie vorher neigte die Dame das Haupt, lächelte, aber
antwortete vorerst nicht..
"Ich weiß nicht,
warum", so fährt Bernadette zu erzählen fort, "aber ich
getraute mich heute nochmals, um die Gnade zu bitten,
sie wolle mir doch ihren Namen sagen. Und nochmals
lächelte sie, neigte sich grüßend zu mir, aber verharrte
in Schweigen. Da habe ich ein drittes Mal mit gefalteten
Händen und meiner Unwürdigkeit, erhört zu werden, wohl
bewußt, meine Bitte ausgesprochen..."
Bei dieser Stelle
ihres Berichtes angekommen, geriet, wie Estrade
schreibt, das Kind in Bewegung und fuhr folgendermaßen
fort:
"Die Dame stand über
dem Rosenstrauch und zeigte sich ähnlich, wie man sie
auf der wundertätigen Medaille sieht. Auf meine dritte
Bitte hin nahm ihr Antlitz einen ernsten Ausdruck an;
sie schien sich zu verdemütigen... Darauf faltete sie
die Hände und hob sie bis zur Brust empor..., sie
schaute hinauf zum Himmel...; alsdann langsam die Hände
ausbreitend und sich zu mir neigend, sagte sie mit
leisem Zittern in der Stimme zur mir:
'Ich bin die
Unbefleckte Empfängnis!'"
Beim Wiederholen
dieser Worte neigte Bernadette das Haupt und ahmte die
Gebärde der Dame nach.
So hatte denn
Bernadette die Antwort erhalten -- aber sie verstand sie
nicht. Fehlte noch ein unwiderlegliches Zeugnis für ihre
Einfalt und Aufrichtigkeit --- hier hätten wir es
erhalten. Die Zuschauer fielen jubelnd auf die Knie, als
ihnen die Seherin mitteilte, was sie vernommen. Die
einen küßten die Felswand, die anderen umarmten den
Rosenstrauch, als wäre er ein lebendes Wesen oder eine
kostbare Reliquie, und aus der Mitte der Beter erklang
die bekannte Anrufung: "O Maria, ohne Makel der Erbsünde
empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht
nehmen!"
Bernadette dagegen,
zuerst fast enttäuscht, gab sich auf dem Heimweg alle
Mühe, die Worte im Gedächtnis zu behalten. "Ich
wiederholte sie auf dem ganzen Weg von der Grotte bis
zum Pfarrhaus unausgesetzt", erzählte sie später; "bei
jedem Schritt sagte ich im stillen: Unbefleckte
Empfängnis, Unbefleckte Empfängnis; denn es lag mir
daran, dem Herrn Pfarrer die Worte der heiligen Jungfrau
zu überbringen, damit die Kapelle erbaut würde." Dabei
hat sie, wie wir bei Estrade lesen, das Wort, das ihr so
fremd war, nicht einmal korrekt ausgesprochen und in
ihrer naiven Kindlichkeit die Schwester jenes Herrn, bei
der sie am Nachmittag Besuch machte, gefragt: "Aber,
Fräulein, was heißt denn das: Ich bin die Unbefleckte
Empfängnis?"
Der Pfarrer von
Lourdes, der sich anfangs so ablehnend verhalten, war
von dem Tag an wie umgewandelt. Er wurde, wie Hoppe
schreibt, ein wackerer, unerschütterlicher, treuer
Vorkämpfer, Verteidiger und Beschützer alles dessen, was
mit der Erscheinungsfrage irgendwie zusammenhing. Einst
hatte er stolz gesprochen: "Wenn die Dame einen Namen
angibt, so wird sie auch zu beweisen haben, daß es der
ihrige sei!" -- Sie gab ihren Namen an -- sonst nichts
-- und Peyramale glaubte! Sicherlich war er es auch, der
dem Kinde die volle Erklärung des von ihr zuerst nicht
Verstandenen gab, sodaß Bernadette fernerhin nie mehr
den Ausdruck gebrauchte: "Die Dame", sondern sie mit
seliger Andacht: "Unsere Liebe Frau von der Grotte" oder
"von Massabielle" nannte.
Nur zweimal noch
sollte es ihr vergönnt sein, das Angesicht zu schauen,
das neben dem ihres göttlichen Sohnes die süße Wonne der
Seligen im Himmel ausmacht. Können wir uns nur
einigermaßen in die Höhe der Wonnen und die Tiefe
erschauernder Ehrfurcht hineindenken, mit der das
schlichte Hirtenkind nun vor derjenigen kniete, die sie
mit seliger Gewißheit als die Königin Himmels und der
Erde erkannte? Das mochten mehr himmlische als irdische
Empfindungen gewesen sein!
Die beiden letzten
Erscheinungen galten -- mehr noch als die früheren --
der kleinen Auserwählten ganz allein, um sie zu
beglücken, um sie nicht auf einmal, sondern so nach und
nach der Seligkeit des Verkehrs mit der jenseitigen Welt
zu entwöhnen.
Die Biographen sind
sich nicht einig, ob die vorletzte Erscheinung am
Ostermontag oder -mittwoch stattgefunden. In der
Osterwoche ist es jedenfalls gewesen. Bernadette sollte
mit der Kirche ihr Alleluja singen. Bei dieser
Gelegenheit war es auch, daß das auffallende Wunder mit
der Kerze geschah. Dr. Dozous schildert in seinem
Bericht, wie Bernadette, in der Ekstase betend, die
Handfläche direkt über die brennende Kerze gehalten; wie
sie nicht nur keinerlei Schmerz gefühlt, sondern wie
auch nicht die geringste Verletzung an der Haut
bemerkbar gewesen sei. In ihren gewöhnlichen Zustand
zurückgekehrt, habe sie dagegen sofort mit deutlichem
Erschrecken die Hand weggezogen, als man, um die
Gegenprobe zu machen, das angezündete Licht ihr
nahegebracht.
Zum allerletzten Male
erschien dem begnadeten Kinde die Gottesmutter am 16.
Juli, dem Fest U.L. Frau vom Berge Karmel. Bernadette
hatte inzwischen die erste heilige Kommunion empfangen
und war auch an diesem Tage am Tisch des Herrn gewesen.
Als sie gegen Abend in der Pfarrkirche betete, vernahm
sie unvermutet in ihrem Innern eine süß einladende
Stimme, zur Grotte zu kommen. Die weltliche Obrigkeit
hatte Schranken am Felsen errichten lassen, um den
zahlreich hinströmenden Andächtigen den Zugang zu
verwehren. So mußte die Seherin jenseits des Gave in der
Wiese niederknien. Kaum hatte sich jedoch die Nische,
nach der die Augen sehnend hinüberschauten, erhellt, da
war für Bernadette die Abenddämmerung gewichen und, was
räumlich ferne war, schien in nächste Nähe gerückt. Es
war vielleicht die beglückendste aller Erscheinungen,
die ihr zuteil geworden.
"Da ist sie! Sie
grüßt uns und lächelt uns zu über die Schranken hinweg!"
rief Bernadette entzückt den Umstehenden zu, die, als
sie das Mädchen so freudig gen Massabielle eilen gesehen
ihren Spuren gefolgt waren. Eine Viertelstunde lang
durfte sie den Anblick voll Wonne genießen. Kein
Wermutströpflein sollte die Süßigkeit der nur zu schnell
dahineilenden Minuten verbittern. Sie ließen eine
Erinnerung zurück, die in Bernadettes Seele nimmer
erlosch, ein Ahnen des Glückes, das nun ihr Anteil ist
auf ewig.
Quelle: Die großen Tage
der heiligen Seherin von Lourdes von Rose-Marie Freiin
v. Bechtolsheim - Imprimatur Treveris, die 12 m.
Februarii 1935, Vicarius in Spir. Generalis Tilmann
Zeugnis
von Bruder Leo Schwager OSB
Benediktiner - Bruder Leo Schwager wurde sterbend als
unheilbarer Multiple-Sklerose-Kranker nach Lourdes
gebracht. Er konnte sich kaum mehr bewegen und nicht
mehr sprechen. Beim eucharistischen Krankensegen wurde
er am 30. April 1952 in einer Sekunde vollkommen
geheilt.
Wunderheilung
kirchlich anerkannt. Siehe unten unter 57
67 Anna Santaniello:
Nach über 50 Jahren anerkannt
Geboren 1912, wohnhaft in Salerno (Italien)
Geheilt am 19.8.1952.
Am 9.11.2005 durch Erzbischof Pierro von Salerno als
Wunder anerkannt.
Anna Santaniello, die bei einer
Wallfahrt nach Lourdes im August 1952 geheilt wurde, ist
heute 94 Jahre alt. Wegen eines schweren Herzleidens
aufgrund eines starken Gelenkrheumatismus litt sie an
Erschöpfung und einem Beinödem. Da sie kaum gehen
konnte, wurde sie am 19. August 1952 auf einer Tragbahre
zu den Bädern von Lourdes gebracht, die sie nach dem
Bad aus eigener Kraft wieder verließ. Am nächsten Tag
stellten die anwesenden Ärzte das Verschwinden der
Symptome des Herzleidens und die spontane Heilung der
Kranken fest.
Trotz der positiven Ergebnisse des CMIL hatte die
Krankenakte die kanonische Kommission der Diözese
Salerno wegen unterschiedlicher Diagnosen italienischer
Ärzte, die die Kranke betreuten, ein Jahrzehnt nach dem
Ereignis noch nicht überzeugt. Die Heilung erfüllte
aber die geltenden Kriterien für die Anerkennung als
Wunder, weil es für diese bekannte organische
Erkrankung keine Behandlung gab, die die spontane
Wiederherstellung der Gesundheit ohne Genesungszeit hätte
erklären können.
Anna Santaniello sagte später, dass sie in Lourdes an
der Grotte nicht für sich selbst gebetet hatte, sondern
für Nicolino, einen Zwanzigjährigen, der nach einem
Unfall seine Beine nicht mehr bewegen konnte. Sie blieb
ehelos und pflegte nach ihrer Rückkehr nach Italien als
Kinderschwester Hunderte von Kindern in Not.
66 Jean-Pierre BÉLY:
„Steh auf und geh!“
Geboren am 9. Oktober 1936, wohnhaft in La Couronne
(Frankreich).
Geheilt am 9. Oktober 1987.
Am 9. Februar 1999 durch Bischof Dagens von Angoulême
als Wunder anerkannt.
Die Familie Bély führt ein
friedliches Leben in ihrem Haus in einem Vorort von
Angoulême. Jean-Pierre ist mit Geneviève verheiratet,
Vater von zwei Kindern und arbeitet als Krankenpfleger
im Krankenhaus, bis 1972 die ersten Symptome von
Multipler Sklerose auftreten. Der Zustand von
Jean-Pierre verschlechtert sich von Jahr zu Jahr, so
dass er bald als „endgültig 100% invalide mit
Anspruch auf Pflege durch Dritte“ erklärt wird.
Im Oktober 1987 ist er bettlägerig geworden und fährt
mit der Rosenkranzwallfahrt nach Lourdes. Nach der
Krankensalbung am dritten Tag empfindet er einen tiefen
inneren Frieden. Dann kehrt unvermittelt der Tastsinn
zurück und er kann sich wieder bewegen. Zunächst wagt
er nicht aufzustehen... In der folgenden Nacht hört er
eine innere Stimme, die mehrmals wiederholt: „Steh
auf und geh!“ Das tut Jean-Pierre Bély dann.
Seither ist er vollkommen gesund, ohne dass die
Krankenkasse ihre ursprüngliche Erklärung aufgehoben hätte.
Wie er selbst gern betont, hat „der Herr zunächst
mein Herz, und dann meinen Leib geheilt.“ Nach 12
Jahren medizinischer Untersuchung erklärte Bischof
Dagens von Angoulême in Übereinstimmung mit einer
kanonischen Kommission, dass diese Heilung „ein
wirkliches Zeichen Christi, der Erlösers ist, das sich
auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von Lourdes
ereignet hat.“
65 Delizia CIROLLI: Gebet statt Amputation
Geboren am 17. November 1964, wohnhaft in Paterno
(Italien).
Heilung um Weihnachten 1976.
Am 28. Juni 1989 durch Bischof Luigi Bonmarito von
Catania als Wunder anerkannt.
Delizia Cirolli ist heute
Familienmutter und Krankenschwester. Diese doppelte
Berufung ist als Geschenk und wider alles Erwarten in
ihr Leben eingetreten. Denn im März 1976 nahm das Leben
des kleinen, 11-jährigen Mädchens aus Sizilien zunächst
eine dramatische Wendung. Sie kann kaum mehr gehen, weil
sie große Schmerzen im Knie hat. Der Spezialist, den
sie aufsucht, erklärt ihr, dass das Bein amputiert
werden müsse, weil sonst der Tumor, von dem sie
befallen ist, ihren Tod herbeiführen könnte. Die
Eltern lehnen diese Amputation ab und alle, die die
kleine Delizia kennen, beginnen für ihre Heilung zu
beten. Sie sammeln auch Geld, damit sie eine Wallfahrt
zu Unserer Lieben Frau von Lourdes unternehmen kann, die
von den Sizilianern besonders verehrt wird. Im Sommer
1976 kann Delizia mit ihrer Mutter nach Lourdes fahren.
Sie kommt erschöpft ohne wirkliche Veränderung zurück.
Kurz vor Weihnachten 1976 hat sich ihr Zustand
verschlimmert und ihre Umgebung fühlt den Tod nahen. Da
tritt die Heilung vollkommen unvorhergesehen ein. Sehr
schnell lebt das junge Mädchen wieder auf, isst, geht
umher und kehrt in die Schule zurück. Heute heißt sie
Frau Costa und ist Mutter von drei Kindern.
64 Serge PERRIN: Er ist hergekommen, um seiner
Frau einen Gefallen zu tun!
Geboren am 13. Februar 1929, wohnhaft in Lion d’Angers
(Frankreich).
Heilung am 1. Mai 1970 im Alter von 41 Jahren.
Am 17. Juni 1978 durch Bischof Jean Orchampt von Angers
als Wunder anerkannt.
1989 gestorben.
Im Dezember 1968 wird Serge plötzlich
von einer halbseitigen Lähmung befallen.
Nach zahlreichen Untersuchungen wird eine Thrombose in
der Halsschlagader diagnostiziert. Daraufhin kehrt er
nach Hause zurück, wo er nur dem Fortschreiten der Lähmung
zusehen kann. In seiner Verzweiflung reist er 1969 nach
Lourdes. Er kommt im selben besorgniserregenden Zustand
zurück: Sehstörungen; Gedächtnisausfälle, körperliche
Schwäche. Er ist voller Auflehnung wegen seiner
schwindenden Kräfte.
Im folgenden Jahr ist er ohne viel Hoffnung bereit, an
der Wallfahrt von Angers teilzunehmen. Nach einem überaus
mühseligen Anfang kommt der letzte Tag. Morgens steht
die Krankensalbung auf dem Programm. Dabei spürt er
ungewöhnliche Empfindungen. Am Nachmittag entdeckt er,
dass er ohne seine Krücken besser gehen kann und ohne
seine Brille besser sieht! Er verlässt Lourdes mit der
Gewissheit, geheilt zu sein. Das wird später von den Ärzten
bestätigt.
63 Vittorio MICHELI: Ein Gebirgsjäger mit
einem beängstigenden Krebs
Geboren am 6. Februar 1940 in Scurelle (Italien).
Heilung am 1. Juni 1963 im Alter von 23 Jahren.
Am 26. Mai 1976 durch Bischof Alessandro Gottardi von
Trento als Wunder anerkannt.
Wer käme auf den Gedanken,
dass der Krankenträger Vittorio Micheli die 63. Person
ist, die in Lourdes durch ein Wunder geheilt wurde –
er, der so zurückhaltend und so oft in Lourdes ist, um
den Kranken zu dienen? 1962 wird der junge Gebirgsjäger
Micheli ins Krankenhaus von Verona (Italien)
eingeliefert. Er hat schreckliche Schmerzen an einer Hüfte.
Die Diagnose kommt wie ein Fallbeil: Die Ursache der
Schmerzen ist ein beängstigender Krebstumor. Als
Vittorio 1963 nach Lourdes kommt, ist sein
Gesundheitszustand schwer angeschlagen. Bei seiner
Wallfahrt geschieht nichts Bemerkenswertes, außer dass
er im Wasser von Lourdes gebadet wird. Nach seiner Rückkehr
wird er wieder ins Militärkrankenhaus eingeliefert.
Dort werden Röntgenaufnahmen gemacht und auf unerklärliche
Weise falsch gedeutet. Erst sechs Monate später stellt
man sich wegen des ausgezeichneten Allgemeinzustandes
Vittorios Fragen... Die Untersuchungen zeigen einen
Wiederaufbau der Knochen, dessen erste Zeichen über 5
Monate zurückreichen. Die Schmerzen sind verschwunden
und er kann wieder gehen. Vittorio ist geheilt.
62 Juliette TAMBURINI: Die letzte Spritze war
die richtige...
Geboren am 4. Dezember 1936 in Marseille (Frankreich).
Heilung am 17. Juli 1959 im Alter von 22 Jahren.
Am 11. Mai 1965 durch Erzbischof Marc Lallier von
Marseille als Wunder anerkannt.
Der Leib der jungen Juliette
ist schwer angeschlagen... Zwischen ihrem 12. und 23.
Lebensjahr hat sie 11 chirurgische Eingriffe über sich
ergehen lassen, davon 4 Knochenausschabungen. Es ist zum
Verzweifeln: Alle Behandlungen sind erfolglos. Sie ist
in einem erbärmlichen Zustand, als sie im Juli 1959 mit
ihrer Diözesanwallfahrt nach Lourdes fährt.
Doch als dort Wasser von der Grotte in ihre größte
Wunde eingespritzt worden war, hörte diese auf zu nässen,
die Fistel schloss sich und die Blutungen verschwanden.
Da alle früheren Besserungen nur von kurzer Dauer
waren, sprach sie zunächst mit niemandem über diese
„Heilung“. Ein Jahr später, 1960, wurde das
Medizinische Büro davon unterrichtet. Die Akte fiel
schließlich Professor Michel Salmon zu: „Sofortige
Heilung ohne Konvaleszenz (...), die medizinisch nicht
erklärlich ist.“
Juliette ist endgültig geheilt und ist Lourdes immer
treu geblieben.
61 Elisa ALOI: Geheilt, um Mutter zu werden
Geboren am 26. November 1931 in Patti (Sizilien).
Heilung am 5. Juni 1958 im Alter von 27 Jahren.
Am 26. Mai 1965 durch Erzbischof Francesco Fasola von
Messine als Wunder anerkannt.
Elisa Aloi ist fast 17 Jahre
alt, als sie an einer weißen Tuberkulosegeschwulst am
rechten Knie erkrankt. In der Folge leidet sie 10 Jahre
lang unter zahlreichen weiteren Tuberkuloseanfällen, da
sie nach jeder Behandlung wieder einen Rückfall erlebt.
In ihrer Verzweiflung nimmt sie im Juni 1957 mit der
italienischen Organisation UNITALSI an einer Wallfahrt
teil. Doch sie kehrt genauso krank wie zuvor nach
Sizilien zurück. Im Juni 1958 kehrt sie in einem noch
schlimmeren Zustand nach Lourdes zurück. Ihre Verbände
werden mit Wasser aus Lourdes gemacht. Zehn Tage nach
ihrer Rückkehr nach Sizilien notiert ihr Arzt, dass in
seinen Augen „Elisa Aloi völlig geheilt aus
Lourdes zurückgekehrt ist.“ 1965 erklärte
Erzbischof Fasola von Messina offiziell die Heilung von
Elisa Aloi zum Wunder. Einige Monate später heiratete
sie und bekam zwischen 1966 und 1974 vier Kinder.
60 Ginette NOUVEL: Eine seltene Krankheit
Geboren am 18. Januar 1929 als Ginette Fabre, wohnhaft
in Carmaux (Frankreich).
Heilung am 21. September 1954 in ihrem 27. Lebensjahr.
Am 31. Mai 1963 von Erzbischof Claude Dupuy von Albi als
Wunder anerkannt.
Ginette sollte in ein paar
Wochen 26 Jahre alt werden, als ihr Leben eine
dramatische Wendung nimmt. Es treten erste
besorgniserregende Anzeichen einer seltenen Krankheit
auf: Eine Thrombose in den Lebervenen (oder
Budd-Chiari-Krankheit). Diese Krankheit gilt als
unheilbar. Sie verlässt das Krankenhaus Mitte August
1954 und kehrt nach Hause zurück. Sie nimmt sich
daraufhin vor, eine Wallfahrt nach Lourdes zu
unternehmen, die am 20. September beginnt. Sie folgt mit
mehr oder weniger Mühe allen Feiern. Es scheint sich
nichts zu ändern. Und doch ist sie von diesem Zeitpunkt
an nicht mehr auf Pflege angewiesen und nach und nach
wird ihr Leben langsam wieder normal. Drei Monate nach
ihrem Aufenthalt in Lourdes scheint sie endgültig
geheilt. Das wird am 31. Mai 1963 offiziell anerkannt.
Bis 1969 kehrt Ginette mehrmals nach Lourdes zurück.
Doch Anfang 1970 erkrankt sie erneut an diesem Leiden.
Ist dies womöglich ein Rückfall nach 16 Jahren? Schließlich
stirbt sie im Juni desselben Jahres an einem
Darmdurchbruch, der nicht rechtzeitig erkannt wurde.
Das „internationale medizinische Komitee“ hat den
unmittelbaren Grund ihres Todes zu Protokoll genommen,
aber auch die „vermutete, fortschreitende Wiederkehr
ihrer ursprünglichen Krankheit“ unter Berücksichtigung
der außergewöhnlich langen Zeit der vollkommenen
Heilung, die sie erlebt hat.
59 Marie BIGOT: Heilung in drei Abschnitten
Geboren am 7. Dezember 1922 in La Richardais
(Frankreich).
Heilung am 8. Oktober 1953 und zwischen dem 8. und 10.
Oktober 1954, im Alter von 31 und 32 Jahren.
Am 15. August 1956 durch den Kardinal Erzbischof Clément
Roques von Rennes als Wunder anerkannt.
Der Fall von Maria ist einmalig
in den Annalen von Lourdes: Sie hat drei
aufeinanderfolgende Heilungen erlebt. 1952 kann sie im
Alter von 30 Jahren nicht mehr gehen, sie hört nicht
mehr und sieht nichts mehr. Sie leidet an einer schweren
Form von Gehirnhautentzündung. Als sie im Oktober 1952
zum ersten Mal mit der Rosenkranzwallfahrt nach Lourdes
fährt, ist sie bettlägerig und spielt mit dem
Gedanken, die Blindenschrift zu lernen. Sie kehrt trotz
ihrer Hoffnung ohne jede Besserung nach Hause zurück.
Im folgenden Jahr kann sie während der Wallfahrt – oh
Wunder! – plötzlich wieder gehen. Ein Jahr später
macht sie wieder eine Wallfahrt und kann am Ende der
eucharistischen Prozession am 8. Oktober 1954 wieder
normal hören: „Ich habe deutlich die anderen gehört,
die das Lied ‚Königin des Rosenkranzes’ gesungen
haben.“ In den folgenden Stunden steht ihr noch einige
Aufregung bevor: Bei der Rückreise im Zug kann sie
endlich wieder sehen. Der einzige „Rückfall“, den
man bei ihr beobachten kann, ist nicht medizinischer
Natur: Dank ihrer guten Gesundheit gab es nur selten
Jahre, in denen sie nicht nach Lourdes kam.
58 Alice COUTEAULT: Das Ende eines Kreuzweges
für sie und ihren Mann
Geboren am 1. Dezember 1917 in Gourdon, wohnhaft in
Bouillé-Loretz (Frankreich).
Heilung am 15. Mai 1952 in ihrem 35. Lebensjahr.
Am 16. Juli 1956 durch Weihbischof Henri Vion von
Poitiers als Wunder anerkannt.
Auch Alices Mann lebt einen
Kreuzweg, wenn er seine Frau in diesem Zustand sieht.
„Zum Gehen schleppt sie sich mit zwei Stühlen
davon“, sagt er. (...) „Sie kann sich nicht
mehr alleine ausziehen... Sie hat Mühe beim Sprechen
und sieht deutlich schlechter.“
Alice leidet an multipler Sklerose. Trotz dieses Unglücks,
das über sie hereinbricht, und trotz des
unbeschreiblichen Leidens, das mit der Reise verbunden
ist, hat Alice ein grenzenloses Vertrauen, als sie am
12. Mai 1952 nach Lourdes kommt. Dieses Vertrauen ist
ihrer Umgebung fast unangenehm... Alice bezeugt zwar ihr
Vertrauen in die Wirkung des Badens im Wasser von
Lourdes, sie sagt aber auch, dass sie der Gnade einer
Heilung unwürdig ist. Ihr Mann erhofft absolut nichts
von dieser Reise. Am 15. Mai kann sie nach einem Bad in
den Bädern wieder gehen und ein paar Stunden später
wieder sprechen! Ihr Mann ist völlig erschüttert. Nach
ihrer Rückkehr stellt ihr behandelnder Arzt die völlige
Heilung fest. Alice hat nach ihrer Heilung als Helferin
zusammen mit ihrem Mann an zahlreichen Wallfahrten
teilgenommen. Auch er hat sich in den Dienst der Kranken
gestellt.
57 Bruder Leo SCHWAGER: „Er sah aus wie in
Ekstase.“
Geboren am 19. Mai 1924 in Fribourg (Schweiz).
Heilung am 30. April 1952 im Alter von 28 Jahren.
Am 18. Dezember 1960 durch Bischof François Charrière
von Lausanne, Genf und Fribourg als Wunder anerkannt.
An jenem 30. April 1952 war
Professor Barbin von der medizinischen Fakultät in
Nantes sprachlos über das, was er mit eigenen Augen
gesehen hatte. Es war zweifellos eines der bedeutendsten
Ereignisse seines Lebens: Er war gerade unmittelbarer
Zeuge der spektakulären Heilung von Leo Schwager
geworden. Das Bild dieses Gesichts würde er nie mehr
vergessen. Der Professor ist von seinem Gesichtsausdruck
beeindruckt: „Er sah aus wie in Ekstase und schaute
unverwandt das Allerheiligste an, das sich von ihm
entfernte. Er ließ es nicht aus den Augen. Ich bemerkte
zugleich, dass er kaum Luft zu bekommen schien, so als
habe er einen Schlag oder eine heftige Rührung
erfahren, und dass er nur mit Mühe tief atmen
konnte.“
Doch was war Leo Schwager, diesem Benediktinerbruder aus
Fribourg in der Schweiz genau passiert? Er war gerade
unvermittelt von multipler Sklerose geheilt worden.
Nach einer Art Schock wie bei einem elektrischen Schlag
stand Leo auf, verließ sein Krankenwägelchen und
kniete im Gebet hin, als das Allerheiligste an ihm
vorbeigetragen wurde.
Nach seiner Heilung war er sein Leben lang gesund und
setzte seine Energie insbesondere dafür ein, den
Kranken in Lourdes zu dienen und die Wallfahrt der
deutschsprachigen Schweiz zu organisieren.
56 Paul PELLEGRIN: Ein
Oberst bei seinem Lebenskampf
Geboren am 12. April 1898, wohnhaft in Toulon
(Frankreich).
Heilung am 3. Oktober 1950 im Alter von 52 Jahren.
Am 8. Dezember 1953 durch Bischof Auguste Gaudel von Fréjus
als Wunder anerkannt.
Gestorben im November 1976.
An jenem 5. Oktober kehren der
Oberst Pellegrin und seine Frau nach Toulon zurück. Sie
kommen gerade aus Lourdes und der Oberst geht wie gewöhnlich
ins Krankenhaus, um seine Serie von Chininspritzen in
die rechte Seite wieder aufzunehmen. Seit unzähligen
Monaten widersetzt sich diese Fistel allen Behandlungen.
Sie ist nach einer Operation an einem Leberabszess
aufgetreten. Dieser Oberstleutnant der
Kolonialinfanterie setzt nun seine ganze Energie bei
diesem etwas andersartigen, heftigen Kampf gegen diese
bakterielle Infektion ein. Und der Kampf war noch nicht
gewonnen, ganz im Gegenteil!
Nach seiner Rückkehr aus Lourdes rechneten weder er
noch seine Frau wirklich mit einer Heilung, auch wenn
Frau Pellegrin nach dem Baden im Wasser der Grotte
festgestellt hatte, dass die Wunde ihres Mannes nicht
mehr wie vorher war. Im Krankenhaus von Toulon wollten
die Krankenschwestern jedoch keine Chininspritzen mehr
geben! Denn es war keine Wunde mehr da, sondern nur noch
der rosafarbene Fleck einer frisch verheilten Haut...
Erst da begreift der Oberst, dass er geheilt ist. Der
Arzt, der ihn daraufhin untersucht, sagt plötzlich:
„Was haben Sie denn da drauf getan?“
„Ich komme gerade aus Lourdes“, antwortete er.
Die Krankheit trat nie mehr auf.
Er war die letzte, durch ein Wunder geheilte Person, die
noch im 19. Jahrhundert geboren war.
55 Edeltraud FULDA: Von einer „Premiere“
in Mailand zu einer „Premiere“ in den Bädern von
Lourdes...
Geboren am 20. Juli 1916, wohnhaft in Wien (Österreich).
Heilung am 12. August 1950 im Alter von 34 Jahren.
Am 18. Mai 1955 von Kardinal Erzbischof Innitzer von
Wien als Wunder anerkannt.
Gestorben 2003.
Edeltraut und ihre Schwester
Ruth führen das Leben, das sie selbst gewählt haben:
Als Tänzerinnen sind sie fast ständig auf Tournee in
Österreich, in Ungarn, in der Schweiz, in Italien. Doch
am Abend einer „Premiere“ in Mailand wird in
Edeltrauds Leben alles anders. Es ist der 29. Juni 1937.
Die Bauchschmerzen, die sie schon seit einiger Zeit hat,
werden unerträglich. Zunächst denkt man an eine
Blinddarmentzündung. Nach zahlreichen
Krankenhausaufenthalten wird ihr im Mai 1938 eine Niere
entfernt. Und schließlich diagnostizieren die Ärzte
die Addison-Krankheit, eine Erkrankung der
Nebennierenrinde.
Im August 1950 will sie an einer organisierten Wallfahrt
nach Lourdes teilnehmen, doch da sie sich zu spät
angemeldet hat, kommt sie erst am 11. August mit ihrer
Mutter nach Lourdes. Und dort begegnen beide einem holländischen
„Hospitalier“, der Edeltraud einlädt, zu den Bädern
zu gehen. Zunächst hat sie große Vorbehalte, doch
schließlich geht sie hin. Schon nach dem ersten Bad fühlt
sie sich besser. Und an den folgenden Tagen beschließt
sie von sich aus, die täglichen Hormonspritzen
aufzugeben, bevor sie dann nach Hause zurückkehrt.
Die ehemalige Tänzerin ist geheilt. Doch da sie „zu
alt ist, um auf Spitze zu tanzen“, findet sie eine
Arbeit als Maschinenstrickerin, die ständiges Stehen
verlangt. Am 16. April 1968 heiratet sie bei bester
Gesundheit und wird Frau Haidinger.
54 Evasio GANORA: Zwei Jahre nach der Anerkennung
des Wunders wird er von seinem Traktor überfahren...
Geboren am 2. März 1913, wohnhaft in Casale-Monferrato
(Italien).
Heilung am 2. Juni 1950 im Alter von 37 Jahren.
Am 31. Mai 1955 durch Bischof G. Angrisani von
Casale-Monferrato als Wunder anerkannt.
Die medizinische Geschichte
dieses italienischen Landwirtes ist kurz und bündig.
Im Dezember 1949 fühlt dieser Landwirt und Vater von fünf
Kindern die ersten Krankheitszeichen, die ihn daran
hindern, aufs Feld zu gehen: Die plötzlichen Fieberanfälle,
der Schüttelfrost und die Schweißausbrüche erschöpfen
ihn. Er hat keinen Appetit mehr und wird kurzatmig. Im
Januar 1950 kommt er ins Krankenhaus. Am 21. Februar
sagt man ihm, dass er an der Hodgkin-Krankheit leidet,
das heißt am Lymphdrüsenkrebs. Sein Zustand ist
hoffnungslos. Er hat nur noch wenige Monate zu leben.
Ende Mai fährt er mit der Diözesanwallfahrt der OFTAL
nach Lourdes und kann gerade noch die lange Fahrt
aushalten!
Am 2. Juni, dem ersten Tag seines Aufenthaltes in
Lourdes, wird Evasio auf einem kleinen Wagen zu den Bädern
gefahren, um im Wasser der Grotte zu baden. Während man
ihn ins Wasser taucht, hat er den Eindruck, dass ein
ganz heißer Strom durch seinen ganzen Körper geht.
Gleich nach Verlassen des Bades kann er allein aufstehen
und kehrt zu Fuß in die Krankenherberge zurück. Am nächsten
Tag, als der Arzt an seinem Bett vorbeikommt, stellt er
erstaunt eine eklatante Besserung seines
Gesundheitszustandes fest. Evasio beschließt sogar, auf
den Hügel Espelugues zu gehen, um dort den Kreuzweg zu
beten. Am dritten Tag fühlt er sich so gut, dass er
sich in den Dienst der „anderen“ Kranken stellt und
ihre Rollstühle schiebt. Bei seiner Rückkehr nach
Casale nimmt er seine Arbeit als Landwirt ohne die
geringsten Schwierigkeiten wieder auf. Nach zahlreichen
medizinischen Untersuchungen wird seine Heilung 1955 als
Wunder anerkannt. Zwei Jahre später wurde er von seinem
Traktor überfahren.
53 Thea ANGELE: Heilung und Berufung
Geboren am 24. September 1921 in Tettnang (Deutschland).
Heilung am 20. Mai 1950 im Alter von 29 Jahren.
Am 28. Juni 1961 durch Bischof Pierre-Marie Théas von
Tarbes und Lourdes als Wunder anerkannt. (Zu diesem
Zeitpunkt war die Geheilte Ordensschwester in Lourdes
unter dem Namen Schwester Maria Mercedes.)
Bevor sie überhaupt nicht mehr
sprechen konnte, hatte sie oft darum gebeten, nach
Lourdes gebracht zu werden. Die multiple Sklerose, an
der sie leidet, hat ihr nun alle ihre Fähigkeiten
geraubt. Ihr Zustand hat sich ständig verschlimmert,
insbesondere seit jenem Bombenangriff auf dem Weg nach Tübingen
1945, bei dem sie lebendig begraben wurde.
1950 beschließen ihre Angehörigen, ihr auch entgegen
der Ansicht der Ärzte das zu erfüllen, was man für
ihren letzten Wunsch hielt: nach Lourdes fahren. „Wie
kann man eine Sterbende ins Ausland schicken bei fast 30
Stunden Zugfahrt?“ fragte einer ihrer Ärzte in Köln.
Doch sie kommt am 17. Mai 1950 wohlbehalten an. Nach ein
paar Bädern und der Prozession mit dem Allerheiligsten
erlangt sie innerhalb weniger Stunden alle verlorenen Fähigkeiten
zurück: Sie kann sprechen, kommt wieder zu Kräften,
kann gehen und hat Appetit. All das ist detailliert in
ihrer Akte im Medizinischen Büro festgehalten. Doch was
nicht dort steht, ist Theas geistige Heilung: 1955
beschließt sie, in Lourdes in das Kloster der
Unbefleckten Empfängnis einzutreten. Seitdem hat sich
bei Thea, die nun Schwester Maria-Mercedes heißt, nie
ein Rückfall gezeigt.
52 Jeanne FRÉTEL: Vor der Messe am 5. Oktober
1948 war ihr „tägliches Brot“ das Morphium
Geboren am 25. Mai 1914 in Rennes (Frankreich).
Heilung am 8. Oktober 1948 im Alter von 34 Jahren.
Am 20. Oktober 1950 durch den Kardinal Erzbischof Roques
von Rennes als Wunder anerkannt.
„Der Fall von Fräulein Frétel
gehört in die Reihe der außerordentlichen Ereignisse,
die wissenschaftlich unerklärlich sind, und zu denen
man nur immer wieder sagen kann: Das ist ein Fingerzeig
Gottes.“ Soweit die Schlussfolgerung der Untersuchung,
die man dem Kardinal-Erzbischof Roques von Rennes übermittelte.
Der Bericht über Jeannes Schicksal ist wirklich
atemberaubend. Übrigens ist sie selbst, solange es ihre
Kräfte erlaubten, jedes Jahr nach Lourdes gekommen, um
für das zu danken, was Zeugen eine Auferstehung
nennen...
Zwischen 1938 und 1946 verbrachte diese junge Frau ihr
Leben in verschiedenen Behandlungszentren und Krankenhäusern.
Ihr Leib ist von Narben übersät, die von den
zahlreichen Operationen zeugen, die durch ihre tuberkulöse
Bauchfellentzündung nötig wurden. Von 1946 an schien
dieser geplagte Leib aufzugeben. Ihr bereits kritischer
Allgemeinzustand verschlechterte sich weiterhin. Sie war
abgemagert und konnte nicht mehr aufstehen. Ihr „tägliches
Brot“ war das Morphium. In starken Dosen. Im Oktober
1948 schien die Situation hoffnungslos.
Am 5. Oktober 1948 kam eine Sterbende mit der
Rosenkranzwallfahrt nach Lourdes. Zwei überaus
schwierige Tage vergehen ohne Besserung. Am dritten Tag,
dem 8. Oktober, spürt sie nach der Kommunion bei einer
Krankenmesse am Altar der heiligen Bernadette und gleich
anschließend vor der Grotte die ersten Zeichen ihrer
Heilung: Ihr Bauch ist wieder normal geworden, das
Fieber und die Schmerzen sind verschwunden, sie hat
wieder Appetit. Sofort kann sie aufstehen, umhergehen
und mit Heißhunger essen! Am Tag nach ihrer Rückkehr
aus Lourdes nimmt sie ihre Arbeit als Krankenschwester
wieder auf und ist voller Energie: Jeden Tag steht sie
um 5 Uhr 30 auf und geht um 11 Uhr abends zu Bett. Sie
hat den anstrengendsten Posten des Hauses. Auf
Nimmerwiedersehen Schmerzen, Fieber und Morphium!
51 Maddalena CARINI: Der zukünftige Papst gräbt
ihre Akte aus
Geboren am 11. März 1917 in San Remo (Italien).
Heilung am 15. August 1948 im Alter von 31 Jahren.
Heilung am 2. Juni 1960 durch Kardinal Erzbischof G. B.
Montini von Mailand als Wunder anerkannt.
Diese Heilung ist zugleich die
Geschichte einer Gründung.
Maddalena hat nämlich ein Werk zugunsten behinderter
Kinder gegründet: Die Familie des Ave Maria, die
jedes Jahr ihre eigene Wallfahrt von Italien, und
speziell von San Remo aus organisiert. Bei Familie
Carini war die Tuberkulose leider eine
Familienkrankheit.
Schon im Alter von 10 Jahren ist Maddalena an mehreren
Stellen von dieser Krankheit befallen – Rippenfell,
Wirbelsäule, Bauchfell – so dass sie bis zum Alter
von 20 Jahren lange Zeiten in Sanatorien verbringen
muss. Vom 20. bis 28. Lebensjahr wird sie zu Hause
gepflegt, ohne dass eine merkliche Besserung eingetreten
wäre.
1945 beginnt sie ihre Reise durch die Pflegezentren: Das
Krankenhaus von Pavia und das Sanatorium von San Remo.
Die Tuberkulose schreitet fort. Im Juli 1948 ist ihr
Gesundheitszustand recht traurig: Sie ist 31 Jahre alt
und wiegt nur noch 32 kg!
Anderthalb Monate später, am 15. August, fühlt sie vor
der Grotte plötzlich eine Besserung. Sie beobachtet
beunruhigt die Leute in ihrer Umgebung, die nichts
bemerkt zu haben scheinen. So beschließt sie zu
schweigen. Erst am nächsten Tag spricht sie über ihre
Heilung im Wallfahrtszug der UNITALSI, der sie in die
Lombardei zurückbringt. Nach einer medizinischen
Untersuchung wird ihre Akte dem Erzbischof von Mailand
übergeben. Dort bleibt sie ohne Beachtung. Erst als der
nachfolgende Bischof Montini, der spätere Papst Paul
VI., sie entdeckt, wird am 2. Juni 1960 die Heilung von
Maddalena Carini offiziell als „wunderbares
Ereignis“ anerkannt.
50 Marie-Thérèse CANIN: Ein völlig geschwächter
Leib, der von der Gnade berührt wird
Geboren 1910 in Marseille (Frankreich).
Heilung am 9. Oktober 1947 im Alter von 37 Jahren.
Am 6. Juni 1952 durch Erzbischof Jean Delay von
Marseille als Wunder anerkannt.
Die Geschichte von Marie-Thérèse
ist bedauernswert. 1936 erkrankt sie im Alter von 26
Jahren an Tuberkulose an der Wirbelsäule und am
Bauchfell. An dieser Krankheit waren bereits ihre Eltern
gestorben. In den 10 folgenden Jahren lebt sie zwischen
zahlreichen Krankenhausaufenthalten, vorübergehenden
Besserungen, Rückfällen, Eingriffen und
Knochenmarkstransplantationen.
Seit Anfang 1947 fühlte sie ihre Kräfte völlig
schwinden. Ihr Leib, der nur noch 38 kg wiegt, hatte
keine Widerstandskraft mehr. In diesem Zustand fuhr sie
am 7. Oktober 1947 mit der Rosenkranzwallfahrt nach
Lourdes.
Am 9. Oktober fühlt sie sich nach der Prozession mit
dem Allerheiligsten geheilt... Sie kann aufstehen,
umhergehen... und am Abend essen. Am nächsten Tag wird
sie im Medizinischen Büro untersucht. Die eindeutige
Besserung ihres Zustandes wird festgestellt. Daran ändert
sich auch nach einem Jahr ununterbrochener Arbeit
nichts. Sie hat wieder ihr ursprüngliches Gewicht (55
kg im Juni 1948). Die Tuberkulose, die ihren Eltern das
Leben gekostet hatte, hat sie nie mehr befallen.
49 Jeanne GESTAS: Bevor sie geheilt wird, findet
sie wieder zum Gebet
Geboren am 8. Januar 1897, wohnhaft in Bègles
(Frankreich).
Heilung am 22. August 1947 im Alter von 50 Jahren.
Am 13. Juli 1952 durch Erzbischof Paul Richaud von
Bordeaux als Wunder anerkannt.
Gestorben im April 1981 im 85. Lebensjahr.
Jeanne ist noch völlig
erstaunt. So lange schon hatte sie es nicht mehr getan,
sie hatte es praktisch aus ihrem Leben ausgeschlossen.
Was denn? Das Gebet. Als Jeanne 1946 nach Lourdes kam,
war ihr Leben weder leicht, noch glücklich, sondern von
körperlichen Leiden begleitet. Doch gerade eben hatte
es hat tatsächlich einen Sinn bekommen, ohne dass ihr
das wirklich klar ist. Sie wiegt nur noch 44 kg. Aber
– und das ist vielleicht das Wesentliche – sie hat
wieder angefangen zu beten. Es ist, als würde sie von
einer verrückten Hoffnung erfasst...
Der Arzt jedoch betrachtet ihren Zustand skeptisch. Ein
Jahr später, am 21. August 1947, fährt sie noch einmal
mit der Nationalwallfahrt nach Lourdes.
Bei ihrem ersten Bad am 22. August hat sie das Gefühl,
dass ihr etwas „abgerissen“ wird, und das beunruhigt
sie. Sie verbringt jedoch einen recht guten Nachmittag.
Am nächsten Tag badet sie wieder. Diesmal verlässt sie
die Bäder mit der Gewissheit, geheilt zu sein. Am
selben Tag lässt sie alle Ernährungsvorschriften
fallen. Sie geht nach Hause zurück und nimmt ihre
normales Leben wieder auf, hat Freude am Leben und
erlangt wieder ihr früheres Gewicht!
48 Rose MARTIN: Der Krebs hat nicht das letzte
Wort
Geboren in Perona am 28. März 1901, wohnhaft in Nizza
(Frankreich).
Heilung am 3. Juli 1947 im Alter von 46 Jahren.
Am 5. Mai 1949 durch Erzbischof Rémond von Nizza als
Wunder anerkannt.
Der Tod hat Rose dort
angegriffen, wo sie das Leben geschenkt hatte: Der Gebärmutterhalskrebs,
an dem sie leidet, schreitet Tag für Tag fort. Die
Operation, der sie sich in Nizza im Februar 1946
unterzieht, führt zu nichts, im Gegenteil. Am 30. Juni
1947 kommt sie in einem komaähnlichen Zustand nach
Lourdes.
Beim dritten Bad steht sie unvermittelt auf. Sie hat
keine Schmerzen mehr und verhält sich wie ein normaler
Mensch – abgesehen davon, dass ihre Beine noch
butterweich sind wegen der großen Mengen Morphium, das
ihr in den letzten Monaten gespritzt worden war. Aber
sie weiß, dass die Schlacht gewonnen ist: Das Leben hat
gesiegt. Rose nimmt in 10 Monaten 17 kg zu!
Nachdem sie eingehend von der medizinischen Kommission
untersucht worden war, lag es wie immer an der
kirchlichen Obrigkeit, die Heilung als Wunder
anzuerkennen. Die lässt auf sich warten. Am 17. März
1858 schließlich erklärt Bischof Rémond von Nizza auf
die ausdrückliche Bitte von Bischof Théas von Tarbes
und Lourdes, dass er „der Schlussfolgerung der
kanonischen Kommission vom 5. Mai 1949 zustimmt und sie
annimmt“, und er bestätigt, dass es „sich bei
dieser Heilung wirklich um ein Wunder handelt.“
47 Yvonne FOURNIER: Ein Arm, der wieder Leben
bekommt
Geboren im Januar 1923 in Limoges (Frankreich).
Heilung am 19. August 1945 im Alter von 22 Jahren.
Am 14. November 1959 von Kardinal Erzbischof Feltin von
Paris als Wunder anerkannt.
Hinter dem unverbindlichen und
kalten Titel „Arbeitsunfall“ eines Formulars, das im
Januar 1940 gerade ausgefüllt worden war, verbirgt sich
ein menschliches Drama. Im Alter von 17 Jahren hatte
Yvonne ihren Arm in einen Treibriemen gebracht und wurde
dabei niedergeschleudert. Ihr Arm war nicht abgerissen.
Es scheint so, als hätte man das Schlimmste vermieden.
Doch die Verletzung ist so schwer, dass der Arm von
Yvonne völlig gelähmt ist. In den 5 ½ Jahren, die auf
ihren Unfall folgen, unterzieht sie sich 9 operativen
Eingriffen. Ein Gericht spricht ihr eine Rente von 70%
zu, was einer Invalidenrente bei Amputation entspricht.
Yvonne nimmt 1945 an der Nationalwallfahrt teil, der
ersten nach dem Krieg von 1939. Am 19. August fühlt sie
nach einem Bad eine Normalisierung in ihrem linken Arm:
Sie hat keine Schmerzen mehr, kann ihn wieder bewegen
und hat wieder Kraft. Bis zu ihrem Lebensabend blieb
Yvonne eine unauffällige, aber treue Lourdespilgerin.
46 Gabrielle CLAUZEL: In Algerien durch die Fürsprache
Unserer Lieben Frau von Lourdes geheilt
Geboren am 15. August 1894, wohnhaft in Oran (Algerien).
Heilung zu Hause am 15. August 1943 im Alter von 49
Jahren.
Am 18. März 1948 durch Bischof Bertrand Lacaste von
Oran als Wunder anerkannt.
Gestorben 1982.
Am 15. August 1943 bittet
Gabrielle, dass man sie in die etwa 100 Meter von ihrem
Haus entfernte Kirche bringt. Schon seit sieben Jahren
leidet sie an Wirbelsäulenrheuma und ist dadurch ans
Bett gefesselt. Ihr Leben hängt an einem seidenen
Faden, weil noch weitere Leiden alle Funktionen ihres
geschwächten Organismus beeinträchtigen. Nach der
Messe steht sie plötzlich auf. Die Leute, die sie
umgeben, sind völlig überrascht und fassungslos
angesichts dieses unerwarteten Aufbruchs neuen Lebens.
Sprachlos schauen sie zu, wie Gabrielle zu Fuß nach
Hause zurückkehrt. Von da an ging es ihr immer gut.
Gabrielle bringt ihre Heilung mit der Anrufung Unserer
Lieben Frau von Lourdes in Verbindung und geht daher
nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 19. August und
12. September 1945 in das Medizinische Büro von
Lourdes, um sich untersuchen zu lassen. Die ehemalige
Kranke hatte außerdem den Wunsch, ihr Leben in Lourdes
in der Nähe der Grotte zu beenden. Sie zog 1970 nach
Lourdes und starb dort im März 1982 im Alter von 88
Jahren. Ihr Herz war jugendlicher denn je!
45 Francis PASCAL: Nach einer Hirnhautentzündung
Geboren am 2. Oktober 1934, wohnhaft in Beaucaire
(Frankreich).
Heilung am 31. August 1938 im Alter von 3 Jahren und 10
Monaten.
Am 31. Mai 1949 durch Erzbischof Ch. de Provenchères
von Aix-en-Provence als Wunder anerkannt.
Das ist die zweite Heilung
eines ganz kleinen Kindes auf der Liste der durch ein
Wunder geheilten Personen.
Wegen des Zweiten Weltkriegs wurde seine Geschichte erst
8 Jahre nach den Ereignissen bekannt. Im Dezember 1937
bricht eine Hirnhautentzündung in das junge Leben von
Francis ein. Im Alter von 3 Jahren und 3 Monaten sind
die Folgen, die diese schreckliche Krankheit hinterlässt,
für seine Familie und für ihn schwer zu ertragen: Lähmung
der unteren Gliedmaßen und in geringerem Maß auch der
oberen Gliedmaßen sowie Erblindung. Die Ärzte geben
ihm keine lange Lebensdauer mehr. Dies wird von einem
Dutzend Ärzte bestätigt, die die Eltern zu Rate
gezogen haben, bevor das Kind in diesem Zustand Ende
August 1938 nach Lourdes gebracht wird.
Nach dem zweiten Bad kann das Kind wieder sehen und die
Lähmung verschwindet. Nach seiner Rückkehr nach Hause
wird er von neuem von den Ärzten untersucht. Sie
sprechen daraufhin von einer sicheren und medizinisch
unerklärlichen Heilung.
Francis Pascal hat das Ufer der Rhone nie mehr
verlassen, wo er seither in Frieden lebt.
44 Louise JAMAIN: Alle sind tot... ist jetzt
sie dran?
Geboren am 1. November 1914 in Paris (Frankreich).
Heilung am 1. April 1937 im Alter von 22 Jahren.
Am 14. Dezember 1951 durch Erzbischof Maurice Feltin von
Paris als Wunder anerkannt.
Das Krankenhaus Laënnec lässt
keinen Zweifel: „Lungen-, Darm- und
Bauchfelltuberkulose“. Doch diese ärztliche
Bescheinigung ist zugleich auch die ihrer ganzen
Familie. Denn Louise ist Halbweise (ihre Mutter ist
gestorben) und auch ihre vier Brüder sind alle an
Tuberkulose gestorben. Paradoxerweise hat sie den
Eindruck, dass sie schon zu lange auf ihren Tod wartet:
Wegen dieser Krankheit war sie fast sieben Jahre lang im
Krankenhaus!
In ihrer Verzweiflung äußert sie den Wunsch, nach
Lourdes zu fahren. Trotz der Ratschläge ihrer Umgebung,
die meint, dass sie nicht lebend zurückkommt, nimmt sie
an der Wallfahrt der Bernadette-Namensträgerinnen vom
28. März bis 4. April 1937 teil.
Die Reise und die ersten Tage sind entsetzlich, und am
30. März spendet man ihr die Sterbesakramente. Dann, am
Morgen des 1. April sagt sie, dass sie sich völlig
erholt fühle und bittet um etwas zu essen. Die Heilung
ist für sie vollkommen sicher. Am 4. April kehrt sie in
Paris zur größten Überraschung aller auf ihre Station
zurück! Es wird keine innere Verletzung, keine
Bakterien mehr gefunden. Sechs Wochen später findet sie
Arbeit. Einige Jahre später wird sie Frau Maitre und
dann Mutter von zwei Kindern.
43 Schwester MARIE MARGUERITE: In Hunderten von
Kilometern Entfernung von Lourdes geheilt!
Geboren am 13. April 1872 als Françoise Capitaine.
Seit 1896 Klarissin im Kloster von Rennes.
Heilung am 22. Januar 1937 im Alter von 64 Jahren.
Am 20. Mai 1946 durch Kardinal Erzbischof Clément
Roques von Rennes als Wunder anerkannt.
Das Jahr 1937 hat im Kloster
der Klarissinnen von Rennes recht schlecht begonnen.
Jeder weiß jetzt, dass Schwester Marie Marguerite das
Jahr nicht überleben wird. Sobald diese Neuigkeit
bekannt wurde, begann die Gemeinschaft eine
Gebetsnovene. Dieser Schritt mochte vergeblich und lächerlich
erscheinen. Umso mehr als Marie Marguerite beschlossen
hatte, ihre Medikamente durch Lourdeswasser zu ersetzen,
nachdem sie wusste, dass es keine Hoffnung mehr gab!
Dazu muss man sagen, dass die Medikamente die
Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes überhaupt
nicht mehr eindämmen konnten. Die Krankheit hatte 1924
mit einem Abszess an der linken Niere begonnen. In den
folgenden Jahren kamen Herzanfälle zur Verschlimmerung
ihrer Nierenerkrankung hinzu. Ihr Zustand erlaubte ihr
keinerlei normales Leben mehr.
Der 22. Januar 1937 ist der letzte der neun Novenentage,
die ihre Gemeinschaft für sie betet. Bei der Erhebung
der Hostie während der Messe, an der sie an jenem Tag
teilnimmt, fühlt sie unvermittelt eine unermessliche
Linderung. Die Ödeme verschwinden in einem Augenblick,
die zu weit gewordenen Verbände fallen von ihren Beinen
ab, sie kann Schuhe anziehen und umhergehen!
Schon am nächsten Tag nimmt sie ihre Arbeit wieder auf,
die sie acht Jahre zuvor aufgegeben hatte. Ihrem
behandelnden Arzt fiel es so schwer an ihre Heilung zu
glauben, dass er sie bis 1945 weiterhin überwachte.
42 Lydia BROSSE: Nach der Heilung widmete sie
sich den Kranken
Geboren am 14. Oktober 1889, wohnhaft in Saint-Raphael
(Frankreich).
Heilung am 11. Oktober 1930 im Alter von 41 Jahren.
Am 5. August 1958 durch Bischof Jean Guyot von Coutances
als Wunder anerkannt.
Gestorben 1984 im Alter von 95 Jahren.
Im September 1984 verlor
Lourdes eines seiner treuesten Mitglieder der Hospitalité.
Lydia Brosse starb im Alter von 95 Jahren. Sie hat den
Kranken mit allen Kräften und mit ihrer ganzen Seele
gedient. Warum eine solche Opferbereitschaft? Die
Antwort ist einfach: Sie wollte ein wenig von dem
weitergeben, was sie erhalten hatte. Denn entgegen jeder
Erwartung hat Gott, an den sie so tief glaubt, an jenem
Tag im Oktober 1930 die Wunden dieser kleinen, nur 40 kg
schweren Frau geschlossen.
Bis ins reife Alter hinein litt Lydia ständig an vielen
Anfällen von Knochentuberkulose. Sie hatte zahlreiche
Operationen wegen Abszessen über sich ergehen lassen.
Sie war erschöpft, abgemagert und durch ihre
zahlreichen Blutungen blutarm geworden.
Bei ihrer Wallfahrt im Oktober 1930 besserte sich ihr
Zustand nicht merklich. Am letzten Tag will man sie
nicht einmal mehr baden. Doch auf der Rückreise nach
Saint-Raphaël spürt sie den Wunsch und die Kraft
aufzustehen... Und ihre Wunden schließen sich. Am Tag
nach ihrer Heimkehr stellt ihr Arzt fest: „Ein Zustand
blühender Gesundheit, eine vollkommene Vernarbung...“
In all den folgenden Jahren widmet sich Lydia den
Kranken und begleitet sie bei der Rosenkranzwallfahrt
nach Lourdes. Erst 28 Jahre nach ihrer Heilung wird
diese offiziell als Wunder anerkannt. Und zwar nicht
wegen der Ratlosigkeit der Medizin, sondern eher wegen
der Dauer des Anerkennungsprozess ihrer Heilung durch
die Kirche.
41 Henriette BRESSOLLES: Nach „einem
schmerzlichen Knacken“...
Geboren 1896 in Nizza (Frankreich).
Heilung am 3. Juli 1924 im Alter von 28 Jahren.
Am 4. Juni 1957 durch Erzbischof Paul Rémond von Nizza
als Wunder anerkannt.
An jenem Morgen des 4. Juli
1924 sind ihre Beine noch steif. Doch das ist lächerlich
verglichen mit ihrem erbärmlichen Zustand vom Vortag.
Die Heilung war stürmisch eingetreten durch „ein
schmerzliches Knacken“. Und dann – nach dem inneren
Sturm, nach dem Segen mit dem Allerheiligsten, den Blick
unverwandt auf die Grotte gerichtet, vor die man sie
gestellt hatte – fühlte sie sich geheilt und richtete
sich auf. Dies konnte sie seit sechs Jahren nicht mehr.
Seit 1914 hatte sie als Militärkrankenschwester
gearbeitet. Im Oktober 1918 wurde sie ins Militärkrankenhaus
eingeliefert wegen einer Wirbelsäulentuberkulose: Bis
Anfang 1922 blieb sie im Militärkrankenhaus und wurde
dort verschiedenen Behandlungen gegen die völlige Lähmung
und die Inkontinenz unterzogen. Dazu kam die völlige
Ruhigstellung in einem Gipskorsett und mit einer
Halskrause.
Trotz der eindeutigen Heilung vom 3. Juli 1924 blieben
die sie untersuchenden Ärzte am nächsten und übernächsten
Tag bei ihrer Zurückhaltung. Sie beschlossen zu warten.
Ende September 1924 brachten drei verschiedene
Bescheinigungen von behandelnden Ärzten und Chirurgen
die Bestätigung: Die Heilung ist vollständig,
dauerhaft und im Zusammenhang mit Lourdes erfolgt.
In Nizza erlaubt der Weihbischof vor Ende des Jahres
einen Dankgottesdienst, an dem er selbst teilnimmt. Über
30 Jahre später wurde diese Heilung auf die ausdrückliche
Bitte der Autoritäten von Lourdes durch Bischof Rémond
am 4. Juni 1957 offiziell anerkannt. Vier Jahre später
starb Henriette 1961 in Lyon an einem Herzinfarkt.
40 Marie FABRE: Im Alter von 30 Jahren von
schnell aufeinanderfolgenden Schwangerschaften
verbraucht, bekommt sie plötzlich neues Leben
Geboren 1879, wohnhaft in Montredon (Frankreich).
Heilung am 26. September 1911 im Alter von 32 Jahren.
Am 8. September 1912 durch Bischof Pierre Cezerac von
Cahors als Wunder anerkannt.
Im Alter von 30 Jahren fühlt
sich Marie bereits vom Leben verbraucht. Wie viele
andere junge Frauen ihrer Zeit wurde die Gesundheit
dieser jungen Ehefrau eines Landwirtes durch drei
schnell aufeinander folgende Schwangerschaften und
schwierige Geburten erschüttert. Zu den schweren
Unterleibsproblemen kommt noch eine Verdauungskrankheit,
die ihr eine normale Ernährung unmöglich macht. Jeder
neue Tag ist für sie ein Kampf. Über ein Jahr lang
zeigen die verschriebenen Behandlungen keine Wirkung. In
einem erbärmlichen Zustand äußert sie im Sommer 1911
den Wunsch, nach Lourdes zu gehen.
Die Reise, die sie am 24. September mit ihrem Mann
unternimmt, hat mehr mit einem Abenteuer als mit einer
Wallfahrt zu tun: Sie kommt in Lourdes derart geschwächt
an, dass man es anderthalb Tage lang nicht für ratsam hält,
sie zur Grotte oder zu den Bädern zu bringen. Am
Nachmittag des 26. September beschließt man, sie an der
Segnung mit dem Allerheiligsten teilnehmen zu lassen.
Nachdem sie den Segen erhalten hat, fühlt sie in ihrem
ganzen Leib eine Besserung: Sie kann sprechen und
richtet sich auf. Sie wird ins Krankenhaus der Sieben
Schmerzen zurückgebracht und bittet dort um etwas zu
essen, obwohl sie seit zwei Jahren keine feste Nahrung
mehr zu sich genommen hatte. Einige Tage später kehrt
sie in großer Freude nach Hause zurück, wo sie sehr
schnell wieder ein normales Leben aufnehmen kann.
39 Juliette ORION: Sie muss auf die Wallfahrt
verzichten, wird aber dennoch geheilt!
Geboren 1886, wohnhaft in Saint-Hilaire de Voust
(Frankreich).
Heilung am 22. Juli 1910 im Alter von 24 Jahren.
Am 18. Oktober 1913 durch Bischof Clovis Joseph Catteau
von Luçon als Wunder anerkannt.
Die Nachricht, die sie im Juli
1910 bekommt, hätte endgültig alle ihre Hoffnungen
begraben können. Nein, man will sie nicht einmal nach
Lourdes bringen. Die Ärzte haben ihr bereits zu
verstehen gegeben, dass sie nicht mehr lange leben wird.
Wozu also noch kämpfen? Doch dann kehrt die Hoffnung
zurück: Egal, sie sollen ohne mich fahren. Denn selbst
auf meinem Leidensbett viele hundert Kilometer von
Lourdes entfernt hört mich Unsere Liebe Frau!
Und genau in jener Nacht fühlte sich Juliette plötzlich
viel besser, während sie zu Unserer Lieben Frau von
Lourdes betete. Am Morgen des 23. Juli 1910 konnte sie
wieder sprechen und bat um etwas zu essen. Ihr Arzt wird
gerufen und stellt nach einer sorgfältigen Untersuchung
eine Heilung fest, „die nicht auf ihn zurückgeht“.
Er gibt zu, dass er überhaupt nichts mehr versteht.
Vielleicht zum ersten Mal hat das Leben Juliette angelächelt.
Seit ihrer Kindheit hatte sie viel durchgemacht. Schon
früh hatte sie ihren Vater verloren und wurde als
Bedienung in „der Stadt“ untergebracht. Sie war bald
krank geworden und erkannte erste Anzeichen von
Tuberkulose. Als sie nach dem Krankenhausaufenthalt nach
Hause zurückgekehrt war, verschlechterte sich ihr
Allgemeinzustand ständig, so dass sie manchmal sogar
bewusstlos war.
Das Ende der Geschichte kennen sie.
38 Aimée ALLOPE: Nach der Kommunion an der
Grotte sind 10 Jahre Leiden ausgelöscht
Geboren 1872, wohnhaft in Vern (Frankreich).
Heilung am 28. Mai 1909 im Alter von 37 Jahren.
Am 5. August 1910 durch Bischof Joseph Rumeau von Angers
als Wunder anerkannt.
Aimée hat gerade die Kommunion
empfangen. Die Messe an der Grotte geht zu Ende. Plötzlich
macht sie eine unbeschreibliche Erfahrung. Sie fühlt
eine Art Wohlbefinden, von dem sie dachte, dass es das für
sie nie mehr geben könne. Das Leiden lässt nach, die
Wunden schließen sich. Zehn Jahre fortschreitende
Krankheit sind soeben ausgelöscht worden. Es ist
unglaublich!
1898 wurde ihr im Alter von 26 Jahren zunächst eine
Niere entfernt. Einige Jahre später wurden zwei
Tuberkulosetumoren aus der rechten Seite entfernt.
Einige Tage vor ihrer Ankunft in Lourdes wurden noch ein
riesiger Abszess, ein erbärmlicher Allgemeinzustand und
ein Gewicht von 44 kg festgestellt. In den ersten Tagen
ihrer Wallfahrt zeigte sich keinerlei Besserung. Man
musste sie zwei Mal pro Tag verbinden, so sehr nässten
ihrer Wunden.
Und jetzt war sie geheilt! Diese plötzliche, radikale
Heilung hatte Bestand, und die ehemalige Kranke konnte
wieder ein normales Leben führen ... und in 10 Monaten
10 kg zunehmen!
37 Marie BIRÉ: Eine medizinisch unglaubliche
Tatsache
Geboren am 8. Oktober 1866 als Marie Lucas in
Sainte-Gemme-la-plaine (Frankreich).
Heilung am 5. August 1908 im Alter von 41 Jahren.
Am 30. Juli 1910 durch Bischof Clovis Joseph Catteau von
Luçon als Wunder anerkannt.
Am 25. Februar erwacht Marie
aus dem Koma, aber alles ist schwarz. Sie ist blind
geworden! Nachdem sie wieder richtig zu sich gekommen
ist, will sie nach Lourdes fahren.
Ihr Leben war zehn Tage zuvor, am 14. Februar 1908, völlig
auf den Kopf gestellt worden. Plötzlich hatte sie
beunruhigende Anzeichen gehabt: Blutspucken, Beginn von
Wundbrand am linken Unterarm und der linken Hand,
verbunden mit heftigen Schmerzen. Drei bis vier Tage
lang liegt sie nach Gehirnschlägen im Koma.
Am 5. August 1908 bricht Marie zu der so ersehnten
Wallfahrt auf. Nach einer Messe an der Grotte kann sie
plötzlich wieder sehen. Nach der Untersuchung durch
einen Augenarzt am selben Tag, muss er zugeben, dass es
sich um ein unglaubliches Phänomen handelt: Die
anatomische Ursache für die Blindheit ist nicht
verschwunden, aber Marie kann trotzdem sogar die
kleinsten Buchstaben der Zeitung lesen, die die Ärzte
ihr hinhalten.
In den folgenden Jahren wird sie wieder von den Ärzten
untersucht. Keinerlei Verletzung ist mehr sichtbar. Ihre
Heilung wird als vollständig und dauerhaft anerkannt.
36 Virginie HAUDEBOURG: 50 Jahre danach der
Dank an Maria
Geboren 1886 in Lons-le-Saunier (Frankreich).
Heilung am 17. Mai 1908 im Alter von 22 Jahren.
Am 25. November 1912 durch Bischof François A. Mallet
von Saint-Claude als Wunder anerkannt.
Im Jahr 1958 wollte Virginie
anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der
Erscheinungen Mariens an der Grotte unbedingt nach
Lourdes reisen. Hier war sie vor 50 Jahren wiedergeboren
worden. Damals war sie 22 Jahre alt. Ihr Leben als
krankes Waisenkind war plötzlich hell geworden.
Als das Labor im Juli 1904 die Ergebnisse der Analysen
mitteilt, macht der Arzt ein verdrossenes Gesicht. Er
muss ihr die fürchterliche Nachricht übermitteln: Ihre
Krankheit ist unheilbar und tödlich. Aber ihr
Fortschreiten kann langwierig sein. Virginie hört den
Namen der Krankheit, die sie befallen hat: Eine
Harnwegsinfektion mit Nierenentzündung und Blasenentzündung
tuberkulöser Natur... Im Mai 1906 unternimmt sie eine
erste Wallfahrt nach Lourdes, die ihren Zustand jedoch
nicht verbessert. Schlimmer noch, in den ersten Monaten
des Jahres 1908 verschlechtert sich ihr Zustand noch.
Die Schmerzen werden ständig stärker. Virginie kann
nicht mehr aufstehen. Sie beschließt, 1908 wieder an
der Diözesanwallfahrt teilzunehmen... Und am dritten
Tag fühlt sie bei der Segnung mit dem Allerheiligsten
einen heftigen Schmerz, der der Heilung vorausgeht. Sie
verbringt eine ausgezeichnete Nacht und geht am nächsten
Morgen zum Medizinischen Ärztebüro: Virginie
Haudebourg ist wirklich geheilt.
35 Marie BOREL: Am Abend war der Verband
sauber und trocken...
Geboren am 14. November 1879, wohnhaft in Mende
(Frankreich).
Heilung am 21./22. August 1907 im Alter von 27 Jahren.
Am 4. Juni 1911 durch Bischof Jacques Gely von Mende als
Wunder anerkannt.
Sobald Marie die Möglichkeit
dazu hat, ist es ihr eine Pflicht, ihre Erfahrung als
Krankenpflegerein in Lourdes in den Dienst der Kranken
zu stellen. Sie betet auch viel für sie. Sie hat einen
guten Grund dafür: Sie selbst war unvermittelt und
dauerhaft geheilt worden. Wer sie vor dem 21. August
1917 gekannt hat weiß, was das Geheimnis des Eifers und
der Opferbereitschaft von Marie Borel ist.
Nach mehreren akuten Blinddarmentzündungen wird sie
1903 operiert. Nach einigen Monaten zeigt sich 1904
unterhalb der Narbe ein Abszess, den man vergeblich
pflegt und zum Heilen zu bringen versucht.
Schon 1905 treten noch andere, schlimmere Abszesse auf.
Sie kommt am 17. August mit der Nationalwallfahrt nach
Lourdes. Am 21. August morgens wird ihr Verband
erneuert. Am Abend ist der Verband trocken und sauber:
Die Verletzungen sind verheilt. Am nächsten Tag
ereignet sich dieselbe Heilung bei zwei weiteren ihrer
Wunden nach dem Bad in den Bädern.
34 Antonia MOULIN: Eine unerschütterliche
Hoffnung
Geboren am 13. April 1877 in Vienne (Frankreich).
Heilung am 10. August 1907 im Alter von 30 Jahren.
Am 6. November 1911 durch Bischof Paul E. Henry von
Grenoble als Wunder anerkannt.
Nach fünf Tagen Aufenthalt in
Lourdes 1905 kehrt Antonia ohne jede Besserung ihres
Gesundheitszustandes nach Hause zurück. Innerlich
erlebt sie jene Hoffnungslosigkeit, die unzählige nicht
geheilte Kranke kennen: Was kann ich jetzt noch hoffen,
nach Lourdes?
Doch in ihrem tiefsten Innern ist ihre Hoffnung noch
nicht gestorben...
Ihr Leidensweg hat im Februar 1905 begonnen. Nach einer
harmlosen Krankheit bildete sich ein Abszess am rechten
Bein, der so schlimm war, dass sie sechs Monate im
Krankenhaus bleiben musste. Ihr Leben nahm daraufhin
eine seltsame Wendung: Es wurde zu einem ständigen Hin
und Her zwischen dem Krankenhaus und ihrem Zuhause. Ihr
Allgemeinzustand verschlechterte sich zunehmend.
Im August 1907 fährt sie von neuem nach Lourdes, zwei
Jahre nach ihrer ersten Erfahrung. Sie kommt als
unheilbar Kranke dort an – aber mit unerschütterlicher
Hoffnung.
Am übernächsten Tag, dem 10. August, wird sie noch
einmal zu den Bädern gebracht. Als man sie erneut
verbinden will, merkt man, dass die Wunde vernarbt und
ihr Bein „wie neu“ ist! Nach ihrer Rückkehr nach
Hause, ist ihre ganze Umgebung sprachlos, allen voran
ihr Arzt.
33 Cécile DOUVILLE de FRANSSU: Glaubenszeugin
bis zu ihrem 106. Lebensjahr
Geboren am 26. Dezember 1885 in Tournai (Belgien).
Heilung am 21. September 1905 im Alter von 19 Jahren.
Am 8. Dezember 1909 durch Bischof Charles Gibier von
Versailles als Wunder anerkannt.
Gestorben 1991 im Alter von 105 Jahren.
Am 26. Dezember 1990 wäre
niemand auf den Gedanken gekommen, dass jene Frau, die
dort im Kreis ihrer Familie ihren 105. Geburtstag
feierte, mit 20 Jahren nur noch ein paar Monate, höchstens
ein paar Jahre Lebenserwartung hatte! Ihre Angehörigen
feierten an diesem Tag den letzten Geburtstag mit ihr.
Das konnten sie natürlich nicht wissen, aber jeder war
sich bewusst, dass diese geliebte und liebende alte Dame
ein besonderes Schicksal hat.
So viele Erinnerungen... von denen manche schmerzlich
sind.
Dieses ununterbrochene Leiden seit dem Alter von 14
Jahren bringt sie langsam auf den seelischen Tiefpunkt.
Diese Krankheit hat ihr ihre Kindheit verdorben und könnte
sie wohl daran hindern, das Erwachsenenalter zu
erreichen: Eine weiße Tuberkulosegeschwulst am Knie.
Nach vier oder fünf Jahren intensiver Pflege ohne
merklichen Erfolg entschließt man sich 1904 zur
Operation. Fast zur selben Zeit bricht eine tuberkulöse
Bauchfellentzündung aus. Die Monate vergehen und ihr
Zustand verschlimmert sich. „Ich will nach Lourdes
gehen!“ Als Cécile diesen Wunsch im Mai 1905 äußert,
ist sie fast am Ende ihrer Kräfte. Sie fühlt sich
innerlich aufgezehrt von den Schmerzen und dem Fieber.
Angesichts der geringen Behandlungsergebnisse und trotz
ihres bedenklichen Allgemeinzustandes macht sie sich im
September nicht ohne zahlreiche Alarmsignale auf den
Weg.
In Lourdes wird sie am 21. September 1905 mit großer
Vorsicht zu den Bädern gebracht, wo sie völlig geheilt
wird – und zwar für lange Zeit!
32 Marie-Thérèse NOBLET: Missionarin in
Papuasien
Geboren 1889, wohnhaft in Avenay (Frankreich).
Heilung am 31. August 1905 im Alter von 15 Jahren.
Am 11. Februar 1908 durch Kardinal Erzbischof Luçon von
Reims als Wunder anerkannt.
Dieses Mädchen hat ein außergewöhnliches
Schicksal: Mehrmals erkrankt sie in ihrer Kindheit
schwer... Im August 1904 wird bei der gerade 14-Jährigen
eine Wirbelsäulentuberkulose erkannt.
Ein Jahr später kommt sie nach Lourdes und wird in dem
Moment geheilt, als sie nach der Prozession mit dem
Allerheiligsten in die Krankenherberge Unsere Liebe Frau
von den Schmerzen zurückkehrt. Keine Spur mehr von der
Krankheit.
Später macht sie eine mystische Erfahrung, die mit der
des Pfarrers von Ars vergleichbar ist. Und nach vielen
weiteren körperlichen Problemen wird sie 1921
Ordensfrau unter der Schirmherrschaft von Erzbischof de
Boismenu von Papuasien, dem Gründer des ersten Ordens
einheimischer Schwestern, den Dienerinnen des Herrn.
Trotz der schwierigen Lebensbedingungen und des Klimas
vollbringt Marie-Thérèse in Papuasien Wunder bei den
Einwohnern, für die sie sich mit allen Kräften
einsetzt.
31 Schwester HEILIGE-BEATRIX: Zwei Mal
geheilt!
Geboren 1862 als Rosalie Vildier, wohnhaft in Evreux
(Frankreich).
Heilung am 31. August 1904 im Alter von 42 Jahren.
Am 25. März 1908 durch Bischof Philippe Meunier von
Evreux als Wunder anerkannt.
Im Alter zwischen 32 und 42
Jahren hatte Rosalie ihre ganze Gesundheit verloren.
Allgemeine Schwäche, Verlust der Stimme, Husten mit
blutigem und eitrigem Auswurf usw. Für die behandelnden
Ärzte ist dies das Zeichen einer Krankheit, die damals
große Verheerungen anrichtete: die Tuberkulose
Am Morgen der Ankunft der Diözesanwallfahrt von Evreux
fühlt sie sich nach dem Eintauchen in das Wasser der Bäder
verwandelt. Zwei Tage später wird sie im Medizinischen
Ärztebüro untersucht, und die Ärzte müssen zugeben,
dass sie weder im Rachen noch im Brustbereich Anomalien
zeigt.
Im folgenden Jahr 1905 kehrt sie zurück, um der
Jungfrau Maria zu danken... Und das war eine gute Idee,
denn dabei wird sie ein zweites Mal geheilt, und zwar
wieder in den Bädern: Es ist das Ende der
Sehbeschwerden, an denen sie seit 15 Jahren litt!
30 Schwester SAINT-HILAIRE: Sie war nur noch
Haut und Knochen
Geboren 1865 als Lucie Jupin, Oberin des Klosters von
Peyreleau (Kongregation des Hl. Josef von Clervaux)
(Frankreich).
Heilung am 20. August 1904 im Alter von 39 Jahren.
Am 10. Mai 1908 durch Bischof Charles de Ligonnes von
Rodez als Wunder anerkannt.
Als Schwester Saint-Hilaire im
August 1904 nach Lourdes kommt, ist sie praktisch nur
noch Haut und Knochen. Die Ordensoberin ist nur noch ein
Schatten ihrer selbst. Ihre Probleme hatten mit einer
Magen-Darm-Verstimmung im August 1903 begonnen. Von
Woche zu Woche verschlechterte sich ihr
Gesundheitszustand, als würde sich die Krankheit der
Behandlung widersetzen.
Sechs Monate später erscheint ein Tumor an der rechten
Seite. Die Verschlechterung ihres Allgemeinzustandes
schreitet noch einige Monate fort. Am Schluss wiegt sie
nur noch 42 kg.
Im August 1904 kam sie in diesem Zustand mit der
Nationalwallfahrt nach Lourdes.
Und schon bei ihrem ersten Bad im Wasser der Grotte fühlt
sie sich von neuem Leben beseelt... und hat wieder
Appetit!
Sie fühlt sich wie auf Wolken. Dennoch braucht sie ein
paar Stunden, um wirklich zu begreifen, dass sie geheilt
ist, und um dies im Ärztebüro zu melden.
Bei ihrer Rückkehr in ihre Ordensgemeinschaft nimmt sie
ein normales Leben als Ordensfrau wieder auf.
Zum Zeichen des Dankes kehrte sie oft mit der Wallfahrt
von Rodez nach Lourdes zurück.
29 Johanna BEZENAC: Völlig entstellt findet
sie plötzlich ihr wahres Gesicht wieder
Geboren 1876 in Dubos, wohnhaft in Saint-Laurent-des-bâtons
(Frankreich).
Heilung am 8. August 1904 im Alter von 28 Jahren.
Am 2. Juli 1908 durch Bischof Henri J. Bougoin von Périgueux
als Wunder anerkannt.
In den letzten Monaten wagt
Johanna nicht mehr, sich zu zeigen. Eine Hautinfektion
frisst ihr jeden Tag zunehmend das Gesicht auf. Man
bekommt Angst, wenn man sie sieht. Doch diese Krankheit,
die sie nunmehr bis zu den Haarwurzeln packt, ist nur
das sichtbare Leiden...
Dabei hatte alles glücklich mit der Geburt eines Kindes
begonnen. Doch nach einer sehr langen und erschöpfenden
Stillzeit erkrankt Johanna im März 1901 an einer
schweren Lungenentzündung, die in Wirklichkeit das
Auftreten einer Tuberkulose verschleiert. Die Behandlung
bleibt völlig wirkungslos.
Später verschlimmert sich die Situation noch, vor allem
durch jene Hauterkrankung, die sie in ihrer Würde als
Frau trifft.
Nach ihrem Aufenthalt in Lourdes mit ihrer Diözesanwallfahrt
kehrt sie scheinbar geheilt nach Hause zurück. Das
Medizinische Büro verfügt nur über einen kurzen
Bericht bezüglich dieser Heilung. Anscheinend ist
Johanna in mehreren Etappen am 8. und 9. August 1904
geheilt worden, und diese Heilung steht mit dem Wasser
aus der Quelle in Verbindung, in dem sie gebadet und das
sie aufgetragen hat.
Am 4. Oktober 1904, also zwei Monate nach ihrer
Wallfahrt, stellt ihr behandelnder Arzt jedoch nach
einer kurzen, eingehenden Untersuchung „die
vollkommene Heilung des Allgemeinzustandes und des
lokalen Zustandes“ fest.
28 Marie SAVOYE: Als das Allerheiligste
vorbeigetragen wird, schließt sich ihre Wunde...
Geboren 1877, wohnhaft in Cateau-Cambresis (Frankreich).
Heilung am 20. September 1901 im Alter von 24 Jahren.
Am 15. August 1908 durch Weihbischof François Delamaire
von Cambrai als Wunder anerkannt.
Sie lag in einem erbärmlichen
Zustand auf der Rosenkranzesplanade, abgemagert, schwach
und blutleer... Aber was kann sie von diesem Segen mit
dem Allerheiligsten schon erwarten – auch wenn sie und
die anderen es dennoch erhoffen? Seit vier Jahren leidet
sie an den Folgen eines infektiösen Rheumas. Seit
dreizehn Monaten hat eine Herzerkrankung ihr körperliches
Leiden noch verschlimmert.
Ihr Alltag ist die Krankheit, der fast völlige Verzicht
auf Nahrung und das Blutspucken. Sie ist so schwach,
dass die Helferinnen der Hospitalité von Lourdes nicht
einmal wagten, sie in das Bad zu tauchen. Am 20.
September 1901 verschwinden beim Segen mit dem
Allerheiligsten unvermittelt alle ihre Symptome sowie
die Wunde am Rücken, die von der langen Bettlägerigkeit
verursacht worden war.
Nach der Rückkehr in ihr normales Leben schenkte Marie
Savoye den anderen an Pflege und Aufmerksamkeit, was sie
selbst während ihrer langen Krankheit erfahren hatte.
27 Schwester MAXIMILIEN: Ihr Lebertumor
verschwand
Geboren 1858, wohnhaft im Kloster der Schwestern von der
Hoffnung in Marseille (Frankreich).
Heilung am 20. Mai 1901 im Alter von 43 Jahren.
Am 5. Februar 1908 von Kardinal Paulin Andrieu von
Marseille als Wunder anerkannt.
Es war der 21. Mai 1901. Am
Vortag war ganz anonym eine 43-jährige Ordensfrau nach
Lourdes gekommen, die an einem Lebertumor litt. Heute
wagt Schwester Maximilien, sich im Medizinischen Büro
einer Gruppe von Ärzten vorzustellen, die sie eingehend
mustern und beurteilen. Sie erzählt zunächst die
unglaubliche Geschichte ihrer Erkrankung, deren
Fortschritt am Vortag plötzlich aufgehört hatte. Sie
war 43 Jahre alt, seit 15 Jahren krank und seit 5 Jahren
endgültig ans Bett gefesselt. Die Zyste, die ihre Leber
auffraß, war unheilbar. Zudem war ihr
Gesundheitszustand durch eine Venenentzündung am linken
Bein verschlechtert. Im Kloster der Schwestern von der
Hoffnung in Marseille wusste jeder, dass die Medizin
keine Heilung ermöglichen konnte.
Mit der Aussicht auf einen baldigen Tod war sie am 20.
Mai 1901 nach Lourdes gekommen. Sie hatte sich sofort zu
den Bädern bringen lassen. Ein paar Minuten später kam
sie auf eigenen Beinen geheilt wieder heraus! Die
Schwellung am Bauch und am Bein war vollkommen
verschwunden!
26 Pater SALVATOR: Er erzählt aus Gehorsam
1862 in Rouelle geboren, wohnhaft in Dinard
(Frankreich), Kapuziner.
Heilung am 25. Juni 1900 in seinem 39. Lebensjahr.
Am 1. Juli 1908 durch Erzbischof A. Dubourg von Rennes
als Wunder anerkannt.
Der medizinische Verlauf der
Krankheit von Pater Salvator ist bedauernswert: Die
Tuberkulose hatte 1898 in den Lungen begonnen. Zwei
Jahre später, im Januar 1900, kam eine tuberkulöse
Bauchfellentzündung dazu. Am Tag vor seiner Abreise
nach Lourdes waren es die Ärzte leid und gaben jegliche
Behandlung des Kranken auf. In ihren Augen gab es für
ihn leider keine Hoffnung mehr. Sie haben sich sogar
seiner Wallfahrt widersetzt.
Bei seiner Ankunft in Lourdes am 25. Juni 1900 lässt er
sich sofort zu den Bädern bringen. Kurze Zeit später
herrscht großes Erstaunen: Er ist verwandelt und wie
verjüngt. Kurz, er ist nicht wieder zu erkennen. Die
Heilung steht außer Zweifel, sowohl für ihn selbst als
auch für seine Umgebung. Am selben Abend noch hat er
guten Appetit und schläft tief. Das war ihm seit langem
nicht mehr passiert... Am nächsten Tag, dem 26. Juni,
drängt ihn seine Umgebung, diese Erfahrung bekannt zu
machen. Aus Gehorsam ist er bereit, sich den
Untersuchungen im Medizinischen Büro zu unterziehen.
Keine Spur mehr von seiner ehemaligen,
besorgniserregenden Krankheit. Und solche Spuren sind
auch nie mehr aufgetaucht.
25 Rose FRANÇOIS: Kurz vor der Amputation!
Geboren 1863 als Rose LABREUVOIES in Paris (Frankreich).
Heilung am 20. August 1899 im Alter von 36 Jahren.
Am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Jean Amette von Paris
als Wunder anerkannt.
Rose kam 1899 nach fünf
chirurgischen Eingriffen in Lourdes an. Fünf Mal hatten
die Ärzte versucht, sie von dieser Infektion am rechten
Arm zu befreien. Vergebens. Und jetzt ist sogar von
Amputation die Rede...
Zwischen dem 20. und 22. August 1899 ereignet sich eine
unglaubliche Wende, eine vollkommene Verwandlung. Das Ödem
verschwindet, die Fisteln schließen sich. Kein Schmerz
und keine Steifheit mehr.
Gleich bei ihrer Rückkehr nach Paris lässt sich die
ehemalige Kranke bald erneut untersuchen, wobei sie
ihren rechten Arm schon wieder normal gebrauchen kann.
Ihre vollständige und unvorhersehbare Heilung ist
Wirklichkeit und war von Dauer.
24 Clémentine MALOT: Am Tag nach dem Bad
keine Spur mehr...
Geboren am 22. November 1872 in Granvilliers, wohnhaft
in Gaudechard (Frankreich).
Heilung am 21. August 1898 im Alter von 25 Jahren.
Am 1. November 1908 durch Bischof Marie Jean Douais von
Beauvais als Wunder anerkannt.
Es ist wirklich die
Verzweiflung, die Clémentine treibt, die Reise nach
Lourdes zu unternehmen.
Seit über fünf Jahren erlebt sie das Fortschreiten
dieser schrecklichen Tuberkuloseerkrankung. Mit 20
Jahren begann sie, Blut zu spucken. Fünf Jahre lang
verschlimmerte sich ihr Gesundheitszustand ständig und
unerbittlich. Wie viele andere beschließt sie in ihrer
Verzweiflung, nach Lourdes zu fahren.
Gleich bei ihrer Ankunft mit der Nationalwallfahrt 1998
wird sie nach einer sehr anstrengenden Reise zu den Bädern
gebracht. Doch erst nach dem Bad am nächsten Tag fühlt
sie eine deutliche Verbesserung ihres körperlichen
Zustandes. Sie wird im Medizinischen Büro erst am 21.
und dann am 23. August 1998 und im folgenden Jahr
nochmals am 21. August untersucht. Daraufhin gilt ihre
Heilung als sicher.
Eine neuerliche Untersuchung zehn Jahre nach der Heilung
führt zum selben Ergebnis.
23 Jeanne TULASNE: Die gesamte Wallfahrt
betete für ihre Heilung!
Geboren am 8. September 1877 in Tours (Frankreich).
Heilung am 8. September 1897 im Alter von 20 Jahren.
Am 27. Oktober 1907 durch Erzbischof René François
Renou von Tours als Wunder anerkannt.
Zerstörung von zwei oder drei
Wirbeln, Abszess am linken Schenkelknochen,
Muskelschwund und ein Klumpfuß... Was für ein Bild des
Jammers! Jeanne ist fast noch eine Jugendliche und fühlt
sich überall angegriffen. Seitdem die Krankheit die
Wirbelsäule befallen hat, ist sie auf einem seelischen
Tiefpunkt. Ihr behandelnder Arzt hält am 7. August 1897
ihren verzweiflungswürdigen Zustand schwarz auf weiß
fest. Jeanne kommt also Anfang September in so
schlechtem Zustand nach Lourdes, dass man sie in einen
Weidenkorb legen muss! Die ganze Wallfahrt erhoffte ihre
Heilung!
Und am 8. September, ihrem 20. Geburtstag, nimmt sie an
der Prozession mit dem Allerheiligsten teil. Ihr Diözesanbischof
trägt die Monstranz. Dieser segnet sie ein erstes Mal,
als er an ihr vorbeigeht, kommt dann aber noch einmal
zurück und segnet sie noch ein zweites Mal. Und genau
in diesem Augenblick fühlt sie sich auf einmal
geheilt... Bei ihrer Untersuchung im Medizinischen Büro
am nächsten Tag und im darauffolgenden Jahr stellen die
Ärzte die Dauer dieser vollständigen, unvermittelten
und ständigen Heilung von einer seit langem bestehenden
Wirbelsäulentuberkulose fest. Zehn Jahre später
erkannte der Erzbischof diese Heilung als Wunder an.
22 Ester BRACHMANN: „Verlassen Sie bloß
dieses Sterbeheim!“
Geboren 1881 in Paris (Frankreich).
Heilung in Lourdes am 21. August 1896 im Alter von 15
Jahren.
Am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Léon Amette von Paris
als Wunder anerkannt.
Esther führt nicht das Leben
einer Jugendlichen. Mit 15 Jahren hat sie den Eindruck,
dass dieses Krankenhaus von Villepinte ein wahres
Sterbeheim ist. Dieser Eindruck wird sicher von dem
Dutzend ihrer ebenfalls tuberkulosekranken Kameraden
geteilt, die wie sie diese Wallfahrt der letzten Chance
unternehmen. Es ist im August 1896. Am 21. August
morgens heben die Hospitaliers von Unserer Lieben Frau
vom Heil, die treuen Diener der Kranken der
Nationalwallfahrt, Esther aus dem Zug und bringen sie
zunächst zur Grotte und dann zu den Bädern.
Sie kommt mit der Gewissheit wieder heraus, dort geheilt
worden zu sein. Die Schmerzen sind verschwunden... wie
auch die Schwellung ihres Bauches. Sie kann gehen und
hat Hunger. Doch eine Frage quält sie: „Warum gerade
ich?“ Am Nachmittag folgt sie wie ein normaler Mensch
den Wallfahrtsexerzitien. Zwei Tage später wird sie zum
Medizinischen Büro gebracht, wo die Ärzte nach
eingehenden Untersuchungen ihre Heilung bestätigen.
Wie zu erwarten war, waren die Ärzte nach ihrer Rückkehr
nach Villepinte völlig sprachlos und verblüfft. Sie
behalten Esther ein Jahr lang zur Beobachtung da! Erst
1897 sind sie bereit, ihr nach der Rückkehr von einer
Dankeswallfahrt eine Bescheinigung auszustellen, in der
sie zugeben, dass sie „seit ihrer Rückkehr aus
Lourdes 1896 geheilt“ ist.
1908 wird sie erneut untersucht und ist völlig gesund.
Diese Untersuchung dient der Prüfung durch den
Erzbischof Leon Amette von Paris im Hinblick auf eine
Anerkennung dieser Heilung sowie der von Clémentine
Trouvé und von Marie Lesage und Marie Lemarchand, die
die unfreiwilligen Heldinnen eines „Romans“ des
Schriftstellers Emile Zola geworden sind!
21 Aurélie HUPRELLE: In einem Alter, in dem
man den Kopf voller Pläne hat, verzweifelt sie...
Geboren 1869, wohnhaft in Saint-Martin-le-noeud
(Frankreich).
Heilung am 21. August 1895 im Alter von 26 Jahren.
Am 1. Mai 1908 durch Bischof Marie Jean Douais von
Beauvais als Wunder anerkannt.
Aurélie ist vollkommen
verzweifelt. In einem Alter, in dem die anderen den Kopf
voller Pläne haben, hat diese junge 26-jährige Frau
von der Medizin nichts mehr zu erwarten. Sie leidet
offensichtlich schon seit Monaten an einer
Lungentuberkulose und beschließt daher gegen den Willen
ihres Arztes, mit der Nationalwallfahrt nach Lourdes zu
fahren.
Die Reise ist tatsächlich überaus anstrengend, so dass
sie bei ihrer Ankunft in Lourdes am 21. August
vollkommen erschöpft ist. Nachdem sie aus dem Zug
gehoben worden war, brachte man sie zu den Bädern. Und
plötzlich stellt sich ein unbeschreibliches
Wohlbefinden ein! Sofort fühlt sie sich völlig
geheilt. Sie findet wieder Geschmack am Leben.
Die in Lourdes anwesenden Ärzte waren gerade an diesem
Tag im Medizinischen Büro zu einer Sitzung
zusammengekommen. Zwei Mal wird Aurélie dorthin
gebracht. Sie können nicht umhin, die Heilung zu bestätigen.
Nach ihrer Rückkehr nach Hause ist ihr behandelnder
Arzt völlig erschüttert angesichts des Zustandes
seiner früheren Patientin, „dieser vollständigen und
unvermittelten Heilung“, wie er schrieb.
Dreizehn Jahre später ist Aurélie eine junge, anmutige
Frau geworden, der es sehr gut geht, auch wenn sie großem
Druck ausgesetzt ist: Ihre Heilung führt bei einer
Verleumdungskampagne zu einer ärztlichen
Gegenuntersuchung. Manche Ärzte behaupten, dass Aurélies
Krankheit rein nervösen Ursprungs war.
Beim fünfzigjährigen Jahrestag der Erscheinungen
Unserer Lieben Frau von Lourdes wird sie auf die Bitte
des Bischofs von Beauvais von neuem befragt und
untersucht.
Beide Untersuchungen führten zum selben Schluss: Es
handelte sich wirklich um eine Tuberkuloseerkrankung,
die unvermittelt, sicher und auf Dauer geheilt wurde.
Daraufhin erklärte der Bischof die Heilung zum Wunder.
20 Abbé CIRETTE: Ein sehr starker Wunsch, zur
Grotte zu gehen...
Geboren am 15. März 1847 in Poses (Eure), wohnhaft in
Baumontel (Frankreich).
Heilung am 31. August 1893 im Alter von 46 Jahren
Am 11. Februar 1907 durch Bischof Philippe Meunier von
Evreux als Wunder anerkannt.
Es kam ganz plötzlich nach
einer schweren Grippe: im Januar 1892 wird der Pfarrer
einer Gemeinde der Diözese Evreux von einer
Nervenerkrankung und geistiger Verwirrung befallen. Die
Gemeindeglieder sind sprachlos. Er ist nicht einmal mehr
in der Lage, normal zu gehen. Er hat seine Selbständigkeit
und sein Gedächtnis verloren und kann nicht mehr
sprechen. Da er sich seines Zustandes bewusst ist,
befindet er sich seelisch auf einem Tiefpunkt... Zudem
sind die verschriebenen Medikamente wirkungslos.
Im August 1893 beschließt er, nach Lourdes zu gehen.
Leider organisiert seine Diözese keine Wallfahrt in
jenem Jahr. Doch das kann ihn nicht bremsen: Er schließt
sich der Wallfahrt von Rouen an.
Nach seiner Ankunft am 29. August wartet er zwei Tage,
bevor er zu den Bädern geht, um nicht „einem anderen
Kranken den Platz wegzunehmen, der dort geheilt werden könnte“,
wie er sagte. Im Augenblick des Eintauchens empfindet er
nichts Besonderes. Aber später, nach dem Mittagessen,
spürt er einen sehr starken Wunsch, zur Grotte zu
gehen. Er geht hin und merkt sehr bald, dass er seine Krücken
nicht mehr braucht. Er ist geheilt... vollständig,
unvermittelt und unerwartet.
Man kann sich vorstellen, welche Wirkung diese Heilung
nach seiner Rückkehr auf seine Angehörigen und seine
Gemeindeglieder machte! Er kann alle seine Aktivitäten
wieder aufnehmen sowie seine Funktion als
Gemeindepriester von Beaumontel.
19 Schwester MARIE DE LA PRÉSENTATION: Im Zug
auf der Hinreise beginnt sie, sich besser zu fühlen...
Geboren am 15. Februar 1846, wohnhaft in Lille
(Frankreich) als Franziskanerschwester von der
Glaubensverkündigung.
Heilung am 29. August 1892 im Alter von 46 Jahren.
Am 15. August 1908 durch Weihbischof François Delamaire
von Cambrai als Wunder anerkannt.
Schwester Marie will unbedingt
nach Lourdes fahren. Ihre Angehörigen und ihr Arzt fühlen
sich so hilflos angesichts ihrer Krankheit, dass sie es
nicht für sinnvoll halten, sie davon abzubringen. Zwei
anstrengende Tage erwarten sie zwar, denn so viel Zeit
braucht man, um vom Norden nach Lourdes zu kommen. Doch
was sind schon zwei Tage nach diesen zwölf Jahren
Leiden an dieser „chronischen tuberkulösen
Magen-Darm-Erkrankung“, die von keiner Behandlung
eingedämmt werden kann?
Im Zug tritt bereits eine erste Besserung ein, und das
erlaubt ihr, etwas zu essen. In Lourdes bekommt sie beim
Beten in der Rosenkranzbasilika zum letzten Mal
Magenschmerzen, wie sie sie noch nie gehabt hatte. Dann
tritt die völlige Heilung ein.
18 Elisa LESAGE:
Geboren 1874 in Bucquoy (Frankreich).
Heilung am 21. August 1892 im Alter von 18 Jahren.
Am 4. Februar 1908 durch Bischof Alfred Williez von
Arras als Wunder anerkannt
Auch hier handelte es sich um
einen tuberkulösen „weißen Tumor“ im rechten Knie,
der damals bei den Jugendlichen so verbreitet war. Die
unerwartete Heilung trat nach einem Bad am 21. August
1892 ein. Am selben Tag bestätigt das Medizinische Büro
die Heilung „ohne Folgeerscheinungen noch
Versteifung“. Während der Nationalwallfahrt von 1893
und 1894 wurde diese junge Frau erneut untersucht. Auch
16 Jahre danach hatte sich kein Rückfall eingestellt,
so dass ihr Bischof die Wunderheilung anerkannte.
Die Doppelheilungen
17 Marie LEMARCHAND
Geboren 1874 in Caen (Frankreich).
Heilung am 21. August 1892 im Alter von 18 Jahren.
Am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Amette von Paris als
Wunder anerkannt.
16 Marie LEBRANCHU
Geboren 1857, wohnhaft in Paris (Frankreich).
Heilung am 20. August 1892 im Alter von 35 Jahren.
Am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Amette von Paris als
Wunder anerkannt.
Die Heilungen von Marie
Lebranchu und Marie Lemarchand werden oft miteinander in
Verbindung gebracht, weil beide Kranke aus Paris mit der
Nationalwallfahrt nach Lourdes gekommen waren und auf
zwei aufeinanderfolgenden Tagen, am 20. und 21. August
1892 geheilt worden sind.
Zudem litten beide seit Jahren an einer schweren
Lungentuberkulose und waren im Endstadium ihrer
Krankheit. Erstere wog nur noch 24 kg, als sie geheilt
aus den Bädern kam.
Letztere hatte zudem noch abstoßende geschwulstartige
Wunden im Gesicht.
Und schließlich hatten beide Gelegenheit, den
Schriftsteller Emile Zola zu treffen, der nach Lourdes
gekommen war, um ein Buch darüber zu schreiben.
In seinem Buch „Lourdes“ lässt der Schriftsteller
Marie Lebranchu unter dem Pseudonym La Grivotte bei der
Rückkehr im Zug sterben, nachdem er ihr wenig
beneidenswertes Schicksal beschrieben hatte. Dabei hat
sie in Wirklichkeit vollkommen gesund bis 1920 gelebt!
Marie Lemarchand aber, die unter Zolas Feder den Namen
Elise Rouquet bekam, hatte acht Kinder und starb lange
nach ihrer als Wunder anerkannten Heilung.
15 Clémentine TROUVÉ: Ein Glückstag für
Lourdes!
Geboren 1878 in Azay le Boulé (Frankreich).
Heilung am 21. August 1891 im Alter von 14 Jahren. Später
wurde sie Schwester Anges-Marie.
Am 6. Juni 1908 durch Erzbischof Amette von Paris als
Wunder anerkannt.
Der 21. August 1891 war in den
Annalen von Lourdes wirklich ein Glückstag: Es
ereigneten sich zwei Heilungen, die von Amélie Chagnon
und die von Clémentine Trouvé.
Ihre Krankheiten und Leiden sind fast die gleichen:
Tuberkulöse Knochenhautentzündung des rechten
Fersenbeins.
Und der Arzt, der am 11. Juni 1891 die
Abreisebescheinigung für Clémentine ausgestellt hatte,
war der Meinung, dass diese Krankheit schnellstens zu
einer radikalen Operation führen müsse... oder zu
einer langwierigen Behandlung.
Derselbe Arzt sah sie nach ihrer Heilung in den Bädern
am 21. August wieder und bescheinigte, dass sie von
ihrer früheren Krankheit „nur noch Narben aufweist“
und „derzeit geheilt ist“. Später wurde sie eine
Kleine Schwester von der Aufnahme Mariens in den Himmel
unter dem Namen Schwester Agnes-Marie.
Clémentine erscheint in dem Buch von Zola unter dem
Namen Sophie Couteau.
14 Amélie CHAGNON: Da der Arzt wusste, dass
sie nach Lourdes fuhr, schob er die Operation auf!
Geboren am 17. September 1874 in Poitiers.
Heilung am 21. August 1891 im Alter von fast 17 Jahren,
später Ordensfrau vom Heiligsten Herzen in der Nähe
von Tournai (Belgien).
Am 8. September 1910 durch Bischof Charles G. Walravens
von Tournai als Wunder anerkannt.
Amélie ist 13 Jahre alt, als
sie an einem Knieleiden erkrankt. In diesem Alter werden
die Schmerzen auf das Konto des Wachstums geschrieben.
Aber Amelie leidet zu sehr. In Wirklichkeit leidet sie
an Tuberkulose, die sich dann noch auf den Fuß
ausdehnt. Eines schönen Tages im August 1891 verkündet
sie einem ihrer Ärzte, dass sie eine Wallfahrt nach
Lourdes unternehmen will. Er ist daraufhin bereit, die
vorgesehene Operation zu verschieben!
Das war ein guter Entschluss. Bei ihrer Rückkehr
braucht Amélie keine Pflege mehr und noch weniger eine
Operation: ihre Krankheit ist ohne Folgeerscheinungen
geheilt. Sie fühlt sich frei und lebt wieder auf.
13 Schwester JOSEPHINE MARIE: Sie kam aus
Gehorsam und reiste geheilt wieder ab
Geboren als Anne JOURDAIN am 5. August 1854 in Le Havre,
wohnhaft in Goincourt (Frankreich).
Heilung am 21. August 1890 im Alter von 36 Jahren.
Am 10. Oktober 1908 durch Bischof Marie Jena Douais von
Beauvais als Wunder anerkannt.
Im Schoß der Familie Jourdain
hat die Tuberkulose verheerende Folgen: Anne hat zwei
Schwestern und einen Bruder verloren.
Sie selbst ist schon lange krank und liegt im Juli 1890
im Sterben. Aus Gehorsam macht sie die Wallfahrt nach
Lourdes mit, auch wenn ihr Arzt ihr davon abgeraten
hatte. Ihre Hinreise mit der Nationalwallfahrt wird von
Anfällen überschattet. Sie kommt am 20. August an und
wird in den Bädern sofort in das Lourdeswasser
getaucht.
Erst am nächsten Tag, dem 21. August, fühlt sie sich
nach einem zweiten und dritten Eintauchen ins Wasser
unendlich viel besser. Sie beginnt, ihre Heilung zu verkünden.
Der Arzt, der gegen diese Reise gewesen war, sieht sie
ein paar Tage später nach ihrer Rückkehr in ihr
Kloster wieder. Er sucht vergeblich nach dem geringsten
Symptom, die Krankheit ist nicht mehr aufzufinden. Sie
ist völlig verschwunden. Schwester Josephine Marie kann
daraufhin in ihrer Gemeinschaft wieder ein normales
Leben führen. Ihre Heilung wurde 18 Jahre später als
Wunder anerkannt.
12 Sr. JULIENNE: Eine Heilung, die fast in
Vergessenheit geraten wäre
Geboren 1864 als Aline Bruyère im Dorf La Roque in der
Nähe von Sarlat (Frankreich).
Heilung am 1. September 1889 im Alter von 25 Jahren.
Am 7. März 1912 durch Bischof Albert Nègre von Tulle
als Wunder anerkannt.
Die Ärzte sind eindeutig und
haben ihr die Diagnose mitgeteilt: Sie ist an einer
schweren, unheilbaren Lungentuberkulose erkrankt. Und
genauso unvermittelt wurde sie in den Bädern von
Lourdes geheilt. Es war im September 1889. Die Ärzte
Dunot de Saint-Maclou und Boissarie leiten die
Untersuchung. Sie finden keinerlei medizinische Erklärung
für die Heilung dieser jungen, 25-jährigen Schwester.
Zwanzig Jahre später wird ihre Geschichte in der Diözese
Tulle, aus der sie stammt, aus der Versenkung geholt!
Ortsbischof Nègre beschließt, eine Kommission
einzuberufen, um eine neue Prüfung einzuleiten. Das
neue Ärztekollegium, das die Schwester befragt und
untersucht, gelangt zum selben Ergebnis wie das erste,
zwanzig Jahre zuvor. Nachdem sie den „Fall“ mit den
Unterscheidungskriterien der Kirche verglichen haben,
muss der Bischof einsehen, dass diese Heilung „außerhalb
der allgemeinen Naturordnung eingetreten und wunderbar
ist.“
11 Schwester EUGENIA: Sie konnte wieder die Regel
ihrer Ordensgemeinschaft befolgen
Geboren 1855 als Marie MABILLE, wohnhaft in Bernay
(Frankreich).
Heilung am 21. August 1883 im Alter von 28 Jahren.
Am 30. August 1908 durch Bischof Philippe Meunier von
Evreux als Wunder anerkannt.
1877 leidet Marie im Alter von
22 Jahren an einem Abszess des Blinddarms, der direkt zu
einer Bauchfellentzündung führt. 1880 urteilt der berühmte
Professor Péan aus Paris, dass sie einen chirurgischen
Eingriff nicht überleben würde. Zwischen 1880 und 1883
verschlimmert sich der Allgemeinzustand der Kranken.
Alle Behandlungen bleiben wirkungslos.
Sie reiste am 17. August 1883 ab und kam in Lourdes am
21. an. Gleich bei ihrer Ankunft lässt sie sich zur
Grotte bringen, wo sie die Kommunion empfängt. Dabei
empfindet sie eine Art Linderung. Aber erst am
Nachmittag fühlt sie sich plötzlich geheilt... Sie
steigt allein aus dem Wasser in den Bädern. Von diesem
Augenblick an waren alle Krankheitszeichen verschwunden.
Sie kann gehen und essen. Alles ist in Ordnung! Bei
ihrer Rückkehr in ihre Gemeinschaft nimmt sie ihre
Arbeit wieder auf und befolgt wieder die Lebensregel der
Schwestern, was sie schon lange nicht mehr tun konnte!
An dieser blühenden Gesundheit hat sich in den 24
Jahren nichts geändert, die es bis zur Anerkennung
ihrer Heilung als Wunder gedauert hat.
10 Elisa SEISSON: Ein neues Herz
Geboren 1855, wohnhaft in Rognonas (Frankreich).
Heilung am 29. August 1882 im Alter von 27 Jahren.
Am 12. Juli 1912 durch Erzbischof François Bonnefoy von
Aix, Arles und Embrun als Wunder anerkannt.
1876 wird Elisa mit 21 Jahren
krank. Sechs Jahre lang wird sie wegen einer chronischen
Bronchitis und einer organischen Herzerkrankung
gepflegt. Elisa reagiert auf keine Behandlung und wird
als unheilbar krank erklärt.
In ihrer Verzweiflung fährt sie Ende 1882 nach Lourdes.
Gleich am ersten Tag der ersten Wallfahrt wird sie in
den Bädern gebadet, und als sie wieder herauskommt sind
die Ödeme an ihren Beinen verschwunden! Nach einer
guten Nacht erwacht sie am nächsten Tag mit dem Gefühl,
vollkommen geheilt zu sein. Dieser Eindruck wird nach
ihrer Rückkehr von ihrem behandelnden Arzt bestätigt.
In den 30 folgenden Jahren, die es dauert, bis diese
Heilung 1912 offiziell durch ihren Bischof als Wunder
anerkannt wird, bleibt sie kerngesund.
9 Joachime DEHANT: Sein Fleisch und seine
Sehnen wiederhergestellt
Geboren 1849 in Velaine/s. Sambre, wohnhaft in Gesves
(Belgien).
Heilung am 13. September 1878 im Alter von 29 Jahren.
Am 25. April 1908 durch Bischof Thomas Louis Heylen von
Namur als Wunder anerkannt.
Joachime kommt mit 29 Jahren am
12. September 1878 nach Lourdes. Sie hat einen Wundbrand
am rechten Bein. Die Verletzungen sind mindestens zehn
Jahre alt. Ihr Allgemeinzustand ist jetzt durch dieses
Leiden schwer angeschlagen, für das es damals keine
Behandlung gab.
Am nächsten Tag, dem 13. September, badet sie zwei Mal
im Wasser der Grotte und bedeckt ihr Bein dabei mit
einem Tuch. Nach dem zweiten Bad keine Spur mehr von
einem Geschwür. Das Fleisch und die Sehnen sind wieder
hergestellt, die Haut ist erneuert und rosa. Später
nahm ihr Fuß nach einem neuerlichen Bad wieder die
normale Stellung ein. Dreißig Jahre später ist sie
immer noch kerngesund, und der Bischof von Namur erkennt
nach einer neuerlichen Untersuchung diese Heilung als
Wunder an.
8 Pierre DE RUDDER: Eine Heilung fern von
Lourdes, über die viel Tinte verspritzt wurde
Geboren am 2. Juli 1822 in Jabbeke (Belgien).
Heilung am 7. April 1875 im Alter von 52 Jahren.
Am 25. Juli 1908 durch Bischof Gustave Waffelaert von
Bruges als Wunder anerkannt.
Es ist die erste Heilung, die
in der Ferne ohne Zusammenhang mit dem Wasser der Grotte
eintrat und als Wunder anerkannt wurde.
1867 wird Pierres Bein von einem umstürzenden Baum erdrückt.
Die Folge: Ein offener Bruch beider linken Beinknochen,
zu dem noch eine Wundbrandentzündung kommt, die jede
Hoffnung auf eine Konsolidierung schwinden lässt.
Pierre lehnt mehrmals die von seinen Ärzten empfohlene
Amputation ab. Nach einigen Jahren überlassen die Ärzte
Pierre in ihrer Ohnmacht seinem Schicksal. In diesem
Zustand beschließt Pierre am 7. April 1875, acht Jahre
nach seinem Unfall, eine Wallfahrt nach Oostacker zu
unternehmen, wo sich seit kurzem eine Nachbildung der
Grotte von Lourdes befindet. Am Morgen war er als
Kranker abgefahren und kehrte am Abend ohne Krücken und
ohne Wunde nach Hause zurück. Die Konsolidierung des
Knochens ereignete sich innerhalb weniger Minuten. Als
Pierre sich von seiner tiefen Ergriffenheit erholt hat,
führt er wieder ein normales Leben. Er kommt im Mai
1881 nach Lourdes und stirbt 23 Jahre nach seiner
Heilung am 22. März 1898.
Später wurden die Knochen seiner beiden Beine
exhumiert, um zu einer besseren Beurteilung zu gelangen.
Das erlaubte eine objektive Bestätigung sowohl der
Verletzung als auch der Konsolidierung, wie es der
Abdruck beweist, der im Medizinischen Büro aufbewahrt
wird.
7 Marie MOREAU: Nach einer Gebetsnovene der
Familie...
Geboren 1841, wohnhaft in Tartas in der Region Landes
(Frankreich).
Heilung am 9. November 1858 im Alter von fast 17 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Dies ist die erste Heilung
„aus der Ferne“!
Marie erkrankt Anfang 1858 mit 16 Jahren an einer entzündlichen
Augenkrankheit. Trotz der Behandlung führt das
Fortschreiten dieses Leidens zu einem ausgeprägten
Sehverlust, der an Blindheit grenzt. Da erfährt ihr
Vater durch die Presse von der Heilung von Madeleine
Rizan und beschließt, nach Lourdes zu gehen, um sich
Wasser aus der Grotte zu holen. Am 8. November 1858
beginnt die Familie eine Gebetsnovene. Am Abend taucht
das junge Mädchen ein Tuch in das Lourdeswasser und
bindet es auf ihre Augen. Am nächsten Tag, dem 9.
November, merkt sie beim Abnehmen der Binde, dass sie
wie vor ihrer Krankheit sehen kann. Sie konnte ihre
Ausbildung wieder aufnehmen, die sie hatte unterbrechen
müssen, und lebte später als verheiratete Frau in
Aire-sur-Adour
6 Madeleine RIZAN: Während sie für einen
guten Tod betete!
Geboren 1800, wohnhaft in Nay (Frankreich).
Heilung am 17. Oktober 1858 im Alter von 58 Jahren
Am 18. Januar 1962 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Madeleine war seit 20 Jahren
bettlägerig. Sie wurde von einer linksseitigen Lähmung
ans Bett gefesselt. Ihre Ärzte hatten schon lange jede
Hoffnung auf Heilung aufgegeben und verzichteten auf
jegliche Behandlung. Im September 1858 wird ihr die
Krankensalbung gespendet. Und von diesem Tag an betet
sie „für einen guten Tod“. Einen Monat später, am
16. Oktober, scheint der Tod bevorzustehen. Als ihr ihre
Tochter am nächsten Tag Lourdeswasser bringt, trinkt
sie ein paar Schluck davon und lässt sich Gesicht und Körper
waschen. Augenblicklich verschwindet die Krankheit! Die
Haut sieht wieder normal aus, und die Muskeln
funktionieren wieder! Am Tag zuvor lag Madeleine noch im
Sterben, und nun fühlte sie wieder Leben in sich.
Danach führte sie 11 Jahre lang ein normales Leben und
starb 1869 ohne Rückfall.
5 Justin BOUHORT: Dank dem Glauben einer
Mutter!
Geboren in Lourdes am 28. Juli 1856 und wohnhaft dort.
Heilung Anfang Juli 1858 im Alter von 2 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Diese Heilung ist wirklich eine
wunderschöne Geschichte!
Seit seiner Geburt ist Justin sehr oft krank und gilt
als behindert. Mit 2 Jahren hat er einen enormen
Wachstumsrückstand und kann noch nicht gehen. In ihrer
Verzweiflung, ihn immer mit dem Tod kämpfen zu sehen,
beschließt seine Mutter Croisine Anfang Juli trotz des
Verbotes der Behörden, an der Grotte mit ihm zu beten!
Denn zu jener Zeit war es verboten, zur Grotte zu gehen.
Sobald sie angekommen ist, betet sie mit ihrem Kind in
den Armen und in Begleitung vieler Neugieriger einen
Augenblick flehentlich am Felsen. Dann beschließt sie,
ihr todkrankes Kind in dem Becken zu baden, das die
Steinmetze vor kurzem eingerichtet haben.
Die Menschen in ihrer Umgebung schreien und
protestieren: Man will sie daran hindern, „ihr Kind
umzubringen“!
Nach einer gewissen Zeit, die zwangsläufig sehr lang
erscheinen musste, zieht sie Justin schließlich wieder
heraus und geht mit ihm in den Armen nach Hause zurück.
Er atmet noch schwach. Und während seine Umgebung noch
das Schlimmste fürchtet – außer seiner Mutter, die
mehr denn je glaubt, dass die „heilige Jungfrau ihn
heilen wird“ – schläft das Kind friedlich ein. In
den folgenden Tagen blüht das Kind auf und beginnt zu
gehen! Alles kommt in Ordnung. Das Wachstum stellt sich
ein und er erreicht das Erwachsenenalter. Vor seinem Tod
1935 nahm er noch am 8. Dezember 1933 an der
Heiligsprechung von Bernadette in Rom teil.
4 Henri BUSQUET: Der Jugendliche wurde zu
Hause durch einen mit Quellwasser getränkten Verband
geheilt
Geboren 1842, wohnhaft in Nay (Frankreich).
Heilung Ende April 1858 in seinem 16. Lebensjahr.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Henri ist 16 Jahre alt. Er erträgt
das Leiden nicht mehr. So bittet er darum, dass man ihn
nach Lourdes bringt. Seine Eltern lehnen das ab. Dank
einer Nachbarin erhält er Wasser aus der Grotte von
Lourdes...
Sein Leidensweg hat mit Fieber begonnen, das als Typhus
bezeichnet wurde. Aber es handelte sich eher um eine
Erkrankung an Tuberkulose. Dann trat als Folge ein
Abszess am Hals auf, der mangels Behandlung auf den
Brustkorb übergriff. Nach einem Aufenthalt in Cauterets,
wo das Leiden sich verschlimmerte, bildete sich Anfang
1858 ein riesiges eiterndes Geschwür am Halsansatz, das
sich nicht mehr besserte.
Am 28. April 1858 betet die ganze Familie des Kranken am
Abend, und er bekommt einen Verband, der mit Wasser von
der Grotte getränkt wurde. Nach einer ruhigen Nacht ist
das Geschwür vernarbt, die Infektion ist verschwunden
und die anderen Knoten sind auch nicht mehr da. Es hat
nach dieser unvermittelten Heilung nie mehr Rückfälle
gegeben.
3 Blaisette CAZENAVE: Beim
Nachahmen von Bernadette erhält sie ihre Sehkraft
wieder
Geboren 1808 als Blaisette Soupène, wohnhaft in
Lourdes.
Heilung im März 1858 im Alter von 50 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Blaisette litt schon seit
mehreren Jahren an ernsten Augenproblemen. Diese 50-jährige
Einwohnerin von Lourdes war an einer chronischen
Bindehaut- und Lidentzündung erkrankt, die mit
Komplikationen einherging. Die damalige Medizin konnte
ihr keine große Hilfe bringen.
Ihre Krankheit war als unheilbar erklärt worden und so
beschloss Blaisette eines Tages, Bernadettes Gesten an
der Grotte nachzuahmen: Wasser aus der Quelle trinken
und sich das Gesicht waschen. Beim zweiten Mal wird sie
völlig geheilt! Die Lider ziehen sich wieder hoch, die
Wülste sind verschwunden. Die Schmerzen und Entzündungen
vergehen.
Professor Vergez, ein erfahrener Mediziner, hat über
sie geschrieben, dass „die übernatürliche Einwirkung
bei dieser wunderbaren Heilung umso deutlicher ist, als
die organische Erkrankung der Lider sehr beeindruckend
war... und als zu der schnellen Wiederherstellung des
Gewebes in seiner normalen organischen und vitalen
Funktion noch das Hochziehen der Lider hinzukam.“
2 Louis BOURIETTE: Nach einer dramatischen
Explosion auf einem Auge blind...
Geboren 1804, wohnhaft in Lourdes.
Heilung im März 1858 im Alter von 54 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
Diese Heilung hat die
Geschichte von Lourdes am meisten geprägt. Louis war
ein Steinmetz, der in Lourdes arbeitete und lebte. 1858
litt er bereits seit zwei Jahren unter einem
vollkommenen Verlust der Sehkraft seines rechten Auges
nach einem Arbeitsunfall im Jahr 1839 bei einer
Minenexplosion in einem Steinbruch. Er ist nicht nur
irreversibel am Auge verletzt, vielmehr wurde sein
Bruder Joseph – der im Augenblick der Explosion
anwesend war – unter diesen schrecklichen Umständen
getötet.
Der Heilungsbericht stammt von Dr. Dozous, dem Arzt und
ersten „medizinischen Fachmann“ von Lourdes, der das
Zeugnis von Louis aufgezeichnet hat: „Sobald
Bernadette die Quelle, die so viele Kranke heilt, aus
dem Boden der Grotte ausgegraben hatte, hatte ich den
Wunsch, zu diesem Wasser Zuflucht zu nehmen, um mein
rechtes Auge zu heilen. Als ich in Besitz dieses Wassers
gekommen war, betete ich zu Unserer Lieben Frau von der
Grotte und flehte demütig, dass sie mir beistehen möge,
während ich mein rechtes Auge mit dem Wasser aus ihrer
Quelle wasche. Ich wusch und wusch mein rechtes Auge
innerhalb kurzer Zeit mehrmals, und nach diesen
Waschungen konnte ich so ausgezeichnet sehen wie
jetzt.“
1 Catherine LATAPIE: Am Tag ihrer Heilung
bringt sie einen zukünftigen Priester zur Welt...
Geboren 1820, wohnhaft in Loubajac in der Nähe von
Lourdes.
Heilung am 1. März 1858 im Alter von 38 Jahren.
Am 18. Januar 1862 durch Bischof Laurence von Tarbes als
Wunder anerkannt.
In der Nacht vom 28. Februar
stand Catherine einer plötzlichen Eingebung folgend um
3 Uhr morgens auf, weckte ihre kleinen Kinder und machte
sich zu Fuß auf den Weg nach Lourdes. Seit praktisch
zwei Jahren konnte sie ihre Rolle als Familienmutter
nicht mehr richtig erfüllen. Sie musste ihre Arbeiten
wie früher verrichten trotz der Behinderung ihrer
rechten Hand nach einem Sturz von einem Baum im Oktober
1856. Im Morgengrauen des 1. März 1858 kommt sie zur
Grotte, kniet nieder und betet.
Und dann taucht sie ihre Hand in den dünnen Strahl
schlammigen Wassers, den die Quelle noch bildet, da
Bernadette sie erst drei Tage zuvor nach den Angaben der
„Dame“ entdeckt hatte.
Sofort werden ihre Finger wieder gerade und geschmeidig.
Sie kann sie wieder ausstrecken und beugen und sie
genauso gut gebrauchen wie vor dem Unfall. Doch sie muss
schnell nach Hause zurück... denn am selben Tag –
dadurch kann man den Tag ihrer Heilung datieren! –
bringt sie ihr drittes Kind Jean-Baptiste zur Welt, der
1882 Priester wurde.